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db-WEB 1-2022

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durch<br />

blick<br />

Autorenzeitschrift<br />

Seit 1986<br />

Nr. 1/<strong>2022</strong><br />

kostenlos<br />

Seite 46<br />

Warten auf neues Glück


Inhaltsübersicht<br />

Kurz berichtet<br />

Kurz berichtet / Aus dem Seniorenbeirat4<br />

Mein geliebter Blumengarten16<br />

Plädoyer18<br />

Kinderfrühling20<br />

Wir gehen Einkaufen22<br />

Radfahrkarte benötigt 24<br />

Mundart26<br />

Kavalleria Rusticana 29<br />

Der Kreuzberg in Netphen30<br />

Bad Berleburg – ein Wanderparadies 32<br />

Das Portrait 36<br />

"Mein Mozart"38<br />

Zeit mit Molly 40<br />

Buchbesprechung41<br />

Vögel, Insekten und Säugetiere 45<br />

Tiere warten auf neues Glück 46<br />

Ferien auf Djerba 48<br />

Die Wüste lebt 49<br />

Tee oder Kaffee 50<br />

Kleinanzeigen51<br />

Gedächtnistraining52<br />

Biontech – Pfizer 54<br />

Bürgerrat in Siegen 56<br />

Zum Teufel mit dem Wetter 58<br />

Von Feen und Fröschen 62<br />

Stand-Up-Paddeln64<br />

Zum 125. Geburtstag von Sepp Herberger66<br />

Der Kommentar69<br />

Das Unverhoffte Erbe70<br />

Sternennacht70<br />

Wiederkehrende Termine 72<br />

durchblick verlost Freikarten74<br />

Seniorenbegegnungszentrum Haus Herbstzeitlos“ 75<br />

Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 76<br />

Leserbriefe81<br />

Es fiel uns auf / Lösungen / Zu guter Letzt / Impressum82<br />

Aus der Redaktion<br />

Titelfoto:Tierheim Siegen<br />

Zu Jahresbeginn haben wir unser Redaktionsteam um zwei sehr interessante Frauen<br />

erweitern dürfen. Beide aus Burbach, beide eng mit ihrer Heimat verbunden<br />

und beide zeichnen sich durch einen originellen, humorvollen Schriftstil aus.<br />

Sigrid Kobsch war früher als Betreuerin für behinderte Menschen in<br />

Einrichtungen der AWO-Siegen tätig. Seit langem ist sie im Heimatverein<br />

Burbach aktiv. Dort hatte sie viele Jahre im historischen Klassenzimmer<br />

der „Alten Vogtei“ Mundart unterrichtet. Ihre phantasievollen<br />

Geschichten passen wunderbar in den durchblick.<br />

Tilla-Ute Schöllchen war Lehrerin in verschiedenen Schulformen,<br />

zuletzt Rektorin der Hauptschule Wilnsdorf. Nach Fachveröffentlichungen<br />

bis zu ihrer Pension widmet sie ihr Schreiben jetzt den<br />

Menschen aus ihrer Heimat. Damit erfüllt sie sich einen lang gereiften<br />

Wunsch: Heimatgeschichte augenzwinkernd zu vermitteln.<br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 3


Kurz berichtet<br />

Kaufen / Verkaufen im Netz<br />

Die Broschüre kann kostenlos unter der<br />

folgenden eMail-Adresse bestellt werden:<br />

info@ecommerce-verbindungsstelle.de<br />

Kehl. Im Laufe der Zeit sammeln sich<br />

viele Dinge wie Kleidung, Bücher oder<br />

Geschirr an, die nicht mehr benutzt werden.<br />

Diese könnte man als Privatperson<br />

zum Beispiel im Internet verkaufen.<br />

Doch was gilt es dabei zu beachten?<br />

Bin ich bereits Unternehmer, wenn ich<br />

meine alten Sachen auf einer Auktionsplattform<br />

einstelle? Muss ich Steuern<br />

bezahlen, wenn ich mein Motorrad online<br />

verkauft habe? Muss ich das Kleid<br />

zurücknehmen, wenn die Käuferin den<br />

Kaufvertrag widerrufen will? Auf welcher<br />

Verkaufsplattform biete ich meine alten<br />

Bücher am besten an? Gibt es in Bezug<br />

auf Garantie oder Gewährleistung etwas<br />

zu beachten? Muss ich das Geld an den<br />

Käufer zurückzahlen, wenn die Ware auf<br />

dem Transportweg verloren ging?<br />

Die neue Broschüre des Europäischen-<br />

Verbraucherzentrums Deutschland c / o<br />

Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz<br />

e. V. gibt Antworten auf diese<br />

und viele weitere Fragen.<br />

Darüber hinaus werden Betrugsmaschen<br />

erläutert, damit Privatverkäuferinnen<br />

und Verkäufer diese erkennen<br />

können und nicht in die Falle zu tappen.<br />

Eine Checkliste, worauf man beim<br />

Privatverkauf achten muss, rundet die<br />

Broschüre ab.<br />

Lesen Sie dazu auch den Beitrag<br />

„Kleinanzeigen“ unserer Kollegin Ulla<br />

D'Amico auf Seite 51.<br />

Das Kulturforum Netphen spendet<br />

Geld ging an den Kindergarten in Dernau/Ahr<br />

Netphen. Viele Herzen und Portemonnaies<br />

in der Region und im weiteren<br />

Umfeld haben sich aufgetan: eine<br />

Spendensumme von bislang 6.000 €<br />

wurde erzielt und geht an den<br />

Kindergarten in Dernau an der<br />

Ahr.<br />

Tief bewegt und überwältigt<br />

bedanken sich Frau Birkoben<br />

vom Kulturforum Netphen und<br />

der Referent Dieter Freigang für<br />

die großzügige Spendenfreudigkeit<br />

im Umfeld eines Panorama-<br />

Vortrages über das Berchtesgadener<br />

Land in der Dreisbachhalle.<br />

Freigang fasste gemeinsam mit<br />

dem Kulturforum den Plan, die<br />

erzielten Einnahmen zu spenden.<br />

Ausgesucht wurde ein Kita-Gebäude<br />

in Dernau, das im Juli irreparabel durch<br />

die apokalyptische Flut zerstört worden<br />

war. Dort, wo früher 65 Kinder betreut<br />

wurden, ist nichts mehr, alle Spielsachen,<br />

Möbel und Ordner mit unwiederbringlichen<br />

Erinnerungen, einfach weggeschwemmt.<br />

Margot Hess, die Kita-Leiterin, berichtet<br />

am Telefon: „Jetzt gibt es in<br />

einem höher gelegenen Nachbarort einen<br />

Notbetrieb in einer Baracke – für<br />

mindestens zwei Jahre“, und bedankt<br />

sich für die Unterstützung aus dem Siegerland.<br />

Das Spendenkonto des Kulturforums,<br />

IBAN DE 41 4605 0001 0047 0045 93,<br />

bleibt unter „Kita Dernau“ weiterhin<br />

geöffnet. Spendenquittungen werden<br />

ausgestellt.<strong>db</strong><br />

Tag der Begegnung<br />

Nach langer Pandemie – Pause startet das Frühlingsfest<br />

Monica Massenhove<br />

Siegen. Das<br />

inklusive Fest<br />

„Tag der Begegnung“<br />

für<br />

Menschen<br />

mit und ohne<br />

Behinderung<br />

wird dieses<br />

Jahr am 21.<br />

Mai in der Zeit<br />

von 11:00 Uhr<br />

bis 16:00 Uhr<br />

auf der Siegbrücke und dem Scheinerplatz<br />

– mitten in Siegen vor dem Apollo-Theater<br />

– stattfinden und dazu lädt<br />

der Inklusionsbeirat alle Siegener und<br />

Siegenerinnen ein.<br />

Gemeinsam wollen die AG-Begegnung<br />

der Universitätsstadt Siegen, der<br />

Inklusionsbeirat der Stadt Siegen, der<br />

Beauftragte für Menschen mit Behinderung<br />

des Kreises Siegen – Wittgenstein<br />

und die Beauftragte für Menschen mit<br />

Behinderung der Stadt Siegen mit einem<br />

vielfältigem Programm den Tag der<br />

Begegnung feiern. Wer als Selbsthilfegruppe,<br />

Verein, Initiative oder Organisation<br />

mit einem Infostand oder einem<br />

Beitrag zum Bühnenprogramm mitmachen<br />

möchte, kann sich bis zum 15.03.<br />

unter dem Serviceportal der Stadt Siegen<br />

anmelden. Stichwort ist: Tag der<br />

Begegnung. Für weitere Informationen<br />

steht Monica Massenhove, Behindertenbeauftragte<br />

der Stadt Siegen, zur Verfügung.<br />

0271/404 2247 <br />

<strong>db</strong><br />

4 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 5


Kurz berichtet<br />

Neues aus dem Museum für Gegenwartskunst in Siegen<br />

MGK und die Sammlung Lambrecht-Schadeberg<br />

Kurz berichtet<br />

Broschüre zur Kunst im Schlosspark jetzt online<br />

Kunst im öffentlichen Raum<br />

Miriam Cahn bei der Hängung Kunsthaus Bregenz 2019<br />

Maria Lassnig „Paar“ Öl auf Leinwand 2005<br />

Siegen. Stetig wächst die Sammlung<br />

Lambrecht-Schadeberg im MGK. Prof.<br />

Christian Spies, Kurator der Sammlung<br />

ist verantwortlich für die Neuerwerbungen.<br />

2021 präsentierte er den Neuzugang:<br />

ein Konvolut von Zeichnungen der<br />

österreichischen Künstlerin Maria Lassnig<br />

von 1978, deren Ölgemälde „Die Falknerin“<br />

schon länger an prominenter Stelle<br />

im Museum zu sehen ist. Ihr Anliegen ist<br />

es, Empfindungen sichtbar zu machen.<br />

Weiters wurden angekauft: ein Werk des<br />

schweizerischen Konzeptkünstlers Niele<br />

Toroni – typisch für ihn sind seine quadratischen<br />

Pinselabdrücke<br />

-, die Radierung<br />

„Männerakt“<br />

des britischen Malers<br />

Lucian Freud,<br />

bekannt für seine<br />

schonungslosen<br />

Portraits, sowie<br />

eine neue Arbeit<br />

der britischen der<br />

OP-Art Künstlerin<br />

Bridget Riley „Blue<br />

Counterpoint“. Alle<br />

genannten Namen<br />

sind wohlbekannt<br />

und geschätzt als<br />

Träger des Rubenspreises<br />

der Stadt<br />

Siegen und entsprechend in den Räumen<br />

der alten Post mit vielen Werken vertreten.<br />

Alle Preisträger und Preisträgerinnen<br />

sind Pioniere der modernen Kunst<br />

und repräsentieren sehr unterschiedliche<br />

Richtungen von der Abstraktion (Hans<br />

Hartung) bis hin zur fast hyperrealistischen<br />

Portraitmalerei (Lucian Freud).<br />

Das Museum hat nach 20 Jahren das<br />

Profil der Stadt modernisiert und wird<br />

von vielen Einheimischen sowie im Inund<br />

Ausland beachtet und wertgeschätzt.<br />

In Vorbereitung der diesjährigen Verleihung<br />

im Juni an die schweizerische<br />

Künstlerin Miriam Cahn<br />

wird auf einer Etage des<br />

Museums eine Auswahl<br />

von Arbeiten der bisherigen<br />

13 Preisträgerinnen<br />

und Preisträger neu präsentiert.<br />

Inspiriert vom Ölgemälde<br />

„Paar“ von Maria<br />

Lassnig werden ab März<br />

ausgewählte Arbeiten der<br />

Sammlung als „Gemischtes<br />

Doppel“ gezeigt. Dabei<br />

stehen jeweils zwei ver-<br />

Copyright: Maria Lassnig Foundation/ VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2022</strong><br />

Copyright: Courtesy die Künstlerin und<br />

Kunsthaus Bregenz, Foto Rudolf Sagmeister.<br />

schiedene künstlerische<br />

Arbeiten im Dialog: im Widerspruch<br />

oder als Ergänzung,<br />

wie es bei Paaren<br />

so ist. „In der Vielfalt der<br />

künstlerischen Haltungen<br />

werden so die Gegensätze<br />

und Gemeinsamkeiten<br />

in der Beschäftigung mit<br />

Motiven, künstlerischer<br />

Haltungen und auch im<br />

Umgang mit der Malerei<br />

selbst deutlich“, heißt es<br />

im Pressetext. Schon der<br />

Titel „Gemischtes Doppel“ stellt einen<br />

Bezug zwischen Maria Lassnig und der<br />

künftigen Preisträgerin her. Wir dürfen<br />

gespannt sein auf ihre Gemeinsamkeiten<br />

oder gegensätzliche Positionen. Miriam<br />

Cahn wird erst die dritte Frau sein, die<br />

mit diesem Preis ausgezeichnet wird.<br />

Im Lauf des Jahres werden später Arbeiten<br />

der 1949 in Basel geborenen Miriam<br />

Cahn die Sammlung ergänzen. In<br />

der Begründung der Jury für die Auswahl<br />

der Schweizerin heißt es: „Ihre Malerei<br />

hat sich frei von akademischen Regeln<br />

und Ästhetiken in unterschiedlichsten<br />

Formen und Materialien entfaltet. Von<br />

Anfang ihrer Entwicklung hat Cahn eine<br />

bewusst feministische, unabhängige und<br />

kompromisslose Haltung eingenommen.<br />

Dabei verbinden sich subjektive Wahrnehmungen<br />

und Empfindungen mit gesellschaftlichen<br />

und politischen Fragen.“<br />

Infos: www.mgksiegen.de tere<br />

AWO auf Reise<br />

Reisekatalog <strong>2022</strong><br />

Siegen. Der AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />

organisiert seit<br />

vielen Jahren „Reisen mit Herz“, die besonders<br />

auf die Wünsche reisefreudiger<br />

Seniorinnen und Senioren ausgerichtet<br />

sind. Mit Norderney, Bad Zwischenahn,<br />

Zinnowitz/Usedom, Bad Füssing,<br />

Bad Kissingen und Prien am Chiemsee<br />

weckt eine reichhaltige Auswahl schöner<br />

Reiseziele die Lust auf Urlaub.<br />

Als besonderer Höhepunkt gilt am<br />

Donnerstag, den 21. April die Saisoneröffnungsfahrt<br />

mit Unterhaltungsprogramm<br />

zur Almhütte nach Schanze.<br />

Alle Reisen und Tagesfahrten werden<br />

von ehrenamtlichen Reisebegleitungen<br />

betreut, die mit Herz, viel Spaß und<br />

Freude den Gästen zur Seite stehen<br />

wollen. Der Reisekatalog für <strong>2022</strong> kann<br />

gerne angefordert werden beim AWO-<br />

Kreisverband Siegen-Wittgenstein/<br />

Olpe unter 0271/33 86 167 oder per<br />

Mail: reisen@awo-siegen.de. <strong>db</strong><br />

Siegen. Die Kunstwerke im öffentlichen<br />

Raum des Siegener Schlossparks<br />

hat KulturSiegen jetzt in einer<br />

Broschüre zusammengefasst, die ab<br />

sofort auf der Homepage der Stadt<br />

Siegen www.siegen.de unter dem<br />

Suchbegriff „Kunst im öffentlichen<br />

Raum“ zu finden ist. Die Publikation<br />

stellt insgesamt 13 Kunstwerke und<br />

besondere historische Relikte in Text<br />

und Bild vor. Geodaten und die Angabe<br />

von Planquadraten in einer Übersichtskarte<br />

erleichtern die Auffin<strong>db</strong>arkeit<br />

der Objekte im Schlosspark.<br />

Als Fortsetzung der Reihe digitaler<br />

Broschüren von KulturSiegen zur<br />

Kunst im öffentlichen Raum und Kunst<br />

am Bau in Siegen wird nun nach den<br />

bereits vorgestellten Broschüren mit<br />

diversen Objekten im Stadtgebiet<br />

(2019), der Kunst in der Gartensiedlung<br />

Wenscht (2020) und sehenswerten<br />

Objekten der Streetart (2021) eine<br />

Broschüre vorgestellt, die sich speziell<br />

den Kunstobjekten im Siegener<br />

Schlosspark widmet. Die Broschüre ist<br />

in die Kapitel „Skulpturen und Plastiken<br />

der Nachkriegszeit“, „Kunst vor 1945“,<br />

„Historisches“ und „Zeitgenössisches“<br />

untergliedert und macht nicht nur auf<br />

das Sicht- und Greifbare, sondern auch<br />

auf immaterielle Kunst (Klangcollage<br />

für Smartphones) aufmerksam.<br />

Die Broschüre ist im Internet zu finden,<br />

sie lädt zu eigenen Entdeckungsspaziergängen<br />

unter freiem Himmel<br />

ein.<br />

Die Broschüre zur Kunst im Schlosspark<br />

ist die vierte Online-Publikation<br />

zur Kunst im öffentlichen Raum der<br />

Universitätsstadt Siegen, „... sie soll<br />

helfen, das Bewusstsein und die Wertschätzung<br />

für Kunst, die das Stadtbild<br />

auf vielfältige Weise prägt, zu fördern.<br />

KulturSiegen erfasst fortlaufend solche<br />

Gestaltungen dokumentarisch<br />

und hilft, wo nötig und möglich, bei<br />

der konservatorischen Sicherung“ so<br />

Astrid Schneider von der Universitätsstadt<br />

Siegen. <br />

<strong>db</strong><br />

KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM<br />

UND KUNST AM BAU IN SIEGEN<br />

Broschüre No 4<br />

Kunst im Schlosspark<br />

www.siegen.de/fileadmin/cms/pdf/Kunst<br />

ImOeffentlichenRaum/Broschuere<br />

KunstImOeffentlichenRaum<br />

_No4_Schlosspark.pdf<br />

6 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 7


Garage<br />

statt Lager<br />

Siegen. Ein Thema der Seniorenbeiratssitzung<br />

am 25.1. war die Zweckentfremdung<br />

von Garagen. So haben<br />

sich Bürgerinnen und Bürger der Stadt<br />

beschwert, dass zu viele Autos auf der<br />

Straße parken, weil die Garage mit<br />

Hausrat zugestopft ist. „In diesem Fall<br />

kommen Rettungs– oder Straßenreinigungsfahrzeuge<br />

kaum noch durch, und<br />

nicht selten werden gerade ältere Fußgänger<br />

durch solche Dauerparker behindert.“<br />

so Helmut Plate, Vorsitzender des<br />

Arbeitskreises Verkehr und Sicherheit.<br />

Eine derartige unsachgemäße Nutzung<br />

von Garagen stellt einen Verstoß<br />

gegen einschlägige Rechtsnormen dar<br />

(Landesbauordnung NRW) und kann<br />

mit Gel<strong>db</strong>ußen bis zu 500 Euro geahndet<br />

werden. Zudem muss die Garage<br />

entrümpelt und eventuelle Umbauten<br />

wieder zurückgebaut werden. eg<br />

Aus dem Seniorenbeirat<br />

Seniorenbeiratswahl <strong>2022</strong><br />

Gremium der Stadt Siegen bittet um Ihre Stimme<br />

Siegen. In wenigen Monaten endet die<br />

Legislaturperiode des seit 2017 amtierenden<br />

Seniorenbeirates der Universitätsstadt<br />

Siegen.<br />

Wie schon in den letzten Wahlperioden,<br />

so entscheiden die Wählerinnen<br />

und Wähler der Krönchenstadt auf<br />

dem Wege der Briefwahl. Das heißt:<br />

Alle Mitbürgerinnen und Mitbürger der<br />

Stadt Siegen, die 60 Jahre sind oder älter<br />

sind, erhalten demnächst Post von<br />

der Stadt mit den Wahlunterlagen.<br />

Der Vorsitzende des Seniorenbeirats,<br />

Armin Maxeiner, sowie die Mitglieder<br />

ermutigen noch einmal alle Seniorinnen<br />

und Senioren, von ihrem Wahlrecht<br />

Gebrauch zu machen. Denn: Je höher<br />

die Wahlbeteiligung, umso stärker ist<br />

die Stellung des Seniorenbeirates, der<br />

sich als Sprachrohr der älteren Generation<br />

versteht. <br />

eg<br />

Wichtige Daten:<br />

• Zwischen dem 9. Mai <strong>2022</strong> und<br />

dem 6. Juni <strong>2022</strong> erfolgt die Benachrichtigung<br />

der Wahlberechtigten<br />

und die Zusendung der Unterlagen<br />

zur Briefwahl.<br />

• Nach Erhalt der Briefwahlunterlagen<br />

kann sofort gewählt werden.<br />

• Am 20. Juni <strong>2022</strong> ist der letzte Tag<br />

zur Abgabe der Wahlunterlagen<br />

• Am 21. Juni <strong>2022</strong> stellt der Wahlausschuss<br />

ab 18:00 Uhr das endgültige<br />

Wahlergebnis fest.<br />

• Am 22. Juni <strong>2022</strong> wird das<br />

Wahlergebnis veröffentlicht<br />

Gewählt werden kann jede/r<br />

Interessierte in Siegen lebende, über<br />

60-jährige. Bewerbungen nimmt der<br />

Seniorenbeauftragte der Stadt Siegen<br />

entgegen. 0271/404-2434<br />

v.reichmann@siegen.de<br />

<br />

Regina Görner neue Vorsitzende<br />

Franz Müntefering verabschiedet<br />

Bonn. Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen<br />

hat eine neue Vorsitzende. Die Gewerkschafterin<br />

und frühere saarländische<br />

Ministerin Dr. Regina Görner wurde von<br />

der Mitgliederversammlung der BAGSO<br />

für die nächsten drei Jahre an die Spitze<br />

des Dachverbandes gewählt. Sie löst<br />

Franz Müntefering ab, der die BAGSO<br />

sechs Jahre lang als Vorsitzender geführt<br />

hat. Müntefering hatte nicht mehr<br />

kandidiert.<br />

Regina Görner dankte Franz Müntefering<br />

auf der Mitgliederversammlung<br />

und würdigte seine Verdienste. Der<br />

Geschäftsführer der BAGSO, Guido<br />

Klumpp, hob hervor, dass Müntefering<br />

die BAGSO für zentrale gesellschaftspolitische<br />

Themen wie Klimaschutz und<br />

Erhalt der Demokratie geöffnet und damit<br />

die Verantwortung der Älteren für<br />

die nachfolgenden Generationen sichtbar<br />

gemacht habe.<br />

Mit Regina Görner folgt eine erfahrene<br />

Sozial- und Gesundheitspolitikerin<br />

im Vorsitz der BAGSO. Görner<br />

war von 1999 bis 2004 Ministerin für<br />

Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

im Saarland. Sie war 10 Jahre lang<br />

geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

(DGB) und später in gleicher Funktion<br />

bei der IG Metall. Von 2000 bis 2016<br />

gehörte sie dem Bundesvorstand der<br />

CDU an. Regina Görner engagiert sich<br />

seit 2015 im Vorstand der BAGSO.<br />

2018 wurde sie zur stellvertretenden<br />

Vorsitzenden gewählt. Zusammen mit<br />

Dr. Heidrun Mollenkopf leitete sie die<br />

Fachkommission Digitalisierung.<br />

Neben Regina Görner, die auf Vorschlag<br />

des DGB gewählt wurde, gehören<br />

dem neuen geschäftsführenden<br />

Vorstand Michael Griffig (Kolpingwerk)<br />

und Jens-Peter Kruse (Evangelische<br />

Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in<br />

der EKD) an. Als Beisitzerinnen und<br />

Beisitzer wurden Katrin Markus (Bundesinteressenvertretung<br />

für alte und<br />

pflegebetroffene Menschen), Hermann<br />

Allroggen (AWO), Sebastian Wegner<br />

(Volkssolidarität Bundesverband) und<br />

Margit Hankewitz (Sozialwerk Berlin)<br />

gewählt.<strong>db</strong><br />

<br />

8 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 9


Aus dem Seniorenbeirat<br />

Fahrradkonzept / Mitfahrerbänke<br />

Schwerpunkte künftiger Arbeit<br />

Rückblick<br />

und Ausblick<br />

Aus dem Seniorenbeirat<br />

Hochwasserschutz<br />

auch ein Thema für Siegen<br />

Mitfahrerbank am Siegener Rosterberg<br />

Siegen. Der Fahrra<strong>db</strong>eauftragte der<br />

Stadt Siegen, Felix Hammerschmidt, informierte<br />

den Seniorenbeirat über das<br />

Radwegekonzept der Universitätsstadt.<br />

Er veranschaulichte die gegenwärtige<br />

Situation und erläuterte Schwerpunkte<br />

künftiger Planung. Im Mittelpunkt, so<br />

der Referent, stehe eine gezielte Abwägung<br />

der Belange aller Verkehrsteilnehmer.<br />

Geänderte Radwegführungen<br />

zur Vorbeugung von Unfällen seien<br />

inzwischen vollzogen, weitere in der<br />

Planung. Zuschüsse des Landes NRW<br />

seien zu erwarten.<br />

In der anschließenden Aussprache<br />

wurden konkrete Gefahrenstellen thematisiert,<br />

so im Bereich Obergraben/<br />

Oberstadt sowie im inneren Stadtkern.<br />

Befürchtungen, in der Zunahme des<br />

Radverkehrs begründet, wurden angesprochen,<br />

insbesondere eine zunehmende<br />

Gefährdung der Allgemeinheit<br />

durch rücksichtslose Radler.<br />

Felix Hammerschmidt<br />

Aus dem Bereich der Zuhörerschaft<br />

gab es zahlreiche Anregungen, so zum<br />

Beispiel die Fortführung des Radweges<br />

Eiserfeld – Stummes Loch – Schemscheid<br />

– Bahnhof sowie Radwegführungen<br />

im Bereich Oberes Leimbachtal.<br />

Hammerschmidt ermutigte die<br />

Mitglieder des Seniorenbeirats zu regelmäßigem<br />

Informationsaustausch.<br />

Im kommenden Jahr soll ein Treffen<br />

stattfinden, an welchem der Arbeitskreis<br />

Verkehr und Sicherheit des Seniorenbeirats,<br />

die Polizei und das Ordnungsamt<br />

beteiligt sind.<br />

Der im Bezirksausschuss III – Siegen-Ost<br />

– eingebrachte Antrag zur<br />

Einrichtung von Mitfahrerbänken zwischen<br />

Siegen-Kaan-Marienborn und<br />

Breitenbach/Volnsberg findet die Unterstützung<br />

des Seniorenbeirats, zumal<br />

das Gremium im Bereich Rosterberg<br />

in dieser Angelegenheit schon<br />

erfolgreich tätig war. <br />

eg<br />

Siegen. In der letzten Sitzung des Seniorenbeirates<br />

in 2021 übermittelte die<br />

stellvertretende Bürgermeisterin Angela<br />

Jung wertschätzende Grüße und<br />

Dank von Bürgermeister Steffen Mues<br />

sowie von Rat und Verwaltung.<br />

Der Seniorenbeirat der Universitätsstadt<br />

Siegen, so Angela Jung, habe<br />

trotz Belastungen durch die Corona-<br />

Pandemie wichtige Vorhaben verwirklicht,<br />

und dies nicht nur im Sinne der<br />

dritten Generation.<br />

Eine Reihe von Initiativen, Vorschlägen<br />

und Anregungen in unterschiedlichen<br />

Bereichen konnten umgesetzt<br />

werden. Das Gremium habe damit geholfen,<br />

Siegen zu einer Stadt zu machen,<br />

in welcher sich möglichst viele<br />

Menschen wohlfühlen. Auch konnte der<br />

Kontakt zwischen Alt und Jung intensiviert<br />

werden, ein seit Jahren wichtiges<br />

Anliegen des Seniorenbeirates. Der<br />

Umgangsstil zwischen Rat, Verwaltung<br />

und Seniorenvertretung sei stets gedeihlich<br />

und wohltuend gewesen. Die<br />

Politikerin wünschte dem Beirat wachen<br />

Geist, Tatendrang und Gesundheit<br />

für die Zukunft.<br />

Armin Maxeiner, seit Mai als Nachfolger<br />

des verstorbenen Dr. Horst Bach<br />

Vorsitzender des Seniorenbeirats, bedankte<br />

sich bei den Mitgliedern recht<br />

herzlich für die von gegenseitiger Achtung<br />

und wechselseitigem Verständnis<br />

getragene Zusammenarbeit. In diesen<br />

Dank schloss er die Verwaltung der<br />

Stadt ein, welche mit Volker Reichmann<br />

seit August einen neuen Seniorenbeauftragten<br />

hat.<br />

Inhaltlich wurde der Planungsrahmen<br />

für <strong>2022</strong> abgesteckt. So wurden auf der<br />

Sitzung am 25. Januar Richtlinien und<br />

Termine für die Wahl des neuen Seniorenbeirats<br />

im Juni beschlossen. Der<br />

durchblick wird in seiner Sommerausgabe,<br />

die am 24. Mai erscheint, ausführlich<br />

berichten.<br />

Siegen. Auf<br />

der ersten<br />

Sitzung des<br />

Siegener Seniorenbeirates,<br />

am<br />

25. Januar<br />

hielt Matthias<br />

Ebertz, Chef<br />

der Siegener<br />

Feuerwehr,<br />

Matthias Ebertz einen Vortrag<br />

zum Thema<br />

„Hochwasserschutz in Siegen“. „Verbesserte<br />

Prognosen, zusätzliche Warnungen<br />

und breitgefächerte Koordinationen haben<br />

wir aus der Flutkatastrophe im Ahrtal<br />

gelernt“, so der Referent. Zwar nehme<br />

der Boden im Siegerland das Wasser eher<br />

auf als das durch Schiefergestein geprägte<br />

Ahrtal, andererseits jedoch mache der<br />

Rückgang von Baumbeständen Sorgen<br />

bei schweren Niederschlägen. Die Sieg<br />

sei nicht so sehr das Problem, wohl aber<br />

die zahlreichen Zuflüsse. Dies gelte im<br />

Besonderen bei verrohrten Bächen.<br />

Ein gezielter Ablaufplan kontrolliere regelmäßig<br />

die einzelnen Einläufe, um Gefahren<br />

bei Überflutung wirkungsvoll zu<br />

begegnen. Bei der bisherigen Bebauung<br />

in der Nähe von Wasserläufen sei dem<br />

notwendigen Hochwasserschutz oft nur<br />

unzureichend nachgegangen worden, so<br />

dass es auch bei kleinen Ereignissen zu<br />

Überschwemmungen in angrenzenden<br />

Baubereichen kommen konnte. Mehr<br />

Raum für Gewässer sei gerade hier notwendig,<br />

um geregelte Ablaufmengen zu<br />

vergrößern. Gerade dies erfordere ein<br />

Umdenken bei Gewässeranliegern.<br />

Zum Schutz vor abfließendem Oberflächenwasser<br />

ist die Eigenverantwortlichkeit<br />

der Bevölkerung gefragt. Dies<br />

gilt beispielsweise für die Erhöhung von<br />

Lichtschächten, Einbau von Rückstauklappen<br />

oder Installierung eines Pumpensumpfes,<br />

welcher Schmutzwasser<br />

im Keller zuverlässig ableitet. Auf keinen<br />

Fall sollten wassergeschädigte Räume<br />

betreten werden, bevor der Strom abgeschaltet<br />

ist.<br />

Zur Vorwarnung gab Ebertz einen<br />

Überblick über die verschiedenen Sirenensignale.<br />

Unbedingt müsse in einem<br />

solchen Fall das Radio eingeschaltet werden,<br />

um weitere Anweisungen entgegen<br />

zu nehmen.<br />

Zum Thema Evakuierung gelte in<br />

sämtlichen möglichen Fällen der Grundsatz<br />

„Lieber einmal zu viel, als einmal<br />

zu wenig“. Die Feuerwehr sei hierbei auf<br />

die Selbstrettungsfähigkeit der Bevölkerung<br />

angewiesen. „Retten sie ihr Leben<br />

und das ihrer Familie“. Vorbeugend sollte<br />

jeder Haushalt wichtige Dokumente geordnet<br />

und griffbereit halten, falls es zu<br />

einer Evakuierung kommen würde. Gegenseitige<br />

Solidarität im Katastrophenfall<br />

sei unbedingt erforderlich, so liege<br />

der Fokus der Rettungskräfte stets auf<br />

Kranken, nicht aber mobilen Menschen.<br />

In der anschließenden Aussprache kamen<br />

Problembewusstsein und Sachverstand<br />

zahlreicher Seniorenbeiratsmitglieder<br />

zum Tragen. So sei es beispielsweise<br />

erforderlich, bei allen Naturschutzgedanken<br />

Bäume, welche im Wasser stehen,<br />

zu beseitigen, um Schlimmeres zu<br />

verhindern. Eine noch intensivere und<br />

wiederholte Aufklärung der Bevölkerung<br />

über Verhalten im Katastrophenfall sei<br />

dringend erforderlich; dieses finge schon<br />

bei unterschiedlichen Sirenentönen an.<br />

Starke Bedenken galten nach wie vor<br />

dem Nadelöhr der Weiß im Bereich Häutebachweg/Siegeinmündung.<br />

Dies werde<br />

noch verstärkt durch Baumaßnahmen<br />

des Projektes „Uni in die Stadt“. Hier<br />

besteht laut Seniorenbeirat nach wie vor<br />

dringender Handlungsbedarf. eg<br />

Weitere zukünftige Schwerpunkte<br />

künftiger Arbeit sind u. a. Verbesserungen<br />

im Bereich von Altkleidercontainern,<br />

Parkprobleme, Hochwasserschutz<br />

und bessere Sichtbarkeit von Treppenstufen<br />

in öffentlichen Gebäuden. eg<br />

10 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 11


Kurz berichtet<br />

Die Seniorenarbeit der IG Metall<br />

Kurz berichtet<br />

Ziel: Humane Wirtschaft<br />

Siegen. Der 2019 in Siegen gegründete<br />

Arbeitskreis MitweltZukunft setzt<br />

sich für einen individuellen und gesellschaftlichen<br />

Wertewandel ein. Das<br />

Streben nach dem Wohl aller und dem<br />

Schutz unseres Planeten soll Vorrang<br />

haben und nicht länger die Profitvermehrung.<br />

Konkret geht es um die<br />

Unterstützung wirtschaftlicher Aktivitäten,<br />

die sich dem Gemeinwohl, der<br />

Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit verpflichten.<br />

Im vergangenen Jahr haben Mitglieder<br />

des Arbeitskreises eine Regionalgruppe<br />

der GWÖ-Bewegung (Gemeinwohl-Ökonomie<br />

Siegen-Wittgenstein)<br />

gegründet. Zurzeit zählt die weltweite<br />

GWÖ-Bewegung mehr als 11.000 Unterstützende<br />

in 200 Regionalgruppen.<br />

Mit dem Ziel, den notwendigen Richtungswechsel<br />

öffentlich zu diskutieren,<br />

lädt der Arbeitskreis MitweltZukunft<br />

zu einem Vortrag mit anschließendem<br />

Gespräch ein.<br />

Referent ist der Ökonom und Publizist<br />

Dr. Wolfgang Kessler. Der Titel<br />

seines Vortrags lautet „Umkehr zu<br />

einer humanen Wirtschaft. Gerechtigkeit,<br />

Klima, Globalisierung: Was wir<br />

aus der Corona-Krise lernen können!“.<br />

Termin: Donnerstag, 7. April <strong>2022</strong>,<br />

18 Uhr in der Martinikirche Siegen. <strong>db</strong><br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.mitweltzukunft.de<br />

Vorstand des Senioren-Arbeitskreises: Erhard Selenski, Karin Piorkowski, Manfred Semper, Vera Hoffmann (nachtr. eingefügt)<br />

Andree Jorgella (Geschäftsführer), Helmuth Rath, Helmut Six, Lothar Kämpfer und Ulrich Haas (von lks.).<br />

Siegen. Wenn man den Namen „IG-<br />

Metall“ liest oder hört, denkt man<br />

sicherlich sofort an die große Einzelgewerkschaft<br />

im Deutschen Gewerkschaftsbund.<br />

Dass die Industriegewerkschaft<br />

Metall allerdings auch<br />

eine riesige Organisation ist, die die<br />

Interessen von Seniorinnen und Senioren<br />

vertritt, daran denkt man im ersten<br />

Moment sicher nicht.<br />

Von den mehr als 500 Tsd. Mitgliedern<br />

der IGM allein in NRW sind ca.<br />

25 % schon im Rentenalter bzw. befinden<br />

sich in der Altersteilzeit. In Siegen-<br />

Wittgenstein sind es ungefähr 5 500.<br />

Personen die darunter fallen.<br />

Nach eigenen Angaben will die IGM<br />

die einzige Organisation sein, in der aktive<br />

Beschäftigte lebenslang organisiert<br />

sein können. Neben satzungsgemäßen<br />

Leistungen im sozialen Bereich vertritt<br />

die IG Metall die Interessen der Älteren<br />

im politischen Bereich. Hier z.B. kämpfen<br />

sie für eine Rente, die den Lebensstandard<br />

sichert.<br />

Auf örtlicher Ebene nehmen die Seniorinnen<br />

und Senioren zu aktuellen Themen<br />

zur Sozialpolitik und zur Tarif- und<br />

Gesellschaftspolitik Stellung.<br />

Regelmäßig finden Seniorenfrühstücke<br />

mit den Kolleginnen und Kollegen<br />

von früher statt. Diese Treffen werden<br />

regional für das nördliche Siegerland,<br />

den Bereich der Stadt Siegen und die<br />

Städte/Gemeinden Netphen, Freudenberg,<br />

südliches Siegerland und den<br />

Raum Wittgenstein organisiert. Es werden<br />

dabei immer aktuelle Themen von<br />

fachkundigen Referenten vorgestellt.<br />

So wird das Schöne mit dem Nützlichen<br />

verknüpft.<br />

Der IGM-Arbeitskreis Senioren organisiert<br />

abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten<br />

sowie ein– und mehrtägige Ausflüge.<br />

So führten in der Vergangenheit<br />

Reisen u.a. nach Südschweden und an<br />

die Cote d‘Azur.<br />

Ansprechpartner des Arbeitskreises<br />

„Senioren in der IGM“ sind Helmut<br />

Rath, Erhard Selenski Manfred Semper,<br />

Helmut Six, die das Lenkungsteam<br />

bilden, und die Mitarbeiterinnen in der<br />

Geschäftsstelle der IG Metall Siegen,<br />

Donnerscheidstraße 30.<strong>db</strong><br />

Gebr.-Busch-Kreis<br />

Zwei interessante Buchvorstellungen<br />

Hilchenbach. Margot Käßmann und<br />

Andreas Helm waren als Jugendliche ineinander<br />

verliebt und haben sich später<br />

komplett aus den Augen verloren. Nach<br />

40 Jahren haben sie sich unerwartet wiedergesehen.<br />

Heute sind sie wieder ein<br />

Paar. Beide schreiben über das Glück in<br />

all seinen Facetten: gemeinsames Erleben,<br />

geteilte Freude, neue Perspektiven.<br />

Das, was im Leben bedeutsam ist: Zuneigung,<br />

Vertrauen, gemeinsame Werte<br />

und der christliche Glaube. Wie gut es ist,<br />

einander lange zu kennen und dennoch<br />

offen für ein neues Miteinander und neue<br />

Erlebnisse zu sein. Nebenbei schwingt<br />

der Sound einer ganzen Generation mit,<br />

Menschen, die Ende der 50er- und Anfang<br />

der 60er-Jahre groß geworden sind.<br />

Joachim Gauck am 26.03. ab 20 Uhr<br />

Carl-Kraemer-Realschule Hilchenbach.<br />

Käßmann und Helm am 11.03. ab 19 Uhr<br />

in der Ev.Kirche Erndtebrück.<br />

Was muss die Gesellschaft, was muss<br />

und was sollte der Einzelne tolerieren<br />

und wo liegen die Grenzen der Toleranz?<br />

Die Lebensentwürfe, Wertvorstellungen,<br />

religiösen und kulturellen Hintergründe<br />

der Menschen werden immer vielfältiger<br />

– für manche eine Bereicherung, für nicht<br />

wenige eine Last. Wieviel Andersartigkeit<br />

muss man erdulden? Wieviel Kritik<br />

aushalten? Welche gemeinsamen Regeln<br />

müssen bei aller Verschiedenheit gelten?<br />

Toleranz darf allerdings nicht schrankenlos<br />

sein. Nur wenn wir uns gegen die Angriffe<br />

von Intoleranten verteidigen – woher<br />

auch immer sie kommen mögen –,<br />

kann Toleranz und mit ihr die Demokratie<br />

gesichert werden.<br />

<strong>db</strong><br />

12 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 13


Aus dem Seniorenbeirat Kreuztal<br />

Jetzt geht es rund<br />

Erholung im Berghäuser Tal<br />

Der alte Berghof<br />

Kreuztal. Für viele Senioren und Seniorinnen<br />

ist das Berghäusertal im Stadtteil<br />

Junkernhees seit vielen Jahren ein<br />

fester Begriff für Naherholung. Dieses<br />

idyllisch gelegene Seitental, fernab vom<br />

Straßenlärm, bietet den älteren Menschen<br />

täglich die Möglichkeit, bei einem<br />

gemütlichen Spaziergang neue Kraft zu<br />

tanken. Gerade der durchgehend befestigte<br />

Weg bietet auch den Menschen<br />

mit eingeschränkter Mobilität eine entspannte<br />

Erholung in dieser Idylle.<br />

Bisher war diese Möglichkeit jedoch<br />

nur eingeschränkt nutzbar. Während<br />

der Wintermonate, bei Eis und Schnee,<br />

war nur ein Teil des Weges gefahrlos<br />

zu begehen, da der städtische Bauhof<br />

ausnahmslos die öffentliche Wegstrecke<br />

mit dem Winterdienst betreute.<br />

Eine zu dem Rundweg gehörende Wegstrecke<br />

entlang des Waldes wurde als<br />

nicht öffentlich betrachtet, demzufolge<br />

außer Acht gelassen. Diesem Missstand<br />

hat sich im Namen des Seniorenbeirats<br />

der Autor im Oktober 2021 erfolgreich<br />

angenommen.<br />

Wenige Tag nach einem schriftlichen<br />

Antrag an Bürgermeister Walter Kiß<br />

erhielt der Seniorenbeirat eine Nachricht<br />

mit der Zusage des Winterdienstes.<br />

Der Seniorenbeirat bedankt sich im<br />

Namen aller für den positiven Bescheid.<br />

„Nunmehr können wir als Erholungssuchende<br />

auf dem geräumigen Parkplatz<br />

am Rande des Robertweihers unser<br />

Fahrzeug abstellen und uns guten Mutes<br />

auf den Rundweg begeben“, so ein<br />

Beiratsmitglied.<br />

Der Weg führt entlang des Berghäuser<br />

Weihers, an dessen Ende der zufließende<br />

Bach mäandert und den Stockenten<br />

einen Zufluchtsort bietet. Einige Meter<br />

weiter lädt schon die erste Ruhebank<br />

zum Verweilen und Betrachten ein.<br />

Beim Weitergehen, vorbei an Wiesen<br />

und bestellten Feldern, öffnet sich der<br />

Blick in das Berghäusertal. Am Waldsaum<br />

kann man einige hundert Meter<br />

unter dem Schirm der alten Eichen des<br />

Weges gehen. Auf halber Wegstrecke<br />

begrüßt einen, etwas versteckt, die<br />

übergroße Gestalt des alten Berghäusers.<br />

Eine übermenschliche große Holzschnitzfigur,<br />

die des Tales Hüter zu sein<br />

scheint.<br />

Kurz bevor der Weg zurück führt, ist<br />

am Waldrand eine Wichtelwerkstatt mit<br />

vier holzgeschnitzten Wichteln zu bewundern.<br />

Über den munter dahin fließenden<br />

Berghäuserbach kann man den<br />

Rückweg antreten. Der Weg führt an<br />

dem jahrhunderte alten Berghof vorbei,<br />

auf dessen umgebenden Wiesen<br />

sich die Islandpferde bei schönem Wetter<br />

tummeln. Der Spaziergang führt<br />

an alten Apfelbäumen vorbei, die sich<br />

rechtsseitig anreihen und ein Stück<br />

den Weg begleiten. Hangseitig schließen<br />

sich die Golfflächen an, die fast<br />

ganzjährig gut besucht sind. Linksseitig<br />

führt der Blick auf die Driving Range,<br />

wo an Golf interessierte Menschen die<br />

ersten Abschläge üben. Der dahinter<br />

befindliche Weg führt abwärts wieder<br />

zum Ausgangspunkt des Spaziergangs<br />

zurück. Lohnend ist jedoch weiterzugehen<br />

um in dem Restaurant am Golfheim<br />

einzukehren und sich bei Kaffee und<br />

Kuchen zu stärken. Der anschließende<br />

Spazierweg führt, bei guter Sicht auf<br />

das Tal, abwärts auf die Sybergstrasse.<br />

Ein kurzer Blick zum Schloss Junkernhees<br />

und weiter geht’s in Richtung und<br />

entlang des Berghäuserweihers zum<br />

Startpunkt unserer Rundwanderung.<br />

Ein schönes Stückchen Erholung bietet<br />

dieses Tal.<br />

Text und Fotos: Heinz Hermann Katz<br />

Der alte Berghäuser<br />

Öffnungszeiten der<br />

Geschäftsstelle:<br />

Seniorenbeirat der Stadt<br />

57223 Kreuztal,<br />

Siegener Straße 3<br />

dienstags bis donnerstags<br />

08.30 bis 12.00 Uhr<br />

13.30 bis 15.45 Uhr<br />

freitags<br />

08.30 bis 13.00 Uhr<br />

Telefon: 02732-51470<br />

E-Mail: A.Hasenstab@kreuztal.de<br />

https://www.kreuztal.de<br />

14 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 15


Mein geliebter Blumengarten<br />

Foto: Pixabay<br />

Wie schön, in unserem Garten leuchtet es rot. Dabei<br />

bin ich mir ziemlich sicher, oder eigentlich<br />

könnte ich schwören, dass es gelbe Tulpen waren,<br />

deren Zwiebel ich letzten Herbst in die Erde gesteckt<br />

habe. Also auf jeden Fall war das Foto auf der Packung<br />

gelb gewesen. Meine Nachbarin wusste von ähnlichen<br />

Erfahrungen zu berichten. „Ach wissen Sie, so was fällt<br />

ja meistens gar nicht auf“, meinte sie. „Wer erinnert sich<br />

im nächsten Frühjahr noch daran, was er im Herbst eingesteckt<br />

hat?“<br />

Ja auch mit dem Pflanzenkauf ist es schon mal so eine<br />

Sache. Da kann es einem passieren, dass man sich etwas<br />

ganz anderes einhandelt, als auf dem Etikett steht<br />

oder von der Verkäuferin gesagt wird. So hatte ich einmal<br />

erlebt, dass eine als weißblühend etikettierte Nelke<br />

blau blühte. Sie passte glücklicherweise zu den anderen<br />

Blaublütlern in meinem Garten. Leider aber nicht so gut<br />

in mein neues weißes Beet, wo ich sie hingedacht hatte.<br />

Einmal hatte ich auch eine angeblich 90 cm hochwachsende<br />

Glockenblume gepflanzt, aber mit dem Ergebnis,<br />

dass diese Pflanze auf halber Strecke nach oben aufgab.<br />

Zur Blütezeit merkte ich dann, dass es eine Knäuelglockenblume<br />

war. Na da konnte man wirklich nicht mehr<br />

Wachstum erwarten.<br />

Ich denke, die Dunkelziffer liegt noch viel höher. Denn<br />

im Garten liegen zwischen Versuch und Irrtum bekanntlich<br />

viele Monate. Wenn die Blüten endlich Farbe bekennen,<br />

ist das Schildchen längst verschwunden. Manchmal<br />

entdecke ich im Keller noch alte Etiketten oder Schilder,<br />

die im Herbst dort liegen geblieben sind. Doch keines<br />

erinnert an eine Pflanze, die so in meinen Beeten aufgetaucht<br />

ist. Doch es gibt auch erfreuliche Überraschungen.<br />

Eine Schar Schneeglöckchen unter dem Fliederbaum fällt<br />

immer durch besonders frühe Blüte und riesenhaftem<br />

Wuchs auf. Ein Blick ins Gartenbuch ergab, dass es sich<br />

um eine ganz seltene Sorte handelt, die nebenbei gesagt,<br />

ihre landläufigen Verwandten auch im Preis weit übertrifft.<br />

Die Zwiebeln hatte ich vor langer Zeit auf einem<br />

Pflanzenmarkt ahnungslos in einem falschen Körbchen<br />

erwischt!<br />

Doch am liebsten ist mir eine vor Jahren aus dem<br />

Supermarkt gerettete Pflanze. Ein halb vertrocknetes<br />

Restexemplar zum stark reduzierten Preis. Aber das Etikett<br />

versprühte Leben, das unter dem Titel „Strauchrose“<br />

ein Meer von roten Blüten versprach. Ich versorgte das<br />

Pflänzchen mit Nahrung und liebevoller Pflege – wenn<br />

auch zunächst ohne große Hoffnung auf Erfolg. In etwa<br />

so, wie man immer wieder Löwenzahn aussticht, obwohl<br />

er trotz aller Anstrengung auf der Wiese niemals weniger<br />

wird. Doch mit der Zeit ergrünte der „Kümmerling“<br />

zusehends und begann, seine Zweige nach oben zu strecken.<br />

Inzwischen ist die Strauchrose hoch in den Pflaumenbaum<br />

gewachsen und bedankt sich alljährlich mit<br />

Unmengen duftender weißer Blüten.<br />

Vor einigen Jahren wagte ich auch einen Versuch bezüglich<br />

der Tulpen. Ich setzte mehrere Beutel der gefüllten<br />

gelben Sorte „Monte Carlo“. Alljährlich erfreue ich<br />

mich an den prächtigen bunt gemischten Tulpen, in deren<br />

Mittelbereich zwei rot gestreifte einen besonderen Akzent<br />

setzen. An anderer Stelle blühen dafür Tulpen überraschenderweise<br />

ganz in Rosa. Auch damals hätte ich<br />

schwören können ...<br />

Ulla D’Amico<br />

16 durchblick 1/<strong>2022</strong>


Plädoyer<br />

für handgeschriebene<br />

Briefe<br />

Um es vorwegzunehmen: Man kann die Zeit nicht<br />

zurückdrehen. WhatsApp und E-Mail gehören in<br />

die heutige Zeit, dienen der schnellen Nachrichtenübermittlung<br />

und sind aus unserer Kommunikation<br />

nicht mehr wegzudenken. Auch ich nutze die neuen Medien,<br />

doch über handgeschriebene Briefe und Karten freue<br />

ich mich immer mehr.<br />

Die Bedeutung der persönlichen Handschrift ist bekannt.<br />

Sie sagt viel über die Persönlichkeit des Schreibers aus. Graphologen<br />

erforschten die Zusammenhänge von individueller<br />

Schrift und Persönlichkeit. In früheren Zeiten wurden handgeschriebene<br />

Lebensläufe bei Bewerbungen verlangt. Heute<br />

ist weitgehend das Kulturgut „Gebundene Handschrift“ in<br />

Gefahr, die in der Schweiz „Schnürlischrift“ genannt wird.<br />

Früher, als meine Geschwister und ich wegen Berufsausbildung<br />

und Studium nicht mehr zuhause wohnten, schrieben<br />

wir Run<strong>db</strong>riefe. Jeder fügte etwas hinzu und schickte<br />

den Brief zum Nächsten. Das war zeitaufwendig, doch auch<br />

schön, wenn endlich der Brief zurückkam. Telefonieren war<br />

teuer, und nicht jeder besaß ein Telefon. Und heute? Eine<br />

kurze Gruppen-WhatsApp, und im Nu ist jeder informiert.<br />

Ich besitze noch eine Sammlung von alten Schreibutensilien:<br />

Kolbenfüller und Tintenfässer mit verschiedenfarbiger<br />

Tinte, Federhalter und Federn, Tintenlöscher, Tafel und<br />

Griffel, Griffelkästen in verschiedenen Formen, Briefwaage,<br />

Brieföffner und anderes. Vieles benutze ich noch heute. Leider<br />

habe ich nur noch wenige Brieffreundschaften, mit denen<br />

ich einen handgeschriebenen Briefwechsel pflege. Mit<br />

einer dreiundneunzigjährigen Dame hatte ich drei Jahre in<br />

Sütterlinschrift geschrieben. Das hat mir viel Spaß gemacht.<br />

Auch wurde ich allmählich sicher im Schreiben der alten<br />

deutschen Schrift. Eine andere Freundin gestaltet und verziert<br />

schmuckvoll ihre Mitteilungen. Ein handgeschriebener<br />

Brief auf dem Postweg verschickt ist etwas Besonderes und<br />

das beginnt schon mit der Briefmarke. Briefmarken sind ein<br />

Stück Kulturgut. Früher gab es viele Sammler, unter Erwachsenen<br />

und Kindern wurde es fast ein Volkssport. Die bunten<br />

Postwertzeichen aus aller Welt waren begehrte Tauschobjekte<br />

und einigen dienten die sogar als Kapitalanlage.<br />

Um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts wurden<br />

viele Postkarten, Künstlerkarten, Schutzengelkarten,<br />

Humorkarten usw. verschickt. Auf denen blieb wegen der<br />

Gestaltung meist wenig Platz für Mitteilungen, häufig musste<br />

man um die Bildmotive herum schreiben, um neben den<br />

Grüßen noch eine kurze Information unterzubringen.<br />

Meine Freunde freuen sich über handgeschriebene Briefe,<br />

schönes Briefpapier, eine schöne Karte, ein geschriebenes Gedicht.<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Brief schön zu gestalten:<br />

Briefe zu Festtagen, Geburtstagsbriefe, Überraschungsbriefe.<br />

Man muss ja keine Vielbriefschreiberin sein, doch ab<br />

und zu persönliche handgeschriebene Briefe überraschen und<br />

freuen mich immer wieder. Text und Fotos: Gudrun Fokken<br />

18 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 19


Schutzfrisur für Eierwerfen.<br />

Ostern<br />

Das lange unter dem Einfluss vom protestantischen<br />

Nassau-Oranien stehende südliche Siegerland bildete<br />

eine entschlossene Diaspora im ansonsten<br />

katholischen Sayn-Wittgenstein. Karneval kannten wir in<br />

unserer calvinistisch geprägten Gegend nicht. Ostern war<br />

der erste religiöse Höhepunkt des Jahres. Christliche Bräuche<br />

bestimmten den Ablauf.<br />

Am Palmsonntag ging es ja noch heiter zu mit dem Einzug<br />

Jesu in Jerusalem. Die Karwoche war dann richtig drückend.<br />

Das brachte uns niemand bei. Das wurde so gelebt.<br />

Spätestens beim Essen war es unübersehbar. Gründonnerstag<br />

kam Spinat auf den Tisch, im Luxusfall mit Spiegelei,<br />

Kartoffeln sowieso. Mit Kartoffeln wurden wir groß. Dass<br />

„Gründonnerstag“ von „greinen“ kommt, war uns nicht bewusst.<br />

Eine andere Erklärung als farbliche Bestimmung<br />

kannten wir nicht. Wir kannten nämlich keine.<br />

Karfreitag gab es kein Fleisch. Fischgerichte waren<br />

wenig gebräuchlich. Weitere Vorgaben bestanden nicht. Es<br />

musste nur einfach sein. Schließlich wurde Jesu Tod betrauert.<br />

Samstag gab es ohnehin Eintopf, der kochte sich<br />

alleine während des Hausputzes und der Vorbereitungen<br />

Gesellschaft<br />

Kinderfrühling<br />

Fotos: Archiv Schöllchen<br />

für das Festtagsessen. Aber am Sonntag, dem Tag der<br />

Auferstehung Jesu, da wurde geschlemmt!<br />

Wir Kinder suchten Ostereier. Die Hühner legten<br />

seit einiger Zeit wieder. Verstecke für die bunten Begehrlichkeiten<br />

boten die heimischen Gärten in Buchsbaumbegrenzungen<br />

der Beete, in Astgabeln, an Zäunen,<br />

hinter Gartengeräten, auf Mauern. Nachmittags trafen<br />

wir uns auf der Sayn’schen Bitze zum Eierwerfen. Die<br />

von Moos gepolsterten Wiesen dämpften den Aufprall.<br />

Die meisten Eier blieben heil. Wer den weitesten Wurf<br />

geschafft hatte, war Tagessieger.<br />

Ich nahm im zarten Alter von fünf Jahren erstmals<br />

an diesem Wettstreit teil. Wie alle kleinen Kinder holte<br />

ich nicht zum klassischen Schlagwurf aus – mit Ausfallschritt<br />

und langem Armzug. Ich konnte nur Schockwurf<br />

– den Arm von hinten unten schnell nach vorne<br />

führen und loslassen. In diese Technik legte ich alle<br />

Kraft und mein Ei flog, als hätte es Flügel. Ich verlor<br />

es aus den Augen. Staunend über meine außergewöhnlichen<br />

Fähigkeiten stand ich mich selbst bewundernd<br />

still und wartete, ob mein Wurfgeschoss es bis an den<br />

Wiesenrand, vielleicht sogar bis zur Kirche tragen<br />

würde. Da brach das Unglück über mich herein. Mein<br />

wunderschön gefärbtes Ei brach den Höhenrekord, änderte<br />

seine Flugbahn um 180° und nahm den kürzesten<br />

Weg zurück. Eine zeitgemäße Hochfrisur in Form eines<br />

Nestchens auf dem Oberkopf dämpfte den Aufprall und<br />

verhinderte den möglichen Dachschaden. Allein, das Ei<br />

überstand den Crash nicht, gab allen Widerstand auf, zerbrach<br />

mit einem schwachen Seufzer und ergoss sein flüssig<br />

gelbes Innenleben über meine Schläfe.<br />

Einschulung<br />

Nach den Osterferien kam die Einschulung. Erst Mitte<br />

der 60er Jahre verlegte man den Schuljahreswechsel auf<br />

die Sommerferien. Wir wurden fein rausgeputzt, trugen<br />

zum ersten Mal einen „Ranzen“ – Rindleder, in der Regel<br />

ein „Erbstück“. Die Schiefertafel, das wichtigste Utensil,<br />

verbarg sich im Inneren wie Fibel und Rechenbuch. Außen<br />

baumelten, an langen Häkelbändern befestigt, unsere Standeskennzeichen:<br />

Schwamm und Tafellappen. Wir platzten<br />

fast vor Stolz. Gleich in der ersten Woche lernten wir den<br />

ersten Buchstaben: das i . „Rauf, runter rauf. Pünktchen<br />

oben drauf.“ Jetzt konnte uns niemand mehr etwas vormachen!<br />

Gesellschaft<br />

Der 1. Mai<br />

Der erste Mai wurde gefeiert. Kein Kind wäre auf die<br />

Idee gekommen, dass es ich um den „Tag der Arbeit“ handelt.<br />

Die Natur erwachte, alles grünte, Diehls Hans-Werner<br />

hatte einen verletzten Magolwes gefunden, den er aufpäppelte.<br />

Noldens Karin wurde als Maimann in frische Birkenreiser<br />

gewickelt. (Allergien waren selten. Wir stärkten<br />

unser Immunsystem mit homöopathisch dosierten Dreckportionen.<br />

Nicht dass das Absicht gewesen wäre. Es passierte<br />

einfach und schützte mehr als Nutella.) Sie nahm in<br />

einem hölzernen Bollerwagen Platz und wurde von Haustür<br />

zu Haustür gezogen, Berliner Hof, Sayn’scher Hof,<br />

Nassauischer Hof.<br />

Wir sangen Mailieder, für die wir mit „Schluch“ belohnt<br />

wurden. Schließlich lag Neujahr schon wieder vier<br />

Monate zurück.<br />

Pfingsten<br />

Zu Pfingsten gab es keine Geschenke, klar. Was Pfingsten<br />

bedeutete wussten wir genau so wenig zu erklären wie<br />

die meisten Menschen heute auch. Es musste aber schon<br />

etwas Besonderes sein, denn es gab einen Feiertag zusätzlich<br />

und einen Ferientag obendrein. Außerdem schien die<br />

Sonne und Gottesdienst wurde im Freien abgehalten. Wir<br />

trugen unsere besten Kleider und weiße gestrickte Baumwollkniestrümpfe<br />

- die mit Durchzugstunnel für Gummiband<br />

und den Mausezähnchen oben am Abschluss. So<br />

ausgerüstet schlossen wir uns der Sonntagsschule an, die<br />

nach dem Mittagessen, begleitet vom Posaunenchor, aufbrach,<br />

um unterhalb der Wachholderheide an der Gambach<br />

den Pfingstgottesdienst zu feiern.<br />

Mudersbachs Robert führte uns durch die Alte Burbach<br />

mit seinem Posaunenchor im Schlepptau über die Alte<br />

Mainzer Landstraße entlang dem Lauf der Burbach bis<br />

zur Kugelfichte in der Wachholderheide. Die Musiker bewiesen<br />

bemerkenswerte Kondition. Sie bliesen bergauf (!)<br />

erbauliches Liedgut. Wir sangen, auch wenn es schlecht<br />

marschierbar war: „Jesus geh voran auf der Leberbahn.“<br />

Der Text konnte so nicht stimmen und wir korrigierten<br />

nach bestem Wissen und Gewissen „auf der Reeperbahn“.<br />

Tilla-Ute Schöllchen<br />

Erster<br />

Schultag mit<br />

allen Standeszeichen<br />

einschließlich<br />

Tafelläppchen.<br />

SIEGERLANDHALLE – kleine Räume ganz groß<br />

Denkt man an die Siegerlandhalle, so denkt man an<br />

den Großen Saal. Vielleicht auch noch an den Leonhard-Gläser-Saal.<br />

Konzerte, Shows, Messen und Ausstellungen,<br />

Galas, Firmen-, Familien- und Jubiläumsfeierlichkeiten<br />

haben sich vor der Corona-Pandemie<br />

hier die Türklinke sprichwörtlich in die Hand gegeben.<br />

Schaut man aber genauer hin, hat das größte Veranstaltungszentrum<br />

Südwestfalens noch viel mehr<br />

zu bieten: Hüttensaal, Atriumsaal, Westfalenzimmer,<br />

Spandauer Saal, Foyersaal, Eintrachtsaal, Galerie<br />

zum Park, Siegerland-, Club- und Konferenzzimmer<br />

sowie das Restaurant.<br />

Räume zwischen 40 und 450 qm – teilweise kombinierbar<br />

und alle multifunktional. Jeder Raum wird<br />

individuell nach Kundenwunsch ausgestattet, ob in<br />

Reihen- oder Tischbestuhlung, Stuhlkreis, parlamentarisch<br />

oder Bankett, Einzelstühle oder Einzeltische<br />

– z.B. für Klausuren/Prüfungen.<br />

Die Corona-Pandemie hat das Abstand halten<br />

eingefordert. Seminare, Schulungen, Versammlungen,<br />

Vorträge, Sitzungen, Podiumsdiskussionen,<br />

Weiterbildungen, Wohnungseigentumversammlungen,<br />

Jahreshauptversammlungen, Selbsthilfegruppen,<br />

Vorstandsbesprechungen – das überwiegende<br />

Nutzungsportfolio der „kleinen“ Räume. Aufgrund<br />

der Raum-Flexibilität können alle derartigen Veranstaltungen,<br />

sofern nach CoronaSchVO grundsätzlich<br />

gestattet, in entsprechend größere Räume verlegt<br />

werden. Ein absoluter Vorteil, selbst wenn schon die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen wurden.<br />

Die Location bleibt, nur im Haus ein anderer Raum.<br />

20 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 21


Historisches<br />

Historisches<br />

Wir gehen einkaufen<br />

Tatsächlich ernst gemeint! <br />

Wir „gehen“ einkaufen. – In Zeiten von Amazon und<br />

Outletcenter wird dieser Satz nur selten so formuliert.<br />

Wir veranstalten einen Ganztagsevent oder<br />

strecken uns auf dem Diwan aus und bearbeiten Handy oder<br />

Tablet. Distanzen überwinden Internet oder Paketservice.<br />

Das war vor 50 Jahren durchaus anders. In den Fünfzigern<br />

sammelte sich das Warenangebot in den Schaufenstern<br />

und die Schaufenster wurden zu Fenstern zur Welt. Unsere<br />

Mütter trugen Lebensmittel in großen Einkaufstaschen<br />

durchs Dorf. Größere Dörfer boten meist Geschäfte mit<br />

kombinierten Angeboten: Lebensmittel mit Drogerie samt<br />

Fotoabteilung; Lebensmittel mit Kleidung; Elektrogeräte<br />

mit Haushaltswaren; Büroartikel mit Spielen und Geschenken.<br />

Da blieben keine Wünsche offen. Auch ohne Influencerinnen<br />

wusste man schon im Dorf, was angesagt war. Notfalls<br />

wehrte man sich selbstbewusst gegen geschäftstüchtige<br />

Beeinflussungsversuche. So<br />

tat es die Frau, die eine Schürze<br />

verlangte. Die Verkäuferin<br />

– bemüht um freundliche Verkaufsstrategie<br />

– ging ganz zugewandt<br />

auf den Wunsch der<br />

Kundin ein: „Sehr gerne. Bei<br />

uns bekommen Sie jetzt auch<br />

Rabatt.“ Unmut auf Seiten der<br />

Kundin blubberte hoch: „Ach<br />

wat Battbatt! Ech wöll kinn<br />

Batt! Ech wöll en Schörz!“ Da<br />

hätte nicht einmal Kathi Hummels<br />

den Hauch einer Chance<br />

gehabt. An Selbstbewusstsein,<br />

Bodenständigkeit und gesundem<br />

Menschenverstand tropfen<br />

Influencer*innen ab!<br />

Erfolgreicher agierten da<br />

die heimischen Verkäuferinnen.<br />

Sie kannten Kundinnen<br />

und Sortiment gleichermaßen<br />

und wussten beide erfolgreich<br />

zusammenzubringen. (Haben<br />

Sie nach Männern gefragt?<br />

Die kauften nicht ein. Sie gingen<br />

höchstens mal zum Spengeler.)<br />

So traf man sich also<br />

beim örtlichen Vollsortimenter<br />

und erwarb nicht nur Waren,<br />

sondern auch die wichtigsten<br />

Informationen über<br />

Geburten, Todesfälle und<br />

„Heiraten müssen“. Hunderte<br />

Alle Fotos: Archiv Schöllchen<br />

solche Geschäfte gab es im<br />

Siegerland. Eines wollen wir uns genauer ansehen:<br />

In der Burbacher Ortsmitte im Gebäude der heutigen<br />

Volksbank betrieben zunächst Daniel Ludwig Schütz, später<br />

Albrecht Ebener, danach Karl Ebener einen solchen<br />

„Gemischtwarenladen“, in dem sie „Lebensmittel und Manufakturen“<br />

feilboten.<br />

Über eine Treppe an der Hausecke betreten wir<br />

den Laden und damit eine ganz eigene Welt. Es riecht<br />

schon besonders, eine Mischung von Bohnenkaffee und<br />

Appretur. Gleich hinter der Türe links trennt ein Vorhang<br />

die Umkleidekabine ab. – Schließlich werden hier auch<br />

Badeanzüge verkauft. Kleiderständer reihen sich an der<br />

linken Wand auf. Kleider für junge, alte, große, kleine, dicke,<br />

schlanke Frauen. Alle finden hier was.<br />

In der Ecke links hinten steht der erste Clou: Ein Kühlschrank!<br />

Zauberwerk! Welcher Haushalt hat schon so was?<br />

Schaufensterdekoration ca. 1952<br />

Lebensmittel und Manufakturen Albrecht Ebener in der Jägerstr./Am Römer, Burbach<br />

Hier lagern Quark und Butter. Butter wird im „Viertel“<br />

verkauft. Dazu schneidet die Verkäuferin ein 250-Gramm-<br />

Päckchen sorgfältig in der Mitte durch. Größere Mengen<br />

würden sich ungekühlt nicht halten. Und für Kuchen verwendeten<br />

die Frauen ohnehin keine „gute Butter“ sondern<br />

„Margarinebutter“.<br />

An der Stirnwand uns gegenüber birgt das riesige Regal die<br />

Lebensmittel: Reis, Nudeln, Mehl, Zucker, Salz, Kaffee, Muckefuck,<br />

Senf, Rübenkraut (Kutscheschmeer), Erbsen, Linsen,<br />

und und und. Hier kommen wir aber nicht ran. Den Weg versperren<br />

Theke und Verkäuferin, die uneingeschränkte Herrscherin<br />

dieses Unverpacktladens. Ohne sie geht hier nichts.<br />

Im Bollwerk Theke greift sie nach den Spitztüten für<br />

Zucker, Mehl und Salz.Mitgebrachte Gefäße stellt sie auf<br />

die Waage, rechnet zum Gewicht die gewünschte Menge<br />

dazu und wiegt die Ware grammgenau ab.<br />

Senf – Schweinerei! / Essig oder Öl – große Schweinerei! /<br />

Kutscheschmeer – riesige Schweinerei! <br />

Die Kosten werden auf einem Blöckchen notiert und zusammengerechnet,<br />

damit abends auch die Kasse stimmt.<br />

Dekorativ, schräg vor der Theke ragt der zweite Clou in<br />

den Raum, die Bahlsentheke. Unter Glas lagern hier Waffeln,<br />

Plätzchen mit und ohne Schokolade, Marmelade auch gezuckert.<br />

So was bringt man mit, wen man eingeladen ist. Die<br />

Verkäuferin greift zu einer silbernen Gebäckzange und stellt<br />

die Auswahl nach Wunsch zusammen. Für so einen Service<br />

muss man sich heutzutage schon bei Podzimek einfinden.<br />

An der langen rechten Wand steht das Regal mit Handtüchern<br />

(Die kaufen junge Mädchen einzeln monatlich für<br />

die Aussteuer.) Stoffen (Röcke, Kleider, Blusen nähte Frau<br />

selbst.) Oberhemden (Alles, was recht ist; die zu nähen wäre<br />

zu weit gegangen.) Nylonstrümpfe (Wenn die Laufmaschen<br />

bekamen, nahm Mühlhause Ellen die wieder auf – 10 Pfennige<br />

je Masche – und man konnte sie weiter tragen.)<br />

Gleich schräg daneben stehen in einem Regal Kurzwaren:<br />

Garn, Reißverschlüsse, Haken und Ösen, Strumpfhalter,<br />

Knöpfe, was Frau für ihre Kreativität so braucht. Wenn<br />

wir jetzt den Durchgang zwischen den beiden letzten Regalen<br />

nähmen, kämen wir in den Zwischenraum mit Gardinen,<br />

passenden Stoffen und Kurzwaren und (Hätten Sie<br />

das gedacht?) Schirmen!<br />

Noch einen Raum weiter fänden wir Kinderkleidung,<br />

Spielzeug, Stoff!windeln, Strampler. Das lassen wir aber<br />

lieber bleiben. Am Ende lauert da noch der Klapperstorch<br />

und beißt uns ins Bein. Das hätte gerade noch gefehlt.<br />

Da treten wir lieber den geordneten Rückzug an.<br />

Tilla-Ute Schöllchen<br />

22 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 23


Historisches<br />

Historisches<br />

Die Radfahrkarte benötigt<br />

Als noch die Fahrerlaubnis benötigt wurde<br />

Ein Publikumsmagnet waren die zahlreichen Radrennen um 1900.<br />

Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts musste jeder<br />

Radfahrer eine Radfahrkarte bei sich haben. Sie musste<br />

auf den Namen des Fahrers ausgestellt sein, eigenhändig<br />

unterschrieben und von der Behörde des Wohnorts<br />

ausgestellt sein. Die Gültigkeitsdauer betrug nur ein Jahr. Es<br />

war faktisch ein Führerschein für Fahrräder, der jedes Jahr<br />

neu beantragt werden musste. Der Schein hatte eine laufende<br />

Nummer, auf ihm waren Wohnort und Beruf des Eigentümers<br />

angegeben, sowie Alter, Statur, Haare und besondere Kennzeichen.<br />

Für Personen unter 14 Jahren erfolgte die Ausstellung<br />

auf Antrag des Vaters, Vormundes oder sonstigen „Gewalthabers“<br />

wie es damals im Beamtendeutsch hieß.<br />

Diese Vorschriften, galten nicht für Militärpersonen in<br />

Uniform, Reichs-, Staats- und Gemeindebeamte in Amtskleidung,<br />

sofern diese das Fahrrad zu dienstlichen Zecken<br />

benutzten. Man lächelt heute über China, in dem die vielen<br />

Fahrräder steuerpflichtig sind. Die Ausstellung der Radfahrkarte<br />

war in Preußen seinerzeit aber auch gebührenpflichtig.<br />

Somit gab es auch bei uns vor gut einhundert Jahren eine jährliche,<br />

indirekte Fahrradsteuer.<br />

Der Verkehr mit Fahrrädern auf öffentlichen Wegen, Straßen<br />

und Plätzen war in der Polizeiverordnung geregelt. Jedes<br />

Fahrrad musste danach mit einer „sicher wirkenden Hemmvorrichtung“<br />

und einer „helltönenden Glocke“ versehen sein.<br />

Während der Dunkelheit sowie bei starkem Nebel war das<br />

Fahrrad mit einer hellbrennenden Laterne zu versehen. Ihr<br />

Licht musste nach vorne fallen und ihre Gläser durften nicht<br />

farbig sein.<br />

Ein besonderes Gaudi aus heutiger Sicht war der Aufstieg<br />

auf solch einen Drahtesel, den man bei den älteren Herren<br />

noch bis Ende des vorvorigen Jahrhunderts bewundern konn-<br />

2 Fotos: Wikipmedia Commons<br />

1910 wurden Familien umworben.<br />

te. Da es damals noch keinen Freilauf gab, war das Hinterrad<br />

mit langen Hutmuttern befestigt, die zur Anfahrt benötigt<br />

wurden. Auf die somit verlängerte rechte Hinterachse wurde<br />

der linke Fuß gestellt und mit dem rechten Bein tüchtig angetreten.<br />

War der Herr ausreichend schnell (Frauen sah man<br />

so gut wie nie auf solchen Ungetümen), streckte er das linke<br />

Kniegelenk, setzte sich auf den Sattel und trat in das Pedal.<br />

Die elektrische Beleuchtung, durch den von einem Laufrad<br />

angetriebenen Dynamo, kam erst um 1920 zum Einsatz.<br />

Das Fahrrad war nun schon ein begehrtes Fortbewegungsmittel.<br />

Die Vorwärtsbewegung in der Ebene erforderte geringere<br />

Muskelkraft als das Gehen und die Geschwindigkeit<br />

war gut dreimal so hoch. Die Ausnutzung von Gefällen kam<br />

bereits um 1904 richtig zum Tragen. Zu dieser Zeit erfand<br />

Ernst Sachs die Freilaufnabe und entwickelte später hierzu<br />

die Rücktrittbremse.<br />

In den Verordnungen damals hieß es weiter, „… der Radfahrer<br />

hat entgegenkommende, zu überholende, in der Fahrtrichtung<br />

stehende oder in Fahrtrichtung kreuzende Menschen,<br />

insbesondere auch die Führer von Vieh usw. durch ein deutlich<br />

hörbares Glockenzeichen rechtzeitig auf das Nahen des<br />

Fahrrades aufmerksam zu machen“. Mit dem Glockenzeichen<br />

war sofort aufzuhören, wenn Pferde oder andere Tiere<br />

dadurch unruhig bzw. scheu zu werden drohten. Hatte der<br />

Vorbeifahrende Menschen oder Tiere in Gefahr gebracht,<br />

war langsam zu fahren oder wenn erforderlich sofort abzusteigen.<br />

Völlig freien Raum hatte der Radfahrer zu geben bei<br />

geschlossen marschierenden Truppenabteilungen, den Fuhrwerken<br />

der kaiserlichen Post, königlichen und prinzlichen<br />

Equipagen (Kutschen) sowie den Fuhrwerken zur Reinigung<br />

öffentlicher Straßen.<br />

Das Vorbeifahren an Fuhrwerken, Kraftfahrzeugen, Reitern,<br />

Fußgängern, Viehtransporten oder dergleichen hatte auf<br />

der linken Seite zu erfolgen. Die Fahrgeschwindigkeit war jederzeit<br />

so einzurichten, dass Unfälle und Verkehrsstörungen<br />

vermieden wurden. Innerhalb geschlossener Ortsteile durfte<br />

nur mit mäßiger Geschwindigkeit gefahren werden. Das Einbiegen<br />

in eine andere Straße hatte nach rechts in kurzer Wendung,<br />

nach links im weiten Bogen zu geschehen. Das Wettfahren<br />

und die Veranstaltung von Wettfahrten auf öffentlichen<br />

Wegen und Plätzen waren verboten. Ausnahmen bedürften<br />

der Genehmigung der zuständigen Polizeibehörde.<br />

Das zu überholende Fuhrwerk hatte auf das Glockenzeichen<br />

so viel Platz freizulassen, dass der Radfahrer auf der<br />

Fahrstraße ohne Gefahr vorbeifahren konnte. Verboten war<br />

das Überholen an Ecken und Kreuzungspunkten, auf schmalen<br />

Brücken, in Toren und überall da, wo die Fahrbahn durch<br />

Fuhrwerke verengt war. In all diesen Fällen, sowie bei jedem<br />

Bergabfahren, war es verboten, beide Hände gleichzeitig von<br />

der Lenkstange oder die Füße von den Pedalen zu nehmen.<br />

Die Anzahl der Autos war zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

so gering, dass sie in der Polizeiverordnung für den Verkehr<br />

kaum erwähnt wurde.<br />

Auf den Halteruf eines Exekutivbeamten war jeder Radfahrer<br />

verpflichtet, sofort anzuhalten und abzusteigen. Zur<br />

Kenntlichmachung eines Polizeibeamten war das Tragen einer<br />

Dienstmütze ausreichend. Übertretungen dieser Verordnung<br />

und die darin enthaltenen<br />

Anordnungen der Wegepolizeibehörden<br />

wurden mit Geldstrafen<br />

bis zu 60 Mark, im Unvermögensfalle<br />

mit entsprechender<br />

Haft bestraft, soweit nicht nach<br />

dem allgemeinen Strafgesetzbuch<br />

eine härtere Strafe eintrat.<br />

Die jährliche Beantragung<br />

einer Radfahrkarte begann in<br />

Hilchenbach im Jahr 1901. Allein<br />

in der alten Stadt wurden in<br />

dem Jahr 154 Karten ausgestellt.<br />

In den Folgejahren sank die Antragstellung rapide, 1908 wurden<br />

nur noch 36 Fahrkarten ausgegeben. Am ersten August<br />

1908 traten durch eine Verfügung des Innenministers neue<br />

Vorschriften für den Radfahrverkehr in Kraft. Nach Beschluss<br />

des Bundesrates, galt für das gesamte Gebiet des deutschen<br />

Reiches eine einheitliche Regel. Die Radfahrkarten wurden<br />

ab diesem Zeitpunkt von der Polizeibehörde ausgestellt und<br />

eine beschränkte Gültigkeit, wie vorher üblich, gab es fortan<br />

nicht mehr. In der Verfügung hieß es: ,,Von der Festsetzung<br />

einheitlicher Gebühren für die Ausstellung der Radfahrkarten<br />

sehen wir ab. Nur die Selbstkosten sind abzudecken, der Betrag<br />

darf über 50 Pfennig nicht hinausgehen.“<br />

<br />

Heinz Bensberg<br />

24 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 25


Mundart<br />

Uss Koo voa Wärjendoaf<br />

Stange aus m Haa hoaln<br />

Ech will au n Geschichte verzäaln voa ner Koo, die<br />

mier moa hattn. Ech hoa där Anekdode ierscht amoa<br />

n Arbeitstitel gegäa „Uss Koo voa Wärjendoaf“ .<br />

Wie die da richtich haißt, wärt mr da oam Enn sieh.<br />

Et öss joa gewöss allgemein bekannt, datt ie Borbich<br />

wie emm ganze Siejerland bis ie de foffzijer un sechzijer<br />

Joarn bött Kee gefoahrn wuur. Gäul hatte nur noch det Säjewerk<br />

für sei Holzfuhrwerke, un Annelses Ferdnand näaber<br />

us, dää hatte seine Hans. Spärer kritten du Wachners<br />

Wilhelm un dr Metzbauer n Holder Einachser. Roths Willi<br />

hatte noch n Bulldog fier sei Müllabfuhr. Abber sosst- wie<br />

gesaat. Jedenfalls - mier fuhrn och bött Kee.<br />

Et woar moa n Zait, du bruchten mier n neie Koo. Wärömm,<br />

waiß ech net. Die Aale saaten mier joa suewat net,<br />

weil ech dumoals noch a klaaner Klepper woar.<br />

Dr „Robbert – Patte“, wat mai Oppa woar, muuch noa<br />

Wärjendoorf un kaufte doa n Koo. Ob hä nu kaa Ahnung<br />

voa Kee hatte orr ob se n sost bai de Bock getoa hattn,<br />

kaa ech heit och nimmier saa, jedenfalls die Koo woar ehr<br />

Göld net wärt. Se goav net vill Melch un zm Zieh hatte se<br />

och net vill Lost.<br />

Irjendwann, et woar gewöss, wie etz, groad Frehjoahr,<br />

doa wulle mai Vadder, dr Schmidt-Kochs Walter, un<br />

dt „Wichel“ ( Dante Hedwich ), sai Schwester, ie de Haa<br />

foahrn un wulle doa Stange hoaln. Nu ja, se spannten oa,<br />

die Koo voa Wärjendoaf woar och drbai. Dr Walter ging<br />

noa vorn bött dr Gaissel. Dä laarte de Kee. Dt Wichel ging<br />

noa hönne oa de Brems, un ab ging et. Ech glaabe dä Haa<br />

woar im Lange Wald.<br />

Wie se im Haa woarn, Du lure se de Stange off, un hüh<br />

! sull et wörrer noa Hoam goa.<br />

Jo, abber noa a poar Metern du blieb die Koo voa Wärjendoaf<br />

stoah un muuch kenn Schritt mier. Ja - watt da etz?<br />

Nu hatte dr Walter n schwär schlaue Kopp. Hä kunn<br />

räachn wie dr Beste, hä hatte moa<br />

a Konversationslexikon auswendig<br />

geliert, un alles, wat bött dm Bleistift<br />

ze maache woar, dat kunn dä.<br />

Warre net sue goad kunn, dat<br />

woarn sue technische Saache. Wenn<br />

bei us dehaam moa n Naal strack ie<br />

de Wand gehaue musste werrn, dat<br />

musste da mai Mutter maache.<br />

Jedenfalls - dr Walter bött seinem<br />

schlaue Kopp saate gää et Wichel<br />

: „Waißt de, wat mier maache<br />

?“ Dat wusste et Wichel nu groad<br />

net. „Mier loare a poar Stange ab,<br />

Bild: Archiv Michael Diehl da öss dää Waa wat lichter un die<br />

Kee kunn däan besser zieh.“<br />

Gesaat, getoa, se luure a poar<br />

Stange ab un ab ging et, heimwärts.<br />

Ja, abber noah a poar Metern blieb die Kooh voa Werjendorf<br />

wörrer stoah un wull nimmiehr weirergoah.<br />

Etz hatte se joa schue däan Superplan voam Walter : Se<br />

luure noch a poar Stange ab, da woar joa dää Waa wörrer<br />

wat lichter un die Keeh kunne däan besser zieh.<br />

Dr Walter ging wörrer noah vorn bött sainer Gaißel un<br />

dt Wichel noah hönne oa de Brems.<br />

Ja, abber wie mr sich vielleicht schue denke kaa : Noah<br />

a poar Metern blieb die Kooh voa Werjendorf schue wörrer<br />

stoah, un kai hüh! un kai haare bai! un kaa Gaißel kunn se<br />

beweje, noch enn Schritt ze goah.<br />

Se luure also noch a poar Stange ab. Sue ging dat Spill<br />

wairer. Wie se aus m Wald koame, luure se de letzte Stange<br />

ab un fuhrn bömm leerije Waa noah Haam.<br />

Nu woar det Wichel joa wat aijen. Dat hat sich geschaamt,<br />

geschaamt, dat sai nu bömm leerije Waa aus m<br />

Haa koame un hattn kaa a Stang drbai.<br />

Nu muss mr doazoo wösse, dat zoo där Zait de landwirtschaftliche<br />

Arbet schwär wichtich woar. Wemm mr ze<br />

där Zait werketaachs im Sunnichs durch dt Doorf ging, da<br />

woar mr a Daachedieb.<br />

Uss Kee hattn nie Noame, „Lila Lisa“ orr suewat goabet<br />

net. Och die Kooh, die mier moa off m Fooß stunn, wie<br />

ech groad sue gruaß woar wie n Koo, hatte kenn Noame.<br />

Abber die Kooh he, die hieß saitdäam bai uss ie dr Familie<br />

„Dt Werjendoorfer Schinnoas“. Etz waiß mr, wie die<br />

Anekdode richtich haißt : „Dt Werjendoorfer Schinnoas“.<br />

Wat mier bött där Kooh amoa gemaacht hoa, waiß ech<br />

net, ob mr se behaale hoa, ob mr se gäaße hoa, orr ob mr<br />

se iemes annerschtes unnergejubelt hoa, waiß ech hait<br />

nimmiehr. Die Aale saaten mier joa suewat net, weil ech<br />

dumoals noch sue klaaner Klepper woar.<br />

Ulrich Schöllchen, Burbach<br />

Mundart<br />

Fewerwar<br />

von Bruno Steuber Littfeld<br />

och es dr Kingelsbrich schneewiß,<br />

nachts esset köhl on fresch,<br />

de Schneeglöggcher si alt am blöh’<br />

om Wejjer knaggt dt Is.<br />

De Hogge hale Wenderschloaf,<br />

nur einer rührt sech alt,<br />

Frosch Hugo wor als erschder wach,<br />

on höbbde dörch dn Wald.<br />

Dä wor alt ömmer wahne gegg,<br />

doch hiddat glaubt är net:<br />

hä wor bim Wenderschlußverkauf,<br />

on broachde och wat bet:<br />

E Haarwuchsmeddel wor doabi,<br />

en Börschde on en Kamm,<br />

denn schdaune soll de Damenwelt,<br />

Sonndaachs om Wejjerdamm.<br />

Hä heelt dat net för’n Schnapsidee,<br />

doa goawet nix ze lache,<br />

on hofft ob dechde blonde Hoor,<br />

mr moß doch Edrugg mache.<br />

En junge Fröschin liebde hä,<br />

de Konkurrenz wor grourß,<br />

om Heinrichssäje gwaagde se,<br />

mänche sogar om Stourß.<br />

Christlich gedaalt<br />

Wie mei Schwesder Irmtraud (, die 5 Joahr jinger es<br />

als ech) bet finf Joahr en Blinddarmentzündung<br />

kridde, koom et bei us ie Borbich ie de Landhausklinik,<br />

u et oberiert wuer. Dr Dokder Panthel, däem datt<br />

Krankehaus gehierte, woar dofier bekannt, datt sei Paziente<br />

emmer schwäer lang do bliewe. Sue och us Irmtraud: Watt<br />

wuer wirrer e Gedäh em et gemaacht: „Datt oarme Kend<br />

– muss doch wahrhafdich iwwer Uesdern im Krankehaus<br />

bleiwe, watt es datt doch fier e Uglecksworm!“ Jo, dä „Uglecksworm“<br />

hadde emmer watt annerschdes: Da hadde et<br />

Mandelentzündung bet Feewer, da Zijjepieder e annermol<br />

Masern, un emmer datt selwe Gedäh! „Nä, datt oarme Kend<br />

, mr musse offbasse, datt et jo genooch esst un trinkt....“,<br />

dobei woar et dickefett!<br />

De Mamma broachde äehm jeden Morje de Bulla bet<br />

Haferflockesobbe iet Krankehaus – bet finf Joahr, datt es<br />

doch net zo fasse! Ech wuer net krank - ech kunn nur emmer<br />

arwe! Jeden Daach datt Holzkestche voll Holz maache , wu<br />

ech doch sue en Angst off däem dunkle Ollern hadde, wu us<br />

Holz woar, weil us Waltraud (mei jingste Dande) mich mol<br />

sue erschreckt hadde, wie et berm Kloosgesichte henner<br />

däem Schornste vier mich schprung. Ech wuer nur emmer<br />

ausgedotzt! Nur mol e Beischbill: Wenn mei jingsde Kusine<br />

aus däem Saargebiet no dr Omma off Besuch koom, goob<br />

de Omma mir Geld un saade:“Sigrid lauf mol no Sahm`s<br />

un hoal fier datt Annette e Deilche“ Es datt ze glaawe? Ech<br />

guckde wie emmer ie de Röhre!<br />

So, zerecke zo meiner verwäehnde Schwesder: Mir<br />

woahnden ie dr Schnorrboartsecke, un do hiel mr zesoame.<br />

Wenn iemes krank woar, orer goar im Krankehaus looch,<br />

hä börschdede on schdriejelde,<br />

et schbroß jedoch ken Flaum,<br />

hä höbbde nochemoal et Jeschäft,<br />

’n Toupet wor etz sin Traum.<br />

Die angern Frösche lachde nur,<br />

os Hugo wur bal gegg,<br />

die helen’t bet dr Tradizioa,<br />

naggich es in on blegg.<br />

Se gwaagde: Hugo waarde noch,<br />

bes darret wärmer wüerd,<br />

da krijesde och oahne Hoor<br />

din Fröschin noch verführt.<br />

Foto: Wikipmedia Commons<br />

wur däem voa de Nochbern watt broacht. Un he woar dr<br />

Pazient e Kend un et woar baal Uesdern! All broachden se<br />

däem oarme Kend watt: De Bertha-Gothe, Annelses Dande<br />

Pauline, de Dande Jenni. Aus jedem Haus wuer watt broachd.<br />

Meisdens en Dafel Schokelod , orer Schokelodsuesderhoase.<br />

Datt woar sue vill, datt de Mamma datt meisde bei us im<br />

Haus lies un im Irmtraud sei Noachtskestche raumde.<br />

Ech kontrollierde jeden Daach, watt all dodenn woar:<br />

Sue vill Hoase un sue vill Dafeln Schokelod! Un watt hadde<br />

ech? NIX. Im Moment kunn ech us Irmtraud net mie leire,<br />

weil ech jo wußde, datt et alles fier sich behiel! Ech iwwerläde<br />

daachelang, wie ech och watt voa däem ganze Zeich<br />

kridde. Klaue koom net ie Froche, datt woar en Sünde! Du<br />

fiel mir dr Sankt Martin ie, dä seine Mantel bet däem oarme<br />

Maa gedaalt hadde – datt woar e wahrer, frommer Christ!<br />

Un sue doachde ech: Christe musse bet däen Bedürfdije<br />

daaln! Un schie viersichdich schnie ech jede Schokelod un<br />

jeden Hoas genau ie dr Medde dorch un do aa Hälfde zeregge<br />

iet Noachtskestche un mei Hälfde wuer flott bet Genuß<br />

– un bessje schleechdem Gewesse – ie zwie Daach gäeße.<br />

Awer ihr häddet mol datt Geplarre un Gebröll hiern sunn,<br />

wie us Irmtraud wirrer no Haam koom: „Babba, us Sigrid hat<br />

de Hälfde voa meine Geschenke geklaut!“ Dr Babba:“Gäe<br />

deiner Schwesder die Saache wirrer“ „Gieht net, Babba, ech<br />

hoa alles schue gäeße. Awer ie dr Biwwel schdieht, datt mr<br />

alles bet däen Bedürfdije daaln sall!“ Holf alles nix – ech<br />

kridde en Tracht! Juni 2021<br />

Sigrid Kobsch<br />

Übersetzungen: gedaalt = geteilt, Uesdern = Ostern, Zijjepieder = Ziegenpeter = Mumps,<br />

Bulla = Nuckelflasche,Kloosgesichde = Nikolausmaske, Schornsde = Schornstein, verwäehnde<br />

= verwöhnte, Zeich = Zeug, Biwwel = Bibel<br />

26 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 27


Em Janewar woar ech nochemoal em Hesse bi nem<br />

Freund ze Besooch, on wie dat e osem Ahler so giert, et<br />

lees sech net vermeire, dat mr werrer moal ob dat Thema<br />

Krankheire ze schwätze koame. Hä meinde, en Grond zom<br />

Kla hädde hä ömmer, awer et es leider net ömmer einer doa, dä<br />

einem och doabi zohört, on da notzt dat ganze lamendiern jo<br />

och nix. Dä eine häd kä Zitt zom Zohörn, dä anger säd:<br />

„Stell dech net so ah, bewäj dech moal e besselche“. En<br />

ganz schlaue gore Freundin säd: „Du moßt emoal gäje dech<br />

goa“. Dat si awer alles nur domme Schwädde va Lüh, dännet<br />

momendan wat besser giert wie osereinem. Dr Dieter verzahlde<br />

mir da bi nem Köbbche Kaffee, darre sech körzlech<br />

bi nem Facharzt amelln woll. Am Telefon kreje da Bescheid,<br />

darre am 8. Abrel, also erschd e sewe Woche ’n Termin krijje<br />

könn. Doa härre sech wahne dröwer objeräjt on jeroofe:<br />

„Mädche, bes doahe sin ech verlechds alt dourt“, on da dr<br />

Hörer objeknallt. Awer doabet woar sin Problem jo och noch<br />

net jelöerst. Sin Frou beheelt de Rouh, reef och nochemaol<br />

ah, on doa so, als wörne se Privatbaziende, wat nadürlech<br />

net stömmde. On plötzlech sädde dat Mädche va dr Rezepzioa<br />

zuckersöß, dat öwermorn ömme zeh noch’n Termin frejj<br />

wör. Doa häd mr doch kä Worde meh, worr. Wo läwe mir<br />

da? Hä häd nadürlech dän Abreltermin net ajenomme, on<br />

schmeert ser dt Krüzze bet Arnikasalw on Redderspetz eh.<br />

Mundart<br />

Bim Dogder<br />

Ka si, et helft e besselche. On wie mr so am Lälln woarne,<br />

goaw hä nochn Erlebnis bim Urologen zom Besde. Et woar<br />

net jerad de modernsde Praxis. Dr Dieter wur objeforert, de<br />

Botze moal rungerzeloaße on sech öwer de Ungersuchungslieje<br />

ze böaje. Dä Dogder koam bet sinnem Stohl hinger dm<br />

Schrifdesch römjefahrn, on machde so die übleche Tastungersöchung.<br />

Wie’e da ferdech woar on zeröggefahrn woll,<br />

ging dat net so god, weil de Rolln va däm Stohl sech em<br />

Dieter sinne Botzedräjern verfonke hadde. Beire kreje roure<br />

Köbbe, on schweißnasse Häng bi däm Versuch, dat ganze<br />

ze entwirren. Se koame net vananger, on dn Stohl ahierwe<br />

ging och net. Irjendwann herrschde awer werrer Ordnung, dr<br />

Dogder soaß werrer hinger sinnem Schrifdesch, on dr Dieter<br />

häd va Arztbesuche erschdemoal de Nas voll.<br />

Ech hadde da och noch’n kleine Jeschechde va wäje Privatbaziend<br />

ze verzahln. Dän Rest Kaffee us dm Köbbche<br />

dronk ech us on sädde: „Ech kenn da och’n vörnähme Frou,<br />

die woar och privatversechert, on krej jerekt am nächsde<br />

Daach’n Termin. Se wur ungersöcht, on dr Dogder digdierde<br />

dr Sekretärin e paar lange ladinsche Wörder för de Kardei.<br />

Die Frou froawde bet zerrernder Stömm: „Herr Dogder,<br />

es et da en sälene Krankheit a der ech liere“?<br />

Doa säd dr Dogder drüjj: „Lewe Frou, dat ka mr so net sä.<br />

Os Kerfich lejjt voll drva.“ Bruno Steuber, Littfeld<br />

Cavalleria Rusticana<br />

Schwiegermütter und Schwiegertöchter in spé<br />

Als ich nach etwa sechs Jahren aus der großen weiten<br />

Welt ins Siegerland zurückkehrte, fühlte ich mich so,<br />

als hätte ich bereits so viel erlebt, dass ich 100 Jahre<br />

Leben damit füllen könne. Ich fühlte mich außerirdisch,<br />

wenn es darum ging, mit meiner Umwelt zu kommunizieren.<br />

Ich war Mitte Zwanzig. In diesem Zeitraum schaut man sich<br />

noch nach Liebesmenschen und Abenteuern um. Oft verstand<br />

ich aber die Reaktionen der Männer nicht.<br />

Nr. 1<br />

Schon mein erster „Lieblingsmensch“ – den hatte ich<br />

direkt nach meiner Rückkehr ins Siegerland kennengelernt<br />

– nannte mich immer „Mona Lisa“.<br />

Er hielt mich offensichtlich für unergründlich.<br />

Nr. 2<br />

Ich treffe einen flüchtigen Bekannten von früher. Wir<br />

gehen einen Kaffee trinken, danach etwas bummeln. Wir<br />

kommen an seinem Elternhaus vorbei. Dort steht die Mutter<br />

am Gartenzaun. Wir grüßen einander. Ich sehe, wie sie<br />

versucht, mich einzuordnen. Später wird sie in meinem Beisein<br />

zu ihrem Sohn sagen: „Dat loa?“. Damit meint sie mich,<br />

spricht aber nicht weiter. Einige Begegnungen später sagt<br />

sie zu ihrem Sohn: „Dat hät emmer Locke!“. Wieder etwas<br />

später dann: „Dat setzt gewess d'r ganse Daach bim Friseur<br />

röm. Jonge, Jonge! Onn du mosst dat da späer emoah alles<br />

bezahln“.<br />

Mir hatte zwar der liebe Gott die Locken mit in die Wiege<br />

gelegt und ich brauchte nie dafür zu zahlen. Aber er war<br />

ein gehorsamer Sohn. Kurz darauf heiratete er ein Mädchen<br />

mit „stracke Hoor“<br />

Nr. 3<br />

Ich arbeite in einem namhaften Industriebetrieb für einen<br />

Abteilungsleiter. Er muss immer wieder Verkäuferschulungen<br />

in ganz Deutschland durchführen. Manchmal war es<br />

notwendig, Unterlagen an seinen Heimatort zu schicken.<br />

Um sich diesen Umweg in sein Büro zu ersparen nahm er<br />

die Bundespost zu Hilfe. Wir arbeiteten gut zusammen. Die<br />

Arbeit machte großen Spaß. Auch deshalb, weil er mir viele<br />

Kompetenzen überließ. Ich war hier nicht nur eine Befehlsempfängerin<br />

wie andere Sekretärinnen in dieser Zeit.<br />

Als Team waren wir sehr erfolgreich. Seine 70jährige<br />

Mutter, mit der er in einer Wohnung zusammen lebte, spürte<br />

das ganz offensichtlich und wurde sehr eifersüchtig. Eines<br />

Tages rief sie mich an und schimpfte gleich los: „Siiiiiiie<br />

senn doch kenn Frau net. Minnem Jong Bömmcher schenge<br />

onn Zeddel enn Stenographie doazoo schriewe!“ Ich hatte<br />

wieder einmal die Post an ihn geschickt. Diesmal aber einen<br />

Gratis-Traubenzucker aus der Apotheke im Erdgeschoß<br />

Gesellschaft<br />

dran geklebt und einen Zettel in Stenographie mit dem<br />

frommen Wunsch „Viel Erfolg“. Er konnte Steno lesen.<br />

Wegen der Eifersucht der „Mama“ war diese Episode<br />

auch bald beendet.<br />

Nr. 4<br />

Über meine Freundin hatte ich einen jungen Mann<br />

kennengelernt, der gerade seine Ingenieurprüfung abgelegt<br />

und sich bereits für seine erste Arbeitsstelle beworben hatte.<br />

Er war stolzer Besitzer eines Goggomobil. Damit fuhren<br />

wir an Wochenenden manchmal „ins Grüne“ oder auch „ins<br />

Blaue“. Es kam die Zeit, dass er mich seinen Eltern vorstellen<br />

wollte. Als der Termin feststand, sorgte ich für einen<br />

entsprechenden Blumenstrauß. Meine Mutter hatte mir eingeschärft,<br />

mich zum Abtrocknen anzubieten. So vorbereitet<br />

kam ich dort an. Die Mutter hatte „bunte Schnittchen“ gemacht,<br />

dekoriert mit hartgekochten geviertelten Eiern, Tomaten<br />

und Petersilie. Dazu gab es einen Grog. Kaum hatten<br />

wir uns hingesetzt und ich hatte an meinem Grog genippt,<br />

schoss sie den ersten Giftpfeil ab: „Na, das Trinken sind<br />

Sie ja dann wohl gewöhnt!“. Danach kam eine Gemeinheit<br />

nach der anderen. Ihr Sohn hatte ihr wohl erzählt, dass ich<br />

aus dem Hotelfach komme, was sie wohl als „Bordellfach“<br />

empfand. Ohne zu zögern unterstellte sie mir, dass ich mit<br />

blankem Hinterteil an Stangen herumtanze und Männer<br />

zum Trinken animiere. Und als ich mich nach Tisch zum<br />

Abtrocknen anbot, zischte sie mich an: „Lassen Sie das, Sie<br />

zerbrechen nur mein Geschirr“.<br />

Ich war sprachlos.<br />

In England wäre derartiges nie passiert. Ich sehnte mich<br />

wieder einmal zurück nach England, zurück in mein gemütliches<br />

Zimmer in der Kendalstreet, zurück nach meinem<br />

dortigen Freundeskreis.<br />

Meine weiteren Reisen führten mich in so manchen „Hafen“,<br />

den der Ehe aber konnte ich vermeiden.<br />

<br />

Erna Homolla<br />

Mit dem Goggomobil „ins Grüne“<br />

Foto: Wikipmedia Commons<br />

28 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 29


Aus der Region<br />

Aus der Region<br />

Der Kreuzberg in Netphen<br />

Geschichte und Geschichten<br />

Vorderansicht der Kreuzkapelle<br />

Vor mehr als 150 Jahren wurde auf dem Kreuzberg an<br />

markanter Stelle eine Kapelle errichtet. Ein unbewachsenes<br />

Plateau ermöglichte aus der Ferne von<br />

allen Seiten einen freien Blick auf die kleine Kirche. Hoch<br />

gewachsene Bäume machen dies derzeit unmöglich.<br />

Auf dem auslaufenden Bergrücken zwischen den Tälern<br />

der „Netphe“ und der „Obernau“ fand in den Jahren<br />

1868/69 ihre Erbauung statt. Nach vorangegangenen Überlegungen<br />

wurde in der Sitzung des kath. Kirchenvorstandes<br />

vom 25.03.1866 die Bildung eines Ausschusses beschlossen,<br />

der sich mit Anlegung eines Kreuzweges und<br />

dem Bau eines kleinen Gotteshauses beschäftigen sollte.<br />

Die Grundsteinlegung der Kapelle erfolgte am 29.06.1868.<br />

Ein Jahr später, am 24. August 1869, fand deren Weihe<br />

durch Bischof Konrad von Paderborn statt 1) .<br />

Rückansicht der Kreuzkapelle<br />

Zu diesem Zeitpunkt war der zur Kapelle führende<br />

Kreuzweg, zunächst versehen mit 12 Stationen, bereits seit<br />

einem Jahr angelegt. Er beginnt etwa 50 Meter oberhalb<br />

der Kreuzbergstraße und endet kurz vor der Kapelle. Seine<br />

Segnung erfolgte am 7. April 1867. In den Jahren 1970/72<br />

wurde ein weiterer Kreuzweg angelegt, der zwischen der<br />

III. und IV. Station des alten Kreuzweges beginnt und von<br />

dort, dem Obernau-Tal zugewandt, in Windungen bergaufwärts<br />

zur Kapelle führt. Auch er ist mit 12 Gebetsstationen<br />

ausgestattet.<br />

Nur ein Jahr nach der Weihe, am 29. Juni 1870, wurde eine,<br />

von Papst Pius IX gespendete Partikel vom Kreuz Christi, in<br />

feierlicher Prozession zur Kapelle getragen. Aufbewahrt wird<br />

dies besondere Geschenk von der kath. Kirchengemeinde an<br />

einen gesicherten Ort außerhalb der kleinen Kirche.<br />

Sagen und Überlieferungen<br />

beschäftigen sich in vielfältiger<br />

Weise mit dem Kreuzberg. In<br />

den „Siegerländer Sagen“ aufgezeichnet<br />

in den Jahren 1912 und<br />

1967, wird von einer stolzen Burg<br />

berichtet, die auf dem Kreuzberg<br />

gestanden haben soll. Einem der<br />

Burgherren, Ritter Frauenlob,<br />

wird darin besondere Aufmerksamkeit<br />

zuteil 2) .<br />

Bei den Bauarbeiten zur<br />

Kreuzbergkapelle wurden keinerlei<br />

Fundamentreste bezüglich<br />

einer ehemaligen Burganlage gefunden.<br />

Dies schließt jedoch nicht<br />

aus, dass es eine derartige Anlage<br />

oberhalb des jetzigen Kapellen<br />

Standortes gegeben haben könnte.<br />

Weitgehende Überlegungen<br />

beschäftigen sich mit der Frage,<br />

ob auf dem Kreuzberg in früheren<br />

Jahrhunderten Todesurteile<br />

vollstreckt worden sind und ob<br />

dort der Platz des Haingerichtes<br />

war, welches nachweislich<br />

bereits im 14-ten Jahrhundert in<br />

Netphen praktizierte. Gerichtsverhandlungen<br />

fanden zunächst<br />

im Freien unter einer großen Eiche<br />

oder alten Linde statt.<br />

Die erste Urkunde, die ein Netphener<br />

Gericht nachweist, trägt<br />

das Datum vom 15.7.1343 und<br />

wird im Landesarchiv Münster<br />

aufbewahrt 3) . In dieser Urkunde<br />

wird ausdrücklich der Schultheiß<br />

Folkyl von Netphen genannt. Sein<br />

Name erscheint auch in weiteren<br />

Dokumenten. Die Netphener Gerichtsbarkeit<br />

wird auch in einer<br />

Urkunde von 29.6.1361 erwähnt,<br />

welche sich ebenfalls in Münster<br />

aufbewahrt wird.<br />

Im Archiv der Ev. ref. Kirchengemeinde<br />

Netphen befinden sich<br />

drei Original-Urkunden, die vom<br />

Netphener Schöffengericht in den<br />

Jahren 1469, 1643 und 1646 ausgefertigt<br />

werden. Der gut erhaltene<br />

Kaufvertrag vom 5.4.1646 ist mit<br />

dem unbeschädigten Gerichtssiegel<br />

versehen, der einen springenden<br />

Eber zeigt. Die Stadt führt<br />

diesen weiterhin in ihrem Wappen.<br />

Pfarrer Werner Wegner (re.) beim Festgottesdienst 2019 Der springende Eber gehört seit 1646 zum Stadtwappen. Bilder des alten Kreuzwegs<br />

Urkundliche Nachweise, dass<br />

auf dem Kreuzberg Todesurteile<br />

verkündet und vollstreckt worden<br />

sind, liegen nicht vor. Verschiedene<br />

historische Nachforschungen<br />

haben ergeben, dass an anderen<br />

Orten des Siegerlandes Todesurteile<br />

vollstreckt wurden, Netphen<br />

wird dabei nicht genannt. Es ist<br />

durchaus möglich, dass dem Netphener<br />

Gericht die Halsgerichtsbarkeit<br />

nicht zuerkannt war und<br />

Todesurteile weder verkündet<br />

noch vollstreckt werden durften.<br />

Die in Netphen geborene und<br />

viele Jahre in Düsseldorf lebende<br />

Schriftstellerin Katharina Diez<br />

hat in einem 45 Seiten umfassenden<br />

Gedicht den Kreuzberg<br />

besonders gewürdigt.<br />

Am 23.8.2019, einen Tag<br />

vor der 150-ten Wiederkehr der<br />

Kapellenweihe, fand an der Kapelle<br />

ein Festgottesdienst statt,<br />

dem großes Interesse entgegen<br />

gebracht wurde. Pfarrer Werner<br />

Wegner predigte über den Bibeltext<br />

aus Matthäus 16, die Verse<br />

13 bis 19, dem Bekenntnis des<br />

Petrus zu Jesus Christus, dem<br />

lebendigen Sohn Gottes. Dessen<br />

Aussagen haben auch nach<br />

2000 Jahren uneingeschränkte<br />

Gültigkeit.<br />

Auswärtige Gäste konnten<br />

nach dem Gottesdienst die Ausstattung<br />

der Kapelle in Augenschein<br />

nehmen und Fragen zu<br />

deren Geschichte stellen. Im<br />

Dachreiter der Kapelle befindet<br />

sich eine Bronze- Glocke, die dort<br />

seit über 150 Jahren ihren Dienst<br />

versieht.<br />

Neben den beiden Martini -<br />

Kirchen gehören die etwa 700<br />

Jahre alte Peterskapelle und die<br />

Kreuzbergkapelle zu prägenden<br />

Ortsbildern von Netphen.<br />

Text und Fotos: Heinz Stötzel<br />

Literatur –und Quellenverzeichnis: 1)Thyssen, Josef,<br />

750 Jahre Kirche in Netphen Seiten 62-64 mit dem Verweis<br />

auf Urkunden im Archiv der kath. Kirchengemeinde.<br />

2) Schrey, Gerhard, “ Siegerländer Sagen“, 1912,<br />

Seite 116. Wurmbach, Adolf, “ Siegerländer Sagen“,<br />

1967, Seite 21. 3) Philippi, Dr. Friedrich, Siegener<br />

Urkundebuch, 1887, Seite 159. Bald, Dr. Ludwig, Das<br />

Fürstentum Nassau- Siegen, 1937, Seite 303.<br />

30 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 31


Eine erlösende Nachricht<br />

Im Oktober 2021 erregt die „BLB-Tourismus GmbH“<br />

Aufsehen mit folgender Mitteilung: „Es gibt endlich<br />

etwas zu feiern! Bad Berleburg ist der erste Premium-<br />

Wanderort in ganz Nordrhein-Westfalen. Damit steigt das<br />

Naturparadies in die Avantgarde des Wandertourismus auf.<br />

Deutschlandweit gibt es nur zwei weitere Destinationen,<br />

die das begehrte Qualitätszertifikat des Deutschen Wanderinstituts<br />

besitzen. Ein touristischer Meilenstein!“<br />

Das Wort „endlich“ in der Nachricht bekundet, dass<br />

man schon sehnsüchtig auf diese Auszeichnung gewartet<br />

hat. Dazu löst die Meldung nicht zuletzt wegen des bei<br />

Vielen unbekannten Begriffs „Premium-Wanderort“ Fragen<br />

aus. An späterer Stelle dieses Aufsatzes steht hierzu<br />

näheres. Darüber hinaus gilt es den Begriff „Destination“<br />

zu erläutern, der sicherlich ebenfalls nicht jedem geläufig<br />

sein dürfte. Im Tourismus bezeichnet man hiermit den geographischen<br />

Raum, der das Ziel einer Reise darstellt.<br />

Bad Berleburg –<br />

ein Wanderparadies<br />

Immer wieder kommt im „Wanderort“ der schon recht breite Ederfluss ins Blickfeld.<br />

Erkenntnisse eines Wanderreformators<br />

Im „geographischen Raum“ Bad Berleburg steht ganz<br />

am Anfang der Wittgensteiner Schieferpfad. Und seine Erschaffer<br />

– selbstverständlich! Unter der Bezeichnung „Anlegen<br />

eines Lehrpfads“ machen sich im Ortsteil Raumland<br />

um die Jahrtausendwende Schüler der Ludwig-zu-Sayn-<br />

Wittgenstein-Schule und ihr Lehrer daran, den Pfad herzustellen.<br />

Zwischendurch bemerkt: Bis heute bringt sich diese<br />

Schule mit vielfältigen Projekten an den Wanderwegen ein.<br />

Der „geistige Vater“ bei dem außergewöhnlichen Vorhaben<br />

ist der Wanderreformator Dr. Rainer Brämer aus Lohra<br />

bei Marburg. Dieser betätigt sich in den 80er und 90er Jahren<br />

als Wanderführer bei der Volkshochschule. Und er wundert<br />

sich, dass es immer weniger Teilnehmer bei seinen 30 oder 40<br />

Kilometer langen Touren gibt. Als Wissenschaftler beschließt<br />

er, der Sache auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis seiner<br />

Untersuchung veröffentlicht der Natursoziologe im Jahr 1998.<br />

Seine „Profilstudie Wandern“ enthält überraschende Inhalte.<br />

Routen, die über Trampelpfade führen, ziehen viele Wandernde in ihren Bann.<br />

32 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

Foto: Archiv Weber Foto: Archiv Weber<br />

Die befragten Wanderer möchten nicht mehr – wie vielerorts<br />

in den Wandervereinen seit hundert Jahren praktiziert<br />

– ganztägige Wanderungen mitmachen. Stures Kilometerbolzen<br />

auf gut befestigten Wirtschaftswegen ist aus<br />

der Zeit fallend. Maximal fünf oder sechs Stunden werden<br />

von fast allen bevorzugt. Die Befragten suchen durch das<br />

Wandern Entspannung und Erholung. Wenn es dazu noch<br />

auf Trampelpfaden durch einen Wald oder über Wiesen<br />

geht und wenn man unterwegs schöne Ausblicke genießen<br />

kann, dann sind sie dabei.<br />

Dank dieser Erkenntnisse wird es für Rainer Brämer<br />

deutlich, dass Wanderwege den Wünschen der Nutzer<br />

entsprechen müssen. Er wird zum Reformator in puncto<br />

„Wandern“. Mit Thomas Weber hat er einen Gleichgesinnten<br />

kennen gelernt. Der Touristik-Chef im Schmallenberger<br />

Rathaus ist auf der Suche nach Mittel und Wegen, das<br />

Sauerland nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer<br />

für Touristen attraktiv zu machen. Brämer rennt mit seiner<br />

Idee, auf dem Scheitel des Rothaargebirges einen Weitwanderweg<br />

ähnlich dem thüringischen Rennsteig anzulegen,<br />

eine offene Tür ein.<br />

Nach seiner Fertigstellung wird anno 2001 mit dem Rothaarsteig<br />

ein „Neuer Wanderweg“ mit einem hohen Pfadanteil,<br />

vielen Aussichten und einer optimalen Beschilderung<br />

eingeweiht. Bereits während dessen Entstehens bemüht sich<br />

Brämer bei allen am Rothaarsteig liegenden Kommunen,<br />

Mitstreiter zum Anlegen von Rundwanderwegen in der Nähe<br />

dieses Fernwanderwegs zu gewinnen. In Bad Berleburg fallen<br />

Brämers Anregungen auf fruchtbaren Boden. In der schon<br />

genannten Schule lässt sich einer der Pädagogen spontan für<br />

das Projekt begeistern. Und dessen Name ist Rüdiger Grebe.<br />

Der erste Rundwanderweg<br />

Wie der Dotzlarer preis gibt, liegt ihm das Wandern<br />

förmlich im Blut: „Schon von Kindesbeinen an war ich<br />

begeisterter (Querfeldein-) Wanderer und Radfahrer. Anfang<br />

der 90er Jahre fiel mir eine EU-Schrift in die Hand,<br />

die sich mit ,Neuem Wandern‘ in Wales beschäftigte. Die<br />

Rede war von verschlungenen Pfaden und abenteuerlichen<br />

Passagen. Das hat mich seinerzeit förmlich elektrisiert. Als<br />

der Wandersoziologe Rainer Brämer wenige Jahre später<br />

sein Konzept für den Rothaarsteig darlegte, öffnete sich<br />

eine Tür sperrangelweit. Brämer und ich entwickelten mit<br />

dem ‚Wittgensteiner Schieferpfad‘ den ersten Rundweg<br />

für das ‚Neue Wandern‘ in Deutschland. Uns beide einte<br />

eine Vision: Wandern ist ein Zukunftsmarkt.“<br />

Beim Anlegen des Schieferpfads motiviert Grebe neben<br />

den Schülern seiner Klasse Teilnehmer aus den Wahl-<br />

Pflichtfächern. Sie schneiden die Wege frei, holen längst<br />

vergessene Objekte wieder ans Tageslicht, fertigen Begrenzungszäune<br />

und eine Schutzhütte. Dazu legen sie alle<br />

Pfade abseits der Wirtschaftswege neu an.<br />

Als Wegzeichen dient eine stilisierte Fledermaus. Aus<br />

gutem Grund, denn das scheue Säugetier haust in großer<br />

Aus der Region<br />

Wanderreformator Dr. Rainer Brämer.<br />

Anzahl in den alten Stollen des Raumländer Flurstücks<br />

Hörre. Dies ist eines von sage und schreibe vier Naturschutzgebieten,<br />

durch die der knapp 14 Kilometer lange<br />

Rundweg führt. Nicht nur die Einheimischen bezeichnen<br />

wegen des Symbols den Pfad gerne als „Fledermausweg“.<br />

Eine offizielle Einweihung gibt es nach der Fertigstellung<br />

nicht. Stattdessen aber ist das Jahr 2005 als einer der Anfangsschritte<br />

zum „Meilenstein Premium-Wanderort“ zu<br />

nennen, denn seinerzeit wird dem Schieferpfad sein außergewöhnlich<br />

hohes Niveau als erstem „Premium-Wanderweg“<br />

in der gesamten Region bescheinigt.<br />

Als ich im durchblick Nr. 4/2014 über die erste meiner<br />

bisherigen drei Wanderungen auf dem Schieferpfad<br />

berichtet hatte, schrieb mir Dr. Rainer Brämer: „Vielen<br />

Dank für Ihren Beitrag zum Schieferpfad. Er hat mit seiner<br />

informationsreichen, lebendigen Darstellung richtig Appetit<br />

darauf gemacht, den Weg nach Jahren noch einmal zu<br />

begehen. Meine Frau (geboren in Kreuztal) ist ebenfalls<br />

angetan und vielleicht können wir ja auch Herrn Grebe<br />

gewinnen.“ Leider ist es aus diversen Gründen nicht zur<br />

gemeinsamen Wanderung gekommen.<br />

Ein „Siamesischer Zwilling“<br />

Was unter einem Premium-Wanderweg zu verstehen<br />

ist, lässt sich am besten mit der Verleihung einer TÜV-<br />

Plakette vergleichen. Ein Sachkundiger prüft den Weg<br />

und stellt fest, bis zu welchem Grad die 34 (!) für die Auszeichnung<br />

erforderlichen Kriterien erfüllt sind. Es<br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 33<br />

Foto: Archiv Brämer


Aus der Region<br />

Aus der Region<br />

Bad Berleburger Schüler beim Anlegen des Schieferpfads.<br />

würde zu weit führen, diese hier alle aufzuführen. Generell<br />

gilt als Hauptmotto „Natur erleben, Landschaft genießen“.<br />

Ähnlich wie beim TÜV erfolgt die nächste Prüfung für den<br />

Beibehalt des Wandersiegels nach drei Jahren.<br />

Die Auszeichnung „Premiumweg“ verleiht das von Rainer<br />

Brämer und einigen Mitstreitern gegründete Deutsche<br />

Wanderinstitut in Marburg. Und der allererste Weg, der das<br />

Premium-Prädikat erhält, ist – natürlich – der Rothaarsteig.<br />

Inzwischen – Stand Herbst 2021 – sind in Deutschland<br />

alleine 658 Rundwanderwege mit diesem Qualitätssiegel<br />

zertifiziert.<br />

Nach der Eröffnung des Rothaarsteigs häufen sich<br />

die Anfragen beim hiesigen Touristikverband. Wanderer<br />

suchen nach weiteren Wanderwegen in der Region.<br />

Schließlich wird im Kreishaus beschlossen, dass jede der<br />

elf Si-Wi-Kommunen Fördermittel für das Anlegen eines<br />

Wanderwegs beantragen kann. Es verursacht in einigen<br />

Orten Probleme, jemanden zu finden, der das Anlegen eines<br />

Wegs in die Hand nimmt. Nicht so in der Stadt an der<br />

Odeborn. Hier gibt es ja einen Naturliebhaber, der bereits<br />

über die nötige Erfahrung verfügt. Rüdiger Grebe übernimmt<br />

wie selbstverständlich die Aufgabe.<br />

Es entsteht ein 20,8 km langer Pfad rund um die Ederschleifen<br />

zwischen Arfeld und Schwarzenau mit der Bezeichnung<br />

„Via Adrina“ (Ederweg). Er ist als „Siamesischer<br />

Zwillingsweg“ gestaltet. Im Naturschutzgebiet<br />

„Honert“ verbindet ihn und den „Schieferpfad“ nämlich ein<br />

knapp 300 Meter langer gemeinsamer Abschnitt. Die „Verwachsung“<br />

dient dazu, dass man beide Rundwege ohne<br />

Foto: Rüdiger Grebe<br />

Unterbrechung in einem Zug erwandern kann. Dazu gibt<br />

es die Möglichkeit, die Via Adrina auch in zwei „Kurztouren“<br />

– „Arfelder-“ und „Schwarzenauer-Runde“ genannt<br />

– von jeweils etwa 12 Kilometer zu absolvieren. Im Jahr<br />

2009 erhält der Weg nicht nur das Prädikat „Premium-<br />

Wanderweg“, sondern wird dazu noch als drittschönster<br />

Wanderweg Deutschlands ausgezeichnet. In der durchblick-Ausgabe<br />

Nr. 1/2015 steht Näheres zur Via Adrina.<br />

Eine neue Auszeichnung<br />

Es sind einige Jahre vergangen, als vom Wanderinstitut<br />

eine neue Auszeichnung aus der Taufe gehoben wird.<br />

Die im Schwarzwald gelegene Gemeinde Bad Peterstal-<br />

Griesbach darf seit 2017 für sich in Anspruchen nehmen,<br />

der erste „Wanderort“ in Deutschland mit einer entsprechenden<br />

Zertifizierung zu sein. Gleich fünf Premium-<br />

Rundwanderwege verhelfen der Kommune zu dieser Qualitätsgarantie.<br />

Drei Wege hätten hierfür bereits ausgereicht.<br />

Etwa zeitgleich entsteht in der Kurstadt an der Odeborn<br />

die Idee, nach dem Schieferpfad und der Via Adrina in deren<br />

Nähe einen dritten Wanderweg anzulegen. Die Frage,<br />

die in der Nachbarstadt Schmallenberg einst zur Realisierung<br />

des Rothaarsteigs geführt hat, beschäftigt auch die<br />

Touristiker in Bad Berleburg: „Wie schafft man es, eine<br />

durch die schlechte Verkehrsanbindung benachteiligte<br />

Region für Besucher attraktiv zu machen?“ Und die Auszeichnung<br />

„Wanderort“ bietet – nicht zuletzt wegen ihrer<br />

Seltenheit – einen ausschlaggebenden Anreiz für Wanderer,<br />

die einen mehrtägigen Urlaub in einen Gebiet mit ausgezeichneten<br />

Rundwanderwegen planen.<br />

Dass ein Vollblut-Wanderer wie Rüdiger Grebe von all<br />

dem nicht unbeeindruckt bleibt, lässt sich denken. Tatsächlich<br />

beschäftigt ihn das Thema schon länger. Nach dem<br />

Schieferpfad auf der linken Ederseite und der Via Adrina<br />

auf beiden Seiten des jungen Flusses ist der Gedanke naheliegend,<br />

einen vorwiegend auf der rechten Seite verlaufenden<br />

Wanderweg anzulegen.<br />

Das große Ziel wird erreicht<br />

Die Aufgabe des Dotzlarers besteht vor allem darin, detaillierte<br />

Konzepte für die Wege und die Infrastruktur zu<br />

erarbeiten. Für deren Umsetzung ist neben der Stadtverwaltung<br />

die BLB-Tourismus-Gesellschaft verantwortlich. Und<br />

es ist ein wahrer Glücksfall, dass in dieser außergewöhnlich<br />

engagierte und kompetente Personen die „Schalthebel bedienen“.<br />

An der Spitze steht mit dem Geschäftsführer Andreas<br />

Bernshausen ein zielstrebiger und dynamischer „Mann<br />

der Tat“. Er greift die Idee eines „Premium-Wanderorts“<br />

spontan auf und macht sich an die Umsetzung. Dass die<br />

große Aufgabe letztlich gelingt, ist auch ein Verdienst von<br />

Klaus Erber. Er ist beim Wanderinstitut als 1. Vorsitzender<br />

der Nachfolger von Rainer Brämer und half zuverlässig als<br />

ständiger Ansprechpartner. Rüdiger Grebe ist sich sicher:<br />

„Ohne seinen Sachverstand und sein Engagement hätten wir<br />

das Projekt nicht schultern können.“<br />

Und weil auch die Verwaltung mit Bürgermeister Bernd<br />

Fuhrmann an der Spitze vorbildlich „mitzieht“ und vor allem<br />

die zahlreichen amtlichen Aufgaben zeitnah erledigt,<br />

erreicht man das große Ziel. Es entsteht zunächst der Weg<br />

„Via Celtica“ (Zertifizierung 2019) und rasch danach auch<br />

noch „Bei de Hullerkeppe“ (2020). Dass dazu auch noch<br />

mit der „Märchenspur“ der erste Spazier-Wanderweg in<br />

weitem Umkreis zertifiziert wird (2020), setzt als „Sahnehäubchen“<br />

dem Ganzen eine Krone auf. Rüdiger Grebe<br />

resümiert: „Dass alle Routen so gut ‚in Schuss‘ sind, ist<br />

ein Verdienst der Stadt, aber auch der ehrenamtlichen<br />

Wegepaten, die sich permanent um einen optimalen<br />

Zustand der Strecken bemühen.“<br />

Allgemein wird bei der etwa 15 Kilometer langen Via<br />

Celtica der hohe Anteil der Pfade gelobt. Sie sind teilweise<br />

recht anspruchsvoll angelegt. Dazu zählen die beeindruckenden<br />

Felsformationen und die tollen Aussichtspunkte<br />

mit Ausblicken auf Dotzlar und das Edertal zu den Orten,<br />

die das Wandern zu einem Genuss machen. Die „Bezwingung“<br />

der einsam in der Landschaft stehenden Ringwallanlage<br />

– von den Dotzlarern „Keltenburg“ genannt – ist in jeder<br />

Beziehung der unbestrittene Höhepunkt der Wanderung.<br />

Leider sorgt ein Olper Archäologe noch vor der Einweihung<br />

für einen unwillkommenen Dämpfer. Er stellt generell<br />

in Zweifel, dass die Kelten im Wittgensteiner Land<br />

heimisch gewesen sind. Den Wanderweg „Via Celtica“ zu<br />

nennen, sei ein grober Fehler. Die Anfechtung sorgt eine<br />

Zeitlang für gewisse Irritationen. Ob Wittgenstein – wie<br />

die benachbarten Regionen – tatsächlich ein Teil der keltischen<br />

Kultur war oder nur eine Kontaktzone, kann und<br />

soll hier nicht untersucht werden. Rüdiger Grebe jedenfalls<br />

freut sich vor allem darüber, dass der Weg auf Anhieb<br />

den großen Zuspruch der Wandernden findet.<br />

Ein Alleinstellungsmerkmal<br />

Endlich ist sie da, die Wanderort-Urkunde. V.lks.: Rüdiger<br />

Grebe, Andreas Bernshausen und Bernd Fuhrmann.<br />

Probleme mit dem Wegnamen gibt es „Bei de Hullerkeppe“<br />

(Bei den Wacholderköpfen) nicht. Gegen die seit<br />

alters her gepflegte Mundart lässt sich nicht anstinken. Der<br />

rund 19 Kilometer lange Weg führt von Dotzlar aus bis in<br />

die Nähe von Hemschlar. Einen großen Anteil an dessen<br />

Zustandekommen hat der in Bad Berleburg und Umgebung<br />

bekannte Wanderführer Frank Fischer. Im Gedächtnis<br />

bleiben auch hier imposante Felsformationen und urige<br />

Wacholderheiden. Mit der Burgrunde (7,2 km), der Eisensteinrunde<br />

(11,6 km) und der Kellerrunde (6,7 km) lässt<br />

sich der Weg auch in drei Etappen absolvieren.<br />

Weiter oben habe ich von einem „Siamesischen Zwillingsweg“<br />

geschrieben. Weil auch die beiden jüngsten<br />

Wege miteinander und dazu mit den beiden schon länger<br />

vorhandenen verbunden sind, kann man ungezählte Variationen<br />

durchgehend auf Premium-Niveau absolvieren.<br />

Rüdiger Grebe sagt stolz: „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal!“<br />

Er empfiehlt freilich, jeden Weg erst einmal für sich<br />

zu erwandern: „Wegen des jeweiligen Themas.“<br />

Bleibt noch eine kurze Vorstellung des Spazier-Wanderwegs<br />

„Märchenspur“. Laut dem Wanderinstitut sind<br />

Spazierwege kurze Rundwanderwege (zwischen 3 bis 7<br />

km) mit einem besonders hohen Erlebniswert. Diesem Anspruch<br />

wird die knapp sechs Kilometer lange Märchenspur<br />

vollauf gerecht. Die an sechs Stationen erlebbaren Geschichten<br />

der Gebrüder Grimm und vor allem das Schloss<br />

und der Schlosspark stellen alleine für sich schon ein kleines<br />

Wanderparadies – nicht nur für Kinder – dar.<br />

Vegetarisch – Kulinarisch<br />

Um aufzuzeigen, mit welchen „Feinheiten“ sich die Touristiker<br />

befassen müssen, möchte ich abschließend noch einige<br />

interessante Kriterien nennen, die unabdingbar für die<br />

Zertifizierung eines Premium-Wanderorts sind. So muss<br />

monatlich mindestens eine Wanderung zu naturkundlichen<br />

oder kulturhistorischen Themen angeboten werden. Befragungen<br />

der Wandergäste durch das Wanderinstitut müssen<br />

unterstützt werden. Der Wanderort muss über ein flächendeckendes<br />

Angebot von wanderfreundlichen Gastgebern mit<br />

verlässlichen Öffnungszeiten verfügen. Gastronomische<br />

Betriebe müssen Personal beschäftigen, das die Wanderwege<br />

kennt und die Gäste beraten kann. Auf der Speisekarte<br />

müssen mindestens zwei regionaltypische und zwei<br />

vegetarische Gerichte vorhanden sein. Sollten Sie sich<br />

demnächst oder später auf den Weg ins Wanderparadies<br />

machen, dann lassen Sie es sich schmecken – und zwar in<br />

jeder Beziehung.<br />

Ulli Weber<br />

Foto: BLB-Tourismus<br />

34 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 35


Das Portrait<br />

Wolfgang Leipold<br />

Das Portrait<br />

Angelika Kreutter<br />

1945 geboren in Bad Berleburg, aufgewachsen in Kaan-Marienborn,<br />

Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe<br />

in Weidenau, Hauptschullehrer, seit acht Jahren Kulturjournalist;<br />

verheiratet, fünf Kinder, zehn Enkel.<br />

Er ist ein Mann mit vielen Eigenschaften und Facetten:<br />

Familienvater, Opa, Lehrer, Musiker, dem Theater und<br />

der Kunst zugetan. Wolfgang Leipold ist gesellig und<br />

vielseitig engagiert. Im TuS Kaan-Marienborn (seit 2006 im<br />

1.FC Kaan-Marienborn) war er als Schiedsrichter und in verschiedenen<br />

Vorstandsämtern insgesamt 55 Jahre aktiv.<br />

Seine zweite Liebe gilt der Musik und als<br />

Basssänger dem Chorgesang. Das Singen in der<br />

A-cappella-Gruppe „Tonart“, einem kleinen, feinen<br />

Ensemble mit 4 Sängerinnen und 2 Sängern,<br />

machte ihm besonderen Spaß. Bis zur Auflösung<br />

von „Tonart“ im Januar 2015 trat die Gruppe u.a.<br />

etwa 70 mal im Apollo-Theater auf, darunter 40<br />

mal im Martin-Luther-King-Stück „Ich habe einen<br />

Traum“. Weitere Highlights waren zwischen<br />

Weihnachten und Neujahr die stets ausverkauften<br />

Konzerte in der Martinikirche. Zum Ensemble<br />

gehörten auch seine Frau Dorle, die seine Musikleidenschaft<br />

teilt, und Andreas Müller, inzwischen<br />

Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein.<br />

Durch sein Studium war Leipold geprägt<br />

durch die 68er Bewegung und später auch kommunalpolitisch<br />

im Siegener Stadtrat aktiv. Als<br />

Lehrer an der Geschwister-Scholl-Hauptschule<br />

in Geisweid, wo er bis zu seiner Pensionierung<br />

2008 tätig war, hatte Bildung und Erziehung<br />

immer höchste Priorität. Das von ihm mitentwickelte<br />

Projekt „Beruf und Schule“ fand bei Schülern,<br />

bei denen der Abschluss fraglich war, große<br />

Resonanz. Der Unterricht wurde dabei auf drei<br />

Tage und auf die Schwerpunkte Deutsch, Mathematik,<br />

Englisch und Sachkunde konzentriert.<br />

Die restlichen Tage waren für Praktika in Firmen<br />

vorbehalten, damit die Schülerinnen und Schüler<br />

„Berufsluft“ schnuppern konnten.<br />

Im Juli 2013 – da war er 68 Jahre alt – fragte<br />

die Westfalenpost/Westfälische Rundschau an,<br />

ob er nicht Kulturberichte schreiben könnte. Hier<br />

kam ihm sein Wissen als Deutschlehrer und seine<br />

vielfältigen Kontakte in die Welt der Musik,<br />

des Theaters und der Vereine zugute. An seinen<br />

ersten Artikel kann er sich noch genau erinnern:<br />

Einen Auftritt des Bochumer Kabarettisten Frank<br />

Goosen beim Sommerfestival im Spiegelzelt vor<br />

dem Apollo. Seitdem schreibt er monatlich bis<br />

zu 10 Artikel über kulturelle Themen und Veranstaltungen<br />

in der Region. Hinzu kommen Serien,<br />

wie die über Chorleiter im Siegerland („Tonangeber“),<br />

aber auch Themen der Sportwelt, wie<br />

verlassene Fußballplätze und ihre Glanzzeiten,<br />

die Geschichte des Feldhan<strong>db</strong>alls und auch über<br />

hiesige Tennisvereine und ihre Entwicklung.<br />

Die Serien im vergangenen Jahr („Siegen plus eine<br />

Stunde“ und „Aussichtstürme im Siegerland“) waren als<br />

Anregungen für diejenigen Leser gedacht, angesichts<br />

der Pandemie ihre unmittelbare Heimat wieder neu zu<br />

entdecken. •<br />

Rot ist ihre Lieblingsfarbe, der Apfelbaum ihre<br />

Lieblingspflanze. Das passt zu ihrer positiven<br />

Ausstrahlung, die Geli Kreutter umgibt, als<br />

sie uns mit freundlichem Lachen in der Redaktion<br />

besucht. Die selbstbewusste, kommunikative Lady<br />

erzählt von ihrem Leben, vom Suchen und Finden.<br />

Aufgewachsen ist Angelika in einem malerischen<br />

Künstlerhaus mit großem Garten, einem Atelier – der<br />

Vater war der bekannte Bildhauer Wolfgang Kreutter<br />

– mit Mutter und vier Geschwistern. Ihre Lehre<br />

zur Damenschneiderin machte sie in Köln, studierte<br />

Visuelle Kommunikation und arbeitete als Grafikerin<br />

u.a. bei der Frauenzeitschrift „Emma“. Nach zehn<br />

Jahren ging sie als Grafikerin ins Münsterland. Zwei<br />

ihrer Kinder wurden inzwischen geboren. Wieder<br />

nach zehn Jahren ging sie zurück in die alte Heimat<br />

und übernahm ihr Geburtshaus inklusive Künstleratelier<br />

am Dödesberg.<br />

Mit 42 Jahren, als die Kinder schon größer waren,<br />

sortierte sie ihr Berufsleben neu und startete in Siegen<br />

mit dem Studium der Kunsttherapie. Die Initialzündung<br />

zu diesem Entschluss war die Lektüre des Buchs<br />

„Der gemalte Schrei“ von Bettina Egger. Schon ein<br />

paar Wochen vor dem Diplom hatte sie ein Angebot<br />

der Klinik in Fredeburg, als festangestellte Kunsttherapeutin<br />

zu arbeiten. Das wurde ihr Arbeitsplatz für<br />

16 Jahre. Ihr Fachgebiet war Traumatherapie und Blockadelösung<br />

mit Hilfe von Farbe, Pinsel und Papier.<br />

Als Beispiel nennt sie den Fall eines jungen Mannes<br />

Ende 20, der sich 210 kg angefuttert hatte und unglücklich<br />

war. Statt sich gleich operieren zu lassen,<br />

suchte er Hilfe bei der Therapeutin in Fredeburg. In<br />

vielen Sitzungen im Atelierraum der Klinik erarbeiteten<br />

Patient und Angelika Kreutter, die ihn empathisch<br />

begleitete, in sechs Wochen einen Weg aus seiner<br />

Blockade. Spannend ist es, den Fortschritt auf seinen<br />

Bildern zu verfolgen, die mir Angelika Kreutter zeigt:<br />

seine Entwicklung aus der Passivität und Ungewissheit<br />

in eine hellere, aktive Zukunft. Er war Fan der<br />

Piraten-Filmserie rund um Captain Sparrow, gespielt<br />

von Johnny Depp, deshalb die maritimen Motive mit<br />

Meer und Schiff? Das letzte Bild zeigt ein Schiff mit<br />

vollen Segeln, das in See sticht. Der Patient muss nur<br />

noch aufspringen und hoffnungsvoll in eine neue Zukunft<br />

segeln. Der adipöse Mann fand einen Weg, sich<br />

mit eigenem Willen von seiner schweren Last zu befreien.<br />

Danach arbeitete sie noch zwei Jahre an der Rothaarklinik,<br />

bis sie sich, nun im Ruhestand, bis heute mit einer<br />

privaten „Art Praxis“ in Bad Berleburg niederließ. Individuelles<br />

Coaching zur Krisenbewältigung von Ängsten oder<br />

Stress stehen hier im Mittelpunkt. Diverse Therapieweisen<br />

1950 in Bad Berleburg geboren, Ausbildung in Köln zur Damenschneiderin,<br />

später zur Grafik-Designerin, seit 1993 Studium der<br />

Kunsttherapie in Siegen, 16 Jahre in der Klinik Fredeburg tätig,<br />

drei Kinder, drei Enkel.<br />

stehen ihr zur Verfügung. Etwa mit Methoden aus dem NLP<br />

und dem WingWave – Training oder eben Kunsttherapie<br />

(angelika-kreutter@web.de.) Außerdem war sie mit eigenen<br />

Werken an verschiedenen Ausstellungen beteiligt und ist in<br />

vielen Verbänden Mitglied sowohl als Künstlerin als auch als<br />

Therapeutin. <br />

Fotos und Texte: Tessie Reeh<br />

36 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 37


Leserbeitrag<br />

„Mein Mozart“<br />

Meine erste Begegnung mit Wolfgang Amadeus<br />

Mozart fand – wie könnte es anders sein – in<br />

„Eine kleine Nachtmusik“ statt, und zwar auf einer<br />

der ersten Langspielplatten (LP), die wir für die von<br />

meinem Vater 1955 gekaufte neue große Musiktruhe erwarben.<br />

Meiner ersten Jugendliebe schenkte ich, weil sie<br />

eine so liebliche Stimme hatte, 1958 die „Single“ mit der<br />

Motette „Exsultate, jubilate“ (KV 165), in der von mir<br />

heute noch sehr geschätzten Aufnahme mit Maria Stader<br />

und dem RIAS-Symphonie-Orchester unter der Leitung<br />

von Ferenc Fricsay. Die Kenntnis und Wertschätzung weiterer<br />

Mozartscher und anderer klassischer Werke nahm im<br />

Laufe der Jahre naturgemäß zu.<br />

Während meines Studiums war ich unsterblich verliebt<br />

in ein lebensfrohes, wunderhübsches Mädchen. Als ich nach<br />

etwa fünf Jahren von diesem geliebten Wesen völlig unvermittelt<br />

eine Verlobungsanzeige bekam, auf der nicht mein<br />

Name als der Auserwählte stand, stürzte ich in den Abgrund<br />

eines unsagbar schmerzhaften Liebeskummers, der mir über<br />

Wochen und Monate den Glauben an den Sinn des Lebens<br />

zu rauben schien. Meine rasenden und lähmenden Gefühlsnöte<br />

ertrugen zu dieser Zeit keine „Kleine Nachtmusik“<br />

und erst recht kein „Exsultate, jubilate“. Ich sog in meiner<br />

Die Musiktruhe, akustischer Luxus der 50er Jahre<br />

Die Würzburger Residenz.<br />

3 Fotos: Archiv Fries<br />

Verzweiflung (neben den beiden Chopin-Klavierkonzerten<br />

und der „Winterreise“ von Schubert) Trost suchend das Klavierkonzert<br />

d-moll, KV 466, von Mozart in mich auf. Das<br />

unheimlich düster klingende Eröffnungstutti mit seinen eisigen<br />

Synkopen und die sangliche Melodie des einsetzenden<br />

Klaviers gleichsam als kontrastierende ruhige Antwort auf<br />

die unterschwellige Drohung, die von grollenden Tönen des<br />

g-moll-Mittelteils unterbrochene Romance und das furiose<br />

Final-Rondo entsprachen am ehesten meiner Gemütslage.<br />

(Das Mozart-Requiem – ebenfalls in d-moll – mit seinem<br />

dramatischen „dies irae“ kannte ich damals noch nicht.)<br />

Zunächst hörte ich im Südwestfunk eine Aufnahme mit<br />

Walter Gieseking und dem Philharmonia Orchester London<br />

unter Leitung von Hans Rosbaud, bei der mir die impulsiv<br />

drängende Gestaltung des Mittelteils im zweiten Satz besonders<br />

gut gefällt, weshalb ich den Südwestfunk um eine<br />

erneute Sendung als „Hörerwunsch“ bat, die ich auf Tonband<br />

aufzeichnete. Natürlich erwarb ich noch zwei weitere<br />

Interpretationen auf LP, nämlich von der seinerzeitigen Mozart-Interpretin<br />

Clara Haskil (Lamoureux-Orchester, I. Markewitch)<br />

und der vom scharfzüngigen Kritiker Joachim Kaiser<br />

so hochgelobten Monique de la Bruchollerie (Camerata<br />

Academica des Salzburger Mozar teums, B. Paumgartner).<br />

Foto: Wikipmedia Commons<br />

Im Laufe weiterer Jahre – ich durfte eine neue Liebe finden<br />

und heiraten – lernte ich die hohe Spielkunst des „Philosophen<br />

am Klavier“ (Zitat: J. Kaiser) Alfred Brendel (z. B.<br />

vor allem durch seine prämierten Einspielungen der Schubert-Klaviersonaten)<br />

kennen und so sehr schätzen, dass ich<br />

ihn unbedingt im Konzertsaal hören und erleben wollte.<br />

Dieser Traum schien Wirklichkeit werden zu können, als<br />

mich Würzburger Freunde auf das dortige Mozartfest aufmerksam<br />

machten. Als ich im Sommerprogramm 1981 die<br />

Ankündigung las, dass Alfred Brendel mit dem Symphonie-<br />

Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung des<br />

(von mir ebenfalls hoch geschätzten) Rafael Kubelik das<br />

d-moll-Konzert von Mozart an zwei Tagen spielen würde<br />

(von denen allerdings einer für einen „geschlossenen“ Personenkreis,<br />

u.a. Franz-Josef Strauss, reserviert war), habe<br />

ich sofort für mich und meine Frau Karten bestellt. Die<br />

Enttäuschung war groß, als ich eine Absage bekam. Ich gab<br />

nicht auf und richtete an die zuständige Dame – mit dem beziehungsreichen<br />

Namen Musenbychler – einen eindringlichen<br />

Brief, dass das Programm (neben dem Klavierkonzert<br />

die Sinfonien KV 184 und 201) in Verbindung mit diesen<br />

Interpreten „eine traumhafte Wunschkombination“ sei, „die<br />

man in der musikalischen Provinz“ nicht erleben kann, und<br />

dass „noch so brillante Schallplatten nicht die Atmosphäre<br />

eines Konzertes in solch ansprechendem Rahmen ersetzen“<br />

können. Ich setzte dann noch hinzu, dass „meine Frau und<br />

ich in Abendkleid und Smoking auch einen ggf. besonders<br />

festlichen Rahmen mit einem besonderen Personenkreis<br />

nicht sprengen würden“. Das hatte Erfolg, und zwar mit der<br />

Zusendung von zwei Karten für den Kaisersaal der Würzburger<br />

Residenz (Bauzeit 1720 – 1781). Mein Glück war<br />

unbeschreiblich! Der Himmel war voller Geigen und Klavier.<br />

Ich vermag kaum zu sagen, ob das wunderschöne Konzert,<br />

insbesondere natürlich „mein Mozart“ mit „meinem“<br />

Alfred Brendel und Rafael Kubelik, oder das Ambiente des<br />

Kaisersaals (Innenausstattung von Balthasar Neumann) mit<br />

von hunderten echten Kerzen illuminierten Kron leuchtern<br />

Kaisersaal der Würzburger Residenz.<br />

und dem unbeschreiblichen Deckengemälde von Giovanni<br />

Battista Tiepolo sowie den festlich gekleideten Konzertbesuchern<br />

oder die wunderschöne Frau an meiner Seite überwältigender<br />

waren.<br />

Diesem traumhaften Abend wollte ich selbstredend einen<br />

krönenden Abschluss durch ein Festessen im renommierten<br />

Restaurant „Rebstock“ bereiten, nicht ahnend,<br />

dass mir, dem „Hans im Glück“, die Glücksfee noch ein<br />

„Sahnehäubchen“ bereit hielt. Gerade hatten wir aus der<br />

Speisekarte unsere Bestellung aufgegeben, als die Tür<br />

des Lokals aufging und ich meine Frau anstieß mit dem<br />

Ausruf: „Schau mal, wer da kommt!“ Kaum hatte Alfred<br />

Brendel an einem Tisch Platz genommen, als ich mich für<br />

sein begeisterndes Konzert bedankte und ihn bat, auf mein<br />

Konzertprogramm sein Auto gramm zu setzen. Er kam<br />

diesem Wunsch gern nach und fragte mich nach meinem<br />

Wohnort. Siegen kannte er nicht und konnte es erst zuordnen,<br />

als ich ihm erläuterte, dass es etwa im Kreuz zwischen<br />

Köln – Kassel und Frankfurt – Dortmund liegt.<br />

<br />

Hans-Peter Fries<br />

Foto: Wikipmedia Commons<br />

38 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 39


Erinnerungen<br />

Die Zeit mit Molly<br />

von Elisabeth Hanz<br />

Buchbesprechung<br />

Ohne Vollmacht keine Befugnis<br />

Ratgeber hilft, die eigenen Angelegenheiten zu regeln<br />

Leider weiß ich nicht woher sie gekommen, noch wann<br />

sie wieder gegangen ist. Sie stand ganz einfach an einem<br />

Sommerabend in unserer großen Küche. Die Reaktion<br />

meiner Mutter kann ich nicht mehr genau beschreiben,<br />

weiß nur, dass sie sagte: „Aber Joseph, was soll der Unsinn<br />

denn nun wieder?“<br />

Mein Mann hatte sich aus einem Karton alte Photos angesehen.<br />

Er kam zu mir und fragte mich: „Hattet Ihr früher<br />

denn ein Schaf?“ Da sah ich ganz deutlich, wie aus einem<br />

alten Film die Bilder noch einmal an mir vorüberliefen.<br />

Was hatte Vater eigentlich mit dem Schaf vor, sollte es geschlachtet<br />

werden, war es ein Milchschaf oder vielleicht<br />

der Wolle wegen? Er sagte zu uns, wir haben alle keine<br />

warmen, eigentlich überhaupt keine Strümpfe mehr. Außerdem,<br />

was das Schlachten anbetraf, so etwas konnte ich<br />

mir in unserem Hause kaum vorstellen. So sagte mein Vater:<br />

„Maria, du bist so geschickt als Schneiderin, du lernst<br />

das Spinnen und ein Spinnrad ist für dich in Arbeit“. Das<br />

Spinnrad existiert noch heute.<br />

Inzwischen hatten sich Tante Christine und Onkel Hubert,<br />

die bei uns im Hause wohnten, eingefunden. Sie stammten<br />

beide von einem Bauernhof und halfen mit ihrem Rat. Unterkunft<br />

wurde im Keller in einem leer stehenden Raum geschaffen.<br />

Später, als der Krieg zu Ende ging, wurde dieser<br />

Raum genutzt, um Soldaten für eine oder zwei Nächte auf<br />

der Flucht zu helfen. Ob sie mit dem Schaf den Raum teilten,<br />

das entzieht sich heute meinem Erinnerungsvermögen, wie<br />

auch so viele andere Details.<br />

Wie sollte das Schaf ernährt werden? Die kleine Wiese vor<br />

unserem Hause reichte nicht für das Futter. In dem großen Garten<br />

nutzten wir jeden Quadratmeter für Gemüse- und Kartoffelanbau.<br />

Wir brauchten diese Naturalien selbst dringend zum<br />

Lebensunterhalt. „Natürlich Elisabeth, Du hütest das Schaf auf<br />

der Strübecke“. Oh je, ich hatte doch Angst vor den kleinsten<br />

Tierchen! Molly war ein großes stattliches Tier. Sie hatte keine<br />

Angst vor mir und wurde gleich sehr zutraulich. Der nächste<br />

Autorinnenfoto<br />

Tag. Ich nahm mir einen dicken Roman, dachte, jetzt kannst<br />

du lesen ohne immer zu anderen Aufgaben aufgefordert zu<br />

werden. Da ich Angst hatte, ging Nachbarin Regina mit, die<br />

einen besseren Vorschlag wusste. Auf der Strübecke war die<br />

Flak (Flugabwehr) stationiert. Ganz in der Nähe platzierten<br />

wir uns. Wir waren jung und fanden das alles sehr aufregend.<br />

Jeden Morgen kam der Ziegenhirt, um die Ziegen für einen<br />

Tag einzusammeln und zu hüten. Mir kam die Blitzidee<br />

,Molly da auch unterzubringen. Nichts zu machen. Auch der<br />

Ziegenhirt selbst schaffte es nicht. Molly, ansonsten sprichwörtlich<br />

lammfromm, gebärdete sich plötzlich wie eine alte<br />

störrische Eselin. Da dachte ich, mach das Beste daraus. So<br />

konnte ich in aller Ruhe meinem Hobby frönen und lesen<br />

,ohne gestört zu werden. Meine Schulkameradinnen, Freunde<br />

und Nachbarn hatten sich dieses große Plateau erwählt, damit<br />

ich nicht so alleine war. Im November wurde mein kleiner<br />

Bruder geboren. Zuviel wurde es mir dann, wenn ich außer<br />

Molly zu hüten auch noch Babysitterin sein sollte. Oft ist das<br />

gewiss nicht passiert. Und bestimmt nur bis besorgte Nachbarn<br />

beobachteten, wie Kinderwagen oder Molly einfach an<br />

einen Baum oder an der Leine angebunden wurden, wenn sie<br />

uns zu sehr bei dem Spielen störten.<br />

Nun rückte die Schulentlassung näher. Land- oder Pflichtjahr<br />

hieß es nun. Die jungen Mädchen mussten zu Bauern<br />

oder in kinderreiche Familien, wo dringend Hilfe gebraucht<br />

wurde. Väter und Söhne waren ja an der Front.<br />

Meine Mutter kränkelte damals, hatte ein Kleinkind zu versorgen<br />

und meine 6-jährige Schwester Agnes. Mein 17-jähriger<br />

Bruder war mit Kriegsabitur an die Front geschickt. Da<br />

war klar, dass ich in der eigenen Familie bleiben musste. Was<br />

zählte damals eine Ausbildung? Es ging nur um das nackte<br />

Überleben. Molly blieb ich somit weiterhin erhalten. Apropos<br />

Ausbildung. Eine Ursulinen-Schwester gab damals Englisch<br />

und Molly musste sich dann die Vokabeln anhören.<br />

Der Krieg ging zu Ende. Viele Familien hatten Vater, Sohn<br />

oder Bruder verloren. Auch wir hatten lange nichts von meinem<br />

Bruder gehört. An dem Tag, den ich niemals vergesse,<br />

war ich mit Molly auf dem Saal. So hieß das Hochplateau, wo<br />

es einen Fußballplatz gab. Natürlich spielten wir Mädchen<br />

auch Fußball. Rita aus unserer Strasse kommt den Berg hochgehechelt<br />

und ruft: „Euer Willi ist gekommen“. Ich vergesse<br />

Molly und renne den Wald herunter. Rita nimmt sich das Seil<br />

von Molly, aber die gebärdet sich rasend. In hohen Bocksprüngen<br />

eilt das sonst sehr geduldige Schaf hinter mir her. Rita lag<br />

dabei auf dem Boden und war Gott sei Dank unverletzt.<br />

Es war ein unvergessenes Wiedersehen mit Gefühlen, die<br />

man nicht beschreiben kann. Meine Eltern weinten. Molly hatte<br />

instinktiv gespürt, dass etwas besonderes im Gange war.<br />

Erinnerungen an den Tag, als Molly verschwand, habe<br />

ich nicht. Gewiss wollten meine Eltern mir das Schlimmste<br />

ersparen. Erstmals erschienen im durchblick 3-2005<br />

Was passiert eigentlich, wenn<br />

ein Angehöriger nicht mehr<br />

in der Lage ist, Entscheidungen<br />

zu treffen? Wer darf fällige<br />

Rechnungen überweisen, das Paket in<br />

der Postfiliale abholen oder Versicherungsangelegenheiten<br />

regeln?<br />

Die Beispiele zeigen, dass diese<br />

Frage nicht nur im medizinischen Bereich,<br />

sondern auch im Alltag schnell<br />

relevant werden kann. Um festzulegen,<br />

wer rechtliche und finanzielle Angelegenheiten<br />

im Ernstfall übernehmen<br />

soll, ist eine Vorsorgevollmacht empfehlenswert.<br />

Denn automatisch dürfen<br />

Ehepartner, Lebenspartner, Eltern<br />

oder Kinder nicht für Betroffene entscheiden,.<br />

Der Ratgeber der Verbraucherzentrale<br />

„Das Vorsorge-Han<strong>db</strong>uch“ bietet<br />

Unterstützung und hilft dabei, die persönlichen<br />

Wünsche im Vorfeld festzulegen<br />

und somit klare Regelungen für sich<br />

und Angehörige zu treffen.<br />

Der erste Teil des Buchs erläutert,<br />

was welches Dokument genau regelt<br />

und warum man es überhaupt braucht.<br />

Der zweite Teil bietet Musterbeispiele,<br />

rechtssichere Textbausteine und Formulare<br />

zum Ankreuzen und Abheften.<br />

Auch das Wichtigste zum Erbrecht und<br />

wie ein Testament errichtet wird, zeigt<br />

der Ratgeber mitsamt Mustertestamenten.<br />

Die Auswahl an Formulierungsvorschlägen<br />

lässt Spielraum, um individuelle<br />

Wünsche festzuhalten. <strong>db</strong><br />

Nachlass rechtzeitig regeln<br />

Praktische Tipps und Beispiele fürs Testament<br />

Das eigene Testament zu schreiben<br />

– das wartet auf vielen Todo-Listen<br />

noch auf Erledigung.<br />

Nicht einmal jeder fünfte Deutsche hat<br />

eines aufgesetzt. Dabei ist es eigentlich<br />

gar nicht so kompliziert selbst zu<br />

bestimmen, wie das eigene Vermögen<br />

nach dem Tod verteilt werden soll.<br />

Wer ein paar Grundregeln kennt,<br />

kann nicht nur den Nachlass nach eigenem<br />

Willen weitergeben, sondern<br />

auch Auseinandersetzungen unter den<br />

Erben vermeiden. Brauche ich einen<br />

Notar? Wo bewahre ich das Dokument<br />

auf? Welche Angehörigen haben Anspruch<br />

auf den Pflichtteil? Formulierungsbeispiele<br />

helfen, typische Fehler<br />

zu vermeiden und das Dokument korrekt<br />

und rechtssicher zu verfassen.<br />

Die Entscheidung, wem man was<br />

vererben möchte, kann einem niemand<br />

abnehmen. Zudem ist jede Situation<br />

individuell verschieden. Etwa, wenn<br />

Eheleute ein gemeinschaftliches Testament<br />

errichten wollen oder besondere<br />

Lebensumstände berücksichtigt werden<br />

müssen, weil die gesetzlichen Erben<br />

verschuldet sind, pflegebedürftige<br />

Personen oder minderjährige Kinder<br />

versorgt werden müssen. Der Ratgeber<br />

behandelt die wichtigsten Schwerpunktthemen,<br />

bietet Checklisten und Mustertestamente<br />

und erläutert auch was passiert,<br />

wenn kein Testament vorliegt. <strong>db</strong><br />

200 Seiten und kosten 14,90 Euro.<br />

Bestellmöglichkeiten:<br />

Im Buchhandel, Online unter<br />

www.ratgeber-verbraucherzentrale.de<br />

oder telef. unter: 0211 / 38 09-555<br />

224 Seiten und kosten 14,90 Euro.<br />

Bestellmöglichkeiten:<br />

Im Buchhandel, Online unter<br />

www.ratgeber-verbraucherzentrale.de<br />

40 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 41


Buchbesprechung<br />

Buchbesprechung<br />

„Editha“ – Ein Liebesroman – 1867<br />

Neu herausgegeben vom Kulturforum Netphen<br />

Herausgeberin Ingeborg Längsfeld stellt auf Lesungen<br />

die Werke von Katharina Diez vor.<br />

Es liegt ein eigenthümlicher Reiz in dem Gefühl, womit<br />

wir zum ersten Mal in einer fremden Stadt umherwandern,<br />

die für längere Zeit unser Aufenthalt werden soll.-<br />

Die Straßen kommen uns vor wie die schon halb erhellten<br />

Coulissen eines Theaters, in welche wir erwartungsvoll auf<br />

das bald beginnende Spiel hineinblicken ...<br />

Foto: Dr. Gunhild Müller-Zimmermann<br />

So beginnt der erste Band des 600 Seiten umfassenden Romans<br />

von Katharina Diez, der 1867 erschien. Der weitgehend<br />

unveränderte Nachdruck, herausgegeben von Dr. Ingeborg<br />

Längsfeld für das Kulturforum Netphen, behält die damals<br />

übliche Rechtschreibung bei und enthält, neben einer Kurzvita<br />

der Autorin, Erläuterungen von Personen und Begriffen,<br />

die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr oft zu finden sind.<br />

Im Anhang befindet sich eine Betrachtung des Gesamtwerkes,<br />

verfasst von Dr. Ingeborg Längsfeld. Das Titelbild beider<br />

Bände gestaltete Designerin Kathrin Klotzki-Progri.<br />

Katharina Diez wurde 1809 in Netphen am Markt 2 geboren.<br />

Das denkmalgeschützte Geburtshaus ist unverändert<br />

und heute noch bewohnt. Schon als junge Frau verließ Katharina<br />

Diez ihre Heimat, um sich in Düsseldorf und Berlin den<br />

führenden literarischen Strömungen ihrer Zeit anzuschließen.<br />

Als sogenannte“Blaustrümpfe“ gehörten die Diez – Schwestern<br />

der Bewegung zeitkritischer engagierter Schriftstellerinnen<br />

an, welche durch die Autorinnen Fanny Lewald und<br />

Bettina von Arnim repräsentiert werden. Karoline von Günderode<br />

und Anette von Droste Hülshoff, über welche in der<br />

letzten Ausgabe des durchblick berichtet wurde, gehörten zu<br />

den Vorbildern von Katharina Diez und beeinflussten ihre<br />

(post) romantischen Anschauungen, in welchen auch der Liebesroman<br />

„Editha“ wurzelt.<br />

Die erste Schriftstellerin des Siegerlandes zählt zu den stillen,<br />

poetischen Dichterinnen ihrer Zeit. Ihre Werke wurden<br />

als vortrefflich, gedankenreich und zart beschrieben, insgesamt<br />

verfasste sie 38 Bände: Lyrik, Dramen, Jugenderzählungen<br />

und Märchen, einige davon zusammen mit ihrer ebenfalls<br />

schriftstellernden Schwester Elisabeth Grube.<br />

„Editha“ ist ein Liebesroman, vor 150 Jahren geschrieben,<br />

der das dennoch früher wie heute aktuelle Thema Liebe<br />

mit all ihren Irrungen und Wirrungen beschreibt: es geht um<br />

unglückliche Liebe, um glückliche Liebe, um die Ansprüche<br />

der Kunst und den damit verbundenen Verzicht auf das<br />

Leben. So teilt sich das dramatische Geschehen um die talentierte<br />

Pianistin und Sängerin Editha und ihre lebensfrohe<br />

Schwester Hedwiga im ersten Band mit. Denn Edithas Seele<br />

war in eine entstellte Hülle gebannt, und ihr künstlerischer<br />

Idealismus verbietet ihr, um die Gunst des gemeinsamen<br />

Freundes Julius, des neu in die Stadt gezogenen Musikdirektors,<br />

zu wetteifern. Da Editha jedoch mit dem gemeinsamen<br />

Freund regelmäßig musiziert und er von ihrem Talent<br />

fasziniert ist, entstehen seine seelischen Konflikte ebenso<br />

wie die der Titelgebenden Hauptperson Editha, als seine<br />

Liebe zu deren Schwester Hedwiga, das große Thema der<br />

romantischen und postromantischen Literatur des 19. Jahrhunderts,<br />

sich abzuzeichnen beginnt.<br />

Im ersten Band dominiert die Schilderung<br />

des seelischen Konfliktes in Edithas Psyche:<br />

„Ja, ich fühle, es ist jetzt die Zeit des Kampfes, für mich<br />

gekommen, jenes schauerlichen Kampfes ... ich beneide meine<br />

junge Schwester um das Recht der körperlichen Schönheit.<br />

Ich möchte es auch zuweilen anwenden, um es zu verdunkeln<br />

und durch geistige Vorzüge mir verlorene Rechte wieder zu<br />

erringen“... das Geständnis, das sie in all' den öden Tagen und<br />

traurigen Nächten noch immer vor sich selbst zurückgehalten,<br />

sie konnt' es nicht mehr abweisen: sie liebte Julius nicht wie<br />

eine Schwester, sie liebte ihn wie ein junges Mädchen, mit all'<br />

der Eifersucht, all' der Sehnsucht und Zärtlichkeit und all den<br />

Ansprüchen, die eine solche Liebe zu haben pflegt.“ (I, S.220).<br />

Nachdem der erste Band nach den „Kämpfen“ der weiblichen<br />

Psyche um den Musikdirektor Julius zu dessen Abreise<br />

geführt hat, kehrt Julius zu Beginn des zweiten Bandes mit<br />

42 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

guten Vorsätzen in die zu seiner neuen Wirkungsstätte gewordene<br />

Stadt zurück. Er hat in sich den Anspruch seiner „schönen<br />

Seele“ gefestigt, seiner Verantwortung gegenüber Editha,<br />

ihrem geistig-künstlerischen Anspruch gerecht zu werden.<br />

Anflüge eines „Verliebtseins“ in Hedwiga schiebt er als „Verirrungen<br />

ins Unglücklichsein“ jedes Mal weit von sich weg.<br />

Doch wird Julius in dem Zustand der Verdrängung bleiben<br />

und vor 150 Jahren darin sein Glück gefunden haben? Auf<br />

diese Frage eine Antwort zu finden motiviert den Leser zur<br />

Fortsetzung seiner Lektüre: Wird sich die Sehnsucht nach der<br />

glücklichen Liebe, die sich allen damaligen männlich-weiblichen<br />

Rollenfixierungen zum Trotz behauptet, siegen?<br />

„Ob es Verzauberungen giebt? fragte sich Julius, als er,<br />

auf einer einsamen Bergeshöhe stehend, mit sehnsüchtigem<br />

Blick den Rauchwolken eines Dampfwagens unten im Thal<br />

folgte-er zieht nach der Stadt, wo Editha wohnt ...“, so beginnend<br />

scheint das erste Kapitel des zweiten Bandes eine mögliche<br />

Antwort für des Lesers Frage ahnungsvoll anzudeuten!.<br />

Im zweiten Band geschieht zunächst eine<br />

kräftige Drehung der Blickrichtung:<br />

In ihrem Zentrum stehen nun überwiegend die männlichen<br />

Naturen: Musikdirektor Julius, die Hausfreunde, allen voran<br />

der intrigante Ditmar und der alte Musikdirektor Reimar, der<br />

Vater Edithas und Hedwigas, ein Naturwissenschaftler.<br />

Zugleich enthüllt der zweite Band, wie menschliche Natur<br />

durch Kindheit und Jugend geprägt ist: In dem Moment,<br />

in dem Editha nach vielen inneren Kämpfen den Weg einer<br />

neuen Identität beschreitet, sich aus der Dreiecksbeziehung<br />

zurückzieht und offen die Liebesbeziehung von Julius und<br />

Hedwiga unterstützt, wagt der Vater, ihr seine Geschichte der<br />

zerrissenen Ehe mit der Schauspielerin Dolores, Edithas Mutter,<br />

ein bisher streng gehütetes Geheimnis zu erzählen. Damit<br />

bekennt er sich zu einer lebenslangen Schuld, indem Edithas<br />

körperliche Missbildung als Folge seines Zerwürfnisses mit<br />

ihrer Mutter erkennbar wird.<br />

Mit großem erzählerischen Anspruch berührt, ja erschüttert<br />

das Kernstück des zweiten Bandes, die Schilderung des<br />

Vaters von der nie endenden Liebe zu seiner charakterlich gegensätzlichen<br />

Frau. Mit ihrem Vagabundenleben als Schauspielerin<br />

repräsentiert die Mutter Edithas das vom alten Rollenschema<br />

hausfräulicher Tugenden abweichende Frauenbild<br />

und dessen Unversöhnlichkeit mit der Verstandeswelt des<br />

Vaters wie die „Undine“ aus Philipp de la Motte-Fouques<br />

Märchen „Undine“, die ihren Mann und dessen irdisches<br />

Leben verlässt und ins Wasserreich zurückkehrt, als er ihr<br />

Naturell als „Gauklerin“ verrät. Im Märchen ist sie noch einmal<br />

zurückgekommen und es heißt, sie habe ihren Mann „tot<br />

geweint“; ihre leidenschaftliche, aber auch kompromisslose<br />

Gefühlswelt kehrt wieder in Editha, die aufgrund ihres hohen<br />

künstlerischen Anspruches zwar ebenso wie Undine außerhalb<br />

der gewöhnlichen, irdischen Alltagswelt steht, aber<br />

dadurch zugleich die Leiden dieses Lebens als Folgen des<br />

Verrates der Mutter durch den Vater zu ertragen vermag, ohne<br />

ihren edlen Charakter einzubüßen.<br />

<strong>db</strong>


Buchbesprechung<br />

Lob des Geflügels<br />

Lustiges Vogel-ABC von Jörn Heller<br />

Vögel, Insekten<br />

und Säugetiere<br />

Jörn Heller: Der Buchfink ist ein schräger<br />

Typ. ISBN 978-3-86917-915-5,<br />

40 Seiten EUR 9,00<br />

Es ist längst hinreichend bekannt,<br />

dass sich die Artenvielfalt im<br />

Sturzflug befindet. Dank westlicher<br />

Lebensart und ihrer Neigung, den<br />

Konsumentenhals einfach nicht voll zu<br />

kriegen, hat intensive Landwirtschaft<br />

die schonungslose Dezimierung der<br />

Insektenwelt eingeleitet (um nur einen<br />

Sektor des großen Aussterbens zu nennen),<br />

was seit Langem auch die Vögel<br />

zu spüren bekommen.<br />

So kann man es als Hymne auf<br />

die verschwenderische und leider im<br />

Schwinden begriffene Vielfalt der Fauna<br />

verstehen, dass der Verlag am Eschbach<br />

nun Jörn Hellers „Lustiges Vogel-<br />

ABC“ neu herausgegeben hat, das sich<br />

zu Beginn des neuen Jahres unter dem<br />

Titel „Der Buchfink ist ein schräger<br />

Typ“ auf den Flug zum Leser begibt.<br />

Darin flunkert und reimt sich der<br />

Siegener Buchhändler und Autor mit<br />

zwinkerndem Auge durch die Welt der<br />

heimischen Vogelarten und zwar in alphabetischer<br />

Reihenfolge, von A wie<br />

Amsel bis Z wie Zaunkönig. Nicht,<br />

dass es die Tierchen in seinem Büchlein<br />

so nicht gäbe (das militante Jägerhuhn,<br />

das unerträgliche Quietschkehlchen<br />

und der einäugige Xyklopenfalk<br />

ausgenommen), nicht, dass viele der<br />

arttypischen Eigenarten nicht der zoologischen<br />

Wirklichkeit entsprächen.<br />

„Das was ich euch erzählen will,<br />

ist alles ungelogen!<br />

Das meiste stimmt, der Rest jedoch,<br />

der ist mir zugeflogen.“<br />

Zwar stammen die Illustrationen des<br />

farbigen Geschenkbändchens aus solch<br />

renommierten Werken wie „Brehms<br />

Tierleben“ oder John Goulds „Birds of<br />

Great Britain“, was jedoch nicht heißt,<br />

dass auch die dazugehörigen 25 Gedichte<br />

wissenschaftlicher Akribie und biologischer<br />

Ernsthaftigkeit entsprungen wären,<br />

worauf bereits der Prolog hinweist:<br />

„Ein kleines bisschen Fantasie<br />

müsst ihr mir schon erlauben,<br />

und wie im Leben überhaupt<br />

dürft ihr nicht alles glauben!“<br />

Es ist nicht verwunderlich, dass viele<br />

der im Buch beschriebenen Tiermarotten<br />

und gefiederten Verhaltensauffälligkeiten<br />

denen der Menschen verblüffend<br />

gleichen. Ähnlichkeiten mit lebenden<br />

Personen sind zwar auch in Parabeln<br />

rein zufällig, zeugen aber wie so vieles<br />

von der unerschöpflichen Wiederkehr<br />

desselben, und sei es auch in geflügeltem<br />

Gewand.<br />

Das ein Vogel wie der Rabe zwar<br />

imstande ist, ein Musikstipendium<br />

zu ergattern, ansonsten aber vergeblich<br />

auf sein Publikum wartet, oder<br />

ein Winzling wie der Zaunkönig mit<br />

Abstand die größte Klappe bzw. den<br />

größten Schnabel hat, ist weder im<br />

Kulturleben noch in der Politik noch<br />

im Privaten gänzlich unbekannt. <strong>db</strong><br />

von Gudrun Neuser<br />

Fotoausstellung im Waldinformationszentrum des Vereins Waldland Hohenroth.<br />

Sie hatte fast alle Vögel und Insekten vor ihrer Kameralinse:<br />

Immer wieder verzaubern Tierfotos von Gudrun<br />

Neuser die Besucher nach einer Wanderung im Naturschutzgebiet<br />

um das alte Forsthaus Hohenroth an der Eisenstraße<br />

bei Hilchenbach. Gerade noch in der freien Natur oder<br />

im Gehege von den Wanderern beobachtet, präsentieren sich<br />

hier die schönsten Tiermotive an der Wand. Denn um solche<br />

Bilder zu machen, braucht die Fotografin unendliche Geduld<br />

und die richtige Fotoausrüstung für ihr Hobby. Beides hat die<br />

Naturfotografin. Denn seit 2005 ist sie teilweise gelähmt und<br />

auf einen Rolli angewiesen und kann nur einhändig die Kamera<br />

und ihr Objektive bedienen. Inzwischen ist sie fast ein<br />

Profi und konnte schon viele Ausstellungen im Siegerland<br />

zeigen. Diesmal ist unter ihren Motiven auch der „Star“ unter<br />

den Vögeln: Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres <strong>2022</strong>.<br />

Begeistert sind die Betrachter auch immer von ihrem<br />

Liebling, dem Eichhörnchen. Die wuseln so schnell durch<br />

die Bäume. Ehe man klick machen kann, sind sie schon<br />

wieder weg. Ihr gelingen diese Aufnahmen scheinbar mühelos.<br />

Gudrun Neuser möchte mit ihrer Ausstellung auch<br />

anderen Menschen mit Handicap Mut machen, sich trotz<br />

Einschränkungen ein kreatives Hobby zu suchen. Bei ihr ist<br />

es ein voller Erfolg geworden. Auch mit ihrer Fotogalerie<br />

im Internet erlebt sie große Resonanz und unzählige Likes<br />

(lumixexperience.panasonic.de/gallery/gudrunneuser und<br />

bei Instragram unter gudrunneuser). Durchblick Lesern ist<br />

Gudrun Neuser seit Jahren bekannt. Immer wieder stellt sie<br />

der Redaktion ihre wunderbaren Naturfotos zur Verfügung.<br />

Reiseziele für Gudrun und ihren Mann Wolfgang sind in<br />

Deutschland vor allem Bayern oder auch Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Hier besuchen sie bei dem befreundeten Profi-Fotografen<br />

Roman Vitt Workshops zum Thema Natur und Fotografie,<br />

der sein Wissen und immer neue Tipps und Tricks<br />

zu Technik und Bil<strong>db</strong>earbeitung gern weitergibt. Außerdem<br />

steht schon seit vielen Jahren Kreta als Reiseziel auf ihrem<br />

Programm. Hier kennen sie inzwischen fast jeden versteckten<br />

Winkel an den Küsten oder in den Bergen, wo sie seltene<br />

Tiere aufspüren können. Auch wunderschöne Portraits<br />

von Einheimischen sind hier entstanden, die vor allem als<br />

Schwarz-Weiß-Fotos fast archaisch wirken. Die Ausstellung<br />

ist noch bis Ende März, nur Sa./So. und Feiertags jeweils von<br />

11:30 bis 18:00 Uhr geöffnet. Tessie Reeh<br />

Eichelhäher, der Polizist des Waldes<br />

Heimisches Eichhörnchen<br />

44 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 45


Tiere warten auf neues Glück<br />

Viele von uns haben sich als Kind<br />

bestimmt ein Tier gewünscht, am<br />

liebsten ein knuddeliges Tierbaby.<br />

Kein Gedanke daran, dass es auch größer,<br />

älter oder krank werden könne, und,<br />

ach ja, es muss ja auch versorgt werden.<br />

(Das hat dann relativ schnell die Mutter<br />

machen müssen). Tiere helfen, wenn<br />

man einsam ist.<br />

Gerade in der Coronapandemie wurden<br />

in den Familien Tiere angeschafft,<br />

insbesondere, weil die sozialen Kontakte<br />

beschränkt waren. Tiere sind kein Ersatz<br />

für Menschen, sie sind aber gute Begleiter<br />

und können Seelentröster sein. Vor allem<br />

für Ältere sind Haustiere „gesund“, weil<br />

sie Zuneigung zurückgeben, Struktur in<br />

den Tag bringen, sie müssen gefüttert<br />

und gepflegt werden und Hunde müssen<br />

regelmäßig Gassi geführt werden. Haustiere<br />

geben uns Menschen das Gefühl<br />

gebraucht zu werden. Bei Krankheit motivieren<br />

sie gesund zu werden. Sie sind „tierische<br />

Therapeuten“, was ich aus eigener<br />

Erfahrung nur bestätigen kann! Vor einer<br />

Hüft-OP, als ich nur mit starken Schmerzen<br />

laufen konnte und fast verzweifelt<br />

war, haben mich unsere Katzen Mogli<br />

und Balu getröstet. Durch ihr beruhigendes<br />

Schnurren und liebevolles Köpfchenstoßen<br />

wollten sie mir wohl sagen: „Hey,<br />

Kopf hoch, es wird wieder, wir sind für<br />

Dich da und brauchen Dich.“ Durch den<br />

tollen Operateur und die Behandlung im<br />

Krankenhaus ging es mir sehr schnell wieder<br />

gut und ich habe die Reha zu Hause<br />

mit Unterstützung von Ehemann und Katzen<br />

gemacht!<br />

Es gibt viel zu bedenken, bevor man<br />

ein Tier zu sich holt: Passt es zu mir und<br />

meinen Bedürfnissen? Habe ich genügend<br />

Zeit dafür? Habe ich genügend Platz zur<br />

Verfügung? Ein großer Hund sollte nicht<br />

in einer kleinen Wohnung gehalten werden.<br />

Habe ich genügend Geld für Futter<br />

und Tierarztbehandlung? Tiere haben keine<br />

Krankenkasse! Die größte Überlegung<br />

sollte sein: Ist bei mir zu leben für das<br />

Tier gut, denn das Tier steht bei der Überlegung,<br />

ihm ein neues Zuhause zu geben,<br />

im Vordergrund und nicht der Mensch.<br />

Bello kann es sich ja nicht aussuchen,<br />

wohin er kommt! In jedem Fall sollte es<br />

eine sogenannte Win-win-Situation sein!<br />

Also Mensch und Tier müssen eine bessere<br />

Lebenssituation finden. Ganz wichtig:<br />

Kein Tier im Internet oder irgendwelchen<br />

dubiosen Händlern kaufen! Der erste Weg<br />

sollte ins Tierheim führen.<br />

In Siegen warten viele Tiere sehnsüchtig<br />

auf ein neues Zuhause. Tiere, die aus<br />

verschiedenen Gründen wie. Wohnungswechsel,<br />

Familienzuwachs, Allergien,<br />

Zeitmangel abgegeben wurden oder weil<br />

man ihrer überdrüssig geworden ist.<br />

Die Mitarbeiter in den Tierheimen sehen<br />

ganz genau hin, wenn ein Tier vermittelt<br />

wird, welcher Mensch zu welchem<br />

Tier passt! Jedes Tier hat individuelle<br />

Bedürfnisse und soll artgerecht gehalten<br />

werden. Ziel der Mitarbeiterinnen ist,<br />

dass Tiere nur an geeignete Personen vermittelt<br />

werden!<br />

Bei älteren Menschen, die einen Hund<br />

möchten, wird darauf geachtet, dass sie<br />

einen kleinen, ruhigen Vierbeiner bekommen<br />

und nicht einen großen, temperamentvollen,<br />

den sie nur schwer bändigen<br />

können. Kleine Hunderassen lassen sich<br />

besser artgerecht halten, z.B. Malteser,<br />

Yorkshire Terrier, Dackel, Pudel, Havaneser<br />

usw. Es gibt auch so viele goldige<br />

kleine Mischlingshunde zum Verlieben.<br />

Eine ältere Dame aus meinem Bekann-<br />

tenkreis fühlte sich nach ihrem Umzug<br />

sehr einsam, weil der Freundeskreis weggebrochen<br />

war. Sie kam auf die Idee, sich<br />

im Tierheim umzusehen und ist dort „auf<br />

den Hund“ gekommen. Ein süßer Mischlingshund,<br />

ebenfalls im Seniorenalter,<br />

geht jetzt mit ihr spazieren. Mit ihm hat<br />

sie schnell neue Kontakte knüpfen können.<br />

Tiere helfen dabei, andere Menschen<br />

kennenzulernen!<br />

Im Tierheim auf dem Siegener Heidenberg<br />

werden derzeit bis zu 400 Tiere<br />

täglich betreut, Tendenz steigend. „Bei<br />

uns haben u.a. Hunde, Katzen, Meerschweinchen,<br />

Hamster, Vögel, Schafe,<br />

Ziegen, Frettchen und Schildkröten eine,<br />

(hoffentlich nur vorübergehende) Bleibe<br />

gefunden. Unsere Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter bemühen sich täglich, ihre<br />

Tiere liebevoll zu versorgten. Unser Ziel<br />

ist, es den Tieren so angenehm wie möglich<br />

zu machen“, sagt Tierheimleiter Tobias<br />

Neumann dem durchblick.<br />

Er bittet zugleich um finanzielle Unterstützung<br />

für sein Tierheim. „Wer helfen<br />

möchte, findet auf der Homepage<br />

www.tierheim-siegen.de die erforderlichen<br />

Daten für Spenden“, so Neumann<br />

beim Abschied. Text:Ulla Schreiber<br />

Alle Fotos: Tierheim Siegen<br />

46 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 47


Ferien auf Djerba<br />

Die Wüste lebt<br />

Bild: Sibylle Kreuser<br />

In der Zeitschrift „Die Zeit“ fand ich ein Ferienangebot<br />

über ein von einem deutschen Architekten erbautes<br />

Haus im arabischen Stil auf der Insel Djerba.<br />

Das Haus wurde von der Witwe des Architekten<br />

samt einem arabischen „Diener-Koch“, der ürigens<br />

nur französisch sprach, an Feriengäste vermietet. Die<br />

Aufgaben dieses Kochs waren: Zubereitung der Mahlzeiten,<br />

Sauberhalten des Hauses, Wäsche waschen<br />

(mit Waschmaschine natürlich).<br />

Meine Familie – Vater, Mutter, zwei Töchter im<br />

sogenannten Backfischalter – war begeistert von<br />

diesem originellen Angebot, und wir flogen zusammen<br />

auf die Insel Djerba, wo wir viele interessante<br />

Abenteuer erlebten.<br />

Besonders in Erinnerung ist mir ein später<br />

Nachmittag, an dem die untergehende Sonne die Wüste,<br />

die ja tagsüber mit ihren verschiedenen Abstufungen<br />

von sandfarbenem Beige nicht gerade eine farbliche<br />

Augenweide ist, in ein unfaßbar schönes Farbenspiel<br />

Haus im arabischen Stil auf Djerba<br />

Foto: Wikipmedia Commons<br />

von Gold – Erika – Schwarz und Braun tauchte. Die<br />

ältere Tochter und ihr Vater hatten sich wieder einmal<br />

zum Reiten verabredet. Die jüngere und ich waren<br />

morgens auf Kamelen geritten. Durch den holprigen<br />

Gang der Tiere taten uns Po und Oberschenkel weh.<br />

Wir beschlossen daher, auf einem Spaziergang<br />

durch die Wüste das wunderbare Farbenspiel zu genießen.<br />

Wir stolperten also begeistert und unbekümmert<br />

durch den Sand und vergaßen Ort und Zeit.<br />

Plötzlich stellten wir beide fest, dass wir uns nicht<br />

erinnern konnten, aus welcher Richtung wir gekommen<br />

waren. Wir hatten uns also verlaufen! Hinzu kam<br />

noch, daß wir uns an eine Warnung erinnerten, die<br />

Dunkelheit bricht sehr schnell über die Wüste ein!<br />

Was tun ?<br />

Wir suchten beide den Horizont rundum nach<br />

möglichen Hinweisen ab. Da erblickten wir plötzlich<br />

eine Reitergruppe am Horizont, die auf uns zuritt.<br />

„Oh weia – die werden uns überfallen!“ meinte meine<br />

Tochter. „Hör nur – jetzt reiten sie leiser, pirschen sich<br />

an uns heran!“<br />

Der vordere Reiter ritt nun auf mich zu, senkte<br />

sein Haupt entlang dem Pferdehals und flüsterte mir<br />

ins Ohr: „Wir sind leise angeritten, um schöne junge<br />

Damen nicht zu erschrecken!“ Meine Tochter reagierte<br />

mit prustendem Gelächter, befreit von Furcht und<br />

schlimmen Gedanken. Ich sagte: „Du siehst, immer<br />

positiv denken ist das Beste für Dich.“ Sie: „Nein,<br />

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“<br />

Wie dem auch sei. Die zunächst so gefürchtete Reitergruppe<br />

wußte natürlich, wo das Haus des Architekten<br />

stand und konnte uns die Richtung dahin zeigen,<br />

so daß unser abendlicher Wüstenspaziergang doch<br />

noch ein gutes Ende nahm. <br />

Addy Knabe<br />

Neulich suchte ich auf der Video-Plattform<br />

„You Tube“ nach einem Beitrag über unbebaute<br />

Ländereien. Unter den vorgeschlagenen<br />

Filmen stach mir einer mit dem Titel „Die Wüste<br />

lebt – Skorpionen-Tanz“ besonders ins Auge. Ich<br />

klickte das kurze Filmchen an und sah, wie ein Skorpion<br />

einen zweiten aus dem Sand grub und wie dann<br />

beide gemeinsam hin und her kreisend eine Art Tanz<br />

vorführten. Nicht zuletzt durch die sonore Stimme<br />

des Kommentators, der den Vorgang teilweise sogar<br />

gereimt begleitete, fiel mir längst Vergessenes wieder<br />

ein. Ich hatte ein regelrechtes Déjà-vu-Erlebnis.<br />

Es muss wohl so um das Jahr 1955 gewesen sein.<br />

Unsere Klassenlehrerin kündigte uns gegen Ende<br />

der Deutschstunde an, dass wir anderntags ins Hotel<br />

Nassau – dem örtlichen Lichtspieltheater – zu einer<br />

Filmvorführung gehen würden. Dass es strahlende<br />

Gesichter im Klassenraum gab, lässt sich denken.<br />

Der Film heiße „Die Wüste lebt“ und er sei sehr lehrreich<br />

und außerdem aus Amerika. Damit war alles<br />

gesagt, denn was aus Amerika kam, musste ja ganz<br />

einfach hervorragend sein.<br />

Und tatsächlich war das Werk aus dem Hause<br />

Disney – was ich freilich erst viel später erfuhr<br />

– 1953 mit einem Oskar für den besten Dokumentarfilm<br />

ausgezeichnet worden. Bis dahin hatte sich<br />

Walt Disney ja eher einen Namen mit Zeichentrickfilmen<br />

gemacht. Nun also wollte er seine Kasse mit<br />

einem Stoff jenseits von Mickey und Donald füllen.<br />

Und hierzu hatte er ein Team tatsächlich nicht an<br />

einen Zeichentisch, sondern in eine richtige Wüste<br />

geschickt. Zwar nicht in die Sahara, wie unsereins es<br />

sich gedacht hatte. Stattdessen kamen die spektakulären<br />

Ausnahmen aus den riesigen Wüsten zwischen<br />

Texas und Kalifornien.<br />

Und so wurden wir mit einer malerischen Landschaft<br />

vertraut gemacht, die auf den ersten Blick vor<br />

allem Steine und Sand und nicht zuletzt kolossale<br />

Felsformationen offenbarte. Unglaublich öde und<br />

trostlos! Aber dann lernten wir – getreu dem Filmtitel<br />

– die tierischen Bewohner kennen. Dabei gab es<br />

eine Artenvielfalt, die sich keiner so vorgestellt hatte.<br />

Die Wüste lebte wahrhaftig. Von manchen wunderlichen<br />

Exemplaren hatten wir noch nie etwas gehört.<br />

Auch dank der großartigen Nahaufnahmen erfuhren<br />

wir sehr viel über sie.<br />

Zumeist bestimmte die Nahrungssuche ihren<br />

Tagesablauf. Amüsante Passagen wichen gelegentlich<br />

der harten Wirklichkeit des Überlebenskampfes.<br />

Die Kleinsten wurden von den etwas größeren<br />

Wüstenbewohnern gefressen und diese kurz darauf<br />

von den noch größeren. Vor allem hielt ein tödliches<br />

Duell zwischen einer Vogelspinne und einer Wespe<br />

alle jungen Zuseher minutenlang in Atem. Von dieser<br />

Sequenz abgesehen sorgte das vom Sprecher<br />

enthusiastisch und zumeist humorvoll begleitete<br />

Geschehen im Kinosaal immer wieder einmal für<br />

Gelächter. Wir freuten uns über die tollen Bilder<br />

und konnten beim Aufsatz, den es anderntags natürlich<br />

zu schreiben galt, viele Zeilen über die noch<br />

nie dagewesenen Naturaufnahmen füllen.<br />

Auf den Gedanken, dass Disney – wie bei ihm<br />

üblich – der Tierwelt menschliche Charaktereigenschaften<br />

zuwies, kamen wir damals nicht und – ehrlich<br />

gesagt – es hätte uns auch nicht interessiert.<br />

Aus heutiger Sicht freilich gäbe es vor allem bei den<br />

Kommentaren zu den Geschehnissen so manches zu<br />

kritisieren. Aber auch in puncto Dokumentation sind<br />

wir inzwischen ganz anderes gewohnt. Dennoch: Für<br />

mich ist und bleibt „Die Wüste lebt“ eine liebe Erinnerung<br />

an die Schulzeit.<br />

Ulli Weber


Gesellschaft<br />

Tee oder Kaffee?<br />

Von Lieblingsgetränken und was sie über uns sagen<br />

Unterhaltung<br />

Kleinanzeigen<br />

Lieselotte im digitalen Dschungel<br />

„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragt mich mein Chef besorgt.<br />

„Doch, danke, bestens! Sehe ich denn leidend aus?“<br />

„Na ja, - Sie haben da eine ganze Kanne Tee!“ Die sagt<br />

offenbar mehr als 1000 Worte. Krank an den Bronchien,<br />

der Galle, an Magen oder Darm: Für eine Kaffee-Persönlichkeit<br />

lässt sich (nur) damit eine Teekanne erklären.<br />

Wir Teetrinker sind in Deutschland in der Minderheit.<br />

Kaffee kocht jeder Praktikant, man nimmt ihn „to go“ mit<br />

ins Büro und trinkt ihn gern aus einem Sammelsurium unterschiedlicher,<br />

dickwandiger Pötte.<br />

Foto: Wikipmedia Commons<br />

Tee dagegen schmeckt am besten<br />

zur „Teatime“ aus feinen Tässchen,<br />

mit abgespreiztem kleinem Finger<br />

und ein wenig Teegebäck von der Etagere<br />

– very british.<br />

„Tee hat nicht die Arroganz des Weines,<br />

nicht das Selbstbewusstsein des<br />

Kaffees, nicht die kindliche Unschuld<br />

von Kakao. Im Geschmack des Tees<br />

liegt ein zarter Charme, der ihn unwiderstehlich<br />

macht und dazu verführt<br />

ihn zu idealisieren“, sagt Laotse. „Der<br />

frühe Vogel kann den Wurm gerne haben.<br />

Ich nehme den Kaffee“, sagt der<br />

Volksmund. Wer keinen Kaffee mehr<br />

hat, fühlt sich „depresso“. And how<br />

does a teapot call his sweatheart? Empfohlene<br />

Antwort: „Oh, Darjeeling!“<br />

Kaffeefirmen werben mit „Verwöhnaroma“<br />

und „Genuss“, Teefirmen<br />

mit „aus gutem Hause“ und „gut fühlen schmeckt“.<br />

Eine japanische Teezeremonie ist von Respekt, Demut<br />

und Harmonie bestimmt. Eine Tasse schwarzer Ostfriesentee,<br />

auf Kluntje und mit Sahnewölkchen eingeschenkt, ist<br />

wie eine Allegorie des Lebens: Man trinkt sich durch die<br />

Bitternis, gemildert von cremigen Sahneschlieren, bis zum<br />

Zucker auf dem Grund. Für Kaffee bedarf es keiner rituellen<br />

Zeremonie.<br />

Kaffee- und Teetrinker trennen Welten, kann man meinen.<br />

Kaffee trinken eher die echten Kerle, Tee die Gesunden,<br />

Selbstgestrickten. Hartnäckig sprechen Teetrinker<br />

vom „Teein“, das ihr Lieblingsgetränk enthalte – man kann<br />

es doch nicht Coffein nennen! Tee gilt als heilkräftig, weil<br />

jeder Kräuteraufguss so genannt wird und einige davon<br />

medizinische Wirkung haben. Kaffeegenuss dagegen wird<br />

eher als Laster gesehen, doch zu Unrecht: Nur weil zur Zigarette<br />

besser Kaffee passt, kann man das Schädliche daran<br />

nicht dem Heißgetränk zuschreiben. Kaffee in Maßen<br />

soll sogar das Diabetes- und Leberkrebsrisiko senken.<br />

Auch in Sachen Lifestyle haben Kaffeegenießer mächtig<br />

aufgeholt. In jedem guten Restaurant, fast schon in jedem<br />

guten Haushalt steht ein Kaffee-Vollautomat, der die<br />

gewünschte Spezialität, frisch gemahlen, zubereitet. Auf<br />

Teetrinker wartet in der Regel ein Setzkasten mit verschiedenen<br />

Beuteln und dazu ehemals heißes Wasser, wenn man<br />

unbedingt will.<br />

In neuerer Zeit bekennen sich immer mehr Menschen<br />

dazu, sowohl Kaffee als auch Tee gerne zu trinken. Die<br />

moderne Gesellschaft wird eben immer diverser, toleranter<br />

und beliebiger.<br />

Adele von Bünau<br />

Lieselotte hatte, wie viele andere<br />

Menschen auch, unendlich viele<br />

Dinge, die noch brauchbar waren,<br />

aber nie von ihr benutzt wurden. Das<br />

fing beim Schokofondue an und hörte<br />

beim Heimtrainer aus sportlichen Tagen<br />

längst nicht auf. Da Lieselotte eher nicht<br />

die Flohmarktverkäuferin war und sich<br />

dieses Geschäft in Corona-Zeiten ja auch<br />

eher schwierig gestaltete, entschied sie<br />

sich für Online-Kleinanzeigen.<br />

Als Erstes stellte sie ihren Heimtrainer<br />

ein, der nun schon seit Jahren gut<br />

abgedeckt im Keller stand. Ihre Preisvorstellung<br />

lag bei 50 Euro, VB. Eigentlich<br />

ein Schnäppchen, denn er wurde<br />

schließlich ja nur sehr wenig benutzt.<br />

Nach kurzer Zeit trudelte auch schon<br />

die erste Reaktion von einem „Bernd<br />

G.“ ein, die aus nur zwei Ziffern bestand:<br />

„10“. Keine Anrede, keine Frage,<br />

einfach gar nichts sonst! Nur „10“! Lieselotte<br />

vermutete,“ Bernd G.“ wollte ihr<br />

einen Preisvorschlag von 10 Euro machen. Empört sprach<br />

sie zu sich selber: „Also, geht‘s noch? Nur ein Siebtel meines<br />

Preises! Wir sind doch hier nicht auf einem orientralischen<br />

Basar!“ Wenig später meldete sich Interessent zwei,<br />

„Fit-Man“. Bei ihm hatte es immerhin für ein paar mehr<br />

Buchstaben gereicht: „Mit Musik?“ fragte er an. Lieselotte<br />

blieb fast die Spucke weg. Natürlich ohne, sonst hätte sie<br />

es doch dazu geschrieben! Sie verstand nicht, dass Höflichkeiten,<br />

wie bei einem normalen Briefwechsel üblich,<br />

bei keinem Interessent zu lesen waren. Meistens bestand<br />

die Verständigung aus Zwei-Wort-Sätzen, wie: „Letzter<br />

Preis?“, „Noch da?“ oder „Verschicken geht?“<br />

Bei einem gut erhaltenen Bowle-Service mit Goldrand,<br />

was bestimmt noch 40 Euro wert war, bekam sie von<br />

„Glasi-Girl“ die Kurznotiz: „Kan nur 20“. Darauf wusste<br />

Lieselotte beim besten Willen keine Antwort mehr, außer<br />

dass sie ihr gerne ein „n“ geschenkt hätte. „Keramik-Boy“<br />

redete nicht lange herum: „Ok, DEIN Adres DANN!“ Die<br />

Großbuchstaben in Kombination mit dem Nutzernamen<br />

kamen Lieselotte derart furchtlos vor, dass sie sich schon<br />

geknebelt neben dem Heimtrainer im Keller sah. Doch<br />

dann machte sie auch noch die Erfahrung, dass, selbst<br />

wenn man sich gegen alle Widerstände, mit einem Interessenten<br />

auf einen Abholtermin geeinigt hatte, hieß das<br />

ja noch lange nicht, dass der Verkauf auch reibungslos<br />

verlief. Originell waren besonders die Käufer-Typen, die<br />

zwar tatsächlich auftauchten, aber keinesfalls den vollen<br />

Preis zahlen wollten. Sie gaben Lieselotte suspekte Gründe<br />

fürs Nachverhandeln: „Anreise war sehr aufwendig“<br />

– „Sieht anders aus als auf Foto!“ – „Oh, ich sehe starke<br />

Beanspruchung!“ Spätestens da war Lieselotte klar, dass<br />

sie die Schnauze voll hatte und sie entschied: „Nie wieder<br />

Online-Kleinanzeigen!“ Sie kochte sich zum Abreagieren<br />

eine gute Tasse Tee, setzte sich in ihren Lieblingssessel<br />

und schaute zum Fenster hinaus. In Gedanken sah sie Plakate<br />

an ihrem Gartenzaun hängen, auf denen stand: „Wenig<br />

benutzter Heimtrainer, wertvolles Bowle-Service und<br />

viele andere gut erhaltene Dinge kostenlos abzugeben!“<br />

<br />

Ulla D’Amico<br />

50 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 51


Gedächtnistrai ning<br />

Lösungen<br />

Seite 82<br />

Maßeinheiten<br />

... begleiten uns im Alltag.<br />

Immer wieder müssen wir<br />

entscheiden, ob es die richtigen<br />

Maße oder Gewichte<br />

sind, die vor uns sind,<br />

brauchen wir genau diese?<br />

1. Wie viel Meter sind<br />

sechs Dezimeter, achtzehn<br />

Zentimeter?<br />

A) 0,78 m<br />

B) 7,8 m<br />

C) 0,078 m<br />

D) 0,0078 m<br />

2. Wie viel Kilogramm sind<br />

fünf Tonnen und vier Zentner<br />

und vier Kilogramm<br />

und eintausendeinhundertfünfzig<br />

Gramm?<br />

A) 520, 515 kg<br />

B) 5205,15 kg<br />

C) 52,0515 kg<br />

D) 5205,15 kg<br />

3. Ein Kanister hat folgende<br />

Maße in Zentimeter sechzig<br />

x neunzig x fünfunddreißig.<br />

Wie viel Liter Wasser kann<br />

er fassen?<br />

Trainingsziel:<br />

Urteilsfähigkeit<br />

Quadrate<br />

Wie viele Quadrate<br />

zählen Sie in der Figur?<br />

Mind-Map<br />

In einem Mind-Map kann man Gedanken zu einem<br />

Thema notieren. Kreative Ideen sind gefragt.<br />

Erstellen Sie eine Mind-Map zum Thema „Sparen“.<br />

Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben das Wort<br />

„sparen“ in die Mitte. Ziehen Sie von dort aus Äste<br />

und Unteräste, die sie mit Schlüsselbegriffen versehen.<br />

Trainingsziel: Fantasie und Kreativität<br />

Suchbild<br />

Was ist das?<br />

Mit Blumen um<br />

die Ecke denken<br />

Gesucht werden hier Blumen, die<br />

umschrieben wurden. Um die Lösung<br />

zu finden, muss man ein wenig<br />

um die Ecke denken.<br />

Bsp. Messerscharfe Blume =<br />

Schwertlilie<br />

1. Nähzubehör<br />

2. Zirkusgewächs<br />

3. Himmlisches Musikinstrument<br />

4. Metallene Kopfbedeckung<br />

5. Klappernder Teil eines Vogels<br />

6. Türöffnendes Pflänzchen<br />

7. Abschiedswunsch<br />

8. Adipöses Federvieh<br />

9. Feminines Kleidungsstück<br />

10. Religiöses Dornengewächs<br />

Trainingsziel: Denkflexibilität<br />

Geheimcode<br />

Julius Cäsar verwendete einen einfachen<br />

Geheimcode, um Nachrichten durch<br />

feindliche Gebiete zu schleusen. Er ließ das<br />

Alphabet an einer anderen Stelle beginnen,<br />

wobei die ersten Stellen an das Ende des Alphabets<br />

verschoben wurden. Der folgende<br />

Satz wurde nach dem Schema kodiert. In<br />

diesem Fall beginnt das Alphabet mit dem<br />

C! Können Sie diesen Satz entschlüsseln?<br />

Die Übungen wurden zusammengestellt von:<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Bernadette von Plettenberg<br />

Mitglied im Bundesverband Gedächtnistraining e.V.<br />

02732 / 590420 bernadette@plettenberg-struwe.de<br />

Gedächtnistrainingskurse auf Anfrage<br />

Trainingsziel: Konzentration<br />

Trainingsziele:<br />

Konzentration<br />

KP GKPGO UEJCNVLCJT JCV FGT<br />

HGDTWCT PGWPWPFBYCPBKI<br />

VCIG.<br />

Trainingsziel: Konzentration<br />

Hintergrundfoto: Ulrike Zöller<br />

52 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 53


Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

Özlem Türeci<br />

Biontech – Pfizer<br />

Namen, die heute jeder kennt<br />

Ugur Sahin<br />

Solange wir denken können, ziehen die Menschen auf<br />

dieser Erdkugel umher. Die Ströme gehen von Ost<br />

nach West, von Nord nach Süd. Wir kennen alle die<br />

Flüchtlingsbewegungen unserer Zeit, mit deren Bilder wir<br />

heute konfrontiert werden. Doch es gab zu allen Zeiten Auswanderer.<br />

Ursachen waren Kriege und Hungersnöte, Menschen<br />

die aus Glaubensgründen oder der Arbeit wegen, ihr<br />

Heimatland oder den Kontinent verließen.<br />

So zog es, unter vielen anderen, auch einen Familienvater<br />

aus der Türkei nach Deutschland. In Köln, bei den<br />

Ford-Werken fand er Arbeit und die Möglichkeit, wenige<br />

Jahre später seine Frau und den kleinen vierjährigen Sohn<br />

nachkommen zu lassen. Wie andere Kinder spielte er Fußball,<br />

doch er interessierte sich mehr für wissenschaftliche<br />

Bücher, die er in der Kirchenbücherei auslieh. Zunächst<br />

wurde dem Grundschüler mit Migrationshintergrund ein<br />

weiterführendes Gymnasium verwehrt. Erst die Fürsprache<br />

eines Nachbarn ermöglichte einen Schulwechsel und<br />

1984 machte er, als erstes türkischstämmiges Facharbeiterkind,<br />

am heutigen Erich-Kästner-Gymnasium in Köln-<br />

Niehl das Abitur.<br />

Längst ist aus dem einstigen Einwandererkind ein namhafter<br />

deutscher Mediziner und Forscher geworden, der als<br />

Professor an der III. Medizinischen Klinik der Universität<br />

Mainz für experimentelle Onkologie forschte.<br />

Die Rede ist von Ugur Sahin, der zusammen mit seiner<br />

Frau Özlem Türeci schon 2006 den Grundstein der Biontechnologie<br />

legte. Damals dachte hierzulande noch niemand<br />

an jenen Virus, der uns nun schon so lange belastet.<br />

Als Inhaber verschiedener Patente vereinbarte Mitte März<br />

2020 das Unternehmen Biontech die Zusammenarbeit mit<br />

den beiden Partnern Fosun Pharma (Shanghai) für den chinesischen<br />

Markt und dem amerikanischen Konzern Pfizer<br />

für den Rest der Welt. Schon 2020 hatte Ugur Sahin erkannt,<br />

dass sich die Pandemie weltweit ausbreiten würde<br />

und er entwickelte den Impfstoff BNT162b2 gegen CO-<br />

VID-19. Heute zählt das Ehepaar Sahin/Türeci weltweit<br />

3 Fotos: Wikimedia Commons<br />

Gedenktafel<br />

zu den führenden Entwicklern des Impfstoffes der neuentdeckten<br />

Infektionskrankheit.<br />

Aber wer von unseren Lesern ahnt, dass der Name des<br />

Unternehmens Biontech-Pfizer, speziell des Konzerns Pfizer<br />

ebenfalls auf deutsche, genauer: schwäbische Wurzeln<br />

zurückblicken kann?<br />

Am 22. März 1824, also 140 Jahre vor Ugur Sahin,<br />

wurde im schwäbischen Ludwigsburg ein gewisser Karl<br />

Pfizer geboren. Als einziger Sohn und fünftes Kind eines<br />

Konditormeisters und Kolonialwarenhändlers, entwickelte<br />

er in seiner Zeit einen weitreichenden Unternehmergeist.<br />

Innerhalb der gut situierten bürgerlichen Familie absolvierte<br />

Karl Pfitzer eine kaufmännische Ausbildung, dann<br />

eine zusätzliche Lehre als Apotheker. Außerdem erlernte<br />

er den Beruf eines Feinchemikers. Gerade einmal 24 Jahre<br />

alt, brach er 1848 zusammen mit seinem vier Jahre älteren<br />

Cousin Karl Erhardt, auch der Konditorzunft zugehörig,<br />

zu einer Reise nach Amerika auf.<br />

Im Gegensatz zu anderen Auswanderern verfügte Pfizer<br />

über Sprachkenntnisse, hatte sich über die amerikanische<br />

Geschichte informiert und verfügte über ein stattliches<br />

Startkapital. Als Kredit lieh er sich 5000 Gulden bei<br />

seinem Vater, dazu hatte er sich einen Teil seines Erbes<br />

auszahlen lassen. Beide schwäbischen Cousins wollten<br />

ihre Ideen produktiv umsetzen und kauften zunächst ein<br />

kleines schlichtes Backstein-Gebäude in Brooklyn. In<br />

dem damals noch hauptsächlich von Deutschen bewohnten<br />

„Häusle“ am East River richteten sich beide Schwaben<br />

ein Büro, einen Lagerraum und ein kleines „Fabrikle“<br />

für die Produktion von feinchemischen Erzeugnissen ein.<br />

Zunächst produzierten sie die Chemikalie Santonin, ein<br />

Mittel gegen parasitäre Würmer, von der die amerikanische<br />

Bevölkerung arg befallen war. Dieses Medikament<br />

schmeckte bis dahin unangenehm bitter. Erhardt hatte den<br />

glücklichen Einfall und ersann als ehemaliger Konditor<br />

eine süße Hülle „wie bei nem Pralinle“, die erste Dragee-<br />

Tablette. Santonin wurde zum Verkaufsschlager.<br />

Bereits 1863 wurden Karl Pfizer und Karl Erhardt eingebürgert,<br />

für sie änderten sich beider Vornamen in Charles.<br />

Zeitlebens hielten sie zu ihrer schwäbischen Heimat einen<br />

sehr engen Kontakt. In Ludwigsburg ehelichte Charles Erhardt<br />

eine Schwester von Charles Pfizer. Aus dem Vetter<br />

wurde auch der Schwager. In Ludwigsburg lernte Charles<br />

Pfizer Anna Hausch kennen, auch sie heirateten in der alten<br />

Heimat.<br />

Für die aufwärtsstrebende Firma wurde das Backstein-<br />

Gebäude zu klein. Beide Cousins eröffneten im Stadtzentrum<br />

von Manhattan schon zeitig ein neues Büro. Das kleine<br />

Unternehmen stellte Borax und Borsäure her und wurde<br />

damit der erste wichtige Produzent dieser Chemikalie in<br />

den USA. Durch Schutzzölle begünstigt begannen sie<br />

mit der Herstellung von Weinsäure, mit der die Wunden<br />

der Unions-Soldaten während des amerikanischen Bürgerkrieges<br />

behandelt wurden. Rasch vergrößerten sie die<br />

Produktpalette. Campher, Jod und Jodsalze, Borax, Weinstein,<br />

Ether, Chlorophorm und Quecksilberverbindungen,<br />

usw. kamen aus dem Hause Pfizer. Das Unternehmen expandierte<br />

und beschäftigte 1876 bereits 150 Arbeiter und<br />

vier Chemiker. Limonaden wie Coca-Cola und Pepsi-Cola<br />

wurden durch die Massenherstellung von Zitronensäure<br />

beispielsweise erst möglich.<br />

Auf der Weltausstellung von 1876 in Philadelphia wurde<br />

Pfizer auch internationale Anerkennung zuteil. Eine<br />

Zeitschrift schrieb: „Der Eigenthümer, ein Württemberger,<br />

hat es verstanden, innerhalb von 20 Jahren aus nichts eine<br />

der größten amerikanischen Industrien zu schaffen.»<br />

Beide Vettern hatten schon zu Lebzeiten ihr Unternehmen<br />

in eine Aktiengesellschaft „Charles Pfizer & Co“<br />

umgewandelt. Charles Erhardt starb 1891, Charles Pfizer<br />

1906. Die weitere Geschäftsleitung teilten sich drei Kinder<br />

beider Familien.<br />

Die Pfizer-Forschung entwickelte 1941 ein Verfahren<br />

zur großtechnischen Fermentierung des Penicillins. Pfizers<br />

Antibiotikum war 200-mal ergiebiger als das herkömmliche<br />

Penicillin und belieferte ab 1944 die halbe Welt.<br />

In den 1950er Jahren suchte der amerikanische Pfizer-<br />

Konzern einen Produktionsstandort in Deutschland. Der<br />

Heimatort Ludwigsburg war in der engeren Wahl. Doch<br />

den Zuschlag bekam Karlsruhe, dort bot sich ein günstigeres<br />

Gelände an.<br />

Die deutsche Pfizer-Niederlassung veranlasste1966 am<br />

Geburtshaus von Karl Pfizer eine Gedenktafel anzubringen,<br />

aber schon 1972 wurde das Haus abgerissen.<br />

Weltweit stand der Pharmakonzern 1998 im Rampenlicht.<br />

Eigentlich wollte Pfizer ein Medikament gegen Herzinfarkte<br />

und ähnliche Durchblutungsstörungen entwickeln.<br />

Eine Wirksamkeit konnte nicht bewiesen werden, stattdessen<br />

wirkte das Mittel bei den männlichen Probanden<br />

an völlig unerwarteter Stelle und führte zu Erektionen. Es<br />

wurde unter dem Handelsnamen Viagra bekannt, als das<br />

erste Potenzmittel. Für Pfizer wurde es ein weiterer Riesenerfolg.<br />

Auch in unserer Umgebung wurde innerhalb der schlimmen<br />

Entwicklung der Pandemie nach einer neuen Stätte für<br />

die Entwicklung und Produktion eines BioNTech-Impfstoffs<br />

gesucht. Ins Gespräch kam Marburg. Die Hoffnungen<br />

und Erwartungen waren groß. Mit der Produktion wurde<br />

im Frühjahr/Sommer des letzten Jahres begonnen. Was nun<br />

auch in unserer näheren Umgebung entwickelt wird, ist für<br />

uns Menschen wirklich wichtiger als Gold geworden.<br />

Deshalb: Denken SWie an Karl Pfizer und Ugur Sahin<br />

und lassen Sie sich impfen. Vor allem „bleiben Sie gesund“.<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

54 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 55


Neues Instrument der<br />

Bürgerbeteiligung<br />

Am 22. Dezember 2021 beschloss der Rat der Universitätsstadt<br />

Siegen die Einführung von Bürgerräten.<br />

Die Inanspruchnahme dieses anerkannten Instruments<br />

der Bürgerbeteiligung hatte die Gruppe „Transition<br />

Siegen“ vorgeschlagen.<br />

Was ist ein Bürgerrat? 1)<br />

Bürgerräte sind Gremien aus zufällig ausgelosten Bürgerinnen<br />

und Bürgern, welche zu einzelnen kommunalen Themen<br />

Ideen, Vorschläge, Anregungen und Kritik erarbeiten. Dies<br />

erfolgt mit Hilfe von externer professioneller und unabhängiger<br />

Moderation und mündet in einen thematischen Konzeptvorschlag,<br />

welcher der Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit<br />

vorgestellt wird. Das Positionspapier des Bürgerrats kann den<br />

Rat der Stadt Siegen sowie weitere Gremien hinsichtlich der<br />

Beschlusskompetenz durch neue, sachlich fundierte und konstruktive<br />

Vorschläge unterstützen. Bürgerinnen und Bürgern<br />

wird dadurch eine weitere Möglichkeit zur Teilhabe und Partizipation<br />

ermöglicht. Sie können mitwirken und Entscheidungsprozesse<br />

von Verwaltung und Politik begleiten und mitgestalten.<br />

Die Besetzung des Bürgerrates wird ausdrücklich nicht<br />

aufgrund von Vorschlägen durch Fraktionen, Lobbyverbände<br />

und anderen Interessensgruppen besetzt. Diese sind<br />

auch in der Mitarbeit nicht vorgesehen.<br />

Üblicherweise erarbeiten Bürgerräte in mehrtägigen<br />

Werkstätten eine unmittelbare Empfehlung aus der Bürgerschaft<br />

an die Ratspolitik zu ausgewählten großen, gesamtstädtischen<br />

Herausforderungen. Und daran besteht in<br />

Siegen kein Mangel. Die Stadt befindet sich im Wandel: in<br />

der Innenstadtentwicklung, in der Mobilität, beim Wohnen,<br />

bei der Digitalisierung, beim Klima, bei Themen der Teilhabe,<br />

der Bildung und sozialen Gerechtigkeit. Wie wäre<br />

es, wenn bei diesen großen Fragen unserer Zeit die Leute<br />

mitreden? Zum Beispiel „Wie können wir angemessen auf<br />

den Klimawandel reagieren?“ oder „Wie kann das Pflegesystem<br />

verbessert werden?“<br />

Bürgerrat in Siegen<br />

Wie funktioniert ein Bürgerrat? 1)<br />

Zunächst ist ein Thema zu definieren, über das ein Bürgerrat<br />

beraten soll. Das Thema sollte von öffentlichem<br />

Interesse und möglichst konkret sein, um somit zielgenau<br />

arbeiten zu können. Hier bieten sich Themen aus vielfältigen<br />

gesellschaftlichen Bereichen an, wie z. B. Klimaschutz,<br />

nachhaltige Mobilität, ausgewählte Städtebauprojekte,<br />

Digitalisierung oder Stärkung von Freizeit- und Sportangeboten.<br />

Die Auswahl erfolgt durch die Verwaltung.<br />

Sobald ein Thema festgelegt wurde, steht die Auswahl<br />

von Bürgerinnen und Bürger an. Diese werden in einem<br />

mehrstufigen Prozesses zunächst über eine Zufallsstichprobe<br />

aus dem Einwohnermelderegister ausgewählt und zur<br />

Mitarbeit eingeladen. Die ausgewählten Bürgerinnen und<br />

Bürger erhalten daraufhin ein Anschreiben mit Bitte um<br />

Rückmeldung hinsichtlich der Bereitschaft der Teilnahme…<br />

Weiteres Vorgehen 1)<br />

…Wenn sich der Prozess im Ganzen als positiv darstellt,<br />

sollten Bürgerräte langfristig in das Portfolio der Bürgerbeteiligungen<br />

der Stadt Siegen aufgenommen werden. Die<br />

Auswahl der Themen obliegt der Verwaltung. Die Gesamtkosten<br />

der Maßnahme werden mit jährlich 15 Tsd. Euro<br />

veranschlagt.<br />

Das Verfahren ist mit dem Etikett „Bürgerbeteiligung“<br />

ausgestattet. Aber die Auswahl der Themen obliegt der<br />

Verwaltung. Demnach hat diese maßgebenden Einfluss. Es<br />

wird sich zeigen müssen, ob das mit direkter Demokratie<br />

zu tun hat oder mit einer bloßen Konsultation der Bürger.<br />

Damit bleibt den gewählten und demokratisch legitimierten<br />

Ratsmitglieder vorbehalten, ob und welche Konsequenzen<br />

sie daraus ziehen und wann das geschieht.<br />

„Wir werden uns verändern müssen“<br />

Am 04. Juli 2021 gab Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier dem ZDF ein Interview. 2) Der Bundespräsident<br />

56 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

äußerte sich über Folgen des Klimawandels, ohne ahnen<br />

zu können, wie dramatisch sich diese wenige Tage später<br />

mit dem Hochwasser vom 14. Juli zeigen sollten. Dennoch<br />

traf er den richtigen Ton: „Wir werden uns verändern müssen“<br />

lautete seine Kernbotschaft. Auch im Zusammenhang<br />

mit der Corona-Pandemie sowie der ständig wachsenden<br />

Digitalisierung sei Veränderung unvermeidlich: „Das geht<br />

an keinem Bereich der Gesellschaft vorbei, Wohnen Bauen,<br />

Mobilität, Autofahren, Schule, Landwirtschaft, Zukunft<br />

des ländlichen Raumes.“ Als unverzichtbare Grundlage<br />

für Veränderungen bezeichnete der Bundespräsident<br />

ein „strategisches Dreieck“, wie es in Island praktiziert<br />

werde. Die Eckpunkte:<br />

1. effektiver Klimaschutz,<br />

2. funktionierende Wirtschaft,<br />

3. Zusammenhalt der Gesellschaft.<br />

Idealerweise lokal<br />

Island? Der größte Teil der dortigen Bevölkerung<br />

(insgesamt ca. 3,6 Mill. Einwohner) lebt in der Hauptstadt<br />

Reykjavik. Hier, in einer überschaubaren Region,<br />

auf lokaler Ebene, lassen sich Gemeinschaftsaufgaben<br />

am leichtesten erkennen und bearbeiten. Sozusagen als<br />

Lokale Agenda. Damit orientieren sich die Isländer an<br />

Empfehlungen einer bereits 1992 stattgefundenen UN-<br />

Konferenz. Damals stellten die Regierungsvertreter aus<br />

178 Nationen fest, dass ein für die Zukunft der Menschheit<br />

verantwortbares Handeln vorrangig auf lokaler<br />

Ebene eingefordert und durchgesetzt werden kann.<br />

Weltweit sollten Städte jeweils örtliche Erfordernisse benennen<br />

und in einen sogenannten AGENDA 21-Prozeß<br />

einbringen. Als Maßstab für das weitere Vorgehen sollte<br />

gelten, was laut Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier<br />

jetzt beispielhaft in Island geschieht: Lokale Projekte mit<br />

dem Anspruch auf ökologische, ökonomische und soziale<br />

Nachhaltigkeit. Die Forderungen der Konferenz von 1992<br />

wurden in den 90er Jahren von zahlreichen Kommunen<br />

aufgegriffen. Auch in Deutschland.<br />

„Was heißt das auf Deutsch?“<br />

Im April 1998 folgte der Rat der Stadt Siegen einem<br />

Aufruf der Bundesregierung und beschloss, ein Programm<br />

für die zukunftsfähige Entwicklung der Stadt zu konzipieren.<br />

Dies sollte unter Beteiligung aller gesellschaftlichen<br />

Gruppen, öffentlichen Einrichtungen und der Wirtschaft<br />

geschehen. Bereits kurz nach dem Beschluss zeigten<br />

Mitglieder des Stadtrates Reaktionen von staunender Ahnungslosigkeit<br />

(„Hab ich noch nie gehört, was heißt das<br />

auf Deutsch?“) über Misstrauen bis zu strikter Ablehnung<br />

(„Mit Umwelt haben wir uns lange genug befasst. Jetzt<br />

geht es um Arbeitsplätze!“). Erhebliche Vorbehalte äußerte<br />

auch die Industrie- und Handelskammer Siegen und<br />

stellte Bedingungen für eine Beteiligung. Der Prozess startete<br />

mit 13 Arbeitsgruppen. Als die erste Euphorie verpufft<br />

war, gab’s noch sieben.<br />

Gesellschaft<br />

Nach uns die Sintflut?<br />

Der Siegener Seniorenbeirat setzte (ebenfalls kurz nach<br />

dem Ratsbeschluss) den Schwerpunkt „Soziale Nachhaltigkeit“<br />

obenan auf seine Prioritätenliste. Die damit befasste<br />

Arbeitsgruppe (Agenda-AG ALTERaktiv)<br />

• regte die Einrichtung einer Geschäftsstelle für die Agendaarbeit<br />

an einschließlich Engagement für deren Finanzierung<br />

im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

• organisierte und begleitete eine von der UNI Siegen<br />

durchgeführte Befragung älterer Menschen in Siegen<br />

• gründete 2000 das landesweit erste Internetcafé für<br />

Senioren (Senecafé)<br />

• richtete einen Internet-Auftritt ein (senioren-siegen.de)<br />

• setzte sich für die Gründung einer Bürgerstiftung ein,<br />

außerdem für eine Anlaufstelle für ehrenamtliches<br />

Engagement.<br />

Eine beantragte Unterstützung in Höhe von 1 Tsd. DM für<br />

entstandene und absehbare Aufwendungen wurde vom<br />

Haupt- und Finanzausschuss (HFA) des Stadtrats abgelehnt.<br />

Das Engagement der Arbeitsgruppen wurde als<br />

„weitgehend wirkungslos“ bezeichnet und ihnen städtische<br />

Verwaltungsangestellte als „Betreuer“ zugeordnet.<br />

Die Arbeitsgruppe AL-<br />

TERaktiv z.B. verzichtete<br />

auf Betreuung und entwickelte<br />

sich zu einem eingetragenen<br />

Verein, unter<br />

dessen Dach sich zahlreiche<br />

selbstständig handelnde<br />

Arbeitsgruppen bildeten.<br />

Im Hinblick auf die Einrichtung<br />

von Bürgerräten –<br />

aber auch bezogen auf die<br />

Bundespräsident Steinmeier<br />

von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geforderten<br />

Veränderungen – wird sich zeigen, welchen Einfluss die Bedenkenträger<br />

und Bremser im politisch-administrativen und<br />

Medienbereich noch immer haben. Erich Kerkhoff<br />

Quelle: 1) Verwaltungsvorlage Nr. 686/2021 vom 06.12.2021. 2) https://www.zdf.de/<br />

politik/berlin-direkt/berlin-direkt---sommerinterview-vom-4-juli-2021-100.html<br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 57


Zum Teufel mit dem Wetter<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Es gibt viele Wetterregeln, trotzdem lässt sich kein<br />

Wetter regeln! (E. H. Bellermann). Sieht man mal<br />

von der modernen Floskel wie geht es ab, mit der<br />

Mensch im fortgeschrittenen Alter gleich beim Thema<br />

Krankheiten ist, sind Äußerungen zum Wetter wohl ein<br />

ebenso häufig genutzter, nicht seltener Einstieg in zwanglose<br />

Gespräche. Dass das Wetter nicht immer allen gefällt,<br />

ist keine neue Weisheit. Dem Sommerfrischler ist es zu<br />

heiß, dem Landwirt ist es zu trocken, freuen sich Naturliebhaber<br />

über den Regen, ist es dem Wanderer vielleicht<br />

viel zu feucht. Dem Stubenhocker ist es zu kalt, den Wintersportler<br />

nicht kalt genug (usw.). Also: Auf die Einstellung<br />

kommt es an; wie sagte doch schon Wilhelm Busch:<br />

„Dauerhaftem schlechtem Wetter<br />

mußt du mit Geduld begegnen,<br />

mach es wie die Schöppenstedter:<br />

regnet es, so laß es regnen.“<br />

Und John Ruskin findet. Sonnenschein ist köstlich,<br />

Regen erfrischend, Wind fordert heraus, Schnee macht<br />

fröhlich; im Grunde gibt es kein schlechtes Wetter nur<br />

verschiedene Arten von gutem Wetter“ (Wikipedia). Und<br />

doch bestätigt sich das Sprichwort eines unbekannten Verfassers.<br />

Ob Sonnenschein, ob Regen, wir sind dagegen.<br />

Wobei wir bei E. Ellinger sind, der feststellt: Der Teufel<br />

soll sie holen, die Wetterkapriolen. Doch was hat der Teufel<br />

damit zu tun?<br />

Dass schlechtes Wetter eine Teufelsangelegenheit ist,<br />

gehörte zum festen Glauben der Menschen im Mittelalter.<br />

Als der HERR die Geduld mit seinen Geschöpfen verlor,<br />

beschloss er, sie zu ersäufen! `Alles was auff Erden ist sol<br />

untergehen`, so drückte Luther es in seiner Übersetzung<br />

des 1. Buch Mose aus. Wasser und Wetter bringen Not über<br />

die Menschen, seit Kain ein Ackermann geworden ist und<br />

seinen Bruder, den Hirten Abel, erschlagen hat, schreibt<br />

Bruno Preisendörfer. 1<br />

In der Lutherzeit, also zu Beginn des 16. Jahrhunderts,<br />

so berichtet er weiter, stand den Bauern in vielen Jahren<br />

das Wasser bis zum Hals, in anderen Jahren wiederum<br />

verdorrte ihnen die Frucht am Halm, und die Erde zeigte<br />

Risse vor Trockenheit.<br />

Im März 1510 2 herrschten Frost, Schnee und Regen,<br />

dass kaum Sommerfrüchte gewachsen sind und eine große<br />

Teuerung einsetzte. 1514 konnten in vielen deutschen Gegenden<br />

die Mühlen wegen der Vereisung der Flüsse und<br />

im Sommer desselben Jahres wegen ihrer Austrocknung<br />

nicht arbeiten. Im März und April 1517, also im Frühling,<br />

herrschten nach einem strengen Winter in Süd- und Westdeutschland<br />

nahezu sommerliche Temperaturen, Klimaforscher<br />

sprachen von einem der trockensten Monate des Jahrhunderts.<br />

Im Hochsommer des gleichen Jahres wiederum<br />

brachen langandauernde Regenfälle über das ausgedörrte<br />

Land herein, bis im September eine neue Trockenheit einsetzte.<br />

1521 gab es den wärmsten Winter des Jahrhunderts.<br />

Im Februar haben die Kirschen geblüht. Und Ostern war<br />

es kälter als zu Weihnachten und es schneite mehr als im<br />

ganzen Winter. Und im folgenden Jahr war der Winter dagegen<br />

kalt und trocken, der Main fror von Mitte Januar bis<br />

Anfang März zu, im Februar rührte sich der Vater Rhein<br />

bei Köln vor Frost nicht mehr von der Stelle. 1524 hagelte<br />

es bei Schaffhausen so stark, dass Eiskörner, Hühnerei<br />

groß, Korn und Wein vernichtet und Häuser und Fenster<br />

zerschlagen haben. Im folgenden Jahr 1525 lag morgens<br />

Schnee um die Festung Marienberg über Würzburg. Mitte<br />

September 1527 fiel in fränkischen und österreichischen<br />

Gebieten wegen starken Frosteinbruchs die Ernte aus. Im<br />

Sommer des Jahres 1529 war es in ganz Mitteleuropa nass<br />

und kalt, überall traten die Flüsse über die Ufer. Fünf Jahre<br />

später, im Jahr 1534 folgte auf einen kalten Winter, in dem<br />

die Flüsse zufroren, ein extrem heißer Sommer, der z.B.<br />

die Oder in ein Rinnsal verwandelte. Auch 1538 beklagte<br />

man in Wittenberg über eine extreme Dürre. Aus der Reihe<br />

dieser auffälligen Wetterereignisse sticht das Jahr 1540 auf<br />

dramatische Weise hervor. Der Rhein wurde an manchen<br />

Stellen so seicht, dass man ihn durchwaten konnte. Die<br />

Weiden trockneten aus und das Vieh verendete, schreibt<br />

Preisendörfer.<br />

Verhextes Wetter<br />

Für die außergewöhnliche Trockenheit oder Regenzeit<br />

suchten die Menschen seinerzeit – wie schon bei der Pest<br />

– nach einer Erklärung. Die einen sahen darin eine Strafe<br />

Gottes, anderen kam es eher wie Teufelswerk vor. Für<br />

Letzteres musste jemand verantwortlich sein, der mit dem<br />

Teufel buhlt. Die Richter des Amtes Augustusburg/Schellberg<br />

schickten im Jahre 1529 eine ältere Frau wegen Wetterzaubers<br />

auf den Scheiterhaufen. Dass jemand mit dem<br />

Teufel im Bunde steht, glaubte auch der Landvogt von<br />

Wittenberg, ging auf Suche und wurde fündig. Er ließ im<br />

Dürrejahr 1540 die Herumtreiberin, in Wirklichkeit eine<br />

wehr- und schutzlose Außenseiterin, mit Namen Prista<br />

Frühbottin verhaften. Man warf ihr vor, Vieh vergiftet und<br />

Wetter gemacht zu haben und schickte sie zur Hölle, in<br />

dem sie am Pfahl geröstet (also als Hexe verbrannt) wurde.<br />

Dem damaligen Wissensstand und Zeitgeist entsprechend<br />

war für außergewöhnliche Ereignisse oft schnell<br />

eine Lösung gefunden: Schuld waren Hexen (nicht nur<br />

Frauen, auch Männern wurde Hexerei vorgeworfen; und<br />

manchmal wurden Menschen als Hexen verurteilt, weil sie<br />

gute Erblasser waren).<br />

Den Hexen war alles zuzutrauen. Dem Hexenglauben<br />

unterlagen in jener Zeit nicht nur Grafen und Fürsten<br />

sowie Fürstbischöfe und andere bedeutende Persönlichkeiten;<br />

selbst Martin Luther glaubte an Hexen und<br />

Teufel und die protestantische Konkurrenz am Genfer<br />

See (Calvin) blies heftig ins Feuer, ist bei Preisendörfer<br />

zu lesen.<br />

Dass man die Frühbottin zu Unrecht verbrannt hatte,<br />

zeigte sich in den Folgejahren. Trotz ihres Todesopfers<br />

folgten in den Jahren 1572 bis 1573 Dürre und Hungersnot<br />

und vier Jahre später setzte im Sommer Hochwasser ein,<br />

so dass Menschen und Tiere zu Tode kamen.<br />

Schon im Jahre 1571 wurde in Schlesien über Steuererleichterung<br />

beraten, weil diß Land mit „großen Mißwachs/<br />

Wassernöthen und anderen Beschwerungen/Hunger/Armut/Absterbung<br />

der Schaff/Rindt und allerlei Viehes beladen<br />

und dem Lande auch alle Nahrung und Gewerb enfellet,<br />

schreibt Conrads. 3<br />

Im Jahre 1587 mussten in Schlesien die Schnitter bei<br />

der Ernte Pelze anziehen, so dass die kommenden Jahre<br />

Notzeiten wurden. Kürzere Sommer und übermäßige Nässe<br />

beeinträchtigten die Ernteerfolge doppelt. Besonders<br />

hart waren auch die Jahre 1602/1603 und 1607/1608. 2 So<br />

war es die Jahrhunderte hindurch.<br />

Der ungerechtfertigte Tod der Frühbottin hat aber wohl<br />

keinen mehr gerührt. Geschehen ist geschehen!<br />

<br />

58 durchblick 1/<strong>2022</strong>


Umwelt<br />

Umwelt<br />

Kleine Eiszeit<br />

Die Zeit der Hexenjagd ist Vergangenheit, geblieben<br />

sind extreme Witterungsverhältnisse – Witterungsnöte anderer<br />

Art. Bis ins 19. Jahrhundert hinein machten bitterkalte<br />

Winter und feuchte, kühle Sommer den Menschen<br />

zu schaffen. Zwei besonders kalte Abschnitte waren das<br />

„Maunder-Minimum“, das von 1645 bis 1715 anhielt, sowie<br />

das „Dalton-Minimum“ von 1790 bis 1830. Ursächlich<br />

waren dunkle Flecken auf der Sonnenoberfläche, die<br />

meist in größeren Gruppen auftraten und eine verringerte<br />

Energieabstrahlung zur Folge hatten. 4 In den Wintern froren<br />

die Flüsse tief zu. Das Tauwetter setzte erst spät ein.<br />

Wolkenbrüche und hoher Niederschlag im Sommer führten<br />

zu Überschwemmungen.<br />

Und heute? An den heißen Sommer 1947 erinnern sich<br />

nur noch wenige. Dem hingegen ist der tolle Sommer<br />

1959 (mit bedenklicher Wasserknappheit) noch manchem<br />

gegenwärtig. Andererseits sind auch die nassen Sommer<br />

der 70er Jahre nicht zu vergessen, die Rudi Carrell im Jahre<br />

1975 Anlass gaben, das schöne Lied „Wann wird`s mal<br />

wieder richtig Sommer“ vorzutragen (und dabei die SPD<br />

zu entlasten). Das ist lange her. Bald wurde wieder Sommer.<br />

Wer stöhnte nicht über die anhaltende Hitze in den<br />

letzten Jahren, in denen die Sonne ihr Bestes tat und weder<br />

Wald noch Schatten Erfrischung spendeten. Wer erinnert<br />

sich nicht an die Dürre und die ausgetrockneten Felder,<br />

die den Landwirten den Schlaf raubten, weil die ersehnte<br />

Ernte zu verkümmern drohte. Auch der Wald lechzte nach<br />

Wasser (nur der Borkenkäfer freute sich). Selbst den Forellen<br />

in den Bächen bereitete die Hitze Unwohlsein.<br />

Anderseits waren die mäßigen Winter so unnatürlich<br />

mild, dass Märzenbecher und Tulpen schon im Dezember<br />

ihre Köpfe dem Himmel entgegen streckten (wie 2020 in<br />

unserem Garten) und heimische Wintersportler griesgrämig<br />

dreinschauten.<br />

Klimakatastrophe<br />

Der Rückblick auf die Wetterkapriolen mag „Wasser<br />

auf die Mühlen“ der Menschen sein, die den Klimawandel<br />

leugnen. 5 Aber Wetter ist nicht gleich Klima. Unter Klima<br />

wird der Zustand der Atmosphäre über einem bestimmten<br />

Gebiet und der Ablauf der Witterung in diesem Gebiet beschrieben.<br />

Und das war regional immer sehr unterschiedlich.<br />

Während hier und dort ein sogenanntes Reizklima<br />

vorherrscht, ist das Klima andernorts schonend. Während<br />

der Volksmund von der Stadt Münster behauptet, dass es<br />

entweder regnet oder die Glocken läuten, ist es im südlichen<br />

Baden-Württemberg meist schön, mild und trocken.<br />

Schlesien war bekannt für schneereiche kalte Winter und<br />

schöne Sommer mit ausgeglichenem Niederschlag. Innerhalb<br />

dieser Klimazonen spielt sich seit eh und je das Wetter<br />

ab, ohne dass ein Teufel dafür verantwortlich ist. Klima ist<br />

nicht Wetter, sondern vereinfacht gesagt der Durchschnitt<br />

allen Wetters auf der Erde. Und das ändert sich durch die<br />

Erderwärmung. Es ist ja nicht zu übersehen: Gletscher gehen<br />

zurück, die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel<br />

steigt, es gibt Kälteeinbrüche, Hitzeperioden, sintflutartige<br />

Regenfälle schreibt Daniela Vates in ihrem Leitartikel<br />

der Siegener Zeitung vom 15.11.2021. Erinnert sei an<br />

den Orkan Kyrill, der am 18./19 Januar 2007 mit seinen<br />

Böen auch hier bei uns enorme Schäden anrichtete. Die<br />

Intensität der Stürme nimmt zu, der Boden in Sibirien taut<br />

auf, Überschwemmungen infolge heftiger Regengüsse auf<br />

engem Raum und Unwetterkatastrophen wie im Ahrtal<br />

und Umgebung tun ihr übriges. Den deutschen Wäldern<br />

geht es immer schlechter, der Schädlingsbefall – gefördert<br />

durch Hitzewellen und Dürren – vernichtet unsere Fichtenwälder,<br />

Insekten sterben (usw. usw.).<br />

Dass der Mensch seine Hand im Spiel hat, ist wissenschaftlich<br />

belegt und scheint eindeutig. 1990 warnte<br />

der Weltklimarat IPCC der Vereinten Nationen vor<br />

einer massiven globalen Erwärmung. Seitdem sind die<br />

Das SUV „Sport Utility Vehicle“ (Sport- und Nutzfahrzeug) ist eine, auch bei Älteren beliebte Energieschleuder.<br />

Treibhausgas-Emissionen um über 40% gestiegen. „In drei<br />

Jahrzehnten haben die Menschen mehr CO 2<br />

ausgestoßen als<br />

in der gesamten Menschheitsgeschichte, berichten Luisa<br />

Neubauer und Alexander Repenning in ihrem Buch „Vom<br />

Ende der Klimakrise“. Es sind die über viele Jahre angehäuften<br />

Emissionen, die den Treibhauseffekt ausmachen.<br />

Andererseits: Wissenschaftler prognostizieren für die<br />

zweite Hälfte unseres Jahrhunderts Schattenbildung auf<br />

der Sonnenoberfläche, die vor Jahrhunderten Ursache für<br />

eine kleine Eiszeit war. Welche Wirkung ein solches Minimum<br />

haben könnte, legen Wissenschaftler im Internet anschaulich<br />

dar. Ob das eintrifft und wie sich das auswirken<br />

wird, sei dahingestellt – aber so lange können wir nicht<br />

warten. Bis dahin kann viel geschehen.<br />

Weil der Mensch die Hand im Spiel hat (und nicht einzelne<br />

Hexen), muss der Mensch sein Verhalten ändern. Ein<br />

Zuwarten, bis die Politik entscheidende Regelungen trifft,<br />

geht fehl; denn wenn ökonomische Interessen entgegenstehen,<br />

passiert zu wenig. Beispiel: Schon in der 80er Jahren<br />

forderte der Bundesverkehrsminister Volker Hauff (1980-<br />

1982) die Verlagerung des Schwerlastverkehrs auf die<br />

Schiene, passiert ist das Gegenteil. Durch die Privatisierung<br />

der Bahn ist die Nutzung der Schiene eher schlechter geworden.<br />

Viele Nebenstrecken wurden beseitigt oder werden<br />

stillgelegt, wenn die Einnahme die Kosten nicht decken. So<br />

wird der Mensch in sein Auto gezwungen. Auch die bundeseigene<br />

Post hat ihre dem Gemeinwohl zugedachten Aufgaben<br />

und Leistungen bis auf das möglich Machbare aus Kostengründen<br />

zurück gefahren und viele Briefträger eingespart<br />

(Kostenersparnis durch Personalminimierung). Heute lässt<br />

sie hier und da Briefe mit VW-Bullys ausfahren und lässt<br />

Briefkästen durch Subunternehmen mit schrottreifen, stinkenden<br />

Autos leeren. Nacht für Nacht rasen Lastkraftwagen<br />

und Schnelltransporter von DHL, der Deutschen Post, von<br />

DPD uns UPS durch unser Land, um Postdienstleistungen<br />

zu erfüllen. Und die Bahn fährt nebenher.<br />

Auch wenn sich gegenwärtig alle Parteien den Klimawandel<br />

an die Fahne heften, wird nicht viel zu erwarten sein, wenn<br />

dadurch Wohlstand und Bequemlichkeit einzubüßen sind.<br />

Zu der Frage, was denn der einzelne schon tun kann,<br />

sei allein auf den Kraftfahrzeugverkehr verwiesen. Im<br />

Verkehrssektor sind wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

zufolge die Emissionen in den vergangenen 30 Jahren<br />

nicht gesunken, sondern gestiegen. Zudem ist jeder Verbrennungsmotor<br />

ein Heizofen, der Wärme spendet. Folglich<br />

könnte jeder zum Klimaschutz beitragen, wenn er das<br />

Auto auch mal stehen lässt oder auf schadstoffarme Autos<br />

umstellt, zu Fuß geht, Fahrgemeinschaften bildet, Fahrrad<br />

fährt oder öffentliche Verkehrsmittel benutzt.<br />

Weiter so? Dann werden wohl die Wetterkapriolen zunehmen.<br />

Eine Hexe zu suchen ist müßig.<br />

Wolfgang Kay<br />

Textquellen: 1) Bruno Preisendörfer, Als das Deutsch erfunden wurde – Reise in die Lutherzeit,<br />

Köln 2017. 2) Die folgenden Daten sind dem Buch von Preisendörfer entnommen.<br />

3) Conrads, Deutsche Geschichte im Osten Europas – Schlesien – Berlin 1994. 4) Odenwald,<br />

Eiszeit statt Heißzeit – Forschung und Technik, Focus Nr. 20/2009 . 5) wie z. B. Trump<br />

(ehemaliger Präsident der USA) oder Bolsonaro (brasilianischer Präsident)<br />

60 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 61


Von Feen und Fröschen<br />

Wer erklärt uns das Wetter<br />

Froggy, der kleine freche Wetterfrosch, war einige Jahre<br />

mein Liebling, der den Nutzern von Smartphones die<br />

Prognosen „to go“ auf dem kleinen Bildschirm servierte.<br />

Der grüne Frosch war immer dem Wetter entsprechend<br />

draußen unterwegs, er schwitzte unter der Sonne und ging<br />

baden. Bei Schmuddelwetter spazierte er mit Schirm durch<br />

die herbstlichen Wälder. Im Winter bibberte er im Schnee.<br />

Seit Corona trug auch mein Lieblingsfrosch auf seinen Spaziergängen<br />

plötzlich Maske. Doch mit meinem neuen Smartphone<br />

war der goldige Froggy plötzlich weg. Die Wetter-App<br />

war für mich uninteressant geworden. Ich musste also wieder<br />

selbst vor die Tür gehen und das Wetter checken. Oder wieder<br />

im Radio und Fernsehen den Berichten, so wie früher, folgen.<br />

Ihr Lachanfall ist Legende. Seit 1992 moderierte Maxi Biewer<br />

bei RTL das Wetter. Erst als Urlaubsvertretung. Dann wurden<br />

über 15.000 Wettervorhersagen daraus und die Wetterfee<br />

gewann die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Weg<br />

vom oberlehrerhaften Dozieren mit Zeigestock und Tafel hin<br />

zur lockeren Information und zur Muntermacherin am frühen<br />

Morgen. Und bei ihr, der ersten Frau als Wettermoderatorin<br />

im deutschen Fernsehen, war immer gute Laune inklusiv. Als<br />

Schauspielerin arbeitete sie sich in das Thema ein. Denn meist<br />

waren nur studierte Meteorologen oder ausgebildete Nachrichtensprecher<br />

vor der Kamera. Eine Ausnahme war auch der<br />

österreichische Schauspieler und Moderator Elmar Gunsch<br />

in den 80-iger Jahren beim ZDF, der das Wochenendwetter<br />

präsentierte. Vor allem die Zuschauerinnen verzauberte er mit<br />

seiner sonoren, weichen Bassstimme – egal ob er Hundstage<br />

oder Schmuddelwetter ankündigte.<br />

Jörg Kachelmann, geboren im deutsch-schweizer Grenzgebiet<br />

entschied sich noch während seines Studiums der<br />

Meteorologie schnell für den Beruf als Journalist, später als<br />

Radio- und Fernsehmoderator.1989 errichtete er im Kanton<br />

St. Gallen eine eigene Wetterstation und gründete seine eigene<br />

Firma Meteomedia, die den Medien visuell aufbereitete<br />

Wetterdaten und Karten lieferte. Auch mit der ARD arbeitete<br />

er erfolgreich zusammen und seit 1994 präsentierte er<br />

nun selbst das Wetter. Mit seiner lässigen, coolen Art traf er<br />

den Geschmack seiner Zeit. Später moderierte er auch beim<br />

MDR die Talkshow „Riverboat“. Leider geriet der beliebte<br />

Wettermann 2010 in einen Vergewaltigungsskandal, der<br />

in den Medien hohe Wellen schlug und die Klatschspalten<br />

füllte. Er wurde freigesprochen, doch zog er sich erstmal<br />

aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Sein flapsiger<br />

und unkonventioneller Stil ist aber unvergessen.<br />

Sogar Siegen bekam eine eigene Meteomedia Wetterstation,<br />

die 2003 persönlich von Jörg Kachelmann und Bürgermeister<br />

Stötzel eröffnet wurde. Willi Bürger, Lehrer an<br />

der Realschule am Oberen Schloss, ließ nicht locker: Mit<br />

einer Projektgruppe wollte er die Wetterstation an seine<br />

Graphik: Matthias Neuser<br />

Schule holen und betreuen. Er nahm viele Hürden und mit<br />

viel Sponsorengeldern wurde die Station schließlich eingerichtet.<br />

Kachelmann ließ es sich nicht nehmen, selbst eine<br />

Schulstunde zum Thema Wetter zu halten. Seitdem lieferte<br />

die Schule mit ihrem hohen Mast und den genormten Messgeräten<br />

Wetterdaten nach Berlin in die Zentrale und versorgte<br />

auch die Siegener Zeitungen mit den aktuellen Prognosen.<br />

1999 holte Kachelmann Donald Bäcker in sein Team, der<br />

von 1990 bis 97 die Wetterwarte in Neuruppin leitete. Eigentlich<br />

wollte Bäcker gar nicht vor die Kamera, doch bei<br />

Kachelmann lernte er das Handwerk des „Medienmeteorologen“.<br />

Seine Wetterprognosen werden bis heute im Morgenmagazin<br />

bei ARD gesendet. Interessanter als im Studio<br />

ist es natürlich, wenn der Wetterbericht draußen stattfindet:<br />

eine Spezialität von Donald Bäcker. Wenn ihm die Haare<br />

zu Berg stehen und der Sturm ihm fast das Mikro aus der<br />

Hand weht, etwa auf einem Leuchtturm an der Nordsee, ist<br />

er in seinem Element. Ob in den Alpen im tiefen Schnee, in<br />

Badehose im Schwimmbad oder im Elefantenhaus überall<br />

macht der sportliche Medienmeteorologe eine gute Figur.<br />

Seit 1999 hat Claudia Kleinert im 1. Programm und<br />

verschiedenen dritten Programmen viele Fans. Mal sexy in<br />

knallrot oder pink mit langen blonden Haaren, mal seriös im<br />

schwarzen Outfit mit hochgesteckten Haaren. Immer wird<br />

diese gut gelaunte Wetterfee auf dem Bildschirm gern gesehen.<br />

Perfekt sind ihre Gestik und Mimik, ihre positive Ausstrahlung,<br />

ihre angenehme Stimme. „Ein hübsches Gesicht<br />

reicht nicht“ schreibt sie in ihrem Buch „Unschlagbar Positiv“<br />

von 2016. Sie setzt sich mit der „Charisma-Formel“ auseinander<br />

und gibt Tipps, wie man erfolgreich kommuniziert. Und<br />

sie berichtet, wie es ihr geschickt gelungen ist, selbst Karriere<br />

zu machen. Inzwischen ist Kleinert ein viel gebuchter Coach<br />

in Sachen Karriere und Beruf. Gern wird sie auch als Moderatorin<br />

für Galas von Unternehmen gebucht. Doch sie hat auch<br />

eine andere Seite. Sie engagiert sich für Menschen mit Behinderung.<br />

2012 wurde ihr hierfür der Medienpreis BOBBY der<br />

Bundesvereinigung Lebenshilfe verliehen. Nicht mit Mitleid,<br />

sondern voller Respekt und Natürlichkeit sei ihr Umgang mit<br />

Menschen mit Behinderung. Ihr Bruder Stephan lebt mit einem<br />

Handicap und sie bewundert, wie kraftvoll er sein Leben<br />

meistert. Er begleitete sie zur Preisverleihung.<br />

Umwelt<br />

Cover me in Sunshine hieß ein Hit im oft verregneten<br />

Sommer 2021. Die Sehnsucht nach Sommer, Sonne und<br />

Strand bleibt auch in der kalten, nebligen und nassen Jahreszeit.<br />

Es ist die Zeit von Nebelschwaden, kalten Nächten<br />

und Dauerniesel. Macht uns das depressiv, verloren und<br />

melancholisch? Oder ist es für uns die Zeit des fröhlichen<br />

Mausgrau – frei nach Loriot – wo wir auf Weihnachten, den<br />

Jahreswechsel und ein gutes neues Jahr <strong>2022</strong> warten. Benjamin<br />

Stöwe, der Wettermoderator im ZDF, hatte wohl eher<br />

einen positiven, ironischen Blick, als er mit einem T-Shirt<br />

mit dem Caspar David Friedrich Motiv „Der Wanderer über<br />

dem Nebelmeer“ seine Sendung augenzwinkernd moderierte.<br />

Wer hat schon 30 verschiedene kitschige bis scheußliche<br />

Weihnachtspullover auf der Kleiderstange? Benjamin Stöwe.<br />

Im Advent überrascht er seine Zuschauer jeden Tag neu. Der<br />

Hammer war im Dezember ein Modell mit einem eingestickten<br />

Raumschiff. Am Tag vor Silvester zeigte er sich diesmal<br />

aber ganz korrekt im schwarzen Dreiteiler, Oberhemd, und<br />

froschgrüner Fliege. Stöwe, ein ausgebildeter Schauspieler,<br />

begeistert seine Zuschauer mit seiner lässig-coolen Art. Und<br />

bei ihm gibt es immer MOMA-Tassen für besonders gelungene<br />

Wetter-Fotos der Zuschauer zu gewinnen.<br />

Sven Plöger, ein Dipl. Meteorologe, ist ein weiterer Publikumsliebling.<br />

Unermüdlich erklärt er seinen Zuschauern<br />

möglichst anschaulich und mit einer Prise Humor Wetterphänomene.<br />

Er will uns immer wieder die Fachbegriffe<br />

der Meteorologie wie von Isobaren, Orkanen, Tornados,<br />

Zyklonen oder der Stratosphäre vermitteln. Manchmal<br />

sind spezielle Wetterdarstellungen wie etwa Strömungsfilme<br />

einfach nur schön anzusehen in blau grün und türkis<br />

– wie Kunstwerke. Natürlich lässt ihn die Klimakrise nicht<br />

kalt. Mit seinem Bestseller von 2020 „Zieht euch warm<br />

an, es wird heiß“ setzt er sich fundiert mit dem komplexen<br />

Thema Klimawandel auseinander und will einem breiten<br />

Publikum die Augen öffnen, was passiert, wenn wir nicht<br />

handeln. Einen „Vorgeschmack“ hat ja für Deutschland die<br />

Flutkatastrophe im Sommer 2021 an der Ahr oder auch am<br />

Königssee gegeben.<br />

Ob als App, im Radio, Fernsehen oder in der guten alten<br />

Zeitung – ohne Wettervorschau läuft gar nichts. Wir wüssten<br />

ja gar nicht, was wir anziehen sollen. Tessie Reeh<br />

Foto: Rita Petri<br />

Foto: Wikipedia Commons<br />

Foto: Patrice Venne<br />

Foto: Wikipedia Commons<br />

Der Wetterfrosch Willi Bürger schrieb viele Jahre<br />

Wetterberichte für die Siegener Presse.<br />

Claudia Kleinert, stets gut gelaunte Wetterfee im<br />

1. Programm und in verschiedenen 3. Programmen.<br />

Maxi Biewer moderiert seit über 25 Jahren auf symphatische<br />

Weise auch schlechtes Wetter beim RTL.<br />

Sven Plöger, Dipl. Meteorologe, der seinen Zuschauern<br />

Wetterphänomene mit Humor erklären kann.<br />

62 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 63


Sport<br />

Stand-Up-Paddeln<br />

Der ideale Wassersport<br />

auch für Senioren.<br />

Mittlerweile gibt es wohl keinen See, Fluss oder<br />

Strand ohne Stand-Up-Paddler. Gerade das vergangene<br />

Jahr mit den „Corona-Beschränkungen“<br />

hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen die heimischen<br />

Gewässer sozusagen wiederentdeckt haben.<br />

Die „Erfindung“ der aufblasbaren Boards vor einigen<br />

Jahren hat für einen regelrechten Boom auf den Seen<br />

und an den Küsten geführt; die Boards sind Sportgeräte,<br />

schwimmende Sonnenliegen und auch Spielinseln für Kinder;<br />

nach einer kurzen Gewöhnungsphase, vielleicht auch<br />

mit einem kurzen Einführungskurs gelingt das Stand-Up-<br />

Paddeln schon problemlos. Klar, man sollte nicht wasserscheu<br />

sein, schwimmen können und auch die ersten Versuche<br />

nicht unbedingt am Meer machen. Aber wir haben ja<br />

hier mit dem Biggesee, der Listertalsperre, oder z. B. auch<br />

dem Aartalsee Talsperren in der näheren Umgebung, die<br />

ideal für das Stand-Up-Paddeln sind.<br />

Stand-Up-Boards gibt es mittlerweile in preislich sehr<br />

unterschiedlicher Qualität und zu verschiedenen Verwendungszwecken.<br />

Es gibt Allround-Boards, Tourenboards, Raceboards,<br />

aber auch Tandemboards und sogar Yogaboards.<br />

Es gibt Boards für deutlich über 1000 Euro und auch günstige<br />

Angebote, sogar beim Discounter, für etwas mehr als<br />

200 Euro. Zu einem Stand-Up-Paddel Set gehört natürlich<br />

auch das Paddel, eine Pumpe und ein großer Rucksack zum<br />

Transport des Equipments. Während bei den günstigen Angeboten<br />

diese komplette Ausrüstung dazu gehört, kann man<br />

allein für ein hochwertiges Carbon-Paddel schnell noch mal<br />

150 oder auch über 200 Euro ausgeben.<br />

Für den Gelegenheits-Paddler auf unseren heimischen<br />

Talsperren reicht auf jeden Fall eine einfache Standardausrüstung<br />

mit einem Allroun<strong>db</strong>oard mit ca. 320 cm Länge, 82<br />

– 84 cm Breite, 15 Dicke und einer Tragfähigkeit von vielleicht<br />

150 kg. Die Maße der Boards werden in der Regel immer<br />

in Zoll angegeben: 11 – 12´´ Länge, 32 -34´´ Breite, 6<br />

´´ Dicke und ungefähr 300 Liter Volumen sind hier gute Orientierungswerte.<br />

Dazu gehören dann noch ein zusammensteckbares<br />

Standard-Paddel und vielleicht auch noch ein<br />

leichter Neopren-Anzug. Diese leichten Neopren-Anzüge<br />

– knielange Hose plus Oberteil mit kurzem Arm, 1,5 – 2 mm<br />

stark – sind bei Wassertemperaturen von +- 15 Grad ganz<br />

angenehm; je nach Wasseruntergrund und Wassertemperatur<br />

sind Badeschuhe auch hilfreich. Alles in allem bekommt<br />

man so eine Standardausrüstung gut für rund 300 Euro. Für<br />

500 Euro gibt es dann schon ein Board mit höherer Qualität,<br />

stabilerer Bauweise und besseren Gleiteigenschaften.<br />

Die Boards wiegen so ungefähr 10 bis 12 kg, Transport<br />

und Lagerung in dazugehörigem Koffer-Rucksack sind völlig<br />

problemlos. Am Wasser muss dann nur noch das Board<br />

aus dem Rucksack-Koffer genommen und ausgerollt werden;<br />

mit der dazugehörenden Pumpe wird dann noch Luft<br />

eingefüllt, die letzten Liter fallen schon schwer, immerhin<br />

wird hier ein Druck von mindestens 15 PSI aufgebaut. Kurz<br />

noch die Finne an der Unterseite befestigen, das Paddel auf<br />

die richtige Länge einstellen, die Sicherungsleine (Leash)<br />

nicht vergessen – und los geht’s.<br />

Nach dem Paddeln wird an Land das Ventil geöffnet, die<br />

Luft entweicht mit einem lauten Pfeifen, das Board wird zusammengerollt<br />

bzw. zusammengefaltet und einschließlich<br />

Paddel und Pumpe wieder im großen Rucksack verstaut.<br />

Bei den Pumpen handelt es sich normalerweise um sogenannte<br />

Doppelhubpumpen, d.h. Luft wird beim Druck und<br />

Zug in das Board gepumpt.<br />

Gerade für uns Senioren ist dieser Sport ideal, denn<br />

Stand-Up-Paddeln ist ein gutes Gleichgewichts- und Kraft-<br />

Ausdauer Training. Es sieht so leicht aus, wenn die Paddler<br />

auf dem Brett stehen und das Paddel locker durch Wasser<br />

ziehen. Aber „Wasser hat keine Balken“, man muss permanent<br />

das Gleichgewicht halten, eventuell auch die Bugwelle<br />

des Biggeseedampfers ausgleichen. Und wenn man eine<br />

längere Strecke gepaddelt ist, merkt man, dass die Bewegung<br />

nicht nur die Arme beansprucht, sondern der gesamte<br />

Körper wird gefordert. Die Gesamte Rumpfmuskulatur ist<br />

an der Paddelbewegung beteiligt; Bauch- und untere Rückenmuskulatur<br />

sind gefordert, um das Gleichgewicht zu<br />

halten.<br />

64 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

Autorenfoto<br />

Bevor man sich ein Board kauft, sollte man auch überlegen,<br />

wo man überwiegend ans Wasser geht, und was man<br />

damit machen möchte - denn es gibt sehr unterschiedliche<br />

Boards. Mit einem einfachen und preisgünstigen „Discounterbrett“<br />

kann man schon ganz gut auf den Talsperren paddeln,<br />

aber nicht unbedingt lange Strecken und „auf Tempo“. Das<br />

preiswerte Board ist etwas träge/langsam und bei unruhigem<br />

Wasser spürt man doch die Wellen, das qualitativ bessere<br />

Board liegt dagegen ruhiger im Wasser und gleitet besser. Der<br />

wesentliche Unterschied liegt darin, dass die Boards mit unterschiedlichem<br />

Druck aufgepumpt werden können. Der angegebene<br />

Wert wird in „PSI“ angegeben. Ein Brett, das mit<br />

maximal 14/15 PSI aufgepumpt werden kann, ist natürlich<br />

insgesamt erheblich „weicher“ als eins mit 19/20PSI. Man<br />

stellt diesen Unterschied sofort auf dem Wasser fest, denn das<br />

„weichere“ Board biegt sich durch, es kommt an Bug und Heck<br />

nach oben, das Gleitverhalten ist deutlich schlechter. Die teureren<br />

Boards sind nicht nur härter aufgepumpt, sie haben darüber<br />

hinaus noch weitere „Besonderheiten“: Die Außenhaut<br />

besteht aus mehreren Schichten, besonders die Seitenteile sind<br />

verstärkt. Außerdem gibt es oft noch sogenannte „Stringer“,<br />

über die gesamte Länge angeordnete Verstärkungen, die sich<br />

beim Aufpumpen entfalten und das Board stabiler machen.<br />

An der Bigge, in unmittelbarer Nähe zum Olper Freibad,<br />

gibt es eine Verleihstation für Stand-Up-Boards. Dort<br />

kann man verschiedene Bretter ausprobieren, kann auch<br />

eine kurze Einweisung bekommen oder einen mehrstündigen<br />

Kurs absolvieren; ein ähnliches Angebot gibt es auch<br />

in der Waldenburger Bucht bei Attendorn. Gute Startplätze<br />

mit Parkplatz und kurzen Wegen sind z. B. an der Bigge<br />

am Campingplatz „Sonderner Kopf“, am Freibad gegenüber<br />

vom „Schnüttgenhof“ oder am Parkplatz „Kessenhammer“.<br />

An der Lister ist es die Badestelle „Kalberschnacke“ oder<br />

die Badestelle am Campingplatz Windebruch.<br />

Nach den ersten erfolgreichen kurzen Touren auf einem<br />

der Stauseen sind aber auch längere Touren, die Boards<br />

vertragen durchaus die Mitnahme von Gepäck, wasserdicht<br />

verstaut, machbar. Interessant und eine Herausforderung<br />

sind Touren auf dem Fluss, wie z. B. auf der Weser<br />

von Hannoversch-Münden bis Bad Karlshafen. Hier gibt<br />

es die Fließgeschwindigkeit, man kann sich zwischendurch<br />

aufs Brett setzen und trotzdem weiterkommen. Auch andere<br />

Urlaubsgebiete wie Bodensee, die Seen in Mecklenburg-<br />

Vorpommern, Spreewald oder Ostsee sind tolle Stand-Up-<br />

Reviere. Wer einmal damit angefangen hat, hat sein zusammengerolltes<br />

Board immer im Kofferraum dabei.<br />

Neben den diversen Spezialboards für Touren, Rennen<br />

usw. gibt es auch aufblasbare Boards, die sich sogar fürs<br />

Windsurfen eignen; sie verfügen über eine Mittelfinne oder<br />

mehrere Finnen am Heck, um auch gegen den Wind (Höhe<br />

laufen) ansegeln zu können. Ehemalige Windsurfer, die den<br />

Sport vor Jahren aufgegeben haben, weil sie keine Lust mehr<br />

hatten, das schwere Board aufs Autodach zu hieven oder sich<br />

mit dem sperrigen Equipment herumzuplagen, finden mit<br />

dem handlichen Material vielleicht wieder zurück.<br />

. Klaus und Hans-Jürgen Hüner


Sport<br />

Sport<br />

Zum 125. Geburtstag von Sepp Herberger<br />

Philosoph und Psychologe, Pädagoge und Patriarch für die schönste Nebensache der Welt<br />

Sepp Herberger 1957<br />

Nur 25 Jahre nach der am 16. Januar 1997 verausgabten<br />

Sonderbriefmarke zu seinem 100. Geburtstag<br />

(Mi.Nr. 1896) wird Sepp Herberger anlässlich<br />

seines 125. Geburtstags am 1. März <strong>2022</strong> erneut mit einem<br />

deutschen Postwertzeichen geehrt. Auch mehrere<br />

ausländische Postverwaltungen haben bereits Briefmarken<br />

mit seinem Konterfei herausgegeben.<br />

Macher, Magier, Mythos: Wie wurde der auch als Fußballspieler<br />

erfolgreiche Sepp Herberger, den die Zeitschrift<br />

„Der Spiegel“ in der Ausgabe vom 6. Juli 1954 als „den<br />

sanftesten Tyrann“ bezeichnete, als strategischer Taktiker<br />

auf der Trainerbank gleichsam zur Legende und zum Trainer-Guru,<br />

dessen Ruhm auch Generationen später noch<br />

längst nicht zu verblassen droht?<br />

Geboren wurde Josef „Sepp“ Herberger am 28. März 1897<br />

in Mannheim-Waldhof als jüngstes von sechs Geschwistern,<br />

wo er in einer Arbeiterfamilie in ärmlichen Verhältnissen<br />

aufwuchs. Die ersten Erfahrungen in einem Fußballverein<br />

sammelte Sepp Herberger im Alter von 14 Jahren. Später bezeichnete<br />

er den Stürmer des Karlsruher FV und Nationalspieler<br />

Gottfried Fuchs, einen der beiden einzigen jüdischen<br />

Nationalspieler Deutschlands, als das Idol seiner Jugend. Als<br />

Stürmer war Herberger bald für die erste Mannschaft des SV<br />

Waldhof Mannheim (1914 - 1921) aktiv. Der stärkste Teil<br />

der Mannschaft war der sogenannte „Drei-H-Sturm“, bestehend<br />

aus Sepp Herberger, Karl Höger und Willi Hutter. Am<br />

Foto: Wikipedia Commons<br />

18. September 1921 spielten alle drei gemeinsam in der Nationalmannschaft<br />

in Helsinki gegen Finnland. Für Herberger,<br />

der zwei Tore erzielte, war es die erste von drei Berufungen<br />

in die deutsche Auswahl. Er schloss sich dem VfR Mannheim<br />

(1922 - 1926) unter dem frischgebackenen Sportlehrer Otto<br />

Nerz an und gewann mit dem VfR die süddeutsche Meisterschaft<br />

1925. Der „Kicker“ bezeichnete Herberger damals<br />

als „den besten Mittelstürmer Deutschlands“. Anschließend<br />

wechselte Herberger nach Berlin, wo er bei Tennis Borussia<br />

Berlin (1926 - 1930) seine aktive Spielerlaufbahn beendete.<br />

Im Sommer 1930 hatte Herberger sein Studium an der<br />

Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin als „Diplom<br />

Turn- und Sportlehrer“ abgeschlossen und konnte seitdem<br />

als Fußballlehrer arbeiten. Von 1930 - 1932 trainierte<br />

er Tennis Borussia Berlin. Seine Elf wurde 1932 erstmals<br />

Berliner Fußballmeister. Von 1932 – 1933 arbeitete Herberger<br />

als Verbandstrainer beim Westdeutschen Spiel-Verband<br />

in der Sportschule Duisburg-Wedau. Die Machtergreifung<br />

der Nationalsozialisten 1933 führte auch im Sport zu grundlegenden<br />

Änderungen. Alle Landesverbände des Deutschen<br />

Fußball-Bundes (DFB) lösten sich auf, die Vereine wurden<br />

„gleichgeschaltet“ und der Spielbetrieb nunmehr in den<br />

16 Gauen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen<br />

(DRL) organisiert. Nach der Auflösung des westdeutschen<br />

Verbandes wurde Herberger Assistent von Reichstrainer Otto<br />

Nerz. Auf die erfolgreich verlaufene WM 1934 in Italien, die<br />

die deutsche Mannschaft mit Platz drei abschloss, folgten<br />

die Olympischen Spiele 1936 in Berlin mit dem frühzeitigen<br />

Ausscheiden Deutschlands vor den Augen des „Führers“ im<br />

Spiel gegen Norwegen.<br />

Am 2. November 1936 wurde Herberger zwar zum<br />

Reichstrainer ernannt, Nerz blieb aber sein Vorgesetzter.<br />

Hiermit gab sich Herberger aber nicht zufrieden, so dass<br />

sich zwischen den beiden ein Machtkampf entwickelte, der<br />

sich bis zum offiziellen und endgültigen Rücktritt von Otto<br />

Nerz im Mai 1938 hinzog. Nach dem Anschluss Österreichs<br />

am 13. März 1938 machten die Machthaber die auf der erfolgreichen<br />

„Breslau-Elf“ des Jahres 1937 aufbauenden Vorbereitungen<br />

auf die WM in Frankreich zunichte. Denn dort<br />

sollte nunmehr eine großdeutsche Mannschaft auflaufen,<br />

die gleichermaßen Spieler aus dem „Altreich“ und aus der<br />

„Ostmark“ berücksichtigte. Nach nur wenigen Wochen an<br />

Vorbereitungszeit kam es, wie es kommen musste. Das Wiederholungsspiel<br />

des im K.-o.-System ausgetragenen Achtelfinales<br />

gegen die Schweiz ging 2:4 verloren. Auch wenn<br />

er am 1. Mai 1933 als Mitglied Nr. 2208548 der NSDAP<br />

beigetreten war und sich stets mit dem System arrangierte,<br />

konnte Herberger der allgemeinen Kriegsbegeisterung<br />

nichts abgewinnen. Durch die Einberufung vieler seiner<br />

Spieler zur Wehrmacht war zunächst jede Verbindung zu<br />

ihnen abgerissen. Gleichwohl bemühte sich Herberger,<br />

sie von der Front fernzuhalten. Nach dem 5:2-<br />

Sieg im November 1942 in Preßburg gegen die Slowakei<br />

konnten acht Jahre lang keine Länderspiele<br />

mehr ausgetragen werden. Mit Ausnahme von Fritz<br />

Walter und Andreas Kupfer lief nach dem Krieg keiner<br />

der Akteure dieses Spiels mehr für die deutsche<br />

Mannschaft auf. Als Truppenbetreuer im besetzten<br />

Norwegen hielt sich Herberger in Oslo auf, als am<br />

29. Januar 1944 seine Wohnung in Berlin-Schöneberg<br />

ausgebombt wurde.<br />

Im Entnazifizierungsverfahren wurde Herberger<br />

1946 als „Mitläufer“ eingestuft. Buchautor Jürgen<br />

Leinemann resümierte zur Rolle Herbergers in<br />

der NS-Zeit: „Einerseits paktierte er ungeniert mit<br />

den Parteioberen im Reichsamt für Leibeserziehungen,<br />

andererseits ging er in seinem praktischen<br />

Verhalten deutlich zur Partei auf Distanz.“ Herberger<br />

wurde nach der Wiedergründung des DFB im<br />

Februar 1950 offiziell in das Amt eines Bundestrainers<br />

berufen. Am 22. November 1950 fand mit<br />

einem 1:0-Sieg das erste Nachkriegsländerspiel<br />

im mit 115.000 Zuschauern überfüllten Stuttgarter<br />

Neckarstadion gegen die Schweiz statt. Die Eidgenossen<br />

stellten sich – wie schon nach dem Ersten<br />

Weltkrieg – als erster Länderspielpartner für<br />

die deutsche Mannschaft zur Verfügung. Das gute<br />

Abschneiden des 1. FC Kaiserslautern in den Anfangsjahren<br />

der Oberliga-Ära (dabei 1951 und 1953<br />

Deutscher Meister) und die überragende Klasse seines<br />

verlängerten Arms Fritz Walter bestärkten Herberger<br />

darin, am „Lauterer Block“ um seinen Kapitän<br />

und kongenialen Spielmacher im Mittelfeld<br />

festzuhalten. In seinem Buch über Herberger gab<br />

Fritz Walter eine „Ansprache“ seines „Chefs und<br />

Übervaters“ an die Nationalmannschaftskandidaten<br />

mit folgenden Worten wieder: „Männer, wenn die<br />

anderen in eurem Verein dienstags und donnerstags<br />

trainieren, dann nehmt ihr noch den Montag, den<br />

Mittwoch und den Freitag dazu. Wenn die anderen<br />

an ihr Vergnügen denken, denkt ihr an eure Kondition.<br />

Wenn ihr es im Sport zu was bringen wollt,<br />

muss sich eure ganze Lebensweise danach richten.<br />

Es versteht sich wohl von selbst, dass Rauchen,<br />

Trinken und unvernünftiges Essen für einen angehenden<br />

Nationalspieler nicht in Betracht kommen“.<br />

Bekanntermaßen war der als „Wunder von Bern“<br />

in die Fußballgeschichte eingegangene sensationelle<br />

Gewinn des Weltmeister-Titels 1954 durch den<br />

3:2-Endspiel-Sieg gegen die zuvor in 32 Spielen <br />

Wenn er sich im Siegerland aufhielt, traf Herberger in aller Regel<br />

auch auf seinen ehemaligen Schützling Herbert Schäfer. Der vielfache<br />

Nationalspieler (ein A- und 24 Amateur-Länderspiele) verdankte<br />

der Fürsprache seines „Chefs“ unter anderem das Fußball-Lehrer-Diplom.<br />

Wie mehreren verdienten Nationalspielern wurde ihm<br />

dieses nach einigen Kurzlehrgängen – aber ohne Studium an der<br />

Sporthochschule – ausgehändigt.<br />

Bei der Ausbildung zum Sportlehrer lernten sich Sepp Herberger<br />

und der Siegener Leichtathlet Herbert Böcher gegen Ende der 20er<br />

Jahre kennen und schätzen. Beide hatten als „besonders Begabte<br />

ohne Abitur“ dank ihrer sportlichen Erfolge eine Ausnahmegenehmigung<br />

zum Studium erhalten. Die gemeinsamen Erinnerungen des<br />

Fußballers und des vielfachen Deutschen Mittelstreckenmeisters<br />

wurde bei gelegentlichen Treffen stets aufs Neue belebt.<br />

2 Fotos Archiv Hülsmann, Bildtexte Ulli Weber<br />

66 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 67


Sport<br />

ungeschlagenen Ungarn der Höhepunkt der Trainer-Karriere<br />

von Sepp Herberger. In der Vorrunde hatte das Starensemble<br />

der Magyaren um Ferenc Puskás noch mit 8:3 gegen<br />

Deutschland gesiegt. Allerdings hatte der gewiefte Trainer-<br />

Fuchs Herberger an diesem Tag nur eine bessere B-Elf aufgestellt.<br />

Im WM-Finale, das bei Nieselregen am 4. Juli 1954<br />

im Berner Wankdorfstadion ausgetragen wurde, gelang Helmut<br />

Rahn nach einem 0:2-Rückstand bei typischem „Fritz-<br />

Walter-Wetter“ in der 84. Spielminute der 3:2-Siegtreffer.<br />

Der Trainer der Weltmeister-Elf wurde anschließend in<br />

Hohensachsen mit einem Fackelzug als neuer Ehrenbürger<br />

empfangen, wo er in der seitdem nach ihm umbenannten<br />

„Sepp-Herberger-Straße“ wohnte.<br />

Bei der WM 1958 in Schweden wurde der Titelverteidiger<br />

erst im Halbfinale vom Gastgeber Schweden mit 3:1 Toren<br />

gestoppt und belegte den vierten Platz. Dagegen kam bei<br />

der WM 1962 in Chile das Aus bereits im Viertelfinale gegen<br />

Jugoslawien. Herberger teilte 1963 seinen Rücktritt als<br />

Bundestrainer zum Saisonende 1963/64 mit. Vom deutschen<br />

Fußballpublikum verabschiedete er sich am 12. Mai 1964 in<br />

Hannover mit einem 2:2-Unentschieden gegen Schottland.<br />

Auf der Trainerbank hatte bereits sein Nachfolger Helmut<br />

Schön Platz genommen, der im Herbst 1938 unter Herberger<br />

sein erstes Länderspiel bestritten hatte. Herberger verabschiedete<br />

sich endgültig mit dem 4:1-Erfolg am 7. Juni in<br />

Helsinki gegen Finnland. Der Kreis hatte sich geschlossen:<br />

In Finnland hatte Herberger sein erstes Länderspiel als Nationalspieler<br />

absolviert und 43 Jahre später trat er dort nach<br />

162 von ihm betreuten Länderspielen als Bundestrainer ab.<br />

Am 30. April 1921 hatte Herberger Eva „Ev“ Müller geheiratet.<br />

Die Ehe, die kinderlos blieb, hielt bis zu seinem<br />

Tod. Sepp Herberger starb am 28. April 1977 in Mannheim.<br />

Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof des Weinheimer<br />

Stadtteils Hohensachsen. Sein schräg gestelltes Autogramm<br />

„Seppl Herberger“ ziert dort die schwarze Marmorplatte.<br />

Im Beisein des Altbundestrainers war an seinem 80. Geburtstag<br />

in Mannheim die „DFB-Stiftung Sepp Herberger“<br />

gegründet und ihm zu Ehren ein Sonderstempel der Deutschen<br />

Bundespost herausgegeben worden. Mit der Zeit sind<br />

viele von Herbergers Binsenweisheiten („Der Ball ist rund“,<br />

„Das Spiel dauert<br />

90 Minuten“,<br />

„Das nächste<br />

Spiel ist immer<br />

das schwerste“<br />

oder „Nach<br />

dem Spiel ist<br />

vor dem Spiel“)<br />

zu geflügelten<br />

Worten der Fußballersprache<br />

geworden. Im<br />

2003 entstandenen<br />

Spielfilm<br />

„Das Wunder<br />

von Bern“ wird<br />

auch Herbergers<br />

bedeutendste<br />

Lebensleistung<br />

gewürdigt. Viele<br />

betrachten<br />

den 4. Juli 1954<br />

als eigentliches<br />

Gründungsdatum<br />

der 1949<br />

entstandenen<br />

Bundesrepublik<br />

Deutschland und als wichtigen Beitrag zur Entwicklung des<br />

am Boden liegenden nationalen Selbstwertgefühls hin zu einem<br />

neuen „Wir-sind-wieder-wer“. 2018 erfolgte Sepp Herbergers<br />

Aufnahme in die erste Elf der „Hall of Fame“ des<br />

Deutschen Fußballmuseums in Dortmund, wo im Juli 2019<br />

die Sonderausstellung „Post vom Chef – Herbergers Briefe<br />

an die Weltmeister“ eröffnet wurde.<br />

<br />

Sonderstempel zum 80., Sonderbriefmarken<br />

zum 100. und 125. Geburtstag<br />

von Sepp Herberger. (v. oben)<br />

Wilfried Lerchstein<br />

Literaturquellen: Fritz Walter: Der Chef – Sepp Herberger, 1964. Karl H Schwarz-<br />

Pich: Der Ball ist rund: Eine Seppl-Herberger-Biographie, 1996. Jürgen Leinemann:<br />

Sepp Herberger – Ein Leben, eine Legende, 2004. Manuel Neukirchner (Hrsg.): Post<br />

vom Chef – Briefe von Sepp Herberger an seine Spieler, 2019.<br />

URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Sepp_Herberger (aufgerufen am 16.12.2021)<br />

Kommentar<br />

Rente<br />

Die Bundesregierung unter Kanzler Konrad Adenauer<br />

beschloss 1957 eine Rentenreform und Ludwig<br />

Erhard, stellvertretender Kanzler, versprach<br />

„Wohlstand für Alle“. Der durchschnittliche Deutsche war<br />

damals ziemlich arm dran: lange Arbeitszeiten – oft verbunden<br />

mit körperlicher Schwerstarbeit und geringer Entlohnung<br />

– verkürzten die Lebenserwartung.<br />

Obwohl die Altersgrenze bereits erfunden war, schien<br />

mit der Bezeichnung „Generationenvertrag“ eine neue Ära<br />

angebrochen zu sein. Nebenbei traf es sich gut, dass ab<br />

1957, die im Ersten Weltkrieg millionenfach dezimierten<br />

Geburtsjahrgänge 1892/93 in Rente gingen. Außerdem trugen<br />

die in großer Zahl angeworbenen „Gastarbeiter“ zur<br />

Auffüllung der Rentenkassen bei (was zahlreiche Ausnahmeregelungen<br />

ermöglichte, z.B. für Beamte und Selbstständige).<br />

Ergebnis: Im Oktober 1957 erlangten die Unionsparteien<br />

mit 50,2 Prozent der Wählerstimmen das beste<br />

Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik.<br />

In den folgenden Jahrzehnten hatte die Gruppe der berufstätigen<br />

Deutschen immer nur eine sehr überschaubare<br />

Zahl Kinder zu versorgen. Gleichzeitig nahm die Lebenserwartung<br />

zu und im Gleichschritt damit die Gruppe der<br />

Rentenberechtigten. Wer 1957 als 65-Jähriger in Rente<br />

ging, konnte durchschnittlich noch mit neun weiteren Lebensjahren<br />

rechnen. Seine Nachkommen, die <strong>2022</strong> in Rente<br />

gehen, können sich auf 17 bis 18 weitere Lebensjahre<br />

freuen. Obwohl das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67<br />

Jahre erhöht wird, hat der heutige Rentner im Vergleich<br />

mit seinen Großeltern eine um sechs bis sieben Jahre längere<br />

Lebens- und Rentenerwartung.<br />

Frühere Regierungen wurden an ihren Erfolgen gegen<br />

die Arbeitslosigkeit gemessen. Aber im Jahr <strong>2022</strong> fehlen<br />

nicht Jobs, sondern Arbeiter. Von denen hängt die Exportfähigkeit<br />

unseres Landes ab. Es wurde gewissermaßen zu<br />

einem „Exportjunkie“. Dementsprechend bedeuten weniger<br />

Arbeitskräfte weniger Wohlstand, und viele Menschen<br />

befürchten für ihr Alter einen Wohlstandsverlust. Um den<br />

zu vermeiden, muss ein neuer<br />

Generationenvertrag vereinbart<br />

und durchgesetzt werden.<br />

Dabei kann und darf es nicht<br />

(nur) um die Rentenhöhe und<br />

das Eintrittsalter gehen, sondern<br />

um die Entwicklung, die<br />

Ermöglichung eines selbstbestimmten,<br />

mitverantwortlichen<br />

Lebensstils für die nachberuflichenLebenszeit.<br />

Diese Aufgabe<br />

ist Politikern nicht zuzumuten,<br />

denn damit lassen sich keine<br />

Wählerstimmen gewinnen. •<br />

Erich Kerkhoff<br />

68 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 69


Glücksmomente<br />

Das unverhoffte Erbe<br />

Stillleben der Tochter<br />

Es beginnt einsamer um mich herum zu werden,<br />

dachte ich beim Jahreswechsel, als ich wieder Namen<br />

von Freunden und Verwandten wegstreichen<br />

musste. Das Adressbuch einstiger vertrauter Namen wird<br />

langsam dünner.<br />

Nun ja, es gibt aber nicht nur schmerzliche Augenblicke,<br />

ebenso oft erlebte ich auch Momente, die mein Herz<br />

wahrhaftig höher schlagen ließen. Es waren die kleinen<br />

Dinge, an denen ich mich erfreute und die teilweise nostalgische<br />

Erinnerungslücken wach werden ließen. Ein<br />

ebensolcher Glücksmoment war es, als ich vor einigen<br />

Monaten ganz unverhofft etwas „erbte“.<br />

Im gesegneten Alter von 95 Jahren verstarb in den<br />

späten Herbsttagen unsere Tante. Meine Schwester, die<br />

zu ihrer Beisetzung gefahren war, brachte mir eine große<br />

Plastiktüte mit, darin ein Gemälde. Ich erkannte es sofort.<br />

Was ich in Händen hielt, hatte ich vor einem halben<br />

Jahrhundert meinen Großeltern zur Goldenen Hochzeit<br />

geschenkt. Es war mein erstes „Ölgemälde“. Als Vorlage<br />

und Inspiration diente damals ein Kalenderblatt der<br />

drei Zinnen in den Dolomiten. In jener Zeit konnten wir<br />

von solchen Ferienzielen nur träumen. Unsere Reisen be-<br />

Machte das Glück rund: Landschaftsbild der Enkelin<br />

schränkten sich auf eine Woche Aufenthalt in der DDR,<br />

den Besuchen bei Oma und Opa. Die wirkliche Schönheit<br />

der beeindruckenden alpinen Landschaft lernte ich erst<br />

sehr viel später kennen.<br />

Meine Großeltern hatten am 20. Mai 1920 geheiratet.<br />

Ihre Silberne Hochzeit erlebten sie unmittelbar nach dem<br />

Ende des Krieges. Wahrscheinlich ohne freudige Feier<br />

und glücklich, die Schrecken unbeschadet überstanden<br />

zu haben. Als Geschenk malte damals meine Mutti für<br />

ihre Eltern ein Stillleben aus Wasserfarben.<br />

Inzwischen sind meine Großeltern und auch meine Eltern<br />

verstorben. Durch einen Zufall fand ich im Nachlass<br />

meiner Mutti unter alten Briefen ein zusammengefaltetes<br />

Zeichenpapier. Leicht vergilbt, signiert 20. Mai 1945 und<br />

auch schon etwas „mitgenommen“ rahmte ich es. Seitdem<br />

hängt es zu meiner Freude in meinem Wohnzimmer.<br />

Und nun, ein halbes Jahrhundert später, konnte ich ein<br />

weiteres nostalgisches Werk dazu hängen.<br />

Es sind meine eigenen ganz persönlichen, für mich<br />

wahren Glücksmomente, nun beide Bilder betrachten zu<br />

können.<br />

<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

Ich schaue auf zum Himmel,<br />

lege alle Masken ab,<br />

bin wieder Kind,<br />

fühl mich geborgen,<br />

sicher und bewacht.<br />

Ich höre zu, den Sternen,<br />

den Geschichten aus uralter Zeit,<br />

die erzählen von der Liebe,<br />

Sternennacht<br />

der Hoffnung und dem Sinn,<br />

und warum auch ich geschaffen bin.<br />

Sie erzählen von den Menschen,<br />

den Blumen und vom Tier,<br />

und je mehr sie erzählen,<br />

je mehr bist Du in mir,<br />

und es wird aus meinem Ich,<br />

ein allumfassend Wir.<br />

Ich freue mich auf morgen,<br />

ein letzter Blick hinauf,<br />

von Herzen liebe Grüße,<br />

wo immer ihr auch steht,<br />

und genau wie ich,<br />

gerade auf zum Himmel seht!<br />

Eva Schumacher<br />

Foto: Freepik.com kjpargeter<br />

70 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 71


Wiederkehrende Termine<br />

montags:<br />

11.00-12.00 Uhr Seniorengymnastik<br />

mit Anne Freudenberger, Dr.<br />

Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />

Heidenberg, 0271/23418872<br />

14.00 Montagscafé des DRK–Siegen<br />

Nord e.V., 57076 Siegen-Weidenau,<br />

Schneppenkauten 1, 0271-76585<br />

18.00 Lese- und Literaturkreis mit<br />

Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V<br />

Siegen, Melanchtonstr. 61, in der<br />

Bibliothek 0271/7411019<br />

20.30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />

Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Jeden 1. Montag im Monat<br />

19.00 Trauergruppe der Ambulanten<br />

Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028<br />

20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21<br />

Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10.00 Trauercafé der Ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe Siegen<br />

e.V., städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

Marienborner Str. 0271/23602-67<br />

15.15 Montagsgespräch des „Bund<br />

der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle<br />

Siegen, Seilereiweg 6 0271/82838<br />

18.30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />

gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,<br />

städtisches Begegnungszentrum<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

0271/404-2434<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

14.30 Kaffeekränzchen: AWO-Begegnungsstätte<br />

Siegen, Rosterstr.186<br />

14.30-16.30 Spielenachmittag,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Struthstr. 4, 02753/507740<br />

Letzter Montag im Monat<br />

18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />

Bronchitis „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 02737/3308<br />

dienstags:<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Struthstraße 4, Information: „Aufwind<br />

Jugendhilfe GmbH“, Julia Trettin<br />

0172/4286150<br />

17.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,<br />

Ev. Martini-Kirchengemeinde<br />

Siegen, St. Johann Str. 7<br />

Brigitte Schmelzer 02737/93470<br />

Jeden 2. Dienstag im Monat<br />

19.00 Vorwärts-Chor, „Haus Herbstzeitlos“<br />

Si., Marienborner Str. 151<br />

Jeden 3. Dienstag im Monat<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Information: Aufwind Jugendhilfe<br />

GmbH, Julia Trettin 0172/4286150<br />

15.30 Smartphonecafé, Digitale Themennachmittage.<br />

Stadteilbüro FES &<br />

Mehrgenerationenh. Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2 02732/3790<br />

Jeden 4. Dienstag im Monat<br />

9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte<br />

„Rosterberg“ Siegen,<br />

Rosterstr.186 0271/3303-603<br />

Jeden letzten Dienstag im Monat<br />

14.30-16.00 Café Auszeit mit der<br />

Gruppe Lebensfreude, Otto-Reiffenrath-Haus<br />

Neunkirchen, Anmeldung <br />

02735/767-200 oder b.grosshauslutz@neunkirchen-siegerland.de.<br />

mittwochs:<br />

8.30 Ü55-Fitness, MehrGenerationenhaus,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH Kreuztal,<br />

Danziger Str. 2 02732/3790<br />

9.00 Wandern, Nordic Walking, ab<br />

Wanderparkplatz Siegen, Rosterstraße,<br />

Günter Dickel 0271/334566<br />

9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-<br />

Fries-Seniorenzentrum der AWO,<br />

Siegen, Rosterstr.186, Klaus Kuhn<br />

0271/3303-603<br />

13.00-17.00 ALTERAktiv<br />

Fahrrad-Reparatur-Treff Selbsthilfe<br />

Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,<br />

Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,<br />

0171-8821420<br />

14.00 Hilfen für zu Hause des Diakonischen<br />

Freundeskreises Siegen-Süd,<br />

Diakonie Si.-Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

14.00-17.00 Taschengel<strong>db</strong>örse<br />

Siegen, MehrGenerationenZentrum,<br />

Martinigemeinde Siegen, St.-Johannstraße<br />

7 0271/2346066<br />

15.30 Geselliger Kaffeenachmittag<br />

Lebendiges Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße<br />

61 0271/2316679<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

10.00 Trauercafé Regenbogen der<br />

ambulanten Hospizhilfe, Diakonistation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstraße 3<br />

02732/1028<br />

14.30 Museums-Momente, Führung<br />

für Menschen mit Demenz und ihre<br />

Begleitung, „Museum für Gegenwartskunst“<br />

Siegen, Anmeldung<br />

erforderlich 0271-4057710<br />

15.00 Seniorennachmittag des Heimatvereins<br />

Burbach-Niederdresselndorf,<br />

Alte Schule 0273-67726<br />

15.00 Frauenzimmer, Frauencafé des<br />

DRK-Niederschelden, Mudersbach,<br />

Josefstraße 1 0271/354962<br />

17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund<br />

um Handy Laptop und Co. Stadteilbüro<br />

FES & Mehrgenerationenh. Kreuztal,<br />

Danziger Str. 2 02732/3790<br />

19.30 Treffen der Heimatfreunde Trupach,<br />

Kapellenschule Si.-Trupbacher<br />

Str. 34 0271/371022<br />

Jeden 2. Mittwoch im Monat<br />

13.00 Wandern mit der Seniorenhilfe<br />

Siegen e.V., Gruppe Fritz/Harzer<br />

Anmeldung 0271/42616<br />

Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe<br />

Runde, Christofferhaus Siegen,<br />

Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />

Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />

14.30 Wir tanzen wieder! Für<br />

Menschen mit und ohne Demenz,<br />

Tanzschule „Im Takt“, Netphen-<br />

Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24<br />

Anm. 0271/234178-17<br />

Letzter Mittwoch im Monat<br />

15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale<br />

Demenz im Café Auszeit<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

donnerstags:<br />

10.00 -12.00 Seniorenwerkstatt,<br />

des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.<br />

Spanischsprachige Gemeinde<br />

e.V., kath. Gemeindehaus Siegen,<br />

St.-Michaelstraße 3 0271/42517<br />

10-12 Uhr Diakonischer Freundeskreis<br />

Siegen-Süd, Hilfen für zu<br />

Hause, Eiserfeld, Mühlenstraße<br />

12.30 Öffentliche Führung: Menschen<br />

des 21. Jahrhunderts Museum für Gegenwartskunst<br />

Siegen<br />

Jeden 2. Donnerstag<br />

15.00-17.00 Selbsthilfegruppe Mitten<br />

im Leben für Menschen mit Gedächtnisproblemen<br />

KSG-Senioren Wohnanlage<br />

Weidenau, Weidenauer Str. 202<br />

Jeden 4. Donnerstag<br />

15.00 Trauercafé der Ambulanten<br />

ökum. Hospizhilfe Siegen e.V., „Haus<br />

Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />

Str. 151 0271/23602-67<br />

freitags:<br />

15.30 Singkreis Lebendiges Haus<br />

e.V Siegen, Melanchtonstraße 61<br />

0271/7032846<br />

17.00 Tanzen ab der Lebensmitte<br />

auch ohne Partner, TanzZentrum Si.-<br />

Geisweid, Birlenbacher Hütte 16<br />

0271/84999<br />

18.00 Wochenschlussandacht in der<br />

Autobahnkirche Anmeldung unter:<br />

Autobahnkirche-Siegerland.de<br />

21.00 Tango Milonga, Café Basico<br />

Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von<br />

Buschhütten kommend vor der<br />

Eisenbahnbrücke links)<br />

Jeden 2. Freitag im Monat<br />

15.00 Wochenausklang der<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

0271/6610335<br />

Jeden 4. Sa. im Monat<br />

13.00 Klimawelten Repaircafé,<br />

Florenburg Hilchenbach, Kirchweg 17<br />

Ingrid Lagemann 02733/2366<br />

sonntags:<br />

16.00 Öffentliche Führung: Gegenwart<br />

trifft Vergangenheit Museum für Gegenwartskunst<br />

Siegen<br />

20.00 Salsa Fiesta, Café Basico Kreuztal,<br />

Hüttenstraße 30 (v. Siegen vor der<br />

Eisenbahnbrücke lks.)<br />

Jeden 1. Sonntag im Monat<br />

14.00 Johannland-<br />

Museum geöffnet,<br />

ab 15 Uhr Kaffee<br />

und Kuchen<br />

Netphen-Irmgarteichen,<br />

Glockenstr.19<br />

15.00 Führungen<br />

im Wodanstollen<br />

Heimatverein<br />

Salchendorf e.V.,<br />

Neunkirchen, Arbachstr.<br />

28 a<br />

0170 4770666<br />

15.00 Trauercafé<br />

der Ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe<br />

Siegen e.V.,<br />

Pfarrheim Heilig<br />

Kreuz Siegen, Im<br />

Kalten Born Siegen,<br />

0271/23602-67<br />

15.00 Museums-<br />

Momente, Führung<br />

durch die Ausstellung<br />

nach August<br />

Sander, „Museum<br />

für Gegenwartskunst“<br />

Siegen<br />

15.00 Von Erde<br />

schöner Die Sammlungen<br />

des Museum<br />

für Gegenwartskunst<br />

Siegen, Am<br />

Unteren Schloss 1<br />

Jeden 2. Sonntag<br />

im Monat<br />

10.00-12.00<br />

Tausch und<br />

Plausch, Treffen der Briefmarkenfreunde<br />

Netpherland, Heimatmuseum<br />

Netphen, Lahnstr. 47<br />

02737/209527 (W. Lerchstein)<br />

14.30 Sonntagscafé, Alten Linde<br />

Wilnsdorf-Niederdielfen, Weißtalstr. 2<br />

15.00 Sonntagscafè, Heimatverein im<br />

Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />

Auf der Burg 15 0271/311579<br />

Jeden 3. Sonntag im Monat<br />

14.30 Kaffeeklatsch im Heimatverein<br />

Salchendorf e.V., Haus Henrichs<br />

Neunkirchen-Salchendorf, Hindenburgplatz<br />

1<br />

samstag s:<br />

Jeden 3. Sa. im Monat<br />

9.00-12.00<br />

Repaircafé, Kath. Gemeindehaus<br />

Erndtebrück, Birkenweg<br />

2 Friederike Oldeleer <br />

02759/2149560<br />

13.00 ALTERAktiv Repaircafé,<br />

Mehrgenerationenzentrum im<br />

Haus der Martinigemeinde,<br />

St.-Johannstraße 7<br />

0171-8821420<br />

72 durchblick 4/2021 1/<strong>2022</strong> 4/2021 1/<strong>2022</strong> durchblick 73


durchblick verlost Freikarten<br />

Kreuztalkultur – Werner Schmidtbauer<br />

Nach fast zwei Jahren, freut sich Werner<br />

Schmidtbauer darauf, seine Solo-Pause zu<br />

beenden und seine Bei mir - Tour fortzusetzen<br />

zu können. Er kann es kaum erwarten mit<br />

seinen Liedern endlich mal wieder alleine auf<br />

der Bühne zu stehen, seine Songs total pur,<br />

also nur mit Gitarre und Stimme, erklingen zu<br />

lassen… und dabei alte, neue und lang nicht<br />

mehr gespielte Lieder in einem ganz anderen,<br />

musikalisch sehr intimen, Gewand darzubringen.<br />

Er und will wieder ganz nah bei seinem<br />

Publikum sein, mit ihm hören, grooven, lachen<br />

und unvergessliche Momente sammeln!<br />

Sonntag, den 3. April <strong>2022</strong> ab 19 Uhr<br />

Erlebniswelt Krombacher Brauerei<br />

Kreuztal Krombach<br />

Gewinnen können Sie<br />

3 x 2 Eintrittskarten,<br />

wenn Sie bis 22. März eine<br />

Nachricht mit Namen, Telefonnummer<br />

und dem Vermerk Freikarten senden an:<br />

Redaktion durchblick<br />

Marienborner Str. 151<br />

57074 Siegen<br />

gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />

Die Gewinner werden telefonisch<br />

benachrichtigt.<br />

Die Tickets werden auf Ihren Namen an<br />

der Abendkasse hinterlegt.<br />

Die Gewinner der letzten Verlosung:<br />

Je zwei Karten für „Sascha Korf<br />

„... denn er weiß nicht was er tut“<br />

erhielten: Annette Frei, Christiane Klein<br />

und Manfred Mörstedt<br />

Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />

Seniorenbegegnungszentrum<br />

der Universitätsstadt Siegen<br />

57074 Siegen • Marienborner Straße 151<br />

www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen<br />

Verwaltung:<br />

Seniorenbeauftragter 0271 / 404-24 34<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Lesepaten 02739 / 22 90<br />

Senec@fé 0271 / 2 50 32 39<br />

durchblick - siegen e.V.<br />

Geschäftsstelle 0271 / 6 16 47<br />

Redaktion 0171 / 6 20 64 13<br />

Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02<br />

SeniorenServiceStelle 0271 / 404-22 38<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Geschäftsstelle 0271 / 6 61 03 35<br />

Gruppen<br />

Trauercafé 0271 / 23 602-67<br />

Film- und Video-Club 02732 / 1 24 60<br />

Selbstverteidigung 0160 / 8 30 18 67<br />

Werkstatt 0271 / 6 27 76<br />

Englischkurse 0271 / 404-24 34<br />

montags<br />

mittwochs<br />

09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der 09.00 - 10.30 Englisch für Senioren<br />

Stadt Siegen geöffnet<br />

VHS Kurs Z42000-3 (ab 27.4.)<br />

10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />

09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

Stadt Siegen geöffnet<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé 09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

Computertreff<br />

17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung 10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

dienstags<br />

10.30 - 12.00 Englisch für Senioren<br />

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />

VHS Kurs Z42001-3 (ab 27.4.)<br />

Computertreff<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

Computertreff<br />

durchblick geöffnet 15.00 - 17.00 Singen mit der<br />

16.30 - 18.00 Arbeitskr. MitweltZukunft,<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

0271 / 404-2434 17.00 - 20.00 Regenbogentreff<br />

(Nur in geraden Wochen)<br />

Spielen und Klönen<br />

19.00 - 22.30 Film und Videoclub<br />

Bushaltestelle: Blumenstraße<br />

Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen: B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.<br />

Sie wollen in angenehmer Atmosphäre einfache<br />

und nützliche Sprachkenntnisse erwerben<br />

und dabei vor allem Englisch sprechen?<br />

Dann sind Sie in diesen Kursen richtig.<br />

Wir pauken keine komplizierten Grammatikregeln<br />

und Vokabeln, sondern lernen das<br />

freie Sprechen und Verstehen der englischen<br />

Sprache.<br />

Wir lernen spielerisch, ungezwungen,<br />

ohne Leistungsdruck und mit viel Spaß.<br />

Let’s go!<br />

Anmeldungen bei der VHS Siegen<br />

57072 Siegen Krönchencenter Markt 25<br />

E-Mail: vhs@siegen.de Tel.: 0271/404-3000<br />

donnerstags<br />

09.30 - 10.30 Selbstverteidigung<br />

10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung<br />

12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl<br />

0271 / 404-2202<br />

freitags<br />

10.00 - 11.30 Englisch für Senioren<br />

VHS Kurs Z42002-3 (ab 29.4.)<br />

samstags<br />

09.00 - 12.00 Wandergruppe der<br />

Seniorenhilfe Siegen Termine<br />

auf Anfrage 0271 / 6 43 00<br />

Kostenlose Parkplätze am Haus<br />

Wieder da!<br />

Englisch für Seniorinnen und Senioren im Haus Herbstzeitlos<br />

74 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 75


Veranstaltungen finden nur statt, wenn die behördlichen Ausgangsbeschränkungen das erlauben.<br />

Museum für<br />

Gegenwartskunst<br />

57072 Siegen Unteres Schloss 1<br />

info@mgksiegen.de<br />

0271/405 77 10 www.mgksiegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di. bis So. 11–18 Uhr, Do. 11–20 Uhr<br />

1. Dienstag<br />

20.00 Drama Statt Siegen: Konfusionen,<br />

frei nach Alan Ayckbourn, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

3. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, philosophisch<br />

Inspiriert: Der Mensch ist<br />

nichts anderes, als wozu er sich<br />

macht, Stadtbibliothek Kreuztal,<br />

Marburger Str. 10<br />

20.00 Lesung: Aus dem schrecklich<br />

schönen Leben, Konstantin Wecker,<br />

Eichener Hamer Kreuztal, Am Parkplatz<br />

4. Freitag<br />

20.00 Kabarett: Vince Ebert, Make<br />

Science Great Again, Kulturhaus Siegen,<br />

St.-Johann-Straße 18<br />

5. Samstag<br />

10.00 Jonglage-Workshop, mit<br />

„Mo de Bleu“, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20.00 Maddin Schneider, Denke<br />

macht Koppweh! Siegerlandhalle<br />

20.00 Konzert: Blues Caravan, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20.00 Musical Voyage, Musical-<br />

Highlight-Show, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

Programmvorschau<br />

Florence Jung: MGKWalls bis 26.2.23.<br />

Gemischtes Doppel, Die Sammlung<br />

Lambrecht-Schadeberg, ab 11.3.22.<br />

Führungen<br />

Jeden 1. So. im Monat um 15 Uhr Öffentl.<br />

Führung durch Gemischtes Doppel<br />

– Die Sammlung Lambrecht-<br />

Schadeberg<br />

Jeden So. um 16 Uhr öffentliche Führung<br />

durch „Nach August Sander“ -<br />

Menschen des 21. Jahrhunderts.<br />

(jeden Do. um 12.30 Uhr Kurzführung)<br />

Donnerstag, 24.3. um 18 Uhr Lange<br />

nicht gesehen! Der Blick in die Tiefe<br />

der Sammlung Kuratorinnenführung<br />

mit Nora Memmert.<br />

Gespräch<br />

Do., 17.3. um 19 Uhr: Künstlergespräch<br />

mit Soham Guptka, Thomas<br />

Seelig, Leiter der fotografischen<br />

Sammlung, Museum Folkwang, Essen<br />

und Direktor Thomas Thiel. (In englischer<br />

Sprache)<br />

Donnerstag, 28.4. um 18 Uhr: Werkvortrag<br />

und Gespräch mit Künstler<br />

Tobias Zielony, Prof. Uschi Huber und<br />

Direktor Thomas Thiel. Veranstaltungsort:<br />

Brauhaus, Zum Wildgehege<br />

25,57076 Siegen. Eintritt Frei.<br />

März<br />

Vince Ebert, am 4.3. im Lÿz Siegen.<br />

Vortrag<br />

Samstag, 9.4. um 16 Uhr, August Sander,<br />

Eine Gesellschaft ordnen. Oder<br />

einem Fotografen bei der Arbeit zusehen.<br />

Mit Florian Ebner, Leiter der Abteilung<br />

Fotografie, Musee National d'Art<br />

Moderne, Centre Pompidou, Paris.<br />

Donnerstag, 12.5. um 19 Uhr, Vor August<br />

Sander Ähnlichkeit und Typus im<br />

fotografischen Portrait des 19. Jahrhunderts,<br />

mit Jan von Brevern, Vetretungsprofessor<br />

für Kunstgeschichte.<br />

Donnerstag, 19.5. um 19 Uhr, Bild-<br />

Lektüren August Sanders westerwäldische<br />

Räume Lesung und Vortrag<br />

des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil,<br />

Wissen/Sieg-Köln Stuttgart.<br />

Musik<br />

Donnerstag, 10.3. um 19 Uhr, Soundlabor<br />

– Klangexperimente vom SSW<br />

Trio feat. Giant Sweaters 16 € regular<br />

/13 € Freundeskreis/10 € ermäßigt.<br />

Aktion<br />

Donnerstag, 28.4. um 18 Uhr, Bernd<br />

und Hilla Becher Fachwerkhäuser des<br />

Siegener Industriegebietes, Spaziergang<br />

in Siegen-Eiserfeld mit Nora<br />

Memmert Eintritt frei (mit Anmeldung).<br />

Sonntag, 8.5., Siegener Kunsttag<br />

Führungen, Workshops und Mitmach-<br />

Aktionen für Jung und Alt Eintritt frei<br />

6. Sonntag<br />

10.30 Bücher: Brunch, Crauss trifft<br />

Adrian Kasnitz, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

8. Dienstag<br />

19.00 Filmklub Kurbelkiste: Die Unbeugsamen,<br />

Zum Internationalen<br />

Frauentag, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

9. Mittwoch<br />

18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Geldanlage<br />

in Null-Zins-Phase, Otto-Reiffenrath-Haus,<br />

Neunkirchen, Bahnhofstr. 1<br />

19.00 VHS-SI-WI-Vortrag, Insektensterben<br />

– was wir darüber bereits<br />

wissen, Rathaus Netphen, Amtstr.<br />

20.00 Drama Statt Siegen: Konfusionen,<br />

frei nach Alan Ayckbourn,<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />

Johann-Str. 18 (auch am 10<br />

und 11 März)<br />

10. Donnerstag<br />

18.00 Filmpalast: 40 Wagen<br />

westwärts, Heimhof-<br />

Theater Burbach<br />

19.00 Benefizkonzert mit<br />

dem Heeresmusikkorps<br />

Koblenz, Siegerlandhalle<br />

11. Freitag<br />

19.00 Lesung: Margot Käßmann<br />

und Andreas Helm,<br />

Ev. Kirche Erndtebrück<br />

20.00 Jürgen Becker, Die<br />

Ursache liegt in der Zukunft,<br />

Eichener Hamer<br />

Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />

20.00 Kaya Yanar, Fluch<br />

der Familie, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

12. Samstag<br />

20.00 SWAY, Finest country music,<br />

Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr.<br />

20.00 Tango de Concierto, Homage<br />

á Piazolla, Café Basico Kreuztal,<br />

Hüttenstr. 30<br />

20.00 Comedy mit David Kebekus,<br />

überragend, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

Heimhof-Fimpalast „Mitternachtsspitzen“<br />

13.3. Burbach, Heimhofstr. 7a.<br />

Tangokonzert, am 12.3. im Café Basico Kreuztal.<br />

13. Sonntag<br />

18.00 Filmpalast: Mitternachtsspitzen,<br />

Heimhof-Theater Burbach,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

19.00 Tanzshow: Magic of the<br />

Dance, Siegerlandhalle Siegen<br />

15. Dienstag<br />

20.00 Musical: Die große Heinz-<br />

Erhardt-Show, Siegerlandhalle<br />

16. Mittwoch<br />

20.00 Viktoria Filmtheater, Kirchen<br />

und Kino, Ich bin Dein Mensch, Hilchenbach,<br />

Bernhard-Weiß- Platz 6<br />

17. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

18.30 VHS-SI-WI-Vortrag: Populistische<br />

Strategien und ihre Netzwerke,<br />

Bibliothek Kreuztal, Marburger Str.<br />

20.00 Urban Priol, Im Fluss, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

18. Freitag<br />

20.00 Lesung mit Filme: 11 FREUN-<br />

DE live, Philipp Köster & Jens Kirschneck,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

WDR Big Band „From the Speyside of Jazz“, am 19.3. ab 20 Uhr im Kulturhaus Lÿz.<br />

20.00 Tahnee, VULVARINE, Siegerlandhalle<br />

Siegen<br />

19. Samstag<br />

17.00 Bibi & Tina, Die verhexte<br />

Hitparade, Siegerlandhalle Siegen,<br />

20.00 WDR Big Band, From the<br />

Speyside of Jazz, Kulturhaus Lÿz,<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20. Sonntag<br />

15.00 Mensch, Puppe! Das Bremer<br />

Figurentheater: Der Josa mit der<br />

Zauberfiedel, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />

St.-Johann-Str.<br />

18.00 Lesung: LORIOT – Der ganz<br />

offene Brief, Johann von Bülow,<br />

Krombacher Brauerei Erlebniswelt<br />

Kreuztal, Hagener Str. 26<br />

21. Montag<br />

10.00 Stadtteilfrühstück mit Vortrag,<br />

Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

02732/3790<br />

22. Dienstag<br />

19.00 Filmklub Kurbelkiste: Borga<br />

(Drama) Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

23. Mittwoch<br />

20.00 Die Nacht der Musicals, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str.<br />

24. Donnerstag<br />

20.00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20.00 Paul Panzer, MIDLIFE CRI-<br />

SIS… willkommen auf der dunklen<br />

Seite, Siegerlandhalle Siegen,<br />

20.00 Herr Schröder, Instagrammatik,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

25. Freitag<br />

20.00 Soloprogramm: Frieda Braun,<br />

Sprechpause, Otto-Flick-Halle, Kreuztal,<br />

Moltkestr. 12<br />

20.00 Comedy mit Lioba Albus: Mia–<br />

Weltmacht mit 3 Buchstaben, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St. Johann Str. 18<br />

26. Samstag<br />

14.00 Wochenendkurs: Frühlingsfotos<br />

mit dem Smartphone, Stadteilbüro<br />

FES & Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2 02732/3790<br />

76 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 77


26. Samstag<br />

19.00 Reise-Reportage: Europas<br />

hoher Norden, mit Petra & Gerhard<br />

Zwerger-Schoner, Bismarckhalle, Siegen-Weidenau<br />

20.00 Lesung: Joachim Gauck, „Toleranz<br />

– einfach schwer“ Carl-Kraemer-Realschule<br />

in Hilchenbach<br />

20.00 Jazz-Konzert: Peter Autschbach<br />

& Samira Saygili, Heimhof-<br />

Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

20.00 Anna Depenbusch, Echtzeit<br />

Tour <strong>2022</strong>, Musikalisch zwischen Piaf,<br />

Björk und Knef, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20.00 Konzert: STAHLZEIT, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str.<br />

27. Sonntag<br />

17.00 Xpeditionen@kreuztal: Stefan<br />

Erdmann, Island 63° 66° N, Turnund<br />

Festhalle Kreuztal-Buschhütten,<br />

Buschhüttener Str. 91<br />

20.00 Simon Stäblein – LIVE, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str.<br />

1. Fr.<br />

19.00 Anette<br />

Schäfer<br />

liest aus<br />

ihrem Siegerlandkrimi<br />

Entzweit,<br />

HaflingerHütte<br />

Erndtebrück,<br />

Grimbachstraße<br />

55<br />

20.00 Konzert:<br />

Die<br />

Feisten<br />

live erleben!<br />

Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblen<br />

20.00 Konzert: Bigband der Universität<br />

Siegen, Kulturhaus Lÿz,<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20.00 Let's celebrate St. Patrick's day:<br />

Irish Heartbeat Festival, Eichener<br />

Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />

2. Samstag<br />

17.00 Udo-Jürgens-Show, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

März<br />

Luise Kinseher „Mamma Mia Bavaria“ am 30. 3. im Kulturhaus Lÿz, Si., St.-Johann-Str..<br />

28. Montag<br />

20.00 Johann König, Jubel, Trubel,<br />

Heiserkeit, Siegerlandhalle Siegen<br />

30. Mittwoch<br />

14.00 Seniorencafe Aktivitäten bei<br />

Kaffee & Kuchen, Stadteilbüro FES &<br />

Mehrgenerationenhaus Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2 02732/3790<br />

16.00 Workshop, Ton spüren und formen,<br />

Atelier „artiton“ Dreis-Tiefenbach,<br />

Untere Industriestr. 57. Anm. Kontaktbüro<br />

Selbsthilfe 0271/67347239<br />

18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Alles,<br />

was wir nicht über das Universum<br />

April<br />

20.00 Siegener Kabarett Night: Nicht<br />

gelacht, haben Sie schon!, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.<br />

3. Sonntag<br />

17.00 VHS-SIWI-Multivisionsvortrag:<br />

Irland, Reisereportage von<br />

Gerhard Braunöhler, Haus des Gastes,<br />

Bad Laasphe, Wilhelmplatz 3<br />

19.00 Werner Schmi<strong>db</strong>auer, Bei mir<br />

– Tournee, Krombacher Brauerei Erlebniswelt<br />

Kreuztal, Hagener Str. 261<br />

wissen: Vom zerbrechlichen Spaghetti<br />

zur Weltform, Rathaus Netphen,<br />

Amtstr. 6<br />

19.00 VHS-SI-WI-Vortrag, Naturnahe<br />

Insektengärten, Bürgerhaus<br />

Burbach , Marktplatz 7<br />

20.00 Kabarett: Luise Kinseher,<br />

Mamma Mia Bavaria, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

31.Donnerstag<br />

18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Philosophisch<br />

Inspiriert: Man kommt nicht<br />

als Frau zur Welt, man wird es!<br />

Stadtbibliothek Kreuztal<br />

5. Dienstag<br />

19.00 Filmklub Kurbelkiste: Die obskuren<br />

Geschichten eines Zugreisenden,<br />

(Tragikomödie) Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

7. Donnerstag<br />

18.00 Gemeinwohl-Ökonomie-Vortrag:<br />

Umkehr zu einer humanen Wirtschaft.<br />

Was wir aus der Corona-<br />

Krise lernen können!“, Martinikirche<br />

Siegen, Grabenstraße 27<br />

20.00 Tina Turner Story: Simply the<br />

beste, Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />

Straße 151<br />

20.00 Konzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen und Seiji Okamoto,<br />

Leonhard-Gläser-Saal der Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Straße 151<br />

8. Freitag<br />

20.00 Kabarett mit Lizzy Aumeier:<br />

Wie Jetzt...'!, Eichener Hamer<br />

Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />

20.00 Faisal Kawusi, Politisch In-<br />

Korrekt, Siegerlandhalle Siegen<br />

9. Samstag<br />

20.00 Andreas Kümmert, Harlekin<br />

Dreams Tour, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

10. Sonntag<br />

20.00 Dennis aus Hürth – Vol. 3,<br />

Wenn ich Du wär, wär ich doch<br />

lieber ich!, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Str. 151<br />

14. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151<br />

19. Dienstag<br />

19.00 Filmklub Kurbelkiste: Rosas<br />

Hochzeit, (Komödie) Kulturhaus Lÿz,<br />

Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20. Mittwoch<br />

19.00 ShowOpera, Sankt Petersburger<br />

Abende, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

20.00 Viktoria Filmtheater, Kirchen<br />

und Kino, Der Filmtipp: Das neue<br />

Evangelium, Hilchenbach, Bernhard-<br />

Weiß- Platz 6<br />

21.Donnerstag<br />

12.00 AWO-Reisen: Saisoneröffnungsfahrt<br />

mit Unterhaltungsprogramm<br />

zur Almhütte nach Schanze.<br />

Anmeldung 0271/33 86 167<br />

20.00 Herman van Veen, Mit dem<br />

Wissen von Jetzt, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

22. Freitag<br />

20.00 Live in Koncert: The Magical<br />

Music of Harry Potter, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

23.Samstag<br />

20.00 Konzert mit Rock4: Back to<br />

basic, Heimhof-Theater Burbach,<br />

Heimhofstr. 7a<br />

AWO-Fahrt zur Almhütte nach Schanze<br />

am 21.4. (mit Unterhaltungsprogramm).<br />

25. Montag<br />

10.00 Stadtteilfrühstück mit Vortrag,<br />

Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

02732/3790<br />

26. Dienstag<br />

20.00 The 12 Tenors, Power Of 12,<br />

Siegerlandhalle<br />

27. Mittwoch<br />

16.00 Workshop, Ton spüren und formen,<br />

Atelier „artiton“ Dreis-Tiefenbach,<br />

Untere Industriestr. 57. Anm. Kontaktbüro<br />

Selbsthilfe 0271/67347239<br />

14.00 Seniorencafe Aktivitäten bei<br />

Kaffee & Kuchen, Stadteilbüro FES &<br />

Mehrgenerationenhaus Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2 02732/3790<br />

28. Donnerstag<br />

18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Philosophisch<br />

Inspiriert:<br />

Wenn die Kulissen<br />

einstürzen..., Stadtbibliothek,<br />

Kreuztal,<br />

Marburger Str. 10<br />

18.30 VHS-SI-Vortrag,<br />

Solarenergienutzung<br />

– Solarthermie<br />

und Photovoltaik,<br />

Gymnasium Wilnsdorf<br />

, Hoheroth 94<br />

20.00 Komik: Johann<br />

König, Jubel, Trubel,<br />

Heiserkeit, Siegerlandhalle<br />

Siegen<br />

30. Samstag<br />

19.00 Konzert: Hörgerät,<br />

... rocken<br />

ohne Strom..., Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

Herman van Veen „Mit dem Wissen von<br />

Jetzt“, am 21.4. in der Siegerlandhalle.<br />

78 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 79


Mai<br />

Wie einst im Mai<br />

Seniorenveranstaltung<br />

der Stadt Siegen<br />

am 4. Mai<br />

<strong>db</strong> 4-21 Alte – Klimasünder ! Unserem<br />

Leser Stephan Irle aus Siegen ist<br />

in der Winterausgabe des durchblick<br />

ein Fehler aufgefallen. Auf Seite 62<br />

stimmt die Bildunterschrift: Alte Grube<br />

Storch und Schöneberg, ca. 1900 in<br />

Siegen-Gosenbach nicht mit der dort<br />

abgebildeten Hütte überein. Es handelt<br />

sich bei dem Foto seiner Ansicht nach<br />

um die Grube St.-Fernando in Herdorf.<br />

Das richtige Bild der Grube Storch und<br />

Schöneberg sehen Sie hier rechts. Wir<br />

bitten das Versehen zu entschuldigen.<br />

Leserbriefe<br />

4. Mittwoch<br />

14.30 Seniorenveranstaltung der<br />

Stadt Siegen: Wie einst im Mai,<br />

Leonhard Gläsersaal der Siegerlandhalle<br />

Siegen. Anmeldung unter:<br />

0271/404-2434<br />

7.Samstag<br />

20.00 Kartoffelfreuden im Nebelland<br />

XVII: Der Neuanfang, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

20.00 Frühlingsball: Siegen tanzt,<br />

Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />

Str. 151<br />

8. Sonntag<br />

18.00 Filmpalast: Edgar Wallace,<br />

Die seltsame Gräfin, Heimhof-Theater<br />

Burbach, Heimhofstr. 7a<br />

12. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

15. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

19.00 Ingmar Stadelmann, Verschissmus,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

18. Mittwoch<br />

20.00 Viktoria Filmtheater, Kirchen<br />

und Kino Filmtipp: Nomadland, Hilchenbach,<br />

Bernhard-Weiß- Platz 6<br />

25. Mittwoch<br />

14.00 Seniorencafe Aktivitäten bei<br />

Kaffee & Kuchen, Stadteilbüro FES &<br />

Mehrgenerationenhaus Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2 02732/3790<br />

16.00 Workshop, Ton spüren und formen,<br />

Atelier „artiton“ Dreis-Tiefenbach,<br />

Untere Industriestr. 57. Anm. Kontaktbüro<br />

Selbsthilfe 0271/67347239<br />

26. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151<br />

16.00 Figurentheater: Peppa Pig<br />

Live! Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />

Str. 151<br />

27. Freitag<br />

20.00 Musik-Tanzshow mit Cornamusa:<br />

World of Pipe Rock and<br />

Irish Dance, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Str. 151<br />

20.00 Kölner Mundart-Band Cat Ballou:<br />

Heimweh Tour <strong>2022</strong>, Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

28. Samstag<br />

20.00 Christoph Maria Herbst & Moritz<br />

Netenjakob, Das ernsthafte Bemühen<br />

um Albernheit, Heimhof-<br />

Theater Burbach, Heimhofstraße 7a<br />

Christoph Maria Herbst mit „Das ernsthafte<br />

Bemühen um Albernheit“, am 28.5.<br />

im Heimhof-Theater Burb., Heimhofstr..<br />

29. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

30. Montag<br />

10.00 Stadtteilfrühstück mit Vortrag,<br />

Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus<br />

Kreuztal, Danziger Str. 2<br />

02732/3790<br />

20.00 Bastian Bielendorfer, Lustig,<br />

aber wahr!, Siegerlandhalle Siegen,<br />

Koblenzer Str. 151<br />

<strong>db</strong> 4-2021 Mundart. Dat Sigrid hatte<br />

jo im letzten Häft e schea Geschechte<br />

va Gressdach ferzealt. Do moss ech sä:<br />

„Sabberloat!“ Manchmol koam ech mr<br />

foar, wi en Bälamm. Do woarn e paar<br />

Woarte dobi, die ech als aler Schdearer<br />

net ferschdo konn. On mer moss jo<br />

och a die Ussmearker denke. Mr wolln<br />

net lang desbediern, awer mer moss<br />

os so Sache wi „Greeweplätzcher“,<br />

„Saidoffeln schdotze“ „Holzgailcher“ on<br />

„Knewelknäbbe“ doch fergleckern.<br />

Michael Kringe, Siegen<br />

Andword ob dr Breef vam Michael<br />

Kringe us Seeje.<br />

Richdich – en Erklärung muss herbei,<br />

dobet mr net wie e „Bälamm“ doschdieht!<br />

Also: Greeweplätzcher: Griebenplätzchen<br />

(süßes Schmalzgebäck<br />

mit Grieben). Saidoffeln schdotze:<br />

Kartoffeln für die Schweine stampfen.<br />

Holzgailcher: von Gaul, also Holzpferdchen.<br />

Knewelknäbbe: Knebelknöpfe.<br />

Ech well mich bessern!<br />

Nodda, Sigrid<br />

Übersetzung Sigrid hatte ja im letzten<br />

Heft eine schöne Geschichte von Weihnachten<br />

erzählt. Da muss ich sagen:<br />

„Donnerwetter!. Manchmal kam ich mir<br />

vor, wie ein einfältiger Mensch. Da waren<br />

ein paar Worte bei, die ich als alter<br />

Städter nicht verstehen konnte. Und<br />

man muss ja auch an die Zugezogenen<br />

(d.h.: Ausmärker) denken. Wir wollen<br />

nicht lange diskutieren, aber man muss<br />

uns so Sachen wie „Greeweplätzcher“,<br />

„Saidoffeln schdotze“, „Holzgailcher“<br />

und „Knewelknäbbe“ doch erklären.<br />

Mit großem Bedauern mussten wir erfahren, dass unser<br />

früheres Redaktionsmitglied Elisabeth Maria Hanz<br />

am 5. Januar im Alter von 93 Jahren verstorben ist.<br />

Elisabeth war eine engagierte und beliebte Kollegin, die<br />

von Anfang 1996 bis zu ihrem Ausscheiden 2006 viele<br />

eindrucksvolle Beiträge veröffentlicht hatte. Auf Seite 40<br />

erinnern wir an sie mit dem Nachdruck eines ihrer Texte.<br />

Wir werden sie in ehrenvoller Erinnerung behalten.<br />

Vorstand und Redaktion des durchblick<br />

20. Freitag<br />

20.00 Konzert: Grobschnitt, Acoustic<br />

Party, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

21. Samstag<br />

11.00 Tag der Begegnung, Siegen<br />

– Unterstadt, zwischen Siegbrücke<br />

und Scheiner Platz<br />

22. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

80 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />

1/<strong>2022</strong> durchblick 81


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf, …<br />

…dass Bäume Energie und Glück bringen. Bäume sind<br />

echte Wunderwesen! Sie gelten als Energie-Tankstellen und<br />

Jungbrunnen für den Menschen. Ist man in ihrer Nähe, haben<br />

sie – je nach Art – eine heilende Wirkung auf uns. Zum<br />

Beispiel hilft die Buche bei Gleichgewichtsstörungen, die<br />

Birke bei Depressionen und ihr Saft macht eine schöne Haut.<br />

Eichen sind bekannt dafür, das Selbstbewusstsein zu stärken<br />

und Energie zu geben. Wissenschaftlich ist außerdem erwiesen:<br />

Wer in der Nähe von Bäumen wohnt, ist im Allgemeinen<br />

weniger aggressiv.<br />

…dass es eine optimale Schlafzeit für unser Herz gibt. Das<br />

Einschlafen zwischen 22 und 23 Uhr ist im Vergleich zu früheren<br />

oder späteren Zeiten mit einem geringeren Risiko für<br />

Herzerkrankungen verbunden, ergab eine britische Studie.<br />

Diese Zeit ist optimal für die innere Uhr und damit für die<br />

Gesundheit.<br />

… dass Vollfett-Milch das Herz stärkt. Als goldene Gesundheitsregel<br />

galt seit Jahrzehnten, dass man bloß nicht zu<br />

viel Fett konsumieren und lieber magere als Vollmilch trinken<br />

sollte. Doch eine schwedische Langzeitstudie mit mehr als<br />

4000 Teilnehmern fand heraus: Wer mehr Milchfett zu sich<br />

nahm, hatte ein deutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

<br />

homa<br />

Gedächtnistraining – Lösungen von Seite 52<br />

Maßeinheiten: 1. A; 2. B; 3. 189<br />

Liter. Quadrate: Es sind insgesamt<br />

10 Quadrate: ‐ Das große<br />

Außenquadrat ‐ Das kleine Innenquadrat<br />

- Vier große äußere Quadrate<br />

- Vier kleine innere Quadrate.<br />

Mit Blumen um die Ecke<br />

denken: 1. Fingerhut; 2. Gauklerblume;<br />

3. Engelstrompete; 4.<br />

Eisenhut: 5. Storchenschnabel; 6.<br />

Schlüsselblume; 7. Vergiss mein<br />

nicht; 8. Fette Henne; 9. Frauenmantel,<br />

Frauenschuh; 10. Christrose.<br />

Geheimcode: In einem<br />

Schaltjahr hat der Februar neunundzwanzig<br />

Tage. Suchbild: Radarfalle<br />

(Starenkasten) (rechts.).<br />

Zu guter Letzt:<br />

Benutzungshinweis<br />

Verwechsle Würfel nicht mit Kugeln,<br />

nicht weite Welt mit www,<br />

die Wahrheitssuche nicht mit Googeln,<br />

Erkenntnisquelle mit PC,<br />

Geteiltes nicht mit Facegebooktem,<br />

gesehen nicht mit durchgezappt,<br />

kapiert mit smartvoll Durchgekucktem,<br />

nicht wesentlich mit whatsgeappt !<br />

Jörn Heller aus „Statt Rotwein“<br />

durch<br />

blick<br />

Gemeinnützige Seniorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Ulla D'Amico, Ingrid<br />

Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP), Eva-Maria<br />

Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin), Erna Homolla, Erich Kerkhoff,<br />

Adelheid Knabe, Sigrid Kobsch, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),<br />

Tessie Reeh, Helga Siebel-Achenbach, Tilla-Ute Schöllchen, Ulli Weber.<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg<br />

Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die<br />

veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.<br />

Lektorat:<br />

Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,<br />

Dieter Moll.<br />

Internet:<br />

Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Heinz Bensberg, Adele von Bünau, Prof. Dr. Hans-Peter Fries,<br />

Gudrun Fokken, Ernst Göckus, Bettina Großhaus-Lutz, Jörn Heller,<br />

Hans-Jürgen Hüner, Klaus Hüner, Heinz Hermann Katz, Wolfgang<br />

Kay, Wilfried Lerchstein, Dr. Ingeborg Längsfeld, Matthias Neuser,<br />

Bernadette von Plettenberg, Volker Reichmann, Andreas Schmidt,<br />

Ulrich Schöllchen, Ulla Schreiber, Bruno Steuber, Heinz Stötzel,<br />

Dieter Tröps, Ulrike Zöller.<br />

Gestaltung und Herstellung:<br />

Nicole Scherzberg, Friedhelm Eickhoff.<br />

Anzeigenanfrage:<br />

durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47<br />

E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de Es gilt die Preisliste 12/2015<br />

(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)<br />

Druck: rewi-Druck Wissen<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Gedruckt auf<br />

PEFC zertifiziertem<br />

Papier<br />

Verteilung:<br />

Hans Amely, Gerd Bombien, Herbert Dielmann, Nadine Gerhard,<br />

Erika Graff, Maximilian Großhaus-Lutz, Arndt Hensel, Wolfgang von<br />

Keutz, Jörgen Meister (Ltg.), Marion Ortmann, Wolfgang Paesler,<br />

Birgit Rabanus, Christel Schmidt-Hufer, Hans-Rüdiger Schmidt,<br />

Renate Titze, Rüdiger Zimmermann und alle Redakteure<br />

Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in Sparkassen,<br />

Apotheken, Arztpraxen, Buchhandlungen und Geschäften des<br />

täglichen Bedarfs, in der City-Galerie, Läden des Siegerlandzentrums,<br />

bei unseren Anzeigenkunden, in öffentlichen Gebäuden, vielen sozialen<br />

Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in Rathäusern<br />

und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein, sowie<br />

eingeheftet in den Zeitschriftenmappen des „Lesezirkel Siegerland“.<br />

Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben<br />

jährlich 10,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe<br />

zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten Beiträgen erfolgt<br />

keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers gestattet.<br />

82 durchblick 1/<strong>2022</strong>

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