De_Bug (Germany) 055 2002-01
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Roboter [7] de:Bug 055 | 0102
Der Robo, deine Rente
Roboter werden Sozialarbeiter
Roboter wechseln das Arbeitsfeld. Statt muskelzehrende und gefährliche
Drecksarbeit zu übernehmen, führen sie jetzt soziales und
menschliches Feingefühl fordernde Sozialarbeit aus. Eben das, was sie
besser können als Menschen.
text: anton waldt | waldt@lebensaspekte.de
Roboter sind auf dem besten Weg, die nächste
Rationalisierungsphase einzuläuten. Schon
lange geht es nicht mehr darum, Industriearbeiter
von monotoner und schwerer Arbeit zu
befreien, sondern soziale Dienstleistungs-
McJobs zu automatisieren. Prinzipiell lassen
sich dabei zwei Bereiche unterscheiden, nämlich
reine Pflege- und Medizinleistungen
(Blutdruckmessen, Medikamente dosieren
oder banale Gehhilfe leisten) und soziale Leistungen,
also Gesellschaftsersatz und Unterhaltung.
In zehn Jahren dürfte jedenfalls die
reguläre Rentnerwohnung mit einem Kombigerät
ausgestattet sein, das soziale und medizinische
Funktionen in sich vereint.
Sozio-Bots
Unterdessen wird die Gameboy-Generation
im Vereinsamungsfall auf Furbys Erben
zurückgreifen, um fehlende soziale Kontakte
wettzumachen. Ein Gang über die letzte
Spielzeugmese in Tokio zeigt, wo es für einsame
Herzen langgeht. Wichtiger als aufwendige
Bewegungsabläufe sind mittlerweile die
Fähigkeiten zur Interaktion mit der angepeilten
Zielgruppe. Diese potenziellen Kunden
der "Sozial-Bots" hat stellvertretend für die
Branche ein Tomy-Sprecher folgendermaßen
- knallhart - definiert: "Alleinstehende, einsame
Büroangestellte und junge Frauen, Eltern,
deren Kinder aus dem Haus sind oder
alte Ehepaare, die ihrem Partner nichts mehr
zu sagen haben." So kann die Robokatze "Ne-
CoRo" von Omron zwar nicht laufen, aber
dafür hat sie ein raffiniertes Felldesign, das
einem Jurassic-Park-Modell Ehre machen
würde: Das Fell sträubt oder entspannt sich je
nach grundsätzlicher "Stimmungslage" der
Maschine oder als Reaktion auf Streicheleinheiten.
Daneben hat Omron aber auch die
langfristige "Persönlichkeitsentwicklung"
programmiert, die ähnlich wie beim Tamagotchi
vom Zuwendungsgrad durch den Besitzer
abhängt. Seine Laune kommuniziert
die Fellbüchse dabei mittels "Mimik"- und
Sound-Effekten - in diesem Fall 48 verschiedene.
Omron wollte mit dem Prototyp "Tama"
neue Techniken von Mensch-Maschinen-Interfaces
testen: Mittelfristig sollten also
auch banale Anwendungen wie Geldautomaten
von der Spielzeug-Feldforschung am
Kunden profitieren und uns je nach Laune
mit getragener oder aggressiver Stimme über
den Kontostand informieren.
Pflege aus der Büchse
Wie die Altenpflege-Bots aussehen werden, ist
unterdessen noch nicht so klar abzusehen.
Die Erfahrungen aus dem Spielzeugsektor
Als Omas und Opas werden wir
von Robotern nicht nur optimal
medizinisch versorgt und
überwacht, sondern haben
auch täglich was zu lachen
und zu kuscheln.
werden aber bestimmt in zukünftige Maschinen
einfließen, so dass Oma nicht nur optimal
medizinisch versorgt und überwacht werden
wird, sondern auch täglich was zu lachen
und zu kuscheln hat. Auf der Messe "Alter&Pflege",
die unlängst in Stuttgart über die
Bühne fetzte, wurde auch ein Prototyp des
"Care-o-Bot" vorgestellt, der laut seinen
Entwicklern vom Fraunhofer-Institut für
Produktionstechnik und Automatisierung alte
Menschen künftig im Haushalt "unterstützen"
soll. Care-o-Bot soll seinem Besitzer
zum Beispiel auf Wunsch Getränke ans Bett
liefern, ein Essen in der Mikrowelle erhitzen
oder als Stütze und Gehhilfe in der Wohnung
dienen, in bestimmten Abständen erkundigt
er sich nach dem Wohlbefinden seiner Benutzer
und kontrolliert Werte wie den Blutdruck.
Bleibt eine Antwort aus oder werden
bedenkliche Werte gemessen, alarmiert der
metallische "Butler" automatisch Nachbarn
oder einen Arzt. Laut seinen Erfindern ist es
aber auch denkbar, dass der Roboter guckt,
welche Vorräte noch im Kühlschrank sind
und was eingekauft werden muss, auf Kommando
Jalousien und Türen schließt oder die
Heizung reguliert. Seine Befehle erhält der
Bot entweder durch Berührung entsprechender
Symbole auf einem Touchscreen, per
Fernbedienung oder über Sprachkommandos.
Das Gerät soll aber erst in etwa fünf Jahren
marktreif sein. In enger definierten Bereichen
machen sich unterdessen schon heute
Bots in der Pflege nützlich. So hat Matsushita
einen Pferde-Roboter für den Einsatz als
Therapie-Instrument entwickelt. Der simuliert
Schritt, Trab und Galopp, die passend
bewegte Landschaft wird den "Reitern" auf einem
Monitor gezeigt und insgesamt sollen die
Resultate denen vom "echten" therapeutischen
Reiten entsprechen. Hüho.