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TOPFIT Dezember 2021

Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness

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16 Diagnose & Therapie

Fotos: © michelangeloop / 123rf.com

Schwachstelle Rücken

Beim Skifahren werden nicht nur die

Kniegelenke strapaziert, sondern auch der

Rücken wird besonders gefordert. Vorsicht ist

geboten, wenn man bereits unter Rückenschmerzen

leidet. Dann kann es z. B. sein,

dass der Orthopäde seinem Patienten zu einem

Wechsel von Alpinski zu Skilanglauf rät.

»Dies gilt vor allem für Wintersportler, deren

Rückenprobleme durch gestresste Bandscheiben

hervorgerufen werden«, erklärt der

Münchner Orthopäde und Sportmediziner

Dr. Felix Söller vom MVZ im Helios.

Herr Dr. Söller, was raten Sie

wintersportbegeisterten Patienten,

die Rückenprobleme haben?

Dr. Söller: Das hängt davon ab, was

die Ursache für die Rückenschmerzen

ist. Sind Verspannungen oder eine geschwächte

Rückenmuskulatur schuld, ist

das in der Regel erst einmal kein Grund,

auf den Wintersport zu verzichten. Ich

würde jedoch dazu raten, vor Beginn der

Skisaison die Rumpfmuskulatur durch

gezielte Übungen zu kräftigen – so wird

auch die Wirbelsäule stabilisiert und das

Verletzungsrisiko wird minimiert. Etwas

anderes ist, wenn die Rückenprobleme

von der Wirbelsäule, etwa von den Bandscheiben,

ausgehen. Dann sind Sportarten

wie Alpinski oder Snowboarden wegen

der unvermeidlichen Stoßbelastungen

eher ungeeignet.

Gibt es zum Abfahrtsski eine rückenfreundliche

Alternative?

Dr. Söller: Wer trotz Rückenprobleme

auf Wintersport nicht verzichten möchte,

für den ist Skilanglauf empfehlenswert.

Beim Langlauf entstehen deutlich weniger

Stoß- und Druckbewegungen als

Wintersport

beim alpinen Skifahren. Zudem schonen

die fließenden Bewegungen auf ebenen

Flächen nicht nur den Rücken, sondern

auch die Gelenke. Überhaupt zeichnet

sich Langlauf durch viele gesundheitsfördernde

Eigenschaften aus. Denn er fördert

die Ausdauer und trainiert nahezu

alle Muskelgruppen des Körpers – bis hin

zu den tiefen Rückenmuskeln. Ein weiterer

Vorteil: Die Gefahr, sich zu verletzen,

ist geringer als beim Alpinski.

Was kann passieren, wenn man beim

Skifahren auf den Rücken stürzt?

Dr. Söller: Die Bandbreite reicht von

leichteren Blessuren wie Muskelverspannungen

und Gelenkblockaden bis hin zu

langwierigeren Verletzungen, etwa an

der knöchernen Wirbelsäule oder der

Bänder, über die die Wirbelkörper miteinander

verbunden sind. Hals- oder Rückenwirbel

können durch Stürze beim

Skifahren verschoben werden, so kann es

im Extremfall sogar zu einem Bandscheibenvorfall

kommen. Durch einen heftigen

Sturz auf den Rücken können auch

Wirbelkörper brechen und das Rücken-

Zur Person

mark kann in Mitleidenschaft gezogen

werden. Eine starke Quetschung oder

Schädigung des Rückenmarks infolge eines

Skiunfalls ist jedoch zum Glück inzwischen

selten – was sicherlich auch damit

zusammenhängt, dass immer mehr Skifahrer

Rückenprotektoren tragen.

Wie gefährlich ist ein

Wirbelkörperbruch?

Dr. Söller: Das hängt von vielen Faktoren

ab. Dementsprechend unterschiedlich

fallen auch die Therapieansätze aus; sie

reichen von einer frühzeitigen Stabilisierung

durch kurzzeitige Ruhigstellung und

anschließende krankengymnastische Behandlung

bis hin zu einem operativen

Eingriff.

Welche operativen Eingriffe kommen

infrage?

Dr. Söller: Eine Therapieoption ist z. B.

die Kyphoplastie, ein bewährtes minimalinvasives

Verfahren zur Behandlung von

Wirbelbrüchen. Aber ob es im Einzelfall

die Vorgehensweise der Wahl ist, kann

erst nach einer eingehenden Untersuchung

geklärt werden. Für die Kyphoplastie

spricht, dass mit ihr die normale

Höhe der Wirbelkörper wiederhergestellt

und gleichzeitig die Fraktur stabilisiert

werden kann. Hierbei wird der eingefallene

Wirbel zunächst mithilfe eines

speziellen Ballons wieder aufgerichtet

und dann mit Knochenersatzmaterial

aufgefüllt.

Eine andere Möglichkeit ist die Stabilisierung

eines gebrochenen Wirbelkörpers

mithilfe von Schrauben. Dies ist eine Option,

wenn die Hinterkante des Wirbelkörpers

betroffen ist. Der Eingriff erfolgt

in der Regel perkutan, d. h. er wird direkt

durch die Haut, ohne große Schnitte,

vorgenommen. Auf diese Weise wird

die Gewebsschädigung auf ein Minimum

reduziert, sodass die postoperativen

Schmerzen gering bleiben und der Heilungsprozess

relativ kurz ist.

Dr. med. Felix Söller ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,

Sportmedizin und Akupunktur und praktiziert zusammen mit seinen

Kollegen Dr. med. Heribert Konvalin, Dr. med. Werner Zirngibl und Dr.

med. Steffen Zenta im MVZ im Helios. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten

gehört neben invasiven bzw. minimal-invasiven Wirbelsäuleninterventionen

auch die operative Behandlung von

Handerkrankungen und -verletzungen.

Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de

TOPFIT 4 / 2021

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