De_Bug (Germany) 055 2002-01
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
notwist | zürichspecial | platzgumer | designausbildung 3.0 | Baudrillard 2002 | ableton
monatszeitung
CARSTEN JOST
Hamburg wehrt sich
©
januar 2002 ¤ 2,45 DM 4,80
Österreich:ÖS36/¤2,62 | Schweiz:CHF4,80 | Luxemburg:LUF105 /¤2,60|
Belgien:bEF105/¤2,60
Zwischen düster-elegantem Clubsound und politisch-revolutionärem
Anliegen lotet Carsten Jost auf seinem Debut-
Album für Dial und Ladomat die Schnittstelle zwischen
Dancefloor und Agitation aus.
Seite#11
de:Bug
elektronische lebensaspekte
SILICON ALLEY
Agentur-Sterben im Big Apple
In New York schlossen 2001 reihenweise die DotComs und
mit ihnen viele alternative Internetprojekte. Zu viele Zusammenbrüche
auf einmal, trotzdem verliert niemand den
stadteigenen Galgenhumor.
Seite#25
55
NEWSTODAY
Webdesign Community
musik medien kultur
selbstbeherrschung
Sucht jemand nach Design-News aus erster Hand, der
schnuppert bei Newstoday.com. Das derzeit sportlichste Design-Portal
stellt sich selbst und seine Favouriten vor, und
zwar ab sofort jeden Monat bei DEBUG.
Seite#29
de:Bug
die minimal nation
Kleine &feine Unterschiede
kuscheln mit dem robo
Von Asimo bis Aibo - Dein Spielzeug wird lebendig!
text: debug | bug@de-bug.de
text: anne pascual & Mercedes Bunz
Wenn es eine Musikrichtung gibt, die nicht zur Zeit, sondern
schon seit langem die deutschen Clubs und Labels so außergewöhnlich
macht, dann ist es Minimalhouse, Dubhouse,
Minihouse, oder schlicht Minimal. So, als wäre Deutschland
auf einmal für ästhetisch-reduktionistische Glanzleistungen
bekannt, in denen Funkyness und Abstraktion auf einmal
Hand in Hand gingen, ist es genau das, was man weltweit mit
elektronischer Musik von "uns" identifiziert. Und man
denkt sich: Namen sind Scheiße, Sound ist gut. Denn nicht
nur sind die Namen für diese Musikrichtung nicht erst seit
dem Kölner Sound so unsinnig, weil sie versuchen etwas in
den Griff zu bekommen, das sich ständig und an sehr vielen
musikalischen und realen Orten weiterentwickelt, sondern
mitten in diesem Genre, das nie wirklich eins wird oder war,
nennt man auch noch die verschiedensten Dinge so, und wie
nicht anders zu erwarten, kommen sie auch noch aus den
verschiedensten Ecken dieser Welt. Minimal heißt aber eben
nicht minimale Aussage oder Musik ist einfach nur Musik.
Niemals, denn gerade was die Absichten und Ideen hinter
den Tracks betrifft, gab es wohl nie eine konzeptionellere
Clubmusik, die dennoch, oder sollte man sagen vielleicht
gerade deshalb rockt. Also? Wo stehen wir mit minimaler
elektronsicher Musik in Deutschland und Drumherum kurz
vor dem nächsten Jahr? Was sind die Tendenzen und Richtungen?
Was löst sich auf und was befindet sich an den Rändern
zu Minimal? - Clicks, Deephouse, Dub, aber eben
auch Vernetzung, Reduktionismus, Minimales als Kunstform
und als Motor von Ideen. Ein natürlich nicht kompletter
Labelüberblick von Ligurien bis Toronto, Features mit
neuen und alten Helden der musikalischen Kybernetik wie
Traumschallplatten, Trapez, Substatic, Jeff Bennett, Rhythm
Maker und Frank Martiniq und der Versuch eines Einkreisens
von Minimalismus als einzigem Musikgenre, das keines
sein muss, um dennoch überall gehört zu werden.
Seite#13ff
zürich report
Geheime Hauptstadt der Schweiz
Nicht die politische, aber die musikalische Hauptstadt der
Schweiz. Rundreise durch das Nachtleben und die prosperierende
Labellandschaft Zürichs. Neue Schweizer Produktivität
zwischen Experiment und Funktionalismus.
Seite#20
Gestatten, Asimo.
Bin dabei, kurz die Treppe hinunterzuspringen, um die
Gäste zu begrüßen. Neben meinen 1,20 m aus strahlend
weißem Plastik im Astronauten-Outfit verblaßt selbst Robbie
Williams. Denn ich sage Euch eins: Die Zeit ist gekommen.
Wir Roboter wechseln das Arbeitsfeld. Wir sind unterhaltsam.
Und statt muskelzehrende Drecksarbeit zu
übernehmen, haben wir nun soziales Feingefühl. Ihr europäischen
Kulturpessimisten werdet zwar mal wieder den
Untergang des Abendlandes und die Vereinsamung der
Menschheit ausrufen. Ihr werdet uns die Schuld geben für
eure Versäumnisse, für die alten Omis und Opis, die mit
meiner Freundin, der Robokatze reden, weil ihre Enkel ein
designausbildung
DE:BUG Hochschultest 3.0
Zukünftige Designer suchen ihre Brutstätte, dritter Teil.
Dieses Mal könnt ihr zwischen Hannover, Essen oder Köln
wählen. Sollte nicht das Richtige dabei sein, De:Bug hat auch
die us-amerikanischen Hochschulen im Visier.
Seite#26
flexibles Businessleben führen. Immerhin wird der Enkel
regelmäßig eine Email über Omis Blutdruck bekommen.
Und ist ein Stück Fell nicht besser als ein Stück Fernseher?
Lange werdet ihr uns jedenfalls nicht widerstehen. Um bei
unserer Zielgruppe ankommen zu können, brauchen wir
emotionalen Roboter nur noch das passende Software-Paket.
Das findet ihr absurd, aber vor noch gar nicht langer
Zeit, habt ihr Kinder auch noch als "Tabula rasa" definiert.
Und: Wir lernen eindeutig schneller. Es gibt bereits
Hacker, die meinen Freund, den Aibo, zum Tanzen bringen.
Alles über uns neue Menschenfreunde live von der
Robotermesse in Yokohama ...
Seite#34FF
Ableton
Live macht Powerbookacts funky
Die Software "Live" von Ableton macht Liveacts mit Powerbook
nicht nur zu einer Freude, sondern vor allem wirklich
live. Loopbasiertes Herumspielen für Anfänger und Fortgeschrittene
statt Start-Stop-Effekt-Hop.
Seite#34
Musik..................................
workshop..............................................Seite#03
sofa surfers...........................................Seite#10
Alexander Kowalski .................................Seite#11
trapez | traum.........................................Seite#14
substatic...............................................Seite#16
rhyth_maker...........................................Seite#17
jeff bennett............................................Seite#18
Kultur.................................
ginger: kickboard mit cpu.........................Seite#02
Roboter: warum immer in japan?.................Seite#04
roboter: hondas "asimo"...........................seite#04
spielzeug hacken.....................................Seite#06
designbücher.........................................seite#28
musiktechnik..........................................Seite#34
Goto:events.............................................Seite#36
Medien................................
bilderkritiken........................................Seite#12
der netizen 2002: baudrillard....................Seite#12
amsterdam dance event..............................Seite#24
medizin online........................................Seite#31
neue bücher............................................Seite#32
lev manovich...........................................Seite#33
258 reviews ...........................................Seite#37
impressum
booting up
DEBUG Verlags GmbH
Brunnenstr. 196, 10119 Berlin
Email Redaktion: bug@de-bug.de
Anzeigenleitung: marketing@de-bug.de
Abo: abo@debugOS.de
Fon: 030.28384458, Fax: 030 2838 4459
HERAUSGEBER:
Alexander Baumgardt, Mercedes Bunz, Jörg Clasen,
Jan Rikus Hillmann, Sascha Kösch, Fee Magdanz, Riley
Reinhold, Anton Waldt, Benjamin Weiss
REDAKTION:
Mercedes Bunz (mrs. bunz@de-bug.de), Dörte Grimm
(dirtyducksblues@yahoo.de), Marcus Hauer (server@debug-digital.de),
Thaddeus Herrmann (thaddi@debug-digital.de),
Jan Joswig (janj@de-bug.de),
Sascha Kösch (bleed@de-bug.de), Anne Pascual (server@debug-digital.de),
Sven von Thülen
(sven.vt@debugOS.de), Clara Völker (caynd@debug-digital.de),
REVIEWREDAKTION:
Sascha Kösch (bleed@de-bug.de), Jan Ole Jöhnk
(janole@lebensaspekte.de)
BILDREDAKTION:
Ole Brömme (ole@de-bug.de)
REDAKTION NEW YORK:
Nico Haupt (nicohaupt@gmx.li)
REDAKTION WIEN:
Anton Waldt (waldt@debug-digital.de)
TEXTE:
Jan Bruhnke, Mercedes Bunz, Jörg Clasen, Verena
Dauerer, Felix Denk, Anett Frank, Oke Göttlich, Felix
Hahn, Katja Hanke, Marcus Hauer, Nico Haupt, Stefan
Heidenreich, Thaddeus Herrmann, Rikus Hillmannn,
Jan Joswig, Ines Kaag, Jarrett Kertesz, Sascha
Kösch, Alexa Kreissl, Daniel Kerber, Andreas Krüger,
Michael Lachsteiner, Joachim Landesvatter, Heike
Lüken, Christian Meyer, Newstoday.com, Anne Pascual,
Gunter Reski, Mike Riemel, Janko Roettgers, Kerstin
Schäfer, Katja Stier, Sven von Thülen, Anton
Waldt, Benjamin Weiss
FOTOS:
Gerald von Foris, Claudia Burger, Ole Brömme, Felix
Brüggemann, Mike Riemel, Simone Scardovelli, Goggi
Strauss, Workshop/Sonig
REVIEWS:
Stefan Heidenreich as sh, Thaddeus Herrmann as thaddi,
Jan Joswig as jeep, Sascha Kösch as bleed, Clara
Völker as caynd, Felix Denk as felix, Aram Lintzel as
aram, Christian Meyer as meyer, Christian Chilla as
chilla, Anett Frank as anettf, Sven von Thülen as sven,
Christoph Jacke as cj, Andreas Brüning as asb, Florian
Schreiner as xenya, René Josquin als m.path.iq
DEBUG ULTRA BEAUTY OPERATORS:
Jan Rikus Hillmann (aeonflux@de-bug.de), Tjoss May
(tjoss@debug-digital.de), Andreas Sachwitz (andreas@debugos.de)
VERTRIEB:
ASV Vertriebs GmbH, Süderstrasse 77, 20097 Hamburg,
Fon: 040/347 24042, Fax: 040/347
23549
EIGENVERTRIEB (Plattenläden):
Fon: 030 2838 4458
ABOBOT EURES VERTRAUENS:
Sven von Thülen, Clara Völker, 030.2838 4458
/email: abo@debugOS.de
DEBUGTERMINE: dates@debug-digital.de
Stichtag Februarausgabe: 04.01.2001
DE-BUG ONLINE: http://www.de-bug.de
GESCHÄFTSFÜHRER: Sascha Kösch
MARKETING UND ANZEIGENLEITUNG:
Email: marketing@de-bug.de
Mari Lussmann, Andreas Sachwitz
Fon: 030/2838 4457 - 030/2838 8891
Es gilt die Anzeigenpreisliste Januar 2001
V.i.S.d.P.: die Redaktion
DEBUG FILE SHARING:
Telepolis (www.telepolis.de)
Neulich in unserem Briefkasten:
"Ginger" heißt Ingwer, das steht
fest. "Ginger" war lange Zeit das
größte Ding, was durch die Newsund
Spekulationssites unserer kleinen
Nerdwelt geisterte. Steve Jobs
von "Apple" sollte investiert haben,
Jeff Bezos von "Amazon" ebenso.
Keiner wusste jedoch so richtg, um
was es ging, - wollte es aber auch gar
nicht. Denn einige gewitzte Menschen
hatten in den weltweiten Patentdatenbanken
schon vor einem
Jahr herausgefunden, dass "Ginger"
ein Roller ist. Keiner wollte
jedoch diese unfunky Variante
glauben. In einer lange angekündigten
Exklusivstory lüftete Anfang
Dezember das "TIME Magazine"
das Geheimnis. Alle machten erstmal
lange Gesichter, denn es war:
Ein Roller. Nun denn, wer glaubt
Hallo DJ!
Ich schreibe Dir diesen Brief, weil
ich leider feststellen musste, dass
die Rücksendung der Bögen
schon einmal besser gewesen ist.
Ich weiß selber, wie viel Platten
Du wöchentlich erhälst und was
für ein Haufen Arbeit mit der gewissenhaften
Bewertung der Bögen
verbunden ist.
Denke bitte trotzdem daran, dass
wir Dir die Scheiben kostenlos zur
Verfügung stellen und zu einer
guten Zusammenarbeit das Ausfüllen
einfach dazu gehört. Wir
sind auf Dein ehrliches Feedback
Das Geheimnis ist gelüftet:
Ginger ist da
Marcus Hauer | yuko@de-bug.de
A Better Tomorrow
anton waldt | waldt@debug-digital.de
Der Krieg hat uns alle irgendwie
versaut und das ist auch gut so.
Was jetzt kommt, wird die "so
genannte Spaßgesellschaft" aussehen
lassen, wie den notorisch
16jährigen Spuddel Stefan Raab,
der auf dem TV-Schulhof seine
"Ich will Ficken und Saufen"-T-
Shirts ausführt, neben einem
abgehangenen Billy-Wilder-Lacher
aus "1-2-3". Statt deutscher
"Witzigkeit", die keine Grenzen
kennt, kehrt mit dem Gemetzel
am Hindukusch und dem Terror
der inneren Todestrakt-Sicherheit
der ernsthafte Arschtritt
schon noch an Wunder. So gesehen
ist der "Segway Human Transporter"
(so heißt Ginger jetzt) eine
wirklich nette und irgendwie auch
futuristische Entwicklung. Denn
wer konnte sich schon vorstellen,
nach all dem Kickboard-Wahn
nochmal auf einen Roller zu steigen.
Aber ein computergesteuerter,
batteriebetriebener und treppensteigender
Roller ist ja auch
nicht etwas, was man tagtäglich zu
sehen bekommt. Auch wenn jetzt
alle so tun, als wäre das gar nichts
Neues. Dean Kamen, Chairman
und CEO von "Segway", wusste
schon lange, das seine Erfindung
auf gutgelaunte Zustimmung
stoßen würde. Mit 20 Stundenkilometern,
einer Reichweite von 28
Kilometern und zehn Mikroprozessoren
steht der Roller auch nicht
so schlecht da. Doch das wären alles
noch keine Argumente, die die
Aufregung begründen. Besonders
an "Segway" ist jedoch, dass er immer
weiß, ob du nach links, rechts
willst und schnell, langsam fahren
oder anhalten möchtest. Je nach
Gewichtsverlagerung auf der Plattform
bewegt sich der Kleine dahin,
wo ihr ihn hinhaben wollt. Völlig
eigenständig und intelligent.
Natürlich viel einfacher als beim
Skifahren. Einmal kurz draufgestiegen,
ausbalanciert und losgerollt
- und schon wissen wir, wie es
funktioniert. Das sagt zumindest
der Pressetext, und dem wollen wir
jetzt mal glauben.
www.segway.com
und damit auch ein Hedonismus
zurück, der diesen Namen verdient.
Das alles ist selbstredend
das Gegenteil von "lustig", denn
staatlicher und privatwirtschaftlicher
Terror gegen die Zivilgesellschaften
sind just jetzt dabei,
ein wahrhaft neues Millennium
einzuläuten, das die kühnsten
SciFi-Fantasien auch theoretisch
wegbrunzt, ganz zu schweigen
von der Gefühlsechtheit, die mit
Sachen aus dem echten Leben so
einhergehen. Genua war demnach
das "Topevent" des Jahres
und Attac sollte zur "Eventagentur
2001" ernannt werden, auch
wenn natürlich immer noch
niemand weiß, was so eine
Agentur eigentlich macht und
was die Attac-Hörste eigentlich
wollen, außer auf die kluge Masche
den Breiten zu machen, die
eigentlich nur signalisiert, dass
man aus der Protestvergangenheit
gelernt hat, aber noch nicht
weiß was. Zur "Wahrheit 2001"
wird unterdessen der Bush-Sager
vom Krieg, der bestimmt
nicht unter zehn Jahren zu haben
ist. Und während die Sofa-
Kartoffeln vor dem E-Kamin
leser charts 2001
angewiesen ob nun positiv oder
negativ, um jede Platten besser
einschätzen zu können und deshalb
bitte ich Dich hiermit noch
einmal, die Bögen in Zukunft
wieder an uns zurückzuschicken.
Es gibt sehr viele DJs, die in den
edel >> pool möchten und deshalb
vergiss bitte nicht, dass gute
Mitarbeit der einzige Garant
dafür ist, auch im Pool zu bleiben.
Wenn das so bleiben soll, dann tu
auch was dafür, sonst ist ein neuer
DJ bestimmt gewillt Deinen Platz
auf meiner Mail Out Liste einzunehmen.
sich schon wieder beruhigen,
haben Otto-Reaktionäre, die
zukünftig nie ohne ihren Ex-
Mandanten Horst Mahler abgebildet
werden sollten, die Lage
gründlich gepeilt und richten
sich auf eine "lange Kampagne"
gegen alle ein, die noch keine
IP-Schnittstelle mit BKA-Backdoor
haben. Für ein besseres
Morgen: Schluss mit lustig, genetische
Tränengasresistenz
klarmachen, mit der NPD auch
gleich Schily verbieten und viel,
viel mehr wegputzen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
dir die schönste Gelegenheit zur Selbstverwirklichung:
werde Teil einer Statistik, sage deine Meinung
und zeige dein Ego. Wir sind neugierig. Die Lesercharts
bitte online ausfüllen unter:
http://www.de-bug.de/charts2001
elektronika
[3] de:Bug 055 | 0102
Falsches langsam ausschliessen
Workshop
Zuweilen entstehen Workshop-Platten in alten Landhäusern mit bis zu 15 Musikern.
Für das neue Album "Es Liebt Dich Und Deine Körperlichkeit Ein Ausgeflippter" haben
sich nur Kai Althoff und Stephan Abry, der eigentliche Kern des Workshops, zusammengefunden
und ihre Ideen erst kollidieren, dann fusionieren lassen.
text: christian meyer | christian.meyer@de-bug.de | Fotos: Workshop/sonig
Mit ihrer neuen Platte entziehen sich
Workshop wieder geschickt einer
Schublade – indem sie gleich ganz
viele anbieten: Folk, elektronische
Musik und Art-'Rock' zum Beispiel.
Aus der Schublade ihres Labels Ladomat
sind sie jetzt allerdings komplett
herausgefallen, um bei Sonig,
ihrem neuen Label, auch nicht recht
ins Programm zu passen.
Kai Althoff: Stephan wollte sehr gerne,
dass die Platte folkig wird und akustische Gitarre
spielen, was er am Anfang gar nicht mehr
so gut konnte, wie er dachte. Das tat aber
nichts zur Sache, denn wir wollten das eh teilweise
sampeln und nicht 1:1 alles einspielen.
Da die beiden räumlich weit voneinander
getrennt leben (Kai in Köln,
Stephan in Hamburg), wurden die
mitgebrachten Ideen erst beim Aufeinandertreffen
für die Aufnahmen
miteinander abgestimmt und modifiziert.
K.A.: Da wir uns wirklich sehr lange kennen,
ist es aber so, dass man dabei nicht viel reden
muss. Wir haben das teilweise auch innerhalb
von Sekunden, ohne etwas zu reden, entschieden,
das dies nicht geht und das doch. Langes
Diskutieren gab es nicht. Es gab kurze Momente,
in denen einer für den anderen einen
Trennung ist man natürlich verstärkt
unterschiedlichen Einflüssen ausgeliefert,
trägt also zunehmend unterschiedliche
Ideen ins Studio. So
kommt es dann, dass zwei Ideen etwas
skurril aufeinander prallen: hier
die Akustik-Gitarre, da die Drummaschine...
K.A.: Sicherlich will man die Musik, die man
gerade so hört, auch unterbringen. Wir freuen
ganze Zeit ein richtiges Schlagzeug zu hören
gewesen wäre. Das hätte mich nicht interessiert.
Mir gefällt ja gerade, dass das sehr
stumpfe Snare-Getrommel einhergeht mit etwas,
was doch eher ergreifend ist.
Und mit Computern und Samples
kann man ja auch wunderbar das
Handwerkliche unterwandern...
K.A.: Virtuosität in der Musik interessiert uns
sicherlich nicht. Mich interessiert der Punkt
servicepoint
Mir gefällt, dass das stumpfe Snare-Getrommel einhergeht mit etwas,
was doch eher ergreifend ist.
Workshop, Es Liebt Dich Und Deine Körperlichkeit
Ein Ausgeflippter, ist auf Sonig
erschienen.
http://www.sonig.com
Kompromiss gemacht hat. Wenn Stephan
wollte, dass da ein Mellotron drauf soll, dann
habe ich gesagt: nee, das will ich eigentlich
nicht, aber dann darf ich dafür woanders mal
was sagen. Aber das waren wirklich kleine Sachen.
Ineinander greifen statt
aufeinander prallen
Nach einer langzeitigen räumlichen
uns aber auch darüber, dass in der Konsequenz
- weil der andere was anderes will - wir
uns das gegenseitig wieder kaputtmachen. Nur
so kann etwas passieren, was interessant ist.
Im Kern, von den Emotionen her, ist das immer
die gleiche Sache, die sich eben in der
Form immer sehr verändern kann. Deswegen
würde ich nicht sagen, dass wir aufeinander
geprallt sind. Wir waren uns schon einig. Ich
hätte es nur nicht gerne gehabt, wenn da die
der Euphorie, an dem man merkt, etwas
könnte gut werden, und es atemlos fertig stellt.
Jedes Stück musste ja in zwei Tagen fertig werden.
Wenn man merkte, dass man zu lang
dran rum bastelte, war auch klar: dass würde
so nichts werden. Mir gefällt der Gedanke sehr
gut, deswegen Computer anzuwenden, weil es
schnell gehen muss, weil man sonst schon wieder
alles verloren hat. Auch wenn es nicht die
besten Sounds sind. Wenn das Gefühl bei der
Platte stimmt, wird man sich nicht daran aufhalten
– auch nicht daran, wie z.B. die Gitarre
gespielt ist – das ist wirklich nicht wichtig.
Wichtig sind hingegen die Texte, die
sich in eigentümlicher Sprache zart
und zärtlich am Schönen weiden
und dessen Vergänglichkeit reiben
und sämtlich von Kai Althoff stammen.
Vorher bereits fertig geschrieben,
hat er sie frei über die Stücke
gesungen, und meistens hat es auch
direkt gepasst.
K.A.: Teilweise habe ich dann etwas improvisiert,
um zu gucken, ob man diesen Satz als
Refrain benutzen kann oder nicht. Wobei:
Wiederholen ist eh immer richtig und gut –
wenn es wichtig ist.
japanspur
text: m.bunz | mrs.bunz@de-bug.de
roboter
Auf den Spuren eines Klischees:
Warum denkt man bei Robotern eigentlich
immer an Japan?
Stefan Biedermann, langjähriger Tokioter
und Autor diverser Japanbücher, klärt unsere
bange Frage auf, wie sehr wir unseren
Vorurteilen zu Japan ausgeliefert sind.
Oder haben japanische Altenheime wirklich
einen Batteriegodzilla im Foyer stehen?
DeBug: Welche Bedeutung haben Roboter
in Japan?
biedermann: Für die Autoindustrie sind sie das
Größte überhaupt. Für normale Leute sind sie eine
Investition, an der man vielleicht schon übernächstes
Jahr nicht mehr vorbei kommt. Jeder will einen kleinen
elektrischen Hund haben, aber erst, wenn die
Nachbarn auch einen haben. Tomoko hält die neuen
Robotertiere nur noch für "kawaii", was mit "süß,
noch nicht pink genug" übersetzt wäre.
DeBug: Wenn man an elektronischen Lifestyle
denkt, kommt einem sofort Japan in
den Sinn. Warum ist das Verhältnis der Japaner
zu elektronischen Gadgets eigentlich
so besonders? Und hat man in Japan eine
besondere Beziehung zur Zukunft?
biedermann: Japaner spielen gern, und sie haben
kein schlechtes Gewissen dabei. Die Pachinko-Industrie
setzt im Jahr mehr Geld um als die Auto-Industrie.
Neue Spielzeuge werden freudig begrüßt, eifrig
ausprobiert, mit Leidenschaft perfektioniert und
dann für noch neuere weggeschmissen. Spielen wird
schöner, wenn es von selber geht und bunter und lauter
und schneller. In Japan lebt man vorzugsweise in
der Gegenwart. Liegt es daran, dass man auf einem
Vulkan wohnt? Jeden Tag kann ein Geysir durchstoßen,
wo man heute noch seine Hütte hat. Jeden
Tag kann ein Erdbeben das Appartement zertrümmern.
Jeden Tag ein Taifun es hinwegfegen. Ein Erdrutsch
es mitnehmen. Soll heißen: Seit man auf diesen
Inseln wohnt, denkt man lieber an heute als an
morgen. Schließt aber nicht aus, dass man zum
Wahrsager geht, wenn man wissen will, wie es weitergeht.
DeBug: In Deutschland, naja, eigentlich in
der ganzen westlichen Welt, überfordert
man Technologie immer mit einem großen
Berg von Befürchtungen und/oder utopischen
Projektionen. Entweder machen die
Maschinen den Menschen bedrohliche
Konkurrenz oder sie zaubern alles zum
Guten. Wie ist die Einstellung in Japan?
Wovor hat man in Japan keine Angst und
warum nicht?
biedermann: In Japan verdrängen die Maschinen
den Menschen, machen ihm Konkurrenz und zaubern
alles zum Guten. Man hält sie für eine Naturerscheinung,
mit der man sich arrangiert. Wovor man in Japan
keine Angst hat, ist schwer zu sagen, weil man davor
ja keine Angst hat. In Japan hat man aber z.B. keine
Angst vor Betrunkenen. Oder vor Völlegefühl. Auch
nicht davor, in einer Talkshow neben einer Pornodarstellerin
zu sitzen. Auch nicht vor Gott.
DeBug: Eine Japan-Dokumentation erklärte
der DeBug neulich, dass auch Japan eine
Schrumpfung der einheimischen Bevölkerung
durch Geburtenrückgang erlebt, aber
im Gegensatz zu Deutschland, das jetzt doch
ein Einwanderungsland werden will, auf
Maschinen setzt statt Einwanderer. Zieht
man wirklich Maschinen gegenüber Migranten
vor, warum?
biedermann: Weil sie leichter japanisch lernen.
Jedenfalls wenn sie von Apple gebaut werden. Und
der Verfasser der angesprochenen Japan-Dokumentation
muss für seine These ausgepeitscht werden.
Neunschwänzig, auf die Fußsohlen. Für den Blödsinn.
Es kann laufen!
asimo
Nach den Tierrobotern für den Haushalt kommt
jetzt der menschliche Astronautenroboter für die
Empfangstreppe. Oberkörper gerade, Knie nach
vorn, und schon schreitet einem Hondas "Asimo"
zum Gruß entgegen.
text: A.Kreissl & d.kerber | alexakreissl@danielkerber.de
"AAAAshiiiiimoooooo", bewunderndes
A, hohes, lautes, zischendes
shi, abgerundet von einem
tiefen, stimmhaften mo.
Ein Name, bis in den letzten
Winkel Japans bekannt, der ein
verzücktes Lächeln auf alle Gesichter
zaubert, und die Abkürzung
für "Advanced Step in Innovative
Mobility". Ein Superstar
mit hochdotierten Werbeverträgen,
mit einem Tagessatz
von 16.000 Dollar und engem
Terminplan. Ein Roboter im
Kosmonautenanzug mit
menschlichen Zügen. Er begrüßt
vor einem Kaufhaus Kunden,
läßt sich bei Fototerminen fotografieren
und ist Hauptgast in
Höhepunkt seiner Show ist die
Treppennummer.
vielen Fersehshows. Deshalb
konnte Honda, die ihn entwickelt
haben, es sich auch leisten,
aus den vierzig Bewerbern,
die Interesse an Asimo bekundeten,
die drei wichtigsten mit einem
Jahresabo für 166.000
Dollar auszuwählen. Unter ihnen
"IBM", die ihn als Empfangsdame
in ihrer japanischen
Zentrale sitzen bzw. stehen haben.
Ex Machina in Köln
Berühren ist ganz wichtig und obwohl
Roboter immer noch alles
andere als warme, weiche Gefährten
sind, ist es an der Zeit, ihnen
in Wirklichkeit zu begegnen. Einige
Prototypen und Pionierleistungen
der Robotik sind ab Januar
im Kölner Museum für Angewandte
Kunst zu bewundern. Es
sind nicht nur die Aibos und Asimos,
sondern vor allem deren
Nicht auf der Leinwand, wie
"C3PO", dem "Star Wars" Charakter,
sondern im selben Realitätslevel
steht uns eine Maschine
gegenüber, die uns ähnlich
sieht und uns imitiert, zwei animierte
Beine, zwei Arme, Kopf
und Rumpf, mehr braucht es
nicht, eine Lawine an Sympathie
und Mitgefühl auszulösen. Das
Honda es geschafft hat, "Asimo"
von einem Riesenrucksack tragenden
2 Meter-Giganten, der
ersten Version "P3" auf niedliche
1.20 m zu schrumpfen, brachte
den emotionalen Durchbruch.
Begonnen hatte Honda bereits
1986 mit der Forschung, und
1996 folgte dann mit "P2" der
erste Prototyp, der im folgenden
Jahr gleich von "P3" abgelöst
wurde.
Höhepunkt seiner neuen Show
ist die Treppennummer. Treppen
sind in Japan Hauptbestandteil
der Infrastruktur, Rolltreppen
sucht man oft vergebens,
könnte unser Asimo also keine
Treppen benutzen, wäre er völlig
alltagsungeeignet und da wünschen
wir ihn ja hin, möglichst
Die Geschichte des Roboters
von 1950 bis heute
Vorfahren, die schon vor langer
Zeit begonnen haben, den Unterschied
zwischen Mensch und Maschine
zu verschieben. Aber nicht
nur die androiden Lebewesen
werden dort zu bestaunen sein, es
kommen historische und aktuelle
Objekte aus Industrie, Erkundung,
Überwachung, Unterhaltung
und Medizin vor. Gespannt
sind wir zudem auf die Form der
bald. Er kann, und wie, dank seiner
neuen "i-Walk" Technologie.
Ein kurzes Zögern am Absatz,
dann zügig nach unten, die
Schultern bleiben parallel zur
Treppe, der Abstieg wird aus der
Hüfte und den Knien heraus geleistet.
Kein Wunder, die allerersten
Prototypen bestanden ja
auch nur aus zwei Beinchen mit
einem Riesenkasten drauf. Der
Oberkörper kam erst viel später
und spielt für alle Laufbewegungen
keine Rolle, er bewegt sich
auch noch nicht auf und ab.Versuchen
wir es, Blick geradeaus,
Ärmchen hängen nach unten,
Knie leicht nach vorne, dann
Schultern und Hüfte auf einer
geraden Linie durch den Raum
projiziert und los geht’s in kleinen
Schrittchen. Vorwärts,
text: anne pascual | miu@de-bug.de
Ausstellung selbst, die von den
Künstlern Jorge Pardo und Pae
White aus Los Angeles gestaltet
wurde. Und für alle, die es nicht
nach Köln schaffen, gibt es einen
Katalog zur Ausstellung, der im
Hatje Cantz Verlag erscheint, mit
Essays aus den Bereichen Tech-
servicepoint
DIE DEUTSCHE WEBSITE
www.honda.de
DIE ENGLISCHEN INFOS
world.honda.com/ASIMO/
MEHR ZUM P3
www.honda-p3.com
Rückwärts, Vorwärts, dann:
gleichzeitig den Kopf drehen,
langsam einen Arm heben, winken,
auch mit beiden Armen,
Kopf drehen, dabei eine Kurve
laufen, Arme senken und energisch
wie ein Wanderer vor und
zurückbewegen, dabei immer im
gleichen Tempo leicht schwankend
laufen, denn der Schwerpunkt
muss ja immer über dem
Standbein sein, aber immer soft
und smooth, wie auf Wolken, mit
viel Eleganz. Wir sind Asimo,
Asimo ist wir. Wir sind ein Ding,
Asimo ist jemand. Jemand Sympathisch-Sinnloses
mit dem ultra-groovigen
Gang.
Verkaufen will Honda den "Asimo"
erst, wenn er seinen Besitzer
verstehen und somit auch so
praktische Dinge wie den Tisch
decken, Getränke kaufen oder
Platten auflegen kann. Vorläufig
muss man sich also mit Hunden
wie "Aibo" und Katzen wie "Necor"
vergnügen.
nikwissenschaft, Naturwissenschaft,
Philosophie, Psychologie,
Designtheorie und Kunstgeschichte,
u.a. von Susanne Anna,
Volker Albus, Norbert Bolz, Thomas
Christaller, Wolfram Heubach,
Karl-Friedrich Kraiss,
Horst W. Opaschowski und Oliver
Zybok.
MAK – Museum für Angewandte Kunst,
Köln. 15. Januar bis 14. April 2002
roboter [5] de:Bug 055 | 0102
Neue Freunde im Test
Robo-Festa Kanagawa 2001 in Yokohama
Ein Minuett mit Roboter gefällig? Japans Robotermessen sind Wallfahrtsorte für alle
Generationen. Kinder mit Tierhaarallergie streicheln Plastikkatzen und Businessmen
tanzen mit Aibo. Auch wir haben uns in Yokohama mit dem neuen Modell Latte
fotografieren lassen.
text: A.Kreissl & d.kerber | alexakreissl@danielkerber.de
Seiryu, Pino, P3, PaPeRo, Hyubo,
Robovie, Aibo, Cam08, Memoni,
Astro-Boy, Asimo und viele mehr,
sie alle sind nach Yokohama zur
weltweit größten Robotermesse gekommen
und sie ziehen ein wissbegieriges
Dreigenerationenpublikum
an. Highlights sind das Robot Laboratory
Special, das Robot Stadium
und das Robot Live Theater.
wort: er lerne ja schließlich noch.
Verzeihung!
Vielleicht sollte man sich mal das
Senior-Aibo Softwarepaket anschauen.
Omron und Matsushita
haben Haustiere entwickelt, die bei
Oma und Opa auf dem Schoß sitzen,
ihnen die Wettervorhersage
vorlesen, sie erinnern, ihre Pillen
zu nehmen, und sie im Notfall direkt
mit dem Krankenhaus via Internet
verbinden. Natürlich gibt es
alle möglichen Billigverschnitte. Eine
Art Dackel mit blinkender roter
Nase, Hühner, Katzen... irgendwo
wird ein staubsaugerartiger Klops
vorgestellt mit großen leuchtenden
Augen und blinkendem Mund. Er
kann sprechen lernen, bisher nur
Japanisch. Als Unterwasserversion
gibt es Quallen und Mini-U-Boote.
servicepoint
Gibson, der Aibo:
http://www.thoughtpolice.com/gibson/
Aibopets Website:
http://www.aibohack.com
Mehr Aibo-Software:
http://www.aibosite.com
Sonys Aibo-Site:
http://www.aibo.com
LegOS:
http://www.noga.de/legOS/
Mindstorms:
http://mindstorms.lego.com
Mein neuer Freund kann
gar nichts Sinnvolles?
Macht nichts!
Die von Sonys Roboterhund Aibo
ausgelöste Roboteremanzipation hat
durchgeschlagen. Kein Sklavendasein,
keine dreckigen, gefährlichen
Jobs mehr. Wir sind eure Freunde
und wollen mit Respekt behandelt
werden. Drei neue Aibos werden
von Familien umlagert. Die neuen
Modelle Latte und Macchiato sind
cute, rund und pinscherartig, der
große Bruder kommt eckiger, markanter
und technoider daher. Ausgeliefert
wird die Basisversion, man
kann aber Zusatzsoftware kaufen -
Junior, Adult, Senior. Leider haben
wir noch nie einen gesehen, der
über das anfängliche Ball erkennen
und wegstupsen hinausgekommen
ist und auf die Frage, ob das nicht
ein wenig langweilig sei für den hohen
Preis, kommt prompt die Ant-
Mit Interaktivität oder Artificial Intelligence
ist es hier nicht weit her.
Davon findet sich mehr beim Stand
des Tokyo Institute of Technology.
Um eine Manege herum haben die
Studenten ihre Universitätssituation
nachgebaut, mitsamt der Billigmöbel.
Hier wird an Basisfragen gearbeitet
und die ungewöhnlichsten
Ansätze bringen die bizarrsten
Kreaturen hervor. Kann man einen
einbeinigen, springenden Roboter
bauen? Ist eine schlangenartige
Form zur Rettung bei Erdbeben geeignet?
Wie kann man mit nur vier
Beinen eine Person anheben, schultern
und in Sicherheit bringen? Eine
Raupe besteht aus einzelnen prozessorgesteuerten
Elementen, die
unterschiedlich zusammengesetzt
sich aufeinander abgleichen und
verschieden bewegen. Ziel ist es, das
Ganze in der Größe so zu reduzieren,
dass eine intelligente Materie
entsteht, die unterschiedlichste Formen
annehmen kann und diese
auch erkennt und benutzt. Erinnern
wir uns kurz an Barbabapa.
Höhepunkt ist die Show von Asimo,
dem humanoiden Roboter von
Honda. Die neue Version ist nur
1,20 m groß und schreitet starlike
eine Treppe herunter auf die Bühne.
Kurzer Wink, ein Liedchen wird
angestimmt und das Publikum singt
und vollführt im Einklang mit der
feinsten und intelligentesten Mechanik
des Landes einen Ententanz.
Wäre er dabei umgefallen, hätte er
leider nicht alleine aufstehen können.
Tut er aber nicht!
Wie kann ich mir eine nützliche,
schlaue Maschine bauen, die auch
mein Freund ist? Mein neuer
Freund kann gar nichts Sinnvolles?
Macht nichts! Wer einmal gesehen
hat, wie schlipstragende Businessmen
euphorisch mit Asimo tanzen,
oder wie Omas verzückt Plastikhundeköpfe
streicheln, der weiß mit Sicherheit,
dass Maschinen hier Empfindungen,
ein Gedächtnis und eine
Seele haben.
de:Bug 055 | 0102 [6]
Roboter
spielzeug hacks
Hack the Dog
Spielekonzerne sind die Machtzentralen der Zukunft. Nur folgerichtig, dass sich die
Hacker statt auf den CIA jetzt auf Sony und Lego stürzen und die Spielzeugroboter
hacken. Hier liegt Brisanz (und ein Job in spe als Konzernprogrammierer).
text: janko roettgers | janko@debug-digital.de
Hund müsste man sein! Zum Beispiel
so einer wie Gibson. Der darf den
ganzen Tag ungestraft Leute im Büro
ärgern, wird von seinem Herrchen
regelmäßig zum Sushi eingeladen und
war sogar schon im Fernsehen. Ja,
und eine eigene Website hat er auch.
Zugegeben, Gibson ist nicht irgend
ein Hund, sondern ein echter Aibo
aus dem Hause Sony. Ein Pudel-Leben
wär wahrscheinlich auch nur halb
so aufregend.
Seitdem Sony Ende 1999 die ersten
Aibos auf den Markt gebracht hat,
sammelt sich um die putzigen Roboterhunde
eine nerdige Fangemeinde
technophiler Tierfreunde. Sie treffen
sich auf Kongressen, gründen lokale
Aibo-Clubs und tauschen Tipps zum
Umgang mit ihren Lieblingen aus.
Oder eben auch Hacks und Programme.
Denn wenn Nerds zu Tierfreunden
werden, bekommt "mit dem
Hund spielen" plötzlich eine völlig
neue Bedeutung.
Einer dieser technophilen Hundeliebhaber
ist im Netz unter dem Nickname
Aibopet bekannt. Ende 1999
kaufte er sich seinen ersten Aibo und
stellte bald fest: Dieser Hund hat Potential.
Sony hatte bereits das erste
Modell mit einer kleinen Kamera, einen
Memory Stick-Steckplatz, 16 MB
Ram, einem 32-bit-Prozessor, Tastsensoren
und weiterem coolen
Schnickschnack ausgestattet. Besonders
faszinierend war aber, dass der
Aibo tatsächlich auch lernen und in
beschränktem Maße so etwas wie eine
Persönlichkeit entwickeln konnte. Die
natürlich in bester Tamagotchi-Manier
streng vorgezeichnet war: Wer
den Hund zu sehr tätschelte, zog sich
einen faulen Roboter heran. Wer ihn
schlecht behandelte, bekam seine Aggressivität
zu spüren. Bald entdeckten
Hacker wie Aibopet jedoch, dass sie
dem Tier mit ein paar Programmiertricks
noch so einiges mehr entlocken
konnten. Die ersten Hacks beschränkten
sich auf einfache Erweiterungen,
die sich interessanterweise
kurze Zeit später häufig in der offiziellen
Sony-Software wiederfanden:
Ein Tool zum Aufzeichnen der Bilder
der internen Kamera oder auch ein
Programm zum besseren Trainieren
ungewohnter Bewegungen. Richtig
interessant wurde die Sache jedoch
erst, als Aibopet im Sommer 2000
die ersten eigenen Aibo-Persönlichkeiten
auf seiner Website
Aibohack.com veröffentlichte.
Per Download können Aibo-Besitzer
seitdem beispielsweise ihren faulen,
verzogenen Hund zu einem begnadeten
Tänzer machen. Oder, noch besser:
Ihren Schoßhund mal eben die
Persönlichkeit von Bender, dem exzentrischen
Roboter aus der Futurama-Serie
verpassen. Wenn der Aibo-
Bender etwas von dir will, fängt er
nicht an zu winseln oder mit dem
Schwanz zu wedeln. Er sagt einfach
nur ganz cool: "Übrigens, mein Name
ist Bender."
Nicht mehr als 20 Grad
Wahrscheinlich war Sony nicht besonders
glücklich darüber, das eigene
Produkt plötzlich als rüpeligen, nur
auf Bier und Schmieröl-Sex bedachten
Roboter rumlaufen zu sehen.
Schließlich hat sich die Firma seit Erscheinen
des Aibos um ein besonders
familienfreundliches und politisch
korrektes Image bemüht. So wurde
dem Aibo beispielsweise eine Kopfneigungs-Sperre
eingebaut: Mehr als
20 Grad darf das Tier seinen Kopf
nicht nach oben richten, auch wenn
technisch 45 Grad möglich wären.
Doch damit könnte das putzige Tier ja
heimlich unter Röcke schauen und
die Bilder per Funk an den PC seines
Eigentümers schicken. Was ein Bender-Aibo
sicher mit Vergnügen machen
würde.
Ein anderes Problem hatte Sony mit
seiner neuen AiboPal Latte & Macaron-Serie.
Diese neue Aibo-Generation
wurde erstmals nicht mehr im
Roboter-Style designed, sondern
kommt mit süßen runden Köpfen
und einem eher tapsig-kugeligen
Körperbau ins Haus. Und zwar gleich
im Doppelpack, mit einem weißen
Aibo (Latte) und einem schwarzen
(Macaron). Damit sich echte Fans
aber auch wirklich gleich beide Modelle
kaufen, haben sich die japanischen
Entwickler etwas besonderes
ausgedacht: Der weiße Aibo ist nett
und anschmiegsam, der schwarze dagegen
aggressiver und rebellischer.
Vor dem Ausliefern in die USA muss
dann doch noch irgend jemandem
aufgefallen sein, dass diese kleine Farbenkunde
dort vielleicht nicht ganz so
gut ankommen könnte. Weshalb AiboPals
in den USA und Europa immer
mit der lieben und netten Latte-
Persönlichkeit ausgeliefert werden.
Gepatchte Hunde und
verletzte Gesetze
Aber zurück zu Aibopet, unserem
Hacker: Nachdem dieser rund anderthalb
Jahre ohne große Probleme
im Netz agiert hatte, meldete sich im
April 2001 plötzlich Sony zu Wort.
Man sei ja erfreut über jeden Fan,
aber die auf Aibohack.com verbreitete
Software verletze die Rechte der
Firma und solle doch bitte möglichst
bald verschwinden.
Sofort nahm Aibopet Kontakt zu
Sony auf und versuchte, die Vorwürfe
zu klären. Der Knackpunkt: Um den
eigenen Aibo in einen Bender-Aibo
zu verwandeln, muss ein Memory-
Stick mit dem Original Aibo-OS gepatched
werden. Aibopet bot deshalb
bereits gepatchte Versionen zum Download
an, sah darin aber kein größeres
rechtliches Problem. Wer sie benutzen
wollte, musste ja eh einen Aibo
sein eigen nennen - und besaß damit
auch bereits die fragliche Software.
Und wer mehr Persönlichkeiten
ausprobiere, kaufe schließlich auch
mehr Memory Sticks, so Aibopet.
Eine ganze Weile schien Sony diese
Argumentation zu schlucken. Doch
Ende Oktober folgte plötzlich der
zweite Brief, diesmal in etwas harscherem
Ton. Um die gepatchte Software
zu vertreiben, verletze er offenbar den
Sony-Kopierschutz und damit den
Digital Millennium Copyright Act -
jenes Gesetz, dass auch schon den
russischen Programmierer Dmitry
Sklyarov hinter Gittern gebracht hat.
Da wollte Aibopet natürlich überhaupt
nicht hin. Wer hätte sich auch
in der Zwischenzeit um die Hunde
kümmern sollen? Also schloss er kurzerhand
seine Website komplett, anstatt
nur die beanstandeten Programme
zu entfernen.
In der Aibo-Fanszene brach daraufhin
ein Proteststurm los. Petitionen
kursierten im Netz, andere Fan-Sites
schlossen aus Protest ihr eigenes Angebot,
und unzählige gutsituierte
Nerds verkündeten, ab jetzt nichts
mehr von Sony kaufen zu wollen. Die
Washington Post berichtete, Wired
Online sowieso und sogar im Aibo-
Mutterland Japan machte der Fall
Schlagzeilen. Kurz vor De:Bug-Redaktionsschluss
kam dann die erleichternde
Nachricht: Sony hat eingelenkt,
Aibohack.com ist wieder online.
Einige Fragen sind noch nicht geklärt,
einige Software ist jetzt etwas
schwieriger zu installieren. Doch Aibopet
ist guten Mutes, dass sich diese
Probleme auch noch beseitigen lassen.
Schwierig mache es eben nur die
Abhängigkeit der Aibo-Entwickler
vom Mammut-Mutterkonzern:
"Große Firmen sind es nicht gewohnt,
dass ihre Konsumenten umsonst
für sie arbeiten."
Legos Open Source-Problem
Ein bisschen ungewohnt war diese
Form der aktiven Beteiligung auch für
Lego. Der dänische Klötzchenhersteller
hat 1998 mit Mindstorms seinen
eigenen Roboter auf den Markt
gebracht. Nicht so schick wie ein Aibo,
dafür aber vollkommen selbst gestaltbar
und einfach vom PC aus zu
programmieren. Und zu hacken, wie
Mindstroms-Freunde bald feststellen
durften. Mittlerweile hat eine internationale
Entwicklergemeinde um
den Karlsruher Informatiker Markus
Noga sogar ein eigenes Mindstorms-
Betriebssystem gebastelt. Selbstverständlich
wird LegOS in echter
Hacker-Manier als Open Source
Software vermarktet.
Selbstverständlich? Bei Lego war man
sich offenbar eine Weile gar nicht so
sicher, wie man damit umgehen sollte.
Was, wenn ein Konkurrent auf
Grundlage von LegOS einen ähnlichen
Roboter bauen würde? Was,
wenn das System zu Schäden an der
Hardware führen oder arme Omas
über getunte Roboter stolpern lassen
würde? Was, wenn die Konsumenten
LegOS schon wegen der Namensähnlichkeit
mit der Original-Software
verwechseln würden?
Zumindest der letzte Punkt hätte Lego
sicher auch einen gerichtlichen
Erfolg versprochen. Doch die Firma
wollte ihren Ruf als Nerd-Supplier
nicht gefährden. Einen Ruf, der
Mindstorms ganz besonders geholfen
hat. Die kleinen Klötzchen haben seit
jeher unter den Geeks aller Länder
Kultcharakter. Mindstorms wurde
zudem am MIT Media Lab entwickelt,
das als klassische Nerd-Brutstätte gilt.
Gekauft wurde es anfangs denn auch
nicht fürs Kinderzimmer, sondern zu
70 Prozent von erwachsenen Heimtüftlern.
Und schließlich fanden die
servicepoint
Gibson, der Aibo:
http://www.thoughtpolice.com/gibson/
Aibopets Website:
http://www.aibohack.com
Mehr Aibo-Software:
http://www.aibosite.com
Hunde erziehen ist out. Heute werden sie einfach
umprogrammiert.
Sonys Aibo-Site:
http://www.aibo.com
LegOS:
http://www.noga.de/legOS/
Mindstorms:
http://mindstorms.lego.com
MIT-Entwickler die Hacker um Markus
Noga eigentlich ganz sympathisch.
Also verzichtete man erstmal auf eine
Klage und warf statt dessen lieber einen
Blick auf den Code. So einige
LegOS-Features sollen mittlerweile in
die neueren Mindstorms-Versionen
eingeflossen sein. Und ein Job-Angebot
hat Noga angeblich auch schon
bekommen.
Auf ein solches wartet Aibopet eigentlich
schon eine Weile. Im Prinzip verbringe
er seit zwei Jahren seine Freizeit
damit, für Sony unbezahlten
Support zu leisten, vertraute er der
Washington Post kürzlich an. Dabei
bleibe ihm viel zu wenig Zeit, um mit
seinen Hunden zu spielen. Immerhin
muss er nicht fürchten, dass sie wegen
der fehlenden Aufmerksamkeit verrohen.
Denn schließlich könnte er sie
dann ganz fix wieder umprogrammieren.
Roboter [7] de:Bug 055 | 0102
Der Robo, deine Rente
Roboter werden Sozialarbeiter
Roboter wechseln das Arbeitsfeld. Statt muskelzehrende und gefährliche
Drecksarbeit zu übernehmen, führen sie jetzt soziales und
menschliches Feingefühl fordernde Sozialarbeit aus. Eben das, was sie
besser können als Menschen.
text: anton waldt | waldt@lebensaspekte.de
Roboter sind auf dem besten Weg, die nächste
Rationalisierungsphase einzuläuten. Schon
lange geht es nicht mehr darum, Industriearbeiter
von monotoner und schwerer Arbeit zu
befreien, sondern soziale Dienstleistungs-
McJobs zu automatisieren. Prinzipiell lassen
sich dabei zwei Bereiche unterscheiden, nämlich
reine Pflege- und Medizinleistungen
(Blutdruckmessen, Medikamente dosieren
oder banale Gehhilfe leisten) und soziale Leistungen,
also Gesellschaftsersatz und Unterhaltung.
In zehn Jahren dürfte jedenfalls die
reguläre Rentnerwohnung mit einem Kombigerät
ausgestattet sein, das soziale und medizinische
Funktionen in sich vereint.
Sozio-Bots
Unterdessen wird die Gameboy-Generation
im Vereinsamungsfall auf Furbys Erben
zurückgreifen, um fehlende soziale Kontakte
wettzumachen. Ein Gang über die letzte
Spielzeugmese in Tokio zeigt, wo es für einsame
Herzen langgeht. Wichtiger als aufwendige
Bewegungsabläufe sind mittlerweile die
Fähigkeiten zur Interaktion mit der angepeilten
Zielgruppe. Diese potenziellen Kunden
der "Sozial-Bots" hat stellvertretend für die
Branche ein Tomy-Sprecher folgendermaßen
- knallhart - definiert: "Alleinstehende, einsame
Büroangestellte und junge Frauen, Eltern,
deren Kinder aus dem Haus sind oder
alte Ehepaare, die ihrem Partner nichts mehr
zu sagen haben." So kann die Robokatze "Ne-
CoRo" von Omron zwar nicht laufen, aber
dafür hat sie ein raffiniertes Felldesign, das
einem Jurassic-Park-Modell Ehre machen
würde: Das Fell sträubt oder entspannt sich je
nach grundsätzlicher "Stimmungslage" der
Maschine oder als Reaktion auf Streicheleinheiten.
Daneben hat Omron aber auch die
langfristige "Persönlichkeitsentwicklung"
programmiert, die ähnlich wie beim Tamagotchi
vom Zuwendungsgrad durch den Besitzer
abhängt. Seine Laune kommuniziert
die Fellbüchse dabei mittels "Mimik"- und
Sound-Effekten - in diesem Fall 48 verschiedene.
Omron wollte mit dem Prototyp "Tama"
neue Techniken von Mensch-Maschinen-Interfaces
testen: Mittelfristig sollten also
auch banale Anwendungen wie Geldautomaten
von der Spielzeug-Feldforschung am
Kunden profitieren und uns je nach Laune
mit getragener oder aggressiver Stimme über
den Kontostand informieren.
Pflege aus der Büchse
Wie die Altenpflege-Bots aussehen werden, ist
unterdessen noch nicht so klar abzusehen.
Die Erfahrungen aus dem Spielzeugsektor
Als Omas und Opas werden wir
von Robotern nicht nur optimal
medizinisch versorgt und
überwacht, sondern haben
auch täglich was zu lachen
und zu kuscheln.
werden aber bestimmt in zukünftige Maschinen
einfließen, so dass Oma nicht nur optimal
medizinisch versorgt und überwacht werden
wird, sondern auch täglich was zu lachen
und zu kuscheln hat. Auf der Messe "Alter&Pflege",
die unlängst in Stuttgart über die
Bühne fetzte, wurde auch ein Prototyp des
"Care-o-Bot" vorgestellt, der laut seinen
Entwicklern vom Fraunhofer-Institut für
Produktionstechnik und Automatisierung alte
Menschen künftig im Haushalt "unterstützen"
soll. Care-o-Bot soll seinem Besitzer
zum Beispiel auf Wunsch Getränke ans Bett
liefern, ein Essen in der Mikrowelle erhitzen
oder als Stütze und Gehhilfe in der Wohnung
dienen, in bestimmten Abständen erkundigt
er sich nach dem Wohlbefinden seiner Benutzer
und kontrolliert Werte wie den Blutdruck.
Bleibt eine Antwort aus oder werden
bedenkliche Werte gemessen, alarmiert der
metallische "Butler" automatisch Nachbarn
oder einen Arzt. Laut seinen Erfindern ist es
aber auch denkbar, dass der Roboter guckt,
welche Vorräte noch im Kühlschrank sind
und was eingekauft werden muss, auf Kommando
Jalousien und Türen schließt oder die
Heizung reguliert. Seine Befehle erhält der
Bot entweder durch Berührung entsprechender
Symbole auf einem Touchscreen, per
Fernbedienung oder über Sprachkommandos.
Das Gerät soll aber erst in etwa fünf Jahren
marktreif sein. In enger definierten Bereichen
machen sich unterdessen schon heute
Bots in der Pflege nützlich. So hat Matsushita
einen Pferde-Roboter für den Einsatz als
Therapie-Instrument entwickelt. Der simuliert
Schritt, Trab und Galopp, die passend
bewegte Landschaft wird den "Reitern" auf einem
Monitor gezeigt und insgesamt sollen die
Resultate denen vom "echten" therapeutischen
Reiten entsprechen. Hüho.
Jahrescharts
ELEKTRONIKA
INGRID ARNOLD
[1] 2001: A Space Odyssey [USA 1968, Regie: Stanley Kubrick],
[2] Nichts bereuen [D 2001, Regie: Benjamin Quabeck], [3] Tiger
& Dragon [HK/Taw/USA 2000, Regie: Ang Lee], [4] The
Others [E/USA 2001, Regie: Alejandro Amenábar], [5] Visitor Q
[J 2000, Regie: Takashi Miike]
MERCEDES BUNZ / Schnurrmotive 2001
[1] Apple wegen des iBooks, [2] Herr Böll wegen des Stipendiums ,
[3] Paparazi wegen der Nudeln, [4] Umbrien wegen seiner Hochebene,
[5] Ikea und dem Schnuck wegen der Platten, die in Expedit
verschwanden
VERENA DAUERER
[1] Tiger & Dragon, [2] Amores perros, [3] Girlfight - Auf eigene
Faust, [4] Shrek - Der tollkühne Held, [5] You Can Count on
Me
ANETT FRANK
[1] Oliver Hacke [Trapez 12], [2] Carsten Jost - You don`t need
a weatherman ... [Ladomat], [3] Unai - Rebel Swing [Nusound],
[4] Dial 006, [5] Parfüm 04, 6.James DIN A4 - I am a very
model of a modern mutant replicant [Esel 07]
KATJA HANKE
Top 5 der peinlichsten 80er-Retro-Mode-Erscheinungen:
[1] Vokuhila mit blond gefärbtem Pony, [2] Quickficker-Stiefel,
[3] Vokuhila mit blonden Strähnchen, [4] Tiger-Muskelshirts, [5]
US-College-Shirts vom H&M und Nietengürtel vom H&M
MARCUS HAUER / Vietnam
[1] thit kho nuoc dua, [2] gom ga, [3] thit ga xao xa, [4] che
chuoi, [5] dua gia
STEFAN HEIDENREICH / Top 5 Bücher
[1] Claude Shannon: Ein / Aus - ausgewählte Schriften zur Nachrichten-
und Kommunikationstheorie, [2] Michel Houellebecq:
Plateforme, [3] Michael Hardt, Toni Negri: Empire, [4] David
Bordwell: Visual Style in Cinema, [5] Michael S. Lew: Principles of
Visual Information Retrieval
THADDI HERRMANN
[1] Was ich wieder hören will: Hood - Cold House [Domino], [2]
Was ich wieder lesen will: Douglas Coupland - All families are psychotic
[Flamingo], [3] Wo ich wieder hin will - Blaue Lagune, Island,
[4] Was ich wieder breaken will: Amen, [5] Was ich wieder
mal haben will: ein erträgliches Jahr
JAN-RIKUS HILLMANN
[1] STERNstunde, 7:34, 06.06.01 DRK Frauenklinikum Pulsstrasse,
Berlin, [2] Amen Imperativ live at Wembley, August 2001,
[3] Salz/SalzV vs. Duftplatten/Vanille, [4] Girls on Top 7" Inches,
[5] Video "Where's your heart at" Basement Jaxx
CHRISTOPH JACKE
[5] Various Artists - Leichtes Hören [Kompakt] ... One Point, [4]
Pole - 3 [Scape] ... Two Points, [3] Arab Strap - The Red Thread
[Chemikal Underground] ... Three Points, [2] Raz Ohara - The
Last Legend [Kitty Yo] ... Four Points, [1] Rhythm & Sound -
Rhythm & Sound [Rhythm & Sound] ... Five Points!!!
JAN OLE JÖHNK
[1] The Other People Place/Lifestyles Of The Laptop Cafe
[Warp/Zomba], [2] Steven Malkmus / [ohne Titel]
[Domino/Virgin], [3] All Natural/Second Nature [Thrill
Jockey/EFA], [4] Ursula Rucker/Supa Sista [K!7/Zomba], [5]
N.E.R.D./In Search Of... [Virgin]
JAN JOSWIG
[1] "Italienisch für Anfänger" (Dogma), [2] Warten auf "Herr der
Ringe" von Peter Jackson, [3] 2raumwohnung, [4] Chucks-Renaissance,
[5] New Order - Vicious Streak (Warner)
HEIKE LÜKEN / Keyboard-Charts
[1] Strg. Z, [2] Strg. C, [3] Strg. V, [4] Strg. A, [5] Strg. W
MARI LUSSMANN / Metaphern
[1] Music is a hungry ghost [To Rococo Rot], [2] Dann schaut
Steven Morris aus dem Fenster und betrachtet die Kölner Innenstadt
wie eine ausgerollte Decke, auf der er sich gerne etwas ausruhen
möchte. [Harald Peters im Interview mit New Order], [3] Der
Mann sah mir wortlos ins Gesicht. Wenn er mich so anstarrte, kam
ich mir vor wie ein leeres Schwimmbecken. [Murakami Haruki in
Wilde Schafsjagd], [4] Ich möchte mich zusammenfalten und nur
noch eine Mitte sein [Titel von Frederik Schikowskis 7" ], [5] Auf
einmal sah ich draußen ihren Mann herumirren wie einen Käfer.[Zeruya
Shalev in Liebesleben], 6.melodisch mauschelige Tracks
mit viel Tanzschulen-Gewitter-Stimmung, dem Geruch angeweichten
Parketts, dem Schnurren digitaler Urkrebse und einer obstkorbartigen
Technicolor-Überfärbung. [bleed über the bad examples]
MORITZ METZ / Abiturliteratur-Zitatsammlung
[1] der weg entsteht beim gehen, [2] mit knatternder fahne vorwärts
reiten, [3] neue lehrer für die neue schule, [4] beim sprechen egal,
beim schreiben fatal, [5] mit rechtschaffenen grüßen
CHRISTIAN MEYER / Top 5 ‘Hip Hop’-Platten:
[1] cLOUDDEAD - s/t [Mush/Big Dada], [2] Prefuse 73 – Vocal
Studies & Uprock Narratives [Warp], [3] Cannibal Ox – The
Cold Vein [Def Jux], [4] Anti Pop Consortium – Ends Against The
Middle [Warp], [5] Roots Manuva – Run Come Save Me [Big
Dada]
SASCHA KÖSCH
[1] Manitoba, [2] Donnacha/Alva.Noto, [3] Figurine, [4]
Newwordaquarium, [5] Lawrence
Rächer des Jazzrock
Hans Platzgumer
Auf seinem neuen Album „Denial Of Service" zersägt
Hans Platzgumer mutig alle Ado-Goldkanten-
Hörgewohnheiten, um dann als Jacky Chan verkleidet
sein Powerbook auszupacken und, nur mit Bitcrusher
bewaffnet, dem Jazzrock seine Seele
zurückzugeben. Nichts Ungewöhnliches in Nizza.
Was Billy Cobham wohl dazu sagt?
text: jan bruhnke | jb@eye4u.com
Hans Platzgumer gehört zweifellos
zu den Jacky Chan Producern
in der Szene. Das beweisen nicht
nur seine Eastern Connections
Projekte wie "Queen of Japan"
und "Shinto", sondern auch seine
flinken und vielseitigen Programmiermoves,
wenn es darum
geht, mal wieder neue Schallwurfscheibchen
im Fluge zu verteilen.
Nachdem er mit dem letzten
Album "Datacard" schon seine
musikalischen, digitalisierten
Fingerabdrücke hinterlassen hat,
serviert er uns nun nicht nur
schmackhafte Wokgerichte wie
auf seiner eigenen Website, sondern
mit "Denial Of Service"
auch ein neues Album. Inspirieren
lässt er sich diesmal vom Jazzrock
der 70er, den er gekonnt
mit neuester Computerklangsynthese
zu seiner ganz persönlichen
Hommage an jene Ära mischt.
Ohne Zweifel, Hans Platzgumer
zeigt, dass er ein Granular Jimi
Hendrix des 3. Jahrtausends ist,
der seine Jazzrocksamples unterhalb
der Quantisierungshörgrenze
zerlegt, um sie dann bei
einem psychedelischen Zungensolo
auf seinem Titanium Powerbook
wieder in seinem ganz persönlichen
Trip zusammenzurocken,
ohne sich bei den Tracks
einen elektrischen Schlag zu holen.
Keine Gnade
Gleich das Cover verrät uns, dass
Herr Platzgumer, wie nicht anders
zu erwarten, immer noch als
"Rebel with a cause" in seinem
neuen Ego-Shooter unterwegs
ist, und das ist gut so. Im Auftrag
des Underground schlägt er dabei
so manchen halbstarken,
Goldkanten verwöhnten CD-
Hörer ohne weiteres mit seinem
krispen Bitcrusherbeats die Zähne
aus, um die in Vergessenheit
geratenen Seelen angestaubter
Jazzrocklegenden zu rächen.
Doch Duke Nukem Platzgumer
ist dabei bei weitem nicht alleine.
Denn nachdem wir aus dem etwas
düsteren Eröffnungstrack "Coma"
erwacht sind, öffnet uns Catriona
Shaw, alias "Koneko" aus
der "Queen of Japan" Mission,
gesanglich die Augen für Hans’
stereophonisches Holodeck. Dabei
ist es ihr ein leichtes Spiel, bei
der Slackerfunkhymne "Lazy" das
Raumzeitkontinum aufzuheben.
Und es macht Spaß, in dieser
süßen Zeitschleife mal ein paar
Minuten lasziv zu verbummeln.
Auch Anne LaPlantine versieht
Platzgumer in seinem musikalischen
Netzwerk mit dem Dialogkabel
und lädt uns bei "Stay Onlife"
ein zu einem atmosphärisch
rhythmischen Vokalpingpong,
das Filmmusikniveau besitzt.
Überhaupt hat man bei "Denial
of Service" das Gefühl, dass Elektronik
Kopfgeldjäger Platzgumer
einen auf eine cinematografische
Reise mitnimmt, die mit den
Tracks wie "The Gambler" und
"Soulfile 01" seine Höhepunkte
finden, die auch so manch Blacksploitation
Film mit genügend
aufwühlender Dramatik versorgt
hätten. Um so schöner ist es
Freiheit bedeutet Powerbook, keine Harley
dann, dass uns auf der digitalen
Auslaufrille der CD als Schmankerl
ein Videoclip von Georg
Gaigl erwartet. Musikalisch waren
auch noch mit von der Partie Albert
Pöschl, Nachtstrom und
LAHB.
DEBUG: Auf deinem neuen Album
geht es um Jazzrock. Welche
Künstler haben dich beeinflusst
und was ist für dich das Faszinierende
speziell an dieser Musik?
Hans Platzgumer: Ich spielte schon
als Teenager in Jazzrockbands. Ich war
und bin beeindruckt von der Rhythmik,
vom Groove und auch der Produktion
verschiedener Alben von z.B. Stanley
Clarke oder Billy Cobham. Da es für
mich momentan keine erkennbare, wirklich
aufregende neue Welle in elektronischer
Musik gibt, nahm ich mir die Freiheit
zurückzublicken und Inspiration in
der Vergangenheit zu suchen.
DEBUG: Mit dem Künstler Georg
Gaigl hast du jemanden gefunden,
der deine musikalischen Visionen
auf die Covergestaltung
als auch multimedial auf den Videobereich
überträgt. Wie wichtig
ist dir der visuelle Aspekt deiner
Musik?
Hans Platzgumer: Meine Musik ist ja
wirklich sehr cinematografisch. Ich produziere
viele Soundtracks oder Hörspiele
und versuche auch in eigenen Produktionen
Bilder und Gefühle zu erzeugen.
Emotion = Motion. Weiter interessiert
mich immer eine Verbindung und Zusammenarbeit
mit anderen Kunstrichtungen.
DEBUG: Zum Track "Stanned" auf
deiner neuesten CD hat Georg
servicepoint
http://www.platzgumer.net
http://www.clublebomb.com
http://www.echokammer.de
Gaigl auch ein konzeptuelles Video
produziert?
Hans Platzgumer: Georgs künstlerisches
Konzept dreht sich darum, einen 24
Stunden Film zu erstellen. Aber nicht wie
bei Warhol, um einen ungeschnittenen
Film in Echtzeit zu erhalten, sondern um
Aussagen des Unbewussten zu transformieren.
Dabei macht er über einen
größeren Zeitraum jeden Tag 100 Fotos
von der Bildschirmrealität des Fernsehens
und animiert sie neu zu einem Film der
Zwischenwelt. Das Video zeigt uns einen
Teil davon.
DEBUG: Du wohnst jetzt in Nizza.
Gab es einen Grund für diesen
Wechsel? Und wie würdest du die
elektronische Undergroundmusikszene
in Frankreich beschreiben?
Hans Platzgumer: Ich wohne halb in
Nizza und überwiegend in Österreich,
habe aber in Frankreich nur sehr wenig
mit der Elektronikszene zu tun, von David
Caretta und etwas Marseille HipHop abgesehen.
Ich bin aber sehr interessiert an
dem arabischen und afrikanischen Einfluss
hier.
DEBUG: Das neue "Cube & Sphere"
Album in Zusammenarbeit
mit Gerhard Potuznik steht ja in
den Startlöchern. Wie können
wir uns das vorstellen und welche
neuen Projekte werden uns noch
erwarten?
Hans Platzgumer: Es wird alles sehr
R’n‘B beeinflusst. Zwar teilweise roughe
Breakbeats, aber immer mit großartigen
Vokals von Catriona Shaw und dadurch
fast auch massenkompatibel. Auch viele
Balladen!
DEBUG: Mit Catriona Shaw hast
du ja schon öfters zusammengearbeitet
und stehst auch bei
"Queen of Japan" mit ihr auf der
Bühne, aber wie kam eigentlich
der Kontakt zu Anne LaPlatine
zustande, die ja bis jetzt eher auf
kleinen Labels veröffentlicht hat?
Hans Platzgumer: Übers Internet.
Ich habe einen Remix für sie gemacht und
wir begannen uns MP3s hin und her zuschicken,
woraus mehrere Tracks entstanden
sind. Ich kannte sie damals noch
gar nicht persönlich. Es war also eine rein
virtuelle Band.
DEBUG: Sind neue Alben für
Queen Of Japan und Shinto geplant?
Hans Platzgumer: Ja. Neue Alben
sind gerade in Aufnahme und werden
nächstes Jahr erscheinen. Shinto mehr für
den japanischen Markt, QOJ eventuell
über einen Major. So viel sei verraten: Es
sind HITS dabei!
DEBUG: Was verkörpert heutzutage
deiner Meinung nach mehr
Freiheit: Powerbook oder Harley?
Hans Platzgumer: Powerbook!
DEBUG: Entscheidest du dich für
Lederjacke oder Glanzblouson?
Hans Platzgumer: Beides!
DEBUG: Ein heißes Rezept aus
deiner ESC-Plattenküche.
[Anm .d.R.: Herr Platzgumer
vertreibt ein Onlinekochbuch auf
seiner eigenen Website]
Hans Platzgumer: Alle gut, alle getestet!
de:Bug 055 | 0102 [10]
indiedowner | Indierock
Kosmos mit Couch
Sofa Surfers
Es war vor fünf Jahren, als die Wiener Sofa Surfers mit angekoppeltem Dorfmeister-
Remix von "Sofa Rockers" in den Schuhläden dieser Welt auf heavy Rotation liefen.
Seitdem ist viel passiert. Auf ihrem neuen, dritten Album "Encounters" kollaborieren
sie mit Musikern wie Dälek und Mark Stewart quer durch alle Genres und schrauben
weiter an Dub, Breakbeat, Funk, Elektronik und HipHop.
text: michael lachsteiner | ml@blankton.org
servicepoint
Ihr erstes Album "Transit" von 1996
erschien gerade zu der Zeit, als der
Vienna-Sound-Hype sein garstiges
Haupt lüpfte und schon bald in
Schuhläden rund um den Globus zu
hören war. Fälschlicherweise wurden
die Sofa Surfers gleich mit in
diesen mehr oder weniger schicken
Sack gepackt, denn "Sofa Rockers",
der erste Hit der Band, war schließlich
öfter im Dorfmeister-Remix zu
hören als das weitaus bessere Original.
Die folgenden Singles "The
Plan" und "Life In Malmö" stellten
dann aber rasch klar, dass der Coffeetable-Schmoove-Groove
auf der
besurften Couch nichts verloren
hatte. Handgespielte, dreckige Breakbeats,
WahWah-Gitarren, gefilterter
Funk von verschiedensten
Quellen - alles eingekleidet in einer
elektronischen, treibstoffverschmierten
Dub-Rüstung. "Transit"
- der Name des Debut-Albums,
war Programm und folgte der Tradition,
in der für das erste Album
erst mal einige Singles und ältere
Tracks auf einen Longplayer gepackt
werden und eine Reise auf der Suche
nach dem eigenen Stil darstellen.
Dementsprechend unterschiedlich
fielen auch die Stücke
aus, der rote Faden Sound- & Soulsearching
hielt "Transit" zusammen
und machte das Album zu weit mehr
als nur einem Experiment. Auf dem
Nachfolger "Cargo" dagegen war
bereits einiges klarer - in einem Referenzrahmen,
der sich irgendwo
zwischen ON-U Sound, Bill Laswell,
23 Skidoo und Punk- und
Elektronik-Ideen absteckte, bewegte
sich eine homogene Fracht, die
elektronische Bearbeitungsmethoden
mit den Synergien einer Liveband
in Einklang zu bringen versuchte.
Die Angelegenheit war mehr
als gelungen und führte nicht nur
die Band zu einer soundtechnischen
Standortbestimmung, sondern
brachte auch Respekt von Medien,
Künstlern und Publikum.
Begegnungen
Mit dem neuen Album "Encounters"
gelingt nun eine noch schwierigere
Übung. Denn war der
Sprung von "Transit" 1996 zu
"Cargo" 1998 schon ein großer, so
wird mit dem dritten Album der
Sofa Surfers - das Remix-Album
"Constructions" vom Vorjahr mit
Beiträgen von Spectre, Eardrum,
Howie B., Tom Tyler u.A. nicht
mitgerechnet - sogar noch eine
ganze Gewichtsklasse übersprungen.
"Encounters" wiegt sich nicht zufrieden
im soeben gezimmerten
Elektro-Dub-Breakbeat-Bett, sondern
lehnt sich mit dem durchgehenden
Einsatz von Gastvokalisten
[nur das ruhige Schlussstück "Gamelan"
ist rein instrumental gehalten]
weit aus dem Fenster, um zu sehen,
was auf der Straße so vor sich
geht. Neben eigentlich ohnehin
Verdächtigen wie Junior Delgado,
Dälek und Sensational [der Opener
"Formula" ist einer der Highlights
des Albums] wird auch mit Noise-
Experimentalist Mark Stewart kollaboriert.
DJ Collage, Oddatee, MC
Santana, Lil Desmond Levy. Jeb Loy
Nichols und Dawna Lee stellen die
weiteren Vokalisten und trotz der
unterschiedlichen Charaktere
klingt das Album kompakt, heterogen
und schlüssig im Sofa Surfers-
Kosmos beheimatet - zu den bisherigen
Klangfarben Dub, Breakbeat,
Funk und Elektronik schmiegen
sich East-Coast- und Abstract-HipHop,
als hätte das alles schon immer
zusammengehört.
Und was sagen die
Sofa Surfers selbst?
"Mit den meisten Vokalisten hatten wir schon
länger Kontakt und zu Mark Stewart kamen
Sofa Surfers, Encounters, ist auf Klein Records erschienen.
http://www.sofa-surfers.net
wir über Jeb Loy Nichols. Mit Mark Stewart
haben wir hier in Wien gearbeitet, er war
sehr resolut und wusste ziemlich genau, was
er wollte und was nicht. Den anderen Kollaborateuren
schickten wir Layouts oder sie
schickten uns einfach Gesangsspuren, die wir
dann verarbeiteten. Es ist schon komisch, es
kommt mit 100%iger Sicherheit immer das
zurück, was man nicht erwartet hat. Aber das
macht eben "Encounters" aus, das Aufeinanderprallen.
Aber wir arbeiten mittlerweile
auch alle von zu hause aus und tauschen uns
dann aus. Mittlerweile haben wir eine gemeinsame
Sound-Ästhetik entwickelt und
wollten nun verschiedene Stile anreißen, ohne
diese Ästhetik aufzugeben."
Pumpelnicker
The Notwist
Wenn sie nur einmal am Tag die Piloten sein könnten, würden sie Indie aus dem Muff
steuern. Wie man aus Punk und Dixieland und Elektronik Postrock wie den frischesten
Avantrock klingen lässt, zeigen "The Notwist" auf ihrem neuen Album so hittig
und so anti wie nie.
text: oke göttlich | oke@nonplace.de | Foto: gerald von foris
servicepoint
The Notwist, Neon Golden, erscheint auf City Slang / Virgin.
http://www.notwist.com
Schält man die Unberechenbarkeit
als wesentliches Merkmal einer Band
(jawohl) wie The Notwist heraus,
setzt das eine gewisse Kenntnis aller
ihrer bisherigen vier Langspielveröffentlichungen
voraus. Ihrer Herkunft,
ihrer unzählbaren Metamorphosen
in Seitenprojekten - hier
aufgelistet nach dem wahrscheinlichen
Bekanntheitsgrad innerhalb
der Leserschaft dieser Zeitung - wie
Console, Lali Puna, Tied & Tickled
Trio, Potawatomi, Ogonjol - sollte
man sich ebenso bewusst sein.
Geht nicht, muss auch gar nicht,
darf man angesichts dieser Referenzen
denken und einfach auch schreiben,
wie sich das neue Album "Neon
Golden" anfühlt. Fakt ist, es ist wieder
ein anderes Gefühl als bei den
vorherigen Alben der Indie-Combo
aus Weilheim. Unterstellt man dem
Kollegen Thaddi in seiner Rezension
zur Vorab-Single Pilot ("Pumpelnde
Pumpelbeats"), dass er keine
Ahnung davon gehabt hat, was pumpeln
bedeutet, muss das Lob für diese
Wortschöpfung um so größer ausfallen,
da es den Kern einfach trifft.
Was könnte pumpeln also sein? Einigt
man sich auf die Schnittmenge
zwischen Rumpeln, Pop, Kuscheln
und Unken, wäre das Panorama der
vier Musiker grob angedeutet. Bei
The Notwist, als Punkband Ende der
Achtziger von Markus und Micha
Acher gegründet und richtig rumpelig,
hat der heimische Plattenschrank
die Funktion des Weltempfängers
übernommen und ist im Laufe des
12-jährigen Bestehens gemeinsam
mit den Beteiligten zu einem Verstärker
ständiger Weiterentwicklung
geworden. Statt weiter gegen Eltern,
Weilheim und das vermeintlich Begrenzte
gegenan zu poltern, entwickelte
The Notwist als abstraktes
Bandgefüge menschliche Züge und
Evolutionssprünge, ohne an subtiler
Violence zu verlieren. Mehr anti
geht kaum. Anti-Star, Anti-Hip,
Anti-Style, Anti-Peinlich und vor
allem Anti-Zyklisch. Hatte jemand
gedacht, The Notwist würden irgendwann
die Kombination von
Schlagzeug, Bass und Gitarre nicht
mehr fortschreiben und irgendwo
zwischen Dinosaur Jr. und Talk Talk
hängen bleiben, sollte spätestens mit
der letzten Veröffentlichung
"Shrink" vor dreieinhalb Jahren
enttäuscht, verwundert oder verliebt
gewesen sein.
Elektronische Elemente wurden
durch die Verpflichtung von Martin
Gretschmann [Console] integriert.
Alles zu Zeiten, in denen sich abzeichnete,
dass sowohl elektronische
Musik ohne analoge Instrumente wie
auch eine klassische Band ohne
Elektronik an ihre Grenzen stoßen
könnten. Flirtete Shrink noch mit
Jazzelementen - Markus und Micha
spielen in einer Dixie-Band mit
ihrem Vater auf Sonntagsfrühschoppen
- ist Neon Golden ein Update
mit Gastmusikern, die weltmusikalischen
Einflüssen einen Raum geben,
die sich im besten Sinne dem vielfältigen
Klangbild der Band anpassen,
die Stücke immer wieder in verschiedenste
musikalische Himmelsrichtungen
zerren und immer neue Geschichten
und Assoziationen ermöglichen.
Und das alles auf dem elektronischsten
Album der Weilheim-
Buben.
Es verwundert daher kaum, dass The
Notwist, ansonsten so entfernt von
allem irdischen, unendliche Begehrlichkeiten
wecken. Im Forum der
Musiker trampelt eine Horde ungeduldiger
Fans durch das Netz und
fordert sofortige Veröffentlichung
des neuen Albums: "Ich will die
Platteeee" ist noch harmlose Ungeduld,
während richtiger Druck erst
bei Folgendem aufkommt: "Ihr macht
wirklich gute Musik. Trefft meine Seele. Das
kann nicht jeder. Beeilt euch bitte mit dem
neuen Album. Hört bitte niemals auf, Musik
zu machen." Diese Fans hat diese Band
wirklich verdient.
Techno
jahrescharts
Missverständnis in Dub
Alexander Kowalski
Aus der Posse rings um das Headquarters Tresor hat
sich Kowalski, der einst auszog, um den Berliner Bass
zu suchen, zu einem der vielseitigsten Technoproduzenten
des Landes entwickelt und releast rings um
den Globus seine schweren, stolzen Tracks.
text:anett frank | anett@de-bug.de Foto: andrea katheder
auf Tresor Records zu platzieren.
Multipel im
Labeldschungel
Als "DisX3", "d_func." oder "Mr.
Discotheque" ist Kowalski im Alleingang
und zusammen mit Stassy
vom Projekt "Sender Berlin"
aka "Double X" anzutreffen.
Alex: "Mit Kowalski verbinden sich alle
Einflüsse, sei es Pop, House oder Techno.
Das ist eine ganz persönliche Sache und
emotionaler als meine Musik unter anderen
Synonymen. Das bin ich, meine Musik.
ANNE PASCUAL / Plaisir
[1] www.purple.fr, [2] www.palaisdetokyo.com, [3] www.200
ok.de, [4] www.showstudio.com, [5] www.newstoday.com
RILEY REINHOLD
[1] Wassermann W.I.R. [Profan], [2] Akufen - Psychometry
Vol.1 + 2 [Trapez], [3] Metro Area 3 + 4 [Environ], [4] John
Tejada - Western Starlight [Palette], [5] Steve Bug - A Night Like
This Remixe [Pokerflat]
JANKO ROETTGERS / Top 5 Software 2001
[1] Advanced eBook Processor [www.freesklyarov.org], [2] Soul
seek [www.soulseek.org], [3] FreeMe WMA Crack [www.cryptome.
org], [4] Mojito [www.havana-club.com], [5] The Bat!
[www.ritlabs.com]
KERSTIN SCHÄFER
[1] Tim.Buktu - Infant Coversongs (BPitch Control), [2] Depeche
Mode - Exiter (Mute), [3] Christian Kleine - Beyond Repair
(City Centre Offices), [4] The Hives - Veni Vedi Vicious (Burning
Hearts), [5] Pfadfinderei/ Lab.Style
FLORIAN SIEVERS
Kurze: [1] Shut Up & Dance: Moving Up, [2] Computerjockeys:
My Golden Boy, [3] Missy Elliott: Get Ur Freak On, [4] Monsta
Boy: Sorry [Ed Case 2001 Refix], [5] N.E.R.D.: Lapdance
Lange: [1] Stanton Warriors: The Stanton Session, [2] Diverse:
Studio One Soul, [3] The Other People Place: Lifestyles Of The
Laptop Café, [4] All Saints: All Hits, [5] Rebel MC: Tribute To
Haile Selassie I
Er ist einer, der in den frühen
90ern mächtig vom sogenannten
Berlin-Spirit beeindruckt ist.
"Ohne Berlin wäre ich nicht da, wo ich
jetzt bin und hätte auch nicht mit Techno
angefangen." Nicht zuletzt, und das
mag vielleicht merkwürdig erscheinen,
aber auch so ziemlich
von zwei Danceprojekten via
MTV angefixt, nämlich "Felix"
(Rollo von Faithless) und den
"Utah Saints", einer Band, die "so
ziemlich viel mit Samples gearbeitet hat".
Die musikalischen Wurzeln werden
weder verleugnet noch überfällt
ihn betretene Geniererei -
das macht sympathisch. Den
Wahlberliner lässt die Sucht nach
elektronischer Musik nicht mehr
ruhen. Das kulturelle Umfeld erleichtert
Alexander Kowalski den
Zugang zu Klangerzeugung mit
handlichen Kästen. Mit Amiga
500 und dem Tracker-Programm
per Vier-Spur-Sequenzer
macht er die ersten produktiven
Gehversuche gen Chicago. So sozialisiert,
bleibt dieser Sound immer
im Ohr und als kostbares
Gut auf dem Plattenteller. Mit
dem TB 303-Clone folgt der
Acid, der ab 1996 analog zu härterem
synthezised Techno transformiert.
Mit Joey Beltram, Steve
Stoll und dem Synewave Label
wächst die Liebe zum Techno.
Sein erster Live-Gig 1996 im
Tresor ist für den damals noch
recht unbekannten Produzenten
der Durchbruch. Dieser lässt ihm
die Aufmerksamkeit zukommen,
die man braucht, um seinen ersten
Track als "DisX3" mit "sehr
hartem, DJ-orientierten Sound" auf
der "Headquarters"-Complation
Und man hört, was mich beschäftigt."
Ebenso vielfältig wie die Namen
der Alter Egos ist auch die Labelpalette,
auf der Alex releast. Neben
Veröffentlichungen auf
"Tresor" folgen Ausstöße und
Remixe auf "Proton Records",
"BPitch Control", dem Kölner
Label "Konsequent" und natürlich
auf dem Berliner Label
"Kanzleramt". Auch das britische
Label "Surface" und "unGleich-
Records" beherbergen Kowalski
in ihren Katalogen. Letzteres
wird gerade mit "LL-Records",
dem Label von Pacou (u.a. Tresor-Act)
zu "Root-Records" zusammengelegt.
Die Richtung
bleibt weiterhin der Club.
Echoes statt Dub
Alex: Auf "unGleich" ist die Musik,
wie der Name schon sagt, recht ungleich.
Das Label geht ab jetzt mehr in die abstrakte
Richtung. Ich werde da auch weiterhin
dabei sein und neues Terrain betreten."
Das Neue wahrnehmen und erforschen
und es dabei immer
wieder vom Alten durchdringen
lassen.
Das bin ich, meine Musik. Und man hört, was
mich beschäftigt.
DB: Das erinnert an "Echoes".
Alex: "Echoes" ist das Album, auf
dem ich versuche, Techno und House
miteinander zu verbinden. Ich wollte
fragmentarische Elemente, die mich beeinflussten,
bündeln und auf diesem Album
meinen musikalischen Background
präsentieren.
Echoes – sein Knaller-Track mit
gleichnamig angeschlossenem
Album, das tief rollt und sich als
(ums mal mit dem Kösch zu sagen)
hypnotischer Killer entpuppt.
DB: Stichwort Dub. Wie verhältst
du dich dazu?
Alex: Es ist auf eine Art missverstanden
werden, aber ich mag mich auch
nicht ständig erklären. Das bezieht sich
insbesondere auf den Albumnamen
"Echoes". Viele haben mein Konzept
nicht verstanden oder missverstanden. Es
kann sein, dass ich von Dub beeinflusst
bin. Das ist dann aber eher unbewusst.
Ich mag deepe Effekte und lange Hallräume.
Es ist vielleicht einfach meine
Soundästhetik, die ein wenig an Dub erinnert.
Am Fluchtpunkt -
Progress
Jetzt steht Kowalskis zweites Album
"Progress" auf Heiko Laux‘
Label Kanzleramt auf der Matte.
Alex: "Mit Pogress habe ich jetzt einen
wichtigen Punkt erreicht, an dem ich
mehr Selbstvertrauen fasse und mich
auch langsam vom Schubladendenken
befreie und viel befreiter Musik mache."
In erstmaligem Zusammenspiel
mit Raz Ohara (Kitty-Yo), der
dem Kowalski-Bass in "All I got
to know" die smoothe Seite zeigt
und somit dem Deep-House
schöne Augen macht und heiße
Ohren verleiht.
DB: Das ist doch keine einmalige
Angelegenheit.
Alex: Raz ist ein HipHop beeinflusster
Akustik-Gitarren-Rocker mit Funk und
ich finde, dass er eine super Stimme hat.
Wir arbeiten gerade an unserem Live-
Act. Wenn alles so weiter läuft wie bisher,
dann steht einer Zusammenarbeit
mit angeschlossenem Vinyl-Ausstoß
auch nichts im Wege.
ANDREAS SACHWITZ / Places
Barcelona, Collioure, Kykladen, Lausanne, Rosalux, Wolimierz
SVEN VON THÜLEN / Top-Five Hedonismus 01
[1] Litauen mit Mitte Karaoke, Afterhour und kaputtem Spiegel,
[2] Fusion mit Venuswave, der "Welt" und einer Riesenschaukel,
[3] nächtliche Autofahrt durch den Osten mit Poppers, Thrills und
Geschrei, [4] meet im Goldmund mit Auflegen, Euphorie und
Strings of Life, [5] Hamburg im Mai mit Punkrock, Hafengeburtstag
und der Deutschen Bahn
CLARA VÖLKER
[1] Prefuse 73, [2] Anti Pop Consortium & Pfadfinderei,[3]
JayDee, Neptunes, J.Rawls, [4] Roots Manuva, Mystic, [5] Puppetmastaz
ANTON WALDT / Top Five Maßnahmen
[1] Bush-Puppen verbrennen, [2] AGM-114A "Hellfire", [3]
Molotow Cocktail, [4] BLU-82 "Daisy Cutter", [5] AK 47
"Kalashnikov"
ALEXIS WALTZ / Im Kino 2001
[1] Die innere Sicherheit von Christian Petzold - LATENZ, [2]
Ghost World von Terry Zwigoff ˆ RETRO, [3] Apokalypse Now Redux
von Francis Ford Coppola ˆ VERNICHTEN, [4] Gefängnisbilder
von Harun Farocki ˆ GEFÄNGNISBILDER, [5] Yi Yi - A
One and a Two von Edward Yang ˆ TRAUER, [6] Die Purpurnen
Flüsse von Mathieu Kassovitz ˆ PARANOIA,
ALJOSCHA WESKOTT / Top 5 Event-Liste+Platten
[1] Sommerliche Ostgut-Betongartenabfahrten.,[2] Ibiza, Afterhour,
Kallalonga-Beach, [3] 12" "nefuka/adad" [Akufen] Background,
[4] Autofahrt durch die Zone: mit Poppers und Geschrei,
[5] On/Off-Vinyl: Konzentriertes Hören & Abhängen, 6.Bez-Afterhours
[1&2] Somewhere in Berlin
bilder
text: stefan heidenreich
Politik & Internet
Der Netizen 2002
Baudrillard wieder ausgraben
Zum Jahreswechsel spricht alles dafür, Baudrillard wieder auszugraben und angesichts der Reaktionen
auf den 1(1). 09. anzuerkennen, dass der Krieg auf das Netz ausgeweitet worden ist.
Doch gerade weil der Netizen 2002 im Netz zwar registriert ist, aber anonym bleibt, bleibt das
Netz intellektuelles Luxusgut.
text: nico haupt | nicohaupt@yahoo.com | foto: merve Verlag
Verbrechen der Wehrmacht.
Ein Mann durchsucht in Tarnopol unter
Zwang Leichen. Foto: AP
Ein junger Mann durchwühlt die Kleidung der Ermordeten.
Vor ihm steht ein Deutscher mit einem Prügel in
der Hand. Die Toten sind mit großer Sicherheit Opfer
des russischen Geheimdienstes NKWD. Verwechslungen,
Fehldeutungen, falsche Zuschreibungen oder fehlerhafte
Identifizierung von Tätern oder Opfern in einzelnen
Bildern, das war die Kritik an der Ausstellung zu
dem Vernichtungskrieg der Wehrmacht, wie sie bis 1999
durch Deutschland tourte. Nun wurde die Ausstellung
komplett überarbeitet. Es gibt kaum mehr große Fotos,
schon gar nicht von Gräueltaten. Galgen und Leichen,
Erschießungen und Verhungernde sind nur noch im
Postkartenformat zu besichtigen. Man sieht die Bilder
der Kriegsverbrechen entrückt wie durch ein Fernglas.
Große Bilder sind von nun an den Großbild-Leinwänden
vorbehalten, auf denen sich wohl bald in "Stalingrad,
Teil 5" wieder heldenhafte deutsche Landser mit
russischen Flintenweibern Duelle liefern dürfen. Die
Wahrheiten des Kriegs gibt es dagegen en miniature.
Mit derselben Rationalität, mit der man den Einsatz
militärischer Gewalt gutheißt, will man die Verbrechen
des letzten Krieges nur noch wissen und nicht mehr sehen.
Es stimmt schon: nur weil ein Foto groß aufgezogen
wird, wird sein Quellenwert nicht eindeutiger.
Worin liegt dann der Unterschied, ob man eine Erschießung
lebensgroß vor sich sieht oder nur in Postkartengröße?
Vielleicht in der Kraft der Vergegenwärtigung.
Vom vorliegenden Bild gibt es eine spätere Aufnahme.
Auf ihnen liegt der junge Mann, der hier noch
die Taschen eines Toten durchwühlt, selbst tot über den
Leichen.
SH•••••
Spiegel-Montage zur Endphase
des Afghanistankriegs
Was mit dem Training am Flugsimulator begann, endet
ganz folgerichtig im Kerker. Der jüngste Krieg kann der
Logik der Unterhaltungsindustrie nicht ausweichen.
Der Showdown findet dort statt, wo ihn sich die Freunde
von Ballerspielen nur wünschen können. Der Dungeon
ruft, der Ort der Monster und Fallen. Trainingssoftware
gibt es in rauhen Mengen. Die Angreifer können
auf reichhaltige Erfahrung diverser Ego-Shooter
zurückblicken. Aber was tun die Bösen? Auch für sie hat
die Spieleindustrie längst vorgesorgt. In dem Game
"Dungeon Keeper" sind die Seiten verkehrt. Man spielt
Herr über seinen Kerker und muss seine Monster gut
aufstellen, damit sie die Guten aufhalten, die von allen
Seiten immer wieder einzudringen versuchen. Der
Spiegel hat sich in diesem Bild für die Perspektive von
"Dungeon Keeper" entschieden. Die Höhle ist in isometrischer
Draufsicht nach oben geöffnet. Der gläserne
Fels gibt das Netz von Gängen, Treppen und Sälen frei,
wie es jedem Spieler vertraut sein dürfte. Die Einrichtung
ist mit Gebrauchsanleitung eingezeichnet (Dieselgeneratoren
.. Wärmeabstrahlung .. aufspüren). Abweichend
von der Genfer Konvention gelten die Gesetze
von Dungeons & Dragons in der revidierten 3. Fassung,
dem einzig wahren Regelwerk für den Höhlenkampf,
ergänzt durch die bekannten Richtlinien des Monster's
Manual. Es wird nicht lange dauern, bis der Dungeonmaster
Bin Laden eine populäre Spielfigur wird.
SH••••
Immer wieder haben sich in den letzten
Jahren Sozial- und Computerwissenschaftler
mit Elias Canettis These beschäftigt,
dass ab einem bestimmten
Zeitpunkt die Geschichte nicht mehr
wirklich ist. "Ohne es zu merken, hätte die
Menschheit insgesamt die Wirklichkeit plötzlich
verlassen; alles, was seitdem geschehen sei, wäre
gar nicht wahr; wir könnten es aber nicht merken."
Jean Baudrillard sprach schon in den
80ern von einer Befreiungsgeschwindigkeit,
die man erreichen müsse, um
diesen Punkt zu finden. Nach Baudrillard
besäßen politische und soziale Ereignisse
von sich aus keine Kraft mehr,
um uns noch zu erschüttern, sondern
spulten sich wie ein Stummfilm ab, für
den wir weder individuell noch kollektiv
verantwortlich sind. Einzig allein
der Terrorismus vermag diese so genannte
Hyperrealität nicht stumm,
sondern gewaltsam auszulösen. Es
scheint, als wenn mit Eintritt des digitalen
Zeitalters (in dem es kein Negativ
wie noch beim Foto mehr gibt) eine
weitere Gleichschaltung mit diesem toten
Punkt am 1(1).9.2001 erfolgt ist.
Dies war der Tag, als vier Flugzeuge,
von wem auch immer gesteuert und
verantwortet, die Geschichte gewaltsam
in eine weitere Ebene gestoßen hatten,
um das Verschwinden der Geschichte
weiter zu beschleunigen.
Präsenz statt Individualität
Während wir in den 90er Jahren noch
versucht haben, statt Ruhm nur noch
Individualität zu erreichen, scheint es
mit dem Eintritt des neuen Jahrhunderts
nicht einmal mehr um unsere Beweisbarkeit
zu gehen. Von nun an zählt
nur noch einzig und allein unsere Anwesenheit,
deren Registrierung, Kontrolle
und Konfiguration. Wir haben
uns alle für diese digitale Wahrheit entschieden,
es gibt kein Zurück mehr.
Rodney Brooks erwartet den Robomensch,
Steve Mann den Bionikmensch
und alle anderen blicken auf
die künstliche Intelligenz. Wir lernen
zur Zeit, das Ende des Privatlebens zu
lieben, ohne zu fragen warum.
Baudrillard beobachtet weiter, dass im
letzten Jahrzehnt ein Beschleunigungsphänomen
eingesetzt hat. Statt der totalitären
Umschreibung der Geschichte
drohte die umgekehrte Umschreibung,
die Tilgung von Sozialismus und Diktaturen,
eine Liquidierung aller Menschenrecht-feindlichen
Regimes. Dieser
so genannten "demokratischen Rallye"
sei jedoch keineswegs zu trauen. Es
sei keine historische Evolution, sondern
eine Konsens-Epidemie, ein virusbedingter
Effekt. Dass sich die demokratischen
Werte so gut ausbreiten,
liegt daran, dass sie liquide geworden
und nichts mehr wert sind. Durch diesen
"Verramschungseffekt" sei daher
die Wahrscheinlichkeit groß, dass es,
"wie bei einer Börsenspekulation zu einem Einbruch
dieser Werte kommt".
Offenbar hat auch der Islam ein Beschleunigungsprinzip
inne, das selbst
mit Einwänden von Verschwörungstheoretikern
aufgegangen ist. Die westlichen
und fernöstlichen Werte haben
sich Hand in Hand voneinander ausgeschlossen
oder verbündet, wie man es
nimmt. An ihre Stelle ist, kurioser
Weise unter dem Deckmantel von Patriotismus
und dem "Wohl der Kommune"
(Bush/Master Card usw.) ein
Kontrollapparat getreten, der sich nun
auch anschickt, nicht nur unsere Verhaltensweisen,
sondern auch die Wahrheit
zu kontrollieren. Seit der Attacke
auf die Demokratie zählt daher nur die
Durchführung und dessen Rechtfertigung
eines Überwachungskatalogs, um
den Menschen in ein austauschbares
Objekt zu verwandeln. Hier und drüben
reichen US-Präsident Bush je
5000 Tote und Anthrax-Attacken für
die Einführung eines Anti-Terrorist-
Pakts mit Militär-Tribunal. In
Deutschland genügt ein verletzter Stolz
bei Otto Schily und Milzbrandhoaxe
für weitere Überwachungsnormen und
Schröder bekommt die deutschen Soldaten
in den Krieg. Die NATO gibt
weiter den Ton an.
Krieg im Netz
Ein Harris Poll vom November 2001,
eines der omnipräsentesten Online-
Meinungsinstitute, fand heraus, dass
63% aller Amerikaner der Überwachung
in Chaträumen und Discussion
Boards zustimmen würden, wenn dies
der inneren Sicherheit diene. 54% favorisierten
zudem ähnliche Maßnahmen
für Email und Cell Phone. Die
allgemeine Kriegseuphorie geht jedoch
stark zurück. Ironischer Weise werden
diese Aktionen einzig und allein nur
durch ein Attribut begründet, von dem
Von nun an zählt nur noch
einzig und allein unsere
Anwesenheit, deren Registrierung,
Kontrolle und
Konfiguration.
wir ebenfalls lange nicht mehr gesprochen
hatten: Nationale Sicherheit.
Verfassungsfreiheiten werden dazu ausgehöhlt
und die eigenen Gegner gleich
Freunde von Bin Laden genannt. Die
Printausgabe von "Yahoo" titelte ihre
Dezember Ausgabe: "Schränkt zuviel
Paranoia die Privatsphäre im Internet
ein?"
Das Internet, das seit dem Dotcomcrash
wieder zum intellektuellen
Luxusgut mutiert, ist vermutlich der
letzte Hort der Wahrheit geworden.
Wer nicht rechtzeitig gelernt hat, wie
man dort navigiert und seinen vertrauten
digitalen Freundeskreis findet, um
sich auszutauschen, der wird es bald
schwer haben.
Im Netz setzte seit Ende September
2001 ein neuer Kontroll- und Zensurschub
ein. Webseiten verschwanden
über Nacht, Kryptographieprogramme
wurden gejagt.
Vielleicht ist am Ende selbst im [noch
sicheren?] Internet der Preis groß.
Man wird gejagt und bleibt doch ein
Anonymus, allenfalls eine Ansammlung
von bekannten Nicknames. Wie
sagte Ray Leotta so schön in "Good Fellas"
(Scorcese): "Du bist ein Nobody,
ein Shmoog" (Mischung aus Smock
und Moog). Da hatte der ehemalige
Mafioso dann in einem Reihenhaus leben
müssen. Heute ist das digitale Reihenhaus
ebenfalls nicht mehr fern und
Kriminalität eh relativ geworden. Wer
weiß schon, wie sich gesteigerte Realität
anfühlt, wenn man die alten Werte
nicht mehr kennt?
der minimale unterschied [13] de:Bug 055 | 0102
alle illustrationen: lars hammerschmitd
die minimale nation
kleine & feine unterschiede
text: Sascha Kösch | bleed@de-bug.de
Die Geschichte elektronischer Musik
war von Anfang an durchsetzt von
vielen Geschichten des Minimalismus.
Sagt man heute zu allem möglichen
Minimal, dann nicht so sehr,
weil alles auf einmal so minimal
klingt. Elektronische Musik klang
immer schon, egal wie laut, minimal.
Und das nicht nur durch die
offensichtliche Beschränkung auf 1.
Technologie als zentrales Equipment
und zentrale "Aussage" von Musik;
2. der ziemlich klaren Absage an das
in fast allen anderen Musikrichtungen
zentrale Ausdrucksmoment von
Stimme oder 3. der Konzentration
auf die Randgebiete des hörbaren
Spektrums, Bass und Hi-Hats. Minimalismus
ist keine Reduktion von
Vielem auf ein Ding, sondern eine
Fokussierung auf neue Intensitäten
und offene Netzwerke. Minimalismus
ist immer auch maximal, Maxime
und eine neue Vielseitigkeit.
Das Konzept
elektronischer Musik
In den Anfängen stand elektronische
Musik als infrastrukturelles und
ästhetisches Phänomen erst mal ganz
schön weit draußen. So weit, dass
man damals gelegentlich sogar bereit
war, das "Subkulturelle" (zu dieser
Zeit noch ein ziemlicher "In"-Begriff)
von elektronischer Musik in
eine Mischung aus chemo-biologischem
Hedonisten-Materialismus zu
verwandeln. Obwohl nahezu jede Art
von Begrenzung und Verzicht von
außen – und in den Anfängen stand
elektronische Musik als infrastrukturelles
und ästhetisches Phänomen
erst mal ganz schön weit draußen, so
weit, dass man damals gelegentlich
sogar bereit war das "Subkulturelle"
von elektronischer Musik, in eine
Mischung aus chemo-biologischem
Hedonisten-Materialismus verwandeln
wollte - immer erst mal als Minimalismus
gelesen wird, entstand
gleichzeitig auch eine Art von vielseitigem
innerem Minimalismus. Ein
Minimalsimus, der irgendwo mit der
Drummachine und der durchaus
vernünftigen Einsicht von 808 Programmieren
begann, dass 16tel nicht
nur bei weitem genug zeitliche Differenzierung
für einen Takt sind,
sondern vor allem in der elektronischen
Präzision einen ganz eigenen
Groove, eine eigene Intensität haben.
Schluss mit dem sinnlosen Feuern
synaptischer Signale an ein Interface
aus Haut, Knochen und
Trommelfellen, das den Körper als
semantisches Konglomerat Mensch
in eine Musik "ausdrückt", deren
Freiheit erst die präelektronische
Freiheit befreiter Körper war, dann
zur Freiheit der Recodierung wurde
und schließlich zu einem geschlossenen
System. Einem System, dem
langsam nicht nur die neuen Tanzschritte
ausgingen, sondern auch die
Möglichkeiten, aus dem Netzwerk
Mensch auszusteigen, was eben Ende
der 80er auch hieß, aus der globalen
One-to-many-Kommunikation
auszusteigen. Eine Band, viele
Zuhörer oder Produzenten und
Konsumenten. Soweit alles klar.
Das Netz
Wesentlich wichtiger aber noch als
die eine Maschine, die man immer
gerne an den Anfang von Minimalismus
stellt, ist die Einsicht oder Praxis,
die auch das, was man heute das
Netz nennt, zu dem gemacht hat, was
es heute als so endlos anschlussfähig
erscheinen lässt: die einfachen Enden.
Genau deshalb heißt das Internet
in der amerikanischen Fachsprache
auch "dumb network". Wenn
Vernetzung sich Anschlussmöglichkeiten
offen halten will, dann geht es
darum, das Netzwerk selber schön
dumm zu machen und mit einem
einfachen Protokoll auszustatten. Zu
"minimalisieren" wie Robert Hood
auf seiner ersten Axis EP "Minimal
Nation" sagt. Wir sprachen Sync
oder Midi. Am Anfang des Minimalismus
elektronischer Musik steht
nämlich vor allem die Vernetzung
von Maschinen, das Miteinander-
Sprechen, wenn man so will, aber
vor allem das auf einfache Art Miteinander-sprechen-Können.
Menschen
sind nämlich in ihrer Kommunikation
zuweilen recht umständlich,
als Netzwerk oft sogar
recht unumgänglich. Intelligenz, das
würde einem jeder der Urahnen des
Internet bestätigen, gehört nach
draußen, an die Enden des Netzwerks,
die Außenstellen. Uns quasi,
weshalb dieses ganze antihumanistische
Geschwätz, das wir so betreiben,
als elektronische Musikanten ja auch
so ungemein menschenfreundlich
ist.
Die ganze Minimal Nation
Doch zurück zur Minimal Nation.
Robert Hood war natürlich mitnichten
früh dran mit der Fokussierung
auf die Kleinstbauteile des Grooves
und dem Offenlegen des Netzwerks
aus miteinander kommunizierenden
Maschinen. Er brachte es nur einfach
recht gut auf den Punkt. Ähnlich
wie auch Daniel Bells frühe DBX
Produktionen auf Accelerate und
Plus 8 ging es Robert Hood damals
um diese Art neuer Intensitäten zwischen
der Linearität elektronischer
Grooves und der Klarheit der einfachen
Kommunikation der Schnittstellen
innerhalb der Maschinen.
Während er aber mehr auf das modulare
Element der Sounds zielt und
damit die 303 Welt von frühen Acidtracks
in eine noch flüssigere Qualität
der Modulationen übersetzt, die
man hinterher in der grundlegenden
"Concept" Reihe von Hawtin
immer noch hören kann, zielte Bell
mehr auf die Kanten des Grooves
Das führte zu einer fast kubistischen
Form von Sounds, die z.B. Mike Ink
nach diversen Profan Produktionen
als "Studio 1" in einer Serie weiterführte,
in der die Einzelligkeit der
Bell Sounds weiter zu einer digitaleren
Polyrhythmie entwickelt wurden.Im
Anschluss, aber auch in Reduktion
des layerartigen Konzepts
von Basic Channel, bei dem es weder
um Modulation noch um Kantigkeit
ging, sondern der Linearität mit Effekten,
Resonanzen u.ä. eine ständig
gespiegelte gebrochene Art der Intensität
entgegenzusetzen, deren
"urgeneratives Moment" Dub wäre.
In dieser ständigen interreferentiellen
Auseinandersetzung mit den
Schnittstellen, die Klang nach anderen
Regeln bearbeiten und bearbeiten
lassen (elektronische Grooves,
Schnitte, innermaschinelle Kommunikation
etc.) und in der Konzentration
auf klare Regeln der
Netzwerkstruktur, gewinnt nicht nur
jeder Fehler, jeder Bug usw. eine
herausragendere Position, was z.B.
an Oval`s "Systemisch" und seinen
CD Klickern oder später Poles Filterknacksen,
aber auch schon dem
"akzidentiellen" Rauschen bei BC
gerne falsch verstanden wurde, sondern
eben auch die das ganze sichtbar
machende Fokussierung auf algorithmische
Besonderheiten. Ich
glaube, wir haben alle.
Unter uns
Was? Temporale Schnitte, die Auseinandersetzung
mit Zeit, Serialität
und deren Brechungen, sowie Resonanzen
und Intensitäten der Differenzierung,
sowie algorithmisch-generative
Reduktion der Protokolle
zwischen den Maschinen und
Schnittstellen. Da man dies auf die
verschiedenste Weise tun kann und
muss, und nicht nur die Schnittstellen,
sondern auch die Protokolle
sich ständig entwickeln, man also
immer neue Sprachen lernen muss,
wird Minimalismus wohl ständig unter
uns bleiben, sich einerseits immer
wieder entlang neuer Schnittstellen
ausdifferenzieren, aber auch
ständig wieder reduzieren, da man
immer erst mal mit den einfachen
Sätzen anfängt, deren Bedeutung vor
allem Funktionen sind. Die Konzentrationen
und Schwerpunkte der
verschiedensten Minimalismen, die
allein Minimalhouse (House weil wir
hier von einem Mysterium rings um
die 127 BPM reden) auf sich vereinigt,
besetzen die einzelnen Endpunkte
dieses Systems. Sie besetzen
sie je nach der Fokussierung auf
Dub, Effekte, Kubistik, Harmonie,
Sequenz, Linearität, Distinktion,
Generativität, usw.; mit der Fokussierung
auf Dinge, die noch längst
keinen Namen haben. So erzeugen
sie ständig Subgenres, für die ein jeweils
einzelner Name eben
grundsätzlich nicht mehr reichen
kann. Weshalb wir dann doch bei
Minimal bleiben, auch wenn der
Plan war, viele, viele Subgenres zu
basteln, auf die dann eh keiner hört,
weil man Minimal nicht ohne sein
Gegenteil hören kann und sich
trotzdem nur eine verschrobene
Dialektik daraus bauen lässt.
finder
Der minimale Unterschied:
die Labelliste
Wieder mal eine kleine feine
Checker-Liste zur groben Oorientierung
im Dschungel der minimalen
Tanzmusik im Rahmen
unseres Minimalhouse- Specials
von Backround bis Ware und von
Deutschland bis Kanada.
...ab Seite#14
Bob Brown
Das harter Techno nicht immer
gleich funkfrei und dröge sein
muss, beweist Bob Brown mit
seinem Label Framework. Experimente
und neue Grooves wider
einem einfallslosen
Looptechno-Diktat.
...Seite#19
Zürich Reportage
In Zürich tut sich einiges. Eine
kleine Stadtrundfahrt mit musikalischem
und kulturellen Tourist-Guide
von Domizil Records
über Stattmusik bis Bruchstücke
und alpennahem Stadtkolorit.
Elektronische Tanzmusik aus der
Schweiz, die Erste.
...ab Seite#22
Amsterdance 2001
Das Amsterdance Festival hat sich
klammheimlich zu einer der zentralen
Musik-Businessveranstaltungen
gemausert. Jeff Mills, Daniel
Miller und einige weitere illustre
Gäste diskutierten. Es war
live und wir waren dabei. Contentrave
ab.
...Seite#24
Traum/Trapez ...Seite#14
Tonsport .........Seite#15
Sub Static .......Seite#16
C.Jost.............Seite#17
Rhythm_Maker...Seite#17
Jeff Benett .......Seite#18
labelüberblick
deutschland
[...] Andy Vaz neuestes Label ist so reduktionistisch, dass
sogar der Name weggelassen wurde. Auf der Suche nach dem
luftleeren Raum wird hier die reine Lehre des Minimalismus
durchdekliniert, als hätte es Studio 1 nie gegeben.
3B | Das deepeste der Label aus dem Pool rings um USM
und Out To Lunch von der Rand Posse. Vor allem die smoothen
rhythmisch-komplexen Housetracks von Marvin Dash
ragen heraus.
3D | Aus dem Umfeld von Choke und 440 Hz kommen
hier die minimalsten Tracks von Keinzweiter und Carsten
Fietz immer mit starker Bassdrum, aber voll auf dem minimalistischen
Effekttrip. Kubistisch und pumpend.
A touch of class | Verglichen mit seinen
streng konzeptuellen Geschwistern -- und Background ist
ATCein wahrer Reigen des Frohsinns. Rick Wade und Repeat
Orchestra testen, wie viele Pianoloops zwischen die Beats
passen.
Areal Records | M. Werschnik aka Konfekt
sowie M.Schwanen bestimmen den extrem klaren, leicht
dunklen, manchmal experimentell swingenden, aber immer
perfekt produzierten Sound dieses Kölner Minimal Labels.
www.areal-records.com
B Series | Die Offshoot Serie mit reduziertesten
Tracks auf dem Steve Bug (B) Camp. Toolhouse für minimale
Clubhouserocker. Konsens durch Reduktion.
Background | Kam wie aus dem Nichts und
brachte fast verschollene Helden wie Terrence Dixon mit
neuen Acts aus Deutschland und Kanada zusammen. Hier
wird Minimal mit großem M und Konzept mit drei K geschrieben.
Immer relevant, meistens orthodox.
Basalt | Holger Flinschs neues Label, der hier, neben
seinen Tracks auf Choke, Eruptive und 3D, die darkesten
Seiten seines eh schon konkret dunklen, statischen Minimalsounds
testet.
Below | Das Label von Bernd Maus aus Frankfurt vom
Freebase Plattenladen mit den ungewöhnlichsten, offensten
Housetracks, deren Minimalismus eigentlich eher wie zufällig
abfällt. Zu gut, um unerwähnt zu bleiben.
Boxer Sport | Einst Mehrwert hat sich das frisch
umbenannte Kölner Label der Nutronix Posse vor allem
durch seine Tracks von Frank Martiniq für minimale Folklore
stark gemacht.
Chain Reaction | Ein Klassiker der deepen
Dubhousewelten mit leichtem Hang zum Sequentiellen, aus
dem Hardwax- und dem Basic Channel Umfeld hervorgegangen.
Decore | Paul Davies, Dub Taylor und David Krasemann
geben dem noch frischen Label das Berliner Deephouseflair
mit diversen Dub- und Harmoniesprengseln.
Dial | Minimalhouse aus Hamburg mit Indievergangenheit.
Carsten Jost, Lawrence und Freunde werkeln trotz
Popappeal an der hedonismuskritischen, nonlinearen Minimalästhetik
in House, politische Paratexte inklusive.
Electro music department | Kotai,
Mo, El Puma und Daniel Pflumm gehören zum alten Berliner
Techno Adel und sind mit der Kunstszene, wie mit dem
Tresor unten. Konsequenter Versuch, Trance ohne Flächen
zu machen.
Episode | Von Franklin De Costa über die befreundeten
Raum Musik Acts bis hin zu Ricardo Villalobos und
Dandy Jack mit Fietz und Knobloch Guestappearance sammelt
Episode die Helden der Frankfurter Minimalszene mit
gelegentlich härterem, manchmal aber auch intensiv percussiv
deepem Flair.
Ernst | Thomas Brinkmann zwischen Dancefloor und
Konzept(-Kunst). Konsequente Reduktion und Konzentration
auf Sounds, die mit ihrem trocken-knarzigem Minimalismus
einen Trademarksound erschaffen haben.
Esel | Das sympathische Label von James DIN-A 4.
Entzückt mit allerlei minimalen Houseperlen und sonstigen
elektronischen Fusseleien von Indiegeschrammel bis Knisterelektronika.
Der undogmatisch hanseatische Blick auf Minimalhouse
und Elektronika.
Festplatten | Die Dispodancer Andi und Hannes
Teichmann nebst Gemeinschaftspraxis generieren auf
ihren Festplatten knackig-trockene Clubtracks, die zwischen
kleinteiligem Funk und Cut-Up Disco so ziemlich jeden minimaltechigen
Trick beherrschen.
der minimale Unterschied | köln
Rockende Romantik
Trapez/Traum
Jacqueline Klein und Riley Reinhold haben sich nach
einer Südamerikareise über ihre neuerwachte Musiksensibilität
glücklich erschrocken und sie in 2
Labeln sublimiert. Ambient muss nicht gasförmig,
aber die Party darf gern flächig, so in Trapez-Form,
sein. Mit Traum und Trapez dem musikalischen Alltag
entkommen, Stück für Stück.
text: sven von thülen | sven.vt@debugOS.de
Seit knapp drei Jahren arbeitet
das Kölner Label Traum mit einem
weitverzahnten Netzwerk
von Gleichgesinnten an der Melodienfindung
in minimalen
Soundwelten. Man könnte auch
sagen, Ambient mit anderen
Mitteln und einer Dancefloor-
Affinität, die sich dem Partyimperativ
verweigert und gleichzeitig
die Intensivierung der Aufmerksamkeit
einfordert.
In Köln sitzt man damit natürlich
am richtigen Ort, als
Schnittstelle, Basislager und Inspirationsarchiv
zwischen Minimaltechno,
Pop-Entwürfen und
einem nie geschwundenen Interesse
an Ambient (file under:
Gas, All, Dettinger oder eben
Pop-Ambient). Dabei haben es
Tracks wie Philippe Cams "LFO
Drive" (man könnte hier genauso
gut Jake Fairleys Projekt Fairmont
oder Process anführen)
mit seinen deepen Chords trotz
fehlender Bassdrum geschafft,
den Dancefloor zu erobern und
damit gleichzeitig Traum Schallplatten
an exponierte Stelle zwischen
Mainfloor und Lounge
katapultiert.
Im letzten Jahr kam dann mit
Trapez Label Nummer zwei hinzu,
das seinen Fokus eindeutiger
auf Euphoriemaximierung ausgerichtet
hat, dabei aber einen
verspielt feingliedrigen Dancefloor
im Sinn hat. Die Abfahrt
minus das rockistische Moment.
Ganz nebenbei hat man es geschafft,
mit Akufen einen der
Produzenten-Entdeckungen des
Jahres zu importieren.
Labelbetreiber Jaqueline Klein
und Riley Reinhold über Südamerikareisen,
musikalische Sensibilisierungen
und Textilien aller
Art.
DEBUG: Fangen wir mal mit dem
Naheliegendsten an: Was war der
Auslöser, ein Label zu starten?
Ich meine gehört zu haben, dass
eine Reise nach Südamerika ein
nicht unwesentlicher Grund
war.
RRR: Das stimmt. Das hört sich vielleicht
komisch an, aber das Goethe-Institut
war da ein wesentlicher Faktor.
Die haben uns damals nach Buenos Aires
eingeladen. Buenos Aires ist ja eine
Stadt, die ihren Höhepunkt schon lange
hinter sich hat. Ich denke mal in den
zwanziger Jahren war das schon ein
Vergnügungspunkt für Reiche. Seitdem
hat die Stadt aber kontinuierlich abgebaut.
Es herrscht dort eine sehr melancholische
Stimmung und wir haben dort
nicht nur deren Musik, sondern auch die
Musik, die wir aufgelegt haben, zum ersten
Mal mit anderen Ohren gehört. Das
Entscheidende war die Sensibilität, die
Wenn man immer nach dem Neuen sucht, übersieht
man eine Menge Dinge. Zum Beispiel bei
Traum.
wir dort erfahren und entdeckt haben.
Und das nicht nur von den Argentiniern,
sondern auch in uns selbst. Da habe ich
teilweise Tracks von Platten gespielt, die
ich sonst nie gespielt habe und die ich
dort dann komplett neu eutdeckt und ein
Gefühl dafür bekommen habe, was sie
eigentlich bedeuten könnten. Uns wurde
gesagt, dass wir die ersten waren, die es
geschafft haben, die argentinische Szene,
die wie wohl jede andere Szene aus vielen
unterschiedlichen Egos besteht, die
man normalerweise nie zusammen bekommt,
in ein Studio zu bekommen, um
zusammen Musik zu hören.
DEBUG: Das Ergebnis war dann
die erste CD: Elektronische Musik
aus Buenos Aires?
RRR: Ja. Jaqueline, die dann noch einmal
eingeladen wurde, und ich haben
uns da entschieden, dass wir das gerne
machen möchten. Dieser Musik ein Forum
bieten. Die hatte es ja eigentlich
noch nie aus Buenos Aires raus geschafft.
Freiraum schaffen
DEBUG: Gab es durch das Zusammentreffen
mit den Südamerikanern
bei euch so etwas wie eine
Neuorientierung, was Musik
angeht?
RRR: Nein, ich würde nicht von Neuorientierung
sprechen, sondern eher von
einer Neusensibilisierung. Verdecktes
wieder bloßlegen. Es schlafen halt viele
Dinge in dir selbst. Als DJ musst du den
Dancefloor rocken und darüber vergisst
du manche Sachen, die dich interessieren.
In Buenos Aires ist einfach was aufgemacht
worden. In Köln geht es halt
immer um die Wurst. Da gibt es - auch
rein geographisch - kaum einen Freiraum.
Mit dem Label wollten wir uns
diesen Freiraum schaffen.
Jaqueline: Der Name Traum bedeutet
schon, dass die Musik dort nicht nach
den Regeln des Alltags funktioniert. Für
die Gestaltung, die ich mit meiner
Schwester Yvettte mache, haben wir z.B.
Motive aus Märchen von überallher
verwendet. Alle Traumcover basieren
visuell auf Textilien. Das geht von Seide
über Wolle bis zu Strumpfhosen. Zum
Beispiel das Cover der ersten Philippe
Cam, das so aussieht wie ein Ausschnitt
aus der Sahara, ist eine Strumpfhose, die
in Falten liegt. Diese Rückkopplungen
mit Yvettes Visuals sind für das Labelkonzept
wichtig. Ästhetisch und optisch
muss das stimmen und das eine das andere
stützen.
DEBUG: Woran macht sich diese
Neusensibilisierung fest?
RRR: Früher als Rezensent bei Spex und
De:Bug ging es für mich immer um die
Suche nach dem neuen Sound. Das ist es
mit dem Label jetzt nicht mehr, dieses
verzweifelte Suchen. Natürlich sind wir
immer noch neugierig auf neue Dinge.
Aber auf Trapez kann einem durchaus
auch mal etwas begegnen, was alt ist und
was man sehr gut kennt. Traum ist für
mich ein wenig kunstvoller und romantischer.
Der Faktor des Unbekannten ist
bei Traum größer. Es gibt immer wieder
Leerstellen, die man für sich nicht auflösen
kann, wobei bei Trapez die Tracks
weniger über die Sounds, sondern über
die Arrangements funktionieren und ihre
Stärken haben.
Wenn man immer nach dem Neuen
sucht, übersieht man eine Menge Dinge.
Zum Beispiel bei Traum. Da könnte man
teilweise sagen: "Ja, das kenn ich, das ist
so ein Dub-Sound". Aber wenn man
dann hört, was für Mikromelodien zwischen
den Chords mitschwingen und
konträr etwas ganz anderes tun, dann
merkt man doch, was alles in den Tracks
drin steckt. Wenn man immer nach dem
Neuen sucht, kann es sein, dass man
nicht genug Aufmerksamkeit für die
Dinge, die da sind, übrig hat. Und nicht
genug Zeit einer Sache widmen kann.
Man fängt schon mit etwas Neuem an,
bevor man die andere Sache richtig abgeschlossen
hat.
DEBUG: Wo würdest du denn
Traum verorten?
RRR: Mir ist schon wichtig, dass auch
die Platten auf Traum für den Club sind.
Und nicht nur für die Lounge. Tobias
Thomas zum Beispiel schafft, es eine
Philippe Cam um drei Uhr zu spielen,
und es funktioniert. Traum-Platten sind
nicht Musik für jede Stunde am Tag.
Aber es ist auch nicht nur Musik für gewisse
Stunden (lacht). Es liegt irgend wo
dazwischen. Sagen wir, es ist Musik für
mehrere Stunden am Tag (lacht).
servicepoint
www.traumschallplatten.net
Traum-Diskographie, 12"es:
V1 Gustavo Lamas - Celeste
V2 Philippe Cam - Caddies Day
V3 Process - Integ
V5 Salz
V6 Philippe Cam - Karine
V7 Miss Dinky - Atacama
V8 Andreas Fragel - Conad
V9 Philippe Cam - LFO Drive
V10 Fairmont - Palace Pier
V11 Miss Dinky - Valparaiso
V12 Process - Horizon
V13 Anton Kubikov-
Music for Currydoors
V14 Fairmont - Mansfield
V15 Piiri - Rajoitousalve
V16 Miss Dinky - Amapola
V17 Philippe Cam - Canadians
V18 Process - Odd Angles
V19 Waki - July
CDs:
CD1 V.A. Elektr. Musik aus
Buenos Aires
CD2 Gustavo Lamas - Celeste
CD3 Philippe Cam - Balance
CD4 Process - Pattern Recognition
CD5 Miss Dinky - Melodias Venenosas
CD6 Waki - Music for lazy People
Trapez-Diskographie:
01 Multipliar - Deep Service EP
02 Lazyfish - Falling EP
03 Akufen - Psychometry Vol.1
04 Jacek Senkiewicz - Pocket Control EP
05 SCSI 9 - Silcome EP
06 Yura Moorush -
Moscow Berlin Cafe
07 Akufen - Psychometry Vol.2
08 Snookerboy - My lovely Pixel
09 Multipliar - Pixel Bells
10 Metropol - Mocho
11 M.Rahn - Loaster
12 Oliver Hacke
bald:
Traum V20 und CD7 V.A. Elektronische
Musik International
DEBUG: Trapez ist da dann schon
eindeutiger...
RRR: Trapez ist: die Nadel aufs Vinyl
und die Party beginnt. Das ist schon eindeutig.
Das soll aber auch so sein. So archetypisch.
Den Techno-Gedanken im
Stil verankert. Das ist bei Traum nicht
so. Da gibt es immer noch etwas Artifizielleres
und vielleicht auch Abstrakteres,
was aber eher in den Sounds als im Arrangement
liegt.
Jaqueline: Melodischer auf jeden
Fall. Übrigens finde ich nicht, dass
Traum artifiziell ist. Bei Traum geht es
auf jeden Fall um Melodien. Das bringt
auf gewisse Weise den Popaspekt mit.
der minimale unterschied| köln
labelüberblick
Tonsport
Spaß am Groove
Die erste Compilation von Tonsport dokumentiert
den ganz eigenen Weg des Kölner Labels auf der Suche
nach der perfekten Kombination von Techno
und Popappeal. Eine interessante Zusammenstellung
von Musik, die sich quer durch die Geschichte
der 90er Jahre Elektronik bewegt und dabei auch
mal ordentlich dick aufträgt.
text: katja hanke | khanke@gmx.de
Eine der ersten Veröffentlichungen
des Kölner Labels Tonsport
wurde in dieser Zeitschrift als eine
"höchst merkwürdige Platte" bezeichnet,
die "klar zusammenbringt, was nichts miteinander
zu tun hat." Auch die erste
Compilation des Labels funktioniert
nach diesem Prinzip und bietet
eine äußerst eigenwillige Zusammenstellung
von Titeln, die
wiederum selbst wie hybride Gebilde
wirken. Stücke beginnen beispielsweise
mit düsterem Minimal-
Technoflair, vereinzelte Streicher
tragen dann dick auf, Melodien
verdichten sich und werden nach
psychedelischem Acid-Gezwirbel
von einer wummernden Rave-Bassdrum
geschluckt, zu der Vocals
sehnsüchtig im Pop-Pathos dahinschmelzen.
Der typische Köln Sound
rückt in den Hintergrund und
kloppert und klickert auch dort gelegentlich.
Eine bizarre, irgendwie
liebenswürdige Mixtur, bei der Pop
ganz groß geschrieben wird.
Der lange Weg des Pop
Tonsport-Labelchef Dieter Hoff
ist ein Techno-Quereinsteiger.
Wenn er von Pop redet, weiß er,
wovon er spricht. Ende der 80er
Jahre hatte dieser ihn musikalisch
so weit eingeengt, dass er beschloss,
sich von der Poprock-Band Purple
Schulz (ja, wirklich!) zu trennen.
Dann kam ein Aufenthalt in Afrika
und die Faszination für repetitive
Trommelklänge, danach ein paar
Solo-Pleiten und Ärger mit den
Majors. Schließlich, Mitte der
90er, fiel ihm eine "Groove Box" in
die Hände. Er experimentierte damit
und war begeistert, beschloss,
ein Label zu gründen, um Techno
Köln ist für mich eine Heimat und kein
musikalischer Himmel.
etwas "Popappeal mit auf den Weg zu geben."
Techno, so dachte er, hat keine
Grenzen, darf sie nicht haben.
"Das war die Zukunft."
Als Freitag produziert Hoff auf
Tonsport Stücke, in denen er nach
Sounds sucht, "rumspinnt und rumforscht",
wie er es nennt. Von intellektuellen
Konstruktionen und
purer Funktionalität hält er nicht
viel. Die Dinge einfach fließen lassen
und sehen, was passiert. Spaß
am Groove. Dabei sprudelt immer
wieder aus ihm heraus, was er eigentlich
hinter sich lassen wollte:
Pop. "Ich kann einfach nicht anders. Ich
möchte aber auch nicht stagnieren. Das
größte Problem ist für mich, den Schritt aus
den 80ern in die 2000er zu bewältigen."
Gerne würde er jetzt schon "supermoderne
Musik" machen, das ganz
Besondere finden. "Doch das ist ein
langwieriger Prozess."
Das andere Köln
Stationen dieses Weges sind auf der
ersten Tonsport-Compilation "Bye
Bye Mr. Jagger" zu hören. Schon der
Titel ist programmatisch: der Abschied
von einer bestimmten Art
von Musik, von der Vergangenheit.
"Das ist auf diese Weise charmanter, als einfach
nur zu sagen: Alles Blödsinn, ich will
nichts mehr damit zu tun haben." Als purer
Label-Querschnitt steht diese
CD jedoch nicht; vielmehr zeigt sie
das Spektrum des Umfeldes von
Tonsport: Musik, die die Kluft
zwischen Techno und Pop überbrücken
soll. Gabriel Ananda von
Karmarouge Records, der mit vier
Stücken vertreten ist, spielt dabei
eine bedeutende Rolle. "Ihm fällt es
sehr leicht, die Popgeschichten mit Techno zu
verbinden. Er ist ein Kind der Technogeneration.
Das bin ich nicht. Ich bin immer
noch am Rumfummeln und Überlegen, wie
ich was mache, dass ich gut damit leben
kann." Außerdem ist Anandas Musik
völlig unabhängig, hat nichts
mit dem Kompakt-Umfeld zu tun,
von dem und dessen "paar Göttern"
Hoff sich fern halten möchte. Er
kommt immer wieder darauf
zurück. "Köln ist für mich eine Heimat
und kein musikalischer Himmel." Für
Tonsport möchte er eine neutrale
Position, unabhängig der Kölner
Szene. Die "intellektuelle Musik" imponiere
ihm schon, doch: "Ich bin
nicht so." Seine Musik soll fließen,
Spaß machen, einfach passieren.
Experimentierfreudigkeit gegen
"konventionelle Formate". Ich dachte,
das freie Ausprobieren im Techno
dürfte nie enden. Doch dann sagen
Leute: “ach nein, das ist viel zu sanft oder
zu schön." Etwas kitschig eben,
servicepoint
Die Compilation "Bye, Bye Mr. Jagger"
ist auf Tonsport/Neuton erschienen.
http://www.schallhaus.com
rührend und irgendwie ergreifend.
Der Pop, von dem Hoff - "Manchmal
ist er bei mir so heftig da." - noch
immer übermannt wird.
Sein Gefühl für relativ kommerzielle
Klänge scheint ohnehin noch
immer ausgeprägt: Label-Kollege
Dirk Schilling (Filmpalast) landete
mit "I want" einen Club-Hit, der
jetzt auf Compilations von Timo
Maas oder Paul van Dyk zu finden
ist. Eine kleine Portion Kommerz
ist wichtig; als Basis, um weiterarbeiten
zu können. Hoff hat viele
Ideen. Er braucht Zeit, "eine gerade
Linie" in seine Musik und der des
Labels zu bringen. Seinen neuen
Platz zu finden. "Wenn du an Voigts
Wassermann denkst; das ist der Konsens. Er
hat ihn für sich gefunden, doch dafür hat er
auch zehn Jahre gebraucht. Die hätte ich
auch gerne."
Firm | Schäben und Voss veröffentlichen auf diesem
Kölner Label nicht nur ihre experimentellsten Reduktionsfunktracks,
sondern koppeln das Ganze mit einer Sammelästhetik
skurriler Kölner Offproduktionen, die man ernst
nehmen muss.
Force Inc | Auf Grund großer Überschneidungen
finden sich auch auf dem Mutterlabel der Bankerstadt die ein
oder anderen deepen Clickstertechnohouse Tracks aus aller
Welt. Grundlegend. www.force-inc.net
Force Lab | Die DSP Tochter von Force Tracks mit
ähnlichen Acts, aber klickernderen Sounds. Geplant als Co-
Produktionslabel befindet sich der Stil hier irgendwo zwischen
Testbed, Mille Plateaux und House.
Force Tracks | Deephouse ohne Referenz auf
organische Klangquellen könnte der kleinste gemeinsame
Nenner bei Force Tracks lauten. Schenkte uns im hochfrequenten
Veröffentlichungsrhythmus Acts wie Luomo, Crane
Ak oder MRI. Emotionalität auf höchster Abstraktionsebene.
www.force-tracks.net
Freizeitglauben | Junges Berliner Label, das
mit seinen ersten vier Releasen (Neal White & Donna K,
Pliq, SCSI-9) für Aufregung gesorgt hat. Zwischen techigem
Minifunk, housig heiterer Sommerlichkeit und edelzartem
Softwareswing ist alles "in a true familystyle".
Funkfahrt | Submania und Ekmohahs Label das
ihre industriellen Vorlieben immer weiter zugunsten von klaren
Grooves auflöst. Sehr reduzierte Musik. www.funkfahrt.com
Highgrade | Auch dies hier ein Label aus der
großen Familie der Tom Clark Label, aber am stärksten auf
Minimalhouse der deepen Art konzentriert. Releases u.a.
von überraschenden neuen Acts wie James Flavour, den
Schweizern Dialogue (Stefan Riesen & Niels Jensen) oder
Guido Schneider mit Tom.
Infarkt | Harddisc-House aus Frankfurt von Daniel
Eichler mit spleenigen Avantdiscotracks und minimaler
Dichte von Benjamin Wild, Frankie Patella usw. Zehnkampf
Postprocessing. www.copyriot.com/infarkt
Intim | Martin Landsky of Pokerflat-Fame taucht auf
Intim in deepe Housewelten ab. Lässig abgehangen und mit
einem Höchstmaß an durchgestylter Musikalität. Für alle,
die House gerne im Hawaihemd genießen.
Italic | Antonelli "Discomachine" Electrics Basislager.
Die dubby Disco im Hinterkopf wärmt sich die Popfraktion
an Italics maximaleuphorischen Minimalhousehymnen
mit der Extraportion leichtfüssigen Swing. Das Musik gewordene
Frohlocken. www.italic.de
Klang | Der kleine Bruder von Playhouse zeigt wie divers
ein Label sein kann, ohne dabei auch nur eine Spur beliebig
zu werden. Ursprünglich die Homebase von Acid Jesus
schenkte uns Klang Hi Profile Projekte wie Farben und Peter
F. Spiess, ohne die niemand mehr ernsthaft sein möchte.
labelüberblick
Kompakt | Der Dom unter den Kölner Minimallabeln.
Playground von Wolfgang Voigt, einem der Begründer
des Kölner Sounds und in letzter Zeit ständig mit Hits von
dezenten Retroan- bis Ambient-Klängen unterwegs auf
dem wohlfeilen Pfad der gepflegten Bassdrum mit reduziertem
Drumherum. www.kompakt-net.de
Konfekt | Auch dieses Label entstand aus dem
Raum…Musik Umfeld und teilt sich mit Decore und Raum,
3D und anderen einige der Acts. Klassische Dubhousetracks
mit Hang zum sequentiellen Ravetrack.
Konvex/Konkav | Das Hauslabel von Elting &
Lieb aka MRI aus Frankfurt, deren gelegentliche Exkursionen
in Neotrance immer wieder von guten soliden harmonischen
Dubreleases aufgefangen werden. Mainact neben
ihnen ist Codec aka Mathias Rahn. http://www.konvexkonkav.de
Laufwerk | Das noch recht neue Tom Clark Label
featured ihn in diversesten Konstellationen und Styles und
ging mit ihrem letzten Release von Gomera auch noch in
Richtung Neoretropop.
der minimale Unterschied | köln
strahlender zierfisch
SubStatic, label mit sonne
Nicht nur in ihrem Logo scheint die Sonne im Haus:
Legt man die Musik des Kölner Labels Substatic auf,
wird die Musik zur Tapete, das Zimmer knipst die
Heizung an und der Zierfisch wackelt mit dem Kopf.
Musikalische Arbeit in permanenter Minimalbewegung.
text: a. weskott & a. waltz | aljoscha & alexis@classlibrary.net
servicepoint
Lo-fi stereo | Der Stir 15 Ableger bietet Heimat
für Tracks, die nicht der reinen Deephouse Lehre des Mutterlabels
entsprechen. Heraus kommt ein charmanter Gemischtwarenladen,
der neben Stardubs Delay-Vermessungsstudien
und Pink Ellns Lateinamerika Exotismen allerhand
kleinteilig clickernde Merkwürdigkeiten im Programm
hat.
Oni.Tor | Das Stuttgarter Label mit Kölner Außenstelle
ist zwar kein reines Minimal Label, schenkte uns mit
Malte Tinnus, Joachim Spieth, Solovjev und Björn Stolpmann
Perlen jenseits der stilistischen Zuschreibbarkeit. Bei
Übersensibilisierung wird der Gehörgang dann mit noisigen
Distortionattacken wieder freigespühlt.
Perlon | Kann sich noch einer daran erinnern, wie
das Leben vor Perlon war? Sammy Dee, Zip und Markus
Nikolai verlieren auch bei mikroskopisch kleinteiligen Beats
und Pieces nicht den Sinn für den rechten Housevibe. Machen
darüber hinaus nicht nur tolle Parties, sondern auch die
besten Compilations weit und breit. www.perlon.com
Playhouse | Das Frankfurter Traditionslabel von
Heiko MSO, Ata und Jörn Wuttke spannt elegant den Bogen
von Deep- bis Minimalhouse, Songwritertum bis Kleinteilfunk
und ist zum großen Teil dafür verantwortlich, dass
House in Deutschland gleichzeitig als deep und minimal gedacht
werden kann. www.mad-net.de/playhouse
Plong! | Kleines, aber feines Kölner Label, das schon
Decomposed Subsonic und Lloyd Trotmann mit Hitplatten
für die Plattenspieler der Welt entließ. Ein Label, das sein
Ausrufezeichen verdient hat.
Pokerflat | Der Dandy, der in uns allen steckt,
wird von Steve Bug und seinen üblichen Verdächtigen musikalisch
ästhetisiert. Gut sitzender Minimalhouse zwischen
tiefergelegter Funkyness und Popappeal. Feieraffirmativer
wird Minimalhouse nie wieder.
Profan | Wolfgang Voigts Kölner Techno-Mutterschiff
aus dem weit verästelten Kompaktumfeld. Stilprägendes
Label voller minimaler Tracks mit Hitqualitäten (file
under Wassermann), um das es in letzter Zeit etwas ruhiger
geworden ist.
Punktmusik | Von den Acts her hat man immer
das Gefühl, hier die Posse der Frankfurter Inder zu finden.
Attila Jahanvash, Brian Sanhaji, Timlin aber auch Mügge
und Flinsch finden hier zu einer der klassischsten Formen minimaler
Housemusik für die Clubs.
Raum...Musik | Hallräume und Dubschleifen
werden im Hause Raum…Musik nach wie vor groß geschrieben.
Hier wird Dub in ätherischen, minimalen House
und Technotracks durchdekliniert. www.raummusik.de
Salo | Aus dem DNS-Recordstore in Berlin operierendes
Label, das die ergiebige Technoachse Berlin-Russland am
Schwingen hält. Minimalismus zwischen traditioneller
Technoästhetik, deeper clickernder Funkyness und dezenter
Ravekompatibiltät. Electronic Cosmetics.
Salz | Protodubpop der beiden Salzleute aus dem Formic-Umfeld,
zunächst mit leichten Anklängen an Burgerstyle
Minipopglitzerfunk, hinterher stärker auch Reggaeorientiert
und weiträumig hallend. www.salz-music.com
Schnittstelle | Peter Grummich, Thomas
Gwosdz und Nebojsa Popovic, quasi der komplette Nachschubrooster
für Kompakt veröffentlicht auf dem schönen
Label zwischen pumpenden Bassdrums Kölner Art und zarten
Houseperlen in Dub. www.schnitt-stelle.org
Das Technolabel Substatic: ein
Zierfisch zwischen Ikea und Habitat?
Da weicht unsere Solariumsbräune.
Schließlich treiben
Zierfische bei Nicht-Einhaltung
des PH-Werts in einem exakt
temperierten Wasser leblos an
der Oberfläche... Viel robuster
präsentiert sich da Substatic in
seinen feingliedrigen Technoschleifen.
Die elf bisher auf
Substatic erschienenen Platten
versuchen Unaufdringlichkeit als
Modus von Kommunikation zu
etablieren. Anders als Filter-
House, die Strokes oder gif-Animationen
springen diese Tracks
dich nicht an. Substatic beharren
auf die Effektivität herabgesetzter
Intensitätsgrade in den Austauschprotokollen
zwischen Körpern.
In Zeiten radikaler Low-
Attention-Span ist das Buhlen
um die totale Aufmerksamkeit
verlorene Liebesmüh. Für Substatic
ist Minimalismus keine Soundpolitik,
sondern ein mentaler
Zustand. Eher operiert man
auf der Ebene eines mitlaufenden
Fernsehers, der uns auf einer
anderen Ebene erreicht und
tatsächlich sowas produziert wie
einen raumerzeugenden Groove.
Das subversive Pop-Ereignis, der
rockistische Ausbruch und auch
die Abfahrt handeln von Überschreitung.
Ein emanzipatorisches
Selbstbewusstsein zu erlangen,
ist bei Substatic aber gar
nicht notwendig. Indem der
Subjekt-Komplex minimiert
wird, kann die Musik doch noch
raumerzeugend werden. Rocken
fetischisiert die Bewegung, Substatic
nehmen hingegen das Statische
als Gegenmodell auf. Die
musikalische Arbeit, die von Repair,
Michael Langois und den
Labelmachern M.I.A. und Falko
Brokensieper vollbracht wird,
besteht darin, doch für eine permanente
Minimalbewegung zu
sorgen. Es wäre also falsch, die
Nicht-Aggressivität sofort als
Freundlichkeit auszulegen. Es ist
mehr der Versuch, den Hörer/
Tänzer anderswo zu erwischen:
Erstmal muss die Musik Tapete
werden, um eine günstigere Angriffsposition
einzunehmen.
Substatic, ein strahlender Zierfisch
im rotgefärbten Rhein.
DEBUG: Euer Logo: Wie ist es
möglich, dass die Sonne im
Haus scheint?
MIA: Oder im Solarium...
FALKO: Am Anfang hatten wir ja eigentlich
gar kein richtiges Logo, sondern
nur diesen einfachen Schriftzug. Ein
Freund brachte dann jedoch die Kritik
an, dass die Leute was haben wollen,
was sie sich auf’s Mäppchen malen können.
Das hat einfach sonnenklar eingeleuchtet.
DEBUG: Geht es um die verborgene
Elastizität im Statischen?
Wann wird diese verwirkt?
MIA: Nein, um so was geht es uns musikalisch
gesehen nicht. Da hätte man
vielleicht so Tracks wie "Elektrostatik"
(von Plastikman) im Kopf. Das Statische
besteht bei uns wenn überhaupt
darin, dass unsere Musik meist nicht in
die fernste Zukunft oder Vergangenheit
blickt. Wir liefern Zitate des hier und
jetzt, und davon jede Menge.
DEBUG: Was wäre die Gefahr des
Statischen? Und warum nicht
eine Politik des Nicht-Statischen?
Nonstatic?
FALKO: Von mir aus. Wir sehen das,
was wir hier tun, auch eher undogmatisch.
Und das ist auch wichtig, um sich
nicht in etwas zu verrennen, was am Ende
wenig mit Clubmusik zu tun hat. Wir
haben bei Gründung von Substatic nicht
zuerst ein Manifest formuliert, dessen
Essenz sich nun in unserem Namen widerspiegelt.
Unser Name bedeutet einen
Scheiß. Unsere Philosophie lautet:
Schnauze halten, Platten rausbringen!
DEBUG: Warum muss so subtil
vorgegangen werden?
FALKO: Muss nicht. Aber es ist gut zu
wissen, dass es das auch noch gibt, bzw.
dass man selbst dazu beiträgt. Im Moment
wollen viele ja lieber Popstars sein.
Manche sind darin auch richtig gut, aber
es sollte nicht so weit kommen, dass man
nur noch schief angeguckt wird, wenn
man da nicht so richtig mitziehen mag.
DEBUG: Wenn Substatic ein Tier
wäre, welches wäre es?
FALKO: Ein Zierfisch.
DEBUG: Wenn Substatic ein Parfum
wäre, welches wäre es?
FALKO: White Musk.
DEBUG:
Wenn Substatic ein
http://www.substatic.de
erstmal muss die musik tapete werden.
Kaufhaus wäre, welches wäre es?
FALKO: Irgendwas zwischen Ikea und
Habitat.
DEBUG: Auf welchen Floor passen
Substatic Platten? Was antwortet
ihr auf den Vorwurf der
fehlenden Krassheit in euren
Tracks?
FALKO: Was nun krass ist oder nicht, ist
ja auch immer eine Frage der Perspektive.
Ist 80er denn wirklich sooo krass?
Oder Sägezahnbässe?
Wie auch immer, Substatic Platten sind
sicher nicht das, womit man jeden Floor
jederzeit zum Gröhlen bringt. Unsere
Platten sind eher das, was es braucht,
damit bei den krassen Tracks überhaupt
Anlass zum Gröhlen besteht. Andererseits
gibt es da doch schon ein paar Brüller
auf Sub Static. Aber das muss man
dann als DJ auch da rausholen wollen.
DEBUG: Gibt es durch das Performen
dieser elektronischen
Stile eine soziale Aussage bei
Substatic. bzw. worin könnte
diese liegen? Was außer Groove
und Beats fließt noch ein und
wird wichtig?
FALKO: Groove und Beats sind de facto
das Wichtigste für das, was wir tun, bzw.
von allen Strömungen, die mal nach hier
und mal nach dort gehen, wird es am
Ende das sein, was übrig bleibt. Es ist im
Grunde der Pfad, auf dem wir uns bewegen,
und den es gilt im Auge zu behalten.
Aber wir würden nicht so weit gehen,
dies als eine soziale Aussage zu bezeichnen,
es hat eher was mit Techno zu
tun.
DEBUG: Art de Cologne. Wie
schließt ihr euch daran an?
FALKO: Machen wir uns nichts vor:
Köln, und damit auch der Kompakt-
Vertrieb, sind hierzulande die beste Basis,
wenn man sich musikalisch etwas eigensinnig
und frei bewegen will. Wir sehen
uns zwar mit dem ur-Kölschen Minimalismus
nicht ganz so eng verwandt,
aber seit den ersten Stunden von Profan
& Co. hat sich in Köln ja auch einiges
getan. Köln ist einfach die Stadt, die immer
ohne Hall auf der Bassdrum auskommt,
und das ist uns wichtig.
der minimale Unterschied | hamburg
eleganz und Widerstand
C. Jost
Carsten Jost [Projektname!] aka Dave [Privatperson!]
aka eine Hälfte von Dial [Labelperson!] balanciert
zwischen düster-elegantem Clubsound und
politisch-revolutionärem Anliegen.
text: ch. meyer | christian@de-bug.de | fotos: Felix Brüggeman
DEBUG: Ich würde deine CD als
sehr durchdacht, elegant, aber im
Sound und Aufbau der Tracks
auch leicht gruselig klingend bezeichnen.
Das hört sich nicht
unbedingt nach dem berüchtigten
Hamburger Nieselregen [vgl. Dial-
Artikel in De:Bug 48], sondern
viel eher nach dem Suspense von
Hitchcock an! Mit Party-Fun hat
das reichlich wenig zu tun. Ist das
dein Konzept, im Zusammenhang
mit den Booklet-Fotografien von
Anti-Globalismus-Randale auch
musikalisch eine klare Anti-Hedonistische-Haltung
einzunehmen?
Dave: Die Musik auf meinem Album ist in
einem Zeitraum von drei Jahren entstanden.
In dieser Zeit ist sehr viel passiert mit
meiner Sicht auf viele Dinge, die Wahrnehmung
bestimmter politischer Ereignisse usw.
Was mich an Musik immer interessiert hat,
ist die Fähigkeit, eine bestimmte Stimmung
zu erzeugen. Dabei interessieren mich besonders
abseitige, Unruhe stiftende und
kämpferische Stimmungen. Gleichzeitig
implizieren die Tracks meine ganz persönliche
Reflexion einer bedrohlichen Welt mit
global düstersten Auswirkungen, mit denen
wir täglich konfrontiert werden.
DEBUG: Passt denn die Musik deiner
Meinung nach zu den Ideen
des Coverartworks? Man könnte ja
Ich sehe keinen Widerspruch zwischen Eleganz
und Widerstand.
schwarz arbeiten
Rhythm_Maker
kritisieren, die Musik sei viel zu
elegant für die Themen der Fotografien.
Andererseits wäre der
Horror der Bilder ja auch im Grusel
des Sounds auszumachen und
damit vielleicht Konzept. Oder
läuft das einfach nebeneinander
her? Ist es eine weitere Ebene, ein
Mittel, noch etwas anderes zu
kommunizieren als Club?
Dave: Zunächst sehe ich keinen Widerspruch
zwischen Eleganz und Widerstand.
Ich habe mit dem Booklet versucht, für mich
wichtige Eckpfeiler linker Widerstandsgeschichte
und -gegenwart zu dokumentieren
und sie dadurch in einen Zusammenhang zu
rücken, in dem Inhalte, die über Musik oder
Design hinaus gehen, nicht auf der Tagesordnung
stehen. Ich hatte immer den Eindruck,
dass besonders bei non-verbalen
Musiken die Cover und Titel eine sehr
wichtige und polarisierende Rolle spielen.
Der Rhythm_Maker ist die geheime zweite Natur eines
unser liebsten Tiefkühltruhen-Houseproduzenten
auf der Suche nach dem produktiven Nichts.
Düsseldorf trägt schwarz.
text: Alexis Waltz | alexis@classlibrary.net
Das Cover von Rhythm_Makers Album
"Landing": Aus einem tiefen,
warmen Grau erscheint eine grüngelbe
Zusammenballung. Ein total
cleanes Bild und dennoch fügt es
sich nicht in den Fluss zeitgemäßer
Abstraktheiten. Vielleicht ist es eine
Person, vielleicht Düsseldorf
beim Landeanflug. Diese Irritation
ist nicht aufzulösen, Konturen
wird erst die Musik herausarbeiten.
Doch auch die sagt zunächst nur
ganz wenig. Rhythm Maker ist vorsichtig
mit Auskünften: keine Referenz
auf bereits Gehörtes und
Geliebtes ist ihm zu entlocken.
Scheinbar müssen zunächst die
Markierungen auf ein Minimum
reduziert werden, damit die folgenden
einen präziseren Ort haben.
Der Taumelnde weiß nicht,
ob er in den Abgrund oder ins
Schwimmbad geschupst wird. Hier
gibt es kaum mehr als kurze, ganz
hohe Toms, Sinuswellensounds,
die an Regen erinnern. Bis zu den
Bassdrums ist es weit. Die Moleküle
dieser Musik organisieren sich als
Kristalle: Durchsichtigkeit und
Spiegelung sind nicht zu unterscheiden.
Aber diese Qualitäten sind nicht
der letzte Sinn der Musik. Die Fetischisierung
einzelner Sounds
liegt dem Rhythm_Maker fern.
Vielmehr geht es um den Einbruch
der Melodie und darum, wie verschiedene
Melodien ineinander
greifen. Ein einzelner Sound mag
noch so sophisticated und advanced
sein, für sich ist er wertlos. Eine
Melodie ist eine Pose, die zweite
Melodie eine Begleitung, Kommunikation,
die dritte lässt die Zusammenkunft
fragil werden. Aber
diese Beschreibung ist eher der
Bauplan. Beim Hören ist es anders:
Eine Ansammlung spröder
Melodiefetzen, plötzlich diese
Wärme. Woher kam sie?
Schwarz, schwarz, schwarz ist
alles, was ich liebe
Rhythm_Makers Forderung:
Deepness soll nicht durch Geräusche
entstehen, nicht durch Hintergrund,
sondern durch gesteigerte
Gegenwart. Warhol hatte erkannt,
dass die Geilheit an der
Oberfläche entsteht und nicht in
Wenn ich mir eine Techno 12" oder ein Album
kaufe, untersuche ich sie jedes mal
akribisch auf eventuelle Hinweise über die
Intentionen und Beweggründe des Künstlers,
Musik zu machen und sich damit an die
Öffentlichkeit zu wenden... und natürlich
auch, um mehr über den Künstler selbst
herauszufinden. Was mich angeht, war ich
gerade in der letzten Phase des Albums, als
ich Cover und Booklet entworfen habe, von
einer Menge Wut auf die sich verschärfenden
globalen Verhältnisse bewegt. Ich wollte
dieses Gefühl der Ablehnung und des Bruchs
mit der Verwertungslogik des globalisierten
Kapitalismus und der sogenannten "zivilisierten
Welt" und besonders die Möglichkeit
und das Geschehen von praktischem Widerstand
in der Vergangenheit und Gegenwart
dokumentieren. Obwohl oder gerade
weil die Musik dieses Albums eher intuitiv
als konzeptionell entstanden ist, finden sich
diese Gefühle auch in ihr wieder.
DEBUG: Bei all den politischen Verweisen
ist "Weathermen" sicherlich
auch als politische Anspielung auf
die amerikanische Undergroundbewegung
der späten 60er Jahre zu
verstehen...
der Tiefe. DJ Pierre hat den maximalen
Druck auf die Oberflächen
gelegt, er hat seine Seele auf dieser
Oberfläche stattfinden lassen. Er
machte aus den Tänzern Wasserläufer:
die Auflösung der Oberflächenspannung
wäre tödlich.
Hier gibt es keinen Ort, um etwas
zu verstecken; es ist unmöglich, etwas
ins Vergangene zu projizieren
oder aus der Zukunft zu erwarten.
Erfolg oder Scheitern sind sofort
offenbar.
servicepoint
C. Jost, You Dont Need A Weatherman to
know which way the wind blows, ist bereits
bei Dial/Ladomat erschienen.
Die 12“ mit Remixen von 8 Miles High
[Roman Flügel], Stewart Walker, Lawrence,
Superpitcher und Crossfade Entertainment
erscheint dieser Tage ebendort.
Außerdem: dial 02 carsten jost – elmenreich;
dial 07 carsten jost - make pigs pay
http://www.dial-rec.de
Dave: Ja genau! Ich habe im letzten Frühling
"Woher der Wind weht" von Ron Jacobs
über diese militante Gruppe gelesen und
habe mich sehr gewundert, wie aktuell ihre
Analysen, besonders was Klassenkämpfe
und Klassenidentität in westlichen Metropolen
angeht, immer noch sind. Den Titel
ihres ersten Strategiepapieres "You don’t
need a weatherman to know which way the
wind blows" verstehe ich in diesem Zusammenhang
ähnlich wie das Konzept der Zapatisten:
eine Armee/Gruppe aufzubauen,
deren Ziel ihre eigene Auflösung ist. Auf die
Ansätze der Zapatisten beziehen sich ja heute
zum Beispiel auch Gruppen wie die "Tute
Bianchi" in Italien, die mit ihrem Konzept
des zivilen Ungehorsams und ihren
spektakulären Aktionen gegen Abschiebeknäste
aufgefallen sind und kürzlich beim
G8-Gipfel in Genua eine Menge erreicht
haben.
servicepoint
Rhythm_Maker, Landing, ist auf Background
erschienen.
Für die LP stellte sich die Frage der
Erzählung. Dazu haben in der
elektronischen Musik die Lizenz
eigentlich nur die DJs, für Produzenten
ist meistens nach zehn Minuten
Schluss, ein einzelner Track
darf eigentlich nur intensiver werden.
Rhythm_Maker produziert einen
totalen Bruch innerhalb des
Albums: Zunächst wird eine irritierende
Anmutigkeit aufgebaut,
diese bricht irgendwann in eine
housige, aber künstliche Wärme
um, die bis zu totaler Euphorie
verdichtet wird.
Irgendwann in den zehn Tracks
tritt in den analytischen Zusammenhang
House. Oft ist House eine
Liebesgeschichte oder eine Sexgeschichte.
Auf diese Masterdiskurse
lässt sich Rhythm_Maker
nicht ein. Er spricht von der Fundamentlosigkeit
mancher Tracks,
er sagt, man arbeite ohne Bettung.
Warhol konnte von den Photos
ausgehen, Pierre hatte die Politiken
der Verführung. Auf "Landing"
kann das alles auch weg sein. Aus
dem Nichts zu arbeiten, ist eine der
Anweisungen Rhythm_Makers, aus
dem Schwarz, wie er sagt, nicht aus
dem Weiß.
Und doch ist es am Ende von
"Landing" so hell, dass kein Boden
auszumachen ist. An was erinnert
sie noch, diese Bewegung, die keine
Verspannung hinterlässt?
labelüberblick
Sender | Benno Blomes in Köln gestartetes und in
Berlin weitergeführtes Label gilt trotz Funkturmfimmel als
eines der reduziertesten Label des Landes mit einem ständig
verbreiterten Artistrooster (Canada!) der seltenst mal housige
Bereiche entehrt, um richtig funky sein zu können. Abstraktion
pur. www.sender-records.de
Sub static | Unendliche Weiten. Sub Static intensivieren
die langsame, kontinuierliche Bewegung der Sounds
und des Grooves, ohne Tanzbarkeit gegen epische Unendlichkeiten
einzutauschen. Eleganter Kölner Minimalismus
der deepen Art. www.sub-static.de
Tonsport | Für Köln ungewöhnlich spielerisch mit
einem leichten Hang zu angetrancten Houseproduktionen
hat die Schallhaus Posse aber immer wieder den richtigen
Griff für hittige smoothe Vocalproduktionen gehabt. Breitwandigster
Minimalhouse der Stadt. www.schallhaus.com
Trapez | "An alternative for the Dancefloor" verkündet
die Trapez-Webpage. Triple R's Label vermischt verspielte
Kleinteiligkeit, dubbige Deepness und kristalline Sounds zu
einer elegant kickenden Minimalhouse-Emulsion für den
feingliedrigen Dancefloorschub.
Traum | Resensibilisierung wider die Rave-Grobschlächtigkeit.
Traum forscht weltweit nach den Melodien für
Millionen und gibt der Romantik in minimalen Hymnen ein
Zuhause. Ambient mit anderen Mitteln, der sich auch auf
dem Dancefloor wohlfühlt. www.traumschallplatten.net
United States of Mars | Mit Benjamin
Brunn, Marvin Dash, Mille, Korsakow, Jan Gabler und
vielen mehr hat das Label der Rand Posse wohl einen der
außergewöhnlichsten Artistrooster des Landes und erfindet
sich auf jeder Platte als Klassiker der Vielseitigkeit minimaler
Stile neu. www.mad-net.de/rand
Ware | Matthias Schaffhäuser weiß, was Tanzflächen
wünschen. Von der dreisten Icehouse Coverversion mit
gehörigem Popappeal, über bleepigen Funkhouse bis zum
Weichzeichner-Clickssound wird man zuverlässig für jede
Tages- und Nachtzeit versorgt. Für neue Namen immer gut.
Z Schallplatten | Bislang nur durch ihre Attila
Jahanvash Produktionen aufgefallenes noch ganz frisches
Minimalhouse (Betonung auf House) Label von Neuton
Buddy Juergen Link. Sehr schwelgerisch.
Kanada
Revolver | Jeff Milligans Label, das unter anderem
den Startschuss für die Eroberung Deutschlands durch die
Canadier zu verantworten hat. Mit Shaka, Milligan (Algorithm),
Deadbeat und Akufen die Klassiker des Foundsoundexperimentalismus
sattester Killergrooves. Sollte sich wegen
Rechtsschwierigkeiten eigentlich umbenannt haben.
Killer | Wie der Name so das Label. Qualitativ hochwertiger
Minimaltechno, zwischen deepen Dubs, clickerndem
Funk und sequentieller Darkness. Die Tracks von Labelbetreiber
Adam Marshall et al waren ein Grund, warum
Kanada im letzten Jahr in aller Munde war.
Dumb Unit | Jake Fairleys aka Fairmont Label aus
Toronto. Ultracleaner, in letzter Zeit immer sequentieller
werdender Minimalismus mit der perfekten Symbiose zwischen
Detail- und Soundverliebtheit und Funktionalität.
Ein weiterer Überflieger.
Cynosure | Sublabel von Revolver aus dem gleichen
Pool mit stärker beatorientierten Tracks, die allerdings immer
noch extrem funky und minimal bleiben.
Hautec | Das "art brut electroique" Sublabel des
Montrealer Houselabels "Haute Couture", das bislang eigentlich
nur Akufen und DJ Champion Platten releast hat.
Holland
Audio.nl | Nicht ohne Grund ist Audio.nl eins der
wenigen Label Hollands, die über Kompakt vertrieben werden.
Reduzierte Clickersounds bis hin zur Mille Plateaux
Ecke (Komet, Motor) beschränken die Dancefloortauglichkeit
ein wenig. Aber gelegentlich gibt es auch mal smoothere
Seiten wie z.B. Static.
Schweiz
Bruchstücke | Bang Goes Killerlabel der besonderen
Art, der Minimalismus vor allem als eine Vielseitigkeit
von Sounds versteht, die auf Styro2000, BangGoes
und Vermittelnde Elemente Eps jedes der Releases zu einem
Ausnahmezustand der Hörgewohnheiten macht, ohne das
aggressiv zu verfolgen. Geheimtipp poppig unwahrscheinlicher
Deepness.
www.bruchstuecke.com
labelüberblick
Morris Audio | Stefan Riesens minimalstes Label,
auf dem gerne der Tom Clark Außenposten, aber auch
Geoff White, Dub Taylor oder Dialogue für smoothe Dubtracks
mit leichtem Houseflavour sorgen.
Stattmusik | Nach ersten Kalabrese und Klettermax
Releases ist es bis zum Release der Züricher Alleskönnercompilation
von Substrat etwas stiller um diesen Klassiker
der triolischen Reduktion geworden. Dennoch ein wichtiger
Stein im Schweizer Puzzle von Minimalexil. www.stattmusik.ch
Spanien
Klitekture | Bislang gibt es auf diesem Label erst
eine Sutekh EP. Es lässt aber hoffen, dass Minimaltech sich
sogar bis Spanien rumgesprochen hat. Als nächstes kommt
Italien.
England
Bluetrain | Steve O`Sullivans Ode an Basic
Channel. Dubtracks mit starkem Raggaeinfluss und Echos
tiefer als das Meer.
Swayzak | Das Swayzak Label mit fluffigstem Gewerkschafter
Dubminimalhouse in protestantisch resolutionistischer
Raveklarheit. www.swayzak.com
Mosaic | Eins der wenigen Houselabel Englands, das
in Minimalkreisen hierzulande ernstgenommen wurde. In
letzter Zeit immer wieder mit eher bretternden technoiden
Tracks. Steve O`Sullivan ruht sich wohl gerade aus.
Robot | Rockt. Mit Sicherheit das kryptischste und
härteste Label in unserer kleinen Liste, das manchen Radioboy
Sachen nahe kommt, vor allem aber ruff kubische Chicagorobot
Beats in minimaler Grausamkeit verteilt.
Soundslike | Ohne Herbert wäre es nie zu einer
Verschmelzung von House und Techno gekommen. Und das
alles mit dem Kochlöffel angerührt. Mittlerweile ja eine Legende
und jedem ein Begriff. www.matthewherbert.com
Accidential | Herberts Sublabel für Akzidentielle
Musik aka Radioboy. Samplewahn bis Foundsound im
Postdeephouse meets Chicagorock Gewand nebst grosser
Portion DIY Irrsinn.
Vertical Form | Von Kit Clayton bis Pub und
Opiate hat sich das anfänglich fast als Sequenz-Dubtechno
gestartete Label mittlerweile immer mehr zu einer der wenigen
Schnittstellen Englands zwischen IDM und Minimaltechno
entwickelt.
Irland
D1 Records | Dublin Distribution Headquarter,
dessen Releases von Broom über Costello bis Rowland und
Dave Donohue jeden releast, der in Dublin weiß, was zwischen
Techno und Minimalhouse alles möglich ist. Meist sehr
deep.
www.dublindistribution.com
Freestate | Rob Rowland connected mit der D1
Posse Dublins releast hier zur Zeit seine eigenen Tracks stark
detroitige Minimaltechnosounds mit harmonischer Dichte.
www.freestaterecordings.com
der minimale Unterschied
Elch links, Workaholic
in der Mitte, Elch rechts
Jeff Bennett
Der Schwede Jeff Bennett findet vom Discopool
über Jamaica zum Technodub. Der Mann wirft Tracks
aus wie Ed mit den Scherenhänden Frisuren. Bennett
muss aber nicht ins Exil, sondern findet Obdach
bei so renommierten Labeln wie Poker Flat,
Treibstoff oder Konvex-Konkav.
text: anett frank | anett.frank@gmx.de
Jeff Bennett ist der Mann aus
dem hohen Norden, der 1994
zusammen mit seinem Weggefährten
Jim Groovy den ersten
elektronischen Plattenladen in
Malmö eröffnet, der bei Erscheinen
dieses Artikels bereits verkauft
sein dürfte. Aber Jeff, der ja
eigentlich immer noch Mike
Pung heißt, zückt im Januar sein
neues Album und erzählt damit
eine weitere "Episode" auf gleichnamigem
Label aus seinem
durchaus flexiblen Produzentenstübchen.
DeBug: Stichwort: Neues Album,
das im Januar auf Episode erscheinen
wird.
Jeff Bennett: "Ich persönlich freue
mich natürlich sehr auf das Release. Es
wird einen guten Einblick in meine Musik
verschaffen, die von tiefen Tracks wie
meiner Konvex-Konkav 12" bis hin zu
stärker pumpendem Tech-House reicht.
Es werden aber auch eine Menge Dub-
Einflüsse auf eine technoid/ housige Art
ich angefangen, zu Hause mit meiner ersten
Drum-Machine (Korg S3) ein paar
Monate rumzuspielen, aber erst 1997
fing dieser Soundbrei an, nach so etwas
wie Musik zu klingen. Musik zu produzieren
ist das Einzige, was ich tun will."
Doch hat er nicht nur durch die
"Belleville Three" den "Future
Shock" aufgesogen, sondern ist
auch vom Plus 8 Labeloutput
musikalisch angestachelt. Nicht
zu vergessen sind neben anderen
Reggae und Dub-Künstlern Augustus
Pablo, Andy Horace und
King Tubby. Auch Produzenten
aus Europa wie beispielsweise Tikiman,
808 State, KLF und
Terry Lee Brown Junior sowie
Labels wie Svek, Plastic City und
frühe Network Releases prägen
musikalische Vorlieben und den
Stil.
Tracks zu produzieren
ist eine Art findungsprozess.
Man
findet eine Menge
entlang des Weges.
servicepoint
www.cosmicone.com
Diskographie (Veröffentlichungen in ungeordneter Reihenfolge):
Mike Pung - Torekovs EP (Maskros Music)
Mike Pung - Våt i drömmen EP (Maskros Music)
Mike Pung - Lurad (Maskros Music)
Mike Pung - Phuncsters eats grass EP (Maskros Music)
Mike Pung - Calling for the phunc (Maskros Music)
Mike Pung - Möllan EP (Maskros Music)
Mike Pung - En tax och en pudel tack (Maskros Music)
Mike Pung - Catching the train (Raum...musik)
Jeff Bennett - Restoration (Episode)
Jeff Bennett - Paradise (Phunctional 01)
Jeff Bennett - Late Surf (Phunctional)
Jeff Bennett - Isolation (Kung fu dub 01)
Jeff Bennett - Nudle Attack (Kung fu dub 03)
Jeff Bennett - Anothering (Konvex Konkav)
Jeff Bennett - Smirching (Treibstoff)
Jeff Bennett - Re-taken /Under-taken (Episode)
Mike J.M - Silver (Maskros Music)
Jeff Bennett - Detonation (Audio beyond)
Jeff Bennett - Recognition (Poker Flat)
Jeff Bennett - Conquest (Kung fu dub)
Jeff Bennett - Dragon tail (Kung fu dub 03)
Minimise | Donnacha Costellos Label, das
zunächst sehr stark ebenfalls auf Detroit-beeinflussten reduzierten
Dubhouse mit starkem Gespür für Clickhouse konzentriert
war, zur Zeit schläft, in der Zukunft aber immer
mehr für Dubliner Experimentalisten stehen soll.
www.minimise.com
USA
7th City | Daniel Bells Label ist (nachdem er Accelerate
eingestellt hat) eine der Grundlagen für kubistische
Funkyness in Minimalhouse mit Detroiteinfluss geworden.
Egal ob Shake, er selber oder neue Acts wie Jeff Samuels oder
Cabanne, jedes Release ein Kult. www.7thcity.com
Context | Weiteres Label der Westcoast von Sutekh,
dessen dunkle Hardiskexperimente mal mit überschlagenden
Dubs, mal mit strengen Konzeptualismen versetzt sind, meist
aber Funky bleiben. Nach dem harten Kern (Sutekh, Safety,
Twerk) neuerdings mit Südafrikanern wie Portable, Mexicaner
wie Murcof und Ben Nevile immer verschiedenere Acts.
www.context.fm
Cytrax | Itchy, noisy, postprocessed Techno sagt die
Webseite von Jaspers L.A. Heaven für eben genau diesen Sound.
Werft noch ein wenig Harddiskdub dazu und viel
Wahnsinn, Acts von Berlin (Phon.O) über Neuberlin (Safety
Scissors) bis Daheimgebliebene und werft noch ein wenig
Flash dazu. Killer. www.cytrax.com
und Weise repräsentiert. Ein Album, das
mich musikalisch wirklich wiederspiegelt."
Über Väter & Brüder
Bereits bei den ersten Grundübungen
1993 verhakte sich Jeff
dermaßen im musikalischen
Reich der Möglichkeiten, dass
von da an Tonkunst sein Leben
umgibt und es ihn auch nicht
mehr loslässt. Damals noch, als er
mit seinem elektronischen Hab
und Gut im Schlafzimmer die
Gerätestecker einstöpselte, um
seine Old School-Helden Juan
Atkins, Derrick May und Kevin
Saunderson im Hinterkopf Revue
passieren zu lassen, hat er den
Tech House in referenzieller Anlehnung
entblättert. Da war auch
noch gar nicht daran zu denken,
auf "Konvex-Konkav", "Treibstoff",
"Audio Beyond", "Poker Flat" oder
eben auf "Episode" mal kurz vorbeizuschauen,
seine Visitenkarte
per 12" abzugeben, um geschäftig
weiter eigene Tracks zu veröffentlichen.
Jeff dazu: "Etwa 1993 habe
Thank God it's Friday
So veranstalten Jeff und Jim ein
Jahr nach der "Cosmic One" Plattenladen-Eröffnung
ihre ersten
eigenen Parties. Man gibt sich
jetzt musikgeschmackstechnisch
freizügiger und flirtet sowohl mit
Vocal-House als auch mit jazzig
angehauchtem Drum & Bass von
Künstlern wie LTJ Bukem & dessen
Umfeld. Jeff ist dann über ein
Jahr lang fast jeden Freitag als DJ
in einem Houseclub mit der Partyreihe
"Thank God it's Friday" anzutreffen.
Das Motto lautet: "Dress
for Success" and dance to "100%
pure House Muzique". Man spielt die
geliebten Platten und testet ein
bisschen aus, was so geht. Und das
ist bei Jeff immer noch der Raum
zwischen Deep-, Phunky- und
Tech-House. Mit Jim zusammen
gehen sie 1996 mit ihrem gemeinsamen
ersten Label an den
Start. "Azurite" läuft unter Eigenangabe
als Techno-Label, wo sich
Mono-Funk-Spezialisten, acidelische
Techno-Freaks und technoide
Tief-Trance-Liebhaber
wohlfühlen durften.
DeBug: Wie siehst du Azurite?
Jeff: "Nun, der Stil von Azurite war ein
Mix aus tiefem, tribalem, detroidem und
progressivem tiefen Trance und Techno. Es
fällt mir nicht leicht Azurite in Worte zu
fassen, aber so in etwa passt es wohl und so
wollten wir es auch."
1998 gründet Jeff dann sein eigenes
Label "Maskros". Hier veröffentlicht
er vorwiegend seine eigenen
Ideen als Mike Pung bzw.
als Mike J.M in schwedischer
Tech-House-Manier mit dubbig-funkigen
Variationen. So lassen
sich auch Dirk Diggler, "Bedroom"
und "Minilogue" mal
blicken. Die "Sonkite"-Jungs von
"Minilogue" bspw. bereichern die
Tech-House-Strecke mit tribalem
Funk. Zwei Jahre später entsprießen
zwei weitere Labels,
"Phunctional" und "Kung Fu Dub" der
schwedischen Seele.
Jeff dazu: "Momentan sieht es so aus,
dass nur meine eigenen Tracks auf den
beiden Labels erscheinen. Das hängt aber
hauptsächlich damit zusammen, dass ich
mich bis dato kaum um andere Künstler
gekümmert habe."
Das "Kung Fu Dub" ist, wie der Name
auch schon vermuten lässt,
ein reggaegeswingtes Dub-House/
Tech-Label mit dem Plus an
jamaikanischem MC-Flavour.
Über die "Phunctional"-Linie ist
hingegen bis dato eher minimalhousig-pumpender
Basslinepop
erhältlich.
Jeff auf die Frage hin, wie er seinen
Stil beschreiben würde: "Ich
fühle, dass ich bereits Tracks produziert
habe, die ich auf eine gewisse Art wirklich
verkörpere, obwohl diese auch immer
noch sehr weit davon entfernt sind, wonach
ich suche – das ist eine Art Selbstfindungsprozess.
Man findet eine Menge
entlang des Weges." Es scheint, als ob
für jeden nur möglichen Output
in Form von bereits markierten
Labels Plattformen geschaffen
worden sind, die je nach Lust und
Laune nur noch bestückt werden
müssen. Na, denn mal los und
weitermachen.
techno | usa
Alte Bretter, neue Hobel
Bob Brown / Framework
Mittels direkter Herangehensweise versucht der
US-Amerikaner Bob Brown mit seinem Label Framework,
Techno mehr Komplexität und Überraschung
zu verpassen. Experimente und Grooves gegen drögen
Looptechno und für enorme Tanzbarkeit. Neues
File auf der Technolandkarte: Philadelphia.
text: Sascha kösch| bleed@de-bug.de | bleed@de-bug.de
Bob Brown und sein Label Framework
kommen aus einer Szene
von Produzenten, für die Techno
alles ist. Heißt vereinfacht: kein
Pop im Hintergrund, also auch
kein Retro, keine Kunst- oder
Musikschule, also auch keine
klassischen Experimente, keine
Indievergangenheit, also kein
IDM, nur die reine Lehre, und
die begann nach Experimenten,
mit Taperecordern Tracks zusammenzubasteln,
wie bei so vielen
vor allem mit dem Verständnis
von Techno, das Jeff Mills
losgetreten hat. Bob Brown
kommt aus Philadelphia, er weiß
also, was HipHop ist, weiß, dass
man ihn schon daran erkennen
kann, dass er ein typischer Ami
ist ("lass uns auf der Straße treffen,
du weißt doch, wie wir Ami
DJs aussehen") und weiß vor allem,
dass die Entwicklung von
Techno aus dieser Sichtweise ungebrochen
ist.
bis Mitte der 90er eigentlich nur
noch dieser Mainstream aus Looptechno
übrig blieb. Amerika
versank weitestgehend von dieser
Technolandkarte mitsamt einem
ganzen Universum von Labeln,
die sich fast nur noch als Dependancen
in Europa beim Vertrieb
Intregrale halten konnten.
Ausgeblendet wurde dort oft genug
das Wissen um Detroit in
seiner ganzen Vielschichtigkeit
von Yolanda bis Hardwax, seiner
Elektro und Hiphop Referenzen,
aber auch die Disco und Houseevolutionen
bis hin zu den merkwürdigsten
Chicagotracks. Dass
Basic Channel Platten stellenweise
nichts mit dem, was man
heute Dubtechno nennen würde,
zu tun hatten, sondern harte
kompromisslose Schärfe hatten,
dass Vogel auf Magnetic North
hämmerte wie ein Elektronik-
Schmied, dass Rush eigentlich
ganz schön merkwürdige Beats
Die "andere"
Powerbook Posse
Diese "andere" Powerbook Posse
allerdings hat mitnichten vor,
sich in den Welten von postautechre-aphex
Broken Beats mit
Melodie zu verknuffeln, auch
wenn sich erste Überschneidungen
andeuten, und nimmt sich
auch kein Beispiel an dem sogenannten
Minimalismus deutscher
"Prägung", sondern sucht
wie bei Ibrahim Alfa, Tobias
Schmidt, Steve Glencross, Feis,
Berkovi, Vogel, Tarrida, Czubala
usw. nach einer orginär technoiden
Verwandlung von Techno
hin zu mehr Komplexität und
Überraschung. Für eben diese
Art von Musik entwickeln sich
seit langer Zeit schon Epizentren:
Brighton davon das bekannteste,
Scandinavia, Sativae,
Mosquito, Automatic, mit einer
Resonanz auch auf deutschen
Labeln wie Hörspiel, Mutter,
Feis, Neue Heimat, zuweilen
Tresor, und - auch in Berlin -
hat sich seit einiger Zeit unter
der Regie von Cora Schneider
und Mental Industries sowie dem
Possible Music Vertrieb ein neues
Zentrum dieser Art von Musik
entwickelt, zu dem zu gehören
Europa
Wie alle anderen kommt auch er
immer häufiger nach Europa,
weil sich in Amerika nur schwer
für diese Art von Musik eine Szene
entwickeln lässt, damit hat er
es in Philadelphia nicht leichter
als die andere wichtige Powerbook
Posse von Sutekh, Jasper,
Kit Clayton, Twerk bis hin zu
Plug Research und Schematic.
Um seinen Sound hinzubekommen,
hat Brown vor noch gar
nicht so langer Zeit (und seine
neuste EP auf seinem Label Framework
ist eine der ersten von
ihm, die nur auf Powerbook enstand),
sein Studio und die Vorliebe
für Drummachines, die
immer die Basis seiner Tracks
waren, gegen ein Powerbook eingetauscht
und arbeitet, anders als
die oft mit generativen Effekten
werkelnde Westküsten-Szene,
mit einer "Off"-Software Namens
"Mboom" die jetzt "Muzys"
heißt und lustigerweise Abletons
"Live" in der Direktheit des Approaches
nicht ganz unähnlich
ist. Diese Direktheit ist ihm, der
wie viele andere von einer Hardwaresequencer-Patternprogrammierung
her kommt, nicht von
Cubase oder ähnlichem, wichtig,
weil sie unter anderem dafür
sorgt, dass man trotz immer
wichtiger werdender Sound-Experimenten
und bis hin zu kryptisch
gehenden Grooves den
Dancefloor niemals aus den Augen
verliert.
labelüberblick
Deepchord | Eines der unwahrscheinlichsten Detroitlabel
mit kryptisch tiefen monolithischen Dubtracks in
strenger Basic Channel Schule. Man weiß nicht viel über sie,
aber die Tracks unterstützen diesen Mythos perfekt. Jeder
Track Online als MP3. www.deepchord.com
Palette | John Tejadas Label für seine Exkursionen
zwischen reduziertestem Detroitdiscofunk und Minimalismus.
In letzter Zeit fast immer Releases mit seinem Partner
Arian Leviste. Funky bis breakig, weshalb auch Alex Posell
von der befreundeten Drum and Bass Crew San Franciscos
dort releast hat.
Thx | Label aus dem Pool rings um Minus und Plus 8, das
vom dort zuerst releasenden Detroiter Dale Lawrence aka
Theorem geleitet wird und sich zu einem der besten Kollaborationslabel
entwickelt hat. Gäste so far: Stewart Walker,
Sutekh, Swayzak. thx.m-nus.com
Delay | Jasper, der auch Cytrax macht, hatte mit diesem
nun leider eingestellten Label eins der skurrilsten Westcoast
Clicksterfunk Playgrounds mit Anschluss zu DSP Funk.
Minus | Das Vorzeige-Label des Canadiers Richie
Hawtin, das mit Niederflur für eine weitere Reduktion des
Kölner Sounds gesorgt hat und durch seine Propaganda für
Finalscratch nun versucht, die Grenzen zwischen DJ und
Producer weiter zu verwischen. www.m-nus.com
M plant | Robert Hood ist eine der Legenden von Minimalhouse,
auch wenn seine heutigen Releases nur noch am
Rande des Genres stehen, weil er einfach zu rabiat und technoid
in klassischem Detroitstyle losrockt. Dennoch. Gelegentlich
deepe Tracks.
Environ | Warum ist Morgan Geists Label seit einiger
Zeit eher mit Metro Area und Daniel Wang Releases auf
handgestricktem Minimaldiscokurs hier? Weil Morgan zusammen
mit Dan Curtain für die Rauslösung des Funks in
Detroittechno verantwortlich ist und mit seinen Sampleeskapaden
Leute von Herbert beeinflusst und Housestrukturen
in Minimalismus wesentlich eingeleitet hat und via Classic
auch weiter tun wird. www.environrecords.com
Persona Records | Das neue Label von Stewart
Walker, dessen Releases rings um den Globus ihn als einen
der vielseitigsten Sequenzdubminimalhelden etabliert
haben. Hier oft in Coproduktionen und verschiedensten Soundrichtungen.
Ziel: Persönliche Algorithmen. www.personarecords.com
Frankreich
Logistic Records | Das Label von John
Thomas kann als eins der wenigen wichtigen Minimalhouselabel
Frankreichs gelten. Pariser Reduktionistenfunk vom
feinsten. Thomas, Cabanne, Aril Brikah und ab und an ein
Remix von Ark, oder Detroiter Größen. www.logisticrecords.com
Harter Technotracks können mehr sein als harte
technotracks. bob brown weiss das.
Telegraph | Das experimentellere Sublabel von
Logistic auf dem u.a. Ben Nevile von Cycle 74 releast, und
Cabanne seine Funkvorlieben bis hin zu abstraktem Kubismus
steigert.
Dänemark
Limited Ed | Hansen & DJ Daniel haben zwar bislang
erst zwei Eps releast, die dafür aber um so reduzierter.
Housemusik mit Hang zu Gelegenheitspop in komplett erstickendem
Soundgewand.
Schweden
Harter Techno
Im Allgemeinen besteht der
Glaube, dass harte Technotracks
eben harte Technotracks sind,
dass die Leute auf den Partys soviel
Drogen wie möglich
schmeißen, die Welt ein ewiger
Loop ist und die Menschen
schreien, wenn oben was kommt
(Hihats) oder unten was kommt
(Bassdrum). Unter anderem haben
wir auch das Jeff Mills zu
verdanken. Der weiß davon
glücklicherweise nichts und es
kümmert ihn kaum, dass Generationen
von Kids seine Tracks
kopiert und gesamplet haben,
durch die Basisanwendungen ihrer
Software laufen ließen, und
ab gings. Man glaubt, dass Looptechno
daraus irgendwo zwischen
Surgeon, Regis usw. erfunden
wurde, die Schweden das Ganze
weit und breit in einer Allianz
mit den Engländern popularisierten,
und aus dem Gemisch
von harten Technotracks Anfang
machte all die Zeit, all das blieb
irgendwo im Mainstream-Loop
von Nordseetechno hängen. Der
schaffte es entweder, sich (wie bei
z.B. Oliver Ho) in Richtung tribaler
Poly-Rhythmik zu entwickeln
oder eine Parallelwelt
von sequentiell detroitiger Musik
zu erlauben, aber bis auf wenige
große Ausnahmen bewegen sich
mittlerweile selbst Aushängeschilder
der Szene immer mehr
davon weg. Mal Richtung Detroit,
mal Richtung Powerbook, mal
Richtung Soundscape oder sogar
House, aber ihren Hintergrund
vergessen sie deshalb dennoch
nicht.
Bob Brown (neben Titonton,
Bill Youngman, Ibrahim, Lusine
Ici, Michael Forshaw, Eva Cazal,
Aeox und vielen, vielen noch
Kommenden) mehr als glücklich
ist. Vor allem weil in diesem
Rahmen vom brachialen Experiment
bis hin zu groovig detroitigen
Tracks auf einmal wieder alles
möglich geworden ist und alles
wieder tanzbar ist.
Africa Aware
Grade weil sich Bob Brown irgendwie
auch als Computer Information
Systems College Absolvent
und selbsternannter
Part-Time Nerd versteht, ist die
Direktheit auch eine Anerkennung
und ein Dank an den Kontext,
aus dem heraus seine Musik
egal ob beim Produzieren oder
als DJ entsteht. Den Kontext
Dancefloor genau so wie den der
Geschichte von Techno mit allen
Implikationen, weshalb er, mit
einem Lineup, das so ungefähr
jeden, der einen Namen in dieser
Szene hat, kürzlich eine Doppel
CD Namens "Africa Aware"
zur Hebung des Bewusstseins der
Afrika ruinierenden Verbreitung
von Aids koordinierte.
Dubwise | Neues Malmoer Label mit Eps von Issac
Spayes und D.F.T. das wie so viele klassische Dubhousetracks
allerdings mit starkem Hang zu Reggea machen. Wird gerade
sehr gut.
Phunctional | Wir vermuten mal, auch das hier
ist ein Label von Mike Punk aka Jeff Bennett, der sich ja zur
Zeit überall mit seinen schweren graden Dubmonstern
blicken lässt.
Stuporsonika | Dwayne Sodahberks Label aus
Stockholm gehört bestimmt zum experimentellsten, was aus
Schweden zur Zeit kommt. Reduzierte Tracks von vielen Kids
irgendwo zwischen analogem Sound Elektros und dem kubistischen
Kicken von Bell. www.stuporsonika.com
Kung-fu Dub | Label für die dublastigsten Produktionen
von Jeff Bennett.
Island
Thule Records | Bekannt geworden durch ihre
tiefen Dubtracks von Thor und anderen, ist Thule immer
mehr zu einem technoideren Label Islands geworden. Die
ruhigeren housigere Tracks landen auf dem Sublabel Tissju.
de:Bug 055 | 0102 [20]
zürich
Alles ein 'beatseli' anders…
Zürich und Substrat
In Zürich treffen Verspieltes und Konkretes nicht nur in der Elektronik aufeinander.
Einen Nährboden für beide Positionen bildete die legendäre Clublounge Substrat.
Im November erscheint die 2CD-Compilation "Substrat - Innovation durch Irritation"
und gibt Aufschluss über die Produktivität einer heimlichen Subkulturhauptstadt.
“Falscher Film, Alter!” dachte sich das neugierige Rind.
text: katja stiehr | camp-cogito@gmx.net | foto: Simone scardovelli
Seit gut zwei Jahren entdecken wir in
Plattenläden oder DJ-Sets immer
mal wieder eine kleine Perle aus Alpennähe.
"Klettermax" - jetzt "Golden
Boy" - gehört wohl zu den meist beachteten
Acts aus Zürich und hat
nun auch als erster den Sprung zum
internationalen Label (Ladomat)
geschafft. Aber auch "Styro2000"
und "Bang Goes" waren mit ihren Releases
auf dem Label "Bruchstücke" in
vielen Sets präsent. Ein fröhlicher,
dampfiger Groove war da zu hören.
Eine kleine Vorahnung machte sich
breit, das dort, wo diese Beats herstammen,
vielleicht noch mehr zu
entdecken ist. Den meisten unter
uns ist Zürich bekannt als die Stadt,
"Stattmusik" einen Doppel-CD-Rundumschlag
des Zürcher Elektronikkosmos.
Auf zweimal 74 Minuten
erwarten den Hörer 22 Tracks von 21
Zürcher Produzenten (ein Berner
hat sich eingeschlichen), schlicht aneinandergereiht
wie deren Auftritte
im gastgebenden Substrat. Viele dieser
Tracks grooven gewaltig, andere
sind feinsinnig und diffizil und haben
absolut nichts mit Party zu tun.
Die Clublounge Substrat war den
Zürchern ein willkommener Spielplatz,
um sich selbst zu finden. Philipp
Meier, aka Metastar, ist geistiger
Vater und Macher des Substrat. Seit
Mai 1998 hat er an 111 Abenden 90
DJs, 111 Live-Acts und 87
Feierlust und Produktivität
Produktiv ist Zürich allemal, nur
wahrgenommen hat man das außerhalb
der Stadtgrenzen bisher kaum.
Releases aus Zürich waren bisher rar,
Flyer fliegen nicht bis Köln, und
Schweizer Modelabels sind nicht in
Mitte zu finden. Noch nicht. "In dieser
Stadt wird wirklich sehr gern gefeiert, so
gern, dass wir darüber das Produzieren fast
vergessen hätten", resümiert Marcel
Ackerknecht aka Styro2000, selbst
ein Aktivist der ersten Stunde. Denn
das feierhungrige Völkchen der
Zwingli-Nachkommen lebt das historisch
verwurzelte 'ora et labora'
tatsächlich etwas eigenwillig aus: gearbeitet
wird an der Bar, im Atelier
oder im Studio, gebetet auf der
Tanzfläche oder im Lounge-Sessel.
Seit Anfang der 90er fanden sich
hier Party- und Clubteams und entwickelten
ihren eigenen Charakter:
Location, Raumgestaltung, Licht,
Flyer, sogar Kleidervorschriften ergaben
ein Szenario, das eine Party
dahingestellt, aber in den vielen
kleinen Clubs und Partyteams ist
wirklich beinahe jeder Konsument
auch Produzent. Jeder trägt sein
Teilchen bei zum lebendigen Leben
der Stadt, ob mit Raumgestaltung,
Bild, Sound oder kulinarischen
Genüssen. Die vielen Events sind
Sammelbecken für Kreative aller
Sparten, vom Modedesign (Beige,
Erfolg, Susann Schweizer) über
Grafik (Norm, Mäusepolizei, Grafiksalon),
Kunst (Relax, Gabi
Deutsch, Costa Veche) bis Spartenübergreifend
(Mikry, Hundeherz,
Pingpong) und natürlich für die
Spielarten der zeitgenössischen
Elektronik. "Eine wirkliche elektronische
Ich will weder den Kunstraum noch die Party demontieren.
Mich interessiert, was 'dazwischen' sein könnte.
die mit Streetparade und ihren rund
30 Clubs den Titel 'Partymetropole'
errungen hat. Vor allem in diesem
Jahr, in dem der Tanz um den See
erstmals den Liebeszug unter der
Siegessäule zahlenmäßig überrundet
hat. Und das ist nicht ganz falsch,
denn in Zürich wird wirklich sehr
gerne, sehr viel und mit Ausdauer
gefeiert. Davon zeugen Clubs und
Partys, die oft mit klangvollen, internationalen
DJ-Namen werben. Aber
Zürich hat auch ein eigenes Gesicht.
In zahllosen Nebenflüssen des
großen Stroms haben sich DJs und
Produzenten formiert und sind
bruchstückhaft zu Tage gekommen.
Nun erscheint erstmals eine Compilation,
die die Zürcher Acts bündelt
und uns zeigen will, wie das elektronische
Herz der Schweiz wirklich
schlägt.
Substrat - Ein "Breitbandnährmedium"
Substrat, das 'Breitbandnährmedium'
der Clubkultur, veröffentlicht
in Zusammenarbeit mit dem Label
Licht/Bildgestalter - die meisten davon
in Zürich ansässig - auf seinen
Nährboden gebeten und sie tun und
machen lassen, was sie wollten. "Im
Substrat gebe ich gerne eine Carte Blanche,
lasse den Leuten freie Hand. Es kommt mir
vor allem darauf an, dass im Substrat jede
Nacht anders wird. Es soll lebendig sein, es soll
sich was bewegen," erklärt Philipp Meier
seine programmatische Offenheit.
Das Substrat hat vieles und viele
bewegt. Um die 500 Besucher kamen
jeden Donnerstagabend ins alte
Rohstofflager, später ins UG, und
ließen sich gefallen, was der Metastar
kredenzte: eine spielwütige Masse
von Live-Acts, DJ's und Bildkünstlern,
die ausgelassen an den Rändern
der Clubkultur experimentierte.
nur noch am Rande über Musik definierte.
Es wurde dennoch munter
produziert, doch erst Ende der 90er
formierten sich mit "Bruchstücke",
"Stattmusik", "7b-Records" und "Domizil"
die ersten Labels. Einen geballten
Zürich-Auftritt wie auf der Substrat-
Compilation hat es jedoch bisher
nicht gegeben.
Zürich Sound?
Die Frage nach einem "Sound Of
Zürich" liegt nahe, wo wir doch so
gerne Schubladen wie 'Frankfurt
House' oder 'Köln Minimal' öffnen.
"Ich bin nicht sicher, ob es den 'Zürich Sound'
gibt," meint Marcel Ackerknecht alias
Styro2000. "Außenstehende können das
sicher eher beurteilen. Aber ich finde auf jeden
Fall, man hört den Zürchern die Freude am
Feiern an. Ich würde sagen, die Zürcher sind
irgendwie reduziert, aber eben auch verspielt.
Ich glaube, was die hiesigen DJs und Produzenten
gemeinsam haben - und das unterscheidet
sie vielleicht von anderen - hier feiern
alle gern. Jeden, den du hinterm Pult siehst,
siehst du auch davor: auf der Tanzfläche."
Ob außergewöhnlich oder nicht sei
Tradition wie in Köln z.B. gibt es in Zürich
nicht. Es gab Yello und dann lange, lange
nichts. Aber was hier eine Tradition hat, ist das
Spielerische auf der einen, das Konstruktive,
Reduzierte auf der anderen Seite," kommentiert
Philipp Meier das rege
Treiben an der Limmat. Das Verspielte
und das Spartenübergreifende,
das Zusammenführen von Bild,
Licht, Ton, etc. hat in der Schweiz
tatsächlich eine Geschichte. Davon
zeugen Zürich-Dada mit dem legendären
Cabaret Voltaire, die Krachmachmaschinen
von Jean Tinguely
oder in der Gegenwart die Installationen
von Pipilotti Rist. Allesamt
Konzepte, die mit verschiedenen
Medien arbeiten und in denen die
Spielfreude und Lust am Experiment
hervorlugt. Aber auch die
Konkrete Kunst und die Reduktion
sind bei den Eidgenossen tief verwurzelt.
Sie zeigen sich bis heute vor
allem im Schweizer Grafikdesign,
das weltweite Anerkennung genießt.
Verspieltes vs. Reduktion
Beide Prinzipien - spielerische Experimentierfreude
und Reduktion -
lassen sich auch aus den Tracks der
Substrat-Compilation heraushören.
Da finden wir lustvolle Beats, wie sie
Styro2000, Roger Rotor, Canson
oder aber Bang Goes produzieren.
Bang Goes hat seine gutgelaunte Experimentierfreude
längst schon bis
Berlin und Köln unter Beweis gestellt.
Neben seinen Club-Tracks auf
Bruchstücke hat vor allem sein Bravourstückchen
'Sali.Sali' - von Thomas
Brinkmann liebevoll auf 7"-
Format gebannt - auch die Dadaeske
Seite der Schweiz wieder in die
Welt hinausgetragen. Neben diesen
fröhlichen Grooves aus Computern,
Drummaschines und allerlei anderem
Krachmachgerät hört man aber
auch konstruktivistische Soundtüfteleien,
ruhige oder krachende Ausgeburten
der experimentellen Elektronik.
Allen voran steht hier die Produktion
von Steinbrüchel, deren
'totale Selbstbeherrschung' - wie es
Roland Fiege (Shitkatapult) einmal
nannte - auch den internationalen
Vergleich nicht scheuen muss. Genau
wie die Produktionen aus dem
Hause Domizil, auf der Compilation
vertreten durch Marcus Maeder und
Teleform. Sie alle gehören der internationalen
Einzelgänger-Gemeinde
der Experimentellen an, einer
Sparte, die bis heute nach einer
Heimat zwischen Club und Kunstraum
sucht. Im Substrat fanden sie
Unterschlupf und eine Gemeinde,
die Willens war, sich dem Experiment
auszuliefern. "Das Substrat hat
auch mir viel ermöglicht," erkennt Steinbrüchel
die Leistungen des Clubs
und seines Kurators Metastar an, der
durch seine Offenheit und seinen
Experimentierwillen eben auch dieser
Sparte den Nährboden bereitete.
[21] de:Bug 055 | 0102
servicepoint
jeden donnerstag ins substrat. so wie andere kegeln
gehen.
In dieser Stadt gibt es ganz offensichtlich
Raum zum Ausprobieren,
nicht nur in Clubs. Ohne Druck
und in einem bisher erwartungsfreien
Vakuum konnten sich die Zürcher
entwickeln. Ein Freiraum, den
man anderorts vermisst. "In Zürich
kann man seine Energien viel gebündelter
umsetzen als in den großen Metropolen.
Zürich ist klein, die Wege sind kurz. Und man
kann hier eben mit einem Nebenverdienst seinen
Lebensunterhalt finanzieren. Das schafft
Gestaltungsfreiräume. Das Kunstprodukt, das
aus dem Überlebenskampf entstanden ist, gibt
es in Zürich bestimmt nicht," erläutert der
Substratmacher den Hintergrund
der Produktivität seiner Stadt.
Real Virtuality
Seit Philipp Meier die Dancefloors
von Zürich betreten und somit mitgestaltet
hat, arbeitet er an den
Grenzen von Club- und Kunstraum
und allen anderen Spielflächen der
Gestaltung. Selbst DJ und Bildender
Künstler hat er der Clubkultur mit
seiner Metastrat-Kultur einen theoretischen
Überbau und dem Substrat
einen praktischen Nährboden bereitet.
Den Zürchern gab er vor allem
Raum und Kontinuität. Das Substrat
wurde rasch zum festen Ankerpunkt
im wankenden Zürcher Nachtleben,
eine Institution der Szene. "Substrat
war für mich auch als Besucher ein fester Bestandteil
meines Lebens. Ins Substrat ging ich,
wie andere Leute Donnerstags kegeln gehen,
egal was auf dem Programm stand. Es passierte
immer etwas anderes, immer etwas Spezielles.
Das hat mir nicht immer gefallen, aber
darum ging es im Substrat gar nicht," erklärt
Steinbrüchel. Das Substrat wollte nie
gefällig sein und hat vielleicht gerade
darum gefallen.
Philipp Meier bündelt in seinen ausgeklügelten
Konzepten, was sich vorher
in Ansätzen an verschiedenen
Stellen bereits andeutete: das Zusammenführen
vieler Teile zu einem
neuen Ganzen. "Innovation durch Irritation"
heißt einer der Substrat-
Claims und ist nun auch der Untertitel
der Compilation. Für die Musik
heißt das, dass hier auch solche Sounds
eine Plattform erhalten, die
nicht für die rhythmische Partybeschallung
taugen, denn das Substrat
war eine Lounge. "Die Lounge befreit den
Club vom Tanzzwang und den Musiker von
der Drummaschine," heißt es sinngemäß
in einem von Philipp Meiers Texten.
Aber auch Kunst, Mode, Design,
Performance und andere Gestaltungsarten
hielten unter der Fahne
des Substrat Einzug in den Club. Das
Zusammenführen der verschiedenen
Sparten der Kulturproduktion soll
die gegenseitige Befruchtung und
Ausweitung der einzelnen Disziplinen
ermöglichen. "Es ist die Aufgabe des
Klubs, alle Sinne zu befriedigen und aus der
bewussten oder unbewussten Wahl von Teilen
ein kurzzeitiges Ganzes zu schaffen," steht
an anderer Stelle des Textes. Im
Substrat geschah dieses durch die
nochalante Art des Gastgebers sicher
oft zufällig. Bei den bisher drei Substratos-Festivals,
dem 'Mikrofestival
der Klubkulturen', aber ging Philipp
Meier in seinem Inszenierungswillen
noch einen Schritt weiter. Dort lud
er neben Musikern und Bildgestaltern
auch Perfomancekünstler, Modelabels
und Textakrobaten zu einer
Inszenierung in den Club, der so für
eine Nacht zur betanzbaren Installation,
einer 'Real Virtuality' wurde.
Dann nämlich, wenn die Grenzen
zwischen Fiktion und Wirklichkeit
aufweichen und das 'kurzzeitige
Ganze' als sinnlich erlebbare Welt
entsteht.
Das Dazwischen
Nicht umsonst nennt sich Philipp
Meier selbstbewusst Klubkurator:
"Ich ging und gehe immer noch sehr gerne auf
Partys, aber ich habe auch eine Sehnsucht
nach mehr Inhalten. In den sogennanten
'Kunsträumen' hingegen fehlt mir oft das
Lustvolle. Ich selbst brauche beides und habe
beides gern. Ich will weder den Kunstraum
noch die Party demontieren. Mich interessiert,
was 'dazwischen' sein könnte." Das Substrat
und die Substratosfestivals bilden
ein solches 'Dazwischen'.
Mit seiner Offenheit und Vielfalt hat
Philipp Meier unter Beweis gestellt,
dass eine Clubnacht weit mehr sein
kann als eine durchtanzte Nacht.
Sein 'Manyfest zur aktuellen Kulturproduktion'
lässt uns auf weiteres
hoffen: "Vieles gibt es schon, das meiste
noch nicht, und weniges ist vollendet. Und dies
ist Zeitlebens so. Auf der Suche nach Antworten
und Lösungen erscheinen im Unmöglichen
die größten Möglichkeiten. Es geht dort weiter,
wo es nicht weiter zu gehen scheint."
Es geht weiter…
Das Substrat ist derzeit ohne Heimat.
Eine Wiedereröffnung in neuen
Räumen ist zum Ende des Jahres
zu erwarten mitsamt den dazugehörigen
Release-Partys zur Compilation.
Zur Überbrückung kann
man den CD-Player mit den Sounds
des Substrat füttern. Alle übrigen
Faktoren, die einen Abend zum Erlebnis
werden lassen, muss man solange
allerdings selbst beisteuern.
Service-point:
www.substrat.ch
labels:
www.bruchstuecke.com
www.stattmusik.ch
www.domizil.ch
www.spezialmaterial.ch
ausgehen & mehr:
der tempel > www.rohstofflager.ch
derzeit geschlossen, trotzdem > www.studiob.ch
seebad enge > http://www.tonttu.ch
wohnzimmer und anderes > www.bogen-
13.ch
nachwuchs > www.babyshake.ch
fels in der brandung >www.rote-fabrik.ch
rest > www.restkultur.ch
fast immer > www.ugclub.ch
noch mehr
http://picnic-terminal.ch
www.shoppingpong.ch
www.norm.to
www.egocity.net
www.migrosmuseum.ch
www.lora.ch
www.shedhalle.ch
www.gaymap.ws/zurich
www.swix.ch/spot25/szene.html
de:Bug 055 | 0102 [22]
zürich
DOMIZIL
Macht zuhause, was immer es will
Markus Maeder und Bernd Schurer haben sich mit ihrem Label "Domizil" ein Exil in der
Züricher Heimat gebaut, einer Stadt, in der immer mehr Menschen den Platz für Experimente
immer weiter beschneiden. Warum aus einem neuen Cabaret Voltaire im
Bahnhofsviertel nichts wurde und Presswerke in Basel Vorkasse wollen und wo Micromusic
da ins Spiel kommt, weiß Sascha Kösch.
text: sascha kösch | bleed@de-bug.de
servicepoint
Abgesehen mal von einigen Verschwörungtheorien,
die besagen,
dass die Sintflut sowohl von der Küste
als auch von den Bergen kommt,
oder die Schweiz deshalb verschwinden
könnte, weil sie entweder den
Pfad der Biogenetik verlassen hat
oder einfach so mittendrin ist (Europa,
Berge, Sprachen, ein permanentes
Dazwischen eben), dass man
sie übersieht, kennt man die Schweiz
Zürich ist im Moment schlimm.
Die Schmerzgrenze ist erreicht.
"Vor ein paar Jahren habe ich mir überlegt,
mir in Berlin mal eine Wohnung zu mieten
und ein wenig länger zu bleiben, aber das hat
sich in der allgemeinen Inflation aufgelöst.
Ich habe zu lange mit der Entscheidung gewartet
und dann hat sich das verwässert und
wurde hinten angestellt. Aber jetzt im Moment
ist die Situation in Zürich grade so
schlimm, dass ich finde, jetzt ist eine
Schmerzgrenze erreicht, an der man sich wieder
fragt, ob man es noch aushalten kann.
Ökonomisch vor allem. Die Stadt ist zur Zeit
so voll, es gab seit 17 Jahren nicht mehr so
viele Leute in der Stadt. Es gab einen Abwanderungs-Trend.
Offenbar können die
meisten es sich leisten, teure Wohnungen zu
haben. Kultur zu machen, kann man eh fast
vergessen. Alternativkultur hat einfach fast
keine Räume. Vor 1 1/2 Jahren musste ich
tatsächlich mal eine feste Stelle annehmen,
weil es echt nicht mehr anders ging. Man
domizil 1-7 out of stock: hypermusikunpurposed. CD-Rz+kazzeta.
domizil8: "supermarket" - 7" single: maeder/osten, justin hoffmann, u.a.,98
domizil9: "teleform" - same - CD: b. schurer, 99
domizil10: "solipsistic_motion" - vinyl LP: marcus maeder, 99
domizil11: "mikrosport" - CD: rm74, 00
domizil12: "micro_superstarz_2000" - CD/CD ROM: various artists, 00
domizil13: "burch renders&reducers mama" - vinyl LP: 01
domizil14: "full of sid" - vinyl EP: psilodomputer; remixes
domizil15: "zwischen.raum" - 3" CD: steinbruechel, 01
domizil16: "cosine ƒ" - CD: teleform/schurer, tbr dec 01
domizil17: "burch renders&reducers mama" - 7" single; tbr dec 01
domizilNET: "zwischen.raum" - mp3: steinbruechel, internet only, 01
first 4r of 02 hopefully
WAL (CD) + rm74 (CD) + marcus maeder (CD) + Runzelstirn&Gurgelstock (CD)
sp_sx00: "grat" - CD: schurer/thut, 96
dr27: "leben im wartesaal" -7" single: schurer/thut, 97
"institut fuer feinmotorik" - CD+: various, 99
c3f : "azki.txt" - mp3: teleform, internet only, 01
vor allem wegen eines Überflusses
an Geld, das eben nicht alle haben,
oder der Schokolade, die nicht alle
mögen. Zürich hingegen kennt
man, abgesehen von den obskur
aufdringlichen Heroinsüchtigen
und dem merkwürdig verschobenen
Verhältnis von Kultur und Institution,
weil man es außerhalb der
Schweiz gerne für ihre Hauptstadt
hält, weil sich dort diese Exemplifizierung
eines Zwischenraums (Stadt
am See, am Fluss, in den Bergen,
irgendwie flach, hochkulturell, massenkonsumierbar,
Bilderbuchstyle,
bruchreif etc. etc.), die die Schweiz
zu sein scheint, zu genau dem entwickelt,
was aus einer Stadt einen
unmöglichen, aber höchst komfortablen
Platz für Exilanten und Immigranten
im eigenen Land macht.
Domizil ist ein Label. Ein Label ist
eine Heimat, die mehr ist als eine
Stadt. Weil man dort das thematisieren
kann, was einen beschäftigt,
wenn man es nun mal auf sich genommen
hat, aus dem Überleben
einen Lebenstil zu machen. Markus
Maeder und Bernd Schurer waren
Kunststudenten. Ihr Label kann das
bezeugen, würde sich aber darin nie
auflösen lassen. Jede der Platten auf
Domizil ist gerade eben so merkwürdig,
dass sie dezent inkomensurabel
erscheint, gerade so poppig,
dass sie per se nicht als hochkulturelles
Event verstanden werden
kann, und vor allem immer dazwischen.
Den ernsten Powerbookexperimentalisten
zu albern, den gutgepflegten
Club-Hedonisten zu
merkwürdig. Domizil passt nie und
immer - ist programmatisch Zürich,
weil überall. Domizil Schallplatten
haben immer auch diesen unmöglichen
Lobgesang an das Akzidentielle,
sei es die Kooperation mit
Micromusic.net oder der legendäre
Hundegesang zur tragischen und
historisch komischen Orgel auf einer
ihrer Platten. Ein Zusammentreffen
von Glücksfällen, Ausnahmeerscheinungen
mitten in dieser
weltweiten Mitte, in der Zürich gar
nicht allein ist.
konnte nicht mehr wie bis dahin das Geld für
die nötigsten Sachen einfach irgendwoher
auftreiben. Und das ist dann einfach auch
zuviel. Da macht man einen blöden Job und
die Situation hat sich doch nicht verbessert,
weil man nicht mal mehr Geld hat, das man
ausgeben kann. Ich muss einfach nur mehr
arbeiten. Ich verkaufe Apple Computer als
EDV Fachkraft. Irgendwas, was mit dem,
was ich sonst mache, nichts zu tun hat."
Wer aber wie die beiden von Domizil
ein Label in Zürich macht, der
hat genau die gleichen Probleme wie
der Rest der Welt: Distributionsprobleme,
Presswerkprobleme,
Auflagenprobleme. Nur eben ein
wenig mehr, denn wie Markus Maeder
sagen würde: "Die Schweiz gehört ja
nicht zum Rest der Welt. Das ist immer kompliziert
mit Formularen. In der Schweiz selber
machen wir jetzt zum ersten mal die neue
Micromusic EP. Das wird ein Test mit einem
kleinen Basler Presswerk. Mit denen haben
wir eine dubiose Korrespondenz geführt. Mit
dieser einen Person. Wir glauben, die brauchen
das Geld deshalb im voraus, weil sie Sachen
kaufen müssen, um pressen zu können.
Es ist schon schlimm, dass man immer die
Schweiz vertreten soll." Ohne Verortung
wird einen aber auch kein noch so
gut installierter Glücksfall in einen
Zwischenraum transportieren.
Cabaret Voltaire am Bahnhof
Weshalb man vielleicht die anderen
Orte aufsucht, in denen Domizil
stattfand. Die Partys, Events, die
Geschichte einer unmöglichen Institutionalisierung,
des Stattfindens
von Stattmusik (wie ein anderes Label
Zürichs heißt). "Wir hätten fast einen
neuen Ort gehabt. Das wäre eine dicke
Geschichte gewesen. Wir haben als Domizil ja
auch Veranstaltungen gemacht. Als wir beide
zusammen Kunst studiert haben, hatten wir
schon damals einen Kunstraum aufgemacht,
in dem es aber immer auch viel Musik gab.
Der hieß Kombirama, ein Zusammenschluss
von ca. 10 Leuten. Dort musste man aber
bald raus und in die Innenstadt, ins Prostituiertenviertel
von Zürich, wo wir ein halbes
Bürohaus hatten. Nach einem Jahr waren
wir komplett pleite. Die Idee war jetzt, so etwas
wieder aufzumachen, nicht nur Musik,
sondern breiter zu werden. Ein Audio- oder
Media-Archiv, wo man auch Sachen kaufen
oder leihen kann. Der Ort dafür wäre optimal
gewesen. Das wäre die Wiedereröffnung
des Cabaret Voltaire gewesen. Mitten in der
Altstadt und jeder hätte es gekannt. Das Problem
sind natürlich die Eigentümer des Hauses.
Eine Investmentfirma. Spezialisiert auf
Immobilien."
Also muss vorerst das Label das alles
als Domizil tragen. Wer hätte behaupten
wollen, dass man für ein
Label keine Miete zahlen muss?
Aber wie es halt so ist, wenn die Situation
schwerer wird, werden die
Aufgaben, die man sich stellt, gewagter.
Und Domizil planen noch
diesen Winter gleich 4 oder mehr
Releases, Kollaborationen mit Jazzmusikern
und Improvisationisten,
Events, Kompositionsaufträge,
Umzüge, Eigenes, Ereignisse… und
irgendwann nie wieder als Graphiker
jobben zu müssen. Domizil ist so
etwas wie ein Außenposten geistiger
Gesundheit, mittendrin.
SoundXchange Workshops 2.0
text: sascha kösch | bleed@de-bug.de
Es geht weiter! Nach den drei Diskussionsveranstaltungen,
die diesen
Sommer im WMF, auf dem
Tonstudioschiff 'Heiterkeit' in
Treptow und im Staatlichen Musikinstrumente
Museum am Potsdamer
Platz stattfanden, beginnen
nun die neuen Lehrveranstaltungen
des Studienprojektes
"SoundXchange", das seine Heimat an
der Universität der Künste Berlin
(formerly known as: Hochschule
der Künste Berlin) hat. Für den
Anfang des Jahres 2002 sind
zunächst fünf Workshops geplant
zu den Themen Raumklangsimulation,
kulturelle Konzepte der
Klangproduktion, elektronische
Klangerzeugung und Umgang mit
Presse und Medien in den Künsten.
Die Workshops finden ab Januar
im Abstand von ungefähr drei
Wochen statt. Sie werden Freitags
eingeleitet von einer Präsentation
und finden am Wochenende statt.
Und natürlich sucht sich SoundXchange
wieder Orte, die das
Thema konterkarieren oder unterstützen.
Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt.
Ein kleiner Unkostenbeitrag
entsprechend den Aufwendungen
der Dozenten wird notwendig
sein.
Information
und Anmeldung
für die folgenden Workshops:
soundXchange@udk-berlin.de
25-27. Januar 2002 | SYNTHESIZER-ENTWICKLUNG
Jake Mandell und Mate Galic (Native Instruments)
15.-17. Februar 2002 | KLANG UND RAUM
Einführung in die Raumklangsimulation Alex Arteaga und
Christoph Moldzryk, Gäste: Robin Minard, Golo Föllmer
08.-10.März 2002 | KULTURELLE KLANGKONZEPTE
Wie konstruieren sich/wir Klänge? Monika Bloss und Holger Schulze,
Gast: Diedrich Diederichsen (angefragt)
05.-07. April 2002 | MASCHINENKLANGGESTALTUNG
Mo Loscheder und Hans-Martin Gerhard
26.-28.April 2002 | DER MARKT KUNST
Flatz (Oh Gott!)
zürich
[23] de:Bug 055 | 0102
Bisquit, Brille, Puzzle
Bruchstücke Zürcher Clubsound-Produktionen
Wenn Zürich überregionales Technoprofil hat, dann wegen des Labels "Bruchstücke".
Labelmacher Markus Unterfinger knüpft empirisch wie ästhetisch Fäden
nach Köln, behält beim Groove aber immer die Spitzgrate des Mont Blanc im Blick.
text: Katja Stier | camp-cogito@gmx.net
Die Zürcher Plattenlabel sind noch
jung und folgen einer eigenen Dynamik.
Die Schweizer haben sich jede
Menge Zeit gelassen, bis ihre Eigenproduktionen
endlich Ende der 90er
auch im Plattenladen auftauchten.
Bruchstücke, das Label des Zürcher
Aktivisten Markus Unterfinger, ist
wahrscheinlich heute das bekannteste
Clublabel aus der Stadt an der Limmat.
Anfang '99 kam mit der "Bisquit
die dortige Musikszene als DJs
und/oder Live-Acts mitprägen. Eine
Labelstruktur aber, die ihr Schaffen
auch nach außen trägt, hatte lange
Zeit gefehlt. "Bruchstücke war für uns Züricher
ein wichtiger Schritt," kommentiert
Marcel Ackerknecht alias Styro2000
die Verbundenheit zu seinem Label.
Gerade ist seine dritte Veröffentlichung
"Puzzle" auf Bruchstücke erschienen.
Darauf versammeln sich
Produktionen seines Labels keinem
festen Soundstyling folgen, sondern
ihre Eigenarten bewahren. "Mir ist es
wichtig, dass die Bruchstücke-Releases wirkliche
EPs sind, keine Maxis, auf denen ein Thema
dreimal variiert wird und es am Ende gleich ist,
ob man diesen oder jenen Track spielt. Die einzelnen
Stücke einer Bruchstücke Platte sind jeweils
sehr unterschiedlich." Jede 12" ein
Ausflug in den Mikrokosmos einer
Produzentenküche.
Elektronik fortsetzte. Die Labelarbeit
hielt den Faden nach Zürich, seine
Präsenz in Köln garantierte eine gewisse
Wahrnehmung über die neutralen
Grenzen seiner Heimat hinaus.
Nach gut zwei Jahren in einer der
deutschen Elektronikhochburgen gibt
es dennoch keinen Köln-Release auf
Bruchstücke. "Ich wollte nicht zu sehr in dieses
Kölner Fahrwasser geraten," erklärt Markus
Unterfinger. "Die Kontakte hier sind
Markus Unterfinger auch ein Auge auf
guten Clubsound außerhalb Zürichs
hat und Bruchstücke zwar ein schweizer
Label ist, aber eben nicht nur für
die Schweiz. Dass dieser Sound auch
andernorts funktioniert, haben die
Gastspiele von Styro2000 und Bang
Goes in Köln, Berlin und Mannheim
eh längst bewiesen. Da kamen Halbtodgetanzte
um fünf Uhr morgens
zum Pult, um den Herren zu huldigen
servicepoint
Jede 12" ein Ausflug in den Mikrokosmos einer Produzentenküche.
www.bruchstuecke.com
EP" von Styro2000 die erste einer
Reihe von EPs im 12" Format via
Kompakt auf den internationalen
Markt. "Brille" von Klettermax und
"Rizla" von Bang Goes folgten. Allesamt
repräsentieren sie Zürcher Produzenten,
die seit vielen Jahren aktiv
vier eigenwillige Tracks, die jeder für
sich einen neuen Kosmos eröffnen.
Setzt man die Puzzleteile aber zusammen,
wird vieles sichtbar: Bruchstücke
einer zackig-kantigen Produktion, die
in keine Schublade will. Markus Unterfinger
legt Wert darauf, dass die
Köln not Köln
Kurz nach Gründung des Labels zog
es den Macher Markus Unterfinger
weg aus Zürich. Ein Zweitstudium
entsandte ihn an die Kunsthochschule
für Medien in Köln, von wo aus er
sein Engagement in Sachen tanzbare
mir lieb und wichtig, aber Bruchstücke hat ein
eigenes Gesicht und soll seinen eigenen Weg gehen."
Neben den Bruchstücke Homeboys
sind derweil auch zwei Releases
des Stuttgarters Robert Aberle unter
dem Namen "Vermittelnde Elemente"
erschienen. Ein erster Beweis, dass
für einen Groove, der keinen am
Rande der Tanzfläche hält. Dank
Bruchstücke ist dieser Sound mittlerweile
in diverse Plattenkoffer internationaler
DJs geraten und erobert Stück
für Stück und Bruch für Bruch auch
die Clubs fernab von Zürich.
de:Bug 055 | 0102 [24]
musikmesse
1.200 Dance Checker around the Gracht
Amsterdam Dance Event
Das größte europäische Branchentreffen der Dancemusik findet mittlerweile in Amsterdam
statt. Stetig wächst seit 6 Jahren der Kommunikationsort für Labels, Producer,
Booker und Promoter. Es war live und wir waren dabei.
text: mike riemel | mike@klubradio.de | foto: mike riemel
servicepoint
http://www.dutchsound.nl/ade2001/index.html
http://www.amsterdam-dance-event.nl/
http://www.klubradio.de/ADE.ram
Neben Sonar, Popkomm, MIDEM
und der Miami Winter Conference
war der "Amsterdam Dance Event"
das zentrale Musik-Businessereignis
dieses Geschäftsjahres. "Musik und
Maschine" setzte in Berlin auf Qualität,
Exklusivität, illustre Gäste und
die Magnetwirkung der Loveparade.
Musikmessen sind und waren dagegen
ein schwieriges Thema, wie die im
zweiten Anlauf fehlgeschlagenen EuroPopDays
(95-96 in Freiburg), die
London Music Week und dieses Jahr
die Summer Music Conference (supposed
to be Ibiza) zeigen. Schnell ist
man unter der kritischen Masse. Und
die Popkomm ist erstmals um fast
20% geschrumpft. Minus Wachstum /
Rezession / Marktbereinigung / Bubble
Burst waren die Metawords des
Jahres. Jetzt Amsterdam: Tom Silverman
(Tommy Boy), Daniel Miller
(Mute Records), John Acquaviva (Plus
8), Ronald Molendijk (Soulvation)
und Jeff Mills (Axis Records) sprechen
über die Chancen und Prognosen
im neuen Markt. Die Suche nach
dem neuen Ding. Von HipHop über
Elektro zu Techno and back again.
Das am stärksten wachsende Marktsegment
im Musikbereich sucht nach
Überlebensmöglichkeiten, nach neuen
Produkten, 'The Next Big Thing'
und nach 'The Future Of Electronic
Dance Music' à la "Darf‘s vielleicht
noch ein bisschen mehr Vocal Distortion
sein?" Keiner spricht vom 11.9.
Die Panel
Jeff Mills moderiert – droht als Moderator
- weil zu freundlich - wieder
untergebuttert zu werden, steht auf,
tritt vors Podium und hält den Gästen
aka Fachbesuchern das Mic unter die
Nase. Er reißt die Kluft zwischen Wise
Ass und Dumb User auf und erhält
42 Supersympathie-Punkte. Die Session
mit Kodwo Eshun verfolgen wenige
- zu intelligent vielleicht? zu viel
Holodeck? - in jedem Fall aber ein
Highlight in punkto Schulung zu Historie
und Status Quo moderner
Elektronika. Herbert, Matmos und
Björk werden häufig referiert. Irgendwie
alles sehr diszipliniert auf der
Kommandobrücke.
Beim Demopanel wird analysiert und
zerrissen. Die Tracks laufen eine Minute
und dann muss alles klar sein.
Nile Rogers (Chic) geht offensichtlich
recht impulsiv an die Sache ran. Die
Kommunikationshilfsmittel sind
vielfältig. Die Veranstalter stellen eine
Mailbox für jeden Registrierten, es
können auf einigen Dutzend Tischen
Demos auf kleinen Anlagen gehört
werden und diese kursieren in Special
Limited ADE Editions, 'unfinished
Products' 'lastminute Tracks' ohne
Ende zwischen den vollbepackten Besuchern.
Es wird gesignt, lizensiert
und geremixt auf Orgatoplevel. Neue
Labels versuchen alten ihre Tracks zu
lizensieren - das Sampler-Geschäft,
Rettung des ökonomischen Überlebens
während der letzten drei Jahre,
ist aber zusehends durch die Verfügbarkeiten
des Internet bedroht. Neue
Technologie wie Final Scratch Pro
(siehe De:bug August 2001) werden
präsentiert. Stanton hat den Vertrieb
übernommen im Versuch, Technics
mit einem neuen Standard zu konfrontieren.
Digital DJing. Leider
fehlt der Traktor noch. Demnächst
im neuen Interface Pinball (der Williams
Traktor!). Wo ist das USB
WahWah Pedal bitte?
Das Panel "Internet und Radio" mit
dem Direktor von Radio Holland,
dem Geschäftsführer von Vitaminic
Holland und dem Autor sowie einem
kongenialen irischen Moderator ist
dominiert von Horrorszenarien, ironischen
Anekdoten, hyperkritischen
'Business Modell'-Fragen und
schweigenden EBU Repräsentanten,
die geheimnisvoll ihr schwarzes
Büchlein vollschreiben. DSL, Satelliten
und Mobil Aps werden kommen.
Das Pay-Kabel-TV im Hotel zeigt,
wie on-demand abgerechnet wird -
mit der Fernbedienung und der Kreditkarte.
Live und umsonst die Abstimmung,
dass Deutschland am
Jemand sagt: in cultivating technology john acquaviva
prooves to be a honest italian capitalist
looking forward to triple bookings over the net.
Krieg teilnimmt.
Also was tun? 500 Gulden für eine
Tasche, einen Komplettpass, die Unterlagen
und dann hinfahren, mitmengen,
checken und sehen, was
geht? Auf jeden Fall ein Trip, der sich
lohnen kann!
33333333333333
So
arbeiten
die
In KEYS verraten
Paul van Dyk, Lali Puna und RMB
Profis
ihre geheimen Sound-Tricks.
Die interessantesten Musiker und Produzenten.
Die spannendsten Produkte für die Musikproduktion.
Die neuesten Technologien. Die besten Praxistipps.
Jeden Monat neu in KEYS.
GRATIS-HEFT
anfordern!
33333
Außerdem in KEYS 1/02:
Was Windows XP für Musiker bringt
Wie Native Instruments die
FM-Synthese beherrschbar macht
Warum die Machinedrum besser klingt
33333
Gleich gratis Probeheft anfordern unter
(069) 27 13 78 92 oder debug@keys.de
Jeden Monat neu im Bahnhofsbuchhandel · Am gut sortierten Kiosk · Im Musikfachgeschäft · Im Abo
new economy
Huiiiiiiiii
Der Niedergang von Silicon Alley
Noch vor einem Jahr war die New Yorker Silicon Alley zwischen Soho und dem Broadway
der Ort für das Internet-Biz. Dort tummelten sich Büro an Büro die ganz großen Player
neben vielen unkonventionellen Projekten. Doch schon vor den Attentaten auf
das WTC hatte die Rezession alle am Schlawittchen gepackt. Arrgh.
text: nico haupt | nicohaupt@yahoo.com
Lange vor Nine-Eleven - wie man in
Amerika die Attentate vom 11.9. kosewortartig
nennt - lange vor den
Angriffen auf New Yorks Finanzzentrum
war eigentlich schon alles klar,
denn zu Anfang des Jahres war eigentlich
schon alles geschehen. Die
Börsen rutschten in die Tiefen.
Nach DEN-Network und dem Schicki-
Fashion-Portal Boo ging auch die
KultFlash Comicschmiede Udo.Net
New Yorks Vielfalt
knickt ein
Noch im Sommer 2000 glänzten
fast an jeder zweiten Plakatwand in
Manhattan Dot.Com-Slogans. Stolz
wurden auf der Straße die neuesten
Gadgets herumgezeigt, es gab Parties
ohne Ende. Man konnte sich auch
leisten, über die wireless Palmtop
Yahoo-Taxis zu spotten, natürlich
nicht, ohne die drahtlose DSL-Welt
an sich zu preisen. Für viele der weltweit
300 Millionen vernetzen Computer
galt New York als die unkompliziertere
US-Variante des Internet-Hypes
im Gegensatz zur etwas
steiferen Attitude in San Francisco.
In Manhattan oder Brooklyn wurde
des Nachts an spannenden Visonen
gebastelt. Komplexe Datenbankprojekte,
Kunst-Crossover-Projekte,
selbst Connections zum MIT beeinflussten
einige DotComs, sogenannte
Chief Scientist Depandancen zu
New Yorks Internetleben
ist getroffen, bewahrt
sich aber seinen stadteigenen
Galgenhumor.
pleite, Rhizome entließ seine Mitarbeiter
in Massen und hunderte von
kleinen Webfirmen bis hin zur
berühmten Zahnpasta in
5Minuten.com existierten nicht mehr.
Schuld hatten natürlich wieder alle:
Angefangen hatte es mit der zynischpsychologischen
"Fuck DotCom"-
Kampage im Frühjahr 2000 aus San
Francisco, über die Gutgläubigkeit
vieler Investoren und den Spekulantengeschäften
an der Börse bis zur
völlig überhypten E- oder M- Commerce-Welle.
Zahlreiche dümmliche
Ideen machten den Markt weiter kaputt.
Warum man Firmen wie
IDoll.com, ToySmart.com oder
ToyStore.com Geld in den Rachen
schob, ist wohl heute noch ein Rätsel,
gibt es doch kein einziges Kind,
das eine Kreditkarte benutzen darf.
Doch selbst an diesem Manko wurde
in der Bizarrowelt von DotCom-
Krawattos gearbeitet.
ermöglichen. Die Zeitung "Technology
Review" kam statt 6x nun 9x im Jahr
heraus. Es schien der Weg frei zu
werden für die nächste Hightech-
Generation. Dabei ging es eben
nicht immer nur um das schnelle
Geld. Es zählten häufig auch die verrücktesten
Ideen. Doch war schon
früh im Jahr 2000 klar, dass der
Höhepunkt lange überschritten war.
Im April 2000 krachte das erste Mal
die Börse ein. Viele DotComs waren
mit bis zu 40% überkalkuliert. Anfang
2001 schien es noch, die Karten
würden nun neu gemischt. Neues
Selbstbewusstsein tankte man sich
auf Pink-Slip-Parties, denen man
später wieder auswich. Danach wurden
Chefs direkt nach ihren Finanzplänen
gefragt, man wolle ja nicht
wieder auf die Nase fallen. Doch
weitere Glanzlichter New Yorks verblassten,
was sich psychologisch nicht
gerade positiv auswirkte. Gegen
April 2001 fuhren die letzten orangenen
Kizmo.Com-Fahrradkuriere auf
der Straße und Josh Harris (Ex-
PSEUDO.com) beendete sein Kunstüberwachungsprojekt
"WE LIVE IN PU-
BLIC". Nun waren die Gespräche auf
den Parties schon etwas trüber, aber
wie das in New York so ist, immer
mit einer Spur Galgenhumor. Nach
wie vor war man nicht ganz arbeitslos,
es hieß jetzt diplomatisch Freelancer.
Die gängige Höflichkeit half
dabei, nicht weiter nachhaken zu
müssen. Alle beteten aber insgeheim,
dass bloß nicht die ehemaligen
Läster-Ikonen Amazon, Ebay oder
auch Yahoo einknickten. Doch auch
die Hassliebe-Heroes rutschten weiter.
Altavista konnte gegen das technisch
versiertere Google nicht mehr
mithalten. Neue Tendenzen zogen
ins Net-Land. Messageboards übernahmen
nun eine Mischung aus
neuen Jobbörsen, Seelenfürsorge,
ThinkTank oder Flucht in irgendwelche
Sub-Virtualitäten. Auf einmal
brodelte der Untergrund wieder.
Es war klar, was passiert war. Selbst
die ISPs hatten um ihre Stellungen
zu kämpfen. Mangelnde Anzeigenflächen
mussten durch Abo-Tarife
ausgeglichen werden. So nahmen
Salon.com, Heavy.com und gegen den
Willen von Conspiracy- und UFO-
Ikone Art Bell auch dessen Boss nun
"Eintrittspreise". Es tat besonders
weh, wenn auch idealistische Projekte
ihre Arbeit einstellen oder drastisch
einschränken oder entlassen mussten.
Stellvertretend für diese: Alltrue.Com
(Home-Videos), FasTV.com
(streaming), Juno Online (kostenlose
Provider), Excite (FreeMailer),
MP3.com (Digitale Musik), CMGI
(Suchmaschinen), Priceline (Hotel- +
Flugvermittlungen), Ricochet (Wireless
DSL) und etliche mehr. Doch radikale
Netzhelden wie ICANN-Kritiker
und Projektmanager Karl Auerbach
bestärkten alle Veteranen, nicht
aufzugeben - das Internet sei immer
noch am "Tag 1 der Kindheit". Was wohl
wahr ist.
Das Netz nach 911
Denn mit 911 sah sich besonders das
New Yorker Netz einer neuen Verantwortung
gegenüber. Terroristenflugzeuge,
die ins World Trade Center
stürzten, machten die weltweite
Datenbankintelligenzia zur wichtigsten
Stütze von Wahrheit, Notruf
und Informationsmaschine. Das
WTC-Syndrom sorgte nicht nur für
ein Revival von Militär-Propaganda,
sondern auch für neuartigen
Online-Journalismus, dem Aufräumen
mit nervigen Legenden und
Hoaxes (Urbanlegends.about.com stürmte
an die No.1 der Delphi-Board
Charts), und EMail und Chat waren
plötzlich die ungebombten Twin Towers
des Netzes. Betroffenheit, Pragmatismus,
Patriotismus, Aufklärung
und ein neuer Hype von Sarkasmus
und Satire machten das Internet wieder
zu dem, wie es angefangen hatte:
Die ewige Gratwanderung zwischen
Paranoia, Überwachung, Text statt
Graphikschnörkel und endlich, aber
wahr: Der ThinkTank funktionierte,
wenn auch mit weniger Einkommen.
Fast synchron zum "Attack" eröffneten
die Bastelfreaks von ControlledEntropy.com
ihre Remoutelounge auf der
Kühlschrankstraße "Bowery". An 40
Tischen konnte man seinen Drink
per Kamera bestellen und in 30
Channels weitere Gäste als Screenshots
auf eine Webseite schießen oder
klassisch analog anrufen. Um einen
herum hunderte von Monitoren und
eine ausgelassene Stimmung, als hätte
es den DotCom-Crash nie gegeben.
Zum Ende des Jahres war dann
New York immer noch nicht Amerika,
sondern multikulturelles Archiv
und Auslöser für neuen Sarkasmus
und Pragmatismus statt Patriotismus.
New York hatte nun gleich vier
Attacken überlebt: DotCom-Crash,
die Flugzeugattacken, den Krieg und
Anthrax-Umschläge.
Auch wenn viele Medien, selbst die
seriösesten, von angeblichen Panikzuständen
im Silicon Alley berichteten,
hielt man es am Ende so wie mit
den Kommentaren zu Schneestürmen:
"NewYork hat keine Angst vor dem
Schnee, sondern empört sich über den Matsch
an den Bürgersteigen". Ob das Stückchen
Freiheit, was den New Yorkern viel
stärker als irgendwo anders weggenommen
wurde, wirklich zum Ende
von weiteren Ideen und Jobs führen
wird, mag dahingestellt sein. Jedoch
wurde im Silicon Alley herzlicher
über Bert neben Bin Laden gelacht
als irgendwo sonst.
Das Leben geht weiter.
finder
DESIGNSCHULEN USA
Die Luft an amerikanischen
Designhochschulen ist anders als
die europäische. Dennoch wollen
wir euch natürlich nicht unsere
Favoriten vorenthalten. Ein
Überblick...
...Seite#26
Webdesign
State of the Art im Webdesign:
Unsere neue Kooperation mit
Newstoday.com zeigt euch die
Spezialitäten des Monats. Diesesmal
und von nun an regelmäßig.
...Seite#29
arzt.de
Die Datenbank als Universalmaschine
für Hypochonder und welche,
die es werden wollen. Der
Arzt unseres Vertrauens Doc Jörg
Clasen klickt sich durch und vergibt
Punkte.
...Seite#31
Theorie & Ökonomie
Wie Derrida zum Netzpiraten
wurde und Telepolis plötzlich mit
Gastfreundschaft die Neoliberalen
auf die eigene Seite zu ziehen
versuchte. Durchgelesen...
...Seite#32
Lev Manovich
Das Medienformat als kulturelles
Tool: Der russische Medientheoretiker
Lev Manovich blickt auf
das Digitale durch die Kameralinse
des Films. Sein neues Buch
ist neulich erschienen.
...Seite#33
Ableton
"Live" ist ein völlig neuartiger
Softwaresequencer, der den Umgang
mit Audiomaterial auf der
Bühne wie auch im Studio revolutioniert.
Jo. Getestet...
...Seite#34
DESIGN UNI ESSEN ........ #26
DESIGN KHM KÖLN ........ #27
DESIGN FH HANNOVER.... #27
DESIGNBÜCHER ........... #28
KUNST ..................... #28
MUSIKTECHNIK ........... #35
GOTO-EVENTS ............. #36
VERLOSUNG ................ #36
de:Bug 055 | 0102 [26]
design | hochschule
Ich will Designer werden 3.0
Unsere Reihe heute: Designschulen in den USA
text: anne pascual & marcus hauer | server@de-bug.de
California College of Arts
and Crafts, San Francisco
In Kalifornien - und besonders
eben in San Francisco möchte man
meinen - liegt man nur am Strand
und macht auch sonst nichts Intelligentes.
Aber eigentlich kann man
ja nicht verleugnen, dass gut fünfzig
Prozent des klügeren Webdesign
von dort kommt und die IT-Branche
dort ihren Ursprung hat. Man
kennt ja Sillicon Valley und die legendären
Garagen-Firmen. Und
eben in diesem Melting Pot gibt es
eine durch und durch sympathische
Schule - das fängt bei ihrer
Website an und hört bei den Studiengängen
auf. Zwischen angewandten
Gebieten wie z.B. "Design and
Media Concentration" und dem theoretischen
Fach "Visual Criticism" gibt
es eine Menge Spielraum, den man
unter der Sonne Kaliforniens unbedingt
nutzen sollte. Und nicht
nur Lebenszeit-Professoren begleiten
euch auf dem Weg, nein,
auch immer wieder Gäste aus verschiedenen
Bereichen der Designszene
inspirieren. Wenn jetzt das
mit dem Essen und den Menschen
klappt, könnte das eine Empfehlung
wert sein.
http://www.ccac-art.edu
Fashion Institute of
Technology, New York
Das Fashion Institute of Technology
liegt mitten in Chelsea, einer
der nettesten Gegenden in Manhattan.
Aber das ist nicht der einzige
Grund, von diesem Ort irgendwie
angezogen zu werden. Vielleicht
ist euch schon mal die famose
Zeitschrift "Fashion Theory: The
Journal Of Dress, Body and Culture" in
die Hände gefallen, die von Valerie
Steele herausgegeben wird. Steele
lehrt jedenfalls auch am FIT, das
aber keineswegs von Fashion dominiert
wird. Hier kann man genauso
Packaging Design, Fabric Styling,
Toy Design, Display und Exhibit
Design oder Computer Animation
studieren - mit unterschiedlichsten
Abschlussmöglichkeiten. Das klingt
nicht nur zukunftskompatibel, hier
schämt sich zudem niemand, Business
und Kreativität in einen
Strumpf zu stecken. Bleibt nur
noch die Frage nach den pädagogischen
Qualitäten, die wir leider
nicht testen konnten, sondern nur
den programmatischen Aussagen
entnommen haben. Aber auch die
klingen nicht doof und 50 Jahre
Überlebenszeit sprechen für
Wandlungsfähigkeit. Eine feine
Brutstätte für ganz spezielle Talente!
http://www.fitnyc.suny.edu
Institute of Design (ID),
Chicago
Kenner verbinden mit dem ID den
Namen Laszlo Moholy-Nagy, der
1938 nach Schließung des Bauhaus
nach Chicago floh, um hier mit
dem weiter zu machen, womit er
zuvor aufhören musste. Von ihm
stammt die Idee der "Total Education",
eines ganzheitlichen Designansatzes,
der analytisch und
konzeptionell vorgeht. Auch heute
noch bekommen die Studenten
hier Methoden und Werkzeuge
näher gebracht, die sich gern und
vor allem auf die Bedürfnisse des
Nutzers konzentrieren. Es geht
darum, Problemlösungen zu finden,
die die Technologie möglichst
in den Dienst der Sache stellen.
Dabei kommen ziemlich klassische
und funktionale Ergebnisse heraus,
denen manchmal ein wenig
Funkyness fehlt. Eine Besonderheit
ist jedoch, dass die Möglichkeit besteht,
einen PhD Abschluss zu machen,
also eine Promotion in Design
anzufertigen - und das geht
schließlich sonst nirgendwo in den
Staaten. Design-Wissenschaft mit
sauberer Weste.
http://www.id.iit.edu
Universität Essen - "Industrial Design"
Zwischen unendlich vielen Preisen geht es der Agentur "E" besonders darum, Mode
und Neue Medien im Bereich "Corporate Design" zu verbinden. Zu ihren Autraggebern
gehören unter anderem Stone Island, Serie 100, René Lezard und Deyk.Connemara.
Auch freie Arbeiten wie letzens für das "mined field"-Magazin sind mit dabei. Die drei
haben alle Kommunikationsdesign in Essen studiert und sich für De:Bug über ihre
Ausbildung unterhalten.
text: e | info@contact-e.com
servicepoint
www.uni-essen.de/industrial_design
www.contact-e.com/
Der Diplomstudiengang "Kommunikationsdesign"
gehört in Essen dem
Fachbereich "Industrial Design" an.
Wir alle von E - Christiane Bördner,
Marcus Gaab und Nina Heydorn
- haben dort insgesamt 12 Semester
studiert, Nina sogar noch 2
Semester länger, weil sie ein Jahr
Auslandstudium in Helsinki gemacht
hat. Unser Diplom haben
wir bei den Professoren Peter Wippermann
(Editorial Design) ,
Bernhard Prinz (künstlerische Fotografie)
und Norbert Bolz (Theorie)
abgeschlossen. Essen ist keine
sehr schöne Stadt, sondern mitten
im Ruhrgebiet und auch das Uni-
Gebäude ist extrem unübersichtlich
und ziemlich hässlich, wie
eben so ein typisch schnell gebautes
Gesamthochschulbetonobjekt aus
den 70ern. Aber zumindest liegt es
mitten im Zentrum und hat ein eigenes
Parkhaus. Weshalb dann jeder,
der ein Auto besitzt, damit zur
Uni kommt. Zum Ausgleich dafür,
dass die Stadt nicht viel zu bieten
hat, ist die Atmosphäre dort sehr
gut, zumindest bei den Studenten
untereinander. Außerdem kann
man sich aufgrund der nicht vorhandenen
Clubs und Bars viel besser
auf sein Studium konzentrieren,
das auch von den meisten
wirklich sehr ernst genommen
wird. Ein Nachteil erscheint uns -
oder erschien uns zumindest damals
- , dass es keine richtigen Seminarräume
gibt. Nur die Fotografen
haben eigentlich recht passable
Werkstätten, beispielsweise
ein gut geführtes Farblabor. Aber
um Werkzeug wie Kameras etc. haben
wir uns dann doch am liebsten
selbst gekümmert, weil die Ausleihe
meist im Chaos versank. Anständige
Computer wurden erst angeschafft,
als wir schon längst unsere
eigenen Studios hatten. Profitieren
konnten wir vor allem bei der Vermittlung
von Grundlagenwissen,
denn die handwerkliche Fähigkeiten
erarbeitet man sich in der Regel
selbst. Praktisch-handwerkliche
Kurse werden natürlich auch angeboten,
doch bleibt es jedem überlassen,
daran teilzunehmen. Irgendwann
merkt man schließlich
selbst, welche Fähigkeiten einem
wichtig sind. Das liegt in der Natur
von so einem Unistudium: Man
muss von Beginn an ein hohes Maß
an Selbständigkeit und Experimentierfreudigkeit
mitbringen -
und sie vor allem später beibehalten.
design | hochschule
[27] de:Bug 055 | 0102
Kunsthochschule
für Medien Köln - "Mediengestaltung"
Seine Agentur "Fluct", in der Felix Hahn Konzept und Design verbindet, arbeitet an
diversen Netzprojekten. Prominenteste Arbeit von Felix Hahn ist ein "acoustic sourvival
kit", das er zusammen mit Miki Yui entwickelt hat. Es wurde dieses Jahr bei den
Ausstellungen "Sound aka space" in Hamburg und "Untragbar" in Köln gezeigt. Felix
Hahn klärt auf, was die Kölner Neugründung KHM zu bieten hat.
text: f. hahn | felix.hahn@fluct.de
servicepoint
www.fluct.de
Es gibt an der KHM verschiedene
Fächergruppen und erst im Laufe des
Studiums muss man sich für eine
entscheiden. Trotzdem können auch
weiterhin Seminare aus anderen
Fächergruppen besucht werden. Ich
habe in "Mediengestaltung" abgeschlossen,
als Alternative hätte ich "Medienkunst"
oder "Fernsehen/Film" wählen
können. Das "Grundständige" - so
wird an der KHM das Vollstudium
genannt - dauert 4 Jahre. In der Zwischenzeit
gibt es ein zusätzliches Semester
für das Diplom, aber während
dieser Zeit muss das Studium abgeschlossen
werden, danach fliegt man
raus.
Im Unterschied zu anderen Kunsthochschulen
gibt es keine Meisterklassen,
deshalb lernt man auch viele
unterschiedliche Professoren und
Arbeitsmethoden kennen. Mein
Lieblingsprofessor war Frans Vogelaar,
der mediale Raumgestaltung
und "Hybrid Design" lehrt.
Ein ganz besonderer Vorteil der
KHM ist, dass sie 24 Stunden offen
ist, und das habe ich sehr geschätzt.
Auch die technische Ausstattung ist
sehr gut, man kann rund um die Uhr
in die Labors. Die Seminarräume
sind ein wenig verstreut in mehreren
Gebäuden untergebracht. Bei der
KHM beworben habe ich mich - kein
Witz - wegen dem Garten hinter dem
Altbau. Dort gibt es einen kleinen
Teich in dem zwei Fische schwammen,
bis der Videokunstprofessor
David Larcher sie gegessen hat. Ich
bin mir gar nicht sicher, ob er sie
wirklich gegessen hat. Vielleicht ist er
auch nur in den Teich gestürzt und
hat sie zerquetscht. Ich bin mir aber
sicher, dass er es war.
KHM Studenten sind ein bisschen
eigenbrötlerisch. Jeder arbeitet an
seinem Projekt, so dass sich Gruppen
eher langsam bilden, aber studentisches
Miteinander findet man tagsüber
in der Mensa (wem es schmeckt)
und abends in den Kölner Clubs.
Außer bei "Film/Fernsehen" ist das Studium
eher experimentell ausgerichtet.
Aber das kann einem, man glaubt
es kaum, auch im späteren Berufsleben
helfen - beispielsweise wenn man
es schafft, seine Idee konkret umzusetzen
und in andere Kontexte zu
verpflanzen. Jedenfalls herrschen
hier ideale Bedingungen, denn mit
ca. 200 Studenten und 30 Professuren
kommt niemand zu kurz. Seit
letztem Jahr gibt es sogar eine Professur
für "Gender und Medien".
Fachhochschule Hannover - "Modedesign"
Ines Kaag ist neben Desirée Heiss eine Hälfte des Fashion-Labels "BLESS". Gemeinsam
entwerfen sie seit einigen Jahren Produkte, die vor allem eines wollen: verwundern.
Nur so lassen sich die Codes und Regeln der Modebranche konsequent aufdecken
und spielerisch hinterfragen. Den einmaligen Bless-Geschmack könnt ihr ab
20. Januar im Neuen Museum Weimar bestaunen.
text: ines kaag | blessberlin@csi.com
servicepoint
www.bless-service.de
www.fh-hannover.de
In einem eintönig grauen fünfziger
Jahre Bau etwas abseits vom Stadtzentrum,
aber gut zu erreichen mit dem
Rad, habe ich fünf Jahre Modedesign
studiert. Das Gebäude ist sanatoriumsähnlich
gegenüber den Herrenhäuser-Gärten
gelegen, die zu ausgiebigen
Spaziergängen einladen. Auch
sehr prima ist die Uni, die gleich um
die Ecke liegt und als Zufluchtsort
über die riesige Mensa verfügt. Die
bietet einem Kunst- oder Designstudenten
die Möglichkeit, einerseits
studentische Realität zu empfinden
und trägt andererseits positiv zur Persönlichkeitsfindung
durch Abgrenzungsbedürfnis
bei. Richtig katastrophal
sind die Öffnungszeiten, die keine
Möglichkeit zu selbstständigem Arbeiten
geben, da abends die Türen
früh zu gehen.
Der Vorteil einer Fachhochschule wie
der in Hannover ist, dass hier die
Grundlagen sehr groß geschrieben
werden und in meinem Fall speziell
die schnitttechnische Ausbildung ganz
hervorragend war. Meine über drei
Jahre angefertigten Unterlagen zu den
Grundübungsbeispielen hüte ich bis
heute wie einen kleinen Schatz. Die
geduldige und hilfsbereite Einführung
in die Kunst des Schneiderns
ist auch für diejenigen Autodidakten
nützlich, die überlegen, warum eigentlich
keiner klebt statt näht oder
ob Bügeln wirklich auch dazu gehört.
Seit meinem Abgang wurde allerdings
eine Neustrukturierung aller Designstudiengänge
vorgenommen und z.B.
Design-Informatik neu eingeführt.
Ein spezielles Ereignis für mich war
der Fashion-Wettbewerb "Concours des
jeunes créateures de la mode", an dem ich
aufgrund meiner Fachprüfung zum
Thema "Festlichkeit" teilnahm. Deshalb
speziell, weil ich dort Desiree kennenlernte,
meine "Bless"-Partnerin. In
der Pause standen wir nichts ahnend
Schulter an Schulter, weil die Boards
von Österreich und Deutschland nebeneinander
platziert waren und später
tauschten wir Adressen aus, um
uns dann während des Studiums aus
Spaß oder schlechter Laune Postkarten
zu zusenden. Eine war schöner als
die Andere!
Für diejenigen, die unbedingt Karriere
als Fashion-Designer machen
wollen, sollte an dieser Stelle unbedingt
die Empfehlung gegeben werden,
sich nach Schulen im Ausland
umzusehen. Nennenswert ist immer
noch die Antwerpener Schule, deren
Abgänger sich generell keine Sorgen
um Aufmerksamkeit und potenzielle
Financiers machen müssen.
de:Bug 055 | 0102 [28]
design | kunst
text: anne pascual & marcus hauer | server@de-bug.de
Designbücher
Grafik Design
Einige Jahre ist es erst her, dass der
Apple Macintosh in die Hände der
Kreativen fiel und ihre Arbeit
gründlich umkrempelte. Seither
sind die Fronten zwischen Pro und
Contra digitaler Werkzeuge gänzlich
verschwunden, stattdessen entwickeln
sich verschiedene Stile und
Praktiken, die computer-generated
Design in eine entschieden andere
Richtung stupsen. "Specials – New
Graphics" zeigt das Beste, was sich derzeit
auf diesem Planeten unter dem
Label "Grafik Design" tummelt. Wie
weit das führen kann, wenn man wild
und fast respektlos Sprachen entwickelt,
dokumentieren die Arbeiten
der 50 internationalen Designer,
die der Verlag Both-Clibborn sorgsam
ausgewählt hat. Da sehen die üblichen
Typographie- oder Design-
Annuals blass aus, denn so unterschiedlich
die Positionen auch sind,
alle verbindet einen ausgeprägten
Humor, die Liebe zum Detail und
der schlaue Blick auf das, was über
das Blatt Papier oder den Screen
hinaus zu uns spricht und erzählt.
Technologie ist hier ein "Personal
Device", so ganz handgemacht und
über alle Formate hinaus eine "Surprisemachine".
Mit dabei sind u.a.
Experimental Jetset (NL), Delaware
(JP), Foundation 33 (UK), Lizzie
Finn (UK), Elektro Smog (CH).
Wieso eigentlich immer auf die Zukunft
schauen, wenn das Jetzt schon
so gut ist? [Anne Pascual]
Claire Catterall: Specials – New Graphics.
Both-Clibborn Verlag 2001. 108,73 DM
(32 englische Pfund)
O'Reillys Nussschale
Obwohl Webseiten bauen ja schon
seit Jahren zum Familiensport Nummer
Eins geworden ist, kann man
nicht gerade behaupten, dass die
Kenntnis über das, was dahinter
steckt, gestiegen ist. Um das zu ändern,
gibt es jetzt schon in der zweiten
Auflage die beliebte "O'Reilly"-
Nussschalen-Serie "Web Design in a
Nutshell". Das ist besser als alles, was es
sonst zu diesem Thema gibt, denn es
verschafft einen Überblick über
HTML, Cascading Style Sheets, über
die Bilderformate GIF, JPEG und
PNG. Aber nicht nur diese Standards
werden hier pixelgenau dokumentiert,
nein, Multimediaformate
wie Flash, Director, Audio/Video
und SMIL (dem Multimedia-
HTML). Damit aber nicht genug -
auch JavaScript, Dynamisches
HTML, XML, XHTML und natürlich
WAP/WML haben ihren Auftritt.
Und besondere Aufmerksamkeit
verdienen die Seiten, bei denen
Formularelemente, wie Buttons,
Eingabefelder und Popups der einzelnen
Browser (Netscape, Explorer,
Opera) miteinander verglichen werden.
Nein, nein, das ist nicht nur
ein Buch für Anfänger, auch für diejenigen,
die sich immer gerne mal
wieder an die Stirn fassen und fragen,
wie das denn nochmal war.
Kaufzwang! [Marcus Hauer]
Jennifer Niederst: Web Design in a Nutshell.
2nd Edition. O'Reilly Verlag 2001. 640 S.
für 65 DM
Zines
Zines sind im allgemeinen als Diplomthema
bei Designern sehr beliebt,
vielleicht ist deshalb die breite
Masse der Off-Zeitungsformate zwischen
Fanzines, Copyshopkunst und
alternativer Protestschrift kaum zu
erfassen, aber erst recht nicht zu verstehen.
Um genau diese Lücke zu
schließen, wirft der Booth-Clibborn
Verlag aus London mit der Herausgeberin
Liz Farrelly ein Buch auf den
Markt, das zumindest im Printbereich
einen kleinen, leider etwas zu
sehr künstlerischen Bereich abdeckt.
Doch zumindest ist es gespickt mit
historischem Material aus diesem
Gebiet der Nachtarbeit, auch wenn
hier für das Netz und auf der etablierten
Zine-Schiene (gerade im
Modebereich) noch einiges zu nennen
wäre. Aber mit einem lustigen
Einführungsbereich, der jedes Zine
nochmal mit einem Formatbildchen
versieht, kann man sich auch wieder
leicht versöhnen und findet es alles
in allem doch ganz prima, das Buch.
[Marcus Hauer]
Liz Farrelly: Zines. Booth-Clibborn Verlag
2001. 265 S. 93,45 DM (£27,50)
Pracht und Platz
füttern einen Horizont
Kerstin Kartschers Bilder
Die Londonerin Kerstin Kartscher schraffiert sich in
ihren Zeichnungen aus den ewigen Referenz-Loops und
schafft Synergieeffekte, die die Kunst vom Kopfschmerz
der Utopielosigkeit befreien.
Kerstin Kartscher protzt hübsch herum
mit Fertigkeiten bei der Bildherstellung.
In Zeiten, in denen fast jede
dritte Hand an einer Computermaus
festgeklebt ist, hat Bildvirtuosität per
freiem Fingerkönnen etwas unbedingt
Erbauliches. Bei Strichcodes
denkt man eher an jene schwarzweißgebalkten
Barcodes, die SupermarktkassierInnen
von dieser leidigen Preiseintipperei
und folgenden Fingerarthritis
befreit haben. Bei Kerstin
Kartschers imposant-komplexen
Strichbündeln und Zeichenwegen
sorgt man sich auch schon ein wenig
um Gelenkverschleiß, aber das greift
etwas vor. Man wird meist durch einen
weit gespannten Horizont in den
imaginierten Bildraum gelockt. Man
kann an utopische Architekturzeichnungen
denken und dass Landschaftsdarstellungen
selten so gut wie
hier als interessante Kunst funktionieren.
Einer alten Entspannungsregel
zufolge steht es schlecht um die
Entspannungswerte, wenn deine oder
meine Netzhaut nicht mindestens 5
Min. täglich an einer realen Horizontkante
entlang gleiten können,
Mach' etwas, das Pracht und Platz hat, dass die
Sehnsucht sich zeigen kann, ohne dass sich die
Poesie gleich wieder ins eigene Knie schießt.
text: gunter reski | post@gunterreski.de
warum eben alle Seeleute so relaxt
aussehen. Der Aspekt "Augenyoga" in
ihren großformatigen Zeichnungen
ist aber höchstens teilrelevant. Kerstin
Kartschers Bündel an Strichcodes
umfasst klassische Schraffurlagen,
PrinzessInnen- und/oder Postgirlismlook,
etwas Knastgrafik und gerade
noch hippes Minimalismus-Artwork.
Das klingt, richtig, nach Bildwelt
mit Zeitreise, wobei die verschiedenen
Zeitzonen nichts voneinander
gewusst haben können. Vielleicht verstehen
sie sich darum so gut. Irreführend
ist hier aber der additive
Charakter der Aufzählung an Stichworten,
als wären die genannten Stilweisen
schnäppchenhaft oldschool-
PoMo-mäßig aneinandergepappt.
Ganz falsch. Vielmehr wird hier, was
nach vordefinierten ästhetischen Fertigteilen
klingt, auf eine symbiotische
Weise zusammengebracht, die die
Stilmontage homogen und wie selbstverständlich
frisch vom Baum gefallen
wirken lässt. Die Zeichnungsweisen
servicepoint
Kerstin Kartschers aktuelle Ausstellungen:
HAMBURG:
"Refuse to know" bis zum 7.2.02 in der
Galerie Karin Guenther, Admiralitätsstr.
71, Tel. 040 3750 3450, geöffnet Mi-Fr
13 – 18 Uhr, Sa 12 – 14 Uhr
BERLIN:
In der Galerie Giti Nourbakhsch Rosenthaler
Str.72, 030 4404 6781
Eröffnung 26.1.2002, danach geöffnet 19
Uhr, Di –Sa 11 – 18 Uhr
sind weder speziell originalitätsgeil
noch zu kühl systematisiert. Fiction-
Momente werden von jeher am plausibelsten
auf dem Zeichenwege und
unter einem Oldschool-Deckmäntelchen
eingeläutet. Die graduellen
Feinheiten, die das in den Zeichnungen
möglich machen, sind schwer zu
benennen, aber da. Manchmal
knirscht das Traditionelle in all den
Schraffurlagen. Eventuell ist das ein
Kodierungsumweg, der die zum Teil
eigentlich kitschlastigen Bildkomponenten
sendefähig macht, ohne jede
Fake- oder Trash-Attitüde. Man kann
im visuellen Bereich ohnehin zunehmend
schwerer von Zitaten sprechen.
Falls es diese Kulturtaktik doch noch
gibt, sieht man jedenfalls bei Kerstin
Kartschers Zeichnungen vor lauter
Synergieeffekten überhaupt keine
Gänsefüßchen mehr.
Es geht ihr natürlich darum, den
Bildraum als Statement und Tat wieder
freizuschalten, auch für visuelle
Fiktionen, Illusionen oder am besten
visionäre Momente. Die Formulierungsprobleme,
auf die man stößt,
will man das in diesen Worten mitschwingende
Pathos umgehen, kennzeichnen
indirekt den Schwierigkeitsgrad,
den die Zeichnungen zu händeln
wissen. Selbst der letzte Infohopper
mit Referenz-Hangover beklagt
den totalen Utopieverlust, der ihn
immerzu aus coffeinfreien und contentarmen
Zonen des Wellness-Regimes
ankeift. Mach' etwas, das Pracht
und Platz hat, dass die Sehnsucht sich
zeigen kann, ohne dass sich die Poesie
gleich wieder ins eigene Knie schießt.
internet
[29] de:Bug 055 | 0102
newstoday reviews
text: newstoday.com
Die Zeitung für den Webdesigner
Es präsentiert: Newstoday
01
Die Community Website "Newstoday" erfreut als Portal, Weblog und Forum eine weltweite Anhängerschaft
von Designern. In kürzester Zeit ist sie gewissermaßen eine Instanz im Business
um die neuesten Links geworden. Newstoday entstand durch eine Kooperation der Amerikaner
Jason Kristofer, Folker Gorter und Mat Mejia, die ab dieser Ausgabe regelmäßig die neuesten
Sites vorstellen und verraten, wer dahinter steckt. Unser New York-Korrespondent Jarrett
Kertesz sprach mit ihnen über ihre kurze Geschichte und die Zukunft.
text: jarrett kertesz | jarrett@reservocation.com
1. | NIKE: Enjoy The Weather
weather.nike.com/enjoytheweather/main
"Blastradius" (www.blastradius.com) aus Vancouver in Canada
gehört zu den Studios, die kontinuierlich immer wieder verlässliche,
nie vorhersagbare Arbeiten herausbringen. Belohnt
wird dies im Fall von Blastradius durch Klienten wie "Dreamworks",
"Lego" und "Nike". Wie sie das nur so konsequent schaffen?
Zwei ihrer Geheimwaffen sieht man im Netz. Ihre Namen
sind Francis Chan von "Famewhore"
(www.famewhore.com) und Arnaud Mercier von "Elixir Studio"
(www.elixirstudios.com) (auch nicht gänzlich unbekannt).
Blastradius unternimmt alles, um immer wieder solche Talente
zu finden, die deine Augen immer wieder zum funkeln
bringen, selbst wenn du glaubst, bereits alles gesehen zu haben.
DEBUG: Wer ist an der Entstehung von Newstoday
beteiligt?
NEWSTODAY: Natürlich besteht es zuerst mal aus
unseren Lesern. Das Design und die Idee stammten
ursprünglich von Quorporation oder QBN alias Jason
Kristofer und Folker Gorter. Die Idee führte
schnell zu einer feindlichen Übernahme von Mat
Mejia's H73 und landete in einer smoothen Kollaboration
zwischen beiden. Die technische Entwicklung
wird von den PHP-Göttern Mike Buzzard von
04
NEWSTODAY: Power to the people. Wir wollten eine
Community entwickeln, in der jeder Designer oder
Künstler seine Arbeit präsentieren kann. Klar wussten
wir, dass es da draußen viele Orte gibt, an denen
so etwas zum Teil auch passiert, aber meist sind die
alle abhängig von den Vorlieben und Abneigungen
der Moderatoren, die sie betreiben. Unsere Besucher
wollen jedoch vor allem die 'Design News' aus der
Tastatur der 'Szeneberühmtheiten' selbst hören, für
sie ist ein Bereich reserviert. Daneben gibt es bei uns
dann aber auch Orte, an denen jeder (aber auch
wirklich jeder) seine eigene Arbeit und die von anderen
frei promoten kann. Auf diese Weise können alle
von der schon existierenden Community profitieren.
Das ist für beide Teile gut, denn die Community bekommt
so eine unzensierte Übersicht über die gesamte
Designerszene und hat damit Zugriff auf die potentiellen
neuen Ideen und Talente, und die neuen Designer
können für sich sehr schnell und sehr viel Aufmerksamkeit
generieren.
DEBUG: Wie lange habt ihr gebraucht, um
die Webseite so hinzubekommen, wie sie
jetzt ist? Sie sieht aus, als hätte es viele
Ideen und viel Planung gebraucht.
servicepoint
www.newstoday.com
www.quorporation.com
2. | PRINT'EM Creator's Poster OutPut Center
http://www.e-mpm.com/inkjet/printem
Helden wie Kentaro Fujimoto & Tsuyoshi Kusano von
"Nendo" (www.nendo.com) beglücken euren Bildschirm
mit wunderbaren Formen, Farben und Layouts in Druckqualität;
genau wie ihre Freunde Junya Saito & Masahito
Hanzawa von "Power Graphixx", die eigene graphische
Leckereien servieren. Arbeiten von "Ghs Web Graphica", "Junji
Okubo", "Cyclone Graphix" und "Beat Service" lassen euch nach
mehr rufen. Click’em, love’em, envy’em and PRINT’EM!
03
03 | Milla & Partner
www.milla.de
Erfahrungswelten, Medienarchitekturen und ein Gespür für
Bewegung macht Milla & Partner zu einem wahren Kraftauftritt.
Die Landschaft, die man dort erkunden kann, ist zwar
völlig unbekannt und doch irgendwie vertraut. So eine Navigation
hast du noch nie bedient, aber sie scheint deine Intuition
zu kennen. Lehn dich zurück, schiebe den Sound an,
vergrabe dich, erkunde alles und finde mehr über die wunderbare
Welt und die Leute, die sie bewohnen heraus. Milla
& Partner sind spezialisiert auf Ausstellungsdesign, Shows,
Marketingevents, Brand und Produktdesign.
Objectiv.com und Chris Lea von Chrislea.com betreut
und der eigene Content von den NTB-Herausgebern.
DEBUG: Was war der Hauptgrund, mit Newstoday
zu beginnen?
Design News' aus der Tastatur der
'Szeneberühmtheiten' selbst
NEWSTODAY: Das Nachdenken und die Planung
brauchten 7 Jahre. Die Implementierung ungefähr
eine Stunde.
DEBUG: Es scheint so, als würden die meisten
Leute, die auf "The Public Voice" posten,
sich selber schon sehr gut moderieren.
Gab es in der Vergangenheit einige,
die auch extrem unpassende Postings auf
die Seite gesetzt haben?
NEWSTODAY: Leider ja. Obwohl wir natürlich damit
gerechnet haben, ist es dennoch immer wieder
hart, wenn man sieht, wie die Leute manchmal eine
gute Idee mit Unverantwortlichkeit und Unreife in
den Dreck ziehen. Wir haben uns damit getröstet, dass
wir eigentlich ja nicht enttäuscht sein können, weil es
ja schließlich unsere Audience ist. Das ist doch unsere
geliebte Designszene. Die Bewohner von Newstoday.
Es ist nicht immer alles rosig, aber die Leute lernen
schnell damit zu leben und sich selber darum zu kümmern.
"PV-AN" braucht von Tag zu Tag weniger
02
Moderation. Es hat sich eine ernsthafte, aufrechte
und relevante Community gebildet, die es möglich
macht, dass man sich intelligent über gute Inhalte unterhalten
kann.
DEBUG: Könnt ihr uns etwas über die Pläne
für "registrierte" User sagen? Wie wird
das die "Public Voice" Area betreffen?
NEWSTODAY: Wir nennen es "Operation Lockdown"
und es ist eine sehr kleine Erweiterung, die User
dazu bringen soll, ein Passwort zu nutzen, dass zu einer
tatsächlichen Emailadresse gehört. Eine negative
Notwendigkeit, die allerdings viele Vorteile bringt,
wie persönliche Profile, öffentliche Userstatistiken
und verschiedene Community Features.
DEBUG: Was sind derzeit eure Lieblingsdesigner?
NEWSTODAY: Bruce Mau, Tibor Kalman, Josef
Müller-Brockmann, Jan Tschichold, Paul Rand,
Max Bruinsma.
DEBUG: Gibt es welche, auf die die Welt
verzichten kann?
NEWSTODAY: www.geocities.com/asianprince213
DEBUG: Wie geht es weiter mit Newstoday?
NEWSTODAY: Wir wollen mehr von allem, alles
besser, oh, und natürlich die Weltherrschaft.
4. | Habitat.net
www.habitat.net
DigitLondon zaubert mit der Virtual Tou für Habitat ein
weiteres brillantes Projekt aus ihrem Hut. Das neue Feature
belebt die ganze Habitat-Site neu und bietet dazu zum
ersten Mal einen extra Bereich, der alle notwendigen Informationen
für die Presse enthält. Leicht zugänglich werden
hier die neuen Kollektionen vorgestellt, Informationen
zum Corporate, zu den Designern und der Firmengeschichte
vorgestellt. Digit haben außerdem die MTV2
Awardwinning-Site, Starlab und Motorola gestaltet. Sollte
man sich in Ruhe anschauen: http://www.digitlondon.com
5. | Fort Drastic
www.fortdrastic.com
"Fort Drastic" ist ein Zusammenschluss von vielen kleinen,
kreativen Zirkeln - also keine Superheroes - aber besser,
überzeugender und schneller. Jeder von ihnen hat sein eigenes
Ding gemacht, bis man vor einem Jahr die Kräfte
bündelte und FD gründete. Nicht vergessen: Jeden Tag lesen,
nur dann bekommst du Ahnung.
05
Frühling, Sommer, Herbst, Winter. merkwürdig.
Bemerkenswert: 5 Wochen taz im Miniabo für nur 20 Mark.
Abotelefon (030)25 90 25 90 Abofax (030)25 90 26 80 abomail@taz.de www.taz.de
B
Gen tut alles
online/medizin
[31] de:Bug 055 | 0102
Klicken bis der Arzt kommt
dernaechstebitte.de
Das ganze Krankenhaus steckt in der Computermaus. Auf diversen medizinischen
Websites kann der Patient sich seine Online-Diagnose
erklicken. Den Arztbesuch ersetzt das aber nicht. Es sei denn, man
lässt sich nicht davon erschüttern, dass vom Schnarchen auf ein Kehlkopfkarzinom
geschlossen wird.
text: jörg clasen | doc@lebensaspekte.de
Es gibt Online-Banking, es gibt die Online-
Pizza-Bestellung und es gibt auch den virtuellen
Arztbesuch. Und na ja, wozu sich in
überfüllten Wartezimmern mit müffelnden
Kranken rumdrücken, wenn das alles vom
bequemen Sessel aus erledigt werden kann.
Aber diese Logik geht natürlich nur teilweise
auf. Der Patient, der hilfesuchend in einem
Gesundheitsportal herumklickt, sucht nach
den Lösungen seines Leidens. Das Netz bietet
ihm scheinbar genau das. Er findet Informationen,
die seine Beschwerden erklären
und wie er sie am schnellsten, sichersten und
nachhaltigsten los wird. Doch dann stößt der
Doktor als Datenbank auch schon an seine
Grenze, denn Symptom und Behandlung
der Suche nach Spezialisten, Selbsthilfegruppen,
Ratschlägen anderer Betroffener
und so weiter.
Information sicher dankbar. Irgendwie wirkt
die Seite so, als sei sie nie fertig geworden
oder sie wäre das Ergebnis einer Projektwoche
einer Oberstufe. Sehr gut allerdings ist
die Link-Sammlung und die Pfade dorthin.
Hier machen Yavivo einiges wieder wett,
denn wenigstens sorgen sie dafür, dass wir
die Information, die wir auf ihrer Seite vergeblich
gesucht haben, eventuell anderswo
erhalten.
••
www.lifeline.de
Testsieger! Gutes Beispiel für ein Gesundheitsportal.
Lifeline bieten ausreichende und
nicht übertrieben viel Information und erklären
in verständlicher Sprache, wie sich der
User eine Krankheit vorzustellen hat und wie
er damit umgeht. Außerdem wird auf Behandlungsmethoden
eingegangen, mit dem
Hinweis auf die notwendige individuelle
Einschätzung und den nötigen Arztbesuch.
Auch hier findet sich eine Online-Sprechstunde,
bei der zu jedem Thema zu einem
Experten der jeweiligen Fachrichtung weitergeleitet
wird. Abgesehen davon gibt es noch
eine Menge Klimbim wie Horoskope und
komische Selbsttests – wer's mag.
•••••
Der Doktor als Datenbank stößt schnell an seine Grenze, denn
Symptom und Behandlung lassen sich beim Kranksein nicht eins
zu eins umsetzen.
lassen sich beim Kranksein nicht eins zu eins
umsetzen. Von wegen Expertensysteme. Viele
Gesundheitsportale erwecken zwar den
Eindruck, ein rundum ausreichendes Bild
von Erkrankung, Therapie und möglichen
Komplikationen zu geben und somit einen
Arztbesuch unnötig zu machen. Aber im
Grund genommen ist das nur ein Klicken,
bis der reale Arzt kommt, an dem eben doch
kein Weg vorbeiführt. Denn bei medizinischen
Online-Arzt-Portalen gibt es zwei
große Probleme: Das erste ist die Schwierigkeit
der Wechselwirkungen. Man kann unmöglich
alle Auswirkungen einer Erkrankung
in digitaler Form präsentieren, ebenso
wenig wie man Wechselwirkungen von verschiedenen
Medikamenten oder Wechselwirkungen
verschiedener, gleichzeitig bestehender
Erkrankungen und so fort im Netz abbilden
kann. Diese Einschätzung braucht immer
noch die ärztliche Nase mit ihrer Ausbildung
und ihrem Instinkt. Das zweite Problem
ist, dass im Netz wenig auf die Gewichtung
der Häufigkeiten von Symptomen hingewiesen
wird. Die verschiedenen Ursachen
von Beschwerden stehen meist gleichgewichtig
nebeneinander und das erzeugt dann
schon mal die falsche Panik, z.B. bei jemandem,
der als Ursache für sein Schnarchen ein
Kehlkopfkarzinom findet. Schluck. Zwar gibt
es neben der Nachschlagefunktion dieser
Portale oft auch den Kontakt zum Arzt via
Online-Sprechstunde, aber auch diese Methodik
hat einen entscheidenden Mangel:
Der Arzt und der Patient sehen sich nicht, es
findet keine Untersuchung statt. Und aus eigener
Erfahrung kann ich sagen, dass die Beantwortung
der Fragen in diesen Sprechstunden
meist nicht sehr sorgfältig geschieht.
Beantwortende Ärzte gehen davon aus, dass
der Besuch beim Arzt noch erfolgt.
Trotzdem sind Gesundheitsportale sinnvoll,
wenn sie richtig genutzt werden, sei es um die
bestehende Krankheit besser zu verstehen
(was durchaus therapeutische Effekte mit sich
bringen kann), sei es um dem behandelnden
Arzt reinreden zu können und Alternativen
bei der Behandlung vorzuschlagen oder auf
www.netdoktor.de
Die Seite bietet ein übersichtliches Lexikon,
gegliedert nach Medikamenten, Krankheiten,
Untersuchungen und Ratschlägen,
kompliziertere Fragen können in einer online-Sprechstunde
einem Ärzteteam zugesendet
werden. Es gibt ein Diskussionsforum
und eine Selbsttestecke, in der man herausbekommt,
ob man zu dick ist oder Alkoholiker.
Außerdem ist eine gut funktionierende
Suchmaschine eingerichtet. Insgesamt ist das
eine wirklich gut strukturierte Seite. Die einzelnen
Themen sind gut recherchiert, die
Texte gut komprimiert und mit dazugehörenden
Links ins Detail versehen.
••••
www.gesundheitsscout24.de
Es hat sich ja schon rumgesprochen, dass Information
zwar gut ist, zuviel davon aber
auch die Message ersticken kann. Hier sind
zu jedem Krankheitssymptom gleich so viele
mögliche und vor allem seltene Ursachen
aufgeführt, dass der Patient entweder sofort
einen Herzanfall bekommt vor lauter
Schreck oder dieses Gesundheitsportal wieder
verlässt, weil er völlig überfordert ist.
Gibt man zum Beispiel "Verschlucken" in die
Suchmaschine, findet man schon recht bald
den Hinweis auf einen Luftröhrenschnitt.
Das halte ich dann doch für etwas übertrieben.
Generell wird einfach zu viel angeboten
und es fehlen deutliche Hinweise, dass der
Besuch der Seite den Arztbesuch nicht ersetzt.
Vielmehr wird der Eindruck vermittelt,
man würde ausreichend informiert, um
dann selbst über ein Für und Wider einer
Therapie entscheiden zu können. Es sollte
doch vielleicht darum gehen, wohl dosierte
Information zu vermitteln und nicht zu versuchen,
mittels Portal aus jedem User einen
Allround-Mediziner zu machen. Dazu ist die
Seite leider auch noch richtig schön unübersichtlich
gestaltet mit hübsch kleinen Scrollflächen
mit ganz viel Text. ••_ •••
www.yavivo.de
Das ist mal eine lustige Seite. Jetzt habe ich
mich so schön über das Angebot von zu viel
Information ausgelassen und lande direkt im
Anschluss bei Yavivo. Das ist wirklich gar
nichts – ein oder zwei Sätze zu jeder Erkrankung
und zu verschiedensten medizinischen
Verfahren. Zu Verfahren bei Schmerzen
steht geschrieben, dass es neben der medikamentösen
Behandlungsmöglichkeit auch einen
sogenannten Softlaser gebe, der als Stimulus
auf Zellgewebe fungiert. Sonst....
steht da nichts, erstaunlich das. Der potentielle
Schmerzpatient ist für diese ausführliche
17. – 19. JANUAR 2002
INTERNATIONALES SYMPOSIUM
V!RUS
GESCHICHTE · MEDIZIN · COMPUTER · POLITIK · KUNST
œ
KUNST- UND AUSSTELLUNGSHALLE
DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
53113 BONN · MUSEUMSMEILE · FRIEDRICH-EBERT-ALLEE 4
FON: 0228/9171-236 · WWW.BUNDESKUNSTHALLE.DE
buch
Neue Bücher
Derrida als Buch
Nicht nur wegen des Adorno-Preises
hat Derrida derzeit Hochkonjunktur.
Pünktlich zum diskursiven Höhenflug
hat Suhrkamp die lesenswerte Einführung
in das Derrida'sche Denken
von Geoffrey Bennington wieder aufgelegt,
die gleichzeitig eine Biographieannäherung
ist und noch einen
kommentierenden literarischen Text
von Derrida vorweisen kann. Für alle
Anfänger, Privatleben-Naseweise und
ansonsten neugierig Gebliebenen.
[Mercedes Bunz]
Jacques Derrida. Ein Porträt von Geoffrey
Bennington und Jacques Derrida. Frankfurt am
Main, Suhrkamp stw, EUR 14
Pflichtlektüre
für Parlamentarier
Derrida hielt 1996 die beiden Seminare,
die hier als "Von der Gastfreundschaft"
(De L'Hospitalité) im Passagen
Verlag mit einem schönen langen
Nachwort namens "Einladung" von
Anne Dufourmontelle erscheinen.
Es groovt sich über eine Textanalyse
von Stellen Platons (Sophistes) und
Sophokles (Ödipus) ein und landet
(für Leser von "La Carte Postale"
nicht…) ganz unerwartet bei einer
etwas anderen Kritik der Überwachung
von Telekommunikation, in
Sätzen wie diesem: "Doch die gegenwärtige
Technikentwicklung strukturiert den Raum
in der Weise neu, dass gerade das, was einen
kontrollierten und genau umschriebenen Raum
des Eigentums konstituiert, diesen für Eindringlinge
öffnet. Auch das ist nichts völlig
Neues: Um den Raum eines bewohnbaren
Hauses und eines Zuhauses zu schaffen,
braucht es auch eine Öffnung, eine Tür und
Fenster, man muss dem Fremden einen Durchgang
anbieten". Woraus er, nicht unlustig
und nicht nur die Gastfreundschaft
untrennbar mit der Möglichkeit
des Gesetzes überhaupt verbindet,
sondern vor allem ((aber)) Asylrecht
und digitale Freiheit als untrennbar
zusammengehörig kurzschließt
und als nahezu kantische Pflicht
Europas zum ewigen Frieden bezeichnet.
Eine Pflichtlektüre also für
jeden Parlamentarier und Innenminister
- insbesondere auch, wenn’s
weil’s mit der etwas dunkel formulierten
Forderung endet, alle
Bemühungen für Afghanistan an der
Verbesserung der Situation der Frauen
zu messen. Gebt euch einen Ruck,
das Buch passt auch definitiv mit seinem
blassgrauen Schutzumschlag
perfekt zwischen Anzug und graues
Haar. [Sascha Kösch]
Jacques Derrida, Von der Gastfreundschaft,
Wien, Passagen Verlag 2001, EUR 20,04
Derrida
und die Universität
Dass Derridas Glaubensbekenntnis
zur Universität nicht nur weit in die
Zwischenräume einer Konstellation
aus Professur, Professionalität, Arbeit,
seinem gespenstischen Marxismus
und damit seiner ungebrochenen
Begeisterung für Austins Unterscheidung
zwischen performativen
und konstativen Akten, die für ihn das
Ereignis der Humanwissenschaften
des 20ten Jahrhunderts darstellen,
einsickern würde, war klar. Dass daraus
eine dislozierte Universität werden
würde, nicht unbedingt. "Die unbedingte
Universität" widmet sich vor allem
der Universität als dem Ort der
Möglichkeit der Frage. Dass man sich
mit Derrida auf einmal wohl fühlen
kann in dieser genau bestimmten
Unbestimmbarkeit, der mehr als realen
Virtualität - ob man Student ist
oder auch nicht Student - vor allem
aber bedingungslos Theorie betreibt,
in ständiger Offensive gegenüber der
Souveränität auch des Wissens, das
nimmt man für einen Preis unter
dem einer handelsüblichen 12"
(14,90 DM) irgendwie gerne mit.
[Sascha Kösch]
Jacques Derrida, Die unbedingte Universität,
Edition Suhrkamp, EUR 7,62
Die Ökonomie
der New Economy
"Es ist einfach nicht mehr cool, etwas herzustellen."
schrieb 1999 der Management-Berater
Ron Nicols. Dass irgendwann
in den 90er Jahren die
Wirtschaft sensibel, jugendlich,
soulful wurde, tanzen lernte, war
auch De:Bug zu entnehmen. Mit
dem neoliberalen Diskurskolonialismus
gegenüber Kultur und auch Politik
befasst sich Thomas Franks neues
Buch mit dem blöd klingenden
deutschen Untertitel "Wider die neoliberale
Schönfärberei". Frank ist kein
Unbekannter: als Herausgeber des
Kulturmagazins "The Baffler" formulierte
er Mitte der 90er Jahre die
Kritik, dass jeder vermeintlich dissidenten
Kultur im Differenzkapitalismus
ihr vermarkteter Platz eingeräumt
wird. Das neue Buch mit dem
Originaltitel "One Market Under God"
rekonstruiert sehr materialreich, wie
der Markt als letzte Verwirklichung
der demokratischen Gesellschaft erfunden
wurde, wie die CEOs großer
Firmen lernten von Revolution zu
sprechen und wie arm sein zur
Schuld wurde. [Alexis Waltz]
Thomas Frank, Das falsche Versprechen der
New Economy. Campus Verlag (Berlin, New
York) 25,46 EURO
Die Guten und Bösen im Netz
Das von Armin Medosch von Telepolis
und Janko Röttgers – u.v.a.
Autor bei uns hier – herausgegebene
Buch "Netzpiraten" will die Subkulturen
des elektronischen Verbrechens
durchforsten und zeigen, dass die
digitalen Grenzen zwischen Innovationen
in digitaler Kultur und Illegalität
vielleicht auch aufgrund oft
nicht geklärter Rechtslagen und
noch viel weniger geklärtem Rechtsund
Besitz-Bewusstseins im Netz
schmaler sind, als einen die Initiativen
der alt bekannten RIAA, MPAA,
der Webbeauftragten und Innenministerien
diverser Staaten, aber vor
allem auch des medial verbreiteten
Bildes von Hackern und anderen
Bösewichten im Netz glauben machen
wollen. In einer Artikelsammlung
von Boris Gröndahl, Christiane
Schulzki-Haddouti, Bernhard
Günther, Florian Schneider, Florian
Rötzer, Peter Mühlbauer, Ralf
Benrath, David McCandless und den
Herausgebern bildet sich so ein
breitgefächerter Kampf um Style,
Überlebensstrategien, Langeweile,
Sicherheitslücken, das Recht auf Informationsfreiheit
und andere Basistendenzen
der digitalen Welt mit
höchst unterschiedlichen Mitteln
und Zielen ab. [Sascha Kösch]
Armin Medosch, Janko Röttgers (Hrsg.):
Netzpiraten. Die Kultur des elektronischen
Verbrechens, Heise/Telepolis 2001, 15 Euro
Pragmatische
Medienphilosophie
Mike Sandbothe setzt modisch adrett
gekleidet zur Denkerpose ein freundliches
Gesicht auf und so könnte man
auch seine Philosophie charakterisieren.
Mit seiner Habilitationsschrift
"Pragmatische Medienphilosophie. Grundlegungen
einer neuen Disziplin" verankert er
das Denken um die Medien ein weiteres
Mal im Haus der Philosphie.
Schon seit längerem versuchen verschiedene
Medientheorien, sich auf
Dauer als eine Leitdisziplin der Philosophie
einzurichten, bislang zumeist
in der Tradition der Sprachphilosophie
mit dem Argument, dass alles, was
wir sagen, handeln und denken immer
medial vermittelt ist. Doch von Sybille
Krämer, Martin Seel und anderen
Medien-Post-Sprach-Philsophen
grenzt sich Sandbothe explizit ab,
wenn er auch freundlich und befreundet
dabei herüberwinkt. Sandbothes
Denken ist tief vom amerikanischen
Pragmatismus geprägt, vor allem von
Richard Rortry, der die gesamten 241
geschriebene Seiten hindurch als Vaterfigur
aus dem Buch blinzelt, auch
wenn Sandbothe ihm, wie einem wirklichen
Vater eben auch, nicht alles
glaubt - das wäre ja auch noch schöner.
Um gemäß Rorty die Philosophie in
den Dienst der Demokratie zu stellen -
jawohl, analysiert Sandbothe im ersten
Teil Kants pragmatische Ader und erarbeitet
von dort seine Linie der Philosophiegeschichte.
In einem zweiten
Teil konkretisiert er seine pragmatischen
Ansatz an u.a. Derridas Schriftkonzept
als Medienkritik und Wolfgang
Welschs "transversale Vernunft". Und
in einem dritten Teil wendet er sich
mit dieser pragmatisch erarbeiteten
pragmatischen Medienphilosophie
dem Netz zu. Die Richtung, nicht nur
vom Internet neue Impulse für die
Theorie zu erwarten, sondern auch
umgedreht danach zu fragen, ob nicht
die Theorie etwas für das Internet tun
kann, klingt vielversprechend, die Ziele
allerdings muten eher - Verzeihung
- als schwammige Grundwerte an, denen
bohrlochtief zu misstrauen ist. Eine
neue Bewegung zur "pragmatischen
Humanisierung und intelligenten Demokratisierung
des Kapitalismus"? Während der philosophische
Teil einen fundierten
Überblick mit Rortybrille bietet, sackt
die praktische Annäherung an die
Technologie ab, weil sie in der politischen
und technischen Praxis ihre Reflexion
der Begrifflichkeiten aufgibt.
Doch. [Mercedes Bunz]
Mike Sandbothe: Pragmatische Medienphilosophie.
Grundlegung einer neuen Disziplin im
Zeitalter des Internet. Weilerswist, Velbrück
Wissenschaft 2001. 25,05 Euro
Subjekte hören Radio
Dieses Buch ist eine Studie, die Foucaults
Archäologie des Subjektes weiter
treibt und detaillliert an Radio
und Psychotechnik durchspielt, den
zwei Erscheingungsformen von Beginn
des letzten Jahrhunderts. Dominik
Schrage untersucht, auf welche
Weise sich die Formation "Subjekt"
mit dem Siegeszug des Radios und
dem der Psychotechnik bildet und interagiert.
Beides sind typische Techniken,
die in den 20er Jahren populär
gewesen sind und den Menschen,
wenn man das mal so sagen
darf, herausforderten, sich neu zu definieren.
Während die Psychotechnik
die Individualität testete, erlaubte das
Radio, subjektives Erleben kollektiv
hervorzurufen. Wichtig ist die Studie
nicht nur deshalb, weil sie profund
geschrieben ist, sondern vor allem,
weil dieses historische Wissen darum,
wie Technik und Subjekt sich aufeinander
beziehen, angesichts des PC
und des Internets, die zusammen einen
guten Teil Zeit erobert haben, einen
wappnet. Wappnet für die Frage
danach, wie wir uns durch das Internet
verändern oder wie das Netz an
uns andockt. Und einen wappnet für
die umgedrehte Frage. Die, wer das
ist, dieses Uns, denn, wie Monsieur
Derrida gerne schelmisch einwirft:
Noch nie ist jemand einem "Wir" im
Wald begegnet. Das mag stimmen.
Für andere Erlebnisse Zuschriften an:
debug Verlags GmbH, Stichwort: Das
Wir im Wald, Brunnenstr. 196, 10119
Berlin. [Mercedes Bunz]
Dominik Schrage: Psychotechnik und Radiophonie.
Subjektkonstruktionen in artifiziellen
Wirklichkeiten 1918-1932. München, Wilhelm
Fink Verlag 2001, EUR 34,76
Künstliches Leben
Noch bis in die Achtziger wurde die
"Künstliche Intelligenz"-Debatte
mit großer Leidenschaft geführt. Mit
dem PC und dem Internet ist die
Technologie vertrauter geworden
und die Angst vor den Maschinen
hat sich verschoben, vielleicht sogar
verringert, denn schließlich hat jetzt
jeder eine künstliche Intelligenz am
Arbeitsplatz oder sogar zu Hause.
Um so überraschender ist, dass Olaf
Kaltenborn mit dem etwas pathetisch
klingenden Titel "Das Künstliche
Leben. Die Grundlagen der Dritten Kultur"
eine sehr interessante und aktuelle
Studie zur KI vorgelegt hat. Vielleicht
gerade, weil Kaltenborn Politikwissenschaftler
ist und nicht Philosoph,
gelingt es ihm in seiner Dissertation
über die klassische Leib-
Seele-Debatte hindurch und darüber
hinaus zu steigen, hinaus zu dem
produktiven Ansatz, die KI als
Machttechnik zu untersuchen. Auffallend:
auch in dieser Arbeit kommt
an Foucault keiner vorbei. [Mercedes
Bunz]
Olaf Kaltenborn: Das Künstliche Leben. Die
Grundlagen der Dritten Kultur. München,
Fink 2001, EUR 34,77
theorie [33] de:Bug 055 | 0102
Zwischen Kino und Komputer
Lev Manovich
Das Medienformat als kulturelles Tool: Der russische Medientheoretiker Lev Manovich blickt
auf das Digitale durch die Kameralinse des Films. Im historische Vergleich pirscht er sich an die
neuen kulturellen Formen des Digitalen heran. Sein erstes Buch über "die Sprache der Neuen
Medien" ist gerade auf englisch erschienen.
servicepoint
Geboren 1960 in Moskau, emigrierte Lev Manovich
vor 20 Jahren in die USA und arbeitet
seitdem dort als Programmierer, Künstler und
Designer mit Computern. Zu seinen Kunstprojekten
zählen Installationen, Filmprojekte und
Softwareapplikationen. Daneben unterrichtet er
als Associate Prof für Visual Arts an der University
of California.
Aktuelles Buch: The Language of New Media,
The MIT Press, 2001, DM 79,25 [EUR
40,52]
www.manovich.net
text: verena dauerer | vdauerer@t-online.de | stefan heidenreich
DeBug: In Ihrem Buch bezeichnen Sie
Software als neue symbolische Form der
Gesellschaft...
Lev Manovich: Bei der Definition beziehe ich
mich auf den Kunsthistoriker Erwin Panofsky, der es
von Ernst Cassirer adaptiert hat. Er schrieb darüber,
wie die Zentralperspektive in der Renaissance die
Weltsicht der bourgeoisen Gesellschaft verkörpert hat.
Ähnlich denke ich, dass Programme die Gesellschaftsstruktur
verkörpern. Der Computer ist nicht einfach
ein kulturelles Tool für Repräsentationen, er ermöglicht
erst die Informationsgesellschaft. Die Welt kann
aus dem hierarchischen Filesystem geformt werden
oder aus der hierarchielosen Struktur von HTML.
DeBug: Was kann ein freies Betriebssystem
für die Gesellschaft bedeuten?
Lev Manovich: Ich bin angesichts der Forderungen
skeptisch, die im Namen der Open Source gemacht
wurden. Ein Beispiel dafür, wie sich politische
Ideen seit den 60ern verändert haben. Die
globale Idee der Befreiung der Gesellschaft, wie sie
der Marxismus verfolgt, wurde zur Mikropolitik für
lokale Veränderungen. Wo ist da der große Unterschied?
Ob die Gesellschaft freie Software benutzt
oder nicht, ändert nichts an ihr. Seit den 80ern
hatten wir endlose Diskussionen über den Postmodernismus
und eine neue kulturelle Logik. Es
scheint, als ob es in unsere Kultur weniger um originäre
Kreation geht und mehr um Aneignung, um
Wiedergebrauch, um Remix. Wir reden über eine
konzeptuelle Sprache mit Begriffen, die in sich nicht
befriedigend sind. Open Source könnte uns ein
neues Set an intellektuellen Begriffen liefern. Es
wird interessant, wenn da über neue Lizenztypen
geredet wird.
DeBug: Was ist das Konzept Ihrer "Info-
Ästhetik"?
Lev Manovich: Ich vermute, dass sich die heutige
Ästhetik in den 20er Jahren etabliert hat. Damals
wurde nach einer neuen Ästhetik für die Industriegesellschaft
gesucht. Im Bereich der Kultur
konnte man sie nicht finden, weil sich dort alles um
Ornamente drehte. Also trug man Industriedesign
ins tägliche Leben und in die Kunstwelt hinein.
Heute geht es uns ähnlich. Ästhetik definiere ich als
Repräsentation der Welt im kulturellen und logischen
Sinn - und als Informationsstruktur, die
man in der Software und im Alltagsgebrauch des
PCs findet. Ich arbeite an der Installation "Soft
Cinema", die nächstes Jahr in Karlsruhe im ZKM
zu sehen sein wird. Sie beschäftigt sich mit der
Filmästhetik der multiplen Bildschirme mit multiplen
Informationsströmen, wie man sie im Fernsehen
bei den Financial News findet. Ich möchte
wissen, ob sich diese Ästhetik mit der des Erzählkinos
verträgt.
Bei "Info-Ästhetik" geht es mir auch um Telekommunikation,
um die ganze Aufregung um Handys,
Newsgroups und Chats und dem PC als Träger des
Informationsnetzes. Der Zugang zu Informationen
und die Telekommunikation sind kulturelle Formen,
bei denen faktisch keine neuen Objekte entstehen.
Das ist der Unterschied zur traditionellen
Kultur, in der der Autor ein Werk schafft, das vom
Was geschieht, wenn nach Roman und Kino nun die
Datenbank zur kulturellen Form wird?
Publikum konsumiert wird. Wenn zwei Leute
chatten, ist das eine kulturelle Form.
DeBug: Sie sprechen von multiplen
Bildschirmen, sind die Frames bei CNN
eine neue Art der Montage?
Lev Manovich: CNN benutzt nicht wirklich
Montage. Die Idee dabei ist, individuelle Teile zu benutzen,
die zusammen eine Gestalt ergeben. Die
Ästhetik der Montage bedeutet von Eisenstein bis
MTV, die Elemente so zu positionieren, dass sie in
gegenseitigen Konflikt treten. Auf Webseiten und im
Fernsehen geht es dagegen um Zugabe von Informationen.
Man nimmt ein Textelement und erweitert es
durch Bilder und virtuellen Raum. Das ist ein anderes
Konzept als bei der Montage, bei der eine einzelne
Botschaft durch Elemente und ihre Positionierung
in Raum und Zeit kommunizieren soll. Heute aber ist
Effektivität für Information immer wichtiger, also
wie man immer mehr Infos simultan über einen Datenstrom
transportieren kann.
DeBug: Ist "Time Code" von Mike Figgis,
der die Kinoleinwand in vier Frames
unterteilte, eine Umsetzung davon?
Lev Manovich: Ja, er ist einer der wenigen Versuche,
sich dem zu öffnen, was durch die Digitalkamera
möglich wurde. Die Zuschauer sind irgendwie
verwirrt, aber wenn man auf CNN
schaut, bekommt man genauso vier bis sechs verschiedene
Informationsströme. Die Frage ist nicht,
wie viel Infos man erhält, sondern welche Erwartungen
man daran hat. Dieselbe verwirrte Person
aus dem Zuschauerraum hat kein Problem, am
Computer zwanzig Fenster und fünf Programme
gleichzeitig offen zu haben, weil sie das von einer
interaktiven Kultur erwartet.
Lev Manovichs Buch:
"The Language of New Media"
Wer sich regelmäßig den Postings in
links-intellektuellen Medien-Mailinglisten
wie Nettime oder Rhizome aussetzt,
dem wird der Name Lev Manovich schon
seit Mitte der 90er Jahre untergekommen
sein. Fast alles, was er schreibt, hat er dort
gepostet, darunter auch manche Texte,
die nun überarbeitet in seinem neuen
Buch auftauchen. Unter dem eigenartigen
Oberbegriff "Sprache" verspricht Lev
Manovich etwas vorzulegen, das Medientheorie
bislang weiträumig umgangen hat:
"the first systematic and rigorous theory of
new media", wie es im Klappentext des
Buches heißt. Dass er entlang der historischen
Parallele zwischen der Entwicklung
von Kino und Computerkultur vorgeht,
führt ihn manchmal zu zweifelhaften Ansichten
- etwa der von der Computergrafik
abgeleiteten Überschätzung von 3D-
Abbildungen. Der Anfang vermittelt trotz
Systematik nicht wirklich einen
Überblick, sondern reicht gerade aus, um
eine Reihe von Unterkapiteln zu generieren,
in denen Manovich von der Filmtheorie
bis zur Geschichte der Computer
viel Bekanntes nacherzählt. Die meisten
seiner Details hat man im Gemurmel populärer
Medientheorie schon einmal
gehört und wie dort üblich werden politische
und ökonomische Zusammenhänge
weitgehend ausgeblendet. Die spannenderen
Ideen bleiben halb ausgeführt und
man hat den Eindruck, Manovich würde
sich davor scheuen, die Konsequenzen
seiner eigenen Systematik zu formulieren.
Was heißt es, am Computer zwischen
Zuständen von Repräsentation und Aktion
zu switchen? Was geschieht, wenn nach
dem Roman und dem Kino nun die Datenbank
zur kulturellen Form wird? Was
folgt daraus, wenn Datenstrukturen und
Algorithmen zur ontologischen Bestimmung
von Datenobjekten werden - also
festlegen, was sie wesentlich sind? Ja, was?
15. Stuttgarter Filmwinter
Festival for Expanded Media
17.-20. Januar 2002
Film. Video. New Media. Installation. Performance.
Lecture. Digital Music. Internationaler Wettbewerb
für Film und Video Internationaler Wettbewerb für
Neue Medien Rahmenprogramme & XML (Expanded
Media Lounge) Ausstellungen und Workshops
Festival: 17.-20. Januar 2002 Warm Up: 10.-16.
Januar 2002 Veranstaltungsorte: Filmhaus. Kleine
Schalterhalle im Hauptbahnhof. Treffpunkt Rotebühlplatz
Kontakt: Wand 5 e.V. Stuttgarter Filmwinter
Friedrichstr. 23/A 70174 Stuttgart Germany Phone
+49-711-226 91 60 Fax +49-711-226 91 61
e-Mail wanda@wand5.de www.wand5.de
www.filmwinter.de
In Zusammenarbeit mit: Hoppe-Ritter Kunstförderung
de:Bug 055 | 0102 [34]
musiktechnologie
Alle Laptops auf die Bühne
Abletons Sequencing Instrument "Live"
"Live" ist ein völlig neuartiger Softwaresequencer, der den Umgang mit Audiomaterial
auf der Bühne wie auch im Studio revolutioniert und als erstes Produkt konsequent
zuende denkt. Kein Wunder, können doch zwei Hauptentwickler und Ideengeber,
Gerhard Behles und Robert Henke aka Monolake, auf jahrelange Erfahrung
im Umgang mit mobilen Rechnern auf Bühnen zurückblicken.
text: thaddeus herrmann | thaddi@de-bug.de
Hand aufs Herz. Ich kann mich an
kaum ein Softwareprodukt erinnern,
über das im Vorfeld seiner
Veröffentlichung soviel gemutmaßt
und spekuliert wurde. Das könnte
mit einer geschickten Marketingstrategie
zu tun haben oder aber mit der
schlichten Tatsache, dass hier Großes
passiert. Zeit wird‘s ja auch. Denn
die Misere der elektronischen Livemusik
wird eher schlimmer als besser.
Die Softwaretools, die ein komfortables
Arbeiten im Studio garantieren,
stellen einem live aufgrund
Break, Fläche oder
Einzelsample...alle Sounds sind perfekt
im Timing. So wie man sich das
immer gewünscht hat. Live arbeitet
in zwei Environments, dem Arrangement,
das genau wie die Timeline
eures Lieblingssequenzers funktioniert,
also die einzelnen Spuren mit
ihren Wellenformen anhand einer
Timeline darstellt, und der Session-
Darstellung, die wiederum an die
Mixereinheiten von Logic oder Cubase
erinnert. Jeder Track hat einen
Kanalzug, komplett mit Volume,
Stottern, die Timestretch-Programmierung
ist Nobelpreis-verdächtig.
Doch eigentlich fängt der Spaß hier
erst richtig an.
Schwimmen im Wellen-Pool
Denn wenn nun alles läuft, kann
nicht nur mit Hilfe von Effekten an
den Samples gebastelt werden, auch
die Samples selber können bei laufendem
Betrieb angegangen werden.
Für jeden Sound steht eine Darstellung
der Wellenform zur Verfügung,
mit deren Hilfe man Start- und
auf ein baldiges Update zu hoffen.
Ansonsten lässt sich Live problemlos
per Midiclock synchronisieren, Faderboxen
sind auch kein Problem
(ohne OMS läuft wie immer gar
nichts auf dem Mac) und sämtliche
Befehle lassen sich auf Hotkeys oder
Tasten anderer Einheiten legen.
Darf ich auch?
Gerne. Vorausgesetzt, dein Rechner
ist schnell genug. Aber auch hier ist
Live nicht wirklich gierig, sprich, ein
einigermaßen neuer Rechner sollte
Mit "Live" bleibt die (Midi-) Hardware zu Hause, mit kommt nur Laptop,
Faderbox und vielleicht noch einem Effektgerät.
servicepoint
Kannst du
das mitschneiden, bitte?
Kein Problem. Nie war das Aufnehmen
eines Livesets oder einer Session
so einfach. Knopf drücken und
los. Live zeichnet alles auf. Das Anund
Ausschalten von Samples, das
Umschalten zwischen Scenes und
selbstverständlich auch jede Fader-
Bewegung merkt sich Live. Außen
vor bleibt hier lediglich das Einfügen
von Samples aus dem Browser und
die Aktivierung / Deaktivierung von
Effekten. Die Effekt-Automation
erfolgt direkt im PlugIn-Fenster und
nicht etwa über eine umständliche
Bus-Automation wie bei Logic Audio.
Hier kommt jetzt die zweite
Ebene von Live ins Spiel, das Arrangement.
Ist die Aufnahmefunktion
einmal aktiviert, wird das fröhliche
Jammen auf der Timeline "mitgeschnitten",
sodass hinterher munter
editiert, gekürzt oder verändert werden
kann. Auch im Arrangement
steht eine Loopfunktion zur Verfügung.
Gefällt ein Abschnitt der Aufnahme
besonders gut, kann man ihn
in die Session zurückschmeißen und
dort weiter editieren, Compare-
keine Probleme mit dem Programm
haben. Auf meinem Powerbook G4 /
400 Mhz konnte ich auf jeden Fall
reichlich Samples und vor allem PlugIns
übereinander schichten. Die
Audioengine läuft extrem stabil und
Katastrophen sind nicht zu erwarten.
Dann fang ich jetzt an
Bemängeln kann man immer Dinge,
deshalb muss man es noch mal ganz
laut brüllen: Die Version 1.0 ist bereits
so überzeugend, dass sich die
ihrer Architektur eher ein Bein und
so drücken viele (User) dann abends
auf der Bühne einfach die Start-Taste
und schauen ihren Audiofiles
(keine Samples, natürlich ganze
Tracks) interessiert zu, wie sie brav
von der Festplatte streamen, und erklären
ein Hall-PlugIn zum Nabel
der Welt oder aber (beneidenswerte
Freaks) haben sich in Max oder Supercollider
ihre eigenen livetauglichen
Sequencer gebaut, die den freien
Umgang mit Audiosamples bei
laufendem Betrieb erlauben und
möglich machen. Denn das ist ja die
Idee des Ganzen: Ich lass meine
(Midi-) Hardware zu Hause und
komme mit Laptop, Faderbox und
vielleicht noch einem Effektgerät.
Das passt bequem in die Tasche und
ich kann mit dem Nachtbus nach
Hause fahren.
Es war live
und ich war es auch
Und es gab keine Dropouts, sogar
unterschiedlich schnelle Samples
haben plötzlich wunderbar synchronisiert
gerockt. Das große, bahnbrechende
Novum an Live ist die Time-
Warp Engine, die alle benutzten Audiofiles
zunächst einer Analyse unterzieht
und sie an das gewählte Mastertempo
angleicht, selbstverständlich
bei laufendem Betrieb. Egal, ob
Pan und Sends. Diesen Spuren werden
per Drag & Drop aus dem Browserfenster
Audiosamples zugewiesen
(AIFF oder WAV), die, einmal
aktiviert, als Loop oder als One-
Shot Samples zu spielen beginnen.
Jedem Track (vertikal) können eine
beliebige Anzahl von Samples zugeordnet
werden, hören kann man
aber immer nur einen. Die verschiedenen
Ebenen der Tracks sind am
ehesten mit Patterns zu vergleichen,
zwischen denen mit einem Klick
umgeschaltet werden kann. Innerhalb
der horizontalen Ebene (den
Scenes) lassen sich selbstverständlich
so viele Samples gleichzeitig abspielen
wie man will. Ebenfalls per Drag
& Drop können den Tracks PlugIns
zugewiesen werden. Die Version 1.0
wird bereits mit einer Reihe eigens
für Live entwickelter Plugs ausgeliefert.
Zur Verfügung stehen zur Zeit:
4-Band EQ, Autofilter, Grain-, Filter-
und PingPongdelay, Chorus,
Compressor und Vinyldistortion,
weitere sind in Vorbereitung. VST-
Effekte werden ebenfalls problemlos
akzeptiert. Allein diese wenigen Features
würden schon ein fröhliches
Rumjammen garantieren. Sample
an, Sample aus, Effekt hier und da,
umschalten zwischen Szenen, dann
wieder ein neues Sample aus der Bibliothek
dazu, kein Rumpeln und
BEWERTUNG: •••••
SYSTEMVORAUSSETZUNGEN:
Mac: G3, 128 MB, ab System 8.6
PC: 300 MHz, 128 MB, Windows 95 /
98 / NT 4.0 / 2000 / XP
PREIS: EUR 349.-
DEMODOWNLOAD:
www.ableton.com
Endpunkt des Samples beliebig neu
festlegen, oder aber die Datei stauchen,
strecken oder mit Hilfe des
Offsets manipulieren kann. Rhythmische
Verschiebungen und knusprige
Artefakte lassen sich so ganz
intuitiv in das Set einbauen. Hilfreich
dabei sind die Warp-Marker,
die bei der File-Analyse automatisch
gesetzt werden, ähnlich wie bei Recycle.
Die Samples werden so in Abschnitte
unterteilt, die sich an den
Peaks orientieren. Die Snaredrum
eines Drumloops kann auf diese
Weise auf File-Länge gedehnt werden.
Alle bearbeiteten Einzelsamples
können selbstverständlich in neuer
Fassung abgespeichert werden. Ein
Mikro-Bounce sozusagen.
Funktion zwischen der ursprünglichen
Version und dem erneuten
Edit inklusive.
Der Rest der Welt
Das klingt alles wunderbar, doch
spricht Live auch mit dem Rest meines
SetUps? Und welche Treiber
funktionieren überhaupt? Unter
MacOS kann Live mit dem Soundmanager
betrieben werden oder
aber mit ASIO-Treibern, das heißt:
auch Soundkarten mit mehreren
Outputs werden unterstützt. So ist
Live auf einem Powerbook mit einer
Emagic emi 2|6 zum Beispiel ein
perfektes Team. Sogar das Vorhören
von Samples über einen separaten
Kopfhörerausgang ist möglich. Unter
Windows wird zusätzlich noch
MME und DirectX unterstützt. Im
ReWire-Betrieb können derzeit nur
Befehle empfangen werden. Hier ist
Programmierer voll und ganz auf
Detailverbesserungen, neue PlugIns
und sinnvolle, neue Features konzentrieren
können. An Anregungen
sollte es da nicht mangeln. Die Unterstützung
weiterer File-Formate
steht hoffentlich oben auf der Liste,
die Möglichkeit, Live auch als Master
in einem größeren SetUp zu verwenden...klar
sind das Dinge, die früher
oder später kommen müssen. So wie
sich Live jetzt aber bereits präsentiert,
lässt sich großartig arbeiten.
Die Oberfläche ist angenehm aufgeräumt
und übersichtlich, erspart einem
die ach so trendigen Peinlichkeiten
und dürfte im Livebetrieb
demnächst hinter verdammt vielen
Äpfeln und Laptops ackern. Killer.
Und der Preis von EUR 349 geht
mehr als in Ordnung.
musiktechnologie
[35] de:Bug 055 | 0102
Legendäre Juckelbude emuliert
Native Instruments FM7
Und wieder emuliert Native Instruments einen der legendären Synthies aus den
80ern originaler und praktischer als zu Mantronix-Zeiten. Nur der Umhängegurt fehlt
naturgemäß, aber leider.
text: benjamin weiss | nerk@de-bug.de
FM7 emuliert den legendären DX7
von Yamaha (inklusive sämtliche Ableger
wie DX11, 21, 27, 100, usw.),
dessen cleane Rhodes Glocken und
anderen Presets (die damals vor allem
als extrem naturidentische Emulationen
wahrgenommen wurden) den
Popsound der Achtziger prägten.
Übersicht
Wie bei Native Instruments üblich,
kann der FM7 in VST eingebunden,
aber auch als Stand Alone verwendet
werden. Die Schnittstellen: Macseitig
unterstützt FM7 VST 2.0, Asio,
Direct Connect, MAS, FreeMidi
und den SoundManager, auf der
PC-Seite VST 2.0, Asio, DXi, MME
und DirectSound. Dass die DX-Serie
vor allem mit den Preset Sounds
des DX 7 bekannt wurde, liegt unter
anderem auch daran, dass die FM
Synthese für viele User zu komplex
war, um ihre Möglichkeiten, die weit
über das Emulieren von allseits Bekanntem
hinausgehen, voll auszuschöpfen.
Das lag auch an der mitunter
extrem kryptischen Bedienung des
DX7 und seiner Geschwister. Um
dem abzuhelfen, wurden im Laufe
der Jahre etliche Software Editoren
geschrieben, deren Features größtenteils
im FM7 eingebunden wurden.
So gibt es eine Art Übersetzung der
wichtigsten Parameter in der Easy
Edit Page, mit der auch diejenigen,
die keine Lust oder Zeit haben, sich
mit dem Thema FM näher zu beschäftigen,
schnell und einfach mit
bekannten Parametern wie ADSR
oder Brightness Sounds manipulieren
können.
Native Instruments ist mit dem FM7 wieder einmal
ein Meilenstein in der Softwaresynthese gelungen.
Aber der Reihe nach:
Die Oberfläche entspricht zunächst
einem Original der DX Serie. In der
Navigationsleiste befinden sich die
einzelnen Pages für die sechs Operatoren,
die beim FM7 mit A bis F bezeichnet
sind und je 32 Wellenformen
bieten. Dazu kommen noch
drei weitere Operatoren mit den
mysteriösen Bezeichnungen X, Z
und In. Operator X ist eine Art erweiterte
Distortion Unit, ein Feature,
das die DX Originale nicht hatten:
hier kann in einer Kombination
aus Rauschgenerator und Saturator
eine zusätzliche Verzerrung erzeugt
werden. Operator Z ist schlicht
und ergreifend eine Multimodefiltereinheit,
will sagen, zwei Filter lassen
sich variieren und sind stufenlos
zwischen seriell und parallel schaltbar.
Ein weiteres, grundlegend neues
Feature ist der Operator IN, mit
dem sich externe Signale an verschiedenen
Stellen in das Signal integrieren
lassen. Dabei kann der
FM7 nicht nur als Effektgerät dienen,
externe Signale können auch in
die Modulation eingebunden werden,
was die Möglichkeiten der
Klangformung enorm erweitert. In
der Lib-Sektion lassen sich die Presets
laden und speichern, darüber
hinaus besteht die Möglichkeit, Sys-
Ex Sound Daten von DX Synthesizern
zu laden, was dem FM7 die wohl
größtmögliche Soundbibliothek
eröffnet, ist das Netz doch gepflastert
mit Seiten, auf denen man sich diese
herunterladen kann. Dazu kann
eine Randomize Funktion separat
wahlweise sechs verschiedene Parameterbereiche
oder alle Parameter
per Zufall ändern. Die Easy Sektion
übersetzt die wichtigsten klangformenden
Werte in ein Set von einfach
zu verstehenden Reglern: Timbre
(Brightness, Harmonic, Detune,
Envelope Amount, Veloxcity Sensitivity),
Timbre Envelope (mit Attack,
Decay, Sustain und Release), LFO
(Rate, Vibrato, Timbre, Tremolo),
Output (Volume, Stereobreite, Velocity
Sensitivity) und Amplitude
Envelope (auch hier wie bei Timbre
Envelope ADSR). In der Master
Sektion kann die Stimmenanzahl
(und die der Unison Voices mit Detune)
eingestellt, sowie das Delay, die
Lautstärken von Input und Output,
Tiefpass und Hochpass sowie Tuning
und Modulation definiert werden.
Die Modulationsmöglichkeiten des
FM7 offenbaren sich in der Modulationsmatrix,
die schier unendlichen
Modulationswahnsinn bereitstellt:
alle neun Operatoren können völlig
frei verschaltet werden, was nicht nur
in zwei Richtungen geht, sondern
servicepoint
BEWERTUNG: •••••
SYSTEMVORAUSSETZUNGEN
Mac: MacOs 8.6, G4 400, 64 MB RAM
PC: Windows98, Pentium III 450 MHz,
64 MB RAM
PREIS: EUR 255,13 (499,- DM)
INFO: www.native-instruments.de
auch mit ein und demselben Operator
als Feedback Schaltung. Die
Übersicht geht durch die wohldurchdachte
grafische Oberfläche dabei nie
verloren, ein echtes Killer Feature!
Performance,
Bedienung und Sound
Die Performance ist sehr gut, selbst
komplexe Schaltungen mit vielen
Stimmen (die in der realen Hardware
DX/FM-Welt bis heute nicht
vorhanden sind) werden mit verhältnismäßig
wenig CPU Power erreicht;
aufgrund der aufwendigen Algorithmen
empfiehlt sich macseitig aber
auf jeden Fall ein G4. Die Bedienung
ist, hat man sich mit der
grundlegenden Funktionsweise der
DX Serie auch nur peripher beschäftigt,
sehr logisch und übersichtlich.
Für alle anderen bietet sich ja
auch noch die Easy Page an, mit der
sich die grundlegenden klangformenden
Parameter schnell und einfach
steuern lassen. Der Sound ist
perfekt, sieht mal mal davon ab, dass
die Anti-.Aliasing Features der DX
Familie (die eigentlich Bugs waren)
noch nicht integriert sind, wobei
sich die Frage stellt, wer digitale Nebengeräusche
eigentlich braucht.
FM7 ist wohl auch der Softwaresynthesizer
mit der größten Klangbibliothek,
sind doch sämtliche DX
SysEx Daten, die es zuhauf im Netz
gibt, nutzbar. Insgesamt ist Native
Instruments mit dem FM7 wieder
einmal ein Meilenstein in der Softwaresynthese
gelungen, der schon in
der ersten Version (nein, das ist leider
nicht normal) prima funktioniert
und auf einigermaßen zeitgemäßen
Systemen auch keine über-
Freeware Arena 3- Ohmforce Frohmage
Im kalten Januar wärmt direkt aus der Festplatte der Multiband-Resonanzfilter der
Ohmforce Entwickler. Ganz umsonst und ganz fett.
text: benjamin weiss | nerk@de-bug.de
servicepoint
"OhmForce Frohmage" ist ein Freeware
PlugIn von den Distortion Freaks,
die schon OhmBoyz gemacht
haben. Im Prinzip ist Frohmage ein
Multiband Resonanzfilter, also ein
Tiefpassfilter, der parallel mit bis zu
sechzehn Bandpassfiltern geschaltet
ist, wonach das Signal noch, wer hätte
es gedacht, durch eine Distortion-
Einheit gejagt wird. Alle Einstellungen
können abgespeichert werden
und sind löblicherweise auch vollständig
automatisierbar. Zwischen
den Presets lässt sich in Sekundenabständen
eine Übergangszeit einstellen.
Aber jetzt zu den eigentlichen
Parametern: Zunächst gibt es den
Wert "Band". Hier kann definiert
werden, wie viele Bandpässe zugeschaltet
werden. Gleich darunter befindet
sich der Drehregler für das
Bandspacing, mit dem der Abstand
zwischen zwei nebeneinanderliegenden
Bändern geregelt wird. Der
dicke Regler gleich rechts daneben
dient der Cutoff-Frequenz, die
wahlweise in Hz oder Noten angegeben
werden kann. Links unten befindet
sich der Resonanzregler, in
der Mitte ein Schieberegler mit der
Bezeichnung "Tone". Er dient der
Einstellung des Lautstärkeverhältnisses
zwischen Tiefpassfilter und
den Bandpassfiltern; ganz nach links
gedreht ist nur der Tiefpassfilter
hörbar, ganz nach rechts gedreht nur
die Bandpassfilter. Rechts neben
Tone kommt "Evolution", womit eine
Verzögerung der Bänder realisiert
werden kann. In der Mittelstellung
PLATTFORMEN:
DirextX/VST/WinAmp für PC,
VST für MacOs, VST für BeOs
DOWNLOAD: www.ohmforce.com
GRÖßE: 1.2 MB
findet keine Verzögerung statt, je
weiter nach links gedreht wird, um so
mehr werden die tiefen Bänder verzögert,
gleiches gilt im Umkehrschluss
für die hohen Bänder beim
Drehen nach rechts. Schließlich ist
da noch "Distortion Amount" (für
den Grad der Verzerrung) sowie ein
Kippschalter der die Distortion
Hier lernt die konkurrenz, wo der hammer hängt.
wahlweise auf das Gesamtsignal oder
nur auf den Tiefpassfilter routen
kann. Neben der schon von Ohm-
Boyz bekannten fetten Distortion
(meiner Meinung nach die bestklingendste,
die es momentan als Software
gibt), ist auch der Filter klangtechnisch
erste Qualität. Die Oberfläche
ist gut durchdacht und einfach
zu verstehen und die Performance
erfreulich genügsam, was den Prozessor
angeht. Kurz: ein weiteres
Freeware PlugIn, das der kostenpflichtigen
Konkurrenz zeigt, wo der
Hammer hängt.
gewinnen | gewonnen
goto | verlosung
GEWINNER FREITAG-TASCHEN I:
Stolze Freitag Taschen Besitzer und glückliche
Freitag-Buch Leser sind nun: Martin
Setzke (Berlin), Gabimarie Cissek (Berlin),
Florian, Dettmer (Oldenburg), Moni Friebe
(Offenbach), Daniel Galandi (Freiburg)
und Maika Harkentahl. Viel Spaß.
goto im Januar
text: Anne Pascual | miu@de-bug.de
tasche gewinnen II
Mit dieser Tasche wirst du alt. Compost, das
Nu-Jazz Label, dem die Fusion und Broken
Beats Headz vertrauen, spendiert in weihnachtlicher
Großzügigkeit eine ihrer slicken
und widerstandsfähigen dunkelblauen DJ-
Plattentaschen. Multipler Stauraum in unzähligen
Fächern bietet auch für den letzten
Krümel Platz. Als Dreingabe gibt es ein
khaki Compost T-Shirt in Large und eine
Vinylversion der Future Sounds of Jazz
Vol.8 Compilation. Also schnell eine Karte
unter dem Stichwort "Ich will den Compost-Haufen"
an uns. DEBUG Verlags
GmbH, Brunnenstr. 196, 10119 Berlin.
17. Chaos
Communication Congress
Berlin, 27.bis 29. Dezember 2001
Auf und unter dem Weihnachtsbaum
hervor gekrochen, denn kurz
vor dem Jahreswechsel wird es
höchste Zeit, sich den Nerds,
Hackern, den Sicherheits-Experten
oder Netz-Künstlern zu zuwenden.
Doch im Gegensatz zu
den "Chaos Computer Club"-
Kongressen in der Vergangenheit
soll dieses Jahr nicht nur die
deutschsprachige und hackende
Bevölkerung nach Berlin kommen,
um während interaktiver Workshops
und praktischen Vorführungen
etwas von Constraint based
Routing, Krypto-Politik, Reverse
Engineering oder anderen Verschwörungstheorien
zu hören. Es
wird international.
www.ccc.de/congress
15. Filmwinter
Stuttgart, 17. - 20. 01.2002
Weil es jetzt im Winter immer schon
so früh dunkel wird, kann man sich
getrost in den dunklen Kinosaal
setzen und stundenlang Filme ansehen.
Gelegenheit dazu bietet die
Retrospektive der Dokumentarfilmlegenden
Donn Allan Pennebaker
und Chris Hegedus. Wem das
nicht so liegt, der entdeckt dort
auch Webprojekte und Performances,
die sich um Migration und
Identität drehen. Die Veranstalter
versprechen jedenfalls ein Programm,
das sich im Spannungsfeld
pathetischer Theatralik und sprödem
Minimalismus bewegt. Was will
man mehr. Ab 10. Januar beginnt
bereits das WarmUp und die Ausstellung.
www.filmwinter.de
media.lounge
Stuttgart, 22.01.2002
Wieder in Stuttgart tagt an der
Hochschule der Medien die zweite
"media.lounge", Diesmal wird
über das Verhältnis zwischen Medien
und Wirtschaft geplaudert. Der
Live-Talk wird auch im Netz übertragen,
zu hören sind hochkarätige
Vertreter - der FDP-Wirtschaftsminister
Baden-Würtembergs
Walter Döring, Ingenieur Berthold
Leibinger, der aus einer schwäbischen
Maschinenfabrik ein Weltprojekt
machte, Autor Günter Ogger
vom lustigen Buchtitel "Nieten
in Nadelstreifen" und andere wie
Helmut Werner, Erwin Staudt, etc.
Ökonomisches Übergewicht für
sich genommen.
www.hdm-stuttgart.de/media.lounge
AIM [Art in Motion] III
Los Angeles, 26. Januar bis April 2002
Am 26.01.2002 startet an der
School of Fine Arts der University
of Southern California [USC] eine
Vortragsreihe, die viel in Bewegung
setzen will. Künstler, Medienschaffende
und Technologieanhänger
werden hier gemeinsam untersuchen,
welche Phänomene der Globalisierung
ihnen über den Weg
laufen und wie sie ihnen begegnen.
Dazu sprechen Natalie Jeremijenko,
Coco Fusco, Rafael Lozano-
Hemmer, Paul Miller. Und Studenten
aufgepasst: bis zum
15.01.2002 können noch Beiträge
für den Wettbewerb eingesandt
werden, die dann während des Abschlusssymposiums
ausgestellt werden.
www.usc.edu/dept/matrix/aim
Digital Rights
Management
Berlin, 29. und 30. Januar 2002
Wer sich für den Vertrieb von
Musik, Film und Text im Netz
und andere Geschäfts- und Nutzungsmodelle
einsetzt und deswegen
mehr u.a. über den Schutz
der Interessen von Urhebern wissen
möchte, geht da hin. Denn
hier erfährt er aus Expertenmund
etwas über technologische, rechtliche
und politische Lösungsstrategie
im Umgang mit digitalen
Gütern vor dem Hintergrund der
europäischen Urheberrechtsrichtlinien.
Die Referenten stammen
aus der Content-Industrie,
von Verwertungsgesellschaften,
von Unternehmen der Informations-
und Kommunikationstechnologie,
aber auch Datenschützer,
Politiker, Künstler und Wissenschaftler
werden Stellung beziehen.
www.digital-rights-management.de
abo
de:Bug.24.0699 36
nnement
alle de:Bugs vergriffen ?
zu anstrengend de:Bug zu jagen ?
unser monatsangebot
ein jahr de:Bug mit cd-prämie, solange
der vorrat reicht (merke: zahlungseingang entscheidet)
DEBUG Verlags GmbH Brunnenstrasse 196 _ 10119 Berlin
fon 030 2838 4458 email: abo@debug-abo.de
Deutsche Bank BLZ 10070024 KNr 1498922
hiermit bestelle ich 12 ausgaben de:Bug
inlands_abonnement
de:Bug für ein Jahr zum Preis von 25,05 EUR inkl. Porto und Mwst.
auslands_abonnement
de:Bug für ein Jahr zum Preis von 31,19 EUR inkl. Porto und Mwst.
De La Soul - Bionics
(Tommy Boy)
Das ist der zweite Teil von De La Souls Artofficial Intelligence Reihe.
Grundsätzlich sind sie natürlich unschlagbar, und hier sind
sie genau so im Club gelandet. Schöne Reime, netter Gospelgesang,
luftiger Lateinamerika Einfluss, fette Beats, Slick Rick und in
allem noch immer Soul.
Elektronische Musik - Interkontinental
(Traum)
Das Label von RRR und Anima aus Köln sammelt auf ihrer neuen Compilation
Tracks von Akufen, SCSI9, M.I.A., Fairmont, Process, Philippe
Cam, Miss Dinky, Waki, Tomas Jirku und anderen quer über den
Globus verstreuter Ausnahmeacts elektronischer deeper Musik und
setzt damit Standards für das Jahr 2002 zwischen Minimalismus und
Ambient.
geschenk_abonnement
de:Bug für ein Jahr für eine ausgewählte Person („Beschenkt“-Feld beachten!)
Ich zahle per bankeinzug
Ich zahle mit Verrechnungsscheck
kto-nr
geldinstitut deines vertrauens
blz
Ich zahle durch Überweisung
Drexciya - Harnessed The Storm
(Tresor)
Er ist und bleibt eine Legende. Nachdem einige Platten von vermeintlichen
Drexciya Mitgliedern in den letzten Monaten die Runde
machten, hier nun endlich das Follow-up zu letzten Tresor LP. Wahnwitzige
Electrotracks mit endloser Tiefe auf der Suche nach neuen
digitalen Ufern für die Kämpfer der Utopie.
beschenkte/r
straße
dein name
straße
Enforcers 4 - Battle of the Breaks
(Reinforced)
Reinforced läutet die nächste unwiderstehliche Phase ihrer Second
Wave of Drum and Bass ein. Zwei CDs voller Breaks, alter Sounds,
neuer Effekte, neuem Spass, alten und neuen Tricks sowie ein satter
Haufen Killertracks und Remixe alter Hits von Lemon D bis Digital,
von Paradox bis 4hero, von Total Science bis Alpha Omega. Gross.
Global Goon - Vatican Nitez
(Rephlex)
Global Goon ist so ein Wahnsinniger, dass man ihn schon des öfteren
mit dem Weihnachtsmann verwechselt hat. Nur 2 Platten bisher,
aber sein Ruf schallt von Estland bis Feuerland. Ein ganzer Haufen
Kleinkinderbilderbuchhymnen für alle, bei denen Party heisst, alle
Geschöpfe dieser Erde zum Durchdrehen zu bringen. Braindance
eben. Totally Rephlex.
01
02
03
plz / ort / land
email / fon
ort, datum, unterschrift 01
plz / ort / land
Coupon ausfüllen, Geschenk für sich wählen (1= sehr gerne, 2= kann ich noch hören, 3= gibt es
nicht die anderen noch?) und abschicken an: de:Bug Verlags GmbH, Brunnenstr. 196, 10119 Berlin
email / fon
Von dieser Bestellung kann ich innerhalb von 14
Tagen zurücktreten. Zur Wahrung der Frist genügt
die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.
25,05 EUR (Inland) oder 31,19 EUR (Ausland) auf das Konto de:Bug Verlags GmbH - Deutsche Bank.
BLZ: 100 700 24. KNR: 149 89 22 überweisen, Verwendungszweck und Namen auf der Überweisung
angeben oder als ehrlichen Verrechnungsscheck beilegen.
Akzeptieren: Falls man nicht spätestens 8 Wochen vor dem Abonnementablauf kündigt, wird es sich durch
funky Automatismus sehr wohl verlängern.
reviews
[37] de:Bug : 055 | 0102
Future Sound Of Jazz Vol.8
[Compost/PP Sales]
Was als NuJazz bezeichnet wird, ist in diesem
Fall ein Spaziergang durch ontologische Fusion-Landschaft.
Die kleinen und großen Meister
dieser Spielart treffen sich zwischen den
Orten, um den status quo dieser Landschaft zu
betrachten. Das reicht von Off-Beat-Epen
(Moonstarr, Slow Supreme), über Broken
Techno (Slope) bis hin zu eleganten Downbeat-Geschichten
(Soulpatrol, Kaos) und
improvisierten Jazzbeat (Butt 49). Als Großmeister
erweist sich Recloose, der aus den spacigen
Techno-Entwürfen eines Dan Curtin
souligen Detroittechno macht. Ashley Beedle
zaubert aus Shawn Lees "Happiness" eleganten
Hammond-Bossa-Vocal-House, Slopes „Para
Los Pinchas" ist deeper Broken Beat par excellence,
der auch Albert zum Headbangen einlädt.
Kaos verlässt die HipHop-Sphäre und
hinterlässt einen mystischen Downbeat-Track
mit einem bizarren Saxophon-Part. "Future
Sound of Jazz Vol.8" ist mannigfaltig in seinen
Konturen, aufgeschlossen für neue Spaziergänger,
die eher langsamer gehen, als sich von
postmodernen Datenautobahnen überrollen
zu lassen.
mk
••••
Aerospace Soundwise - Monologue
with Accompaniment
[Lucky Kitchen 013]
Todd Aeron Carter alias Aerospace Soundwise
bezeichnet sich als einsamen Poeten. Und
wenn einsame Poeten in großen Städten leben,
noch dazu in den USA, entsteht dabei meist
Melancholie. Carter hat über zehn Jahre mit
seinem DAT-Rekorder aufgezeichnet, wie sich
die Tapete bewegt und daraus Mehrspur-
Kompositionen gemacht. Manchmal wird das
von der schwebenden Fläche zum harschen
Geräusch oder verbleibt nur als leises Flickern.
Introvertiert aber dennoch mitteilungsbedürftig.
Eine sehr ruhige CD, die selten zu einem
Beat findet oder sich in den Vordergrund
drängt, aber eben die Präsenz zeigt von Dingen
wie Tapete, mit denen man schon lange den
Raum teilt, die aber immer wieder neu
betrachtet werden können. Erscheint mit tuffigem
3D Gummi-Puzzle (Geduld erforderlich)
in der Sparkling Composer Series.
http://www.luckykitchen.com
tasche
••••
compact disc
Elektronische Musik - Intercontinental [Traum Schallplatten]
Traum Schallplatten ist mitverantwortlich für die neue From von ambienter Musik, die in Köln entsteht, aber lässt sich darauf
bestimmt nicht reduzieren, denn die einzelnen Acts des Labels sind einfach zu eigensinnig. Process beginnt diese erste Zusammenstellung
von Traum-Tracks mit einem endlos atmenden digitalen Dub aus staubig weichen Sounds, Fairmont bezieht mit "Traum"
auf dem Dancefloor eine Stellung, die alles in eine ständig smoother werdende Eleganz taucht, die so nah klingt, als müsste man nach
ihr greifen, Philippe Cam dreht seine Runden in dieser Art akustischem Riesenrad, das seine Produktionen immer sind, minimal,
zeitlos wie ein verflüssigtes Ensemble aus Zahnrädern, die Techno bedeuten, Dinky wirft ihre Melodien aus wie Staub in einer unbekannten
Galaxie, M.I.A. lässt konkrete Grooves zu verwehenden Melodien hangeln, als könnten die Gesetze der minimalen Reduktion
nur zu dem Einen führen, leichter Zusammenhalt, Akufen plinkert den transeuropäischen Express als global-latinisierte Variante
des roten Planeten, Oxtongue aus Turin schwärmt in einer Post-Detroit-Welt von dem Leben akustischer Einzeller, Anton
Kubikov lässt die Bruchstücke von Klang in leichtem Nieseln explodieren, Broker Dealer aus San Francisco, auch das ein sicheres
Zeichen dafür, dass kaum ein Label die Grenzbereiche ambienter Clubmusik so genau auf den Punkt bringen kann wie Traum, sonst
würden sie sich hier nicht so sammeln, schreiten ruhig mit jedem neuen Takt weiter in die Tiefe der Harmonien, Tomas Jirku bringt
ein wenig Zen-Betrachtung der perlend bewegten Klänge und zum Abschluss verheißt Waki noch einem, das sich drehend verspielte
Glück der Wiederholung, die keine sein kann. Perfekte Platte mit einem dieser Quicktimevideos von Yvette Klein die in investigativ
endloser Kamerafahrt durch die Cutandpaste Welt der Erinnerung immer weiter in die Vernetzung der Bilder jenseits von Realitäten
der Zoowelt und dem eigenen Leben hineinzoomt.
www.traumschallplatten.net
bleed
•••••
Global Goon - Vatican Nitez [Rephlex]
Fangen wir mal vorne an. Rephlex begann, da wussten wir alle noch nicht wer eigentlich zum Teufel den Kids von heute erlaubt
selbst mit Bart noch Hip zu sein. Es begann mit den ersten Joyrex Platten, von denen man nicht so sehr nicht ahnte wer die nun
produziert hat, sondern vor allem nicht ahnte was das überhaupt für Musik sein könnte. Und so blieb es auch immer mit den
besten Platten auf Rephlex. Sie waren soetwas wie ein Ereignis, und das Ereignis war unwahrscheinlich aber nicht zu leugnen.
Ähnlich wie Weihnachten, weshalb auch die erste Global Goon (mit dem Reh auf dem Cover aber auch echt nicht so schwer) ständig
mit Weichnachten verglichen wurde. Global Goon folglich mit dem Weihnachtsmann und das hat ihm nichtmal geschadet,
weil man eh nicht wusste wer es war. Global Goon blieb ein Held. Und ist es immer noch. Aber warum ist Global Goon aka Jonny
Hawk ein Held? Weil er für etwas kämpft? Nö. Die Tracks von ihm waren immer viel zu weihnachtlich, und deshalb kommt auch
jetzt das neue Album von ihm raus. Musik die festlich klingt wie ein Zentner Plüsch, knarzig und weich an die ersten hymnischen
warmen Aphex-Zeiten erinnert, an die Melodien, die man pfeift, wenn man sein Gehirn auflöst und in die Umgebung versenkt,
damit jede Bewegung nur noch von außen verstanden werden kann, und man denkt, dass die Welt vielleicht nicht eins, aber
zumindest doch einig sein kann in dieser Welt von knuffigem Enthusiasmus für merkwürdig zerspilitterte aber immer an der
Grenze herumwinkende Eleganz. Elf Killertracks für jeden, der sich darauf verlassen kann, dass ein Sensorium nicht aus Brüchen
besteht, sondern aus einem ständigen Durchsickern von anderen Welten. Mystisch? Nö. Schön und so unglaublich einfach, dass
man sich nur noch gelöste Fragen stellt, ohne eine Antwort zu wissen.
www.vaticannitez.com
bleed
Bladder Flask - One Day I was so sad
that the Corners of my Mouth met &
everybody thought I was whistling
[Sonaria 5.01]
Die beiden Seiten einer dereinst auf 500
Exemplare limitierten lang spielenden Platte
aus dem Jahr 1981 wurden hier auf eine CD
gebracht. Zwei 25minütige Collagen von
Rupert Rupenus, welche beide sehr temporeich
arrangiert sind, wechselnde Stimmungen
thematisieren und sich aus geräuschhaften Elementen,
solchen stimmlicher Exkurse, klassischeren
Musikinstrumenten entlockten Tönen
und Radio-/TV-Samples zusammensetzen.
Beim Herumzappen geben sich all diese Stimmungen
munter die Klinke in die Hand und
generieren ein abstraktes Universum, das
einen dauernd in Bewegung hält und gerade
aufgrund seiner Kantigkeit in den Bann zu ziehen
vermag. Der zweite Teil wirkt strukturierter
und ist insofern 'musikalischer', als das zum
einen weitestgehend auf sprachliche Elemente
verzichtet wird und die einzelnen Versatzstücke
mehr ineinander verzahnt sind. Stellenweise
erinnert das an das Tohuwabohu zu Fütterungszeiten
im Zoo. Wie der Titel schon
andeutet eine sehr gelungene Thematisierung
des Phänomens Wahrnehmung.
http://www.sonaria.cjb.net
p_
•••••
A.F.R.I. Studios - Goodbye if you call
that gone [Lucky Kitchen 12]
Lucky Kitchen starten mit der "Sparkling
Composers Series" einen Seitenarm, in dessen
Rahmen die Aufnahmen von Andreas Franz
Krause aus seinem Kölner A.F.R.I. Studio
erscheinen. Studien, die sich akustischen Phänomen
annähern und bei denen es warm,
weich und geheimnisvoll zugeht. Bei genauerem
Zuhören geben sie an den entsprechenden
Stellen nach und fordern ein immer tieferes
Eindringen, ohne einen jedoch richtig an sich
ranzulassen. Trotz ihrer knapp neun Minuten
Länge bleiben sie schemenhaft und sind viel zu
früh vorbei. Gerade das Richtige in einer Jahreszeit,
wo manche Outdoor-Aktivität wegfällt
und wieder mehr Zeit zur Verfügung steht.
Zeit, die man mit dem Hören dieser Stücke gut
anlegen kann. Ob die Dividende stimmt, hängt
mal wieder vom Einzelnen ab, aber die Aussichten
sind ganz gut.
http://www.luckykitchen.com
p_
••••
Alejandra and Aeron - The Tale Of Pip
[Lucky Kitchen 014]
Alejandra und Aeron sind einfach zu glücklich
für schmuddelige Stadtkinder wie mich. Sie
sitzen in ihrem 250 Jahre alten Landhaus in
Spanien und freuen sich den ganzen Tag. Und
was macht man, wenn man sich freut? Schaukeln,
Mundharmonika spielen, sich Geschichten
erzählen, seinen Laptop klingen lassen wie
Vogelnester oder Ameisenstraßen. Und wenn
man sich zum zehnten Mal gegenseitig Puu der
Bär vorgelesen hat, entsteht plötzlich die Idee
für "The Tale Of Pip". Sie haben daraus einen
CD-/Buch-Release gemacht mit freundlichen
Geschichten und Kompositionen, die zu dieser
Jahreszeit auch in der Stadt funktionieren,
wenn man sich dicht an den Allesbrennerofen
kuschelt und mit seinen Kohle-Finger-Zeichnungen
dazu auf die Raufasertapete malt. Das
handgedruckte Buch haben A&A selbst gestaltet.
Mit der CD zusammen erscheint es in der
Sparkling Composer Series.
http://www.luckykitchen.com
tasche
••••
Aspic - An Acient Song Sung Too Long
[Vacuum / V6.0]
Zwei Franzosen lassen hier auf ihrem Debütalbum
alles ganz langsam angehen. Warum auch
nicht, so läuft das eben auf dem Land. Und so
brauchen auch die Tracks ein Weilchen, bis sie
durch die Ohren durch sind. Lässt man ein
paar überflüssige Noise-Eskapaden mal beiseite,
dann finden sich unter der dünnen Eisschicht
aus elektronischen Merwürdigkeiten
richtig knuffige Lala-Songs, so mit Amiga-
Beats, richtigem Bass und einer Distortion-
Fahne. Aber wie so üblich in Frankreich funktioniert
das alles ein bisschen neben der Spur,
und eine E.P. hätte es vielleicht auch getan. Die
wäre dann aber auch Killer. Wie ein paar
Stücke hier eben.
http://www.thevacuum.net
thaddi
•••••-••
Paul Wirkus & Uwe Schneider - 3/5/1
[Mik.Musik.!.]
Improvisationsmusik aus dem Probekeller mit
viel Echo und Bass in Schleifen, gelegentlichen
Kammermusik-Improvisations-Anfällen und
Hintergrundrauschen offengelassener Effekte.
Ein Stück in ambient epischer Bandbreite von
43 Minuten.
bleed
•••
•••••
Attention Industries - meets Patricia
Elaine Oakley [Heimelektro Ulm]
Sehr merkwürdige Platte, die sich gerne
irgendwo zwischen Spinett-lastiger Kammermusik,
leichten Popsongs und verwischtem
Jazz, Andeutungen von Country-Ambiente
und Grundzügen von Downtempo-Vielseitigkeit
aufhält. Was manchmal den Stücken in
ihrer sehr vollgepackten Plätscherei von verschiedensten
Elementen etwas Überladenes
gibt, aber meist die elektroakustische Spannung
knapp an der Grenze zu Kitsch und New
Age dennoch ganz gut aufrechthalten kann. Bei
zuviel Saiteninstrumenten-Soli steigt man
allerdings dann doch auf einigen Tracks auf.
Einen Ethno- und Daddel-Filter drübergelegt
hätte die Platte sehr gut werden können.
http://www.attention-industries.de
bleed
••-••••
Black Faction - Internal Dissident
Part 1 [Soleilmoon]
Klingt so, als hätten Black Faction gerne den
Soundtrack für die nächste Folge von Alien
geschrieben. Oder, nein, vermutlich hat Andrew
Diey mit Soundeffekt-Produktion für
diverse Spielkonsolen schon genug zu tun.
Wenn, wie so oft, aus guten Soundeffekt-Designern
aber Tracks werden sollen, dann wird es
oft schwer, die Beats diesem emotionalen
Pathos zu entreißen, dass Filmmusik oft ist,
und wenn es melodischer wird, dann kommt,
vermutlich aufgrund von Unerfahrenheit oft
eine überportionierte kitschige Glätte ins
Spiel. Das ist hier fast exemplarisch vorgefüht
auf verschiedenen Excursionen durch die
Kontinente und wirkt als Ganzes fast wie Intelligent-Goa.
bleed
••
Cyclobe - The Visitors [ ]
Ambiente Kammermusik, die gelegentlich bis
an die Grenze zu industriellem Noise geht mit
viel Verwendung von realen Strings und natürlich
einem ganzen Haufen von DSP Wahn.
Musik an der Stockhausen, abgesehen mal
davon, dass man ihm kaum zutraut andere
Musik als seine eigene zu hören, bestimmt seine
Freude hätte. Tragisch bis monumental,
seidig silicon, und soundmalerisch perfekt inszeniert.
http://wwww.brainwashed.com/cyclobe
bleed
••••
files
Compact Discs .......... #37
deutschland .......... #40
netaudio .......... #43
united kingdom .......... #44
america .......... #44
continental .......... #45
hiphop .......... #47
Drum’n’Bass .......... #47
Dates .......... #48
favorites
1 Smith n Hack - Tribute (Smith n Hack)
2 Apparat - Trial & Error (Shitkatapult)
3 Anna Kaufen - Drive In (A Touch Of Class)
4 Klute - Glue Sniffer (Commercial Suicide)
5 Drexciya - Harnessed The Storm (Tresor)
6 Aardvarck - Novum (Delsin/023)
7 Betrieb - Harmolodic House (Klang Electronik)
8 Holger Flinsch (Basalt/003)
9 Oliver Hacke - Ausschnitt EP (Trapez/012)
10 Weltzwei vs. Schäben (Sender/013)
11 Akufen - Psychometry Vol III (Trapez/013)
12 Baby Ford - Sacred Machine (Klang)
13 Cabanne - Cant Stand (7th City)
14 Jackmate - Ghetto Of My Mind (Authentic Music)
15 Metope - Magnetic / Memory (Areal/005)
16 Poker Flat Vol 2 (Poker Flat)
17 The Architect (Turninspork/004)
18 Woody - You Got That Vibe (Fumakilla/005)
20 Caulfield - Longing (Esel/014)
19 Tejada & Leviste (Palette Recordings/018)
21 Martin Jarl (Konvex | Konkav/014)
22 Murcof - Monotonu EP (Context/009)
23 The Dragon (Poison Records/006)
24 The Nightstalker - Darkside Moves (Poetenpop)
25 Theorem vs. Sutekh (THX/005)
26 Mille & Mr.Hirsch (Polish/001)
27 Fat Jon The Ample Soul Physician (Mush)
28 The Grace Period - Dynasty (Audiodregs)
29 Carpet Musics - Weekday (Audio Dregs)
30 Dwayne Sodahberk - Unsound (Stuporsonika)
reviews •••••ja •nein
RECORD STORE • MAIL ORDER • DISTRIBUTION
Paul-Lincke-Ufer 44a • 10999 Berlin
fon +49 -30 -611 301-11 • fax -99
e-mail mail@hardwax.com • www.hardwax.com
business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 10.00-16.00
Otto von Schirach: Escalo Frio
Schematic 020 (US Do LP @ 33,90)
DSP flavoured cryptofunk + soundscapes
w/ it's very own sound signature
35885
Smith n Hack: Tribute
Tribute (D Do EP @ 27,90)
Error Smith meets Soundhack for a cut
up disco/ funk punk massacre - MUST
HAVE!
35818
Errorsmith: EP 1
Errorsmith 001 (D EP @ 15,90)
MMM's Eric prod.wicked edited perc.
advanced tracks + puristic electronics
28515
Anthony Manning: Liquid Quartz 1
Liquid Quartz 001 (UK 12" @ 16,90)
beautiful harmonic driftin' electronics
35838
Full Swing:
Monolake / Antenne [Edits]
Orthlorng Musork 005.1 (10" @ 17,90)
deep & atmospheric long upbuilding
abstract soundscapes & structures
35008
Coti: La Gru Gialla
Vibrant Music 004 (Euro 12" @ 15,90)
abstract freestylin' industrial-esque
droning electronica
35402
Love Joys:
Lovers Rock Reggae Style
Wackies 2383 (Reggae LP @ 27,90)
reissue of classic early 80's Wackies
album
R3388
Carl Bradney / Big Youth:
Slipping Into Darkness
PK 4 (Reggae 10" @ 19,90)
from 'DarkerThanBlue' compil.,70's
reggae versions of soul classics - TIP!!!
35322
Soundstream: Good Soul
Soundstream 001 (D 12" @ 14,90)
Mr. Soundhack returns w/ crispy house
tunes containing extra funk TIP!
26485
Me-Kothami: Anjuna
Sendertechnik 003 (D EP @ 16,90)
laid back deep melancholic
down/breakbeat/tempo tracks -
check!
34593
Machine Drum: Now You Know
Merck NY (US Do LP @ 33,90)
excellent PBO alike + harmonic
crispy & abstract noisy instr. hip hop
- TIP!
35748
Soundhack: EP
Soundhack 01 (D 12" @ 14,90)
heavy funked-up hardhouse monstertracks,
absolutely recommended!!!
17601
Erik & Fiedel: Elektro Cut / Re-Tics
MMM 001 (D 12" @ 14,90)
wicked distorted electro-tracks, recutted
relaunch, recommended!!!
11111
Anthony Manning:
Islets in Pink Polypropylene
Irdial 54 aev 2 (UK LP @ 25,90)
weird and nice soundpattern adventures,
TIP!
A3343
Full Swing: Autopoieses [Edits]
Orthlorng Musork 005.2 (10" @ 17,90)
deep spaced out experimental DSP
flav. soundscapes
35667
Fluxion: Spaces
Vibrant Music VMD 1 (CD @ 29,90)
ultra deep & puristic abstract ambientish
DSPelectronica/ sound scapes -
TIP!
34988
Junior Delahaye: Reggae
Wackies 1382 (Reggae LP @ 27,90)
reissue of classic early 80's Wackies
album
35436
Various Artists: Darker Than Blue
PK 5 (Reggae Do LP @ 41,90)
70s reggae versions/ interpretations
of soul classic - ESSENTIAL! TIP!!!
35324
In Sync + Pluto: Subway Route
Irdial 43 ins 2 (UK 12" @ 16,90)
extended upbuilding Detroitish
tracks, a classic
A3602
Mik at Home: EP
Sendertechnik 004 (D EP @ 16,90)
8 track mini album w/ excell. melodic
& rough groovin' downtempo &
beyond - TIP!
34576
Lackluster: 7" (Number) Seven
Merck LL (US 7" @ 13,90)
4 tracks, early Skam comparable
atmospheric industrial-esque electronica
34825
Soundhack: EP 2
Soundhack 02 (D 12" @ 14,90)
ultimative dry & SUPERfunky techhouse
tracks for excessive clubplay
TIP!
30140
Erik & Fiedel: Donna
MMM 002 (D 12" @ 14,90)
technoid disco w/ D. Summa-sample,
b/w J. Brown sampled tracks/loops,
KILLA
15900
Anthony Manning:
Chromium Nebulae
Irdial 56 aev 3 (UK Do LP @ 29,90)
deep electronic soundscapes, very
minimal and intense
10922
Full Swing:
Ekkehard Ehles / Laub[Edits]
Orthlorng Musork 005.3 (10" @ 17,90)
spaced out & abstract soundscapes w
DSP efxs & dreamy vocal bits
35668
Coti: Metamemoria
Vibrant Music VMD 2 (CD @ 29,90)
abstract freestylin' industrial-esque
droning electronica
35403
Horace Andy meets Naggo Morris
Wackies 1722 (Reggae 10” @ 23,90)
reissue of classic 80’s Wackies 10”
album
Wailers Band / Rhythm & Sound:
Higher Field Marshall / No Partial
PK 6 (Reggae 10" @ 19,90)
re-release of classic super rare dub
b/w 'updated' version - KILLER!!! TIP!!!
35321
Multicast: Rural Sessions
Obliq 005 LP (US Do LP @ 29,90)
beautiful spaced out & epic laid back
groovin' electronica - Recommned!
33001
Mikael Romanenko: To Let Go
Benbecula 010 (UK EP @ 21,90)
beautiful scandinavian electronica, 6
tracks, TIP!
34797
Diese Liste kann nur eine Auswahl aus unserem Angebot sein. Wenn diese Liste vom Drucker kommt,
sind manche Platten vielleicht schon vergriffen und andere wieder neu reingekommen (wir setzen nur
Platten in die Liste, die wir zu dem Zeitpunkt des eintippens auch wirklich am Lager haben!). Deshalb bei
Bestellung bitte möglichst Ersatztitel angeben. Normalerweise bekommen wir jeden Tag Lieferungen mit
Neuheiten oder Nachbestellungen. Bestellung telefonisch oder schriftlich und bitte die Bestellnummern
angeben. Preisangaben unter Vorbehalt (Einzelne Tippfehler können bei den Preisen genauso wie bei
Titeln oder Labels vorkommen). Versand erfolgt per Nachnahme mit Paketpost oder UPS. Innerhalb
Deutschland berechnen wir als Versandspesen pauschal: Paketpost standard: 10,- (dazu kassiert die
Post noch 3,50 NN Gebühr) / UPS standard: 15,- (da ist alles drin) (eine Standardsendung sollte normalerweise
innerhalb 48 Stunden ankommen). Bei einem Rechnungswert über 300,- übernehmen wir
die Versandkosten für Standardsendung (nur Inland). Expressversand ist gegen Aufpreis möglich. Wenn
eine Lieferung durch Verschulden des Empfängers zurückgeht, müssen wir die entstandenen Porto- bzw.
Rückportokosten berechnen. Großhandelsanfragen sind willkommen. Nachdruck oder Vervielfältigung
dieser Liste (auch auszugsweise) ist nicht erlaubt.
call, fax or write for free catalog w/ news
or subscribe to our weekly e-mail newsletter at
www.hardwax.com
Compact Disc
Bulbul - Velo [Trost 079]
Zunächst springt einem die Verpackung dieser
3"-CD ins Auge, die dem seit frühester
Kindheit (West) vertrauten Look von Fahrradreparaturkits
der Marke TipTop konsequent
nachempfunden ist. Aber eine solch
schlüssige Gestaltung darf man von einer
Veröffentlichung, die sich im Rahmen eines
Projektes namens 'Umweltgeräuscheplatten
a-z' bewegt, auch erwarten. Die Geräusche
von fünf Rädern sind hier zu fünf durch
rhythmische Strukturen geprägten Tracks
zusammengepastet, die vom beständigen
Wechsel der nicht weiter prozessierten
Sounds geprägt sind. Man staunt, welche
Vielfalt ein an sich nicht sonderlich aufwendiges
Gerät wie das Zweirad in sich birgt und
genießt die Klänge vielleicht am besten zu
gestreamten Bildern aus einschlägigen Technotempeln.
http://www.trost.at
p_
••••
Dave Soldier/ Richard Lair - Thai
Elephant Orchestra [Mulatta 004]
So kann's gehen, wenn zwei Freunde nach
langer Zeit in New York zusammensitzen,
Musik hören, viel zu erzählen haben und
sich einer der beiden seit über zwei Dekaden
mit der physischen und psychischen
Beschaffenheit von Elefanten beschäftigt.
Irgendwann muss die Frage auftauchen, wie
es klänge, wenn Elefanten Musik machen.
Gesagt - getan. Im nordthailändischen Elephant
Conservation Center in Lampang
baute man traditionellen thailändischen
Musikinstrumenten nachempfundene
Gerätschaften, die dem mitgebrachten 3m
langen Keyboard und einem Theremin
Gesellschaft leisten und lässt sechs Elefanten
damit rumexperimentieren. Dabei kommen
recht reduzierte Gebilde heraus, die stellenweise
rhythmische Eigenschaften aufweisen,
sehr stimmungsvoll und erstaunlich harmonisch
sind. Neben den zwölf Tracks des
Orchesters, die sich lustvoll improvisierend
im Spannungsfeld zwischen Unbeholfenheit
und Souveränität bewegen und mich überdies
dauernd an John Cage denken lassen,
gibt es Kollaborationen von Mensch und
Elefant und ein elefantisches Field-Recording.
Abgerundet wird das Ganze mit drei
thailändischen Musikstücken über Elefanten,
die die von ebendiesen erzeugten
Klangfolgen in ein anderes Licht rücken.
Eine großartige Entdeckungsreise, die einen
gespannt auf den zweiten Teil mit Easy-
Listening-Mixen warten lässt.
http://www.mulatta.org
p_
•••••
Francisco López/Joe Colley - Knowing
When To Not Know
[Antifrost 2009]
So könnten Alphawellen auch klingen.
Klänge, die nichts wollen, damit aber sehr
beschäftigt sind. Das Konkrete erscheint
abstrakt und umgekehrt. Dabei schwillt das
Stück im Verlauf der 18 min. an und wieder
ab, wie ein Regen, um sich zum Ende wie ein
Sender im Kabel zu verfangen. Am besten
laut hören. Francisco López hat sich für dieses
Projekt mit dem Kalifornier Colley
zusammengetan, um die Nummer 3 in der
Antifrost Serie 'extreme sound souvenirs' zu
gestalten, die alle im 3"-Format kommen.
http://www.antifrost.gr
tasche
••••
Fred Everything - 1998-2001
[Bombay Records]
Macht alles, kann alles, ist die Devise von
Fred. Und so remixt er hier auch so ziemlich
Alles, was ihm angeboten wurde, aber das
Schlimmste hat man glücklicherweise schnell
hinter sich, wenn Bran Van 3000 durch ist,
hofft man, denn dann offenbart sich erst
mal, dass er eigentlich nur eine Bassdrum,
vor allem aber ein Arrangement kennt, und
das nervt schon. Nunja. Lauter Vocaltracks,
die als Remixe dann meist OK sind, wenn
die Orginale gut waren wie Random Factor
oder zumindest fast so gut wie die Orginale,
naja sagen wir noch ok, ach komm, geben
wirs zu, ziemlich belanglos.
bleed
••-•••
Freiband - Microbes [Ritornell]
Angeblich soll Ritornell ja eingestellt werden,
und damit wäre einer den Bach runter,
der wie Diederichsen denken könnte, Orte
an denen theoretischer Diskurs und elektronische
Musik zusammentreffen. Mehr oder
weniger. Dennoch. Hier zwölf Tracks mit
glucksendem Gefallen an den Experimenten
zwischen Prozessoren und Effektmodulation,
klappernd Eingespieltem und happig
verwischt und Bearbeitetem, das im Großen
und Ganzen irgendwie das staubige Gefühl
eines leeren Kunstraums hinterlässt, in dem
man noch die Träume der 80er träumen
kann. Musik für alle, denen der heimische
Maschinenpark nicht vollmundig genug
summt.
http://www.force-inc.com
bleed
•••
Lune Lindbaek - Sondag [Repap]
Auch die Isländer auf Repap wissen wie man
ein hybrides Groove-Monster mitten in den
abgegrasten Weiten von Downtempo hinbekommt,
und brechen über weitläufigen
Philliesound-70er-Plinkereien immer mal
wieder eine scharfgeschnittene Sample-
Kurve aus dahinsiechender Psychedelik des
Lagerfeuer-romantischen Retro-Gefühls
zwischen Sternen und Hippietum. Fein.
bleed
••••
Globalunderground - Moscow
[Deep Dish]
Wann ist das Verständnis von House in England
eigentlich zu so einem Mackertum
geworden? Warum hat man auf dieser Doppel
Mix CD eigentlich immer das Gefühl,
dass hier Demis Russos drübersingt? Warum
stinkt das alles nach dumpfem Rasierwasser
und Darmspülungfanatikern? Ich mein.
Housemixe, die Dido`s "Thank You" unterbringen
können und die Paukenschläge dazu
wahrscheinlich noch cool finden. Das geht
doch gar nicht.
bleed
I love Techno [News]
Love wird hier mit dem Symbol des Herzens
geschrieben. Fine gell? Soll natürlich
heißen, dass Marco Bailey hier die harmonischsten
Technoklopper aus der Kiste
packt, dass einem ganz warm ums alternde
Schrubberherz wird. Daran hält er sich zwei
Tracks, dann wird dezent geballert, ab und
an ein wenig Latinflair eingebettet, liegt ja
nah bei perkussivem Looptechno und gegen
Ende darf dann so richtig Retro mit Tiga
und Zyntherus und Fisherspooner gebumsfidelt
werden, dass die Schenkelklopferei gar
nicht mehr aufhört. Technobreitseite satt.
bleed
•••
Keitaidenwa Chudoku - Hiwaon
[Dot]
Die ersten Tracks legen nahe, dass hier dem
Konzept nachgegangen wird, mit Telefongeräuschen
zu experimentieren. Nicht ganz
neu, aber immer wieder nett. Die Tracks
beschäftigen sich nicht nur mit den vordergründigen
Elementen wie Freizeichen,
Klingel- und Tastentönen, sondern dringen
in tiefere Regionen vor und somit geraten
die Sounds zunehmend abstrakter, erinnern
auf einer Zwischenstufe mitunter an Computerspiele
und/oder absurde Vogelarten,
loten jedoch auch gerne krachigere Gefilde
aus und nähern sich somit immer mehr der
technischen Seite jenseits der schönen
Oberfläche bunter Displays an. Ab und an
blitzen aus den wüsten Klangkonglomeraten
Melodien auf und so gilt es der tieferen Ebenen
spröde Schönheit für sich zu
erschließen. Manche Spielerei ist im Geiste
Raymond Scotts gehalten und klingt so
unverfänglich, wie man sich vielleicht die
Begrüßungsfanfaren Tokioter U-Bahnhöfe
vorstellt um, dann abzusacken in ein Klangbild,
was an der gleichen Stelle für einen
Sarin-Alarm vorgesehen sein mag. Sehr
schön auch die dem leeren Akku gewidmeten
zwei Minuten mittendrin.
http://www.dotsmark.com/
p_
••••
Koop - Summer Sun [JCR/PP Sales]
Koop - das sind die schwedischen Sphären-
Nostalgiker Magnus Zingmark und Oscar
Simonsson, die das "es war einmal" virtuos
mit der Eleganz moderner "Fusion-Musik"
verbinden. Im Mittelpunkt ihres kosmologischen
Entwurfes steht der Gesang der schwedischen
60er Jahre Ikone Monika Zetterlund.
"Summer Sun" in der Originalversion
offenbart dem Hörer eine swingende Leichtigkeit.
Gilles Peterson bezeichnete den Song
als einen der zwei existierenden Songs, die
wirklich glücklich machen (neben Stevie
Wonder). Der Song besticht durch den
Gesang von Yukimi Nagano, die den Geist
Monika Zetterlunds euphorisch revitalisiert.
Der Markus Enochson Remix hält sich stark
an das Original, variiert das Thema lediglich
in den Nuancen, in dem er „Summer Set"
ein wenig House einhaucht. Der Track auf
der B-Seite "Relaxin´ At Club F****N" in
der Dorfmeister vs Madrid De Los Austrias
Version zeigt Herrn Dorfmeister von seiner
reduzierten, minimalen Seite. Der Track
bewegt sich sehr geradlinig vorwärts und
weicht kaum vom Grundthema ab, bis ein
jazzorientierter Melodiebogen auftaucht.
Das erinnert in der Ästhetik ein wenig an
Dixons Sound-Entwürfe, ohne dessen Tiefe
zu erreichen.
mk
••••
Obsessive Sessions - Winter Warmer
[Obsessive Records]
Na die sind doch die Good Looking der
Housemusik oder. Sowas von superseicht
und dennoch irgendwie sympathisch mit viel
Rasoul, Atjazz, Salt City, Jay Salino, Julien
Jabre, Common Factor gemixt von Marc
Shade. Angenehm. Mehr braucht man dazu
kaum zu sagen. Ach, doch, man hätte es vielleicht
sicher etwas konsequenter mixen können,
aber zu solchen Tracks passt es auch
irgendwie, dass man von Szene zu Szene
driftet.
bleed
••••
Stall - Elektronik Musik Sampler
[Cobretti]
Neues Hamburger Label, das die ehemaligen
Indierocker auf ihrem Weg hin zu Lofi-64-
Killern verfolgen und begleiten will. Dabei
kommen natürlich jede Menge höchst amüsante
Tracks raus, auch einige Peinlichkeiten,
aber vor allem wohl das Bekenntnis, dass
sich in Pixel-Land einiges tut, und sehr vieles
verdammt energisch die Türen der
Hitech-Fanatiker einreißt. Die wenigsten
der Acts sind bekannt, Mikron 64 z. B. oder
Istari Lasterfahrer, aber wie man SID-Chips
zum Brüllen bringt und den Funk aus der
Perspektive des medialen Schrotthaufens der
eigenen Alien-Artigkeit prügelt, wissen sie
alle. Eine der besten Compilations des längst
noch nicht abgeschlossenen Genres.
bleed
•••••
Massimo - Hey Babe, let me see your
USB and I'll show you my Firewire
[Mego 051]
Sagen wir doch einfach Noise zu dem, was
sich hier auf den 20 Minuten dieser 3"
abspielt. Ursprünglich einer Trompete entwichenes
Klangmaterial, das mal zu mit
Hochdruck vorgetragenem Krach mutiert,
kurze Momente der Ruhe und auch manch
rhythmische Passage kennt, aber trotz des
Reicht ums an Wechseln nicht sonderlich
aussergewöhnlich daherkommt, sondern
eher guten Standard bietet. Kalte Maschinenmusik
von einer Künstlichkeit, die mich
wundersamerweise an den Film 'Liquid Sky'
oder frühe Gabber-Nächte im Bunker denken
lässt. Bei all der Grobheit und Linearität
wünschte man sich vielleicht die eine oder
andere Kapriole, so wie man eigentlich auch
bei der stark thematisierten Nacktheit des
Covers eine für einen Mann, der sein bestes
Stück gegen ein Firewirekabel getauscht hat,
deutlich adäquatere Brustbehaarung erwartet.
•
http://www.mego.at
p_
••
Melville - Música Sentimental Para
Las Señoras [Trost Records]
Inspiriert von den Filmen des großen französischen
Regisseurs Jean-Pierre Melville
bewandern Robert Lepénique und seine
melancholischen Genossen Christian Renard,
Alexandra Stessl, Gerad Trummé und
Jay Jay Kucek auf den vier Stücken von
"Música..." den Grat zwischen französischer
Bilderbuchmelancholie und deren gleichzeitiger
Tongue-In-cheek-Bearbeitung.
Weirde Sleazy-Listening- und Soundtrack-
Atmo, Theremin, Casio-Beats und Gitarrenspuren
á la film noir und Italo-Western
werden von Air-mäßig gefilterten Vocals
ergänzt und gelegentlich von leisen Seemanns-Chören
konterkariert. Die Songtitel
der nur auf Vinyl erschienenen EP lesen sich
wie - zur Abwechslung mal gute - Witze über
italo- und frankophile Angelegenheiten:
"Buona Notte, Cosa Nostra", "Petite Vie
Solitaire", "L'Affair Amusante" und "Lolita,
Goodbye". Natürlich dürfen auch in den
Songtexten für französische Filme typische
Genderismen wie der-alte-Mann-und-das-
Mädchen nicht fehlen. Und trotz aller auffälligen
Witzelei vermisst das Single-Debüt
von Melville in keiner Sekunde auch die
quasi gegengleiche, "echte" Emotion für die
behandelten Themen. Und neben dem
gelungenen musikalischen Debüt wäre
eigentlich auch das schöne Artwork von
www.mrs-lee.com ein triftiges Argument für
die Anschaffung.
lach
•••••
Motion - Pictures [Motion]
"Pictures" bietet einen Platz an, der einen
einfach nur sein lässt. In den Tracks blitzen
feine Fragmente aus Geräuschen auf und
verhallen, ziehen andere nach sich und man
wünscht sich, nirgends ankommen zu müssen,
was auf eine sehr zerstreute Weise
zunächst auch recht gut gelingt. Später werden
lockere Zusammenhänge thematisiert
und gegen Ende schleicht sich sogar der Eindruck
einer gewissen Beliebigkeit ein, der
nicht unbedingt richtig sein muss, sondern
vielleicht ein Indikator dafür ist, dass einem
bei all der intendierten Behaglichkeit doch
einiges abverlangt wird und man nach einer
Stunde merkwürdig erschöpft ist von den
vielen Eindrücken, die da waren. Musik, die
streckenweise in ähnlichen Gefilden zu
Hause ist wie Microstoria, gelegentlich atonale
Züge trägt und den winterlichen Raum
dezent anreichert.
p_
•••-••••
Phonem - Ilisu
[Morr Music / 024]
Ich glaube, nach Ilisu werden wir eine Weile
nichts mehr von Phonem hören. Nicht, dass
mir das recht wäre, aber Elliot Perkins sucht
nach neuen Sounds und ob die zu Phonem
passen, wagt noch niemand vorauszusagen.
Ilisu ist auf jeden Fall die perfekte Fortsetzung
von Phonem und mit Sicherheit das
bisher perfekteste House-Of-The-Rising-
Polter-Funk. Wie eh und je schnitzt Phonem
seine DSPs selber und hat seinen Sequencer
erstmal nach Afrika auf einen Groove-Lehrgang
geschickt. Zersägte Beats, granuliert, bis
zur Unkenntlichkeit gedehnt, gestaucht und
dann wieder geknufft, auf dem gemauschelten
Teppich getrocknet und dann vergessen,
klingt Ilisu wie das Innere einer Spieluhr, wo
ein ganzer Haufen Rädchen unterwegs ist,
damit dann alles so schön klingt. Plinkernd
und mitunter extrem funky ist Phonem in
Hochform. Weit und luftig, dann wieder
dicht und treibend, jeder Beat sitzt perfekt.
Wundervoll.
http://www.phonem.de
http://www.morrmusic.com
thaddi
•••••
Shaken and not Stirred - Bar 1
Compilation #2 [Plastic City]
Minimalhouse mit leichtem Kitsch-Topping
als Bar-Beschallung, warum nicht, kann
man ja immer und überall hören. Babak
mixt und kompiliert sich hier von Terry Lee
Brown über G:Pal bis hin zu MRI, Martini
Brös, Steve Bug oder René Breibarth quer
durch eine sicherlich durch die Plastic City
"Techhouse" Szene bestimmte aber dennoch
vielseitige CD. Stellenweise etwas zu ruff, um
einfach nur zuzuhören, aber dennoch recht
smooth.
bleed
••••
V/A - RND_0.34873349921
[Pause 2 / 004]
In Bristol (da, wo Pause 2 an einem Briefkasten
steht) wird immerhin nicht der Fehler
gemacht, für die hier vorliegende Compilation
nur und ausschließlich die üblichen
IDM-Verdächtigen einzuladen. Bekannte
trifft man natürlich doch. Zum Beispiel den
großen Sybarite (auch hier), die russischen
EU, die hier mal klingen wie Autechre,
Metamatics (freundlich, aber vage), den Killer-Japaner
Com.A (kennen wir von Fat Cat
und Tigerbeat6), der auf ungefähr 240
BPM japanische Gedichte aufsagt und dabei
klingt wie Styrofoam und hiermit zum Helden
des Monats wird oder Schwedenfreund
Andreas Tilliander oder auch Novel23. Die
machen ihre Sache schon alle gut und ein
paar unbekannte(re) Projekte lernt man
auch gleich noch kennen, aber es will
irgendwie so generell nicht klicken. Das ist
mir zu willkürlich. Und Skills retten nicht
alles. Alles drauf. Click, Pop, Rumms, Glitchknusper.
Wer's braucht...
thaddi
••-••••
Yonderboi - Shallow & Profound
[Mole Listening Pearls]
Reissue des Debütalbums von Yonderboi,
dem ungarischen Downtempo-Folklore-
Wunderkind der mit jedem neuen Track
überrascht, weil die Grenzen immer wieder
neu gezogen werden zwischen den einzelnen
Genres instrumentellen HipHops, Nu Jazz,
Chanson, Jazz und Swing, und dennoch nie
in die einzelnen Standards, die überall herumtoben
und nach Hegemonie schreien
verfallen wird. Warum es wieder rauskommt?
Weils so gut war. Als Bonus vier
neue Extra-Tracks und ein "Roadmovie"
Video, das zeigt, warum es bei Yonderboi
nicht um das Ankommen geht, sondern um
die stillen Momente dazwischen.
bleed
••••-•••••
Z`EV - Head And Tales 2
[Soleilmoon]
Darke Soundscapes, die in gewisser Weise
klingen wie 80er Jahre Medien-Cut Ups mit
viel Stimme aus Radio und Fernsehen - von
Ansprachen und Prophezeiungen eines
neuen Zeitalters voll. Stellenweise etwas
anstrengend, vor allem weil es trotz aller
hörbaren Medienkritik dann doch wieder in
diesen Preachersound verfällt, der einem
schon damals etwas merkwürdig vorkam.
Man muss wohl in den 80ern groß geworden
sein, um diese Form von Musik noch gutfinden
zu können.
bleed
•••
Caulfield – Longing
[Esel/014]
Caulfield ist einer der smoothesten Producer
für unerkannte Pophits im minimalen
Gewand. Das merkt man sofort wenn man
diese 9 Tracks der neuen Esel Platte (eh eins
der Label des Jahrhunderts) hört. So ruhig
und sanft, so bestimmt und klar, so untergründig
tief und swingend ist selten irgendetwas.
Egal wie er es anstellt, immer gibt es
Basslines die einem das Herz höherschlagen
lassen, Melodien die ganz Bremen in den
dichten Nebel der Klarheit reinen Glücks
versetzen und diese Art von relaxten Grooves,
die einen das Leben gleich mit neuen
Augen (gibt’s auf der Esel Hompage zu
bestellen für nur 23.745 Euro) sehen lasen.
So, und jetzt einen eigenen Partykeller dafür
bauen gehen.
Bleed
•••••
Terry Lee Brown Jr.
Selected Remixes #2
[Plastic City]
Dreizehn Remixe von Terry Lee Brown
zusammengesammelt aus den letzten 3 Jahren
und deshalb, aber auch wegen der sehr
unterschiedlichen Geremixten, ziemlich
weitläufige, gelegentlich etwas ausfransende
LP zwischen Popclub-Tracks bis an der
Grenze zur Peinlichkeit und leichten deepen
Housetracks, die für seine eigenen Produktionen
eher typisch sind und lustigerweise
tatsächlich irgendwo unter Techhouse laufen
obwohl wesentlich housiger als z.B. die meisten
Minimalhousetracks. Jemand, der weiß,
was er für wen remixen muss, was manchmal
wirklich etwas zuviel ist, manchmal aber eben
genau passt.
bleed
••-••••
Sven Väth In The Mix
The Sound Of The Second Noche Y Dia
[Cocoon / Cormix003]
Väth lässt einen generös über die Schulter
gucken bei seinem Rock around the Clock,
erst Noche, dann Dia. Was er in seiner letzten
DJ Werkphase kultiviert, den pointierten
populistischen Kick mit Sinn für die aktuellen
Feinheiten des elektronischen Tunings
zu verbinden, um doch noch mal die One
Nation under the Ibizian Sky zu formen,
den Rave-Neue-Wilden und den Club-
Ästheten zusammenzubringen, das wird auf
dieser Doppel-Mix-CD in einem souveränen
Stilspagat zugespitzt. Wird die Noche
vom Schub mit Klasse zerviertelt, straight,
aber das Gegenteil von dumpf, geht es am
Dia von ambient-trancig bis Schlager
(Schaffhäusers "Hey little Girl") in die selige
Ermattung. Ich kaufe ein E.
janj
••••
reviews •••••ja •nein
[39] de:Bug : 055 | 0102
Compact Disc
Thomas Köner - Daikan
[Mille Plateaux/107]
Oh. Eine Aufführung, ein Stück. Auf
dem europäischen Media Art Festival in
Osnabrück aufgenommen und vorher
schon (Montreal) mit einem Preis
bedacht, erscheint nun hier eine knappe
Stunde digitaler Besinnlichkeit leicht
bedrohlichen Rauschens, wobei ich
zugeben muss, Rauschen prinzipell gut,
Bedrohliches prinzipiell blöd zu finden,
weshalb mir nicht viel anderes dazu einfällt,
als Unentschlossenheit zu bekunden.
Außerhalb der Referenz stellt man
sich mit sowas allerdings doch nicht,
dafür ist es viel zu eindeutig.
http://www.köner.de
bleed
•••
Jackmate – Ghetto Of My Mind
[Authentic Music]
Stellenweise wird Jackmate, ansonsten
ein sicherer Tip für knallige Minimalhouseravetracks,
auf diesem Album,
oder sei es eine Doppel EP, ganz schön
kryptisch in den Grooves aber anstatt das
irgendwie unmöglich aussehen zu lassen
verwandelt er auch noch den knuffigsten
Bassdrumdoppelshufflegroove in einen
Haufen sexy Knisterfunk. Und, damit
ihr nicht denkt hier wäre nur kopflastiges
für vielfüssler drauf, klar gibt’s den
ein oder anderen „fast“ klassichen Dubhouserocker.
Bleed
•••••
Splinter 4 [Paperrecordings]
Compilation-CD, die einen Überblick
über das mit Sicherheit merkwürdigste
Houselabel Englands gibt, das mit seinem
merkwürdigen Hangeln zwischen
Vocalhouse und Jazz-Epen nicht zuletzt
aufgrund der immer perfekten Produktionsweise
heraussticht, es aber auch
hierzulande mehr als schwer hat, überhaupt
wahrgenommen zu werden. Stellenweise
gnadenloser Kitsch, dann aber
auch wieder deep perkussiv jazzige Killer.
bleed
••-••••
Tim Hecker - Haunt Me
[Substractif / subsf03]
Herr Hecker, Kanadier, Mitbewohner
von Mitchell Akiyama und Freund der
ganzen großartigen Bande da drüben,
Herr Hecker also, der normalerweise
Jetone heißt und auf Force Inc. veröffentlicht,
killt mich hier komplett mit
einem Album schier unglaublicher Tiefe
und Größe. Kritzelige Soundscapes,
sehr modern und digital und doch
unglaublich warm und herzzerreißend.
Das ist nicht wirklich Ambient, auch
nicht wirklich Laptop-Geschredder,
Hecker greift einfach tief in die Sound-
Kiste, samplet sich durch alle kanadischen
Radios und schichtet Fläche um
Fläche und Knistern um Knistern übereinander,
erinnert sich dabei dann
sogar stellenweise an alte Indie-Harmonien,
arrangiert Samples völlig um,
beherrscht das Tape-Delay genauso wie
Granular-To-Go und kreiert eine Wärme
und Behaglichkeit, die Fernsehturmgröße
hat. Nie haben Clicks so
gestrahlt. Tim Hecker steckt alle in die
Tasche. Mit das Schönste dieses Jahr.
http://www.substractif.com
thaddi
•••••
alles in Bewegung setzt. Eins der Alben
des Jahres.
bleed
•••••
The Grace Period - Dynasty
[Audiodregs]
Chris Ott aus Boston, Sarah Owsley und
Julie Gedalecia bestehen drauf, dass die
Tracks für dieses Album hauptsächlich
gemacht wurden, als es draußen
geschneit hat. Und das klingt irgendwie
wahr. Die Stücke, deren elektronische
Wärme fast glüht, haben dieses sanft
Gedämpfte in der Stimmung, das der
Name der Band schon verspricht und
die Tracks mehr als halten. Einfache
Beats, leichte Melodien, klare aber sehr
ruhige warme Stimmungen, all das hat
man vielleicht schon oft gehört, wirkt
aber in den Zusammenhängen aus
Glück und Unbestimmtheit hier so
ultranett wie vielleicht noch bei Pilote
und Manitoba. Jeder der Loops (man
merkt eigentlich nicht daß sie mit Loops
arbeiten) ist so genau gewählt und so
smooth, jedes der Stimmfragmente
integriert sich so unglaublich leicht in
die angeschliffenen unwirklich harmonischen
Melodien, dass man sich am
liebsten sofort entschlossen für lange
Winter einpacken möchte und hinaus in
den Schnee. Brilliant.
http://www.audiodregs.com
http://www.thegraceperiod.com
bleed
•••••
Skansen Music
[Glasgow Underground]
Warum macht GU eine Mixcompilation
aus dem Stockholmer Skansen Club?
Nicht nur weil nur eine GU Platte beim
Mix ist, oder weil der erste Track gleich
ein gnadenlos gegniedeltes Saxophonsynthsolo
hat, nein, auch nicht weil ab
und an ein paar durchaus konsensfähige
Hits drauf sind wie Stargazer´s Deeper
im Freaks Mix, oder Aril Brikha (auf das
unverschämter Weise eine Tummy Tuch
folgt). Glaube die meisten Clubs, die ich
kenne, würden sowas nicht ertragen
können, einfach weil nichts zusammenpasst
und jeder zweite Track ein ganz
schlimmes Solo featured.
bleed
••
Tim Koch - Shorts In Alaska
[Defocus]
Wie ihr euch denken könnt, wird es
dann erst kalt, wenn es warm werden
kann. Sonst ist es einfach so. Das Album
von Tim Koch ist natürlich klimpernd
groovender breakiger Sound, der das
erfüllt, was man von Defocus erwarten
würde, aber ragt auch immer wieder
darüber hinaus, weil die Melodien überhaupt
nicht generic klingen, die Beats zu
präzise abgestimmt klingen und dem
Ganzen so etwas zugrundeliegt, wie der
Wille alles zusammenzukitten in dem
kleinen Kosmos aus Beats und Melodien
in den ab und an ein Schlaglicht von vergessener
Folkore fällt, von konkreter
Bestimmung von Musik aus Fetzen von
Land, Erinnerung und kaum wiederzuerkennenden
Erkennungsmelodien.
Wie zur Bestätigung, dass sich Koch
nicht festlegen lassen will, gibt es dann
skurrile unwillige breakende Ravetracks,
fast unheimliche verlassen wirkende
daran, dass es ja auch mal Clubs gab,
nicht nur Catwalks. Nett und gar nicht
so kitschig wie es sich anhört. Definitv
eine der sympathischsten Retro-Crossover-Compilation-CDs.
http://www.colette.fr
bleed
••••
If I Was Prince [RexRecords]
Eine Hommage an Prince mit einem
Roster an Acts, der einen bleich werden
lässt, selbst wenn man Prince immer
etwas schlapp fand, was hier wohl keiner
nachvollziehen kann, und mit einem
Coverdesign, das preisverdächtig wundervoll
Minipops mit Pixel-Eleganz und
Aquarell-Smoothness verbindet. Wen
haben wir? "7 Hurtz" mit Peaches und
Bitch Lap Lap, die einem erklären, wie
man Funkyness in den Tanz des Jahrhunderts
übersetzt, Fort Lauderdale die
"Annie Christian" in Slow-mo-slackersickness
transponieren bis einem Gitarrensoli
durch die Hirnwindungen flattern,
als hätte man dort oben einen
elektroakustischen Ambientchip für
Glücksgefühle aus Minneapolis, die
Op:l Bastards machen "If I Was Your
Girlfriend" zu einer Sehnsucht zwischen
Ecstasy, Heroin und hyperrealem Elektro-Humor,
Capitol K slamt aus der
Nachbargalaxie als das Ende von Breaks
herein, Hefner, Misty Dixon, Simian,
Blue States und ein paar andere rocken
das Ganze endgültig zu einem Monument
von bluesigem Neo-Elektro-Folk-
Skanfrom - Hand Picked Fragments
[Suction / 012]
Man stelle sich das mal vor: Da müssen
erst zwei Jungs aus Kanada kommen, um
Skanfrom davon zu überzeugen, dass es
langsam mal Zeit wird, seine ganzen Hits
der vergangenen Jahre endlich auf einer
CD zu kompilieren, mit ein paar neuen
Stücken anzureichern und endlich
berühmt zu werden. Danke, Suction,
gut gemacht. So bricht dann also das
elektropoppige Euphoriegewitter über
uns los und alle sind schon wild am Tanzen.
"Confused Machines", "CheckIn",
"Cashier"...20 Tracks, 20 Hits. "Hand
Picked Fragments" ist genau die CD, die
man sich immer selber zusammenstellen
wollte, aber doch nie die Zeit gefunden
hat. Mehr braucht und kann man da gar
nicht sagen. Ist eh zu laut und zu funky
gerade. Die LP-Version übrigens nur
mit nagelneuen Tracks.
http://www.suctionrecords.com
thaddi
•••••
Novatek - Exhibition
[Treibstoff]
Eine Sammlung der bisherigen 12"es des
Griechen mit neuen Tracks, die separat
als 12" veröffentlich werden und in dieser
Zusammenstellung noch einmal zeigen,
dass er einer der smoothesten Acts
ist, wenn es darum geht leichte groovende
Dubtracks zu machen, deren bestechende
Einfachheit irgendwie immer so
gut und schlicht umgesetzt werden, dass
Main / Antenna Farm - AF-M
[Brombrom/001]
Die Serie dieser aus der Bereitstellung
eines Studios in Njimwegen entstehenden
CDs auf Brombrom hatte für ihre
erste Nr. Robert Hampson (von Loop
und Godflesh) und David Howel und
Alastair Leslie von Antenna Farm eingeladen
und sie nach Sound-Sammlung
improvisieren lassen. Herauskommen
knisternde digital-strukturelle Schönheiten
an der Grenze zum Geräusch
alleingelassender DSPs, mit Einblicken
in die Eingeweide von Mikrophonen,
manchmal flirrendem Restgeräusch und
purem Knistern von Strom. glasfarbene
Klänge natürlich in brillianter zweidimensionaler
Origamiverpackung nebst
Wave-Bildchen.
bleed
••••
Baby Ford and the Ifach
Collective present -
Sacred Machine
[Klang]
Es mag merkwürdig klingen, aber eine
Baby Ford-CD habe ich mir schon
immer gewünscht. Einfach um herauszufinden,
was an seinem Sound nun so
tief in das Vinyl eingebrannt ist, dass
man es vom Medium nicht mehr unterscheiden
kann, und was von der 808
(ohne Frage eine der heiligsten Maschinen)
außerhalb der Rillen so als roher
Sound noch übrigbleibt an Groove und
unhinterfragbarer Dichte, was an
Nebengeräusch eigentlich noch hörbar
ist, denn Ford arbeitet ja nur zu gerne an
der Grenze des Elektronischen dort als
eine Art Acid-meets-Basic Channel (ja,
ich weiß, das klingt merkwürdig, aber ich
glaube dran) meets Funk-Maschine, die
oft irgendwo untergeht (schlechte Anlage,
ausgerinste Nadel, zu enge Pressung,
etc.) Also. Es ist alles wahr. Alles, was
man immer nur meinte, von Baby Ford
zu glauben, stimmt. Alles, was man
geahnt hat, ist richtig und hinter den
noch so kleinen Bewegungen von Sound
lauert eine tief dunkle Funkyness, die
ziemlich unschlagbar vor sich hinbrütet
und in einem großen tiefen Brummen
Fix – Flash
[International Deejay Gigolos]
Ach, Orlando, das waren noch Zeiten,
als die Boxen einen Sound pumpten
und die Kids, wir, wir alle, dazu nichts
anderes zu tun wussten als glauben. Und,
danke, Orlando, dass es diese Zeiten
nicht zuletzt wegen dieser Platte immer
noch gibt und vermutlich immer geben
wird. Einer der Monstertracks der ersten
Technotage damals auf KMS die Welt in
ein Trümmerfeld aus Chicagobeats und
rotzigen Chipblastern verwandelnd und
heute noch genauso frisch, weshalb nicht
nur Hell und Pascalidis die Platte wohl
nie aus ihrer Tasche nehemen würden.
Auf der Rückseite zwei Paralleluniversen
genannt Remixe von Savas Pascalidis
himself und Naughty, die dem ganzen
ein dezent anderes Flair geben, aber selber
schon wissen, dass da irgendwie nicht
ganz ranzukommen ist. Nah dran ist
aber auch schon genug.
Bleed
•••••
Tracks, die aus einer fremden Zeit hereinwehen
und dennoch bleibt alles bei
diesem merkwürdig leichten Picknick
Flair der die Musik zu jeder Zeit irgendwie
klingen lässt, als hätte man sich grade
eben auf den nettesten Sonntagnachmittag
seines Lebens eingelassen.
http://www.defocusrecords.co.uk
bleed
•••••
Colette No2 [Colette]
Colette ist das Pariser Designer-Kaufhaus,
das Mr. Flipflopflyin.com mit seiner
Ilovecolette-Webseite unsterblich
gemacht hat, und ein Sampler dafür
muss natürlich zeigen, was in Frankreich
an der Spitze von Design heutzutage als
musikalische Bebilderung verstanden
wird. Da trifft natürlich schwelgerischer
Retropop auf von Vive La Fete auf Clubglitz
von Housecat und Kitten, über
strange Orchester-Psychedelik auf dem
Ostblock, Bizzare Love Triangle im
Raveblaster-Remix muss dabei sein,
natürlich die Vorzeige-Powerbooker mit
Björk-fame, ihr wisst wer gemeint ist,
und vermutlich verstehen Matmos den
Hype, um sich selbst selber kaum noch,
und weiter geht's im bunten poppigen
Einverständnis von Queen of Japan über
Felix Kubin, von Tiga bis Console und
ab und an noch ein wenig Erinnerung
Funk den man gar nicht glaubt, und wir
fragen uns wo ist eigentlich Jamie Lidell
auf der Platte geblieben. Gross. Auch für
alle nicht Prince Fans. Großes Geschenk
obendrein.
bleed
•••••
Essa - Detritus [Repap]
Das Sublabel von Paper Recordings verspricht
auf dieser Platte merkwürdige
Träume zwischen Sadomaso, 70er
Retro, Post-Community-Slackertum
und Hipster-Wahnsinn, die sie tatsächlich
auf dem ersten Track erst mal mit
Bravour erfüllt. Jagende Kontrabässe,
strange Weltbeherrschungs-Phantasien,
obskure Sample-Ideologien und dennoch
bleibt alles sehr groovy und jazzig,
überladen und glücklich auf dem
Boden, funky selbstüberschätzt und total
überzogen funktional. Sehr merkwürdige
Tracks von Leuten die zuviele Blaxploitation-Filme
durch die Lavalampe
gesehen haben und dabei nicht mehr
wussten, ob das Knacksen der potatochips
nicht vielleicht die gluckernd den
Raum erfüllenden Drogen sind. Kann
man ja auch alles nicht so genau unterscheiden.
Zwischen Pathos und Größe
kann man ruhig mal etwas dicker auftragen.
bleed
••••-•••••
nicht nur die Floors glücklich sind, sondern
auch noch der Bogen zwischen den
oft etwas mythischen Dub-Stücken der
Minimalszene und dem poppigeren
knalligeren Aspekt von minimaler Musik
in der Nähe um Modernist sehr viel
mehr Übergänge zu bieten hat, als man
meist denken würde. Zurückhaltung
und Understatement pur, und gerade
das macht die Platte so gut und klar.
http://www.treibstoff.org
bleed
••••-•••••
Fat Jon The Ample Soul Physician
Wave Motion [Mush Recordings]
Mit Sicherheit eine der deepesten
HipHop-Instrumental Platten, die es
seit einiger Zeit gab, und dabei weder
darauf aus, viel an Hightech aufzuschaufeln,
noch ungewöhnlich instrumental
zu sein, sondern einfach mit dieser
bestimmenden Art zwischen fast housigen
Grooves mit dichten Sample-Loop-
Grooves und eingeworfenen Bruchstücken
aus erinnerten Sounds bis hin zu
astralem Jazz so gelassen vor sich hinbreakend,
dass sogar 4Hero ganz
schwindelig vor Augen werden dürfte so
dicht und deep ist das alles. Mythologisch,
astral und dennoch sehr down to
earth.
bleed
•••••
de:Bug : 055 | 0102
Compact Disc
[40]
reviews •••••ja •nein
Carpet Musics - Weekday
[Audio Dregs]
Das Label aus Portland entwickelt sich
immer mehr zu einem extrem deepen
Sound aus plinkernd verspielten Melodien
und resoluter Reduktion, den Carpet
Music fast bilderbuchmäßig auf ihrer
CD vertreten. Die sehr ruhigen Stücke
der CD drehen sich in kleinen Bewegungen
wundervolle Schnappschüsse
impressionistischer Glückseligkeit,
holen sanfte Sounds wie Tupfer mitten
in die Glöckchen-bestimmten Tracks,
gehen gelegentlich an die Grenze zu
The Collection 1 [Malec]
Wenn auf einer Techno-Compilation
außen Namen wie Si Begg, Samuel L.
Session, Boards Of Canada und Steve
Rachmad sowie James Ruskin durcheinandergeworfen
werden, dann kann man
sicher sein, dass drinnen auch Leute wie
Jürgen Paape, Scan 7, Kowalski, Mügge,
Voigt, Morgenstern, Mayer usw. Platz
haben. Gedacht als Überblicksmedium
(BOC sind nur die Einleitung) für
Technotracks, die vor allem durch ihre
Tiefe und die extrem coole Dichte im
Sound funktionieren und die man sich
ständig anhören kann, egal ob auf dem
Dancefloor oder wo auch immer, ist die
Doppel CD tatsächlich vor allem deshalb
so gut, weil sie unterschiedslos und ohne
Blick für Kumpelkisten dennoch überall
Drexciya - Harnessed The Storm
[Tresor]
Da gerät man ziemlich leicht ins Brabbeln,
wenn man an Drexciya nur denkt,
viel zu mystisch, viel zu konkret, und
dabei beginnt das neue Album von
Drexciya mit einer so klar digital gewittrigen
Ansage, dass es hier wirklich weitergeht,
dass man mit Drexciya auf eine
Exkursion geht, die alles vor diese Gewalt
spannt die die Natur ist, und dort auf
der dünnen Brechung der Technologie
nicht nur Zeuge von etwas ist, sondern es
irgendwie zu beherrschen glaubt. Die
neue Drexciya ist also digitaler denn je,
organisiert sich aber dennoch irgendwie
entlang einer Reise, entlang einer weitausufernden
Brechung von Geschichte,
die das Cover irgendwie erklären könnte,
wenn es überhaupt noch eine Rolle
spielen würde, wenn nicht die Wirbel im
Droppin Science - Volumes
[Droppin Science]
Ja, es ist längst Zeit für eine Droppin
Science-Retrospektive, denn Danny
Breaks gehört schon immer zu den Ausnahme-Producern,
selbst zu Zeiten als
er noch als Sons of a loop da loop Era
unterwegs war. Hier werden Tracks der
ersten zehn EPs auf seinem unglaublichen
Label zusammengestellt, die einem
deutlich sagen, dass man auch in Drum
and Bass gelegentlich gerne zurückschaut,
um Dinge zu entdecken, die man
fast vergessen hätte und die immer noch
Hits.
bleed
•••••
One Word One Sound
[Intermedium]
Die Serie zwischen Hörspiel und elektronischer
Musik des Bayerischen
Rundfunks geht hier in eine experimentelle
Phase von Vorgabe aus einem Wort
und einem Sound (Papier logischerweise,
was sonst wäre das Medium, das mit
dem Wort konkurrieren könnte?) und
lässt dann die verschiedensten Acts damit
arbeiten. Heraus kommt so in ungefähr
machen das, wie sie heißen, Peter Rehberg
findet, dass es sich zwischen Rauschen
und Bauschen gut überleben lässt,
und zum Abschluss darf Mr. Lesser noch
ein DSP Solo hinlegen. Interessant,
wenn auch gelegentlich etwas nervig.
bleed
••••
Klaus Beyer - Hauptmann Pfeffers
Einsamer Herzenklub
[Staalplaat]
Oh. Eine sehr sweete Mini-CD vom
einzig wahren Beatles-Nachfolger oder
dem einzig währen Daniel Johnston-
experimentellem Sound-Design, finden
aber auf dem Boden immer wieder dieses
dichte harmonische Element, dass
die Tracks ganz und gar nett macht.
Elektroakustische Musik, die - zieht man
ein klein wenig Clubflair ab und addiert
ein wenig clickernd konkretes hinzu -
manchen Traum-Releases nicht unähnlich
ist. Sehr sehr schön.
http://www.audiodregs.com/evax
bleed
•••••
deutschland
Constant Variable 1
[Neue Berliner Initiative/004]
Nach zwei Compilations und einer
ersten Kollaboration eröffnet der Berliner
Club NBI als Label nun eine Serie
von Split Alben als 12", die verschiedene
Berliner Acts zusammen mit Kyborg
machen. Den Anfang macht AGF aka
Antye Greie-Fuchs von Laub und eben
Kyborg. Die clickern sich durch ihren
resolut abstrahierten analog-clickenden
aber dennoch digital knisternden Funk,
in dem fast jedes Element von Melodie
schon zuviel wäre und rollen lieber
Rascheln, Knistern, Klickern, Knattern
und Bassline zu konkret kickenden
monochromatischen Tracks zusammen,
von denen hier insgesamt sechs Stück
eine harsche Realität spiegeln. Antye
bleibt auf ihren drei Tracks in den Mitteln
ähnlich reduziert und konzentriert,
schichtet die Sounds aber eher, als sie
auseinanderzudifferenzieren in ihre
Minimalst-Bausteine. Stellenweise sehr
dunkle Platte voller Ordnung und
Mathematischer Präzision. Als nächste
Partner sind T.Raumschmiere, Jelinek,
Rechenzentrum und Bretschneider
geplant.
http://www.neueberlinerinitiative.de
bleed
••••-•••••
sehr gute Tracks herausfischt. Wenn
schon Minimalismus ein sehr weites Feld
ist, wie viel ist dann erst Techno? Sehr
vielseitig und durchaus mit der Beweiskraft,
dass auch unter gewissen Umständen
eben gerade ungemixte Compilations
Sinn machen können.
bleed
••••-•••••
Andrew Mc Lauchlan - Boy On
Fire [Rogue Beats/004]
Lässig langwierig angefilterte Loopdiscotracks
mit angenehm reduziertem
Aufwand und eher lässig swingenden als
pathetisch sich aufplusternden Beats
enden allerdings auf dem letzten Track
in blassem Plüschdiscohouse-Kitsch.
bleed
•••
Alexander Kowalski - Progress
[Kanzleramt/067]
Alexander Kowalski zeigt allen minimalversessenen-Dubhouse-Bastarden,
dass
Deepness auch was ganz anderes sein
kann. Smoothe dunkle harmonisch
dichte detroitige Perfektion nämlich,
und so überrascht es einen fast wie gelassen
er in Track hereindriftet, die es mit
den besten UR und Red Planet Platten
aufnehmen können, ohne dabei zu wirken
wie eine Retro-Idee, oder rollend
und bestimmt kicken mit Basslines wie
aus einer Parallelwelt der Brighton-
Schule mit klingelnd euphorischen
Roland-Melodien, die man nicht wieder
vergisst. Acht Killertracks, die genauso
pumpen wie hymnisch dahinfloaten.
http://www.kanzleramt.com
bleed
•••••
Sound, das Auf- und Untergehen von
Populationen in den Tracks, das Spiel
zwischen Natur als Macht und Digitalität
als davon untrennbare Wahrnehmung,
zwischen dem Meer, das mal Unterschlupf
ist für Menschen und Technologie
gleichzeitig, mal aber eben auch den
Rahmen darstellt, auf dem all das überhaupt
nur miteinander funktionieren
kann. Nach der Vorab-12" ist das Album
übrigens wesentlich differenzierter, vielseitiger,
ruhiger und advancter als man
vielleicht vermutet hätte. Die Legende
kann weitergehen.
http://www.tresor-berlin.de
bleed
•••••
AGF / Kyborg
Akrasi - Zero EP [Sellwell/012]
Vocaltracks auf Sellwell, darke deepe
Downtempo-Breaks mit zitternder
Stimme vorgetragen, endlose urbane
Endzeitstimmung für Kids, die es einfach
nicht mehr packen, aber dennoch
durchhalten und dabei diese elegische
jazzige Tiefe entwickeln, die man eigentlich
nur noch aus Schwarzweiß-Filmen
kennt. Akrasi sind aus Manchester und
London, und nach dieser Platte wird
man noch einiges von ihnen hören,
denn sie blasen Portishead aus dem
Schlaf und dürften die einzige Konkurrenz
in diesem Sound darstellen.
http://www.sellwell.de
bleed
•••••
10247 [Dog City Records]
Polternde ultraschnelle Trakkertracks,
die sich um gar nichts drumherum kümmern.
Hart und trocken knatternd, wie
schon seit Ewigkeiten keiner mehr,
gehen die beiden Tracks von Tunk mitten
durch den Beton, während auf der
Rückseite auf moderaterem Tempo Kellerkinder
und Halunke das muntere
Scheppern für sich neuerfinden. Kratzig.
bleed
•••-••••
extrem deep und unglaublich rollen.
Nebenbei kann man die extreme psychedelische
Dub-Verliebtheit von Danny
nochmal auf das hin untersuchen, was
sie herausgebildet hat, und wie sich langsam
aus den Beats und Basslines, den
zeitlos schönen Melodien und Effekten
eine Art von Musik entwickelt hat, die
jetzt noch mit jedem neuen Track eine
Welt für sich darstellt, ohne sich gegenüber
den Hauptströmungen von Drum
and Bass wirklich abgrenzen zu müssen.
Von 1993 bis 1996. Und wir hätten fast
gerne eine Triple-CD daraus gemacht
mit noch viel mehr Tracks, denn jeder
der Stücke auf Droppin Science war und
ist einfach einer dieser herausragendsten
alles zwischen Kitschoper-Selbstinszenierung
von Sparks bis hin zu klar
minutiöser Auseinandersetzung mit
dem Material das Alexander Hacke
direkt als zweiten Track dann auch schon
durchexerziert. Merzbow verlagert seine
Vorgaben in die eisige Kälte der klinischen
Endproduktion, die sich immer
weiter in die eigene Zerissenheit zurückzieht,
FX Randomiz zerlegt und kombiniert
Resonanzen zu einem Monolith,
mit Loopspool dreht es sich zum ersten
mal auch Beats, Chrislo hört das Ganze
aus weiter Clubdistanz, Kid 606
bekommt die funkigste Vorgabe und
orchestriert das dann in klassisch vergrabenem
Knisterfunk, Zentralflughafen
Akufen - Psychometry Vol III
[Trapez/013]
Jeder Akufen-Track ist perfekt. Klar.
Aber jeder EP von ihm geht auch
irgendwie immer wieder in eine neue
Richtung. Man könnte sagen, dass er
eine der konzeptionellsten Minimalplatten
dieser Erde macht. "Psychometry
III" mit seinem Anfang aus rabiat stampfenden
Bassdrums, in denen die Sounds
dennoch extrem zart, fast zitternd über
die Stereoparameter verteilt werden, ist
soetwas wie eine galaktische Disco-
Maschine. Rollend leichte Basslines, die
man von Morgan Geist erwarten würde,
klare Beats und eine angetäuschte Geradlinigkeit,
in der die Effekte sich mit
den Harmonien eine kleine Kissenschlacht
liefern, die auf dem Dancefloor
einfach alles erwischt, was mit den Füssen
denken kann und gegen Ende erst
dieses Cut Up-Flair einwebt, dass manche
seiner "Found Sound" Tracks so
auszeichnet. Auf der Rückseite geht es
dann in fast zerstückelter Weise ähnlich
wie bei manchen Herbert Tracks weiter
mit dem Zerlegen der einzelnen Teile in
ordentlich herumhüpfende Killergrooves
und endet in einem geschliffenen
zerstückelten Blick auf die Kölner Neogrummeligkeit
mancher Kompaktproduktionen.
Killer.
bleed
•••••
Aardvarck - Novum [Delsin/023]
Und schon wieder ein Klassiker. Attica
Blues remixt einen Track von Aardvarck
und heraus kommt einer der reduziertesten
Detroitsynthbeattracks mit schwirrend
smoothen Öffnungen von unerwarteten
Flächen und gefilterten Akkorden
die man nie wieder vergessen wird,
und dann drei Tracks des kommenden
Albums von Aardvarck, die klarstellen,
dass es ein monumentales Ding wird.
Eigenwilligste deepe Grooves an der
Grenze zum zerbrochenen, Sounds und
Loops, die so roh und ungefiltert klingen,
dass sie sich fast unwirklich direkt
und dennoch extrem deep anhören und
dazu noch diese ständig sich selbst überholenden
Detroitsounds und die, wenn
er will, unbändige Energie egal in welchem
Tempo. Killer.
http://www.delsin.org
bleed
•••••
Ostgut/SO36
[Simon Dachplatten]
Wer dachte, die harten knallenden Ravezeiten
gäbe es in Berlin nicht mehr, und
alles zufällig mit Mitte verwechselt, was -
Pendant Deutschlands, der vier Stücker
vom Titeltrack über "Gestern", "Das
Gelbe Unterwasserboot" bis "Wenn ich
70 bin" als Karaoke in seiner unnachahmlichen
Stimme vorträgt. Copyright-
Anwälte dürften den guten in der Luft
zerreißen, während uns hier das Herz
zerreißt.
bleed
•••••
glaube ich - außerhalb von Berlin recht
häufig vorkommt, der sollte sich diese
Platte mal anhören. Auf der einen Seite
brettert Current Value einen Track für
das Ostgut zusammen, der klingt, als
hätte der Tresor einfach nicht genug
Beton gehabt, und auf der Rückseite
machen E-Men und Autist einen Track
für das SO 36 und beweisen so, dass die
Welt die bollernde Bassdrum und das
nervöse Zucken von Stroboskopen
immer noch und immer wieder braucht.
Platte wie die beiden zweidimensionalen
Wände einer Zeitmaschine. Und die
Zeit ist jetzt.
http://www.simon-dach-platten.de
bleed
••••
DJ ESP - Home Sweet Home
[Creation Rebel/011]
Dunkle pulsierende klassisch sequentielle
Technotracks von einem der US-
Urgestein-Technohelden Woody
McBride, um den es in der letzten Zeit ja
immer stiller wird. Drei lange Fäden
dichter Grooves mit etwas altmodisch
zudeckenden Sounds aber dennoch
irgendwie spannend in ihrer langsam
modulierenden Art.
bleed
•••-••••
COMPILATION
TRAUM V21 do12“
Elektronische Musik -Interkontinental
Anton Kubikov, Process, Miss Dinky, Fairmont,
Akufen, Philippe Cam, Tomas Jirku,
Andreas Fragel, Waki, M.I.A.
TRAUM CD7
Elektronische Musik -Interkontinental
+ FAX (Mexico), Oxtongue (Italien), Broker/ Dealer (USA)
traum@netcologne.de
trapez 11 M. Rahn - toaster
trapez 12 Oliver Hacke - ausschnitt
trapez 13 Akufen - psychometry vol 3
WWW.TRAUMSCHALLPLATTEN.DE FAX ++49 (0)221 25 787 42
reviews •••••ja •nein
[41] de:Bug : 055 | 0102
deutschland
Anna Kaufen - Drive In/Drive
Out [A Touch Of Class/007]
Natürlich ist Anna Kaufen das Synonym
von Mr. Akufen. Und natürlich, das
braucht man eigentlich gar nicht zu
überlegen, sind diese Tracks unglaublich
funky. Vielleicht könnte man sagen, dass
er hier auf seine Discohousezeiten eingeht,
besser gesagt sie auseinander
nimmt, wobei es komplett egal ist, ob er
welche hatte, wichtig ist, dass sie auseinanderfliegen
und den Track so mit reduziertem
Killerfunk volladen, dass er
ständig explodieren kann, und sogar ein
paar jazzig dahingefluffelte Soli erträgt,
ach, erträgt, er liebt sie. Auf der Rückseite
dann etwas kubistischer mit auseinandergerissenen
Vocalsamples, die ja
stellenweise so etwas wie seine Trademark
geworden sind.
http://www.background-records.de
bleed
•••••
Basic Implant - Revenge of the
101 pt2 [Toneman/008]
Der zweite Teil der Remixe mit einer
Schranzseite (Liebing und Cavalerra),
die beide irgendwie tun, was sie nicht
lassen können, logisch, scheint ja auch
immer und immer wieder zu funktionieren,
und der für uns Eklektizistenschweine
hier interessanteren Rückseite
von Berkovi der sich in ein pulsierend
Sequentielles aber für Berkovi doch
relativ straight Monotones ungetüm
hineinbollert und einer kleinen Scifi-
Oper mit merkwürdigen Beat-Bögen
von Brtschitsch, der den Kick der astralen
Triolen für sich wiederentdeckt.
http://www.toneman.de
bleed
••-•••••
Chris Doria - Movin On EP
[First Cut/006]
Sehr elegant driftet diese Platte in eine
leicht noodelige acidähnliche Sequenz
hinein und ist von da ab erst mal nur
noch groovy und nett, schichtet ein
wenig hymnische leicht neotrancige
Flächen dazu und bleibt dennoch auf
dem Boden der Tatsachen. Musik zu der
man genau so schunkeln, mit Oldschooltränen
in den Augen losheulen
wie durchtanzen kann. Auf der Rückseite
rockender, trockener und gespenstischer
mit ratternden Phaserpercussions
und horrend gruselnden Strings und
komplett in KMS Discostyle versunken.
Verdammt gute EP dieses Berliner
Labels.
bleed
••••-•••••
Istarilasterfahrer
[Complication # 27]
Der Lasterfahrer aus Hamburg ist zu
Besuch auf dem Leipziger Complication
Label und fetzt in bester '94-Manier
durch den Amenbreak, filtert, was das
Zeug hält, findet irgendwo noch alte,
coole Sprach-Samples und kitzelt
irgendwo her noch einen Killerbass. Was
gibt es da noch Schöneres. Zumal der
Amen hier halt wirklich Amen sein darf
und einfach extrem wild durch die
Gegend purzelt. Wunderbar. Dann
drückt Istari auf die Hupe, überholt den
Funky Drummer und dreht total durch,
solange Platz auf der 7" ist. Ich denke an
die guten alten Bassterror-Tage und finde
das großartig. Menschen wie Istari
könnten die Welt retten.
http://listen.to/istari
thaddi
•••••
Gayle San - Humourless EP
[Sok/027]
Hätte man besser gar nicht benennen
können diese Platte. Auf der A-Seite ein
leicht tribaliger Loop, der nicht aufzuhören
scheint, aber wirklich den Track
Gianni Stiletto - Floating
Point/Stochastic Drift
[Molar Rec.]
Auf der A-Seite merkt man der dezent
Drum and Bass Tempo angenäherten
Musik deutlich an, dass der Salzburger
Stiletto vor allem Filmmusik macht,
denn das wird alles eher mit breitem
Gefühls-Pinsel aufgetragen, als die
Sounds jenseits ihrer repräsentativen
Funktion als Emotion oder Stil zu
sehen, weshalb die B-Seite dann auch
besser ist, weil per se mehr auf Ambientes
konzentriert, dort aber, so stellt sich
nach einer Weile raus, doch wieder mal
nur die lustige Modulation eines elektronischen
Digeridoos entdecken.
bleed
••
Holger Flinsch - The Return To
Mutabak [Basalt/003]
Zurückkommen ist immer glücklicher
als verlassen oder verlassen werden.
Jedenfalls bevor man da ist. Holger
Flinsch hat die Basalt Reihe mal eben als
Trilogie umformuliert, und wir würden
uns nicht wundern, wenn in alter Science
Fiction Manier ein Zyklus daraus werden
würde. Steppender und upliftender
geht es nach Hause, die Welten wirken
luftiger und voller Erwartung, die Dubs
reduzieren sich auf Klickern, die Musik
wirkt wie eine Schneedecke aus Erwartung,
harmonisch dichter und wie aus
einem langsamen aber unhinterfragbaren
Guss. Perfekte Weihnachtsmusik
logischerweise. Und auf der B-Seite
(rotziger, darker, funkiger) waren wir
noch gar nicht.
bleed
•••••
E-Men - 3 [Korrekt Gesprengt]
E Men machen hier ziemlich skurrile
Elektro-Retro-Tracks mit verdrehtem
Vocoder-Gesang, gespannten Beats und
Pophimmel-Eskapaden bis weit über die
letzte Plattenbausiedlung. Leicht trashig
RECORD STORE • MAIL ORDER • DISTRIBUTION
Paul-Lincke-Ufer 44a • 10999 Berlin
fon +49 -30 -611 301-11 • fax -99
business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 11.00-16.00
www.hardwax.com • mail@hardwax.com
Ars Larson - Ich Lieb Dich
[Shot/014]
Reduziertere Tracks, als man von ihm
gewohnt ist, mit viel Platz für Dubs und
Effekte, ruhige Breakdowns und irgendwie
offeneren Strukturen, obwohl es
immer noch mächtig pumpt in zwei Versionen
dieses ganz funkig-kalten
Ticktack-Grooves ("Da Da Da" Neuinterpretation
die gar nicht schmerzt).
bleed
•••-••••
Artist Unknown - Errorist
[Disko B/104]
Wer erwartet hätte, dass Artist Unknown
einfach so auf dem immer noch in
Hochbetrieb rollenden Retro-Fahrwasser
ganz unbefangen weiterschwimmen,
der hat sich ein wenig getäuscht, denn
zwar orientiert sich die Platte klar an
sowas wie Nuwave-Monsterhits, aber sie
tut es auf dem einzigen Track, der nicht
von anderen geremixt wurde so dark,
dass es schon fast wieder einen kompromisslos
lustigen Effekt bekommt. "Errorist"
könnte frühen Tuxedomoon- und
PIL-Stücken Konkurrenz machen. Es
folgen DMX Krew mit einem Human
League-Funkup von "Anthem". Ihr alter
ego Martini Brös. remixen "Control"
mit Cellosolointro und Melissa von den
Chicks zu einer Art Greenaway-Soundtrack,
während Highfish & Diringer
einen reduziert funkig rollenden
Sequenz-Minimalisten DAF meets Hypnose-House-Remix
machen den man
wohl auf jedem Dancefloor Berlins
hören wird. Und was war noch mal
retro? Egal.
http://www.diskob.com
bleed
•••••
Autist Artists - Autobahn EP
[Autist]
Ziemlich rabiat drauflosdonnernde
Tracks mit angezerrten Sounds und verirrten
randomartigen Melodien, die
man in Mittneunziger Techno so gerne
benutzt hat und die, vermutlich aufgrund
von anderen Sequencern, fast
überall verschwunden sind. Wuchtig und
monoton, aber dennoch irgendwie ganz
gut drückend und mit genau dem Hauch
von Intensität in den Modulationen,
dass man dafür jede Looptechnoplatte
wegschmeissen würde.
bleed
••••
Crane AK - Supermarket
[Force Tracks/038]
Die neue Crane AK überrascht mit
einer leichten Annäherung an Berliner
80er-Styles auf "Supermarket", dem
krabbelnd digitale Knackser in den stolzierenden
4/4tel Bassline-Groove
geworfen werden. Irgendwie erinnert
der Track damit ein wenig an Sascha
Funke, wegen der Stimme aber eher an
Miss Kitten, und bekommt dennoch
diesen Grenzgang zu minimaleren House-Strukturen
etwas gebrochen aber
dennoch ganz gut hin. Auf der Rückseite
mit "Morgenrot" ein ähnlicher Track,
der sich aber mehr auf das Spielerische
der Melodien verlegt und ein sehr
smoothes House-Stück in dem Knistern,
Klickern, Dubs und Melodie so
sanft ineinanderübergehen, daß man es
lieber noch ein paar Runden mehr
hören möchte.
bleed
••••-•••••
Betrieb - Harmolodic House EP
[Klang Electronik/061]
Ekkehard Ehlers ist ganz schön unermüdlich
und umtriebig. Schichtet seine
verschiedensten Projekte ständig neu um
und ist auf jeder Platte wieder so erfrischend
neu, dass man ihn als Person
schon kaum noch für real halten kann.
Betrieb heißt hier tatsächlich Housemusik,
minimalst und clickernd, bis hin zu
experimentellen Brüchen in dem, was
man überhaupt noch an hyperaktiven
Kleinstgeräuschen und Release-Zeiten
hören kann, aber sitzt auf dem festen
Sattel sympathisch vereinender Bassdrums.
Gelegentlich erinnert einen das
ein wenig an die ultrafunkige Zerrissenheit
mancher Akufen-Tracks, bleibt aber
abstrakter und ohne Referenzen im sehr
abstrakt jazzigen Sounddesign. Drei
pumpende Hits und ein Bonus-popambientes
Meisterwerk dazu.
http://www.mad-net.de/playhouse
bleed
•••••
Brand & Leon [Molar Rec.]
Zwischen Kölner Schuffle-Geschunkel
leicht überzogen flachem Sample-IDM
und dezentem Terror-Breaksound
schwankt diese EP hin und her, wirkt
aber auf jedem Track einfach ein wenig
zu blass um die nötige Dichte, zu hingefusselt,
um die nötige Experimentalität,
und zu losgejammt um die nötige Schärfe
solcher Produktionen erreichen zu
können.
bleed
•••
Captain Comatose - 2nd EP
[Playhouse/053]
Snax und Kahn gehen hier in die zweite
Runde und fusseln sich quer durch die
Styles die House mit 60er-Harmonien
konfrontieren, mit Gesangs-Genuschel
bis hin zum Kehlkopfgesang und dabei
ganz gelassen eine Art von neuer Disco-
Schunkelmusik für Elegiker und Elektroniker
der dritten Art produzieren.
Freeway-Funk für die Brüder und
Schwestern der Weihnachts-Dub-Saison
technicolor getränkter Helden-Ingenieurs-Filme
und Seifenopern-Serien.
Skuril und hitverdächtig.
http//www.mad-net.de/playhouse
bleed
••••-•••••
Halelujah - mixed by Deli-G
[Slip & Slide]
Hab mich ja immer gefragt, ob es sowas
wie Gospel House wirklich gibt. Und ja,
hier ist es und es ist so schlimm wie wir
alle dachten, und wir machen jetzt drei
Kreuze, bekennen uns zum unerschütterlichen,
ja fast genetischen Atheismus
und schmeissen das Ding aus dem Fenster,
wo es die Suchenden finden
mögen, so Mr. G will.
bleed
Faith Vol1 [Clockwork]
Beginnt eine Doppelmix-CD mit Harfengefussel
und spanischer Guitarre,
dann weiss man, dass man in der
falschen Kirche gelandet ist. Obwohl,
im Vergleich zum anderen Versuch, aus
der Weihnachtsgläubigkeit der Christenheit
noch schnell ein bissi Housereibach
zu machen, ist das hier (gemixt von Terry
Farley und Bill Brewster) schon noch
richtig rockender Hostiensud. Discogedaddel
mit Vocalhousegeplänkel und
Besänftigungstheorien in Beats gemeisselt.
bleed
•
••
DCP - Chrome
[Z Schallplatten/003]
DCP ist Dietmar Pier und kickt unter
dem Titel "Chrome" einen dieser zeitlosen
Detroittrancetracks mit endlosem
fast hypnotischem Arpeggio und leichten
Dubs zu immer tiefer grabender
Bassline und langsam alles in einen Erdrutsch
versetzenden Filtern. Musik wie
die plotzliche aufgeladene Stille nach
einem Sommergewitter. Auf der Rückseite
wird es mit "Arabicum" erst mal
schillernder und relaxter in weitschweifigen
Dubstrukturen zu plockernd
dezenter Bassdrum und rasselnden
Rimshots und zeigt sich auf dem letzten
Track dann auch noch sehr reduziert
und verwirrend durch endlose Effekte,
geschliffen von seiner dunkleren Seite.
http://www.z-schallplatten.de
bleed
•••••
Grad 1 [Cyclotron Records/002]
Finde Tracktitel wie "Internet Macht
Frei" trotz des möglichen Sarkasmus
irgendwie unfunky. Zumal wenn zu den
eigentlich ganz guten Sounds von Club
Off Chaos Mitstreiter Polonski diese
etwas blöde seichten Slacker-Vocals
dazukommen, die einfach nur klingen
wie Arbeit oder eben Theater. Neo-
Retro-Wave-Musik ohne Sinn für die
Grenzen der Revitalisierung.
http://www.cyclotron-records.com
bleed
Felix Kubin/Aavikko - Super
Lake Beat/Antarktis Slow Beat
[Diskono 014]
••
Taubenstrasse 13
aus Hamburg zu
Gast
Januar 2002
Zwei sehr kurze, schnörkellos auf einer
7" auf den Punkt gebrachte Perlen, die
der Zusammenarbeit der Band Aavikko
und Felix Kubin entsprungen sind. Zum
einen darf man sich an der lasziven Seite
verpoppter Rockmusik erfreuen, die
sich wohl am deutlichsten durch strippende
Playmobil-Figuren illustrieren
ließe, welche sich von ihrer eigentlichen
Daseinsberechtigung emanzipiert haben
und nun damit beschäftigt sind, die
Vorzüge der Lüsternheit für sich zu
erschließen. Auch kein Kind von Traurigkeit
die muntere Rumelplatzmusik
der anderen Seite, die möglicherweise
von den Weiten des Wolgatals inspiriert
ist und ebenfalls üppig auf der
beschwingten Seite des Lebens steht.
Lethargie geht jedenfalls ganz anders.
p_
•••••
darstellen soll, auf der anderen Seite
zwei Loops, die nicht aufhören und sich
vor sich hinlangweilen. Nicht in Stimmung?
Vielleicht lieber nicht machen.
bleed
••
PSI Performer - Art is a division
of Pain Remixed 4 [k20/008]
Das Unternehmen "Art Is A Division Of
Pain" geht in die vierte 12"-Runde
nachdem die beiden CDs jetzt schon
draußen sind. Und es fällt immer noch
auf, wie gut die Remixer hier wirklich aus
sämtlichen Feldern elektronischer
Grauzonen zusammengesucht sind.
Scorn beginnen mit einem ruffen
Downtempo-Drumandbass-Darkness-
Epos, Anthony Child gibt seinen
ambienten Soundscape und "Union
Musique Concrète" Vorlieben wieder
einmal ein Stück verregnetes Kinoerlebniss
zwischen den digitalen Weltkriegen
zurück, Freund Carl O`Connor hingegen
lauscht fast besinnlich zwischen
Oper und Unterhaltungs-Klassikern an
IDM Grenzen herein. Pan American
schleifen sich durch loopig clickernde
basisdemokratische Dub-Gräben mit
Oberton-Glückseligkeit, Tom Tyler
rufft das Ganze leicht psychedelisch aber
monumental funky auf, während Russ
Vier5, Frankfurt
Vier5.de/Ausstellungen
Gabriel bedrohlicheren Übersteuerungs-Modulations-Barock
fährt als
Annibaldi in seinen darkesten Zeiten.
http://www.kanzleramt.com
bleed
•••••
DJ Maxximus & Something J -
Mecedes Bentley vs. Versace
Armani [Warp]
Hi hi. Berliner auf Warp, wer hätte das
gedacht. Mr. Amaretto und Frederic
Stader mit einem dezenten darken
HipHop-orientierten Ravetrack für
Oldschool-Nuskool Fans. Einfache
runtergeschraubte perfektproduzierte
Beats mit viel lazy slacker Vocals drüber
zum Aufrühren und als Erinnerung an
alte Ataripunkzeiten und auf der Rückseite
mit einem klassischeren Nuskoolbreaks
Mix,der sich Dub nennt. Dunkel
und funky.
bleed
••••
RECORD STORE • MAIL ORDER • DJ EQUIPMENT
Katholisch-Kirch-Str.24 • 66111 Saarbrücken
fon +49 -681 -32 001 • fax -32 002
business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 11.00-16.00
Dennis DeSantis - Deviant
[k20/013]
Sehr aufgeladen und fett produziert
kommt dieses amerikanische Glitzer-
House-Dub-Monster daher und überholt
Swayzak und Ideal links und rechts
und kann sich mit "Deviant" durchaus
als eine der glitzerndsten Minimaldub-
Hymnen bewerben, bleibt aber gleichzeitig
sehr detroitig. Auf der Rückseite
weniger euphorisch dafür aber noch
deeper in den Filtern auf "Tendril" umd
mit berstend rockendem Funk auf "Suspend".
Überraschende Platte für k20.
Perfekte Platte für jeden minimal deepen
Dancefloor.
http://www.kanzleramt.com
bleed
•••••
Disco Stu - Sex Slave
[Cyclotron Records/001]
Mit diesem sehr funkigen Release starten
die Frankfurter ihr Label ganz und gar
nicht so Disco wie der Titel vermuten
lässt. "Sex Slave" ist in Wirklichkeit in
minimal rockendes schnelles Triggermonster
mit Brecher-Sample und sehr
transparent pumpender Produktion,
einfach und dadurch fast abstrakt, aber
sehr zielgenau. Der Bonustrack "Angora"
kuschelt in eher dezentem Housetempo
mit ein paar wenigen aber dicht
gefilterten Loops und dazu erfrischend
angetrashten Beats. Der Boris Polonski
Remix auf der B-Seite macht aus "Sex
Slave" eine Art funktionalisierten Herbert-Track
mit leichten Anklängen an
Tejada. Da wird man wohl nicht nein
sagen können. Schönes Debüt. Nicht
von dem OP-Art Cover abschrecken lassen.
(Oder von dem bei den Simpsons
geklauten Namen des Acts, der Korrektor!)
http://www.cyclotron-records.com
bleed
••••-•••••
Heiko Laux - The Silent Bass
[Kanzleramt/066]
Tricky Titel. Bass muss doch laut sein.
Wissen wir doch alle. Und Heiko sowieso.
Also heißt Silent hier ganz weit
unten. Ganz furchtbar deep. Ganz weihnachtlich
rollt diese Platte mit ihrem
ruhigen satten Bass vor sich hin und
fächert sich auf in eine der Clubhymnen
für's nächste Jahr. Massiv, glänzend,
deep und endlos. Killer. Auf der Rückseite
mit "Position Flipped" ein ebenso
deeper swingenderer dezent mit Effekten
verwischter aber dennoch extrem
funkiger Track, der zeigt, dass es, wenn
es um Tracks geht, die eine gelassene
Ruhe ausstrahlen, aber dennoch sehr gut
und klassisch rocken, kaum einer mit
Heiko Laux aufnehmen kann.
http://www.kanzleramt.com
bleed
•••••
Hakan Lidbo - Overnight EP
[Moon Harbour/006]
Zur Zeit releast er nicht nur überall sondern
vor allem immer perfekte Tracks
wie "Overnight" für das er sich mit
gezupfter Obertongitarre und Saxophon
unterstützen lässt, ohne, dass einem die
Ohren abfallen. Sehr smoothe nachtklare
Breaks im schillernd schlendernd
lockeren Grooves mit zurückhaltender
Sampleperfektion selbst auf vollmundiger
funkigen Tracks wie "Shake What
Your Mama Gave You". Liebe in Zeiten
der multimedialen Hanni-und-Nanni-
Bücher zeigt Hakan auf der Rückseite in
zwei Versionen des Klöppel-Jazz-Fusion-Grooves
"The Girl And The Pony".
http://www.moonharbour.de
bleed
••••-•••••
die Stimmen immer tiefer in die Sounds
reingeschliffen und rockende Zwei-Finger-Basslines.
Weniger Retro all das als
einfach nur kompromisslose ab und an
harsche Popmusik.
bleed
••••
Electronicat - Amour Salé
[Disko B/105]
Wenn man ihn auf seinen vorhergehenden
Platten noch für das französische
Update von Suicide für Elektroniker
halten konnte, so ist er hier eindeutig
einen Schritt weiter gegangen. Die Rhythmen
sind immer noch auf Bassdrum
und Claps reduziert, swingen immer
noch genauso, werden aber irgendwie
von der soulig hypnotischen Jamie
Lidell-artigen und gleichzeitig ultradarken
Ghostbuster-Runter-Pitch-
Gemeinheit so aufgebrezelt zu einem
Reduktionisten-Rave-Soul-Sound, dass
es wohl nur noch eine Frage von Jahrhunderten
sein kann, bis Electronicat
damit die Charts busted. Rock and Roll
für Hochspannungsmasten und solche,
die es werden wollen. Killer.
http://www.diskob.com
bleed
•••••
Ferro - Acuario
[Danza Electronica/004]
Breitseiten Horror-Retro-92er-Techno
von Henze und Rios die man irgendwo
zwischen F.U.S.E. und Red Planet
Sound verorten würde. Also hypnotisch,
leicht trancig, deep und schlicht. Auf der
Rückseite mit einer doppelten Portion
Acid und Sirenen. Einfach, damals,
etwas unverschämt, aber immer gut.
bleed
••••
Free Loving Foundation - You
Should Forgive [Freu_ND/001]
Die erste Platte dieses neuen Labels von
ND Baumecker, das mit einem dezent
filternden Fullvocal-Track in schmachtender
Harmonie beginnt, dessen angerauchte
Vocals sehr smoothe Deephouse-Atmosphäre
erzeugen. Auf der Rückseite
etwas glitzerndere Stimmung auf
"Do It", das so in ungefähr das ist, was
man sich unter einem Daft Punk-Deephousetrack
vorstellen würde. Überragend
pathetisch und dennoch dezent,
filternd und mit Melodien um sich werfend,
aber dennoch mit sehr smoothen
leichten Grooves.
bleed
••••
Martin Jarl - Weetabix EP
[Konvex | Konkav/014]
Der Schwede Martin Jarl brilliert hier
mit vier ultrasmoothen weitläufigen
Dub-Click-Tracks, die sich dennoch
nicht auf den klassischen Formalismus
einigen wollen, sondern immer wieder
neue Sounds ins Zentrum stellen und
darum herum dann eine eigene Welt aus
breiter endloser Größe legen, die mal
konzentriert ruhig bis fast ambient ist,
mal deep housig, mal clickernd reduziert
perlend und dann auch schon mal fast
Chicago-artig mit Weihnachtsvorgeschmack.
Sehr schöne Platte.
http://www.konvex-konkav.de
bleed
•••••
i cant take it no more
dial.
de:Bug : 055 | 0102 [42]
reviews •••••ja •nein
deutschland
Jazzanova - That Night with Vikter
Duplaix/ Days To Come
[JCR/PP Sales]
Jazzanova, die überirdischen Spielmeister
der Verflechtung stilübergreifender
Genres. Nachdem sie sich in der Vergangenheit
zumeist im brasilianischen
Territorium aufgehalten haben mit der
Affinität zu Jazz, Funk und auch Senior
Soul, begeben sie sich nun in die Innenwelt
des Tiefenuniversums Detroit. Ich
erinnere mich an das Set von Jürgen von
Knoblauch im Rahmen der Compost-
Nacht im Alten Wartesaal während der
Popkomm. Was sich hier längst anbahnte,
ist nun verinnerlicht in der Produktion.
Das traditionelle Moment wird
nun zum subversiven Bestandteil ihrer
Betrachtung. Es versteckt sich im Detail
des Arrangements. Was nun an der
Oberfläche sichtbar wird, ist eine komplexe
Struktur, ein verschachteltes
System, das sich seines Ursprungs
bewusster ist denn je. "That Night" spielt
mit Vocals, verfremdet sie, verändert sie
Schicht für Schicht, mal als Loop, mal
als Vocalline hörbar. Die Grenzen zwischen
Vergangenheit und Zukunft werden
aufgelöst, Zeitlosigkeit wird zelebriert
und steht damit in der Tradition
von Juan Atkins und Kevin Saunderson
- verspielter, Seins-fixierter Techno-
Entwurf in der synkopierten Spielart.
Und wie immer ist die Detailverliebtheit
und das gekonnte Spiel mit Sound- und
Vocal-Teilen ein Erkennungsmerkmal
ihrer ureigenen Interpretation von
Musikalität. "Days to Come" brilliert
durch die Tiefe des Basslaufes und die
Klarheit der Drumpatterns, die durch
Bleeps und organische Details dramaturgisch
umwoben werden zum magischen
Dancefloor-Opus.
mk
•••••
John Starlight - Blast from the
past [Lasergun/012]
Die skurrilste außerplanetarische Vocoder-Disco-Platte
des Jahres kommt
natürlich auf Lasergun. Knatternd und
klöppelnd, monströs und pulsierend wie
ein Neutronenblaster der Erinnerung,
ausufernd dubbig und unerwartet hyperneurotisch
und Klapper-funky, wenn
sie will. "Blast from the past" lässt damit
jede Erinnerung an Herbert und Robot
explodieren in einen Track, der es glatt
mit dem legendären Mistakes aufnehmen
kann. Und auf der Rückseite noch
viel mehr ultrakickend krabbelnd neu
und unbegreifbar.
shot@lasergun-records.com
bleed
•••••
Kosmos [All Score Media]
Ah, das klassische Weihnachtgeschenk.
Ostdeutsche auf dem Weg in den Kosmos
mit rasanten Easylisteningorchestertracks
aus einer Handvoll Filmen
zusammengeschnitten, die vermutlich
ganz schön ernst und ganz unglaublich
unterhaltend gedacht waren und allein
wegen der Texte schon ziemlich absurd
sind. Dazwischen immer ein paar Hörspiel-
oder Fernsehschnippsel und funky
Soundeffekte. Wir hätten gerne noch
viel mehr Info dazugehabt, sozusagen
ein Buch, was man dazu lesen kann, um
nach den netten, aber viel zu kurzen
Linernotes herauszufinden, was eigentlich
die Zukunft in diesen Jahren (60er,
70er) so bedeutete jenseits der Kapitalistischen
Schallgrenze.
bleed
••••
Multicast - Further Obliq Perspectives
[k20/014]
Die Posse aus Colorado, die unter verschiedensten
Namen bislang von ihren
eigenen Releases bis hin zu Pitchcadet
schon vieles gemacht haben, bleiben
auch auf der EP für das Kanzleramt-
Sublabel eher Session-artig verdaddelt
ambient. Je nach Gitarrenanteil geht das
von eher Lagerfeuer-Elektronika Nuancen
bis hin zu industriell-postapokalyptischen
Harmoniegewittern, rattert
zuweilen recht rabiat mit Breakbeats
amerikanischer Prägung herum, kommt
aber immer auf die gleiche Struktur des
fließend Dahinentwickelnden zurück,
die die Stücke gelegentlich etwas altmodisch
erscheinen lässt, obwohl ausgefeilt
im Sounddesign.
http://www.kanzleramt.com
bleed
•••-••••
Hometrainer - Take My Hand
[Payola / K2]
In München läuft immer wieder gerne
das Schema F. Offenbar. Und der
Hometrainer ist voll dabei. Und das geht
so: Angeberische Bassline, schlechter
Vocoder-Gesang und eine Vorstellung
von Funk, mit der man vielleicht in
Kochel am See ein Schnitzel umsonst
bekommt. Console nachmachen will
halt gelernt sein. B-Seite mit Gabba-
Mix. Witzig. Echt. Vinylverschwendung.
thaddi
•
Marcus Schmahl - Eetack Visuo
EP [Utils/017]
Vielleicht ist ja diesen Winter soetwas wie
ein neues Ästhetisches Sparprogramm
auf den Plan gerufen worden. Heimlich.
Die neue Utils jedenfalls ist auf "Swayin"
auch voll versunken in die Betrachtung
von resolut-klöppelndem Minimalismus
in emuliert-analoger Form, bohrt sich
leicht psychedelisch unter House durch
und holt gegen Ende Luft mit einem
angereichterten E-Akkordeon. Auf der
Rückseite darf mit "Casino" funky Chicago-Style
geschrubbert und mit
wedelnden Schuffles und Wuscheln
Tempo erzeugt werden, während "Bromide"
ähnlich chemisch-psychische
Hausdurchsuchungen anstellt wie
"Swayin". Fein.
http://www.utils.de
bleed
••••-•••••
Mark Hawkins - Test Bottle
Damage EP [Hörspielmusik/028]
909 ausgepackt und brettern, hier und
da mal die Sequenzen runterdrehen,
rauf, fiepsen, rattern, gegeneinander
auflaufen lassen und dabei viel Wirbel
erzeugen und schon ist man zufrieden.
Sympathisch losrockender Brightonmeets-Chicago-Crash-Course-Sound.
http://www.hoerspielmusik.de
bleed
••••
Metope - Magnetic / Memory
[Areal/005]
Man hätte auch sagen können Memory is
Magnetic oder darauf hinweisen, dass
Michael Schwanen nicht umsonst mit M.
beginnt, dass das elektronische Gedächtnis
die Personalisierung bestimmt und
dass Metope Tracks mit zum Persönlichsten
gehören, was man in minimaler
Musik so findet, ohne dass man wüsste,
warum dem so ist. Die beiden Tracks
jedenfalls zirkeln ihren eigenen Bereich
mit komplett ungewöhnlichen Sounds
und massiver Kryptologie so gut ab, dass
am Ende alles zu Sounds rockt, die man
nie für möglich gehalten hätte. Eine der
funkigsten Varianten Kölner Sounds.
Auf der Rückseite noch kantiger und
reduzierter, als wäre DBX als Roboter im
keimfreien Raum wiederauferstanden.
Perfekt.
http://www.areal-records.com
bleed
•••••
MFA - Coffe Shop Rules [Domino]
Deepe darke Kiffermusik mit Elektroeinschlag
und leichtem runtergetunetem
Valiumfunk liefern uns Broom
und Hill hier. Gespenstisch voller Erinnerungen
an die guten alten Zeiten, als
England die Opiumkriege fast gewonnen
hätte, etwas reduziert und genau
dann gut, wenn es bei eben diesem Etwas
bleibt, und nicht die elektroiden Räucherkerzchen
in die Ecken des Grooves
verteilt werden. Für ein Dungeons and
Dragons Spiel mit Sicherheit ein perfekter
Soundtrack, aber sonst eher was für
Schwerenöter, öh, Schwermütige.
bleed
•••
Peter Licht - Heiterkeit Remixe
[Mofa 1/BMG]
Find ich gut. Golden Boy träufelt die
Glorie der astreinen Besinnlichkeit der
großen Neo-NDW-Geste von den
Schweizer Bergen hinab auf den Rhein
als wär's der Mersey. Mr. Künstler Treu
streut dem Ganzen noch das Boy-Flavour
gut abgehangener Kirmes-Psychedelik
lang ersehnter Fernseh-Sonntagvormittage
dazu, ach, Pop, da geht
Herrn Licht gleich noch eine richtig
europäische Genealogie auf. Mit Orgi-
nal-Schrammel-Schunkel-Pollunder-
Pop.
bleed
••••
Mille & Mr.Hirsch - Soulmotion
EP [Polish/001]
Die zweite EP von Mille und Hirsch auf
diesem Label, und in Kürze wird man
die beiden wohl immer in einer Reihe
mit Lowtech und Metro Area nennen,
denn in dem Bereich richtig runtergefahrener
deeper Housemusik gibt es
kaum noch mehr ernsthafte Konkurrenz.
Wesentlich loopbasierter aber als
die beiden, haben sie das Glück die
Hihats immer Hängen lassen zu können
in einem eh schon ausgezeichneten
Groove und die Filter auf eher Theo
Parrish (sag auch Lawrence, Newworldromantic)
artige Weise einsetzen zu können.
Das Label wird noch Legende, da
gibt es keine Frage, vor allem auch weil
Mille und Hirsch nämlich, obwohl klar
definiert in ihrem Stil, genau wissen wo
und wie sie ihn brechen können umd
den Track dieses letzte bisschen Unangreifbarkeit
zu verleihen.
http://www.newpolish.com
bleed
•••••
Miss Kitten On The Road
[Terminal M]
Auf Monika Kruses Label kommt hier
die zweite DJ CD von der ziemlich
umtriebigen Miss Kitten und wenn man
dem hier glauben darf, dann kennt sie
wirklich keine Peinlichkeiten, findet
Stumpfe Ravemusik neben ambientem
Sven Väth Seifenscifioperettensound
genauso gut wie Tribaleskes von GigiGalaxy
bis Killabyte, wuschelt das gerne
auch mit Disco ala Kiko zusammen, findet,
Heckmanns EBM Gebratze passt toll
zu Felix Da Housecat und Plastikman
eigentlich ganz gut zu Plaid. Nun ja.
Langweilig wird einem dabei nicht und
ziemlich gut crossfaderstyle gemixt ist es
auch, aber tatsächlich wäre das im Club
irgendwie zuviel, es sei denn, es wäre
wirklich ein alberner. Und zuhause muss
man es schon mit einem distanzierten
Blick hören.
bleed
••••
Moonbuggy - Beep Valley
[Doxa Records]
Ups, gerade noch verspielt poetisch,
werden sie schon kindisch albern. Die
Hamburger Moonbuggy tragen
bestimmt Ringel-T-Shirts, aber die stehen
ihnen ganz gut. Zwischen Jahrmarkt,
Easy-Kleinkunst und Dancefloor
fitzeln sie schelmisch lächelnde Gemütstracks
zusammen, die nichts vom Ernst
des Lebens wissen wollen und Melancholie
für eine Krankheit des 19. Jhdts.
halten. Ist man deshalb gleich banal?
Vielleicht der richtige Verschnaufplatz
für alle, die sich von zu viel Emo-Elektronika
erholen müssen und dabei eine
Portion "Die kleinen Strolche" gern in
Kauf nehmen.
janj
•••
Kissogramm vs. Woody
If I had known this before
[Electric Kingdom]
Der "Nights of the Jaguar"-Konsenshit
dieser Saison ist definitiv Kissogramms
"If I had known this before" im Woody
Remix ohne Augenränder. Dieser Ausnahmehit
führt vor, wie man völlig unliberal
und anti-anbiedernd zwischen
Trockenklick und Trockeneis, zwischen
minimalem Federn und barockem
Pomp-Synthie alle Lager an ihrer empfänglichsten
Stelle treffen kann. Vor 3
Dekaden (in Club-Zeitrechnung) auf
Blaou erschienen, bekommt es leider
etwas zu spät für die German Dance
Awards 2001 von Electric Kingdom verstärkte
Steigbügelhilfe. Der Westbam
Remix versucht es mit gezielter Zurückhaltung,
wirkt aber etwas schlapp mechanisch
gegenüber Woody, was soll man
machen bei so einer Lattenhöhe?
janj
••••-•••
P. Lauer - Café Contakt EP
[Separé Recordings/003]
Wie man es von den ersten Releases des
Labels schon kennt, kommen auch hier
wieder drei groovend deepe harmonische
Housetracks mit Jazz-Flavour und
Vocalsnippets, Saxophon, Rhodes, Piano
und dezent angeshuffelten Beats, die
mit leicht perkussiver Tiefe sehr schön
vor sich hingrooven. Latenight Masters.
http://www.separe-rec.com
bleed
••••
Neal White - j.o.g. [Salo/014]
Der "Schubbern" Track der neuen Salo
ist wohl der härteste Track, der bislang
auf Salo erschienen ist und verbindet im
Pliq Mix dezent minimale Dubstrukturen
mit leicht psychedelisch anmutenden
Effekten und Stimmen, die mir ein
wenig zu stark in Richtung Neo-Goa
gehen, das Original ist dafür wesentlich
dezenter und endet in rasantem angedubbtem
Sägezahn-Dub kompromissloser
Verwaschenheit. Der Titeltrack holt
dann alles wieder auf phasernden Minimalhouse-Dubsound
zurück, der sich
von nichts aus der Ruhe bringen lässt
und die EP auch für alle, die den Sound
von Salo lieben, wieder richtig smooth
macht.
bleed
•••-•••••
Novatek - Compact EP
[Morris Audio/008]
Meist kennt man den griechischen Producer
von seinen Treibstoff-Releases.
Und diesen Sound setzt er hier auch
fort. Deepe dubbig angeheizte Minimal-
Clubtracks mit dezent discoiden Basslines
und vielsagenden langen Filterbewegungen
die den Tracks dieses gut glitschig
groovige geben. Auf der Rückseite
bekommt die EP mit "Double Click"
neben aller eh schon chromglänzenden
Glätte einen Track der leicht an den
Sound von Burger in George Clinton-
Maske erinnert.
bleed
••••-•••••
Oliver Hacke - Ausschnitt EP
[Trapez/012]
Oh. Neuer Act. Holziger Act. Sehr cool.
Beats für die gebrochene Wahrnehmung,
die überall mehr Zwischenräume
erkennt und den Dancefloor einfach
über die Hithats beherrschen kann.
Schon auf dem ersten Track kommt das
alles zusammen. Der intensiv klare dichte
Reduktionismus von Leuten wie Jeff
Samuel, das elementar schwingend
Leichte Houseflavour wie bei Herbert,
die konsequente kubistisch smoothe Art
von Luomo und das sympathisch Kanadische
filtern von Sequenzen. Brilliant.
Auf dem nächsten Track treffen ganz
andere Dinge aufeinander, aber man
spürt, dass das was bei vielen Leuten
Arrangement ist, hier eher eine Kollage
der Intensitäten wird die langsam aber
ständig, wie jeder es tun sollte, hier eine
Lebensempfehlung, ein sozusagen
ethisch-genetischer Rat, von Print zu
Leser, wir belästigen damit nicht länger.
Vier Track gebündelter Klassizismen -
verpackt als totale Überraschung.
bleed
•••••
Oliver Kapp - Images Of Desire
[Indulge]
Oliver Kapp ist so etwas wie eine der
ganz wenigen deutschen Außenposten
ungebrochener Detroittechno-Euphorie.
Und das schon seit vielen Jahren.
Gerade eben ist die längst fällige Compilation
des Labels erschienen, und hier
kommen drei Tracks des Labelowners
(der auch noch Ray Gun macht) und es
bleibt faszinierend, wie sich die modulierten
Sequenzen hier, auf "Runaway",
durchsetzt von einem brüchig digitalen
Orgelsound in stellenweise absurden
Improvisationen, auf "Lush Life" in klar
mit zitternd Machanoidem versetzt und
mit einem der kickendsten Pianoakkorde
aufgehypt, und auf "Directions"
unerwartet smooth und dennoch klar,
gegen etwas anderes im Hintergrund
weitere Dimensionen aufreißendes
durchsetzen und gleichzeitig durchlässig
werden. Klassiker.
bleed
•••••
Peter Licht - Die Transsylvanische
Verwandte [Mofa 2/BMG]
Und gleich weiter mit Mr. Superpopstar
Licht. Leider weiss ich hier nicht von
wem die Remixe sind, die Bassdrum
könnte TokTok heissen. Auf der A-Seite
will der Gesang irgendwie nicht mit dem
Rest des Tracks reden, obwohl viel geredet
wird, so dass dem Ganzen etwas
leicht Aseptisches anhaftet, so ist es nun
mal mit transgenetischer Liebe. Auf der
Rückseite klappriger Klimperpopremix
mit breitgestreutem 8Bitpiano und
Orginal-Schrammel-Schunkel-Pollunder-Pop.
bleed
•••
Poker Flat Vol. 2 [Poker Flat]
Die exklusiven Tracks der neuen gemixten
Labelüberblicks-CD-Compilation
von Martin Landsky kommen bei Poker
Flat auf zwei schönen 12"es und featurn
mit Benjamin Wild & Meta 83,
A.D.N.Y., Steve O`Sullivan, Swayzak
und Roger 23, Bug & Clé und Jackmate
einfach nur brilliante Tracks. Benjamin
und Meta bereiten die Landebahn mit
glitzernden Positionslichtern weitläufiger
Dubhouse-Pop-Perlen, A.D.N.Y.
kontert mit leicht percussiverem, aber
hymnisch sequenziell aufstachelndem
Groove, Steve Bug lässt sich von
Namensvetter O`Sullivan in ultrasmoother
harmonisch deeper Endlosigkeit
remixen, Swayzak und Roger 23 kommen
mit uptempo Dubstyles in perfekt
simulierter chromglizernder Energie,
Bug & Clé wenden sich dem detroitig
untergründigen Chrme geloopter Dichte
zu und Jackmate beschließt das ganze
mit einem flirrend urbanen Stück Plinkerhymne
für Rides durch die Großstadt.
Die Minimalhouse Compilation
des Monats. Killer, klarer, kompakt und
sehr sehr deep.
http://www.pokerflat-recordings.com
bleed
•••••
Raz Ohara - Very Political
[Ware/025]
Wer gedacht hätte, dass Raz Ohara mal
auf Ware eine EP veröffentlicht, der
muss zumindest wagemutige Gedanken
hegen. So wie Raz offensichtlich, denn
die Tracks passen natürlich perfekt.
Kein Wunder, denn Mathias Schaffhäuser,
Festplatten Teichmänner (in offensichtlich
kryptisch untergehakter Killerlaune)
und Jayrope (smooth und endlos
Riesenrad-groovig wie immer) haben
produziert und Raz Ohara nicht nur
gesungen, sondern auch noch den
Mobil-Afterhour Track "We`ll All Go
Sometime" beigesteuert, damit in der
großen Welt der auf minimales reduzierten
NYC Housewelt nicht untergehen.
Sehr schön und wie erwartet eine
Vocale Meisterleistung. Komischerweise
mögen wir "We`ll All Go Sometime" am
liebsten.
bleed
••••-•••••
R Campana & D Reggi - Restless
EP [First Cut/007]
Schuffelnde housige Looptracks mit
eher geschichteten Strukturen, die ab
und an mal ein wenig Abwechslung
durch Raggasamples oder angetäuschte
Discosampleversuche wagen, aber sonst
recht konsequent durchrattern und wohl
damit auch sehr gute Tools sind.
bleed
•••
Rampe D - Tools [Shot Tools]
Die Crew von Rampe D hat hier auf
einer Doppel-12" von Shot die Möglichkeit
bekommen ihren Lieblingssatz
an Loops zu produzieren und das nutzen
sie auch gnadenlos aus. Mal dicht und
deep, dann klassich rockend, immer
impulsiv und selbst auf den ruhigsten
Loops irgendwie noch mit perfekt
geschnitzten Sounds ist diese Sammlung
definitv mein Lieblingspart der Shot
Tools Reihe. Dry, Dash und Beaks in full
effect.
http://www.shot-division.de
bleed
•••••
Reunion - Eona Remixes
[Dialog Recordings]
Zwei Jimpster Mixe und einer von
Reunion selber auf dem Sonar Kollektiv-Label.
Jimpster wie immer in jazzig
plinkernd deeper Laune und mit sehr
gut plazierten Breaks und Soli in ständig
weiter aufsteigender Ruhe, Reunion
etwas darker und mit sicherem merkwürdigerweise
fast darkem Broken Beats
Flavour, während der letzte Mix von
Jimpster dem Ganzen noch mal die elegische
Plinker-Bar-Atmosphäre verleiht,
die dann vielleicht doch etwas zu
gefällig und glatt wirkt. Spätsommermusik.
http://www.sonarkollektiv.de
bleed
••••
PSI Performer - Art is a division
of Pain Remixed 5 [k20/011]
Mit dieser EP ist es dann erstmal vorbei,
und irgendwie sind alle unsere Lieblingsacts
der fusseligen Kleinteiligkeit
hier gelandet, sozusagen als digitalen
Fingerprint den PSI Performer dann
noch hinterlassen wollte. Two Lone
Swordsmen erfinden unter der Tischtennisplatte
Elektronik neu als mechanisches
Arrangement aus Federn und
Stoßdämpfern, so als wäre der Prototyp
für elektronische Musik in Wirklichkeit
Flash. Thor von Thule, ansonsten sehr
breitwandig auf schwere Dubmonster
angelegt, versucht sich hier an der alles
hinterlegenden Kleinteiligkeit klöppelnd
verwirrender Grooves für mehr
Dichte im eh schon dichten Dub-Sud.
Stakkato-Dub heißt das Genre. IOTA
rufen die Notstandsgesetze des Dancefloors
aus, wie schon auf ihrer sensationellen
"Debut" EP auf Mental Groove
ein unschlagbares ungreifbares Ding
zwischen klassischer Leichenfledderei
und beherztem Rave-Schlachtruf jenseits
der LSD-Grenzenlosigkeit. Flipside
ein sichtlich die Rechentauglichkeit seiner
Prozessoren erst mal gründlichst
durchcheckender Sutekh mit einem seiner
dunkelsten Tracks, dann der flausig
glückselige Breakbeat-Bretter-Digi-
Skiffle-Jazz-Held und -Meister aller
Klassen TAL der Glück in Übergrößen
produziert. Dazu ein dunkles Broken
Beats meets the furious Italian Master of
Battlestyle von Bochum Welt und zum
Abschluss ein großer eieriger Klumpen
weiches knistrig knuspriges Herz von
Isan. Und aus. Schade. Rewind.
http://www.kanzleramt.com
bleed
•••••
Taksi - Schneestrum
[Plus8/8077]
Der "Schneestrum" Track erschien
Anfang des Jahres schon mal auf Taksi.
Und war logischerweise ein Ungetüm,
das die Dancefloors ganz schön in seinen
Bann ziehen konnte. Hier ist es irgendwie
nochmal ein klein wenig schärfer
geschnitten - hat man das Gefühl. Und
auf der A-Seite mit einem Richie
Hawtin Final Scratch Decks Effects &
909 (inspirierten) Remix versehen, der
aus dem ständigen Bersten des Orginals
ein eher ständiges Drängen macht. Aus
den Eruptionen eine zielgerichtetere
Naturgewalt. Beides ist fein. Beides
rockt.
http:/www.plus8.com
bleed
•••••
reviews •••••ja •nein
deutschland
NETAUDIO
[43] de:Bug : 055 | 0102
Ray Kajioka - Clubtimes EP
[Müller Records]
Ruffe looptechnoide Ästhetik eher
antäuschende EP, die vor allem davon
lebt, dass, sich über scharf angezerrte
und etwas querliegende Beats ein sehr
weiter Raum aus Strings und Akkorden
aufmacht, in dem man sich untergehen
lassen kann. 3 dezente aber kickende
Clubtracks mit vaguem Detroithintergrund.
bleed
••••
rhyth_maker - landing
[background]
Das erste Artist-Label auf Background
kommt von rhyth_maker, und Andy Vaz
hätte sich kein besseres aussuchen können.
Wie schon auf der Maxi im letzten
Monat überzeugt "Landing" mit seinen
kristallinen, sehr deepen Sounds, die
immer einen Hauch von old-schoolig
(oder vielleicht besser klassisch) detroitigem
Falir mitbringen. Das Album baut
sich langsam auf von eher ruhigen,
extrem reduzierten clicks and cuts bis hin
zu hüftschwingenden Minimaltechno-
Tracks. Dabei bleiben die Tracks immer
sehr atmosphärisch und emotional, was
dann vielleicht die Nähe zu Detroit
macht. Ein sehr cooles Album.
sven
•••••
Tanzgenerator - Ringmodulator
[Autist]
Auf 45 rasant schnelle Ballerplatte auf 33
logischerweise unmöglich zu hören reisst
die Platte Licht in das Dunkel zwischen
den Stroboskoppausen und ergießt sich
in wilden 16tel Stakkatos mitten in die
Prototechnozeiten, aus denen das Label
seine ersten und prägendsten Momente
zieht, was hier nicht verheimlicht werden
sollte.
bleed
•••
Steve Stoll - Jumpin Off
[Audio/033]
Tracks von Steves letztem Album. Hart
und shuffelnd mit loopigen Anleihen,
aber doch voller spärlich eingesetzter
Sounds im Hintergrund die die Spannung
aufrechterhalten können und
gelegentlich Stop-go-Einlagen für Extradrive.
Von seinen besten Zeiten ist er
aber ohne Frage weit entfernt.
bleed
•••
Sieg über die Sonne - I`m not a
sound [Multicolor]
Alter, wenn du kein Sound bist, dann
bin ich keine Pfeife. Gelehrte streiten
sich nun mal. Unbezweifelbar aber hier
kein Sound, schon gar nicht einer, sondern
Remixe. 2 Raumwohnung, Schaffhäuser,
Pink Elln. Tommi und Inga,
dipumpapumpa, rocken sich in das
pochernde Herz der Ex-Mitte-Exilanten
immer scharf an den Gräben der Seine,
pardon Spree, mit Chanson- und
Schunkel-Einlagen vorbei, Mr. Schaffhäuser
bekommt die Vocals von Jorge
Gonzáles nicht so in den Griff und
dubbt erst etwas verlegen, später dann
akribisch in der Ecke herum und kann
sich deshalb ebensowenig entscheiden,
wo denn nun das virtuelle Ibiza eigentlich
liegt, in das hier alle nach Hause
gehen wollen. Auf Pink Elln`s Mix steigert
sich der Club in ein hyperproduziertes
Popuniversum chromblankgeputzter
Euphorie hinein, dass die
Vocals irgendwie nicht erfüllen können,
so gerne sie würden, was wir natürlich als
das Charmante daran identifizieren,
hören halt, der Instrumental Mix hat
aber dennoch was für sich, weil er nicht
so seelenvoll donnert. Klar und schön,
kribbelig und vielleicht einen zarten
Hauch zu glatt.
bleed
••••
Smith n Hack - Tribute
[Smith n Hack]
Nicht ohne Grund gehören Soundhack
und Errorsmith zu Herberts absoluten
Lieblingsacts aus Deutschland. Und
nicht nur Herbert. Warum? Und warum
und was sie jetzt zusammen machen?
Disco. Natürlich nicht etwas Disco in
Form von Filterhouse mit Flitter und
Pomp, sondern richtig aufs Skelett von
funkig knatternden Loopstyles reduzierter
Disco, die soviel Druck entwickelt in
ihrer Beharrlichkeit immer gradeaus
und dennoch mit so vielen Ecken wie
möglich zu grooven, dass danach jede
Form von Dub einem vorkommen muss
wie ein dumpfer seichter Brei. Die Doppel
EP kümmert sich wirklich um gar
kein Genre ringsherum, sondern kickt
lieber mit Stopandgo Rhythmen, mit
Crossfaderstunts, mit angeschnittenen
Sounds und rasant vorwärtzhämmernden,
aber dennoch super funkigen
Beats, so dass man jetzt schon sicher sein
kann, dass diese Platte die merkwürdigste
Konsensplatte des Jahres werden wird,
weil sie einfach so unwahrscheinlich die
heimlichen Ideale von Techno mit soviel
Funkyness verbindet, ach Schluss, wir
drehen uns im Kreis, man bleibt da halt
hängen, und wo gibts das? Auf der Webseite,
über Hardwax und in reduzierten
Plattenläden auf ständiges Nerven und
Auf den Tresen klopfen. Vorbei kommt
man an dieser Platte nicht.
http://www.smith-n-hack.de
bleed
•••••
Zombie Nation [International
Deejay Gigolo Records/082]
Auf der A-Seite kommen die Zombies
mit einem Vocaltrack feat. Cassy Britton,
die einfach nicht wirklich (zuviel Hall
heißt manchmal auch zuviel Retro) dem
eigentlich immer rasanter werdenden
Sägezahnelektrorocker etwas entgegensetzen
kann und so versinkt, da hilft es
auch nicht so wirklich, wenn man das
Ganze zum Elektropopschlager aufblasen
will und dafür nichtmal auf Moroderbasslines
verzichtet. Konsequenter
wäre das als Instrumental in 2 einhalb
Minuten gewesen. So wirds ganz schön
zäh und kommt doch wieder auf die Bravoelektrotrancehits
Vol12. Auf der
Rückseite allerdings der beliebte Neorealismus
Münchner Prägung auf "Callcenter"
mit ähnlicher Bassline (ergonomische
Programmierung) und rotzig
gebratzten Vocals zu korrekt stoischer
Bassdrum und neurotischen Discosamples
mit hohem Wiedererkennungswert
nebst Synthesizersaxophonsolo. Als
Bonus ein Devine Remix der mir nix
sagt. War da wohl duschen. Ach, das
waren Zeiten, jahrelang duschen.
Mmmmm.
bleed
••-••••
Toxic Twin - Midi Musikant
[Cadeaux/004]
Strange EP, die zwischen rockend angebrettert
bratendem Sound und minimaleren
Ecken knalliger Technofunktracks
hin und her schwankt. Perfekt produziert
und sehr gut für den Floor optimiert
fehlt den Tracks ab und an ein
wenig an Abwechslung, das machen sie
aber durch reduzierte klare Spannung
auch wieder wett. Sound auf unerwartete
Weise ravig und dezent und auch wenn es
gerne die einfachen Methoden von
An/Aus sind, die hier Effektivität bedeuten,
es funktioniert einfach sehr gut.
Spielt sich hervorragend hinter Rob
Hood. Der darke, etwas goalastige Track
mit Vocal ist allerdings wirklich zuviel.
bleed
••••
Woody - Body Music
[Fumakilla/004]
Einer der kickendsten Vertreter von
Berliner 80er-Funk und darüber hinaus
ist mit Sicherheit Woody. Das zeigt er
nicht nur in seinen DJ Sets, sondern auf
seinem Label um so mehr. Auf den beiden
Mixen dieser EP rollt er glitzernd
und mit endlos pumpender Gelassenheit
irgendwo zwischen dem Vocal-Retropop
der auch den letzten A&R noch verführt
und feingliedrig strukturiertem Modernist-Pop
auf der einen Seite und in
überschwenglich verdrehter Partylaune
auf der anderen, die trotz Wavebassline
Chicago aus dem Grab kickt, Fu-Style.
http://www.fumakilla.de
bleed
•••••
Woody - You Got That Vibe
[Fumakilla/005]
Und gleich noch die zweite die resoluter
und knalliger ist als die letzte Fumakilla
EP, wenn das noch geht, und irgendwie
fast Minimalhousig losgeht ohne dabei
bitte merken:
Vier5
die Funkyness zu vergessen, die Fumakilla
bislang so ausgezeichnet hat. Tiefergelegter
Chicago-Killer mit ultrakonkreten
Kicks und ausufernder Stereo-Disco-Sample-Euphorie.
Wenn Woody mal
Remixer braucht, empfehlen wir natürlich
Errorsmith und Soundhack. Auf
der Rückseite noch zwei ähnlich angelegte,
aber wirrere Tracks mit skurrilen
Loops und Backspin-Bassdrum-Breaks,
die in relaxter Euphorie enden oder
eben gleich sympathisch deep mit losgelassener
Basslinesequenz um sich werfen.
Hit.
http://www.fumakilla.de
bleed
•••••
Rockin Pony - Hello
[Lux Nigra / LNV19]
Hier kommen die neuen Superstars auf
Lux Nigra. Rockin Pony, zwei Menschen,
die nicht da wohnen, wo sie herkommen
und irgendwas mit Israel zu tun
haben, schnipseln ihre gesamte Lieblingsmusik
in ihren Sampler. Da kann es
dann passieren, dass ein Track mit
traumhaftem Trauer-Rhodes losweint,
um dann von einer Drumbox überrannt
zu werden, kurz zu einem Drum and
Bass-Monster zu mutieren, dann Frederik
Schikowski auszurauben und schließlich
in Detroit erschöpft ein Bier zu
trinken. Und weil alles wie im ICE im
Wahnsinnstempo vorbeirauscht, haben
die Ponykids auch keine Angst. Vor gar
nichts. Hier darf jeder Sound mal ganz
nach vorne, egal wie cheesy er ist. Ganz
egal. Freundlich sprudeln hier die Ideen
und man will mehr. Jeder Track ein
Hörspiel. Wer macht die Cartoon-
Serie? Träumerisch bollernd kommt der
Winter aus Israel.
http://www.rockinpony.com
http://www.luxnigra.de
thaddi
••••-•••••
Seidemann - Search, Forward,
Subjack [Aspekte Schallplatten]
Drei brillante Tracks von Sebastian Seidemann,
der reduziert kickende Breaks
mit herausragenden Nebengeräuschen
auf merkwürdig getwistete Samples und
ultrafunkige Synthesizer-Krabbeleien
legt und damit auf einmal ultradeep herumspielt,
so als müsste man Broken
Beats doch noch mal aus einer etwas
technoideren Sicht neuerfinden, ohne
dass man dabei die jazzige Tiefe verlassen
könnte. Auf "Subjack" wird das Ganze
fast Hidden-Agenda-meets-2Step-mässig
ohne irgendwie flach klingen zu können.
Eine der besten Neuentdeckungen
der Jazzanovas.
http://www.sonarkollektiv.de
bleed
•••••
The Electronic Dreamplant
[Saasfee]
Eine neue CD von Pink Elln und Stardax
auf dem wundervollen Label Saasfee ist
immer eine Reise wert. Fragen sie ihr
heimisches Tourismusbüro genannt
Plattenladen. Sehr galaktische Musik mit
der Erkenntnis, dass ein Studio mehr
sagt als tausend Observatorien und ein
relaxt schimmernder Groove mehr als
eine volle Bankkarte. 10 glasklare Hymnen
an die plinkernde Schönheit des
Sounds denen manchmal ein wenig der
Weihnachtsmann durchgeht.
Bleed
••••-•••••
THe Spider - Robotankz
[Lasergun/013]
Zwei neue Tracks von Pascalidis. Und wie
erwartet, geht er wieder mal auf's Ganze.
Die beiden Tracks bersten vor Discobasslines
und slammenden Beats, reißen
Gräben auf zwischen Vergangenheit und
Hier und Jetzt, nur um darin alles in
einer Wolke aus Groove vergehen zu lassen
und könnte es dabei sogar auch noch
zu einem der Retrohits dieses Sommers
machen, ohne das uns, ihm, irgendwem,
das peinlich sein müsste. Hymnen. Einmal
geradeaus durch die Decke und einmal
weit drunter und sehr deep.
http://www.lasergun-records.com
bleed
•••••
Waldeck - This Isn´t Maby
[Dope Noir/006]
Eine Doppel-EP, die allein wegen dem
brillianten Vocalschnippsel gleich sechs
Remixe des Tracks liefert, die mit Waldeckss
"Ultradark Bitcrusher" Mix schon
mal perfekt Dub und Minimalhouse mit
Downtempo-Effekten verbinden und
Swing-Vocals mit einer Extraladung
Pop-Charme zu kratzigen Beats und seeligen
Trompeten legen. Jeremiahs Mix
kontert mit strengeren Basslines und
housigeren Harmonietupfern und
ersetzt die Vocals durch klassische Female-Tuschel-Vocals,
die grade noch die
durch die Prager Pressung etwas dumpfe
Athmosphäre mit Breaks auflockern
können. Auf der zweiten 12" dann 4
Downtempo-Varianten mit typischen
Wiener Elegien-Styles.
bleed
•••••-•••
Weltzwei vs. Schäben
[Sender/013]
Dreizehn ist eine Glückszahl. Dreizehn
ist nämlich in der Realität aussterbend.
Und wo die Realität verschwindet, so das
Thema diese Platte, da bleibt Strom,
Information, digitales Wirbeln. "On
Standby" von Weltzwei mit Schäben
macht das in einem sequenziell Chip-
Funk-Track deutlich, der zirpende
Triolen funkt, Kommunikation mit den
verlassenen Arkaden der Vergangenheit
pflegt und den Rest der Bedeutung einfach
an das rotglühende Fieber dieses
Lämpchens übergibt, das und den Geist
in der Maschine anzeigt. Auf der Rückseite
wieder zu zweit alleingelassen sorgt
Weltzwei auf "Simulator" für glitzernde
Rave-Stimmung durch ein komprimiertes
Piano und kleine Stürme aus digitalem
Staub.
http://www.sender-records.de
bleed
•••••
kiol: Shoot
[www.mp3.com]
Wäre das hier so etwas wie die Computer-Bild für elektronische Musik, dann gäb
es sicher statt des bewährten De:Bug-bringt's-auf-den-Punkt-Ratings kleine
Pokale mit putzigen Aufschriften wie "Neuentdeckung des Monats". Und kiol
bekäme garantiert einen. Schon für diesen Track. Freundlich-fluffige Beats über
schwelgenden Melodiefetzen und einer verspielt-dubbigen Atmosphäre. Dabei
verbreitet kiol eine solch souverän-subtile Funkyness, als hätte er sein Leben lang
nix anderes getan. Ganz ganz groß und völlig zu Unrecht bisher auf MP3.com
ziemlich untergegangen. Aber vielleicht prügeln sich ja schon bald die einschlägigen
Netlabels um kiol? Würde mich nicht im geringsten überraschen.
•••••
janko
The Dirty Weekenders: Screw This I'm Going To Canada
[www.mp3.com]
Noch ein Track von kiol, diesmal allerdings unter seinem älteren Ego Dirty Weekenders.
Musikalisch auswandern also. Warum nicht? Für kiol ist alles möglich.
Zumal Canada hier ziemlich sympatisch klingt. Fransig, herbstlich, warm. Nach
Gitarrenschnipseln, die, einfach so aus dem Handgelenk hingestreut und dann
entspannt in der Sonne rumlungernd, ein dezent funkiges Muster ergeben. Das
bei genauerem Hinschauen und -hören durchaus Ähnlichkeiten mit Kanada hat,
schon wegen der geographischen Lage auf unser aller Klischee-Weltkarte. Ein
Track, von dem man sich liebend gern zu allem überreden lässt. Klar, auch zum
auswandern.
•••••
janko
Nytelite: Being Dead Is Boring
[www.mp3.com]
Erster Gedanke: Da will doch jemand wie Björk klingen. Zweiter Gedanke: Was
für ein doofer Vergleich. Dritter Gedanke: Naja, aber. Vierter Gedanke: Eigentlich
wärs ja ziemlich lustig, wenn Björk wieder so klingen würde. Fünfter Gedanke:
Wieso eigentlich wieder? Sechster Gedanke: Weil das irgendwie klingt wie
Björk auf Lofi, wie Björk, die plötzlich keine Lust mehr darauf hat, sich ihre irrsinnig
teuer live eingespielten Instrumente wieder für irrsinnig viel Geld von
irgendwem zerhacken zu lassen. Siebter Gedanke: Eigentlich ist das mit Björk
wirklich ein blöder Vergleich. Achter Gedanke: Mag sein, klingt trotzdem nett.
Neunter Gedanke: Naja, aber.
•••
janko
Mittelschmerz: The Girl From Ipanema
[www.dictionaraoke.com]
Vor gut einem Jahr machten die Droplifters mit einer interessanten Aktion gegen
Copyright auf Samples von sich reden: Sie produzierten eine CD mit experimentellen
Tracks, die voll von ungeklärten Samples waren. So weit, so altbekannt.
Aber Droplifting bedeutete zudem, diese CD im Heimbetrieb zu vervielfältigen
und sie dann unauffällig in die Mediamärkte dieser Welt zu schmuggeln, um dort
ordentlich Verwirrung zu stiften. Das Gegenteil von Shoplifting eben. Jetzt sind
die Droplifter wieder da mit einem mindestens eben so spannenden Projekt:
Dictionaraoke, dem singenden Lexikon. Klassiker der Popmusik, neu interpretiert
unter Zuhilfenahme von Microsofts Netz-Encarta und der Online-Ausgabe
des guten alten Webster's. Als Background dienen Standard-Midi-Files, und
darüber basteln sich Leute wie Mittelschmerz den Text zusammen. Was manchmal
nicht ohne Umwege geht, denn welches Wörterbuch kennt nicht nur Ipanema,
sondern prononciert es dann auch noch im richtigen Rhythmus? Ein
großartiger Song auf einer großartigenSite.
•••••
janko
CKid: Where's My Parka? EP
[www.mono211.com]
CrashKid verpasst Mono:tonik mit diesen zwei Tracks eine geballte Ladung
Nachhilfe in Sachen Indie-Vergangenheit und Wehmut. Die Suche nach dem
Parka wird dabei zur Zeitreise in eine Vergangenheit, die wir nur noch von vergilbten
Fotos und Erinnerungen kennen. Zu Zeiten , als Super 8 noch wirklich
super war und der dunkelgrüne Parka unser wärmster Freund. Als Schnee noch
Krrschch machte und es nichts besseres gab als eine Tasse heißen Kakao. Als die
Welt noch die Größe einer verschneiten Wiese hatte und der Winter gar nicht
lang genug dauern konnte. Musik zum Seufzen und Erinnerungen verklären.
•••••
janko
Dub Tractor: Reader
[http://www.systemf3.com]
Eine Website wie System F3 kann gar nicht oft genug in höchsten Tönen gelobt
werden. Für alle Uneingeweihten: Hier haben sich drei auch aus dem Scape
meets Hobby Industries meets City Centre Offices-Umfeld bekannte Musiker
[Opiate, Dub Tractor und Acustic, gemeinsam auch als Future 3 bzw. System
unterwegs] zusammengetan, um uns regelmäßig mit frischen Knack und Dub-
Sounds zu versorgen. Für jedes neue MP3 fliegt ein altes von der Website, weshalb
regelmäßiges Vorbeischauen sich lohnt. Dieses mal gibt es mitReader von
Dub Tractor einen extrem dicht gewobenen Track, der dich fast Spinnweb-artig
einwickelt und festhält, um dir so die Tiefe zwischen den einzelnen Fäden vor
Augen zu führen. Sehr schön.
•••••
janko
de:Bug : 053 | 1101 [44]
reviews •••••ja •nein
united kingdom
Andrew Richley & Ryan Reviera -
Stupidness is no Excuse EP
[AMC/012]
Näher wird Looptechno wohl Rave nicht
mehr kommen als auf "We said it once"
mit diesem etwas dumpf rockenden,
aber stellenweise richtig cleveren Pusherstyle.
Dann plötzlich merkliche
Besinnung und Tiefe auf "Ground
Control", so als würden auch die härtesten
Knochenbrecher irgendwann mal
....weich und planten den Rückzug in
Oldschoolige Technohousegefilde
irgendwo in Detroit. Auf der Rückseite
gehts fluffig zwischen diesen beiden
Parametern hin und her und rockt ganz
vernünftig, wenn auch nie, trotz guter
Dubeffekte zuweilen, wirklich aufregend.
Clubtools.
bleed
•••
Bebel Gilberto - Tanto Tempo
Kruder Remixes [Ziriguiboom]
Oh. Vermute mal, dass Kruder hier
gelingt, was Väth und Kitten misslingt.
Nämlich einen Konsens-Retrotrack mit
ultrafettem Popflair aus ein wenig Vergangenheit
zu zaubern der bei aller
Banalität einfach so fett und bestimmend
rockt, dass man ihn überall auf
den Dancefloors hören dürfte. So etwas
wie eine brasilianische "1000 Tränen
Tief"-Gegenoffensive aus Wien. Die
Dub-Version ist allerdings, wie öfter bei
Kruder etwas bodenlos glatt.
bleed
••••-•••
Ckid - Crashkid Went There
[Becalmed Records / 006]
Hier kommt jemand, der nicht nur
schöne Artikel für unser Heft schreibt,
sondern auf gleich mal so nebenbei das
Genre des Jahres ausruft: Anorakelektronika.
Und genau so klingts. Sechs tolle
Songs mit wahnsinnig schönen Melodien,
wundervoll unauffälligen Beats
und genug Spiel und Luft, dass man
auch im Anorak noch tanzen kann,
denn wer zieht den schon aus heutzutage.
Überwältigend schön und sehr
bedacht. Egal ob nun Pianotönchen
oder Gitarre, hier ist alles genau richtig
verteilt und positioniert, jedes Poff aus
der Drumbox lässt einen inniger mitnicken.
Hier kommt jemand, auf den
wir alle mehr als achten sollten in der
Zukunft.
http://www.becalmedrecords.com/
thaddi
•••••
Dealer Choice - New York City
[Paperrecordings/080]
Warum man mit ein wenig Platten-Jargon
so vieles sagen kann, erklärt in Folge
80 hier die Paperrecordings Posse. Dealer
wählen a) New York, weil man da
sogar den Schrott unser aller tiefer
Erschütterung über ein paar ganz tote
Büroangestellte noch gut verkaufen
kann, b) weil im Plattenladen die Dealer
der "Choice" eine ganz andere Größe
verleihen, als die Qual der Nichtwahl im
demokratisch-parlamentarischen Prozess,
c) die Tracks ruhig belanglos discoid
vor sich hindaddeln können, den
Mythos wird's nicht beschädigen, d)
immer noch ein Dub das Ganze wieder
rausreißt mit schön weitläufiger
Ansammlung von Belanglosigkeiten und
NYC Blueprints.
bleed
•••
Duodecimo - Oh my [Insine 006]
Alles ist da: stilvolles Knistern, immer
wieder Spracheinsprengsel, Gitarrenriffs,
ein Hauch von Melodien usw. usf.
- der erste Track springt von einem
Ende der Skala zum anderen und verquickt
alles miteinander bevor es sich
ausbreiten kann. Im weiteren Verlauf
geschieht eben dieses Ausbreiten und
schlägt sich in melodiösen, langsamen
und schönen Tracks nieder, die sich mit
zunehmender Dauer weiterentwickeln,
ohne ihren Zusammenhalt zu verlieren.
Die Stimmung ist ambient und trotz
mancher Querschläger überwiegt die
Schönheit. Etwas problematisch an der
Angelegenheit ist der fehlende Nachhall,
was vielleicht von den standardisierten
Sounds herrührt, jedenfalls wirken die
Klänge trotz verzahntem, hörspielartigem
Arrangement zu sehr durchdacht
und zu wenig dafke.
http://www.insine.net
p_
•••
I Jack presents Ruffen Hausen -
Submerged [FYaudio]
Wir erwähnen diese Platte nur, weil es in
England so merkwürdige Housestyles
gibt, dass man fast glauben müsste, es
wären Humoristen am Werk die versuchen
Clubmusik zu machen. Höchst
progressive wummsige vollmundige
Beats mit dezent retro angehauchten
Vocals und Oldschool-Sequenzen zu
einem breitwandigen Rave-Monsteraufgeplustert
das durchaus Handbag-
Qualitäten hat, aber irgendwie nach
Totem riecht.
bleed
••
James Ruskin - SR 2 EP
[Blueprint/017]
Habe es vielleicht nicht richtig verfolgt,
aber von Blueprint habe ich schon länger
nichts mehr gehört. Ruskin jedenfalls
weiß sich der Bassdrum sicher und
verlegt darauf extrem professionell weitschweifig
angedubbte Hintergründe in
fast bedrängender Intensität, die von
scharfen Hihats in feine Scheibchen
geschnitten werden und den ruhigeren
Pausen dann ausfleddern können.
Ziemlicher Totengräber-Sound. Auf
der Rückseite ein ähnlicher und ein
sequentielleren Tracks mit dezenten
Robert Hood-artigen Modulationen.
bleed
••••
Klima - Monotiiert EP
[Kellermusik Records/002]
Über den Leipziger Vertrieb 73 kommt
diese dunkel bretternde 12" mit resolutem
Bassdrumtechno, der sich zwar
irgendwie loopig gibt, aber dennoch viel
zu kompromisslos dark und fast statisch
wie in frühen 90er Zeiten die Sounds
auf die Eins bringt, um dann in den
Breaks richtigen Unsinn anzustellen und
für Sekunden alles zusammenbrechen zu
lassen. Einfache rabiate Tracks mit
unerwartetem Feingefühl.
http:/www.kellermusik.net
bleed
•••-••••
Lambent/Duodecimo - Split LP
[Insine 005]
Lambent aus Japan schichtet analoge
resonante Drones, die von Live-Aufnahmen
stammen und hier ungeschnitten
wiedergegeben werden. Von Hause
aus ist Lambent Bildhauer, und diesen
räumlichen oder körperlichen Aspekt
meint der geneigte Hörer in den Kompositionen
auch zu erkennen. Das wirkt
alles sehr weit und ruhig. Wie ein See mit
schlafenden Schiffen. Manchmal schlagen
ein paar Wellen rhythmisch ans
Ufer. Duodecimo aus England bewohnen
die andere Seite dieser Split-LP. Sie
haben ihre Minidisc-Rekorder auf's
Land nach Dartmoor getragen, um
Klänge zu fangen und sie modifiziert
wieder in die Landschaft auszusetzen.
Das ist lebendes Geräusch mit Mikromelodien,
die schon beim Atmen passieren
können, manchmal hustet und
keucht das, wenn es sich einen Filter eingefangen
hat. Konkrete Musik ohne
akademischen Muff. Beide Seiten
schließen mit einer Endlosrille, die das
Ganze gut zusammengürteln. Insine ist
übrigens auch ein Internetlabel und bietet
dort eine Plattform für Up- und
Download-Interessenten.
http://www.insine.net
tasche
••••/•••••
love Juice - Bricked Up
[Console Records]
Neville Watson macht auf diesem in
Deutschland komplett unbekannten
Techhouselabel so etwas wie die Quintessenz
aus harten Chicago-Grooves und
wirren spacigen Sounds für Konsensfanatiker.
Das klingt lustigerweise ganz
angenehm und steigert sich irgendwann
in dubbige Strukturen mit kitschigen
Eintonmelodien in Harmoniewechsel-
Stimmung. Zwei aalglatte aber gar nicht
so üble Tracks auf der Rückseite mit
Bonus-Acid-Bassline.
bleed
••••
Marc Moulin - Into The Darkk
[Blue Note]
Sehr smooth auf Blue Note, sehr sympathische
Verbindungen von House und
Jazz zu finden, auch wenn die Orginaltracks
eigentlich genau das verbieten
würden, so sinnlos muffen da Bassdrum
und Soli aneinander vorbei. Auf dem
Remix von "La Malice" allerdings geht
das alles klar, weil im Hintergrund eine
etwas kryptische FM-Synthese Sequenz
vor sich hin gurkt und dem Ganzen eine
unhinterfragbare Ader von Swing verleiht.
Der Cosmos Remix geht aufgrund
der gut integrierten weich swingenden
Breaks auch noch, der Rest ist aber etwas
zu Fusion.
bleed
••••-••
Rob Mello feat. Cecile
Fantasize [Classic]
Rob Mello mit Vocals ist tatsächlich ein
Fest. Brilliante KMS artige Beats und
Sounds mit dem fluffigen Freakfaktor
und der bestialisch pumpenden Killerpräzision
und dazu eine smoothe fast
flüsternde Stimme in französischem
Englisch und mit Discophasersalven und
Bleeps bis mitten in jedes Herz gekickt.
Endlich mal ein Track, mit dem man
sich gegen jeden Retrowahn hierzulande
wehren kann. Und weil der Track auch
ohne Stimme perfekt ist, gibt es auch
noch ein Instrumental.
bleed
•••••
Splinterfaction - Ultraism EP
[Digital Soul/002]
Auch die zweite EP auf Digital Soul hält,
was die erste versprochen hat. Mik Poynter,
ein Name, den sich jeder Detroit
Fan merken muss, kickt ein paar der
brilliantesten kickendsten hymnischten
Detroittracks los, die soweit von Broken
Beats entfernt sind, dafür aber mitten
ins Herz eines jeden Houseliebhabers
mit smashenden Hihats und zeitlosen
Synthesizermelodien blubbern, dass
vermutlich selbst ART und Carl Craig
Liebhaber, Kenny Larkin und andere es
kaum glauben werden, dass jemand
ihren Sound so brilliant und mit ungebrochener
Energie weiterführt. Killer.
bleed
•••••
Suibum Serum - Monkeboy Ep
[Insert/005]
Das Label aus Newcastle erfreut die
Dumpfdeppen unter uns mal wieder mit
vier angedubbten banalen Looptracks,
rasselnd pathetischen Glöckchenkloppern,
monotonem Gesuhle in Basswänden
und Kirmeswummsmusik. Wo sind
eigentlich Oliver Ho und die alle hin,
um hier mal laut Stopp zu rufen?
bleed
••-•••
The 65 D Mavericks - Last Journey
[Surface Records/14.5]
Sehr schöne percussive harmonisch gleitende
Tracks mit mächtig klimperndem
Augenaufschlag Richtung Detroit auf
der A-Seite in einem zeitlosen endlosen
Track, der immer wieder neuen Staub in
der Galaxis aufwirbelt, und auf der
Rückseite mit rabiateren Glöckchensounds,
neurotischen Effekten und angezerrter
Bassdrum. Polson und Dunton
stecken hinter dieser Limited Edition
von Surface.
http://www.surfacerecords.co.uk
bleed
••••
www.jz-arkh.co.uk - 03/04
[www.jz-arkh.co.uk / 002]
Der zweite Teil der mysteriösen 7"-Reihe
aus Manchester, endlich. Die A-Seite
kommt sehr ambient um die Ecke, flirrt
irgendwo zwischen Eno's Donnerstag
und dieser Schwülheit von On Land und
ja: ich hör den Urwald. Komplett digital,
logisch. Die andere Seite überrascht
mit einem lupenreinen Berlin-Dubtrack,
der nie wirklich losgehen will, sich
dabei aber immer weiter in etwas hineinsteigert,
was man wohl Deepness
nennen muss. Grandios.
thaddi
••••
Zorn - Bits For Breakfast
[Expanding Records / evs8:01]
Von Zorn-Platten kann man ja prinzipiell
nie genug haben, und so bietet sich
diese kleine 7" hier an, die Wartezeit auf
das neue Material zu verkürzen. "Bits
For Breakfast" kennt man schon von
diversen Liveshows des Berliners und
startet mit diesem Taucherglockengeklöppel,
ist dabei leicht angenehm weich
und fließend und klettet sich an dein
Ohr und nimmt dich mit in die Tiefe.
Wo dann auch schon die Streicher warten,
tief im Grund graben und schließlich
das Echolot ausbuddeln, das erfreulich
fröhlich in der Gegend rumsingt.
Sehr fein. Auf der Flip ein leicht metallischer
Groove, der dann auf ein Saxophon
trifft, das ausnahmsweise aus Plastik
ist, dafür aber umso tapferer trötet
und die dunkle Straßenecke sanft ausleuchtet.
Wir wissen alle, wie wichtig das
ist.
http://www.expandingrecords.com/
thaddi
••••
america
Artist & Komputer Version 1
[Mechanism Industries]
Abi Lonneberg, Christian Wunsch und
Makaton aka Rodz Konez rollen sich
hier durch stellenweise recht coole deepe
wummernde Tracks, die einen tatsächlich
immer wieder erwischen, auch wenn
es eigentlich mehr oder weniger darum
geht, rings um einen guten Loop langsam
wie ein Gärtner dezente Dichte entstehen
zu lassen. Aber das klappt hier
mal wieder besonders gut - bis auf den
Christian Wunsch Track.
bleed
••••-•••
[SS/014]
Konnte leider nicht mehr herausfinden,
von wem die eigentlich ist, aber Singlesided
Promo die einen daran erinnert,
dass Detroit und Drumandbass, Deephouse
und Wahnsinn mal gar nicht so
weit von einander entfernt waren.
Knappe polternde Beats zwischen Breaks
und Programmierung, schlierige
Flächen und geloopte endlose Vocals zu
Radio- und anderen Stimmen. Perfekt.
Label, die früher für so etwas standen,
waren z.B. H`n`R das Chris Energy
gemacht hat, der heute noch im Reinforced
Camp rumstromert.
bleed
•••••
A Squared - Doo You Like Teh Way
You Feel... [A Squared]
Vier Mixe von diesem sehr rabiaten percussiven
Rockertrack, der im Orignal
fast psychedelische dezent pornangehauchte
Vocals auf ein solides Chicagofundament
stellt und damit alles niederreisst,
im Funk Mix die gute alte klassiche
303/808 Konstellation zu aufrührerischer
Intensität rausholt, von Trevor
Rockcliffe etwas plattgewalzt wird und
von Peter Black diesen UK Rave Effekt
bekommt, der die Psychedelik ganz auf
die Effekte und Dubs verlegt, ohne dabei
die Monstergrooves aus dem Blick zu
verlieren. Fein.
bleed
••••
Actual Jakshun [Imcomplet/001]
Höchst strange Musik aus Ohio, die
extrem reduzierte Beats aus, so hört es
sich jedenfalls an, gefundenen Sounds
mit einer Spannung aufbläst, die man
eigentlich kaum glauben mag. Das erinnert
ein wenig an so etwas wie Daniel Bell
auf 33 in kubistischerer Form. Oder an
zerbrochene Loopige Discomusik aus
der Müllkiste des Rechners, an völlig
zerstörte Chicagohousekammermusik
oder schlicht und einfach obskures
Experiment. Sammlerstück.
bleed
••••-•••••
Antenna - Going Out
[Guidance/107]
Während Guidance ja des öfteren etwas
profillos bleibt, ist das eigentlich genau
der Sound den man von ihnen erhofft.
Und natürlich, Norwegen. Egal. Sehr
leichte percussiv dichte Housetracks mit
Resonanzen bis hinunter in die minimale
Szene, aber dennoch klar jazzig
und deep mit Congas, Filtern und
Akkorden rasselnd. "Motherload" hat
diesen etwas klinischeren Effekt postprogessiver
UK House-Produktionen,
aber durch die Harmoniewechsel und
Keyboard-Tupfer wird's dann doch liebenswert.
http://www.33rpm.com
bleed
••••
Calix - Deep Fried Porn EP
[Cliq/002]
Aus Sydney kommt dieses neue Label
und scheint die australischen Techno-
Welten mal endlich wieder auf den Plan
zu rufen mit einer neuen Strategie.
Turntablestyle mit Techno mixen. Klassiche
Akkordeinsätze, gebreakte Beats
für die Breakdowns, und wenn es schon
ganz gerade sein muss, dann wenigstens
mit ausladenden Basssequenzen die dem
Ganzen eine andere Art von Funk verleihen.
Eigenwillige aber stellenweise
extrem schöne Platte mit ungewöhnlichen
Verbindungen und einem Hauch
Detroit.
bleed
••••
Cabanne - Cant Stand [7th City]
Genau der richtige für dieses Label, weil
er zu den Leuten gehört, die Funk und
Minimalismus so dicht und unerwartet
zusammenbringen, dass jeder der
Tracks, die Cabanne macht, einfach
heraussticht und dieses amerikanische
Flair von Deepness wie von selbst entwickelt,
dessen Fehlen manchen Minimalproduktionen
ein wenig vom Groove
nimmt, von der physischen Qualität
des intensiv rockenden. Hier aber
stimmt alles und während der Titeltrack
dancefloororientierter kickt als die meisten
seiner Stücke, ist auf der Rückseite
die Untersuchund der Kleinstbauteile
von Funk angesagt. Sehr sehr smooth
und unglaublich klar.
http://www.7thcity.com
bleed
•••••
Christian Smith & John Selway -
Inworld [Tronic/020]
Zwei weitläufige melodisch plinkernde
Technotracks, die wie Looptracks immer
um die eigene Achse herum funktionieren,
aber dennoch ganz funky schuffelnd
ab und an mal die Harmonien
wechseln und so diesen detroitigen
Effekt von transkontinentalem Neotrance
hinbekommen, der nur selten funktioniert,
wenn aber im richtigen
Moment gedropt immer großartig ist.
Eine Platte, die Sven Väth ganz gut stehen
dürfte. Auf der Rückseite fast
schreiend deep mit extrem rauschig
geblendeten Flächen.
http://www.tronicmusic.com
bleed
•••••
DJ Preach - Performance M.F.
[Default Recordings]
Für Kanada natürlich eine sehr harte,
sehr loopige Platte, die sich sehr langsam
über knatternde Beats in ein leicht angedubbtes
Piano-Stakkato hineinsteigert -
und das auf beiden Tracks. Für Fans
dichter perkussiver aber dennoch dezent
deeper Tracks.
bleed
•••-••••
Common Factor - Over You EP
[Tactile Music]
Nick Calingaert der als Common Factro
schon auf dieversen Planet E EPs gezeigt
hat, daß er die soulige Funkyness perfekter
Detroit-Stimmungen mehr als
smooth in Housetracks umsetzt, die
immer wieder aus allem herausragen,
kommt auf seinem neuen eigenen Label
mit drei zeitlosen weiträumigen swingenden
Tracks, die wie eine Horde von
kleinen weißen Wölkchen im Himmel
vom kommenden Frühling erzählen.
Fein und funky, leicht und extrem
schön.
bleed
•••••
Cosmetics - Background
[Ovum Records]
Zwei Luxemburger auf diesem Amilabel
die es recht gut verstehen, diese dichte
groovende Breitseite mancher amerikanischer
Tracks zu finden, die vor allem,
so glaubt man, für England produziert
werden und dennoch einen Hauch
minimaler werden in der letzten Zeit, so
wie Techhouse sich ja auch ein wenig
dorthin bewegt. Dennoch viel Strings
und leichte Percussion, detroitiger Aufbau
auf zwei Stücken, die, auch wenn sie
z.B. "Forget The Past" heissen, eigentlich
genau das meinen, dieses Vergessen
der Vergangenheit, das immer auch ein
Erinnern sein muss, wenn auch eher als
Formel.
bleed
••••
Echoplex - Taking Off
[Mechanisms Industries]
Nach zwei rollend deepen Detroitshufflemonstern
auf LL kommt Echoplex
hier auf dem amerikanischen Label mit
langsam verwirrend und verfilterten
Rides über die Steppen des sequentiellen
Pianountergrunds und einem etwas
Chicago-artigeren leicht abgeschmierten
Track. Rockt alles, ist vielleicht ein
wenig dumpf gepresst.
bleed
••••
Dietrich Schoenemann - One
[Hidden Agenda]
Mr. Schönemann in neuen reduktiven
illusionistischen Styles. So trocken und
überlegt mit soviel Bedeutung, die an
den einzelnen Sounds fast zu kleben
scheint, hat man ihn - vielleicht verpflichtet
so ein Titel einen dazu - schon
lange nicht mehr klappern gehört. Die
Beats zupfen sich gegenseitig die Federn
vom Leib und tendieren nach Latin-Art
die weiten Röcke mit leichtem monochromem
Farbwirbel aus Dubs zu
wehen. Oder, nächster Track, darf es
auch schon mal tief dunkel und
sphärisch dicht durch die Kanäle gehen,
an denen die Wände voller chemisch
verheißendem Schweiß sind, jeder
Tropfen eine kleine Welt? Techno unter
Komplettverzicht auf die typischen
Digitalismen, wie es fast nur noch Amerikaner
können (Handwerk wird
schließlich irgendwie vererbt) oder Baby
Ford, aber dennoch mit sehr aufdringlich
bildlichen Samples. Sehr schöne
Platte.
http://www.hidden-agenda.com
bleed
•••••
DJ Lindell Townsell - Dance Everybody
[Eclectik]
Weshalb man einen Track mit so einem
Titel mit Totenglocken und Pauken einläutet,
nur um dann sofort in einem Jazzigen
Schlagergroove zu landen, in dem
die Pianos glücklich die klassischen
Akkorde der ersten Latinstunden plinkern,
wissen wir nicht, aber es funktioniert
ohne Frage und kommt in 3
Mixen, von denen der erste ein wenig
elektroid beginnt, dann aber natürlich
mit dem Vocal jenseits von gut und böse
ist, der zweite darauf glücklicherweise
verzichtet, aber mit einem Jazzsolo alles
zubrettert und der letzte dann endlich
funky für alle im ESmoove Mix bringt.
bleed
•••-••••
Floorplan - On The Case / The
Deal [Duet/005]
Eigentlich unterscheidet sich Duet von
M-Plant zur Zeit nicht wesentlich. Die
Hoodproduktionen bleiben stolzierende
klare Clubtracks, deren Reduktion
hier vielleicht weiter geht als auf den
letzten M-Plant, deren ästhetische Richtung,
klar und einfach den Floor im
Griff zu halten und dennoch irgendwie
nicht allzuviel Sound benutzen zu müssen,
bleibt. Am besten auf dem klaren
sequentielleren "The Deal", denn Pianoakkorde
werden einfach irgendwann
doch beliebiger als kurze Prägnante
Sounds. Die allertrockenste Variante
minimaler Technotracks.
bleed
••••
Giovanni and Mosler #4
[GM/004]
Bin ein großer Fan von Giovanni und
Mosler. Freizeit-Muskel-House-Italo-
Geprotze in satten Schnitten. Also
Enhancement-Exoskeleton-Disco-
Musiq mit Scifi-Hometrainer-Brutzeleffekten
und Echos der Kommunikationstechnologie.
Belanglos und endlos
mächtig. In etwa die Equivalenz zu
einem Drink aus kaltgepresstem
Schmieröl. Fun für Physis-Lobeshymnen
mit Trend zum psychedelisch inkorporiertem
Hangover der Vergeistigung
von allem. Genau. Die negative Theologie
des Dancefloors, lasst uns da noch
mal drüber reden.
bleed
•••••
Ron Caroll - Nuthing But Funk
[Body Music]
Sehr klar produzierter Chicagohouse
mit amüsantem Stopandgo Rhythmus
und deepen Vocalschnippseln, schillernden
Akkorden und diesem klassischen,
aber weichgezeichneten Alarmsound,
der immer auf dieser einen
Sequenz besteht und dabei dennoch
wirkt wie eine Achterbahn.
bleed
••••
reviews •••••ja •nein [45] de:Bug : 055 | 0102
america
John Arnold - Sparkle
[Fragile/018]
Einfach andere Tracks zu machen,
obwohl man ein analoges Equipment
benutzt, einfach eine schlidderndes
Becken und noodelige Sequen so gegeneinander
zu stellen, dass man damit mitten
im Broken Beats himmel landet, das
ist gar nicht so einfach, und genau der
Grund warum man Legenden wie Fragile
dann auch wieder für ganz schön
sinnvoll hält. Beatkonzentrierte elektronisch
detroitige Musik von irgendwoher,
der niemals die Funkyness ausgeht. Perfect
Match zwischen Craig und 4Hero.
bleed
•••••
John Tejada & Arian Leviste -
Memoria Technica
[Palette Recordings/018]
Und wieder und wieder und wieder tun
die beiden es und wir sind einfach nur
baff, wie funky das schon wieder ist und
warum es alle Minimalhouseplatten so
einfach mit dezenten Discoanklängen,
die keine sein müssen, mit Fragmenten
von Funk und mit unerwartet reduzierten
Sequenzen und Einwürfen von
irgendwo immer wieder mit der gleichen
Methode so killerstylemäßig einen eigenen
Sound produziert, den einfach
sonst keiner kann, überholt. Und vielleicht
ist das gut so, sonst würden wir
doch alle nur noch Musik hören wollen
und tanzen, wo kämen wir da hin? Perfekt.
Von Anfang bis Ende. Eine Offenbarung.
bleed
•••••
Martinez - Laid Back Grooves
[Guidance/106]
Auch dieser Vier-Tracker von Martinez
aus Copenhagen ist sehr schön. Brokenbeats-meets-the-Housebeast
und beide
drehen sich in weichen Akkorden und
weitläufigen Szenerien in denen von
ganz unten dann auch ein schnippisch
analoge 303 aufleuchten darf. Veilleicht
ein wenig zuviel Zwiesprache zwischen
Strings und vibrierenden Akkorden und
auf "Les Yeux Bleus" durch die Gitarre
etwas schwer zu verdauen, aber elegante
Musik fürs radikal kuschelige Clubsofa.
bleed
•••-••••
Matt Arnold - Keshka
[Parotic/010]
Diesesmal ist die neue Parotic, eines der
besten New Yorker Label, sehr klassischer
aber dennoch extrem spannender
Minimalhouse der glitzernd funkigen
Sorte. Gäbe es eine Schnittstelle zwischen
Modernist, Tejada und Dubtechno,
dann wäre es das. Zumindest der
erste Track und der fast in Jake Fairley
Manier rockende erste Track der B-Seite.
Die weiteren Stücke kümmern sich
dann auch schon mal weniger um den
klassischen Dancefloor, sondern wirbeln
elektroide Technobeats mit glasklaren
Killerglöckchen und uferlosen Melodien
heraus, die Einiges mehr an Substanz
haben als die meisten der IDM Schnuffelpopper,
oder ufern ins kammermusikartig
ambient Digitale aus, dem aber
immer noch ein klarer Schimmer von
Techno bleibt, egal wie krumm rockend
die Beats sein mögen.
bleed
•••••
continental
Kemetic Just - See The Light
[Bombay Records]
Ist es jetzt auf einmal deep, wenn man so
schief singt, dass der Magermilchjoghurt
verzweifelt von innen an den Kühlschrank
hämmert, weil er sich gerne in
den Toaster stürzen würde, um seinem
Leid ein Ende zu breiten? Und das Vocal
gibt es in nahezu allen Versionen, was
schade ist, denn die Grooves sind sehr
kniefest.
bleed
•••
n Page - Lonely Night
[Fidji Recordings]
Eigentlich ganz schöne Tracks auf dieser
Platte, deren Titeltrack mit leichten
funkigen dezent shufflenden discoiden
Breaks und immer wieder sympathisch
hereinplinkernden Melodien und Fiepsern,
ein wenig an Tejada-Tracks erinnert,
auch wenn es etwas spärlicher
arrangiert ist und nicht ganz so kickt.
Auf den ruhigeren Stücken sehr harmonisch
und weich - und mit "Labasa Beat"
noch ein sehr tief perkussives Stück voller
ungewöhnlicher Dubs und Effekte.
www.ucmgny.com
bleed
••••
Murcof - Monotonu EP
[Context/009]
Zunächst mal dachte ich (weil im Info
irgendwo das Wort Nortec herausragte),
man müsste sich Sorgen machen, aber
schon die ersten Töne eines verdammt
deepen Pianos mit clickernden Beats
überzeugen einen vom Gegenteil und
wenn dann auf "Memoria" noch ein
ganzes kleines Kammerorchester dazukommt
und so tragisch zum konsequent
minimalen Groove loslegt, dann wird
man einfach ganz ganz butterweich und
möchte Aktien kaufen von Context. Ok.
Also. Fernando Corona kommt aus
Tijuana, ist Teil der Nortec Posse, aber
solche Tracks hat man von dort noch nie
gehört, denn es bleibt so irgenwo zwischen
diesem brilliant abstrahierten
Klickstersound und Miniorchester,
zischelnde Sinusreste treffen auf robuste
kurze Streichereinsätze und komplexe
Harmonien, abgebrochene zerbröckelte,
aber dennoch in ihrer Stimmung
belassene Holzbläser und man glaubt
seinen Ohren einfach nicht. Perfekt.
http://www.context.fm
bleed
•••••
Semblance Factor - Autofreak
Remixe [Tension Records]
Auf Tension passt das natürlich. Oldschooltechno
mit wummerndem Gewitter-Pathos-Arpeggio
und -Bass. Mit
Paukenschlägen und Krebs-Vocodern,
mit Retro-Donna-Bilderbuch-Wumms
und elegischem Harmoniewechsel für
Zuspätgeborene im Selway Mix. Auf der
Rückseite wird vom Label-Küchenchef
(d`ouevre) ein stringenter zurückgenommen
wuchtiges Ravestück etabliert,
dem man die Ferne der Erinnerung an
Bleeps, Breaks und UK Rave irgendwie
anhört - trotz Sägezahnwuschel und Tribalhouse-Wumms.
Als Bonus gibt es
einen Breakbeat-Track von Selway mit
Freunden, der munter angetrasht durch
die Sample-Bänke zwischen High Energy
und Elektropop heizt. Etwas angestaubte
Partytracks.
bleed
•••-••••
Nick Santillan - Reat Me Right
[Simple Soul Music]
Die A-Seite ist recht smooth und jazzig
mit netten Vocals und klassischem Deephouseflair,
auf der Rückseite gibt es
einen leicht angedubbten shuffelnderen
Mix und irgendwie ist Vocalhouse dann
doch wieder ganz gut, wenn es so funktioniert,
dann allerdings wird es gleich
auf dem "Dub" Mix erst richtig gut und
die Vocal hängen nur noch in kurzen
Fetzen angedeuteter Kicks im Track und
erinnern tatsächlich ein wenig an MK,
gehen aber dann über die funkigen
Gitarrenlicks doch wieder etwas runter.
bleed
•••-••••
Paperclip People - Clear & Present
[Planet E]
Mal wieder Backissue Time auf Planet E.
Nach der "Climax" EP kommt hier ein
weiteres dichtes Detroit-Monster, diesmal
von '95, wieder zu Ehren und auf
transparent-blaues Vinyl. Gleitend rollende
Basslines geschliffene Hihats und
nach Ewigkeiten dann langsam skurriler
und experimenteller werdende Sounds,
die wie aus den Hihats zu federn scheinen.
In London produziert. Auf der
Rückseite dann ein neuerer brachial
gewendet rückwärts laufender Track der
genausogut ein Loop hätte sein können
und ein Stück ambiente, beides wohl
gedacht, um sich einen eigenen Carl
Craig Track daraus zu mixen. Nett.
bleed
••••
Quite Daze - Viewing a Decade EP
[Transmat/024]
Auch Transmat existiert, wenn man auch
von dieser Legende unter den Detroit
Labels selten etwas erwartet, obwohl sie
immer wieder gute EPs rausbringen.
Diese hier ist von Ian Pooley und wirft
leicht shuffelnde Detroitbeats durch
Schauer aus immer schwerer werdenden
Akkorden, zu Beats, die irgendwie an
frühe B12-Platten erinnern und
Sounds, deren Brüchigkeit gerade das
Spannende an der Platte markieren.
Sehr leichte Strukturen, die wirken wie
ein Aquarell in Sound aber dennoch mit
starken scharfen Konturen.
http://www.transmat.com
bleed
•••••
Gerhard Potuznik - 21st Door
Rmxd [Interdimensional Transmissions/014]
Nach etwas längerer Pause des Labels von
BMG aka Ectomorph, geht es jetzt wieder
los wo es aufgehört hatte und featurt
vier Remixe der letzten Potuznik-EP von
Pulsinger, Ectomorph, DMX Krew und
Adult. Pulsinger legt sich tief auf die grabende
dichte digital tiefergelegte Ästhetik
in Bass und lässt die Vocals dazu in
knisternder Tiefe triefen, holt aus den
Brüchen im Groove immer wieder frisch
aufgerissene Funkerinnerungen herauf
und lässt Wüsten-Strings durch das
Ganze wehen. Ectomorph sieht ein paar
Ecken tiefer in seinen Laptop und lässt
Potuznik dabei klingen wie die Pubahs
auf (tja, jetzt kommt die Preisfrage), wie
nennt man diese Drogen die Menschen
klingen lassen, wie ein defragmentiertes
Glück auf Crashkurs? Unerwartet melodisch
und deep nähert sich DMX mit
pulsierend warmer Bassline und leichten
flupsigen Elektro-Fiepsern dem Original
"Keep Me" lässt sogar noch so eine
Art swingenden Bonus-Groove dazulaufen,
der richtig leicht und bestimmt
kickt. Unartig zum Schluss dann Adult,
die ihrer kubistischen Telefon-Neurose
freien Lauf lassen und mit einer Wagenladung
voller Knattergeräusche und
Bassdrum-Pappsounds mit Umwegen
das Feld bereiten, um den Dancefloor
aus den Angeln zu heben und den Hörer
aus jeder einschläfernden Vernunft.
Welcome back.
bleed
•••••
Televazquez [Imcomplet/002]
Die zweite EP auf dem Label ist wesentlich
clubkompatibler, auch wenn die
Sounds sehr reduziert bleiben und ähnlich
wenig Elemente für einen Track
benutzt werden. Wirre Loops kollabieren
mit einfachen kantigen Grooves und
wie erwartet zerbrechen beide darunter,
haben aber sehr viel Spass, es gibt
clickernde Orgien einer fast unwahrscheinlichen
Foundsound Oper, die
immer wieder unterbrochen wird, so als
wären die Leerstellen zentraler Bestandteil
der Musik, und wenn es richtig losgehen
soll, dann trümmert man sich
einfach solange etwas zusammen, bis es
dennoch groovt. Heroischer Kubistenclickerlofijazz.
bleed
•••••
The Architect - My Shoes Are On
Backwards and My Socks Dont
Match [Turninspork/004]
Schon wieder ein Killerlabel aus Philadelphia.
Knisternd dunkle Clickerhousebeats
mit viel dubbigem Schub treffen
auf knuffige Soundeffekte und einschmeichelnd
hechelnd Zerheckseltes,
werfen mit Percussioneffekten um sich,
wenn sie grade mal Lust haben, sind
dann aber auch schon wieder auf einem
unerklärlichen Wüstenjungletrip und
scheinen irgendwie alles zu können, nur
noch viel vielseitiger. Wer Sutekh mag,
wird das hier auf jeden Fall lieben und
auf der B-Seite sind sogar zwei fast klassich
minimale Dubtechnotracks für die
komplette Floorbeherrschung mit
Extrairrsinn. Wir sind neugierig, was auf
dem Label sonst noch so erscheint.
bleed
•••••
The One Man Show - Out Of Sight
EP [Herbal Recordings/002]
Hämmernde trashige Filterhouse-Chicago-Monster,
die sich selber gelegentlich,
vor allem wenn es richtig losgehen
soll, scheinbar mit ausgequetschten
Soulvocals übernehmen, dann aber alles
wieder in diesen dumpf dichten Groove
eintrudeln lassen, der uns sagt, dass hier
alles Rauch ist, was gebrannt hat. Auf der
Rückseite dann ähnliche Effekte auf breakigerem
Untergrund, was das Ganze
fast psychedelisch erscheinen lässt und
ein Bonus-Preacher-Beat.
bleed
•••••-•••
The Vanisher - Temporary EP
[Fragile/019]
Tja, doch, Fragile lebt ja noch, vergisst
man bei jedem Release aufs Neue. Mr.
Hakan Lidbo darf hier die spleenigsten
seiner Downtempo-Housetracks zusammenfusseln
und sich dabei ewigst in
Intros verdaddeln, ein Saxophonsolo
drüberlegen und mit stolpernden
Detroit-Beats wedeln, die tatsächlich an
die frühen Zeiten von Carl Craig
anknüpfen, nur warum, sagt er nicht.
Auf der Rückseite ein smoother Track
mit vielseitiger Bassline, ja das gibts
noch, und flirrend jazzig summenden
Elementen und ein Stück Geräuschkulisse
am Rande der Disco. Überraschend,
wie vieles von Lidbo.
bleed
•••••
Theorem vs. Sutekh [THX/005]
Man muss sich schon wundern. Weil
man sich eh wundert. Mit jedem Track.
Mit jedem Track, der das hat. Die neue
EP der Serie von Kollaborationen
Theorems mit anderen Leuten (Swayzak
und Walker bislang), die sich ja auch auf
deren Labeln fortsetzt, Menschen
mögen sich, wenn sie zusammen Musik
machen und jetzt Schluss mit den Weisheiten,
die neue EP featured San Fran
Dubmonster und Held der clickenden
Tiefschläge Sutekh auf vier brillianten
Tracks. "Socius" atmet tief und bestechend
in diesem Bereich, der wie ein
Delta Detroit, Clicks und Electronica
zur Zeit zusammenfließen lässt, um
Deepness auch innerhalb der formulierten
Zusammenhänge zu erzeugen.
"Mitochondria" (das ist der Plural von
Mitochondrium btw., kein fernes Land)
knuffelt an seinen straighteren Beats mit
einem Filter-Knabbern, das keine Wiederholung
sondern nur Variation kennt,
entlang, weit entlang, sozusagen ein episches
Stück, kein Land, sondern eine
Landschaft, ein Ausufern, keine
Geschichte, sondern eine Chronik, wir
drehen um: Zum ersten mal wird es auf
"Canis" etwas garstiger, aufgewühlter,
mit housig-funkigem Unterton. Digital
angerissene Ravesounds, angebettelt und
abgezirkelt, mathematisch, praktisch,
kross. Zuletzt umrundet sich die Platte
mit einem minimal reduzierten Elementarteilchen-Funk
mit Schieber-
Dub-Bassline. Wie immer ist sowas fein.
Könnte stilvoller nicht sein.
http://thx.m-nus.com
bleed
•••••
Catnip [Stilleben/012]
Sehr lustiges Label aus Holland die es
verstehen, irgendwie Discotracks zu
machen, die selbst Daniel Wang ganz
superb finden dürfte. Im Sound etwas
dicht und nicht so knallig, dadurch
aber irgendwie mehr auf das Floaten
konzentriert und mit Oldschooligen
Anleihen bei frühen Chicagohousetracks
rockt das einfach so gelassen und
ohne auch nur den geringsten Hauch
Kitsch vor sich hin, dass man vielleicht
doch noch mal wieder an Disco glauben
könnte. Titel sind auch extrem
großartig. "Word to The Bird" z.B.
oder "Smoking on that pimps fimp".
Helden!
http://www.stillebenrecords.com
bleed
•••••
Dez - Blacklab [Destyl/002]
Extrem darker Pushuptrack mit bösen
Geräuschimpressionen aus den Höllen
dieser Erde herausgerissen, als wäre
der Bass Fleisch, und die Ohren der
Ort, in die man das Blutende reinsteckt,
so beginnt diese Platte. Iihh.
Spannend. Schlimm, aber weghören
kann man nicht. Dann ein etwas tribalartigerer
und harmonischerer Track,
der sich in extrem cool in den Groove
krabbelnde Dubs versteigt und die
Afrophilen Vocalschnippsel dazu verdammt
gut zu Funkyness umbaut.
Krasser geht es auf der Rückseite weiter
in einer Art Tunnelvision einer Geisterfahrt
durch schwer angeschweisste
glühende Gitterstäbe aus Sound und
als Bonus ein Stück Beatbox mit leichten
Effekten. Intensiv.
bleed
••••-•••••
Paul Nazca - Evolution
[Scandium Records]
Sehr sequentielle Tracks, die einen ein
wenig an die harmonischere Seite von
Robert Hood erinnern könnten. Flatternd
ruhige, aber dennoch groovig
nervöse Beats und sehr skurrile
Sequenzen im Zentrum, die bis hin
zur Unwirklichkeit angeschoben und
verdreht werden auf "Dimension",
ravig-housig mit Neotrance-meets-
Detroit-Stimmung auf "Moniteur",
dass die klassischen Harmonien eines
Rauswerfer-Tracks hat und auf
"Nomade" noch mal mit perkussiv
schiebenden langsam immer breiter
geschichtetem percussivem Housestyle
der sich in eine Retro-Synth-Break-
Hymne hineinwuchtet, was nicht so
ganz gelingen will.
http://www.scandiumrecords.com
bleed
••••
Frame Six - Dante EP
[Grammar/006]
Schon auf Indulge sind die Tracks von
Frame Six immer ein Fest für jeden
Detroit Sequenztechnofan, und diese
hier, auf dem Holländischen Label,
dessen Design ein wenig an Axis erinnert,
mindestens genau so. Sehr ruhig
dahingleitende feine Tracks, in deren
Zentrum langsam moduliert wird und
aus denen heraus die preschend klaren
Grooves einfach eine unausweichliche
Basis schaffen für dezent abseitige
Effekte in den Klängen.
http://www.grammar.nl
bleed
•••••
Dwayne Sodahberk - Unsound
EP [Stuporsonika]
Wie gut, dass die neue Stuporsonika
diesmal in Leipzig gemastert wurde,
denn genau das, was an den letzten
Platten fehlte, der klare Sound, ist hier
voll da und nun sind die Tracks wirklich
unschlagbar brilliant. Was macht
Dwayne, entgegen aller Vernunft, auf
seinen Tracks? Er lässt rabiate Technomethoden
und knuffeligen Minimalismus,
Deepness und Gradlinigkeit
gegeneinanderlaufen, rupft seine
Tracks wie ein Huhn, das liebend gerne
die Federn lässt (is ja für die
Kunscht) und überrascht und nicht
nur mit Tracks, die von dunklen
Detroitigen Downtempohymnen zu
fiepsigem Gegrabbel werden, sondern
auch mit zerbrochenen Instrumentalhiphoptracks
zu Barpiano für Staubfanatiker
zu knorpeligstem Harddisceffektszenario
oder sogar einem einfachen
Gesangshousetrack mit rasantem
Indieflavour. Strange Musik. Aber
genau das braucht man.
http://www.stuporsonika.com
bleed
•••••
Mystic Letter K - Mindgames
[HP]
Ähnlich wie vor Jahren bei Dr.Walker
schon kommt der Moment im Leben
eines Technoproducers namens Cari
Lekebush, wo er gebrochene Beats für
sich wiederentdeckt und zwar als Dancefloor
Alternative. Und so produziert
er mit allem was er so kann, dichten
Dubs und verwirrenden Sounds, aber
klar grooven Housigem Fundament
dann hier auch Tracks für die Breaker
des nächsten Jahrtausends. Die werden
sich vielleicht bedanken. Denn A ist
das ganz schön flott, B irgendwie doch
noch so technoid, dass man es nicht
mal mit Oldschool vergleichen könnte,
trotz falscher Scratches und Effektliebhaberei.
Aber wer weiss, vielleicht
konvertiert er ja damit ein paar der
härten Technokids zum Breaken, oder
vielleicht ist er auch einfach nur in
L.A. aufgetreten und hat es so gesehen
und darauf reagiert. Die breaken nämlich
sogar zu Country, wenn es cool
heisst. Sympathische, etwas wummrig
dichte Tracks.
bleed
••••
Hakan Lidbo - Moodorama EP
[Audio Beyond Recordings]
Weil es auch gar nicht anders geht, hier
wieder drei perfekte Tracks von Lidbo,
der auf der A-Seite mit "Moodorama"
eine leichte deepe Soundstruktur mit
unerwarteten Kratzern
durcheinanderbringt, die ebenso ein
Pressfehler sein könnten, sich aber
perfekt in diese Stimmung aus Vergessen
einbetten, die bei manchen seiner
ruhigeren Tracks irgendwie alles in
eine große weite weiche Ruhe eintaucht.
"Allergic" ist eher eins dieser
rasanten Funkmonster, die auch seine
Stockholm Decadance Produktionen
manchmal sind, konzentriert und vertrackt,
aber dennoch klar zuschlagend
und genau den Moment an Jazz
zurückhaltend, wo er sich von der Präzision
eines funkigen Zugriffs auf den
Groove als Attacke löst. Zum Abschluss
noch ein krümeliges verwirrend plastillin
psychedelisches Soundexperiment
mit rockendem Basisgroove und
Effekthascherei vom feinsten. Never
lets you down.
http://www.audiobeyond.com
bleed
•••••
Glory B - Sunday Island 3
Reworks [Minifunk/043]
Ratio und Funk D`Void remixen
Glory B hier in klassisch multiphrenen
Deephouse-Dub-Styles, die bei Ratio
eine runde detroitige Grundsubstanz
zum harmonischen Swingen bringen
aus denen wie Eisberge die Spitzen der
Claps herausragen und die Phaser die
Täler und Tiefen schleifen, während
pumpend-progressivere UK Partystyles
sich auf der Rückseite gerne mal in
Doublebassdrums überschlagen und
so etwas technoidere Referenzen herballern.
bleed
•••••-••••
Riviera Allstars
[Vikingmusic/001]
Rings um Plastique De Reve und Crowdpleaser
versammeln sich auf diesem
neuen schweizer Label im Kompakt-
Vertrieb die böse funkigen Krümelmonster
von Techno aus den Bergen
und rocken das House down. Plastique
schmettern die Hymne des Labels in
eingefleischt rotzigem Post-Chicago-
Köln-Schranz, Waterlilly und St.
Plomb knattern discoides Motorenöl
auf die noch frischen Wunden und
Larry Pad geleitet uns smooth und
elektroid flangernd auf die zweite Seite,
wo Crowdpleaser Crowdpleaser auf
"Crash Kiss" erst mal den Boden tieferlegen
und mit brummelnder Bassline
und verwischten Disco-Spuren ein
psychedelisches Club-Fegefeuer anfachen,
während Gino mit "Frank´s
House" so eine Art God`s House für
Acidfundamentalisten in knorkig kantiger
Form brettert. Hart und heftig.
bleed
••••-•••••
Black Ops- [BRave 02]
Die Raver erobern sich die Schweiz
zurück, und von dort aus logischerweise
die ganze Welt. Killertrack (Singlesided)
für alle die es lieben, wenn die
Monster des Sägezahns auf die Bühne
preschen wie eine Rotte bärtiger Proto-Eschlucker
und die Welt plötzlich
nur noch aus Geschrei und Begeisterung
besteht. Dahinter steckt natürlich
der bestangezogenste Musiker des
Landes. So so.
bleed
•••••
Uko - Automatic
[Klein Records]
Sehr vernünftig die ruffen Beats des
Quantic Remixes, der dieser rockenden
Broken Beats EP die richtige
Grundlage gibt, sogar Bläsersätze ganz
funky zu verkaufen, aber vielleicht liegt
das ja auch an der niedlich aggressiven
Stimme. Dann aber gehts straigt bergab
und verfusselt sich in Clubbreaks
mit falschverstandener Synthmodulation,
die kein Mensch braucht und
klingt wie Downtempoclubhits von der
Stange.
bleed
••••-••
reviews •••••ja •nein [47]
[47]
continental
de:Bug : 055 | 0102
Vanguard - Peanutbutter
Remixes [Frisbee]
Darf man Peanutbutter remixen? Eine
Frage, die sich unwillkürlich stellt,
wenn man herausfindet, dass hier CJ
Bolland den poppigsten Track des letzten
Vanguard Albums nochmal durchbrettern
darf. Bolland, von dem man
ja wenig gehört hat, macht eine Art
kleine Großraumrave-Oper daraus,
Vanguard knuffelt sich auf seinem
Bonustrack vom Album durch diverseste
digitale Filter in ein kleines brüllend
brummiges Technodisco-Inferno,
was ganz nett ist und liefert noch
ein paar Bonusbeats dazu, was nicht
wirklich jemand braucht. Nun ja.
bleed
•••-••••
Random Logic - Numbrebs EP
[Tehnika]
Nach der sehr schönen Compilation
des slowenischen Labels kommt hier
eine neue EP von Random Logic, die
wir noch nie so deep und minimal
gehört haben wie hier. Dubbig, ruhig,
scharfkantig in den Kleinst-Sounds
und mit breakigen Eskapaden in
Clicksterfunk die ein wenig an Clickhop
erinnern, dann wieder szenisch
breitwandig mit fast erstickten Grooves,
und zum abschluss noch einmal
Slow-Motion-Deephouse-Styles in
Stop and Go-Rhythmik. Funky,
abstrakt und extrem cool. Das Album
dazu erscheint in Kürze.
bleed
•••••
Southsonics - Latens Anima
[Scandium Records]
Die neue Southsonic beginnt um längen
funkiger als die letzte, arbeitet
zusätzlich zu drohen schwelenden Basslines
an verfusselten Rave-Harmonien
herum und begibt sich so in einen
Maelstrom der Intensität der dennoch
auf einem housig konkreten Boden
bleiben kann. Auf "Phat Rolling" zeigen
sie, dass sie auch der Looptechno-
Posse noch neue Spitzen aufsetzen
können und mit ein paar einfachen
nudeligen Rave-Sequenzen zu neuer
Spannung verhelfen können und auf
der Rückseite bewegen sie sich auf einmal
in leicht glitzerndem Minimal-
Filter-Uptempo-House und leichtem
steppendem Dub-Euphorie-Schunkel-Pop.
Fein und sehr vielseitig.
http://www.scandiumrecords.com
bleed
••••
Temponauta [Kial/007]
Irgendetwas hat sich in Slowenien in
der letzten Zeit getan, denn auf einmal
ist so ein Label wie Kial ein richtig
kickend monumentales Minimalhouselabel
geworden mit leichten Anklängen
an Kölner und kanadischen
Sound und DJ Bizzy und Dojaja
rocken vier perfekte Tracks mal ruhig
und elegant, mal extrem kickend und
wenn sie wollen auch mit Soundexperiment
in deepestem Solidrock-Dub.
Kein Wunder, dass man sie bald auf
Raum...Musik wiedertreffen wird.
bleed
••••-•••••
The Nightstalker - Darkside
Moves.Highway Rules EP
[Poetenpop/Moto]
Nach der Dan Piu Doppel 12" kommen
hier 2Tracks eines meiner Züricher
Lieblingslabels, die noch tiefer in
Detroitsounds und ruhigen Grooves
versunken sind. Die A-Seite wirbelt so
euphorische Melodien auf, dass man es
kaum noch aushält und am liebsten
sofort diese Platte mit nach 92 nehemen
möchte. Die Rückseite ist darker
und reduziert die Beats auf shuffelnd
Grabendes, während darüber eine
Sequenz immer dichter und weiter
ihren eigenen Weg hin in ein weiteres
Paralleluniversum von Red Planet
läuft. Killerplatte.
http://www.poetenpop.com
bleed
•••••
hiphop
Bringing It Home Vol.1
[B.U.K.A. Ent.]
Eigentlich gibt es ja mehr als genug
Compilations, und besonders schön
reihen sie sich auch nicht ins Plattenregal
ein, vor allem wenn das Cover so
wenig inspiriert aussieht wie das der vorliegenden
Platte: ABER: Ich habe lange
nicht mehr eine so gute, frische, reichhaltige
und schöne Ansammlung traditioneller
HipHop-Musik zu hören
bekommen. Die Musik der B.U.K.A.-
Artists, allen voran die Lone Catalysts,
strahlt eine Leichtigkeit und Inspiration
aus, dass einem ganz warm ums Herz
werden kann. 19 tolle Tracks von zumindest
mir vorwiegend unbekannten
Künstlern.
MEYER
drum and bass
Agent Black - Feel Good/Heaven
[Ivory]
Shy Fx ist zurück. Und wer hätte gedacht,
dass er sich nach seinem Bambataa Vs.
Nuttah Rip-Off mit Feel Good ganz in
oldschoolig detroitigen Gefilden abarbeitet.
Zwei extrem warme, deepe
Tracks, die diese EP wie kaum eine
andere zu Der Detroit-Gedenk-Drumand-Bass-Platte
seit Ewigkeiten machen,
und den Einfluss, den alles von Strings
of Life über Energy Flash und 123 Sonar
auch auf die Drum and Bass Szene [oder
damals eher Hardcore-Szene] hatte.
Ganz nebenbei haut Shy FX mit seinem
127 bpm Housebreakdown den Drum
and Bass Kids den radikalsten Eklektizismus
seit langem um die Ohren. Sehr
schön.
sven
•••••
Calibre [Soul:R 002]
Und gleich die zweite Maxi hinterher.
War Musique Concrete dann doch
irgendwie nicht das, was man sich von
Calibre erhofft hatte, schickt er hier zwei
Tracks ins Rennen, die über jeden Zweifel
erhaben sein dürften. Schön deep,
mit jazzig-housigen Euphorieeinschüben.
Sehr schön.
sven
•••••
Abstract Rude + Tribe Unique -
P.A.I.N.T. [Battle Axe]
P.A.I.N.T. steht für Powerfull Artistic
Inspirational New Tunes, und Abstract
Rude beweist schnell, dass hier nicht
bloß ein weiteres Großmaul am Werk ist:
spätestens mit dem unglaublichen, achteinhalb
minütigen "Heavyweights
Round 4", einem rasanten Possetrack,
bei dem nicht weniger als 20 Rapper zu
Wort kommen, ist alles klar. Das Stück
wirbelt mit komplexen Beats, unzähligen
Rapstyles und einer Stimmung, die zwischen
prolligem Booty-Style, Soul- und
Jazz-Atmosphäre hin und her wechselt,
dass ich gerne mal unsachlich werde:
Hammer! Gleichzeitig steckt das Stück
die Stilpalette der gesamten Platte ab.
Insgesamt überwiegen allerdings die
souligen und jazzigen Elemente, die sich
auch hervorragend mit Abstract Rudes
butterweicher Stimme vereinigen.
MEYER
•••••
Bonobo - Animal Magic
[Tru Thoughts/Ninja Tune]
••••-•••••
Simon Green heißt der Mann, der diese
Instrumentalplatte im Alleingang -
inklusive der klassischen Instrumente -
eingespielt hat. Mit Animal Magic
kommt von ihm ein sehr ruhiges, entspanntes
Debüt, das aber immer die
Gratwanderung zwischen Relaxen und
Abschlaffen hinkriegt. Dazu tragen
natürlich die unschluffigen Beats bei,
häufige Vokalfetzen, aber auch das ganze
Gezupfe, Gestreiche und Geblase, das er
darüber spielt - meist mit angenehmem
Jazz-Vibe, zwischendurch aber auch
etwas‚ Vollenweider-isch (das Gezupfe
natürlich). Kein Geniestreich also, aber
eine hübsche Platte fürs seelische
Gleichgewicht .
Meyer
The Dragon - White Poison/The
Teacher [Poison Records/006]
Nach wie vor eines meiner Lieblingsausnahmezustandlabel
und das nicht nur
weil sie immer so verführerisches farbiges
Vinyl machen, sondern weil schon
auf den ersten Takten von „White Poison"
[ihr wisst was gemeint ist, gell?]. Es
beisst, rollt, schlägt um sich, begräbt sich
in technoid zuckenden Basslines und ist
dennoch keiner der typischen Rockertracks
sonder so etwas wie die auferstehung
von Dom & Roland mit brennenden
Vorzeichen und als kleiner Bruder
von der dunklen Bestialität mancher
Alpha Omega Tracks. Fett. Die fluffigere
arabischere Seite „The Teacher" vollzieht
unglaubliche Harmonien die auf
merkwürdig rasante weise deep bleiben,
wirkt trotz Pauken nie pathetisch und
lässt ständig ahnen was eigentlich alles
passiert wenn der Track mal richtig loslegt
und mit sich überschlagenden Basslinetriolen
die Boxen aus den Angeln
hebt. Böse.
Bleed
•••••
Sonic & Silver - Rise Up EP
[Reinforced/'168]
Ziemlich bestialisch mit Amenbreaks um
sich werfende EP die aber dennoch
immer wie z.B. auf „Rise Up" allein
durch die sehr coolen Dubsounds richtig
smooth groovend bleibt und als Partykicks
eher die herumgeisternde Variante
von Alarmsounds benutzt als richtig
böse auf die Nase zu geben. „Soldier
Business" kickt dann noch diese Raggaplinkerpianos
zu den typischen Samples
aus der Bad Boy Rumpelkiste und lässt
die Basslines tiefe Gräben in die getimestrechten
Beats schneiden. „Cool Intentions"
holt ein paar Ravepianoakkorde
dazu um die Party richtig ausgelassen zu
machen und erst auf „The Only One"
findet man die detroitigeren Klänge der
beiden wieder in leicht säuselnden Congas
und Strings die die Höhen der
Zukunft einfach nicht verlassen wollen.
Was soll man sagen. Sie können alles.
Bleed
•••••
Eljay & Ruffstuff -
Serious/Timing [L Plates/007]
Superupgehypter Killerdubsound auf L
Plates von zwei recht neuen Acts aus
Canterbury, die auf „Serious" mit derbe
angedubbten Raggavocals und viel relaxtem
Congapathos den Dancefloor zum
beben bringen und die Oldschoolposse
zum jubeln. Auf „Timing" smoothere
Pianodubs die ein brilliantes Ravehallenflair
haben und mit schnellen Breaks
und angetäuschten Amenbreaks in wilder
Partylaune losgehen. Definitv L Platesytyle.
Bleed
••••
Def Cut - Street Level [MZEE]
Def Cut, schweizer DJ von Rang, serviert
mit seinem zweiten Album Street Level
ein für MZEE typisches funkiges faststyle
Album mit viel Cuts und Scratches
ab. Anders als einige seiner Label-Kollegen,
scheint er aber keinem Nostalgie-
Dogma verfallen zu sein. Die Sounds
klingen fett, die Samples sind nicht
unbedingt historisch abgesegnet (auch
wenn er gerne in die Disco-Kiste greift)
und manchmal wechselt er auch fast
unbemerkt in housigere Gefilde
(obwohl das natürlich historisch abgesegnet
ist, remember Hip House!). Insgesamt
macht das alles Spaß, und für
lustiges Sample-Raten ist die Platte ein
gefundenes Fressen. Und Breaker werden
sowieso ihre Freude daran haben.
MEYER
••••
Disflex 6 - Hot Season
[Lex Records]
Ein neues Label aus GB, das hoffentlich
nicht wegen des aufwendigen Covers der
ersten 12" direkt wieder Pleite macht.
Denn bei so einem Start darf man noch
•••••
M.I.S.T. - Play on Me/Warp 1
[Soul:R 001]
Da ist es also, das Label von Marcus Intalex
& ST Files, die sich gleichzeitig auch
eine schöne Abkürzung für sich ausgesucht
haben [weil der gute ST Files
irgendwie immer hinten viel und immer
der Ungenannte, der ewige Zweite war?
einiges erwarten. Auf der A-Seite finden
sich zwei leicht düstere Tracks mit elektronischen
Sounds. Auf der B-Seite
geht's dann richtig los: "Sidewalk
Stomp" stompt ziemlich parallelisiert
über holprige Beats, Störfrequenzen
und Minimal-HipHop Gelände. Der
vierte Track verbreitet dann regelrecht
Endzeitstimmung - trotz Vibraphon-
Einsatz.
Meyer
Egal.]. Play on Me gräbt sich sofort mit
einer schön plinkernden Melodie ins
Hirn und variiert das "How U Make Me
Feel"-Thema dann ziemlich großartig.
Warp 1ist dann etwas darker, treibender
und rundet die Labeldebut perfekt ab.
Soul:R wird eines der stilprägenden
Label 2002, no doubt.
sven
•••••
Nookie - Oceanic EP
[Good Looking]
Als Taster für das Album gedachte Doppel
EP die dann noch auf Vinyl bringt
was von den goldig sympathisch elegischen
Tracks auf der CD war. Vom
schwermütig detroitig dichten „Continental
Drift" über das soulige „Our
Love" bis hin zum angeravten Breakbeatkiller
„Think about it" mit extra Paradox
Drift und dem typischen Goodlooking
Ambiente auf „Solstice" eine feine
leichte EP mit warm glitzernden Tracks.
Bleed
••••
Sonic & Silver - Can You Feel
It/It Came From Outter Space
[Science Fiction/002]
Und schon wieder dieses Traumduo, die
in der letzten Zeit wirklich überall und
vor allem immer wieder brilliant und
mit frischen Ideen releasen. „Can You
Feel it" droppt leichte und sympathische
Beats in gut programmierter Exaktheit
zu einem leicht melancholischen Vocalsample
und herumstreunenden Pianoplinkern
bis es die eigene Dichte mit
rollend untergründigen smoothen Basslines
und frisierten Ravesägezähnen wie
ein kleines Magmafeuerwerk zu
unglaublicher Ausdehnung aufdreht. Im
Titel logischerweise konsequent ist „ It
Came From Outter Space " dann die
Hymne für das Label mit seinen spleenig
schräg gepfiffenen 60 Jahre Scifimelodien
und dem dichten schweren Traum
von Detroit. Eine Platte die so 1/1 auch
auf Reinforced als eine der deepesten
Platten hätte durchgehen können.
Science Fiction ist eine der besten Neuendteckungen
in Drum and Bass dieses
Jahr.
Bleed
•••••
TTC - Elementaire-EP [Big Dada]
Big Dada geht über den Kanal und findet
in Frankreich TTC, die auf den
Tracks "Elementaire" und "Coffee
Shop" elektronischen Space-Hop
machen. Der dezente Flächen-Kitsch
erinnert mich vielleicht aber nur wegen
der Schnittstelle Frankreich an Jean-
Michel Jarre. In Wirklichkeit klingt das
nämlich unglaublich gut und mitreißend,
was TTC da an elektronischen
Klangwänden und fetten Bässen auftürmen.
Bei "Toi" hört man dann endlich
den MC, von dem mir Dose One
erzählte, er klänge so lustig nach Kermit
(der hat's gerade nötig...). Hier geht's
dann deutlich funkiger zur Sache. Tolles
Debüt (wenn's denn eines ist...).
MEYER
•••••
3582 - The Living Soul (Hum
Drums/ Groove Attack)
Wenn einem langweilig wäre, könnte
man ja immer wieder darüber überrascht
sein, was Soulmusik eigentlich ist.
Jedenfalls hört es sich im Grunde
genommen und zum Glück nicht so ausgelutscht
an wie das Wort. Wie auch diese
Platte zeigt. Eine sehr nah gelegene
Zusammenarbeit, Fat Jon von Fíve Deez
und J.Rawls von Lone Catalysts sind 35
und 82, zusammen aber nicht 117, und
beide haben auf dieser Platte Beats
gemacht und rappen. Das ist natürlich
•••••
enorm melodisch und wunderschön.
Besonders niedlich ist dann auch die
knappe aber ehrlich wirkende Auflistung
der Inspirationen zu den einzelnen
Tracks, wie zum Beispiel "den Beat
hören und sich vorstellen, wie es sich
anfühlen würde, hoffnungslos zu sein"
zu einem Stück namens ‚Empty'. Eine
Platte, bei der die Musikalität zwischen
Beats versteckt hervorscheint und sich
mit den dezent vorgetragenen Lebensbetrachtungen
souverän zu einem fabelhaften
und sanft fließenden Album
zusammenfügt.
Caynd
Mark Force [Reinforced]
Zwei spleenige, verspielte Tracks, bei
denen im Hintergrund allerlei Soundschnipsel
und Mikroravebleepwitzelein
zu entdecken sind. Mark Force treibt die
Old-school Spielereien auf neues Terrain.
Vielleicht weniger dancefloorkompatibel
und reduzierter als die letzten
Reinforced Maxis, dafür aber extrem
funky und erfrischend anders. Bin mal
gespannt, ob man von Mark Force in
nächster Zeit wieder mehr hören wird.
Schön wäre es.
sven
•••••
Matrix - Fallen/Bad Dreams
[Idioma/001]
Wurde aber auch Zeit dass Matrix mal
wieder einen rhythmischeren weniger
gradlinigen und mit Vocals angehauchten
Track macht wie den Remix von
„Fallen" denn erst dann kommt seine
ultracleane Art zu produzieren auch
dazu den Funk zu entwickeln, den
unglaublich kickenden feinen und klaren
voller Energie kickenden Funk für
den man seine frühen Produktionen
immer so geliebt hat. Obwohl er die
typische Technobassline der Posse einbaut,
ist es dennoch extrem differenziert
und glatt eine Konkurrenz für so manche
Klute und Polar Sachen. „Bad Dreams"
hat einen arabischen Touch, wie so
viele Drum and Bass Tracks zur Zeit und
rockt einiges gradliniger und mit
mumpfigeren Basslines, was dem ganzen
trotz feiner Produktion eben etwas leicht
und schnell ermüdendes gibt. Ein Tool
halt.
Bleed
•••••
Africa Raps - Senegal, Malia
and The Gambia (Triont)
Schön, dass es auch in Afrika HipHop
gibt, und umso besser, dass man davon
jetzt nicht mehr bloss eine vage Vermutung
hat, sondern eine CD mit entzückendem
Cover den konkreten Beweis
dafür gibt. Da chillen ein paar Jungs in
einem Kassettenladen, der voller bunter
Kassetten ist und in den Sonnenlicht
einflutet. Auf der Platte selber treten
u.a. in französischer Sprache verfasster
Rap, Gesang und freundliche Trommel
oder Saiteninstrumente ohne nervenden
Weltmusikflavour zutage. Hört sich
oft optimistisch und fröhlich an, teilweise
werden aber auch andere Töne und
natürlich Sprachen angeschlagen. Dazu
gibt es ein mehrseitiges Booklet, das
über den Stand der Hiphop Dinge und
die Auswahl der Tracks aufklärt. Mit viel
Mühe gemacht und nicht bloss zum
Beruhigen des globalen Gewissens.
Caynd
•••••
•••••-•••
Breakage - Numbers ep
[Reinforced/178]
Was soll man sagen? Für Breakage sind
Zahlen ein Spiel. Logischerweise. Jahre
z.B. insofern als dass sie Zahlen sind
auch und so kicken sie mit den lustigsten
Swollen Members - Bad Dreams
(Battle Axe)
Gigantische Beats schlagen einem hier
gebündelt mit einer gesunden Portion
Paranoia und gewaltiger Rapfinesse entgegen.
Düster und massiv, ideal für
schlechte Zeiten im individuellen Großstadtghetto,
negative Energie transformieren
als grösste Aufgabe. Aus Kanada
kommen die beiden, die Beats unter
anderem von Evidence von Dilated Peoples,
Gäste sind Chali2na, Moka Only,
Planet Asia, DJ Babu und viele mehr.
Caynd
•••••
Five Deez - Koolmotor (Counterflow)
Five Deez, das ist eine Gruppe, die in
Cincinnati lebt. Fat Jon produziert ihre
Beats und schafft es spielend, sogar
einen Housebeat cool klingen zu lassen
und HipHop in zwar dahinlaufendes,
aber dennoch immer mit etwas Unvorhergesehenem
versehenes delikates
Beatgeköchel zu verwandeln. Nebenbei
knarzt und zwitschert einem das aus
ungefähr fünfhundert Metern Tiefe
entgegen, und dreht dabei scheinbar
nebensächlich und schwerelos Strukturen
nach Belieben um. Inhalt der Texte
sind folglich keine Autos. Fokussiert,
intelligent und gut.
Caynd
bestgelauntesten Raggaravesymbolen
herum und machen vier schnippische
Amensmasher in Dub auf denen wirklich
alles drunter und drüber geht und
jede Ecke im Groove ausgefüllt ist mit
dieser nervösen Hochspannung von
noch mehr Albernheiten die die Erinnerungen
an irgendein damal eben im
besten Fall sind. Lustigste Drum and
Bass Platte des Monats. Btw. Breakage ist
James Boyle.
Bleed
•••••
Wild Child & Floyd Dice - Rock
King/Red Master Theme
[Red Master Records/004]
Die beiden bringen ihre Oldschoolfunkvorlieben
hier voll zur Geltung und
kicken auf „Rock King" mit Löwenbändigerpathos
und funkigen Stepperbeats
in eine Richtung die irgendwo zwischen
Bristolsound und dem Bassoverload von
Digital liegen könnte. Dazu eine
unmögliche Synthesizerschunkelmelodie
und die Welt ist komplett untergehakt
und nicht mehr vom Dancefloor zu
bekommen. Das Theme bewegt sich ein
wenig in asiatischen Sitarloops und
knalligen trockenen Beats die ja eigentlich
das Markenzeichen des Labels sind,
lässt ein bedrohliches Red Alert im Hintergrund
für den nuclearen Funk sorgen
und entwickelt sich zu einem sehr sehr
funkigen aber dennoch extrem relaxten
Track der einfach nur bis zum Ende
grooven will und so physisch daherkommt
wie noch keiner ihrer Tracks bislang.
Bleed
•••••
Randall & Flex - Water Tech
[Reinforced/172]
Randall & Flex sind zurecht Legenden.
Legenden sind nämlich nicht was man
liest, sondern wonach gelesen wird. Sind
nicht Text auf der grossen weissen Seite
von Drum and Bass sondern der Pfad,
der Kriegsmarsch, die Schluchten aus
denen es langsam heraussickert. Wie
Wasser eben. Wassertechnologie. Drexiya
wird über den Ocean winken. Vier
Monstertracks die sich selber so sicher
sind, dass sie weder nach rechts noch
nach links sehen und sogar „Rockin
down the House" samplen können ohne
dabei auch nur einmal zu denken, dass es
so was wie Oldschool auch nur geben
könnte. Vier böse Tracks für die am
liebsten mit Springerstiefeln zu Drum
and Bass breaken.
Bleed
•••••
DJ Hasebe - Hey World (WEA)
Hey Dj Hasebe, du hast zwar einen ziemlich
bekloppten Namen, bist aber Japaner,
und hast deshalb das Recht, gleichzeitig
total gut drauf zu sein und mit verrückten
Ideen Aufsehen erregen zu wollen,
indem du dich zum Beispiel hinter
einen riesigen Gasherd in dessen Ofen
gerade ein fetter Truthahn den Garzustand
erreicht, stellst und so tust, als
wären die beiden Gasherde Plattenspieler,
und dir dazu noch ein Handtuch auf
den Kopf knotest und eine ernste Miene
aufsetzt. Extrem poppige und funky
Musik, teilweise aber etwas sauber und
schnulzig, mit allerlei erstklassigen
Stimmen wie Mos Def, Doug E. Fresh,
•••••
Rahzel, Ronny Jordan, Les Nubians,
Beenie Man, Speech etc und grossem
Hitpotential.
Caynd
John Tejada [Socio/004]
Auf dem Label von Ayala macht überraschenderweise,
ja, wir sind hier in der
Drum and Bass Spalte, einer unserer
Minimalen Discohelden oder wahlweise
Elektronicakillerproducer oder einfach
nur Produzentenhelden eine EP die
tatsächlich den plinkernden glücklichen
deepen detroitigen Sound von ihm in
Drum and Bass übersetzen kann, ohne
dabei von der Klarheit des eigenen
Sounds zu lassen. Nachteil daran ist, dass
es natürlich einfach den Produktionsstandarts
von Drum and Bass nicht ganz
auf die Schliche kommt und somit wenn
man es auflegen will ein wenig abfällt,
Vorteil ist dass es gar nicht normiert
klingt und vor allem schön und außergewöhnlich.
Bleed
••••
Klute - Glue Sniffer / Galaxian
[Commercial Suicide/002]
„Glue Sniffer" ist einfach so ein Track,
der einem zeigt, dass man gar nichts
glauben soll. Vor allem nicht, dass sich
nichts tut. Im richtigen Moment
gedroppt ist das ein so unverschämt die
Hirnhaut über die Ohren reissender
Track, dass man gar nicht mehr weiterdenken
kann, sondern sich nur noch
durch die gespenstischen jaulend schreienden
Sounds wirft, als wäre man ein
Pingpongball in den Händen von Klute,
und Klute zwei gutgelaunt rammende
Kontinentalplatten. Tja. Über die
Trancedaddelei von Klute und warum er
das macht und ob er uns damit eigentlich
ärgern will, oder einfach nicht weiss,
dass Trance hierzulande ein Gift ist, dass
die Kinder in Kaufhäuser treibt, wir
wissen es auch nicht, also wollen wir auch
mal nicht so tun. Dennoch bleibt „Galaxian"
kein wirklich so schlimmer Track
sondern irgendwie doch noch in dieser
Kerzenlichtdämmerathmosphäre ganz
fein.
Bleed
••••
Taktloss - Battle Reimprioritt
No 7 (PDNTDR)
Der Kuss am Ende schließt das, was der
Berliner Battlerapper davor mit sehr
lustigen und teilweise ziemlich gescheiten
Sätzen unternimmt, recht nett ab.
Taktloss gibt sich verrückt und gestört,
und hat zur Vertonung seines realen Irrsinns
unterhaltsame LoBudget Rapmusik
gemacht, bei der der Ansatz recht
einmalig, einiges aber auch unnötig ist.
Caynd
••••
Yogi - Jamaica Child (Ant)
Das Leben ist nicht immer ein Zuckerschlecken,
teilt uns Yogi mit recht eigenwilliger
Produktion gespickt mit souligen
Samples, Dubeffekten und reinplumpstenden
Sounds mit. Es geht um
Elementares wie Armut, Vergangenheit,
Gegenwart und vor allem um Struggle,
ein Einblick in Yogis Leben irgendwo in
England.
Caynd
•••-••••
Bubba Sparxxx - Dark Days,
Bright Nights (Beat Club)
Aus Georgia kommt dieser weisse
unschlanke Landbewohner und Käppieträger,
das prägt gewiss, da mag man einfache
Dinge, die durch die Gegend
wackeln gerne, und auch solche Beats,
die u.a. von Timbaland und Organized
Noize stammen. Beat Club ist Timbalands
Label und das die erste Veröffentlichung
darauf. Lässiger aber kraftvoller
Südstaatenklang inklusive Kuhsounds
und Gesang, zugleich korrekt unkorrekter
Rap.
Caynd
•••••
•••••-••••
januar dates
de:bug pre:sents
kompilation: Tjoss may, andreas sachwitz | dates@debugos.de
on tour
Borneo & Sporenburg
11.01. - München, Flokati / 19.01. - Berlin,
WMF / 25.01. - Stuttgart, Hi Club
Deep House Joint Venture feat.
Carsten Helmich & Ingo Sänger
03.01. - Köln, Intro Intim at Prime /
04.01. - Hamburg, Lounge / 11.01. -
on the floor
Berlin - Ostgut/Panoramabar
04.01. - Pantytec (live), Sammy Dee, Zip
/ 05.01. - Mindlab (live), Andreas Borgmann,
Cora S., Dry, David Hausdorf,
Sascha Funke, Dave DK / 11.01. -
Michelle Grinser, Chica Paula, Märy Bad
/ 12.01. - Samuel L., Pacou (live), Dave
Du Monte, Frank Finger, Novatek (live),
Marcel Janovsky, Djoker Daan, Leo
Krafczyk / 18.01. - Naughty, Tama Sumo,
Wimpy, Tractorheads / 19.01. - Aril
Brikha live, Sammy Dee, Marcel Dettmann,
Stephan Grieder, Zip, Dave DK /
25.01. - Gebrüder Teichmann, Nightshift
(live & dj set) / 26.01. - Michael
Mayer, Tobias Thomas, Fiedel, Ekkehard
Ehlers (live), Boris, Paul Davis, Sasse aka
Freestyle Man
Berlin - Sternradio
04.01. - Steve Bug, Clé / 11.01. - Superpitcher,
Sascha Funke / 12.01. - Acid
Maria, Clé, Golden Boy (live) / 18.01. -
Mitja Prinz & guests / 25.01. - Lexy, Haito
/ 26.01. - Kontiki, Daniel Bell, Phonique,
Martin Landsky
Berlin - Tresor
05.01. - Leo Krafzcyk, Eva Cazal & special
guest / 12.01. - Elektro, Wimpy, Dash,
Steve D, Mack / 16.01. - Tobi Neumann,
James Flavour / 18.01. - Dry, Dafyr, M-
Nuclear / 19.01. - Surgeon, Pete, Liquid
Sky / 23.01. - Elbee Bad / 24.01. - Chica
Paula, Sammy Dee, Ricardo Villalobos /
25.01. - Lars Vegas, Jack Hammer,
Tanith, Sebrock / 26.01. - Decomposed
Subsonic, Mathias Schaffhäuser, Markus
Güntner, Flush, Marc Snow / 31.01. -
Ellen Allien , Lexy, Miss 85B, Dub Taylor,
Die Freizeitgestalten
Berlin - WMF
04.01. - Barney Millah, Panza, 2Be Cru,
Bam Bam Soundsystem, Reaf, Pure /
05.01. - Diringer, Vladimir Ivkovic, Gelb
- Berlin / 06.01. - GMF / 11.01. - Exponence
- live: Cloinc, Electric Sheep, André
Estermann, DJs: Jan Bruhnke, Ralf
Köster, .VT, Bleed, Feed / 12.01. - John
Tejada, Ellen Allien, Trike (live), Live &
DJ Team Modeselektor / 18.01. - Pow Pow
Movement, Sentinel, 2Be Cru, Pure, Shir
Khan / 19.01. - Borne und Sporenburg,
Diringer, .VT, Mo, El Puma / 25.01. -
Exponence - Ceephax (live),Noshe, .VT,
Bleed, Feed / 26.01. - Christian Vogel,
Farmers Manual (tbc)
Bern - Reitschule
12.01. - live: Intricate, Person, Solotempo,
DJs: Spezialmaterial
Bielefeld - Forum
12.01. - Oris Jay & The Virus Crew
Bochum - Bhf. Langendreer
31.01. - Bernd Begemann
Darmstadt - Centralstation
23.01. - Pink Elln, Visuals Stardax,
Krystyna / 24.01. - Sergej Auto, Krystyna
Duisburg - Phuture Club
25.01 - Mad Max, Recyver Dogs, Steve D.
Dortmund - Club Trinidad
05.01. - Carsten Helmich, Selec, Valli &
Janny Jan / 12.01. - Rainer Trüby, Don
Hocke, DJ Diagnose / 19.01. - Glissando
Brothers (live), Carsten Helmich, Paul
Wunderlich, Klaus Fiehe, Herb LF, Doze
& Funky Chris, Dash / 26.01. - Hans
Nieswandt, Rollin´ Thunder, Dash
Dresden - Strasse E
12.01. - Cativo, Ronin
Düsseldorf - fft/Kammerspiele
19.01. - Rythm_maker (live), Andy Vaz
(live), Daniel Fritschi, Frank d`Arpino,
Stefanie Bludau
Offenbach, Robert Johnson / 12.01. -
Saarbrücken, Mungo / 19.01. Dortmund,
Club Trinidad / 24.01. - Nürnberg, Stereo
Deluxe / 25.01. - Tübingen, Depot /
26.01. - Ravensburg, Douala
Ware
(Mathias Schaffhäuser/Markus Güntner
Essen - Baikonur
04.01. - Nicole Gilliam, Herr Marx,
Random Rodeo, Dash, Twister
Frankfurt - Unionhalle
12.01. - Ragazzi, Blumfeld
Hamburg - Golden Pudel Klub
04.01. Marc Snider & idc / 05.01. -
Bonnie&Lawrence / 11.01. - C-Rock /
12.01. - Lawrence&C.Jost / 13.01. Cloinc
(live), Electric Sheep, André Estermann
/ 18.01. - Marc Snider & idc / 19.01. -
Bonnie&C.Jost / 20.01. - live : Bob
Humid / 25.01. - Dialboys + Roman
Flügel / 26.01. - Everlast Soundstation /
27.01. live : Cex , Leafcutter John
Hamburg - Hafenklang
19.01. - Roman, Rush Dee, Kriz vs.
Gerald Steyr, Da Kee (live), Anonüm vs.
Shark, Intrauterin Alliance, MC Bomsh,
Gipsy`Viv / 26.01 -Attila Jahanvash (live),
Stephan Schuhmacher, Jendrik 2 Face,
Sascha Kurz, MOM, Christian Doering
Hamburg - Mojo
18.01. - The Lady Roller, MC Jakes
Hamburg - Phonodrome
05.01. - Harre, Henry, Todd Bodine /
11.01. - Rino Cerrone, Regis (live), Gaz,
Koray / 19.01. - Gianni Vitello, Bimmel,
Olaf Zajonk
Hamburg - Tanzhalle
03.01. - Justin Case, Stanley Ipkiss /
04.01. - Turner, Deine Villa, DJ Ronik /
05.01. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss /
10.01. - Daughters Erben / 11.01. - Turner,
Deine Villa, DJ Ronik / 12.01. - Ralf
10/100, Stanley Ipkiss / 18.01. - Turner,
Deine Villa, DJ Ronik, Ricardo Villalobos
/ 19.01. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss /
24.01. - Vierwänder, Basshead / 25.01. -
Turner, Deine Villa, DJ Ronik, Phantom
Ghost / 26.01. - Ralf 10/100, Stanley
Ipkiss, DJ Nick / 31.01. - Daniel Magg
Hannover - H.de.M
12.01. - Steve Bug, Rausch und Farbe,
Andi de Luxe, Olaf Zajonk, Djane SAB-
Sonic, Dennis Diers
Hannover - Liquid Lounge
24.01. - Marcel Meyer, Kai Seeliger
Hoyerswerda - Kultur Fabrik
12.01. - Hannes Teichmann, Gush
Collective, MC My-T, Tok'n
Ilmenau - BC Studentenclub
24.01. - Michael Sauer
Karlsruhe - Element
04.01. - Crusher / 05.01. - Björn Petrikat
/ 11.01. - Schwager A / 12.01. - Alex
Cortex/Bouillabass / 18.01. - Soulfood,
MC Dragon, Soulsurfer / 25.01. - Valerian
/ 26.01. - nd_baumecker vs. Discomat
Köln - ARTheater
05.01. - Emanuel Geller, Jan Kah, Alexander
Multhaup, Noise - Spectrum, Stefan
Bohne / 19.01. - Marcel Janovski /
26.01. - D.Diggler, Alexander Multhaup
Köln - Gebäude 9
05.01. - Hidden Agenda, TGM - The
Green Man, Philipp Maiburg, Phanta /
12.01. - Klute, Cheetah, TGM/The Green
Man, J-Cut, MC Chevy / 19.01. -
Nutronix DJ Collective, Peta, Wicked, P.
Spector, Eric Eltron, Donna Regina
(live), DJ Crazy Cuts / 26.01. - Jenz One,
Ben Crunch, Mr Fidget, X-Plorer,
Köln - Live Music Hall
27.01. - Mouse On Mars, Kante, Notwist,
Le Hammond Inferno
und Decomposed Subsonic)
12.01. - Kassel, Stammheim / 18.01. -
Frankfurt/Main, U 60311 / 26.01. - Berlin-Tresor
Köln - Sensor-Club at Essigfabrik
11.01. - Oris Jay & The Virus Crew, Butterfly
Potion, Wicked, Nexalite MC, Walter
B 38, Miss Dee, DC, MC My-T /
12.01. - Triple R, Strobocop,C - ROCK
/ 18.01. - Annejoy, La Nina & special
guests / 19.01. -Supersonic Sound longside
Fireball Sound / 26.01. - Eric D.
Clark, Neon Leon
Köln - Studio 672
04.01. - Michael Mayer, Superpitcher /
05.01. - Dagmar M., Lars Vegas / 06.01.
- Werner Neumann Quartett feat. Werner
Neumann, Jürgen Grimm, Rainer
Wind, Danny Schröteler / 11.01. - Marcel
Janovsky, Novatek (live set), Michael Mayer
/ 12.01. - Lars Vegas, Marcus Worgull /
18.01. - Tobias Thomas, Michael Mayer /
19.01. - Aziz, Miguel Ayala, MC Ronin /
25.01. - Tobias Thomas, Michael Mayer,
Superpitcher, live sets by SCSI-9, Bastian
Egner, Märtini Brös
Leipzig - Distillery
04.01. - Till, Philly Neumann, Windy,
Zapotek, Booga / 05.01. - DJ Plastic,
Sastian, Brixton (live&DJ), Yuele Fern /
11.01. - Ruffneck, Chestnut, MC Rano,
Mikk, Robert Cutter, Bronco Teddy, 666
DJ`s / 12.01. - Foch, Steve Parish, Roland
Casper, Claus Bachor / 18.01. - Ly da
Budda, MC Mystic Dan, Raphneck, Malcolm,
MC Phowa / 19.01. - Bax 3.0.D.1.,
Eltron / 25.01. - Sentinel Soundsystem,
Mighty Flo, The Gang / 26.01. - Stephan
Grieder, Matthias Tanzmann, Elektro,
Paul Brtschitsch (live), André Galluzzi,
Steven CURL
Luzern - Boa Kulturzentrum
18.01. - Intricate (live), Posthuman (live),
Guy Veale, Spezialmaterial
Mannheim - MS Connexion
11.01. - Aphrodite, MC Shabba, E.Decay,
LOO-P, Soulsurfer, Jan Sirup, Krasqu´n,
Royce, High Lee, S.H.Rok, MC P,
Killa B / 18.01. - LOO-P, Soulsurfer,
Jayze, Connecta, MC Dragoon / 25.01. -
Mtc Yaw, Rollin B, N.D, E.Decay, MC
Soultrain, Extra Chique feat. D-Cut
Offenbach - Robert Johnson
03.01. - Alex Koch, Johnny Love, Heiko
M/S/O / 04.01. - Heiko M/S/O, ND /
05.01. - Thomas Hamann, Sven Hellwig,
Gerd Janson / 11.01. - Carsten Helmich,
Ingo Sänger / 12.01. - Ata / 17.01. -
Megashira (live), Kabuki, Clacius, Ronin /
18.01. - Sasse, Ata / 19.01. - Phil Asher
London, Paul David / 25.01. - Roman
Flügel, Heiko M/S/O / 26.01. - Tobi
Neumann, Heiko M/S/O
Mannheim - Feuerwache
03.01. - Magnum38, Spacetank, D. Baier,
M. Andresen / 10.01. - Michael Langlois
(live), Vera Heindel / 17.01. - M. Maischein
(live), Tom Villhauer / 24.01. -
Superdefekt, Ralf Köster / 31.01. -
Debugging Exponence - Bleed, Thaddi
München - Atomic Café
16.01. - Megashira (live), Kabuki, Ronin
München - Ultraschall
04.01. - Linus, Herbie / 05.01. - David
Carretta (live) / 11.01. - Borne & Sporenburg,
Chris Chord / 12.01. - Cio D'Or,
Lester Jones, Michelle Grinser, Medley,
Rechenzentrum (live) / 18.01. - Claus
Bachor, Ken / 19.01. - Neil Landstrumm
(live), Dominik Schuster, Random 77,
Maxim Terentjev, Niel Mitra, Nawid /
25.01. - Ricardo Villalobos, Tobi Neumann
Larix Lane, Ingo Heider, Adam J.
Chester, Alec Peek / 26.01. - Acid Maria,
Artist Unknown (live), Mike Vamp,
Hometrainer, Dr. Kern 002, Upstart
Münster - Fusion
18.01. - Mad Max, Recyver Dogs
Pasewalk - KKH
19.01. - Dash, Dry
The Notwist
14.01. - München - Pathos Transporttheater
/ 26.01. - Hamburg, Grosse Freiheit
/ 27.01. - Köln, Live Music Hall
TGM
11.01. - Freiburg, Jazzhaus / 19.01. - Berlin,
Volksbühne/Roter Salon / 18.01. -
Saalfeld, Klubhaus (mit Ronin) / 26.01.
- Bamberg, Morph
Rostock - MS Stubnitz
12.01. - Live: 2/5BZ, Hermit, Kandahar,
G.las, Discoteque Grönland, DJ: James
Cash, Life X
Stuttgart - Filmhaus
18.01. - Legowelt (live), Orgue Electronique
(live), TLR, Timothy, Curtis Newton
/ 20.01. - Louie Austen, Terre Thaemlitz,
Daniel Wetzel, Sven von Thülen,
Andreas Sachwitz
Stuttgart - Le Fonque
31.01. - Kabuki, Glacius
Stuttgart - M1
25.01. - Alexander Kowalski, Heiko
Laux, Thomas Lux, S-IT, Oliver Klangschneider,
Oli H.
Stuttgart - Neue Heimat at Prag
05.01. - Tobias van Hofsten, Daniel
Benavente, Shon / 12.01. - Ibrahim Alfa,
Daniel Benavente, Frank Yentner / 19.01.
- The Horrorist & Acrosome (live),
Attuk, Daniel Früh / 26.01. - Dave Tarrida,
Tobias Schmidt (live), Steve Glencross,
Markus Liefke
Stuttgart - Suite 212
12.01. - Missy Galore, Picture Night /
19.01. - Elektric harmonix, Labstyle
night, Sha-Faustan, Daz Nadelerror,
Pfadfinderei / 26.01. - Scsi-9, Anton
Kubikov, David Hausdorf
Traunstein - Villa
04.01. - Jojo / 05.01. - Mambo / 11.01. -
Roch Dadier, Synrgy / 12.01. - Funkmaster
Chris, Running Irie / 18.01. - Electric
Indigo, Pornostars / 19.01. - Mambo
/ 25.01. - Cio d'Or, Pornostars / 26.01.
- Funkmaster Chris, Running Irie
Wien-Massive
26.01 - Mad Max, Recyver Dogs
Wien - Sub at Flex
03.01. - Homeboy 3 vs Gon, Burstup vs
CPT.Joghurt / 10.01. -Signalflow b2b
Gebain, Fravia b2b Winni2, Northern
Lights / 17.01. - Trevor Jackson , Fetisch,
CPT.Joghurt / 24.01. - Texta (live),
Kayo, Phekt, Tonträger Soundsystem
feat. Dan, Flip, Phekt, Brx / 31.01. -
D.Kay, Kon.Rad
Wuppertal - 45RPM
02.01. - D.D., Maurice, Stefan / 04.01. -
Flow, Merzo / 05.01. - Halfmann, Thomas
Mühlinghaus / 11.01. - Record Release
Party - Lychee Lassi -Kap Horn / 18.01.
- Tom Strauch, DJ Ses, Ingo Möll, Thury
/ 19.01. - Keb Darge, Soul Rabbi / 25.01.
- Merzo, MC Kings, Miss Dee, Walter b
38 / 26.01. -Marcus Worgull, Lars Vegas
Zürich - Bosch Bar
19.01. - live: Person, Posthuman, DJs:
Guy Veale, Spezialmaterial
Zürich - Rohstofflager/Stratos
05.01. - Mikky B, Styro2000, Tekjam,
Apoll, Jazzid / 11.01. - Mr. Mike, Dani
König / 12.01. - Deetron, Gangsta, Arian
Cerddor, Parvenu, Archie MC Entire /
18.01. - Neevo, Mad B, Ali, Zodiak, Drift,
MC Glacius, CDJ Wechsler / 19.01. - Eric
Borgo, Mikky B., Bang Goes, Strawberry
Moov kru, Spectron / 25.01. - Ed Rush,
Toni B, John Smith, Goon, Kompiler /
26.01. - Blake Baxter, Gangsta, Eric Borgo,
Arian cerddor, Mark A. Brook
Zürich - Toni Molkerei
03.01. - live: Seelenfinder, Teleform,
Marcus Maeder, DJ: Kalabrese / 04.01. -
Nader (live), Don Ramon, Trisha /
05.01. - Dr. Mooner / 09.01. - John
Player / 10.01. - live: Cosili, Canson,
Monoblock B, Person / 11.01. - Intricate
(live), Stübi, Solotempo
deadline für die nächste ausgabe ist der 02.01.02. dates bitte per mail an: debug-dates@egroups com. zum
subscriben der debug-dates mailingliste bitte eine mail an debug-dates-subscribe@egroups.com
SALO TOUR
Das Berliner Vorzeigeminimallabel schickt seine Lieblingsacts
quer durch das Land als Liveacts und vernetzt sich so mit den Verschiedensten
Posses vom Kölner Kompakt Umfeld übers Berliner
Ostgut bis hin zu Space Place Posse Frankfurts und der Aussenstelle
für Minimalhouse mit Raveflair in Spanien, der Club
Nizza in Barcelona. 21.12.01 studio 672, köln - t.raumschmiere
live / 05.01.02 ostgut, berlin - mindlab live, david hausdorf,
sascha funke, andreas borgman / 19.01.02 club nizza, barcelona
- mindlab live, sascha funke / 25.01.02 studio 672, köln - scsi-9
live / 26.01.02 space place, frankfurt/m - mindlab live / 26.01.02
suite 212, stuttgart - scsi-9 live, david hausdorf
http://www.salo.pixelshit.net
Transmediale
Sie stehen fest, die Nominierungen für die transmediale.02, die
dieses Jahr vom 5. bis 10. Februar 2002, im Haus der Kulturen der
Welt stattfinden wird. Drei international besetzte Jurys haben die 16
besten, für den [ go public ! ] -Wettbewerb eingereichten Arbeiten
ausgewählt. Wer von ihnen zum Preisträger in einer der drei Kategorien
Image, Interaction, Software wird, erfahren sie, ihr und wir
erst am Samstag, den 9. Februar 2002, aber einige Projekte könnt
ihr euch schon vorher im Netz anschauen. So zum Beispiel "Map
50", eine Internet-Seifenoper, die mit dem Stadtplan von London
verknüpft ist, und von der Künstlergruppe desperate optimists
(http://www.desperateoptimists.com) realisiert wurde. Oder die
akustische Reise "Infrasonic Soundscape"
(http://www.thejetty.org/thesis) durch New York von Hidekazu
Minami, genauso wie "TraceNoizer - Disinformation on Demand"
(http://www.tracenoizer.org), mit dem man Datenklone ins Netz
streuen und die eigene Identität vernebeln kann. Diese und auch
alle anderen Nominierungen werden vor Ort während des Festivals
ausgestellt. Schon deshalb führt kein Weg an einem Besuch der
transemdiale.02 vorbei!
http://www.transmediale.de
stuttgarter Filmwinter
15. Stuttgarter Filmwinter 2002 - Die beiden Dokuveteranen
Donn Allan Pennebaker und Chris Hegedus zeigen Musiker- und
Politikerportraits, von so Größen wie Kennedy, Clinton und
Dylon. Deshalb und weil es im Winter immer schon so früh dunkel
wird, kann man sich getrost in den dunklen Kinosaal setzen
und stundenlang Filme ansehen. Wem das nicht so liegt, der entdeckt
dort auch Projekte aus den Bereichen Neue Medien (Internet,
CD-ROM, DVD), Installation, Performance und Digital
Music. Besonders hervorzuheben ist noch VRML-Art eine Online
Show für die ultimative 3D-Kunst, sagen zumindest die Veranstalter.
Und De:Bug präsentierts.
17.-20. Januar 2002
Warm Up 10.-16. Januar 2002
Ausstellung 10.-20. Januar 2002
www.filmwinter.de