De_Bug (Germany) 055 2002-01
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de:Bug 055 | 0102 [26]
design | hochschule
Ich will Designer werden 3.0
Unsere Reihe heute: Designschulen in den USA
text: anne pascual & marcus hauer | server@de-bug.de
California College of Arts
and Crafts, San Francisco
In Kalifornien - und besonders
eben in San Francisco möchte man
meinen - liegt man nur am Strand
und macht auch sonst nichts Intelligentes.
Aber eigentlich kann man
ja nicht verleugnen, dass gut fünfzig
Prozent des klügeren Webdesign
von dort kommt und die IT-Branche
dort ihren Ursprung hat. Man
kennt ja Sillicon Valley und die legendären
Garagen-Firmen. Und
eben in diesem Melting Pot gibt es
eine durch und durch sympathische
Schule - das fängt bei ihrer
Website an und hört bei den Studiengängen
auf. Zwischen angewandten
Gebieten wie z.B. "Design and
Media Concentration" und dem theoretischen
Fach "Visual Criticism" gibt
es eine Menge Spielraum, den man
unter der Sonne Kaliforniens unbedingt
nutzen sollte. Und nicht
nur Lebenszeit-Professoren begleiten
euch auf dem Weg, nein,
auch immer wieder Gäste aus verschiedenen
Bereichen der Designszene
inspirieren. Wenn jetzt das
mit dem Essen und den Menschen
klappt, könnte das eine Empfehlung
wert sein.
http://www.ccac-art.edu
Fashion Institute of
Technology, New York
Das Fashion Institute of Technology
liegt mitten in Chelsea, einer
der nettesten Gegenden in Manhattan.
Aber das ist nicht der einzige
Grund, von diesem Ort irgendwie
angezogen zu werden. Vielleicht
ist euch schon mal die famose
Zeitschrift "Fashion Theory: The
Journal Of Dress, Body and Culture" in
die Hände gefallen, die von Valerie
Steele herausgegeben wird. Steele
lehrt jedenfalls auch am FIT, das
aber keineswegs von Fashion dominiert
wird. Hier kann man genauso
Packaging Design, Fabric Styling,
Toy Design, Display und Exhibit
Design oder Computer Animation
studieren - mit unterschiedlichsten
Abschlussmöglichkeiten. Das klingt
nicht nur zukunftskompatibel, hier
schämt sich zudem niemand, Business
und Kreativität in einen
Strumpf zu stecken. Bleibt nur
noch die Frage nach den pädagogischen
Qualitäten, die wir leider
nicht testen konnten, sondern nur
den programmatischen Aussagen
entnommen haben. Aber auch die
klingen nicht doof und 50 Jahre
Überlebenszeit sprechen für
Wandlungsfähigkeit. Eine feine
Brutstätte für ganz spezielle Talente!
http://www.fitnyc.suny.edu
Institute of Design (ID),
Chicago
Kenner verbinden mit dem ID den
Namen Laszlo Moholy-Nagy, der
1938 nach Schließung des Bauhaus
nach Chicago floh, um hier mit
dem weiter zu machen, womit er
zuvor aufhören musste. Von ihm
stammt die Idee der "Total Education",
eines ganzheitlichen Designansatzes,
der analytisch und
konzeptionell vorgeht. Auch heute
noch bekommen die Studenten
hier Methoden und Werkzeuge
näher gebracht, die sich gern und
vor allem auf die Bedürfnisse des
Nutzers konzentrieren. Es geht
darum, Problemlösungen zu finden,
die die Technologie möglichst
in den Dienst der Sache stellen.
Dabei kommen ziemlich klassische
und funktionale Ergebnisse heraus,
denen manchmal ein wenig
Funkyness fehlt. Eine Besonderheit
ist jedoch, dass die Möglichkeit besteht,
einen PhD Abschluss zu machen,
also eine Promotion in Design
anzufertigen - und das geht
schließlich sonst nirgendwo in den
Staaten. Design-Wissenschaft mit
sauberer Weste.
http://www.id.iit.edu
Universität Essen - "Industrial Design"
Zwischen unendlich vielen Preisen geht es der Agentur "E" besonders darum, Mode
und Neue Medien im Bereich "Corporate Design" zu verbinden. Zu ihren Autraggebern
gehören unter anderem Stone Island, Serie 100, René Lezard und Deyk.Connemara.
Auch freie Arbeiten wie letzens für das "mined field"-Magazin sind mit dabei. Die drei
haben alle Kommunikationsdesign in Essen studiert und sich für De:Bug über ihre
Ausbildung unterhalten.
text: e | info@contact-e.com
servicepoint
www.uni-essen.de/industrial_design
www.contact-e.com/
Der Diplomstudiengang "Kommunikationsdesign"
gehört in Essen dem
Fachbereich "Industrial Design" an.
Wir alle von E - Christiane Bördner,
Marcus Gaab und Nina Heydorn
- haben dort insgesamt 12 Semester
studiert, Nina sogar noch 2
Semester länger, weil sie ein Jahr
Auslandstudium in Helsinki gemacht
hat. Unser Diplom haben
wir bei den Professoren Peter Wippermann
(Editorial Design) ,
Bernhard Prinz (künstlerische Fotografie)
und Norbert Bolz (Theorie)
abgeschlossen. Essen ist keine
sehr schöne Stadt, sondern mitten
im Ruhrgebiet und auch das Uni-
Gebäude ist extrem unübersichtlich
und ziemlich hässlich, wie
eben so ein typisch schnell gebautes
Gesamthochschulbetonobjekt aus
den 70ern. Aber zumindest liegt es
mitten im Zentrum und hat ein eigenes
Parkhaus. Weshalb dann jeder,
der ein Auto besitzt, damit zur
Uni kommt. Zum Ausgleich dafür,
dass die Stadt nicht viel zu bieten
hat, ist die Atmosphäre dort sehr
gut, zumindest bei den Studenten
untereinander. Außerdem kann
man sich aufgrund der nicht vorhandenen
Clubs und Bars viel besser
auf sein Studium konzentrieren,
das auch von den meisten
wirklich sehr ernst genommen
wird. Ein Nachteil erscheint uns -
oder erschien uns zumindest damals
- , dass es keine richtigen Seminarräume
gibt. Nur die Fotografen
haben eigentlich recht passable
Werkstätten, beispielsweise
ein gut geführtes Farblabor. Aber
um Werkzeug wie Kameras etc. haben
wir uns dann doch am liebsten
selbst gekümmert, weil die Ausleihe
meist im Chaos versank. Anständige
Computer wurden erst angeschafft,
als wir schon längst unsere
eigenen Studios hatten. Profitieren
konnten wir vor allem bei der Vermittlung
von Grundlagenwissen,
denn die handwerkliche Fähigkeiten
erarbeitet man sich in der Regel
selbst. Praktisch-handwerkliche
Kurse werden natürlich auch angeboten,
doch bleibt es jedem überlassen,
daran teilzunehmen. Irgendwann
merkt man schließlich
selbst, welche Fähigkeiten einem
wichtig sind. Das liegt in der Natur
von so einem Unistudium: Man
muss von Beginn an ein hohes Maß
an Selbständigkeit und Experimentierfreudigkeit
mitbringen -
und sie vor allem später beibehalten.