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2022_01_impuls

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SÖLDEN<br />

Kommunale Arbeit im Wandel der Zeit<br />

Mehr Aufgaben der Gemeinden, dafür weniger Interesse an Mitarbeit im Gemeinderat<br />

Nicht nur das Amt des Bürgermeisters<br />

hat sich im Laufe der<br />

letzten Jahrzehnte stark verändert,<br />

auch die Liste an Aufgaben,<br />

die die Kommunen zu bewältigen<br />

haben, ist länger geworden.<br />

Kinderbetreuung, Altenpflege<br />

oder auch der berühmt-berüchtigte<br />

Winterdienst fordern Gemeinden<br />

gefühlsmäßig jedes<br />

Jahr mehr. Auf der anderen Seite<br />

werde es für viele Gemeinden<br />

immer schwieriger, Bürger zu<br />

finden, die bereit sind, sich im<br />

Gemeinderat zu engagieren,<br />

konstatiert Gemeindeverbandspräsident<br />

Ernst Schöpf, der sich<br />

auf die nächste Gemeinderatswahl<br />

vorbereitet.<br />

„Der freie Spielraum der Gemeinden<br />

gerät zusehend ins Schwinden.<br />

Oben wird etwas beschlossen<br />

und verkündet und die Gemeinden<br />

haben das dann umzusetzen“,<br />

nimmt sich Gemeindeverbandspräsident<br />

und Bürgermeister von<br />

Sölden Ernst Schöpf kein Blatt vor<br />

den Mund. Die Kommunen seien<br />

in den letzten Jahren und Jahrzehnten<br />

mit immer mehr Aufgaben<br />

betraut worden und müssten<br />

inzwischen von der Betreuung der<br />

kleinsten Wickelkinder bis zur<br />

Pflege der Alten immer mehr Obsorge-<br />

und Betreuungstätigkeiten<br />

übernehmen. Auch für Einrichtungen<br />

wie den Schülerhort müsse<br />

Raum geschaffen und Personal<br />

eingestellt werden, bringt der<br />

Dorfchef ein weiteres Beispiel. So<br />

seien von der Gemeinde Sölden<br />

inzwischen 30 Personen allein in<br />

8 25. Jänner <strong>2022</strong><br />

der Kinderbetreuung beschäftigt,<br />

Tendenz steigend. „Die reine Verwaltung<br />

nimmt inzwischen den<br />

kleinsten Teil der kommunalen<br />

Arbeit ein. Im Verhältnis zu anderen<br />

Bereichen ist er nicht explodiert.<br />

Dienstleistungen wie der<br />

Winterdienst dagegen haben überhandgenommen“,<br />

sieht Schöpf<br />

eine eindeutige Gewichtsverschiebung.<br />

Wiederkandidatur<br />

Auch beim Interesse der Bürger an<br />

der Mitarbeit im Gemeinderat<br />

habe sich nicht unbedingt etwas<br />

zum Guten geändert, führt der<br />

Dorfchef kurz vor der nächsten<br />

Gemeinderatswahl aus: „Es gibt<br />

schon auch sehr muntere Gemeinden<br />

mit mehreren Listen<br />

und Bürgermeisterkandidaten,<br />

Das Naturpark Haus in Längenfeld bietet faszinierende Einblicke in die Ötztaler<br />

Natur. Die 2-sprachige (de/en), multimediale NaturERLEBNIS Ausstellung<br />

vermittelt auf knapp 300 m 2 die herausragenden Besonderheiten der<br />

Ötztaler Pflanzen, Tiere und Lebensräume. Dabei werden modernste Vermittlungsmethoden<br />

wie Hologramm,<br />

VR-Brillen oder<br />

Sinnesstationen bis hin zu<br />

übersichtlichen Schautafeln<br />

und handgeschnitzten Exponaten<br />

angewendet.<br />

Lassen Sie sich überraschen.<br />

Ernst Schöpf wird sich im Februar wieder der Wahl zum Bürgermeister stellen.<br />

Gegenkandidaten waren bei Redaktionsschluss noch keine in Sicht. Foto: Dorn<br />

Naturpark Haus<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di–Sa, 11–17 Uhr (Winter),<br />

10–17 Uhr (Sommer)<br />

aber auch kleinere Gemeinden<br />

mit Einheitslisten. Viele haben<br />

Schwierigkeiten, überhaupt eine<br />

Liste zusammenzustellen“, bedauert<br />

Schöpf. Denn pro Liste müssen<br />

es mindestens vier Personen<br />

sein, die bereit sind, als Gemeinderäte<br />

bzw. deren Ersatz in der<br />

Gemeindepolitik mitzuarbeiten.<br />

Honoraren als Lockmittel steht<br />

der Dorfchef indes kritisch gegenüber.<br />

So erhalten in Sölden weder<br />

die Gemeinderäte noch die Mitglieder<br />

der Lawinenkommission<br />

ihre Arbeit finanziell entgolten<br />

und das sollte seiner Meinung<br />

nach auch so bleiben, zeigt sich<br />

Schöpf überzeugt. Er selbst wolle<br />

noch eine Legislaturperiode als<br />

Bürgermeister zur Verfügung stehen:<br />

„Es ist derzeit nicht die Zeit<br />

für Experimente. Wir brauchen<br />

momentan vor allem Kontinuität“,<br />

erklärt Schöpf, warum er sich<br />

nach reiflicher Überlegung wieder<br />

zur Bürgermeisterkandidatur entschlossen<br />

habe.<br />

Gute Gemeinschaft<br />

Doch auch wenn es bei der Mitarbeit<br />

im Gemeinderat oft hakt, gibt<br />

sich Schöpf hinsichtlich ehrenamtlicher<br />

Arbeit generell optimistisch:<br />

„Die Menschen haben ihr<br />

Lebensdesign auf Freizeit ausgerichtet<br />

und mit einem Ausflug<br />

nach Südtirol lockst du keinen<br />

Menschen mehr. Aber in Tirol ist<br />

das Ehrenamt noch sehr gut ausgeprägt,<br />

was man zum Beispiel auch<br />

bei den Blaulichtorganisationen<br />

sieht.“ Die derzeitige Corona-Pandemie<br />

habe außerdem zu der positiven<br />

Begleiterscheinung geführt,<br />

dass viele Menschen nun beim<br />

Nachbarn schärfer übern Zaun<br />

schauen würden, ob dieser Hilfe<br />

nötig habe, resümiert Schöpf:<br />

„Wir haben unverändert eine gute<br />

Gemeinschaft“, zeigt er sich zuversichtlich.<br />

Und was hat der Gemeindeverbandspräsident<br />

persönlich<br />

aus den letzten Monaten an<br />

Erfahrung mitnehmen können?<br />

„Wir haben – auch in der globalen<br />

Welt – abrupt lernen müssen, dass<br />

es Dinge jenseits unserer Steuerungsmöglichkeiten<br />

gibt.“ Dass er<br />

als Bürgermeister in den letzten<br />

Monaten weniger Zeit beim Repräsentieren<br />

verbracht habe, habe<br />

indes zu keinen sonderlichen Entzugserscheinungen<br />

geführt, bemerkt<br />

Schöpf abschließend in gewohnt<br />

trockener Art an. (ado)<br />

NaturERLEBNIS Ausstellung & Schneeschuhwandern<br />

Foto: Thomas Schmarda<br />

Geführte Schneeschuhwanderungen mit ausgebildeten<br />

Naturpark-Wanderführern locken in Ochsengarten,<br />

Niederthai, Gries und Vent. Genießen Sie<br />

eine gemütliche Wanderung durch die tiefverschneiten<br />

Wälder und erfahren Sie Erstaunliches zu den<br />

winterlichen Überlebensstrategien der heimischen<br />

Pflanzen und Tiere. Lassen Sie sich verzaubern.<br />

Foto: Ewald Schmid<br />

Infos & Kontakt:<br />

T 05253 202<strong>01</strong><br />

office@naturpark-oetztal.at<br />

www.naturpark-oetztal.at

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