blaettle 17 - November/Dezember 2017
Musik öffnet Herzen
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lättle | Ausgabe <strong>17</strong> | <strong>November</strong>/<strong>Dezember</strong> 20<strong>17</strong><br />
TITELTHEMA: MUSIK ÖFFNET HERZEN<br />
16<br />
Bilder: Peter Popanda<br />
Musik ist ein großes, verbindendes Element<br />
Im Gespräch mit Erna Dirschinger vom Buchdorfer Zweigesang.<br />
> Seit über 30 Jahren sind Erna Dirschinger und<br />
ihre Mutter Maria Eisenwinter als Buchdorfer<br />
Zweigesang im gesamten Landkreis und weit darüber<br />
hinaus mit ihren Liedern und ihrer Musik<br />
unterwegs. Wer einmal bei einem ihrer Konzerte<br />
war, weiß, warum sie so lange schon so erfolgreich<br />
sind: Die Konzerte sind lebendig, machen<br />
Freude und vor allem ist Jedermann eingeladen,<br />
mitzusingen. Die Bandbreite des Zweigesangs ist<br />
groß, denn von Volksliedern, Klassik, Operette,<br />
Stubenmusik oder Gospel ist für jeden Geschmack<br />
etwas dabei.<br />
„Musik ist so unterschiedlich wie die Menschen<br />
und ihre Stimmungen. Deshalb stelle ich für jeden<br />
Auftritt das passende Programm zusammen“, sagt<br />
Erna Dirschinger bei unserem Gespräch. Sie selbst<br />
singt und musiziert von Kindesbeinen an, meist<br />
gemeinsam mit ihrer Mutter. Eine musikalische<br />
Ausbildung hat keine von beiden, denn sie singen<br />
einfach von Herzen und mit dem Herzen und<br />
gelangen so ohne Umwege in die Herzen ihres Publikums.<br />
„Mir ist von Anfang an wichtig gewesen,<br />
dass die Leute auch selbst mitsingen dürfen. Deshalb<br />
lade ich sie immer wieder dazu ein, und das<br />
Schöne ist, die meisten Leute kennen die Lieder<br />
und wenn sie sich erst einmal trauen, dann singen<br />
sie mit vollem Herzen mit. Heute gibt es viele offene<br />
Singgruppen, aber damals, vor rund 35 Jahren,<br />
waren wir die ersten, die das gemacht haben“, lacht<br />
sie. Dass Musik viele Erinnerungen weckt, auch an<br />
die Kindheit, kann sie bestätigen, denn sie erlebt<br />
immer wieder, wie Menschen sich an Lieder und<br />
Texte erinnern. Auch beruflich hat sie die Musik<br />
bei ihrer Arbeit mit behinderten Menschen immer<br />
gut einsetzen können und hat dort vor allem erlebt,<br />
wie Musik Ebenen im Menschen erreichen kann,<br />
die sonst verschlossen bleiben.<br />
Gemeinsam mit ihrer Mutter absolviert sie<br />
bestimmt über 250 Auftritte im Jahr.<br />
Gefühlt habe sie bestimmt schon in jeder<br />
Gemeinde des Landkreises gesungen,<br />
sei es ein öffentlicher oder privater Auftritt.<br />
„Mutter ist 82 Jahre alt! Aber die Musik hält sie<br />
jung und fit. Sie sucht sich ihre zweite Stimme im<br />
Zweigesang auch selbst, das ist eine ihrer Gaben.<br />
Ich könnte nicht sagen, wie sie es macht. Aber<br />
mittlerweile kann ich spüren und schon vorher<br />
erahnen, wann Mama die Stimmlage wechseln<br />
wird. Lieder von ganz früher, die wir schon lange<br />
kennen, singen wir auch ohne Notenblatt. Nur<br />
bei ganz neuen Sachen muss ich anfangs auf die<br />
Noten schauen. Vielleicht tun uns schon vor dem<br />
Auftritt die Knochen weh, hinterher sind wir auf<br />
jeden Fall erledigt, aber auf eine sehr angenehme<br />
Weise. Während wir singen, vergessen wir all das<br />
und freuen uns an der Musik. Singen ist etwas, das<br />
ich machen will“, erklärt sie mir. Auch Studioerfahrung<br />
hat Erna Dirschinger im Laufe der Jahre<br />
gesammelt, sei es für CD-Aufnahmen oder für<br />
das Radio. „Es ist sehr interessant zu sehen, wie<br />
unterschiedlich eine Person im Studio oder vor<br />
Publikum singt. Kurzzeitig haben wir es als Dreigesang<br />
zusammen mit meiner Schwester versucht.<br />
Im Studio sang meine Schwester glockenrein, frei<br />
weg und viel schöner, als ich je singen könnte. Es<br />
hat ihr dort eben keiner zugeschaut. Vor Publikum<br />
war sie dann so aufgeregt und voller Angst, dass<br />
sie kaum einen Ton herausgebracht hat“, erzählt<br />
sie. Dennoch ist sie der Meinung, dass jeder<br />
Mensch, der sprechen kann, auch singen kann.<br />
„Jedes Geräusch kann Musik sein. So unterschiedlich<br />
wie die Menschen sind, so ist auch die Musik.<br />
Lieder verbinden Generationen und Singen ist immer<br />
noch – auch in unserer so modernen digitalen<br />
Welt – zeitlos schön.“ |<br />
„Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit.“<br />
Henry Wadsworth Longfellow