De_Bug (Germany) 055 2002-01
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de:Bug : 055 | 0102
Compact Disc
[40]
reviews •••••ja •nein
Carpet Musics - Weekday
[Audio Dregs]
Das Label aus Portland entwickelt sich
immer mehr zu einem extrem deepen
Sound aus plinkernd verspielten Melodien
und resoluter Reduktion, den Carpet
Music fast bilderbuchmäßig auf ihrer
CD vertreten. Die sehr ruhigen Stücke
der CD drehen sich in kleinen Bewegungen
wundervolle Schnappschüsse
impressionistischer Glückseligkeit,
holen sanfte Sounds wie Tupfer mitten
in die Glöckchen-bestimmten Tracks,
gehen gelegentlich an die Grenze zu
The Collection 1 [Malec]
Wenn auf einer Techno-Compilation
außen Namen wie Si Begg, Samuel L.
Session, Boards Of Canada und Steve
Rachmad sowie James Ruskin durcheinandergeworfen
werden, dann kann man
sicher sein, dass drinnen auch Leute wie
Jürgen Paape, Scan 7, Kowalski, Mügge,
Voigt, Morgenstern, Mayer usw. Platz
haben. Gedacht als Überblicksmedium
(BOC sind nur die Einleitung) für
Technotracks, die vor allem durch ihre
Tiefe und die extrem coole Dichte im
Sound funktionieren und die man sich
ständig anhören kann, egal ob auf dem
Dancefloor oder wo auch immer, ist die
Doppel CD tatsächlich vor allem deshalb
so gut, weil sie unterschiedslos und ohne
Blick für Kumpelkisten dennoch überall
Drexciya - Harnessed The Storm
[Tresor]
Da gerät man ziemlich leicht ins Brabbeln,
wenn man an Drexciya nur denkt,
viel zu mystisch, viel zu konkret, und
dabei beginnt das neue Album von
Drexciya mit einer so klar digital gewittrigen
Ansage, dass es hier wirklich weitergeht,
dass man mit Drexciya auf eine
Exkursion geht, die alles vor diese Gewalt
spannt die die Natur ist, und dort auf
der dünnen Brechung der Technologie
nicht nur Zeuge von etwas ist, sondern es
irgendwie zu beherrschen glaubt. Die
neue Drexciya ist also digitaler denn je,
organisiert sich aber dennoch irgendwie
entlang einer Reise, entlang einer weitausufernden
Brechung von Geschichte,
die das Cover irgendwie erklären könnte,
wenn es überhaupt noch eine Rolle
spielen würde, wenn nicht die Wirbel im
Droppin Science - Volumes
[Droppin Science]
Ja, es ist längst Zeit für eine Droppin
Science-Retrospektive, denn Danny
Breaks gehört schon immer zu den Ausnahme-Producern,
selbst zu Zeiten als
er noch als Sons of a loop da loop Era
unterwegs war. Hier werden Tracks der
ersten zehn EPs auf seinem unglaublichen
Label zusammengestellt, die einem
deutlich sagen, dass man auch in Drum
and Bass gelegentlich gerne zurückschaut,
um Dinge zu entdecken, die man
fast vergessen hätte und die immer noch
Hits.
bleed
•••••
One Word One Sound
[Intermedium]
Die Serie zwischen Hörspiel und elektronischer
Musik des Bayerischen
Rundfunks geht hier in eine experimentelle
Phase von Vorgabe aus einem Wort
und einem Sound (Papier logischerweise,
was sonst wäre das Medium, das mit
dem Wort konkurrieren könnte?) und
lässt dann die verschiedensten Acts damit
arbeiten. Heraus kommt so in ungefähr
machen das, wie sie heißen, Peter Rehberg
findet, dass es sich zwischen Rauschen
und Bauschen gut überleben lässt,
und zum Abschluss darf Mr. Lesser noch
ein DSP Solo hinlegen. Interessant,
wenn auch gelegentlich etwas nervig.
bleed
••••
Klaus Beyer - Hauptmann Pfeffers
Einsamer Herzenklub
[Staalplaat]
Oh. Eine sehr sweete Mini-CD vom
einzig wahren Beatles-Nachfolger oder
dem einzig währen Daniel Johnston-
experimentellem Sound-Design, finden
aber auf dem Boden immer wieder dieses
dichte harmonische Element, dass
die Tracks ganz und gar nett macht.
Elektroakustische Musik, die - zieht man
ein klein wenig Clubflair ab und addiert
ein wenig clickernd konkretes hinzu -
manchen Traum-Releases nicht unähnlich
ist. Sehr sehr schön.
http://www.audiodregs.com/evax
bleed
•••••
deutschland
Constant Variable 1
[Neue Berliner Initiative/004]
Nach zwei Compilations und einer
ersten Kollaboration eröffnet der Berliner
Club NBI als Label nun eine Serie
von Split Alben als 12", die verschiedene
Berliner Acts zusammen mit Kyborg
machen. Den Anfang macht AGF aka
Antye Greie-Fuchs von Laub und eben
Kyborg. Die clickern sich durch ihren
resolut abstrahierten analog-clickenden
aber dennoch digital knisternden Funk,
in dem fast jedes Element von Melodie
schon zuviel wäre und rollen lieber
Rascheln, Knistern, Klickern, Knattern
und Bassline zu konkret kickenden
monochromatischen Tracks zusammen,
von denen hier insgesamt sechs Stück
eine harsche Realität spiegeln. Antye
bleibt auf ihren drei Tracks in den Mitteln
ähnlich reduziert und konzentriert,
schichtet die Sounds aber eher, als sie
auseinanderzudifferenzieren in ihre
Minimalst-Bausteine. Stellenweise sehr
dunkle Platte voller Ordnung und
Mathematischer Präzision. Als nächste
Partner sind T.Raumschmiere, Jelinek,
Rechenzentrum und Bretschneider
geplant.
http://www.neueberlinerinitiative.de
bleed
••••-•••••
sehr gute Tracks herausfischt. Wenn
schon Minimalismus ein sehr weites Feld
ist, wie viel ist dann erst Techno? Sehr
vielseitig und durchaus mit der Beweiskraft,
dass auch unter gewissen Umständen
eben gerade ungemixte Compilations
Sinn machen können.
bleed
••••-•••••
Andrew Mc Lauchlan - Boy On
Fire [Rogue Beats/004]
Lässig langwierig angefilterte Loopdiscotracks
mit angenehm reduziertem
Aufwand und eher lässig swingenden als
pathetisch sich aufplusternden Beats
enden allerdings auf dem letzten Track
in blassem Plüschdiscohouse-Kitsch.
bleed
•••
Alexander Kowalski - Progress
[Kanzleramt/067]
Alexander Kowalski zeigt allen minimalversessenen-Dubhouse-Bastarden,
dass
Deepness auch was ganz anderes sein
kann. Smoothe dunkle harmonisch
dichte detroitige Perfektion nämlich,
und so überrascht es einen fast wie gelassen
er in Track hereindriftet, die es mit
den besten UR und Red Planet Platten
aufnehmen können, ohne dabei zu wirken
wie eine Retro-Idee, oder rollend
und bestimmt kicken mit Basslines wie
aus einer Parallelwelt der Brighton-
Schule mit klingelnd euphorischen
Roland-Melodien, die man nicht wieder
vergisst. Acht Killertracks, die genauso
pumpen wie hymnisch dahinfloaten.
http://www.kanzleramt.com
bleed
•••••
Sound, das Auf- und Untergehen von
Populationen in den Tracks, das Spiel
zwischen Natur als Macht und Digitalität
als davon untrennbare Wahrnehmung,
zwischen dem Meer, das mal Unterschlupf
ist für Menschen und Technologie
gleichzeitig, mal aber eben auch den
Rahmen darstellt, auf dem all das überhaupt
nur miteinander funktionieren
kann. Nach der Vorab-12" ist das Album
übrigens wesentlich differenzierter, vielseitiger,
ruhiger und advancter als man
vielleicht vermutet hätte. Die Legende
kann weitergehen.
http://www.tresor-berlin.de
bleed
•••••
AGF / Kyborg
Akrasi - Zero EP [Sellwell/012]
Vocaltracks auf Sellwell, darke deepe
Downtempo-Breaks mit zitternder
Stimme vorgetragen, endlose urbane
Endzeitstimmung für Kids, die es einfach
nicht mehr packen, aber dennoch
durchhalten und dabei diese elegische
jazzige Tiefe entwickeln, die man eigentlich
nur noch aus Schwarzweiß-Filmen
kennt. Akrasi sind aus Manchester und
London, und nach dieser Platte wird
man noch einiges von ihnen hören,
denn sie blasen Portishead aus dem
Schlaf und dürften die einzige Konkurrenz
in diesem Sound darstellen.
http://www.sellwell.de
bleed
•••••
10247 [Dog City Records]
Polternde ultraschnelle Trakkertracks,
die sich um gar nichts drumherum kümmern.
Hart und trocken knatternd, wie
schon seit Ewigkeiten keiner mehr,
gehen die beiden Tracks von Tunk mitten
durch den Beton, während auf der
Rückseite auf moderaterem Tempo Kellerkinder
und Halunke das muntere
Scheppern für sich neuerfinden. Kratzig.
bleed
•••-••••
extrem deep und unglaublich rollen.
Nebenbei kann man die extreme psychedelische
Dub-Verliebtheit von Danny
nochmal auf das hin untersuchen, was
sie herausgebildet hat, und wie sich langsam
aus den Beats und Basslines, den
zeitlos schönen Melodien und Effekten
eine Art von Musik entwickelt hat, die
jetzt noch mit jedem neuen Track eine
Welt für sich darstellt, ohne sich gegenüber
den Hauptströmungen von Drum
and Bass wirklich abgrenzen zu müssen.
Von 1993 bis 1996. Und wir hätten fast
gerne eine Triple-CD daraus gemacht
mit noch viel mehr Tracks, denn jeder
der Stücke auf Droppin Science war und
ist einfach einer dieser herausragendsten
alles zwischen Kitschoper-Selbstinszenierung
von Sparks bis hin zu klar
minutiöser Auseinandersetzung mit
dem Material das Alexander Hacke
direkt als zweiten Track dann auch schon
durchexerziert. Merzbow verlagert seine
Vorgaben in die eisige Kälte der klinischen
Endproduktion, die sich immer
weiter in die eigene Zerissenheit zurückzieht,
FX Randomiz zerlegt und kombiniert
Resonanzen zu einem Monolith,
mit Loopspool dreht es sich zum ersten
mal auch Beats, Chrislo hört das Ganze
aus weiter Clubdistanz, Kid 606
bekommt die funkigste Vorgabe und
orchestriert das dann in klassisch vergrabenem
Knisterfunk, Zentralflughafen
Akufen - Psychometry Vol III
[Trapez/013]
Jeder Akufen-Track ist perfekt. Klar.
Aber jeder EP von ihm geht auch
irgendwie immer wieder in eine neue
Richtung. Man könnte sagen, dass er
eine der konzeptionellsten Minimalplatten
dieser Erde macht. "Psychometry
III" mit seinem Anfang aus rabiat stampfenden
Bassdrums, in denen die Sounds
dennoch extrem zart, fast zitternd über
die Stereoparameter verteilt werden, ist
soetwas wie eine galaktische Disco-
Maschine. Rollend leichte Basslines, die
man von Morgan Geist erwarten würde,
klare Beats und eine angetäuschte Geradlinigkeit,
in der die Effekte sich mit
den Harmonien eine kleine Kissenschlacht
liefern, die auf dem Dancefloor
einfach alles erwischt, was mit den Füssen
denken kann und gegen Ende erst
dieses Cut Up-Flair einwebt, dass manche
seiner "Found Sound" Tracks so
auszeichnet. Auf der Rückseite geht es
dann in fast zerstückelter Weise ähnlich
wie bei manchen Herbert Tracks weiter
mit dem Zerlegen der einzelnen Teile in
ordentlich herumhüpfende Killergrooves
und endet in einem geschliffenen
zerstückelten Blick auf die Kölner Neogrummeligkeit
mancher Kompaktproduktionen.
Killer.
bleed
•••••
Aardvarck - Novum [Delsin/023]
Und schon wieder ein Klassiker. Attica
Blues remixt einen Track von Aardvarck
und heraus kommt einer der reduziertesten
Detroitsynthbeattracks mit schwirrend
smoothen Öffnungen von unerwarteten
Flächen und gefilterten Akkorden
die man nie wieder vergessen wird,
und dann drei Tracks des kommenden
Albums von Aardvarck, die klarstellen,
dass es ein monumentales Ding wird.
Eigenwilligste deepe Grooves an der
Grenze zum zerbrochenen, Sounds und
Loops, die so roh und ungefiltert klingen,
dass sie sich fast unwirklich direkt
und dennoch extrem deep anhören und
dazu noch diese ständig sich selbst überholenden
Detroitsounds und die, wenn
er will, unbändige Energie egal in welchem
Tempo. Killer.
http://www.delsin.org
bleed
•••••
Ostgut/SO36
[Simon Dachplatten]
Wer dachte, die harten knallenden Ravezeiten
gäbe es in Berlin nicht mehr, und
alles zufällig mit Mitte verwechselt, was -
Pendant Deutschlands, der vier Stücker
vom Titeltrack über "Gestern", "Das
Gelbe Unterwasserboot" bis "Wenn ich
70 bin" als Karaoke in seiner unnachahmlichen
Stimme vorträgt. Copyright-
Anwälte dürften den guten in der Luft
zerreißen, während uns hier das Herz
zerreißt.
bleed
•••••
glaube ich - außerhalb von Berlin recht
häufig vorkommt, der sollte sich diese
Platte mal anhören. Auf der einen Seite
brettert Current Value einen Track für
das Ostgut zusammen, der klingt, als
hätte der Tresor einfach nicht genug
Beton gehabt, und auf der Rückseite
machen E-Men und Autist einen Track
für das SO 36 und beweisen so, dass die
Welt die bollernde Bassdrum und das
nervöse Zucken von Stroboskopen
immer noch und immer wieder braucht.
Platte wie die beiden zweidimensionalen
Wände einer Zeitmaschine. Und die
Zeit ist jetzt.
http://www.simon-dach-platten.de
bleed
••••
DJ ESP - Home Sweet Home
[Creation Rebel/011]
Dunkle pulsierende klassisch sequentielle
Technotracks von einem der US-
Urgestein-Technohelden Woody
McBride, um den es in der letzten Zeit ja
immer stiller wird. Drei lange Fäden
dichter Grooves mit etwas altmodisch
zudeckenden Sounds aber dennoch
irgendwie spannend in ihrer langsam
modulierenden Art.
bleed
•••-••••
COMPILATION
TRAUM V21 do12“
Elektronische Musik -Interkontinental
Anton Kubikov, Process, Miss Dinky, Fairmont,
Akufen, Philippe Cam, Tomas Jirku,
Andreas Fragel, Waki, M.I.A.
TRAUM CD7
Elektronische Musik -Interkontinental
+ FAX (Mexico), Oxtongue (Italien), Broker/ Dealer (USA)
traum@netcologne.de
trapez 11 M. Rahn - toaster
trapez 12 Oliver Hacke - ausschnitt
trapez 13 Akufen - psychometry vol 3
WWW.TRAUMSCHALLPLATTEN.DE FAX ++49 (0)221 25 787 42