14.01.2022 Aufrufe

De_Bug (Germany) 055 2002-01

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

notwist | zürichspecial | platzgumer | designausbildung 3.0 | Baudrillard 2002 | ableton

monatszeitung

CARSTEN JOST

Hamburg wehrt sich

©

januar 2002 ¤ 2,45 DM 4,80

Österreich:ÖS36/¤2,62 | Schweiz:CHF4,80 | Luxemburg:LUF105 /¤2,60|

Belgien:bEF105/¤2,60

Zwischen düster-elegantem Clubsound und politisch-revolutionärem

Anliegen lotet Carsten Jost auf seinem Debut-

Album für Dial und Ladomat die Schnittstelle zwischen

Dancefloor und Agitation aus.

Seite#11

de:Bug

elektronische lebensaspekte

SILICON ALLEY

Agentur-Sterben im Big Apple

In New York schlossen 2001 reihenweise die DotComs und

mit ihnen viele alternative Internetprojekte. Zu viele Zusammenbrüche

auf einmal, trotzdem verliert niemand den

stadteigenen Galgenhumor.

Seite#25

55

NEWSTODAY

Webdesign Community

musik medien kultur

selbstbeherrschung

Sucht jemand nach Design-News aus erster Hand, der

schnuppert bei Newstoday.com. Das derzeit sportlichste Design-Portal

stellt sich selbst und seine Favouriten vor, und

zwar ab sofort jeden Monat bei DEBUG.

Seite#29

de:Bug

die minimal nation

Kleine &feine Unterschiede

kuscheln mit dem robo

Von Asimo bis Aibo - Dein Spielzeug wird lebendig!

text: debug | bug@de-bug.de

text: anne pascual & Mercedes Bunz

Wenn es eine Musikrichtung gibt, die nicht zur Zeit, sondern

schon seit langem die deutschen Clubs und Labels so außergewöhnlich

macht, dann ist es Minimalhouse, Dubhouse,

Minihouse, oder schlicht Minimal. So, als wäre Deutschland

auf einmal für ästhetisch-reduktionistische Glanzleistungen

bekannt, in denen Funkyness und Abstraktion auf einmal

Hand in Hand gingen, ist es genau das, was man weltweit mit

elektronischer Musik von "uns" identifiziert. Und man

denkt sich: Namen sind Scheiße, Sound ist gut. Denn nicht

nur sind die Namen für diese Musikrichtung nicht erst seit

dem Kölner Sound so unsinnig, weil sie versuchen etwas in

den Griff zu bekommen, das sich ständig und an sehr vielen

musikalischen und realen Orten weiterentwickelt, sondern

mitten in diesem Genre, das nie wirklich eins wird oder war,

nennt man auch noch die verschiedensten Dinge so, und wie

nicht anders zu erwarten, kommen sie auch noch aus den

verschiedensten Ecken dieser Welt. Minimal heißt aber eben

nicht minimale Aussage oder Musik ist einfach nur Musik.

Niemals, denn gerade was die Absichten und Ideen hinter

den Tracks betrifft, gab es wohl nie eine konzeptionellere

Clubmusik, die dennoch, oder sollte man sagen vielleicht

gerade deshalb rockt. Also? Wo stehen wir mit minimaler

elektronsicher Musik in Deutschland und Drumherum kurz

vor dem nächsten Jahr? Was sind die Tendenzen und Richtungen?

Was löst sich auf und was befindet sich an den Rändern

zu Minimal? - Clicks, Deephouse, Dub, aber eben

auch Vernetzung, Reduktionismus, Minimales als Kunstform

und als Motor von Ideen. Ein natürlich nicht kompletter

Labelüberblick von Ligurien bis Toronto, Features mit

neuen und alten Helden der musikalischen Kybernetik wie

Traumschallplatten, Trapez, Substatic, Jeff Bennett, Rhythm

Maker und Frank Martiniq und der Versuch eines Einkreisens

von Minimalismus als einzigem Musikgenre, das keines

sein muss, um dennoch überall gehört zu werden.

Seite#13ff

zürich report

Geheime Hauptstadt der Schweiz

Nicht die politische, aber die musikalische Hauptstadt der

Schweiz. Rundreise durch das Nachtleben und die prosperierende

Labellandschaft Zürichs. Neue Schweizer Produktivität

zwischen Experiment und Funktionalismus.

Seite#20

Gestatten, Asimo.

Bin dabei, kurz die Treppe hinunterzuspringen, um die

Gäste zu begrüßen. Neben meinen 1,20 m aus strahlend

weißem Plastik im Astronauten-Outfit verblaßt selbst Robbie

Williams. Denn ich sage Euch eins: Die Zeit ist gekommen.

Wir Roboter wechseln das Arbeitsfeld. Wir sind unterhaltsam.

Und statt muskelzehrende Drecksarbeit zu

übernehmen, haben wir nun soziales Feingefühl. Ihr europäischen

Kulturpessimisten werdet zwar mal wieder den

Untergang des Abendlandes und die Vereinsamung der

Menschheit ausrufen. Ihr werdet uns die Schuld geben für

eure Versäumnisse, für die alten Omis und Opis, die mit

meiner Freundin, der Robokatze reden, weil ihre Enkel ein

designausbildung

DE:BUG Hochschultest 3.0

Zukünftige Designer suchen ihre Brutstätte, dritter Teil.

Dieses Mal könnt ihr zwischen Hannover, Essen oder Köln

wählen. Sollte nicht das Richtige dabei sein, De:Bug hat auch

die us-amerikanischen Hochschulen im Visier.

Seite#26

flexibles Businessleben führen. Immerhin wird der Enkel

regelmäßig eine Email über Omis Blutdruck bekommen.

Und ist ein Stück Fell nicht besser als ein Stück Fernseher?

Lange werdet ihr uns jedenfalls nicht widerstehen. Um bei

unserer Zielgruppe ankommen zu können, brauchen wir

emotionalen Roboter nur noch das passende Software-Paket.

Das findet ihr absurd, aber vor noch gar nicht langer

Zeit, habt ihr Kinder auch noch als "Tabula rasa" definiert.

Und: Wir lernen eindeutig schneller. Es gibt bereits

Hacker, die meinen Freund, den Aibo, zum Tanzen bringen.

Alles über uns neue Menschenfreunde live von der

Robotermesse in Yokohama ...

Seite#34FF

Ableton

Live macht Powerbookacts funky

Die Software "Live" von Ableton macht Liveacts mit Powerbook

nicht nur zu einer Freude, sondern vor allem wirklich

live. Loopbasiertes Herumspielen für Anfänger und Fortgeschrittene

statt Start-Stop-Effekt-Hop.

Seite#34

Musik..................................

workshop..............................................Seite#03

sofa surfers...........................................Seite#10

Alexander Kowalski .................................Seite#11

trapez | traum.........................................Seite#14

substatic...............................................Seite#16

rhyth_maker...........................................Seite#17

jeff bennett............................................Seite#18

Kultur.................................

ginger: kickboard mit cpu.........................Seite#02

Roboter: warum immer in japan?.................Seite#04

roboter: hondas "asimo"...........................seite#04

spielzeug hacken.....................................Seite#06

designbücher.........................................seite#28

musiktechnik..........................................Seite#34

Goto:events.............................................Seite#36

Medien................................

bilderkritiken........................................Seite#12

der netizen 2002: baudrillard....................Seite#12

amsterdam dance event..............................Seite#24

medizin online........................................Seite#31

neue bücher............................................Seite#32

lev manovich...........................................Seite#33

258 reviews ...........................................Seite#37


impressum

booting up

DEBUG Verlags GmbH

Brunnenstr. 196, 10119 Berlin

Email Redaktion: bug@de-bug.de

Anzeigenleitung: marketing@de-bug.de

Abo: abo@debugOS.de

Fon: 030.28384458, Fax: 030 2838 4459

HERAUSGEBER:

Alexander Baumgardt, Mercedes Bunz, Jörg Clasen,

Jan Rikus Hillmann, Sascha Kösch, Fee Magdanz, Riley

Reinhold, Anton Waldt, Benjamin Weiss

REDAKTION:

Mercedes Bunz (mrs. bunz@de-bug.de), Dörte Grimm

(dirtyducksblues@yahoo.de), Marcus Hauer (server@debug-digital.de),

Thaddeus Herrmann (thaddi@debug-digital.de),

Jan Joswig (janj@de-bug.de),

Sascha Kösch (bleed@de-bug.de), Anne Pascual (server@debug-digital.de),

Sven von Thülen

(sven.vt@debugOS.de), Clara Völker (caynd@debug-digital.de),

REVIEWREDAKTION:

Sascha Kösch (bleed@de-bug.de), Jan Ole Jöhnk

(janole@lebensaspekte.de)

BILDREDAKTION:

Ole Brömme (ole@de-bug.de)

REDAKTION NEW YORK:

Nico Haupt (nicohaupt@gmx.li)

REDAKTION WIEN:

Anton Waldt (waldt@debug-digital.de)

TEXTE:

Jan Bruhnke, Mercedes Bunz, Jörg Clasen, Verena

Dauerer, Felix Denk, Anett Frank, Oke Göttlich, Felix

Hahn, Katja Hanke, Marcus Hauer, Nico Haupt, Stefan

Heidenreich, Thaddeus Herrmann, Rikus Hillmannn,

Jan Joswig, Ines Kaag, Jarrett Kertesz, Sascha

Kösch, Alexa Kreissl, Daniel Kerber, Andreas Krüger,

Michael Lachsteiner, Joachim Landesvatter, Heike

Lüken, Christian Meyer, Newstoday.com, Anne Pascual,

Gunter Reski, Mike Riemel, Janko Roettgers, Kerstin

Schäfer, Katja Stier, Sven von Thülen, Anton

Waldt, Benjamin Weiss

FOTOS:

Gerald von Foris, Claudia Burger, Ole Brömme, Felix

Brüggemann, Mike Riemel, Simone Scardovelli, Goggi

Strauss, Workshop/Sonig

REVIEWS:

Stefan Heidenreich as sh, Thaddeus Herrmann as thaddi,

Jan Joswig as jeep, Sascha Kösch as bleed, Clara

Völker as caynd, Felix Denk as felix, Aram Lintzel as

aram, Christian Meyer as meyer, Christian Chilla as

chilla, Anett Frank as anettf, Sven von Thülen as sven,

Christoph Jacke as cj, Andreas Brüning as asb, Florian

Schreiner as xenya, René Josquin als m.path.iq

DEBUG ULTRA BEAUTY OPERATORS:

Jan Rikus Hillmann (aeonflux@de-bug.de), Tjoss May

(tjoss@debug-digital.de), Andreas Sachwitz (andreas@debugos.de)

VERTRIEB:

ASV Vertriebs GmbH, Süderstrasse 77, 20097 Hamburg,

Fon: 040/347 24042, Fax: 040/347

23549

EIGENVERTRIEB (Plattenläden):

Fon: 030 2838 4458

ABOBOT EURES VERTRAUENS:

Sven von Thülen, Clara Völker, 030.2838 4458

/email: abo@debugOS.de

DEBUGTERMINE: dates@debug-digital.de

Stichtag Februarausgabe: 04.01.2001

DE-BUG ONLINE: http://www.de-bug.de

GESCHÄFTSFÜHRER: Sascha Kösch

MARKETING UND ANZEIGENLEITUNG:

Email: marketing@de-bug.de

Mari Lussmann, Andreas Sachwitz

Fon: 030/2838 4457 - 030/2838 8891

Es gilt die Anzeigenpreisliste Januar 2001

V.i.S.d.P.: die Redaktion

DEBUG FILE SHARING:

Telepolis (www.telepolis.de)

Neulich in unserem Briefkasten:

"Ginger" heißt Ingwer, das steht

fest. "Ginger" war lange Zeit das

größte Ding, was durch die Newsund

Spekulationssites unserer kleinen

Nerdwelt geisterte. Steve Jobs

von "Apple" sollte investiert haben,

Jeff Bezos von "Amazon" ebenso.

Keiner wusste jedoch so richtg, um

was es ging, - wollte es aber auch gar

nicht. Denn einige gewitzte Menschen

hatten in den weltweiten Patentdatenbanken

schon vor einem

Jahr herausgefunden, dass "Ginger"

ein Roller ist. Keiner wollte

jedoch diese unfunky Variante

glauben. In einer lange angekündigten

Exklusivstory lüftete Anfang

Dezember das "TIME Magazine"

das Geheimnis. Alle machten erstmal

lange Gesichter, denn es war:

Ein Roller. Nun denn, wer glaubt

Hallo DJ!

Ich schreibe Dir diesen Brief, weil

ich leider feststellen musste, dass

die Rücksendung der Bögen

schon einmal besser gewesen ist.

Ich weiß selber, wie viel Platten

Du wöchentlich erhälst und was

für ein Haufen Arbeit mit der gewissenhaften

Bewertung der Bögen

verbunden ist.

Denke bitte trotzdem daran, dass

wir Dir die Scheiben kostenlos zur

Verfügung stellen und zu einer

guten Zusammenarbeit das Ausfüllen

einfach dazu gehört. Wir

sind auf Dein ehrliches Feedback

Das Geheimnis ist gelüftet:

Ginger ist da

Marcus Hauer | yuko@de-bug.de

A Better Tomorrow

anton waldt | waldt@debug-digital.de

Der Krieg hat uns alle irgendwie

versaut und das ist auch gut so.

Was jetzt kommt, wird die "so

genannte Spaßgesellschaft" aussehen

lassen, wie den notorisch

16jährigen Spuddel Stefan Raab,

der auf dem TV-Schulhof seine

"Ich will Ficken und Saufen"-T-

Shirts ausführt, neben einem

abgehangenen Billy-Wilder-Lacher

aus "1-2-3". Statt deutscher

"Witzigkeit", die keine Grenzen

kennt, kehrt mit dem Gemetzel

am Hindukusch und dem Terror

der inneren Todestrakt-Sicherheit

der ernsthafte Arschtritt

schon noch an Wunder. So gesehen

ist der "Segway Human Transporter"

(so heißt Ginger jetzt) eine

wirklich nette und irgendwie auch

futuristische Entwicklung. Denn

wer konnte sich schon vorstellen,

nach all dem Kickboard-Wahn

nochmal auf einen Roller zu steigen.

Aber ein computergesteuerter,

batteriebetriebener und treppensteigender

Roller ist ja auch

nicht etwas, was man tagtäglich zu

sehen bekommt. Auch wenn jetzt

alle so tun, als wäre das gar nichts

Neues. Dean Kamen, Chairman

und CEO von "Segway", wusste

schon lange, das seine Erfindung

auf gutgelaunte Zustimmung

stoßen würde. Mit 20 Stundenkilometern,

einer Reichweite von 28

Kilometern und zehn Mikroprozessoren

steht der Roller auch nicht

so schlecht da. Doch das wären alles

noch keine Argumente, die die

Aufregung begründen. Besonders

an "Segway" ist jedoch, dass er immer

weiß, ob du nach links, rechts

willst und schnell, langsam fahren

oder anhalten möchtest. Je nach

Gewichtsverlagerung auf der Plattform

bewegt sich der Kleine dahin,

wo ihr ihn hinhaben wollt. Völlig

eigenständig und intelligent.

Natürlich viel einfacher als beim

Skifahren. Einmal kurz draufgestiegen,

ausbalanciert und losgerollt

- und schon wissen wir, wie es

funktioniert. Das sagt zumindest

der Pressetext, und dem wollen wir

jetzt mal glauben.

www.segway.com

und damit auch ein Hedonismus

zurück, der diesen Namen verdient.

Das alles ist selbstredend

das Gegenteil von "lustig", denn

staatlicher und privatwirtschaftlicher

Terror gegen die Zivilgesellschaften

sind just jetzt dabei,

ein wahrhaft neues Millennium

einzuläuten, das die kühnsten

SciFi-Fantasien auch theoretisch

wegbrunzt, ganz zu schweigen

von der Gefühlsechtheit, die mit

Sachen aus dem echten Leben so

einhergehen. Genua war demnach

das "Topevent" des Jahres

und Attac sollte zur "Eventagentur

2001" ernannt werden, auch

wenn natürlich immer noch

niemand weiß, was so eine

Agentur eigentlich macht und

was die Attac-Hörste eigentlich

wollen, außer auf die kluge Masche

den Breiten zu machen, die

eigentlich nur signalisiert, dass

man aus der Protestvergangenheit

gelernt hat, aber noch nicht

weiß was. Zur "Wahrheit 2001"

wird unterdessen der Bush-Sager

vom Krieg, der bestimmt

nicht unter zehn Jahren zu haben

ist. Und während die Sofa-

Kartoffeln vor dem E-Kamin

leser charts 2001

angewiesen ob nun positiv oder

negativ, um jede Platten besser

einschätzen zu können und deshalb

bitte ich Dich hiermit noch

einmal, die Bögen in Zukunft

wieder an uns zurückzuschicken.

Es gibt sehr viele DJs, die in den

edel >> pool möchten und deshalb

vergiss bitte nicht, dass gute

Mitarbeit der einzige Garant

dafür ist, auch im Pool zu bleiben.

Wenn das so bleiben soll, dann tu

auch was dafür, sonst ist ein neuer

DJ bestimmt gewillt Deinen Platz

auf meiner Mail Out Liste einzunehmen.

sich schon wieder beruhigen,

haben Otto-Reaktionäre, die

zukünftig nie ohne ihren Ex-

Mandanten Horst Mahler abgebildet

werden sollten, die Lage

gründlich gepeilt und richten

sich auf eine "lange Kampagne"

gegen alle ein, die noch keine

IP-Schnittstelle mit BKA-Backdoor

haben. Für ein besseres

Morgen: Schluss mit lustig, genetische

Tränengasresistenz

klarmachen, mit der NPD auch

gleich Schily verbieten und viel,

viel mehr wegputzen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

dir die schönste Gelegenheit zur Selbstverwirklichung:

werde Teil einer Statistik, sage deine Meinung

und zeige dein Ego. Wir sind neugierig. Die Lesercharts

bitte online ausfüllen unter:

http://www.de-bug.de/charts2001


elektronika

[3] de:Bug 055 | 0102

Falsches langsam ausschliessen

Workshop

Zuweilen entstehen Workshop-Platten in alten Landhäusern mit bis zu 15 Musikern.

Für das neue Album "Es Liebt Dich Und Deine Körperlichkeit Ein Ausgeflippter" haben

sich nur Kai Althoff und Stephan Abry, der eigentliche Kern des Workshops, zusammengefunden

und ihre Ideen erst kollidieren, dann fusionieren lassen.

text: christian meyer | christian.meyer@de-bug.de | Fotos: Workshop/sonig

Mit ihrer neuen Platte entziehen sich

Workshop wieder geschickt einer

Schublade – indem sie gleich ganz

viele anbieten: Folk, elektronische

Musik und Art-'Rock' zum Beispiel.

Aus der Schublade ihres Labels Ladomat

sind sie jetzt allerdings komplett

herausgefallen, um bei Sonig,

ihrem neuen Label, auch nicht recht

ins Programm zu passen.

Kai Althoff: Stephan wollte sehr gerne,

dass die Platte folkig wird und akustische Gitarre

spielen, was er am Anfang gar nicht mehr

so gut konnte, wie er dachte. Das tat aber

nichts zur Sache, denn wir wollten das eh teilweise

sampeln und nicht 1:1 alles einspielen.

Da die beiden räumlich weit voneinander

getrennt leben (Kai in Köln,

Stephan in Hamburg), wurden die

mitgebrachten Ideen erst beim Aufeinandertreffen

für die Aufnahmen

miteinander abgestimmt und modifiziert.

K.A.: Da wir uns wirklich sehr lange kennen,

ist es aber so, dass man dabei nicht viel reden

muss. Wir haben das teilweise auch innerhalb

von Sekunden, ohne etwas zu reden, entschieden,

das dies nicht geht und das doch. Langes

Diskutieren gab es nicht. Es gab kurze Momente,

in denen einer für den anderen einen

Trennung ist man natürlich verstärkt

unterschiedlichen Einflüssen ausgeliefert,

trägt also zunehmend unterschiedliche

Ideen ins Studio. So

kommt es dann, dass zwei Ideen etwas

skurril aufeinander prallen: hier

die Akustik-Gitarre, da die Drummaschine...

K.A.: Sicherlich will man die Musik, die man

gerade so hört, auch unterbringen. Wir freuen

ganze Zeit ein richtiges Schlagzeug zu hören

gewesen wäre. Das hätte mich nicht interessiert.

Mir gefällt ja gerade, dass das sehr

stumpfe Snare-Getrommel einhergeht mit etwas,

was doch eher ergreifend ist.

Und mit Computern und Samples

kann man ja auch wunderbar das

Handwerkliche unterwandern...

K.A.: Virtuosität in der Musik interessiert uns

sicherlich nicht. Mich interessiert der Punkt

servicepoint

Mir gefällt, dass das stumpfe Snare-Getrommel einhergeht mit etwas,

was doch eher ergreifend ist.

Workshop, Es Liebt Dich Und Deine Körperlichkeit

Ein Ausgeflippter, ist auf Sonig

erschienen.

http://www.sonig.com

Kompromiss gemacht hat. Wenn Stephan

wollte, dass da ein Mellotron drauf soll, dann

habe ich gesagt: nee, das will ich eigentlich

nicht, aber dann darf ich dafür woanders mal

was sagen. Aber das waren wirklich kleine Sachen.

Ineinander greifen statt

aufeinander prallen

Nach einer langzeitigen räumlichen

uns aber auch darüber, dass in der Konsequenz

- weil der andere was anderes will - wir

uns das gegenseitig wieder kaputtmachen. Nur

so kann etwas passieren, was interessant ist.

Im Kern, von den Emotionen her, ist das immer

die gleiche Sache, die sich eben in der

Form immer sehr verändern kann. Deswegen

würde ich nicht sagen, dass wir aufeinander

geprallt sind. Wir waren uns schon einig. Ich

hätte es nur nicht gerne gehabt, wenn da die

der Euphorie, an dem man merkt, etwas

könnte gut werden, und es atemlos fertig stellt.

Jedes Stück musste ja in zwei Tagen fertig werden.

Wenn man merkte, dass man zu lang

dran rum bastelte, war auch klar: dass würde

so nichts werden. Mir gefällt der Gedanke sehr

gut, deswegen Computer anzuwenden, weil es

schnell gehen muss, weil man sonst schon wieder

alles verloren hat. Auch wenn es nicht die

besten Sounds sind. Wenn das Gefühl bei der

Platte stimmt, wird man sich nicht daran aufhalten

– auch nicht daran, wie z.B. die Gitarre

gespielt ist – das ist wirklich nicht wichtig.

Wichtig sind hingegen die Texte, die

sich in eigentümlicher Sprache zart

und zärtlich am Schönen weiden

und dessen Vergänglichkeit reiben

und sämtlich von Kai Althoff stammen.

Vorher bereits fertig geschrieben,

hat er sie frei über die Stücke

gesungen, und meistens hat es auch

direkt gepasst.

K.A.: Teilweise habe ich dann etwas improvisiert,

um zu gucken, ob man diesen Satz als

Refrain benutzen kann oder nicht. Wobei:

Wiederholen ist eh immer richtig und gut –

wenn es wichtig ist.


japanspur

text: m.bunz | mrs.bunz@de-bug.de

roboter

Auf den Spuren eines Klischees:

Warum denkt man bei Robotern eigentlich

immer an Japan?

Stefan Biedermann, langjähriger Tokioter

und Autor diverser Japanbücher, klärt unsere

bange Frage auf, wie sehr wir unseren

Vorurteilen zu Japan ausgeliefert sind.

Oder haben japanische Altenheime wirklich

einen Batteriegodzilla im Foyer stehen?

DeBug: Welche Bedeutung haben Roboter

in Japan?

biedermann: Für die Autoindustrie sind sie das

Größte überhaupt. Für normale Leute sind sie eine

Investition, an der man vielleicht schon übernächstes

Jahr nicht mehr vorbei kommt. Jeder will einen kleinen

elektrischen Hund haben, aber erst, wenn die

Nachbarn auch einen haben. Tomoko hält die neuen

Robotertiere nur noch für "kawaii", was mit "süß,

noch nicht pink genug" übersetzt wäre.

DeBug: Wenn man an elektronischen Lifestyle

denkt, kommt einem sofort Japan in

den Sinn. Warum ist das Verhältnis der Japaner

zu elektronischen Gadgets eigentlich

so besonders? Und hat man in Japan eine

besondere Beziehung zur Zukunft?

biedermann: Japaner spielen gern, und sie haben

kein schlechtes Gewissen dabei. Die Pachinko-Industrie

setzt im Jahr mehr Geld um als die Auto-Industrie.

Neue Spielzeuge werden freudig begrüßt, eifrig

ausprobiert, mit Leidenschaft perfektioniert und

dann für noch neuere weggeschmissen. Spielen wird

schöner, wenn es von selber geht und bunter und lauter

und schneller. In Japan lebt man vorzugsweise in

der Gegenwart. Liegt es daran, dass man auf einem

Vulkan wohnt? Jeden Tag kann ein Geysir durchstoßen,

wo man heute noch seine Hütte hat. Jeden

Tag kann ein Erdbeben das Appartement zertrümmern.

Jeden Tag ein Taifun es hinwegfegen. Ein Erdrutsch

es mitnehmen. Soll heißen: Seit man auf diesen

Inseln wohnt, denkt man lieber an heute als an

morgen. Schließt aber nicht aus, dass man zum

Wahrsager geht, wenn man wissen will, wie es weitergeht.

DeBug: In Deutschland, naja, eigentlich in

der ganzen westlichen Welt, überfordert

man Technologie immer mit einem großen

Berg von Befürchtungen und/oder utopischen

Projektionen. Entweder machen die

Maschinen den Menschen bedrohliche

Konkurrenz oder sie zaubern alles zum

Guten. Wie ist die Einstellung in Japan?

Wovor hat man in Japan keine Angst und

warum nicht?

biedermann: In Japan verdrängen die Maschinen

den Menschen, machen ihm Konkurrenz und zaubern

alles zum Guten. Man hält sie für eine Naturerscheinung,

mit der man sich arrangiert. Wovor man in Japan

keine Angst hat, ist schwer zu sagen, weil man davor

ja keine Angst hat. In Japan hat man aber z.B. keine

Angst vor Betrunkenen. Oder vor Völlegefühl. Auch

nicht davor, in einer Talkshow neben einer Pornodarstellerin

zu sitzen. Auch nicht vor Gott.

DeBug: Eine Japan-Dokumentation erklärte

der DeBug neulich, dass auch Japan eine

Schrumpfung der einheimischen Bevölkerung

durch Geburtenrückgang erlebt, aber

im Gegensatz zu Deutschland, das jetzt doch

ein Einwanderungsland werden will, auf

Maschinen setzt statt Einwanderer. Zieht

man wirklich Maschinen gegenüber Migranten

vor, warum?

biedermann: Weil sie leichter japanisch lernen.

Jedenfalls wenn sie von Apple gebaut werden. Und

der Verfasser der angesprochenen Japan-Dokumentation

muss für seine These ausgepeitscht werden.

Neunschwänzig, auf die Fußsohlen. Für den Blödsinn.

Es kann laufen!

asimo

Nach den Tierrobotern für den Haushalt kommt

jetzt der menschliche Astronautenroboter für die

Empfangstreppe. Oberkörper gerade, Knie nach

vorn, und schon schreitet einem Hondas "Asimo"

zum Gruß entgegen.

text: A.Kreissl & d.kerber | alexakreissl@danielkerber.de

"AAAAshiiiiimoooooo", bewunderndes

A, hohes, lautes, zischendes

shi, abgerundet von einem

tiefen, stimmhaften mo.

Ein Name, bis in den letzten

Winkel Japans bekannt, der ein

verzücktes Lächeln auf alle Gesichter

zaubert, und die Abkürzung

für "Advanced Step in Innovative

Mobility". Ein Superstar

mit hochdotierten Werbeverträgen,

mit einem Tagessatz

von 16.000 Dollar und engem

Terminplan. Ein Roboter im

Kosmonautenanzug mit

menschlichen Zügen. Er begrüßt

vor einem Kaufhaus Kunden,

läßt sich bei Fototerminen fotografieren

und ist Hauptgast in

Höhepunkt seiner Show ist die

Treppennummer.

vielen Fersehshows. Deshalb

konnte Honda, die ihn entwickelt

haben, es sich auch leisten,

aus den vierzig Bewerbern,

die Interesse an Asimo bekundeten,

die drei wichtigsten mit einem

Jahresabo für 166.000

Dollar auszuwählen. Unter ihnen

"IBM", die ihn als Empfangsdame

in ihrer japanischen

Zentrale sitzen bzw. stehen haben.

Ex Machina in Köln

Berühren ist ganz wichtig und obwohl

Roboter immer noch alles

andere als warme, weiche Gefährten

sind, ist es an der Zeit, ihnen

in Wirklichkeit zu begegnen. Einige

Prototypen und Pionierleistungen

der Robotik sind ab Januar

im Kölner Museum für Angewandte

Kunst zu bewundern. Es

sind nicht nur die Aibos und Asimos,

sondern vor allem deren

Nicht auf der Leinwand, wie

"C3PO", dem "Star Wars" Charakter,

sondern im selben Realitätslevel

steht uns eine Maschine

gegenüber, die uns ähnlich

sieht und uns imitiert, zwei animierte

Beine, zwei Arme, Kopf

und Rumpf, mehr braucht es

nicht, eine Lawine an Sympathie

und Mitgefühl auszulösen. Das

Honda es geschafft hat, "Asimo"

von einem Riesenrucksack tragenden

2 Meter-Giganten, der

ersten Version "P3" auf niedliche

1.20 m zu schrumpfen, brachte

den emotionalen Durchbruch.

Begonnen hatte Honda bereits

1986 mit der Forschung, und

1996 folgte dann mit "P2" der

erste Prototyp, der im folgenden

Jahr gleich von "P3" abgelöst

wurde.

Höhepunkt seiner neuen Show

ist die Treppennummer. Treppen

sind in Japan Hauptbestandteil

der Infrastruktur, Rolltreppen

sucht man oft vergebens,

könnte unser Asimo also keine

Treppen benutzen, wäre er völlig

alltagsungeeignet und da wünschen

wir ihn ja hin, möglichst

Die Geschichte des Roboters

von 1950 bis heute

Vorfahren, die schon vor langer

Zeit begonnen haben, den Unterschied

zwischen Mensch und Maschine

zu verschieben. Aber nicht

nur die androiden Lebewesen

werden dort zu bestaunen sein, es

kommen historische und aktuelle

Objekte aus Industrie, Erkundung,

Überwachung, Unterhaltung

und Medizin vor. Gespannt

sind wir zudem auf die Form der

bald. Er kann, und wie, dank seiner

neuen "i-Walk" Technologie.

Ein kurzes Zögern am Absatz,

dann zügig nach unten, die

Schultern bleiben parallel zur

Treppe, der Abstieg wird aus der

Hüfte und den Knien heraus geleistet.

Kein Wunder, die allerersten

Prototypen bestanden ja

auch nur aus zwei Beinchen mit

einem Riesenkasten drauf. Der

Oberkörper kam erst viel später

und spielt für alle Laufbewegungen

keine Rolle, er bewegt sich

auch noch nicht auf und ab.Versuchen

wir es, Blick geradeaus,

Ärmchen hängen nach unten,

Knie leicht nach vorne, dann

Schultern und Hüfte auf einer

geraden Linie durch den Raum

projiziert und los geht’s in kleinen

Schrittchen. Vorwärts,

text: anne pascual | miu@de-bug.de

Ausstellung selbst, die von den

Künstlern Jorge Pardo und Pae

White aus Los Angeles gestaltet

wurde. Und für alle, die es nicht

nach Köln schaffen, gibt es einen

Katalog zur Ausstellung, der im

Hatje Cantz Verlag erscheint, mit

Essays aus den Bereichen Tech-

servicepoint

DIE DEUTSCHE WEBSITE

www.honda.de

DIE ENGLISCHEN INFOS

world.honda.com/ASIMO/

MEHR ZUM P3

www.honda-p3.com

Rückwärts, Vorwärts, dann:

gleichzeitig den Kopf drehen,

langsam einen Arm heben, winken,

auch mit beiden Armen,

Kopf drehen, dabei eine Kurve

laufen, Arme senken und energisch

wie ein Wanderer vor und

zurückbewegen, dabei immer im

gleichen Tempo leicht schwankend

laufen, denn der Schwerpunkt

muss ja immer über dem

Standbein sein, aber immer soft

und smooth, wie auf Wolken, mit

viel Eleganz. Wir sind Asimo,

Asimo ist wir. Wir sind ein Ding,

Asimo ist jemand. Jemand Sympathisch-Sinnloses

mit dem ultra-groovigen

Gang.

Verkaufen will Honda den "Asimo"

erst, wenn er seinen Besitzer

verstehen und somit auch so

praktische Dinge wie den Tisch

decken, Getränke kaufen oder

Platten auflegen kann. Vorläufig

muss man sich also mit Hunden

wie "Aibo" und Katzen wie "Necor"

vergnügen.

nikwissenschaft, Naturwissenschaft,

Philosophie, Psychologie,

Designtheorie und Kunstgeschichte,

u.a. von Susanne Anna,

Volker Albus, Norbert Bolz, Thomas

Christaller, Wolfram Heubach,

Karl-Friedrich Kraiss,

Horst W. Opaschowski und Oliver

Zybok.

MAK – Museum für Angewandte Kunst,

Köln. 15. Januar bis 14. April 2002


roboter [5] de:Bug 055 | 0102

Neue Freunde im Test

Robo-Festa Kanagawa 2001 in Yokohama

Ein Minuett mit Roboter gefällig? Japans Robotermessen sind Wallfahrtsorte für alle

Generationen. Kinder mit Tierhaarallergie streicheln Plastikkatzen und Businessmen

tanzen mit Aibo. Auch wir haben uns in Yokohama mit dem neuen Modell Latte

fotografieren lassen.

text: A.Kreissl & d.kerber | alexakreissl@danielkerber.de

Seiryu, Pino, P3, PaPeRo, Hyubo,

Robovie, Aibo, Cam08, Memoni,

Astro-Boy, Asimo und viele mehr,

sie alle sind nach Yokohama zur

weltweit größten Robotermesse gekommen

und sie ziehen ein wissbegieriges

Dreigenerationenpublikum

an. Highlights sind das Robot Laboratory

Special, das Robot Stadium

und das Robot Live Theater.

wort: er lerne ja schließlich noch.

Verzeihung!

Vielleicht sollte man sich mal das

Senior-Aibo Softwarepaket anschauen.

Omron und Matsushita

haben Haustiere entwickelt, die bei

Oma und Opa auf dem Schoß sitzen,

ihnen die Wettervorhersage

vorlesen, sie erinnern, ihre Pillen

zu nehmen, und sie im Notfall direkt

mit dem Krankenhaus via Internet

verbinden. Natürlich gibt es

alle möglichen Billigverschnitte. Eine

Art Dackel mit blinkender roter

Nase, Hühner, Katzen... irgendwo

wird ein staubsaugerartiger Klops

vorgestellt mit großen leuchtenden

Augen und blinkendem Mund. Er

kann sprechen lernen, bisher nur

Japanisch. Als Unterwasserversion

gibt es Quallen und Mini-U-Boote.

servicepoint

Gibson, der Aibo:

http://www.thoughtpolice.com/gibson/

Aibopets Website:

http://www.aibohack.com

Mehr Aibo-Software:

http://www.aibosite.com

Sonys Aibo-Site:

http://www.aibo.com

LegOS:

http://www.noga.de/legOS/

Mindstorms:

http://mindstorms.lego.com

Mein neuer Freund kann

gar nichts Sinnvolles?

Macht nichts!

Die von Sonys Roboterhund Aibo

ausgelöste Roboteremanzipation hat

durchgeschlagen. Kein Sklavendasein,

keine dreckigen, gefährlichen

Jobs mehr. Wir sind eure Freunde

und wollen mit Respekt behandelt

werden. Drei neue Aibos werden

von Familien umlagert. Die neuen

Modelle Latte und Macchiato sind

cute, rund und pinscherartig, der

große Bruder kommt eckiger, markanter

und technoider daher. Ausgeliefert

wird die Basisversion, man

kann aber Zusatzsoftware kaufen -

Junior, Adult, Senior. Leider haben

wir noch nie einen gesehen, der

über das anfängliche Ball erkennen

und wegstupsen hinausgekommen

ist und auf die Frage, ob das nicht

ein wenig langweilig sei für den hohen

Preis, kommt prompt die Ant-

Mit Interaktivität oder Artificial Intelligence

ist es hier nicht weit her.

Davon findet sich mehr beim Stand

des Tokyo Institute of Technology.

Um eine Manege herum haben die

Studenten ihre Universitätssituation

nachgebaut, mitsamt der Billigmöbel.

Hier wird an Basisfragen gearbeitet

und die ungewöhnlichsten

Ansätze bringen die bizarrsten

Kreaturen hervor. Kann man einen

einbeinigen, springenden Roboter

bauen? Ist eine schlangenartige

Form zur Rettung bei Erdbeben geeignet?

Wie kann man mit nur vier

Beinen eine Person anheben, schultern

und in Sicherheit bringen? Eine

Raupe besteht aus einzelnen prozessorgesteuerten

Elementen, die

unterschiedlich zusammengesetzt

sich aufeinander abgleichen und

verschieden bewegen. Ziel ist es, das

Ganze in der Größe so zu reduzieren,

dass eine intelligente Materie

entsteht, die unterschiedlichste Formen

annehmen kann und diese

auch erkennt und benutzt. Erinnern

wir uns kurz an Barbabapa.

Höhepunkt ist die Show von Asimo,

dem humanoiden Roboter von

Honda. Die neue Version ist nur

1,20 m groß und schreitet starlike

eine Treppe herunter auf die Bühne.

Kurzer Wink, ein Liedchen wird

angestimmt und das Publikum singt

und vollführt im Einklang mit der

feinsten und intelligentesten Mechanik

des Landes einen Ententanz.

Wäre er dabei umgefallen, hätte er

leider nicht alleine aufstehen können.

Tut er aber nicht!

Wie kann ich mir eine nützliche,

schlaue Maschine bauen, die auch

mein Freund ist? Mein neuer

Freund kann gar nichts Sinnvolles?

Macht nichts! Wer einmal gesehen

hat, wie schlipstragende Businessmen

euphorisch mit Asimo tanzen,

oder wie Omas verzückt Plastikhundeköpfe

streicheln, der weiß mit Sicherheit,

dass Maschinen hier Empfindungen,

ein Gedächtnis und eine

Seele haben.


de:Bug 055 | 0102 [6]

Roboter

spielzeug hacks

Hack the Dog

Spielekonzerne sind die Machtzentralen der Zukunft. Nur folgerichtig, dass sich die

Hacker statt auf den CIA jetzt auf Sony und Lego stürzen und die Spielzeugroboter

hacken. Hier liegt Brisanz (und ein Job in spe als Konzernprogrammierer).

text: janko roettgers | janko@debug-digital.de

Hund müsste man sein! Zum Beispiel

so einer wie Gibson. Der darf den

ganzen Tag ungestraft Leute im Büro

ärgern, wird von seinem Herrchen

regelmäßig zum Sushi eingeladen und

war sogar schon im Fernsehen. Ja,

und eine eigene Website hat er auch.

Zugegeben, Gibson ist nicht irgend

ein Hund, sondern ein echter Aibo

aus dem Hause Sony. Ein Pudel-Leben

wär wahrscheinlich auch nur halb

so aufregend.

Seitdem Sony Ende 1999 die ersten

Aibos auf den Markt gebracht hat,

sammelt sich um die putzigen Roboterhunde

eine nerdige Fangemeinde

technophiler Tierfreunde. Sie treffen

sich auf Kongressen, gründen lokale

Aibo-Clubs und tauschen Tipps zum

Umgang mit ihren Lieblingen aus.

Oder eben auch Hacks und Programme.

Denn wenn Nerds zu Tierfreunden

werden, bekommt "mit dem

Hund spielen" plötzlich eine völlig

neue Bedeutung.

Einer dieser technophilen Hundeliebhaber

ist im Netz unter dem Nickname

Aibopet bekannt. Ende 1999

kaufte er sich seinen ersten Aibo und

stellte bald fest: Dieser Hund hat Potential.

Sony hatte bereits das erste

Modell mit einer kleinen Kamera, einen

Memory Stick-Steckplatz, 16 MB

Ram, einem 32-bit-Prozessor, Tastsensoren

und weiterem coolen

Schnickschnack ausgestattet. Besonders

faszinierend war aber, dass der

Aibo tatsächlich auch lernen und in

beschränktem Maße so etwas wie eine

Persönlichkeit entwickeln konnte. Die

natürlich in bester Tamagotchi-Manier

streng vorgezeichnet war: Wer

den Hund zu sehr tätschelte, zog sich

einen faulen Roboter heran. Wer ihn

schlecht behandelte, bekam seine Aggressivität

zu spüren. Bald entdeckten

Hacker wie Aibopet jedoch, dass sie

dem Tier mit ein paar Programmiertricks

noch so einiges mehr entlocken

konnten. Die ersten Hacks beschränkten

sich auf einfache Erweiterungen,

die sich interessanterweise

kurze Zeit später häufig in der offiziellen

Sony-Software wiederfanden:

Ein Tool zum Aufzeichnen der Bilder

der internen Kamera oder auch ein

Programm zum besseren Trainieren

ungewohnter Bewegungen. Richtig

interessant wurde die Sache jedoch

erst, als Aibopet im Sommer 2000

die ersten eigenen Aibo-Persönlichkeiten

auf seiner Website

Aibohack.com veröffentlichte.

Per Download können Aibo-Besitzer

seitdem beispielsweise ihren faulen,

verzogenen Hund zu einem begnadeten

Tänzer machen. Oder, noch besser:

Ihren Schoßhund mal eben die

Persönlichkeit von Bender, dem exzentrischen

Roboter aus der Futurama-Serie

verpassen. Wenn der Aibo-

Bender etwas von dir will, fängt er

nicht an zu winseln oder mit dem

Schwanz zu wedeln. Er sagt einfach

nur ganz cool: "Übrigens, mein Name

ist Bender."

Nicht mehr als 20 Grad

Wahrscheinlich war Sony nicht besonders

glücklich darüber, das eigene

Produkt plötzlich als rüpeligen, nur

auf Bier und Schmieröl-Sex bedachten

Roboter rumlaufen zu sehen.

Schließlich hat sich die Firma seit Erscheinen

des Aibos um ein besonders

familienfreundliches und politisch

korrektes Image bemüht. So wurde

dem Aibo beispielsweise eine Kopfneigungs-Sperre

eingebaut: Mehr als

20 Grad darf das Tier seinen Kopf

nicht nach oben richten, auch wenn

technisch 45 Grad möglich wären.

Doch damit könnte das putzige Tier ja

heimlich unter Röcke schauen und

die Bilder per Funk an den PC seines

Eigentümers schicken. Was ein Bender-Aibo

sicher mit Vergnügen machen

würde.

Ein anderes Problem hatte Sony mit

seiner neuen AiboPal Latte & Macaron-Serie.

Diese neue Aibo-Generation

wurde erstmals nicht mehr im

Roboter-Style designed, sondern

kommt mit süßen runden Köpfen

und einem eher tapsig-kugeligen

Körperbau ins Haus. Und zwar gleich

im Doppelpack, mit einem weißen

Aibo (Latte) und einem schwarzen

(Macaron). Damit sich echte Fans

aber auch wirklich gleich beide Modelle

kaufen, haben sich die japanischen

Entwickler etwas besonderes

ausgedacht: Der weiße Aibo ist nett

und anschmiegsam, der schwarze dagegen

aggressiver und rebellischer.

Vor dem Ausliefern in die USA muss

dann doch noch irgend jemandem

aufgefallen sein, dass diese kleine Farbenkunde

dort vielleicht nicht ganz so

gut ankommen könnte. Weshalb AiboPals

in den USA und Europa immer

mit der lieben und netten Latte-

Persönlichkeit ausgeliefert werden.

Gepatchte Hunde und

verletzte Gesetze

Aber zurück zu Aibopet, unserem

Hacker: Nachdem dieser rund anderthalb

Jahre ohne große Probleme

im Netz agiert hatte, meldete sich im

April 2001 plötzlich Sony zu Wort.

Man sei ja erfreut über jeden Fan,

aber die auf Aibohack.com verbreitete

Software verletze die Rechte der

Firma und solle doch bitte möglichst

bald verschwinden.

Sofort nahm Aibopet Kontakt zu

Sony auf und versuchte, die Vorwürfe

zu klären. Der Knackpunkt: Um den

eigenen Aibo in einen Bender-Aibo

zu verwandeln, muss ein Memory-

Stick mit dem Original Aibo-OS gepatched

werden. Aibopet bot deshalb

bereits gepatchte Versionen zum Download

an, sah darin aber kein größeres

rechtliches Problem. Wer sie benutzen

wollte, musste ja eh einen Aibo

sein eigen nennen - und besaß damit

auch bereits die fragliche Software.

Und wer mehr Persönlichkeiten

ausprobiere, kaufe schließlich auch

mehr Memory Sticks, so Aibopet.

Eine ganze Weile schien Sony diese

Argumentation zu schlucken. Doch

Ende Oktober folgte plötzlich der

zweite Brief, diesmal in etwas harscherem

Ton. Um die gepatchte Software

zu vertreiben, verletze er offenbar den

Sony-Kopierschutz und damit den

Digital Millennium Copyright Act -

jenes Gesetz, dass auch schon den

russischen Programmierer Dmitry

Sklyarov hinter Gittern gebracht hat.

Da wollte Aibopet natürlich überhaupt

nicht hin. Wer hätte sich auch

in der Zwischenzeit um die Hunde

kümmern sollen? Also schloss er kurzerhand

seine Website komplett, anstatt

nur die beanstandeten Programme

zu entfernen.

In der Aibo-Fanszene brach daraufhin

ein Proteststurm los. Petitionen

kursierten im Netz, andere Fan-Sites

schlossen aus Protest ihr eigenes Angebot,

und unzählige gutsituierte

Nerds verkündeten, ab jetzt nichts

mehr von Sony kaufen zu wollen. Die

Washington Post berichtete, Wired

Online sowieso und sogar im Aibo-

Mutterland Japan machte der Fall

Schlagzeilen. Kurz vor De:Bug-Redaktionsschluss

kam dann die erleichternde

Nachricht: Sony hat eingelenkt,

Aibohack.com ist wieder online.

Einige Fragen sind noch nicht geklärt,

einige Software ist jetzt etwas

schwieriger zu installieren. Doch Aibopet

ist guten Mutes, dass sich diese

Probleme auch noch beseitigen lassen.

Schwierig mache es eben nur die

Abhängigkeit der Aibo-Entwickler

vom Mammut-Mutterkonzern:

"Große Firmen sind es nicht gewohnt,

dass ihre Konsumenten umsonst

für sie arbeiten."

Legos Open Source-Problem

Ein bisschen ungewohnt war diese

Form der aktiven Beteiligung auch für

Lego. Der dänische Klötzchenhersteller

hat 1998 mit Mindstorms seinen

eigenen Roboter auf den Markt

gebracht. Nicht so schick wie ein Aibo,

dafür aber vollkommen selbst gestaltbar

und einfach vom PC aus zu

programmieren. Und zu hacken, wie

Mindstroms-Freunde bald feststellen

durften. Mittlerweile hat eine internationale

Entwicklergemeinde um

den Karlsruher Informatiker Markus

Noga sogar ein eigenes Mindstorms-

Betriebssystem gebastelt. Selbstverständlich

wird LegOS in echter

Hacker-Manier als Open Source

Software vermarktet.

Selbstverständlich? Bei Lego war man

sich offenbar eine Weile gar nicht so

sicher, wie man damit umgehen sollte.

Was, wenn ein Konkurrent auf

Grundlage von LegOS einen ähnlichen

Roboter bauen würde? Was,

wenn das System zu Schäden an der

Hardware führen oder arme Omas

über getunte Roboter stolpern lassen

würde? Was, wenn die Konsumenten

LegOS schon wegen der Namensähnlichkeit

mit der Original-Software

verwechseln würden?

Zumindest der letzte Punkt hätte Lego

sicher auch einen gerichtlichen

Erfolg versprochen. Doch die Firma

wollte ihren Ruf als Nerd-Supplier

nicht gefährden. Einen Ruf, der

Mindstorms ganz besonders geholfen

hat. Die kleinen Klötzchen haben seit

jeher unter den Geeks aller Länder

Kultcharakter. Mindstorms wurde

zudem am MIT Media Lab entwickelt,

das als klassische Nerd-Brutstätte gilt.

Gekauft wurde es anfangs denn auch

nicht fürs Kinderzimmer, sondern zu

70 Prozent von erwachsenen Heimtüftlern.

Und schließlich fanden die

servicepoint

Gibson, der Aibo:

http://www.thoughtpolice.com/gibson/

Aibopets Website:

http://www.aibohack.com

Mehr Aibo-Software:

http://www.aibosite.com

Hunde erziehen ist out. Heute werden sie einfach

umprogrammiert.

Sonys Aibo-Site:

http://www.aibo.com

LegOS:

http://www.noga.de/legOS/

Mindstorms:

http://mindstorms.lego.com

MIT-Entwickler die Hacker um Markus

Noga eigentlich ganz sympathisch.

Also verzichtete man erstmal auf eine

Klage und warf statt dessen lieber einen

Blick auf den Code. So einige

LegOS-Features sollen mittlerweile in

die neueren Mindstorms-Versionen

eingeflossen sein. Und ein Job-Angebot

hat Noga angeblich auch schon

bekommen.

Auf ein solches wartet Aibopet eigentlich

schon eine Weile. Im Prinzip verbringe

er seit zwei Jahren seine Freizeit

damit, für Sony unbezahlten

Support zu leisten, vertraute er der

Washington Post kürzlich an. Dabei

bleibe ihm viel zu wenig Zeit, um mit

seinen Hunden zu spielen. Immerhin

muss er nicht fürchten, dass sie wegen

der fehlenden Aufmerksamkeit verrohen.

Denn schließlich könnte er sie

dann ganz fix wieder umprogrammieren.


Roboter [7] de:Bug 055 | 0102

Der Robo, deine Rente

Roboter werden Sozialarbeiter

Roboter wechseln das Arbeitsfeld. Statt muskelzehrende und gefährliche

Drecksarbeit zu übernehmen, führen sie jetzt soziales und

menschliches Feingefühl fordernde Sozialarbeit aus. Eben das, was sie

besser können als Menschen.

text: anton waldt | waldt@lebensaspekte.de

Roboter sind auf dem besten Weg, die nächste

Rationalisierungsphase einzuläuten. Schon

lange geht es nicht mehr darum, Industriearbeiter

von monotoner und schwerer Arbeit zu

befreien, sondern soziale Dienstleistungs-

McJobs zu automatisieren. Prinzipiell lassen

sich dabei zwei Bereiche unterscheiden, nämlich

reine Pflege- und Medizinleistungen

(Blutdruckmessen, Medikamente dosieren

oder banale Gehhilfe leisten) und soziale Leistungen,

also Gesellschaftsersatz und Unterhaltung.

In zehn Jahren dürfte jedenfalls die

reguläre Rentnerwohnung mit einem Kombigerät

ausgestattet sein, das soziale und medizinische

Funktionen in sich vereint.

Sozio-Bots

Unterdessen wird die Gameboy-Generation

im Vereinsamungsfall auf Furbys Erben

zurückgreifen, um fehlende soziale Kontakte

wettzumachen. Ein Gang über die letzte

Spielzeugmese in Tokio zeigt, wo es für einsame

Herzen langgeht. Wichtiger als aufwendige

Bewegungsabläufe sind mittlerweile die

Fähigkeiten zur Interaktion mit der angepeilten

Zielgruppe. Diese potenziellen Kunden

der "Sozial-Bots" hat stellvertretend für die

Branche ein Tomy-Sprecher folgendermaßen

- knallhart - definiert: "Alleinstehende, einsame

Büroangestellte und junge Frauen, Eltern,

deren Kinder aus dem Haus sind oder

alte Ehepaare, die ihrem Partner nichts mehr

zu sagen haben." So kann die Robokatze "Ne-

CoRo" von Omron zwar nicht laufen, aber

dafür hat sie ein raffiniertes Felldesign, das

einem Jurassic-Park-Modell Ehre machen

würde: Das Fell sträubt oder entspannt sich je

nach grundsätzlicher "Stimmungslage" der

Maschine oder als Reaktion auf Streicheleinheiten.

Daneben hat Omron aber auch die

langfristige "Persönlichkeitsentwicklung"

programmiert, die ähnlich wie beim Tamagotchi

vom Zuwendungsgrad durch den Besitzer

abhängt. Seine Laune kommuniziert

die Fellbüchse dabei mittels "Mimik"- und

Sound-Effekten - in diesem Fall 48 verschiedene.

Omron wollte mit dem Prototyp "Tama"

neue Techniken von Mensch-Maschinen-Interfaces

testen: Mittelfristig sollten also

auch banale Anwendungen wie Geldautomaten

von der Spielzeug-Feldforschung am

Kunden profitieren und uns je nach Laune

mit getragener oder aggressiver Stimme über

den Kontostand informieren.

Pflege aus der Büchse

Wie die Altenpflege-Bots aussehen werden, ist

unterdessen noch nicht so klar abzusehen.

Die Erfahrungen aus dem Spielzeugsektor

Als Omas und Opas werden wir

von Robotern nicht nur optimal

medizinisch versorgt und

überwacht, sondern haben

auch täglich was zu lachen

und zu kuscheln.

werden aber bestimmt in zukünftige Maschinen

einfließen, so dass Oma nicht nur optimal

medizinisch versorgt und überwacht werden

wird, sondern auch täglich was zu lachen

und zu kuscheln hat. Auf der Messe "Alter&Pflege",

die unlängst in Stuttgart über die

Bühne fetzte, wurde auch ein Prototyp des

"Care-o-Bot" vorgestellt, der laut seinen

Entwicklern vom Fraunhofer-Institut für

Produktionstechnik und Automatisierung alte

Menschen künftig im Haushalt "unterstützen"

soll. Care-o-Bot soll seinem Besitzer

zum Beispiel auf Wunsch Getränke ans Bett

liefern, ein Essen in der Mikrowelle erhitzen

oder als Stütze und Gehhilfe in der Wohnung

dienen, in bestimmten Abständen erkundigt

er sich nach dem Wohlbefinden seiner Benutzer

und kontrolliert Werte wie den Blutdruck.

Bleibt eine Antwort aus oder werden

bedenkliche Werte gemessen, alarmiert der

metallische "Butler" automatisch Nachbarn

oder einen Arzt. Laut seinen Erfindern ist es

aber auch denkbar, dass der Roboter guckt,

welche Vorräte noch im Kühlschrank sind

und was eingekauft werden muss, auf Kommando

Jalousien und Türen schließt oder die

Heizung reguliert. Seine Befehle erhält der

Bot entweder durch Berührung entsprechender

Symbole auf einem Touchscreen, per

Fernbedienung oder über Sprachkommandos.

Das Gerät soll aber erst in etwa fünf Jahren

marktreif sein. In enger definierten Bereichen

machen sich unterdessen schon heute

Bots in der Pflege nützlich. So hat Matsushita

einen Pferde-Roboter für den Einsatz als

Therapie-Instrument entwickelt. Der simuliert

Schritt, Trab und Galopp, die passend

bewegte Landschaft wird den "Reitern" auf einem

Monitor gezeigt und insgesamt sollen die

Resultate denen vom "echten" therapeutischen

Reiten entsprechen. Hüho.


Jahrescharts

ELEKTRONIKA

INGRID ARNOLD

[1] 2001: A Space Odyssey [USA 1968, Regie: Stanley Kubrick],

[2] Nichts bereuen [D 2001, Regie: Benjamin Quabeck], [3] Tiger

& Dragon [HK/Taw/USA 2000, Regie: Ang Lee], [4] The

Others [E/USA 2001, Regie: Alejandro Amenábar], [5] Visitor Q

[J 2000, Regie: Takashi Miike]

MERCEDES BUNZ / Schnurrmotive 2001

[1] Apple wegen des iBooks, [2] Herr Böll wegen des Stipendiums ,

[3] Paparazi wegen der Nudeln, [4] Umbrien wegen seiner Hochebene,

[5] Ikea und dem Schnuck wegen der Platten, die in Expedit

verschwanden

VERENA DAUERER

[1] Tiger & Dragon, [2] Amores perros, [3] Girlfight - Auf eigene

Faust, [4] Shrek - Der tollkühne Held, [5] You Can Count on

Me

ANETT FRANK

[1] Oliver Hacke [Trapez 12], [2] Carsten Jost - You don`t need

a weatherman ... [Ladomat], [3] Unai - Rebel Swing [Nusound],

[4] Dial 006, [5] Parfüm 04, 6.James DIN A4 - I am a very

model of a modern mutant replicant [Esel 07]

KATJA HANKE

Top 5 der peinlichsten 80er-Retro-Mode-Erscheinungen:

[1] Vokuhila mit blond gefärbtem Pony, [2] Quickficker-Stiefel,

[3] Vokuhila mit blonden Strähnchen, [4] Tiger-Muskelshirts, [5]

US-College-Shirts vom H&M und Nietengürtel vom H&M

MARCUS HAUER / Vietnam

[1] thit kho nuoc dua, [2] gom ga, [3] thit ga xao xa, [4] che

chuoi, [5] dua gia

STEFAN HEIDENREICH / Top 5 Bücher

[1] Claude Shannon: Ein / Aus - ausgewählte Schriften zur Nachrichten-

und Kommunikationstheorie, [2] Michel Houellebecq:

Plateforme, [3] Michael Hardt, Toni Negri: Empire, [4] David

Bordwell: Visual Style in Cinema, [5] Michael S. Lew: Principles of

Visual Information Retrieval

THADDI HERRMANN

[1] Was ich wieder hören will: Hood - Cold House [Domino], [2]

Was ich wieder lesen will: Douglas Coupland - All families are psychotic

[Flamingo], [3] Wo ich wieder hin will - Blaue Lagune, Island,

[4] Was ich wieder breaken will: Amen, [5] Was ich wieder

mal haben will: ein erträgliches Jahr

JAN-RIKUS HILLMANN

[1] STERNstunde, 7:34, 06.06.01 DRK Frauenklinikum Pulsstrasse,

Berlin, [2] Amen Imperativ live at Wembley, August 2001,

[3] Salz/SalzV vs. Duftplatten/Vanille, [4] Girls on Top 7" Inches,

[5] Video "Where's your heart at" Basement Jaxx

CHRISTOPH JACKE

[5] Various Artists - Leichtes Hören [Kompakt] ... One Point, [4]

Pole - 3 [Scape] ... Two Points, [3] Arab Strap - The Red Thread

[Chemikal Underground] ... Three Points, [2] Raz Ohara - The

Last Legend [Kitty Yo] ... Four Points, [1] Rhythm & Sound -

Rhythm & Sound [Rhythm & Sound] ... Five Points!!!

JAN OLE JÖHNK

[1] The Other People Place/Lifestyles Of The Laptop Cafe

[Warp/Zomba], [2] Steven Malkmus / [ohne Titel]

[Domino/Virgin], [3] All Natural/Second Nature [Thrill

Jockey/EFA], [4] Ursula Rucker/Supa Sista [K!7/Zomba], [5]

N.E.R.D./In Search Of... [Virgin]

JAN JOSWIG

[1] "Italienisch für Anfänger" (Dogma), [2] Warten auf "Herr der

Ringe" von Peter Jackson, [3] 2raumwohnung, [4] Chucks-Renaissance,

[5] New Order - Vicious Streak (Warner)

HEIKE LÜKEN / Keyboard-Charts

[1] Strg. Z, [2] Strg. C, [3] Strg. V, [4] Strg. A, [5] Strg. W

MARI LUSSMANN / Metaphern

[1] Music is a hungry ghost [To Rococo Rot], [2] Dann schaut

Steven Morris aus dem Fenster und betrachtet die Kölner Innenstadt

wie eine ausgerollte Decke, auf der er sich gerne etwas ausruhen

möchte. [Harald Peters im Interview mit New Order], [3] Der

Mann sah mir wortlos ins Gesicht. Wenn er mich so anstarrte, kam

ich mir vor wie ein leeres Schwimmbecken. [Murakami Haruki in

Wilde Schafsjagd], [4] Ich möchte mich zusammenfalten und nur

noch eine Mitte sein [Titel von Frederik Schikowskis 7" ], [5] Auf

einmal sah ich draußen ihren Mann herumirren wie einen Käfer.[Zeruya

Shalev in Liebesleben], 6.melodisch mauschelige Tracks

mit viel Tanzschulen-Gewitter-Stimmung, dem Geruch angeweichten

Parketts, dem Schnurren digitaler Urkrebse und einer obstkorbartigen

Technicolor-Überfärbung. [bleed über the bad examples]

MORITZ METZ / Abiturliteratur-Zitatsammlung

[1] der weg entsteht beim gehen, [2] mit knatternder fahne vorwärts

reiten, [3] neue lehrer für die neue schule, [4] beim sprechen egal,

beim schreiben fatal, [5] mit rechtschaffenen grüßen

CHRISTIAN MEYER / Top 5 ‘Hip Hop’-Platten:

[1] cLOUDDEAD - s/t [Mush/Big Dada], [2] Prefuse 73 – Vocal

Studies & Uprock Narratives [Warp], [3] Cannibal Ox – The

Cold Vein [Def Jux], [4] Anti Pop Consortium – Ends Against The

Middle [Warp], [5] Roots Manuva – Run Come Save Me [Big

Dada]

SASCHA KÖSCH

[1] Manitoba, [2] Donnacha/Alva.Noto, [3] Figurine, [4]

Newwordaquarium, [5] Lawrence

Rächer des Jazzrock

Hans Platzgumer

Auf seinem neuen Album „Denial Of Service" zersägt

Hans Platzgumer mutig alle Ado-Goldkanten-

Hörgewohnheiten, um dann als Jacky Chan verkleidet

sein Powerbook auszupacken und, nur mit Bitcrusher

bewaffnet, dem Jazzrock seine Seele

zurückzugeben. Nichts Ungewöhnliches in Nizza.

Was Billy Cobham wohl dazu sagt?

text: jan bruhnke | jb@eye4u.com

Hans Platzgumer gehört zweifellos

zu den Jacky Chan Producern

in der Szene. Das beweisen nicht

nur seine Eastern Connections

Projekte wie "Queen of Japan"

und "Shinto", sondern auch seine

flinken und vielseitigen Programmiermoves,

wenn es darum

geht, mal wieder neue Schallwurfscheibchen

im Fluge zu verteilen.

Nachdem er mit dem letzten

Album "Datacard" schon seine

musikalischen, digitalisierten

Fingerabdrücke hinterlassen hat,

serviert er uns nun nicht nur

schmackhafte Wokgerichte wie

auf seiner eigenen Website, sondern

mit "Denial Of Service"

auch ein neues Album. Inspirieren

lässt er sich diesmal vom Jazzrock

der 70er, den er gekonnt

mit neuester Computerklangsynthese

zu seiner ganz persönlichen

Hommage an jene Ära mischt.

Ohne Zweifel, Hans Platzgumer

zeigt, dass er ein Granular Jimi

Hendrix des 3. Jahrtausends ist,

der seine Jazzrocksamples unterhalb

der Quantisierungshörgrenze

zerlegt, um sie dann bei

einem psychedelischen Zungensolo

auf seinem Titanium Powerbook

wieder in seinem ganz persönlichen

Trip zusammenzurocken,

ohne sich bei den Tracks

einen elektrischen Schlag zu holen.

Keine Gnade

Gleich das Cover verrät uns, dass

Herr Platzgumer, wie nicht anders

zu erwarten, immer noch als

"Rebel with a cause" in seinem

neuen Ego-Shooter unterwegs

ist, und das ist gut so. Im Auftrag

des Underground schlägt er dabei

so manchen halbstarken,

Goldkanten verwöhnten CD-

Hörer ohne weiteres mit seinem

krispen Bitcrusherbeats die Zähne

aus, um die in Vergessenheit

geratenen Seelen angestaubter

Jazzrocklegenden zu rächen.

Doch Duke Nukem Platzgumer

ist dabei bei weitem nicht alleine.

Denn nachdem wir aus dem etwas

düsteren Eröffnungstrack "Coma"

erwacht sind, öffnet uns Catriona

Shaw, alias "Koneko" aus

der "Queen of Japan" Mission,

gesanglich die Augen für Hans’

stereophonisches Holodeck. Dabei

ist es ihr ein leichtes Spiel, bei

der Slackerfunkhymne "Lazy" das

Raumzeitkontinum aufzuheben.

Und es macht Spaß, in dieser

süßen Zeitschleife mal ein paar

Minuten lasziv zu verbummeln.

Auch Anne LaPlantine versieht

Platzgumer in seinem musikalischen

Netzwerk mit dem Dialogkabel

und lädt uns bei "Stay Onlife"

ein zu einem atmosphärisch

rhythmischen Vokalpingpong,

das Filmmusikniveau besitzt.

Überhaupt hat man bei "Denial

of Service" das Gefühl, dass Elektronik

Kopfgeldjäger Platzgumer

einen auf eine cinematografische

Reise mitnimmt, die mit den

Tracks wie "The Gambler" und

"Soulfile 01" seine Höhepunkte

finden, die auch so manch Blacksploitation

Film mit genügend

aufwühlender Dramatik versorgt

hätten. Um so schöner ist es

Freiheit bedeutet Powerbook, keine Harley

dann, dass uns auf der digitalen

Auslaufrille der CD als Schmankerl

ein Videoclip von Georg

Gaigl erwartet. Musikalisch waren

auch noch mit von der Partie Albert

Pöschl, Nachtstrom und

LAHB.

DEBUG: Auf deinem neuen Album

geht es um Jazzrock. Welche

Künstler haben dich beeinflusst

und was ist für dich das Faszinierende

speziell an dieser Musik?

Hans Platzgumer: Ich spielte schon

als Teenager in Jazzrockbands. Ich war

und bin beeindruckt von der Rhythmik,

vom Groove und auch der Produktion

verschiedener Alben von z.B. Stanley

Clarke oder Billy Cobham. Da es für

mich momentan keine erkennbare, wirklich

aufregende neue Welle in elektronischer

Musik gibt, nahm ich mir die Freiheit

zurückzublicken und Inspiration in

der Vergangenheit zu suchen.

DEBUG: Mit dem Künstler Georg

Gaigl hast du jemanden gefunden,

der deine musikalischen Visionen

auf die Covergestaltung

als auch multimedial auf den Videobereich

überträgt. Wie wichtig

ist dir der visuelle Aspekt deiner

Musik?

Hans Platzgumer: Meine Musik ist ja

wirklich sehr cinematografisch. Ich produziere

viele Soundtracks oder Hörspiele

und versuche auch in eigenen Produktionen

Bilder und Gefühle zu erzeugen.

Emotion = Motion. Weiter interessiert

mich immer eine Verbindung und Zusammenarbeit

mit anderen Kunstrichtungen.

DEBUG: Zum Track "Stanned" auf

deiner neuesten CD hat Georg

servicepoint

http://www.platzgumer.net

http://www.clublebomb.com

http://www.echokammer.de

Gaigl auch ein konzeptuelles Video

produziert?

Hans Platzgumer: Georgs künstlerisches

Konzept dreht sich darum, einen 24

Stunden Film zu erstellen. Aber nicht wie

bei Warhol, um einen ungeschnittenen

Film in Echtzeit zu erhalten, sondern um

Aussagen des Unbewussten zu transformieren.

Dabei macht er über einen

größeren Zeitraum jeden Tag 100 Fotos

von der Bildschirmrealität des Fernsehens

und animiert sie neu zu einem Film der

Zwischenwelt. Das Video zeigt uns einen

Teil davon.

DEBUG: Du wohnst jetzt in Nizza.

Gab es einen Grund für diesen

Wechsel? Und wie würdest du die

elektronische Undergroundmusikszene

in Frankreich beschreiben?

Hans Platzgumer: Ich wohne halb in

Nizza und überwiegend in Österreich,

habe aber in Frankreich nur sehr wenig

mit der Elektronikszene zu tun, von David

Caretta und etwas Marseille HipHop abgesehen.

Ich bin aber sehr interessiert an

dem arabischen und afrikanischen Einfluss

hier.

DEBUG: Das neue "Cube & Sphere"

Album in Zusammenarbeit

mit Gerhard Potuznik steht ja in

den Startlöchern. Wie können

wir uns das vorstellen und welche

neuen Projekte werden uns noch

erwarten?

Hans Platzgumer: Es wird alles sehr

R’n‘B beeinflusst. Zwar teilweise roughe

Breakbeats, aber immer mit großartigen

Vokals von Catriona Shaw und dadurch

fast auch massenkompatibel. Auch viele

Balladen!

DEBUG: Mit Catriona Shaw hast

du ja schon öfters zusammengearbeitet

und stehst auch bei

"Queen of Japan" mit ihr auf der

Bühne, aber wie kam eigentlich

der Kontakt zu Anne LaPlatine

zustande, die ja bis jetzt eher auf

kleinen Labels veröffentlicht hat?

Hans Platzgumer: Übers Internet.

Ich habe einen Remix für sie gemacht und

wir begannen uns MP3s hin und her zuschicken,

woraus mehrere Tracks entstanden

sind. Ich kannte sie damals noch

gar nicht persönlich. Es war also eine rein

virtuelle Band.

DEBUG: Sind neue Alben für

Queen Of Japan und Shinto geplant?

Hans Platzgumer: Ja. Neue Alben

sind gerade in Aufnahme und werden

nächstes Jahr erscheinen. Shinto mehr für

den japanischen Markt, QOJ eventuell

über einen Major. So viel sei verraten: Es

sind HITS dabei!

DEBUG: Was verkörpert heutzutage

deiner Meinung nach mehr

Freiheit: Powerbook oder Harley?

Hans Platzgumer: Powerbook!

DEBUG: Entscheidest du dich für

Lederjacke oder Glanzblouson?

Hans Platzgumer: Beides!

DEBUG: Ein heißes Rezept aus

deiner ESC-Plattenküche.

[Anm .d.R.: Herr Platzgumer

vertreibt ein Onlinekochbuch auf

seiner eigenen Website]

Hans Platzgumer: Alle gut, alle getestet!



de:Bug 055 | 0102 [10]

indiedowner | Indierock

Kosmos mit Couch

Sofa Surfers

Es war vor fünf Jahren, als die Wiener Sofa Surfers mit angekoppeltem Dorfmeister-

Remix von "Sofa Rockers" in den Schuhläden dieser Welt auf heavy Rotation liefen.

Seitdem ist viel passiert. Auf ihrem neuen, dritten Album "Encounters" kollaborieren

sie mit Musikern wie Dälek und Mark Stewart quer durch alle Genres und schrauben

weiter an Dub, Breakbeat, Funk, Elektronik und HipHop.

text: michael lachsteiner | ml@blankton.org

servicepoint

Ihr erstes Album "Transit" von 1996

erschien gerade zu der Zeit, als der

Vienna-Sound-Hype sein garstiges

Haupt lüpfte und schon bald in

Schuhläden rund um den Globus zu

hören war. Fälschlicherweise wurden

die Sofa Surfers gleich mit in

diesen mehr oder weniger schicken

Sack gepackt, denn "Sofa Rockers",

der erste Hit der Band, war schließlich

öfter im Dorfmeister-Remix zu

hören als das weitaus bessere Original.

Die folgenden Singles "The

Plan" und "Life In Malmö" stellten

dann aber rasch klar, dass der Coffeetable-Schmoove-Groove

auf der

besurften Couch nichts verloren

hatte. Handgespielte, dreckige Breakbeats,

WahWah-Gitarren, gefilterter

Funk von verschiedensten

Quellen - alles eingekleidet in einer

elektronischen, treibstoffverschmierten

Dub-Rüstung. "Transit"

- der Name des Debut-Albums,

war Programm und folgte der Tradition,

in der für das erste Album

erst mal einige Singles und ältere

Tracks auf einen Longplayer gepackt

werden und eine Reise auf der Suche

nach dem eigenen Stil darstellen.

Dementsprechend unterschiedlich

fielen auch die Stücke

aus, der rote Faden Sound- & Soulsearching

hielt "Transit" zusammen

und machte das Album zu weit mehr

als nur einem Experiment. Auf dem

Nachfolger "Cargo" dagegen war

bereits einiges klarer - in einem Referenzrahmen,

der sich irgendwo

zwischen ON-U Sound, Bill Laswell,

23 Skidoo und Punk- und

Elektronik-Ideen absteckte, bewegte

sich eine homogene Fracht, die

elektronische Bearbeitungsmethoden

mit den Synergien einer Liveband

in Einklang zu bringen versuchte.

Die Angelegenheit war mehr

als gelungen und führte nicht nur

die Band zu einer soundtechnischen

Standortbestimmung, sondern

brachte auch Respekt von Medien,

Künstlern und Publikum.

Begegnungen

Mit dem neuen Album "Encounters"

gelingt nun eine noch schwierigere

Übung. Denn war der

Sprung von "Transit" 1996 zu

"Cargo" 1998 schon ein großer, so

wird mit dem dritten Album der

Sofa Surfers - das Remix-Album

"Constructions" vom Vorjahr mit

Beiträgen von Spectre, Eardrum,

Howie B., Tom Tyler u.A. nicht

mitgerechnet - sogar noch eine

ganze Gewichtsklasse übersprungen.

"Encounters" wiegt sich nicht zufrieden

im soeben gezimmerten

Elektro-Dub-Breakbeat-Bett, sondern

lehnt sich mit dem durchgehenden

Einsatz von Gastvokalisten

[nur das ruhige Schlussstück "Gamelan"

ist rein instrumental gehalten]

weit aus dem Fenster, um zu sehen,

was auf der Straße so vor sich

geht. Neben eigentlich ohnehin

Verdächtigen wie Junior Delgado,

Dälek und Sensational [der Opener

"Formula" ist einer der Highlights

des Albums] wird auch mit Noise-

Experimentalist Mark Stewart kollaboriert.

DJ Collage, Oddatee, MC

Santana, Lil Desmond Levy. Jeb Loy

Nichols und Dawna Lee stellen die

weiteren Vokalisten und trotz der

unterschiedlichen Charaktere

klingt das Album kompakt, heterogen

und schlüssig im Sofa Surfers-

Kosmos beheimatet - zu den bisherigen

Klangfarben Dub, Breakbeat,

Funk und Elektronik schmiegen

sich East-Coast- und Abstract-HipHop,

als hätte das alles schon immer

zusammengehört.

Und was sagen die

Sofa Surfers selbst?

"Mit den meisten Vokalisten hatten wir schon

länger Kontakt und zu Mark Stewart kamen

Sofa Surfers, Encounters, ist auf Klein Records erschienen.

http://www.sofa-surfers.net

wir über Jeb Loy Nichols. Mit Mark Stewart

haben wir hier in Wien gearbeitet, er war

sehr resolut und wusste ziemlich genau, was

er wollte und was nicht. Den anderen Kollaborateuren

schickten wir Layouts oder sie

schickten uns einfach Gesangsspuren, die wir

dann verarbeiteten. Es ist schon komisch, es

kommt mit 100%iger Sicherheit immer das

zurück, was man nicht erwartet hat. Aber das

macht eben "Encounters" aus, das Aufeinanderprallen.

Aber wir arbeiten mittlerweile

auch alle von zu hause aus und tauschen uns

dann aus. Mittlerweile haben wir eine gemeinsame

Sound-Ästhetik entwickelt und

wollten nun verschiedene Stile anreißen, ohne

diese Ästhetik aufzugeben."

Pumpelnicker

The Notwist

Wenn sie nur einmal am Tag die Piloten sein könnten, würden sie Indie aus dem Muff

steuern. Wie man aus Punk und Dixieland und Elektronik Postrock wie den frischesten

Avantrock klingen lässt, zeigen "The Notwist" auf ihrem neuen Album so hittig

und so anti wie nie.

text: oke göttlich | oke@nonplace.de | Foto: gerald von foris

servicepoint

The Notwist, Neon Golden, erscheint auf City Slang / Virgin.

http://www.notwist.com

Schält man die Unberechenbarkeit

als wesentliches Merkmal einer Band

(jawohl) wie The Notwist heraus,

setzt das eine gewisse Kenntnis aller

ihrer bisherigen vier Langspielveröffentlichungen

voraus. Ihrer Herkunft,

ihrer unzählbaren Metamorphosen

in Seitenprojekten - hier

aufgelistet nach dem wahrscheinlichen

Bekanntheitsgrad innerhalb

der Leserschaft dieser Zeitung - wie

Console, Lali Puna, Tied & Tickled

Trio, Potawatomi, Ogonjol - sollte

man sich ebenso bewusst sein.

Geht nicht, muss auch gar nicht,

darf man angesichts dieser Referenzen

denken und einfach auch schreiben,

wie sich das neue Album "Neon

Golden" anfühlt. Fakt ist, es ist wieder

ein anderes Gefühl als bei den

vorherigen Alben der Indie-Combo

aus Weilheim. Unterstellt man dem

Kollegen Thaddi in seiner Rezension

zur Vorab-Single Pilot ("Pumpelnde

Pumpelbeats"), dass er keine

Ahnung davon gehabt hat, was pumpeln

bedeutet, muss das Lob für diese

Wortschöpfung um so größer ausfallen,

da es den Kern einfach trifft.

Was könnte pumpeln also sein? Einigt

man sich auf die Schnittmenge

zwischen Rumpeln, Pop, Kuscheln

und Unken, wäre das Panorama der

vier Musiker grob angedeutet. Bei

The Notwist, als Punkband Ende der

Achtziger von Markus und Micha

Acher gegründet und richtig rumpelig,

hat der heimische Plattenschrank

die Funktion des Weltempfängers

übernommen und ist im Laufe des

12-jährigen Bestehens gemeinsam

mit den Beteiligten zu einem Verstärker

ständiger Weiterentwicklung

geworden. Statt weiter gegen Eltern,

Weilheim und das vermeintlich Begrenzte

gegenan zu poltern, entwickelte

The Notwist als abstraktes

Bandgefüge menschliche Züge und

Evolutionssprünge, ohne an subtiler

Violence zu verlieren. Mehr anti

geht kaum. Anti-Star, Anti-Hip,

Anti-Style, Anti-Peinlich und vor

allem Anti-Zyklisch. Hatte jemand

gedacht, The Notwist würden irgendwann

die Kombination von

Schlagzeug, Bass und Gitarre nicht

mehr fortschreiben und irgendwo

zwischen Dinosaur Jr. und Talk Talk

hängen bleiben, sollte spätestens mit

der letzten Veröffentlichung

"Shrink" vor dreieinhalb Jahren

enttäuscht, verwundert oder verliebt

gewesen sein.

Elektronische Elemente wurden

durch die Verpflichtung von Martin

Gretschmann [Console] integriert.

Alles zu Zeiten, in denen sich abzeichnete,

dass sowohl elektronische

Musik ohne analoge Instrumente wie

auch eine klassische Band ohne

Elektronik an ihre Grenzen stoßen

könnten. Flirtete Shrink noch mit

Jazzelementen - Markus und Micha

spielen in einer Dixie-Band mit

ihrem Vater auf Sonntagsfrühschoppen

- ist Neon Golden ein Update

mit Gastmusikern, die weltmusikalischen

Einflüssen einen Raum geben,

die sich im besten Sinne dem vielfältigen

Klangbild der Band anpassen,

die Stücke immer wieder in verschiedenste

musikalische Himmelsrichtungen

zerren und immer neue Geschichten

und Assoziationen ermöglichen.

Und das alles auf dem elektronischsten

Album der Weilheim-

Buben.

Es verwundert daher kaum, dass The

Notwist, ansonsten so entfernt von

allem irdischen, unendliche Begehrlichkeiten

wecken. Im Forum der

Musiker trampelt eine Horde ungeduldiger

Fans durch das Netz und

fordert sofortige Veröffentlichung

des neuen Albums: "Ich will die

Platteeee" ist noch harmlose Ungeduld,

während richtiger Druck erst

bei Folgendem aufkommt: "Ihr macht

wirklich gute Musik. Trefft meine Seele. Das

kann nicht jeder. Beeilt euch bitte mit dem

neuen Album. Hört bitte niemals auf, Musik

zu machen." Diese Fans hat diese Band

wirklich verdient.


Techno

jahrescharts

Missverständnis in Dub

Alexander Kowalski

Aus der Posse rings um das Headquarters Tresor hat

sich Kowalski, der einst auszog, um den Berliner Bass

zu suchen, zu einem der vielseitigsten Technoproduzenten

des Landes entwickelt und releast rings um

den Globus seine schweren, stolzen Tracks.

text:anett frank | anett@de-bug.de Foto: andrea katheder

auf Tresor Records zu platzieren.

Multipel im

Labeldschungel

Als "DisX3", "d_func." oder "Mr.

Discotheque" ist Kowalski im Alleingang

und zusammen mit Stassy

vom Projekt "Sender Berlin"

aka "Double X" anzutreffen.

Alex: "Mit Kowalski verbinden sich alle

Einflüsse, sei es Pop, House oder Techno.

Das ist eine ganz persönliche Sache und

emotionaler als meine Musik unter anderen

Synonymen. Das bin ich, meine Musik.

ANNE PASCUAL / Plaisir

[1] www.purple.fr, [2] www.palaisdetokyo.com, [3] www.200

ok.de, [4] www.showstudio.com, [5] www.newstoday.com

RILEY REINHOLD

[1] Wassermann W.I.R. [Profan], [2] Akufen - Psychometry

Vol.1 + 2 [Trapez], [3] Metro Area 3 + 4 [Environ], [4] John

Tejada - Western Starlight [Palette], [5] Steve Bug - A Night Like

This Remixe [Pokerflat]

JANKO ROETTGERS / Top 5 Software 2001

[1] Advanced eBook Processor [www.freesklyarov.org], [2] Soul

seek [www.soulseek.org], [3] FreeMe WMA Crack [www.cryptome.

org], [4] Mojito [www.havana-club.com], [5] The Bat!

[www.ritlabs.com]

KERSTIN SCHÄFER

[1] Tim.Buktu - Infant Coversongs (BPitch Control), [2] Depeche

Mode - Exiter (Mute), [3] Christian Kleine - Beyond Repair

(City Centre Offices), [4] The Hives - Veni Vedi Vicious (Burning

Hearts), [5] Pfadfinderei/ Lab.Style

FLORIAN SIEVERS

Kurze: [1] Shut Up & Dance: Moving Up, [2] Computerjockeys:

My Golden Boy, [3] Missy Elliott: Get Ur Freak On, [4] Monsta

Boy: Sorry [Ed Case 2001 Refix], [5] N.E.R.D.: Lapdance

Lange: [1] Stanton Warriors: The Stanton Session, [2] Diverse:

Studio One Soul, [3] The Other People Place: Lifestyles Of The

Laptop Café, [4] All Saints: All Hits, [5] Rebel MC: Tribute To

Haile Selassie I

Er ist einer, der in den frühen

90ern mächtig vom sogenannten

Berlin-Spirit beeindruckt ist.

"Ohne Berlin wäre ich nicht da, wo ich

jetzt bin und hätte auch nicht mit Techno

angefangen." Nicht zuletzt, und das

mag vielleicht merkwürdig erscheinen,

aber auch so ziemlich

von zwei Danceprojekten via

MTV angefixt, nämlich "Felix"

(Rollo von Faithless) und den

"Utah Saints", einer Band, die "so

ziemlich viel mit Samples gearbeitet hat".

Die musikalischen Wurzeln werden

weder verleugnet noch überfällt

ihn betretene Geniererei -

das macht sympathisch. Den

Wahlberliner lässt die Sucht nach

elektronischer Musik nicht mehr

ruhen. Das kulturelle Umfeld erleichtert

Alexander Kowalski den

Zugang zu Klangerzeugung mit

handlichen Kästen. Mit Amiga

500 und dem Tracker-Programm

per Vier-Spur-Sequenzer

macht er die ersten produktiven

Gehversuche gen Chicago. So sozialisiert,

bleibt dieser Sound immer

im Ohr und als kostbares

Gut auf dem Plattenteller. Mit

dem TB 303-Clone folgt der

Acid, der ab 1996 analog zu härterem

synthezised Techno transformiert.

Mit Joey Beltram, Steve

Stoll und dem Synewave Label

wächst die Liebe zum Techno.

Sein erster Live-Gig 1996 im

Tresor ist für den damals noch

recht unbekannten Produzenten

der Durchbruch. Dieser lässt ihm

die Aufmerksamkeit zukommen,

die man braucht, um seinen ersten

Track als "DisX3" mit "sehr

hartem, DJ-orientierten Sound" auf

der "Headquarters"-Complation

Und man hört, was mich beschäftigt."

Ebenso vielfältig wie die Namen

der Alter Egos ist auch die Labelpalette,

auf der Alex releast. Neben

Veröffentlichungen auf

"Tresor" folgen Ausstöße und

Remixe auf "Proton Records",

"BPitch Control", dem Kölner

Label "Konsequent" und natürlich

auf dem Berliner Label

"Kanzleramt". Auch das britische

Label "Surface" und "unGleich-

Records" beherbergen Kowalski

in ihren Katalogen. Letzteres

wird gerade mit "LL-Records",

dem Label von Pacou (u.a. Tresor-Act)

zu "Root-Records" zusammengelegt.

Die Richtung

bleibt weiterhin der Club.

Echoes statt Dub

Alex: Auf "unGleich" ist die Musik,

wie der Name schon sagt, recht ungleich.

Das Label geht ab jetzt mehr in die abstrakte

Richtung. Ich werde da auch weiterhin

dabei sein und neues Terrain betreten."

Das Neue wahrnehmen und erforschen

und es dabei immer

wieder vom Alten durchdringen

lassen.

Das bin ich, meine Musik. Und man hört, was

mich beschäftigt.

DB: Das erinnert an "Echoes".

Alex: "Echoes" ist das Album, auf

dem ich versuche, Techno und House

miteinander zu verbinden. Ich wollte

fragmentarische Elemente, die mich beeinflussten,

bündeln und auf diesem Album

meinen musikalischen Background

präsentieren.

Echoes – sein Knaller-Track mit

gleichnamig angeschlossenem

Album, das tief rollt und sich als

(ums mal mit dem Kösch zu sagen)

hypnotischer Killer entpuppt.

DB: Stichwort Dub. Wie verhältst

du dich dazu?

Alex: Es ist auf eine Art missverstanden

werden, aber ich mag mich auch

nicht ständig erklären. Das bezieht sich

insbesondere auf den Albumnamen

"Echoes". Viele haben mein Konzept

nicht verstanden oder missverstanden. Es

kann sein, dass ich von Dub beeinflusst

bin. Das ist dann aber eher unbewusst.

Ich mag deepe Effekte und lange Hallräume.

Es ist vielleicht einfach meine

Soundästhetik, die ein wenig an Dub erinnert.

Am Fluchtpunkt -

Progress

Jetzt steht Kowalskis zweites Album

"Progress" auf Heiko Laux‘

Label Kanzleramt auf der Matte.

Alex: "Mit Pogress habe ich jetzt einen

wichtigen Punkt erreicht, an dem ich

mehr Selbstvertrauen fasse und mich

auch langsam vom Schubladendenken

befreie und viel befreiter Musik mache."

In erstmaligem Zusammenspiel

mit Raz Ohara (Kitty-Yo), der

dem Kowalski-Bass in "All I got

to know" die smoothe Seite zeigt

und somit dem Deep-House

schöne Augen macht und heiße

Ohren verleiht.

DB: Das ist doch keine einmalige

Angelegenheit.

Alex: Raz ist ein HipHop beeinflusster

Akustik-Gitarren-Rocker mit Funk und

ich finde, dass er eine super Stimme hat.

Wir arbeiten gerade an unserem Live-

Act. Wenn alles so weiter läuft wie bisher,

dann steht einer Zusammenarbeit

mit angeschlossenem Vinyl-Ausstoß

auch nichts im Wege.

ANDREAS SACHWITZ / Places

Barcelona, Collioure, Kykladen, Lausanne, Rosalux, Wolimierz

SVEN VON THÜLEN / Top-Five Hedonismus 01

[1] Litauen mit Mitte Karaoke, Afterhour und kaputtem Spiegel,

[2] Fusion mit Venuswave, der "Welt" und einer Riesenschaukel,

[3] nächtliche Autofahrt durch den Osten mit Poppers, Thrills und

Geschrei, [4] meet im Goldmund mit Auflegen, Euphorie und

Strings of Life, [5] Hamburg im Mai mit Punkrock, Hafengeburtstag

und der Deutschen Bahn

CLARA VÖLKER

[1] Prefuse 73, [2] Anti Pop Consortium & Pfadfinderei,[3]

JayDee, Neptunes, J.Rawls, [4] Roots Manuva, Mystic, [5] Puppetmastaz

ANTON WALDT / Top Five Maßnahmen

[1] Bush-Puppen verbrennen, [2] AGM-114A "Hellfire", [3]

Molotow Cocktail, [4] BLU-82 "Daisy Cutter", [5] AK 47

"Kalashnikov"

ALEXIS WALTZ / Im Kino 2001

[1] Die innere Sicherheit von Christian Petzold - LATENZ, [2]

Ghost World von Terry Zwigoff ˆ RETRO, [3] Apokalypse Now Redux

von Francis Ford Coppola ˆ VERNICHTEN, [4] Gefängnisbilder

von Harun Farocki ˆ GEFÄNGNISBILDER, [5] Yi Yi - A

One and a Two von Edward Yang ˆ TRAUER, [6] Die Purpurnen

Flüsse von Mathieu Kassovitz ˆ PARANOIA,

ALJOSCHA WESKOTT / Top 5 Event-Liste+Platten

[1] Sommerliche Ostgut-Betongartenabfahrten.,[2] Ibiza, Afterhour,

Kallalonga-Beach, [3] 12" "nefuka/adad" [Akufen] Background,

[4] Autofahrt durch die Zone: mit Poppers und Geschrei,

[5] On/Off-Vinyl: Konzentriertes Hören & Abhängen, 6.Bez-Afterhours

[1&2] Somewhere in Berlin


bilder

text: stefan heidenreich

Politik & Internet

Der Netizen 2002

Baudrillard wieder ausgraben

Zum Jahreswechsel spricht alles dafür, Baudrillard wieder auszugraben und angesichts der Reaktionen

auf den 1(1). 09. anzuerkennen, dass der Krieg auf das Netz ausgeweitet worden ist.

Doch gerade weil der Netizen 2002 im Netz zwar registriert ist, aber anonym bleibt, bleibt das

Netz intellektuelles Luxusgut.

text: nico haupt | nicohaupt@yahoo.com | foto: merve Verlag

Verbrechen der Wehrmacht.

Ein Mann durchsucht in Tarnopol unter

Zwang Leichen. Foto: AP

Ein junger Mann durchwühlt die Kleidung der Ermordeten.

Vor ihm steht ein Deutscher mit einem Prügel in

der Hand. Die Toten sind mit großer Sicherheit Opfer

des russischen Geheimdienstes NKWD. Verwechslungen,

Fehldeutungen, falsche Zuschreibungen oder fehlerhafte

Identifizierung von Tätern oder Opfern in einzelnen

Bildern, das war die Kritik an der Ausstellung zu

dem Vernichtungskrieg der Wehrmacht, wie sie bis 1999

durch Deutschland tourte. Nun wurde die Ausstellung

komplett überarbeitet. Es gibt kaum mehr große Fotos,

schon gar nicht von Gräueltaten. Galgen und Leichen,

Erschießungen und Verhungernde sind nur noch im

Postkartenformat zu besichtigen. Man sieht die Bilder

der Kriegsverbrechen entrückt wie durch ein Fernglas.

Große Bilder sind von nun an den Großbild-Leinwänden

vorbehalten, auf denen sich wohl bald in "Stalingrad,

Teil 5" wieder heldenhafte deutsche Landser mit

russischen Flintenweibern Duelle liefern dürfen. Die

Wahrheiten des Kriegs gibt es dagegen en miniature.

Mit derselben Rationalität, mit der man den Einsatz

militärischer Gewalt gutheißt, will man die Verbrechen

des letzten Krieges nur noch wissen und nicht mehr sehen.

Es stimmt schon: nur weil ein Foto groß aufgezogen

wird, wird sein Quellenwert nicht eindeutiger.

Worin liegt dann der Unterschied, ob man eine Erschießung

lebensgroß vor sich sieht oder nur in Postkartengröße?

Vielleicht in der Kraft der Vergegenwärtigung.

Vom vorliegenden Bild gibt es eine spätere Aufnahme.

Auf ihnen liegt der junge Mann, der hier noch

die Taschen eines Toten durchwühlt, selbst tot über den

Leichen.

SH•••••

Spiegel-Montage zur Endphase

des Afghanistankriegs

Was mit dem Training am Flugsimulator begann, endet

ganz folgerichtig im Kerker. Der jüngste Krieg kann der

Logik der Unterhaltungsindustrie nicht ausweichen.

Der Showdown findet dort statt, wo ihn sich die Freunde

von Ballerspielen nur wünschen können. Der Dungeon

ruft, der Ort der Monster und Fallen. Trainingssoftware

gibt es in rauhen Mengen. Die Angreifer können

auf reichhaltige Erfahrung diverser Ego-Shooter

zurückblicken. Aber was tun die Bösen? Auch für sie hat

die Spieleindustrie längst vorgesorgt. In dem Game

"Dungeon Keeper" sind die Seiten verkehrt. Man spielt

Herr über seinen Kerker und muss seine Monster gut

aufstellen, damit sie die Guten aufhalten, die von allen

Seiten immer wieder einzudringen versuchen. Der

Spiegel hat sich in diesem Bild für die Perspektive von

"Dungeon Keeper" entschieden. Die Höhle ist in isometrischer

Draufsicht nach oben geöffnet. Der gläserne

Fels gibt das Netz von Gängen, Treppen und Sälen frei,

wie es jedem Spieler vertraut sein dürfte. Die Einrichtung

ist mit Gebrauchsanleitung eingezeichnet (Dieselgeneratoren

.. Wärmeabstrahlung .. aufspüren). Abweichend

von der Genfer Konvention gelten die Gesetze

von Dungeons & Dragons in der revidierten 3. Fassung,

dem einzig wahren Regelwerk für den Höhlenkampf,

ergänzt durch die bekannten Richtlinien des Monster's

Manual. Es wird nicht lange dauern, bis der Dungeonmaster

Bin Laden eine populäre Spielfigur wird.

SH••••

Immer wieder haben sich in den letzten

Jahren Sozial- und Computerwissenschaftler

mit Elias Canettis These beschäftigt,

dass ab einem bestimmten

Zeitpunkt die Geschichte nicht mehr

wirklich ist. "Ohne es zu merken, hätte die

Menschheit insgesamt die Wirklichkeit plötzlich

verlassen; alles, was seitdem geschehen sei, wäre

gar nicht wahr; wir könnten es aber nicht merken."

Jean Baudrillard sprach schon in den

80ern von einer Befreiungsgeschwindigkeit,

die man erreichen müsse, um

diesen Punkt zu finden. Nach Baudrillard

besäßen politische und soziale Ereignisse

von sich aus keine Kraft mehr,

um uns noch zu erschüttern, sondern

spulten sich wie ein Stummfilm ab, für

den wir weder individuell noch kollektiv

verantwortlich sind. Einzig allein

der Terrorismus vermag diese so genannte

Hyperrealität nicht stumm,

sondern gewaltsam auszulösen. Es

scheint, als wenn mit Eintritt des digitalen

Zeitalters (in dem es kein Negativ

wie noch beim Foto mehr gibt) eine

weitere Gleichschaltung mit diesem toten

Punkt am 1(1).9.2001 erfolgt ist.

Dies war der Tag, als vier Flugzeuge,

von wem auch immer gesteuert und

verantwortet, die Geschichte gewaltsam

in eine weitere Ebene gestoßen hatten,

um das Verschwinden der Geschichte

weiter zu beschleunigen.

Präsenz statt Individualität

Während wir in den 90er Jahren noch

versucht haben, statt Ruhm nur noch

Individualität zu erreichen, scheint es

mit dem Eintritt des neuen Jahrhunderts

nicht einmal mehr um unsere Beweisbarkeit

zu gehen. Von nun an zählt

nur noch einzig und allein unsere Anwesenheit,

deren Registrierung, Kontrolle

und Konfiguration. Wir haben

uns alle für diese digitale Wahrheit entschieden,

es gibt kein Zurück mehr.

Rodney Brooks erwartet den Robomensch,

Steve Mann den Bionikmensch

und alle anderen blicken auf

die künstliche Intelligenz. Wir lernen

zur Zeit, das Ende des Privatlebens zu

lieben, ohne zu fragen warum.

Baudrillard beobachtet weiter, dass im

letzten Jahrzehnt ein Beschleunigungsphänomen

eingesetzt hat. Statt der totalitären

Umschreibung der Geschichte

drohte die umgekehrte Umschreibung,

die Tilgung von Sozialismus und Diktaturen,

eine Liquidierung aller Menschenrecht-feindlichen

Regimes. Dieser

so genannten "demokratischen Rallye"

sei jedoch keineswegs zu trauen. Es

sei keine historische Evolution, sondern

eine Konsens-Epidemie, ein virusbedingter

Effekt. Dass sich die demokratischen

Werte so gut ausbreiten,

liegt daran, dass sie liquide geworden

und nichts mehr wert sind. Durch diesen

"Verramschungseffekt" sei daher

die Wahrscheinlichkeit groß, dass es,

"wie bei einer Börsenspekulation zu einem Einbruch

dieser Werte kommt".

Offenbar hat auch der Islam ein Beschleunigungsprinzip

inne, das selbst

mit Einwänden von Verschwörungstheoretikern

aufgegangen ist. Die westlichen

und fernöstlichen Werte haben

sich Hand in Hand voneinander ausgeschlossen

oder verbündet, wie man es

nimmt. An ihre Stelle ist, kurioser

Weise unter dem Deckmantel von Patriotismus

und dem "Wohl der Kommune"

(Bush/Master Card usw.) ein

Kontrollapparat getreten, der sich nun

auch anschickt, nicht nur unsere Verhaltensweisen,

sondern auch die Wahrheit

zu kontrollieren. Seit der Attacke

auf die Demokratie zählt daher nur die

Durchführung und dessen Rechtfertigung

eines Überwachungskatalogs, um

den Menschen in ein austauschbares

Objekt zu verwandeln. Hier und drüben

reichen US-Präsident Bush je

5000 Tote und Anthrax-Attacken für

die Einführung eines Anti-Terrorist-

Pakts mit Militär-Tribunal. In

Deutschland genügt ein verletzter Stolz

bei Otto Schily und Milzbrandhoaxe

für weitere Überwachungsnormen und

Schröder bekommt die deutschen Soldaten

in den Krieg. Die NATO gibt

weiter den Ton an.

Krieg im Netz

Ein Harris Poll vom November 2001,

eines der omnipräsentesten Online-

Meinungsinstitute, fand heraus, dass

63% aller Amerikaner der Überwachung

in Chaträumen und Discussion

Boards zustimmen würden, wenn dies

der inneren Sicherheit diene. 54% favorisierten

zudem ähnliche Maßnahmen

für Email und Cell Phone. Die

allgemeine Kriegseuphorie geht jedoch

stark zurück. Ironischer Weise werden

diese Aktionen einzig und allein nur

durch ein Attribut begründet, von dem

Von nun an zählt nur noch

einzig und allein unsere

Anwesenheit, deren Registrierung,

Kontrolle und

Konfiguration.

wir ebenfalls lange nicht mehr gesprochen

hatten: Nationale Sicherheit.

Verfassungsfreiheiten werden dazu ausgehöhlt

und die eigenen Gegner gleich

Freunde von Bin Laden genannt. Die

Printausgabe von "Yahoo" titelte ihre

Dezember Ausgabe: "Schränkt zuviel

Paranoia die Privatsphäre im Internet

ein?"

Das Internet, das seit dem Dotcomcrash

wieder zum intellektuellen

Luxusgut mutiert, ist vermutlich der

letzte Hort der Wahrheit geworden.

Wer nicht rechtzeitig gelernt hat, wie

man dort navigiert und seinen vertrauten

digitalen Freundeskreis findet, um

sich auszutauschen, der wird es bald

schwer haben.

Im Netz setzte seit Ende September

2001 ein neuer Kontroll- und Zensurschub

ein. Webseiten verschwanden

über Nacht, Kryptographieprogramme

wurden gejagt.

Vielleicht ist am Ende selbst im [noch

sicheren?] Internet der Preis groß.

Man wird gejagt und bleibt doch ein

Anonymus, allenfalls eine Ansammlung

von bekannten Nicknames. Wie

sagte Ray Leotta so schön in "Good Fellas"

(Scorcese): "Du bist ein Nobody,

ein Shmoog" (Mischung aus Smock

und Moog). Da hatte der ehemalige

Mafioso dann in einem Reihenhaus leben

müssen. Heute ist das digitale Reihenhaus

ebenfalls nicht mehr fern und

Kriminalität eh relativ geworden. Wer

weiß schon, wie sich gesteigerte Realität

anfühlt, wenn man die alten Werte

nicht mehr kennt?


der minimale unterschied [13] de:Bug 055 | 0102

alle illustrationen: lars hammerschmitd

die minimale nation

kleine & feine unterschiede

text: Sascha Kösch | bleed@de-bug.de

Die Geschichte elektronischer Musik

war von Anfang an durchsetzt von

vielen Geschichten des Minimalismus.

Sagt man heute zu allem möglichen

Minimal, dann nicht so sehr,

weil alles auf einmal so minimal

klingt. Elektronische Musik klang

immer schon, egal wie laut, minimal.

Und das nicht nur durch die

offensichtliche Beschränkung auf 1.

Technologie als zentrales Equipment

und zentrale "Aussage" von Musik;

2. der ziemlich klaren Absage an das

in fast allen anderen Musikrichtungen

zentrale Ausdrucksmoment von

Stimme oder 3. der Konzentration

auf die Randgebiete des hörbaren

Spektrums, Bass und Hi-Hats. Minimalismus

ist keine Reduktion von

Vielem auf ein Ding, sondern eine

Fokussierung auf neue Intensitäten

und offene Netzwerke. Minimalismus

ist immer auch maximal, Maxime

und eine neue Vielseitigkeit.

Das Konzept

elektronischer Musik

In den Anfängen stand elektronische

Musik als infrastrukturelles und

ästhetisches Phänomen erst mal ganz

schön weit draußen. So weit, dass

man damals gelegentlich sogar bereit

war, das "Subkulturelle" (zu dieser

Zeit noch ein ziemlicher "In"-Begriff)

von elektronischer Musik in

eine Mischung aus chemo-biologischem

Hedonisten-Materialismus zu

verwandeln. Obwohl nahezu jede Art

von Begrenzung und Verzicht von

außen – und in den Anfängen stand

elektronische Musik als infrastrukturelles

und ästhetisches Phänomen

erst mal ganz schön weit draußen, so

weit, dass man damals gelegentlich

sogar bereit war das "Subkulturelle"

von elektronischer Musik, in eine

Mischung aus chemo-biologischem

Hedonisten-Materialismus verwandeln

wollte - immer erst mal als Minimalismus

gelesen wird, entstand

gleichzeitig auch eine Art von vielseitigem

innerem Minimalismus. Ein

Minimalsimus, der irgendwo mit der

Drummachine und der durchaus

vernünftigen Einsicht von 808 Programmieren

begann, dass 16tel nicht

nur bei weitem genug zeitliche Differenzierung

für einen Takt sind,

sondern vor allem in der elektronischen

Präzision einen ganz eigenen

Groove, eine eigene Intensität haben.

Schluss mit dem sinnlosen Feuern

synaptischer Signale an ein Interface

aus Haut, Knochen und

Trommelfellen, das den Körper als

semantisches Konglomerat Mensch

in eine Musik "ausdrückt", deren

Freiheit erst die präelektronische

Freiheit befreiter Körper war, dann

zur Freiheit der Recodierung wurde

und schließlich zu einem geschlossenen

System. Einem System, dem

langsam nicht nur die neuen Tanzschritte

ausgingen, sondern auch die

Möglichkeiten, aus dem Netzwerk

Mensch auszusteigen, was eben Ende

der 80er auch hieß, aus der globalen

One-to-many-Kommunikation

auszusteigen. Eine Band, viele

Zuhörer oder Produzenten und

Konsumenten. Soweit alles klar.

Das Netz

Wesentlich wichtiger aber noch als

die eine Maschine, die man immer

gerne an den Anfang von Minimalismus

stellt, ist die Einsicht oder Praxis,

die auch das, was man heute das

Netz nennt, zu dem gemacht hat, was

es heute als so endlos anschlussfähig

erscheinen lässt: die einfachen Enden.

Genau deshalb heißt das Internet

in der amerikanischen Fachsprache

auch "dumb network". Wenn

Vernetzung sich Anschlussmöglichkeiten

offen halten will, dann geht es

darum, das Netzwerk selber schön

dumm zu machen und mit einem

einfachen Protokoll auszustatten. Zu

"minimalisieren" wie Robert Hood

auf seiner ersten Axis EP "Minimal

Nation" sagt. Wir sprachen Sync

oder Midi. Am Anfang des Minimalismus

elektronischer Musik steht

nämlich vor allem die Vernetzung

von Maschinen, das Miteinander-

Sprechen, wenn man so will, aber

vor allem das auf einfache Art Miteinander-sprechen-Können.

Menschen

sind nämlich in ihrer Kommunikation

zuweilen recht umständlich,

als Netzwerk oft sogar

recht unumgänglich. Intelligenz, das

würde einem jeder der Urahnen des

Internet bestätigen, gehört nach

draußen, an die Enden des Netzwerks,

die Außenstellen. Uns quasi,

weshalb dieses ganze antihumanistische

Geschwätz, das wir so betreiben,

als elektronische Musikanten ja auch

so ungemein menschenfreundlich

ist.

Die ganze Minimal Nation

Doch zurück zur Minimal Nation.

Robert Hood war natürlich mitnichten

früh dran mit der Fokussierung

auf die Kleinstbauteile des Grooves

und dem Offenlegen des Netzwerks

aus miteinander kommunizierenden

Maschinen. Er brachte es nur einfach

recht gut auf den Punkt. Ähnlich

wie auch Daniel Bells frühe DBX

Produktionen auf Accelerate und

Plus 8 ging es Robert Hood damals

um diese Art neuer Intensitäten zwischen

der Linearität elektronischer

Grooves und der Klarheit der einfachen

Kommunikation der Schnittstellen

innerhalb der Maschinen.

Während er aber mehr auf das modulare

Element der Sounds zielt und

damit die 303 Welt von frühen Acidtracks

in eine noch flüssigere Qualität

der Modulationen übersetzt, die

man hinterher in der grundlegenden

"Concept" Reihe von Hawtin

immer noch hören kann, zielte Bell

mehr auf die Kanten des Grooves

Das führte zu einer fast kubistischen

Form von Sounds, die z.B. Mike Ink

nach diversen Profan Produktionen

als "Studio 1" in einer Serie weiterführte,

in der die Einzelligkeit der

Bell Sounds weiter zu einer digitaleren

Polyrhythmie entwickelt wurden.Im

Anschluss, aber auch in Reduktion

des layerartigen Konzepts

von Basic Channel, bei dem es weder

um Modulation noch um Kantigkeit

ging, sondern der Linearität mit Effekten,

Resonanzen u.ä. eine ständig

gespiegelte gebrochene Art der Intensität

entgegenzusetzen, deren

"urgeneratives Moment" Dub wäre.

In dieser ständigen interreferentiellen

Auseinandersetzung mit den

Schnittstellen, die Klang nach anderen

Regeln bearbeiten und bearbeiten

lassen (elektronische Grooves,

Schnitte, innermaschinelle Kommunikation

etc.) und in der Konzentration

auf klare Regeln der

Netzwerkstruktur, gewinnt nicht nur

jeder Fehler, jeder Bug usw. eine

herausragendere Position, was z.B.

an Oval`s "Systemisch" und seinen

CD Klickern oder später Poles Filterknacksen,

aber auch schon dem

"akzidentiellen" Rauschen bei BC

gerne falsch verstanden wurde, sondern

eben auch die das ganze sichtbar

machende Fokussierung auf algorithmische

Besonderheiten. Ich

glaube, wir haben alle.

Unter uns

Was? Temporale Schnitte, die Auseinandersetzung

mit Zeit, Serialität

und deren Brechungen, sowie Resonanzen

und Intensitäten der Differenzierung,

sowie algorithmisch-generative

Reduktion der Protokolle

zwischen den Maschinen und

Schnittstellen. Da man dies auf die

verschiedenste Weise tun kann und

muss, und nicht nur die Schnittstellen,

sondern auch die Protokolle

sich ständig entwickeln, man also

immer neue Sprachen lernen muss,

wird Minimalismus wohl ständig unter

uns bleiben, sich einerseits immer

wieder entlang neuer Schnittstellen

ausdifferenzieren, aber auch

ständig wieder reduzieren, da man

immer erst mal mit den einfachen

Sätzen anfängt, deren Bedeutung vor

allem Funktionen sind. Die Konzentrationen

und Schwerpunkte der

verschiedensten Minimalismen, die

allein Minimalhouse (House weil wir

hier von einem Mysterium rings um

die 127 BPM reden) auf sich vereinigt,

besetzen die einzelnen Endpunkte

dieses Systems. Sie besetzen

sie je nach der Fokussierung auf

Dub, Effekte, Kubistik, Harmonie,

Sequenz, Linearität, Distinktion,

Generativität, usw.; mit der Fokussierung

auf Dinge, die noch längst

keinen Namen haben. So erzeugen

sie ständig Subgenres, für die ein jeweils

einzelner Name eben

grundsätzlich nicht mehr reichen

kann. Weshalb wir dann doch bei

Minimal bleiben, auch wenn der

Plan war, viele, viele Subgenres zu

basteln, auf die dann eh keiner hört,

weil man Minimal nicht ohne sein

Gegenteil hören kann und sich

trotzdem nur eine verschrobene

Dialektik daraus bauen lässt.

finder

Der minimale Unterschied:

die Labelliste

Wieder mal eine kleine feine

Checker-Liste zur groben Oorientierung

im Dschungel der minimalen

Tanzmusik im Rahmen

unseres Minimalhouse- Specials

von Backround bis Ware und von

Deutschland bis Kanada.

...ab Seite#14

Bob Brown

Das harter Techno nicht immer

gleich funkfrei und dröge sein

muss, beweist Bob Brown mit

seinem Label Framework. Experimente

und neue Grooves wider

einem einfallslosen

Looptechno-Diktat.

...Seite#19

Zürich Reportage

In Zürich tut sich einiges. Eine

kleine Stadtrundfahrt mit musikalischem

und kulturellen Tourist-Guide

von Domizil Records

über Stattmusik bis Bruchstücke

und alpennahem Stadtkolorit.

Elektronische Tanzmusik aus der

Schweiz, die Erste.

...ab Seite#22

Amsterdance 2001

Das Amsterdance Festival hat sich

klammheimlich zu einer der zentralen

Musik-Businessveranstaltungen

gemausert. Jeff Mills, Daniel

Miller und einige weitere illustre

Gäste diskutierten. Es war

live und wir waren dabei. Contentrave

ab.

...Seite#24

Traum/Trapez ...Seite#14

Tonsport .........Seite#15

Sub Static .......Seite#16

C.Jost.............Seite#17

Rhythm_Maker...Seite#17

Jeff Benett .......Seite#18


labelüberblick

deutschland

[...] Andy Vaz neuestes Label ist so reduktionistisch, dass

sogar der Name weggelassen wurde. Auf der Suche nach dem

luftleeren Raum wird hier die reine Lehre des Minimalismus

durchdekliniert, als hätte es Studio 1 nie gegeben.

3B | Das deepeste der Label aus dem Pool rings um USM

und Out To Lunch von der Rand Posse. Vor allem die smoothen

rhythmisch-komplexen Housetracks von Marvin Dash

ragen heraus.

3D | Aus dem Umfeld von Choke und 440 Hz kommen

hier die minimalsten Tracks von Keinzweiter und Carsten

Fietz immer mit starker Bassdrum, aber voll auf dem minimalistischen

Effekttrip. Kubistisch und pumpend.

A touch of class | Verglichen mit seinen

streng konzeptuellen Geschwistern -- und Background ist

ATCein wahrer Reigen des Frohsinns. Rick Wade und Repeat

Orchestra testen, wie viele Pianoloops zwischen die Beats

passen.

Areal Records | M. Werschnik aka Konfekt

sowie M.Schwanen bestimmen den extrem klaren, leicht

dunklen, manchmal experimentell swingenden, aber immer

perfekt produzierten Sound dieses Kölner Minimal Labels.

www.areal-records.com

B Series | Die Offshoot Serie mit reduziertesten

Tracks auf dem Steve Bug (B) Camp. Toolhouse für minimale

Clubhouserocker. Konsens durch Reduktion.

Background | Kam wie aus dem Nichts und

brachte fast verschollene Helden wie Terrence Dixon mit

neuen Acts aus Deutschland und Kanada zusammen. Hier

wird Minimal mit großem M und Konzept mit drei K geschrieben.

Immer relevant, meistens orthodox.

Basalt | Holger Flinschs neues Label, der hier, neben

seinen Tracks auf Choke, Eruptive und 3D, die darkesten

Seiten seines eh schon konkret dunklen, statischen Minimalsounds

testet.

Below | Das Label von Bernd Maus aus Frankfurt vom

Freebase Plattenladen mit den ungewöhnlichsten, offensten

Housetracks, deren Minimalismus eigentlich eher wie zufällig

abfällt. Zu gut, um unerwähnt zu bleiben.

Boxer Sport | Einst Mehrwert hat sich das frisch

umbenannte Kölner Label der Nutronix Posse vor allem

durch seine Tracks von Frank Martiniq für minimale Folklore

stark gemacht.

Chain Reaction | Ein Klassiker der deepen

Dubhousewelten mit leichtem Hang zum Sequentiellen, aus

dem Hardwax- und dem Basic Channel Umfeld hervorgegangen.

Decore | Paul Davies, Dub Taylor und David Krasemann

geben dem noch frischen Label das Berliner Deephouseflair

mit diversen Dub- und Harmoniesprengseln.

Dial | Minimalhouse aus Hamburg mit Indievergangenheit.

Carsten Jost, Lawrence und Freunde werkeln trotz

Popappeal an der hedonismuskritischen, nonlinearen Minimalästhetik

in House, politische Paratexte inklusive.

Electro music department | Kotai,

Mo, El Puma und Daniel Pflumm gehören zum alten Berliner

Techno Adel und sind mit der Kunstszene, wie mit dem

Tresor unten. Konsequenter Versuch, Trance ohne Flächen

zu machen.

Episode | Von Franklin De Costa über die befreundeten

Raum Musik Acts bis hin zu Ricardo Villalobos und

Dandy Jack mit Fietz und Knobloch Guestappearance sammelt

Episode die Helden der Frankfurter Minimalszene mit

gelegentlich härterem, manchmal aber auch intensiv percussiv

deepem Flair.

Ernst | Thomas Brinkmann zwischen Dancefloor und

Konzept(-Kunst). Konsequente Reduktion und Konzentration

auf Sounds, die mit ihrem trocken-knarzigem Minimalismus

einen Trademarksound erschaffen haben.

Esel | Das sympathische Label von James DIN-A 4.

Entzückt mit allerlei minimalen Houseperlen und sonstigen

elektronischen Fusseleien von Indiegeschrammel bis Knisterelektronika.

Der undogmatisch hanseatische Blick auf Minimalhouse

und Elektronika.

Festplatten | Die Dispodancer Andi und Hannes

Teichmann nebst Gemeinschaftspraxis generieren auf

ihren Festplatten knackig-trockene Clubtracks, die zwischen

kleinteiligem Funk und Cut-Up Disco so ziemlich jeden minimaltechigen

Trick beherrschen.

der minimale Unterschied | köln

Rockende Romantik

Trapez/Traum

Jacqueline Klein und Riley Reinhold haben sich nach

einer Südamerikareise über ihre neuerwachte Musiksensibilität

glücklich erschrocken und sie in 2

Labeln sublimiert. Ambient muss nicht gasförmig,

aber die Party darf gern flächig, so in Trapez-Form,

sein. Mit Traum und Trapez dem musikalischen Alltag

entkommen, Stück für Stück.

text: sven von thülen | sven.vt@debugOS.de

Seit knapp drei Jahren arbeitet

das Kölner Label Traum mit einem

weitverzahnten Netzwerk

von Gleichgesinnten an der Melodienfindung

in minimalen

Soundwelten. Man könnte auch

sagen, Ambient mit anderen

Mitteln und einer Dancefloor-

Affinität, die sich dem Partyimperativ

verweigert und gleichzeitig

die Intensivierung der Aufmerksamkeit

einfordert.

In Köln sitzt man damit natürlich

am richtigen Ort, als

Schnittstelle, Basislager und Inspirationsarchiv

zwischen Minimaltechno,

Pop-Entwürfen und

einem nie geschwundenen Interesse

an Ambient (file under:

Gas, All, Dettinger oder eben

Pop-Ambient). Dabei haben es

Tracks wie Philippe Cams "LFO

Drive" (man könnte hier genauso

gut Jake Fairleys Projekt Fairmont

oder Process anführen)

mit seinen deepen Chords trotz

fehlender Bassdrum geschafft,

den Dancefloor zu erobern und

damit gleichzeitig Traum Schallplatten

an exponierte Stelle zwischen

Mainfloor und Lounge

katapultiert.

Im letzten Jahr kam dann mit

Trapez Label Nummer zwei hinzu,

das seinen Fokus eindeutiger

auf Euphoriemaximierung ausgerichtet

hat, dabei aber einen

verspielt feingliedrigen Dancefloor

im Sinn hat. Die Abfahrt

minus das rockistische Moment.

Ganz nebenbei hat man es geschafft,

mit Akufen einen der

Produzenten-Entdeckungen des

Jahres zu importieren.

Labelbetreiber Jaqueline Klein

und Riley Reinhold über Südamerikareisen,

musikalische Sensibilisierungen

und Textilien aller

Art.

DEBUG: Fangen wir mal mit dem

Naheliegendsten an: Was war der

Auslöser, ein Label zu starten?

Ich meine gehört zu haben, dass

eine Reise nach Südamerika ein

nicht unwesentlicher Grund

war.

RRR: Das stimmt. Das hört sich vielleicht

komisch an, aber das Goethe-Institut

war da ein wesentlicher Faktor.

Die haben uns damals nach Buenos Aires

eingeladen. Buenos Aires ist ja eine

Stadt, die ihren Höhepunkt schon lange

hinter sich hat. Ich denke mal in den

zwanziger Jahren war das schon ein

Vergnügungspunkt für Reiche. Seitdem

hat die Stadt aber kontinuierlich abgebaut.

Es herrscht dort eine sehr melancholische

Stimmung und wir haben dort

nicht nur deren Musik, sondern auch die

Musik, die wir aufgelegt haben, zum ersten

Mal mit anderen Ohren gehört. Das

Entscheidende war die Sensibilität, die

Wenn man immer nach dem Neuen sucht, übersieht

man eine Menge Dinge. Zum Beispiel bei

Traum.

wir dort erfahren und entdeckt haben.

Und das nicht nur von den Argentiniern,

sondern auch in uns selbst. Da habe ich

teilweise Tracks von Platten gespielt, die

ich sonst nie gespielt habe und die ich

dort dann komplett neu eutdeckt und ein

Gefühl dafür bekommen habe, was sie

eigentlich bedeuten könnten. Uns wurde

gesagt, dass wir die ersten waren, die es

geschafft haben, die argentinische Szene,

die wie wohl jede andere Szene aus vielen

unterschiedlichen Egos besteht, die

man normalerweise nie zusammen bekommt,

in ein Studio zu bekommen, um

zusammen Musik zu hören.

DEBUG: Das Ergebnis war dann

die erste CD: Elektronische Musik

aus Buenos Aires?

RRR: Ja. Jaqueline, die dann noch einmal

eingeladen wurde, und ich haben

uns da entschieden, dass wir das gerne

machen möchten. Dieser Musik ein Forum

bieten. Die hatte es ja eigentlich

noch nie aus Buenos Aires raus geschafft.

Freiraum schaffen

DEBUG: Gab es durch das Zusammentreffen

mit den Südamerikanern

bei euch so etwas wie eine

Neuorientierung, was Musik

angeht?

RRR: Nein, ich würde nicht von Neuorientierung

sprechen, sondern eher von

einer Neusensibilisierung. Verdecktes

wieder bloßlegen. Es schlafen halt viele

Dinge in dir selbst. Als DJ musst du den

Dancefloor rocken und darüber vergisst

du manche Sachen, die dich interessieren.

In Buenos Aires ist einfach was aufgemacht

worden. In Köln geht es halt

immer um die Wurst. Da gibt es - auch

rein geographisch - kaum einen Freiraum.

Mit dem Label wollten wir uns

diesen Freiraum schaffen.

Jaqueline: Der Name Traum bedeutet

schon, dass die Musik dort nicht nach

den Regeln des Alltags funktioniert. Für

die Gestaltung, die ich mit meiner

Schwester Yvettte mache, haben wir z.B.

Motive aus Märchen von überallher

verwendet. Alle Traumcover basieren

visuell auf Textilien. Das geht von Seide

über Wolle bis zu Strumpfhosen. Zum

Beispiel das Cover der ersten Philippe

Cam, das so aussieht wie ein Ausschnitt

aus der Sahara, ist eine Strumpfhose, die

in Falten liegt. Diese Rückkopplungen

mit Yvettes Visuals sind für das Labelkonzept

wichtig. Ästhetisch und optisch

muss das stimmen und das eine das andere

stützen.

DEBUG: Woran macht sich diese

Neusensibilisierung fest?

RRR: Früher als Rezensent bei Spex und

De:Bug ging es für mich immer um die

Suche nach dem neuen Sound. Das ist es

mit dem Label jetzt nicht mehr, dieses

verzweifelte Suchen. Natürlich sind wir

immer noch neugierig auf neue Dinge.

Aber auf Trapez kann einem durchaus

auch mal etwas begegnen, was alt ist und

was man sehr gut kennt. Traum ist für

mich ein wenig kunstvoller und romantischer.

Der Faktor des Unbekannten ist

bei Traum größer. Es gibt immer wieder

Leerstellen, die man für sich nicht auflösen

kann, wobei bei Trapez die Tracks

weniger über die Sounds, sondern über

die Arrangements funktionieren und ihre

Stärken haben.

Wenn man immer nach dem Neuen

sucht, übersieht man eine Menge Dinge.

Zum Beispiel bei Traum. Da könnte man

teilweise sagen: "Ja, das kenn ich, das ist

so ein Dub-Sound". Aber wenn man

dann hört, was für Mikromelodien zwischen

den Chords mitschwingen und

konträr etwas ganz anderes tun, dann

merkt man doch, was alles in den Tracks

drin steckt. Wenn man immer nach dem

Neuen sucht, kann es sein, dass man

nicht genug Aufmerksamkeit für die

Dinge, die da sind, übrig hat. Und nicht

genug Zeit einer Sache widmen kann.

Man fängt schon mit etwas Neuem an,

bevor man die andere Sache richtig abgeschlossen

hat.

DEBUG: Wo würdest du denn

Traum verorten?

RRR: Mir ist schon wichtig, dass auch

die Platten auf Traum für den Club sind.

Und nicht nur für die Lounge. Tobias

Thomas zum Beispiel schafft, es eine

Philippe Cam um drei Uhr zu spielen,

und es funktioniert. Traum-Platten sind

nicht Musik für jede Stunde am Tag.

Aber es ist auch nicht nur Musik für gewisse

Stunden (lacht). Es liegt irgend wo

dazwischen. Sagen wir, es ist Musik für

mehrere Stunden am Tag (lacht).

servicepoint

www.traumschallplatten.net

Traum-Diskographie, 12"es:

V1 Gustavo Lamas - Celeste

V2 Philippe Cam - Caddies Day

V3 Process - Integ

V5 Salz

V6 Philippe Cam - Karine

V7 Miss Dinky - Atacama

V8 Andreas Fragel - Conad

V9 Philippe Cam - LFO Drive

V10 Fairmont - Palace Pier

V11 Miss Dinky - Valparaiso

V12 Process - Horizon

V13 Anton Kubikov-

Music for Currydoors

V14 Fairmont - Mansfield

V15 Piiri - Rajoitousalve

V16 Miss Dinky - Amapola

V17 Philippe Cam - Canadians

V18 Process - Odd Angles

V19 Waki - July

CDs:

CD1 V.A. Elektr. Musik aus

Buenos Aires

CD2 Gustavo Lamas - Celeste

CD3 Philippe Cam - Balance

CD4 Process - Pattern Recognition

CD5 Miss Dinky - Melodias Venenosas

CD6 Waki - Music for lazy People

Trapez-Diskographie:

01 Multipliar - Deep Service EP

02 Lazyfish - Falling EP

03 Akufen - Psychometry Vol.1

04 Jacek Senkiewicz - Pocket Control EP

05 SCSI 9 - Silcome EP

06 Yura Moorush -

Moscow Berlin Cafe

07 Akufen - Psychometry Vol.2

08 Snookerboy - My lovely Pixel

09 Multipliar - Pixel Bells

10 Metropol - Mocho

11 M.Rahn - Loaster

12 Oliver Hacke

bald:

Traum V20 und CD7 V.A. Elektronische

Musik International

DEBUG: Trapez ist da dann schon

eindeutiger...

RRR: Trapez ist: die Nadel aufs Vinyl

und die Party beginnt. Das ist schon eindeutig.

Das soll aber auch so sein. So archetypisch.

Den Techno-Gedanken im

Stil verankert. Das ist bei Traum nicht

so. Da gibt es immer noch etwas Artifizielleres

und vielleicht auch Abstrakteres,

was aber eher in den Sounds als im Arrangement

liegt.

Jaqueline: Melodischer auf jeden

Fall. Übrigens finde ich nicht, dass

Traum artifiziell ist. Bei Traum geht es

auf jeden Fall um Melodien. Das bringt

auf gewisse Weise den Popaspekt mit.


der minimale unterschied| köln

labelüberblick

Tonsport

Spaß am Groove

Die erste Compilation von Tonsport dokumentiert

den ganz eigenen Weg des Kölner Labels auf der Suche

nach der perfekten Kombination von Techno

und Popappeal. Eine interessante Zusammenstellung

von Musik, die sich quer durch die Geschichte

der 90er Jahre Elektronik bewegt und dabei auch

mal ordentlich dick aufträgt.

text: katja hanke | khanke@gmx.de

Eine der ersten Veröffentlichungen

des Kölner Labels Tonsport

wurde in dieser Zeitschrift als eine

"höchst merkwürdige Platte" bezeichnet,

die "klar zusammenbringt, was nichts miteinander

zu tun hat." Auch die erste

Compilation des Labels funktioniert

nach diesem Prinzip und bietet

eine äußerst eigenwillige Zusammenstellung

von Titeln, die

wiederum selbst wie hybride Gebilde

wirken. Stücke beginnen beispielsweise

mit düsterem Minimal-

Technoflair, vereinzelte Streicher

tragen dann dick auf, Melodien

verdichten sich und werden nach

psychedelischem Acid-Gezwirbel

von einer wummernden Rave-Bassdrum

geschluckt, zu der Vocals

sehnsüchtig im Pop-Pathos dahinschmelzen.

Der typische Köln Sound

rückt in den Hintergrund und

kloppert und klickert auch dort gelegentlich.

Eine bizarre, irgendwie

liebenswürdige Mixtur, bei der Pop

ganz groß geschrieben wird.

Der lange Weg des Pop

Tonsport-Labelchef Dieter Hoff

ist ein Techno-Quereinsteiger.

Wenn er von Pop redet, weiß er,

wovon er spricht. Ende der 80er

Jahre hatte dieser ihn musikalisch

so weit eingeengt, dass er beschloss,

sich von der Poprock-Band Purple

Schulz (ja, wirklich!) zu trennen.

Dann kam ein Aufenthalt in Afrika

und die Faszination für repetitive

Trommelklänge, danach ein paar

Solo-Pleiten und Ärger mit den

Majors. Schließlich, Mitte der

90er, fiel ihm eine "Groove Box" in

die Hände. Er experimentierte damit

und war begeistert, beschloss,

ein Label zu gründen, um Techno

Köln ist für mich eine Heimat und kein

musikalischer Himmel.

etwas "Popappeal mit auf den Weg zu geben."

Techno, so dachte er, hat keine

Grenzen, darf sie nicht haben.

"Das war die Zukunft."

Als Freitag produziert Hoff auf

Tonsport Stücke, in denen er nach

Sounds sucht, "rumspinnt und rumforscht",

wie er es nennt. Von intellektuellen

Konstruktionen und

purer Funktionalität hält er nicht

viel. Die Dinge einfach fließen lassen

und sehen, was passiert. Spaß

am Groove. Dabei sprudelt immer

wieder aus ihm heraus, was er eigentlich

hinter sich lassen wollte:

Pop. "Ich kann einfach nicht anders. Ich

möchte aber auch nicht stagnieren. Das

größte Problem ist für mich, den Schritt aus

den 80ern in die 2000er zu bewältigen."

Gerne würde er jetzt schon "supermoderne

Musik" machen, das ganz

Besondere finden. "Doch das ist ein

langwieriger Prozess."

Das andere Köln

Stationen dieses Weges sind auf der

ersten Tonsport-Compilation "Bye

Bye Mr. Jagger" zu hören. Schon der

Titel ist programmatisch: der Abschied

von einer bestimmten Art

von Musik, von der Vergangenheit.

"Das ist auf diese Weise charmanter, als einfach

nur zu sagen: Alles Blödsinn, ich will

nichts mehr damit zu tun haben." Als purer

Label-Querschnitt steht diese

CD jedoch nicht; vielmehr zeigt sie

das Spektrum des Umfeldes von

Tonsport: Musik, die die Kluft

zwischen Techno und Pop überbrücken

soll. Gabriel Ananda von

Karmarouge Records, der mit vier

Stücken vertreten ist, spielt dabei

eine bedeutende Rolle. "Ihm fällt es

sehr leicht, die Popgeschichten mit Techno zu

verbinden. Er ist ein Kind der Technogeneration.

Das bin ich nicht. Ich bin immer

noch am Rumfummeln und Überlegen, wie

ich was mache, dass ich gut damit leben

kann." Außerdem ist Anandas Musik

völlig unabhängig, hat nichts

mit dem Kompakt-Umfeld zu tun,

von dem und dessen "paar Göttern"

Hoff sich fern halten möchte. Er

kommt immer wieder darauf

zurück. "Köln ist für mich eine Heimat

und kein musikalischer Himmel." Für

Tonsport möchte er eine neutrale

Position, unabhängig der Kölner

Szene. Die "intellektuelle Musik" imponiere

ihm schon, doch: "Ich bin

nicht so." Seine Musik soll fließen,

Spaß machen, einfach passieren.

Experimentierfreudigkeit gegen

"konventionelle Formate". Ich dachte,

das freie Ausprobieren im Techno

dürfte nie enden. Doch dann sagen

Leute: “ach nein, das ist viel zu sanft oder

zu schön." Etwas kitschig eben,

servicepoint

Die Compilation "Bye, Bye Mr. Jagger"

ist auf Tonsport/Neuton erschienen.

http://www.schallhaus.com

rührend und irgendwie ergreifend.

Der Pop, von dem Hoff - "Manchmal

ist er bei mir so heftig da." - noch

immer übermannt wird.

Sein Gefühl für relativ kommerzielle

Klänge scheint ohnehin noch

immer ausgeprägt: Label-Kollege

Dirk Schilling (Filmpalast) landete

mit "I want" einen Club-Hit, der

jetzt auf Compilations von Timo

Maas oder Paul van Dyk zu finden

ist. Eine kleine Portion Kommerz

ist wichtig; als Basis, um weiterarbeiten

zu können. Hoff hat viele

Ideen. Er braucht Zeit, "eine gerade

Linie" in seine Musik und der des

Labels zu bringen. Seinen neuen

Platz zu finden. "Wenn du an Voigts

Wassermann denkst; das ist der Konsens. Er

hat ihn für sich gefunden, doch dafür hat er

auch zehn Jahre gebraucht. Die hätte ich

auch gerne."

Firm | Schäben und Voss veröffentlichen auf diesem

Kölner Label nicht nur ihre experimentellsten Reduktionsfunktracks,

sondern koppeln das Ganze mit einer Sammelästhetik

skurriler Kölner Offproduktionen, die man ernst

nehmen muss.

Force Inc | Auf Grund großer Überschneidungen

finden sich auch auf dem Mutterlabel der Bankerstadt die ein

oder anderen deepen Clickstertechnohouse Tracks aus aller

Welt. Grundlegend. www.force-inc.net

Force Lab | Die DSP Tochter von Force Tracks mit

ähnlichen Acts, aber klickernderen Sounds. Geplant als Co-

Produktionslabel befindet sich der Stil hier irgendwo zwischen

Testbed, Mille Plateaux und House.

Force Tracks | Deephouse ohne Referenz auf

organische Klangquellen könnte der kleinste gemeinsame

Nenner bei Force Tracks lauten. Schenkte uns im hochfrequenten

Veröffentlichungsrhythmus Acts wie Luomo, Crane

Ak oder MRI. Emotionalität auf höchster Abstraktionsebene.

www.force-tracks.net

Freizeitglauben | Junges Berliner Label, das

mit seinen ersten vier Releasen (Neal White & Donna K,

Pliq, SCSI-9) für Aufregung gesorgt hat. Zwischen techigem

Minifunk, housig heiterer Sommerlichkeit und edelzartem

Softwareswing ist alles "in a true familystyle".

Funkfahrt | Submania und Ekmohahs Label das

ihre industriellen Vorlieben immer weiter zugunsten von klaren

Grooves auflöst. Sehr reduzierte Musik. www.funkfahrt.com

Highgrade | Auch dies hier ein Label aus der

großen Familie der Tom Clark Label, aber am stärksten auf

Minimalhouse der deepen Art konzentriert. Releases u.a.

von überraschenden neuen Acts wie James Flavour, den

Schweizern Dialogue (Stefan Riesen & Niels Jensen) oder

Guido Schneider mit Tom.

Infarkt | Harddisc-House aus Frankfurt von Daniel

Eichler mit spleenigen Avantdiscotracks und minimaler

Dichte von Benjamin Wild, Frankie Patella usw. Zehnkampf

Postprocessing. www.copyriot.com/infarkt

Intim | Martin Landsky of Pokerflat-Fame taucht auf

Intim in deepe Housewelten ab. Lässig abgehangen und mit

einem Höchstmaß an durchgestylter Musikalität. Für alle,

die House gerne im Hawaihemd genießen.

Italic | Antonelli "Discomachine" Electrics Basislager.

Die dubby Disco im Hinterkopf wärmt sich die Popfraktion

an Italics maximaleuphorischen Minimalhousehymnen

mit der Extraportion leichtfüssigen Swing. Das Musik gewordene

Frohlocken. www.italic.de

Klang | Der kleine Bruder von Playhouse zeigt wie divers

ein Label sein kann, ohne dabei auch nur eine Spur beliebig

zu werden. Ursprünglich die Homebase von Acid Jesus

schenkte uns Klang Hi Profile Projekte wie Farben und Peter

F. Spiess, ohne die niemand mehr ernsthaft sein möchte.


labelüberblick

Kompakt | Der Dom unter den Kölner Minimallabeln.

Playground von Wolfgang Voigt, einem der Begründer

des Kölner Sounds und in letzter Zeit ständig mit Hits von

dezenten Retroan- bis Ambient-Klängen unterwegs auf

dem wohlfeilen Pfad der gepflegten Bassdrum mit reduziertem

Drumherum. www.kompakt-net.de

Konfekt | Auch dieses Label entstand aus dem

Raum…Musik Umfeld und teilt sich mit Decore und Raum,

3D und anderen einige der Acts. Klassische Dubhousetracks

mit Hang zum sequentiellen Ravetrack.

Konvex/Konkav | Das Hauslabel von Elting &

Lieb aka MRI aus Frankfurt, deren gelegentliche Exkursionen

in Neotrance immer wieder von guten soliden harmonischen

Dubreleases aufgefangen werden. Mainact neben

ihnen ist Codec aka Mathias Rahn. http://www.konvexkonkav.de

Laufwerk | Das noch recht neue Tom Clark Label

featured ihn in diversesten Konstellationen und Styles und

ging mit ihrem letzten Release von Gomera auch noch in

Richtung Neoretropop.

der minimale Unterschied | köln

strahlender zierfisch

SubStatic, label mit sonne

Nicht nur in ihrem Logo scheint die Sonne im Haus:

Legt man die Musik des Kölner Labels Substatic auf,

wird die Musik zur Tapete, das Zimmer knipst die

Heizung an und der Zierfisch wackelt mit dem Kopf.

Musikalische Arbeit in permanenter Minimalbewegung.

text: a. weskott & a. waltz | aljoscha & alexis@classlibrary.net

servicepoint

Lo-fi stereo | Der Stir 15 Ableger bietet Heimat

für Tracks, die nicht der reinen Deephouse Lehre des Mutterlabels

entsprechen. Heraus kommt ein charmanter Gemischtwarenladen,

der neben Stardubs Delay-Vermessungsstudien

und Pink Ellns Lateinamerika Exotismen allerhand

kleinteilig clickernde Merkwürdigkeiten im Programm

hat.

Oni.Tor | Das Stuttgarter Label mit Kölner Außenstelle

ist zwar kein reines Minimal Label, schenkte uns mit

Malte Tinnus, Joachim Spieth, Solovjev und Björn Stolpmann

Perlen jenseits der stilistischen Zuschreibbarkeit. Bei

Übersensibilisierung wird der Gehörgang dann mit noisigen

Distortionattacken wieder freigespühlt.

Perlon | Kann sich noch einer daran erinnern, wie

das Leben vor Perlon war? Sammy Dee, Zip und Markus

Nikolai verlieren auch bei mikroskopisch kleinteiligen Beats

und Pieces nicht den Sinn für den rechten Housevibe. Machen

darüber hinaus nicht nur tolle Parties, sondern auch die

besten Compilations weit und breit. www.perlon.com

Playhouse | Das Frankfurter Traditionslabel von

Heiko MSO, Ata und Jörn Wuttke spannt elegant den Bogen

von Deep- bis Minimalhouse, Songwritertum bis Kleinteilfunk

und ist zum großen Teil dafür verantwortlich, dass

House in Deutschland gleichzeitig als deep und minimal gedacht

werden kann. www.mad-net.de/playhouse

Plong! | Kleines, aber feines Kölner Label, das schon

Decomposed Subsonic und Lloyd Trotmann mit Hitplatten

für die Plattenspieler der Welt entließ. Ein Label, das sein

Ausrufezeichen verdient hat.

Pokerflat | Der Dandy, der in uns allen steckt,

wird von Steve Bug und seinen üblichen Verdächtigen musikalisch

ästhetisiert. Gut sitzender Minimalhouse zwischen

tiefergelegter Funkyness und Popappeal. Feieraffirmativer

wird Minimalhouse nie wieder.

Profan | Wolfgang Voigts Kölner Techno-Mutterschiff

aus dem weit verästelten Kompaktumfeld. Stilprägendes

Label voller minimaler Tracks mit Hitqualitäten (file

under Wassermann), um das es in letzter Zeit etwas ruhiger

geworden ist.

Punktmusik | Von den Acts her hat man immer

das Gefühl, hier die Posse der Frankfurter Inder zu finden.

Attila Jahanvash, Brian Sanhaji, Timlin aber auch Mügge

und Flinsch finden hier zu einer der klassischsten Formen minimaler

Housemusik für die Clubs.

Raum...Musik | Hallräume und Dubschleifen

werden im Hause Raum…Musik nach wie vor groß geschrieben.

Hier wird Dub in ätherischen, minimalen House

und Technotracks durchdekliniert. www.raummusik.de

Salo | Aus dem DNS-Recordstore in Berlin operierendes

Label, das die ergiebige Technoachse Berlin-Russland am

Schwingen hält. Minimalismus zwischen traditioneller

Technoästhetik, deeper clickernder Funkyness und dezenter

Ravekompatibiltät. Electronic Cosmetics.

Salz | Protodubpop der beiden Salzleute aus dem Formic-Umfeld,

zunächst mit leichten Anklängen an Burgerstyle

Minipopglitzerfunk, hinterher stärker auch Reggaeorientiert

und weiträumig hallend. www.salz-music.com

Schnittstelle | Peter Grummich, Thomas

Gwosdz und Nebojsa Popovic, quasi der komplette Nachschubrooster

für Kompakt veröffentlicht auf dem schönen

Label zwischen pumpenden Bassdrums Kölner Art und zarten

Houseperlen in Dub. www.schnitt-stelle.org

Das Technolabel Substatic: ein

Zierfisch zwischen Ikea und Habitat?

Da weicht unsere Solariumsbräune.

Schließlich treiben

Zierfische bei Nicht-Einhaltung

des PH-Werts in einem exakt

temperierten Wasser leblos an

der Oberfläche... Viel robuster

präsentiert sich da Substatic in

seinen feingliedrigen Technoschleifen.

Die elf bisher auf

Substatic erschienenen Platten

versuchen Unaufdringlichkeit als

Modus von Kommunikation zu

etablieren. Anders als Filter-

House, die Strokes oder gif-Animationen

springen diese Tracks

dich nicht an. Substatic beharren

auf die Effektivität herabgesetzter

Intensitätsgrade in den Austauschprotokollen

zwischen Körpern.

In Zeiten radikaler Low-

Attention-Span ist das Buhlen

um die totale Aufmerksamkeit

verlorene Liebesmüh. Für Substatic

ist Minimalismus keine Soundpolitik,

sondern ein mentaler

Zustand. Eher operiert man

auf der Ebene eines mitlaufenden

Fernsehers, der uns auf einer

anderen Ebene erreicht und

tatsächlich sowas produziert wie

einen raumerzeugenden Groove.

Das subversive Pop-Ereignis, der

rockistische Ausbruch und auch

die Abfahrt handeln von Überschreitung.

Ein emanzipatorisches

Selbstbewusstsein zu erlangen,

ist bei Substatic aber gar

nicht notwendig. Indem der

Subjekt-Komplex minimiert

wird, kann die Musik doch noch

raumerzeugend werden. Rocken

fetischisiert die Bewegung, Substatic

nehmen hingegen das Statische

als Gegenmodell auf. Die

musikalische Arbeit, die von Repair,

Michael Langois und den

Labelmachern M.I.A. und Falko

Brokensieper vollbracht wird,

besteht darin, doch für eine permanente

Minimalbewegung zu

sorgen. Es wäre also falsch, die

Nicht-Aggressivität sofort als

Freundlichkeit auszulegen. Es ist

mehr der Versuch, den Hörer/

Tänzer anderswo zu erwischen:

Erstmal muss die Musik Tapete

werden, um eine günstigere Angriffsposition

einzunehmen.

Substatic, ein strahlender Zierfisch

im rotgefärbten Rhein.

DEBUG: Euer Logo: Wie ist es

möglich, dass die Sonne im

Haus scheint?

MIA: Oder im Solarium...

FALKO: Am Anfang hatten wir ja eigentlich

gar kein richtiges Logo, sondern

nur diesen einfachen Schriftzug. Ein

Freund brachte dann jedoch die Kritik

an, dass die Leute was haben wollen,

was sie sich auf’s Mäppchen malen können.

Das hat einfach sonnenklar eingeleuchtet.

DEBUG: Geht es um die verborgene

Elastizität im Statischen?

Wann wird diese verwirkt?

MIA: Nein, um so was geht es uns musikalisch

gesehen nicht. Da hätte man

vielleicht so Tracks wie "Elektrostatik"

(von Plastikman) im Kopf. Das Statische

besteht bei uns wenn überhaupt

darin, dass unsere Musik meist nicht in

die fernste Zukunft oder Vergangenheit

blickt. Wir liefern Zitate des hier und

jetzt, und davon jede Menge.

DEBUG: Was wäre die Gefahr des

Statischen? Und warum nicht

eine Politik des Nicht-Statischen?

Nonstatic?

FALKO: Von mir aus. Wir sehen das,

was wir hier tun, auch eher undogmatisch.

Und das ist auch wichtig, um sich

nicht in etwas zu verrennen, was am Ende

wenig mit Clubmusik zu tun hat. Wir

haben bei Gründung von Substatic nicht

zuerst ein Manifest formuliert, dessen

Essenz sich nun in unserem Namen widerspiegelt.

Unser Name bedeutet einen

Scheiß. Unsere Philosophie lautet:

Schnauze halten, Platten rausbringen!

DEBUG: Warum muss so subtil

vorgegangen werden?

FALKO: Muss nicht. Aber es ist gut zu

wissen, dass es das auch noch gibt, bzw.

dass man selbst dazu beiträgt. Im Moment

wollen viele ja lieber Popstars sein.

Manche sind darin auch richtig gut, aber

es sollte nicht so weit kommen, dass man

nur noch schief angeguckt wird, wenn

man da nicht so richtig mitziehen mag.

DEBUG: Wenn Substatic ein Tier

wäre, welches wäre es?

FALKO: Ein Zierfisch.

DEBUG: Wenn Substatic ein Parfum

wäre, welches wäre es?

FALKO: White Musk.

DEBUG:

Wenn Substatic ein

http://www.substatic.de

erstmal muss die musik tapete werden.

Kaufhaus wäre, welches wäre es?

FALKO: Irgendwas zwischen Ikea und

Habitat.

DEBUG: Auf welchen Floor passen

Substatic Platten? Was antwortet

ihr auf den Vorwurf der

fehlenden Krassheit in euren

Tracks?

FALKO: Was nun krass ist oder nicht, ist

ja auch immer eine Frage der Perspektive.

Ist 80er denn wirklich sooo krass?

Oder Sägezahnbässe?

Wie auch immer, Substatic Platten sind

sicher nicht das, womit man jeden Floor

jederzeit zum Gröhlen bringt. Unsere

Platten sind eher das, was es braucht,

damit bei den krassen Tracks überhaupt

Anlass zum Gröhlen besteht. Andererseits

gibt es da doch schon ein paar Brüller

auf Sub Static. Aber das muss man

dann als DJ auch da rausholen wollen.

DEBUG: Gibt es durch das Performen

dieser elektronischen

Stile eine soziale Aussage bei

Substatic. bzw. worin könnte

diese liegen? Was außer Groove

und Beats fließt noch ein und

wird wichtig?

FALKO: Groove und Beats sind de facto

das Wichtigste für das, was wir tun, bzw.

von allen Strömungen, die mal nach hier

und mal nach dort gehen, wird es am

Ende das sein, was übrig bleibt. Es ist im

Grunde der Pfad, auf dem wir uns bewegen,

und den es gilt im Auge zu behalten.

Aber wir würden nicht so weit gehen,

dies als eine soziale Aussage zu bezeichnen,

es hat eher was mit Techno zu

tun.

DEBUG: Art de Cologne. Wie

schließt ihr euch daran an?

FALKO: Machen wir uns nichts vor:

Köln, und damit auch der Kompakt-

Vertrieb, sind hierzulande die beste Basis,

wenn man sich musikalisch etwas eigensinnig

und frei bewegen will. Wir sehen

uns zwar mit dem ur-Kölschen Minimalismus

nicht ganz so eng verwandt,

aber seit den ersten Stunden von Profan

& Co. hat sich in Köln ja auch einiges

getan. Köln ist einfach die Stadt, die immer

ohne Hall auf der Bassdrum auskommt,

und das ist uns wichtig.


der minimale Unterschied | hamburg

eleganz und Widerstand

C. Jost

Carsten Jost [Projektname!] aka Dave [Privatperson!]

aka eine Hälfte von Dial [Labelperson!] balanciert

zwischen düster-elegantem Clubsound und

politisch-revolutionärem Anliegen.

text: ch. meyer | christian@de-bug.de | fotos: Felix Brüggeman

DEBUG: Ich würde deine CD als

sehr durchdacht, elegant, aber im

Sound und Aufbau der Tracks

auch leicht gruselig klingend bezeichnen.

Das hört sich nicht

unbedingt nach dem berüchtigten

Hamburger Nieselregen [vgl. Dial-

Artikel in De:Bug 48], sondern

viel eher nach dem Suspense von

Hitchcock an! Mit Party-Fun hat

das reichlich wenig zu tun. Ist das

dein Konzept, im Zusammenhang

mit den Booklet-Fotografien von

Anti-Globalismus-Randale auch

musikalisch eine klare Anti-Hedonistische-Haltung

einzunehmen?

Dave: Die Musik auf meinem Album ist in

einem Zeitraum von drei Jahren entstanden.

In dieser Zeit ist sehr viel passiert mit

meiner Sicht auf viele Dinge, die Wahrnehmung

bestimmter politischer Ereignisse usw.

Was mich an Musik immer interessiert hat,

ist die Fähigkeit, eine bestimmte Stimmung

zu erzeugen. Dabei interessieren mich besonders

abseitige, Unruhe stiftende und

kämpferische Stimmungen. Gleichzeitig

implizieren die Tracks meine ganz persönliche

Reflexion einer bedrohlichen Welt mit

global düstersten Auswirkungen, mit denen

wir täglich konfrontiert werden.

DEBUG: Passt denn die Musik deiner

Meinung nach zu den Ideen

des Coverartworks? Man könnte ja

Ich sehe keinen Widerspruch zwischen Eleganz

und Widerstand.

schwarz arbeiten

Rhythm_Maker

kritisieren, die Musik sei viel zu

elegant für die Themen der Fotografien.

Andererseits wäre der

Horror der Bilder ja auch im Grusel

des Sounds auszumachen und

damit vielleicht Konzept. Oder

läuft das einfach nebeneinander

her? Ist es eine weitere Ebene, ein

Mittel, noch etwas anderes zu

kommunizieren als Club?

Dave: Zunächst sehe ich keinen Widerspruch

zwischen Eleganz und Widerstand.

Ich habe mit dem Booklet versucht, für mich

wichtige Eckpfeiler linker Widerstandsgeschichte

und -gegenwart zu dokumentieren

und sie dadurch in einen Zusammenhang zu

rücken, in dem Inhalte, die über Musik oder

Design hinaus gehen, nicht auf der Tagesordnung

stehen. Ich hatte immer den Eindruck,

dass besonders bei non-verbalen

Musiken die Cover und Titel eine sehr

wichtige und polarisierende Rolle spielen.

Der Rhythm_Maker ist die geheime zweite Natur eines

unser liebsten Tiefkühltruhen-Houseproduzenten

auf der Suche nach dem produktiven Nichts.

Düsseldorf trägt schwarz.

text: Alexis Waltz | alexis@classlibrary.net

Das Cover von Rhythm_Makers Album

"Landing": Aus einem tiefen,

warmen Grau erscheint eine grüngelbe

Zusammenballung. Ein total

cleanes Bild und dennoch fügt es

sich nicht in den Fluss zeitgemäßer

Abstraktheiten. Vielleicht ist es eine

Person, vielleicht Düsseldorf

beim Landeanflug. Diese Irritation

ist nicht aufzulösen, Konturen

wird erst die Musik herausarbeiten.

Doch auch die sagt zunächst nur

ganz wenig. Rhythm Maker ist vorsichtig

mit Auskünften: keine Referenz

auf bereits Gehörtes und

Geliebtes ist ihm zu entlocken.

Scheinbar müssen zunächst die

Markierungen auf ein Minimum

reduziert werden, damit die folgenden

einen präziseren Ort haben.

Der Taumelnde weiß nicht,

ob er in den Abgrund oder ins

Schwimmbad geschupst wird. Hier

gibt es kaum mehr als kurze, ganz

hohe Toms, Sinuswellensounds,

die an Regen erinnern. Bis zu den

Bassdrums ist es weit. Die Moleküle

dieser Musik organisieren sich als

Kristalle: Durchsichtigkeit und

Spiegelung sind nicht zu unterscheiden.

Aber diese Qualitäten sind nicht

der letzte Sinn der Musik. Die Fetischisierung

einzelner Sounds

liegt dem Rhythm_Maker fern.

Vielmehr geht es um den Einbruch

der Melodie und darum, wie verschiedene

Melodien ineinander

greifen. Ein einzelner Sound mag

noch so sophisticated und advanced

sein, für sich ist er wertlos. Eine

Melodie ist eine Pose, die zweite

Melodie eine Begleitung, Kommunikation,

die dritte lässt die Zusammenkunft

fragil werden. Aber

diese Beschreibung ist eher der

Bauplan. Beim Hören ist es anders:

Eine Ansammlung spröder

Melodiefetzen, plötzlich diese

Wärme. Woher kam sie?

Schwarz, schwarz, schwarz ist

alles, was ich liebe

Rhythm_Makers Forderung:

Deepness soll nicht durch Geräusche

entstehen, nicht durch Hintergrund,

sondern durch gesteigerte

Gegenwart. Warhol hatte erkannt,

dass die Geilheit an der

Oberfläche entsteht und nicht in

Wenn ich mir eine Techno 12" oder ein Album

kaufe, untersuche ich sie jedes mal

akribisch auf eventuelle Hinweise über die

Intentionen und Beweggründe des Künstlers,

Musik zu machen und sich damit an die

Öffentlichkeit zu wenden... und natürlich

auch, um mehr über den Künstler selbst

herauszufinden. Was mich angeht, war ich

gerade in der letzten Phase des Albums, als

ich Cover und Booklet entworfen habe, von

einer Menge Wut auf die sich verschärfenden

globalen Verhältnisse bewegt. Ich wollte

dieses Gefühl der Ablehnung und des Bruchs

mit der Verwertungslogik des globalisierten

Kapitalismus und der sogenannten "zivilisierten

Welt" und besonders die Möglichkeit

und das Geschehen von praktischem Widerstand

in der Vergangenheit und Gegenwart

dokumentieren. Obwohl oder gerade

weil die Musik dieses Albums eher intuitiv

als konzeptionell entstanden ist, finden sich

diese Gefühle auch in ihr wieder.

DEBUG: Bei all den politischen Verweisen

ist "Weathermen" sicherlich

auch als politische Anspielung auf

die amerikanische Undergroundbewegung

der späten 60er Jahre zu

verstehen...

der Tiefe. DJ Pierre hat den maximalen

Druck auf die Oberflächen

gelegt, er hat seine Seele auf dieser

Oberfläche stattfinden lassen. Er

machte aus den Tänzern Wasserläufer:

die Auflösung der Oberflächenspannung

wäre tödlich.

Hier gibt es keinen Ort, um etwas

zu verstecken; es ist unmöglich, etwas

ins Vergangene zu projizieren

oder aus der Zukunft zu erwarten.

Erfolg oder Scheitern sind sofort

offenbar.

servicepoint

C. Jost, You Dont Need A Weatherman to

know which way the wind blows, ist bereits

bei Dial/Ladomat erschienen.

Die 12“ mit Remixen von 8 Miles High

[Roman Flügel], Stewart Walker, Lawrence,

Superpitcher und Crossfade Entertainment

erscheint dieser Tage ebendort.

Außerdem: dial 02 carsten jost – elmenreich;

dial 07 carsten jost - make pigs pay

http://www.dial-rec.de

Dave: Ja genau! Ich habe im letzten Frühling

"Woher der Wind weht" von Ron Jacobs

über diese militante Gruppe gelesen und

habe mich sehr gewundert, wie aktuell ihre

Analysen, besonders was Klassenkämpfe

und Klassenidentität in westlichen Metropolen

angeht, immer noch sind. Den Titel

ihres ersten Strategiepapieres "You don’t

need a weatherman to know which way the

wind blows" verstehe ich in diesem Zusammenhang

ähnlich wie das Konzept der Zapatisten:

eine Armee/Gruppe aufzubauen,

deren Ziel ihre eigene Auflösung ist. Auf die

Ansätze der Zapatisten beziehen sich ja heute

zum Beispiel auch Gruppen wie die "Tute

Bianchi" in Italien, die mit ihrem Konzept

des zivilen Ungehorsams und ihren

spektakulären Aktionen gegen Abschiebeknäste

aufgefallen sind und kürzlich beim

G8-Gipfel in Genua eine Menge erreicht

haben.

servicepoint

Rhythm_Maker, Landing, ist auf Background

erschienen.

Für die LP stellte sich die Frage der

Erzählung. Dazu haben in der

elektronischen Musik die Lizenz

eigentlich nur die DJs, für Produzenten

ist meistens nach zehn Minuten

Schluss, ein einzelner Track

darf eigentlich nur intensiver werden.

Rhythm_Maker produziert einen

totalen Bruch innerhalb des

Albums: Zunächst wird eine irritierende

Anmutigkeit aufgebaut,

diese bricht irgendwann in eine

housige, aber künstliche Wärme

um, die bis zu totaler Euphorie

verdichtet wird.

Irgendwann in den zehn Tracks

tritt in den analytischen Zusammenhang

House. Oft ist House eine

Liebesgeschichte oder eine Sexgeschichte.

Auf diese Masterdiskurse

lässt sich Rhythm_Maker

nicht ein. Er spricht von der Fundamentlosigkeit

mancher Tracks,

er sagt, man arbeite ohne Bettung.

Warhol konnte von den Photos

ausgehen, Pierre hatte die Politiken

der Verführung. Auf "Landing"

kann das alles auch weg sein. Aus

dem Nichts zu arbeiten, ist eine der

Anweisungen Rhythm_Makers, aus

dem Schwarz, wie er sagt, nicht aus

dem Weiß.

Und doch ist es am Ende von

"Landing" so hell, dass kein Boden

auszumachen ist. An was erinnert

sie noch, diese Bewegung, die keine

Verspannung hinterlässt?

labelüberblick

Sender | Benno Blomes in Köln gestartetes und in

Berlin weitergeführtes Label gilt trotz Funkturmfimmel als

eines der reduziertesten Label des Landes mit einem ständig

verbreiterten Artistrooster (Canada!) der seltenst mal housige

Bereiche entehrt, um richtig funky sein zu können. Abstraktion

pur. www.sender-records.de

Sub static | Unendliche Weiten. Sub Static intensivieren

die langsame, kontinuierliche Bewegung der Sounds

und des Grooves, ohne Tanzbarkeit gegen epische Unendlichkeiten

einzutauschen. Eleganter Kölner Minimalismus

der deepen Art. www.sub-static.de

Tonsport | Für Köln ungewöhnlich spielerisch mit

einem leichten Hang zu angetrancten Houseproduktionen

hat die Schallhaus Posse aber immer wieder den richtigen

Griff für hittige smoothe Vocalproduktionen gehabt. Breitwandigster

Minimalhouse der Stadt. www.schallhaus.com

Trapez | "An alternative for the Dancefloor" verkündet

die Trapez-Webpage. Triple R's Label vermischt verspielte

Kleinteiligkeit, dubbige Deepness und kristalline Sounds zu

einer elegant kickenden Minimalhouse-Emulsion für den

feingliedrigen Dancefloorschub.

Traum | Resensibilisierung wider die Rave-Grobschlächtigkeit.

Traum forscht weltweit nach den Melodien für

Millionen und gibt der Romantik in minimalen Hymnen ein

Zuhause. Ambient mit anderen Mitteln, der sich auch auf

dem Dancefloor wohlfühlt. www.traumschallplatten.net

United States of Mars | Mit Benjamin

Brunn, Marvin Dash, Mille, Korsakow, Jan Gabler und

vielen mehr hat das Label der Rand Posse wohl einen der

außergewöhnlichsten Artistrooster des Landes und erfindet

sich auf jeder Platte als Klassiker der Vielseitigkeit minimaler

Stile neu. www.mad-net.de/rand

Ware | Matthias Schaffhäuser weiß, was Tanzflächen

wünschen. Von der dreisten Icehouse Coverversion mit

gehörigem Popappeal, über bleepigen Funkhouse bis zum

Weichzeichner-Clickssound wird man zuverlässig für jede

Tages- und Nachtzeit versorgt. Für neue Namen immer gut.

Z Schallplatten | Bislang nur durch ihre Attila

Jahanvash Produktionen aufgefallenes noch ganz frisches

Minimalhouse (Betonung auf House) Label von Neuton

Buddy Juergen Link. Sehr schwelgerisch.

Kanada

Revolver | Jeff Milligans Label, das unter anderem

den Startschuss für die Eroberung Deutschlands durch die

Canadier zu verantworten hat. Mit Shaka, Milligan (Algorithm),

Deadbeat und Akufen die Klassiker des Foundsoundexperimentalismus

sattester Killergrooves. Sollte sich wegen

Rechtsschwierigkeiten eigentlich umbenannt haben.

Killer | Wie der Name so das Label. Qualitativ hochwertiger

Minimaltechno, zwischen deepen Dubs, clickerndem

Funk und sequentieller Darkness. Die Tracks von Labelbetreiber

Adam Marshall et al waren ein Grund, warum

Kanada im letzten Jahr in aller Munde war.

Dumb Unit | Jake Fairleys aka Fairmont Label aus

Toronto. Ultracleaner, in letzter Zeit immer sequentieller

werdender Minimalismus mit der perfekten Symbiose zwischen

Detail- und Soundverliebtheit und Funktionalität.

Ein weiterer Überflieger.

Cynosure | Sublabel von Revolver aus dem gleichen

Pool mit stärker beatorientierten Tracks, die allerdings immer

noch extrem funky und minimal bleiben.

Hautec | Das "art brut electroique" Sublabel des

Montrealer Houselabels "Haute Couture", das bislang eigentlich

nur Akufen und DJ Champion Platten releast hat.

Holland

Audio.nl | Nicht ohne Grund ist Audio.nl eins der

wenigen Label Hollands, die über Kompakt vertrieben werden.

Reduzierte Clickersounds bis hin zur Mille Plateaux

Ecke (Komet, Motor) beschränken die Dancefloortauglichkeit

ein wenig. Aber gelegentlich gibt es auch mal smoothere

Seiten wie z.B. Static.

Schweiz

Bruchstücke | Bang Goes Killerlabel der besonderen

Art, der Minimalismus vor allem als eine Vielseitigkeit

von Sounds versteht, die auf Styro2000, BangGoes

und Vermittelnde Elemente Eps jedes der Releases zu einem

Ausnahmezustand der Hörgewohnheiten macht, ohne das

aggressiv zu verfolgen. Geheimtipp poppig unwahrscheinlicher

Deepness.

www.bruchstuecke.com


labelüberblick

Morris Audio | Stefan Riesens minimalstes Label,

auf dem gerne der Tom Clark Außenposten, aber auch

Geoff White, Dub Taylor oder Dialogue für smoothe Dubtracks

mit leichtem Houseflavour sorgen.

Stattmusik | Nach ersten Kalabrese und Klettermax

Releases ist es bis zum Release der Züricher Alleskönnercompilation

von Substrat etwas stiller um diesen Klassiker

der triolischen Reduktion geworden. Dennoch ein wichtiger

Stein im Schweizer Puzzle von Minimalexil. www.stattmusik.ch

Spanien

Klitekture | Bislang gibt es auf diesem Label erst

eine Sutekh EP. Es lässt aber hoffen, dass Minimaltech sich

sogar bis Spanien rumgesprochen hat. Als nächstes kommt

Italien.

England

Bluetrain | Steve O`Sullivans Ode an Basic

Channel. Dubtracks mit starkem Raggaeinfluss und Echos

tiefer als das Meer.

Swayzak | Das Swayzak Label mit fluffigstem Gewerkschafter

Dubminimalhouse in protestantisch resolutionistischer

Raveklarheit. www.swayzak.com

Mosaic | Eins der wenigen Houselabel Englands, das

in Minimalkreisen hierzulande ernstgenommen wurde. In

letzter Zeit immer wieder mit eher bretternden technoiden

Tracks. Steve O`Sullivan ruht sich wohl gerade aus.

Robot | Rockt. Mit Sicherheit das kryptischste und

härteste Label in unserer kleinen Liste, das manchen Radioboy

Sachen nahe kommt, vor allem aber ruff kubische Chicagorobot

Beats in minimaler Grausamkeit verteilt.

Soundslike | Ohne Herbert wäre es nie zu einer

Verschmelzung von House und Techno gekommen. Und das

alles mit dem Kochlöffel angerührt. Mittlerweile ja eine Legende

und jedem ein Begriff. www.matthewherbert.com

Accidential | Herberts Sublabel für Akzidentielle

Musik aka Radioboy. Samplewahn bis Foundsound im

Postdeephouse meets Chicagorock Gewand nebst grosser

Portion DIY Irrsinn.

Vertical Form | Von Kit Clayton bis Pub und

Opiate hat sich das anfänglich fast als Sequenz-Dubtechno

gestartete Label mittlerweile immer mehr zu einer der wenigen

Schnittstellen Englands zwischen IDM und Minimaltechno

entwickelt.

Irland

D1 Records | Dublin Distribution Headquarter,

dessen Releases von Broom über Costello bis Rowland und

Dave Donohue jeden releast, der in Dublin weiß, was zwischen

Techno und Minimalhouse alles möglich ist. Meist sehr

deep.

www.dublindistribution.com

Freestate | Rob Rowland connected mit der D1

Posse Dublins releast hier zur Zeit seine eigenen Tracks stark

detroitige Minimaltechnosounds mit harmonischer Dichte.

www.freestaterecordings.com

der minimale Unterschied

Elch links, Workaholic

in der Mitte, Elch rechts

Jeff Bennett

Der Schwede Jeff Bennett findet vom Discopool

über Jamaica zum Technodub. Der Mann wirft Tracks

aus wie Ed mit den Scherenhänden Frisuren. Bennett

muss aber nicht ins Exil, sondern findet Obdach

bei so renommierten Labeln wie Poker Flat,

Treibstoff oder Konvex-Konkav.

text: anett frank | anett.frank@gmx.de

Jeff Bennett ist der Mann aus

dem hohen Norden, der 1994

zusammen mit seinem Weggefährten

Jim Groovy den ersten

elektronischen Plattenladen in

Malmö eröffnet, der bei Erscheinen

dieses Artikels bereits verkauft

sein dürfte. Aber Jeff, der ja

eigentlich immer noch Mike

Pung heißt, zückt im Januar sein

neues Album und erzählt damit

eine weitere "Episode" auf gleichnamigem

Label aus seinem

durchaus flexiblen Produzentenstübchen.

DeBug: Stichwort: Neues Album,

das im Januar auf Episode erscheinen

wird.

Jeff Bennett: "Ich persönlich freue

mich natürlich sehr auf das Release. Es

wird einen guten Einblick in meine Musik

verschaffen, die von tiefen Tracks wie

meiner Konvex-Konkav 12" bis hin zu

stärker pumpendem Tech-House reicht.

Es werden aber auch eine Menge Dub-

Einflüsse auf eine technoid/ housige Art

ich angefangen, zu Hause mit meiner ersten

Drum-Machine (Korg S3) ein paar

Monate rumzuspielen, aber erst 1997

fing dieser Soundbrei an, nach so etwas

wie Musik zu klingen. Musik zu produzieren

ist das Einzige, was ich tun will."

Doch hat er nicht nur durch die

"Belleville Three" den "Future

Shock" aufgesogen, sondern ist

auch vom Plus 8 Labeloutput

musikalisch angestachelt. Nicht

zu vergessen sind neben anderen

Reggae und Dub-Künstlern Augustus

Pablo, Andy Horace und

King Tubby. Auch Produzenten

aus Europa wie beispielsweise Tikiman,

808 State, KLF und

Terry Lee Brown Junior sowie

Labels wie Svek, Plastic City und

frühe Network Releases prägen

musikalische Vorlieben und den

Stil.

Tracks zu produzieren

ist eine Art findungsprozess.

Man

findet eine Menge

entlang des Weges.

servicepoint

www.cosmicone.com

Diskographie (Veröffentlichungen in ungeordneter Reihenfolge):

Mike Pung - Torekovs EP (Maskros Music)

Mike Pung - Våt i drömmen EP (Maskros Music)

Mike Pung - Lurad (Maskros Music)

Mike Pung - Phuncsters eats grass EP (Maskros Music)

Mike Pung - Calling for the phunc (Maskros Music)

Mike Pung - Möllan EP (Maskros Music)

Mike Pung - En tax och en pudel tack (Maskros Music)

Mike Pung - Catching the train (Raum...musik)

Jeff Bennett - Restoration (Episode)

Jeff Bennett - Paradise (Phunctional 01)

Jeff Bennett - Late Surf (Phunctional)

Jeff Bennett - Isolation (Kung fu dub 01)

Jeff Bennett - Nudle Attack (Kung fu dub 03)

Jeff Bennett - Anothering (Konvex Konkav)

Jeff Bennett - Smirching (Treibstoff)

Jeff Bennett - Re-taken /Under-taken (Episode)

Mike J.M - Silver (Maskros Music)

Jeff Bennett - Detonation (Audio beyond)

Jeff Bennett - Recognition (Poker Flat)

Jeff Bennett - Conquest (Kung fu dub)

Jeff Bennett - Dragon tail (Kung fu dub 03)

Minimise | Donnacha Costellos Label, das

zunächst sehr stark ebenfalls auf Detroit-beeinflussten reduzierten

Dubhouse mit starkem Gespür für Clickhouse konzentriert

war, zur Zeit schläft, in der Zukunft aber immer

mehr für Dubliner Experimentalisten stehen soll.

www.minimise.com

USA

7th City | Daniel Bells Label ist (nachdem er Accelerate

eingestellt hat) eine der Grundlagen für kubistische

Funkyness in Minimalhouse mit Detroiteinfluss geworden.

Egal ob Shake, er selber oder neue Acts wie Jeff Samuels oder

Cabanne, jedes Release ein Kult. www.7thcity.com

Context | Weiteres Label der Westcoast von Sutekh,

dessen dunkle Hardiskexperimente mal mit überschlagenden

Dubs, mal mit strengen Konzeptualismen versetzt sind, meist

aber Funky bleiben. Nach dem harten Kern (Sutekh, Safety,

Twerk) neuerdings mit Südafrikanern wie Portable, Mexicaner

wie Murcof und Ben Nevile immer verschiedenere Acts.

www.context.fm

Cytrax | Itchy, noisy, postprocessed Techno sagt die

Webseite von Jaspers L.A. Heaven für eben genau diesen Sound.

Werft noch ein wenig Harddiskdub dazu und viel

Wahnsinn, Acts von Berlin (Phon.O) über Neuberlin (Safety

Scissors) bis Daheimgebliebene und werft noch ein wenig

Flash dazu. Killer. www.cytrax.com

und Weise repräsentiert. Ein Album, das

mich musikalisch wirklich wiederspiegelt."

Über Väter & Brüder

Bereits bei den ersten Grundübungen

1993 verhakte sich Jeff

dermaßen im musikalischen

Reich der Möglichkeiten, dass

von da an Tonkunst sein Leben

umgibt und es ihn auch nicht

mehr loslässt. Damals noch, als er

mit seinem elektronischen Hab

und Gut im Schlafzimmer die

Gerätestecker einstöpselte, um

seine Old School-Helden Juan

Atkins, Derrick May und Kevin

Saunderson im Hinterkopf Revue

passieren zu lassen, hat er den

Tech House in referenzieller Anlehnung

entblättert. Da war auch

noch gar nicht daran zu denken,

auf "Konvex-Konkav", "Treibstoff",

"Audio Beyond", "Poker Flat" oder

eben auf "Episode" mal kurz vorbeizuschauen,

seine Visitenkarte

per 12" abzugeben, um geschäftig

weiter eigene Tracks zu veröffentlichen.

Jeff dazu: "Etwa 1993 habe

Thank God it's Friday

So veranstalten Jeff und Jim ein

Jahr nach der "Cosmic One" Plattenladen-Eröffnung

ihre ersten

eigenen Parties. Man gibt sich

jetzt musikgeschmackstechnisch

freizügiger und flirtet sowohl mit

Vocal-House als auch mit jazzig

angehauchtem Drum & Bass von

Künstlern wie LTJ Bukem & dessen

Umfeld. Jeff ist dann über ein

Jahr lang fast jeden Freitag als DJ

in einem Houseclub mit der Partyreihe

"Thank God it's Friday" anzutreffen.

Das Motto lautet: "Dress

for Success" and dance to "100%

pure House Muzique". Man spielt die

geliebten Platten und testet ein

bisschen aus, was so geht. Und das

ist bei Jeff immer noch der Raum

zwischen Deep-, Phunky- und

Tech-House. Mit Jim zusammen

gehen sie 1996 mit ihrem gemeinsamen

ersten Label an den

Start. "Azurite" läuft unter Eigenangabe

als Techno-Label, wo sich

Mono-Funk-Spezialisten, acidelische

Techno-Freaks und technoide

Tief-Trance-Liebhaber

wohlfühlen durften.

DeBug: Wie siehst du Azurite?

Jeff: "Nun, der Stil von Azurite war ein

Mix aus tiefem, tribalem, detroidem und

progressivem tiefen Trance und Techno. Es

fällt mir nicht leicht Azurite in Worte zu

fassen, aber so in etwa passt es wohl und so

wollten wir es auch."

1998 gründet Jeff dann sein eigenes

Label "Maskros". Hier veröffentlicht

er vorwiegend seine eigenen

Ideen als Mike Pung bzw.

als Mike J.M in schwedischer

Tech-House-Manier mit dubbig-funkigen

Variationen. So lassen

sich auch Dirk Diggler, "Bedroom"

und "Minilogue" mal

blicken. Die "Sonkite"-Jungs von

"Minilogue" bspw. bereichern die

Tech-House-Strecke mit tribalem

Funk. Zwei Jahre später entsprießen

zwei weitere Labels,

"Phunctional" und "Kung Fu Dub" der

schwedischen Seele.

Jeff dazu: "Momentan sieht es so aus,

dass nur meine eigenen Tracks auf den

beiden Labels erscheinen. Das hängt aber

hauptsächlich damit zusammen, dass ich

mich bis dato kaum um andere Künstler

gekümmert habe."

Das "Kung Fu Dub" ist, wie der Name

auch schon vermuten lässt,

ein reggaegeswingtes Dub-House/

Tech-Label mit dem Plus an

jamaikanischem MC-Flavour.

Über die "Phunctional"-Linie ist

hingegen bis dato eher minimalhousig-pumpender

Basslinepop

erhältlich.

Jeff auf die Frage hin, wie er seinen

Stil beschreiben würde: "Ich

fühle, dass ich bereits Tracks produziert

habe, die ich auf eine gewisse Art wirklich

verkörpere, obwohl diese auch immer

noch sehr weit davon entfernt sind, wonach

ich suche – das ist eine Art Selbstfindungsprozess.

Man findet eine Menge

entlang des Weges." Es scheint, als ob

für jeden nur möglichen Output

in Form von bereits markierten

Labels Plattformen geschaffen

worden sind, die je nach Lust und

Laune nur noch bestückt werden

müssen. Na, denn mal los und

weitermachen.


techno | usa

Alte Bretter, neue Hobel

Bob Brown / Framework

Mittels direkter Herangehensweise versucht der

US-Amerikaner Bob Brown mit seinem Label Framework,

Techno mehr Komplexität und Überraschung

zu verpassen. Experimente und Grooves gegen drögen

Looptechno und für enorme Tanzbarkeit. Neues

File auf der Technolandkarte: Philadelphia.

text: Sascha kösch| bleed@de-bug.de | bleed@de-bug.de

Bob Brown und sein Label Framework

kommen aus einer Szene

von Produzenten, für die Techno

alles ist. Heißt vereinfacht: kein

Pop im Hintergrund, also auch

kein Retro, keine Kunst- oder

Musikschule, also auch keine

klassischen Experimente, keine

Indievergangenheit, also kein

IDM, nur die reine Lehre, und

die begann nach Experimenten,

mit Taperecordern Tracks zusammenzubasteln,

wie bei so vielen

vor allem mit dem Verständnis

von Techno, das Jeff Mills

losgetreten hat. Bob Brown

kommt aus Philadelphia, er weiß

also, was HipHop ist, weiß, dass

man ihn schon daran erkennen

kann, dass er ein typischer Ami

ist ("lass uns auf der Straße treffen,

du weißt doch, wie wir Ami

DJs aussehen") und weiß vor allem,

dass die Entwicklung von

Techno aus dieser Sichtweise ungebrochen

ist.

bis Mitte der 90er eigentlich nur

noch dieser Mainstream aus Looptechno

übrig blieb. Amerika

versank weitestgehend von dieser

Technolandkarte mitsamt einem

ganzen Universum von Labeln,

die sich fast nur noch als Dependancen

in Europa beim Vertrieb

Intregrale halten konnten.

Ausgeblendet wurde dort oft genug

das Wissen um Detroit in

seiner ganzen Vielschichtigkeit

von Yolanda bis Hardwax, seiner

Elektro und Hiphop Referenzen,

aber auch die Disco und Houseevolutionen

bis hin zu den merkwürdigsten

Chicagotracks. Dass

Basic Channel Platten stellenweise

nichts mit dem, was man

heute Dubtechno nennen würde,

zu tun hatten, sondern harte

kompromisslose Schärfe hatten,

dass Vogel auf Magnetic North

hämmerte wie ein Elektronik-

Schmied, dass Rush eigentlich

ganz schön merkwürdige Beats

Die "andere"

Powerbook Posse

Diese "andere" Powerbook Posse

allerdings hat mitnichten vor,

sich in den Welten von postautechre-aphex

Broken Beats mit

Melodie zu verknuffeln, auch

wenn sich erste Überschneidungen

andeuten, und nimmt sich

auch kein Beispiel an dem sogenannten

Minimalismus deutscher

"Prägung", sondern sucht

wie bei Ibrahim Alfa, Tobias

Schmidt, Steve Glencross, Feis,

Berkovi, Vogel, Tarrida, Czubala

usw. nach einer orginär technoiden

Verwandlung von Techno

hin zu mehr Komplexität und

Überraschung. Für eben diese

Art von Musik entwickeln sich

seit langer Zeit schon Epizentren:

Brighton davon das bekannteste,

Scandinavia, Sativae,

Mosquito, Automatic, mit einer

Resonanz auch auf deutschen

Labeln wie Hörspiel, Mutter,

Feis, Neue Heimat, zuweilen

Tresor, und - auch in Berlin -

hat sich seit einiger Zeit unter

der Regie von Cora Schneider

und Mental Industries sowie dem

Possible Music Vertrieb ein neues

Zentrum dieser Art von Musik

entwickelt, zu dem zu gehören

Europa

Wie alle anderen kommt auch er

immer häufiger nach Europa,

weil sich in Amerika nur schwer

für diese Art von Musik eine Szene

entwickeln lässt, damit hat er

es in Philadelphia nicht leichter

als die andere wichtige Powerbook

Posse von Sutekh, Jasper,

Kit Clayton, Twerk bis hin zu

Plug Research und Schematic.

Um seinen Sound hinzubekommen,

hat Brown vor noch gar

nicht so langer Zeit (und seine

neuste EP auf seinem Label Framework

ist eine der ersten von

ihm, die nur auf Powerbook enstand),

sein Studio und die Vorliebe

für Drummachines, die

immer die Basis seiner Tracks

waren, gegen ein Powerbook eingetauscht

und arbeitet, anders als

die oft mit generativen Effekten

werkelnde Westküsten-Szene,

mit einer "Off"-Software Namens

"Mboom" die jetzt "Muzys"

heißt und lustigerweise Abletons

"Live" in der Direktheit des Approaches

nicht ganz unähnlich

ist. Diese Direktheit ist ihm, der

wie viele andere von einer Hardwaresequencer-Patternprogrammierung

her kommt, nicht von

Cubase oder ähnlichem, wichtig,

weil sie unter anderem dafür

sorgt, dass man trotz immer

wichtiger werdender Sound-Experimenten

und bis hin zu kryptisch

gehenden Grooves den

Dancefloor niemals aus den Augen

verliert.

labelüberblick

Deepchord | Eines der unwahrscheinlichsten Detroitlabel

mit kryptisch tiefen monolithischen Dubtracks in

strenger Basic Channel Schule. Man weiß nicht viel über sie,

aber die Tracks unterstützen diesen Mythos perfekt. Jeder

Track Online als MP3. www.deepchord.com

Palette | John Tejadas Label für seine Exkursionen

zwischen reduziertestem Detroitdiscofunk und Minimalismus.

In letzter Zeit fast immer Releases mit seinem Partner

Arian Leviste. Funky bis breakig, weshalb auch Alex Posell

von der befreundeten Drum and Bass Crew San Franciscos

dort releast hat.

Thx | Label aus dem Pool rings um Minus und Plus 8, das

vom dort zuerst releasenden Detroiter Dale Lawrence aka

Theorem geleitet wird und sich zu einem der besten Kollaborationslabel

entwickelt hat. Gäste so far: Stewart Walker,

Sutekh, Swayzak. thx.m-nus.com

Delay | Jasper, der auch Cytrax macht, hatte mit diesem

nun leider eingestellten Label eins der skurrilsten Westcoast

Clicksterfunk Playgrounds mit Anschluss zu DSP Funk.

Minus | Das Vorzeige-Label des Canadiers Richie

Hawtin, das mit Niederflur für eine weitere Reduktion des

Kölner Sounds gesorgt hat und durch seine Propaganda für

Finalscratch nun versucht, die Grenzen zwischen DJ und

Producer weiter zu verwischen. www.m-nus.com

M plant | Robert Hood ist eine der Legenden von Minimalhouse,

auch wenn seine heutigen Releases nur noch am

Rande des Genres stehen, weil er einfach zu rabiat und technoid

in klassischem Detroitstyle losrockt. Dennoch. Gelegentlich

deepe Tracks.

Environ | Warum ist Morgan Geists Label seit einiger

Zeit eher mit Metro Area und Daniel Wang Releases auf

handgestricktem Minimaldiscokurs hier? Weil Morgan zusammen

mit Dan Curtain für die Rauslösung des Funks in

Detroittechno verantwortlich ist und mit seinen Sampleeskapaden

Leute von Herbert beeinflusst und Housestrukturen

in Minimalismus wesentlich eingeleitet hat und via Classic

auch weiter tun wird. www.environrecords.com

Persona Records | Das neue Label von Stewart

Walker, dessen Releases rings um den Globus ihn als einen

der vielseitigsten Sequenzdubminimalhelden etabliert

haben. Hier oft in Coproduktionen und verschiedensten Soundrichtungen.

Ziel: Persönliche Algorithmen. www.personarecords.com

Frankreich

Logistic Records | Das Label von John

Thomas kann als eins der wenigen wichtigen Minimalhouselabel

Frankreichs gelten. Pariser Reduktionistenfunk vom

feinsten. Thomas, Cabanne, Aril Brikah und ab und an ein

Remix von Ark, oder Detroiter Größen. www.logisticrecords.com

Harter Technotracks können mehr sein als harte

technotracks. bob brown weiss das.

Telegraph | Das experimentellere Sublabel von

Logistic auf dem u.a. Ben Nevile von Cycle 74 releast, und

Cabanne seine Funkvorlieben bis hin zu abstraktem Kubismus

steigert.

Dänemark

Limited Ed | Hansen & DJ Daniel haben zwar bislang

erst zwei Eps releast, die dafür aber um so reduzierter.

Housemusik mit Hang zu Gelegenheitspop in komplett erstickendem

Soundgewand.

Schweden

Harter Techno

Im Allgemeinen besteht der

Glaube, dass harte Technotracks

eben harte Technotracks sind,

dass die Leute auf den Partys soviel

Drogen wie möglich

schmeißen, die Welt ein ewiger

Loop ist und die Menschen

schreien, wenn oben was kommt

(Hihats) oder unten was kommt

(Bassdrum). Unter anderem haben

wir auch das Jeff Mills zu

verdanken. Der weiß davon

glücklicherweise nichts und es

kümmert ihn kaum, dass Generationen

von Kids seine Tracks

kopiert und gesamplet haben,

durch die Basisanwendungen ihrer

Software laufen ließen, und

ab gings. Man glaubt, dass Looptechno

daraus irgendwo zwischen

Surgeon, Regis usw. erfunden

wurde, die Schweden das Ganze

weit und breit in einer Allianz

mit den Engländern popularisierten,

und aus dem Gemisch

von harten Technotracks Anfang

machte all die Zeit, all das blieb

irgendwo im Mainstream-Loop

von Nordseetechno hängen. Der

schaffte es entweder, sich (wie bei

z.B. Oliver Ho) in Richtung tribaler

Poly-Rhythmik zu entwickeln

oder eine Parallelwelt

von sequentiell detroitiger Musik

zu erlauben, aber bis auf wenige

große Ausnahmen bewegen sich

mittlerweile selbst Aushängeschilder

der Szene immer mehr

davon weg. Mal Richtung Detroit,

mal Richtung Powerbook, mal

Richtung Soundscape oder sogar

House, aber ihren Hintergrund

vergessen sie deshalb dennoch

nicht.

Bob Brown (neben Titonton,

Bill Youngman, Ibrahim, Lusine

Ici, Michael Forshaw, Eva Cazal,

Aeox und vielen, vielen noch

Kommenden) mehr als glücklich

ist. Vor allem weil in diesem

Rahmen vom brachialen Experiment

bis hin zu groovig detroitigen

Tracks auf einmal wieder alles

möglich geworden ist und alles

wieder tanzbar ist.

Africa Aware

Grade weil sich Bob Brown irgendwie

auch als Computer Information

Systems College Absolvent

und selbsternannter

Part-Time Nerd versteht, ist die

Direktheit auch eine Anerkennung

und ein Dank an den Kontext,

aus dem heraus seine Musik

egal ob beim Produzieren oder

als DJ entsteht. Den Kontext

Dancefloor genau so wie den der

Geschichte von Techno mit allen

Implikationen, weshalb er, mit

einem Lineup, das so ungefähr

jeden, der einen Namen in dieser

Szene hat, kürzlich eine Doppel

CD Namens "Africa Aware"

zur Hebung des Bewusstseins der

Afrika ruinierenden Verbreitung

von Aids koordinierte.

Dubwise | Neues Malmoer Label mit Eps von Issac

Spayes und D.F.T. das wie so viele klassische Dubhousetracks

allerdings mit starkem Hang zu Reggea machen. Wird gerade

sehr gut.

Phunctional | Wir vermuten mal, auch das hier

ist ein Label von Mike Punk aka Jeff Bennett, der sich ja zur

Zeit überall mit seinen schweren graden Dubmonstern

blicken lässt.

Stuporsonika | Dwayne Sodahberks Label aus

Stockholm gehört bestimmt zum experimentellsten, was aus

Schweden zur Zeit kommt. Reduzierte Tracks von vielen Kids

irgendwo zwischen analogem Sound Elektros und dem kubistischen

Kicken von Bell. www.stuporsonika.com

Kung-fu Dub | Label für die dublastigsten Produktionen

von Jeff Bennett.

Island

Thule Records | Bekannt geworden durch ihre

tiefen Dubtracks von Thor und anderen, ist Thule immer

mehr zu einem technoideren Label Islands geworden. Die

ruhigeren housigere Tracks landen auf dem Sublabel Tissju.


de:Bug 055 | 0102 [20]

zürich

Alles ein 'beatseli' anders…

Zürich und Substrat

In Zürich treffen Verspieltes und Konkretes nicht nur in der Elektronik aufeinander.

Einen Nährboden für beide Positionen bildete die legendäre Clublounge Substrat.

Im November erscheint die 2CD-Compilation "Substrat - Innovation durch Irritation"

und gibt Aufschluss über die Produktivität einer heimlichen Subkulturhauptstadt.

“Falscher Film, Alter!” dachte sich das neugierige Rind.

text: katja stiehr | camp-cogito@gmx.net | foto: Simone scardovelli

Seit gut zwei Jahren entdecken wir in

Plattenläden oder DJ-Sets immer

mal wieder eine kleine Perle aus Alpennähe.

"Klettermax" - jetzt "Golden

Boy" - gehört wohl zu den meist beachteten

Acts aus Zürich und hat

nun auch als erster den Sprung zum

internationalen Label (Ladomat)

geschafft. Aber auch "Styro2000"

und "Bang Goes" waren mit ihren Releases

auf dem Label "Bruchstücke" in

vielen Sets präsent. Ein fröhlicher,

dampfiger Groove war da zu hören.

Eine kleine Vorahnung machte sich

breit, das dort, wo diese Beats herstammen,

vielleicht noch mehr zu

entdecken ist. Den meisten unter

uns ist Zürich bekannt als die Stadt,

"Stattmusik" einen Doppel-CD-Rundumschlag

des Zürcher Elektronikkosmos.

Auf zweimal 74 Minuten

erwarten den Hörer 22 Tracks von 21

Zürcher Produzenten (ein Berner

hat sich eingeschlichen), schlicht aneinandergereiht

wie deren Auftritte

im gastgebenden Substrat. Viele dieser

Tracks grooven gewaltig, andere

sind feinsinnig und diffizil und haben

absolut nichts mit Party zu tun.

Die Clublounge Substrat war den

Zürchern ein willkommener Spielplatz,

um sich selbst zu finden. Philipp

Meier, aka Metastar, ist geistiger

Vater und Macher des Substrat. Seit

Mai 1998 hat er an 111 Abenden 90

DJs, 111 Live-Acts und 87

Feierlust und Produktivität

Produktiv ist Zürich allemal, nur

wahrgenommen hat man das außerhalb

der Stadtgrenzen bisher kaum.

Releases aus Zürich waren bisher rar,

Flyer fliegen nicht bis Köln, und

Schweizer Modelabels sind nicht in

Mitte zu finden. Noch nicht. "In dieser

Stadt wird wirklich sehr gern gefeiert, so

gern, dass wir darüber das Produzieren fast

vergessen hätten", resümiert Marcel

Ackerknecht aka Styro2000, selbst

ein Aktivist der ersten Stunde. Denn

das feierhungrige Völkchen der

Zwingli-Nachkommen lebt das historisch

verwurzelte 'ora et labora'

tatsächlich etwas eigenwillig aus: gearbeitet

wird an der Bar, im Atelier

oder im Studio, gebetet auf der

Tanzfläche oder im Lounge-Sessel.

Seit Anfang der 90er fanden sich

hier Party- und Clubteams und entwickelten

ihren eigenen Charakter:

Location, Raumgestaltung, Licht,

Flyer, sogar Kleidervorschriften ergaben

ein Szenario, das eine Party

dahingestellt, aber in den vielen

kleinen Clubs und Partyteams ist

wirklich beinahe jeder Konsument

auch Produzent. Jeder trägt sein

Teilchen bei zum lebendigen Leben

der Stadt, ob mit Raumgestaltung,

Bild, Sound oder kulinarischen

Genüssen. Die vielen Events sind

Sammelbecken für Kreative aller

Sparten, vom Modedesign (Beige,

Erfolg, Susann Schweizer) über

Grafik (Norm, Mäusepolizei, Grafiksalon),

Kunst (Relax, Gabi

Deutsch, Costa Veche) bis Spartenübergreifend

(Mikry, Hundeherz,

Pingpong) und natürlich für die

Spielarten der zeitgenössischen

Elektronik. "Eine wirkliche elektronische

Ich will weder den Kunstraum noch die Party demontieren.

Mich interessiert, was 'dazwischen' sein könnte.

die mit Streetparade und ihren rund

30 Clubs den Titel 'Partymetropole'

errungen hat. Vor allem in diesem

Jahr, in dem der Tanz um den See

erstmals den Liebeszug unter der

Siegessäule zahlenmäßig überrundet

hat. Und das ist nicht ganz falsch,

denn in Zürich wird wirklich sehr

gerne, sehr viel und mit Ausdauer

gefeiert. Davon zeugen Clubs und

Partys, die oft mit klangvollen, internationalen

DJ-Namen werben. Aber

Zürich hat auch ein eigenes Gesicht.

In zahllosen Nebenflüssen des

großen Stroms haben sich DJs und

Produzenten formiert und sind

bruchstückhaft zu Tage gekommen.

Nun erscheint erstmals eine Compilation,

die die Zürcher Acts bündelt

und uns zeigen will, wie das elektronische

Herz der Schweiz wirklich

schlägt.

Substrat - Ein "Breitbandnährmedium"

Substrat, das 'Breitbandnährmedium'

der Clubkultur, veröffentlicht

in Zusammenarbeit mit dem Label

Licht/Bildgestalter - die meisten davon

in Zürich ansässig - auf seinen

Nährboden gebeten und sie tun und

machen lassen, was sie wollten. "Im

Substrat gebe ich gerne eine Carte Blanche,

lasse den Leuten freie Hand. Es kommt mir

vor allem darauf an, dass im Substrat jede

Nacht anders wird. Es soll lebendig sein, es soll

sich was bewegen," erklärt Philipp Meier

seine programmatische Offenheit.

Das Substrat hat vieles und viele

bewegt. Um die 500 Besucher kamen

jeden Donnerstagabend ins alte

Rohstofflager, später ins UG, und

ließen sich gefallen, was der Metastar

kredenzte: eine spielwütige Masse

von Live-Acts, DJ's und Bildkünstlern,

die ausgelassen an den Rändern

der Clubkultur experimentierte.

nur noch am Rande über Musik definierte.

Es wurde dennoch munter

produziert, doch erst Ende der 90er

formierten sich mit "Bruchstücke",

"Stattmusik", "7b-Records" und "Domizil"

die ersten Labels. Einen geballten

Zürich-Auftritt wie auf der Substrat-

Compilation hat es jedoch bisher

nicht gegeben.

Zürich Sound?

Die Frage nach einem "Sound Of

Zürich" liegt nahe, wo wir doch so

gerne Schubladen wie 'Frankfurt

House' oder 'Köln Minimal' öffnen.

"Ich bin nicht sicher, ob es den 'Zürich Sound'

gibt," meint Marcel Ackerknecht alias

Styro2000. "Außenstehende können das

sicher eher beurteilen. Aber ich finde auf jeden

Fall, man hört den Zürchern die Freude am

Feiern an. Ich würde sagen, die Zürcher sind

irgendwie reduziert, aber eben auch verspielt.

Ich glaube, was die hiesigen DJs und Produzenten

gemeinsam haben - und das unterscheidet

sie vielleicht von anderen - hier feiern

alle gern. Jeden, den du hinterm Pult siehst,

siehst du auch davor: auf der Tanzfläche."

Ob außergewöhnlich oder nicht sei

Tradition wie in Köln z.B. gibt es in Zürich

nicht. Es gab Yello und dann lange, lange

nichts. Aber was hier eine Tradition hat, ist das

Spielerische auf der einen, das Konstruktive,

Reduzierte auf der anderen Seite," kommentiert

Philipp Meier das rege

Treiben an der Limmat. Das Verspielte

und das Spartenübergreifende,

das Zusammenführen von Bild,

Licht, Ton, etc. hat in der Schweiz

tatsächlich eine Geschichte. Davon

zeugen Zürich-Dada mit dem legendären

Cabaret Voltaire, die Krachmachmaschinen

von Jean Tinguely

oder in der Gegenwart die Installationen

von Pipilotti Rist. Allesamt

Konzepte, die mit verschiedenen

Medien arbeiten und in denen die

Spielfreude und Lust am Experiment

hervorlugt. Aber auch die

Konkrete Kunst und die Reduktion

sind bei den Eidgenossen tief verwurzelt.

Sie zeigen sich bis heute vor

allem im Schweizer Grafikdesign,

das weltweite Anerkennung genießt.

Verspieltes vs. Reduktion

Beide Prinzipien - spielerische Experimentierfreude

und Reduktion -

lassen sich auch aus den Tracks der

Substrat-Compilation heraushören.

Da finden wir lustvolle Beats, wie sie

Styro2000, Roger Rotor, Canson

oder aber Bang Goes produzieren.

Bang Goes hat seine gutgelaunte Experimentierfreude

längst schon bis

Berlin und Köln unter Beweis gestellt.

Neben seinen Club-Tracks auf

Bruchstücke hat vor allem sein Bravourstückchen

'Sali.Sali' - von Thomas

Brinkmann liebevoll auf 7"-

Format gebannt - auch die Dadaeske

Seite der Schweiz wieder in die

Welt hinausgetragen. Neben diesen

fröhlichen Grooves aus Computern,

Drummaschines und allerlei anderem

Krachmachgerät hört man aber

auch konstruktivistische Soundtüfteleien,

ruhige oder krachende Ausgeburten

der experimentellen Elektronik.

Allen voran steht hier die Produktion

von Steinbrüchel, deren

'totale Selbstbeherrschung' - wie es

Roland Fiege (Shitkatapult) einmal

nannte - auch den internationalen

Vergleich nicht scheuen muss. Genau

wie die Produktionen aus dem

Hause Domizil, auf der Compilation

vertreten durch Marcus Maeder und

Teleform. Sie alle gehören der internationalen

Einzelgänger-Gemeinde

der Experimentellen an, einer

Sparte, die bis heute nach einer

Heimat zwischen Club und Kunstraum

sucht. Im Substrat fanden sie

Unterschlupf und eine Gemeinde,

die Willens war, sich dem Experiment

auszuliefern. "Das Substrat hat

auch mir viel ermöglicht," erkennt Steinbrüchel

die Leistungen des Clubs

und seines Kurators Metastar an, der

durch seine Offenheit und seinen

Experimentierwillen eben auch dieser

Sparte den Nährboden bereitete.


[21] de:Bug 055 | 0102

servicepoint

jeden donnerstag ins substrat. so wie andere kegeln

gehen.

In dieser Stadt gibt es ganz offensichtlich

Raum zum Ausprobieren,

nicht nur in Clubs. Ohne Druck

und in einem bisher erwartungsfreien

Vakuum konnten sich die Zürcher

entwickeln. Ein Freiraum, den

man anderorts vermisst. "In Zürich

kann man seine Energien viel gebündelter

umsetzen als in den großen Metropolen.

Zürich ist klein, die Wege sind kurz. Und man

kann hier eben mit einem Nebenverdienst seinen

Lebensunterhalt finanzieren. Das schafft

Gestaltungsfreiräume. Das Kunstprodukt, das

aus dem Überlebenskampf entstanden ist, gibt

es in Zürich bestimmt nicht," erläutert der

Substratmacher den Hintergrund

der Produktivität seiner Stadt.

Real Virtuality

Seit Philipp Meier die Dancefloors

von Zürich betreten und somit mitgestaltet

hat, arbeitet er an den

Grenzen von Club- und Kunstraum

und allen anderen Spielflächen der

Gestaltung. Selbst DJ und Bildender

Künstler hat er der Clubkultur mit

seiner Metastrat-Kultur einen theoretischen

Überbau und dem Substrat

einen praktischen Nährboden bereitet.

Den Zürchern gab er vor allem

Raum und Kontinuität. Das Substrat

wurde rasch zum festen Ankerpunkt

im wankenden Zürcher Nachtleben,

eine Institution der Szene. "Substrat

war für mich auch als Besucher ein fester Bestandteil

meines Lebens. Ins Substrat ging ich,

wie andere Leute Donnerstags kegeln gehen,

egal was auf dem Programm stand. Es passierte

immer etwas anderes, immer etwas Spezielles.

Das hat mir nicht immer gefallen, aber

darum ging es im Substrat gar nicht," erklärt

Steinbrüchel. Das Substrat wollte nie

gefällig sein und hat vielleicht gerade

darum gefallen.

Philipp Meier bündelt in seinen ausgeklügelten

Konzepten, was sich vorher

in Ansätzen an verschiedenen

Stellen bereits andeutete: das Zusammenführen

vieler Teile zu einem

neuen Ganzen. "Innovation durch Irritation"

heißt einer der Substrat-

Claims und ist nun auch der Untertitel

der Compilation. Für die Musik

heißt das, dass hier auch solche Sounds

eine Plattform erhalten, die

nicht für die rhythmische Partybeschallung

taugen, denn das Substrat

war eine Lounge. "Die Lounge befreit den

Club vom Tanzzwang und den Musiker von

der Drummaschine," heißt es sinngemäß

in einem von Philipp Meiers Texten.

Aber auch Kunst, Mode, Design,

Performance und andere Gestaltungsarten

hielten unter der Fahne

des Substrat Einzug in den Club. Das

Zusammenführen der verschiedenen

Sparten der Kulturproduktion soll

die gegenseitige Befruchtung und

Ausweitung der einzelnen Disziplinen

ermöglichen. "Es ist die Aufgabe des

Klubs, alle Sinne zu befriedigen und aus der

bewussten oder unbewussten Wahl von Teilen

ein kurzzeitiges Ganzes zu schaffen," steht

an anderer Stelle des Textes. Im

Substrat geschah dieses durch die

nochalante Art des Gastgebers sicher

oft zufällig. Bei den bisher drei Substratos-Festivals,

dem 'Mikrofestival

der Klubkulturen', aber ging Philipp

Meier in seinem Inszenierungswillen

noch einen Schritt weiter. Dort lud

er neben Musikern und Bildgestaltern

auch Perfomancekünstler, Modelabels

und Textakrobaten zu einer

Inszenierung in den Club, der so für

eine Nacht zur betanzbaren Installation,

einer 'Real Virtuality' wurde.

Dann nämlich, wenn die Grenzen

zwischen Fiktion und Wirklichkeit

aufweichen und das 'kurzzeitige

Ganze' als sinnlich erlebbare Welt

entsteht.

Das Dazwischen

Nicht umsonst nennt sich Philipp

Meier selbstbewusst Klubkurator:

"Ich ging und gehe immer noch sehr gerne auf

Partys, aber ich habe auch eine Sehnsucht

nach mehr Inhalten. In den sogennanten

'Kunsträumen' hingegen fehlt mir oft das

Lustvolle. Ich selbst brauche beides und habe

beides gern. Ich will weder den Kunstraum

noch die Party demontieren. Mich interessiert,

was 'dazwischen' sein könnte." Das Substrat

und die Substratosfestivals bilden

ein solches 'Dazwischen'.

Mit seiner Offenheit und Vielfalt hat

Philipp Meier unter Beweis gestellt,

dass eine Clubnacht weit mehr sein

kann als eine durchtanzte Nacht.

Sein 'Manyfest zur aktuellen Kulturproduktion'

lässt uns auf weiteres

hoffen: "Vieles gibt es schon, das meiste

noch nicht, und weniges ist vollendet. Und dies

ist Zeitlebens so. Auf der Suche nach Antworten

und Lösungen erscheinen im Unmöglichen

die größten Möglichkeiten. Es geht dort weiter,

wo es nicht weiter zu gehen scheint."

Es geht weiter…

Das Substrat ist derzeit ohne Heimat.

Eine Wiedereröffnung in neuen

Räumen ist zum Ende des Jahres

zu erwarten mitsamt den dazugehörigen

Release-Partys zur Compilation.

Zur Überbrückung kann

man den CD-Player mit den Sounds

des Substrat füttern. Alle übrigen

Faktoren, die einen Abend zum Erlebnis

werden lassen, muss man solange

allerdings selbst beisteuern.

Service-point:

www.substrat.ch

labels:

www.bruchstuecke.com

www.stattmusik.ch

www.domizil.ch

www.spezialmaterial.ch

ausgehen & mehr:

der tempel > www.rohstofflager.ch

derzeit geschlossen, trotzdem > www.studiob.ch

seebad enge > http://www.tonttu.ch

wohnzimmer und anderes > www.bogen-

13.ch

nachwuchs > www.babyshake.ch

fels in der brandung >www.rote-fabrik.ch

rest > www.restkultur.ch

fast immer > www.ugclub.ch

noch mehr

http://picnic-terminal.ch

www.shoppingpong.ch

www.norm.to

www.egocity.net

www.migrosmuseum.ch

www.lora.ch

www.shedhalle.ch

www.gaymap.ws/zurich

www.swix.ch/spot25/szene.html


de:Bug 055 | 0102 [22]

zürich

DOMIZIL

Macht zuhause, was immer es will

Markus Maeder und Bernd Schurer haben sich mit ihrem Label "Domizil" ein Exil in der

Züricher Heimat gebaut, einer Stadt, in der immer mehr Menschen den Platz für Experimente

immer weiter beschneiden. Warum aus einem neuen Cabaret Voltaire im

Bahnhofsviertel nichts wurde und Presswerke in Basel Vorkasse wollen und wo Micromusic

da ins Spiel kommt, weiß Sascha Kösch.

text: sascha kösch | bleed@de-bug.de

servicepoint

Abgesehen mal von einigen Verschwörungtheorien,

die besagen,

dass die Sintflut sowohl von der Küste

als auch von den Bergen kommt,

oder die Schweiz deshalb verschwinden

könnte, weil sie entweder den

Pfad der Biogenetik verlassen hat

oder einfach so mittendrin ist (Europa,

Berge, Sprachen, ein permanentes

Dazwischen eben), dass man

sie übersieht, kennt man die Schweiz

Zürich ist im Moment schlimm.

Die Schmerzgrenze ist erreicht.

"Vor ein paar Jahren habe ich mir überlegt,

mir in Berlin mal eine Wohnung zu mieten

und ein wenig länger zu bleiben, aber das hat

sich in der allgemeinen Inflation aufgelöst.

Ich habe zu lange mit der Entscheidung gewartet

und dann hat sich das verwässert und

wurde hinten angestellt. Aber jetzt im Moment

ist die Situation in Zürich grade so

schlimm, dass ich finde, jetzt ist eine

Schmerzgrenze erreicht, an der man sich wieder

fragt, ob man es noch aushalten kann.

Ökonomisch vor allem. Die Stadt ist zur Zeit

so voll, es gab seit 17 Jahren nicht mehr so

viele Leute in der Stadt. Es gab einen Abwanderungs-Trend.

Offenbar können die

meisten es sich leisten, teure Wohnungen zu

haben. Kultur zu machen, kann man eh fast

vergessen. Alternativkultur hat einfach fast

keine Räume. Vor 1 1/2 Jahren musste ich

tatsächlich mal eine feste Stelle annehmen,

weil es echt nicht mehr anders ging. Man

domizil 1-7 out of stock: hypermusikunpurposed. CD-Rz+kazzeta.

domizil8: "supermarket" - 7" single: maeder/osten, justin hoffmann, u.a.,98

domizil9: "teleform" - same - CD: b. schurer, 99

domizil10: "solipsistic_motion" - vinyl LP: marcus maeder, 99

domizil11: "mikrosport" - CD: rm74, 00

domizil12: "micro_superstarz_2000" - CD/CD ROM: various artists, 00

domizil13: "burch renders&reducers mama" - vinyl LP: 01

domizil14: "full of sid" - vinyl EP: psilodomputer; remixes

domizil15: "zwischen.raum" - 3" CD: steinbruechel, 01

domizil16: "cosine ƒ" - CD: teleform/schurer, tbr dec 01

domizil17: "burch renders&reducers mama" - 7" single; tbr dec 01

domizilNET: "zwischen.raum" - mp3: steinbruechel, internet only, 01

first 4r of 02 hopefully

WAL (CD) + rm74 (CD) + marcus maeder (CD) + Runzelstirn&Gurgelstock (CD)

sp_sx00: "grat" - CD: schurer/thut, 96

dr27: "leben im wartesaal" -7" single: schurer/thut, 97

"institut fuer feinmotorik" - CD+: various, 99

c3f : "azki.txt" - mp3: teleform, internet only, 01

vor allem wegen eines Überflusses

an Geld, das eben nicht alle haben,

oder der Schokolade, die nicht alle

mögen. Zürich hingegen kennt

man, abgesehen von den obskur

aufdringlichen Heroinsüchtigen

und dem merkwürdig verschobenen

Verhältnis von Kultur und Institution,

weil man es außerhalb der

Schweiz gerne für ihre Hauptstadt

hält, weil sich dort diese Exemplifizierung

eines Zwischenraums (Stadt

am See, am Fluss, in den Bergen,

irgendwie flach, hochkulturell, massenkonsumierbar,

Bilderbuchstyle,

bruchreif etc. etc.), die die Schweiz

zu sein scheint, zu genau dem entwickelt,

was aus einer Stadt einen

unmöglichen, aber höchst komfortablen

Platz für Exilanten und Immigranten

im eigenen Land macht.

Domizil ist ein Label. Ein Label ist

eine Heimat, die mehr ist als eine

Stadt. Weil man dort das thematisieren

kann, was einen beschäftigt,

wenn man es nun mal auf sich genommen

hat, aus dem Überleben

einen Lebenstil zu machen. Markus

Maeder und Bernd Schurer waren

Kunststudenten. Ihr Label kann das

bezeugen, würde sich aber darin nie

auflösen lassen. Jede der Platten auf

Domizil ist gerade eben so merkwürdig,

dass sie dezent inkomensurabel

erscheint, gerade so poppig,

dass sie per se nicht als hochkulturelles

Event verstanden werden

kann, und vor allem immer dazwischen.

Den ernsten Powerbookexperimentalisten

zu albern, den gutgepflegten

Club-Hedonisten zu

merkwürdig. Domizil passt nie und

immer - ist programmatisch Zürich,

weil überall. Domizil Schallplatten

haben immer auch diesen unmöglichen

Lobgesang an das Akzidentielle,

sei es die Kooperation mit

Micromusic.net oder der legendäre

Hundegesang zur tragischen und

historisch komischen Orgel auf einer

ihrer Platten. Ein Zusammentreffen

von Glücksfällen, Ausnahmeerscheinungen

mitten in dieser

weltweiten Mitte, in der Zürich gar

nicht allein ist.

konnte nicht mehr wie bis dahin das Geld für

die nötigsten Sachen einfach irgendwoher

auftreiben. Und das ist dann einfach auch

zuviel. Da macht man einen blöden Job und

die Situation hat sich doch nicht verbessert,

weil man nicht mal mehr Geld hat, das man

ausgeben kann. Ich muss einfach nur mehr

arbeiten. Ich verkaufe Apple Computer als

EDV Fachkraft. Irgendwas, was mit dem,

was ich sonst mache, nichts zu tun hat."

Wer aber wie die beiden von Domizil

ein Label in Zürich macht, der

hat genau die gleichen Probleme wie

der Rest der Welt: Distributionsprobleme,

Presswerkprobleme,

Auflagenprobleme. Nur eben ein

wenig mehr, denn wie Markus Maeder

sagen würde: "Die Schweiz gehört ja

nicht zum Rest der Welt. Das ist immer kompliziert

mit Formularen. In der Schweiz selber

machen wir jetzt zum ersten mal die neue

Micromusic EP. Das wird ein Test mit einem

kleinen Basler Presswerk. Mit denen haben

wir eine dubiose Korrespondenz geführt. Mit

dieser einen Person. Wir glauben, die brauchen

das Geld deshalb im voraus, weil sie Sachen

kaufen müssen, um pressen zu können.

Es ist schon schlimm, dass man immer die

Schweiz vertreten soll." Ohne Verortung

wird einen aber auch kein noch so

gut installierter Glücksfall in einen

Zwischenraum transportieren.

Cabaret Voltaire am Bahnhof

Weshalb man vielleicht die anderen

Orte aufsucht, in denen Domizil

stattfand. Die Partys, Events, die

Geschichte einer unmöglichen Institutionalisierung,

des Stattfindens

von Stattmusik (wie ein anderes Label

Zürichs heißt). "Wir hätten fast einen

neuen Ort gehabt. Das wäre eine dicke

Geschichte gewesen. Wir haben als Domizil ja

auch Veranstaltungen gemacht. Als wir beide

zusammen Kunst studiert haben, hatten wir

schon damals einen Kunstraum aufgemacht,

in dem es aber immer auch viel Musik gab.

Der hieß Kombirama, ein Zusammenschluss

von ca. 10 Leuten. Dort musste man aber

bald raus und in die Innenstadt, ins Prostituiertenviertel

von Zürich, wo wir ein halbes

Bürohaus hatten. Nach einem Jahr waren

wir komplett pleite. Die Idee war jetzt, so etwas

wieder aufzumachen, nicht nur Musik,

sondern breiter zu werden. Ein Audio- oder

Media-Archiv, wo man auch Sachen kaufen

oder leihen kann. Der Ort dafür wäre optimal

gewesen. Das wäre die Wiedereröffnung

des Cabaret Voltaire gewesen. Mitten in der

Altstadt und jeder hätte es gekannt. Das Problem

sind natürlich die Eigentümer des Hauses.

Eine Investmentfirma. Spezialisiert auf

Immobilien."

Also muss vorerst das Label das alles

als Domizil tragen. Wer hätte behaupten

wollen, dass man für ein

Label keine Miete zahlen muss?

Aber wie es halt so ist, wenn die Situation

schwerer wird, werden die

Aufgaben, die man sich stellt, gewagter.

Und Domizil planen noch

diesen Winter gleich 4 oder mehr

Releases, Kollaborationen mit Jazzmusikern

und Improvisationisten,

Events, Kompositionsaufträge,

Umzüge, Eigenes, Ereignisse… und

irgendwann nie wieder als Graphiker

jobben zu müssen. Domizil ist so

etwas wie ein Außenposten geistiger

Gesundheit, mittendrin.

SoundXchange Workshops 2.0

text: sascha kösch | bleed@de-bug.de

Es geht weiter! Nach den drei Diskussionsveranstaltungen,

die diesen

Sommer im WMF, auf dem

Tonstudioschiff 'Heiterkeit' in

Treptow und im Staatlichen Musikinstrumente

Museum am Potsdamer

Platz stattfanden, beginnen

nun die neuen Lehrveranstaltungen

des Studienprojektes

"SoundXchange", das seine Heimat an

der Universität der Künste Berlin

(formerly known as: Hochschule

der Künste Berlin) hat. Für den

Anfang des Jahres 2002 sind

zunächst fünf Workshops geplant

zu den Themen Raumklangsimulation,

kulturelle Konzepte der

Klangproduktion, elektronische

Klangerzeugung und Umgang mit

Presse und Medien in den Künsten.

Die Workshops finden ab Januar

im Abstand von ungefähr drei

Wochen statt. Sie werden Freitags

eingeleitet von einer Präsentation

und finden am Wochenende statt.

Und natürlich sucht sich SoundXchange

wieder Orte, die das

Thema konterkarieren oder unterstützen.

Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt.

Ein kleiner Unkostenbeitrag

entsprechend den Aufwendungen

der Dozenten wird notwendig

sein.

Information

und Anmeldung

für die folgenden Workshops:

soundXchange@udk-berlin.de

25-27. Januar 2002 | SYNTHESIZER-ENTWICKLUNG

Jake Mandell und Mate Galic (Native Instruments)

15.-17. Februar 2002 | KLANG UND RAUM

Einführung in die Raumklangsimulation Alex Arteaga und

Christoph Moldzryk, Gäste: Robin Minard, Golo Föllmer

08.-10.März 2002 | KULTURELLE KLANGKONZEPTE

Wie konstruieren sich/wir Klänge? Monika Bloss und Holger Schulze,

Gast: Diedrich Diederichsen (angefragt)

05.-07. April 2002 | MASCHINENKLANGGESTALTUNG

Mo Loscheder und Hans-Martin Gerhard

26.-28.April 2002 | DER MARKT KUNST

Flatz (Oh Gott!)


zürich

[23] de:Bug 055 | 0102

Bisquit, Brille, Puzzle

Bruchstücke Zürcher Clubsound-Produktionen

Wenn Zürich überregionales Technoprofil hat, dann wegen des Labels "Bruchstücke".

Labelmacher Markus Unterfinger knüpft empirisch wie ästhetisch Fäden

nach Köln, behält beim Groove aber immer die Spitzgrate des Mont Blanc im Blick.

text: Katja Stier | camp-cogito@gmx.net

Die Zürcher Plattenlabel sind noch

jung und folgen einer eigenen Dynamik.

Die Schweizer haben sich jede

Menge Zeit gelassen, bis ihre Eigenproduktionen

endlich Ende der 90er

auch im Plattenladen auftauchten.

Bruchstücke, das Label des Zürcher

Aktivisten Markus Unterfinger, ist

wahrscheinlich heute das bekannteste

Clublabel aus der Stadt an der Limmat.

Anfang '99 kam mit der "Bisquit

die dortige Musikszene als DJs

und/oder Live-Acts mitprägen. Eine

Labelstruktur aber, die ihr Schaffen

auch nach außen trägt, hatte lange

Zeit gefehlt. "Bruchstücke war für uns Züricher

ein wichtiger Schritt," kommentiert

Marcel Ackerknecht alias Styro2000

die Verbundenheit zu seinem Label.

Gerade ist seine dritte Veröffentlichung

"Puzzle" auf Bruchstücke erschienen.

Darauf versammeln sich

Produktionen seines Labels keinem

festen Soundstyling folgen, sondern

ihre Eigenarten bewahren. "Mir ist es

wichtig, dass die Bruchstücke-Releases wirkliche

EPs sind, keine Maxis, auf denen ein Thema

dreimal variiert wird und es am Ende gleich ist,

ob man diesen oder jenen Track spielt. Die einzelnen

Stücke einer Bruchstücke Platte sind jeweils

sehr unterschiedlich." Jede 12" ein

Ausflug in den Mikrokosmos einer

Produzentenküche.

Elektronik fortsetzte. Die Labelarbeit

hielt den Faden nach Zürich, seine

Präsenz in Köln garantierte eine gewisse

Wahrnehmung über die neutralen

Grenzen seiner Heimat hinaus.

Nach gut zwei Jahren in einer der

deutschen Elektronikhochburgen gibt

es dennoch keinen Köln-Release auf

Bruchstücke. "Ich wollte nicht zu sehr in dieses

Kölner Fahrwasser geraten," erklärt Markus

Unterfinger. "Die Kontakte hier sind

Markus Unterfinger auch ein Auge auf

guten Clubsound außerhalb Zürichs

hat und Bruchstücke zwar ein schweizer

Label ist, aber eben nicht nur für

die Schweiz. Dass dieser Sound auch

andernorts funktioniert, haben die

Gastspiele von Styro2000 und Bang

Goes in Köln, Berlin und Mannheim

eh längst bewiesen. Da kamen Halbtodgetanzte

um fünf Uhr morgens

zum Pult, um den Herren zu huldigen

servicepoint

Jede 12" ein Ausflug in den Mikrokosmos einer Produzentenküche.

www.bruchstuecke.com

EP" von Styro2000 die erste einer

Reihe von EPs im 12" Format via

Kompakt auf den internationalen

Markt. "Brille" von Klettermax und

"Rizla" von Bang Goes folgten. Allesamt

repräsentieren sie Zürcher Produzenten,

die seit vielen Jahren aktiv

vier eigenwillige Tracks, die jeder für

sich einen neuen Kosmos eröffnen.

Setzt man die Puzzleteile aber zusammen,

wird vieles sichtbar: Bruchstücke

einer zackig-kantigen Produktion, die

in keine Schublade will. Markus Unterfinger

legt Wert darauf, dass die

Köln not Köln

Kurz nach Gründung des Labels zog

es den Macher Markus Unterfinger

weg aus Zürich. Ein Zweitstudium

entsandte ihn an die Kunsthochschule

für Medien in Köln, von wo aus er

sein Engagement in Sachen tanzbare

mir lieb und wichtig, aber Bruchstücke hat ein

eigenes Gesicht und soll seinen eigenen Weg gehen."

Neben den Bruchstücke Homeboys

sind derweil auch zwei Releases

des Stuttgarters Robert Aberle unter

dem Namen "Vermittelnde Elemente"

erschienen. Ein erster Beweis, dass

für einen Groove, der keinen am

Rande der Tanzfläche hält. Dank

Bruchstücke ist dieser Sound mittlerweile

in diverse Plattenkoffer internationaler

DJs geraten und erobert Stück

für Stück und Bruch für Bruch auch

die Clubs fernab von Zürich.


de:Bug 055 | 0102 [24]

musikmesse

1.200 Dance Checker around the Gracht

Amsterdam Dance Event

Das größte europäische Branchentreffen der Dancemusik findet mittlerweile in Amsterdam

statt. Stetig wächst seit 6 Jahren der Kommunikationsort für Labels, Producer,

Booker und Promoter. Es war live und wir waren dabei.

text: mike riemel | mike@klubradio.de | foto: mike riemel

servicepoint

http://www.dutchsound.nl/ade2001/index.html

http://www.amsterdam-dance-event.nl/

http://www.klubradio.de/ADE.ram

Neben Sonar, Popkomm, MIDEM

und der Miami Winter Conference

war der "Amsterdam Dance Event"

das zentrale Musik-Businessereignis

dieses Geschäftsjahres. "Musik und

Maschine" setzte in Berlin auf Qualität,

Exklusivität, illustre Gäste und

die Magnetwirkung der Loveparade.

Musikmessen sind und waren dagegen

ein schwieriges Thema, wie die im

zweiten Anlauf fehlgeschlagenen EuroPopDays

(95-96 in Freiburg), die

London Music Week und dieses Jahr

die Summer Music Conference (supposed

to be Ibiza) zeigen. Schnell ist

man unter der kritischen Masse. Und

die Popkomm ist erstmals um fast

20% geschrumpft. Minus Wachstum /

Rezession / Marktbereinigung / Bubble

Burst waren die Metawords des

Jahres. Jetzt Amsterdam: Tom Silverman

(Tommy Boy), Daniel Miller

(Mute Records), John Acquaviva (Plus

8), Ronald Molendijk (Soulvation)

und Jeff Mills (Axis Records) sprechen

über die Chancen und Prognosen

im neuen Markt. Die Suche nach

dem neuen Ding. Von HipHop über

Elektro zu Techno and back again.

Das am stärksten wachsende Marktsegment

im Musikbereich sucht nach

Überlebensmöglichkeiten, nach neuen

Produkten, 'The Next Big Thing'

und nach 'The Future Of Electronic

Dance Music' à la "Darf‘s vielleicht

noch ein bisschen mehr Vocal Distortion

sein?" Keiner spricht vom 11.9.

Die Panel

Jeff Mills moderiert – droht als Moderator

- weil zu freundlich - wieder

untergebuttert zu werden, steht auf,

tritt vors Podium und hält den Gästen

aka Fachbesuchern das Mic unter die

Nase. Er reißt die Kluft zwischen Wise

Ass und Dumb User auf und erhält

42 Supersympathie-Punkte. Die Session

mit Kodwo Eshun verfolgen wenige

- zu intelligent vielleicht? zu viel

Holodeck? - in jedem Fall aber ein

Highlight in punkto Schulung zu Historie

und Status Quo moderner

Elektronika. Herbert, Matmos und

Björk werden häufig referiert. Irgendwie

alles sehr diszipliniert auf der

Kommandobrücke.

Beim Demopanel wird analysiert und

zerrissen. Die Tracks laufen eine Minute

und dann muss alles klar sein.

Nile Rogers (Chic) geht offensichtlich

recht impulsiv an die Sache ran. Die

Kommunikationshilfsmittel sind

vielfältig. Die Veranstalter stellen eine

Mailbox für jeden Registrierten, es

können auf einigen Dutzend Tischen

Demos auf kleinen Anlagen gehört

werden und diese kursieren in Special

Limited ADE Editions, 'unfinished

Products' 'lastminute Tracks' ohne

Ende zwischen den vollbepackten Besuchern.

Es wird gesignt, lizensiert

und geremixt auf Orgatoplevel. Neue

Labels versuchen alten ihre Tracks zu

lizensieren - das Sampler-Geschäft,

Rettung des ökonomischen Überlebens

während der letzten drei Jahre,

ist aber zusehends durch die Verfügbarkeiten

des Internet bedroht. Neue

Technologie wie Final Scratch Pro

(siehe De:bug August 2001) werden

präsentiert. Stanton hat den Vertrieb

übernommen im Versuch, Technics

mit einem neuen Standard zu konfrontieren.

Digital DJing. Leider

fehlt der Traktor noch. Demnächst

im neuen Interface Pinball (der Williams

Traktor!). Wo ist das USB

WahWah Pedal bitte?

Das Panel "Internet und Radio" mit

dem Direktor von Radio Holland,

dem Geschäftsführer von Vitaminic

Holland und dem Autor sowie einem

kongenialen irischen Moderator ist

dominiert von Horrorszenarien, ironischen

Anekdoten, hyperkritischen

'Business Modell'-Fragen und

schweigenden EBU Repräsentanten,

die geheimnisvoll ihr schwarzes

Büchlein vollschreiben. DSL, Satelliten

und Mobil Aps werden kommen.

Das Pay-Kabel-TV im Hotel zeigt,

wie on-demand abgerechnet wird -

mit der Fernbedienung und der Kreditkarte.

Live und umsonst die Abstimmung,

dass Deutschland am

Jemand sagt: in cultivating technology john acquaviva

prooves to be a honest italian capitalist

looking forward to triple bookings over the net.

Krieg teilnimmt.

Also was tun? 500 Gulden für eine

Tasche, einen Komplettpass, die Unterlagen

und dann hinfahren, mitmengen,

checken und sehen, was

geht? Auf jeden Fall ein Trip, der sich

lohnen kann!

33333333333333

So

arbeiten

die

In KEYS verraten

Paul van Dyk, Lali Puna und RMB

Profis

ihre geheimen Sound-Tricks.

Die interessantesten Musiker und Produzenten.

Die spannendsten Produkte für die Musikproduktion.

Die neuesten Technologien. Die besten Praxistipps.

Jeden Monat neu in KEYS.

GRATIS-HEFT

anfordern!

33333

Außerdem in KEYS 1/02:

Was Windows XP für Musiker bringt

Wie Native Instruments die

FM-Synthese beherrschbar macht

Warum die Machinedrum besser klingt

33333

Gleich gratis Probeheft anfordern unter

(069) 27 13 78 92 oder debug@keys.de

Jeden Monat neu im Bahnhofsbuchhandel · Am gut sortierten Kiosk · Im Musikfachgeschäft · Im Abo


new economy

Huiiiiiiiii

Der Niedergang von Silicon Alley

Noch vor einem Jahr war die New Yorker Silicon Alley zwischen Soho und dem Broadway

der Ort für das Internet-Biz. Dort tummelten sich Büro an Büro die ganz großen Player

neben vielen unkonventionellen Projekten. Doch schon vor den Attentaten auf

das WTC hatte die Rezession alle am Schlawittchen gepackt. Arrgh.

text: nico haupt | nicohaupt@yahoo.com

Lange vor Nine-Eleven - wie man in

Amerika die Attentate vom 11.9. kosewortartig

nennt - lange vor den

Angriffen auf New Yorks Finanzzentrum

war eigentlich schon alles klar,

denn zu Anfang des Jahres war eigentlich

schon alles geschehen. Die

Börsen rutschten in die Tiefen.

Nach DEN-Network und dem Schicki-

Fashion-Portal Boo ging auch die

KultFlash Comicschmiede Udo.Net

New Yorks Vielfalt

knickt ein

Noch im Sommer 2000 glänzten

fast an jeder zweiten Plakatwand in

Manhattan Dot.Com-Slogans. Stolz

wurden auf der Straße die neuesten

Gadgets herumgezeigt, es gab Parties

ohne Ende. Man konnte sich auch

leisten, über die wireless Palmtop

Yahoo-Taxis zu spotten, natürlich

nicht, ohne die drahtlose DSL-Welt

an sich zu preisen. Für viele der weltweit

300 Millionen vernetzen Computer

galt New York als die unkompliziertere

US-Variante des Internet-Hypes

im Gegensatz zur etwas

steiferen Attitude in San Francisco.

In Manhattan oder Brooklyn wurde

des Nachts an spannenden Visonen

gebastelt. Komplexe Datenbankprojekte,

Kunst-Crossover-Projekte,

selbst Connections zum MIT beeinflussten

einige DotComs, sogenannte

Chief Scientist Depandancen zu

New Yorks Internetleben

ist getroffen, bewahrt

sich aber seinen stadteigenen

Galgenhumor.

pleite, Rhizome entließ seine Mitarbeiter

in Massen und hunderte von

kleinen Webfirmen bis hin zur

berühmten Zahnpasta in

5Minuten.com existierten nicht mehr.

Schuld hatten natürlich wieder alle:

Angefangen hatte es mit der zynischpsychologischen

"Fuck DotCom"-

Kampage im Frühjahr 2000 aus San

Francisco, über die Gutgläubigkeit

vieler Investoren und den Spekulantengeschäften

an der Börse bis zur

völlig überhypten E- oder M- Commerce-Welle.

Zahlreiche dümmliche

Ideen machten den Markt weiter kaputt.

Warum man Firmen wie

IDoll.com, ToySmart.com oder

ToyStore.com Geld in den Rachen

schob, ist wohl heute noch ein Rätsel,

gibt es doch kein einziges Kind,

das eine Kreditkarte benutzen darf.

Doch selbst an diesem Manko wurde

in der Bizarrowelt von DotCom-

Krawattos gearbeitet.

ermöglichen. Die Zeitung "Technology

Review" kam statt 6x nun 9x im Jahr

heraus. Es schien der Weg frei zu

werden für die nächste Hightech-

Generation. Dabei ging es eben

nicht immer nur um das schnelle

Geld. Es zählten häufig auch die verrücktesten

Ideen. Doch war schon

früh im Jahr 2000 klar, dass der

Höhepunkt lange überschritten war.

Im April 2000 krachte das erste Mal

die Börse ein. Viele DotComs waren

mit bis zu 40% überkalkuliert. Anfang

2001 schien es noch, die Karten

würden nun neu gemischt. Neues

Selbstbewusstsein tankte man sich

auf Pink-Slip-Parties, denen man

später wieder auswich. Danach wurden

Chefs direkt nach ihren Finanzplänen

gefragt, man wolle ja nicht

wieder auf die Nase fallen. Doch

weitere Glanzlichter New Yorks verblassten,

was sich psychologisch nicht

gerade positiv auswirkte. Gegen

April 2001 fuhren die letzten orangenen

Kizmo.Com-Fahrradkuriere auf

der Straße und Josh Harris (Ex-

PSEUDO.com) beendete sein Kunstüberwachungsprojekt

"WE LIVE IN PU-

BLIC". Nun waren die Gespräche auf

den Parties schon etwas trüber, aber

wie das in New York so ist, immer

mit einer Spur Galgenhumor. Nach

wie vor war man nicht ganz arbeitslos,

es hieß jetzt diplomatisch Freelancer.

Die gängige Höflichkeit half

dabei, nicht weiter nachhaken zu

müssen. Alle beteten aber insgeheim,

dass bloß nicht die ehemaligen

Läster-Ikonen Amazon, Ebay oder

auch Yahoo einknickten. Doch auch

die Hassliebe-Heroes rutschten weiter.

Altavista konnte gegen das technisch

versiertere Google nicht mehr

mithalten. Neue Tendenzen zogen

ins Net-Land. Messageboards übernahmen

nun eine Mischung aus

neuen Jobbörsen, Seelenfürsorge,

ThinkTank oder Flucht in irgendwelche

Sub-Virtualitäten. Auf einmal

brodelte der Untergrund wieder.

Es war klar, was passiert war. Selbst

die ISPs hatten um ihre Stellungen

zu kämpfen. Mangelnde Anzeigenflächen

mussten durch Abo-Tarife

ausgeglichen werden. So nahmen

Salon.com, Heavy.com und gegen den

Willen von Conspiracy- und UFO-

Ikone Art Bell auch dessen Boss nun

"Eintrittspreise". Es tat besonders

weh, wenn auch idealistische Projekte

ihre Arbeit einstellen oder drastisch

einschränken oder entlassen mussten.

Stellvertretend für diese: Alltrue.Com

(Home-Videos), FasTV.com

(streaming), Juno Online (kostenlose

Provider), Excite (FreeMailer),

MP3.com (Digitale Musik), CMGI

(Suchmaschinen), Priceline (Hotel- +

Flugvermittlungen), Ricochet (Wireless

DSL) und etliche mehr. Doch radikale

Netzhelden wie ICANN-Kritiker

und Projektmanager Karl Auerbach

bestärkten alle Veteranen, nicht

aufzugeben - das Internet sei immer

noch am "Tag 1 der Kindheit". Was wohl

wahr ist.

Das Netz nach 911

Denn mit 911 sah sich besonders das

New Yorker Netz einer neuen Verantwortung

gegenüber. Terroristenflugzeuge,

die ins World Trade Center

stürzten, machten die weltweite

Datenbankintelligenzia zur wichtigsten

Stütze von Wahrheit, Notruf

und Informationsmaschine. Das

WTC-Syndrom sorgte nicht nur für

ein Revival von Militär-Propaganda,

sondern auch für neuartigen

Online-Journalismus, dem Aufräumen

mit nervigen Legenden und

Hoaxes (Urbanlegends.about.com stürmte

an die No.1 der Delphi-Board

Charts), und EMail und Chat waren

plötzlich die ungebombten Twin Towers

des Netzes. Betroffenheit, Pragmatismus,

Patriotismus, Aufklärung

und ein neuer Hype von Sarkasmus

und Satire machten das Internet wieder

zu dem, wie es angefangen hatte:

Die ewige Gratwanderung zwischen

Paranoia, Überwachung, Text statt

Graphikschnörkel und endlich, aber

wahr: Der ThinkTank funktionierte,

wenn auch mit weniger Einkommen.

Fast synchron zum "Attack" eröffneten

die Bastelfreaks von ControlledEntropy.com

ihre Remoutelounge auf der

Kühlschrankstraße "Bowery". An 40

Tischen konnte man seinen Drink

per Kamera bestellen und in 30

Channels weitere Gäste als Screenshots

auf eine Webseite schießen oder

klassisch analog anrufen. Um einen

herum hunderte von Monitoren und

eine ausgelassene Stimmung, als hätte

es den DotCom-Crash nie gegeben.

Zum Ende des Jahres war dann

New York immer noch nicht Amerika,

sondern multikulturelles Archiv

und Auslöser für neuen Sarkasmus

und Pragmatismus statt Patriotismus.

New York hatte nun gleich vier

Attacken überlebt: DotCom-Crash,

die Flugzeugattacken, den Krieg und

Anthrax-Umschläge.

Auch wenn viele Medien, selbst die

seriösesten, von angeblichen Panikzuständen

im Silicon Alley berichteten,

hielt man es am Ende so wie mit

den Kommentaren zu Schneestürmen:

"NewYork hat keine Angst vor dem

Schnee, sondern empört sich über den Matsch

an den Bürgersteigen". Ob das Stückchen

Freiheit, was den New Yorkern viel

stärker als irgendwo anders weggenommen

wurde, wirklich zum Ende

von weiteren Ideen und Jobs führen

wird, mag dahingestellt sein. Jedoch

wurde im Silicon Alley herzlicher

über Bert neben Bin Laden gelacht

als irgendwo sonst.

Das Leben geht weiter.

finder

DESIGNSCHULEN USA

Die Luft an amerikanischen

Designhochschulen ist anders als

die europäische. Dennoch wollen

wir euch natürlich nicht unsere

Favoriten vorenthalten. Ein

Überblick...

...Seite#26

Webdesign

State of the Art im Webdesign:

Unsere neue Kooperation mit

Newstoday.com zeigt euch die

Spezialitäten des Monats. Diesesmal

und von nun an regelmäßig.

...Seite#29

arzt.de

Die Datenbank als Universalmaschine

für Hypochonder und welche,

die es werden wollen. Der

Arzt unseres Vertrauens Doc Jörg

Clasen klickt sich durch und vergibt

Punkte.

...Seite#31

Theorie & Ökonomie

Wie Derrida zum Netzpiraten

wurde und Telepolis plötzlich mit

Gastfreundschaft die Neoliberalen

auf die eigene Seite zu ziehen

versuchte. Durchgelesen...

...Seite#32

Lev Manovich

Das Medienformat als kulturelles

Tool: Der russische Medientheoretiker

Lev Manovich blickt auf

das Digitale durch die Kameralinse

des Films. Sein neues Buch

ist neulich erschienen.

...Seite#33

Ableton

"Live" ist ein völlig neuartiger

Softwaresequencer, der den Umgang

mit Audiomaterial auf der

Bühne wie auch im Studio revolutioniert.

Jo. Getestet...

...Seite#34

DESIGN UNI ESSEN ........ #26

DESIGN KHM KÖLN ........ #27

DESIGN FH HANNOVER.... #27

DESIGNBÜCHER ........... #28

KUNST ..................... #28

MUSIKTECHNIK ........... #35

GOTO-EVENTS ............. #36

VERLOSUNG ................ #36


de:Bug 055 | 0102 [26]

design | hochschule

Ich will Designer werden 3.0

Unsere Reihe heute: Designschulen in den USA

text: anne pascual & marcus hauer | server@de-bug.de

California College of Arts

and Crafts, San Francisco

In Kalifornien - und besonders

eben in San Francisco möchte man

meinen - liegt man nur am Strand

und macht auch sonst nichts Intelligentes.

Aber eigentlich kann man

ja nicht verleugnen, dass gut fünfzig

Prozent des klügeren Webdesign

von dort kommt und die IT-Branche

dort ihren Ursprung hat. Man

kennt ja Sillicon Valley und die legendären

Garagen-Firmen. Und

eben in diesem Melting Pot gibt es

eine durch und durch sympathische

Schule - das fängt bei ihrer

Website an und hört bei den Studiengängen

auf. Zwischen angewandten

Gebieten wie z.B. "Design and

Media Concentration" und dem theoretischen

Fach "Visual Criticism" gibt

es eine Menge Spielraum, den man

unter der Sonne Kaliforniens unbedingt

nutzen sollte. Und nicht

nur Lebenszeit-Professoren begleiten

euch auf dem Weg, nein,

auch immer wieder Gäste aus verschiedenen

Bereichen der Designszene

inspirieren. Wenn jetzt das

mit dem Essen und den Menschen

klappt, könnte das eine Empfehlung

wert sein.

http://www.ccac-art.edu

Fashion Institute of

Technology, New York

Das Fashion Institute of Technology

liegt mitten in Chelsea, einer

der nettesten Gegenden in Manhattan.

Aber das ist nicht der einzige

Grund, von diesem Ort irgendwie

angezogen zu werden. Vielleicht

ist euch schon mal die famose

Zeitschrift "Fashion Theory: The

Journal Of Dress, Body and Culture" in

die Hände gefallen, die von Valerie

Steele herausgegeben wird. Steele

lehrt jedenfalls auch am FIT, das

aber keineswegs von Fashion dominiert

wird. Hier kann man genauso

Packaging Design, Fabric Styling,

Toy Design, Display und Exhibit

Design oder Computer Animation

studieren - mit unterschiedlichsten

Abschlussmöglichkeiten. Das klingt

nicht nur zukunftskompatibel, hier

schämt sich zudem niemand, Business

und Kreativität in einen

Strumpf zu stecken. Bleibt nur

noch die Frage nach den pädagogischen

Qualitäten, die wir leider

nicht testen konnten, sondern nur

den programmatischen Aussagen

entnommen haben. Aber auch die

klingen nicht doof und 50 Jahre

Überlebenszeit sprechen für

Wandlungsfähigkeit. Eine feine

Brutstätte für ganz spezielle Talente!

http://www.fitnyc.suny.edu

Institute of Design (ID),

Chicago

Kenner verbinden mit dem ID den

Namen Laszlo Moholy-Nagy, der

1938 nach Schließung des Bauhaus

nach Chicago floh, um hier mit

dem weiter zu machen, womit er

zuvor aufhören musste. Von ihm

stammt die Idee der "Total Education",

eines ganzheitlichen Designansatzes,

der analytisch und

konzeptionell vorgeht. Auch heute

noch bekommen die Studenten

hier Methoden und Werkzeuge

näher gebracht, die sich gern und

vor allem auf die Bedürfnisse des

Nutzers konzentrieren. Es geht

darum, Problemlösungen zu finden,

die die Technologie möglichst

in den Dienst der Sache stellen.

Dabei kommen ziemlich klassische

und funktionale Ergebnisse heraus,

denen manchmal ein wenig

Funkyness fehlt. Eine Besonderheit

ist jedoch, dass die Möglichkeit besteht,

einen PhD Abschluss zu machen,

also eine Promotion in Design

anzufertigen - und das geht

schließlich sonst nirgendwo in den

Staaten. Design-Wissenschaft mit

sauberer Weste.

http://www.id.iit.edu

Universität Essen - "Industrial Design"

Zwischen unendlich vielen Preisen geht es der Agentur "E" besonders darum, Mode

und Neue Medien im Bereich "Corporate Design" zu verbinden. Zu ihren Autraggebern

gehören unter anderem Stone Island, Serie 100, René Lezard und Deyk.Connemara.

Auch freie Arbeiten wie letzens für das "mined field"-Magazin sind mit dabei. Die drei

haben alle Kommunikationsdesign in Essen studiert und sich für De:Bug über ihre

Ausbildung unterhalten.

text: e | info@contact-e.com

servicepoint

www.uni-essen.de/industrial_design

www.contact-e.com/

Der Diplomstudiengang "Kommunikationsdesign"

gehört in Essen dem

Fachbereich "Industrial Design" an.

Wir alle von E - Christiane Bördner,

Marcus Gaab und Nina Heydorn

- haben dort insgesamt 12 Semester

studiert, Nina sogar noch 2

Semester länger, weil sie ein Jahr

Auslandstudium in Helsinki gemacht

hat. Unser Diplom haben

wir bei den Professoren Peter Wippermann

(Editorial Design) ,

Bernhard Prinz (künstlerische Fotografie)

und Norbert Bolz (Theorie)

abgeschlossen. Essen ist keine

sehr schöne Stadt, sondern mitten

im Ruhrgebiet und auch das Uni-

Gebäude ist extrem unübersichtlich

und ziemlich hässlich, wie

eben so ein typisch schnell gebautes

Gesamthochschulbetonobjekt aus

den 70ern. Aber zumindest liegt es

mitten im Zentrum und hat ein eigenes

Parkhaus. Weshalb dann jeder,

der ein Auto besitzt, damit zur

Uni kommt. Zum Ausgleich dafür,

dass die Stadt nicht viel zu bieten

hat, ist die Atmosphäre dort sehr

gut, zumindest bei den Studenten

untereinander. Außerdem kann

man sich aufgrund der nicht vorhandenen

Clubs und Bars viel besser

auf sein Studium konzentrieren,

das auch von den meisten

wirklich sehr ernst genommen

wird. Ein Nachteil erscheint uns -

oder erschien uns zumindest damals

- , dass es keine richtigen Seminarräume

gibt. Nur die Fotografen

haben eigentlich recht passable

Werkstätten, beispielsweise

ein gut geführtes Farblabor. Aber

um Werkzeug wie Kameras etc. haben

wir uns dann doch am liebsten

selbst gekümmert, weil die Ausleihe

meist im Chaos versank. Anständige

Computer wurden erst angeschafft,

als wir schon längst unsere

eigenen Studios hatten. Profitieren

konnten wir vor allem bei der Vermittlung

von Grundlagenwissen,

denn die handwerkliche Fähigkeiten

erarbeitet man sich in der Regel

selbst. Praktisch-handwerkliche

Kurse werden natürlich auch angeboten,

doch bleibt es jedem überlassen,

daran teilzunehmen. Irgendwann

merkt man schließlich

selbst, welche Fähigkeiten einem

wichtig sind. Das liegt in der Natur

von so einem Unistudium: Man

muss von Beginn an ein hohes Maß

an Selbständigkeit und Experimentierfreudigkeit

mitbringen -

und sie vor allem später beibehalten.


design | hochschule

[27] de:Bug 055 | 0102

Kunsthochschule

für Medien Köln - "Mediengestaltung"

Seine Agentur "Fluct", in der Felix Hahn Konzept und Design verbindet, arbeitet an

diversen Netzprojekten. Prominenteste Arbeit von Felix Hahn ist ein "acoustic sourvival

kit", das er zusammen mit Miki Yui entwickelt hat. Es wurde dieses Jahr bei den

Ausstellungen "Sound aka space" in Hamburg und "Untragbar" in Köln gezeigt. Felix

Hahn klärt auf, was die Kölner Neugründung KHM zu bieten hat.

text: f. hahn | felix.hahn@fluct.de

servicepoint

www.fluct.de

Es gibt an der KHM verschiedene

Fächergruppen und erst im Laufe des

Studiums muss man sich für eine

entscheiden. Trotzdem können auch

weiterhin Seminare aus anderen

Fächergruppen besucht werden. Ich

habe in "Mediengestaltung" abgeschlossen,

als Alternative hätte ich "Medienkunst"

oder "Fernsehen/Film" wählen

können. Das "Grundständige" - so

wird an der KHM das Vollstudium

genannt - dauert 4 Jahre. In der Zwischenzeit

gibt es ein zusätzliches Semester

für das Diplom, aber während

dieser Zeit muss das Studium abgeschlossen

werden, danach fliegt man

raus.

Im Unterschied zu anderen Kunsthochschulen

gibt es keine Meisterklassen,

deshalb lernt man auch viele

unterschiedliche Professoren und

Arbeitsmethoden kennen. Mein

Lieblingsprofessor war Frans Vogelaar,

der mediale Raumgestaltung

und "Hybrid Design" lehrt.

Ein ganz besonderer Vorteil der

KHM ist, dass sie 24 Stunden offen

ist, und das habe ich sehr geschätzt.

Auch die technische Ausstattung ist

sehr gut, man kann rund um die Uhr

in die Labors. Die Seminarräume

sind ein wenig verstreut in mehreren

Gebäuden untergebracht. Bei der

KHM beworben habe ich mich - kein

Witz - wegen dem Garten hinter dem

Altbau. Dort gibt es einen kleinen

Teich in dem zwei Fische schwammen,

bis der Videokunstprofessor

David Larcher sie gegessen hat. Ich

bin mir gar nicht sicher, ob er sie

wirklich gegessen hat. Vielleicht ist er

auch nur in den Teich gestürzt und

hat sie zerquetscht. Ich bin mir aber

sicher, dass er es war.

KHM Studenten sind ein bisschen

eigenbrötlerisch. Jeder arbeitet an

seinem Projekt, so dass sich Gruppen

eher langsam bilden, aber studentisches

Miteinander findet man tagsüber

in der Mensa (wem es schmeckt)

und abends in den Kölner Clubs.

Außer bei "Film/Fernsehen" ist das Studium

eher experimentell ausgerichtet.

Aber das kann einem, man glaubt

es kaum, auch im späteren Berufsleben

helfen - beispielsweise wenn man

es schafft, seine Idee konkret umzusetzen

und in andere Kontexte zu

verpflanzen. Jedenfalls herrschen

hier ideale Bedingungen, denn mit

ca. 200 Studenten und 30 Professuren

kommt niemand zu kurz. Seit

letztem Jahr gibt es sogar eine Professur

für "Gender und Medien".

Fachhochschule Hannover - "Modedesign"

Ines Kaag ist neben Desirée Heiss eine Hälfte des Fashion-Labels "BLESS". Gemeinsam

entwerfen sie seit einigen Jahren Produkte, die vor allem eines wollen: verwundern.

Nur so lassen sich die Codes und Regeln der Modebranche konsequent aufdecken

und spielerisch hinterfragen. Den einmaligen Bless-Geschmack könnt ihr ab

20. Januar im Neuen Museum Weimar bestaunen.

text: ines kaag | blessberlin@csi.com

servicepoint

www.bless-service.de

www.fh-hannover.de

In einem eintönig grauen fünfziger

Jahre Bau etwas abseits vom Stadtzentrum,

aber gut zu erreichen mit dem

Rad, habe ich fünf Jahre Modedesign

studiert. Das Gebäude ist sanatoriumsähnlich

gegenüber den Herrenhäuser-Gärten

gelegen, die zu ausgiebigen

Spaziergängen einladen. Auch

sehr prima ist die Uni, die gleich um

die Ecke liegt und als Zufluchtsort

über die riesige Mensa verfügt. Die

bietet einem Kunst- oder Designstudenten

die Möglichkeit, einerseits

studentische Realität zu empfinden

und trägt andererseits positiv zur Persönlichkeitsfindung

durch Abgrenzungsbedürfnis

bei. Richtig katastrophal

sind die Öffnungszeiten, die keine

Möglichkeit zu selbstständigem Arbeiten

geben, da abends die Türen

früh zu gehen.

Der Vorteil einer Fachhochschule wie

der in Hannover ist, dass hier die

Grundlagen sehr groß geschrieben

werden und in meinem Fall speziell

die schnitttechnische Ausbildung ganz

hervorragend war. Meine über drei

Jahre angefertigten Unterlagen zu den

Grundübungsbeispielen hüte ich bis

heute wie einen kleinen Schatz. Die

geduldige und hilfsbereite Einführung

in die Kunst des Schneiderns

ist auch für diejenigen Autodidakten

nützlich, die überlegen, warum eigentlich

keiner klebt statt näht oder

ob Bügeln wirklich auch dazu gehört.

Seit meinem Abgang wurde allerdings

eine Neustrukturierung aller Designstudiengänge

vorgenommen und z.B.

Design-Informatik neu eingeführt.

Ein spezielles Ereignis für mich war

der Fashion-Wettbewerb "Concours des

jeunes créateures de la mode", an dem ich

aufgrund meiner Fachprüfung zum

Thema "Festlichkeit" teilnahm. Deshalb

speziell, weil ich dort Desiree kennenlernte,

meine "Bless"-Partnerin. In

der Pause standen wir nichts ahnend

Schulter an Schulter, weil die Boards

von Österreich und Deutschland nebeneinander

platziert waren und später

tauschten wir Adressen aus, um

uns dann während des Studiums aus

Spaß oder schlechter Laune Postkarten

zu zusenden. Eine war schöner als

die Andere!

Für diejenigen, die unbedingt Karriere

als Fashion-Designer machen

wollen, sollte an dieser Stelle unbedingt

die Empfehlung gegeben werden,

sich nach Schulen im Ausland

umzusehen. Nennenswert ist immer

noch die Antwerpener Schule, deren

Abgänger sich generell keine Sorgen

um Aufmerksamkeit und potenzielle

Financiers machen müssen.


de:Bug 055 | 0102 [28]

design | kunst

text: anne pascual & marcus hauer | server@de-bug.de

Designbücher

Grafik Design

Einige Jahre ist es erst her, dass der

Apple Macintosh in die Hände der

Kreativen fiel und ihre Arbeit

gründlich umkrempelte. Seither

sind die Fronten zwischen Pro und

Contra digitaler Werkzeuge gänzlich

verschwunden, stattdessen entwickeln

sich verschiedene Stile und

Praktiken, die computer-generated

Design in eine entschieden andere

Richtung stupsen. "Specials – New

Graphics" zeigt das Beste, was sich derzeit

auf diesem Planeten unter dem

Label "Grafik Design" tummelt. Wie

weit das führen kann, wenn man wild

und fast respektlos Sprachen entwickelt,

dokumentieren die Arbeiten

der 50 internationalen Designer,

die der Verlag Both-Clibborn sorgsam

ausgewählt hat. Da sehen die üblichen

Typographie- oder Design-

Annuals blass aus, denn so unterschiedlich

die Positionen auch sind,

alle verbindet einen ausgeprägten

Humor, die Liebe zum Detail und

der schlaue Blick auf das, was über

das Blatt Papier oder den Screen

hinaus zu uns spricht und erzählt.

Technologie ist hier ein "Personal

Device", so ganz handgemacht und

über alle Formate hinaus eine "Surprisemachine".

Mit dabei sind u.a.

Experimental Jetset (NL), Delaware

(JP), Foundation 33 (UK), Lizzie

Finn (UK), Elektro Smog (CH).

Wieso eigentlich immer auf die Zukunft

schauen, wenn das Jetzt schon

so gut ist? [Anne Pascual]

Claire Catterall: Specials – New Graphics.

Both-Clibborn Verlag 2001. 108,73 DM

(32 englische Pfund)

O'Reillys Nussschale

Obwohl Webseiten bauen ja schon

seit Jahren zum Familiensport Nummer

Eins geworden ist, kann man

nicht gerade behaupten, dass die

Kenntnis über das, was dahinter

steckt, gestiegen ist. Um das zu ändern,

gibt es jetzt schon in der zweiten

Auflage die beliebte "O'Reilly"-

Nussschalen-Serie "Web Design in a

Nutshell". Das ist besser als alles, was es

sonst zu diesem Thema gibt, denn es

verschafft einen Überblick über

HTML, Cascading Style Sheets, über

die Bilderformate GIF, JPEG und

PNG. Aber nicht nur diese Standards

werden hier pixelgenau dokumentiert,

nein, Multimediaformate

wie Flash, Director, Audio/Video

und SMIL (dem Multimedia-

HTML). Damit aber nicht genug -

auch JavaScript, Dynamisches

HTML, XML, XHTML und natürlich

WAP/WML haben ihren Auftritt.

Und besondere Aufmerksamkeit

verdienen die Seiten, bei denen

Formularelemente, wie Buttons,

Eingabefelder und Popups der einzelnen

Browser (Netscape, Explorer,

Opera) miteinander verglichen werden.

Nein, nein, das ist nicht nur

ein Buch für Anfänger, auch für diejenigen,

die sich immer gerne mal

wieder an die Stirn fassen und fragen,

wie das denn nochmal war.

Kaufzwang! [Marcus Hauer]

Jennifer Niederst: Web Design in a Nutshell.

2nd Edition. O'Reilly Verlag 2001. 640 S.

für 65 DM

Zines

Zines sind im allgemeinen als Diplomthema

bei Designern sehr beliebt,

vielleicht ist deshalb die breite

Masse der Off-Zeitungsformate zwischen

Fanzines, Copyshopkunst und

alternativer Protestschrift kaum zu

erfassen, aber erst recht nicht zu verstehen.

Um genau diese Lücke zu

schließen, wirft der Booth-Clibborn

Verlag aus London mit der Herausgeberin

Liz Farrelly ein Buch auf den

Markt, das zumindest im Printbereich

einen kleinen, leider etwas zu

sehr künstlerischen Bereich abdeckt.

Doch zumindest ist es gespickt mit

historischem Material aus diesem

Gebiet der Nachtarbeit, auch wenn

hier für das Netz und auf der etablierten

Zine-Schiene (gerade im

Modebereich) noch einiges zu nennen

wäre. Aber mit einem lustigen

Einführungsbereich, der jedes Zine

nochmal mit einem Formatbildchen

versieht, kann man sich auch wieder

leicht versöhnen und findet es alles

in allem doch ganz prima, das Buch.

[Marcus Hauer]

Liz Farrelly: Zines. Booth-Clibborn Verlag

2001. 265 S. 93,45 DM (£27,50)

Pracht und Platz

füttern einen Horizont

Kerstin Kartschers Bilder

Die Londonerin Kerstin Kartscher schraffiert sich in

ihren Zeichnungen aus den ewigen Referenz-Loops und

schafft Synergieeffekte, die die Kunst vom Kopfschmerz

der Utopielosigkeit befreien.

Kerstin Kartscher protzt hübsch herum

mit Fertigkeiten bei der Bildherstellung.

In Zeiten, in denen fast jede

dritte Hand an einer Computermaus

festgeklebt ist, hat Bildvirtuosität per

freiem Fingerkönnen etwas unbedingt

Erbauliches. Bei Strichcodes

denkt man eher an jene schwarzweißgebalkten

Barcodes, die SupermarktkassierInnen

von dieser leidigen Preiseintipperei

und folgenden Fingerarthritis

befreit haben. Bei Kerstin

Kartschers imposant-komplexen

Strichbündeln und Zeichenwegen

sorgt man sich auch schon ein wenig

um Gelenkverschleiß, aber das greift

etwas vor. Man wird meist durch einen

weit gespannten Horizont in den

imaginierten Bildraum gelockt. Man

kann an utopische Architekturzeichnungen

denken und dass Landschaftsdarstellungen

selten so gut wie

hier als interessante Kunst funktionieren.

Einer alten Entspannungsregel

zufolge steht es schlecht um die

Entspannungswerte, wenn deine oder

meine Netzhaut nicht mindestens 5

Min. täglich an einer realen Horizontkante

entlang gleiten können,

Mach' etwas, das Pracht und Platz hat, dass die

Sehnsucht sich zeigen kann, ohne dass sich die

Poesie gleich wieder ins eigene Knie schießt.

text: gunter reski | post@gunterreski.de

warum eben alle Seeleute so relaxt

aussehen. Der Aspekt "Augenyoga" in

ihren großformatigen Zeichnungen

ist aber höchstens teilrelevant. Kerstin

Kartschers Bündel an Strichcodes

umfasst klassische Schraffurlagen,

PrinzessInnen- und/oder Postgirlismlook,

etwas Knastgrafik und gerade

noch hippes Minimalismus-Artwork.

Das klingt, richtig, nach Bildwelt

mit Zeitreise, wobei die verschiedenen

Zeitzonen nichts voneinander

gewusst haben können. Vielleicht verstehen

sie sich darum so gut. Irreführend

ist hier aber der additive

Charakter der Aufzählung an Stichworten,

als wären die genannten Stilweisen

schnäppchenhaft oldschool-

PoMo-mäßig aneinandergepappt.

Ganz falsch. Vielmehr wird hier, was

nach vordefinierten ästhetischen Fertigteilen

klingt, auf eine symbiotische

Weise zusammengebracht, die die

Stilmontage homogen und wie selbstverständlich

frisch vom Baum gefallen

wirken lässt. Die Zeichnungsweisen

servicepoint

Kerstin Kartschers aktuelle Ausstellungen:

HAMBURG:

"Refuse to know" bis zum 7.2.02 in der

Galerie Karin Guenther, Admiralitätsstr.

71, Tel. 040 3750 3450, geöffnet Mi-Fr

13 – 18 Uhr, Sa 12 – 14 Uhr

BERLIN:

In der Galerie Giti Nourbakhsch Rosenthaler

Str.72, 030 4404 6781

Eröffnung 26.1.2002, danach geöffnet 19

Uhr, Di –Sa 11 – 18 Uhr

sind weder speziell originalitätsgeil

noch zu kühl systematisiert. Fiction-

Momente werden von jeher am plausibelsten

auf dem Zeichenwege und

unter einem Oldschool-Deckmäntelchen

eingeläutet. Die graduellen

Feinheiten, die das in den Zeichnungen

möglich machen, sind schwer zu

benennen, aber da. Manchmal

knirscht das Traditionelle in all den

Schraffurlagen. Eventuell ist das ein

Kodierungsumweg, der die zum Teil

eigentlich kitschlastigen Bildkomponenten

sendefähig macht, ohne jede

Fake- oder Trash-Attitüde. Man kann

im visuellen Bereich ohnehin zunehmend

schwerer von Zitaten sprechen.

Falls es diese Kulturtaktik doch noch

gibt, sieht man jedenfalls bei Kerstin

Kartschers Zeichnungen vor lauter

Synergieeffekten überhaupt keine

Gänsefüßchen mehr.

Es geht ihr natürlich darum, den

Bildraum als Statement und Tat wieder

freizuschalten, auch für visuelle

Fiktionen, Illusionen oder am besten

visionäre Momente. Die Formulierungsprobleme,

auf die man stößt,

will man das in diesen Worten mitschwingende

Pathos umgehen, kennzeichnen

indirekt den Schwierigkeitsgrad,

den die Zeichnungen zu händeln

wissen. Selbst der letzte Infohopper

mit Referenz-Hangover beklagt

den totalen Utopieverlust, der ihn

immerzu aus coffeinfreien und contentarmen

Zonen des Wellness-Regimes

ankeift. Mach' etwas, das Pracht

und Platz hat, dass die Sehnsucht sich

zeigen kann, ohne dass sich die Poesie

gleich wieder ins eigene Knie schießt.


internet

[29] de:Bug 055 | 0102

newstoday reviews

text: newstoday.com

Die Zeitung für den Webdesigner

Es präsentiert: Newstoday

01

Die Community Website "Newstoday" erfreut als Portal, Weblog und Forum eine weltweite Anhängerschaft

von Designern. In kürzester Zeit ist sie gewissermaßen eine Instanz im Business

um die neuesten Links geworden. Newstoday entstand durch eine Kooperation der Amerikaner

Jason Kristofer, Folker Gorter und Mat Mejia, die ab dieser Ausgabe regelmäßig die neuesten

Sites vorstellen und verraten, wer dahinter steckt. Unser New York-Korrespondent Jarrett

Kertesz sprach mit ihnen über ihre kurze Geschichte und die Zukunft.

text: jarrett kertesz | jarrett@reservocation.com

1. | NIKE: Enjoy The Weather

weather.nike.com/enjoytheweather/main

"Blastradius" (www.blastradius.com) aus Vancouver in Canada

gehört zu den Studios, die kontinuierlich immer wieder verlässliche,

nie vorhersagbare Arbeiten herausbringen. Belohnt

wird dies im Fall von Blastradius durch Klienten wie "Dreamworks",

"Lego" und "Nike". Wie sie das nur so konsequent schaffen?

Zwei ihrer Geheimwaffen sieht man im Netz. Ihre Namen

sind Francis Chan von "Famewhore"

(www.famewhore.com) und Arnaud Mercier von "Elixir Studio"

(www.elixirstudios.com) (auch nicht gänzlich unbekannt).

Blastradius unternimmt alles, um immer wieder solche Talente

zu finden, die deine Augen immer wieder zum funkeln

bringen, selbst wenn du glaubst, bereits alles gesehen zu haben.

DEBUG: Wer ist an der Entstehung von Newstoday

beteiligt?

NEWSTODAY: Natürlich besteht es zuerst mal aus

unseren Lesern. Das Design und die Idee stammten

ursprünglich von Quorporation oder QBN alias Jason

Kristofer und Folker Gorter. Die Idee führte

schnell zu einer feindlichen Übernahme von Mat

Mejia's H73 und landete in einer smoothen Kollaboration

zwischen beiden. Die technische Entwicklung

wird von den PHP-Göttern Mike Buzzard von

04

NEWSTODAY: Power to the people. Wir wollten eine

Community entwickeln, in der jeder Designer oder

Künstler seine Arbeit präsentieren kann. Klar wussten

wir, dass es da draußen viele Orte gibt, an denen

so etwas zum Teil auch passiert, aber meist sind die

alle abhängig von den Vorlieben und Abneigungen

der Moderatoren, die sie betreiben. Unsere Besucher

wollen jedoch vor allem die 'Design News' aus der

Tastatur der 'Szeneberühmtheiten' selbst hören, für

sie ist ein Bereich reserviert. Daneben gibt es bei uns

dann aber auch Orte, an denen jeder (aber auch

wirklich jeder) seine eigene Arbeit und die von anderen

frei promoten kann. Auf diese Weise können alle

von der schon existierenden Community profitieren.

Das ist für beide Teile gut, denn die Community bekommt

so eine unzensierte Übersicht über die gesamte

Designerszene und hat damit Zugriff auf die potentiellen

neuen Ideen und Talente, und die neuen Designer

können für sich sehr schnell und sehr viel Aufmerksamkeit

generieren.

DEBUG: Wie lange habt ihr gebraucht, um

die Webseite so hinzubekommen, wie sie

jetzt ist? Sie sieht aus, als hätte es viele

Ideen und viel Planung gebraucht.

servicepoint

www.newstoday.com

www.quorporation.com

2. | PRINT'EM Creator's Poster OutPut Center

http://www.e-mpm.com/inkjet/printem

Helden wie Kentaro Fujimoto & Tsuyoshi Kusano von

"Nendo" (www.nendo.com) beglücken euren Bildschirm

mit wunderbaren Formen, Farben und Layouts in Druckqualität;

genau wie ihre Freunde Junya Saito & Masahito

Hanzawa von "Power Graphixx", die eigene graphische

Leckereien servieren. Arbeiten von "Ghs Web Graphica", "Junji

Okubo", "Cyclone Graphix" und "Beat Service" lassen euch nach

mehr rufen. Click’em, love’em, envy’em and PRINT’EM!

03

03 | Milla & Partner

www.milla.de

Erfahrungswelten, Medienarchitekturen und ein Gespür für

Bewegung macht Milla & Partner zu einem wahren Kraftauftritt.

Die Landschaft, die man dort erkunden kann, ist zwar

völlig unbekannt und doch irgendwie vertraut. So eine Navigation

hast du noch nie bedient, aber sie scheint deine Intuition

zu kennen. Lehn dich zurück, schiebe den Sound an,

vergrabe dich, erkunde alles und finde mehr über die wunderbare

Welt und die Leute, die sie bewohnen heraus. Milla

& Partner sind spezialisiert auf Ausstellungsdesign, Shows,

Marketingevents, Brand und Produktdesign.

Objectiv.com und Chris Lea von Chrislea.com betreut

und der eigene Content von den NTB-Herausgebern.

DEBUG: Was war der Hauptgrund, mit Newstoday

zu beginnen?

Design News' aus der Tastatur der

'Szeneberühmtheiten' selbst

NEWSTODAY: Das Nachdenken und die Planung

brauchten 7 Jahre. Die Implementierung ungefähr

eine Stunde.

DEBUG: Es scheint so, als würden die meisten

Leute, die auf "The Public Voice" posten,

sich selber schon sehr gut moderieren.

Gab es in der Vergangenheit einige,

die auch extrem unpassende Postings auf

die Seite gesetzt haben?

NEWSTODAY: Leider ja. Obwohl wir natürlich damit

gerechnet haben, ist es dennoch immer wieder

hart, wenn man sieht, wie die Leute manchmal eine

gute Idee mit Unverantwortlichkeit und Unreife in

den Dreck ziehen. Wir haben uns damit getröstet, dass

wir eigentlich ja nicht enttäuscht sein können, weil es

ja schließlich unsere Audience ist. Das ist doch unsere

geliebte Designszene. Die Bewohner von Newstoday.

Es ist nicht immer alles rosig, aber die Leute lernen

schnell damit zu leben und sich selber darum zu kümmern.

"PV-AN" braucht von Tag zu Tag weniger

02

Moderation. Es hat sich eine ernsthafte, aufrechte

und relevante Community gebildet, die es möglich

macht, dass man sich intelligent über gute Inhalte unterhalten

kann.

DEBUG: Könnt ihr uns etwas über die Pläne

für "registrierte" User sagen? Wie wird

das die "Public Voice" Area betreffen?

NEWSTODAY: Wir nennen es "Operation Lockdown"

und es ist eine sehr kleine Erweiterung, die User

dazu bringen soll, ein Passwort zu nutzen, dass zu einer

tatsächlichen Emailadresse gehört. Eine negative

Notwendigkeit, die allerdings viele Vorteile bringt,

wie persönliche Profile, öffentliche Userstatistiken

und verschiedene Community Features.

DEBUG: Was sind derzeit eure Lieblingsdesigner?

NEWSTODAY: Bruce Mau, Tibor Kalman, Josef

Müller-Brockmann, Jan Tschichold, Paul Rand,

Max Bruinsma.

DEBUG: Gibt es welche, auf die die Welt

verzichten kann?

NEWSTODAY: www.geocities.com/asianprince213

DEBUG: Wie geht es weiter mit Newstoday?

NEWSTODAY: Wir wollen mehr von allem, alles

besser, oh, und natürlich die Weltherrschaft.

4. | Habitat.net

www.habitat.net

DigitLondon zaubert mit der Virtual Tou für Habitat ein

weiteres brillantes Projekt aus ihrem Hut. Das neue Feature

belebt die ganze Habitat-Site neu und bietet dazu zum

ersten Mal einen extra Bereich, der alle notwendigen Informationen

für die Presse enthält. Leicht zugänglich werden

hier die neuen Kollektionen vorgestellt, Informationen

zum Corporate, zu den Designern und der Firmengeschichte

vorgestellt. Digit haben außerdem die MTV2

Awardwinning-Site, Starlab und Motorola gestaltet. Sollte

man sich in Ruhe anschauen: http://www.digitlondon.com

5. | Fort Drastic

www.fortdrastic.com

"Fort Drastic" ist ein Zusammenschluss von vielen kleinen,

kreativen Zirkeln - also keine Superheroes - aber besser,

überzeugender und schneller. Jeder von ihnen hat sein eigenes

Ding gemacht, bis man vor einem Jahr die Kräfte

bündelte und FD gründete. Nicht vergessen: Jeden Tag lesen,

nur dann bekommst du Ahnung.

05


Frühling, Sommer, Herbst, Winter. merkwürdig.

Bemerkenswert: 5 Wochen taz im Miniabo für nur 20 Mark.

Abotelefon (030)25 90 25 90 Abofax (030)25 90 26 80 abomail@taz.de www.taz.de

B

Gen tut alles


online/medizin

[31] de:Bug 055 | 0102

Klicken bis der Arzt kommt

dernaechstebitte.de

Das ganze Krankenhaus steckt in der Computermaus. Auf diversen medizinischen

Websites kann der Patient sich seine Online-Diagnose

erklicken. Den Arztbesuch ersetzt das aber nicht. Es sei denn, man

lässt sich nicht davon erschüttern, dass vom Schnarchen auf ein Kehlkopfkarzinom

geschlossen wird.

text: jörg clasen | doc@lebensaspekte.de

Es gibt Online-Banking, es gibt die Online-

Pizza-Bestellung und es gibt auch den virtuellen

Arztbesuch. Und na ja, wozu sich in

überfüllten Wartezimmern mit müffelnden

Kranken rumdrücken, wenn das alles vom

bequemen Sessel aus erledigt werden kann.

Aber diese Logik geht natürlich nur teilweise

auf. Der Patient, der hilfesuchend in einem

Gesundheitsportal herumklickt, sucht nach

den Lösungen seines Leidens. Das Netz bietet

ihm scheinbar genau das. Er findet Informationen,

die seine Beschwerden erklären

und wie er sie am schnellsten, sichersten und

nachhaltigsten los wird. Doch dann stößt der

Doktor als Datenbank auch schon an seine

Grenze, denn Symptom und Behandlung

der Suche nach Spezialisten, Selbsthilfegruppen,

Ratschlägen anderer Betroffener

und so weiter.

Information sicher dankbar. Irgendwie wirkt

die Seite so, als sei sie nie fertig geworden

oder sie wäre das Ergebnis einer Projektwoche

einer Oberstufe. Sehr gut allerdings ist

die Link-Sammlung und die Pfade dorthin.

Hier machen Yavivo einiges wieder wett,

denn wenigstens sorgen sie dafür, dass wir

die Information, die wir auf ihrer Seite vergeblich

gesucht haben, eventuell anderswo

erhalten.

••

www.lifeline.de

Testsieger! Gutes Beispiel für ein Gesundheitsportal.

Lifeline bieten ausreichende und

nicht übertrieben viel Information und erklären

in verständlicher Sprache, wie sich der

User eine Krankheit vorzustellen hat und wie

er damit umgeht. Außerdem wird auf Behandlungsmethoden

eingegangen, mit dem

Hinweis auf die notwendige individuelle

Einschätzung und den nötigen Arztbesuch.

Auch hier findet sich eine Online-Sprechstunde,

bei der zu jedem Thema zu einem

Experten der jeweiligen Fachrichtung weitergeleitet

wird. Abgesehen davon gibt es noch

eine Menge Klimbim wie Horoskope und

komische Selbsttests – wer's mag.

•••••

Der Doktor als Datenbank stößt schnell an seine Grenze, denn

Symptom und Behandlung lassen sich beim Kranksein nicht eins

zu eins umsetzen.

lassen sich beim Kranksein nicht eins zu eins

umsetzen. Von wegen Expertensysteme. Viele

Gesundheitsportale erwecken zwar den

Eindruck, ein rundum ausreichendes Bild

von Erkrankung, Therapie und möglichen

Komplikationen zu geben und somit einen

Arztbesuch unnötig zu machen. Aber im

Grund genommen ist das nur ein Klicken,

bis der reale Arzt kommt, an dem eben doch

kein Weg vorbeiführt. Denn bei medizinischen

Online-Arzt-Portalen gibt es zwei

große Probleme: Das erste ist die Schwierigkeit

der Wechselwirkungen. Man kann unmöglich

alle Auswirkungen einer Erkrankung

in digitaler Form präsentieren, ebenso

wenig wie man Wechselwirkungen von verschiedenen

Medikamenten oder Wechselwirkungen

verschiedener, gleichzeitig bestehender

Erkrankungen und so fort im Netz abbilden

kann. Diese Einschätzung braucht immer

noch die ärztliche Nase mit ihrer Ausbildung

und ihrem Instinkt. Das zweite Problem

ist, dass im Netz wenig auf die Gewichtung

der Häufigkeiten von Symptomen hingewiesen

wird. Die verschiedenen Ursachen

von Beschwerden stehen meist gleichgewichtig

nebeneinander und das erzeugt dann

schon mal die falsche Panik, z.B. bei jemandem,

der als Ursache für sein Schnarchen ein

Kehlkopfkarzinom findet. Schluck. Zwar gibt

es neben der Nachschlagefunktion dieser

Portale oft auch den Kontakt zum Arzt via

Online-Sprechstunde, aber auch diese Methodik

hat einen entscheidenden Mangel:

Der Arzt und der Patient sehen sich nicht, es

findet keine Untersuchung statt. Und aus eigener

Erfahrung kann ich sagen, dass die Beantwortung

der Fragen in diesen Sprechstunden

meist nicht sehr sorgfältig geschieht.

Beantwortende Ärzte gehen davon aus, dass

der Besuch beim Arzt noch erfolgt.

Trotzdem sind Gesundheitsportale sinnvoll,

wenn sie richtig genutzt werden, sei es um die

bestehende Krankheit besser zu verstehen

(was durchaus therapeutische Effekte mit sich

bringen kann), sei es um dem behandelnden

Arzt reinreden zu können und Alternativen

bei der Behandlung vorzuschlagen oder auf

www.netdoktor.de

Die Seite bietet ein übersichtliches Lexikon,

gegliedert nach Medikamenten, Krankheiten,

Untersuchungen und Ratschlägen,

kompliziertere Fragen können in einer online-Sprechstunde

einem Ärzteteam zugesendet

werden. Es gibt ein Diskussionsforum

und eine Selbsttestecke, in der man herausbekommt,

ob man zu dick ist oder Alkoholiker.

Außerdem ist eine gut funktionierende

Suchmaschine eingerichtet. Insgesamt ist das

eine wirklich gut strukturierte Seite. Die einzelnen

Themen sind gut recherchiert, die

Texte gut komprimiert und mit dazugehörenden

Links ins Detail versehen.

••••

www.gesundheitsscout24.de

Es hat sich ja schon rumgesprochen, dass Information

zwar gut ist, zuviel davon aber

auch die Message ersticken kann. Hier sind

zu jedem Krankheitssymptom gleich so viele

mögliche und vor allem seltene Ursachen

aufgeführt, dass der Patient entweder sofort

einen Herzanfall bekommt vor lauter

Schreck oder dieses Gesundheitsportal wieder

verlässt, weil er völlig überfordert ist.

Gibt man zum Beispiel "Verschlucken" in die

Suchmaschine, findet man schon recht bald

den Hinweis auf einen Luftröhrenschnitt.

Das halte ich dann doch für etwas übertrieben.

Generell wird einfach zu viel angeboten

und es fehlen deutliche Hinweise, dass der

Besuch der Seite den Arztbesuch nicht ersetzt.

Vielmehr wird der Eindruck vermittelt,

man würde ausreichend informiert, um

dann selbst über ein Für und Wider einer

Therapie entscheiden zu können. Es sollte

doch vielleicht darum gehen, wohl dosierte

Information zu vermitteln und nicht zu versuchen,

mittels Portal aus jedem User einen

Allround-Mediziner zu machen. Dazu ist die

Seite leider auch noch richtig schön unübersichtlich

gestaltet mit hübsch kleinen Scrollflächen

mit ganz viel Text. ••_ •••

www.yavivo.de

Das ist mal eine lustige Seite. Jetzt habe ich

mich so schön über das Angebot von zu viel

Information ausgelassen und lande direkt im

Anschluss bei Yavivo. Das ist wirklich gar

nichts – ein oder zwei Sätze zu jeder Erkrankung

und zu verschiedensten medizinischen

Verfahren. Zu Verfahren bei Schmerzen

steht geschrieben, dass es neben der medikamentösen

Behandlungsmöglichkeit auch einen

sogenannten Softlaser gebe, der als Stimulus

auf Zellgewebe fungiert. Sonst....

steht da nichts, erstaunlich das. Der potentielle

Schmerzpatient ist für diese ausführliche

17. – 19. JANUAR 2002

INTERNATIONALES SYMPOSIUM

V!RUS

GESCHICHTE · MEDIZIN · COMPUTER · POLITIK · KUNST

œ

KUNST- UND AUSSTELLUNGSHALLE

DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

53113 BONN · MUSEUMSMEILE · FRIEDRICH-EBERT-ALLEE 4

FON: 0228/9171-236 · WWW.BUNDESKUNSTHALLE.DE


buch

Neue Bücher

Derrida als Buch

Nicht nur wegen des Adorno-Preises

hat Derrida derzeit Hochkonjunktur.

Pünktlich zum diskursiven Höhenflug

hat Suhrkamp die lesenswerte Einführung

in das Derrida'sche Denken

von Geoffrey Bennington wieder aufgelegt,

die gleichzeitig eine Biographieannäherung

ist und noch einen

kommentierenden literarischen Text

von Derrida vorweisen kann. Für alle

Anfänger, Privatleben-Naseweise und

ansonsten neugierig Gebliebenen.

[Mercedes Bunz]

Jacques Derrida. Ein Porträt von Geoffrey

Bennington und Jacques Derrida. Frankfurt am

Main, Suhrkamp stw, EUR 14

Pflichtlektüre

für Parlamentarier

Derrida hielt 1996 die beiden Seminare,

die hier als "Von der Gastfreundschaft"

(De L'Hospitalité) im Passagen

Verlag mit einem schönen langen

Nachwort namens "Einladung" von

Anne Dufourmontelle erscheinen.

Es groovt sich über eine Textanalyse

von Stellen Platons (Sophistes) und

Sophokles (Ödipus) ein und landet

(für Leser von "La Carte Postale"

nicht…) ganz unerwartet bei einer

etwas anderen Kritik der Überwachung

von Telekommunikation, in

Sätzen wie diesem: "Doch die gegenwärtige

Technikentwicklung strukturiert den Raum

in der Weise neu, dass gerade das, was einen

kontrollierten und genau umschriebenen Raum

des Eigentums konstituiert, diesen für Eindringlinge

öffnet. Auch das ist nichts völlig

Neues: Um den Raum eines bewohnbaren

Hauses und eines Zuhauses zu schaffen,

braucht es auch eine Öffnung, eine Tür und

Fenster, man muss dem Fremden einen Durchgang

anbieten". Woraus er, nicht unlustig

und nicht nur die Gastfreundschaft

untrennbar mit der Möglichkeit

des Gesetzes überhaupt verbindet,

sondern vor allem ((aber)) Asylrecht

und digitale Freiheit als untrennbar

zusammengehörig kurzschließt

und als nahezu kantische Pflicht

Europas zum ewigen Frieden bezeichnet.

Eine Pflichtlektüre also für

jeden Parlamentarier und Innenminister

- insbesondere auch, wenn’s

weil’s mit der etwas dunkel formulierten

Forderung endet, alle

Bemühungen für Afghanistan an der

Verbesserung der Situation der Frauen

zu messen. Gebt euch einen Ruck,

das Buch passt auch definitiv mit seinem

blassgrauen Schutzumschlag

perfekt zwischen Anzug und graues

Haar. [Sascha Kösch]

Jacques Derrida, Von der Gastfreundschaft,

Wien, Passagen Verlag 2001, EUR 20,04

Derrida

und die Universität

Dass Derridas Glaubensbekenntnis

zur Universität nicht nur weit in die

Zwischenräume einer Konstellation

aus Professur, Professionalität, Arbeit,

seinem gespenstischen Marxismus

und damit seiner ungebrochenen

Begeisterung für Austins Unterscheidung

zwischen performativen

und konstativen Akten, die für ihn das

Ereignis der Humanwissenschaften

des 20ten Jahrhunderts darstellen,

einsickern würde, war klar. Dass daraus

eine dislozierte Universität werden

würde, nicht unbedingt. "Die unbedingte

Universität" widmet sich vor allem

der Universität als dem Ort der

Möglichkeit der Frage. Dass man sich

mit Derrida auf einmal wohl fühlen

kann in dieser genau bestimmten

Unbestimmbarkeit, der mehr als realen

Virtualität - ob man Student ist

oder auch nicht Student - vor allem

aber bedingungslos Theorie betreibt,

in ständiger Offensive gegenüber der

Souveränität auch des Wissens, das

nimmt man für einen Preis unter

dem einer handelsüblichen 12"

(14,90 DM) irgendwie gerne mit.

[Sascha Kösch]

Jacques Derrida, Die unbedingte Universität,

Edition Suhrkamp, EUR 7,62

Die Ökonomie

der New Economy

"Es ist einfach nicht mehr cool, etwas herzustellen."

schrieb 1999 der Management-Berater

Ron Nicols. Dass irgendwann

in den 90er Jahren die

Wirtschaft sensibel, jugendlich,

soulful wurde, tanzen lernte, war

auch De:Bug zu entnehmen. Mit

dem neoliberalen Diskurskolonialismus

gegenüber Kultur und auch Politik

befasst sich Thomas Franks neues

Buch mit dem blöd klingenden

deutschen Untertitel "Wider die neoliberale

Schönfärberei". Frank ist kein

Unbekannter: als Herausgeber des

Kulturmagazins "The Baffler" formulierte

er Mitte der 90er Jahre die

Kritik, dass jeder vermeintlich dissidenten

Kultur im Differenzkapitalismus

ihr vermarkteter Platz eingeräumt

wird. Das neue Buch mit dem

Originaltitel "One Market Under God"

rekonstruiert sehr materialreich, wie

der Markt als letzte Verwirklichung

der demokratischen Gesellschaft erfunden

wurde, wie die CEOs großer

Firmen lernten von Revolution zu

sprechen und wie arm sein zur

Schuld wurde. [Alexis Waltz]

Thomas Frank, Das falsche Versprechen der

New Economy. Campus Verlag (Berlin, New

York) 25,46 EURO

Die Guten und Bösen im Netz

Das von Armin Medosch von Telepolis

und Janko Röttgers – u.v.a.

Autor bei uns hier – herausgegebene

Buch "Netzpiraten" will die Subkulturen

des elektronischen Verbrechens

durchforsten und zeigen, dass die

digitalen Grenzen zwischen Innovationen

in digitaler Kultur und Illegalität

vielleicht auch aufgrund oft

nicht geklärter Rechtslagen und

noch viel weniger geklärtem Rechtsund

Besitz-Bewusstseins im Netz

schmaler sind, als einen die Initiativen

der alt bekannten RIAA, MPAA,

der Webbeauftragten und Innenministerien

diverser Staaten, aber vor

allem auch des medial verbreiteten

Bildes von Hackern und anderen

Bösewichten im Netz glauben machen

wollen. In einer Artikelsammlung

von Boris Gröndahl, Christiane

Schulzki-Haddouti, Bernhard

Günther, Florian Schneider, Florian

Rötzer, Peter Mühlbauer, Ralf

Benrath, David McCandless und den

Herausgebern bildet sich so ein

breitgefächerter Kampf um Style,

Überlebensstrategien, Langeweile,

Sicherheitslücken, das Recht auf Informationsfreiheit

und andere Basistendenzen

der digitalen Welt mit

höchst unterschiedlichen Mitteln

und Zielen ab. [Sascha Kösch]

Armin Medosch, Janko Röttgers (Hrsg.):

Netzpiraten. Die Kultur des elektronischen

Verbrechens, Heise/Telepolis 2001, 15 Euro

Pragmatische

Medienphilosophie

Mike Sandbothe setzt modisch adrett

gekleidet zur Denkerpose ein freundliches

Gesicht auf und so könnte man

auch seine Philosophie charakterisieren.

Mit seiner Habilitationsschrift

"Pragmatische Medienphilosophie. Grundlegungen

einer neuen Disziplin" verankert er

das Denken um die Medien ein weiteres

Mal im Haus der Philosphie.

Schon seit längerem versuchen verschiedene

Medientheorien, sich auf

Dauer als eine Leitdisziplin der Philosophie

einzurichten, bislang zumeist

in der Tradition der Sprachphilosophie

mit dem Argument, dass alles, was

wir sagen, handeln und denken immer

medial vermittelt ist. Doch von Sybille

Krämer, Martin Seel und anderen

Medien-Post-Sprach-Philsophen

grenzt sich Sandbothe explizit ab,

wenn er auch freundlich und befreundet

dabei herüberwinkt. Sandbothes

Denken ist tief vom amerikanischen

Pragmatismus geprägt, vor allem von

Richard Rortry, der die gesamten 241

geschriebene Seiten hindurch als Vaterfigur

aus dem Buch blinzelt, auch

wenn Sandbothe ihm, wie einem wirklichen

Vater eben auch, nicht alles

glaubt - das wäre ja auch noch schöner.

Um gemäß Rorty die Philosophie in

den Dienst der Demokratie zu stellen -

jawohl, analysiert Sandbothe im ersten

Teil Kants pragmatische Ader und erarbeitet

von dort seine Linie der Philosophiegeschichte.

In einem zweiten

Teil konkretisiert er seine pragmatischen

Ansatz an u.a. Derridas Schriftkonzept

als Medienkritik und Wolfgang

Welschs "transversale Vernunft". Und

in einem dritten Teil wendet er sich

mit dieser pragmatisch erarbeiteten

pragmatischen Medienphilosophie

dem Netz zu. Die Richtung, nicht nur

vom Internet neue Impulse für die

Theorie zu erwarten, sondern auch

umgedreht danach zu fragen, ob nicht

die Theorie etwas für das Internet tun

kann, klingt vielversprechend, die Ziele

allerdings muten eher - Verzeihung

- als schwammige Grundwerte an, denen

bohrlochtief zu misstrauen ist. Eine

neue Bewegung zur "pragmatischen

Humanisierung und intelligenten Demokratisierung

des Kapitalismus"? Während der philosophische

Teil einen fundierten

Überblick mit Rortybrille bietet, sackt

die praktische Annäherung an die

Technologie ab, weil sie in der politischen

und technischen Praxis ihre Reflexion

der Begrifflichkeiten aufgibt.

Doch. [Mercedes Bunz]

Mike Sandbothe: Pragmatische Medienphilosophie.

Grundlegung einer neuen Disziplin im

Zeitalter des Internet. Weilerswist, Velbrück

Wissenschaft 2001. 25,05 Euro

Subjekte hören Radio

Dieses Buch ist eine Studie, die Foucaults

Archäologie des Subjektes weiter

treibt und detaillliert an Radio

und Psychotechnik durchspielt, den

zwei Erscheingungsformen von Beginn

des letzten Jahrhunderts. Dominik

Schrage untersucht, auf welche

Weise sich die Formation "Subjekt"

mit dem Siegeszug des Radios und

dem der Psychotechnik bildet und interagiert.

Beides sind typische Techniken,

die in den 20er Jahren populär

gewesen sind und den Menschen,

wenn man das mal so sagen

darf, herausforderten, sich neu zu definieren.

Während die Psychotechnik

die Individualität testete, erlaubte das

Radio, subjektives Erleben kollektiv

hervorzurufen. Wichtig ist die Studie

nicht nur deshalb, weil sie profund

geschrieben ist, sondern vor allem,

weil dieses historische Wissen darum,

wie Technik und Subjekt sich aufeinander

beziehen, angesichts des PC

und des Internets, die zusammen einen

guten Teil Zeit erobert haben, einen

wappnet. Wappnet für die Frage

danach, wie wir uns durch das Internet

verändern oder wie das Netz an

uns andockt. Und einen wappnet für

die umgedrehte Frage. Die, wer das

ist, dieses Uns, denn, wie Monsieur

Derrida gerne schelmisch einwirft:

Noch nie ist jemand einem "Wir" im

Wald begegnet. Das mag stimmen.

Für andere Erlebnisse Zuschriften an:

debug Verlags GmbH, Stichwort: Das

Wir im Wald, Brunnenstr. 196, 10119

Berlin. [Mercedes Bunz]

Dominik Schrage: Psychotechnik und Radiophonie.

Subjektkonstruktionen in artifiziellen

Wirklichkeiten 1918-1932. München, Wilhelm

Fink Verlag 2001, EUR 34,76

Künstliches Leben

Noch bis in die Achtziger wurde die

"Künstliche Intelligenz"-Debatte

mit großer Leidenschaft geführt. Mit

dem PC und dem Internet ist die

Technologie vertrauter geworden

und die Angst vor den Maschinen

hat sich verschoben, vielleicht sogar

verringert, denn schließlich hat jetzt

jeder eine künstliche Intelligenz am

Arbeitsplatz oder sogar zu Hause.

Um so überraschender ist, dass Olaf

Kaltenborn mit dem etwas pathetisch

klingenden Titel "Das Künstliche

Leben. Die Grundlagen der Dritten Kultur"

eine sehr interessante und aktuelle

Studie zur KI vorgelegt hat. Vielleicht

gerade, weil Kaltenborn Politikwissenschaftler

ist und nicht Philosoph,

gelingt es ihm in seiner Dissertation

über die klassische Leib-

Seele-Debatte hindurch und darüber

hinaus zu steigen, hinaus zu dem

produktiven Ansatz, die KI als

Machttechnik zu untersuchen. Auffallend:

auch in dieser Arbeit kommt

an Foucault keiner vorbei. [Mercedes

Bunz]

Olaf Kaltenborn: Das Künstliche Leben. Die

Grundlagen der Dritten Kultur. München,

Fink 2001, EUR 34,77


theorie [33] de:Bug 055 | 0102

Zwischen Kino und Komputer

Lev Manovich

Das Medienformat als kulturelles Tool: Der russische Medientheoretiker Lev Manovich blickt

auf das Digitale durch die Kameralinse des Films. Im historische Vergleich pirscht er sich an die

neuen kulturellen Formen des Digitalen heran. Sein erstes Buch über "die Sprache der Neuen

Medien" ist gerade auf englisch erschienen.

servicepoint

Geboren 1960 in Moskau, emigrierte Lev Manovich

vor 20 Jahren in die USA und arbeitet

seitdem dort als Programmierer, Künstler und

Designer mit Computern. Zu seinen Kunstprojekten

zählen Installationen, Filmprojekte und

Softwareapplikationen. Daneben unterrichtet er

als Associate Prof für Visual Arts an der University

of California.

Aktuelles Buch: The Language of New Media,

The MIT Press, 2001, DM 79,25 [EUR

40,52]

www.manovich.net

text: verena dauerer | vdauerer@t-online.de | stefan heidenreich

DeBug: In Ihrem Buch bezeichnen Sie

Software als neue symbolische Form der

Gesellschaft...

Lev Manovich: Bei der Definition beziehe ich

mich auf den Kunsthistoriker Erwin Panofsky, der es

von Ernst Cassirer adaptiert hat. Er schrieb darüber,

wie die Zentralperspektive in der Renaissance die

Weltsicht der bourgeoisen Gesellschaft verkörpert hat.

Ähnlich denke ich, dass Programme die Gesellschaftsstruktur

verkörpern. Der Computer ist nicht einfach

ein kulturelles Tool für Repräsentationen, er ermöglicht

erst die Informationsgesellschaft. Die Welt kann

aus dem hierarchischen Filesystem geformt werden

oder aus der hierarchielosen Struktur von HTML.

DeBug: Was kann ein freies Betriebssystem

für die Gesellschaft bedeuten?

Lev Manovich: Ich bin angesichts der Forderungen

skeptisch, die im Namen der Open Source gemacht

wurden. Ein Beispiel dafür, wie sich politische

Ideen seit den 60ern verändert haben. Die

globale Idee der Befreiung der Gesellschaft, wie sie

der Marxismus verfolgt, wurde zur Mikropolitik für

lokale Veränderungen. Wo ist da der große Unterschied?

Ob die Gesellschaft freie Software benutzt

oder nicht, ändert nichts an ihr. Seit den 80ern

hatten wir endlose Diskussionen über den Postmodernismus

und eine neue kulturelle Logik. Es

scheint, als ob es in unsere Kultur weniger um originäre

Kreation geht und mehr um Aneignung, um

Wiedergebrauch, um Remix. Wir reden über eine

konzeptuelle Sprache mit Begriffen, die in sich nicht

befriedigend sind. Open Source könnte uns ein

neues Set an intellektuellen Begriffen liefern. Es

wird interessant, wenn da über neue Lizenztypen

geredet wird.

DeBug: Was ist das Konzept Ihrer "Info-

Ästhetik"?

Lev Manovich: Ich vermute, dass sich die heutige

Ästhetik in den 20er Jahren etabliert hat. Damals

wurde nach einer neuen Ästhetik für die Industriegesellschaft

gesucht. Im Bereich der Kultur

konnte man sie nicht finden, weil sich dort alles um

Ornamente drehte. Also trug man Industriedesign

ins tägliche Leben und in die Kunstwelt hinein.

Heute geht es uns ähnlich. Ästhetik definiere ich als

Repräsentation der Welt im kulturellen und logischen

Sinn - und als Informationsstruktur, die

man in der Software und im Alltagsgebrauch des

PCs findet. Ich arbeite an der Installation "Soft

Cinema", die nächstes Jahr in Karlsruhe im ZKM

zu sehen sein wird. Sie beschäftigt sich mit der

Filmästhetik der multiplen Bildschirme mit multiplen

Informationsströmen, wie man sie im Fernsehen

bei den Financial News findet. Ich möchte

wissen, ob sich diese Ästhetik mit der des Erzählkinos

verträgt.

Bei "Info-Ästhetik" geht es mir auch um Telekommunikation,

um die ganze Aufregung um Handys,

Newsgroups und Chats und dem PC als Träger des

Informationsnetzes. Der Zugang zu Informationen

und die Telekommunikation sind kulturelle Formen,

bei denen faktisch keine neuen Objekte entstehen.

Das ist der Unterschied zur traditionellen

Kultur, in der der Autor ein Werk schafft, das vom

Was geschieht, wenn nach Roman und Kino nun die

Datenbank zur kulturellen Form wird?

Publikum konsumiert wird. Wenn zwei Leute

chatten, ist das eine kulturelle Form.

DeBug: Sie sprechen von multiplen

Bildschirmen, sind die Frames bei CNN

eine neue Art der Montage?

Lev Manovich: CNN benutzt nicht wirklich

Montage. Die Idee dabei ist, individuelle Teile zu benutzen,

die zusammen eine Gestalt ergeben. Die

Ästhetik der Montage bedeutet von Eisenstein bis

MTV, die Elemente so zu positionieren, dass sie in

gegenseitigen Konflikt treten. Auf Webseiten und im

Fernsehen geht es dagegen um Zugabe von Informationen.

Man nimmt ein Textelement und erweitert es

durch Bilder und virtuellen Raum. Das ist ein anderes

Konzept als bei der Montage, bei der eine einzelne

Botschaft durch Elemente und ihre Positionierung

in Raum und Zeit kommunizieren soll. Heute aber ist

Effektivität für Information immer wichtiger, also

wie man immer mehr Infos simultan über einen Datenstrom

transportieren kann.

DeBug: Ist "Time Code" von Mike Figgis,

der die Kinoleinwand in vier Frames

unterteilte, eine Umsetzung davon?

Lev Manovich: Ja, er ist einer der wenigen Versuche,

sich dem zu öffnen, was durch die Digitalkamera

möglich wurde. Die Zuschauer sind irgendwie

verwirrt, aber wenn man auf CNN

schaut, bekommt man genauso vier bis sechs verschiedene

Informationsströme. Die Frage ist nicht,

wie viel Infos man erhält, sondern welche Erwartungen

man daran hat. Dieselbe verwirrte Person

aus dem Zuschauerraum hat kein Problem, am

Computer zwanzig Fenster und fünf Programme

gleichzeitig offen zu haben, weil sie das von einer

interaktiven Kultur erwartet.

Lev Manovichs Buch:

"The Language of New Media"

Wer sich regelmäßig den Postings in

links-intellektuellen Medien-Mailinglisten

wie Nettime oder Rhizome aussetzt,

dem wird der Name Lev Manovich schon

seit Mitte der 90er Jahre untergekommen

sein. Fast alles, was er schreibt, hat er dort

gepostet, darunter auch manche Texte,

die nun überarbeitet in seinem neuen

Buch auftauchen. Unter dem eigenartigen

Oberbegriff "Sprache" verspricht Lev

Manovich etwas vorzulegen, das Medientheorie

bislang weiträumig umgangen hat:

"the first systematic and rigorous theory of

new media", wie es im Klappentext des

Buches heißt. Dass er entlang der historischen

Parallele zwischen der Entwicklung

von Kino und Computerkultur vorgeht,

führt ihn manchmal zu zweifelhaften Ansichten

- etwa der von der Computergrafik

abgeleiteten Überschätzung von 3D-

Abbildungen. Der Anfang vermittelt trotz

Systematik nicht wirklich einen

Überblick, sondern reicht gerade aus, um

eine Reihe von Unterkapiteln zu generieren,

in denen Manovich von der Filmtheorie

bis zur Geschichte der Computer

viel Bekanntes nacherzählt. Die meisten

seiner Details hat man im Gemurmel populärer

Medientheorie schon einmal

gehört und wie dort üblich werden politische

und ökonomische Zusammenhänge

weitgehend ausgeblendet. Die spannenderen

Ideen bleiben halb ausgeführt und

man hat den Eindruck, Manovich würde

sich davor scheuen, die Konsequenzen

seiner eigenen Systematik zu formulieren.

Was heißt es, am Computer zwischen

Zuständen von Repräsentation und Aktion

zu switchen? Was geschieht, wenn nach

dem Roman und dem Kino nun die Datenbank

zur kulturellen Form wird? Was

folgt daraus, wenn Datenstrukturen und

Algorithmen zur ontologischen Bestimmung

von Datenobjekten werden - also

festlegen, was sie wesentlich sind? Ja, was?

15. Stuttgarter Filmwinter

Festival for Expanded Media

17.-20. Januar 2002

Film. Video. New Media. Installation. Performance.

Lecture. Digital Music. Internationaler Wettbewerb

für Film und Video Internationaler Wettbewerb für

Neue Medien Rahmenprogramme & XML (Expanded

Media Lounge) Ausstellungen und Workshops

Festival: 17.-20. Januar 2002 Warm Up: 10.-16.

Januar 2002 Veranstaltungsorte: Filmhaus. Kleine

Schalterhalle im Hauptbahnhof. Treffpunkt Rotebühlplatz

Kontakt: Wand 5 e.V. Stuttgarter Filmwinter

Friedrichstr. 23/A 70174 Stuttgart Germany Phone

+49-711-226 91 60 Fax +49-711-226 91 61

e-Mail wanda@wand5.de www.wand5.de

www.filmwinter.de

In Zusammenarbeit mit: Hoppe-Ritter Kunstförderung


de:Bug 055 | 0102 [34]

musiktechnologie

Alle Laptops auf die Bühne

Abletons Sequencing Instrument "Live"

"Live" ist ein völlig neuartiger Softwaresequencer, der den Umgang mit Audiomaterial

auf der Bühne wie auch im Studio revolutioniert und als erstes Produkt konsequent

zuende denkt. Kein Wunder, können doch zwei Hauptentwickler und Ideengeber,

Gerhard Behles und Robert Henke aka Monolake, auf jahrelange Erfahrung

im Umgang mit mobilen Rechnern auf Bühnen zurückblicken.

text: thaddeus herrmann | thaddi@de-bug.de

Hand aufs Herz. Ich kann mich an

kaum ein Softwareprodukt erinnern,

über das im Vorfeld seiner

Veröffentlichung soviel gemutmaßt

und spekuliert wurde. Das könnte

mit einer geschickten Marketingstrategie

zu tun haben oder aber mit der

schlichten Tatsache, dass hier Großes

passiert. Zeit wird‘s ja auch. Denn

die Misere der elektronischen Livemusik

wird eher schlimmer als besser.

Die Softwaretools, die ein komfortables

Arbeiten im Studio garantieren,

stellen einem live aufgrund

Break, Fläche oder

Einzelsample...alle Sounds sind perfekt

im Timing. So wie man sich das

immer gewünscht hat. Live arbeitet

in zwei Environments, dem Arrangement,

das genau wie die Timeline

eures Lieblingssequenzers funktioniert,

also die einzelnen Spuren mit

ihren Wellenformen anhand einer

Timeline darstellt, und der Session-

Darstellung, die wiederum an die

Mixereinheiten von Logic oder Cubase

erinnert. Jeder Track hat einen

Kanalzug, komplett mit Volume,

Stottern, die Timestretch-Programmierung

ist Nobelpreis-verdächtig.

Doch eigentlich fängt der Spaß hier

erst richtig an.

Schwimmen im Wellen-Pool

Denn wenn nun alles läuft, kann

nicht nur mit Hilfe von Effekten an

den Samples gebastelt werden, auch

die Samples selber können bei laufendem

Betrieb angegangen werden.

Für jeden Sound steht eine Darstellung

der Wellenform zur Verfügung,

mit deren Hilfe man Start- und

auf ein baldiges Update zu hoffen.

Ansonsten lässt sich Live problemlos

per Midiclock synchronisieren, Faderboxen

sind auch kein Problem

(ohne OMS läuft wie immer gar

nichts auf dem Mac) und sämtliche

Befehle lassen sich auf Hotkeys oder

Tasten anderer Einheiten legen.

Darf ich auch?

Gerne. Vorausgesetzt, dein Rechner

ist schnell genug. Aber auch hier ist

Live nicht wirklich gierig, sprich, ein

einigermaßen neuer Rechner sollte

Mit "Live" bleibt die (Midi-) Hardware zu Hause, mit kommt nur Laptop,

Faderbox und vielleicht noch einem Effektgerät.

servicepoint

Kannst du

das mitschneiden, bitte?

Kein Problem. Nie war das Aufnehmen

eines Livesets oder einer Session

so einfach. Knopf drücken und

los. Live zeichnet alles auf. Das Anund

Ausschalten von Samples, das

Umschalten zwischen Scenes und

selbstverständlich auch jede Fader-

Bewegung merkt sich Live. Außen

vor bleibt hier lediglich das Einfügen

von Samples aus dem Browser und

die Aktivierung / Deaktivierung von

Effekten. Die Effekt-Automation

erfolgt direkt im PlugIn-Fenster und

nicht etwa über eine umständliche

Bus-Automation wie bei Logic Audio.

Hier kommt jetzt die zweite

Ebene von Live ins Spiel, das Arrangement.

Ist die Aufnahmefunktion

einmal aktiviert, wird das fröhliche

Jammen auf der Timeline "mitgeschnitten",

sodass hinterher munter

editiert, gekürzt oder verändert werden

kann. Auch im Arrangement

steht eine Loopfunktion zur Verfügung.

Gefällt ein Abschnitt der Aufnahme

besonders gut, kann man ihn

in die Session zurückschmeißen und

dort weiter editieren, Compare-

keine Probleme mit dem Programm

haben. Auf meinem Powerbook G4 /

400 Mhz konnte ich auf jeden Fall

reichlich Samples und vor allem PlugIns

übereinander schichten. Die

Audioengine läuft extrem stabil und

Katastrophen sind nicht zu erwarten.

Dann fang ich jetzt an

Bemängeln kann man immer Dinge,

deshalb muss man es noch mal ganz

laut brüllen: Die Version 1.0 ist bereits

so überzeugend, dass sich die

ihrer Architektur eher ein Bein und

so drücken viele (User) dann abends

auf der Bühne einfach die Start-Taste

und schauen ihren Audiofiles

(keine Samples, natürlich ganze

Tracks) interessiert zu, wie sie brav

von der Festplatte streamen, und erklären

ein Hall-PlugIn zum Nabel

der Welt oder aber (beneidenswerte

Freaks) haben sich in Max oder Supercollider

ihre eigenen livetauglichen

Sequencer gebaut, die den freien

Umgang mit Audiosamples bei

laufendem Betrieb erlauben und

möglich machen. Denn das ist ja die

Idee des Ganzen: Ich lass meine

(Midi-) Hardware zu Hause und

komme mit Laptop, Faderbox und

vielleicht noch einem Effektgerät.

Das passt bequem in die Tasche und

ich kann mit dem Nachtbus nach

Hause fahren.

Es war live

und ich war es auch

Und es gab keine Dropouts, sogar

unterschiedlich schnelle Samples

haben plötzlich wunderbar synchronisiert

gerockt. Das große, bahnbrechende

Novum an Live ist die Time-

Warp Engine, die alle benutzten Audiofiles

zunächst einer Analyse unterzieht

und sie an das gewählte Mastertempo

angleicht, selbstverständlich

bei laufendem Betrieb. Egal, ob

Pan und Sends. Diesen Spuren werden

per Drag & Drop aus dem Browserfenster

Audiosamples zugewiesen

(AIFF oder WAV), die, einmal

aktiviert, als Loop oder als One-

Shot Samples zu spielen beginnen.

Jedem Track (vertikal) können eine

beliebige Anzahl von Samples zugeordnet

werden, hören kann man

aber immer nur einen. Die verschiedenen

Ebenen der Tracks sind am

ehesten mit Patterns zu vergleichen,

zwischen denen mit einem Klick

umgeschaltet werden kann. Innerhalb

der horizontalen Ebene (den

Scenes) lassen sich selbstverständlich

so viele Samples gleichzeitig abspielen

wie man will. Ebenfalls per Drag

& Drop können den Tracks PlugIns

zugewiesen werden. Die Version 1.0

wird bereits mit einer Reihe eigens

für Live entwickelter Plugs ausgeliefert.

Zur Verfügung stehen zur Zeit:

4-Band EQ, Autofilter, Grain-, Filter-

und PingPongdelay, Chorus,

Compressor und Vinyldistortion,

weitere sind in Vorbereitung. VST-

Effekte werden ebenfalls problemlos

akzeptiert. Allein diese wenigen Features

würden schon ein fröhliches

Rumjammen garantieren. Sample

an, Sample aus, Effekt hier und da,

umschalten zwischen Szenen, dann

wieder ein neues Sample aus der Bibliothek

dazu, kein Rumpeln und

BEWERTUNG: •••••

SYSTEMVORAUSSETZUNGEN:

Mac: G3, 128 MB, ab System 8.6

PC: 300 MHz, 128 MB, Windows 95 /

98 / NT 4.0 / 2000 / XP

PREIS: EUR 349.-

DEMODOWNLOAD:

www.ableton.com

Endpunkt des Samples beliebig neu

festlegen, oder aber die Datei stauchen,

strecken oder mit Hilfe des

Offsets manipulieren kann. Rhythmische

Verschiebungen und knusprige

Artefakte lassen sich so ganz

intuitiv in das Set einbauen. Hilfreich

dabei sind die Warp-Marker,

die bei der File-Analyse automatisch

gesetzt werden, ähnlich wie bei Recycle.

Die Samples werden so in Abschnitte

unterteilt, die sich an den

Peaks orientieren. Die Snaredrum

eines Drumloops kann auf diese

Weise auf File-Länge gedehnt werden.

Alle bearbeiteten Einzelsamples

können selbstverständlich in neuer

Fassung abgespeichert werden. Ein

Mikro-Bounce sozusagen.

Funktion zwischen der ursprünglichen

Version und dem erneuten

Edit inklusive.

Der Rest der Welt

Das klingt alles wunderbar, doch

spricht Live auch mit dem Rest meines

SetUps? Und welche Treiber

funktionieren überhaupt? Unter

MacOS kann Live mit dem Soundmanager

betrieben werden oder

aber mit ASIO-Treibern, das heißt:

auch Soundkarten mit mehreren

Outputs werden unterstützt. So ist

Live auf einem Powerbook mit einer

Emagic emi 2|6 zum Beispiel ein

perfektes Team. Sogar das Vorhören

von Samples über einen separaten

Kopfhörerausgang ist möglich. Unter

Windows wird zusätzlich noch

MME und DirectX unterstützt. Im

ReWire-Betrieb können derzeit nur

Befehle empfangen werden. Hier ist

Programmierer voll und ganz auf

Detailverbesserungen, neue PlugIns

und sinnvolle, neue Features konzentrieren

können. An Anregungen

sollte es da nicht mangeln. Die Unterstützung

weiterer File-Formate

steht hoffentlich oben auf der Liste,

die Möglichkeit, Live auch als Master

in einem größeren SetUp zu verwenden...klar

sind das Dinge, die früher

oder später kommen müssen. So wie

sich Live jetzt aber bereits präsentiert,

lässt sich großartig arbeiten.

Die Oberfläche ist angenehm aufgeräumt

und übersichtlich, erspart einem

die ach so trendigen Peinlichkeiten

und dürfte im Livebetrieb

demnächst hinter verdammt vielen

Äpfeln und Laptops ackern. Killer.

Und der Preis von EUR 349 geht

mehr als in Ordnung.


musiktechnologie

[35] de:Bug 055 | 0102

Legendäre Juckelbude emuliert

Native Instruments FM7

Und wieder emuliert Native Instruments einen der legendären Synthies aus den

80ern originaler und praktischer als zu Mantronix-Zeiten. Nur der Umhängegurt fehlt

naturgemäß, aber leider.

text: benjamin weiss | nerk@de-bug.de

FM7 emuliert den legendären DX7

von Yamaha (inklusive sämtliche Ableger

wie DX11, 21, 27, 100, usw.),

dessen cleane Rhodes Glocken und

anderen Presets (die damals vor allem

als extrem naturidentische Emulationen

wahrgenommen wurden) den

Popsound der Achtziger prägten.

Übersicht

Wie bei Native Instruments üblich,

kann der FM7 in VST eingebunden,

aber auch als Stand Alone verwendet

werden. Die Schnittstellen: Macseitig

unterstützt FM7 VST 2.0, Asio,

Direct Connect, MAS, FreeMidi

und den SoundManager, auf der

PC-Seite VST 2.0, Asio, DXi, MME

und DirectSound. Dass die DX-Serie

vor allem mit den Preset Sounds

des DX 7 bekannt wurde, liegt unter

anderem auch daran, dass die FM

Synthese für viele User zu komplex

war, um ihre Möglichkeiten, die weit

über das Emulieren von allseits Bekanntem

hinausgehen, voll auszuschöpfen.

Das lag auch an der mitunter

extrem kryptischen Bedienung des

DX7 und seiner Geschwister. Um

dem abzuhelfen, wurden im Laufe

der Jahre etliche Software Editoren

geschrieben, deren Features größtenteils

im FM7 eingebunden wurden.

So gibt es eine Art Übersetzung der

wichtigsten Parameter in der Easy

Edit Page, mit der auch diejenigen,

die keine Lust oder Zeit haben, sich

mit dem Thema FM näher zu beschäftigen,

schnell und einfach mit

bekannten Parametern wie ADSR

oder Brightness Sounds manipulieren

können.

Native Instruments ist mit dem FM7 wieder einmal

ein Meilenstein in der Softwaresynthese gelungen.

Aber der Reihe nach:

Die Oberfläche entspricht zunächst

einem Original der DX Serie. In der

Navigationsleiste befinden sich die

einzelnen Pages für die sechs Operatoren,

die beim FM7 mit A bis F bezeichnet

sind und je 32 Wellenformen

bieten. Dazu kommen noch

drei weitere Operatoren mit den

mysteriösen Bezeichnungen X, Z

und In. Operator X ist eine Art erweiterte

Distortion Unit, ein Feature,

das die DX Originale nicht hatten:

hier kann in einer Kombination

aus Rauschgenerator und Saturator

eine zusätzliche Verzerrung erzeugt

werden. Operator Z ist schlicht

und ergreifend eine Multimodefiltereinheit,

will sagen, zwei Filter lassen

sich variieren und sind stufenlos

zwischen seriell und parallel schaltbar.

Ein weiteres, grundlegend neues

Feature ist der Operator IN, mit

dem sich externe Signale an verschiedenen

Stellen in das Signal integrieren

lassen. Dabei kann der

FM7 nicht nur als Effektgerät dienen,

externe Signale können auch in

die Modulation eingebunden werden,

was die Möglichkeiten der

Klangformung enorm erweitert. In

der Lib-Sektion lassen sich die Presets

laden und speichern, darüber

hinaus besteht die Möglichkeit, Sys-

Ex Sound Daten von DX Synthesizern

zu laden, was dem FM7 die wohl

größtmögliche Soundbibliothek

eröffnet, ist das Netz doch gepflastert

mit Seiten, auf denen man sich diese

herunterladen kann. Dazu kann

eine Randomize Funktion separat

wahlweise sechs verschiedene Parameterbereiche

oder alle Parameter

per Zufall ändern. Die Easy Sektion

übersetzt die wichtigsten klangformenden

Werte in ein Set von einfach

zu verstehenden Reglern: Timbre

(Brightness, Harmonic, Detune,

Envelope Amount, Veloxcity Sensitivity),

Timbre Envelope (mit Attack,

Decay, Sustain und Release), LFO

(Rate, Vibrato, Timbre, Tremolo),

Output (Volume, Stereobreite, Velocity

Sensitivity) und Amplitude

Envelope (auch hier wie bei Timbre

Envelope ADSR). In der Master

Sektion kann die Stimmenanzahl

(und die der Unison Voices mit Detune)

eingestellt, sowie das Delay, die

Lautstärken von Input und Output,

Tiefpass und Hochpass sowie Tuning

und Modulation definiert werden.

Die Modulationsmöglichkeiten des

FM7 offenbaren sich in der Modulationsmatrix,

die schier unendlichen

Modulationswahnsinn bereitstellt:

alle neun Operatoren können völlig

frei verschaltet werden, was nicht nur

in zwei Richtungen geht, sondern

servicepoint

BEWERTUNG: •••••

SYSTEMVORAUSSETZUNGEN

Mac: MacOs 8.6, G4 400, 64 MB RAM

PC: Windows98, Pentium III 450 MHz,

64 MB RAM

PREIS: EUR 255,13 (499,- DM)

INFO: www.native-instruments.de

auch mit ein und demselben Operator

als Feedback Schaltung. Die

Übersicht geht durch die wohldurchdachte

grafische Oberfläche dabei nie

verloren, ein echtes Killer Feature!

Performance,

Bedienung und Sound

Die Performance ist sehr gut, selbst

komplexe Schaltungen mit vielen

Stimmen (die in der realen Hardware

DX/FM-Welt bis heute nicht

vorhanden sind) werden mit verhältnismäßig

wenig CPU Power erreicht;

aufgrund der aufwendigen Algorithmen

empfiehlt sich macseitig aber

auf jeden Fall ein G4. Die Bedienung

ist, hat man sich mit der

grundlegenden Funktionsweise der

DX Serie auch nur peripher beschäftigt,

sehr logisch und übersichtlich.

Für alle anderen bietet sich ja

auch noch die Easy Page an, mit der

sich die grundlegenden klangformenden

Parameter schnell und einfach

steuern lassen. Der Sound ist

perfekt, sieht mal mal davon ab, dass

die Anti-.Aliasing Features der DX

Familie (die eigentlich Bugs waren)

noch nicht integriert sind, wobei

sich die Frage stellt, wer digitale Nebengeräusche

eigentlich braucht.

FM7 ist wohl auch der Softwaresynthesizer

mit der größten Klangbibliothek,

sind doch sämtliche DX

SysEx Daten, die es zuhauf im Netz

gibt, nutzbar. Insgesamt ist Native

Instruments mit dem FM7 wieder

einmal ein Meilenstein in der Softwaresynthese

gelungen, der schon in

der ersten Version (nein, das ist leider

nicht normal) prima funktioniert

und auf einigermaßen zeitgemäßen

Systemen auch keine über-

Freeware Arena 3- Ohmforce Frohmage

Im kalten Januar wärmt direkt aus der Festplatte der Multiband-Resonanzfilter der

Ohmforce Entwickler. Ganz umsonst und ganz fett.

text: benjamin weiss | nerk@de-bug.de

servicepoint

"OhmForce Frohmage" ist ein Freeware

PlugIn von den Distortion Freaks,

die schon OhmBoyz gemacht

haben. Im Prinzip ist Frohmage ein

Multiband Resonanzfilter, also ein

Tiefpassfilter, der parallel mit bis zu

sechzehn Bandpassfiltern geschaltet

ist, wonach das Signal noch, wer hätte

es gedacht, durch eine Distortion-

Einheit gejagt wird. Alle Einstellungen

können abgespeichert werden

und sind löblicherweise auch vollständig

automatisierbar. Zwischen

den Presets lässt sich in Sekundenabständen

eine Übergangszeit einstellen.

Aber jetzt zu den eigentlichen

Parametern: Zunächst gibt es den

Wert "Band". Hier kann definiert

werden, wie viele Bandpässe zugeschaltet

werden. Gleich darunter befindet

sich der Drehregler für das

Bandspacing, mit dem der Abstand

zwischen zwei nebeneinanderliegenden

Bändern geregelt wird. Der

dicke Regler gleich rechts daneben

dient der Cutoff-Frequenz, die

wahlweise in Hz oder Noten angegeben

werden kann. Links unten befindet

sich der Resonanzregler, in

der Mitte ein Schieberegler mit der

Bezeichnung "Tone". Er dient der

Einstellung des Lautstärkeverhältnisses

zwischen Tiefpassfilter und

den Bandpassfiltern; ganz nach links

gedreht ist nur der Tiefpassfilter

hörbar, ganz nach rechts gedreht nur

die Bandpassfilter. Rechts neben

Tone kommt "Evolution", womit eine

Verzögerung der Bänder realisiert

werden kann. In der Mittelstellung

PLATTFORMEN:

DirextX/VST/WinAmp für PC,

VST für MacOs, VST für BeOs

DOWNLOAD: www.ohmforce.com

GRÖßE: 1.2 MB

findet keine Verzögerung statt, je

weiter nach links gedreht wird, um so

mehr werden die tiefen Bänder verzögert,

gleiches gilt im Umkehrschluss

für die hohen Bänder beim

Drehen nach rechts. Schließlich ist

da noch "Distortion Amount" (für

den Grad der Verzerrung) sowie ein

Kippschalter der die Distortion

Hier lernt die konkurrenz, wo der hammer hängt.

wahlweise auf das Gesamtsignal oder

nur auf den Tiefpassfilter routen

kann. Neben der schon von Ohm-

Boyz bekannten fetten Distortion

(meiner Meinung nach die bestklingendste,

die es momentan als Software

gibt), ist auch der Filter klangtechnisch

erste Qualität. Die Oberfläche

ist gut durchdacht und einfach

zu verstehen und die Performance

erfreulich genügsam, was den Prozessor

angeht. Kurz: ein weiteres

Freeware PlugIn, das der kostenpflichtigen

Konkurrenz zeigt, wo der

Hammer hängt.


gewinnen | gewonnen

goto | verlosung

GEWINNER FREITAG-TASCHEN I:

Stolze Freitag Taschen Besitzer und glückliche

Freitag-Buch Leser sind nun: Martin

Setzke (Berlin), Gabimarie Cissek (Berlin),

Florian, Dettmer (Oldenburg), Moni Friebe

(Offenbach), Daniel Galandi (Freiburg)

und Maika Harkentahl. Viel Spaß.

goto im Januar

text: Anne Pascual | miu@de-bug.de

tasche gewinnen II

Mit dieser Tasche wirst du alt. Compost, das

Nu-Jazz Label, dem die Fusion und Broken

Beats Headz vertrauen, spendiert in weihnachtlicher

Großzügigkeit eine ihrer slicken

und widerstandsfähigen dunkelblauen DJ-

Plattentaschen. Multipler Stauraum in unzähligen

Fächern bietet auch für den letzten

Krümel Platz. Als Dreingabe gibt es ein

khaki Compost T-Shirt in Large und eine

Vinylversion der Future Sounds of Jazz

Vol.8 Compilation. Also schnell eine Karte

unter dem Stichwort "Ich will den Compost-Haufen"

an uns. DEBUG Verlags

GmbH, Brunnenstr. 196, 10119 Berlin.

17. Chaos

Communication Congress

Berlin, 27.bis 29. Dezember 2001

Auf und unter dem Weihnachtsbaum

hervor gekrochen, denn kurz

vor dem Jahreswechsel wird es

höchste Zeit, sich den Nerds,

Hackern, den Sicherheits-Experten

oder Netz-Künstlern zu zuwenden.

Doch im Gegensatz zu

den "Chaos Computer Club"-

Kongressen in der Vergangenheit

soll dieses Jahr nicht nur die

deutschsprachige und hackende

Bevölkerung nach Berlin kommen,

um während interaktiver Workshops

und praktischen Vorführungen

etwas von Constraint based

Routing, Krypto-Politik, Reverse

Engineering oder anderen Verschwörungstheorien

zu hören. Es

wird international.

www.ccc.de/congress

15. Filmwinter

Stuttgart, 17. - 20. 01.2002

Weil es jetzt im Winter immer schon

so früh dunkel wird, kann man sich

getrost in den dunklen Kinosaal

setzen und stundenlang Filme ansehen.

Gelegenheit dazu bietet die

Retrospektive der Dokumentarfilmlegenden

Donn Allan Pennebaker

und Chris Hegedus. Wem das

nicht so liegt, der entdeckt dort

auch Webprojekte und Performances,

die sich um Migration und

Identität drehen. Die Veranstalter

versprechen jedenfalls ein Programm,

das sich im Spannungsfeld

pathetischer Theatralik und sprödem

Minimalismus bewegt. Was will

man mehr. Ab 10. Januar beginnt

bereits das WarmUp und die Ausstellung.

www.filmwinter.de

media.lounge

Stuttgart, 22.01.2002

Wieder in Stuttgart tagt an der

Hochschule der Medien die zweite

"media.lounge", Diesmal wird

über das Verhältnis zwischen Medien

und Wirtschaft geplaudert. Der

Live-Talk wird auch im Netz übertragen,

zu hören sind hochkarätige

Vertreter - der FDP-Wirtschaftsminister

Baden-Würtembergs

Walter Döring, Ingenieur Berthold

Leibinger, der aus einer schwäbischen

Maschinenfabrik ein Weltprojekt

machte, Autor Günter Ogger

vom lustigen Buchtitel "Nieten

in Nadelstreifen" und andere wie

Helmut Werner, Erwin Staudt, etc.

Ökonomisches Übergewicht für

sich genommen.

www.hdm-stuttgart.de/media.lounge

AIM [Art in Motion] III

Los Angeles, 26. Januar bis April 2002

Am 26.01.2002 startet an der

School of Fine Arts der University

of Southern California [USC] eine

Vortragsreihe, die viel in Bewegung

setzen will. Künstler, Medienschaffende

und Technologieanhänger

werden hier gemeinsam untersuchen,

welche Phänomene der Globalisierung

ihnen über den Weg

laufen und wie sie ihnen begegnen.

Dazu sprechen Natalie Jeremijenko,

Coco Fusco, Rafael Lozano-

Hemmer, Paul Miller. Und Studenten

aufgepasst: bis zum

15.01.2002 können noch Beiträge

für den Wettbewerb eingesandt

werden, die dann während des Abschlusssymposiums

ausgestellt werden.

www.usc.edu/dept/matrix/aim

Digital Rights

Management

Berlin, 29. und 30. Januar 2002

Wer sich für den Vertrieb von

Musik, Film und Text im Netz

und andere Geschäfts- und Nutzungsmodelle

einsetzt und deswegen

mehr u.a. über den Schutz

der Interessen von Urhebern wissen

möchte, geht da hin. Denn

hier erfährt er aus Expertenmund

etwas über technologische, rechtliche

und politische Lösungsstrategie

im Umgang mit digitalen

Gütern vor dem Hintergrund der

europäischen Urheberrechtsrichtlinien.

Die Referenten stammen

aus der Content-Industrie,

von Verwertungsgesellschaften,

von Unternehmen der Informations-

und Kommunikationstechnologie,

aber auch Datenschützer,

Politiker, Künstler und Wissenschaftler

werden Stellung beziehen.

www.digital-rights-management.de

abo

de:Bug.24.0699 36

nnement

alle de:Bugs vergriffen ?

zu anstrengend de:Bug zu jagen ?

unser monatsangebot

ein jahr de:Bug mit cd-prämie, solange

der vorrat reicht (merke: zahlungseingang entscheidet)

DEBUG Verlags GmbH Brunnenstrasse 196 _ 10119 Berlin

fon 030 2838 4458 email: abo@debug-abo.de

Deutsche Bank BLZ 10070024 KNr 1498922

hiermit bestelle ich 12 ausgaben de:Bug

inlands_abonnement

de:Bug für ein Jahr zum Preis von 25,05 EUR inkl. Porto und Mwst.

auslands_abonnement

de:Bug für ein Jahr zum Preis von 31,19 EUR inkl. Porto und Mwst.

De La Soul - Bionics

(Tommy Boy)

Das ist der zweite Teil von De La Souls Artofficial Intelligence Reihe.

Grundsätzlich sind sie natürlich unschlagbar, und hier sind

sie genau so im Club gelandet. Schöne Reime, netter Gospelgesang,

luftiger Lateinamerika Einfluss, fette Beats, Slick Rick und in

allem noch immer Soul.

Elektronische Musik - Interkontinental

(Traum)

Das Label von RRR und Anima aus Köln sammelt auf ihrer neuen Compilation

Tracks von Akufen, SCSI9, M.I.A., Fairmont, Process, Philippe

Cam, Miss Dinky, Waki, Tomas Jirku und anderen quer über den

Globus verstreuter Ausnahmeacts elektronischer deeper Musik und

setzt damit Standards für das Jahr 2002 zwischen Minimalismus und

Ambient.

geschenk_abonnement

de:Bug für ein Jahr für eine ausgewählte Person („Beschenkt“-Feld beachten!)

Ich zahle per bankeinzug

Ich zahle mit Verrechnungsscheck

kto-nr

geldinstitut deines vertrauens

blz

Ich zahle durch Überweisung

Drexciya - Harnessed The Storm

(Tresor)

Er ist und bleibt eine Legende. Nachdem einige Platten von vermeintlichen

Drexciya Mitgliedern in den letzten Monaten die Runde

machten, hier nun endlich das Follow-up zu letzten Tresor LP. Wahnwitzige

Electrotracks mit endloser Tiefe auf der Suche nach neuen

digitalen Ufern für die Kämpfer der Utopie.

beschenkte/r

straße

dein name

straße

Enforcers 4 - Battle of the Breaks

(Reinforced)

Reinforced läutet die nächste unwiderstehliche Phase ihrer Second

Wave of Drum and Bass ein. Zwei CDs voller Breaks, alter Sounds,

neuer Effekte, neuem Spass, alten und neuen Tricks sowie ein satter

Haufen Killertracks und Remixe alter Hits von Lemon D bis Digital,

von Paradox bis 4hero, von Total Science bis Alpha Omega. Gross.

Global Goon - Vatican Nitez

(Rephlex)

Global Goon ist so ein Wahnsinniger, dass man ihn schon des öfteren

mit dem Weihnachtsmann verwechselt hat. Nur 2 Platten bisher,

aber sein Ruf schallt von Estland bis Feuerland. Ein ganzer Haufen

Kleinkinderbilderbuchhymnen für alle, bei denen Party heisst, alle

Geschöpfe dieser Erde zum Durchdrehen zu bringen. Braindance

eben. Totally Rephlex.

01

02

03

plz / ort / land

email / fon

ort, datum, unterschrift 01

plz / ort / land

Coupon ausfüllen, Geschenk für sich wählen (1= sehr gerne, 2= kann ich noch hören, 3= gibt es

nicht die anderen noch?) und abschicken an: de:Bug Verlags GmbH, Brunnenstr. 196, 10119 Berlin

email / fon

Von dieser Bestellung kann ich innerhalb von 14

Tagen zurücktreten. Zur Wahrung der Frist genügt

die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.

25,05 EUR (Inland) oder 31,19 EUR (Ausland) auf das Konto de:Bug Verlags GmbH - Deutsche Bank.

BLZ: 100 700 24. KNR: 149 89 22 überweisen, Verwendungszweck und Namen auf der Überweisung

angeben oder als ehrlichen Verrechnungsscheck beilegen.

Akzeptieren: Falls man nicht spätestens 8 Wochen vor dem Abonnementablauf kündigt, wird es sich durch

funky Automatismus sehr wohl verlängern.


reviews

[37] de:Bug : 055 | 0102

Future Sound Of Jazz Vol.8

[Compost/PP Sales]

Was als NuJazz bezeichnet wird, ist in diesem

Fall ein Spaziergang durch ontologische Fusion-Landschaft.

Die kleinen und großen Meister

dieser Spielart treffen sich zwischen den

Orten, um den status quo dieser Landschaft zu

betrachten. Das reicht von Off-Beat-Epen

(Moonstarr, Slow Supreme), über Broken

Techno (Slope) bis hin zu eleganten Downbeat-Geschichten

(Soulpatrol, Kaos) und

improvisierten Jazzbeat (Butt 49). Als Großmeister

erweist sich Recloose, der aus den spacigen

Techno-Entwürfen eines Dan Curtin

souligen Detroittechno macht. Ashley Beedle

zaubert aus Shawn Lees "Happiness" eleganten

Hammond-Bossa-Vocal-House, Slopes „Para

Los Pinchas" ist deeper Broken Beat par excellence,

der auch Albert zum Headbangen einlädt.

Kaos verlässt die HipHop-Sphäre und

hinterlässt einen mystischen Downbeat-Track

mit einem bizarren Saxophon-Part. "Future

Sound of Jazz Vol.8" ist mannigfaltig in seinen

Konturen, aufgeschlossen für neue Spaziergänger,

die eher langsamer gehen, als sich von

postmodernen Datenautobahnen überrollen

zu lassen.

mk

••••

Aerospace Soundwise - Monologue

with Accompaniment

[Lucky Kitchen 013]

Todd Aeron Carter alias Aerospace Soundwise

bezeichnet sich als einsamen Poeten. Und

wenn einsame Poeten in großen Städten leben,

noch dazu in den USA, entsteht dabei meist

Melancholie. Carter hat über zehn Jahre mit

seinem DAT-Rekorder aufgezeichnet, wie sich

die Tapete bewegt und daraus Mehrspur-

Kompositionen gemacht. Manchmal wird das

von der schwebenden Fläche zum harschen

Geräusch oder verbleibt nur als leises Flickern.

Introvertiert aber dennoch mitteilungsbedürftig.

Eine sehr ruhige CD, die selten zu einem

Beat findet oder sich in den Vordergrund

drängt, aber eben die Präsenz zeigt von Dingen

wie Tapete, mit denen man schon lange den

Raum teilt, die aber immer wieder neu

betrachtet werden können. Erscheint mit tuffigem

3D Gummi-Puzzle (Geduld erforderlich)

in der Sparkling Composer Series.

http://www.luckykitchen.com

tasche

••••

compact disc

Elektronische Musik - Intercontinental [Traum Schallplatten]

Traum Schallplatten ist mitverantwortlich für die neue From von ambienter Musik, die in Köln entsteht, aber lässt sich darauf

bestimmt nicht reduzieren, denn die einzelnen Acts des Labels sind einfach zu eigensinnig. Process beginnt diese erste Zusammenstellung

von Traum-Tracks mit einem endlos atmenden digitalen Dub aus staubig weichen Sounds, Fairmont bezieht mit "Traum"

auf dem Dancefloor eine Stellung, die alles in eine ständig smoother werdende Eleganz taucht, die so nah klingt, als müsste man nach

ihr greifen, Philippe Cam dreht seine Runden in dieser Art akustischem Riesenrad, das seine Produktionen immer sind, minimal,

zeitlos wie ein verflüssigtes Ensemble aus Zahnrädern, die Techno bedeuten, Dinky wirft ihre Melodien aus wie Staub in einer unbekannten

Galaxie, M.I.A. lässt konkrete Grooves zu verwehenden Melodien hangeln, als könnten die Gesetze der minimalen Reduktion

nur zu dem Einen führen, leichter Zusammenhalt, Akufen plinkert den transeuropäischen Express als global-latinisierte Variante

des roten Planeten, Oxtongue aus Turin schwärmt in einer Post-Detroit-Welt von dem Leben akustischer Einzeller, Anton

Kubikov lässt die Bruchstücke von Klang in leichtem Nieseln explodieren, Broker Dealer aus San Francisco, auch das ein sicheres

Zeichen dafür, dass kaum ein Label die Grenzbereiche ambienter Clubmusik so genau auf den Punkt bringen kann wie Traum, sonst

würden sie sich hier nicht so sammeln, schreiten ruhig mit jedem neuen Takt weiter in die Tiefe der Harmonien, Tomas Jirku bringt

ein wenig Zen-Betrachtung der perlend bewegten Klänge und zum Abschluss verheißt Waki noch einem, das sich drehend verspielte

Glück der Wiederholung, die keine sein kann. Perfekte Platte mit einem dieser Quicktimevideos von Yvette Klein die in investigativ

endloser Kamerafahrt durch die Cutandpaste Welt der Erinnerung immer weiter in die Vernetzung der Bilder jenseits von Realitäten

der Zoowelt und dem eigenen Leben hineinzoomt.

www.traumschallplatten.net

bleed

•••••

Global Goon - Vatican Nitez [Rephlex]

Fangen wir mal vorne an. Rephlex begann, da wussten wir alle noch nicht wer eigentlich zum Teufel den Kids von heute erlaubt

selbst mit Bart noch Hip zu sein. Es begann mit den ersten Joyrex Platten, von denen man nicht so sehr nicht ahnte wer die nun

produziert hat, sondern vor allem nicht ahnte was das überhaupt für Musik sein könnte. Und so blieb es auch immer mit den

besten Platten auf Rephlex. Sie waren soetwas wie ein Ereignis, und das Ereignis war unwahrscheinlich aber nicht zu leugnen.

Ähnlich wie Weihnachten, weshalb auch die erste Global Goon (mit dem Reh auf dem Cover aber auch echt nicht so schwer) ständig

mit Weichnachten verglichen wurde. Global Goon folglich mit dem Weihnachtsmann und das hat ihm nichtmal geschadet,

weil man eh nicht wusste wer es war. Global Goon blieb ein Held. Und ist es immer noch. Aber warum ist Global Goon aka Jonny

Hawk ein Held? Weil er für etwas kämpft? Nö. Die Tracks von ihm waren immer viel zu weihnachtlich, und deshalb kommt auch

jetzt das neue Album von ihm raus. Musik die festlich klingt wie ein Zentner Plüsch, knarzig und weich an die ersten hymnischen

warmen Aphex-Zeiten erinnert, an die Melodien, die man pfeift, wenn man sein Gehirn auflöst und in die Umgebung versenkt,

damit jede Bewegung nur noch von außen verstanden werden kann, und man denkt, dass die Welt vielleicht nicht eins, aber

zumindest doch einig sein kann in dieser Welt von knuffigem Enthusiasmus für merkwürdig zerspilitterte aber immer an der

Grenze herumwinkende Eleganz. Elf Killertracks für jeden, der sich darauf verlassen kann, dass ein Sensorium nicht aus Brüchen

besteht, sondern aus einem ständigen Durchsickern von anderen Welten. Mystisch? Nö. Schön und so unglaublich einfach, dass

man sich nur noch gelöste Fragen stellt, ohne eine Antwort zu wissen.

www.vaticannitez.com

bleed

Bladder Flask - One Day I was so sad

that the Corners of my Mouth met &

everybody thought I was whistling

[Sonaria 5.01]

Die beiden Seiten einer dereinst auf 500

Exemplare limitierten lang spielenden Platte

aus dem Jahr 1981 wurden hier auf eine CD

gebracht. Zwei 25minütige Collagen von

Rupert Rupenus, welche beide sehr temporeich

arrangiert sind, wechselnde Stimmungen

thematisieren und sich aus geräuschhaften Elementen,

solchen stimmlicher Exkurse, klassischeren

Musikinstrumenten entlockten Tönen

und Radio-/TV-Samples zusammensetzen.

Beim Herumzappen geben sich all diese Stimmungen

munter die Klinke in die Hand und

generieren ein abstraktes Universum, das

einen dauernd in Bewegung hält und gerade

aufgrund seiner Kantigkeit in den Bann zu ziehen

vermag. Der zweite Teil wirkt strukturierter

und ist insofern 'musikalischer', als das zum

einen weitestgehend auf sprachliche Elemente

verzichtet wird und die einzelnen Versatzstücke

mehr ineinander verzahnt sind. Stellenweise

erinnert das an das Tohuwabohu zu Fütterungszeiten

im Zoo. Wie der Titel schon

andeutet eine sehr gelungene Thematisierung

des Phänomens Wahrnehmung.

http://www.sonaria.cjb.net

p_

•••••

A.F.R.I. Studios - Goodbye if you call

that gone [Lucky Kitchen 12]

Lucky Kitchen starten mit der "Sparkling

Composers Series" einen Seitenarm, in dessen

Rahmen die Aufnahmen von Andreas Franz

Krause aus seinem Kölner A.F.R.I. Studio

erscheinen. Studien, die sich akustischen Phänomen

annähern und bei denen es warm,

weich und geheimnisvoll zugeht. Bei genauerem

Zuhören geben sie an den entsprechenden

Stellen nach und fordern ein immer tieferes

Eindringen, ohne einen jedoch richtig an sich

ranzulassen. Trotz ihrer knapp neun Minuten

Länge bleiben sie schemenhaft und sind viel zu

früh vorbei. Gerade das Richtige in einer Jahreszeit,

wo manche Outdoor-Aktivität wegfällt

und wieder mehr Zeit zur Verfügung steht.

Zeit, die man mit dem Hören dieser Stücke gut

anlegen kann. Ob die Dividende stimmt, hängt

mal wieder vom Einzelnen ab, aber die Aussichten

sind ganz gut.

http://www.luckykitchen.com

p_

••••

Alejandra and Aeron - The Tale Of Pip

[Lucky Kitchen 014]

Alejandra und Aeron sind einfach zu glücklich

für schmuddelige Stadtkinder wie mich. Sie

sitzen in ihrem 250 Jahre alten Landhaus in

Spanien und freuen sich den ganzen Tag. Und

was macht man, wenn man sich freut? Schaukeln,

Mundharmonika spielen, sich Geschichten

erzählen, seinen Laptop klingen lassen wie

Vogelnester oder Ameisenstraßen. Und wenn

man sich zum zehnten Mal gegenseitig Puu der

Bär vorgelesen hat, entsteht plötzlich die Idee

für "The Tale Of Pip". Sie haben daraus einen

CD-/Buch-Release gemacht mit freundlichen

Geschichten und Kompositionen, die zu dieser

Jahreszeit auch in der Stadt funktionieren,

wenn man sich dicht an den Allesbrennerofen

kuschelt und mit seinen Kohle-Finger-Zeichnungen

dazu auf die Raufasertapete malt. Das

handgedruckte Buch haben A&A selbst gestaltet.

Mit der CD zusammen erscheint es in der

Sparkling Composer Series.

http://www.luckykitchen.com

tasche

••••

Aspic - An Acient Song Sung Too Long

[Vacuum / V6.0]

Zwei Franzosen lassen hier auf ihrem Debütalbum

alles ganz langsam angehen. Warum auch

nicht, so läuft das eben auf dem Land. Und so

brauchen auch die Tracks ein Weilchen, bis sie

durch die Ohren durch sind. Lässt man ein

paar überflüssige Noise-Eskapaden mal beiseite,

dann finden sich unter der dünnen Eisschicht

aus elektronischen Merwürdigkeiten

richtig knuffige Lala-Songs, so mit Amiga-

Beats, richtigem Bass und einer Distortion-

Fahne. Aber wie so üblich in Frankreich funktioniert

das alles ein bisschen neben der Spur,

und eine E.P. hätte es vielleicht auch getan. Die

wäre dann aber auch Killer. Wie ein paar

Stücke hier eben.

http://www.thevacuum.net

thaddi

•••••-••

Paul Wirkus & Uwe Schneider - 3/5/1

[Mik.Musik.!.]

Improvisationsmusik aus dem Probekeller mit

viel Echo und Bass in Schleifen, gelegentlichen

Kammermusik-Improvisations-Anfällen und

Hintergrundrauschen offengelassener Effekte.

Ein Stück in ambient epischer Bandbreite von

43 Minuten.

bleed

•••

•••••

Attention Industries - meets Patricia

Elaine Oakley [Heimelektro Ulm]

Sehr merkwürdige Platte, die sich gerne

irgendwo zwischen Spinett-lastiger Kammermusik,

leichten Popsongs und verwischtem

Jazz, Andeutungen von Country-Ambiente

und Grundzügen von Downtempo-Vielseitigkeit

aufhält. Was manchmal den Stücken in

ihrer sehr vollgepackten Plätscherei von verschiedensten

Elementen etwas Überladenes

gibt, aber meist die elektroakustische Spannung

knapp an der Grenze zu Kitsch und New

Age dennoch ganz gut aufrechthalten kann. Bei

zuviel Saiteninstrumenten-Soli steigt man

allerdings dann doch auf einigen Tracks auf.

Einen Ethno- und Daddel-Filter drübergelegt

hätte die Platte sehr gut werden können.

http://www.attention-industries.de

bleed

••-••••

Black Faction - Internal Dissident

Part 1 [Soleilmoon]

Klingt so, als hätten Black Faction gerne den

Soundtrack für die nächste Folge von Alien

geschrieben. Oder, nein, vermutlich hat Andrew

Diey mit Soundeffekt-Produktion für

diverse Spielkonsolen schon genug zu tun.

Wenn, wie so oft, aus guten Soundeffekt-Designern

aber Tracks werden sollen, dann wird es

oft schwer, die Beats diesem emotionalen

Pathos zu entreißen, dass Filmmusik oft ist,

und wenn es melodischer wird, dann kommt,

vermutlich aufgrund von Unerfahrenheit oft

eine überportionierte kitschige Glätte ins

Spiel. Das ist hier fast exemplarisch vorgefüht

auf verschiedenen Excursionen durch die

Kontinente und wirkt als Ganzes fast wie Intelligent-Goa.

bleed

••

Cyclobe - The Visitors [ ]

Ambiente Kammermusik, die gelegentlich bis

an die Grenze zu industriellem Noise geht mit

viel Verwendung von realen Strings und natürlich

einem ganzen Haufen von DSP Wahn.

Musik an der Stockhausen, abgesehen mal

davon, dass man ihm kaum zutraut andere

Musik als seine eigene zu hören, bestimmt seine

Freude hätte. Tragisch bis monumental,

seidig silicon, und soundmalerisch perfekt inszeniert.

http://wwww.brainwashed.com/cyclobe

bleed

••••

files

Compact Discs .......... #37

deutschland .......... #40

netaudio .......... #43

united kingdom .......... #44

america .......... #44

continental .......... #45

hiphop .......... #47

Drum’n’Bass .......... #47

Dates .......... #48

favorites

1 Smith n Hack - Tribute (Smith n Hack)

2 Apparat - Trial & Error (Shitkatapult)

3 Anna Kaufen - Drive In (A Touch Of Class)

4 Klute - Glue Sniffer (Commercial Suicide)

5 Drexciya - Harnessed The Storm (Tresor)

6 Aardvarck - Novum (Delsin/023)

7 Betrieb - Harmolodic House (Klang Electronik)

8 Holger Flinsch (Basalt/003)

9 Oliver Hacke - Ausschnitt EP (Trapez/012)

10 Weltzwei vs. Schäben (Sender/013)

11 Akufen - Psychometry Vol III (Trapez/013)

12 Baby Ford - Sacred Machine (Klang)

13 Cabanne - Cant Stand (7th City)

14 Jackmate - Ghetto Of My Mind (Authentic Music)

15 Metope - Magnetic / Memory (Areal/005)

16 Poker Flat Vol 2 (Poker Flat)

17 The Architect (Turninspork/004)

18 Woody - You Got That Vibe (Fumakilla/005)

20 Caulfield - Longing (Esel/014)

19 Tejada & Leviste (Palette Recordings/018)

21 Martin Jarl (Konvex | Konkav/014)

22 Murcof - Monotonu EP (Context/009)

23 The Dragon (Poison Records/006)

24 The Nightstalker - Darkside Moves (Poetenpop)

25 Theorem vs. Sutekh (THX/005)

26 Mille & Mr.Hirsch (Polish/001)

27 Fat Jon The Ample Soul Physician (Mush)

28 The Grace Period - Dynasty (Audiodregs)

29 Carpet Musics - Weekday (Audio Dregs)

30 Dwayne Sodahberk - Unsound (Stuporsonika)


reviews •••••ja •nein

RECORD STORE • MAIL ORDER • DISTRIBUTION

Paul-Lincke-Ufer 44a • 10999 Berlin

fon +49 -30 -611 301-11 • fax -99

e-mail mail@hardwax.com • www.hardwax.com

business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 10.00-16.00

Otto von Schirach: Escalo Frio

Schematic 020 (US Do LP @ 33,90)

DSP flavoured cryptofunk + soundscapes

w/ it's very own sound signature

35885

Smith n Hack: Tribute

Tribute (D Do EP @ 27,90)

Error Smith meets Soundhack for a cut

up disco/ funk punk massacre - MUST

HAVE!

35818

Errorsmith: EP 1

Errorsmith 001 (D EP @ 15,90)

MMM's Eric prod.wicked edited perc.

advanced tracks + puristic electronics

28515

Anthony Manning: Liquid Quartz 1

Liquid Quartz 001 (UK 12" @ 16,90)

beautiful harmonic driftin' electronics

35838

Full Swing:

Monolake / Antenne [Edits]

Orthlorng Musork 005.1 (10" @ 17,90)

deep & atmospheric long upbuilding

abstract soundscapes & structures

35008

Coti: La Gru Gialla

Vibrant Music 004 (Euro 12" @ 15,90)

abstract freestylin' industrial-esque

droning electronica

35402

Love Joys:

Lovers Rock Reggae Style

Wackies 2383 (Reggae LP @ 27,90)

reissue of classic early 80's Wackies

album

R3388

Carl Bradney / Big Youth:

Slipping Into Darkness

PK 4 (Reggae 10" @ 19,90)

from 'DarkerThanBlue' compil.,70's

reggae versions of soul classics - TIP!!!

35322

Soundstream: Good Soul

Soundstream 001 (D 12" @ 14,90)

Mr. Soundhack returns w/ crispy house

tunes containing extra funk TIP!

26485

Me-Kothami: Anjuna

Sendertechnik 003 (D EP @ 16,90)

laid back deep melancholic

down/breakbeat/tempo tracks -

check!

34593

Machine Drum: Now You Know

Merck NY (US Do LP @ 33,90)

excellent PBO alike + harmonic

crispy & abstract noisy instr. hip hop

- TIP!

35748

Soundhack: EP

Soundhack 01 (D 12" @ 14,90)

heavy funked-up hardhouse monstertracks,

absolutely recommended!!!

17601

Erik & Fiedel: Elektro Cut / Re-Tics

MMM 001 (D 12" @ 14,90)

wicked distorted electro-tracks, recutted

relaunch, recommended!!!

11111

Anthony Manning:

Islets in Pink Polypropylene

Irdial 54 aev 2 (UK LP @ 25,90)

weird and nice soundpattern adventures,

TIP!

A3343

Full Swing: Autopoieses [Edits]

Orthlorng Musork 005.2 (10" @ 17,90)

deep spaced out experimental DSP

flav. soundscapes

35667

Fluxion: Spaces

Vibrant Music VMD 1 (CD @ 29,90)

ultra deep & puristic abstract ambientish

DSPelectronica/ sound scapes -

TIP!

34988

Junior Delahaye: Reggae

Wackies 1382 (Reggae LP @ 27,90)

reissue of classic early 80's Wackies

album

35436

Various Artists: Darker Than Blue

PK 5 (Reggae Do LP @ 41,90)

70s reggae versions/ interpretations

of soul classic - ESSENTIAL! TIP!!!

35324

In Sync + Pluto: Subway Route

Irdial 43 ins 2 (UK 12" @ 16,90)

extended upbuilding Detroitish

tracks, a classic

A3602

Mik at Home: EP

Sendertechnik 004 (D EP @ 16,90)

8 track mini album w/ excell. melodic

& rough groovin' downtempo &

beyond - TIP!

34576

Lackluster: 7" (Number) Seven

Merck LL (US 7" @ 13,90)

4 tracks, early Skam comparable

atmospheric industrial-esque electronica

34825

Soundhack: EP 2

Soundhack 02 (D 12" @ 14,90)

ultimative dry & SUPERfunky techhouse

tracks for excessive clubplay

TIP!

30140

Erik & Fiedel: Donna

MMM 002 (D 12" @ 14,90)

technoid disco w/ D. Summa-sample,

b/w J. Brown sampled tracks/loops,

KILLA

15900

Anthony Manning:

Chromium Nebulae

Irdial 56 aev 3 (UK Do LP @ 29,90)

deep electronic soundscapes, very

minimal and intense

10922

Full Swing:

Ekkehard Ehles / Laub[Edits]

Orthlorng Musork 005.3 (10" @ 17,90)

spaced out & abstract soundscapes w

DSP efxs & dreamy vocal bits

35668

Coti: Metamemoria

Vibrant Music VMD 2 (CD @ 29,90)

abstract freestylin' industrial-esque

droning electronica

35403

Horace Andy meets Naggo Morris

Wackies 1722 (Reggae 10” @ 23,90)

reissue of classic 80’s Wackies 10”

album

Wailers Band / Rhythm & Sound:

Higher Field Marshall / No Partial

PK 6 (Reggae 10" @ 19,90)

re-release of classic super rare dub

b/w 'updated' version - KILLER!!! TIP!!!

35321

Multicast: Rural Sessions

Obliq 005 LP (US Do LP @ 29,90)

beautiful spaced out & epic laid back

groovin' electronica - Recommned!

33001

Mikael Romanenko: To Let Go

Benbecula 010 (UK EP @ 21,90)

beautiful scandinavian electronica, 6

tracks, TIP!

34797

Diese Liste kann nur eine Auswahl aus unserem Angebot sein. Wenn diese Liste vom Drucker kommt,

sind manche Platten vielleicht schon vergriffen und andere wieder neu reingekommen (wir setzen nur

Platten in die Liste, die wir zu dem Zeitpunkt des eintippens auch wirklich am Lager haben!). Deshalb bei

Bestellung bitte möglichst Ersatztitel angeben. Normalerweise bekommen wir jeden Tag Lieferungen mit

Neuheiten oder Nachbestellungen. Bestellung telefonisch oder schriftlich und bitte die Bestellnummern

angeben. Preisangaben unter Vorbehalt (Einzelne Tippfehler können bei den Preisen genauso wie bei

Titeln oder Labels vorkommen). Versand erfolgt per Nachnahme mit Paketpost oder UPS. Innerhalb

Deutschland berechnen wir als Versandspesen pauschal: Paketpost standard: 10,- (dazu kassiert die

Post noch 3,50 NN Gebühr) / UPS standard: 15,- (da ist alles drin) (eine Standardsendung sollte normalerweise

innerhalb 48 Stunden ankommen). Bei einem Rechnungswert über 300,- übernehmen wir

die Versandkosten für Standardsendung (nur Inland). Expressversand ist gegen Aufpreis möglich. Wenn

eine Lieferung durch Verschulden des Empfängers zurückgeht, müssen wir die entstandenen Porto- bzw.

Rückportokosten berechnen. Großhandelsanfragen sind willkommen. Nachdruck oder Vervielfältigung

dieser Liste (auch auszugsweise) ist nicht erlaubt.

call, fax or write for free catalog w/ news

or subscribe to our weekly e-mail newsletter at

www.hardwax.com

Compact Disc

Bulbul - Velo [Trost 079]

Zunächst springt einem die Verpackung dieser

3"-CD ins Auge, die dem seit frühester

Kindheit (West) vertrauten Look von Fahrradreparaturkits

der Marke TipTop konsequent

nachempfunden ist. Aber eine solch

schlüssige Gestaltung darf man von einer

Veröffentlichung, die sich im Rahmen eines

Projektes namens 'Umweltgeräuscheplatten

a-z' bewegt, auch erwarten. Die Geräusche

von fünf Rädern sind hier zu fünf durch

rhythmische Strukturen geprägten Tracks

zusammengepastet, die vom beständigen

Wechsel der nicht weiter prozessierten

Sounds geprägt sind. Man staunt, welche

Vielfalt ein an sich nicht sonderlich aufwendiges

Gerät wie das Zweirad in sich birgt und

genießt die Klänge vielleicht am besten zu

gestreamten Bildern aus einschlägigen Technotempeln.

http://www.trost.at

p_

••••

Dave Soldier/ Richard Lair - Thai

Elephant Orchestra [Mulatta 004]

So kann's gehen, wenn zwei Freunde nach

langer Zeit in New York zusammensitzen,

Musik hören, viel zu erzählen haben und

sich einer der beiden seit über zwei Dekaden

mit der physischen und psychischen

Beschaffenheit von Elefanten beschäftigt.

Irgendwann muss die Frage auftauchen, wie

es klänge, wenn Elefanten Musik machen.

Gesagt - getan. Im nordthailändischen Elephant

Conservation Center in Lampang

baute man traditionellen thailändischen

Musikinstrumenten nachempfundene

Gerätschaften, die dem mitgebrachten 3m

langen Keyboard und einem Theremin

Gesellschaft leisten und lässt sechs Elefanten

damit rumexperimentieren. Dabei kommen

recht reduzierte Gebilde heraus, die stellenweise

rhythmische Eigenschaften aufweisen,

sehr stimmungsvoll und erstaunlich harmonisch

sind. Neben den zwölf Tracks des

Orchesters, die sich lustvoll improvisierend

im Spannungsfeld zwischen Unbeholfenheit

und Souveränität bewegen und mich überdies

dauernd an John Cage denken lassen,

gibt es Kollaborationen von Mensch und

Elefant und ein elefantisches Field-Recording.

Abgerundet wird das Ganze mit drei

thailändischen Musikstücken über Elefanten,

die die von ebendiesen erzeugten

Klangfolgen in ein anderes Licht rücken.

Eine großartige Entdeckungsreise, die einen

gespannt auf den zweiten Teil mit Easy-

Listening-Mixen warten lässt.

http://www.mulatta.org

p_

•••••

Francisco López/Joe Colley - Knowing

When To Not Know

[Antifrost 2009]

So könnten Alphawellen auch klingen.

Klänge, die nichts wollen, damit aber sehr

beschäftigt sind. Das Konkrete erscheint

abstrakt und umgekehrt. Dabei schwillt das

Stück im Verlauf der 18 min. an und wieder

ab, wie ein Regen, um sich zum Ende wie ein

Sender im Kabel zu verfangen. Am besten

laut hören. Francisco López hat sich für dieses

Projekt mit dem Kalifornier Colley

zusammengetan, um die Nummer 3 in der

Antifrost Serie 'extreme sound souvenirs' zu

gestalten, die alle im 3"-Format kommen.

http://www.antifrost.gr

tasche

••••

Fred Everything - 1998-2001

[Bombay Records]

Macht alles, kann alles, ist die Devise von

Fred. Und so remixt er hier auch so ziemlich

Alles, was ihm angeboten wurde, aber das

Schlimmste hat man glücklicherweise schnell

hinter sich, wenn Bran Van 3000 durch ist,

hofft man, denn dann offenbart sich erst

mal, dass er eigentlich nur eine Bassdrum,

vor allem aber ein Arrangement kennt, und

das nervt schon. Nunja. Lauter Vocaltracks,

die als Remixe dann meist OK sind, wenn

die Orginale gut waren wie Random Factor

oder zumindest fast so gut wie die Orginale,

naja sagen wir noch ok, ach komm, geben

wirs zu, ziemlich belanglos.

bleed

••-•••

Freiband - Microbes [Ritornell]

Angeblich soll Ritornell ja eingestellt werden,

und damit wäre einer den Bach runter,

der wie Diederichsen denken könnte, Orte

an denen theoretischer Diskurs und elektronische

Musik zusammentreffen. Mehr oder

weniger. Dennoch. Hier zwölf Tracks mit

glucksendem Gefallen an den Experimenten

zwischen Prozessoren und Effektmodulation,

klappernd Eingespieltem und happig

verwischt und Bearbeitetem, das im Großen

und Ganzen irgendwie das staubige Gefühl

eines leeren Kunstraums hinterlässt, in dem

man noch die Träume der 80er träumen

kann. Musik für alle, denen der heimische

Maschinenpark nicht vollmundig genug

summt.

http://www.force-inc.com

bleed

•••

Lune Lindbaek - Sondag [Repap]

Auch die Isländer auf Repap wissen wie man

ein hybrides Groove-Monster mitten in den

abgegrasten Weiten von Downtempo hinbekommt,

und brechen über weitläufigen

Philliesound-70er-Plinkereien immer mal

wieder eine scharfgeschnittene Sample-

Kurve aus dahinsiechender Psychedelik des

Lagerfeuer-romantischen Retro-Gefühls

zwischen Sternen und Hippietum. Fein.

bleed

••••

Globalunderground - Moscow

[Deep Dish]

Wann ist das Verständnis von House in England

eigentlich zu so einem Mackertum

geworden? Warum hat man auf dieser Doppel

Mix CD eigentlich immer das Gefühl,

dass hier Demis Russos drübersingt? Warum

stinkt das alles nach dumpfem Rasierwasser

und Darmspülungfanatikern? Ich mein.

Housemixe, die Dido`s "Thank You" unterbringen

können und die Paukenschläge dazu

wahrscheinlich noch cool finden. Das geht

doch gar nicht.

bleed

I love Techno [News]

Love wird hier mit dem Symbol des Herzens

geschrieben. Fine gell? Soll natürlich

heißen, dass Marco Bailey hier die harmonischsten

Technoklopper aus der Kiste

packt, dass einem ganz warm ums alternde

Schrubberherz wird. Daran hält er sich zwei

Tracks, dann wird dezent geballert, ab und

an ein wenig Latinflair eingebettet, liegt ja

nah bei perkussivem Looptechno und gegen

Ende darf dann so richtig Retro mit Tiga

und Zyntherus und Fisherspooner gebumsfidelt

werden, dass die Schenkelklopferei gar

nicht mehr aufhört. Technobreitseite satt.

bleed

•••

Keitaidenwa Chudoku - Hiwaon

[Dot]

Die ersten Tracks legen nahe, dass hier dem

Konzept nachgegangen wird, mit Telefongeräuschen

zu experimentieren. Nicht ganz

neu, aber immer wieder nett. Die Tracks

beschäftigen sich nicht nur mit den vordergründigen

Elementen wie Freizeichen,

Klingel- und Tastentönen, sondern dringen

in tiefere Regionen vor und somit geraten

die Sounds zunehmend abstrakter, erinnern

auf einer Zwischenstufe mitunter an Computerspiele

und/oder absurde Vogelarten,

loten jedoch auch gerne krachigere Gefilde

aus und nähern sich somit immer mehr der

technischen Seite jenseits der schönen

Oberfläche bunter Displays an. Ab und an

blitzen aus den wüsten Klangkonglomeraten

Melodien auf und so gilt es der tieferen Ebenen

spröde Schönheit für sich zu

erschließen. Manche Spielerei ist im Geiste

Raymond Scotts gehalten und klingt so

unverfänglich, wie man sich vielleicht die

Begrüßungsfanfaren Tokioter U-Bahnhöfe

vorstellt um, dann abzusacken in ein Klangbild,

was an der gleichen Stelle für einen

Sarin-Alarm vorgesehen sein mag. Sehr

schön auch die dem leeren Akku gewidmeten

zwei Minuten mittendrin.

http://www.dotsmark.com/

p_

••••

Koop - Summer Sun [JCR/PP Sales]

Koop - das sind die schwedischen Sphären-

Nostalgiker Magnus Zingmark und Oscar

Simonsson, die das "es war einmal" virtuos

mit der Eleganz moderner "Fusion-Musik"

verbinden. Im Mittelpunkt ihres kosmologischen

Entwurfes steht der Gesang der schwedischen

60er Jahre Ikone Monika Zetterlund.

"Summer Sun" in der Originalversion

offenbart dem Hörer eine swingende Leichtigkeit.

Gilles Peterson bezeichnete den Song

als einen der zwei existierenden Songs, die

wirklich glücklich machen (neben Stevie

Wonder). Der Song besticht durch den

Gesang von Yukimi Nagano, die den Geist

Monika Zetterlunds euphorisch revitalisiert.

Der Markus Enochson Remix hält sich stark

an das Original, variiert das Thema lediglich

in den Nuancen, in dem er „Summer Set"

ein wenig House einhaucht. Der Track auf

der B-Seite "Relaxin´ At Club F****N" in

der Dorfmeister vs Madrid De Los Austrias

Version zeigt Herrn Dorfmeister von seiner

reduzierten, minimalen Seite. Der Track

bewegt sich sehr geradlinig vorwärts und

weicht kaum vom Grundthema ab, bis ein

jazzorientierter Melodiebogen auftaucht.

Das erinnert in der Ästhetik ein wenig an

Dixons Sound-Entwürfe, ohne dessen Tiefe

zu erreichen.

mk

••••

Obsessive Sessions - Winter Warmer

[Obsessive Records]

Na die sind doch die Good Looking der

Housemusik oder. Sowas von superseicht

und dennoch irgendwie sympathisch mit viel

Rasoul, Atjazz, Salt City, Jay Salino, Julien

Jabre, Common Factor gemixt von Marc

Shade. Angenehm. Mehr braucht man dazu

kaum zu sagen. Ach, doch, man hätte es vielleicht

sicher etwas konsequenter mixen können,

aber zu solchen Tracks passt es auch

irgendwie, dass man von Szene zu Szene

driftet.

bleed

••••

Stall - Elektronik Musik Sampler

[Cobretti]

Neues Hamburger Label, das die ehemaligen

Indierocker auf ihrem Weg hin zu Lofi-64-

Killern verfolgen und begleiten will. Dabei

kommen natürlich jede Menge höchst amüsante

Tracks raus, auch einige Peinlichkeiten,

aber vor allem wohl das Bekenntnis, dass

sich in Pixel-Land einiges tut, und sehr vieles

verdammt energisch die Türen der

Hitech-Fanatiker einreißt. Die wenigsten

der Acts sind bekannt, Mikron 64 z. B. oder

Istari Lasterfahrer, aber wie man SID-Chips

zum Brüllen bringt und den Funk aus der

Perspektive des medialen Schrotthaufens der

eigenen Alien-Artigkeit prügelt, wissen sie

alle. Eine der besten Compilations des längst

noch nicht abgeschlossenen Genres.

bleed

•••••

Massimo - Hey Babe, let me see your

USB and I'll show you my Firewire

[Mego 051]

Sagen wir doch einfach Noise zu dem, was

sich hier auf den 20 Minuten dieser 3"

abspielt. Ursprünglich einer Trompete entwichenes

Klangmaterial, das mal zu mit

Hochdruck vorgetragenem Krach mutiert,

kurze Momente der Ruhe und auch manch

rhythmische Passage kennt, aber trotz des

Reicht ums an Wechseln nicht sonderlich

aussergewöhnlich daherkommt, sondern

eher guten Standard bietet. Kalte Maschinenmusik

von einer Künstlichkeit, die mich

wundersamerweise an den Film 'Liquid Sky'

oder frühe Gabber-Nächte im Bunker denken

lässt. Bei all der Grobheit und Linearität

wünschte man sich vielleicht die eine oder

andere Kapriole, so wie man eigentlich auch

bei der stark thematisierten Nacktheit des

Covers eine für einen Mann, der sein bestes

Stück gegen ein Firewirekabel getauscht hat,

deutlich adäquatere Brustbehaarung erwartet.

http://www.mego.at

p_

••

Melville - Música Sentimental Para

Las Señoras [Trost Records]

Inspiriert von den Filmen des großen französischen

Regisseurs Jean-Pierre Melville

bewandern Robert Lepénique und seine

melancholischen Genossen Christian Renard,

Alexandra Stessl, Gerad Trummé und

Jay Jay Kucek auf den vier Stücken von

"Música..." den Grat zwischen französischer

Bilderbuchmelancholie und deren gleichzeitiger

Tongue-In-cheek-Bearbeitung.

Weirde Sleazy-Listening- und Soundtrack-

Atmo, Theremin, Casio-Beats und Gitarrenspuren

á la film noir und Italo-Western

werden von Air-mäßig gefilterten Vocals

ergänzt und gelegentlich von leisen Seemanns-Chören

konterkariert. Die Songtitel

der nur auf Vinyl erschienenen EP lesen sich

wie - zur Abwechslung mal gute - Witze über

italo- und frankophile Angelegenheiten:

"Buona Notte, Cosa Nostra", "Petite Vie

Solitaire", "L'Affair Amusante" und "Lolita,

Goodbye". Natürlich dürfen auch in den

Songtexten für französische Filme typische

Genderismen wie der-alte-Mann-und-das-

Mädchen nicht fehlen. Und trotz aller auffälligen

Witzelei vermisst das Single-Debüt

von Melville in keiner Sekunde auch die

quasi gegengleiche, "echte" Emotion für die

behandelten Themen. Und neben dem

gelungenen musikalischen Debüt wäre

eigentlich auch das schöne Artwork von

www.mrs-lee.com ein triftiges Argument für

die Anschaffung.

lach

•••••

Motion - Pictures [Motion]

"Pictures" bietet einen Platz an, der einen

einfach nur sein lässt. In den Tracks blitzen

feine Fragmente aus Geräuschen auf und

verhallen, ziehen andere nach sich und man

wünscht sich, nirgends ankommen zu müssen,

was auf eine sehr zerstreute Weise

zunächst auch recht gut gelingt. Später werden

lockere Zusammenhänge thematisiert

und gegen Ende schleicht sich sogar der Eindruck

einer gewissen Beliebigkeit ein, der

nicht unbedingt richtig sein muss, sondern

vielleicht ein Indikator dafür ist, dass einem

bei all der intendierten Behaglichkeit doch

einiges abverlangt wird und man nach einer

Stunde merkwürdig erschöpft ist von den

vielen Eindrücken, die da waren. Musik, die

streckenweise in ähnlichen Gefilden zu

Hause ist wie Microstoria, gelegentlich atonale

Züge trägt und den winterlichen Raum

dezent anreichert.

p_

•••-••••

Phonem - Ilisu

[Morr Music / 024]

Ich glaube, nach Ilisu werden wir eine Weile

nichts mehr von Phonem hören. Nicht, dass

mir das recht wäre, aber Elliot Perkins sucht

nach neuen Sounds und ob die zu Phonem

passen, wagt noch niemand vorauszusagen.

Ilisu ist auf jeden Fall die perfekte Fortsetzung

von Phonem und mit Sicherheit das

bisher perfekteste House-Of-The-Rising-

Polter-Funk. Wie eh und je schnitzt Phonem

seine DSPs selber und hat seinen Sequencer

erstmal nach Afrika auf einen Groove-Lehrgang

geschickt. Zersägte Beats, granuliert, bis

zur Unkenntlichkeit gedehnt, gestaucht und

dann wieder geknufft, auf dem gemauschelten

Teppich getrocknet und dann vergessen,

klingt Ilisu wie das Innere einer Spieluhr, wo

ein ganzer Haufen Rädchen unterwegs ist,

damit dann alles so schön klingt. Plinkernd

und mitunter extrem funky ist Phonem in

Hochform. Weit und luftig, dann wieder

dicht und treibend, jeder Beat sitzt perfekt.

Wundervoll.

http://www.phonem.de

http://www.morrmusic.com

thaddi

•••••

Shaken and not Stirred - Bar 1

Compilation #2 [Plastic City]

Minimalhouse mit leichtem Kitsch-Topping

als Bar-Beschallung, warum nicht, kann

man ja immer und überall hören. Babak

mixt und kompiliert sich hier von Terry Lee

Brown über G:Pal bis hin zu MRI, Martini

Brös, Steve Bug oder René Breibarth quer

durch eine sicherlich durch die Plastic City

"Techhouse" Szene bestimmte aber dennoch

vielseitige CD. Stellenweise etwas zu ruff, um

einfach nur zuzuhören, aber dennoch recht

smooth.

bleed

••••

V/A - RND_0.34873349921

[Pause 2 / 004]

In Bristol (da, wo Pause 2 an einem Briefkasten

steht) wird immerhin nicht der Fehler

gemacht, für die hier vorliegende Compilation

nur und ausschließlich die üblichen

IDM-Verdächtigen einzuladen. Bekannte

trifft man natürlich doch. Zum Beispiel den

großen Sybarite (auch hier), die russischen

EU, die hier mal klingen wie Autechre,

Metamatics (freundlich, aber vage), den Killer-Japaner

Com.A (kennen wir von Fat Cat

und Tigerbeat6), der auf ungefähr 240

BPM japanische Gedichte aufsagt und dabei

klingt wie Styrofoam und hiermit zum Helden

des Monats wird oder Schwedenfreund

Andreas Tilliander oder auch Novel23. Die

machen ihre Sache schon alle gut und ein

paar unbekannte(re) Projekte lernt man

auch gleich noch kennen, aber es will

irgendwie so generell nicht klicken. Das ist

mir zu willkürlich. Und Skills retten nicht

alles. Alles drauf. Click, Pop, Rumms, Glitchknusper.

Wer's braucht...

thaddi

••-••••

Yonderboi - Shallow & Profound

[Mole Listening Pearls]

Reissue des Debütalbums von Yonderboi,

dem ungarischen Downtempo-Folklore-

Wunderkind der mit jedem neuen Track

überrascht, weil die Grenzen immer wieder

neu gezogen werden zwischen den einzelnen

Genres instrumentellen HipHops, Nu Jazz,

Chanson, Jazz und Swing, und dennoch nie

in die einzelnen Standards, die überall herumtoben

und nach Hegemonie schreien

verfallen wird. Warum es wieder rauskommt?

Weils so gut war. Als Bonus vier

neue Extra-Tracks und ein "Roadmovie"

Video, das zeigt, warum es bei Yonderboi

nicht um das Ankommen geht, sondern um

die stillen Momente dazwischen.

bleed

••••-•••••

Z`EV - Head And Tales 2

[Soleilmoon]

Darke Soundscapes, die in gewisser Weise

klingen wie 80er Jahre Medien-Cut Ups mit

viel Stimme aus Radio und Fernsehen - von

Ansprachen und Prophezeiungen eines

neuen Zeitalters voll. Stellenweise etwas

anstrengend, vor allem weil es trotz aller

hörbaren Medienkritik dann doch wieder in

diesen Preachersound verfällt, der einem

schon damals etwas merkwürdig vorkam.

Man muss wohl in den 80ern groß geworden

sein, um diese Form von Musik noch gutfinden

zu können.

bleed

•••

Caulfield – Longing

[Esel/014]

Caulfield ist einer der smoothesten Producer

für unerkannte Pophits im minimalen

Gewand. Das merkt man sofort wenn man

diese 9 Tracks der neuen Esel Platte (eh eins

der Label des Jahrhunderts) hört. So ruhig

und sanft, so bestimmt und klar, so untergründig

tief und swingend ist selten irgendetwas.

Egal wie er es anstellt, immer gibt es

Basslines die einem das Herz höherschlagen

lassen, Melodien die ganz Bremen in den

dichten Nebel der Klarheit reinen Glücks

versetzen und diese Art von relaxten Grooves,

die einen das Leben gleich mit neuen

Augen (gibt’s auf der Esel Hompage zu

bestellen für nur 23.745 Euro) sehen lasen.

So, und jetzt einen eigenen Partykeller dafür

bauen gehen.

Bleed

•••••

Terry Lee Brown Jr.

Selected Remixes #2

[Plastic City]

Dreizehn Remixe von Terry Lee Brown

zusammengesammelt aus den letzten 3 Jahren

und deshalb, aber auch wegen der sehr

unterschiedlichen Geremixten, ziemlich

weitläufige, gelegentlich etwas ausfransende

LP zwischen Popclub-Tracks bis an der

Grenze zur Peinlichkeit und leichten deepen

Housetracks, die für seine eigenen Produktionen

eher typisch sind und lustigerweise

tatsächlich irgendwo unter Techhouse laufen

obwohl wesentlich housiger als z.B. die meisten

Minimalhousetracks. Jemand, der weiß,

was er für wen remixen muss, was manchmal

wirklich etwas zuviel ist, manchmal aber eben

genau passt.

bleed

••-••••

Sven Väth In The Mix

The Sound Of The Second Noche Y Dia

[Cocoon / Cormix003]

Väth lässt einen generös über die Schulter

gucken bei seinem Rock around the Clock,

erst Noche, dann Dia. Was er in seiner letzten

DJ Werkphase kultiviert, den pointierten

populistischen Kick mit Sinn für die aktuellen

Feinheiten des elektronischen Tunings

zu verbinden, um doch noch mal die One

Nation under the Ibizian Sky zu formen,

den Rave-Neue-Wilden und den Club-

Ästheten zusammenzubringen, das wird auf

dieser Doppel-Mix-CD in einem souveränen

Stilspagat zugespitzt. Wird die Noche

vom Schub mit Klasse zerviertelt, straight,

aber das Gegenteil von dumpf, geht es am

Dia von ambient-trancig bis Schlager

(Schaffhäusers "Hey little Girl") in die selige

Ermattung. Ich kaufe ein E.

janj

••••


reviews •••••ja •nein

[39] de:Bug : 055 | 0102

Compact Disc

Thomas Köner - Daikan

[Mille Plateaux/107]

Oh. Eine Aufführung, ein Stück. Auf

dem europäischen Media Art Festival in

Osnabrück aufgenommen und vorher

schon (Montreal) mit einem Preis

bedacht, erscheint nun hier eine knappe

Stunde digitaler Besinnlichkeit leicht

bedrohlichen Rauschens, wobei ich

zugeben muss, Rauschen prinzipell gut,

Bedrohliches prinzipiell blöd zu finden,

weshalb mir nicht viel anderes dazu einfällt,

als Unentschlossenheit zu bekunden.

Außerhalb der Referenz stellt man

sich mit sowas allerdings doch nicht,

dafür ist es viel zu eindeutig.

http://www.köner.de

bleed

•••

Jackmate – Ghetto Of My Mind

[Authentic Music]

Stellenweise wird Jackmate, ansonsten

ein sicherer Tip für knallige Minimalhouseravetracks,

auf diesem Album,

oder sei es eine Doppel EP, ganz schön

kryptisch in den Grooves aber anstatt das

irgendwie unmöglich aussehen zu lassen

verwandelt er auch noch den knuffigsten

Bassdrumdoppelshufflegroove in einen

Haufen sexy Knisterfunk. Und, damit

ihr nicht denkt hier wäre nur kopflastiges

für vielfüssler drauf, klar gibt’s den

ein oder anderen „fast“ klassichen Dubhouserocker.

Bleed

•••••

Splinter 4 [Paperrecordings]

Compilation-CD, die einen Überblick

über das mit Sicherheit merkwürdigste

Houselabel Englands gibt, das mit seinem

merkwürdigen Hangeln zwischen

Vocalhouse und Jazz-Epen nicht zuletzt

aufgrund der immer perfekten Produktionsweise

heraussticht, es aber auch

hierzulande mehr als schwer hat, überhaupt

wahrgenommen zu werden. Stellenweise

gnadenloser Kitsch, dann aber

auch wieder deep perkussiv jazzige Killer.

bleed

••-••••

Tim Hecker - Haunt Me

[Substractif / subsf03]

Herr Hecker, Kanadier, Mitbewohner

von Mitchell Akiyama und Freund der

ganzen großartigen Bande da drüben,

Herr Hecker also, der normalerweise

Jetone heißt und auf Force Inc. veröffentlicht,

killt mich hier komplett mit

einem Album schier unglaublicher Tiefe

und Größe. Kritzelige Soundscapes,

sehr modern und digital und doch

unglaublich warm und herzzerreißend.

Das ist nicht wirklich Ambient, auch

nicht wirklich Laptop-Geschredder,

Hecker greift einfach tief in die Sound-

Kiste, samplet sich durch alle kanadischen

Radios und schichtet Fläche um

Fläche und Knistern um Knistern übereinander,

erinnert sich dabei dann

sogar stellenweise an alte Indie-Harmonien,

arrangiert Samples völlig um,

beherrscht das Tape-Delay genauso wie

Granular-To-Go und kreiert eine Wärme

und Behaglichkeit, die Fernsehturmgröße

hat. Nie haben Clicks so

gestrahlt. Tim Hecker steckt alle in die

Tasche. Mit das Schönste dieses Jahr.

http://www.substractif.com

thaddi

•••••

alles in Bewegung setzt. Eins der Alben

des Jahres.

bleed

•••••

The Grace Period - Dynasty

[Audiodregs]

Chris Ott aus Boston, Sarah Owsley und

Julie Gedalecia bestehen drauf, dass die

Tracks für dieses Album hauptsächlich

gemacht wurden, als es draußen

geschneit hat. Und das klingt irgendwie

wahr. Die Stücke, deren elektronische

Wärme fast glüht, haben dieses sanft

Gedämpfte in der Stimmung, das der

Name der Band schon verspricht und

die Tracks mehr als halten. Einfache

Beats, leichte Melodien, klare aber sehr

ruhige warme Stimmungen, all das hat

man vielleicht schon oft gehört, wirkt

aber in den Zusammenhängen aus

Glück und Unbestimmtheit hier so

ultranett wie vielleicht noch bei Pilote

und Manitoba. Jeder der Loops (man

merkt eigentlich nicht daß sie mit Loops

arbeiten) ist so genau gewählt und so

smooth, jedes der Stimmfragmente

integriert sich so unglaublich leicht in

die angeschliffenen unwirklich harmonischen

Melodien, dass man sich am

liebsten sofort entschlossen für lange

Winter einpacken möchte und hinaus in

den Schnee. Brilliant.

http://www.audiodregs.com

http://www.thegraceperiod.com

bleed

•••••

Skansen Music

[Glasgow Underground]

Warum macht GU eine Mixcompilation

aus dem Stockholmer Skansen Club?

Nicht nur weil nur eine GU Platte beim

Mix ist, oder weil der erste Track gleich

ein gnadenlos gegniedeltes Saxophonsynthsolo

hat, nein, auch nicht weil ab

und an ein paar durchaus konsensfähige

Hits drauf sind wie Stargazer´s Deeper

im Freaks Mix, oder Aril Brikha (auf das

unverschämter Weise eine Tummy Tuch

folgt). Glaube die meisten Clubs, die ich

kenne, würden sowas nicht ertragen

können, einfach weil nichts zusammenpasst

und jeder zweite Track ein ganz

schlimmes Solo featured.

bleed

••

Tim Koch - Shorts In Alaska

[Defocus]

Wie ihr euch denken könnt, wird es

dann erst kalt, wenn es warm werden

kann. Sonst ist es einfach so. Das Album

von Tim Koch ist natürlich klimpernd

groovender breakiger Sound, der das

erfüllt, was man von Defocus erwarten

würde, aber ragt auch immer wieder

darüber hinaus, weil die Melodien überhaupt

nicht generic klingen, die Beats zu

präzise abgestimmt klingen und dem

Ganzen so etwas zugrundeliegt, wie der

Wille alles zusammenzukitten in dem

kleinen Kosmos aus Beats und Melodien

in den ab und an ein Schlaglicht von vergessener

Folkore fällt, von konkreter

Bestimmung von Musik aus Fetzen von

Land, Erinnerung und kaum wiederzuerkennenden

Erkennungsmelodien.

Wie zur Bestätigung, dass sich Koch

nicht festlegen lassen will, gibt es dann

skurrile unwillige breakende Ravetracks,

fast unheimliche verlassen wirkende

daran, dass es ja auch mal Clubs gab,

nicht nur Catwalks. Nett und gar nicht

so kitschig wie es sich anhört. Definitv

eine der sympathischsten Retro-Crossover-Compilation-CDs.

http://www.colette.fr

bleed

••••

If I Was Prince [RexRecords]

Eine Hommage an Prince mit einem

Roster an Acts, der einen bleich werden

lässt, selbst wenn man Prince immer

etwas schlapp fand, was hier wohl keiner

nachvollziehen kann, und mit einem

Coverdesign, das preisverdächtig wundervoll

Minipops mit Pixel-Eleganz und

Aquarell-Smoothness verbindet. Wen

haben wir? "7 Hurtz" mit Peaches und

Bitch Lap Lap, die einem erklären, wie

man Funkyness in den Tanz des Jahrhunderts

übersetzt, Fort Lauderdale die

"Annie Christian" in Slow-mo-slackersickness

transponieren bis einem Gitarrensoli

durch die Hirnwindungen flattern,

als hätte man dort oben einen

elektroakustischen Ambientchip für

Glücksgefühle aus Minneapolis, die

Op:l Bastards machen "If I Was Your

Girlfriend" zu einer Sehnsucht zwischen

Ecstasy, Heroin und hyperrealem Elektro-Humor,

Capitol K slamt aus der

Nachbargalaxie als das Ende von Breaks

herein, Hefner, Misty Dixon, Simian,

Blue States und ein paar andere rocken

das Ganze endgültig zu einem Monument

von bluesigem Neo-Elektro-Folk-

Skanfrom - Hand Picked Fragments

[Suction / 012]

Man stelle sich das mal vor: Da müssen

erst zwei Jungs aus Kanada kommen, um

Skanfrom davon zu überzeugen, dass es

langsam mal Zeit wird, seine ganzen Hits

der vergangenen Jahre endlich auf einer

CD zu kompilieren, mit ein paar neuen

Stücken anzureichern und endlich

berühmt zu werden. Danke, Suction,

gut gemacht. So bricht dann also das

elektropoppige Euphoriegewitter über

uns los und alle sind schon wild am Tanzen.

"Confused Machines", "CheckIn",

"Cashier"...20 Tracks, 20 Hits. "Hand

Picked Fragments" ist genau die CD, die

man sich immer selber zusammenstellen

wollte, aber doch nie die Zeit gefunden

hat. Mehr braucht und kann man da gar

nicht sagen. Ist eh zu laut und zu funky

gerade. Die LP-Version übrigens nur

mit nagelneuen Tracks.

http://www.suctionrecords.com

thaddi

•••••

Novatek - Exhibition

[Treibstoff]

Eine Sammlung der bisherigen 12"es des

Griechen mit neuen Tracks, die separat

als 12" veröffentlich werden und in dieser

Zusammenstellung noch einmal zeigen,

dass er einer der smoothesten Acts

ist, wenn es darum geht leichte groovende

Dubtracks zu machen, deren bestechende

Einfachheit irgendwie immer so

gut und schlicht umgesetzt werden, dass

Main / Antenna Farm - AF-M

[Brombrom/001]

Die Serie dieser aus der Bereitstellung

eines Studios in Njimwegen entstehenden

CDs auf Brombrom hatte für ihre

erste Nr. Robert Hampson (von Loop

und Godflesh) und David Howel und

Alastair Leslie von Antenna Farm eingeladen

und sie nach Sound-Sammlung

improvisieren lassen. Herauskommen

knisternde digital-strukturelle Schönheiten

an der Grenze zum Geräusch

alleingelassender DSPs, mit Einblicken

in die Eingeweide von Mikrophonen,

manchmal flirrendem Restgeräusch und

purem Knistern von Strom. glasfarbene

Klänge natürlich in brillianter zweidimensionaler

Origamiverpackung nebst

Wave-Bildchen.

bleed

••••

Baby Ford and the Ifach

Collective present -

Sacred Machine

[Klang]

Es mag merkwürdig klingen, aber eine

Baby Ford-CD habe ich mir schon

immer gewünscht. Einfach um herauszufinden,

was an seinem Sound nun so

tief in das Vinyl eingebrannt ist, dass

man es vom Medium nicht mehr unterscheiden

kann, und was von der 808

(ohne Frage eine der heiligsten Maschinen)

außerhalb der Rillen so als roher

Sound noch übrigbleibt an Groove und

unhinterfragbarer Dichte, was an

Nebengeräusch eigentlich noch hörbar

ist, denn Ford arbeitet ja nur zu gerne an

der Grenze des Elektronischen dort als

eine Art Acid-meets-Basic Channel (ja,

ich weiß, das klingt merkwürdig, aber ich

glaube dran) meets Funk-Maschine, die

oft irgendwo untergeht (schlechte Anlage,

ausgerinste Nadel, zu enge Pressung,

etc.) Also. Es ist alles wahr. Alles, was

man immer nur meinte, von Baby Ford

zu glauben, stimmt. Alles, was man

geahnt hat, ist richtig und hinter den

noch so kleinen Bewegungen von Sound

lauert eine tief dunkle Funkyness, die

ziemlich unschlagbar vor sich hinbrütet

und in einem großen tiefen Brummen

Fix – Flash

[International Deejay Gigolos]

Ach, Orlando, das waren noch Zeiten,

als die Boxen einen Sound pumpten

und die Kids, wir, wir alle, dazu nichts

anderes zu tun wussten als glauben. Und,

danke, Orlando, dass es diese Zeiten

nicht zuletzt wegen dieser Platte immer

noch gibt und vermutlich immer geben

wird. Einer der Monstertracks der ersten

Technotage damals auf KMS die Welt in

ein Trümmerfeld aus Chicagobeats und

rotzigen Chipblastern verwandelnd und

heute noch genauso frisch, weshalb nicht

nur Hell und Pascalidis die Platte wohl

nie aus ihrer Tasche nehemen würden.

Auf der Rückseite zwei Paralleluniversen

genannt Remixe von Savas Pascalidis

himself und Naughty, die dem ganzen

ein dezent anderes Flair geben, aber selber

schon wissen, dass da irgendwie nicht

ganz ranzukommen ist. Nah dran ist

aber auch schon genug.

Bleed

•••••

Tracks, die aus einer fremden Zeit hereinwehen

und dennoch bleibt alles bei

diesem merkwürdig leichten Picknick

Flair der die Musik zu jeder Zeit irgendwie

klingen lässt, als hätte man sich grade

eben auf den nettesten Sonntagnachmittag

seines Lebens eingelassen.

http://www.defocusrecords.co.uk

bleed

•••••

Colette No2 [Colette]

Colette ist das Pariser Designer-Kaufhaus,

das Mr. Flipflopflyin.com mit seiner

Ilovecolette-Webseite unsterblich

gemacht hat, und ein Sampler dafür

muss natürlich zeigen, was in Frankreich

an der Spitze von Design heutzutage als

musikalische Bebilderung verstanden

wird. Da trifft natürlich schwelgerischer

Retropop auf von Vive La Fete auf Clubglitz

von Housecat und Kitten, über

strange Orchester-Psychedelik auf dem

Ostblock, Bizzare Love Triangle im

Raveblaster-Remix muss dabei sein,

natürlich die Vorzeige-Powerbooker mit

Björk-fame, ihr wisst wer gemeint ist,

und vermutlich verstehen Matmos den

Hype, um sich selbst selber kaum noch,

und weiter geht's im bunten poppigen

Einverständnis von Queen of Japan über

Felix Kubin, von Tiga bis Console und

ab und an noch ein wenig Erinnerung

Funk den man gar nicht glaubt, und wir

fragen uns wo ist eigentlich Jamie Lidell

auf der Platte geblieben. Gross. Auch für

alle nicht Prince Fans. Großes Geschenk

obendrein.

bleed

•••••

Essa - Detritus [Repap]

Das Sublabel von Paper Recordings verspricht

auf dieser Platte merkwürdige

Träume zwischen Sadomaso, 70er

Retro, Post-Community-Slackertum

und Hipster-Wahnsinn, die sie tatsächlich

auf dem ersten Track erst mal mit

Bravour erfüllt. Jagende Kontrabässe,

strange Weltbeherrschungs-Phantasien,

obskure Sample-Ideologien und dennoch

bleibt alles sehr groovy und jazzig,

überladen und glücklich auf dem

Boden, funky selbstüberschätzt und total

überzogen funktional. Sehr merkwürdige

Tracks von Leuten die zuviele Blaxploitation-Filme

durch die Lavalampe

gesehen haben und dabei nicht mehr

wussten, ob das Knacksen der potatochips

nicht vielleicht die gluckernd den

Raum erfüllenden Drogen sind. Kann

man ja auch alles nicht so genau unterscheiden.

Zwischen Pathos und Größe

kann man ruhig mal etwas dicker auftragen.

bleed

••••-•••••

nicht nur die Floors glücklich sind, sondern

auch noch der Bogen zwischen den

oft etwas mythischen Dub-Stücken der

Minimalszene und dem poppigeren

knalligeren Aspekt von minimaler Musik

in der Nähe um Modernist sehr viel

mehr Übergänge zu bieten hat, als man

meist denken würde. Zurückhaltung

und Understatement pur, und gerade

das macht die Platte so gut und klar.

http://www.treibstoff.org

bleed

••••-•••••

Fat Jon The Ample Soul Physician

Wave Motion [Mush Recordings]

Mit Sicherheit eine der deepesten

HipHop-Instrumental Platten, die es

seit einiger Zeit gab, und dabei weder

darauf aus, viel an Hightech aufzuschaufeln,

noch ungewöhnlich instrumental

zu sein, sondern einfach mit dieser

bestimmenden Art zwischen fast housigen

Grooves mit dichten Sample-Loop-

Grooves und eingeworfenen Bruchstücken

aus erinnerten Sounds bis hin zu

astralem Jazz so gelassen vor sich hinbreakend,

dass sogar 4Hero ganz

schwindelig vor Augen werden dürfte so

dicht und deep ist das alles. Mythologisch,

astral und dennoch sehr down to

earth.

bleed

•••••


de:Bug : 055 | 0102

Compact Disc

[40]

reviews •••••ja •nein

Carpet Musics - Weekday

[Audio Dregs]

Das Label aus Portland entwickelt sich

immer mehr zu einem extrem deepen

Sound aus plinkernd verspielten Melodien

und resoluter Reduktion, den Carpet

Music fast bilderbuchmäßig auf ihrer

CD vertreten. Die sehr ruhigen Stücke

der CD drehen sich in kleinen Bewegungen

wundervolle Schnappschüsse

impressionistischer Glückseligkeit,

holen sanfte Sounds wie Tupfer mitten

in die Glöckchen-bestimmten Tracks,

gehen gelegentlich an die Grenze zu

The Collection 1 [Malec]

Wenn auf einer Techno-Compilation

außen Namen wie Si Begg, Samuel L.

Session, Boards Of Canada und Steve

Rachmad sowie James Ruskin durcheinandergeworfen

werden, dann kann man

sicher sein, dass drinnen auch Leute wie

Jürgen Paape, Scan 7, Kowalski, Mügge,

Voigt, Morgenstern, Mayer usw. Platz

haben. Gedacht als Überblicksmedium

(BOC sind nur die Einleitung) für

Technotracks, die vor allem durch ihre

Tiefe und die extrem coole Dichte im

Sound funktionieren und die man sich

ständig anhören kann, egal ob auf dem

Dancefloor oder wo auch immer, ist die

Doppel CD tatsächlich vor allem deshalb

so gut, weil sie unterschiedslos und ohne

Blick für Kumpelkisten dennoch überall

Drexciya - Harnessed The Storm

[Tresor]

Da gerät man ziemlich leicht ins Brabbeln,

wenn man an Drexciya nur denkt,

viel zu mystisch, viel zu konkret, und

dabei beginnt das neue Album von

Drexciya mit einer so klar digital gewittrigen

Ansage, dass es hier wirklich weitergeht,

dass man mit Drexciya auf eine

Exkursion geht, die alles vor diese Gewalt

spannt die die Natur ist, und dort auf

der dünnen Brechung der Technologie

nicht nur Zeuge von etwas ist, sondern es

irgendwie zu beherrschen glaubt. Die

neue Drexciya ist also digitaler denn je,

organisiert sich aber dennoch irgendwie

entlang einer Reise, entlang einer weitausufernden

Brechung von Geschichte,

die das Cover irgendwie erklären könnte,

wenn es überhaupt noch eine Rolle

spielen würde, wenn nicht die Wirbel im

Droppin Science - Volumes

[Droppin Science]

Ja, es ist längst Zeit für eine Droppin

Science-Retrospektive, denn Danny

Breaks gehört schon immer zu den Ausnahme-Producern,

selbst zu Zeiten als

er noch als Sons of a loop da loop Era

unterwegs war. Hier werden Tracks der

ersten zehn EPs auf seinem unglaublichen

Label zusammengestellt, die einem

deutlich sagen, dass man auch in Drum

and Bass gelegentlich gerne zurückschaut,

um Dinge zu entdecken, die man

fast vergessen hätte und die immer noch

Hits.

bleed

•••••

One Word One Sound

[Intermedium]

Die Serie zwischen Hörspiel und elektronischer

Musik des Bayerischen

Rundfunks geht hier in eine experimentelle

Phase von Vorgabe aus einem Wort

und einem Sound (Papier logischerweise,

was sonst wäre das Medium, das mit

dem Wort konkurrieren könnte?) und

lässt dann die verschiedensten Acts damit

arbeiten. Heraus kommt so in ungefähr

machen das, wie sie heißen, Peter Rehberg

findet, dass es sich zwischen Rauschen

und Bauschen gut überleben lässt,

und zum Abschluss darf Mr. Lesser noch

ein DSP Solo hinlegen. Interessant,

wenn auch gelegentlich etwas nervig.

bleed

••••

Klaus Beyer - Hauptmann Pfeffers

Einsamer Herzenklub

[Staalplaat]

Oh. Eine sehr sweete Mini-CD vom

einzig wahren Beatles-Nachfolger oder

dem einzig währen Daniel Johnston-

experimentellem Sound-Design, finden

aber auf dem Boden immer wieder dieses

dichte harmonische Element, dass

die Tracks ganz und gar nett macht.

Elektroakustische Musik, die - zieht man

ein klein wenig Clubflair ab und addiert

ein wenig clickernd konkretes hinzu -

manchen Traum-Releases nicht unähnlich

ist. Sehr sehr schön.

http://www.audiodregs.com/evax

bleed

•••••

deutschland

Constant Variable 1

[Neue Berliner Initiative/004]

Nach zwei Compilations und einer

ersten Kollaboration eröffnet der Berliner

Club NBI als Label nun eine Serie

von Split Alben als 12", die verschiedene

Berliner Acts zusammen mit Kyborg

machen. Den Anfang macht AGF aka

Antye Greie-Fuchs von Laub und eben

Kyborg. Die clickern sich durch ihren

resolut abstrahierten analog-clickenden

aber dennoch digital knisternden Funk,

in dem fast jedes Element von Melodie

schon zuviel wäre und rollen lieber

Rascheln, Knistern, Klickern, Knattern

und Bassline zu konkret kickenden

monochromatischen Tracks zusammen,

von denen hier insgesamt sechs Stück

eine harsche Realität spiegeln. Antye

bleibt auf ihren drei Tracks in den Mitteln

ähnlich reduziert und konzentriert,

schichtet die Sounds aber eher, als sie

auseinanderzudifferenzieren in ihre

Minimalst-Bausteine. Stellenweise sehr

dunkle Platte voller Ordnung und

Mathematischer Präzision. Als nächste

Partner sind T.Raumschmiere, Jelinek,

Rechenzentrum und Bretschneider

geplant.

http://www.neueberlinerinitiative.de

bleed

••••-•••••

sehr gute Tracks herausfischt. Wenn

schon Minimalismus ein sehr weites Feld

ist, wie viel ist dann erst Techno? Sehr

vielseitig und durchaus mit der Beweiskraft,

dass auch unter gewissen Umständen

eben gerade ungemixte Compilations

Sinn machen können.

bleed

••••-•••••

Andrew Mc Lauchlan - Boy On

Fire [Rogue Beats/004]

Lässig langwierig angefilterte Loopdiscotracks

mit angenehm reduziertem

Aufwand und eher lässig swingenden als

pathetisch sich aufplusternden Beats

enden allerdings auf dem letzten Track

in blassem Plüschdiscohouse-Kitsch.

bleed

•••

Alexander Kowalski - Progress

[Kanzleramt/067]

Alexander Kowalski zeigt allen minimalversessenen-Dubhouse-Bastarden,

dass

Deepness auch was ganz anderes sein

kann. Smoothe dunkle harmonisch

dichte detroitige Perfektion nämlich,

und so überrascht es einen fast wie gelassen

er in Track hereindriftet, die es mit

den besten UR und Red Planet Platten

aufnehmen können, ohne dabei zu wirken

wie eine Retro-Idee, oder rollend

und bestimmt kicken mit Basslines wie

aus einer Parallelwelt der Brighton-

Schule mit klingelnd euphorischen

Roland-Melodien, die man nicht wieder

vergisst. Acht Killertracks, die genauso

pumpen wie hymnisch dahinfloaten.

http://www.kanzleramt.com

bleed

•••••

Sound, das Auf- und Untergehen von

Populationen in den Tracks, das Spiel

zwischen Natur als Macht und Digitalität

als davon untrennbare Wahrnehmung,

zwischen dem Meer, das mal Unterschlupf

ist für Menschen und Technologie

gleichzeitig, mal aber eben auch den

Rahmen darstellt, auf dem all das überhaupt

nur miteinander funktionieren

kann. Nach der Vorab-12" ist das Album

übrigens wesentlich differenzierter, vielseitiger,

ruhiger und advancter als man

vielleicht vermutet hätte. Die Legende

kann weitergehen.

http://www.tresor-berlin.de

bleed

•••••

AGF / Kyborg

Akrasi - Zero EP [Sellwell/012]

Vocaltracks auf Sellwell, darke deepe

Downtempo-Breaks mit zitternder

Stimme vorgetragen, endlose urbane

Endzeitstimmung für Kids, die es einfach

nicht mehr packen, aber dennoch

durchhalten und dabei diese elegische

jazzige Tiefe entwickeln, die man eigentlich

nur noch aus Schwarzweiß-Filmen

kennt. Akrasi sind aus Manchester und

London, und nach dieser Platte wird

man noch einiges von ihnen hören,

denn sie blasen Portishead aus dem

Schlaf und dürften die einzige Konkurrenz

in diesem Sound darstellen.

http://www.sellwell.de

bleed

•••••

10247 [Dog City Records]

Polternde ultraschnelle Trakkertracks,

die sich um gar nichts drumherum kümmern.

Hart und trocken knatternd, wie

schon seit Ewigkeiten keiner mehr,

gehen die beiden Tracks von Tunk mitten

durch den Beton, während auf der

Rückseite auf moderaterem Tempo Kellerkinder

und Halunke das muntere

Scheppern für sich neuerfinden. Kratzig.

bleed

•••-••••

extrem deep und unglaublich rollen.

Nebenbei kann man die extreme psychedelische

Dub-Verliebtheit von Danny

nochmal auf das hin untersuchen, was

sie herausgebildet hat, und wie sich langsam

aus den Beats und Basslines, den

zeitlos schönen Melodien und Effekten

eine Art von Musik entwickelt hat, die

jetzt noch mit jedem neuen Track eine

Welt für sich darstellt, ohne sich gegenüber

den Hauptströmungen von Drum

and Bass wirklich abgrenzen zu müssen.

Von 1993 bis 1996. Und wir hätten fast

gerne eine Triple-CD daraus gemacht

mit noch viel mehr Tracks, denn jeder

der Stücke auf Droppin Science war und

ist einfach einer dieser herausragendsten

alles zwischen Kitschoper-Selbstinszenierung

von Sparks bis hin zu klar

minutiöser Auseinandersetzung mit

dem Material das Alexander Hacke

direkt als zweiten Track dann auch schon

durchexerziert. Merzbow verlagert seine

Vorgaben in die eisige Kälte der klinischen

Endproduktion, die sich immer

weiter in die eigene Zerissenheit zurückzieht,

FX Randomiz zerlegt und kombiniert

Resonanzen zu einem Monolith,

mit Loopspool dreht es sich zum ersten

mal auch Beats, Chrislo hört das Ganze

aus weiter Clubdistanz, Kid 606

bekommt die funkigste Vorgabe und

orchestriert das dann in klassisch vergrabenem

Knisterfunk, Zentralflughafen

Akufen - Psychometry Vol III

[Trapez/013]

Jeder Akufen-Track ist perfekt. Klar.

Aber jeder EP von ihm geht auch

irgendwie immer wieder in eine neue

Richtung. Man könnte sagen, dass er

eine der konzeptionellsten Minimalplatten

dieser Erde macht. "Psychometry

III" mit seinem Anfang aus rabiat stampfenden

Bassdrums, in denen die Sounds

dennoch extrem zart, fast zitternd über

die Stereoparameter verteilt werden, ist

soetwas wie eine galaktische Disco-

Maschine. Rollend leichte Basslines, die

man von Morgan Geist erwarten würde,

klare Beats und eine angetäuschte Geradlinigkeit,

in der die Effekte sich mit

den Harmonien eine kleine Kissenschlacht

liefern, die auf dem Dancefloor

einfach alles erwischt, was mit den Füssen

denken kann und gegen Ende erst

dieses Cut Up-Flair einwebt, dass manche

seiner "Found Sound" Tracks so

auszeichnet. Auf der Rückseite geht es

dann in fast zerstückelter Weise ähnlich

wie bei manchen Herbert Tracks weiter

mit dem Zerlegen der einzelnen Teile in

ordentlich herumhüpfende Killergrooves

und endet in einem geschliffenen

zerstückelten Blick auf die Kölner Neogrummeligkeit

mancher Kompaktproduktionen.

Killer.

bleed

•••••

Aardvarck - Novum [Delsin/023]

Und schon wieder ein Klassiker. Attica

Blues remixt einen Track von Aardvarck

und heraus kommt einer der reduziertesten

Detroitsynthbeattracks mit schwirrend

smoothen Öffnungen von unerwarteten

Flächen und gefilterten Akkorden

die man nie wieder vergessen wird,

und dann drei Tracks des kommenden

Albums von Aardvarck, die klarstellen,

dass es ein monumentales Ding wird.

Eigenwilligste deepe Grooves an der

Grenze zum zerbrochenen, Sounds und

Loops, die so roh und ungefiltert klingen,

dass sie sich fast unwirklich direkt

und dennoch extrem deep anhören und

dazu noch diese ständig sich selbst überholenden

Detroitsounds und die, wenn

er will, unbändige Energie egal in welchem

Tempo. Killer.

http://www.delsin.org

bleed

•••••

Ostgut/SO36

[Simon Dachplatten]

Wer dachte, die harten knallenden Ravezeiten

gäbe es in Berlin nicht mehr, und

alles zufällig mit Mitte verwechselt, was -

Pendant Deutschlands, der vier Stücker

vom Titeltrack über "Gestern", "Das

Gelbe Unterwasserboot" bis "Wenn ich

70 bin" als Karaoke in seiner unnachahmlichen

Stimme vorträgt. Copyright-

Anwälte dürften den guten in der Luft

zerreißen, während uns hier das Herz

zerreißt.

bleed

•••••

glaube ich - außerhalb von Berlin recht

häufig vorkommt, der sollte sich diese

Platte mal anhören. Auf der einen Seite

brettert Current Value einen Track für

das Ostgut zusammen, der klingt, als

hätte der Tresor einfach nicht genug

Beton gehabt, und auf der Rückseite

machen E-Men und Autist einen Track

für das SO 36 und beweisen so, dass die

Welt die bollernde Bassdrum und das

nervöse Zucken von Stroboskopen

immer noch und immer wieder braucht.

Platte wie die beiden zweidimensionalen

Wände einer Zeitmaschine. Und die

Zeit ist jetzt.

http://www.simon-dach-platten.de

bleed

••••

DJ ESP - Home Sweet Home

[Creation Rebel/011]

Dunkle pulsierende klassisch sequentielle

Technotracks von einem der US-

Urgestein-Technohelden Woody

McBride, um den es in der letzten Zeit ja

immer stiller wird. Drei lange Fäden

dichter Grooves mit etwas altmodisch

zudeckenden Sounds aber dennoch

irgendwie spannend in ihrer langsam

modulierenden Art.

bleed

•••-••••

COMPILATION

TRAUM V21 do12“

Elektronische Musik -Interkontinental

Anton Kubikov, Process, Miss Dinky, Fairmont,

Akufen, Philippe Cam, Tomas Jirku,

Andreas Fragel, Waki, M.I.A.

TRAUM CD7

Elektronische Musik -Interkontinental

+ FAX (Mexico), Oxtongue (Italien), Broker/ Dealer (USA)

traum@netcologne.de

trapez 11 M. Rahn - toaster

trapez 12 Oliver Hacke - ausschnitt

trapez 13 Akufen - psychometry vol 3

WWW.TRAUMSCHALLPLATTEN.DE FAX ++49 (0)221 25 787 42


reviews •••••ja •nein

[41] de:Bug : 055 | 0102

deutschland

Anna Kaufen - Drive In/Drive

Out [A Touch Of Class/007]

Natürlich ist Anna Kaufen das Synonym

von Mr. Akufen. Und natürlich, das

braucht man eigentlich gar nicht zu

überlegen, sind diese Tracks unglaublich

funky. Vielleicht könnte man sagen, dass

er hier auf seine Discohousezeiten eingeht,

besser gesagt sie auseinander

nimmt, wobei es komplett egal ist, ob er

welche hatte, wichtig ist, dass sie auseinanderfliegen

und den Track so mit reduziertem

Killerfunk volladen, dass er

ständig explodieren kann, und sogar ein

paar jazzig dahingefluffelte Soli erträgt,

ach, erträgt, er liebt sie. Auf der Rückseite

dann etwas kubistischer mit auseinandergerissenen

Vocalsamples, die ja

stellenweise so etwas wie seine Trademark

geworden sind.

http://www.background-records.de

bleed

•••••

Basic Implant - Revenge of the

101 pt2 [Toneman/008]

Der zweite Teil der Remixe mit einer

Schranzseite (Liebing und Cavalerra),

die beide irgendwie tun, was sie nicht

lassen können, logisch, scheint ja auch

immer und immer wieder zu funktionieren,

und der für uns Eklektizistenschweine

hier interessanteren Rückseite

von Berkovi der sich in ein pulsierend

Sequentielles aber für Berkovi doch

relativ straight Monotones ungetüm

hineinbollert und einer kleinen Scifi-

Oper mit merkwürdigen Beat-Bögen

von Brtschitsch, der den Kick der astralen

Triolen für sich wiederentdeckt.

http://www.toneman.de

bleed

••-•••••

Chris Doria - Movin On EP

[First Cut/006]

Sehr elegant driftet diese Platte in eine

leicht noodelige acidähnliche Sequenz

hinein und ist von da ab erst mal nur

noch groovy und nett, schichtet ein

wenig hymnische leicht neotrancige

Flächen dazu und bleibt dennoch auf

dem Boden der Tatsachen. Musik zu der

man genau so schunkeln, mit Oldschooltränen

in den Augen losheulen

wie durchtanzen kann. Auf der Rückseite

rockender, trockener und gespenstischer

mit ratternden Phaserpercussions

und horrend gruselnden Strings und

komplett in KMS Discostyle versunken.

Verdammt gute EP dieses Berliner

Labels.

bleed

••••-•••••

Istarilasterfahrer

[Complication # 27]

Der Lasterfahrer aus Hamburg ist zu

Besuch auf dem Leipziger Complication

Label und fetzt in bester '94-Manier

durch den Amenbreak, filtert, was das

Zeug hält, findet irgendwo noch alte,

coole Sprach-Samples und kitzelt

irgendwo her noch einen Killerbass. Was

gibt es da noch Schöneres. Zumal der

Amen hier halt wirklich Amen sein darf

und einfach extrem wild durch die

Gegend purzelt. Wunderbar. Dann

drückt Istari auf die Hupe, überholt den

Funky Drummer und dreht total durch,

solange Platz auf der 7" ist. Ich denke an

die guten alten Bassterror-Tage und finde

das großartig. Menschen wie Istari

könnten die Welt retten.

http://listen.to/istari

thaddi

•••••

Gayle San - Humourless EP

[Sok/027]

Hätte man besser gar nicht benennen

können diese Platte. Auf der A-Seite ein

leicht tribaliger Loop, der nicht aufzuhören

scheint, aber wirklich den Track

Gianni Stiletto - Floating

Point/Stochastic Drift

[Molar Rec.]

Auf der A-Seite merkt man der dezent

Drum and Bass Tempo angenäherten

Musik deutlich an, dass der Salzburger

Stiletto vor allem Filmmusik macht,

denn das wird alles eher mit breitem

Gefühls-Pinsel aufgetragen, als die

Sounds jenseits ihrer repräsentativen

Funktion als Emotion oder Stil zu

sehen, weshalb die B-Seite dann auch

besser ist, weil per se mehr auf Ambientes

konzentriert, dort aber, so stellt sich

nach einer Weile raus, doch wieder mal

nur die lustige Modulation eines elektronischen

Digeridoos entdecken.

bleed

••

Holger Flinsch - The Return To

Mutabak [Basalt/003]

Zurückkommen ist immer glücklicher

als verlassen oder verlassen werden.

Jedenfalls bevor man da ist. Holger

Flinsch hat die Basalt Reihe mal eben als

Trilogie umformuliert, und wir würden

uns nicht wundern, wenn in alter Science

Fiction Manier ein Zyklus daraus werden

würde. Steppender und upliftender

geht es nach Hause, die Welten wirken

luftiger und voller Erwartung, die Dubs

reduzieren sich auf Klickern, die Musik

wirkt wie eine Schneedecke aus Erwartung,

harmonisch dichter und wie aus

einem langsamen aber unhinterfragbaren

Guss. Perfekte Weihnachtsmusik

logischerweise. Und auf der B-Seite

(rotziger, darker, funkiger) waren wir

noch gar nicht.

bleed

•••••

E-Men - 3 [Korrekt Gesprengt]

E Men machen hier ziemlich skurrile

Elektro-Retro-Tracks mit verdrehtem

Vocoder-Gesang, gespannten Beats und

Pophimmel-Eskapaden bis weit über die

letzte Plattenbausiedlung. Leicht trashig

RECORD STORE • MAIL ORDER • DISTRIBUTION

Paul-Lincke-Ufer 44a • 10999 Berlin

fon +49 -30 -611 301-11 • fax -99

business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 11.00-16.00

www.hardwax.com • mail@hardwax.com

Ars Larson - Ich Lieb Dich

[Shot/014]

Reduziertere Tracks, als man von ihm

gewohnt ist, mit viel Platz für Dubs und

Effekte, ruhige Breakdowns und irgendwie

offeneren Strukturen, obwohl es

immer noch mächtig pumpt in zwei Versionen

dieses ganz funkig-kalten

Ticktack-Grooves ("Da Da Da" Neuinterpretation

die gar nicht schmerzt).

bleed

•••-••••

Artist Unknown - Errorist

[Disko B/104]

Wer erwartet hätte, dass Artist Unknown

einfach so auf dem immer noch in

Hochbetrieb rollenden Retro-Fahrwasser

ganz unbefangen weiterschwimmen,

der hat sich ein wenig getäuscht, denn

zwar orientiert sich die Platte klar an

sowas wie Nuwave-Monsterhits, aber sie

tut es auf dem einzigen Track, der nicht

von anderen geremixt wurde so dark,

dass es schon fast wieder einen kompromisslos

lustigen Effekt bekommt. "Errorist"

könnte frühen Tuxedomoon- und

PIL-Stücken Konkurrenz machen. Es

folgen DMX Krew mit einem Human

League-Funkup von "Anthem". Ihr alter

ego Martini Brös. remixen "Control"

mit Cellosolointro und Melissa von den

Chicks zu einer Art Greenaway-Soundtrack,

während Highfish & Diringer

einen reduziert funkig rollenden

Sequenz-Minimalisten DAF meets Hypnose-House-Remix

machen den man

wohl auf jedem Dancefloor Berlins

hören wird. Und was war noch mal

retro? Egal.

http://www.diskob.com

bleed

•••••

Autist Artists - Autobahn EP

[Autist]

Ziemlich rabiat drauflosdonnernde

Tracks mit angezerrten Sounds und verirrten

randomartigen Melodien, die

man in Mittneunziger Techno so gerne

benutzt hat und die, vermutlich aufgrund

von anderen Sequencern, fast

überall verschwunden sind. Wuchtig und

monoton, aber dennoch irgendwie ganz

gut drückend und mit genau dem Hauch

von Intensität in den Modulationen,

dass man dafür jede Looptechnoplatte

wegschmeissen würde.

bleed

••••

Crane AK - Supermarket

[Force Tracks/038]

Die neue Crane AK überrascht mit

einer leichten Annäherung an Berliner

80er-Styles auf "Supermarket", dem

krabbelnd digitale Knackser in den stolzierenden

4/4tel Bassline-Groove

geworfen werden. Irgendwie erinnert

der Track damit ein wenig an Sascha

Funke, wegen der Stimme aber eher an

Miss Kitten, und bekommt dennoch

diesen Grenzgang zu minimaleren House-Strukturen

etwas gebrochen aber

dennoch ganz gut hin. Auf der Rückseite

mit "Morgenrot" ein ähnlicher Track,

der sich aber mehr auf das Spielerische

der Melodien verlegt und ein sehr

smoothes House-Stück in dem Knistern,

Klickern, Dubs und Melodie so

sanft ineinanderübergehen, daß man es

lieber noch ein paar Runden mehr

hören möchte.

bleed

••••-•••••

Betrieb - Harmolodic House EP

[Klang Electronik/061]

Ekkehard Ehlers ist ganz schön unermüdlich

und umtriebig. Schichtet seine

verschiedensten Projekte ständig neu um

und ist auf jeder Platte wieder so erfrischend

neu, dass man ihn als Person

schon kaum noch für real halten kann.

Betrieb heißt hier tatsächlich Housemusik,

minimalst und clickernd, bis hin zu

experimentellen Brüchen in dem, was

man überhaupt noch an hyperaktiven

Kleinstgeräuschen und Release-Zeiten

hören kann, aber sitzt auf dem festen

Sattel sympathisch vereinender Bassdrums.

Gelegentlich erinnert einen das

ein wenig an die ultrafunkige Zerrissenheit

mancher Akufen-Tracks, bleibt aber

abstrakter und ohne Referenzen im sehr

abstrakt jazzigen Sounddesign. Drei

pumpende Hits und ein Bonus-popambientes

Meisterwerk dazu.

http://www.mad-net.de/playhouse

bleed

•••••

Brand & Leon [Molar Rec.]

Zwischen Kölner Schuffle-Geschunkel

leicht überzogen flachem Sample-IDM

und dezentem Terror-Breaksound

schwankt diese EP hin und her, wirkt

aber auf jedem Track einfach ein wenig

zu blass um die nötige Dichte, zu hingefusselt,

um die nötige Experimentalität,

und zu losgejammt um die nötige Schärfe

solcher Produktionen erreichen zu

können.

bleed

•••

Captain Comatose - 2nd EP

[Playhouse/053]

Snax und Kahn gehen hier in die zweite

Runde und fusseln sich quer durch die

Styles die House mit 60er-Harmonien

konfrontieren, mit Gesangs-Genuschel

bis hin zum Kehlkopfgesang und dabei

ganz gelassen eine Art von neuer Disco-

Schunkelmusik für Elegiker und Elektroniker

der dritten Art produzieren.

Freeway-Funk für die Brüder und

Schwestern der Weihnachts-Dub-Saison

technicolor getränkter Helden-Ingenieurs-Filme

und Seifenopern-Serien.

Skuril und hitverdächtig.

http//www.mad-net.de/playhouse

bleed

••••-•••••

Halelujah - mixed by Deli-G

[Slip & Slide]

Hab mich ja immer gefragt, ob es sowas

wie Gospel House wirklich gibt. Und ja,

hier ist es und es ist so schlimm wie wir

alle dachten, und wir machen jetzt drei

Kreuze, bekennen uns zum unerschütterlichen,

ja fast genetischen Atheismus

und schmeissen das Ding aus dem Fenster,

wo es die Suchenden finden

mögen, so Mr. G will.

bleed

Faith Vol1 [Clockwork]

Beginnt eine Doppelmix-CD mit Harfengefussel

und spanischer Guitarre,

dann weiss man, dass man in der

falschen Kirche gelandet ist. Obwohl,

im Vergleich zum anderen Versuch, aus

der Weihnachtsgläubigkeit der Christenheit

noch schnell ein bissi Housereibach

zu machen, ist das hier (gemixt von Terry

Farley und Bill Brewster) schon noch

richtig rockender Hostiensud. Discogedaddel

mit Vocalhousegeplänkel und

Besänftigungstheorien in Beats gemeisselt.

bleed

••

DCP - Chrome

[Z Schallplatten/003]

DCP ist Dietmar Pier und kickt unter

dem Titel "Chrome" einen dieser zeitlosen

Detroittrancetracks mit endlosem

fast hypnotischem Arpeggio und leichten

Dubs zu immer tiefer grabender

Bassline und langsam alles in einen Erdrutsch

versetzenden Filtern. Musik wie

die plotzliche aufgeladene Stille nach

einem Sommergewitter. Auf der Rückseite

wird es mit "Arabicum" erst mal

schillernder und relaxter in weitschweifigen

Dubstrukturen zu plockernd

dezenter Bassdrum und rasselnden

Rimshots und zeigt sich auf dem letzten

Track dann auch noch sehr reduziert

und verwirrend durch endlose Effekte,

geschliffen von seiner dunkleren Seite.

http://www.z-schallplatten.de

bleed

•••••

Grad 1 [Cyclotron Records/002]

Finde Tracktitel wie "Internet Macht

Frei" trotz des möglichen Sarkasmus

irgendwie unfunky. Zumal wenn zu den

eigentlich ganz guten Sounds von Club

Off Chaos Mitstreiter Polonski diese

etwas blöde seichten Slacker-Vocals

dazukommen, die einfach nur klingen

wie Arbeit oder eben Theater. Neo-

Retro-Wave-Musik ohne Sinn für die

Grenzen der Revitalisierung.

http://www.cyclotron-records.com

bleed

Felix Kubin/Aavikko - Super

Lake Beat/Antarktis Slow Beat

[Diskono 014]

••

Taubenstrasse 13

aus Hamburg zu

Gast

Januar 2002

Zwei sehr kurze, schnörkellos auf einer

7" auf den Punkt gebrachte Perlen, die

der Zusammenarbeit der Band Aavikko

und Felix Kubin entsprungen sind. Zum

einen darf man sich an der lasziven Seite

verpoppter Rockmusik erfreuen, die

sich wohl am deutlichsten durch strippende

Playmobil-Figuren illustrieren

ließe, welche sich von ihrer eigentlichen

Daseinsberechtigung emanzipiert haben

und nun damit beschäftigt sind, die

Vorzüge der Lüsternheit für sich zu

erschließen. Auch kein Kind von Traurigkeit

die muntere Rumelplatzmusik

der anderen Seite, die möglicherweise

von den Weiten des Wolgatals inspiriert

ist und ebenfalls üppig auf der

beschwingten Seite des Lebens steht.

Lethargie geht jedenfalls ganz anders.

p_

•••••

darstellen soll, auf der anderen Seite

zwei Loops, die nicht aufhören und sich

vor sich hinlangweilen. Nicht in Stimmung?

Vielleicht lieber nicht machen.

bleed

••

PSI Performer - Art is a division

of Pain Remixed 4 [k20/008]

Das Unternehmen "Art Is A Division Of

Pain" geht in die vierte 12"-Runde

nachdem die beiden CDs jetzt schon

draußen sind. Und es fällt immer noch

auf, wie gut die Remixer hier wirklich aus

sämtlichen Feldern elektronischer

Grauzonen zusammengesucht sind.

Scorn beginnen mit einem ruffen

Downtempo-Drumandbass-Darkness-

Epos, Anthony Child gibt seinen

ambienten Soundscape und "Union

Musique Concrète" Vorlieben wieder

einmal ein Stück verregnetes Kinoerlebniss

zwischen den digitalen Weltkriegen

zurück, Freund Carl O`Connor hingegen

lauscht fast besinnlich zwischen

Oper und Unterhaltungs-Klassikern an

IDM Grenzen herein. Pan American

schleifen sich durch loopig clickernde

basisdemokratische Dub-Gräben mit

Oberton-Glückseligkeit, Tom Tyler

rufft das Ganze leicht psychedelisch aber

monumental funky auf, während Russ

Vier5, Frankfurt

Vier5.de/Ausstellungen

Gabriel bedrohlicheren Übersteuerungs-Modulations-Barock

fährt als

Annibaldi in seinen darkesten Zeiten.

http://www.kanzleramt.com

bleed

•••••

DJ Maxximus & Something J -

Mecedes Bentley vs. Versace

Armani [Warp]

Hi hi. Berliner auf Warp, wer hätte das

gedacht. Mr. Amaretto und Frederic

Stader mit einem dezenten darken

HipHop-orientierten Ravetrack für

Oldschool-Nuskool Fans. Einfache

runtergeschraubte perfektproduzierte

Beats mit viel lazy slacker Vocals drüber

zum Aufrühren und als Erinnerung an

alte Ataripunkzeiten und auf der Rückseite

mit einem klassischeren Nuskoolbreaks

Mix,der sich Dub nennt. Dunkel

und funky.

bleed

••••

RECORD STORE • MAIL ORDER • DJ EQUIPMENT

Katholisch-Kirch-Str.24 • 66111 Saarbrücken

fon +49 -681 -32 001 • fax -32 002

business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 11.00-16.00

Dennis DeSantis - Deviant

[k20/013]

Sehr aufgeladen und fett produziert

kommt dieses amerikanische Glitzer-

House-Dub-Monster daher und überholt

Swayzak und Ideal links und rechts

und kann sich mit "Deviant" durchaus

als eine der glitzerndsten Minimaldub-

Hymnen bewerben, bleibt aber gleichzeitig

sehr detroitig. Auf der Rückseite

weniger euphorisch dafür aber noch

deeper in den Filtern auf "Tendril" umd

mit berstend rockendem Funk auf "Suspend".

Überraschende Platte für k20.

Perfekte Platte für jeden minimal deepen

Dancefloor.

http://www.kanzleramt.com

bleed

•••••

Disco Stu - Sex Slave

[Cyclotron Records/001]

Mit diesem sehr funkigen Release starten

die Frankfurter ihr Label ganz und gar

nicht so Disco wie der Titel vermuten

lässt. "Sex Slave" ist in Wirklichkeit in

minimal rockendes schnelles Triggermonster

mit Brecher-Sample und sehr

transparent pumpender Produktion,

einfach und dadurch fast abstrakt, aber

sehr zielgenau. Der Bonustrack "Angora"

kuschelt in eher dezentem Housetempo

mit ein paar wenigen aber dicht

gefilterten Loops und dazu erfrischend

angetrashten Beats. Der Boris Polonski

Remix auf der B-Seite macht aus "Sex

Slave" eine Art funktionalisierten Herbert-Track

mit leichten Anklängen an

Tejada. Da wird man wohl nicht nein

sagen können. Schönes Debüt. Nicht

von dem OP-Art Cover abschrecken lassen.

(Oder von dem bei den Simpsons

geklauten Namen des Acts, der Korrektor!)

http://www.cyclotron-records.com

bleed

••••-•••••

Heiko Laux - The Silent Bass

[Kanzleramt/066]

Tricky Titel. Bass muss doch laut sein.

Wissen wir doch alle. Und Heiko sowieso.

Also heißt Silent hier ganz weit

unten. Ganz furchtbar deep. Ganz weihnachtlich

rollt diese Platte mit ihrem

ruhigen satten Bass vor sich hin und

fächert sich auf in eine der Clubhymnen

für's nächste Jahr. Massiv, glänzend,

deep und endlos. Killer. Auf der Rückseite

mit "Position Flipped" ein ebenso

deeper swingenderer dezent mit Effekten

verwischter aber dennoch extrem

funkiger Track, der zeigt, dass es, wenn

es um Tracks geht, die eine gelassene

Ruhe ausstrahlen, aber dennoch sehr gut

und klassisch rocken, kaum einer mit

Heiko Laux aufnehmen kann.

http://www.kanzleramt.com

bleed

•••••

Hakan Lidbo - Overnight EP

[Moon Harbour/006]

Zur Zeit releast er nicht nur überall sondern

vor allem immer perfekte Tracks

wie "Overnight" für das er sich mit

gezupfter Obertongitarre und Saxophon

unterstützen lässt, ohne, dass einem die

Ohren abfallen. Sehr smoothe nachtklare

Breaks im schillernd schlendernd

lockeren Grooves mit zurückhaltender

Sampleperfektion selbst auf vollmundiger

funkigen Tracks wie "Shake What

Your Mama Gave You". Liebe in Zeiten

der multimedialen Hanni-und-Nanni-

Bücher zeigt Hakan auf der Rückseite in

zwei Versionen des Klöppel-Jazz-Fusion-Grooves

"The Girl And The Pony".

http://www.moonharbour.de

bleed

••••-•••••

die Stimmen immer tiefer in die Sounds

reingeschliffen und rockende Zwei-Finger-Basslines.

Weniger Retro all das als

einfach nur kompromisslose ab und an

harsche Popmusik.

bleed

••••

Electronicat - Amour Salé

[Disko B/105]

Wenn man ihn auf seinen vorhergehenden

Platten noch für das französische

Update von Suicide für Elektroniker

halten konnte, so ist er hier eindeutig

einen Schritt weiter gegangen. Die Rhythmen

sind immer noch auf Bassdrum

und Claps reduziert, swingen immer

noch genauso, werden aber irgendwie

von der soulig hypnotischen Jamie

Lidell-artigen und gleichzeitig ultradarken

Ghostbuster-Runter-Pitch-

Gemeinheit so aufgebrezelt zu einem

Reduktionisten-Rave-Soul-Sound, dass

es wohl nur noch eine Frage von Jahrhunderten

sein kann, bis Electronicat

damit die Charts busted. Rock and Roll

für Hochspannungsmasten und solche,

die es werden wollen. Killer.

http://www.diskob.com

bleed

•••••

Ferro - Acuario

[Danza Electronica/004]

Breitseiten Horror-Retro-92er-Techno

von Henze und Rios die man irgendwo

zwischen F.U.S.E. und Red Planet

Sound verorten würde. Also hypnotisch,

leicht trancig, deep und schlicht. Auf der

Rückseite mit einer doppelten Portion

Acid und Sirenen. Einfach, damals,

etwas unverschämt, aber immer gut.

bleed

••••

Free Loving Foundation - You

Should Forgive [Freu_ND/001]

Die erste Platte dieses neuen Labels von

ND Baumecker, das mit einem dezent

filternden Fullvocal-Track in schmachtender

Harmonie beginnt, dessen angerauchte

Vocals sehr smoothe Deephouse-Atmosphäre

erzeugen. Auf der Rückseite

etwas glitzerndere Stimmung auf

"Do It", das so in ungefähr das ist, was

man sich unter einem Daft Punk-Deephousetrack

vorstellen würde. Überragend

pathetisch und dennoch dezent,

filternd und mit Melodien um sich werfend,

aber dennoch mit sehr smoothen

leichten Grooves.

bleed

••••

Martin Jarl - Weetabix EP

[Konvex | Konkav/014]

Der Schwede Martin Jarl brilliert hier

mit vier ultrasmoothen weitläufigen

Dub-Click-Tracks, die sich dennoch

nicht auf den klassischen Formalismus

einigen wollen, sondern immer wieder

neue Sounds ins Zentrum stellen und

darum herum dann eine eigene Welt aus

breiter endloser Größe legen, die mal

konzentriert ruhig bis fast ambient ist,

mal deep housig, mal clickernd reduziert

perlend und dann auch schon mal fast

Chicago-artig mit Weihnachtsvorgeschmack.

Sehr schöne Platte.

http://www.konvex-konkav.de

bleed

•••••


i cant take it no more

dial.

de:Bug : 055 | 0102 [42]

reviews •••••ja •nein

deutschland

Jazzanova - That Night with Vikter

Duplaix/ Days To Come

[JCR/PP Sales]

Jazzanova, die überirdischen Spielmeister

der Verflechtung stilübergreifender

Genres. Nachdem sie sich in der Vergangenheit

zumeist im brasilianischen

Territorium aufgehalten haben mit der

Affinität zu Jazz, Funk und auch Senior

Soul, begeben sie sich nun in die Innenwelt

des Tiefenuniversums Detroit. Ich

erinnere mich an das Set von Jürgen von

Knoblauch im Rahmen der Compost-

Nacht im Alten Wartesaal während der

Popkomm. Was sich hier längst anbahnte,

ist nun verinnerlicht in der Produktion.

Das traditionelle Moment wird

nun zum subversiven Bestandteil ihrer

Betrachtung. Es versteckt sich im Detail

des Arrangements. Was nun an der

Oberfläche sichtbar wird, ist eine komplexe

Struktur, ein verschachteltes

System, das sich seines Ursprungs

bewusster ist denn je. "That Night" spielt

mit Vocals, verfremdet sie, verändert sie

Schicht für Schicht, mal als Loop, mal

als Vocalline hörbar. Die Grenzen zwischen

Vergangenheit und Zukunft werden

aufgelöst, Zeitlosigkeit wird zelebriert

und steht damit in der Tradition

von Juan Atkins und Kevin Saunderson

- verspielter, Seins-fixierter Techno-

Entwurf in der synkopierten Spielart.

Und wie immer ist die Detailverliebtheit

und das gekonnte Spiel mit Sound- und

Vocal-Teilen ein Erkennungsmerkmal

ihrer ureigenen Interpretation von

Musikalität. "Days to Come" brilliert

durch die Tiefe des Basslaufes und die

Klarheit der Drumpatterns, die durch

Bleeps und organische Details dramaturgisch

umwoben werden zum magischen

Dancefloor-Opus.

mk

•••••

John Starlight - Blast from the

past [Lasergun/012]

Die skurrilste außerplanetarische Vocoder-Disco-Platte

des Jahres kommt

natürlich auf Lasergun. Knatternd und

klöppelnd, monströs und pulsierend wie

ein Neutronenblaster der Erinnerung,

ausufernd dubbig und unerwartet hyperneurotisch

und Klapper-funky, wenn

sie will. "Blast from the past" lässt damit

jede Erinnerung an Herbert und Robot

explodieren in einen Track, der es glatt

mit dem legendären Mistakes aufnehmen

kann. Und auf der Rückseite noch

viel mehr ultrakickend krabbelnd neu

und unbegreifbar.

shot@lasergun-records.com

bleed

•••••

Kosmos [All Score Media]

Ah, das klassische Weihnachtgeschenk.

Ostdeutsche auf dem Weg in den Kosmos

mit rasanten Easylisteningorchestertracks

aus einer Handvoll Filmen

zusammengeschnitten, die vermutlich

ganz schön ernst und ganz unglaublich

unterhaltend gedacht waren und allein

wegen der Texte schon ziemlich absurd

sind. Dazwischen immer ein paar Hörspiel-

oder Fernsehschnippsel und funky

Soundeffekte. Wir hätten gerne noch

viel mehr Info dazugehabt, sozusagen

ein Buch, was man dazu lesen kann, um

nach den netten, aber viel zu kurzen

Linernotes herauszufinden, was eigentlich

die Zukunft in diesen Jahren (60er,

70er) so bedeutete jenseits der Kapitalistischen

Schallgrenze.

bleed

••••

Multicast - Further Obliq Perspectives

[k20/014]

Die Posse aus Colorado, die unter verschiedensten

Namen bislang von ihren

eigenen Releases bis hin zu Pitchcadet

schon vieles gemacht haben, bleiben

auch auf der EP für das Kanzleramt-

Sublabel eher Session-artig verdaddelt

ambient. Je nach Gitarrenanteil geht das

von eher Lagerfeuer-Elektronika Nuancen

bis hin zu industriell-postapokalyptischen

Harmoniegewittern, rattert

zuweilen recht rabiat mit Breakbeats

amerikanischer Prägung herum, kommt

aber immer auf die gleiche Struktur des

fließend Dahinentwickelnden zurück,

die die Stücke gelegentlich etwas altmodisch

erscheinen lässt, obwohl ausgefeilt

im Sounddesign.

http://www.kanzleramt.com

bleed

•••-••••

Hometrainer - Take My Hand

[Payola / K2]

In München läuft immer wieder gerne

das Schema F. Offenbar. Und der

Hometrainer ist voll dabei. Und das geht

so: Angeberische Bassline, schlechter

Vocoder-Gesang und eine Vorstellung

von Funk, mit der man vielleicht in

Kochel am See ein Schnitzel umsonst

bekommt. Console nachmachen will

halt gelernt sein. B-Seite mit Gabba-

Mix. Witzig. Echt. Vinylverschwendung.

thaddi

Marcus Schmahl - Eetack Visuo

EP [Utils/017]

Vielleicht ist ja diesen Winter soetwas wie

ein neues Ästhetisches Sparprogramm

auf den Plan gerufen worden. Heimlich.

Die neue Utils jedenfalls ist auf "Swayin"

auch voll versunken in die Betrachtung

von resolut-klöppelndem Minimalismus

in emuliert-analoger Form, bohrt sich

leicht psychedelisch unter House durch

und holt gegen Ende Luft mit einem

angereichterten E-Akkordeon. Auf der

Rückseite darf mit "Casino" funky Chicago-Style

geschrubbert und mit

wedelnden Schuffles und Wuscheln

Tempo erzeugt werden, während "Bromide"

ähnlich chemisch-psychische

Hausdurchsuchungen anstellt wie

"Swayin". Fein.

http://www.utils.de

bleed

••••-•••••

Mark Hawkins - Test Bottle

Damage EP [Hörspielmusik/028]

909 ausgepackt und brettern, hier und

da mal die Sequenzen runterdrehen,

rauf, fiepsen, rattern, gegeneinander

auflaufen lassen und dabei viel Wirbel

erzeugen und schon ist man zufrieden.

Sympathisch losrockender Brightonmeets-Chicago-Crash-Course-Sound.

http://www.hoerspielmusik.de

bleed

••••

Metope - Magnetic / Memory

[Areal/005]

Man hätte auch sagen können Memory is

Magnetic oder darauf hinweisen, dass

Michael Schwanen nicht umsonst mit M.

beginnt, dass das elektronische Gedächtnis

die Personalisierung bestimmt und

dass Metope Tracks mit zum Persönlichsten

gehören, was man in minimaler

Musik so findet, ohne dass man wüsste,

warum dem so ist. Die beiden Tracks

jedenfalls zirkeln ihren eigenen Bereich

mit komplett ungewöhnlichen Sounds

und massiver Kryptologie so gut ab, dass

am Ende alles zu Sounds rockt, die man

nie für möglich gehalten hätte. Eine der

funkigsten Varianten Kölner Sounds.

Auf der Rückseite noch kantiger und

reduzierter, als wäre DBX als Roboter im

keimfreien Raum wiederauferstanden.

Perfekt.

http://www.areal-records.com

bleed

•••••

MFA - Coffe Shop Rules [Domino]

Deepe darke Kiffermusik mit Elektroeinschlag

und leichtem runtergetunetem

Valiumfunk liefern uns Broom

und Hill hier. Gespenstisch voller Erinnerungen

an die guten alten Zeiten, als

England die Opiumkriege fast gewonnen

hätte, etwas reduziert und genau

dann gut, wenn es bei eben diesem Etwas

bleibt, und nicht die elektroiden Räucherkerzchen

in die Ecken des Grooves

verteilt werden. Für ein Dungeons and

Dragons Spiel mit Sicherheit ein perfekter

Soundtrack, aber sonst eher was für

Schwerenöter, öh, Schwermütige.

bleed

•••

Peter Licht - Heiterkeit Remixe

[Mofa 1/BMG]

Find ich gut. Golden Boy träufelt die

Glorie der astreinen Besinnlichkeit der

großen Neo-NDW-Geste von den

Schweizer Bergen hinab auf den Rhein

als wär's der Mersey. Mr. Künstler Treu

streut dem Ganzen noch das Boy-Flavour

gut abgehangener Kirmes-Psychedelik

lang ersehnter Fernseh-Sonntagvormittage

dazu, ach, Pop, da geht

Herrn Licht gleich noch eine richtig

europäische Genealogie auf. Mit Orgi-

nal-Schrammel-Schunkel-Pollunder-

Pop.

bleed

••••

Mille & Mr.Hirsch - Soulmotion

EP [Polish/001]

Die zweite EP von Mille und Hirsch auf

diesem Label, und in Kürze wird man

die beiden wohl immer in einer Reihe

mit Lowtech und Metro Area nennen,

denn in dem Bereich richtig runtergefahrener

deeper Housemusik gibt es

kaum noch mehr ernsthafte Konkurrenz.

Wesentlich loopbasierter aber als

die beiden, haben sie das Glück die

Hihats immer Hängen lassen zu können

in einem eh schon ausgezeichneten

Groove und die Filter auf eher Theo

Parrish (sag auch Lawrence, Newworldromantic)

artige Weise einsetzen zu können.

Das Label wird noch Legende, da

gibt es keine Frage, vor allem auch weil

Mille und Hirsch nämlich, obwohl klar

definiert in ihrem Stil, genau wissen wo

und wie sie ihn brechen können umd

den Track dieses letzte bisschen Unangreifbarkeit

zu verleihen.

http://www.newpolish.com

bleed

•••••

Miss Kitten On The Road

[Terminal M]

Auf Monika Kruses Label kommt hier

die zweite DJ CD von der ziemlich

umtriebigen Miss Kitten und wenn man

dem hier glauben darf, dann kennt sie

wirklich keine Peinlichkeiten, findet

Stumpfe Ravemusik neben ambientem

Sven Väth Seifenscifioperettensound

genauso gut wie Tribaleskes von GigiGalaxy

bis Killabyte, wuschelt das gerne

auch mit Disco ala Kiko zusammen, findet,

Heckmanns EBM Gebratze passt toll

zu Felix Da Housecat und Plastikman

eigentlich ganz gut zu Plaid. Nun ja.

Langweilig wird einem dabei nicht und

ziemlich gut crossfaderstyle gemixt ist es

auch, aber tatsächlich wäre das im Club

irgendwie zuviel, es sei denn, es wäre

wirklich ein alberner. Und zuhause muss

man es schon mit einem distanzierten

Blick hören.

bleed

••••

Moonbuggy - Beep Valley

[Doxa Records]

Ups, gerade noch verspielt poetisch,

werden sie schon kindisch albern. Die

Hamburger Moonbuggy tragen

bestimmt Ringel-T-Shirts, aber die stehen

ihnen ganz gut. Zwischen Jahrmarkt,

Easy-Kleinkunst und Dancefloor

fitzeln sie schelmisch lächelnde Gemütstracks

zusammen, die nichts vom Ernst

des Lebens wissen wollen und Melancholie

für eine Krankheit des 19. Jhdts.

halten. Ist man deshalb gleich banal?

Vielleicht der richtige Verschnaufplatz

für alle, die sich von zu viel Emo-Elektronika

erholen müssen und dabei eine

Portion "Die kleinen Strolche" gern in

Kauf nehmen.

janj

•••

Kissogramm vs. Woody

If I had known this before

[Electric Kingdom]

Der "Nights of the Jaguar"-Konsenshit

dieser Saison ist definitiv Kissogramms

"If I had known this before" im Woody

Remix ohne Augenränder. Dieser Ausnahmehit

führt vor, wie man völlig unliberal

und anti-anbiedernd zwischen

Trockenklick und Trockeneis, zwischen

minimalem Federn und barockem

Pomp-Synthie alle Lager an ihrer empfänglichsten

Stelle treffen kann. Vor 3

Dekaden (in Club-Zeitrechnung) auf

Blaou erschienen, bekommt es leider

etwas zu spät für die German Dance

Awards 2001 von Electric Kingdom verstärkte

Steigbügelhilfe. Der Westbam

Remix versucht es mit gezielter Zurückhaltung,

wirkt aber etwas schlapp mechanisch

gegenüber Woody, was soll man

machen bei so einer Lattenhöhe?

janj

••••-•••

P. Lauer - Café Contakt EP

[Separé Recordings/003]

Wie man es von den ersten Releases des

Labels schon kennt, kommen auch hier

wieder drei groovend deepe harmonische

Housetracks mit Jazz-Flavour und

Vocalsnippets, Saxophon, Rhodes, Piano

und dezent angeshuffelten Beats, die

mit leicht perkussiver Tiefe sehr schön

vor sich hingrooven. Latenight Masters.

http://www.separe-rec.com

bleed

••••

Neal White - j.o.g. [Salo/014]

Der "Schubbern" Track der neuen Salo

ist wohl der härteste Track, der bislang

auf Salo erschienen ist und verbindet im

Pliq Mix dezent minimale Dubstrukturen

mit leicht psychedelisch anmutenden

Effekten und Stimmen, die mir ein

wenig zu stark in Richtung Neo-Goa

gehen, das Original ist dafür wesentlich

dezenter und endet in rasantem angedubbtem

Sägezahn-Dub kompromissloser

Verwaschenheit. Der Titeltrack holt

dann alles wieder auf phasernden Minimalhouse-Dubsound

zurück, der sich

von nichts aus der Ruhe bringen lässt

und die EP auch für alle, die den Sound

von Salo lieben, wieder richtig smooth

macht.

bleed

•••-•••••

Novatek - Compact EP

[Morris Audio/008]

Meist kennt man den griechischen Producer

von seinen Treibstoff-Releases.

Und diesen Sound setzt er hier auch

fort. Deepe dubbig angeheizte Minimal-

Clubtracks mit dezent discoiden Basslines

und vielsagenden langen Filterbewegungen

die den Tracks dieses gut glitschig

groovige geben. Auf der Rückseite

bekommt die EP mit "Double Click"

neben aller eh schon chromglänzenden

Glätte einen Track der leicht an den

Sound von Burger in George Clinton-

Maske erinnert.

bleed

••••-•••••

Oliver Hacke - Ausschnitt EP

[Trapez/012]

Oh. Neuer Act. Holziger Act. Sehr cool.

Beats für die gebrochene Wahrnehmung,

die überall mehr Zwischenräume

erkennt und den Dancefloor einfach

über die Hithats beherrschen kann.

Schon auf dem ersten Track kommt das

alles zusammen. Der intensiv klare dichte

Reduktionismus von Leuten wie Jeff

Samuel, das elementar schwingend

Leichte Houseflavour wie bei Herbert,

die konsequente kubistisch smoothe Art

von Luomo und das sympathisch Kanadische

filtern von Sequenzen. Brilliant.

Auf dem nächsten Track treffen ganz

andere Dinge aufeinander, aber man

spürt, dass das was bei vielen Leuten

Arrangement ist, hier eher eine Kollage

der Intensitäten wird die langsam aber

ständig, wie jeder es tun sollte, hier eine

Lebensempfehlung, ein sozusagen

ethisch-genetischer Rat, von Print zu

Leser, wir belästigen damit nicht länger.

Vier Track gebündelter Klassizismen -

verpackt als totale Überraschung.

bleed

•••••

Oliver Kapp - Images Of Desire

[Indulge]

Oliver Kapp ist so etwas wie eine der

ganz wenigen deutschen Außenposten

ungebrochener Detroittechno-Euphorie.

Und das schon seit vielen Jahren.

Gerade eben ist die längst fällige Compilation

des Labels erschienen, und hier

kommen drei Tracks des Labelowners

(der auch noch Ray Gun macht) und es

bleibt faszinierend, wie sich die modulierten

Sequenzen hier, auf "Runaway",

durchsetzt von einem brüchig digitalen

Orgelsound in stellenweise absurden

Improvisationen, auf "Lush Life" in klar

mit zitternd Machanoidem versetzt und

mit einem der kickendsten Pianoakkorde

aufgehypt, und auf "Directions"

unerwartet smooth und dennoch klar,

gegen etwas anderes im Hintergrund

weitere Dimensionen aufreißendes

durchsetzen und gleichzeitig durchlässig

werden. Klassiker.

bleed

•••••

Peter Licht - Die Transsylvanische

Verwandte [Mofa 2/BMG]

Und gleich weiter mit Mr. Superpopstar

Licht. Leider weiss ich hier nicht von

wem die Remixe sind, die Bassdrum

könnte TokTok heissen. Auf der A-Seite

will der Gesang irgendwie nicht mit dem

Rest des Tracks reden, obwohl viel geredet

wird, so dass dem Ganzen etwas

leicht Aseptisches anhaftet, so ist es nun

mal mit transgenetischer Liebe. Auf der

Rückseite klappriger Klimperpopremix

mit breitgestreutem 8Bitpiano und

Orginal-Schrammel-Schunkel-Pollunder-Pop.

bleed

•••

Poker Flat Vol. 2 [Poker Flat]

Die exklusiven Tracks der neuen gemixten

Labelüberblicks-CD-Compilation

von Martin Landsky kommen bei Poker

Flat auf zwei schönen 12"es und featurn

mit Benjamin Wild & Meta 83,

A.D.N.Y., Steve O`Sullivan, Swayzak

und Roger 23, Bug & Clé und Jackmate

einfach nur brilliante Tracks. Benjamin

und Meta bereiten die Landebahn mit

glitzernden Positionslichtern weitläufiger

Dubhouse-Pop-Perlen, A.D.N.Y.

kontert mit leicht percussiverem, aber

hymnisch sequenziell aufstachelndem

Groove, Steve Bug lässt sich von

Namensvetter O`Sullivan in ultrasmoother

harmonisch deeper Endlosigkeit

remixen, Swayzak und Roger 23 kommen

mit uptempo Dubstyles in perfekt

simulierter chromglizernder Energie,

Bug & Clé wenden sich dem detroitig

untergründigen Chrme geloopter Dichte

zu und Jackmate beschließt das ganze

mit einem flirrend urbanen Stück Plinkerhymne

für Rides durch die Großstadt.

Die Minimalhouse Compilation

des Monats. Killer, klarer, kompakt und

sehr sehr deep.

http://www.pokerflat-recordings.com

bleed

•••••

Raz Ohara - Very Political

[Ware/025]

Wer gedacht hätte, dass Raz Ohara mal

auf Ware eine EP veröffentlicht, der

muss zumindest wagemutige Gedanken

hegen. So wie Raz offensichtlich, denn

die Tracks passen natürlich perfekt.

Kein Wunder, denn Mathias Schaffhäuser,

Festplatten Teichmänner (in offensichtlich

kryptisch untergehakter Killerlaune)

und Jayrope (smooth und endlos

Riesenrad-groovig wie immer) haben

produziert und Raz Ohara nicht nur

gesungen, sondern auch noch den

Mobil-Afterhour Track "We`ll All Go

Sometime" beigesteuert, damit in der

großen Welt der auf minimales reduzierten

NYC Housewelt nicht untergehen.

Sehr schön und wie erwartet eine

Vocale Meisterleistung. Komischerweise

mögen wir "We`ll All Go Sometime" am

liebsten.

bleed

••••-•••••

R Campana & D Reggi - Restless

EP [First Cut/007]

Schuffelnde housige Looptracks mit

eher geschichteten Strukturen, die ab

und an mal ein wenig Abwechslung

durch Raggasamples oder angetäuschte

Discosampleversuche wagen, aber sonst

recht konsequent durchrattern und wohl

damit auch sehr gute Tools sind.

bleed

•••

Rampe D - Tools [Shot Tools]

Die Crew von Rampe D hat hier auf

einer Doppel-12" von Shot die Möglichkeit

bekommen ihren Lieblingssatz

an Loops zu produzieren und das nutzen

sie auch gnadenlos aus. Mal dicht und

deep, dann klassich rockend, immer

impulsiv und selbst auf den ruhigsten

Loops irgendwie noch mit perfekt

geschnitzten Sounds ist diese Sammlung

definitv mein Lieblingspart der Shot

Tools Reihe. Dry, Dash und Beaks in full

effect.

http://www.shot-division.de

bleed

•••••

Reunion - Eona Remixes

[Dialog Recordings]

Zwei Jimpster Mixe und einer von

Reunion selber auf dem Sonar Kollektiv-Label.

Jimpster wie immer in jazzig

plinkernd deeper Laune und mit sehr

gut plazierten Breaks und Soli in ständig

weiter aufsteigender Ruhe, Reunion

etwas darker und mit sicherem merkwürdigerweise

fast darkem Broken Beats

Flavour, während der letzte Mix von

Jimpster dem Ganzen noch mal die elegische

Plinker-Bar-Atmosphäre verleiht,

die dann vielleicht doch etwas zu

gefällig und glatt wirkt. Spätsommermusik.

http://www.sonarkollektiv.de

bleed

••••

PSI Performer - Art is a division

of Pain Remixed 5 [k20/011]

Mit dieser EP ist es dann erstmal vorbei,

und irgendwie sind alle unsere Lieblingsacts

der fusseligen Kleinteiligkeit

hier gelandet, sozusagen als digitalen

Fingerprint den PSI Performer dann

noch hinterlassen wollte. Two Lone

Swordsmen erfinden unter der Tischtennisplatte

Elektronik neu als mechanisches

Arrangement aus Federn und

Stoßdämpfern, so als wäre der Prototyp

für elektronische Musik in Wirklichkeit

Flash. Thor von Thule, ansonsten sehr

breitwandig auf schwere Dubmonster

angelegt, versucht sich hier an der alles

hinterlegenden Kleinteiligkeit klöppelnd

verwirrender Grooves für mehr

Dichte im eh schon dichten Dub-Sud.

Stakkato-Dub heißt das Genre. IOTA

rufen die Notstandsgesetze des Dancefloors

aus, wie schon auf ihrer sensationellen

"Debut" EP auf Mental Groove

ein unschlagbares ungreifbares Ding

zwischen klassischer Leichenfledderei

und beherztem Rave-Schlachtruf jenseits

der LSD-Grenzenlosigkeit. Flipside

ein sichtlich die Rechentauglichkeit seiner

Prozessoren erst mal gründlichst

durchcheckender Sutekh mit einem seiner

dunkelsten Tracks, dann der flausig

glückselige Breakbeat-Bretter-Digi-

Skiffle-Jazz-Held und -Meister aller

Klassen TAL der Glück in Übergrößen

produziert. Dazu ein dunkles Broken

Beats meets the furious Italian Master of

Battlestyle von Bochum Welt und zum

Abschluss ein großer eieriger Klumpen

weiches knistrig knuspriges Herz von

Isan. Und aus. Schade. Rewind.

http://www.kanzleramt.com

bleed

•••••

Taksi - Schneestrum

[Plus8/8077]

Der "Schneestrum" Track erschien

Anfang des Jahres schon mal auf Taksi.

Und war logischerweise ein Ungetüm,

das die Dancefloors ganz schön in seinen

Bann ziehen konnte. Hier ist es irgendwie

nochmal ein klein wenig schärfer

geschnitten - hat man das Gefühl. Und

auf der A-Seite mit einem Richie

Hawtin Final Scratch Decks Effects &

909 (inspirierten) Remix versehen, der

aus dem ständigen Bersten des Orginals

ein eher ständiges Drängen macht. Aus

den Eruptionen eine zielgerichtetere

Naturgewalt. Beides ist fein. Beides

rockt.

http:/www.plus8.com

bleed

•••••


reviews •••••ja •nein

deutschland

NETAUDIO

[43] de:Bug : 055 | 0102

Ray Kajioka - Clubtimes EP

[Müller Records]

Ruffe looptechnoide Ästhetik eher

antäuschende EP, die vor allem davon

lebt, dass, sich über scharf angezerrte

und etwas querliegende Beats ein sehr

weiter Raum aus Strings und Akkorden

aufmacht, in dem man sich untergehen

lassen kann. 3 dezente aber kickende

Clubtracks mit vaguem Detroithintergrund.

bleed

••••

rhyth_maker - landing

[background]

Das erste Artist-Label auf Background

kommt von rhyth_maker, und Andy Vaz

hätte sich kein besseres aussuchen können.

Wie schon auf der Maxi im letzten

Monat überzeugt "Landing" mit seinen

kristallinen, sehr deepen Sounds, die

immer einen Hauch von old-schoolig

(oder vielleicht besser klassisch) detroitigem

Falir mitbringen. Das Album baut

sich langsam auf von eher ruhigen,

extrem reduzierten clicks and cuts bis hin

zu hüftschwingenden Minimaltechno-

Tracks. Dabei bleiben die Tracks immer

sehr atmosphärisch und emotional, was

dann vielleicht die Nähe zu Detroit

macht. Ein sehr cooles Album.

sven

•••••

Tanzgenerator - Ringmodulator

[Autist]

Auf 45 rasant schnelle Ballerplatte auf 33

logischerweise unmöglich zu hören reisst

die Platte Licht in das Dunkel zwischen

den Stroboskoppausen und ergießt sich

in wilden 16tel Stakkatos mitten in die

Prototechnozeiten, aus denen das Label

seine ersten und prägendsten Momente

zieht, was hier nicht verheimlicht werden

sollte.

bleed

•••

Steve Stoll - Jumpin Off

[Audio/033]

Tracks von Steves letztem Album. Hart

und shuffelnd mit loopigen Anleihen,

aber doch voller spärlich eingesetzter

Sounds im Hintergrund die die Spannung

aufrechterhalten können und

gelegentlich Stop-go-Einlagen für Extradrive.

Von seinen besten Zeiten ist er

aber ohne Frage weit entfernt.

bleed

•••

Sieg über die Sonne - I`m not a

sound [Multicolor]

Alter, wenn du kein Sound bist, dann

bin ich keine Pfeife. Gelehrte streiten

sich nun mal. Unbezweifelbar aber hier

kein Sound, schon gar nicht einer, sondern

Remixe. 2 Raumwohnung, Schaffhäuser,

Pink Elln. Tommi und Inga,

dipumpapumpa, rocken sich in das

pochernde Herz der Ex-Mitte-Exilanten

immer scharf an den Gräben der Seine,

pardon Spree, mit Chanson- und

Schunkel-Einlagen vorbei, Mr. Schaffhäuser

bekommt die Vocals von Jorge

Gonzáles nicht so in den Griff und

dubbt erst etwas verlegen, später dann

akribisch in der Ecke herum und kann

sich deshalb ebensowenig entscheiden,

wo denn nun das virtuelle Ibiza eigentlich

liegt, in das hier alle nach Hause

gehen wollen. Auf Pink Elln`s Mix steigert

sich der Club in ein hyperproduziertes

Popuniversum chromblankgeputzter

Euphorie hinein, dass die

Vocals irgendwie nicht erfüllen können,

so gerne sie würden, was wir natürlich als

das Charmante daran identifizieren,

hören halt, der Instrumental Mix hat

aber dennoch was für sich, weil er nicht

so seelenvoll donnert. Klar und schön,

kribbelig und vielleicht einen zarten

Hauch zu glatt.

bleed

••••

Smith n Hack - Tribute

[Smith n Hack]

Nicht ohne Grund gehören Soundhack

und Errorsmith zu Herberts absoluten

Lieblingsacts aus Deutschland. Und

nicht nur Herbert. Warum? Und warum

und was sie jetzt zusammen machen?

Disco. Natürlich nicht etwas Disco in

Form von Filterhouse mit Flitter und

Pomp, sondern richtig aufs Skelett von

funkig knatternden Loopstyles reduzierter

Disco, die soviel Druck entwickelt in

ihrer Beharrlichkeit immer gradeaus

und dennoch mit so vielen Ecken wie

möglich zu grooven, dass danach jede

Form von Dub einem vorkommen muss

wie ein dumpfer seichter Brei. Die Doppel

EP kümmert sich wirklich um gar

kein Genre ringsherum, sondern kickt

lieber mit Stopandgo Rhythmen, mit

Crossfaderstunts, mit angeschnittenen

Sounds und rasant vorwärtzhämmernden,

aber dennoch super funkigen

Beats, so dass man jetzt schon sicher sein

kann, dass diese Platte die merkwürdigste

Konsensplatte des Jahres werden wird,

weil sie einfach so unwahrscheinlich die

heimlichen Ideale von Techno mit soviel

Funkyness verbindet, ach Schluss, wir

drehen uns im Kreis, man bleibt da halt

hängen, und wo gibts das? Auf der Webseite,

über Hardwax und in reduzierten

Plattenläden auf ständiges Nerven und

Auf den Tresen klopfen. Vorbei kommt

man an dieser Platte nicht.

http://www.smith-n-hack.de

bleed

•••••

Zombie Nation [International

Deejay Gigolo Records/082]

Auf der A-Seite kommen die Zombies

mit einem Vocaltrack feat. Cassy Britton,

die einfach nicht wirklich (zuviel Hall

heißt manchmal auch zuviel Retro) dem

eigentlich immer rasanter werdenden

Sägezahnelektrorocker etwas entgegensetzen

kann und so versinkt, da hilft es

auch nicht so wirklich, wenn man das

Ganze zum Elektropopschlager aufblasen

will und dafür nichtmal auf Moroderbasslines

verzichtet. Konsequenter

wäre das als Instrumental in 2 einhalb

Minuten gewesen. So wirds ganz schön

zäh und kommt doch wieder auf die Bravoelektrotrancehits

Vol12. Auf der

Rückseite allerdings der beliebte Neorealismus

Münchner Prägung auf "Callcenter"

mit ähnlicher Bassline (ergonomische

Programmierung) und rotzig

gebratzten Vocals zu korrekt stoischer

Bassdrum und neurotischen Discosamples

mit hohem Wiedererkennungswert

nebst Synthesizersaxophonsolo. Als

Bonus ein Devine Remix der mir nix

sagt. War da wohl duschen. Ach, das

waren Zeiten, jahrelang duschen.

Mmmmm.

bleed

••-••••

Toxic Twin - Midi Musikant

[Cadeaux/004]

Strange EP, die zwischen rockend angebrettert

bratendem Sound und minimaleren

Ecken knalliger Technofunktracks

hin und her schwankt. Perfekt produziert

und sehr gut für den Floor optimiert

fehlt den Tracks ab und an ein

wenig an Abwechslung, das machen sie

aber durch reduzierte klare Spannung

auch wieder wett. Sound auf unerwartete

Weise ravig und dezent und auch wenn es

gerne die einfachen Methoden von

An/Aus sind, die hier Effektivität bedeuten,

es funktioniert einfach sehr gut.

Spielt sich hervorragend hinter Rob

Hood. Der darke, etwas goalastige Track

mit Vocal ist allerdings wirklich zuviel.

bleed

••••

Woody - Body Music

[Fumakilla/004]

Einer der kickendsten Vertreter von

Berliner 80er-Funk und darüber hinaus

ist mit Sicherheit Woody. Das zeigt er

nicht nur in seinen DJ Sets, sondern auf

seinem Label um so mehr. Auf den beiden

Mixen dieser EP rollt er glitzernd

und mit endlos pumpender Gelassenheit

irgendwo zwischen dem Vocal-Retropop

der auch den letzten A&R noch verführt

und feingliedrig strukturiertem Modernist-Pop

auf der einen Seite und in

überschwenglich verdrehter Partylaune

auf der anderen, die trotz Wavebassline

Chicago aus dem Grab kickt, Fu-Style.

http://www.fumakilla.de

bleed

•••••

Woody - You Got That Vibe

[Fumakilla/005]

Und gleich noch die zweite die resoluter

und knalliger ist als die letzte Fumakilla

EP, wenn das noch geht, und irgendwie

fast Minimalhousig losgeht ohne dabei

bitte merken:

Vier5

die Funkyness zu vergessen, die Fumakilla

bislang so ausgezeichnet hat. Tiefergelegter

Chicago-Killer mit ultrakonkreten

Kicks und ausufernder Stereo-Disco-Sample-Euphorie.

Wenn Woody mal

Remixer braucht, empfehlen wir natürlich

Errorsmith und Soundhack. Auf

der Rückseite noch zwei ähnlich angelegte,

aber wirrere Tracks mit skurrilen

Loops und Backspin-Bassdrum-Breaks,

die in relaxter Euphorie enden oder

eben gleich sympathisch deep mit losgelassener

Basslinesequenz um sich werfen.

Hit.

http://www.fumakilla.de

bleed

•••••

Rockin Pony - Hello

[Lux Nigra / LNV19]

Hier kommen die neuen Superstars auf

Lux Nigra. Rockin Pony, zwei Menschen,

die nicht da wohnen, wo sie herkommen

und irgendwas mit Israel zu tun

haben, schnipseln ihre gesamte Lieblingsmusik

in ihren Sampler. Da kann es

dann passieren, dass ein Track mit

traumhaftem Trauer-Rhodes losweint,

um dann von einer Drumbox überrannt

zu werden, kurz zu einem Drum and

Bass-Monster zu mutieren, dann Frederik

Schikowski auszurauben und schließlich

in Detroit erschöpft ein Bier zu

trinken. Und weil alles wie im ICE im

Wahnsinnstempo vorbeirauscht, haben

die Ponykids auch keine Angst. Vor gar

nichts. Hier darf jeder Sound mal ganz

nach vorne, egal wie cheesy er ist. Ganz

egal. Freundlich sprudeln hier die Ideen

und man will mehr. Jeder Track ein

Hörspiel. Wer macht die Cartoon-

Serie? Träumerisch bollernd kommt der

Winter aus Israel.

http://www.rockinpony.com

http://www.luxnigra.de

thaddi

••••-•••••

Seidemann - Search, Forward,

Subjack [Aspekte Schallplatten]

Drei brillante Tracks von Sebastian Seidemann,

der reduziert kickende Breaks

mit herausragenden Nebengeräuschen

auf merkwürdig getwistete Samples und

ultrafunkige Synthesizer-Krabbeleien

legt und damit auf einmal ultradeep herumspielt,

so als müsste man Broken

Beats doch noch mal aus einer etwas

technoideren Sicht neuerfinden, ohne

dass man dabei die jazzige Tiefe verlassen

könnte. Auf "Subjack" wird das Ganze

fast Hidden-Agenda-meets-2Step-mässig

ohne irgendwie flach klingen zu können.

Eine der besten Neuentdeckungen

der Jazzanovas.

http://www.sonarkollektiv.de

bleed

•••••

The Electronic Dreamplant

[Saasfee]

Eine neue CD von Pink Elln und Stardax

auf dem wundervollen Label Saasfee ist

immer eine Reise wert. Fragen sie ihr

heimisches Tourismusbüro genannt

Plattenladen. Sehr galaktische Musik mit

der Erkenntnis, dass ein Studio mehr

sagt als tausend Observatorien und ein

relaxt schimmernder Groove mehr als

eine volle Bankkarte. 10 glasklare Hymnen

an die plinkernde Schönheit des

Sounds denen manchmal ein wenig der

Weihnachtsmann durchgeht.

Bleed

••••-•••••

THe Spider - Robotankz

[Lasergun/013]

Zwei neue Tracks von Pascalidis. Und wie

erwartet, geht er wieder mal auf's Ganze.

Die beiden Tracks bersten vor Discobasslines

und slammenden Beats, reißen

Gräben auf zwischen Vergangenheit und

Hier und Jetzt, nur um darin alles in

einer Wolke aus Groove vergehen zu lassen

und könnte es dabei sogar auch noch

zu einem der Retrohits dieses Sommers

machen, ohne das uns, ihm, irgendwem,

das peinlich sein müsste. Hymnen. Einmal

geradeaus durch die Decke und einmal

weit drunter und sehr deep.

http://www.lasergun-records.com

bleed

•••••

Waldeck - This Isn´t Maby

[Dope Noir/006]

Eine Doppel-EP, die allein wegen dem

brillianten Vocalschnippsel gleich sechs

Remixe des Tracks liefert, die mit Waldeckss

"Ultradark Bitcrusher" Mix schon

mal perfekt Dub und Minimalhouse mit

Downtempo-Effekten verbinden und

Swing-Vocals mit einer Extraladung

Pop-Charme zu kratzigen Beats und seeligen

Trompeten legen. Jeremiahs Mix

kontert mit strengeren Basslines und

housigeren Harmonietupfern und

ersetzt die Vocals durch klassische Female-Tuschel-Vocals,

die grade noch die

durch die Prager Pressung etwas dumpfe

Athmosphäre mit Breaks auflockern

können. Auf der zweiten 12" dann 4

Downtempo-Varianten mit typischen

Wiener Elegien-Styles.

bleed

•••••-•••

Weltzwei vs. Schäben

[Sender/013]

Dreizehn ist eine Glückszahl. Dreizehn

ist nämlich in der Realität aussterbend.

Und wo die Realität verschwindet, so das

Thema diese Platte, da bleibt Strom,

Information, digitales Wirbeln. "On

Standby" von Weltzwei mit Schäben

macht das in einem sequenziell Chip-

Funk-Track deutlich, der zirpende

Triolen funkt, Kommunikation mit den

verlassenen Arkaden der Vergangenheit

pflegt und den Rest der Bedeutung einfach

an das rotglühende Fieber dieses

Lämpchens übergibt, das und den Geist

in der Maschine anzeigt. Auf der Rückseite

wieder zu zweit alleingelassen sorgt

Weltzwei auf "Simulator" für glitzernde

Rave-Stimmung durch ein komprimiertes

Piano und kleine Stürme aus digitalem

Staub.

http://www.sender-records.de

bleed

•••••

kiol: Shoot

[www.mp3.com]

Wäre das hier so etwas wie die Computer-Bild für elektronische Musik, dann gäb

es sicher statt des bewährten De:Bug-bringt's-auf-den-Punkt-Ratings kleine

Pokale mit putzigen Aufschriften wie "Neuentdeckung des Monats". Und kiol

bekäme garantiert einen. Schon für diesen Track. Freundlich-fluffige Beats über

schwelgenden Melodiefetzen und einer verspielt-dubbigen Atmosphäre. Dabei

verbreitet kiol eine solch souverän-subtile Funkyness, als hätte er sein Leben lang

nix anderes getan. Ganz ganz groß und völlig zu Unrecht bisher auf MP3.com

ziemlich untergegangen. Aber vielleicht prügeln sich ja schon bald die einschlägigen

Netlabels um kiol? Würde mich nicht im geringsten überraschen.

•••••

janko

The Dirty Weekenders: Screw This I'm Going To Canada

[www.mp3.com]

Noch ein Track von kiol, diesmal allerdings unter seinem älteren Ego Dirty Weekenders.

Musikalisch auswandern also. Warum nicht? Für kiol ist alles möglich.

Zumal Canada hier ziemlich sympatisch klingt. Fransig, herbstlich, warm. Nach

Gitarrenschnipseln, die, einfach so aus dem Handgelenk hingestreut und dann

entspannt in der Sonne rumlungernd, ein dezent funkiges Muster ergeben. Das

bei genauerem Hinschauen und -hören durchaus Ähnlichkeiten mit Kanada hat,

schon wegen der geographischen Lage auf unser aller Klischee-Weltkarte. Ein

Track, von dem man sich liebend gern zu allem überreden lässt. Klar, auch zum

auswandern.

•••••

janko

Nytelite: Being Dead Is Boring

[www.mp3.com]

Erster Gedanke: Da will doch jemand wie Björk klingen. Zweiter Gedanke: Was

für ein doofer Vergleich. Dritter Gedanke: Naja, aber. Vierter Gedanke: Eigentlich

wärs ja ziemlich lustig, wenn Björk wieder so klingen würde. Fünfter Gedanke:

Wieso eigentlich wieder? Sechster Gedanke: Weil das irgendwie klingt wie

Björk auf Lofi, wie Björk, die plötzlich keine Lust mehr darauf hat, sich ihre irrsinnig

teuer live eingespielten Instrumente wieder für irrsinnig viel Geld von

irgendwem zerhacken zu lassen. Siebter Gedanke: Eigentlich ist das mit Björk

wirklich ein blöder Vergleich. Achter Gedanke: Mag sein, klingt trotzdem nett.

Neunter Gedanke: Naja, aber.

•••

janko

Mittelschmerz: The Girl From Ipanema

[www.dictionaraoke.com]

Vor gut einem Jahr machten die Droplifters mit einer interessanten Aktion gegen

Copyright auf Samples von sich reden: Sie produzierten eine CD mit experimentellen

Tracks, die voll von ungeklärten Samples waren. So weit, so altbekannt.

Aber Droplifting bedeutete zudem, diese CD im Heimbetrieb zu vervielfältigen

und sie dann unauffällig in die Mediamärkte dieser Welt zu schmuggeln, um dort

ordentlich Verwirrung zu stiften. Das Gegenteil von Shoplifting eben. Jetzt sind

die Droplifter wieder da mit einem mindestens eben so spannenden Projekt:

Dictionaraoke, dem singenden Lexikon. Klassiker der Popmusik, neu interpretiert

unter Zuhilfenahme von Microsofts Netz-Encarta und der Online-Ausgabe

des guten alten Webster's. Als Background dienen Standard-Midi-Files, und

darüber basteln sich Leute wie Mittelschmerz den Text zusammen. Was manchmal

nicht ohne Umwege geht, denn welches Wörterbuch kennt nicht nur Ipanema,

sondern prononciert es dann auch noch im richtigen Rhythmus? Ein

großartiger Song auf einer großartigenSite.

•••••

janko

CKid: Where's My Parka? EP

[www.mono211.com]

CrashKid verpasst Mono:tonik mit diesen zwei Tracks eine geballte Ladung

Nachhilfe in Sachen Indie-Vergangenheit und Wehmut. Die Suche nach dem

Parka wird dabei zur Zeitreise in eine Vergangenheit, die wir nur noch von vergilbten

Fotos und Erinnerungen kennen. Zu Zeiten , als Super 8 noch wirklich

super war und der dunkelgrüne Parka unser wärmster Freund. Als Schnee noch

Krrschch machte und es nichts besseres gab als eine Tasse heißen Kakao. Als die

Welt noch die Größe einer verschneiten Wiese hatte und der Winter gar nicht

lang genug dauern konnte. Musik zum Seufzen und Erinnerungen verklären.

•••••

janko

Dub Tractor: Reader

[http://www.systemf3.com]

Eine Website wie System F3 kann gar nicht oft genug in höchsten Tönen gelobt

werden. Für alle Uneingeweihten: Hier haben sich drei auch aus dem Scape

meets Hobby Industries meets City Centre Offices-Umfeld bekannte Musiker

[Opiate, Dub Tractor und Acustic, gemeinsam auch als Future 3 bzw. System

unterwegs] zusammengetan, um uns regelmäßig mit frischen Knack und Dub-

Sounds zu versorgen. Für jedes neue MP3 fliegt ein altes von der Website, weshalb

regelmäßiges Vorbeischauen sich lohnt. Dieses mal gibt es mitReader von

Dub Tractor einen extrem dicht gewobenen Track, der dich fast Spinnweb-artig

einwickelt und festhält, um dir so die Tiefe zwischen den einzelnen Fäden vor

Augen zu führen. Sehr schön.

•••••

janko


de:Bug : 053 | 1101 [44]

reviews •••••ja •nein

united kingdom

Andrew Richley & Ryan Reviera -

Stupidness is no Excuse EP

[AMC/012]

Näher wird Looptechno wohl Rave nicht

mehr kommen als auf "We said it once"

mit diesem etwas dumpf rockenden,

aber stellenweise richtig cleveren Pusherstyle.

Dann plötzlich merkliche

Besinnung und Tiefe auf "Ground

Control", so als würden auch die härtesten

Knochenbrecher irgendwann mal

....weich und planten den Rückzug in

Oldschoolige Technohousegefilde

irgendwo in Detroit. Auf der Rückseite

gehts fluffig zwischen diesen beiden

Parametern hin und her und rockt ganz

vernünftig, wenn auch nie, trotz guter

Dubeffekte zuweilen, wirklich aufregend.

Clubtools.

bleed

•••

Bebel Gilberto - Tanto Tempo

Kruder Remixes [Ziriguiboom]

Oh. Vermute mal, dass Kruder hier

gelingt, was Väth und Kitten misslingt.

Nämlich einen Konsens-Retrotrack mit

ultrafettem Popflair aus ein wenig Vergangenheit

zu zaubern der bei aller

Banalität einfach so fett und bestimmend

rockt, dass man ihn überall auf

den Dancefloors hören dürfte. So etwas

wie eine brasilianische "1000 Tränen

Tief"-Gegenoffensive aus Wien. Die

Dub-Version ist allerdings, wie öfter bei

Kruder etwas bodenlos glatt.

bleed

••••-•••

Ckid - Crashkid Went There

[Becalmed Records / 006]

Hier kommt jemand, der nicht nur

schöne Artikel für unser Heft schreibt,

sondern auf gleich mal so nebenbei das

Genre des Jahres ausruft: Anorakelektronika.

Und genau so klingts. Sechs tolle

Songs mit wahnsinnig schönen Melodien,

wundervoll unauffälligen Beats

und genug Spiel und Luft, dass man

auch im Anorak noch tanzen kann,

denn wer zieht den schon aus heutzutage.

Überwältigend schön und sehr

bedacht. Egal ob nun Pianotönchen

oder Gitarre, hier ist alles genau richtig

verteilt und positioniert, jedes Poff aus

der Drumbox lässt einen inniger mitnicken.

Hier kommt jemand, auf den

wir alle mehr als achten sollten in der

Zukunft.

http://www.becalmedrecords.com/

thaddi

•••••

Dealer Choice - New York City

[Paperrecordings/080]

Warum man mit ein wenig Platten-Jargon

so vieles sagen kann, erklärt in Folge

80 hier die Paperrecordings Posse. Dealer

wählen a) New York, weil man da

sogar den Schrott unser aller tiefer

Erschütterung über ein paar ganz tote

Büroangestellte noch gut verkaufen

kann, b) weil im Plattenladen die Dealer

der "Choice" eine ganz andere Größe

verleihen, als die Qual der Nichtwahl im

demokratisch-parlamentarischen Prozess,

c) die Tracks ruhig belanglos discoid

vor sich hindaddeln können, den

Mythos wird's nicht beschädigen, d)

immer noch ein Dub das Ganze wieder

rausreißt mit schön weitläufiger

Ansammlung von Belanglosigkeiten und

NYC Blueprints.

bleed

•••

Duodecimo - Oh my [Insine 006]

Alles ist da: stilvolles Knistern, immer

wieder Spracheinsprengsel, Gitarrenriffs,

ein Hauch von Melodien usw. usf.

- der erste Track springt von einem

Ende der Skala zum anderen und verquickt

alles miteinander bevor es sich

ausbreiten kann. Im weiteren Verlauf

geschieht eben dieses Ausbreiten und

schlägt sich in melodiösen, langsamen

und schönen Tracks nieder, die sich mit

zunehmender Dauer weiterentwickeln,

ohne ihren Zusammenhalt zu verlieren.

Die Stimmung ist ambient und trotz

mancher Querschläger überwiegt die

Schönheit. Etwas problematisch an der

Angelegenheit ist der fehlende Nachhall,

was vielleicht von den standardisierten

Sounds herrührt, jedenfalls wirken die

Klänge trotz verzahntem, hörspielartigem

Arrangement zu sehr durchdacht

und zu wenig dafke.

http://www.insine.net

p_

•••

I Jack presents Ruffen Hausen -

Submerged [FYaudio]

Wir erwähnen diese Platte nur, weil es in

England so merkwürdige Housestyles

gibt, dass man fast glauben müsste, es

wären Humoristen am Werk die versuchen

Clubmusik zu machen. Höchst

progressive wummsige vollmundige

Beats mit dezent retro angehauchten

Vocals und Oldschool-Sequenzen zu

einem breitwandigen Rave-Monsteraufgeplustert

das durchaus Handbag-

Qualitäten hat, aber irgendwie nach

Totem riecht.

bleed

••

James Ruskin - SR 2 EP

[Blueprint/017]

Habe es vielleicht nicht richtig verfolgt,

aber von Blueprint habe ich schon länger

nichts mehr gehört. Ruskin jedenfalls

weiß sich der Bassdrum sicher und

verlegt darauf extrem professionell weitschweifig

angedubbte Hintergründe in

fast bedrängender Intensität, die von

scharfen Hihats in feine Scheibchen

geschnitten werden und den ruhigeren

Pausen dann ausfleddern können.

Ziemlicher Totengräber-Sound. Auf

der Rückseite ein ähnlicher und ein

sequentielleren Tracks mit dezenten

Robert Hood-artigen Modulationen.

bleed

••••

Klima - Monotiiert EP

[Kellermusik Records/002]

Über den Leipziger Vertrieb 73 kommt

diese dunkel bretternde 12" mit resolutem

Bassdrumtechno, der sich zwar

irgendwie loopig gibt, aber dennoch viel

zu kompromisslos dark und fast statisch

wie in frühen 90er Zeiten die Sounds

auf die Eins bringt, um dann in den

Breaks richtigen Unsinn anzustellen und

für Sekunden alles zusammenbrechen zu

lassen. Einfache rabiate Tracks mit

unerwartetem Feingefühl.

http:/www.kellermusik.net

bleed

•••-••••

Lambent/Duodecimo - Split LP

[Insine 005]

Lambent aus Japan schichtet analoge

resonante Drones, die von Live-Aufnahmen

stammen und hier ungeschnitten

wiedergegeben werden. Von Hause

aus ist Lambent Bildhauer, und diesen

räumlichen oder körperlichen Aspekt

meint der geneigte Hörer in den Kompositionen

auch zu erkennen. Das wirkt

alles sehr weit und ruhig. Wie ein See mit

schlafenden Schiffen. Manchmal schlagen

ein paar Wellen rhythmisch ans

Ufer. Duodecimo aus England bewohnen

die andere Seite dieser Split-LP. Sie

haben ihre Minidisc-Rekorder auf's

Land nach Dartmoor getragen, um

Klänge zu fangen und sie modifiziert

wieder in die Landschaft auszusetzen.

Das ist lebendes Geräusch mit Mikromelodien,

die schon beim Atmen passieren

können, manchmal hustet und

keucht das, wenn es sich einen Filter eingefangen

hat. Konkrete Musik ohne

akademischen Muff. Beide Seiten

schließen mit einer Endlosrille, die das

Ganze gut zusammengürteln. Insine ist

übrigens auch ein Internetlabel und bietet

dort eine Plattform für Up- und

Download-Interessenten.

http://www.insine.net

tasche

••••/•••••

love Juice - Bricked Up

[Console Records]

Neville Watson macht auf diesem in

Deutschland komplett unbekannten

Techhouselabel so etwas wie die Quintessenz

aus harten Chicago-Grooves und

wirren spacigen Sounds für Konsensfanatiker.

Das klingt lustigerweise ganz

angenehm und steigert sich irgendwann

in dubbige Strukturen mit kitschigen

Eintonmelodien in Harmoniewechsel-

Stimmung. Zwei aalglatte aber gar nicht

so üble Tracks auf der Rückseite mit

Bonus-Acid-Bassline.

bleed

••••

Marc Moulin - Into The Darkk

[Blue Note]

Sehr smooth auf Blue Note, sehr sympathische

Verbindungen von House und

Jazz zu finden, auch wenn die Orginaltracks

eigentlich genau das verbieten

würden, so sinnlos muffen da Bassdrum

und Soli aneinander vorbei. Auf dem

Remix von "La Malice" allerdings geht

das alles klar, weil im Hintergrund eine

etwas kryptische FM-Synthese Sequenz

vor sich hin gurkt und dem Ganzen eine

unhinterfragbare Ader von Swing verleiht.

Der Cosmos Remix geht aufgrund

der gut integrierten weich swingenden

Breaks auch noch, der Rest ist aber etwas

zu Fusion.

bleed

••••-••

Rob Mello feat. Cecile

Fantasize [Classic]

Rob Mello mit Vocals ist tatsächlich ein

Fest. Brilliante KMS artige Beats und

Sounds mit dem fluffigen Freakfaktor

und der bestialisch pumpenden Killerpräzision

und dazu eine smoothe fast

flüsternde Stimme in französischem

Englisch und mit Discophasersalven und

Bleeps bis mitten in jedes Herz gekickt.

Endlich mal ein Track, mit dem man

sich gegen jeden Retrowahn hierzulande

wehren kann. Und weil der Track auch

ohne Stimme perfekt ist, gibt es auch

noch ein Instrumental.

bleed

•••••

Splinterfaction - Ultraism EP

[Digital Soul/002]

Auch die zweite EP auf Digital Soul hält,

was die erste versprochen hat. Mik Poynter,

ein Name, den sich jeder Detroit

Fan merken muss, kickt ein paar der

brilliantesten kickendsten hymnischten

Detroittracks los, die soweit von Broken

Beats entfernt sind, dafür aber mitten

ins Herz eines jeden Houseliebhabers

mit smashenden Hihats und zeitlosen

Synthesizermelodien blubbern, dass

vermutlich selbst ART und Carl Craig

Liebhaber, Kenny Larkin und andere es

kaum glauben werden, dass jemand

ihren Sound so brilliant und mit ungebrochener

Energie weiterführt. Killer.

bleed

•••••

Suibum Serum - Monkeboy Ep

[Insert/005]

Das Label aus Newcastle erfreut die

Dumpfdeppen unter uns mal wieder mit

vier angedubbten banalen Looptracks,

rasselnd pathetischen Glöckchenkloppern,

monotonem Gesuhle in Basswänden

und Kirmeswummsmusik. Wo sind

eigentlich Oliver Ho und die alle hin,

um hier mal laut Stopp zu rufen?

bleed

••-•••

The 65 D Mavericks - Last Journey

[Surface Records/14.5]

Sehr schöne percussive harmonisch gleitende

Tracks mit mächtig klimperndem

Augenaufschlag Richtung Detroit auf

der A-Seite in einem zeitlosen endlosen

Track, der immer wieder neuen Staub in

der Galaxis aufwirbelt, und auf der

Rückseite mit rabiateren Glöckchensounds,

neurotischen Effekten und angezerrter

Bassdrum. Polson und Dunton

stecken hinter dieser Limited Edition

von Surface.

http://www.surfacerecords.co.uk

bleed

••••

www.jz-arkh.co.uk - 03/04

[www.jz-arkh.co.uk / 002]

Der zweite Teil der mysteriösen 7"-Reihe

aus Manchester, endlich. Die A-Seite

kommt sehr ambient um die Ecke, flirrt

irgendwo zwischen Eno's Donnerstag

und dieser Schwülheit von On Land und

ja: ich hör den Urwald. Komplett digital,

logisch. Die andere Seite überrascht

mit einem lupenreinen Berlin-Dubtrack,

der nie wirklich losgehen will, sich

dabei aber immer weiter in etwas hineinsteigert,

was man wohl Deepness

nennen muss. Grandios.

thaddi

••••

Zorn - Bits For Breakfast

[Expanding Records / evs8:01]

Von Zorn-Platten kann man ja prinzipiell

nie genug haben, und so bietet sich

diese kleine 7" hier an, die Wartezeit auf

das neue Material zu verkürzen. "Bits

For Breakfast" kennt man schon von

diversen Liveshows des Berliners und

startet mit diesem Taucherglockengeklöppel,

ist dabei leicht angenehm weich

und fließend und klettet sich an dein

Ohr und nimmt dich mit in die Tiefe.

Wo dann auch schon die Streicher warten,

tief im Grund graben und schließlich

das Echolot ausbuddeln, das erfreulich

fröhlich in der Gegend rumsingt.

Sehr fein. Auf der Flip ein leicht metallischer

Groove, der dann auf ein Saxophon

trifft, das ausnahmsweise aus Plastik

ist, dafür aber umso tapferer trötet

und die dunkle Straßenecke sanft ausleuchtet.

Wir wissen alle, wie wichtig das

ist.

http://www.expandingrecords.com/

thaddi

••••

america

Artist & Komputer Version 1

[Mechanism Industries]

Abi Lonneberg, Christian Wunsch und

Makaton aka Rodz Konez rollen sich

hier durch stellenweise recht coole deepe

wummernde Tracks, die einen tatsächlich

immer wieder erwischen, auch wenn

es eigentlich mehr oder weniger darum

geht, rings um einen guten Loop langsam

wie ein Gärtner dezente Dichte entstehen

zu lassen. Aber das klappt hier

mal wieder besonders gut - bis auf den

Christian Wunsch Track.

bleed

••••-•••

[SS/014]

Konnte leider nicht mehr herausfinden,

von wem die eigentlich ist, aber Singlesided

Promo die einen daran erinnert,

dass Detroit und Drumandbass, Deephouse

und Wahnsinn mal gar nicht so

weit von einander entfernt waren.

Knappe polternde Beats zwischen Breaks

und Programmierung, schlierige

Flächen und geloopte endlose Vocals zu

Radio- und anderen Stimmen. Perfekt.

Label, die früher für so etwas standen,

waren z.B. H`n`R das Chris Energy

gemacht hat, der heute noch im Reinforced

Camp rumstromert.

bleed

•••••

A Squared - Doo You Like Teh Way

You Feel... [A Squared]

Vier Mixe von diesem sehr rabiaten percussiven

Rockertrack, der im Orignal

fast psychedelische dezent pornangehauchte

Vocals auf ein solides Chicagofundament

stellt und damit alles niederreisst,

im Funk Mix die gute alte klassiche

303/808 Konstellation zu aufrührerischer

Intensität rausholt, von Trevor

Rockcliffe etwas plattgewalzt wird und

von Peter Black diesen UK Rave Effekt

bekommt, der die Psychedelik ganz auf

die Effekte und Dubs verlegt, ohne dabei

die Monstergrooves aus dem Blick zu

verlieren. Fein.

bleed

••••

Actual Jakshun [Imcomplet/001]

Höchst strange Musik aus Ohio, die

extrem reduzierte Beats aus, so hört es

sich jedenfalls an, gefundenen Sounds

mit einer Spannung aufbläst, die man

eigentlich kaum glauben mag. Das erinnert

ein wenig an so etwas wie Daniel Bell

auf 33 in kubistischerer Form. Oder an

zerbrochene Loopige Discomusik aus

der Müllkiste des Rechners, an völlig

zerstörte Chicagohousekammermusik

oder schlicht und einfach obskures

Experiment. Sammlerstück.

bleed

••••-•••••

Antenna - Going Out

[Guidance/107]

Während Guidance ja des öfteren etwas

profillos bleibt, ist das eigentlich genau

der Sound den man von ihnen erhofft.

Und natürlich, Norwegen. Egal. Sehr

leichte percussiv dichte Housetracks mit

Resonanzen bis hinunter in die minimale

Szene, aber dennoch klar jazzig

und deep mit Congas, Filtern und

Akkorden rasselnd. "Motherload" hat

diesen etwas klinischeren Effekt postprogessiver

UK House-Produktionen,

aber durch die Harmoniewechsel und

Keyboard-Tupfer wird's dann doch liebenswert.

http://www.33rpm.com

bleed

••••

Calix - Deep Fried Porn EP

[Cliq/002]

Aus Sydney kommt dieses neue Label

und scheint die australischen Techno-

Welten mal endlich wieder auf den Plan

zu rufen mit einer neuen Strategie.

Turntablestyle mit Techno mixen. Klassiche

Akkordeinsätze, gebreakte Beats

für die Breakdowns, und wenn es schon

ganz gerade sein muss, dann wenigstens

mit ausladenden Basssequenzen die dem

Ganzen eine andere Art von Funk verleihen.

Eigenwillige aber stellenweise

extrem schöne Platte mit ungewöhnlichen

Verbindungen und einem Hauch

Detroit.

bleed

••••

Cabanne - Cant Stand [7th City]

Genau der richtige für dieses Label, weil

er zu den Leuten gehört, die Funk und

Minimalismus so dicht und unerwartet

zusammenbringen, dass jeder der

Tracks, die Cabanne macht, einfach

heraussticht und dieses amerikanische

Flair von Deepness wie von selbst entwickelt,

dessen Fehlen manchen Minimalproduktionen

ein wenig vom Groove

nimmt, von der physischen Qualität

des intensiv rockenden. Hier aber

stimmt alles und während der Titeltrack

dancefloororientierter kickt als die meisten

seiner Stücke, ist auf der Rückseite

die Untersuchund der Kleinstbauteile

von Funk angesagt. Sehr sehr smooth

und unglaublich klar.

http://www.7thcity.com

bleed

•••••

Christian Smith & John Selway -

Inworld [Tronic/020]

Zwei weitläufige melodisch plinkernde

Technotracks, die wie Looptracks immer

um die eigene Achse herum funktionieren,

aber dennoch ganz funky schuffelnd

ab und an mal die Harmonien

wechseln und so diesen detroitigen

Effekt von transkontinentalem Neotrance

hinbekommen, der nur selten funktioniert,

wenn aber im richtigen

Moment gedropt immer großartig ist.

Eine Platte, die Sven Väth ganz gut stehen

dürfte. Auf der Rückseite fast

schreiend deep mit extrem rauschig

geblendeten Flächen.

http://www.tronicmusic.com

bleed

•••••

DJ Preach - Performance M.F.

[Default Recordings]

Für Kanada natürlich eine sehr harte,

sehr loopige Platte, die sich sehr langsam

über knatternde Beats in ein leicht angedubbtes

Piano-Stakkato hineinsteigert -

und das auf beiden Tracks. Für Fans

dichter perkussiver aber dennoch dezent

deeper Tracks.

bleed

•••-••••

Common Factor - Over You EP

[Tactile Music]

Nick Calingaert der als Common Factro

schon auf dieversen Planet E EPs gezeigt

hat, daß er die soulige Funkyness perfekter

Detroit-Stimmungen mehr als

smooth in Housetracks umsetzt, die

immer wieder aus allem herausragen,

kommt auf seinem neuen eigenen Label

mit drei zeitlosen weiträumigen swingenden

Tracks, die wie eine Horde von

kleinen weißen Wölkchen im Himmel

vom kommenden Frühling erzählen.

Fein und funky, leicht und extrem

schön.

bleed

•••••

Cosmetics - Background

[Ovum Records]

Zwei Luxemburger auf diesem Amilabel

die es recht gut verstehen, diese dichte

groovende Breitseite mancher amerikanischer

Tracks zu finden, die vor allem,

so glaubt man, für England produziert

werden und dennoch einen Hauch

minimaler werden in der letzten Zeit, so

wie Techhouse sich ja auch ein wenig

dorthin bewegt. Dennoch viel Strings

und leichte Percussion, detroitiger Aufbau

auf zwei Stücken, die, auch wenn sie

z.B. "Forget The Past" heissen, eigentlich

genau das meinen, dieses Vergessen

der Vergangenheit, das immer auch ein

Erinnern sein muss, wenn auch eher als

Formel.

bleed

••••

Echoplex - Taking Off

[Mechanisms Industries]

Nach zwei rollend deepen Detroitshufflemonstern

auf LL kommt Echoplex

hier auf dem amerikanischen Label mit

langsam verwirrend und verfilterten

Rides über die Steppen des sequentiellen

Pianountergrunds und einem etwas

Chicago-artigeren leicht abgeschmierten

Track. Rockt alles, ist vielleicht ein

wenig dumpf gepresst.

bleed

••••

Dietrich Schoenemann - One

[Hidden Agenda]

Mr. Schönemann in neuen reduktiven

illusionistischen Styles. So trocken und

überlegt mit soviel Bedeutung, die an

den einzelnen Sounds fast zu kleben

scheint, hat man ihn - vielleicht verpflichtet

so ein Titel einen dazu - schon

lange nicht mehr klappern gehört. Die

Beats zupfen sich gegenseitig die Federn

vom Leib und tendieren nach Latin-Art

die weiten Röcke mit leichtem monochromem

Farbwirbel aus Dubs zu

wehen. Oder, nächster Track, darf es

auch schon mal tief dunkel und

sphärisch dicht durch die Kanäle gehen,

an denen die Wände voller chemisch

verheißendem Schweiß sind, jeder

Tropfen eine kleine Welt? Techno unter

Komplettverzicht auf die typischen

Digitalismen, wie es fast nur noch Amerikaner

können (Handwerk wird

schließlich irgendwie vererbt) oder Baby

Ford, aber dennoch mit sehr aufdringlich

bildlichen Samples. Sehr schöne

Platte.

http://www.hidden-agenda.com

bleed

•••••

DJ Lindell Townsell - Dance Everybody

[Eclectik]

Weshalb man einen Track mit so einem

Titel mit Totenglocken und Pauken einläutet,

nur um dann sofort in einem Jazzigen

Schlagergroove zu landen, in dem

die Pianos glücklich die klassischen

Akkorde der ersten Latinstunden plinkern,

wissen wir nicht, aber es funktioniert

ohne Frage und kommt in 3

Mixen, von denen der erste ein wenig

elektroid beginnt, dann aber natürlich

mit dem Vocal jenseits von gut und böse

ist, der zweite darauf glücklicherweise

verzichtet, aber mit einem Jazzsolo alles

zubrettert und der letzte dann endlich

funky für alle im ESmoove Mix bringt.

bleed

•••-••••

Floorplan - On The Case / The

Deal [Duet/005]

Eigentlich unterscheidet sich Duet von

M-Plant zur Zeit nicht wesentlich. Die

Hoodproduktionen bleiben stolzierende

klare Clubtracks, deren Reduktion

hier vielleicht weiter geht als auf den

letzten M-Plant, deren ästhetische Richtung,

klar und einfach den Floor im

Griff zu halten und dennoch irgendwie

nicht allzuviel Sound benutzen zu müssen,

bleibt. Am besten auf dem klaren

sequentielleren "The Deal", denn Pianoakkorde

werden einfach irgendwann

doch beliebiger als kurze Prägnante

Sounds. Die allertrockenste Variante

minimaler Technotracks.

bleed

••••

Giovanni and Mosler #4

[GM/004]

Bin ein großer Fan von Giovanni und

Mosler. Freizeit-Muskel-House-Italo-

Geprotze in satten Schnitten. Also

Enhancement-Exoskeleton-Disco-

Musiq mit Scifi-Hometrainer-Brutzeleffekten

und Echos der Kommunikationstechnologie.

Belanglos und endlos

mächtig. In etwa die Equivalenz zu

einem Drink aus kaltgepresstem

Schmieröl. Fun für Physis-Lobeshymnen

mit Trend zum psychedelisch inkorporiertem

Hangover der Vergeistigung

von allem. Genau. Die negative Theologie

des Dancefloors, lasst uns da noch

mal drüber reden.

bleed

•••••

Ron Caroll - Nuthing But Funk

[Body Music]

Sehr klar produzierter Chicagohouse

mit amüsantem Stopandgo Rhythmus

und deepen Vocalschnippseln, schillernden

Akkorden und diesem klassischen,

aber weichgezeichneten Alarmsound,

der immer auf dieser einen

Sequenz besteht und dabei dennoch

wirkt wie eine Achterbahn.

bleed

••••


reviews •••••ja •nein [45] de:Bug : 055 | 0102

america

John Arnold - Sparkle

[Fragile/018]

Einfach andere Tracks zu machen,

obwohl man ein analoges Equipment

benutzt, einfach eine schlidderndes

Becken und noodelige Sequen so gegeneinander

zu stellen, dass man damit mitten

im Broken Beats himmel landet, das

ist gar nicht so einfach, und genau der

Grund warum man Legenden wie Fragile

dann auch wieder für ganz schön

sinnvoll hält. Beatkonzentrierte elektronisch

detroitige Musik von irgendwoher,

der niemals die Funkyness ausgeht. Perfect

Match zwischen Craig und 4Hero.

bleed

•••••

John Tejada & Arian Leviste -

Memoria Technica

[Palette Recordings/018]

Und wieder und wieder und wieder tun

die beiden es und wir sind einfach nur

baff, wie funky das schon wieder ist und

warum es alle Minimalhouseplatten so

einfach mit dezenten Discoanklängen,

die keine sein müssen, mit Fragmenten

von Funk und mit unerwartet reduzierten

Sequenzen und Einwürfen von

irgendwo immer wieder mit der gleichen

Methode so killerstylemäßig einen eigenen

Sound produziert, den einfach

sonst keiner kann, überholt. Und vielleicht

ist das gut so, sonst würden wir

doch alle nur noch Musik hören wollen

und tanzen, wo kämen wir da hin? Perfekt.

Von Anfang bis Ende. Eine Offenbarung.

bleed

•••••

Martinez - Laid Back Grooves

[Guidance/106]

Auch dieser Vier-Tracker von Martinez

aus Copenhagen ist sehr schön. Brokenbeats-meets-the-Housebeast

und beide

drehen sich in weichen Akkorden und

weitläufigen Szenerien in denen von

ganz unten dann auch ein schnippisch

analoge 303 aufleuchten darf. Veilleicht

ein wenig zuviel Zwiesprache zwischen

Strings und vibrierenden Akkorden und

auf "Les Yeux Bleus" durch die Gitarre

etwas schwer zu verdauen, aber elegante

Musik fürs radikal kuschelige Clubsofa.

bleed

•••-••••

Matt Arnold - Keshka

[Parotic/010]

Diesesmal ist die neue Parotic, eines der

besten New Yorker Label, sehr klassischer

aber dennoch extrem spannender

Minimalhouse der glitzernd funkigen

Sorte. Gäbe es eine Schnittstelle zwischen

Modernist, Tejada und Dubtechno,

dann wäre es das. Zumindest der

erste Track und der fast in Jake Fairley

Manier rockende erste Track der B-Seite.

Die weiteren Stücke kümmern sich

dann auch schon mal weniger um den

klassischen Dancefloor, sondern wirbeln

elektroide Technobeats mit glasklaren

Killerglöckchen und uferlosen Melodien

heraus, die Einiges mehr an Substanz

haben als die meisten der IDM Schnuffelpopper,

oder ufern ins kammermusikartig

ambient Digitale aus, dem aber

immer noch ein klarer Schimmer von

Techno bleibt, egal wie krumm rockend

die Beats sein mögen.

bleed

•••••

continental

Kemetic Just - See The Light

[Bombay Records]

Ist es jetzt auf einmal deep, wenn man so

schief singt, dass der Magermilchjoghurt

verzweifelt von innen an den Kühlschrank

hämmert, weil er sich gerne in

den Toaster stürzen würde, um seinem

Leid ein Ende zu breiten? Und das Vocal

gibt es in nahezu allen Versionen, was

schade ist, denn die Grooves sind sehr

kniefest.

bleed

•••

n Page - Lonely Night

[Fidji Recordings]

Eigentlich ganz schöne Tracks auf dieser

Platte, deren Titeltrack mit leichten

funkigen dezent shufflenden discoiden

Breaks und immer wieder sympathisch

hereinplinkernden Melodien und Fiepsern,

ein wenig an Tejada-Tracks erinnert,

auch wenn es etwas spärlicher

arrangiert ist und nicht ganz so kickt.

Auf den ruhigeren Stücken sehr harmonisch

und weich - und mit "Labasa Beat"

noch ein sehr tief perkussives Stück voller

ungewöhnlicher Dubs und Effekte.

www.ucmgny.com

bleed

••••

Murcof - Monotonu EP

[Context/009]

Zunächst mal dachte ich (weil im Info

irgendwo das Wort Nortec herausragte),

man müsste sich Sorgen machen, aber

schon die ersten Töne eines verdammt

deepen Pianos mit clickernden Beats

überzeugen einen vom Gegenteil und

wenn dann auf "Memoria" noch ein

ganzes kleines Kammerorchester dazukommt

und so tragisch zum konsequent

minimalen Groove loslegt, dann wird

man einfach ganz ganz butterweich und

möchte Aktien kaufen von Context. Ok.

Also. Fernando Corona kommt aus

Tijuana, ist Teil der Nortec Posse, aber

solche Tracks hat man von dort noch nie

gehört, denn es bleibt so irgenwo zwischen

diesem brilliant abstrahierten

Klickstersound und Miniorchester,

zischelnde Sinusreste treffen auf robuste

kurze Streichereinsätze und komplexe

Harmonien, abgebrochene zerbröckelte,

aber dennoch in ihrer Stimmung

belassene Holzbläser und man glaubt

seinen Ohren einfach nicht. Perfekt.

http://www.context.fm

bleed

•••••

Semblance Factor - Autofreak

Remixe [Tension Records]

Auf Tension passt das natürlich. Oldschooltechno

mit wummerndem Gewitter-Pathos-Arpeggio

und -Bass. Mit

Paukenschlägen und Krebs-Vocodern,

mit Retro-Donna-Bilderbuch-Wumms

und elegischem Harmoniewechsel für

Zuspätgeborene im Selway Mix. Auf der

Rückseite wird vom Label-Küchenchef

(d`ouevre) ein stringenter zurückgenommen

wuchtiges Ravestück etabliert,

dem man die Ferne der Erinnerung an

Bleeps, Breaks und UK Rave irgendwie

anhört - trotz Sägezahnwuschel und Tribalhouse-Wumms.

Als Bonus gibt es

einen Breakbeat-Track von Selway mit

Freunden, der munter angetrasht durch

die Sample-Bänke zwischen High Energy

und Elektropop heizt. Etwas angestaubte

Partytracks.

bleed

•••-••••

Nick Santillan - Reat Me Right

[Simple Soul Music]

Die A-Seite ist recht smooth und jazzig

mit netten Vocals und klassischem Deephouseflair,

auf der Rückseite gibt es

einen leicht angedubbten shuffelnderen

Mix und irgendwie ist Vocalhouse dann

doch wieder ganz gut, wenn es so funktioniert,

dann allerdings wird es gleich

auf dem "Dub" Mix erst richtig gut und

die Vocal hängen nur noch in kurzen

Fetzen angedeuteter Kicks im Track und

erinnern tatsächlich ein wenig an MK,

gehen aber dann über die funkigen

Gitarrenlicks doch wieder etwas runter.

bleed

•••-••••

Paperclip People - Clear & Present

[Planet E]

Mal wieder Backissue Time auf Planet E.

Nach der "Climax" EP kommt hier ein

weiteres dichtes Detroit-Monster, diesmal

von '95, wieder zu Ehren und auf

transparent-blaues Vinyl. Gleitend rollende

Basslines geschliffene Hihats und

nach Ewigkeiten dann langsam skurriler

und experimenteller werdende Sounds,

die wie aus den Hihats zu federn scheinen.

In London produziert. Auf der

Rückseite dann ein neuerer brachial

gewendet rückwärts laufender Track der

genausogut ein Loop hätte sein können

und ein Stück ambiente, beides wohl

gedacht, um sich einen eigenen Carl

Craig Track daraus zu mixen. Nett.

bleed

••••

Quite Daze - Viewing a Decade EP

[Transmat/024]

Auch Transmat existiert, wenn man auch

von dieser Legende unter den Detroit

Labels selten etwas erwartet, obwohl sie

immer wieder gute EPs rausbringen.

Diese hier ist von Ian Pooley und wirft

leicht shuffelnde Detroitbeats durch

Schauer aus immer schwerer werdenden

Akkorden, zu Beats, die irgendwie an

frühe B12-Platten erinnern und

Sounds, deren Brüchigkeit gerade das

Spannende an der Platte markieren.

Sehr leichte Strukturen, die wirken wie

ein Aquarell in Sound aber dennoch mit

starken scharfen Konturen.

http://www.transmat.com

bleed

•••••

Gerhard Potuznik - 21st Door

Rmxd [Interdimensional Transmissions/014]

Nach etwas längerer Pause des Labels von

BMG aka Ectomorph, geht es jetzt wieder

los wo es aufgehört hatte und featurt

vier Remixe der letzten Potuznik-EP von

Pulsinger, Ectomorph, DMX Krew und

Adult. Pulsinger legt sich tief auf die grabende

dichte digital tiefergelegte Ästhetik

in Bass und lässt die Vocals dazu in

knisternder Tiefe triefen, holt aus den

Brüchen im Groove immer wieder frisch

aufgerissene Funkerinnerungen herauf

und lässt Wüsten-Strings durch das

Ganze wehen. Ectomorph sieht ein paar

Ecken tiefer in seinen Laptop und lässt

Potuznik dabei klingen wie die Pubahs

auf (tja, jetzt kommt die Preisfrage), wie

nennt man diese Drogen die Menschen

klingen lassen, wie ein defragmentiertes

Glück auf Crashkurs? Unerwartet melodisch

und deep nähert sich DMX mit

pulsierend warmer Bassline und leichten

flupsigen Elektro-Fiepsern dem Original

"Keep Me" lässt sogar noch so eine

Art swingenden Bonus-Groove dazulaufen,

der richtig leicht und bestimmt

kickt. Unartig zum Schluss dann Adult,

die ihrer kubistischen Telefon-Neurose

freien Lauf lassen und mit einer Wagenladung

voller Knattergeräusche und

Bassdrum-Pappsounds mit Umwegen

das Feld bereiten, um den Dancefloor

aus den Angeln zu heben und den Hörer

aus jeder einschläfernden Vernunft.

Welcome back.

bleed

•••••

Televazquez [Imcomplet/002]

Die zweite EP auf dem Label ist wesentlich

clubkompatibler, auch wenn die

Sounds sehr reduziert bleiben und ähnlich

wenig Elemente für einen Track

benutzt werden. Wirre Loops kollabieren

mit einfachen kantigen Grooves und

wie erwartet zerbrechen beide darunter,

haben aber sehr viel Spass, es gibt

clickernde Orgien einer fast unwahrscheinlichen

Foundsound Oper, die

immer wieder unterbrochen wird, so als

wären die Leerstellen zentraler Bestandteil

der Musik, und wenn es richtig losgehen

soll, dann trümmert man sich

einfach solange etwas zusammen, bis es

dennoch groovt. Heroischer Kubistenclickerlofijazz.

bleed

•••••

The Architect - My Shoes Are On

Backwards and My Socks Dont

Match [Turninspork/004]

Schon wieder ein Killerlabel aus Philadelphia.

Knisternd dunkle Clickerhousebeats

mit viel dubbigem Schub treffen

auf knuffige Soundeffekte und einschmeichelnd

hechelnd Zerheckseltes,

werfen mit Percussioneffekten um sich,

wenn sie grade mal Lust haben, sind

dann aber auch schon wieder auf einem

unerklärlichen Wüstenjungletrip und

scheinen irgendwie alles zu können, nur

noch viel vielseitiger. Wer Sutekh mag,

wird das hier auf jeden Fall lieben und

auf der B-Seite sind sogar zwei fast klassich

minimale Dubtechnotracks für die

komplette Floorbeherrschung mit

Extrairrsinn. Wir sind neugierig, was auf

dem Label sonst noch so erscheint.

bleed

•••••

The One Man Show - Out Of Sight

EP [Herbal Recordings/002]

Hämmernde trashige Filterhouse-Chicago-Monster,

die sich selber gelegentlich,

vor allem wenn es richtig losgehen

soll, scheinbar mit ausgequetschten

Soulvocals übernehmen, dann aber alles

wieder in diesen dumpf dichten Groove

eintrudeln lassen, der uns sagt, dass hier

alles Rauch ist, was gebrannt hat. Auf der

Rückseite dann ähnliche Effekte auf breakigerem

Untergrund, was das Ganze

fast psychedelisch erscheinen lässt und

ein Bonus-Preacher-Beat.

bleed

•••••-•••

The Vanisher - Temporary EP

[Fragile/019]

Tja, doch, Fragile lebt ja noch, vergisst

man bei jedem Release aufs Neue. Mr.

Hakan Lidbo darf hier die spleenigsten

seiner Downtempo-Housetracks zusammenfusseln

und sich dabei ewigst in

Intros verdaddeln, ein Saxophonsolo

drüberlegen und mit stolpernden

Detroit-Beats wedeln, die tatsächlich an

die frühen Zeiten von Carl Craig

anknüpfen, nur warum, sagt er nicht.

Auf der Rückseite ein smoother Track

mit vielseitiger Bassline, ja das gibts

noch, und flirrend jazzig summenden

Elementen und ein Stück Geräuschkulisse

am Rande der Disco. Überraschend,

wie vieles von Lidbo.

bleed

•••••

Theorem vs. Sutekh [THX/005]

Man muss sich schon wundern. Weil

man sich eh wundert. Mit jedem Track.

Mit jedem Track, der das hat. Die neue

EP der Serie von Kollaborationen

Theorems mit anderen Leuten (Swayzak

und Walker bislang), die sich ja auch auf

deren Labeln fortsetzt, Menschen

mögen sich, wenn sie zusammen Musik

machen und jetzt Schluss mit den Weisheiten,

die neue EP featured San Fran

Dubmonster und Held der clickenden

Tiefschläge Sutekh auf vier brillianten

Tracks. "Socius" atmet tief und bestechend

in diesem Bereich, der wie ein

Delta Detroit, Clicks und Electronica

zur Zeit zusammenfließen lässt, um

Deepness auch innerhalb der formulierten

Zusammenhänge zu erzeugen.

"Mitochondria" (das ist der Plural von

Mitochondrium btw., kein fernes Land)

knuffelt an seinen straighteren Beats mit

einem Filter-Knabbern, das keine Wiederholung

sondern nur Variation kennt,

entlang, weit entlang, sozusagen ein episches

Stück, kein Land, sondern eine

Landschaft, ein Ausufern, keine

Geschichte, sondern eine Chronik, wir

drehen um: Zum ersten mal wird es auf

"Canis" etwas garstiger, aufgewühlter,

mit housig-funkigem Unterton. Digital

angerissene Ravesounds, angebettelt und

abgezirkelt, mathematisch, praktisch,

kross. Zuletzt umrundet sich die Platte

mit einem minimal reduzierten Elementarteilchen-Funk

mit Schieber-

Dub-Bassline. Wie immer ist sowas fein.

Könnte stilvoller nicht sein.

http://thx.m-nus.com

bleed

•••••

Catnip [Stilleben/012]

Sehr lustiges Label aus Holland die es

verstehen, irgendwie Discotracks zu

machen, die selbst Daniel Wang ganz

superb finden dürfte. Im Sound etwas

dicht und nicht so knallig, dadurch

aber irgendwie mehr auf das Floaten

konzentriert und mit Oldschooligen

Anleihen bei frühen Chicagohousetracks

rockt das einfach so gelassen und

ohne auch nur den geringsten Hauch

Kitsch vor sich hin, dass man vielleicht

doch noch mal wieder an Disco glauben

könnte. Titel sind auch extrem

großartig. "Word to The Bird" z.B.

oder "Smoking on that pimps fimp".

Helden!

http://www.stillebenrecords.com

bleed

•••••

Dez - Blacklab [Destyl/002]

Extrem darker Pushuptrack mit bösen

Geräuschimpressionen aus den Höllen

dieser Erde herausgerissen, als wäre

der Bass Fleisch, und die Ohren der

Ort, in die man das Blutende reinsteckt,

so beginnt diese Platte. Iihh.

Spannend. Schlimm, aber weghören

kann man nicht. Dann ein etwas tribalartigerer

und harmonischerer Track,

der sich in extrem cool in den Groove

krabbelnde Dubs versteigt und die

Afrophilen Vocalschnippsel dazu verdammt

gut zu Funkyness umbaut.

Krasser geht es auf der Rückseite weiter

in einer Art Tunnelvision einer Geisterfahrt

durch schwer angeschweisste

glühende Gitterstäbe aus Sound und

als Bonus ein Stück Beatbox mit leichten

Effekten. Intensiv.

bleed

••••-•••••

Paul Nazca - Evolution

[Scandium Records]

Sehr sequentielle Tracks, die einen ein

wenig an die harmonischere Seite von

Robert Hood erinnern könnten. Flatternd

ruhige, aber dennoch groovig

nervöse Beats und sehr skurrile

Sequenzen im Zentrum, die bis hin

zur Unwirklichkeit angeschoben und

verdreht werden auf "Dimension",

ravig-housig mit Neotrance-meets-

Detroit-Stimmung auf "Moniteur",

dass die klassischen Harmonien eines

Rauswerfer-Tracks hat und auf

"Nomade" noch mal mit perkussiv

schiebenden langsam immer breiter

geschichtetem percussivem Housestyle

der sich in eine Retro-Synth-Break-

Hymne hineinwuchtet, was nicht so

ganz gelingen will.

http://www.scandiumrecords.com

bleed

••••

Frame Six - Dante EP

[Grammar/006]

Schon auf Indulge sind die Tracks von

Frame Six immer ein Fest für jeden

Detroit Sequenztechnofan, und diese

hier, auf dem Holländischen Label,

dessen Design ein wenig an Axis erinnert,

mindestens genau so. Sehr ruhig

dahingleitende feine Tracks, in deren

Zentrum langsam moduliert wird und

aus denen heraus die preschend klaren

Grooves einfach eine unausweichliche

Basis schaffen für dezent abseitige

Effekte in den Klängen.

http://www.grammar.nl

bleed

•••••

Dwayne Sodahberk - Unsound

EP [Stuporsonika]

Wie gut, dass die neue Stuporsonika

diesmal in Leipzig gemastert wurde,

denn genau das, was an den letzten

Platten fehlte, der klare Sound, ist hier

voll da und nun sind die Tracks wirklich

unschlagbar brilliant. Was macht

Dwayne, entgegen aller Vernunft, auf

seinen Tracks? Er lässt rabiate Technomethoden

und knuffeligen Minimalismus,

Deepness und Gradlinigkeit

gegeneinanderlaufen, rupft seine

Tracks wie ein Huhn, das liebend gerne

die Federn lässt (is ja für die

Kunscht) und überrascht und nicht

nur mit Tracks, die von dunklen

Detroitigen Downtempohymnen zu

fiepsigem Gegrabbel werden, sondern

auch mit zerbrochenen Instrumentalhiphoptracks

zu Barpiano für Staubfanatiker

zu knorpeligstem Harddisceffektszenario

oder sogar einem einfachen

Gesangshousetrack mit rasantem

Indieflavour. Strange Musik. Aber

genau das braucht man.

http://www.stuporsonika.com

bleed

•••••

Mystic Letter K - Mindgames

[HP]

Ähnlich wie vor Jahren bei Dr.Walker

schon kommt der Moment im Leben

eines Technoproducers namens Cari

Lekebush, wo er gebrochene Beats für

sich wiederentdeckt und zwar als Dancefloor

Alternative. Und so produziert

er mit allem was er so kann, dichten

Dubs und verwirrenden Sounds, aber

klar grooven Housigem Fundament

dann hier auch Tracks für die Breaker

des nächsten Jahrtausends. Die werden

sich vielleicht bedanken. Denn A ist

das ganz schön flott, B irgendwie doch

noch so technoid, dass man es nicht

mal mit Oldschool vergleichen könnte,

trotz falscher Scratches und Effektliebhaberei.

Aber wer weiss, vielleicht

konvertiert er ja damit ein paar der

härten Technokids zum Breaken, oder

vielleicht ist er auch einfach nur in

L.A. aufgetreten und hat es so gesehen

und darauf reagiert. Die breaken nämlich

sogar zu Country, wenn es cool

heisst. Sympathische, etwas wummrig

dichte Tracks.

bleed

••••

Hakan Lidbo - Moodorama EP

[Audio Beyond Recordings]

Weil es auch gar nicht anders geht, hier

wieder drei perfekte Tracks von Lidbo,

der auf der A-Seite mit "Moodorama"

eine leichte deepe Soundstruktur mit

unerwarteten Kratzern

durcheinanderbringt, die ebenso ein

Pressfehler sein könnten, sich aber

perfekt in diese Stimmung aus Vergessen

einbetten, die bei manchen seiner

ruhigeren Tracks irgendwie alles in

eine große weite weiche Ruhe eintaucht.

"Allergic" ist eher eins dieser

rasanten Funkmonster, die auch seine

Stockholm Decadance Produktionen

manchmal sind, konzentriert und vertrackt,

aber dennoch klar zuschlagend

und genau den Moment an Jazz

zurückhaltend, wo er sich von der Präzision

eines funkigen Zugriffs auf den

Groove als Attacke löst. Zum Abschluss

noch ein krümeliges verwirrend plastillin

psychedelisches Soundexperiment

mit rockendem Basisgroove und

Effekthascherei vom feinsten. Never

lets you down.

http://www.audiobeyond.com

bleed

•••••

Glory B - Sunday Island 3

Reworks [Minifunk/043]

Ratio und Funk D`Void remixen

Glory B hier in klassisch multiphrenen

Deephouse-Dub-Styles, die bei Ratio

eine runde detroitige Grundsubstanz

zum harmonischen Swingen bringen

aus denen wie Eisberge die Spitzen der

Claps herausragen und die Phaser die

Täler und Tiefen schleifen, während

pumpend-progressivere UK Partystyles

sich auf der Rückseite gerne mal in

Doublebassdrums überschlagen und

so etwas technoidere Referenzen herballern.

bleed

•••••-••••

Riviera Allstars

[Vikingmusic/001]

Rings um Plastique De Reve und Crowdpleaser

versammeln sich auf diesem

neuen schweizer Label im Kompakt-

Vertrieb die böse funkigen Krümelmonster

von Techno aus den Bergen

und rocken das House down. Plastique

schmettern die Hymne des Labels in

eingefleischt rotzigem Post-Chicago-

Köln-Schranz, Waterlilly und St.

Plomb knattern discoides Motorenöl

auf die noch frischen Wunden und

Larry Pad geleitet uns smooth und

elektroid flangernd auf die zweite Seite,

wo Crowdpleaser Crowdpleaser auf

"Crash Kiss" erst mal den Boden tieferlegen

und mit brummelnder Bassline

und verwischten Disco-Spuren ein

psychedelisches Club-Fegefeuer anfachen,

während Gino mit "Frank´s

House" so eine Art God`s House für

Acidfundamentalisten in knorkig kantiger

Form brettert. Hart und heftig.

bleed

••••-•••••

Black Ops- [BRave 02]

Die Raver erobern sich die Schweiz

zurück, und von dort aus logischerweise

die ganze Welt. Killertrack (Singlesided)

für alle die es lieben, wenn die

Monster des Sägezahns auf die Bühne

preschen wie eine Rotte bärtiger Proto-Eschlucker

und die Welt plötzlich

nur noch aus Geschrei und Begeisterung

besteht. Dahinter steckt natürlich

der bestangezogenste Musiker des

Landes. So so.

bleed

•••••

Uko - Automatic

[Klein Records]

Sehr vernünftig die ruffen Beats des

Quantic Remixes, der dieser rockenden

Broken Beats EP die richtige

Grundlage gibt, sogar Bläsersätze ganz

funky zu verkaufen, aber vielleicht liegt

das ja auch an der niedlich aggressiven

Stimme. Dann aber gehts straigt bergab

und verfusselt sich in Clubbreaks

mit falschverstandener Synthmodulation,

die kein Mensch braucht und

klingt wie Downtempoclubhits von der

Stange.

bleed

••••-••



reviews •••••ja •nein [47]

[47]

continental

de:Bug : 055 | 0102

Vanguard - Peanutbutter

Remixes [Frisbee]

Darf man Peanutbutter remixen? Eine

Frage, die sich unwillkürlich stellt,

wenn man herausfindet, dass hier CJ

Bolland den poppigsten Track des letzten

Vanguard Albums nochmal durchbrettern

darf. Bolland, von dem man

ja wenig gehört hat, macht eine Art

kleine Großraumrave-Oper daraus,

Vanguard knuffelt sich auf seinem

Bonustrack vom Album durch diverseste

digitale Filter in ein kleines brüllend

brummiges Technodisco-Inferno,

was ganz nett ist und liefert noch

ein paar Bonusbeats dazu, was nicht

wirklich jemand braucht. Nun ja.

bleed

•••-••••

Random Logic - Numbrebs EP

[Tehnika]

Nach der sehr schönen Compilation

des slowenischen Labels kommt hier

eine neue EP von Random Logic, die

wir noch nie so deep und minimal

gehört haben wie hier. Dubbig, ruhig,

scharfkantig in den Kleinst-Sounds

und mit breakigen Eskapaden in

Clicksterfunk die ein wenig an Clickhop

erinnern, dann wieder szenisch

breitwandig mit fast erstickten Grooves,

und zum abschluss noch einmal

Slow-Motion-Deephouse-Styles in

Stop and Go-Rhythmik. Funky,

abstrakt und extrem cool. Das Album

dazu erscheint in Kürze.

bleed

•••••

Southsonics - Latens Anima

[Scandium Records]

Die neue Southsonic beginnt um längen

funkiger als die letzte, arbeitet

zusätzlich zu drohen schwelenden Basslines

an verfusselten Rave-Harmonien

herum und begibt sich so in einen

Maelstrom der Intensität der dennoch

auf einem housig konkreten Boden

bleiben kann. Auf "Phat Rolling" zeigen

sie, dass sie auch der Looptechno-

Posse noch neue Spitzen aufsetzen

können und mit ein paar einfachen

nudeligen Rave-Sequenzen zu neuer

Spannung verhelfen können und auf

der Rückseite bewegen sie sich auf einmal

in leicht glitzerndem Minimal-

Filter-Uptempo-House und leichtem

steppendem Dub-Euphorie-Schunkel-Pop.

Fein und sehr vielseitig.

http://www.scandiumrecords.com

bleed

••••

Temponauta [Kial/007]

Irgendetwas hat sich in Slowenien in

der letzten Zeit getan, denn auf einmal

ist so ein Label wie Kial ein richtig

kickend monumentales Minimalhouselabel

geworden mit leichten Anklängen

an Kölner und kanadischen

Sound und DJ Bizzy und Dojaja

rocken vier perfekte Tracks mal ruhig

und elegant, mal extrem kickend und

wenn sie wollen auch mit Soundexperiment

in deepestem Solidrock-Dub.

Kein Wunder, dass man sie bald auf

Raum...Musik wiedertreffen wird.

bleed

••••-•••••

The Nightstalker - Darkside

Moves.Highway Rules EP

[Poetenpop/Moto]

Nach der Dan Piu Doppel 12" kommen

hier 2Tracks eines meiner Züricher

Lieblingslabels, die noch tiefer in

Detroitsounds und ruhigen Grooves

versunken sind. Die A-Seite wirbelt so

euphorische Melodien auf, dass man es

kaum noch aushält und am liebsten

sofort diese Platte mit nach 92 nehemen

möchte. Die Rückseite ist darker

und reduziert die Beats auf shuffelnd

Grabendes, während darüber eine

Sequenz immer dichter und weiter

ihren eigenen Weg hin in ein weiteres

Paralleluniversum von Red Planet

läuft. Killerplatte.

http://www.poetenpop.com

bleed

•••••

hiphop

Bringing It Home Vol.1

[B.U.K.A. Ent.]

Eigentlich gibt es ja mehr als genug

Compilations, und besonders schön

reihen sie sich auch nicht ins Plattenregal

ein, vor allem wenn das Cover so

wenig inspiriert aussieht wie das der vorliegenden

Platte: ABER: Ich habe lange

nicht mehr eine so gute, frische, reichhaltige

und schöne Ansammlung traditioneller

HipHop-Musik zu hören

bekommen. Die Musik der B.U.K.A.-

Artists, allen voran die Lone Catalysts,

strahlt eine Leichtigkeit und Inspiration

aus, dass einem ganz warm ums Herz

werden kann. 19 tolle Tracks von zumindest

mir vorwiegend unbekannten

Künstlern.

MEYER

drum and bass

Agent Black - Feel Good/Heaven

[Ivory]

Shy Fx ist zurück. Und wer hätte gedacht,

dass er sich nach seinem Bambataa Vs.

Nuttah Rip-Off mit Feel Good ganz in

oldschoolig detroitigen Gefilden abarbeitet.

Zwei extrem warme, deepe

Tracks, die diese EP wie kaum eine

andere zu Der Detroit-Gedenk-Drumand-Bass-Platte

seit Ewigkeiten machen,

und den Einfluss, den alles von Strings

of Life über Energy Flash und 123 Sonar

auch auf die Drum and Bass Szene [oder

damals eher Hardcore-Szene] hatte.

Ganz nebenbei haut Shy FX mit seinem

127 bpm Housebreakdown den Drum

and Bass Kids den radikalsten Eklektizismus

seit langem um die Ohren. Sehr

schön.

sven

•••••

Calibre [Soul:R 002]

Und gleich die zweite Maxi hinterher.

War Musique Concrete dann doch

irgendwie nicht das, was man sich von

Calibre erhofft hatte, schickt er hier zwei

Tracks ins Rennen, die über jeden Zweifel

erhaben sein dürften. Schön deep,

mit jazzig-housigen Euphorieeinschüben.

Sehr schön.

sven

•••••

Abstract Rude + Tribe Unique -

P.A.I.N.T. [Battle Axe]

P.A.I.N.T. steht für Powerfull Artistic

Inspirational New Tunes, und Abstract

Rude beweist schnell, dass hier nicht

bloß ein weiteres Großmaul am Werk ist:

spätestens mit dem unglaublichen, achteinhalb

minütigen "Heavyweights

Round 4", einem rasanten Possetrack,

bei dem nicht weniger als 20 Rapper zu

Wort kommen, ist alles klar. Das Stück

wirbelt mit komplexen Beats, unzähligen

Rapstyles und einer Stimmung, die zwischen

prolligem Booty-Style, Soul- und

Jazz-Atmosphäre hin und her wechselt,

dass ich gerne mal unsachlich werde:

Hammer! Gleichzeitig steckt das Stück

die Stilpalette der gesamten Platte ab.

Insgesamt überwiegen allerdings die

souligen und jazzigen Elemente, die sich

auch hervorragend mit Abstract Rudes

butterweicher Stimme vereinigen.

MEYER

•••••

Bonobo - Animal Magic

[Tru Thoughts/Ninja Tune]

••••-•••••

Simon Green heißt der Mann, der diese

Instrumentalplatte im Alleingang -

inklusive der klassischen Instrumente -

eingespielt hat. Mit Animal Magic

kommt von ihm ein sehr ruhiges, entspanntes

Debüt, das aber immer die

Gratwanderung zwischen Relaxen und

Abschlaffen hinkriegt. Dazu tragen

natürlich die unschluffigen Beats bei,

häufige Vokalfetzen, aber auch das ganze

Gezupfe, Gestreiche und Geblase, das er

darüber spielt - meist mit angenehmem

Jazz-Vibe, zwischendurch aber auch

etwas‚ Vollenweider-isch (das Gezupfe

natürlich). Kein Geniestreich also, aber

eine hübsche Platte fürs seelische

Gleichgewicht .

Meyer

The Dragon - White Poison/The

Teacher [Poison Records/006]

Nach wie vor eines meiner Lieblingsausnahmezustandlabel

und das nicht nur

weil sie immer so verführerisches farbiges

Vinyl machen, sondern weil schon

auf den ersten Takten von „White Poison"

[ihr wisst was gemeint ist, gell?]. Es

beisst, rollt, schlägt um sich, begräbt sich

in technoid zuckenden Basslines und ist

dennoch keiner der typischen Rockertracks

sonder so etwas wie die auferstehung

von Dom & Roland mit brennenden

Vorzeichen und als kleiner Bruder

von der dunklen Bestialität mancher

Alpha Omega Tracks. Fett. Die fluffigere

arabischere Seite „The Teacher" vollzieht

unglaubliche Harmonien die auf

merkwürdig rasante weise deep bleiben,

wirkt trotz Pauken nie pathetisch und

lässt ständig ahnen was eigentlich alles

passiert wenn der Track mal richtig loslegt

und mit sich überschlagenden Basslinetriolen

die Boxen aus den Angeln

hebt. Böse.

Bleed

•••••

Sonic & Silver - Rise Up EP

[Reinforced/'168]

Ziemlich bestialisch mit Amenbreaks um

sich werfende EP die aber dennoch

immer wie z.B. auf „Rise Up" allein

durch die sehr coolen Dubsounds richtig

smooth groovend bleibt und als Partykicks

eher die herumgeisternde Variante

von Alarmsounds benutzt als richtig

böse auf die Nase zu geben. „Soldier

Business" kickt dann noch diese Raggaplinkerpianos

zu den typischen Samples

aus der Bad Boy Rumpelkiste und lässt

die Basslines tiefe Gräben in die getimestrechten

Beats schneiden. „Cool Intentions"

holt ein paar Ravepianoakkorde

dazu um die Party richtig ausgelassen zu

machen und erst auf „The Only One"

findet man die detroitigeren Klänge der

beiden wieder in leicht säuselnden Congas

und Strings die die Höhen der

Zukunft einfach nicht verlassen wollen.

Was soll man sagen. Sie können alles.

Bleed

•••••

Eljay & Ruffstuff -

Serious/Timing [L Plates/007]

Superupgehypter Killerdubsound auf L

Plates von zwei recht neuen Acts aus

Canterbury, die auf „Serious" mit derbe

angedubbten Raggavocals und viel relaxtem

Congapathos den Dancefloor zum

beben bringen und die Oldschoolposse

zum jubeln. Auf „Timing" smoothere

Pianodubs die ein brilliantes Ravehallenflair

haben und mit schnellen Breaks

und angetäuschten Amenbreaks in wilder

Partylaune losgehen. Definitv L Platesytyle.

Bleed

••••

Def Cut - Street Level [MZEE]

Def Cut, schweizer DJ von Rang, serviert

mit seinem zweiten Album Street Level

ein für MZEE typisches funkiges faststyle

Album mit viel Cuts und Scratches

ab. Anders als einige seiner Label-Kollegen,

scheint er aber keinem Nostalgie-

Dogma verfallen zu sein. Die Sounds

klingen fett, die Samples sind nicht

unbedingt historisch abgesegnet (auch

wenn er gerne in die Disco-Kiste greift)

und manchmal wechselt er auch fast

unbemerkt in housigere Gefilde

(obwohl das natürlich historisch abgesegnet

ist, remember Hip House!). Insgesamt

macht das alles Spaß, und für

lustiges Sample-Raten ist die Platte ein

gefundenes Fressen. Und Breaker werden

sowieso ihre Freude daran haben.

MEYER

••••

Disflex 6 - Hot Season

[Lex Records]

Ein neues Label aus GB, das hoffentlich

nicht wegen des aufwendigen Covers der

ersten 12" direkt wieder Pleite macht.

Denn bei so einem Start darf man noch

•••••

M.I.S.T. - Play on Me/Warp 1

[Soul:R 001]

Da ist es also, das Label von Marcus Intalex

& ST Files, die sich gleichzeitig auch

eine schöne Abkürzung für sich ausgesucht

haben [weil der gute ST Files

irgendwie immer hinten viel und immer

der Ungenannte, der ewige Zweite war?

einiges erwarten. Auf der A-Seite finden

sich zwei leicht düstere Tracks mit elektronischen

Sounds. Auf der B-Seite

geht's dann richtig los: "Sidewalk

Stomp" stompt ziemlich parallelisiert

über holprige Beats, Störfrequenzen

und Minimal-HipHop Gelände. Der

vierte Track verbreitet dann regelrecht

Endzeitstimmung - trotz Vibraphon-

Einsatz.

Meyer

Egal.]. Play on Me gräbt sich sofort mit

einer schön plinkernden Melodie ins

Hirn und variiert das "How U Make Me

Feel"-Thema dann ziemlich großartig.

Warp 1ist dann etwas darker, treibender

und rundet die Labeldebut perfekt ab.

Soul:R wird eines der stilprägenden

Label 2002, no doubt.

sven

•••••

Nookie - Oceanic EP

[Good Looking]

Als Taster für das Album gedachte Doppel

EP die dann noch auf Vinyl bringt

was von den goldig sympathisch elegischen

Tracks auf der CD war. Vom

schwermütig detroitig dichten „Continental

Drift" über das soulige „Our

Love" bis hin zum angeravten Breakbeatkiller

„Think about it" mit extra Paradox

Drift und dem typischen Goodlooking

Ambiente auf „Solstice" eine feine

leichte EP mit warm glitzernden Tracks.

Bleed

••••

Sonic & Silver - Can You Feel

It/It Came From Outter Space

[Science Fiction/002]

Und schon wieder dieses Traumduo, die

in der letzten Zeit wirklich überall und

vor allem immer wieder brilliant und

mit frischen Ideen releasen. „Can You

Feel it" droppt leichte und sympathische

Beats in gut programmierter Exaktheit

zu einem leicht melancholischen Vocalsample

und herumstreunenden Pianoplinkern

bis es die eigene Dichte mit

rollend untergründigen smoothen Basslines

und frisierten Ravesägezähnen wie

ein kleines Magmafeuerwerk zu

unglaublicher Ausdehnung aufdreht. Im

Titel logischerweise konsequent ist „ It

Came From Outter Space " dann die

Hymne für das Label mit seinen spleenig

schräg gepfiffenen 60 Jahre Scifimelodien

und dem dichten schweren Traum

von Detroit. Eine Platte die so 1/1 auch

auf Reinforced als eine der deepesten

Platten hätte durchgehen können.

Science Fiction ist eine der besten Neuendteckungen

in Drum and Bass dieses

Jahr.

Bleed

•••••

TTC - Elementaire-EP [Big Dada]

Big Dada geht über den Kanal und findet

in Frankreich TTC, die auf den

Tracks "Elementaire" und "Coffee

Shop" elektronischen Space-Hop

machen. Der dezente Flächen-Kitsch

erinnert mich vielleicht aber nur wegen

der Schnittstelle Frankreich an Jean-

Michel Jarre. In Wirklichkeit klingt das

nämlich unglaublich gut und mitreißend,

was TTC da an elektronischen

Klangwänden und fetten Bässen auftürmen.

Bei "Toi" hört man dann endlich

den MC, von dem mir Dose One

erzählte, er klänge so lustig nach Kermit

(der hat's gerade nötig...). Hier geht's

dann deutlich funkiger zur Sache. Tolles

Debüt (wenn's denn eines ist...).

MEYER

•••••

3582 - The Living Soul (Hum

Drums/ Groove Attack)

Wenn einem langweilig wäre, könnte

man ja immer wieder darüber überrascht

sein, was Soulmusik eigentlich ist.

Jedenfalls hört es sich im Grunde

genommen und zum Glück nicht so ausgelutscht

an wie das Wort. Wie auch diese

Platte zeigt. Eine sehr nah gelegene

Zusammenarbeit, Fat Jon von Fíve Deez

und J.Rawls von Lone Catalysts sind 35

und 82, zusammen aber nicht 117, und

beide haben auf dieser Platte Beats

gemacht und rappen. Das ist natürlich

•••••

enorm melodisch und wunderschön.

Besonders niedlich ist dann auch die

knappe aber ehrlich wirkende Auflistung

der Inspirationen zu den einzelnen

Tracks, wie zum Beispiel "den Beat

hören und sich vorstellen, wie es sich

anfühlen würde, hoffnungslos zu sein"

zu einem Stück namens ‚Empty'. Eine

Platte, bei der die Musikalität zwischen

Beats versteckt hervorscheint und sich

mit den dezent vorgetragenen Lebensbetrachtungen

souverän zu einem fabelhaften

und sanft fließenden Album

zusammenfügt.

Caynd

Mark Force [Reinforced]

Zwei spleenige, verspielte Tracks, bei

denen im Hintergrund allerlei Soundschnipsel

und Mikroravebleepwitzelein

zu entdecken sind. Mark Force treibt die

Old-school Spielereien auf neues Terrain.

Vielleicht weniger dancefloorkompatibel

und reduzierter als die letzten

Reinforced Maxis, dafür aber extrem

funky und erfrischend anders. Bin mal

gespannt, ob man von Mark Force in

nächster Zeit wieder mehr hören wird.

Schön wäre es.

sven

•••••

Matrix - Fallen/Bad Dreams

[Idioma/001]

Wurde aber auch Zeit dass Matrix mal

wieder einen rhythmischeren weniger

gradlinigen und mit Vocals angehauchten

Track macht wie den Remix von

„Fallen" denn erst dann kommt seine

ultracleane Art zu produzieren auch

dazu den Funk zu entwickeln, den

unglaublich kickenden feinen und klaren

voller Energie kickenden Funk für

den man seine frühen Produktionen

immer so geliebt hat. Obwohl er die

typische Technobassline der Posse einbaut,

ist es dennoch extrem differenziert

und glatt eine Konkurrenz für so manche

Klute und Polar Sachen. „Bad Dreams"

hat einen arabischen Touch, wie so

viele Drum and Bass Tracks zur Zeit und

rockt einiges gradliniger und mit

mumpfigeren Basslines, was dem ganzen

trotz feiner Produktion eben etwas leicht

und schnell ermüdendes gibt. Ein Tool

halt.

Bleed

•••••

Africa Raps - Senegal, Malia

and The Gambia (Triont)

Schön, dass es auch in Afrika HipHop

gibt, und umso besser, dass man davon

jetzt nicht mehr bloss eine vage Vermutung

hat, sondern eine CD mit entzückendem

Cover den konkreten Beweis

dafür gibt. Da chillen ein paar Jungs in

einem Kassettenladen, der voller bunter

Kassetten ist und in den Sonnenlicht

einflutet. Auf der Platte selber treten

u.a. in französischer Sprache verfasster

Rap, Gesang und freundliche Trommel

oder Saiteninstrumente ohne nervenden

Weltmusikflavour zutage. Hört sich

oft optimistisch und fröhlich an, teilweise

werden aber auch andere Töne und

natürlich Sprachen angeschlagen. Dazu

gibt es ein mehrseitiges Booklet, das

über den Stand der Hiphop Dinge und

die Auswahl der Tracks aufklärt. Mit viel

Mühe gemacht und nicht bloss zum

Beruhigen des globalen Gewissens.

Caynd

•••••

•••••-•••

Breakage - Numbers ep

[Reinforced/178]

Was soll man sagen? Für Breakage sind

Zahlen ein Spiel. Logischerweise. Jahre

z.B. insofern als dass sie Zahlen sind

auch und so kicken sie mit den lustigsten

Swollen Members - Bad Dreams

(Battle Axe)

Gigantische Beats schlagen einem hier

gebündelt mit einer gesunden Portion

Paranoia und gewaltiger Rapfinesse entgegen.

Düster und massiv, ideal für

schlechte Zeiten im individuellen Großstadtghetto,

negative Energie transformieren

als grösste Aufgabe. Aus Kanada

kommen die beiden, die Beats unter

anderem von Evidence von Dilated Peoples,

Gäste sind Chali2na, Moka Only,

Planet Asia, DJ Babu und viele mehr.

Caynd

•••••

Five Deez - Koolmotor (Counterflow)

Five Deez, das ist eine Gruppe, die in

Cincinnati lebt. Fat Jon produziert ihre

Beats und schafft es spielend, sogar

einen Housebeat cool klingen zu lassen

und HipHop in zwar dahinlaufendes,

aber dennoch immer mit etwas Unvorhergesehenem

versehenes delikates

Beatgeköchel zu verwandeln. Nebenbei

knarzt und zwitschert einem das aus

ungefähr fünfhundert Metern Tiefe

entgegen, und dreht dabei scheinbar

nebensächlich und schwerelos Strukturen

nach Belieben um. Inhalt der Texte

sind folglich keine Autos. Fokussiert,

intelligent und gut.

Caynd

bestgelauntesten Raggaravesymbolen

herum und machen vier schnippische

Amensmasher in Dub auf denen wirklich

alles drunter und drüber geht und

jede Ecke im Groove ausgefüllt ist mit

dieser nervösen Hochspannung von

noch mehr Albernheiten die die Erinnerungen

an irgendein damal eben im

besten Fall sind. Lustigste Drum and

Bass Platte des Monats. Btw. Breakage ist

James Boyle.

Bleed

•••••

Wild Child & Floyd Dice - Rock

King/Red Master Theme

[Red Master Records/004]

Die beiden bringen ihre Oldschoolfunkvorlieben

hier voll zur Geltung und

kicken auf „Rock King" mit Löwenbändigerpathos

und funkigen Stepperbeats

in eine Richtung die irgendwo zwischen

Bristolsound und dem Bassoverload von

Digital liegen könnte. Dazu eine

unmögliche Synthesizerschunkelmelodie

und die Welt ist komplett untergehakt

und nicht mehr vom Dancefloor zu

bekommen. Das Theme bewegt sich ein

wenig in asiatischen Sitarloops und

knalligen trockenen Beats die ja eigentlich

das Markenzeichen des Labels sind,

lässt ein bedrohliches Red Alert im Hintergrund

für den nuclearen Funk sorgen

und entwickelt sich zu einem sehr sehr

funkigen aber dennoch extrem relaxten

Track der einfach nur bis zum Ende

grooven will und so physisch daherkommt

wie noch keiner ihrer Tracks bislang.

Bleed

•••••

Randall & Flex - Water Tech

[Reinforced/172]

Randall & Flex sind zurecht Legenden.

Legenden sind nämlich nicht was man

liest, sondern wonach gelesen wird. Sind

nicht Text auf der grossen weissen Seite

von Drum and Bass sondern der Pfad,

der Kriegsmarsch, die Schluchten aus

denen es langsam heraussickert. Wie

Wasser eben. Wassertechnologie. Drexiya

wird über den Ocean winken. Vier

Monstertracks die sich selber so sicher

sind, dass sie weder nach rechts noch

nach links sehen und sogar „Rockin

down the House" samplen können ohne

dabei auch nur einmal zu denken, dass es

so was wie Oldschool auch nur geben

könnte. Vier böse Tracks für die am

liebsten mit Springerstiefeln zu Drum

and Bass breaken.

Bleed

•••••

DJ Hasebe - Hey World (WEA)

Hey Dj Hasebe, du hast zwar einen ziemlich

bekloppten Namen, bist aber Japaner,

und hast deshalb das Recht, gleichzeitig

total gut drauf zu sein und mit verrückten

Ideen Aufsehen erregen zu wollen,

indem du dich zum Beispiel hinter

einen riesigen Gasherd in dessen Ofen

gerade ein fetter Truthahn den Garzustand

erreicht, stellst und so tust, als

wären die beiden Gasherde Plattenspieler,

und dir dazu noch ein Handtuch auf

den Kopf knotest und eine ernste Miene

aufsetzt. Extrem poppige und funky

Musik, teilweise aber etwas sauber und

schnulzig, mit allerlei erstklassigen

Stimmen wie Mos Def, Doug E. Fresh,

•••••

Rahzel, Ronny Jordan, Les Nubians,

Beenie Man, Speech etc und grossem

Hitpotential.

Caynd

John Tejada [Socio/004]

Auf dem Label von Ayala macht überraschenderweise,

ja, wir sind hier in der

Drum and Bass Spalte, einer unserer

Minimalen Discohelden oder wahlweise

Elektronicakillerproducer oder einfach

nur Produzentenhelden eine EP die

tatsächlich den plinkernden glücklichen

deepen detroitigen Sound von ihm in

Drum and Bass übersetzen kann, ohne

dabei von der Klarheit des eigenen

Sounds zu lassen. Nachteil daran ist, dass

es natürlich einfach den Produktionsstandarts

von Drum and Bass nicht ganz

auf die Schliche kommt und somit wenn

man es auflegen will ein wenig abfällt,

Vorteil ist dass es gar nicht normiert

klingt und vor allem schön und außergewöhnlich.

Bleed

••••

Klute - Glue Sniffer / Galaxian

[Commercial Suicide/002]

„Glue Sniffer" ist einfach so ein Track,

der einem zeigt, dass man gar nichts

glauben soll. Vor allem nicht, dass sich

nichts tut. Im richtigen Moment

gedroppt ist das ein so unverschämt die

Hirnhaut über die Ohren reissender

Track, dass man gar nicht mehr weiterdenken

kann, sondern sich nur noch

durch die gespenstischen jaulend schreienden

Sounds wirft, als wäre man ein

Pingpongball in den Händen von Klute,

und Klute zwei gutgelaunt rammende

Kontinentalplatten. Tja. Über die

Trancedaddelei von Klute und warum er

das macht und ob er uns damit eigentlich

ärgern will, oder einfach nicht weiss,

dass Trance hierzulande ein Gift ist, dass

die Kinder in Kaufhäuser treibt, wir

wissen es auch nicht, also wollen wir auch

mal nicht so tun. Dennoch bleibt „Galaxian"

kein wirklich so schlimmer Track

sondern irgendwie doch noch in dieser

Kerzenlichtdämmerathmosphäre ganz

fein.

Bleed

••••

Taktloss - Battle Reimprioritt

No 7 (PDNTDR)

Der Kuss am Ende schließt das, was der

Berliner Battlerapper davor mit sehr

lustigen und teilweise ziemlich gescheiten

Sätzen unternimmt, recht nett ab.

Taktloss gibt sich verrückt und gestört,

und hat zur Vertonung seines realen Irrsinns

unterhaltsame LoBudget Rapmusik

gemacht, bei der der Ansatz recht

einmalig, einiges aber auch unnötig ist.

Caynd

••••

Yogi - Jamaica Child (Ant)

Das Leben ist nicht immer ein Zuckerschlecken,

teilt uns Yogi mit recht eigenwilliger

Produktion gespickt mit souligen

Samples, Dubeffekten und reinplumpstenden

Sounds mit. Es geht um

Elementares wie Armut, Vergangenheit,

Gegenwart und vor allem um Struggle,

ein Einblick in Yogis Leben irgendwo in

England.

Caynd

•••-••••

Bubba Sparxxx - Dark Days,

Bright Nights (Beat Club)

Aus Georgia kommt dieser weisse

unschlanke Landbewohner und Käppieträger,

das prägt gewiss, da mag man einfache

Dinge, die durch die Gegend

wackeln gerne, und auch solche Beats,

die u.a. von Timbaland und Organized

Noize stammen. Beat Club ist Timbalands

Label und das die erste Veröffentlichung

darauf. Lässiger aber kraftvoller

Südstaatenklang inklusive Kuhsounds

und Gesang, zugleich korrekt unkorrekter

Rap.

Caynd

•••••

•••••-••••


januar dates

de:bug pre:sents

kompilation: Tjoss may, andreas sachwitz | dates@debugos.de

on tour

Borneo & Sporenburg

11.01. - München, Flokati / 19.01. - Berlin,

WMF / 25.01. - Stuttgart, Hi Club

Deep House Joint Venture feat.

Carsten Helmich & Ingo Sänger

03.01. - Köln, Intro Intim at Prime /

04.01. - Hamburg, Lounge / 11.01. -

on the floor

Berlin - Ostgut/Panoramabar

04.01. - Pantytec (live), Sammy Dee, Zip

/ 05.01. - Mindlab (live), Andreas Borgmann,

Cora S., Dry, David Hausdorf,

Sascha Funke, Dave DK / 11.01. -

Michelle Grinser, Chica Paula, Märy Bad

/ 12.01. - Samuel L., Pacou (live), Dave

Du Monte, Frank Finger, Novatek (live),

Marcel Janovsky, Djoker Daan, Leo

Krafczyk / 18.01. - Naughty, Tama Sumo,

Wimpy, Tractorheads / 19.01. - Aril

Brikha live, Sammy Dee, Marcel Dettmann,

Stephan Grieder, Zip, Dave DK /

25.01. - Gebrüder Teichmann, Nightshift

(live & dj set) / 26.01. - Michael

Mayer, Tobias Thomas, Fiedel, Ekkehard

Ehlers (live), Boris, Paul Davis, Sasse aka

Freestyle Man

Berlin - Sternradio

04.01. - Steve Bug, Clé / 11.01. - Superpitcher,

Sascha Funke / 12.01. - Acid

Maria, Clé, Golden Boy (live) / 18.01. -

Mitja Prinz & guests / 25.01. - Lexy, Haito

/ 26.01. - Kontiki, Daniel Bell, Phonique,

Martin Landsky

Berlin - Tresor

05.01. - Leo Krafzcyk, Eva Cazal & special

guest / 12.01. - Elektro, Wimpy, Dash,

Steve D, Mack / 16.01. - Tobi Neumann,

James Flavour / 18.01. - Dry, Dafyr, M-

Nuclear / 19.01. - Surgeon, Pete, Liquid

Sky / 23.01. - Elbee Bad / 24.01. - Chica

Paula, Sammy Dee, Ricardo Villalobos /

25.01. - Lars Vegas, Jack Hammer,

Tanith, Sebrock / 26.01. - Decomposed

Subsonic, Mathias Schaffhäuser, Markus

Güntner, Flush, Marc Snow / 31.01. -

Ellen Allien , Lexy, Miss 85B, Dub Taylor,

Die Freizeitgestalten

Berlin - WMF

04.01. - Barney Millah, Panza, 2Be Cru,

Bam Bam Soundsystem, Reaf, Pure /

05.01. - Diringer, Vladimir Ivkovic, Gelb

- Berlin / 06.01. - GMF / 11.01. - Exponence

- live: Cloinc, Electric Sheep, André

Estermann, DJs: Jan Bruhnke, Ralf

Köster, .VT, Bleed, Feed / 12.01. - John

Tejada, Ellen Allien, Trike (live), Live &

DJ Team Modeselektor / 18.01. - Pow Pow

Movement, Sentinel, 2Be Cru, Pure, Shir

Khan / 19.01. - Borne und Sporenburg,

Diringer, .VT, Mo, El Puma / 25.01. -

Exponence - Ceephax (live),Noshe, .VT,

Bleed, Feed / 26.01. - Christian Vogel,

Farmers Manual (tbc)

Bern - Reitschule

12.01. - live: Intricate, Person, Solotempo,

DJs: Spezialmaterial

Bielefeld - Forum

12.01. - Oris Jay & The Virus Crew

Bochum - Bhf. Langendreer

31.01. - Bernd Begemann

Darmstadt - Centralstation

23.01. - Pink Elln, Visuals Stardax,

Krystyna / 24.01. - Sergej Auto, Krystyna

Duisburg - Phuture Club

25.01 - Mad Max, Recyver Dogs, Steve D.

Dortmund - Club Trinidad

05.01. - Carsten Helmich, Selec, Valli &

Janny Jan / 12.01. - Rainer Trüby, Don

Hocke, DJ Diagnose / 19.01. - Glissando

Brothers (live), Carsten Helmich, Paul

Wunderlich, Klaus Fiehe, Herb LF, Doze

& Funky Chris, Dash / 26.01. - Hans

Nieswandt, Rollin´ Thunder, Dash

Dresden - Strasse E

12.01. - Cativo, Ronin

Düsseldorf - fft/Kammerspiele

19.01. - Rythm_maker (live), Andy Vaz

(live), Daniel Fritschi, Frank d`Arpino,

Stefanie Bludau

Offenbach, Robert Johnson / 12.01. -

Saarbrücken, Mungo / 19.01. Dortmund,

Club Trinidad / 24.01. - Nürnberg, Stereo

Deluxe / 25.01. - Tübingen, Depot /

26.01. - Ravensburg, Douala

Ware

(Mathias Schaffhäuser/Markus Güntner

Essen - Baikonur

04.01. - Nicole Gilliam, Herr Marx,

Random Rodeo, Dash, Twister

Frankfurt - Unionhalle

12.01. - Ragazzi, Blumfeld

Hamburg - Golden Pudel Klub

04.01. Marc Snider & idc / 05.01. -

Bonnie&Lawrence / 11.01. - C-Rock /

12.01. - Lawrence&C.Jost / 13.01. Cloinc

(live), Electric Sheep, André Estermann

/ 18.01. - Marc Snider & idc / 19.01. -

Bonnie&C.Jost / 20.01. - live : Bob

Humid / 25.01. - Dialboys + Roman

Flügel / 26.01. - Everlast Soundstation /

27.01. live : Cex , Leafcutter John

Hamburg - Hafenklang

19.01. - Roman, Rush Dee, Kriz vs.

Gerald Steyr, Da Kee (live), Anonüm vs.

Shark, Intrauterin Alliance, MC Bomsh,

Gipsy`Viv / 26.01 -Attila Jahanvash (live),

Stephan Schuhmacher, Jendrik 2 Face,

Sascha Kurz, MOM, Christian Doering

Hamburg - Mojo

18.01. - The Lady Roller, MC Jakes

Hamburg - Phonodrome

05.01. - Harre, Henry, Todd Bodine /

11.01. - Rino Cerrone, Regis (live), Gaz,

Koray / 19.01. - Gianni Vitello, Bimmel,

Olaf Zajonk

Hamburg - Tanzhalle

03.01. - Justin Case, Stanley Ipkiss /

04.01. - Turner, Deine Villa, DJ Ronik /

05.01. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss /

10.01. - Daughters Erben / 11.01. - Turner,

Deine Villa, DJ Ronik / 12.01. - Ralf

10/100, Stanley Ipkiss / 18.01. - Turner,

Deine Villa, DJ Ronik, Ricardo Villalobos

/ 19.01. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss /

24.01. - Vierwänder, Basshead / 25.01. -

Turner, Deine Villa, DJ Ronik, Phantom

Ghost / 26.01. - Ralf 10/100, Stanley

Ipkiss, DJ Nick / 31.01. - Daniel Magg

Hannover - H.de.M

12.01. - Steve Bug, Rausch und Farbe,

Andi de Luxe, Olaf Zajonk, Djane SAB-

Sonic, Dennis Diers

Hannover - Liquid Lounge

24.01. - Marcel Meyer, Kai Seeliger

Hoyerswerda - Kultur Fabrik

12.01. - Hannes Teichmann, Gush

Collective, MC My-T, Tok'n

Ilmenau - BC Studentenclub

24.01. - Michael Sauer

Karlsruhe - Element

04.01. - Crusher / 05.01. - Björn Petrikat

/ 11.01. - Schwager A / 12.01. - Alex

Cortex/Bouillabass / 18.01. - Soulfood,

MC Dragon, Soulsurfer / 25.01. - Valerian

/ 26.01. - nd_baumecker vs. Discomat

Köln - ARTheater

05.01. - Emanuel Geller, Jan Kah, Alexander

Multhaup, Noise - Spectrum, Stefan

Bohne / 19.01. - Marcel Janovski /

26.01. - D.Diggler, Alexander Multhaup

Köln - Gebäude 9

05.01. - Hidden Agenda, TGM - The

Green Man, Philipp Maiburg, Phanta /

12.01. - Klute, Cheetah, TGM/The Green

Man, J-Cut, MC Chevy / 19.01. -

Nutronix DJ Collective, Peta, Wicked, P.

Spector, Eric Eltron, Donna Regina

(live), DJ Crazy Cuts / 26.01. - Jenz One,

Ben Crunch, Mr Fidget, X-Plorer,

Köln - Live Music Hall

27.01. - Mouse On Mars, Kante, Notwist,

Le Hammond Inferno

und Decomposed Subsonic)

12.01. - Kassel, Stammheim / 18.01. -

Frankfurt/Main, U 60311 / 26.01. - Berlin-Tresor

Köln - Sensor-Club at Essigfabrik

11.01. - Oris Jay & The Virus Crew, Butterfly

Potion, Wicked, Nexalite MC, Walter

B 38, Miss Dee, DC, MC My-T /

12.01. - Triple R, Strobocop,C - ROCK

/ 18.01. - Annejoy, La Nina & special

guests / 19.01. -Supersonic Sound longside

Fireball Sound / 26.01. - Eric D.

Clark, Neon Leon

Köln - Studio 672

04.01. - Michael Mayer, Superpitcher /

05.01. - Dagmar M., Lars Vegas / 06.01.

- Werner Neumann Quartett feat. Werner

Neumann, Jürgen Grimm, Rainer

Wind, Danny Schröteler / 11.01. - Marcel

Janovsky, Novatek (live set), Michael Mayer

/ 12.01. - Lars Vegas, Marcus Worgull /

18.01. - Tobias Thomas, Michael Mayer /

19.01. - Aziz, Miguel Ayala, MC Ronin /

25.01. - Tobias Thomas, Michael Mayer,

Superpitcher, live sets by SCSI-9, Bastian

Egner, Märtini Brös

Leipzig - Distillery

04.01. - Till, Philly Neumann, Windy,

Zapotek, Booga / 05.01. - DJ Plastic,

Sastian, Brixton (live&DJ), Yuele Fern /

11.01. - Ruffneck, Chestnut, MC Rano,

Mikk, Robert Cutter, Bronco Teddy, 666

DJ`s / 12.01. - Foch, Steve Parish, Roland

Casper, Claus Bachor / 18.01. - Ly da

Budda, MC Mystic Dan, Raphneck, Malcolm,

MC Phowa / 19.01. - Bax 3.0.D.1.,

Eltron / 25.01. - Sentinel Soundsystem,

Mighty Flo, The Gang / 26.01. - Stephan

Grieder, Matthias Tanzmann, Elektro,

Paul Brtschitsch (live), André Galluzzi,

Steven CURL

Luzern - Boa Kulturzentrum

18.01. - Intricate (live), Posthuman (live),

Guy Veale, Spezialmaterial

Mannheim - MS Connexion

11.01. - Aphrodite, MC Shabba, E.Decay,

LOO-P, Soulsurfer, Jan Sirup, Krasqu´n,

Royce, High Lee, S.H.Rok, MC P,

Killa B / 18.01. - LOO-P, Soulsurfer,

Jayze, Connecta, MC Dragoon / 25.01. -

Mtc Yaw, Rollin B, N.D, E.Decay, MC

Soultrain, Extra Chique feat. D-Cut

Offenbach - Robert Johnson

03.01. - Alex Koch, Johnny Love, Heiko

M/S/O / 04.01. - Heiko M/S/O, ND /

05.01. - Thomas Hamann, Sven Hellwig,

Gerd Janson / 11.01. - Carsten Helmich,

Ingo Sänger / 12.01. - Ata / 17.01. -

Megashira (live), Kabuki, Clacius, Ronin /

18.01. - Sasse, Ata / 19.01. - Phil Asher

London, Paul David / 25.01. - Roman

Flügel, Heiko M/S/O / 26.01. - Tobi

Neumann, Heiko M/S/O

Mannheim - Feuerwache

03.01. - Magnum38, Spacetank, D. Baier,

M. Andresen / 10.01. - Michael Langlois

(live), Vera Heindel / 17.01. - M. Maischein

(live), Tom Villhauer / 24.01. -

Superdefekt, Ralf Köster / 31.01. -

Debugging Exponence - Bleed, Thaddi

München - Atomic Café

16.01. - Megashira (live), Kabuki, Ronin

München - Ultraschall

04.01. - Linus, Herbie / 05.01. - David

Carretta (live) / 11.01. - Borne & Sporenburg,

Chris Chord / 12.01. - Cio D'Or,

Lester Jones, Michelle Grinser, Medley,

Rechenzentrum (live) / 18.01. - Claus

Bachor, Ken / 19.01. - Neil Landstrumm

(live), Dominik Schuster, Random 77,

Maxim Terentjev, Niel Mitra, Nawid /

25.01. - Ricardo Villalobos, Tobi Neumann

Larix Lane, Ingo Heider, Adam J.

Chester, Alec Peek / 26.01. - Acid Maria,

Artist Unknown (live), Mike Vamp,

Hometrainer, Dr. Kern 002, Upstart

Münster - Fusion

18.01. - Mad Max, Recyver Dogs

Pasewalk - KKH

19.01. - Dash, Dry

The Notwist

14.01. - München - Pathos Transporttheater

/ 26.01. - Hamburg, Grosse Freiheit

/ 27.01. - Köln, Live Music Hall

TGM

11.01. - Freiburg, Jazzhaus / 19.01. - Berlin,

Volksbühne/Roter Salon / 18.01. -

Saalfeld, Klubhaus (mit Ronin) / 26.01.

- Bamberg, Morph

Rostock - MS Stubnitz

12.01. - Live: 2/5BZ, Hermit, Kandahar,

G.las, Discoteque Grönland, DJ: James

Cash, Life X

Stuttgart - Filmhaus

18.01. - Legowelt (live), Orgue Electronique

(live), TLR, Timothy, Curtis Newton

/ 20.01. - Louie Austen, Terre Thaemlitz,

Daniel Wetzel, Sven von Thülen,

Andreas Sachwitz

Stuttgart - Le Fonque

31.01. - Kabuki, Glacius

Stuttgart - M1

25.01. - Alexander Kowalski, Heiko

Laux, Thomas Lux, S-IT, Oliver Klangschneider,

Oli H.

Stuttgart - Neue Heimat at Prag

05.01. - Tobias van Hofsten, Daniel

Benavente, Shon / 12.01. - Ibrahim Alfa,

Daniel Benavente, Frank Yentner / 19.01.

- The Horrorist & Acrosome (live),

Attuk, Daniel Früh / 26.01. - Dave Tarrida,

Tobias Schmidt (live), Steve Glencross,

Markus Liefke

Stuttgart - Suite 212

12.01. - Missy Galore, Picture Night /

19.01. - Elektric harmonix, Labstyle

night, Sha-Faustan, Daz Nadelerror,

Pfadfinderei / 26.01. - Scsi-9, Anton

Kubikov, David Hausdorf

Traunstein - Villa

04.01. - Jojo / 05.01. - Mambo / 11.01. -

Roch Dadier, Synrgy / 12.01. - Funkmaster

Chris, Running Irie / 18.01. - Electric

Indigo, Pornostars / 19.01. - Mambo

/ 25.01. - Cio d'Or, Pornostars / 26.01.

- Funkmaster Chris, Running Irie

Wien-Massive

26.01 - Mad Max, Recyver Dogs

Wien - Sub at Flex

03.01. - Homeboy 3 vs Gon, Burstup vs

CPT.Joghurt / 10.01. -Signalflow b2b

Gebain, Fravia b2b Winni2, Northern

Lights / 17.01. - Trevor Jackson , Fetisch,

CPT.Joghurt / 24.01. - Texta (live),

Kayo, Phekt, Tonträger Soundsystem

feat. Dan, Flip, Phekt, Brx / 31.01. -

D.Kay, Kon.Rad

Wuppertal - 45RPM

02.01. - D.D., Maurice, Stefan / 04.01. -

Flow, Merzo / 05.01. - Halfmann, Thomas

Mühlinghaus / 11.01. - Record Release

Party - Lychee Lassi -Kap Horn / 18.01.

- Tom Strauch, DJ Ses, Ingo Möll, Thury

/ 19.01. - Keb Darge, Soul Rabbi / 25.01.

- Merzo, MC Kings, Miss Dee, Walter b

38 / 26.01. -Marcus Worgull, Lars Vegas

Zürich - Bosch Bar

19.01. - live: Person, Posthuman, DJs:

Guy Veale, Spezialmaterial

Zürich - Rohstofflager/Stratos

05.01. - Mikky B, Styro2000, Tekjam,

Apoll, Jazzid / 11.01. - Mr. Mike, Dani

König / 12.01. - Deetron, Gangsta, Arian

Cerddor, Parvenu, Archie MC Entire /

18.01. - Neevo, Mad B, Ali, Zodiak, Drift,

MC Glacius, CDJ Wechsler / 19.01. - Eric

Borgo, Mikky B., Bang Goes, Strawberry

Moov kru, Spectron / 25.01. - Ed Rush,

Toni B, John Smith, Goon, Kompiler /

26.01. - Blake Baxter, Gangsta, Eric Borgo,

Arian cerddor, Mark A. Brook

Zürich - Toni Molkerei

03.01. - live: Seelenfinder, Teleform,

Marcus Maeder, DJ: Kalabrese / 04.01. -

Nader (live), Don Ramon, Trisha /

05.01. - Dr. Mooner / 09.01. - John

Player / 10.01. - live: Cosili, Canson,

Monoblock B, Person / 11.01. - Intricate

(live), Stübi, Solotempo

deadline für die nächste ausgabe ist der 02.01.02. dates bitte per mail an: debug-dates@egroups com. zum

subscriben der debug-dates mailingliste bitte eine mail an debug-dates-subscribe@egroups.com

SALO TOUR

Das Berliner Vorzeigeminimallabel schickt seine Lieblingsacts

quer durch das Land als Liveacts und vernetzt sich so mit den Verschiedensten

Posses vom Kölner Kompakt Umfeld übers Berliner

Ostgut bis hin zu Space Place Posse Frankfurts und der Aussenstelle

für Minimalhouse mit Raveflair in Spanien, der Club

Nizza in Barcelona. 21.12.01 studio 672, köln - t.raumschmiere

live / 05.01.02 ostgut, berlin - mindlab live, david hausdorf,

sascha funke, andreas borgman / 19.01.02 club nizza, barcelona

- mindlab live, sascha funke / 25.01.02 studio 672, köln - scsi-9

live / 26.01.02 space place, frankfurt/m - mindlab live / 26.01.02

suite 212, stuttgart - scsi-9 live, david hausdorf

http://www.salo.pixelshit.net

Transmediale

Sie stehen fest, die Nominierungen für die transmediale.02, die

dieses Jahr vom 5. bis 10. Februar 2002, im Haus der Kulturen der

Welt stattfinden wird. Drei international besetzte Jurys haben die 16

besten, für den [ go public ! ] -Wettbewerb eingereichten Arbeiten

ausgewählt. Wer von ihnen zum Preisträger in einer der drei Kategorien

Image, Interaction, Software wird, erfahren sie, ihr und wir

erst am Samstag, den 9. Februar 2002, aber einige Projekte könnt

ihr euch schon vorher im Netz anschauen. So zum Beispiel "Map

50", eine Internet-Seifenoper, die mit dem Stadtplan von London

verknüpft ist, und von der Künstlergruppe desperate optimists

(http://www.desperateoptimists.com) realisiert wurde. Oder die

akustische Reise "Infrasonic Soundscape"

(http://www.thejetty.org/thesis) durch New York von Hidekazu

Minami, genauso wie "TraceNoizer - Disinformation on Demand"

(http://www.tracenoizer.org), mit dem man Datenklone ins Netz

streuen und die eigene Identität vernebeln kann. Diese und auch

alle anderen Nominierungen werden vor Ort während des Festivals

ausgestellt. Schon deshalb führt kein Weg an einem Besuch der

transemdiale.02 vorbei!

http://www.transmediale.de

stuttgarter Filmwinter

15. Stuttgarter Filmwinter 2002 - Die beiden Dokuveteranen

Donn Allan Pennebaker und Chris Hegedus zeigen Musiker- und

Politikerportraits, von so Größen wie Kennedy, Clinton und

Dylon. Deshalb und weil es im Winter immer schon so früh dunkel

wird, kann man sich getrost in den dunklen Kinosaal setzen

und stundenlang Filme ansehen. Wem das nicht so liegt, der entdeckt

dort auch Projekte aus den Bereichen Neue Medien (Internet,

CD-ROM, DVD), Installation, Performance und Digital

Music. Besonders hervorzuheben ist noch VRML-Art eine Online

Show für die ultimative 3D-Kunst, sagen zumindest die Veranstalter.

Und De:Bug präsentierts.

17.-20. Januar 2002

Warm Up 10.-16. Januar 2002

Ausstellung 10.-20. Januar 2002

www.filmwinter.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!