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SÖLDEN<br />
Kommunale Arbeit im Wandel der Zeit<br />
Mehr Aufgaben der Gemeinden, dafür weniger Interesse an Mitarbeit im Gemeinderat<br />
Nicht nur das Amt des Bürgermeisters<br />
hat sich im Laufe der<br />
letzten Jahrzehnte stark verändert,<br />
auch die Liste an Aufgaben,<br />
die die Kommunen zu bewältigen<br />
haben, ist länger geworden.<br />
Kinderbetreuung, Altenpflege<br />
oder auch der berühmt-berüchtigte<br />
Winterdienst fordern Gemeinden<br />
gefühlsmäßig jedes<br />
Jahr mehr. Auf der anderen Seite<br />
werde es für viele Gemeinden<br />
immer schwieriger, Bürger zu<br />
finden, die bereit sind, sich im<br />
Gemeinderat zu engagieren,<br />
konstatiert Gemeindeverbandspräsident<br />
Ernst Schöpf, der sich<br />
auf die nächste Gemeinderatswahl<br />
vorbereitet.<br />
„Der freie Spielraum der Gemeinden<br />
gerät zusehend ins Schwinden.<br />
Oben wird etwas beschlossen<br />
und verkündet und die Gemeinden<br />
haben das dann umzusetzen“,<br />
nimmt sich Gemeindeverbandspräsident<br />
und Bürgermeister von<br />
Sölden Ernst Schöpf kein Blatt vor<br />
den Mund. Die Kommunen seien<br />
in den letzten Jahren und Jahrzehnten<br />
mit immer mehr Aufgaben<br />
betraut worden und müssten<br />
inzwischen von der Betreuung der<br />
kleinsten Wickelkinder bis zur<br />
Pflege der Alten immer mehr Obsorge-<br />
und Betreuungstätigkeiten<br />
übernehmen. Auch für Einrichtungen<br />
wie den Schülerhort müsse<br />
Raum geschaffen und Personal<br />
eingestellt werden, bringt der<br />
Dorfchef ein weiteres Beispiel. So<br />
seien von der Gemeinde Sölden<br />
inzwischen 30 Personen allein in<br />
8 25. Jänner <strong>2022</strong><br />
der Kinderbetreuung beschäftigt,<br />
Tendenz steigend. „Die reine Verwaltung<br />
nimmt inzwischen den<br />
kleinsten Teil der kommunalen<br />
Arbeit ein. Im Verhältnis zu anderen<br />
Bereichen ist er nicht explodiert.<br />
Dienstleistungen wie der<br />
Winterdienst dagegen haben überhandgenommen“,<br />
sieht Schöpf<br />
eine eindeutige Gewichtsverschiebung.<br />
Wiederkandidatur<br />
Auch beim Interesse der Bürger an<br />
der Mitarbeit im Gemeinderat<br />
habe sich nicht unbedingt etwas<br />
zum Guten geändert, führt der<br />
Dorfchef kurz vor der nächsten<br />
Gemeinderatswahl aus: „Es gibt<br />
schon auch sehr muntere Gemeinden<br />
mit mehreren Listen<br />
und Bürgermeisterkandidaten,<br />
Das Naturpark Haus in Längenfeld bietet faszinierende Einblicke in die Ötztaler<br />
Natur. Die 2-sprachige (de/en), multimediale NaturERLEBNIS Ausstellung<br />
vermittelt auf knapp 300 m 2 die herausragenden Besonderheiten der<br />
Ötztaler Pflanzen, Tiere und Lebensräume. Dabei werden modernste Vermittlungsmethoden<br />
wie Hologramm,<br />
VR-Brillen oder<br />
Sinnesstationen bis hin zu<br />
übersichtlichen Schautafeln<br />
und handgeschnitzten Exponaten<br />
angewendet.<br />
Lassen Sie sich überraschen.<br />
Ernst Schöpf wird sich im Februar wieder der Wahl zum Bürgermeister stellen.<br />
Gegenkandidaten waren bei Redaktionsschluss noch keine in Sicht. Foto: Dorn<br />
Naturpark Haus<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di–Sa, 11–17 Uhr (Winter),<br />
10–17 Uhr (Sommer)<br />
aber auch kleinere Gemeinden<br />
mit Einheitslisten. Viele haben<br />
Schwierigkeiten, überhaupt eine<br />
Liste zusammenzustellen“, bedauert<br />
Schöpf. Denn pro Liste müssen<br />
es mindestens vier Personen<br />
sein, die bereit sind, als Gemeinderäte<br />
bzw. deren Ersatz in der<br />
Gemeindepolitik mitzuarbeiten.<br />
Honoraren als Lockmittel steht<br />
der Dorfchef indes kritisch gegenüber.<br />
So erhalten in Sölden weder<br />
die Gemeinderäte noch die Mitglieder<br />
der Lawinenkommission<br />
ihre Arbeit finanziell entgolten<br />
und das sollte seiner Meinung<br />
nach auch so bleiben, zeigt sich<br />
Schöpf überzeugt. Er selbst wolle<br />
noch eine Legislaturperiode als<br />
Bürgermeister zur Verfügung stehen:<br />
„Es ist derzeit nicht die Zeit<br />
für Experimente. Wir brauchen<br />
momentan vor allem Kontinuität“,<br />
erklärt Schöpf, warum er sich<br />
nach reiflicher Überlegung wieder<br />
zur Bürgermeisterkandidatur entschlossen<br />
habe.<br />
Gute Gemeinschaft<br />
Doch auch wenn es bei der Mitarbeit<br />
im Gemeinderat oft hakt, gibt<br />
sich Schöpf hinsichtlich ehrenamtlicher<br />
Arbeit generell optimistisch:<br />
„Die Menschen haben ihr<br />
Lebensdesign auf Freizeit ausgerichtet<br />
und mit einem Ausflug<br />
nach Südtirol lockst du keinen<br />
Menschen mehr. Aber in Tirol ist<br />
das Ehrenamt noch sehr gut ausgeprägt,<br />
was man zum Beispiel auch<br />
bei den Blaulichtorganisationen<br />
sieht.“ Die derzeitige Corona-Pandemie<br />
habe außerdem zu der positiven<br />
Begleiterscheinung geführt,<br />
dass viele Menschen nun beim<br />
Nachbarn schärfer übern Zaun<br />
schauen würden, ob dieser Hilfe<br />
nötig habe, resümiert Schöpf:<br />
„Wir haben unverändert eine gute<br />
Gemeinschaft“, zeigt er sich zuversichtlich.<br />
Und was hat der Gemeindeverbandspräsident<br />
persönlich<br />
aus den letzten Monaten an<br />
Erfahrung mitnehmen können?<br />
„Wir haben – auch in der globalen<br />
Welt – abrupt lernen müssen, dass<br />
es Dinge jenseits unserer Steuerungsmöglichkeiten<br />
gibt.“ Dass er<br />
als Bürgermeister in den letzten<br />
Monaten weniger Zeit beim Repräsentieren<br />
verbracht habe, habe<br />
indes zu keinen sonderlichen Entzugserscheinungen<br />
geführt, bemerkt<br />
Schöpf abschließend in gewohnt<br />
trockener Art an. (ado)<br />
NaturERLEBNIS Ausstellung & Schneeschuhwandern<br />
Foto: Thomas Schmarda<br />
Geführte Schneeschuhwanderungen mit ausgebildeten<br />
Naturpark-Wanderführern locken in Ochsengarten,<br />
Niederthai, Gries und Vent. Genießen Sie<br />
eine gemütliche Wanderung durch die tiefverschneiten<br />
Wälder und erfahren Sie Erstaunliches zu den<br />
winterlichen Überlebensstrategien der heimischen<br />
Pflanzen und Tiere. Lassen Sie sich verzaubern.<br />
Foto: Ewald Schmid<br />
Infos & Kontakt:<br />
T 05253 202<strong>01</strong><br />
office@naturpark-oetztal.at<br />
www.naturpark-oetztal.at