Fliegenfischen_06_2021

eigentlichen Jobs als Industriedesigner
reduziert, um in seiner Werkstatt, nicht
mehr im Keller, professionell Messer zu
bauen. Das war zunächst ein 16-Quadratmeter-„Loch
ohne Fenster“. Vor zwei
Jahren zog er um in eine neue Werkstatt
direkt neben dem Holstentor in Lübeck.
Nicht, ohne die Räumlichkeiten zuvor
nach seinen Anforderungen umzubauen
– typisch Nils. Im Laufe der Zeit kaufte
er mehr und mehr Spezialwerkzeuge und
Maschinen, von denen er einige sogar
selbst entwarf und baute.
Das Messermachen macht ihn glücklich.
Das spürt man augenblicklich,
sobald man mit ihm darüber spricht. Er
taucht dann ab in die Materie, versprüht
geradezu seine Begeisterung. „Der Stahl
– der sollte mit Dir reifen und nach ein
paar Jahren soll Dein Messer jede Deiner
geilen Angelgeschichten miterzählen
können. Das kann ein Messer von der
Stange nicht. Das kann nur ein Messer:
Deins!“ Dass wirklich jedes Messer ein
Unikat ist und zum Besitzer passt, ist
Nils ein großes Anliegen. So führt er zunächst
ein Kennenlerngespräch
mit seinen Kunden. Darauf
basierend entsteht ein erster
Entwurf des Messers, dieser
wird anschließend gemeinsam
besprochen und gegebenenfalls
verändert. Ich habe erlebt, wie
Nils mit gezielten, teils speziellen
Fragen versucht, herauszufinden,
was für ein Typ Messer
zum Auftraggeber passt. Neben
dem Geschmack des Besitzers
ist natürlich auch der Einsatzzweck
entscheidend – bei der
Auswahl des Stahls und des
Griffmaterials.
JEDES MESSER EIN UNIKAT
Natürlich können Interessenten
sich auch bisherige Arbeiten
zur Inspiration anschauen,
doch eines macht der Nils dabei
klar: „Ich baue niemals ein
Messer zweimal, da lasse ich
nicht mit mir handeln.“ Bei der
Auswahl der Rohstoffe und de-
Zu den Messern wird von Nils auch immer eine individuelle
Lederscheide angefertigt.
Das verbildlichen der Kundenwünsche fällt dem gelernten Industriedesigner nicht schwer. Seine Entwürfe
nehmen sowohl auf persönliche Vorlieben als auch auf den späteren Einsatzbereich Rücksicht.
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6/2021