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SÖLDEN<br />
Auf keinen Fall ein statisches Museum<br />
Attila und Alban Scheiber führen durch ihr neu errichtetes Motorradmuseum in Hochgurgl<br />
Davon, dass am 18. Jänner 2021<br />
das Museum mit fast 500 einzigartigen<br />
historischen Motorrädern<br />
fast vollständig abbrannte,<br />
merkt man heute nichts mehr.<br />
Schöner, größer, spektakulärer<br />
und wohl mit einigen anderen<br />
Steigerungsformen beschreibbar<br />
hat das Top Mountain Motorcycle<br />
Museum vor zwei Monaten<br />
seine Pforten für die Besucher<br />
wieder eröffnet. Doch fertig sind<br />
die beiden Brüder Alban und Attila<br />
Scheiber, ohne deren Familie<br />
Hochgurgl sicher keine Urlaubsdestination<br />
der Sonderklasse geworden<br />
wäre, mit ihren Träumen<br />
noch lange nicht. Neben ihrer<br />
Arbeit am Museum betreiben sie<br />
außerdem noch die Liftgesellschaft<br />
sowie zehn Häuser an der<br />
ebenfalls von ihrem Großvater<br />
errichteten Timmelsjoch-Hochalpenstraße.<br />
10 25. Jänner <strong>2022</strong><br />
Als Pioniere und Visionäre des<br />
Tourismus in Obergurgl und<br />
Hochgurgl sind schon ihre Vorfahren<br />
in die Geschichte eingegangen<br />
und auch die beiden Zwillingsbrüder<br />
Attila und Alban Scheiber gehen<br />
den von ihrem Vater, Großvater<br />
und Urgroßvater geebneten<br />
Weg konsequent weiter. Als Enkel<br />
des „Gründers von Hochgurgl“<br />
und „Erbauer der legendären Timmelsjoch-Hochalpenstraße“<br />
investieren<br />
sie heute jeden Gewinn der<br />
von ihnen betriebenen Skigesellschaft<br />
wieder in den Betrieb des<br />
Skigebiets, das 1961 mit einem<br />
Einsersessellift von ihrem Großvater<br />
begründet wurde. Auch das damals<br />
errichtete Top-Hotel gibt es<br />
heute noch, inzwischen sind neun<br />
weitere Häuser dazugekommen,<br />
die die Scheiber-Brüder betreiben<br />
– von der Selbstbedienungsgastronomie<br />
bis zum Fünf-Sterne-Hotel<br />
spielt das Familienunternehmen<br />
dabei alle Stückerln.<br />
Auf 4.500 m² erweitert<br />
Fast ihr gesamtes Leben haben die<br />
beiden 1967 geborenen Brüder<br />
miteinander verbracht und auch<br />
ihre Berufserfahrung im Ausland –<br />
in Frankreich, Amerika, Japan,<br />
Deutschland und Australien – fast<br />
immer zu zweit machen können.<br />
Schon in der frühesten Jugend<br />
In diesem Fahrzeug ist Max Reisch als erstem Menschen die Weltumfahrung<br />
gelungen, zeigen sich die beiden Kuratoren Attila und Alban Scheiber stolz.<br />
Das teuerste Exponat der Ausstellung ist die gelbe Cycone aus dem Jahr 1914 (im Hintergrund), deren Wert eine Million<br />
Euro übersteigt.<br />
Fotos: Dorn<br />
wurde dabei nicht nur ihr späterer<br />
Lebensweg als Touristiker geebnet,<br />
auch ihre Liebe zum Motorrad<br />
wurde damals entbrannt. Attila<br />
Scheibers erstes Gefährt, eine<br />
Montesa Cota 25, ist wie fast alle<br />
der insgesamt 500 von den beiden<br />
Brüdern gesammelten Motorrädern,<br />
dem Raub der Flammen vor<br />
einem Jahr zum Opfer gefallen.<br />
Doch eines Tages soll auch dieses<br />
Modell wieder in der Ausstellung<br />
vertreten sein. „Wir wollen zukünftig<br />
95 Prozent aller Motorräder,<br />
die in der Geschichte wichtig<br />
waren, in unserer Sammlung zeigen<br />
können. Noch sind 80 Prozent<br />
der Exponate Leihgaben, aber<br />
wir haben uns für die Zukunft deren<br />
Ankauf als Ziel gesetzt“, formuliert<br />
Scheiber zukünftige Pläne.<br />
Von vier Sammlern stammen die<br />
Exponate und alle haben den Museumsbetreibern<br />
den späteren<br />
Kauf bereits zugesichert, wie der<br />
Motorradsammler erzählt.<br />
Sonderausstellungen<br />
Nur 50 Motorräder haben den<br />
Brand vor einem Jahr überlebt,<br />
doch die beiden Brüder haben sich<br />
nicht unterkriegen lassen und<br />
gleich ein noch größeres Museum<br />
als zuvor errichtet. Über die Kosten<br />
wollen sie keine Details bekannt<br />
geben, aber im „zweistelligen<br />
Millionenbereich“ sei der<br />
Wiederaufbau schon anzusiedeln,<br />
so Scheiber. Das neue Motorcycle<br />
Experience ist weit mehr als ein<br />
Museum und soll auch jene ansprechen,<br />
die es nicht als eingefleischte<br />
Motorradfreaks nach<br />
Hochgurgl verschlägt. Vor allem<br />
das neue 4D-Kino macht Gusto<br />
aufs Fahren. Auf einer von fünf<br />
Maschinen kann die Fahrt auf der<br />
Timmelsjoch-Hochalpenstraße<br />
nachempfunden werden, Fahrtwind<br />
im Gesicht und sich in den<br />
Kurven neigendes Motorrad inklusive.<br />
Ein besonderes Schmankerl<br />
ist auch die Max-Reisch-Ausstellung<br />
im Erdgeschoss, die die<br />
originalen Expeditionsfahrzeuge<br />
des Weltenbummlers aus den<br />
20er- und 30er-Jahren zeigt. In<br />
Zukunft will man auch verstärkt<br />
auf Sonderausstellungen wie die<br />
derzeitige Porsche-Ausstellung setzen.<br />
„Wir wollen auf keinen Fall<br />
ein statisches Museum sein, sondern<br />
immer wieder neue Aspekte<br />
der Motorrad-Geschichte beleuchten“,<br />
erklärt Alban Scheiber<br />
und sein Bruder ergänzt: „Demnächst<br />
kommt hier zum Beispiel<br />
auch eine Ausstellung von Johann<br />
Kofler, die sich speziell der Tiroler<br />
Motorgeschichte widmen wird.“<br />
Sehenswert ist das Museum allemal<br />
und nicht nur einmal einen<br />
Besuch wert.<br />
(ado)