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De_Bug (Germany) 055 2002-01

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musiktechnologie

[35] de:Bug 055 | 0102

Legendäre Juckelbude emuliert

Native Instruments FM7

Und wieder emuliert Native Instruments einen der legendären Synthies aus den

80ern originaler und praktischer als zu Mantronix-Zeiten. Nur der Umhängegurt fehlt

naturgemäß, aber leider.

text: benjamin weiss | nerk@de-bug.de

FM7 emuliert den legendären DX7

von Yamaha (inklusive sämtliche Ableger

wie DX11, 21, 27, 100, usw.),

dessen cleane Rhodes Glocken und

anderen Presets (die damals vor allem

als extrem naturidentische Emulationen

wahrgenommen wurden) den

Popsound der Achtziger prägten.

Übersicht

Wie bei Native Instruments üblich,

kann der FM7 in VST eingebunden,

aber auch als Stand Alone verwendet

werden. Die Schnittstellen: Macseitig

unterstützt FM7 VST 2.0, Asio,

Direct Connect, MAS, FreeMidi

und den SoundManager, auf der

PC-Seite VST 2.0, Asio, DXi, MME

und DirectSound. Dass die DX-Serie

vor allem mit den Preset Sounds

des DX 7 bekannt wurde, liegt unter

anderem auch daran, dass die FM

Synthese für viele User zu komplex

war, um ihre Möglichkeiten, die weit

über das Emulieren von allseits Bekanntem

hinausgehen, voll auszuschöpfen.

Das lag auch an der mitunter

extrem kryptischen Bedienung des

DX7 und seiner Geschwister. Um

dem abzuhelfen, wurden im Laufe

der Jahre etliche Software Editoren

geschrieben, deren Features größtenteils

im FM7 eingebunden wurden.

So gibt es eine Art Übersetzung der

wichtigsten Parameter in der Easy

Edit Page, mit der auch diejenigen,

die keine Lust oder Zeit haben, sich

mit dem Thema FM näher zu beschäftigen,

schnell und einfach mit

bekannten Parametern wie ADSR

oder Brightness Sounds manipulieren

können.

Native Instruments ist mit dem FM7 wieder einmal

ein Meilenstein in der Softwaresynthese gelungen.

Aber der Reihe nach:

Die Oberfläche entspricht zunächst

einem Original der DX Serie. In der

Navigationsleiste befinden sich die

einzelnen Pages für die sechs Operatoren,

die beim FM7 mit A bis F bezeichnet

sind und je 32 Wellenformen

bieten. Dazu kommen noch

drei weitere Operatoren mit den

mysteriösen Bezeichnungen X, Z

und In. Operator X ist eine Art erweiterte

Distortion Unit, ein Feature,

das die DX Originale nicht hatten:

hier kann in einer Kombination

aus Rauschgenerator und Saturator

eine zusätzliche Verzerrung erzeugt

werden. Operator Z ist schlicht

und ergreifend eine Multimodefiltereinheit,

will sagen, zwei Filter lassen

sich variieren und sind stufenlos

zwischen seriell und parallel schaltbar.

Ein weiteres, grundlegend neues

Feature ist der Operator IN, mit

dem sich externe Signale an verschiedenen

Stellen in das Signal integrieren

lassen. Dabei kann der

FM7 nicht nur als Effektgerät dienen,

externe Signale können auch in

die Modulation eingebunden werden,

was die Möglichkeiten der

Klangformung enorm erweitert. In

der Lib-Sektion lassen sich die Presets

laden und speichern, darüber

hinaus besteht die Möglichkeit, Sys-

Ex Sound Daten von DX Synthesizern

zu laden, was dem FM7 die wohl

größtmögliche Soundbibliothek

eröffnet, ist das Netz doch gepflastert

mit Seiten, auf denen man sich diese

herunterladen kann. Dazu kann

eine Randomize Funktion separat

wahlweise sechs verschiedene Parameterbereiche

oder alle Parameter

per Zufall ändern. Die Easy Sektion

übersetzt die wichtigsten klangformenden

Werte in ein Set von einfach

zu verstehenden Reglern: Timbre

(Brightness, Harmonic, Detune,

Envelope Amount, Veloxcity Sensitivity),

Timbre Envelope (mit Attack,

Decay, Sustain und Release), LFO

(Rate, Vibrato, Timbre, Tremolo),

Output (Volume, Stereobreite, Velocity

Sensitivity) und Amplitude

Envelope (auch hier wie bei Timbre

Envelope ADSR). In der Master

Sektion kann die Stimmenanzahl

(und die der Unison Voices mit Detune)

eingestellt, sowie das Delay, die

Lautstärken von Input und Output,

Tiefpass und Hochpass sowie Tuning

und Modulation definiert werden.

Die Modulationsmöglichkeiten des

FM7 offenbaren sich in der Modulationsmatrix,

die schier unendlichen

Modulationswahnsinn bereitstellt:

alle neun Operatoren können völlig

frei verschaltet werden, was nicht nur

in zwei Richtungen geht, sondern

servicepoint

BEWERTUNG: •••••

SYSTEMVORAUSSETZUNGEN

Mac: MacOs 8.6, G4 400, 64 MB RAM

PC: Windows98, Pentium III 450 MHz,

64 MB RAM

PREIS: EUR 255,13 (499,- DM)

INFO: www.native-instruments.de

auch mit ein und demselben Operator

als Feedback Schaltung. Die

Übersicht geht durch die wohldurchdachte

grafische Oberfläche dabei nie

verloren, ein echtes Killer Feature!

Performance,

Bedienung und Sound

Die Performance ist sehr gut, selbst

komplexe Schaltungen mit vielen

Stimmen (die in der realen Hardware

DX/FM-Welt bis heute nicht

vorhanden sind) werden mit verhältnismäßig

wenig CPU Power erreicht;

aufgrund der aufwendigen Algorithmen

empfiehlt sich macseitig aber

auf jeden Fall ein G4. Die Bedienung

ist, hat man sich mit der

grundlegenden Funktionsweise der

DX Serie auch nur peripher beschäftigt,

sehr logisch und übersichtlich.

Für alle anderen bietet sich ja

auch noch die Easy Page an, mit der

sich die grundlegenden klangformenden

Parameter schnell und einfach

steuern lassen. Der Sound ist

perfekt, sieht mal mal davon ab, dass

die Anti-.Aliasing Features der DX

Familie (die eigentlich Bugs waren)

noch nicht integriert sind, wobei

sich die Frage stellt, wer digitale Nebengeräusche

eigentlich braucht.

FM7 ist wohl auch der Softwaresynthesizer

mit der größten Klangbibliothek,

sind doch sämtliche DX

SysEx Daten, die es zuhauf im Netz

gibt, nutzbar. Insgesamt ist Native

Instruments mit dem FM7 wieder

einmal ein Meilenstein in der Softwaresynthese

gelungen, der schon in

der ersten Version (nein, das ist leider

nicht normal) prima funktioniert

und auf einigermaßen zeitgemäßen

Systemen auch keine über-

Freeware Arena 3- Ohmforce Frohmage

Im kalten Januar wärmt direkt aus der Festplatte der Multiband-Resonanzfilter der

Ohmforce Entwickler. Ganz umsonst und ganz fett.

text: benjamin weiss | nerk@de-bug.de

servicepoint

"OhmForce Frohmage" ist ein Freeware

PlugIn von den Distortion Freaks,

die schon OhmBoyz gemacht

haben. Im Prinzip ist Frohmage ein

Multiband Resonanzfilter, also ein

Tiefpassfilter, der parallel mit bis zu

sechzehn Bandpassfiltern geschaltet

ist, wonach das Signal noch, wer hätte

es gedacht, durch eine Distortion-

Einheit gejagt wird. Alle Einstellungen

können abgespeichert werden

und sind löblicherweise auch vollständig

automatisierbar. Zwischen

den Presets lässt sich in Sekundenabständen

eine Übergangszeit einstellen.

Aber jetzt zu den eigentlichen

Parametern: Zunächst gibt es den

Wert "Band". Hier kann definiert

werden, wie viele Bandpässe zugeschaltet

werden. Gleich darunter befindet

sich der Drehregler für das

Bandspacing, mit dem der Abstand

zwischen zwei nebeneinanderliegenden

Bändern geregelt wird. Der

dicke Regler gleich rechts daneben

dient der Cutoff-Frequenz, die

wahlweise in Hz oder Noten angegeben

werden kann. Links unten befindet

sich der Resonanzregler, in

der Mitte ein Schieberegler mit der

Bezeichnung "Tone". Er dient der

Einstellung des Lautstärkeverhältnisses

zwischen Tiefpassfilter und

den Bandpassfiltern; ganz nach links

gedreht ist nur der Tiefpassfilter

hörbar, ganz nach rechts gedreht nur

die Bandpassfilter. Rechts neben

Tone kommt "Evolution", womit eine

Verzögerung der Bänder realisiert

werden kann. In der Mittelstellung

PLATTFORMEN:

DirextX/VST/WinAmp für PC,

VST für MacOs, VST für BeOs

DOWNLOAD: www.ohmforce.com

GRÖßE: 1.2 MB

findet keine Verzögerung statt, je

weiter nach links gedreht wird, um so

mehr werden die tiefen Bänder verzögert,

gleiches gilt im Umkehrschluss

für die hohen Bänder beim

Drehen nach rechts. Schließlich ist

da noch "Distortion Amount" (für

den Grad der Verzerrung) sowie ein

Kippschalter der die Distortion

Hier lernt die konkurrenz, wo der hammer hängt.

wahlweise auf das Gesamtsignal oder

nur auf den Tiefpassfilter routen

kann. Neben der schon von Ohm-

Boyz bekannten fetten Distortion

(meiner Meinung nach die bestklingendste,

die es momentan als Software

gibt), ist auch der Filter klangtechnisch

erste Qualität. Die Oberfläche

ist gut durchdacht und einfach

zu verstehen und die Performance

erfreulich genügsam, was den Prozessor

angeht. Kurz: ein weiteres

Freeware PlugIn, das der kostenpflichtigen

Konkurrenz zeigt, wo der

Hammer hängt.

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