De_Bug (Germany) 055 2002-01
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labelüberblick
Morris Audio | Stefan Riesens minimalstes Label,
auf dem gerne der Tom Clark Außenposten, aber auch
Geoff White, Dub Taylor oder Dialogue für smoothe Dubtracks
mit leichtem Houseflavour sorgen.
Stattmusik | Nach ersten Kalabrese und Klettermax
Releases ist es bis zum Release der Züricher Alleskönnercompilation
von Substrat etwas stiller um diesen Klassiker
der triolischen Reduktion geworden. Dennoch ein wichtiger
Stein im Schweizer Puzzle von Minimalexil. www.stattmusik.ch
Spanien
Klitekture | Bislang gibt es auf diesem Label erst
eine Sutekh EP. Es lässt aber hoffen, dass Minimaltech sich
sogar bis Spanien rumgesprochen hat. Als nächstes kommt
Italien.
England
Bluetrain | Steve O`Sullivans Ode an Basic
Channel. Dubtracks mit starkem Raggaeinfluss und Echos
tiefer als das Meer.
Swayzak | Das Swayzak Label mit fluffigstem Gewerkschafter
Dubminimalhouse in protestantisch resolutionistischer
Raveklarheit. www.swayzak.com
Mosaic | Eins der wenigen Houselabel Englands, das
in Minimalkreisen hierzulande ernstgenommen wurde. In
letzter Zeit immer wieder mit eher bretternden technoiden
Tracks. Steve O`Sullivan ruht sich wohl gerade aus.
Robot | Rockt. Mit Sicherheit das kryptischste und
härteste Label in unserer kleinen Liste, das manchen Radioboy
Sachen nahe kommt, vor allem aber ruff kubische Chicagorobot
Beats in minimaler Grausamkeit verteilt.
Soundslike | Ohne Herbert wäre es nie zu einer
Verschmelzung von House und Techno gekommen. Und das
alles mit dem Kochlöffel angerührt. Mittlerweile ja eine Legende
und jedem ein Begriff. www.matthewherbert.com
Accidential | Herberts Sublabel für Akzidentielle
Musik aka Radioboy. Samplewahn bis Foundsound im
Postdeephouse meets Chicagorock Gewand nebst grosser
Portion DIY Irrsinn.
Vertical Form | Von Kit Clayton bis Pub und
Opiate hat sich das anfänglich fast als Sequenz-Dubtechno
gestartete Label mittlerweile immer mehr zu einer der wenigen
Schnittstellen Englands zwischen IDM und Minimaltechno
entwickelt.
Irland
D1 Records | Dublin Distribution Headquarter,
dessen Releases von Broom über Costello bis Rowland und
Dave Donohue jeden releast, der in Dublin weiß, was zwischen
Techno und Minimalhouse alles möglich ist. Meist sehr
deep.
www.dublindistribution.com
Freestate | Rob Rowland connected mit der D1
Posse Dublins releast hier zur Zeit seine eigenen Tracks stark
detroitige Minimaltechnosounds mit harmonischer Dichte.
www.freestaterecordings.com
der minimale Unterschied
Elch links, Workaholic
in der Mitte, Elch rechts
Jeff Bennett
Der Schwede Jeff Bennett findet vom Discopool
über Jamaica zum Technodub. Der Mann wirft Tracks
aus wie Ed mit den Scherenhänden Frisuren. Bennett
muss aber nicht ins Exil, sondern findet Obdach
bei so renommierten Labeln wie Poker Flat,
Treibstoff oder Konvex-Konkav.
text: anett frank | anett.frank@gmx.de
Jeff Bennett ist der Mann aus
dem hohen Norden, der 1994
zusammen mit seinem Weggefährten
Jim Groovy den ersten
elektronischen Plattenladen in
Malmö eröffnet, der bei Erscheinen
dieses Artikels bereits verkauft
sein dürfte. Aber Jeff, der ja
eigentlich immer noch Mike
Pung heißt, zückt im Januar sein
neues Album und erzählt damit
eine weitere "Episode" auf gleichnamigem
Label aus seinem
durchaus flexiblen Produzentenstübchen.
DeBug: Stichwort: Neues Album,
das im Januar auf Episode erscheinen
wird.
Jeff Bennett: "Ich persönlich freue
mich natürlich sehr auf das Release. Es
wird einen guten Einblick in meine Musik
verschaffen, die von tiefen Tracks wie
meiner Konvex-Konkav 12" bis hin zu
stärker pumpendem Tech-House reicht.
Es werden aber auch eine Menge Dub-
Einflüsse auf eine technoid/ housige Art
ich angefangen, zu Hause mit meiner ersten
Drum-Machine (Korg S3) ein paar
Monate rumzuspielen, aber erst 1997
fing dieser Soundbrei an, nach so etwas
wie Musik zu klingen. Musik zu produzieren
ist das Einzige, was ich tun will."
Doch hat er nicht nur durch die
"Belleville Three" den "Future
Shock" aufgesogen, sondern ist
auch vom Plus 8 Labeloutput
musikalisch angestachelt. Nicht
zu vergessen sind neben anderen
Reggae und Dub-Künstlern Augustus
Pablo, Andy Horace und
King Tubby. Auch Produzenten
aus Europa wie beispielsweise Tikiman,
808 State, KLF und
Terry Lee Brown Junior sowie
Labels wie Svek, Plastic City und
frühe Network Releases prägen
musikalische Vorlieben und den
Stil.
Tracks zu produzieren
ist eine Art findungsprozess.
Man
findet eine Menge
entlang des Weges.
servicepoint
www.cosmicone.com
Diskographie (Veröffentlichungen in ungeordneter Reihenfolge):
Mike Pung - Torekovs EP (Maskros Music)
Mike Pung - Våt i drömmen EP (Maskros Music)
Mike Pung - Lurad (Maskros Music)
Mike Pung - Phuncsters eats grass EP (Maskros Music)
Mike Pung - Calling for the phunc (Maskros Music)
Mike Pung - Möllan EP (Maskros Music)
Mike Pung - En tax och en pudel tack (Maskros Music)
Mike Pung - Catching the train (Raum...musik)
Jeff Bennett - Restoration (Episode)
Jeff Bennett - Paradise (Phunctional 01)
Jeff Bennett - Late Surf (Phunctional)
Jeff Bennett - Isolation (Kung fu dub 01)
Jeff Bennett - Nudle Attack (Kung fu dub 03)
Jeff Bennett - Anothering (Konvex Konkav)
Jeff Bennett - Smirching (Treibstoff)
Jeff Bennett - Re-taken /Under-taken (Episode)
Mike J.M - Silver (Maskros Music)
Jeff Bennett - Detonation (Audio beyond)
Jeff Bennett - Recognition (Poker Flat)
Jeff Bennett - Conquest (Kung fu dub)
Jeff Bennett - Dragon tail (Kung fu dub 03)
Minimise | Donnacha Costellos Label, das
zunächst sehr stark ebenfalls auf Detroit-beeinflussten reduzierten
Dubhouse mit starkem Gespür für Clickhouse konzentriert
war, zur Zeit schläft, in der Zukunft aber immer
mehr für Dubliner Experimentalisten stehen soll.
www.minimise.com
USA
7th City | Daniel Bells Label ist (nachdem er Accelerate
eingestellt hat) eine der Grundlagen für kubistische
Funkyness in Minimalhouse mit Detroiteinfluss geworden.
Egal ob Shake, er selber oder neue Acts wie Jeff Samuels oder
Cabanne, jedes Release ein Kult. www.7thcity.com
Context | Weiteres Label der Westcoast von Sutekh,
dessen dunkle Hardiskexperimente mal mit überschlagenden
Dubs, mal mit strengen Konzeptualismen versetzt sind, meist
aber Funky bleiben. Nach dem harten Kern (Sutekh, Safety,
Twerk) neuerdings mit Südafrikanern wie Portable, Mexicaner
wie Murcof und Ben Nevile immer verschiedenere Acts.
www.context.fm
Cytrax | Itchy, noisy, postprocessed Techno sagt die
Webseite von Jaspers L.A. Heaven für eben genau diesen Sound.
Werft noch ein wenig Harddiskdub dazu und viel
Wahnsinn, Acts von Berlin (Phon.O) über Neuberlin (Safety
Scissors) bis Daheimgebliebene und werft noch ein wenig
Flash dazu. Killer. www.cytrax.com
und Weise repräsentiert. Ein Album, das
mich musikalisch wirklich wiederspiegelt."
Über Väter & Brüder
Bereits bei den ersten Grundübungen
1993 verhakte sich Jeff
dermaßen im musikalischen
Reich der Möglichkeiten, dass
von da an Tonkunst sein Leben
umgibt und es ihn auch nicht
mehr loslässt. Damals noch, als er
mit seinem elektronischen Hab
und Gut im Schlafzimmer die
Gerätestecker einstöpselte, um
seine Old School-Helden Juan
Atkins, Derrick May und Kevin
Saunderson im Hinterkopf Revue
passieren zu lassen, hat er den
Tech House in referenzieller Anlehnung
entblättert. Da war auch
noch gar nicht daran zu denken,
auf "Konvex-Konkav", "Treibstoff",
"Audio Beyond", "Poker Flat" oder
eben auf "Episode" mal kurz vorbeizuschauen,
seine Visitenkarte
per 12" abzugeben, um geschäftig
weiter eigene Tracks zu veröffentlichen.
Jeff dazu: "Etwa 1993 habe
Thank God it's Friday
So veranstalten Jeff und Jim ein
Jahr nach der "Cosmic One" Plattenladen-Eröffnung
ihre ersten
eigenen Parties. Man gibt sich
jetzt musikgeschmackstechnisch
freizügiger und flirtet sowohl mit
Vocal-House als auch mit jazzig
angehauchtem Drum & Bass von
Künstlern wie LTJ Bukem & dessen
Umfeld. Jeff ist dann über ein
Jahr lang fast jeden Freitag als DJ
in einem Houseclub mit der Partyreihe
"Thank God it's Friday" anzutreffen.
Das Motto lautet: "Dress
for Success" and dance to "100%
pure House Muzique". Man spielt die
geliebten Platten und testet ein
bisschen aus, was so geht. Und das
ist bei Jeff immer noch der Raum
zwischen Deep-, Phunky- und
Tech-House. Mit Jim zusammen
gehen sie 1996 mit ihrem gemeinsamen
ersten Label an den
Start. "Azurite" läuft unter Eigenangabe
als Techno-Label, wo sich
Mono-Funk-Spezialisten, acidelische
Techno-Freaks und technoide
Tief-Trance-Liebhaber
wohlfühlen durften.
DeBug: Wie siehst du Azurite?
Jeff: "Nun, der Stil von Azurite war ein
Mix aus tiefem, tribalem, detroidem und
progressivem tiefen Trance und Techno. Es
fällt mir nicht leicht Azurite in Worte zu
fassen, aber so in etwa passt es wohl und so
wollten wir es auch."
1998 gründet Jeff dann sein eigenes
Label "Maskros". Hier veröffentlicht
er vorwiegend seine eigenen
Ideen als Mike Pung bzw.
als Mike J.M in schwedischer
Tech-House-Manier mit dubbig-funkigen
Variationen. So lassen
sich auch Dirk Diggler, "Bedroom"
und "Minilogue" mal
blicken. Die "Sonkite"-Jungs von
"Minilogue" bspw. bereichern die
Tech-House-Strecke mit tribalem
Funk. Zwei Jahre später entsprießen
zwei weitere Labels,
"Phunctional" und "Kung Fu Dub" der
schwedischen Seele.
Jeff dazu: "Momentan sieht es so aus,
dass nur meine eigenen Tracks auf den
beiden Labels erscheinen. Das hängt aber
hauptsächlich damit zusammen, dass ich
mich bis dato kaum um andere Künstler
gekümmert habe."
Das "Kung Fu Dub" ist, wie der Name
auch schon vermuten lässt,
ein reggaegeswingtes Dub-House/
Tech-Label mit dem Plus an
jamaikanischem MC-Flavour.
Über die "Phunctional"-Linie ist
hingegen bis dato eher minimalhousig-pumpender
Basslinepop
erhältlich.
Jeff auf die Frage hin, wie er seinen
Stil beschreiben würde: "Ich
fühle, dass ich bereits Tracks produziert
habe, die ich auf eine gewisse Art wirklich
verkörpere, obwohl diese auch immer
noch sehr weit davon entfernt sind, wonach
ich suche – das ist eine Art Selbstfindungsprozess.
Man findet eine Menge
entlang des Weges." Es scheint, als ob
für jeden nur möglichen Output
in Form von bereits markierten
Labels Plattformen geschaffen
worden sind, die je nach Lust und
Laune nur noch bestückt werden
müssen. Na, denn mal los und
weitermachen.