03.12.2021 Aufrufe

SOLiNZ 5/2021

Editorial SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen. Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

Editorial

SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen.
Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

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15 Best Practice Verkehr: Barcelona<br />

Barcelonas Antwort auf die autozentrierte Stadt<br />

Lebensqualität durch Superblocks & Öffis<br />

Politik weg von auto- hin zu menschengerechter Mobilität macht es möglich: Nachbarn sitzen gemütlich plaudernd<br />

auf einer Parkbank und Kinder spielen dort, wo früher Durchzugsverkehr lärmte und die Luft verpestete. Bis spät<br />

in die Nacht gelangen Fahrgäste mit Öffis an ihr Ziel. Doch wie hat Barcelona das geschafft?<br />

Viele Jahre kennzeichneten<br />

Barcelona seine Sehenswürdigkeiten,<br />

aber auch<br />

Staus, Lärm, Abgase, wenig<br />

Grünflächen, viel Beton und<br />

Hitzeinseln (bis +8 Grad Celsius<br />

als im Umland). Aus der Not<br />

heraus brach bereits ab 1993<br />

die Stadtverwaltung mit dem<br />

Paradigma der autogerechten<br />

Stadt und entwickelte ein<br />

Konzept für nachhaltige Mobilität.<br />

Verkehrsberuhigung statt<br />

weitere Autobahnen zu bauen,<br />

wird als effektive Möglichkeit<br />

gesehen, die Verkehrsbelastung<br />

zu reduzieren, der Luftverschmutzung<br />

entgegenzuwirken<br />

und damit die Lebensqualität<br />

für die Bevölkerung zu erhöhen.<br />

Ein sehr gutes Öffisystem,<br />

mit dem man mittlerweile die<br />

entlegensten Ecken der Stadt<br />

bis spät in die Nacht erreicht,<br />

unterstützt dieses Ziel, ebenso<br />

wie die Neuverteilung der<br />

öffentlichen Flächen in Begegnungsorte<br />

für die EinwohnerInnen<br />

in „Superblocks“.<br />

Ausgangsmodell<br />

Was sind Superblocks?<br />

Für Superblocks (auf Katalanisch<br />

„Superilles“) werden bis zu<br />

neun Häuserblocks zusammengefasst.<br />

Sie teilen den vorhanden<br />

Raum zwischen Autos, Radfahrenden<br />

und Fußgehenden neu auf.<br />

Es entsteht damit ein Areal von<br />

ca. 400x400m, das für den Durchzugsverkehr<br />

gesperrt ist. Autoverkehr<br />

ist in Einbahnstraßen – für<br />

Verkehrsberuhigte Zone des Superblocks (grün): Einfahrt nur für<br />

Bewohner und Lieferdienste. Durchzugsverkehr fährt außen herum.<br />

„Eine Studie prognostiziert für Barcelona: Aufgrund der Abkehr von der Auotzentrierung wird die Lebenserwartung<br />

der BewohnerInnen um fast 200 Tage steigen, rund 300 frühzeitige Todesfälle pro Jahr können verhindern werden.“<br />

Superblockmodell<br />

Anwohner, Müllabfuhr und Lieferdienste<br />

- nur mit 10 bis 20 km/h<br />

erlaubt. Zu Fußgehende und<br />

Radfahrende haben in den Superblocks<br />

Priorität, der Autoverkehr<br />

ist nur Gast. Durchzugsverkehr<br />

fließt um diese Blöcke herum.<br />

Innerhalb dieser Superblocks<br />

haben Fußgehende und Radfahrende<br />

Vorrang. Bei zweispurigen<br />

Straßen wird den Autos eine<br />

Spur weggenommen und sie<br />

werden zu erweiterten Wohnzimmern,<br />

wo Kinderlachen beim<br />

Spielen statt Autolärm ans Ohr<br />

dringt. Das triste Grau der Straße<br />

wird durch bepflanzte Hochbeete,<br />

Blumenkübel und Bäumen<br />

ersetzt. Man atmet frische<br />

Luft statt Abgase ein, begegnet<br />

entspannten Menschen, die auf<br />

frisch errichteten Parkbänken<br />

Kaffee trinken und miteinander<br />

ins Gespräch kommen.<br />

Der erste Superblock entstand<br />

2017 im Stadtviertel Poble Nou -<br />

anfangs noch gegen Widerstände<br />

von Geschäftsleuten und Autofahrenden,<br />

doch mit großem<br />

Zuspruch der AnwohnerInnen.<br />

In den bis bisher gestalteten<br />

Superblocks, die im gesamten<br />

Stadtgebiet entstanden sind, ist<br />

das befürchtete Geschäftssterben<br />

ausgeblieben. Im Gegenteil:<br />

Die Anzahl der lokalen Läden<br />

stieg sogar um 30 Prozent.<br />

Bei der Umsetzung der Superblocks<br />

ist es wichtig, dass<br />

diese auch von wohnungspolitischen<br />

Maßnahmen begleitet<br />

wird, damit nicht innerhalb des<br />

verkehrsberuhigten, nun aufgewerteten,<br />

Bereichs die Mieten<br />

steigen und die BewohnerInnen<br />

in die umliegenden Bezirke verdrängt<br />

werden. Barcelona plant<br />

u.a deshalb die Ausweitung des<br />

Konzepts, damit jede/r unabhängig<br />

vom Geldbeutel gesünder<br />

leben kann.<br />

Insgesamt sollen 503 (!) Superblocks<br />

in Barcelona entstehen,<br />

60 Prozent der bisher von Autos<br />

genutzten Straßen würden dadurch<br />

für andere Nutzungen frei<br />

werden. Eine aktuelle Studie des<br />

Gesundheitsinstituts BCNecologia<br />

Barcelona zeigt, schreibt der<br />

britische „Guardian“, welche positiven<br />

Auswirkungen die Umsetzung<br />

hätte: Die Lebenserwartung<br />

der hier lebenden Menschen<br />

würde um fast 200 Tage steigen.<br />

Die Verminderung der Abgase<br />

würde zu weniger Lärm und Hitzeinseln<br />

führen - und könnte rund<br />

300 frühzeitige Todesfälle pro<br />

Jahr verhindern. Laut der Studie<br />

könnte die private Autonutzung<br />

von 1,19 Millionen Fahrten pro<br />

Woche auf 230.000 fallen.<br />

Das Konzept der Superblocks<br />

haben sich Städte, wie New York,<br />

London, Paris, Berlin abgeschaut<br />

und auch in Wien wird überlegt.<br />

Super „Öffis“<br />

Aber nicht nur Superblocks<br />

helfen, die Lebensqualität in der<br />

Großstadt zu heben und die Belastung<br />

durch PKW-Verkehr zu<br />

senken. Barcelona hat ein sehr<br />

gutes, modernes flächendeckendes<br />

Personennahverkehrssystem<br />

(ÖPNV). EinwohnerInnen und<br />

BesucherInnen kommen schnell<br />

und ohne Stau zu jedem beliebigen<br />

Ort innerhalb der Stadt.<br />

Busse, Straßenbahnen und die<br />

sehr gut funktionierenden Metrolinien<br />

fahren alle in einem sehr<br />

engen Takt und bis spät in die<br />

Nacht in die entlegensten Ecken<br />

Barcelonas.<br />

Um weitere Anreize zu schaffen<br />

auf den ÖPNV umzusteigen,<br />

probiert Barcelona sich nun an<br />

einem neuen Ansatz. Konkret<br />

legt der Verkehrsbetreiber Transports<br />

Metropolitans de Barcelona<br />

folgendes Programm auf:<br />

Wer ein altes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor<br />

abgibt, erhält<br />

im Gegenzug eine Karte, mit der<br />

man die örtlichen ÖPNV-Angebote<br />

kostenlos nutzen darf – und<br />

zwar für drei Jahre.<br />

Superblocks, super „ÖPNV“:<br />

Barcelona ist ein weiteres Vorbild<br />

für Linz wie Stadtentwicklung<br />

anders geht – weg vom autozentrierten<br />

Denken - für mehr<br />

Lebensqualität.<br />

Eveline Steinbacher<br />

https://local-social-innovation.eu/mobility-in-superblocks/

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