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De_Bug (Germany) 055 2002-01

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elektronika

[3] de:Bug 055 | 0102

Falsches langsam ausschliessen

Workshop

Zuweilen entstehen Workshop-Platten in alten Landhäusern mit bis zu 15 Musikern.

Für das neue Album "Es Liebt Dich Und Deine Körperlichkeit Ein Ausgeflippter" haben

sich nur Kai Althoff und Stephan Abry, der eigentliche Kern des Workshops, zusammengefunden

und ihre Ideen erst kollidieren, dann fusionieren lassen.

text: christian meyer | christian.meyer@de-bug.de | Fotos: Workshop/sonig

Mit ihrer neuen Platte entziehen sich

Workshop wieder geschickt einer

Schublade – indem sie gleich ganz

viele anbieten: Folk, elektronische

Musik und Art-'Rock' zum Beispiel.

Aus der Schublade ihres Labels Ladomat

sind sie jetzt allerdings komplett

herausgefallen, um bei Sonig,

ihrem neuen Label, auch nicht recht

ins Programm zu passen.

Kai Althoff: Stephan wollte sehr gerne,

dass die Platte folkig wird und akustische Gitarre

spielen, was er am Anfang gar nicht mehr

so gut konnte, wie er dachte. Das tat aber

nichts zur Sache, denn wir wollten das eh teilweise

sampeln und nicht 1:1 alles einspielen.

Da die beiden räumlich weit voneinander

getrennt leben (Kai in Köln,

Stephan in Hamburg), wurden die

mitgebrachten Ideen erst beim Aufeinandertreffen

für die Aufnahmen

miteinander abgestimmt und modifiziert.

K.A.: Da wir uns wirklich sehr lange kennen,

ist es aber so, dass man dabei nicht viel reden

muss. Wir haben das teilweise auch innerhalb

von Sekunden, ohne etwas zu reden, entschieden,

das dies nicht geht und das doch. Langes

Diskutieren gab es nicht. Es gab kurze Momente,

in denen einer für den anderen einen

Trennung ist man natürlich verstärkt

unterschiedlichen Einflüssen ausgeliefert,

trägt also zunehmend unterschiedliche

Ideen ins Studio. So

kommt es dann, dass zwei Ideen etwas

skurril aufeinander prallen: hier

die Akustik-Gitarre, da die Drummaschine...

K.A.: Sicherlich will man die Musik, die man

gerade so hört, auch unterbringen. Wir freuen

ganze Zeit ein richtiges Schlagzeug zu hören

gewesen wäre. Das hätte mich nicht interessiert.

Mir gefällt ja gerade, dass das sehr

stumpfe Snare-Getrommel einhergeht mit etwas,

was doch eher ergreifend ist.

Und mit Computern und Samples

kann man ja auch wunderbar das

Handwerkliche unterwandern...

K.A.: Virtuosität in der Musik interessiert uns

sicherlich nicht. Mich interessiert der Punkt

servicepoint

Mir gefällt, dass das stumpfe Snare-Getrommel einhergeht mit etwas,

was doch eher ergreifend ist.

Workshop, Es Liebt Dich Und Deine Körperlichkeit

Ein Ausgeflippter, ist auf Sonig

erschienen.

http://www.sonig.com

Kompromiss gemacht hat. Wenn Stephan

wollte, dass da ein Mellotron drauf soll, dann

habe ich gesagt: nee, das will ich eigentlich

nicht, aber dann darf ich dafür woanders mal

was sagen. Aber das waren wirklich kleine Sachen.

Ineinander greifen statt

aufeinander prallen

Nach einer langzeitigen räumlichen

uns aber auch darüber, dass in der Konsequenz

- weil der andere was anderes will - wir

uns das gegenseitig wieder kaputtmachen. Nur

so kann etwas passieren, was interessant ist.

Im Kern, von den Emotionen her, ist das immer

die gleiche Sache, die sich eben in der

Form immer sehr verändern kann. Deswegen

würde ich nicht sagen, dass wir aufeinander

geprallt sind. Wir waren uns schon einig. Ich

hätte es nur nicht gerne gehabt, wenn da die

der Euphorie, an dem man merkt, etwas

könnte gut werden, und es atemlos fertig stellt.

Jedes Stück musste ja in zwei Tagen fertig werden.

Wenn man merkte, dass man zu lang

dran rum bastelte, war auch klar: dass würde

so nichts werden. Mir gefällt der Gedanke sehr

gut, deswegen Computer anzuwenden, weil es

schnell gehen muss, weil man sonst schon wieder

alles verloren hat. Auch wenn es nicht die

besten Sounds sind. Wenn das Gefühl bei der

Platte stimmt, wird man sich nicht daran aufhalten

– auch nicht daran, wie z.B. die Gitarre

gespielt ist – das ist wirklich nicht wichtig.

Wichtig sind hingegen die Texte, die

sich in eigentümlicher Sprache zart

und zärtlich am Schönen weiden

und dessen Vergänglichkeit reiben

und sämtlich von Kai Althoff stammen.

Vorher bereits fertig geschrieben,

hat er sie frei über die Stücke

gesungen, und meistens hat es auch

direkt gepasst.

K.A.: Teilweise habe ich dann etwas improvisiert,

um zu gucken, ob man diesen Satz als

Refrain benutzen kann oder nicht. Wobei:

Wiederholen ist eh immer richtig und gut –

wenn es wichtig ist.

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