db-WEB 1-2022
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
durch<br />
blick<br />
Autorenzeitschrift<br />
Seit 1986<br />
Nr. 1/<strong>2022</strong><br />
kostenlos<br />
Seite 46<br />
Warten auf neues Glück
Inhaltsübersicht<br />
Kurz berichtet<br />
Kurz berichtet / Aus dem Seniorenbeirat4<br />
Mein geliebter Blumengarten16<br />
Plädoyer18<br />
Kinderfrühling20<br />
Wir gehen Einkaufen22<br />
Radfahrkarte benötigt 24<br />
Mundart26<br />
Kavalleria Rusticana 29<br />
Der Kreuzberg in Netphen30<br />
Bad Berleburg – ein Wanderparadies 32<br />
Das Portrait 36<br />
"Mein Mozart"38<br />
Zeit mit Molly 40<br />
Buchbesprechung41<br />
Vögel, Insekten und Säugetiere 45<br />
Tiere warten auf neues Glück 46<br />
Ferien auf Djerba 48<br />
Die Wüste lebt 49<br />
Tee oder Kaffee 50<br />
Kleinanzeigen51<br />
Gedächtnistraining52<br />
Biontech – Pfizer 54<br />
Bürgerrat in Siegen 56<br />
Zum Teufel mit dem Wetter 58<br />
Von Feen und Fröschen 62<br />
Stand-Up-Paddeln64<br />
Zum 125. Geburtstag von Sepp Herberger66<br />
Der Kommentar69<br />
Das Unverhoffte Erbe70<br />
Sternennacht70<br />
Wiederkehrende Termine 72<br />
durchblick verlost Freikarten74<br />
Seniorenbegegnungszentrum Haus Herbstzeitlos“ 75<br />
Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 76<br />
Leserbriefe81<br />
Es fiel uns auf / Lösungen / Zu guter Letzt / Impressum82<br />
Aus der Redaktion<br />
Titelfoto:Tierheim Siegen<br />
Zu Jahresbeginn haben wir unser Redaktionsteam um zwei sehr interessante Frauen<br />
erweitern dürfen. Beide aus Burbach, beide eng mit ihrer Heimat verbunden<br />
und beide zeichnen sich durch einen originellen, humorvollen Schriftstil aus.<br />
Sigrid Kobsch war früher als Betreuerin für behinderte Menschen in<br />
Einrichtungen der AWO-Siegen tätig. Seit langem ist sie im Heimatverein<br />
Burbach aktiv. Dort hatte sie viele Jahre im historischen Klassenzimmer<br />
der „Alten Vogtei“ Mundart unterrichtet. Ihre phantasievollen<br />
Geschichten passen wunderbar in den durchblick.<br />
Tilla-Ute Schöllchen war Lehrerin in verschiedenen Schulformen,<br />
zuletzt Rektorin der Hauptschule Wilnsdorf. Nach Fachveröffentlichungen<br />
bis zu ihrer Pension widmet sie ihr Schreiben jetzt den<br />
Menschen aus ihrer Heimat. Damit erfüllt sie sich einen lang gereiften<br />
Wunsch: Heimatgeschichte augenzwinkernd zu vermitteln.<br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 3
Kurz berichtet<br />
Kaufen / Verkaufen im Netz<br />
Die Broschüre kann kostenlos unter der<br />
folgenden eMail-Adresse bestellt werden:<br />
info@ecommerce-verbindungsstelle.de<br />
Kehl. Im Laufe der Zeit sammeln sich<br />
viele Dinge wie Kleidung, Bücher oder<br />
Geschirr an, die nicht mehr benutzt werden.<br />
Diese könnte man als Privatperson<br />
zum Beispiel im Internet verkaufen.<br />
Doch was gilt es dabei zu beachten?<br />
Bin ich bereits Unternehmer, wenn ich<br />
meine alten Sachen auf einer Auktionsplattform<br />
einstelle? Muss ich Steuern<br />
bezahlen, wenn ich mein Motorrad online<br />
verkauft habe? Muss ich das Kleid<br />
zurücknehmen, wenn die Käuferin den<br />
Kaufvertrag widerrufen will? Auf welcher<br />
Verkaufsplattform biete ich meine alten<br />
Bücher am besten an? Gibt es in Bezug<br />
auf Garantie oder Gewährleistung etwas<br />
zu beachten? Muss ich das Geld an den<br />
Käufer zurückzahlen, wenn die Ware auf<br />
dem Transportweg verloren ging?<br />
Die neue Broschüre des Europäischen-<br />
Verbraucherzentrums Deutschland c / o<br />
Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz<br />
e. V. gibt Antworten auf diese<br />
und viele weitere Fragen.<br />
Darüber hinaus werden Betrugsmaschen<br />
erläutert, damit Privatverkäuferinnen<br />
und Verkäufer diese erkennen<br />
können und nicht in die Falle zu tappen.<br />
Eine Checkliste, worauf man beim<br />
Privatverkauf achten muss, rundet die<br />
Broschüre ab.<br />
Lesen Sie dazu auch den Beitrag<br />
„Kleinanzeigen“ unserer Kollegin Ulla<br />
D'Amico auf Seite 51.<br />
Das Kulturforum Netphen spendet<br />
Geld ging an den Kindergarten in Dernau/Ahr<br />
Netphen. Viele Herzen und Portemonnaies<br />
in der Region und im weiteren<br />
Umfeld haben sich aufgetan: eine<br />
Spendensumme von bislang 6.000 €<br />
wurde erzielt und geht an den<br />
Kindergarten in Dernau an der<br />
Ahr.<br />
Tief bewegt und überwältigt<br />
bedanken sich Frau Birkoben<br />
vom Kulturforum Netphen und<br />
der Referent Dieter Freigang für<br />
die großzügige Spendenfreudigkeit<br />
im Umfeld eines Panorama-<br />
Vortrages über das Berchtesgadener<br />
Land in der Dreisbachhalle.<br />
Freigang fasste gemeinsam mit<br />
dem Kulturforum den Plan, die<br />
erzielten Einnahmen zu spenden.<br />
Ausgesucht wurde ein Kita-Gebäude<br />
in Dernau, das im Juli irreparabel durch<br />
die apokalyptische Flut zerstört worden<br />
war. Dort, wo früher 65 Kinder betreut<br />
wurden, ist nichts mehr, alle Spielsachen,<br />
Möbel und Ordner mit unwiederbringlichen<br />
Erinnerungen, einfach weggeschwemmt.<br />
Margot Hess, die Kita-Leiterin, berichtet<br />
am Telefon: „Jetzt gibt es in<br />
einem höher gelegenen Nachbarort einen<br />
Notbetrieb in einer Baracke – für<br />
mindestens zwei Jahre“, und bedankt<br />
sich für die Unterstützung aus dem Siegerland.<br />
Das Spendenkonto des Kulturforums,<br />
IBAN DE 41 4605 0001 0047 0045 93,<br />
bleibt unter „Kita Dernau“ weiterhin<br />
geöffnet. Spendenquittungen werden<br />
ausgestellt.<strong>db</strong><br />
Tag der Begegnung<br />
Nach langer Pandemie – Pause startet das Frühlingsfest<br />
Monica Massenhove<br />
Siegen. Das<br />
inklusive Fest<br />
„Tag der Begegnung“<br />
für<br />
Menschen<br />
mit und ohne<br />
Behinderung<br />
wird dieses<br />
Jahr am 21.<br />
Mai in der Zeit<br />
von 11:00 Uhr<br />
bis 16:00 Uhr<br />
auf der Siegbrücke und dem Scheinerplatz<br />
– mitten in Siegen vor dem Apollo-Theater<br />
– stattfinden und dazu lädt<br />
der Inklusionsbeirat alle Siegener und<br />
Siegenerinnen ein.<br />
Gemeinsam wollen die AG-Begegnung<br />
der Universitätsstadt Siegen, der<br />
Inklusionsbeirat der Stadt Siegen, der<br />
Beauftragte für Menschen mit Behinderung<br />
des Kreises Siegen – Wittgenstein<br />
und die Beauftragte für Menschen mit<br />
Behinderung der Stadt Siegen mit einem<br />
vielfältigem Programm den Tag der<br />
Begegnung feiern. Wer als Selbsthilfegruppe,<br />
Verein, Initiative oder Organisation<br />
mit einem Infostand oder einem<br />
Beitrag zum Bühnenprogramm mitmachen<br />
möchte, kann sich bis zum 15.03.<br />
unter dem Serviceportal der Stadt Siegen<br />
anmelden. Stichwort ist: Tag der<br />
Begegnung. Für weitere Informationen<br />
steht Monica Massenhove, Behindertenbeauftragte<br />
der Stadt Siegen, zur Verfügung.<br />
0271/404 2247 <br />
<strong>db</strong><br />
4 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 5
Kurz berichtet<br />
Neues aus dem Museum für Gegenwartskunst in Siegen<br />
MGK und die Sammlung Lambrecht-Schadeberg<br />
Kurz berichtet<br />
Broschüre zur Kunst im Schlosspark jetzt online<br />
Kunst im öffentlichen Raum<br />
Miriam Cahn bei der Hängung Kunsthaus Bregenz 2019<br />
Maria Lassnig „Paar“ Öl auf Leinwand 2005<br />
Siegen. Stetig wächst die Sammlung<br />
Lambrecht-Schadeberg im MGK. Prof.<br />
Christian Spies, Kurator der Sammlung<br />
ist verantwortlich für die Neuerwerbungen.<br />
2021 präsentierte er den Neuzugang:<br />
ein Konvolut von Zeichnungen der<br />
österreichischen Künstlerin Maria Lassnig<br />
von 1978, deren Ölgemälde „Die Falknerin“<br />
schon länger an prominenter Stelle<br />
im Museum zu sehen ist. Ihr Anliegen ist<br />
es, Empfindungen sichtbar zu machen.<br />
Weiters wurden angekauft: ein Werk des<br />
schweizerischen Konzeptkünstlers Niele<br />
Toroni – typisch für ihn sind seine quadratischen<br />
Pinselabdrücke<br />
-, die Radierung<br />
„Männerakt“<br />
des britischen Malers<br />
Lucian Freud,<br />
bekannt für seine<br />
schonungslosen<br />
Portraits, sowie<br />
eine neue Arbeit<br />
der britischen der<br />
OP-Art Künstlerin<br />
Bridget Riley „Blue<br />
Counterpoint“. Alle<br />
genannten Namen<br />
sind wohlbekannt<br />
und geschätzt als<br />
Träger des Rubenspreises<br />
der Stadt<br />
Siegen und entsprechend in den Räumen<br />
der alten Post mit vielen Werken vertreten.<br />
Alle Preisträger und Preisträgerinnen<br />
sind Pioniere der modernen Kunst<br />
und repräsentieren sehr unterschiedliche<br />
Richtungen von der Abstraktion (Hans<br />
Hartung) bis hin zur fast hyperrealistischen<br />
Portraitmalerei (Lucian Freud).<br />
Das Museum hat nach 20 Jahren das<br />
Profil der Stadt modernisiert und wird<br />
von vielen Einheimischen sowie im Inund<br />
Ausland beachtet und wertgeschätzt.<br />
In Vorbereitung der diesjährigen Verleihung<br />
im Juni an die schweizerische<br />
Künstlerin Miriam Cahn<br />
wird auf einer Etage des<br />
Museums eine Auswahl<br />
von Arbeiten der bisherigen<br />
13 Preisträgerinnen<br />
und Preisträger neu präsentiert.<br />
Inspiriert vom Ölgemälde<br />
„Paar“ von Maria<br />
Lassnig werden ab März<br />
ausgewählte Arbeiten der<br />
Sammlung als „Gemischtes<br />
Doppel“ gezeigt. Dabei<br />
stehen jeweils zwei ver-<br />
Copyright: Maria Lassnig Foundation/ VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2022</strong><br />
Copyright: Courtesy die Künstlerin und<br />
Kunsthaus Bregenz, Foto Rudolf Sagmeister.<br />
schiedene künstlerische<br />
Arbeiten im Dialog: im Widerspruch<br />
oder als Ergänzung,<br />
wie es bei Paaren<br />
so ist. „In der Vielfalt der<br />
künstlerischen Haltungen<br />
werden so die Gegensätze<br />
und Gemeinsamkeiten<br />
in der Beschäftigung mit<br />
Motiven, künstlerischer<br />
Haltungen und auch im<br />
Umgang mit der Malerei<br />
selbst deutlich“, heißt es<br />
im Pressetext. Schon der<br />
Titel „Gemischtes Doppel“ stellt einen<br />
Bezug zwischen Maria Lassnig und der<br />
künftigen Preisträgerin her. Wir dürfen<br />
gespannt sein auf ihre Gemeinsamkeiten<br />
oder gegensätzliche Positionen. Miriam<br />
Cahn wird erst die dritte Frau sein, die<br />
mit diesem Preis ausgezeichnet wird.<br />
Im Lauf des Jahres werden später Arbeiten<br />
der 1949 in Basel geborenen Miriam<br />
Cahn die Sammlung ergänzen. In<br />
der Begründung der Jury für die Auswahl<br />
der Schweizerin heißt es: „Ihre Malerei<br />
hat sich frei von akademischen Regeln<br />
und Ästhetiken in unterschiedlichsten<br />
Formen und Materialien entfaltet. Von<br />
Anfang ihrer Entwicklung hat Cahn eine<br />
bewusst feministische, unabhängige und<br />
kompromisslose Haltung eingenommen.<br />
Dabei verbinden sich subjektive Wahrnehmungen<br />
und Empfindungen mit gesellschaftlichen<br />
und politischen Fragen.“<br />
Infos: www.mgksiegen.de tere<br />
AWO auf Reise<br />
Reisekatalog <strong>2022</strong><br />
Siegen. Der AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />
organisiert seit<br />
vielen Jahren „Reisen mit Herz“, die besonders<br />
auf die Wünsche reisefreudiger<br />
Seniorinnen und Senioren ausgerichtet<br />
sind. Mit Norderney, Bad Zwischenahn,<br />
Zinnowitz/Usedom, Bad Füssing,<br />
Bad Kissingen und Prien am Chiemsee<br />
weckt eine reichhaltige Auswahl schöner<br />
Reiseziele die Lust auf Urlaub.<br />
Als besonderer Höhepunkt gilt am<br />
Donnerstag, den 21. April die Saisoneröffnungsfahrt<br />
mit Unterhaltungsprogramm<br />
zur Almhütte nach Schanze.<br />
Alle Reisen und Tagesfahrten werden<br />
von ehrenamtlichen Reisebegleitungen<br />
betreut, die mit Herz, viel Spaß und<br />
Freude den Gästen zur Seite stehen<br />
wollen. Der Reisekatalog für <strong>2022</strong> kann<br />
gerne angefordert werden beim AWO-<br />
Kreisverband Siegen-Wittgenstein/<br />
Olpe unter 0271/33 86 167 oder per<br />
Mail: reisen@awo-siegen.de. <strong>db</strong><br />
Siegen. Die Kunstwerke im öffentlichen<br />
Raum des Siegener Schlossparks<br />
hat KulturSiegen jetzt in einer<br />
Broschüre zusammengefasst, die ab<br />
sofort auf der Homepage der Stadt<br />
Siegen www.siegen.de unter dem<br />
Suchbegriff „Kunst im öffentlichen<br />
Raum“ zu finden ist. Die Publikation<br />
stellt insgesamt 13 Kunstwerke und<br />
besondere historische Relikte in Text<br />
und Bild vor. Geodaten und die Angabe<br />
von Planquadraten in einer Übersichtskarte<br />
erleichtern die Auffin<strong>db</strong>arkeit<br />
der Objekte im Schlosspark.<br />
Als Fortsetzung der Reihe digitaler<br />
Broschüren von KulturSiegen zur<br />
Kunst im öffentlichen Raum und Kunst<br />
am Bau in Siegen wird nun nach den<br />
bereits vorgestellten Broschüren mit<br />
diversen Objekten im Stadtgebiet<br />
(2019), der Kunst in der Gartensiedlung<br />
Wenscht (2020) und sehenswerten<br />
Objekten der Streetart (2021) eine<br />
Broschüre vorgestellt, die sich speziell<br />
den Kunstobjekten im Siegener<br />
Schlosspark widmet. Die Broschüre ist<br />
in die Kapitel „Skulpturen und Plastiken<br />
der Nachkriegszeit“, „Kunst vor 1945“,<br />
„Historisches“ und „Zeitgenössisches“<br />
untergliedert und macht nicht nur auf<br />
das Sicht- und Greifbare, sondern auch<br />
auf immaterielle Kunst (Klangcollage<br />
für Smartphones) aufmerksam.<br />
Die Broschüre ist im Internet zu finden,<br />
sie lädt zu eigenen Entdeckungsspaziergängen<br />
unter freiem Himmel<br />
ein.<br />
Die Broschüre zur Kunst im Schlosspark<br />
ist die vierte Online-Publikation<br />
zur Kunst im öffentlichen Raum der<br />
Universitätsstadt Siegen, „... sie soll<br />
helfen, das Bewusstsein und die Wertschätzung<br />
für Kunst, die das Stadtbild<br />
auf vielfältige Weise prägt, zu fördern.<br />
KulturSiegen erfasst fortlaufend solche<br />
Gestaltungen dokumentarisch<br />
und hilft, wo nötig und möglich, bei<br />
der konservatorischen Sicherung“ so<br />
Astrid Schneider von der Universitätsstadt<br />
Siegen. <br />
<strong>db</strong><br />
KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM<br />
UND KUNST AM BAU IN SIEGEN<br />
Broschüre No 4<br />
Kunst im Schlosspark<br />
www.siegen.de/fileadmin/cms/pdf/Kunst<br />
ImOeffentlichenRaum/Broschuere<br />
KunstImOeffentlichenRaum<br />
_No4_Schlosspark.pdf<br />
6 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 7
Garage<br />
statt Lager<br />
Siegen. Ein Thema der Seniorenbeiratssitzung<br />
am 25.1. war die Zweckentfremdung<br />
von Garagen. So haben<br />
sich Bürgerinnen und Bürger der Stadt<br />
beschwert, dass zu viele Autos auf der<br />
Straße parken, weil die Garage mit<br />
Hausrat zugestopft ist. „In diesem Fall<br />
kommen Rettungs– oder Straßenreinigungsfahrzeuge<br />
kaum noch durch, und<br />
nicht selten werden gerade ältere Fußgänger<br />
durch solche Dauerparker behindert.“<br />
so Helmut Plate, Vorsitzender des<br />
Arbeitskreises Verkehr und Sicherheit.<br />
Eine derartige unsachgemäße Nutzung<br />
von Garagen stellt einen Verstoß<br />
gegen einschlägige Rechtsnormen dar<br />
(Landesbauordnung NRW) und kann<br />
mit Gel<strong>db</strong>ußen bis zu 500 Euro geahndet<br />
werden. Zudem muss die Garage<br />
entrümpelt und eventuelle Umbauten<br />
wieder zurückgebaut werden. eg<br />
Aus dem Seniorenbeirat<br />
Seniorenbeiratswahl <strong>2022</strong><br />
Gremium der Stadt Siegen bittet um Ihre Stimme<br />
Siegen. In wenigen Monaten endet die<br />
Legislaturperiode des seit 2017 amtierenden<br />
Seniorenbeirates der Universitätsstadt<br />
Siegen.<br />
Wie schon in den letzten Wahlperioden,<br />
so entscheiden die Wählerinnen<br />
und Wähler der Krönchenstadt auf<br />
dem Wege der Briefwahl. Das heißt:<br />
Alle Mitbürgerinnen und Mitbürger der<br />
Stadt Siegen, die 60 Jahre sind oder älter<br />
sind, erhalten demnächst Post von<br />
der Stadt mit den Wahlunterlagen.<br />
Der Vorsitzende des Seniorenbeirats,<br />
Armin Maxeiner, sowie die Mitglieder<br />
ermutigen noch einmal alle Seniorinnen<br />
und Senioren, von ihrem Wahlrecht<br />
Gebrauch zu machen. Denn: Je höher<br />
die Wahlbeteiligung, umso stärker ist<br />
die Stellung des Seniorenbeirates, der<br />
sich als Sprachrohr der älteren Generation<br />
versteht. <br />
eg<br />
Wichtige Daten:<br />
• Zwischen dem 9. Mai <strong>2022</strong> und<br />
dem 6. Juni <strong>2022</strong> erfolgt die Benachrichtigung<br />
der Wahlberechtigten<br />
und die Zusendung der Unterlagen<br />
zur Briefwahl.<br />
• Nach Erhalt der Briefwahlunterlagen<br />
kann sofort gewählt werden.<br />
• Am 20. Juni <strong>2022</strong> ist der letzte Tag<br />
zur Abgabe der Wahlunterlagen<br />
• Am 21. Juni <strong>2022</strong> stellt der Wahlausschuss<br />
ab 18:00 Uhr das endgültige<br />
Wahlergebnis fest.<br />
• Am 22. Juni <strong>2022</strong> wird das<br />
Wahlergebnis veröffentlicht<br />
Gewählt werden kann jede/r<br />
Interessierte in Siegen lebende, über<br />
60-jährige. Bewerbungen nimmt der<br />
Seniorenbeauftragte der Stadt Siegen<br />
entgegen. 0271/404-2434<br />
v.reichmann@siegen.de<br />
<br />
Regina Görner neue Vorsitzende<br />
Franz Müntefering verabschiedet<br />
Bonn. Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisationen<br />
hat eine neue Vorsitzende. Die Gewerkschafterin<br />
und frühere saarländische<br />
Ministerin Dr. Regina Görner wurde von<br />
der Mitgliederversammlung der BAGSO<br />
für die nächsten drei Jahre an die Spitze<br />
des Dachverbandes gewählt. Sie löst<br />
Franz Müntefering ab, der die BAGSO<br />
sechs Jahre lang als Vorsitzender geführt<br />
hat. Müntefering hatte nicht mehr<br />
kandidiert.<br />
Regina Görner dankte Franz Müntefering<br />
auf der Mitgliederversammlung<br />
und würdigte seine Verdienste. Der<br />
Geschäftsführer der BAGSO, Guido<br />
Klumpp, hob hervor, dass Müntefering<br />
die BAGSO für zentrale gesellschaftspolitische<br />
Themen wie Klimaschutz und<br />
Erhalt der Demokratie geöffnet und damit<br />
die Verantwortung der Älteren für<br />
die nachfolgenden Generationen sichtbar<br />
gemacht habe.<br />
Mit Regina Görner folgt eine erfahrene<br />
Sozial- und Gesundheitspolitikerin<br />
im Vorsitz der BAGSO. Görner<br />
war von 1999 bis 2004 Ministerin für<br />
Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />
im Saarland. Sie war 10 Jahre lang<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
(DGB) und später in gleicher Funktion<br />
bei der IG Metall. Von 2000 bis 2016<br />
gehörte sie dem Bundesvorstand der<br />
CDU an. Regina Görner engagiert sich<br />
seit 2015 im Vorstand der BAGSO.<br />
2018 wurde sie zur stellvertretenden<br />
Vorsitzenden gewählt. Zusammen mit<br />
Dr. Heidrun Mollenkopf leitete sie die<br />
Fachkommission Digitalisierung.<br />
Neben Regina Görner, die auf Vorschlag<br />
des DGB gewählt wurde, gehören<br />
dem neuen geschäftsführenden<br />
Vorstand Michael Griffig (Kolpingwerk)<br />
und Jens-Peter Kruse (Evangelische<br />
Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in<br />
der EKD) an. Als Beisitzerinnen und<br />
Beisitzer wurden Katrin Markus (Bundesinteressenvertretung<br />
für alte und<br />
pflegebetroffene Menschen), Hermann<br />
Allroggen (AWO), Sebastian Wegner<br />
(Volkssolidarität Bundesverband) und<br />
Margit Hankewitz (Sozialwerk Berlin)<br />
gewählt.<strong>db</strong><br />
<br />
8 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 9
Aus dem Seniorenbeirat<br />
Fahrradkonzept / Mitfahrerbänke<br />
Schwerpunkte künftiger Arbeit<br />
Rückblick<br />
und Ausblick<br />
Aus dem Seniorenbeirat<br />
Hochwasserschutz<br />
auch ein Thema für Siegen<br />
Mitfahrerbank am Siegener Rosterberg<br />
Siegen. Der Fahrra<strong>db</strong>eauftragte der<br />
Stadt Siegen, Felix Hammerschmidt, informierte<br />
den Seniorenbeirat über das<br />
Radwegekonzept der Universitätsstadt.<br />
Er veranschaulichte die gegenwärtige<br />
Situation und erläuterte Schwerpunkte<br />
künftiger Planung. Im Mittelpunkt, so<br />
der Referent, stehe eine gezielte Abwägung<br />
der Belange aller Verkehrsteilnehmer.<br />
Geänderte Radwegführungen<br />
zur Vorbeugung von Unfällen seien<br />
inzwischen vollzogen, weitere in der<br />
Planung. Zuschüsse des Landes NRW<br />
seien zu erwarten.<br />
In der anschließenden Aussprache<br />
wurden konkrete Gefahrenstellen thematisiert,<br />
so im Bereich Obergraben/<br />
Oberstadt sowie im inneren Stadtkern.<br />
Befürchtungen, in der Zunahme des<br />
Radverkehrs begründet, wurden angesprochen,<br />
insbesondere eine zunehmende<br />
Gefährdung der Allgemeinheit<br />
durch rücksichtslose Radler.<br />
Felix Hammerschmidt<br />
Aus dem Bereich der Zuhörerschaft<br />
gab es zahlreiche Anregungen, so zum<br />
Beispiel die Fortführung des Radweges<br />
Eiserfeld – Stummes Loch – Schemscheid<br />
– Bahnhof sowie Radwegführungen<br />
im Bereich Oberes Leimbachtal.<br />
Hammerschmidt ermutigte die<br />
Mitglieder des Seniorenbeirats zu regelmäßigem<br />
Informationsaustausch.<br />
Im kommenden Jahr soll ein Treffen<br />
stattfinden, an welchem der Arbeitskreis<br />
Verkehr und Sicherheit des Seniorenbeirats,<br />
die Polizei und das Ordnungsamt<br />
beteiligt sind.<br />
Der im Bezirksausschuss III – Siegen-Ost<br />
– eingebrachte Antrag zur<br />
Einrichtung von Mitfahrerbänken zwischen<br />
Siegen-Kaan-Marienborn und<br />
Breitenbach/Volnsberg findet die Unterstützung<br />
des Seniorenbeirats, zumal<br />
das Gremium im Bereich Rosterberg<br />
in dieser Angelegenheit schon<br />
erfolgreich tätig war. <br />
eg<br />
Siegen. In der letzten Sitzung des Seniorenbeirates<br />
in 2021 übermittelte die<br />
stellvertretende Bürgermeisterin Angela<br />
Jung wertschätzende Grüße und<br />
Dank von Bürgermeister Steffen Mues<br />
sowie von Rat und Verwaltung.<br />
Der Seniorenbeirat der Universitätsstadt<br />
Siegen, so Angela Jung, habe<br />
trotz Belastungen durch die Corona-<br />
Pandemie wichtige Vorhaben verwirklicht,<br />
und dies nicht nur im Sinne der<br />
dritten Generation.<br />
Eine Reihe von Initiativen, Vorschlägen<br />
und Anregungen in unterschiedlichen<br />
Bereichen konnten umgesetzt<br />
werden. Das Gremium habe damit geholfen,<br />
Siegen zu einer Stadt zu machen,<br />
in welcher sich möglichst viele<br />
Menschen wohlfühlen. Auch konnte der<br />
Kontakt zwischen Alt und Jung intensiviert<br />
werden, ein seit Jahren wichtiges<br />
Anliegen des Seniorenbeirates. Der<br />
Umgangsstil zwischen Rat, Verwaltung<br />
und Seniorenvertretung sei stets gedeihlich<br />
und wohltuend gewesen. Die<br />
Politikerin wünschte dem Beirat wachen<br />
Geist, Tatendrang und Gesundheit<br />
für die Zukunft.<br />
Armin Maxeiner, seit Mai als Nachfolger<br />
des verstorbenen Dr. Horst Bach<br />
Vorsitzender des Seniorenbeirats, bedankte<br />
sich bei den Mitgliedern recht<br />
herzlich für die von gegenseitiger Achtung<br />
und wechselseitigem Verständnis<br />
getragene Zusammenarbeit. In diesen<br />
Dank schloss er die Verwaltung der<br />
Stadt ein, welche mit Volker Reichmann<br />
seit August einen neuen Seniorenbeauftragten<br />
hat.<br />
Inhaltlich wurde der Planungsrahmen<br />
für <strong>2022</strong> abgesteckt. So wurden auf der<br />
Sitzung am 25. Januar Richtlinien und<br />
Termine für die Wahl des neuen Seniorenbeirats<br />
im Juni beschlossen. Der<br />
durchblick wird in seiner Sommerausgabe,<br />
die am 24. Mai erscheint, ausführlich<br />
berichten.<br />
Siegen. Auf<br />
der ersten<br />
Sitzung des<br />
Siegener Seniorenbeirates,<br />
am<br />
25. Januar<br />
hielt Matthias<br />
Ebertz, Chef<br />
der Siegener<br />
Feuerwehr,<br />
Matthias Ebertz einen Vortrag<br />
zum Thema<br />
„Hochwasserschutz in Siegen“. „Verbesserte<br />
Prognosen, zusätzliche Warnungen<br />
und breitgefächerte Koordinationen haben<br />
wir aus der Flutkatastrophe im Ahrtal<br />
gelernt“, so der Referent. Zwar nehme<br />
der Boden im Siegerland das Wasser eher<br />
auf als das durch Schiefergestein geprägte<br />
Ahrtal, andererseits jedoch mache der<br />
Rückgang von Baumbeständen Sorgen<br />
bei schweren Niederschlägen. Die Sieg<br />
sei nicht so sehr das Problem, wohl aber<br />
die zahlreichen Zuflüsse. Dies gelte im<br />
Besonderen bei verrohrten Bächen.<br />
Ein gezielter Ablaufplan kontrolliere regelmäßig<br />
die einzelnen Einläufe, um Gefahren<br />
bei Überflutung wirkungsvoll zu<br />
begegnen. Bei der bisherigen Bebauung<br />
in der Nähe von Wasserläufen sei dem<br />
notwendigen Hochwasserschutz oft nur<br />
unzureichend nachgegangen worden, so<br />
dass es auch bei kleinen Ereignissen zu<br />
Überschwemmungen in angrenzenden<br />
Baubereichen kommen konnte. Mehr<br />
Raum für Gewässer sei gerade hier notwendig,<br />
um geregelte Ablaufmengen zu<br />
vergrößern. Gerade dies erfordere ein<br />
Umdenken bei Gewässeranliegern.<br />
Zum Schutz vor abfließendem Oberflächenwasser<br />
ist die Eigenverantwortlichkeit<br />
der Bevölkerung gefragt. Dies<br />
gilt beispielsweise für die Erhöhung von<br />
Lichtschächten, Einbau von Rückstauklappen<br />
oder Installierung eines Pumpensumpfes,<br />
welcher Schmutzwasser<br />
im Keller zuverlässig ableitet. Auf keinen<br />
Fall sollten wassergeschädigte Räume<br />
betreten werden, bevor der Strom abgeschaltet<br />
ist.<br />
Zur Vorwarnung gab Ebertz einen<br />
Überblick über die verschiedenen Sirenensignale.<br />
Unbedingt müsse in einem<br />
solchen Fall das Radio eingeschaltet werden,<br />
um weitere Anweisungen entgegen<br />
zu nehmen.<br />
Zum Thema Evakuierung gelte in<br />
sämtlichen möglichen Fällen der Grundsatz<br />
„Lieber einmal zu viel, als einmal<br />
zu wenig“. Die Feuerwehr sei hierbei auf<br />
die Selbstrettungsfähigkeit der Bevölkerung<br />
angewiesen. „Retten sie ihr Leben<br />
und das ihrer Familie“. Vorbeugend sollte<br />
jeder Haushalt wichtige Dokumente geordnet<br />
und griffbereit halten, falls es zu<br />
einer Evakuierung kommen würde. Gegenseitige<br />
Solidarität im Katastrophenfall<br />
sei unbedingt erforderlich, so liege<br />
der Fokus der Rettungskräfte stets auf<br />
Kranken, nicht aber mobilen Menschen.<br />
In der anschließenden Aussprache kamen<br />
Problembewusstsein und Sachverstand<br />
zahlreicher Seniorenbeiratsmitglieder<br />
zum Tragen. So sei es beispielsweise<br />
erforderlich, bei allen Naturschutzgedanken<br />
Bäume, welche im Wasser stehen,<br />
zu beseitigen, um Schlimmeres zu<br />
verhindern. Eine noch intensivere und<br />
wiederholte Aufklärung der Bevölkerung<br />
über Verhalten im Katastrophenfall sei<br />
dringend erforderlich; dieses finge schon<br />
bei unterschiedlichen Sirenentönen an.<br />
Starke Bedenken galten nach wie vor<br />
dem Nadelöhr der Weiß im Bereich Häutebachweg/Siegeinmündung.<br />
Dies werde<br />
noch verstärkt durch Baumaßnahmen<br />
des Projektes „Uni in die Stadt“. Hier<br />
besteht laut Seniorenbeirat nach wie vor<br />
dringender Handlungsbedarf. eg<br />
Weitere zukünftige Schwerpunkte<br />
künftiger Arbeit sind u. a. Verbesserungen<br />
im Bereich von Altkleidercontainern,<br />
Parkprobleme, Hochwasserschutz<br />
und bessere Sichtbarkeit von Treppenstufen<br />
in öffentlichen Gebäuden. eg<br />
10 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 11
Kurz berichtet<br />
Die Seniorenarbeit der IG Metall<br />
Kurz berichtet<br />
Ziel: Humane Wirtschaft<br />
Siegen. Der 2019 in Siegen gegründete<br />
Arbeitskreis MitweltZukunft setzt<br />
sich für einen individuellen und gesellschaftlichen<br />
Wertewandel ein. Das<br />
Streben nach dem Wohl aller und dem<br />
Schutz unseres Planeten soll Vorrang<br />
haben und nicht länger die Profitvermehrung.<br />
Konkret geht es um die<br />
Unterstützung wirtschaftlicher Aktivitäten,<br />
die sich dem Gemeinwohl, der<br />
Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit verpflichten.<br />
Im vergangenen Jahr haben Mitglieder<br />
des Arbeitskreises eine Regionalgruppe<br />
der GWÖ-Bewegung (Gemeinwohl-Ökonomie<br />
Siegen-Wittgenstein)<br />
gegründet. Zurzeit zählt die weltweite<br />
GWÖ-Bewegung mehr als 11.000 Unterstützende<br />
in 200 Regionalgruppen.<br />
Mit dem Ziel, den notwendigen Richtungswechsel<br />
öffentlich zu diskutieren,<br />
lädt der Arbeitskreis MitweltZukunft<br />
zu einem Vortrag mit anschließendem<br />
Gespräch ein.<br />
Referent ist der Ökonom und Publizist<br />
Dr. Wolfgang Kessler. Der Titel<br />
seines Vortrags lautet „Umkehr zu<br />
einer humanen Wirtschaft. Gerechtigkeit,<br />
Klima, Globalisierung: Was wir<br />
aus der Corona-Krise lernen können!“.<br />
Termin: Donnerstag, 7. April <strong>2022</strong>,<br />
18 Uhr in der Martinikirche Siegen. <strong>db</strong><br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.mitweltzukunft.de<br />
Vorstand des Senioren-Arbeitskreises: Erhard Selenski, Karin Piorkowski, Manfred Semper, Vera Hoffmann (nachtr. eingefügt)<br />
Andree Jorgella (Geschäftsführer), Helmuth Rath, Helmut Six, Lothar Kämpfer und Ulrich Haas (von lks.).<br />
Siegen. Wenn man den Namen „IG-<br />
Metall“ liest oder hört, denkt man<br />
sicherlich sofort an die große Einzelgewerkschaft<br />
im Deutschen Gewerkschaftsbund.<br />
Dass die Industriegewerkschaft<br />
Metall allerdings auch<br />
eine riesige Organisation ist, die die<br />
Interessen von Seniorinnen und Senioren<br />
vertritt, daran denkt man im ersten<br />
Moment sicher nicht.<br />
Von den mehr als 500 Tsd. Mitgliedern<br />
der IGM allein in NRW sind ca.<br />
25 % schon im Rentenalter bzw. befinden<br />
sich in der Altersteilzeit. In Siegen-<br />
Wittgenstein sind es ungefähr 5 500.<br />
Personen die darunter fallen.<br />
Nach eigenen Angaben will die IGM<br />
die einzige Organisation sein, in der aktive<br />
Beschäftigte lebenslang organisiert<br />
sein können. Neben satzungsgemäßen<br />
Leistungen im sozialen Bereich vertritt<br />
die IG Metall die Interessen der Älteren<br />
im politischen Bereich. Hier z.B. kämpfen<br />
sie für eine Rente, die den Lebensstandard<br />
sichert.<br />
Auf örtlicher Ebene nehmen die Seniorinnen<br />
und Senioren zu aktuellen Themen<br />
zur Sozialpolitik und zur Tarif- und<br />
Gesellschaftspolitik Stellung.<br />
Regelmäßig finden Seniorenfrühstücke<br />
mit den Kolleginnen und Kollegen<br />
von früher statt. Diese Treffen werden<br />
regional für das nördliche Siegerland,<br />
den Bereich der Stadt Siegen und die<br />
Städte/Gemeinden Netphen, Freudenberg,<br />
südliches Siegerland und den<br />
Raum Wittgenstein organisiert. Es werden<br />
dabei immer aktuelle Themen von<br />
fachkundigen Referenten vorgestellt.<br />
So wird das Schöne mit dem Nützlichen<br />
verknüpft.<br />
Der IGM-Arbeitskreis Senioren organisiert<br />
abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten<br />
sowie ein– und mehrtägige Ausflüge.<br />
So führten in der Vergangenheit<br />
Reisen u.a. nach Südschweden und an<br />
die Cote d‘Azur.<br />
Ansprechpartner des Arbeitskreises<br />
„Senioren in der IGM“ sind Helmut<br />
Rath, Erhard Selenski Manfred Semper,<br />
Helmut Six, die das Lenkungsteam<br />
bilden, und die Mitarbeiterinnen in der<br />
Geschäftsstelle der IG Metall Siegen,<br />
Donnerscheidstraße 30.<strong>db</strong><br />
Gebr.-Busch-Kreis<br />
Zwei interessante Buchvorstellungen<br />
Hilchenbach. Margot Käßmann und<br />
Andreas Helm waren als Jugendliche ineinander<br />
verliebt und haben sich später<br />
komplett aus den Augen verloren. Nach<br />
40 Jahren haben sie sich unerwartet wiedergesehen.<br />
Heute sind sie wieder ein<br />
Paar. Beide schreiben über das Glück in<br />
all seinen Facetten: gemeinsames Erleben,<br />
geteilte Freude, neue Perspektiven.<br />
Das, was im Leben bedeutsam ist: Zuneigung,<br />
Vertrauen, gemeinsame Werte<br />
und der christliche Glaube. Wie gut es ist,<br />
einander lange zu kennen und dennoch<br />
offen für ein neues Miteinander und neue<br />
Erlebnisse zu sein. Nebenbei schwingt<br />
der Sound einer ganzen Generation mit,<br />
Menschen, die Ende der 50er- und Anfang<br />
der 60er-Jahre groß geworden sind.<br />
Joachim Gauck am 26.03. ab 20 Uhr<br />
Carl-Kraemer-Realschule Hilchenbach.<br />
Käßmann und Helm am 11.03. ab 19 Uhr<br />
in der Ev.Kirche Erndtebrück.<br />
Was muss die Gesellschaft, was muss<br />
und was sollte der Einzelne tolerieren<br />
und wo liegen die Grenzen der Toleranz?<br />
Die Lebensentwürfe, Wertvorstellungen,<br />
religiösen und kulturellen Hintergründe<br />
der Menschen werden immer vielfältiger<br />
– für manche eine Bereicherung, für nicht<br />
wenige eine Last. Wieviel Andersartigkeit<br />
muss man erdulden? Wieviel Kritik<br />
aushalten? Welche gemeinsamen Regeln<br />
müssen bei aller Verschiedenheit gelten?<br />
Toleranz darf allerdings nicht schrankenlos<br />
sein. Nur wenn wir uns gegen die Angriffe<br />
von Intoleranten verteidigen – woher<br />
auch immer sie kommen mögen –,<br />
kann Toleranz und mit ihr die Demokratie<br />
gesichert werden.<br />
<strong>db</strong><br />
12 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 13
Aus dem Seniorenbeirat Kreuztal<br />
Jetzt geht es rund<br />
Erholung im Berghäuser Tal<br />
Der alte Berghof<br />
Kreuztal. Für viele Senioren und Seniorinnen<br />
ist das Berghäusertal im Stadtteil<br />
Junkernhees seit vielen Jahren ein<br />
fester Begriff für Naherholung. Dieses<br />
idyllisch gelegene Seitental, fernab vom<br />
Straßenlärm, bietet den älteren Menschen<br />
täglich die Möglichkeit, bei einem<br />
gemütlichen Spaziergang neue Kraft zu<br />
tanken. Gerade der durchgehend befestigte<br />
Weg bietet auch den Menschen<br />
mit eingeschränkter Mobilität eine entspannte<br />
Erholung in dieser Idylle.<br />
Bisher war diese Möglichkeit jedoch<br />
nur eingeschränkt nutzbar. Während<br />
der Wintermonate, bei Eis und Schnee,<br />
war nur ein Teil des Weges gefahrlos<br />
zu begehen, da der städtische Bauhof<br />
ausnahmslos die öffentliche Wegstrecke<br />
mit dem Winterdienst betreute.<br />
Eine zu dem Rundweg gehörende Wegstrecke<br />
entlang des Waldes wurde als<br />
nicht öffentlich betrachtet, demzufolge<br />
außer Acht gelassen. Diesem Missstand<br />
hat sich im Namen des Seniorenbeirats<br />
der Autor im Oktober 2021 erfolgreich<br />
angenommen.<br />
Wenige Tag nach einem schriftlichen<br />
Antrag an Bürgermeister Walter Kiß<br />
erhielt der Seniorenbeirat eine Nachricht<br />
mit der Zusage des Winterdienstes.<br />
Der Seniorenbeirat bedankt sich im<br />
Namen aller für den positiven Bescheid.<br />
„Nunmehr können wir als Erholungssuchende<br />
auf dem geräumigen Parkplatz<br />
am Rande des Robertweihers unser<br />
Fahrzeug abstellen und uns guten Mutes<br />
auf den Rundweg begeben“, so ein<br />
Beiratsmitglied.<br />
Der Weg führt entlang des Berghäuser<br />
Weihers, an dessen Ende der zufließende<br />
Bach mäandert und den Stockenten<br />
einen Zufluchtsort bietet. Einige Meter<br />
weiter lädt schon die erste Ruhebank<br />
zum Verweilen und Betrachten ein.<br />
Beim Weitergehen, vorbei an Wiesen<br />
und bestellten Feldern, öffnet sich der<br />
Blick in das Berghäusertal. Am Waldsaum<br />
kann man einige hundert Meter<br />
unter dem Schirm der alten Eichen des<br />
Weges gehen. Auf halber Wegstrecke<br />
begrüßt einen, etwas versteckt, die<br />
übergroße Gestalt des alten Berghäusers.<br />
Eine übermenschliche große Holzschnitzfigur,<br />
die des Tales Hüter zu sein<br />
scheint.<br />
Kurz bevor der Weg zurück führt, ist<br />
am Waldrand eine Wichtelwerkstatt mit<br />
vier holzgeschnitzten Wichteln zu bewundern.<br />
Über den munter dahin fließenden<br />
Berghäuserbach kann man den<br />
Rückweg antreten. Der Weg führt an<br />
dem jahrhunderte alten Berghof vorbei,<br />
auf dessen umgebenden Wiesen<br />
sich die Islandpferde bei schönem Wetter<br />
tummeln. Der Spaziergang führt<br />
an alten Apfelbäumen vorbei, die sich<br />
rechtsseitig anreihen und ein Stück<br />
den Weg begleiten. Hangseitig schließen<br />
sich die Golfflächen an, die fast<br />
ganzjährig gut besucht sind. Linksseitig<br />
führt der Blick auf die Driving Range,<br />
wo an Golf interessierte Menschen die<br />
ersten Abschläge üben. Der dahinter<br />
befindliche Weg führt abwärts wieder<br />
zum Ausgangspunkt des Spaziergangs<br />
zurück. Lohnend ist jedoch weiterzugehen<br />
um in dem Restaurant am Golfheim<br />
einzukehren und sich bei Kaffee und<br />
Kuchen zu stärken. Der anschließende<br />
Spazierweg führt, bei guter Sicht auf<br />
das Tal, abwärts auf die Sybergstrasse.<br />
Ein kurzer Blick zum Schloss Junkernhees<br />
und weiter geht’s in Richtung und<br />
entlang des Berghäuserweihers zum<br />
Startpunkt unserer Rundwanderung.<br />
Ein schönes Stückchen Erholung bietet<br />
dieses Tal.<br />
Text und Fotos: Heinz Hermann Katz<br />
Der alte Berghäuser<br />
Öffnungszeiten der<br />
Geschäftsstelle:<br />
Seniorenbeirat der Stadt<br />
57223 Kreuztal,<br />
Siegener Straße 3<br />
dienstags bis donnerstags<br />
08.30 bis 12.00 Uhr<br />
13.30 bis 15.45 Uhr<br />
freitags<br />
08.30 bis 13.00 Uhr<br />
Telefon: 02732-51470<br />
E-Mail: A.Hasenstab@kreuztal.de<br />
https://www.kreuztal.de<br />
14 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 15
Mein geliebter Blumengarten<br />
Foto: Pixabay<br />
Wie schön, in unserem Garten leuchtet es rot. Dabei<br />
bin ich mir ziemlich sicher, oder eigentlich<br />
könnte ich schwören, dass es gelbe Tulpen waren,<br />
deren Zwiebel ich letzten Herbst in die Erde gesteckt<br />
habe. Also auf jeden Fall war das Foto auf der Packung<br />
gelb gewesen. Meine Nachbarin wusste von ähnlichen<br />
Erfahrungen zu berichten. „Ach wissen Sie, so was fällt<br />
ja meistens gar nicht auf“, meinte sie. „Wer erinnert sich<br />
im nächsten Frühjahr noch daran, was er im Herbst eingesteckt<br />
hat?“<br />
Ja auch mit dem Pflanzenkauf ist es schon mal so eine<br />
Sache. Da kann es einem passieren, dass man sich etwas<br />
ganz anderes einhandelt, als auf dem Etikett steht<br />
oder von der Verkäuferin gesagt wird. So hatte ich einmal<br />
erlebt, dass eine als weißblühend etikettierte Nelke<br />
blau blühte. Sie passte glücklicherweise zu den anderen<br />
Blaublütlern in meinem Garten. Leider aber nicht so gut<br />
in mein neues weißes Beet, wo ich sie hingedacht hatte.<br />
Einmal hatte ich auch eine angeblich 90 cm hochwachsende<br />
Glockenblume gepflanzt, aber mit dem Ergebnis,<br />
dass diese Pflanze auf halber Strecke nach oben aufgab.<br />
Zur Blütezeit merkte ich dann, dass es eine Knäuelglockenblume<br />
war. Na da konnte man wirklich nicht mehr<br />
Wachstum erwarten.<br />
Ich denke, die Dunkelziffer liegt noch viel höher. Denn<br />
im Garten liegen zwischen Versuch und Irrtum bekanntlich<br />
viele Monate. Wenn die Blüten endlich Farbe bekennen,<br />
ist das Schildchen längst verschwunden. Manchmal<br />
entdecke ich im Keller noch alte Etiketten oder Schilder,<br />
die im Herbst dort liegen geblieben sind. Doch keines<br />
erinnert an eine Pflanze, die so in meinen Beeten aufgetaucht<br />
ist. Doch es gibt auch erfreuliche Überraschungen.<br />
Eine Schar Schneeglöckchen unter dem Fliederbaum fällt<br />
immer durch besonders frühe Blüte und riesenhaftem<br />
Wuchs auf. Ein Blick ins Gartenbuch ergab, dass es sich<br />
um eine ganz seltene Sorte handelt, die nebenbei gesagt,<br />
ihre landläufigen Verwandten auch im Preis weit übertrifft.<br />
Die Zwiebeln hatte ich vor langer Zeit auf einem<br />
Pflanzenmarkt ahnungslos in einem falschen Körbchen<br />
erwischt!<br />
Doch am liebsten ist mir eine vor Jahren aus dem<br />
Supermarkt gerettete Pflanze. Ein halb vertrocknetes<br />
Restexemplar zum stark reduzierten Preis. Aber das Etikett<br />
versprühte Leben, das unter dem Titel „Strauchrose“<br />
ein Meer von roten Blüten versprach. Ich versorgte das<br />
Pflänzchen mit Nahrung und liebevoller Pflege – wenn<br />
auch zunächst ohne große Hoffnung auf Erfolg. In etwa<br />
so, wie man immer wieder Löwenzahn aussticht, obwohl<br />
er trotz aller Anstrengung auf der Wiese niemals weniger<br />
wird. Doch mit der Zeit ergrünte der „Kümmerling“<br />
zusehends und begann, seine Zweige nach oben zu strecken.<br />
Inzwischen ist die Strauchrose hoch in den Pflaumenbaum<br />
gewachsen und bedankt sich alljährlich mit<br />
Unmengen duftender weißer Blüten.<br />
Vor einigen Jahren wagte ich auch einen Versuch bezüglich<br />
der Tulpen. Ich setzte mehrere Beutel der gefüllten<br />
gelben Sorte „Monte Carlo“. Alljährlich erfreue ich<br />
mich an den prächtigen bunt gemischten Tulpen, in deren<br />
Mittelbereich zwei rot gestreifte einen besonderen Akzent<br />
setzen. An anderer Stelle blühen dafür Tulpen überraschenderweise<br />
ganz in Rosa. Auch damals hätte ich<br />
schwören können ...<br />
Ulla D’Amico<br />
16 durchblick 1/<strong>2022</strong>
Plädoyer<br />
für handgeschriebene<br />
Briefe<br />
Um es vorwegzunehmen: Man kann die Zeit nicht<br />
zurückdrehen. WhatsApp und E-Mail gehören in<br />
die heutige Zeit, dienen der schnellen Nachrichtenübermittlung<br />
und sind aus unserer Kommunikation<br />
nicht mehr wegzudenken. Auch ich nutze die neuen Medien,<br />
doch über handgeschriebene Briefe und Karten freue<br />
ich mich immer mehr.<br />
Die Bedeutung der persönlichen Handschrift ist bekannt.<br />
Sie sagt viel über die Persönlichkeit des Schreibers aus. Graphologen<br />
erforschten die Zusammenhänge von individueller<br />
Schrift und Persönlichkeit. In früheren Zeiten wurden handgeschriebene<br />
Lebensläufe bei Bewerbungen verlangt. Heute<br />
ist weitgehend das Kulturgut „Gebundene Handschrift“ in<br />
Gefahr, die in der Schweiz „Schnürlischrift“ genannt wird.<br />
Früher, als meine Geschwister und ich wegen Berufsausbildung<br />
und Studium nicht mehr zuhause wohnten, schrieben<br />
wir Run<strong>db</strong>riefe. Jeder fügte etwas hinzu und schickte<br />
den Brief zum Nächsten. Das war zeitaufwendig, doch auch<br />
schön, wenn endlich der Brief zurückkam. Telefonieren war<br />
teuer, und nicht jeder besaß ein Telefon. Und heute? Eine<br />
kurze Gruppen-WhatsApp, und im Nu ist jeder informiert.<br />
Ich besitze noch eine Sammlung von alten Schreibutensilien:<br />
Kolbenfüller und Tintenfässer mit verschiedenfarbiger<br />
Tinte, Federhalter und Federn, Tintenlöscher, Tafel und<br />
Griffel, Griffelkästen in verschiedenen Formen, Briefwaage,<br />
Brieföffner und anderes. Vieles benutze ich noch heute. Leider<br />
habe ich nur noch wenige Brieffreundschaften, mit denen<br />
ich einen handgeschriebenen Briefwechsel pflege. Mit<br />
einer dreiundneunzigjährigen Dame hatte ich drei Jahre in<br />
Sütterlinschrift geschrieben. Das hat mir viel Spaß gemacht.<br />
Auch wurde ich allmählich sicher im Schreiben der alten<br />
deutschen Schrift. Eine andere Freundin gestaltet und verziert<br />
schmuckvoll ihre Mitteilungen. Ein handgeschriebener<br />
Brief auf dem Postweg verschickt ist etwas Besonderes und<br />
das beginnt schon mit der Briefmarke. Briefmarken sind ein<br />
Stück Kulturgut. Früher gab es viele Sammler, unter Erwachsenen<br />
und Kindern wurde es fast ein Volkssport. Die bunten<br />
Postwertzeichen aus aller Welt waren begehrte Tauschobjekte<br />
und einigen dienten die sogar als Kapitalanlage.<br />
Um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts wurden<br />
viele Postkarten, Künstlerkarten, Schutzengelkarten,<br />
Humorkarten usw. verschickt. Auf denen blieb wegen der<br />
Gestaltung meist wenig Platz für Mitteilungen, häufig musste<br />
man um die Bildmotive herum schreiben, um neben den<br />
Grüßen noch eine kurze Information unterzubringen.<br />
Meine Freunde freuen sich über handgeschriebene Briefe,<br />
schönes Briefpapier, eine schöne Karte, ein geschriebenes Gedicht.<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Brief schön zu gestalten:<br />
Briefe zu Festtagen, Geburtstagsbriefe, Überraschungsbriefe.<br />
Man muss ja keine Vielbriefschreiberin sein, doch ab<br />
und zu persönliche handgeschriebene Briefe überraschen und<br />
freuen mich immer wieder. Text und Fotos: Gudrun Fokken<br />
18 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 19
Schutzfrisur für Eierwerfen.<br />
Ostern<br />
Das lange unter dem Einfluss vom protestantischen<br />
Nassau-Oranien stehende südliche Siegerland bildete<br />
eine entschlossene Diaspora im ansonsten<br />
katholischen Sayn-Wittgenstein. Karneval kannten wir in<br />
unserer calvinistisch geprägten Gegend nicht. Ostern war<br />
der erste religiöse Höhepunkt des Jahres. Christliche Bräuche<br />
bestimmten den Ablauf.<br />
Am Palmsonntag ging es ja noch heiter zu mit dem Einzug<br />
Jesu in Jerusalem. Die Karwoche war dann richtig drückend.<br />
Das brachte uns niemand bei. Das wurde so gelebt.<br />
Spätestens beim Essen war es unübersehbar. Gründonnerstag<br />
kam Spinat auf den Tisch, im Luxusfall mit Spiegelei,<br />
Kartoffeln sowieso. Mit Kartoffeln wurden wir groß. Dass<br />
„Gründonnerstag“ von „greinen“ kommt, war uns nicht bewusst.<br />
Eine andere Erklärung als farbliche Bestimmung<br />
kannten wir nicht. Wir kannten nämlich keine.<br />
Karfreitag gab es kein Fleisch. Fischgerichte waren<br />
wenig gebräuchlich. Weitere Vorgaben bestanden nicht. Es<br />
musste nur einfach sein. Schließlich wurde Jesu Tod betrauert.<br />
Samstag gab es ohnehin Eintopf, der kochte sich<br />
alleine während des Hausputzes und der Vorbereitungen<br />
Gesellschaft<br />
Kinderfrühling<br />
Fotos: Archiv Schöllchen<br />
für das Festtagsessen. Aber am Sonntag, dem Tag der<br />
Auferstehung Jesu, da wurde geschlemmt!<br />
Wir Kinder suchten Ostereier. Die Hühner legten<br />
seit einiger Zeit wieder. Verstecke für die bunten Begehrlichkeiten<br />
boten die heimischen Gärten in Buchsbaumbegrenzungen<br />
der Beete, in Astgabeln, an Zäunen,<br />
hinter Gartengeräten, auf Mauern. Nachmittags trafen<br />
wir uns auf der Sayn’schen Bitze zum Eierwerfen. Die<br />
von Moos gepolsterten Wiesen dämpften den Aufprall.<br />
Die meisten Eier blieben heil. Wer den weitesten Wurf<br />
geschafft hatte, war Tagessieger.<br />
Ich nahm im zarten Alter von fünf Jahren erstmals<br />
an diesem Wettstreit teil. Wie alle kleinen Kinder holte<br />
ich nicht zum klassischen Schlagwurf aus – mit Ausfallschritt<br />
und langem Armzug. Ich konnte nur Schockwurf<br />
– den Arm von hinten unten schnell nach vorne<br />
führen und loslassen. In diese Technik legte ich alle<br />
Kraft und mein Ei flog, als hätte es Flügel. Ich verlor<br />
es aus den Augen. Staunend über meine außergewöhnlichen<br />
Fähigkeiten stand ich mich selbst bewundernd<br />
still und wartete, ob mein Wurfgeschoss es bis an den<br />
Wiesenrand, vielleicht sogar bis zur Kirche tragen<br />
würde. Da brach das Unglück über mich herein. Mein<br />
wunderschön gefärbtes Ei brach den Höhenrekord, änderte<br />
seine Flugbahn um 180° und nahm den kürzesten<br />
Weg zurück. Eine zeitgemäße Hochfrisur in Form eines<br />
Nestchens auf dem Oberkopf dämpfte den Aufprall und<br />
verhinderte den möglichen Dachschaden. Allein, das Ei<br />
überstand den Crash nicht, gab allen Widerstand auf, zerbrach<br />
mit einem schwachen Seufzer und ergoss sein flüssig<br />
gelbes Innenleben über meine Schläfe.<br />
Einschulung<br />
Nach den Osterferien kam die Einschulung. Erst Mitte<br />
der 60er Jahre verlegte man den Schuljahreswechsel auf<br />
die Sommerferien. Wir wurden fein rausgeputzt, trugen<br />
zum ersten Mal einen „Ranzen“ – Rindleder, in der Regel<br />
ein „Erbstück“. Die Schiefertafel, das wichtigste Utensil,<br />
verbarg sich im Inneren wie Fibel und Rechenbuch. Außen<br />
baumelten, an langen Häkelbändern befestigt, unsere Standeskennzeichen:<br />
Schwamm und Tafellappen. Wir platzten<br />
fast vor Stolz. Gleich in der ersten Woche lernten wir den<br />
ersten Buchstaben: das i . „Rauf, runter rauf. Pünktchen<br />
oben drauf.“ Jetzt konnte uns niemand mehr etwas vormachen!<br />
Gesellschaft<br />
Der 1. Mai<br />
Der erste Mai wurde gefeiert. Kein Kind wäre auf die<br />
Idee gekommen, dass es ich um den „Tag der Arbeit“ handelt.<br />
Die Natur erwachte, alles grünte, Diehls Hans-Werner<br />
hatte einen verletzten Magolwes gefunden, den er aufpäppelte.<br />
Noldens Karin wurde als Maimann in frische Birkenreiser<br />
gewickelt. (Allergien waren selten. Wir stärkten<br />
unser Immunsystem mit homöopathisch dosierten Dreckportionen.<br />
Nicht dass das Absicht gewesen wäre. Es passierte<br />
einfach und schützte mehr als Nutella.) Sie nahm in<br />
einem hölzernen Bollerwagen Platz und wurde von Haustür<br />
zu Haustür gezogen, Berliner Hof, Sayn’scher Hof,<br />
Nassauischer Hof.<br />
Wir sangen Mailieder, für die wir mit „Schluch“ belohnt<br />
wurden. Schließlich lag Neujahr schon wieder vier<br />
Monate zurück.<br />
Pfingsten<br />
Zu Pfingsten gab es keine Geschenke, klar. Was Pfingsten<br />
bedeutete wussten wir genau so wenig zu erklären wie<br />
die meisten Menschen heute auch. Es musste aber schon<br />
etwas Besonderes sein, denn es gab einen Feiertag zusätzlich<br />
und einen Ferientag obendrein. Außerdem schien die<br />
Sonne und Gottesdienst wurde im Freien abgehalten. Wir<br />
trugen unsere besten Kleider und weiße gestrickte Baumwollkniestrümpfe<br />
- die mit Durchzugstunnel für Gummiband<br />
und den Mausezähnchen oben am Abschluss. So<br />
ausgerüstet schlossen wir uns der Sonntagsschule an, die<br />
nach dem Mittagessen, begleitet vom Posaunenchor, aufbrach,<br />
um unterhalb der Wachholderheide an der Gambach<br />
den Pfingstgottesdienst zu feiern.<br />
Mudersbachs Robert führte uns durch die Alte Burbach<br />
mit seinem Posaunenchor im Schlepptau über die Alte<br />
Mainzer Landstraße entlang dem Lauf der Burbach bis<br />
zur Kugelfichte in der Wachholderheide. Die Musiker bewiesen<br />
bemerkenswerte Kondition. Sie bliesen bergauf (!)<br />
erbauliches Liedgut. Wir sangen, auch wenn es schlecht<br />
marschierbar war: „Jesus geh voran auf der Leberbahn.“<br />
Der Text konnte so nicht stimmen und wir korrigierten<br />
nach bestem Wissen und Gewissen „auf der Reeperbahn“.<br />
Tilla-Ute Schöllchen<br />
Erster<br />
Schultag mit<br />
allen Standeszeichen<br />
einschließlich<br />
Tafelläppchen.<br />
SIEGERLANDHALLE – kleine Räume ganz groß<br />
Denkt man an die Siegerlandhalle, so denkt man an<br />
den Großen Saal. Vielleicht auch noch an den Leonhard-Gläser-Saal.<br />
Konzerte, Shows, Messen und Ausstellungen,<br />
Galas, Firmen-, Familien- und Jubiläumsfeierlichkeiten<br />
haben sich vor der Corona-Pandemie<br />
hier die Türklinke sprichwörtlich in die Hand gegeben.<br />
Schaut man aber genauer hin, hat das größte Veranstaltungszentrum<br />
Südwestfalens noch viel mehr<br />
zu bieten: Hüttensaal, Atriumsaal, Westfalenzimmer,<br />
Spandauer Saal, Foyersaal, Eintrachtsaal, Galerie<br />
zum Park, Siegerland-, Club- und Konferenzzimmer<br />
sowie das Restaurant.<br />
Räume zwischen 40 und 450 qm – teilweise kombinierbar<br />
und alle multifunktional. Jeder Raum wird<br />
individuell nach Kundenwunsch ausgestattet, ob in<br />
Reihen- oder Tischbestuhlung, Stuhlkreis, parlamentarisch<br />
oder Bankett, Einzelstühle oder Einzeltische<br />
– z.B. für Klausuren/Prüfungen.<br />
Die Corona-Pandemie hat das Abstand halten<br />
eingefordert. Seminare, Schulungen, Versammlungen,<br />
Vorträge, Sitzungen, Podiumsdiskussionen,<br />
Weiterbildungen, Wohnungseigentumversammlungen,<br />
Jahreshauptversammlungen, Selbsthilfegruppen,<br />
Vorstandsbesprechungen – das überwiegende<br />
Nutzungsportfolio der „kleinen“ Räume. Aufgrund<br />
der Raum-Flexibilität können alle derartigen Veranstaltungen,<br />
sofern nach CoronaSchVO grundsätzlich<br />
gestattet, in entsprechend größere Räume verlegt<br />
werden. Ein absoluter Vorteil, selbst wenn schon die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen wurden.<br />
Die Location bleibt, nur im Haus ein anderer Raum.<br />
20 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 21
Historisches<br />
Historisches<br />
Wir gehen einkaufen<br />
Tatsächlich ernst gemeint! <br />
Wir „gehen“ einkaufen. – In Zeiten von Amazon und<br />
Outletcenter wird dieser Satz nur selten so formuliert.<br />
Wir veranstalten einen Ganztagsevent oder<br />
strecken uns auf dem Diwan aus und bearbeiten Handy oder<br />
Tablet. Distanzen überwinden Internet oder Paketservice.<br />
Das war vor 50 Jahren durchaus anders. In den Fünfzigern<br />
sammelte sich das Warenangebot in den Schaufenstern<br />
und die Schaufenster wurden zu Fenstern zur Welt. Unsere<br />
Mütter trugen Lebensmittel in großen Einkaufstaschen<br />
durchs Dorf. Größere Dörfer boten meist Geschäfte mit<br />
kombinierten Angeboten: Lebensmittel mit Drogerie samt<br />
Fotoabteilung; Lebensmittel mit Kleidung; Elektrogeräte<br />
mit Haushaltswaren; Büroartikel mit Spielen und Geschenken.<br />
Da blieben keine Wünsche offen. Auch ohne Influencerinnen<br />
wusste man schon im Dorf, was angesagt war. Notfalls<br />
wehrte man sich selbstbewusst gegen geschäftstüchtige<br />
Beeinflussungsversuche. So<br />
tat es die Frau, die eine Schürze<br />
verlangte. Die Verkäuferin<br />
– bemüht um freundliche Verkaufsstrategie<br />
– ging ganz zugewandt<br />
auf den Wunsch der<br />
Kundin ein: „Sehr gerne. Bei<br />
uns bekommen Sie jetzt auch<br />
Rabatt.“ Unmut auf Seiten der<br />
Kundin blubberte hoch: „Ach<br />
wat Battbatt! Ech wöll kinn<br />
Batt! Ech wöll en Schörz!“ Da<br />
hätte nicht einmal Kathi Hummels<br />
den Hauch einer Chance<br />
gehabt. An Selbstbewusstsein,<br />
Bodenständigkeit und gesundem<br />
Menschenverstand tropfen<br />
Influencer*innen ab!<br />
Erfolgreicher agierten da<br />
die heimischen Verkäuferinnen.<br />
Sie kannten Kundinnen<br />
und Sortiment gleichermaßen<br />
und wussten beide erfolgreich<br />
zusammenzubringen. (Haben<br />
Sie nach Männern gefragt?<br />
Die kauften nicht ein. Sie gingen<br />
höchstens mal zum Spengeler.)<br />
So traf man sich also<br />
beim örtlichen Vollsortimenter<br />
und erwarb nicht nur Waren,<br />
sondern auch die wichtigsten<br />
Informationen über<br />
Geburten, Todesfälle und<br />
„Heiraten müssen“. Hunderte<br />
Alle Fotos: Archiv Schöllchen<br />
solche Geschäfte gab es im<br />
Siegerland. Eines wollen wir uns genauer ansehen:<br />
In der Burbacher Ortsmitte im Gebäude der heutigen<br />
Volksbank betrieben zunächst Daniel Ludwig Schütz, später<br />
Albrecht Ebener, danach Karl Ebener einen solchen<br />
„Gemischtwarenladen“, in dem sie „Lebensmittel und Manufakturen“<br />
feilboten.<br />
Über eine Treppe an der Hausecke betreten wir<br />
den Laden und damit eine ganz eigene Welt. Es riecht<br />
schon besonders, eine Mischung von Bohnenkaffee und<br />
Appretur. Gleich hinter der Türe links trennt ein Vorhang<br />
die Umkleidekabine ab. – Schließlich werden hier auch<br />
Badeanzüge verkauft. Kleiderständer reihen sich an der<br />
linken Wand auf. Kleider für junge, alte, große, kleine, dicke,<br />
schlanke Frauen. Alle finden hier was.<br />
In der Ecke links hinten steht der erste Clou: Ein Kühlschrank!<br />
Zauberwerk! Welcher Haushalt hat schon so was?<br />
Schaufensterdekoration ca. 1952<br />
Lebensmittel und Manufakturen Albrecht Ebener in der Jägerstr./Am Römer, Burbach<br />
Hier lagern Quark und Butter. Butter wird im „Viertel“<br />
verkauft. Dazu schneidet die Verkäuferin ein 250-Gramm-<br />
Päckchen sorgfältig in der Mitte durch. Größere Mengen<br />
würden sich ungekühlt nicht halten. Und für Kuchen verwendeten<br />
die Frauen ohnehin keine „gute Butter“ sondern<br />
„Margarinebutter“.<br />
An der Stirnwand uns gegenüber birgt das riesige Regal die<br />
Lebensmittel: Reis, Nudeln, Mehl, Zucker, Salz, Kaffee, Muckefuck,<br />
Senf, Rübenkraut (Kutscheschmeer), Erbsen, Linsen,<br />
und und und. Hier kommen wir aber nicht ran. Den Weg versperren<br />
Theke und Verkäuferin, die uneingeschränkte Herrscherin<br />
dieses Unverpacktladens. Ohne sie geht hier nichts.<br />
Im Bollwerk Theke greift sie nach den Spitztüten für<br />
Zucker, Mehl und Salz.Mitgebrachte Gefäße stellt sie auf<br />
die Waage, rechnet zum Gewicht die gewünschte Menge<br />
dazu und wiegt die Ware grammgenau ab.<br />
Senf – Schweinerei! / Essig oder Öl – große Schweinerei! /<br />
Kutscheschmeer – riesige Schweinerei! <br />
Die Kosten werden auf einem Blöckchen notiert und zusammengerechnet,<br />
damit abends auch die Kasse stimmt.<br />
Dekorativ, schräg vor der Theke ragt der zweite Clou in<br />
den Raum, die Bahlsentheke. Unter Glas lagern hier Waffeln,<br />
Plätzchen mit und ohne Schokolade, Marmelade auch gezuckert.<br />
So was bringt man mit, wen man eingeladen ist. Die<br />
Verkäuferin greift zu einer silbernen Gebäckzange und stellt<br />
die Auswahl nach Wunsch zusammen. Für so einen Service<br />
muss man sich heutzutage schon bei Podzimek einfinden.<br />
An der langen rechten Wand steht das Regal mit Handtüchern<br />
(Die kaufen junge Mädchen einzeln monatlich für<br />
die Aussteuer.) Stoffen (Röcke, Kleider, Blusen nähte Frau<br />
selbst.) Oberhemden (Alles, was recht ist; die zu nähen wäre<br />
zu weit gegangen.) Nylonstrümpfe (Wenn die Laufmaschen<br />
bekamen, nahm Mühlhause Ellen die wieder auf – 10 Pfennige<br />
je Masche – und man konnte sie weiter tragen.)<br />
Gleich schräg daneben stehen in einem Regal Kurzwaren:<br />
Garn, Reißverschlüsse, Haken und Ösen, Strumpfhalter,<br />
Knöpfe, was Frau für ihre Kreativität so braucht. Wenn<br />
wir jetzt den Durchgang zwischen den beiden letzten Regalen<br />
nähmen, kämen wir in den Zwischenraum mit Gardinen,<br />
passenden Stoffen und Kurzwaren und (Hätten Sie<br />
das gedacht?) Schirmen!<br />
Noch einen Raum weiter fänden wir Kinderkleidung,<br />
Spielzeug, Stoff!windeln, Strampler. Das lassen wir aber<br />
lieber bleiben. Am Ende lauert da noch der Klapperstorch<br />
und beißt uns ins Bein. Das hätte gerade noch gefehlt.<br />
Da treten wir lieber den geordneten Rückzug an.<br />
Tilla-Ute Schöllchen<br />
22 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 23
Historisches<br />
Historisches<br />
Die Radfahrkarte benötigt<br />
Als noch die Fahrerlaubnis benötigt wurde<br />
Ein Publikumsmagnet waren die zahlreichen Radrennen um 1900.<br />
Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts musste jeder<br />
Radfahrer eine Radfahrkarte bei sich haben. Sie musste<br />
auf den Namen des Fahrers ausgestellt sein, eigenhändig<br />
unterschrieben und von der Behörde des Wohnorts<br />
ausgestellt sein. Die Gültigkeitsdauer betrug nur ein Jahr. Es<br />
war faktisch ein Führerschein für Fahrräder, der jedes Jahr<br />
neu beantragt werden musste. Der Schein hatte eine laufende<br />
Nummer, auf ihm waren Wohnort und Beruf des Eigentümers<br />
angegeben, sowie Alter, Statur, Haare und besondere Kennzeichen.<br />
Für Personen unter 14 Jahren erfolgte die Ausstellung<br />
auf Antrag des Vaters, Vormundes oder sonstigen „Gewalthabers“<br />
wie es damals im Beamtendeutsch hieß.<br />
Diese Vorschriften, galten nicht für Militärpersonen in<br />
Uniform, Reichs-, Staats- und Gemeindebeamte in Amtskleidung,<br />
sofern diese das Fahrrad zu dienstlichen Zecken<br />
benutzten. Man lächelt heute über China, in dem die vielen<br />
Fahrräder steuerpflichtig sind. Die Ausstellung der Radfahrkarte<br />
war in Preußen seinerzeit aber auch gebührenpflichtig.<br />
Somit gab es auch bei uns vor gut einhundert Jahren eine jährliche,<br />
indirekte Fahrradsteuer.<br />
Der Verkehr mit Fahrrädern auf öffentlichen Wegen, Straßen<br />
und Plätzen war in der Polizeiverordnung geregelt. Jedes<br />
Fahrrad musste danach mit einer „sicher wirkenden Hemmvorrichtung“<br />
und einer „helltönenden Glocke“ versehen sein.<br />
Während der Dunkelheit sowie bei starkem Nebel war das<br />
Fahrrad mit einer hellbrennenden Laterne zu versehen. Ihr<br />
Licht musste nach vorne fallen und ihre Gläser durften nicht<br />
farbig sein.<br />
Ein besonderes Gaudi aus heutiger Sicht war der Aufstieg<br />
auf solch einen Drahtesel, den man bei den älteren Herren<br />
noch bis Ende des vorvorigen Jahrhunderts bewundern konn-<br />
2 Fotos: Wikipmedia Commons<br />
1910 wurden Familien umworben.<br />
te. Da es damals noch keinen Freilauf gab, war das Hinterrad<br />
mit langen Hutmuttern befestigt, die zur Anfahrt benötigt<br />
wurden. Auf die somit verlängerte rechte Hinterachse wurde<br />
der linke Fuß gestellt und mit dem rechten Bein tüchtig angetreten.<br />
War der Herr ausreichend schnell (Frauen sah man<br />
so gut wie nie auf solchen Ungetümen), streckte er das linke<br />
Kniegelenk, setzte sich auf den Sattel und trat in das Pedal.<br />
Die elektrische Beleuchtung, durch den von einem Laufrad<br />
angetriebenen Dynamo, kam erst um 1920 zum Einsatz.<br />
Das Fahrrad war nun schon ein begehrtes Fortbewegungsmittel.<br />
Die Vorwärtsbewegung in der Ebene erforderte geringere<br />
Muskelkraft als das Gehen und die Geschwindigkeit<br />
war gut dreimal so hoch. Die Ausnutzung von Gefällen kam<br />
bereits um 1904 richtig zum Tragen. Zu dieser Zeit erfand<br />
Ernst Sachs die Freilaufnabe und entwickelte später hierzu<br />
die Rücktrittbremse.<br />
In den Verordnungen damals hieß es weiter, „… der Radfahrer<br />
hat entgegenkommende, zu überholende, in der Fahrtrichtung<br />
stehende oder in Fahrtrichtung kreuzende Menschen,<br />
insbesondere auch die Führer von Vieh usw. durch ein deutlich<br />
hörbares Glockenzeichen rechtzeitig auf das Nahen des<br />
Fahrrades aufmerksam zu machen“. Mit dem Glockenzeichen<br />
war sofort aufzuhören, wenn Pferde oder andere Tiere<br />
dadurch unruhig bzw. scheu zu werden drohten. Hatte der<br />
Vorbeifahrende Menschen oder Tiere in Gefahr gebracht,<br />
war langsam zu fahren oder wenn erforderlich sofort abzusteigen.<br />
Völlig freien Raum hatte der Radfahrer zu geben bei<br />
geschlossen marschierenden Truppenabteilungen, den Fuhrwerken<br />
der kaiserlichen Post, königlichen und prinzlichen<br />
Equipagen (Kutschen) sowie den Fuhrwerken zur Reinigung<br />
öffentlicher Straßen.<br />
Das Vorbeifahren an Fuhrwerken, Kraftfahrzeugen, Reitern,<br />
Fußgängern, Viehtransporten oder dergleichen hatte auf<br />
der linken Seite zu erfolgen. Die Fahrgeschwindigkeit war jederzeit<br />
so einzurichten, dass Unfälle und Verkehrsstörungen<br />
vermieden wurden. Innerhalb geschlossener Ortsteile durfte<br />
nur mit mäßiger Geschwindigkeit gefahren werden. Das Einbiegen<br />
in eine andere Straße hatte nach rechts in kurzer Wendung,<br />
nach links im weiten Bogen zu geschehen. Das Wettfahren<br />
und die Veranstaltung von Wettfahrten auf öffentlichen<br />
Wegen und Plätzen waren verboten. Ausnahmen bedürften<br />
der Genehmigung der zuständigen Polizeibehörde.<br />
Das zu überholende Fuhrwerk hatte auf das Glockenzeichen<br />
so viel Platz freizulassen, dass der Radfahrer auf der<br />
Fahrstraße ohne Gefahr vorbeifahren konnte. Verboten war<br />
das Überholen an Ecken und Kreuzungspunkten, auf schmalen<br />
Brücken, in Toren und überall da, wo die Fahrbahn durch<br />
Fuhrwerke verengt war. In all diesen Fällen, sowie bei jedem<br />
Bergabfahren, war es verboten, beide Hände gleichzeitig von<br />
der Lenkstange oder die Füße von den Pedalen zu nehmen.<br />
Die Anzahl der Autos war zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
so gering, dass sie in der Polizeiverordnung für den Verkehr<br />
kaum erwähnt wurde.<br />
Auf den Halteruf eines Exekutivbeamten war jeder Radfahrer<br />
verpflichtet, sofort anzuhalten und abzusteigen. Zur<br />
Kenntlichmachung eines Polizeibeamten war das Tragen einer<br />
Dienstmütze ausreichend. Übertretungen dieser Verordnung<br />
und die darin enthaltenen<br />
Anordnungen der Wegepolizeibehörden<br />
wurden mit Geldstrafen<br />
bis zu 60 Mark, im Unvermögensfalle<br />
mit entsprechender<br />
Haft bestraft, soweit nicht nach<br />
dem allgemeinen Strafgesetzbuch<br />
eine härtere Strafe eintrat.<br />
Die jährliche Beantragung<br />
einer Radfahrkarte begann in<br />
Hilchenbach im Jahr 1901. Allein<br />
in der alten Stadt wurden in<br />
dem Jahr 154 Karten ausgestellt.<br />
In den Folgejahren sank die Antragstellung rapide, 1908 wurden<br />
nur noch 36 Fahrkarten ausgegeben. Am ersten August<br />
1908 traten durch eine Verfügung des Innenministers neue<br />
Vorschriften für den Radfahrverkehr in Kraft. Nach Beschluss<br />
des Bundesrates, galt für das gesamte Gebiet des deutschen<br />
Reiches eine einheitliche Regel. Die Radfahrkarten wurden<br />
ab diesem Zeitpunkt von der Polizeibehörde ausgestellt und<br />
eine beschränkte Gültigkeit, wie vorher üblich, gab es fortan<br />
nicht mehr. In der Verfügung hieß es: ,,Von der Festsetzung<br />
einheitlicher Gebühren für die Ausstellung der Radfahrkarten<br />
sehen wir ab. Nur die Selbstkosten sind abzudecken, der Betrag<br />
darf über 50 Pfennig nicht hinausgehen.“<br />
<br />
Heinz Bensberg<br />
24 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 25
Mundart<br />
Uss Koo voa Wärjendoaf<br />
Stange aus m Haa hoaln<br />
Ech will au n Geschichte verzäaln voa ner Koo, die<br />
mier moa hattn. Ech hoa där Anekdode ierscht amoa<br />
n Arbeitstitel gegäa „Uss Koo voa Wärjendoaf“ .<br />
Wie die da richtich haißt, wärt mr da oam Enn sieh.<br />
Et öss joa gewöss allgemein bekannt, datt ie Borbich<br />
wie emm ganze Siejerland bis ie de foffzijer un sechzijer<br />
Joarn bött Kee gefoahrn wuur. Gäul hatte nur noch det Säjewerk<br />
für sei Holzfuhrwerke, un Annelses Ferdnand näaber<br />
us, dää hatte seine Hans. Spärer kritten du Wachners<br />
Wilhelm un dr Metzbauer n Holder Einachser. Roths Willi<br />
hatte noch n Bulldog fier sei Müllabfuhr. Abber sosst- wie<br />
gesaat. Jedenfalls - mier fuhrn och bött Kee.<br />
Et woar moa n Zait, du bruchten mier n neie Koo. Wärömm,<br />
waiß ech net. Die Aale saaten mier joa suewat net,<br />
weil ech dumoals noch a klaaner Klepper woar.<br />
Dr „Robbert – Patte“, wat mai Oppa woar, muuch noa<br />
Wärjendoorf un kaufte doa n Koo. Ob hä nu kaa Ahnung<br />
voa Kee hatte orr ob se n sost bai de Bock getoa hattn,<br />
kaa ech heit och nimmier saa, jedenfalls die Koo woar ehr<br />
Göld net wärt. Se goav net vill Melch un zm Zieh hatte se<br />
och net vill Lost.<br />
Irjendwann, et woar gewöss, wie etz, groad Frehjoahr,<br />
doa wulle mai Vadder, dr Schmidt-Kochs Walter, un<br />
dt „Wichel“ ( Dante Hedwich ), sai Schwester, ie de Haa<br />
foahrn un wulle doa Stange hoaln. Nu ja, se spannten oa,<br />
die Koo voa Wärjendoaf woar och drbai. Dr Walter ging<br />
noa vorn bött dr Gaissel. Dä laarte de Kee. Dt Wichel ging<br />
noa hönne oa de Brems, un ab ging et. Ech glaabe dä Haa<br />
woar im Lange Wald.<br />
Wie se im Haa woarn, Du lure se de Stange off, un hüh<br />
! sull et wörrer noa Hoam goa.<br />
Jo, abber noa a poar Metern du blieb die Koo voa Wärjendoaf<br />
stoah un muuch kenn Schritt mier. Ja - watt da etz?<br />
Nu hatte dr Walter n schwär schlaue Kopp. Hä kunn<br />
räachn wie dr Beste, hä hatte moa<br />
a Konversationslexikon auswendig<br />
geliert, un alles, wat bött dm Bleistift<br />
ze maache woar, dat kunn dä.<br />
Warre net sue goad kunn, dat<br />
woarn sue technische Saache. Wenn<br />
bei us dehaam moa n Naal strack ie<br />
de Wand gehaue musste werrn, dat<br />
musste da mai Mutter maache.<br />
Jedenfalls - dr Walter bött seinem<br />
schlaue Kopp saate gää et Wichel<br />
: „Waißt de, wat mier maache<br />
?“ Dat wusste et Wichel nu groad<br />
net. „Mier loare a poar Stange ab,<br />
Bild: Archiv Michael Diehl da öss dää Waa wat lichter un die<br />
Kee kunn däan besser zieh.“<br />
Gesaat, getoa, se luure a poar<br />
Stange ab un ab ging et, heimwärts.<br />
Ja, abber noah a poar Metern blieb die Kooh voa Werjendorf<br />
wörrer stoah un wull nimmiehr weirergoah.<br />
Etz hatte se joa schue däan Superplan voam Walter : Se<br />
luure noch a poar Stange ab, da woar joa dää Waa wörrer<br />
wat lichter un die Keeh kunne däan besser zieh.<br />
Dr Walter ging wörrer noah vorn bött sainer Gaißel un<br />
dt Wichel noah hönne oa de Brems.<br />
Ja, abber wie mr sich vielleicht schue denke kaa : Noah<br />
a poar Metern blieb die Kooh voa Werjendorf schue wörrer<br />
stoah, un kai hüh! un kai haare bai! un kaa Gaißel kunn se<br />
beweje, noch enn Schritt ze goah.<br />
Se luure also noch a poar Stange ab. Sue ging dat Spill<br />
wairer. Wie se aus m Wald koame, luure se de letzte Stange<br />
ab un fuhrn bömm leerije Waa noah Haam.<br />
Nu woar det Wichel joa wat aijen. Dat hat sich geschaamt,<br />
geschaamt, dat sai nu bömm leerije Waa aus m<br />
Haa koame un hattn kaa a Stang drbai.<br />
Nu muss mr doazoo wösse, dat zoo där Zait de landwirtschaftliche<br />
Arbet schwär wichtich woar. Wemm mr ze<br />
där Zait werketaachs im Sunnichs durch dt Doorf ging, da<br />
woar mr a Daachedieb.<br />
Uss Kee hattn nie Noame, „Lila Lisa“ orr suewat goabet<br />
net. Och die Kooh, die mier moa off m Fooß stunn, wie<br />
ech groad sue gruaß woar wie n Koo, hatte kenn Noame.<br />
Abber die Kooh he, die hieß saitdäam bai uss ie dr Familie<br />
„Dt Werjendoorfer Schinnoas“. Etz waiß mr, wie die<br />
Anekdode richtich haißt : „Dt Werjendoorfer Schinnoas“.<br />
Wat mier bött där Kooh amoa gemaacht hoa, waiß ech<br />
net, ob mr se behaale hoa, ob mr se gäaße hoa, orr ob mr<br />
se iemes annerschtes unnergejubelt hoa, waiß ech hait<br />
nimmiehr. Die Aale saaten mier joa suewat net, weil ech<br />
dumoals noch sue klaaner Klepper woar.<br />
Ulrich Schöllchen, Burbach<br />
Mundart<br />
Fewerwar<br />
von Bruno Steuber Littfeld<br />
och es dr Kingelsbrich schneewiß,<br />
nachts esset köhl on fresch,<br />
de Schneeglöggcher si alt am blöh’<br />
om Wejjer knaggt dt Is.<br />
De Hogge hale Wenderschloaf,<br />
nur einer rührt sech alt,<br />
Frosch Hugo wor als erschder wach,<br />
on höbbde dörch dn Wald.<br />
Dä wor alt ömmer wahne gegg,<br />
doch hiddat glaubt är net:<br />
hä wor bim Wenderschlußverkauf,<br />
on broachde och wat bet:<br />
E Haarwuchsmeddel wor doabi,<br />
en Börschde on en Kamm,<br />
denn schdaune soll de Damenwelt,<br />
Sonndaachs om Wejjerdamm.<br />
Hä heelt dat net för’n Schnapsidee,<br />
doa goawet nix ze lache,<br />
on hofft ob dechde blonde Hoor,<br />
mr moß doch Edrugg mache.<br />
En junge Fröschin liebde hä,<br />
de Konkurrenz wor grourß,<br />
om Heinrichssäje gwaagde se,<br />
mänche sogar om Stourß.<br />
Christlich gedaalt<br />
Wie mei Schwesder Irmtraud (, die 5 Joahr jinger es<br />
als ech) bet finf Joahr en Blinddarmentzündung<br />
kridde, koom et bei us ie Borbich ie de Landhausklinik,<br />
u et oberiert wuer. Dr Dokder Panthel, däem datt<br />
Krankehaus gehierte, woar dofier bekannt, datt sei Paziente<br />
emmer schwäer lang do bliewe. Sue och us Irmtraud: Watt<br />
wuer wirrer e Gedäh em et gemaacht: „Datt oarme Kend<br />
– muss doch wahrhafdich iwwer Uesdern im Krankehaus<br />
bleiwe, watt es datt doch fier e Uglecksworm!“ Jo, dä „Uglecksworm“<br />
hadde emmer watt annerschdes: Da hadde et<br />
Mandelentzündung bet Feewer, da Zijjepieder e annermol<br />
Masern, un emmer datt selwe Gedäh! „Nä, datt oarme Kend<br />
, mr musse offbasse, datt et jo genooch esst un trinkt....“,<br />
dobei woar et dickefett!<br />
De Mamma broachde äehm jeden Morje de Bulla bet<br />
Haferflockesobbe iet Krankehaus – bet finf Joahr, datt es<br />
doch net zo fasse! Ech wuer net krank - ech kunn nur emmer<br />
arwe! Jeden Daach datt Holzkestche voll Holz maache , wu<br />
ech doch sue en Angst off däem dunkle Ollern hadde, wu us<br />
Holz woar, weil us Waltraud (mei jingste Dande) mich mol<br />
sue erschreckt hadde, wie et berm Kloosgesichte henner<br />
däem Schornste vier mich schprung. Ech wuer nur emmer<br />
ausgedotzt! Nur mol e Beischbill: Wenn mei jingsde Kusine<br />
aus däem Saargebiet no dr Omma off Besuch koom, goob<br />
de Omma mir Geld un saade:“Sigrid lauf mol no Sahm`s<br />
un hoal fier datt Annette e Deilche“ Es datt ze glaawe? Ech<br />
guckde wie emmer ie de Röhre!<br />
So, zerecke zo meiner verwäehnde Schwesder: Mir<br />
woahnden ie dr Schnorrboartsecke, un do hiel mr zesoame.<br />
Wenn iemes krank woar, orer goar im Krankehaus looch,<br />
hä börschdede on schdriejelde,<br />
et schbroß jedoch ken Flaum,<br />
hä höbbde nochemoal et Jeschäft,<br />
’n Toupet wor etz sin Traum.<br />
Die angern Frösche lachde nur,<br />
os Hugo wur bal gegg,<br />
die helen’t bet dr Tradizioa,<br />
naggich es in on blegg.<br />
Se gwaagde: Hugo waarde noch,<br />
bes darret wärmer wüerd,<br />
da krijesde och oahne Hoor<br />
din Fröschin noch verführt.<br />
Foto: Wikipmedia Commons<br />
wur däem voa de Nochbern watt broacht. Un he woar dr<br />
Pazient e Kend un et woar baal Uesdern! All broachden se<br />
däem oarme Kend watt: De Bertha-Gothe, Annelses Dande<br />
Pauline, de Dande Jenni. Aus jedem Haus wuer watt broachd.<br />
Meisdens en Dafel Schokelod , orer Schokelodsuesderhoase.<br />
Datt woar sue vill, datt de Mamma datt meisde bei us im<br />
Haus lies un im Irmtraud sei Noachtskestche raumde.<br />
Ech kontrollierde jeden Daach, watt all dodenn woar:<br />
Sue vill Hoase un sue vill Dafeln Schokelod! Un watt hadde<br />
ech? NIX. Im Moment kunn ech us Irmtraud net mie leire,<br />
weil ech jo wußde, datt et alles fier sich behiel! Ech iwwerläde<br />
daachelang, wie ech och watt voa däem ganze Zeich<br />
kridde. Klaue koom net ie Froche, datt woar en Sünde! Du<br />
fiel mir dr Sankt Martin ie, dä seine Mantel bet däem oarme<br />
Maa gedaalt hadde – datt woar e wahrer, frommer Christ!<br />
Un sue doachde ech: Christe musse bet däen Bedürfdije<br />
daaln! Un schie viersichdich schnie ech jede Schokelod un<br />
jeden Hoas genau ie dr Medde dorch un do aa Hälfde zeregge<br />
iet Noachtskestche un mei Hälfde wuer flott bet Genuß<br />
– un bessje schleechdem Gewesse – ie zwie Daach gäeße.<br />
Awer ihr häddet mol datt Geplarre un Gebröll hiern sunn,<br />
wie us Irmtraud wirrer no Haam koom: „Babba, us Sigrid hat<br />
de Hälfde voa meine Geschenke geklaut!“ Dr Babba:“Gäe<br />
deiner Schwesder die Saache wirrer“ „Gieht net, Babba, ech<br />
hoa alles schue gäeße. Awer ie dr Biwwel schdieht, datt mr<br />
alles bet däen Bedürfdije daaln sall!“ Holf alles nix – ech<br />
kridde en Tracht! Juni 2021<br />
Sigrid Kobsch<br />
Übersetzungen: gedaalt = geteilt, Uesdern = Ostern, Zijjepieder = Ziegenpeter = Mumps,<br />
Bulla = Nuckelflasche,Kloosgesichde = Nikolausmaske, Schornsde = Schornstein, verwäehnde<br />
= verwöhnte, Zeich = Zeug, Biwwel = Bibel<br />
26 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 27
Em Janewar woar ech nochemoal em Hesse bi nem<br />
Freund ze Besooch, on wie dat e osem Ahler so giert, et<br />
lees sech net vermeire, dat mr werrer moal ob dat Thema<br />
Krankheire ze schwätze koame. Hä meinde, en Grond zom<br />
Kla hädde hä ömmer, awer et es leider net ömmer einer doa, dä<br />
einem och doabi zohört, on da notzt dat ganze lamendiern jo<br />
och nix. Dä eine häd kä Zitt zom Zohörn, dä anger säd:<br />
„Stell dech net so ah, bewäj dech moal e besselche“. En<br />
ganz schlaue gore Freundin säd: „Du moßt emoal gäje dech<br />
goa“. Dat si awer alles nur domme Schwädde va Lüh, dännet<br />
momendan wat besser giert wie osereinem. Dr Dieter verzahlde<br />
mir da bi nem Köbbche Kaffee, darre sech körzlech<br />
bi nem Facharzt amelln woll. Am Telefon kreje da Bescheid,<br />
darre am 8. Abrel, also erschd e sewe Woche ’n Termin krijje<br />
könn. Doa härre sech wahne dröwer objeräjt on jeroofe:<br />
„Mädche, bes doahe sin ech verlechds alt dourt“, on da dr<br />
Hörer objeknallt. Awer doabet woar sin Problem jo och noch<br />
net jelöerst. Sin Frou beheelt de Rouh, reef och nochemaol<br />
ah, on doa so, als wörne se Privatbaziende, wat nadürlech<br />
net stömmde. On plötzlech sädde dat Mädche va dr Rezepzioa<br />
zuckersöß, dat öwermorn ömme zeh noch’n Termin frejj<br />
wör. Doa häd mr doch kä Worde meh, worr. Wo läwe mir<br />
da? Hä häd nadürlech dän Abreltermin net ajenomme, on<br />
schmeert ser dt Krüzze bet Arnikasalw on Redderspetz eh.<br />
Mundart<br />
Bim Dogder<br />
Ka si, et helft e besselche. On wie mr so am Lälln woarne,<br />
goaw hä nochn Erlebnis bim Urologen zom Besde. Et woar<br />
net jerad de modernsde Praxis. Dr Dieter wur objeforert, de<br />
Botze moal rungerzeloaße on sech öwer de Ungersuchungslieje<br />
ze böaje. Dä Dogder koam bet sinnem Stohl hinger dm<br />
Schrifdesch römjefahrn, on machde so die übleche Tastungersöchung.<br />
Wie’e da ferdech woar on zeröggefahrn woll,<br />
ging dat net so god, weil de Rolln va däm Stohl sech em<br />
Dieter sinne Botzedräjern verfonke hadde. Beire kreje roure<br />
Köbbe, on schweißnasse Häng bi däm Versuch, dat ganze<br />
ze entwirren. Se koame net vananger, on dn Stohl ahierwe<br />
ging och net. Irjendwann herrschde awer werrer Ordnung, dr<br />
Dogder soaß werrer hinger sinnem Schrifdesch, on dr Dieter<br />
häd va Arztbesuche erschdemoal de Nas voll.<br />
Ech hadde da och noch’n kleine Jeschechde va wäje Privatbaziend<br />
ze verzahln. Dän Rest Kaffee us dm Köbbche<br />
dronk ech us on sädde: „Ech kenn da och’n vörnähme Frou,<br />
die woar och privatversechert, on krej jerekt am nächsde<br />
Daach’n Termin. Se wur ungersöcht, on dr Dogder digdierde<br />
dr Sekretärin e paar lange ladinsche Wörder för de Kardei.<br />
Die Frou froawde bet zerrernder Stömm: „Herr Dogder,<br />
es et da en sälene Krankheit a der ech liere“?<br />
Doa säd dr Dogder drüjj: „Lewe Frou, dat ka mr so net sä.<br />
Os Kerfich lejjt voll drva.“ Bruno Steuber, Littfeld<br />
Cavalleria Rusticana<br />
Schwiegermütter und Schwiegertöchter in spé<br />
Als ich nach etwa sechs Jahren aus der großen weiten<br />
Welt ins Siegerland zurückkehrte, fühlte ich mich so,<br />
als hätte ich bereits so viel erlebt, dass ich 100 Jahre<br />
Leben damit füllen könne. Ich fühlte mich außerirdisch,<br />
wenn es darum ging, mit meiner Umwelt zu kommunizieren.<br />
Ich war Mitte Zwanzig. In diesem Zeitraum schaut man sich<br />
noch nach Liebesmenschen und Abenteuern um. Oft verstand<br />
ich aber die Reaktionen der Männer nicht.<br />
Nr. 1<br />
Schon mein erster „Lieblingsmensch“ – den hatte ich<br />
direkt nach meiner Rückkehr ins Siegerland kennengelernt<br />
– nannte mich immer „Mona Lisa“.<br />
Er hielt mich offensichtlich für unergründlich.<br />
Nr. 2<br />
Ich treffe einen flüchtigen Bekannten von früher. Wir<br />
gehen einen Kaffee trinken, danach etwas bummeln. Wir<br />
kommen an seinem Elternhaus vorbei. Dort steht die Mutter<br />
am Gartenzaun. Wir grüßen einander. Ich sehe, wie sie<br />
versucht, mich einzuordnen. Später wird sie in meinem Beisein<br />
zu ihrem Sohn sagen: „Dat loa?“. Damit meint sie mich,<br />
spricht aber nicht weiter. Einige Begegnungen später sagt<br />
sie zu ihrem Sohn: „Dat hät emmer Locke!“. Wieder etwas<br />
später dann: „Dat setzt gewess d'r ganse Daach bim Friseur<br />
röm. Jonge, Jonge! Onn du mosst dat da späer emoah alles<br />
bezahln“.<br />
Mir hatte zwar der liebe Gott die Locken mit in die Wiege<br />
gelegt und ich brauchte nie dafür zu zahlen. Aber er war<br />
ein gehorsamer Sohn. Kurz darauf heiratete er ein Mädchen<br />
mit „stracke Hoor“<br />
Nr. 3<br />
Ich arbeite in einem namhaften Industriebetrieb für einen<br />
Abteilungsleiter. Er muss immer wieder Verkäuferschulungen<br />
in ganz Deutschland durchführen. Manchmal war es<br />
notwendig, Unterlagen an seinen Heimatort zu schicken.<br />
Um sich diesen Umweg in sein Büro zu ersparen nahm er<br />
die Bundespost zu Hilfe. Wir arbeiteten gut zusammen. Die<br />
Arbeit machte großen Spaß. Auch deshalb, weil er mir viele<br />
Kompetenzen überließ. Ich war hier nicht nur eine Befehlsempfängerin<br />
wie andere Sekretärinnen in dieser Zeit.<br />
Als Team waren wir sehr erfolgreich. Seine 70jährige<br />
Mutter, mit der er in einer Wohnung zusammen lebte, spürte<br />
das ganz offensichtlich und wurde sehr eifersüchtig. Eines<br />
Tages rief sie mich an und schimpfte gleich los: „Siiiiiiie<br />
senn doch kenn Frau net. Minnem Jong Bömmcher schenge<br />
onn Zeddel enn Stenographie doazoo schriewe!“ Ich hatte<br />
wieder einmal die Post an ihn geschickt. Diesmal aber einen<br />
Gratis-Traubenzucker aus der Apotheke im Erdgeschoß<br />
Gesellschaft<br />
dran geklebt und einen Zettel in Stenographie mit dem<br />
frommen Wunsch „Viel Erfolg“. Er konnte Steno lesen.<br />
Wegen der Eifersucht der „Mama“ war diese Episode<br />
auch bald beendet.<br />
Nr. 4<br />
Über meine Freundin hatte ich einen jungen Mann<br />
kennengelernt, der gerade seine Ingenieurprüfung abgelegt<br />
und sich bereits für seine erste Arbeitsstelle beworben hatte.<br />
Er war stolzer Besitzer eines Goggomobil. Damit fuhren<br />
wir an Wochenenden manchmal „ins Grüne“ oder auch „ins<br />
Blaue“. Es kam die Zeit, dass er mich seinen Eltern vorstellen<br />
wollte. Als der Termin feststand, sorgte ich für einen<br />
entsprechenden Blumenstrauß. Meine Mutter hatte mir eingeschärft,<br />
mich zum Abtrocknen anzubieten. So vorbereitet<br />
kam ich dort an. Die Mutter hatte „bunte Schnittchen“ gemacht,<br />
dekoriert mit hartgekochten geviertelten Eiern, Tomaten<br />
und Petersilie. Dazu gab es einen Grog. Kaum hatten<br />
wir uns hingesetzt und ich hatte an meinem Grog genippt,<br />
schoss sie den ersten Giftpfeil ab: „Na, das Trinken sind<br />
Sie ja dann wohl gewöhnt!“. Danach kam eine Gemeinheit<br />
nach der anderen. Ihr Sohn hatte ihr wohl erzählt, dass ich<br />
aus dem Hotelfach komme, was sie wohl als „Bordellfach“<br />
empfand. Ohne zu zögern unterstellte sie mir, dass ich mit<br />
blankem Hinterteil an Stangen herumtanze und Männer<br />
zum Trinken animiere. Und als ich mich nach Tisch zum<br />
Abtrocknen anbot, zischte sie mich an: „Lassen Sie das, Sie<br />
zerbrechen nur mein Geschirr“.<br />
Ich war sprachlos.<br />
In England wäre derartiges nie passiert. Ich sehnte mich<br />
wieder einmal zurück nach England, zurück in mein gemütliches<br />
Zimmer in der Kendalstreet, zurück nach meinem<br />
dortigen Freundeskreis.<br />
Meine weiteren Reisen führten mich in so manchen „Hafen“,<br />
den der Ehe aber konnte ich vermeiden.<br />
<br />
Erna Homolla<br />
Mit dem Goggomobil „ins Grüne“<br />
Foto: Wikipmedia Commons<br />
28 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 29
Aus der Region<br />
Aus der Region<br />
Der Kreuzberg in Netphen<br />
Geschichte und Geschichten<br />
Vorderansicht der Kreuzkapelle<br />
Vor mehr als 150 Jahren wurde auf dem Kreuzberg an<br />
markanter Stelle eine Kapelle errichtet. Ein unbewachsenes<br />
Plateau ermöglichte aus der Ferne von<br />
allen Seiten einen freien Blick auf die kleine Kirche. Hoch<br />
gewachsene Bäume machen dies derzeit unmöglich.<br />
Auf dem auslaufenden Bergrücken zwischen den Tälern<br />
der „Netphe“ und der „Obernau“ fand in den Jahren<br />
1868/69 ihre Erbauung statt. Nach vorangegangenen Überlegungen<br />
wurde in der Sitzung des kath. Kirchenvorstandes<br />
vom 25.03.1866 die Bildung eines Ausschusses beschlossen,<br />
der sich mit Anlegung eines Kreuzweges und<br />
dem Bau eines kleinen Gotteshauses beschäftigen sollte.<br />
Die Grundsteinlegung der Kapelle erfolgte am 29.06.1868.<br />
Ein Jahr später, am 24. August 1869, fand deren Weihe<br />
durch Bischof Konrad von Paderborn statt 1) .<br />
Rückansicht der Kreuzkapelle<br />
Zu diesem Zeitpunkt war der zur Kapelle führende<br />
Kreuzweg, zunächst versehen mit 12 Stationen, bereits seit<br />
einem Jahr angelegt. Er beginnt etwa 50 Meter oberhalb<br />
der Kreuzbergstraße und endet kurz vor der Kapelle. Seine<br />
Segnung erfolgte am 7. April 1867. In den Jahren 1970/72<br />
wurde ein weiterer Kreuzweg angelegt, der zwischen der<br />
III. und IV. Station des alten Kreuzweges beginnt und von<br />
dort, dem Obernau-Tal zugewandt, in Windungen bergaufwärts<br />
zur Kapelle führt. Auch er ist mit 12 Gebetsstationen<br />
ausgestattet.<br />
Nur ein Jahr nach der Weihe, am 29. Juni 1870, wurde eine,<br />
von Papst Pius IX gespendete Partikel vom Kreuz Christi, in<br />
feierlicher Prozession zur Kapelle getragen. Aufbewahrt wird<br />
dies besondere Geschenk von der kath. Kirchengemeinde an<br />
einen gesicherten Ort außerhalb der kleinen Kirche.<br />
Sagen und Überlieferungen<br />
beschäftigen sich in vielfältiger<br />
Weise mit dem Kreuzberg. In<br />
den „Siegerländer Sagen“ aufgezeichnet<br />
in den Jahren 1912 und<br />
1967, wird von einer stolzen Burg<br />
berichtet, die auf dem Kreuzberg<br />
gestanden haben soll. Einem der<br />
Burgherren, Ritter Frauenlob,<br />
wird darin besondere Aufmerksamkeit<br />
zuteil 2) .<br />
Bei den Bauarbeiten zur<br />
Kreuzbergkapelle wurden keinerlei<br />
Fundamentreste bezüglich<br />
einer ehemaligen Burganlage gefunden.<br />
Dies schließt jedoch nicht<br />
aus, dass es eine derartige Anlage<br />
oberhalb des jetzigen Kapellen<br />
Standortes gegeben haben könnte.<br />
Weitgehende Überlegungen<br />
beschäftigen sich mit der Frage,<br />
ob auf dem Kreuzberg in früheren<br />
Jahrhunderten Todesurteile<br />
vollstreckt worden sind und ob<br />
dort der Platz des Haingerichtes<br />
war, welches nachweislich<br />
bereits im 14-ten Jahrhundert in<br />
Netphen praktizierte. Gerichtsverhandlungen<br />
fanden zunächst<br />
im Freien unter einer großen Eiche<br />
oder alten Linde statt.<br />
Die erste Urkunde, die ein Netphener<br />
Gericht nachweist, trägt<br />
das Datum vom 15.7.1343 und<br />
wird im Landesarchiv Münster<br />
aufbewahrt 3) . In dieser Urkunde<br />
wird ausdrücklich der Schultheiß<br />
Folkyl von Netphen genannt. Sein<br />
Name erscheint auch in weiteren<br />
Dokumenten. Die Netphener Gerichtsbarkeit<br />
wird auch in einer<br />
Urkunde von 29.6.1361 erwähnt,<br />
welche sich ebenfalls in Münster<br />
aufbewahrt wird.<br />
Im Archiv der Ev. ref. Kirchengemeinde<br />
Netphen befinden sich<br />
drei Original-Urkunden, die vom<br />
Netphener Schöffengericht in den<br />
Jahren 1469, 1643 und 1646 ausgefertigt<br />
werden. Der gut erhaltene<br />
Kaufvertrag vom 5.4.1646 ist mit<br />
dem unbeschädigten Gerichtssiegel<br />
versehen, der einen springenden<br />
Eber zeigt. Die Stadt führt<br />
diesen weiterhin in ihrem Wappen.<br />
Pfarrer Werner Wegner (re.) beim Festgottesdienst 2019 Der springende Eber gehört seit 1646 zum Stadtwappen. Bilder des alten Kreuzwegs<br />
Urkundliche Nachweise, dass<br />
auf dem Kreuzberg Todesurteile<br />
verkündet und vollstreckt worden<br />
sind, liegen nicht vor. Verschiedene<br />
historische Nachforschungen<br />
haben ergeben, dass an anderen<br />
Orten des Siegerlandes Todesurteile<br />
vollstreckt wurden, Netphen<br />
wird dabei nicht genannt. Es ist<br />
durchaus möglich, dass dem Netphener<br />
Gericht die Halsgerichtsbarkeit<br />
nicht zuerkannt war und<br />
Todesurteile weder verkündet<br />
noch vollstreckt werden durften.<br />
Die in Netphen geborene und<br />
viele Jahre in Düsseldorf lebende<br />
Schriftstellerin Katharina Diez<br />
hat in einem 45 Seiten umfassenden<br />
Gedicht den Kreuzberg<br />
besonders gewürdigt.<br />
Am 23.8.2019, einen Tag<br />
vor der 150-ten Wiederkehr der<br />
Kapellenweihe, fand an der Kapelle<br />
ein Festgottesdienst statt,<br />
dem großes Interesse entgegen<br />
gebracht wurde. Pfarrer Werner<br />
Wegner predigte über den Bibeltext<br />
aus Matthäus 16, die Verse<br />
13 bis 19, dem Bekenntnis des<br />
Petrus zu Jesus Christus, dem<br />
lebendigen Sohn Gottes. Dessen<br />
Aussagen haben auch nach<br />
2000 Jahren uneingeschränkte<br />
Gültigkeit.<br />
Auswärtige Gäste konnten<br />
nach dem Gottesdienst die Ausstattung<br />
der Kapelle in Augenschein<br />
nehmen und Fragen zu<br />
deren Geschichte stellen. Im<br />
Dachreiter der Kapelle befindet<br />
sich eine Bronze- Glocke, die dort<br />
seit über 150 Jahren ihren Dienst<br />
versieht.<br />
Neben den beiden Martini -<br />
Kirchen gehören die etwa 700<br />
Jahre alte Peterskapelle und die<br />
Kreuzbergkapelle zu prägenden<br />
Ortsbildern von Netphen.<br />
Text und Fotos: Heinz Stötzel<br />
Literatur –und Quellenverzeichnis: 1)Thyssen, Josef,<br />
750 Jahre Kirche in Netphen Seiten 62-64 mit dem Verweis<br />
auf Urkunden im Archiv der kath. Kirchengemeinde.<br />
2) Schrey, Gerhard, “ Siegerländer Sagen“, 1912,<br />
Seite 116. Wurmbach, Adolf, “ Siegerländer Sagen“,<br />
1967, Seite 21. 3) Philippi, Dr. Friedrich, Siegener<br />
Urkundebuch, 1887, Seite 159. Bald, Dr. Ludwig, Das<br />
Fürstentum Nassau- Siegen, 1937, Seite 303.<br />
30 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 31
Eine erlösende Nachricht<br />
Im Oktober 2021 erregt die „BLB-Tourismus GmbH“<br />
Aufsehen mit folgender Mitteilung: „Es gibt endlich<br />
etwas zu feiern! Bad Berleburg ist der erste Premium-<br />
Wanderort in ganz Nordrhein-Westfalen. Damit steigt das<br />
Naturparadies in die Avantgarde des Wandertourismus auf.<br />
Deutschlandweit gibt es nur zwei weitere Destinationen,<br />
die das begehrte Qualitätszertifikat des Deutschen Wanderinstituts<br />
besitzen. Ein touristischer Meilenstein!“<br />
Das Wort „endlich“ in der Nachricht bekundet, dass<br />
man schon sehnsüchtig auf diese Auszeichnung gewartet<br />
hat. Dazu löst die Meldung nicht zuletzt wegen des bei<br />
Vielen unbekannten Begriffs „Premium-Wanderort“ Fragen<br />
aus. An späterer Stelle dieses Aufsatzes steht hierzu<br />
näheres. Darüber hinaus gilt es den Begriff „Destination“<br />
zu erläutern, der sicherlich ebenfalls nicht jedem geläufig<br />
sein dürfte. Im Tourismus bezeichnet man hiermit den geographischen<br />
Raum, der das Ziel einer Reise darstellt.<br />
Bad Berleburg –<br />
ein Wanderparadies<br />
Immer wieder kommt im „Wanderort“ der schon recht breite Ederfluss ins Blickfeld.<br />
Erkenntnisse eines Wanderreformators<br />
Im „geographischen Raum“ Bad Berleburg steht ganz<br />
am Anfang der Wittgensteiner Schieferpfad. Und seine Erschaffer<br />
– selbstverständlich! Unter der Bezeichnung „Anlegen<br />
eines Lehrpfads“ machen sich im Ortsteil Raumland<br />
um die Jahrtausendwende Schüler der Ludwig-zu-Sayn-<br />
Wittgenstein-Schule und ihr Lehrer daran, den Pfad herzustellen.<br />
Zwischendurch bemerkt: Bis heute bringt sich diese<br />
Schule mit vielfältigen Projekten an den Wanderwegen ein.<br />
Der „geistige Vater“ bei dem außergewöhnlichen Vorhaben<br />
ist der Wanderreformator Dr. Rainer Brämer aus Lohra<br />
bei Marburg. Dieser betätigt sich in den 80er und 90er Jahren<br />
als Wanderführer bei der Volkshochschule. Und er wundert<br />
sich, dass es immer weniger Teilnehmer bei seinen 30 oder 40<br />
Kilometer langen Touren gibt. Als Wissenschaftler beschließt<br />
er, der Sache auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis seiner<br />
Untersuchung veröffentlicht der Natursoziologe im Jahr 1998.<br />
Seine „Profilstudie Wandern“ enthält überraschende Inhalte.<br />
Routen, die über Trampelpfade führen, ziehen viele Wandernde in ihren Bann.<br />
32 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
Foto: Archiv Weber Foto: Archiv Weber<br />
Die befragten Wanderer möchten nicht mehr – wie vielerorts<br />
in den Wandervereinen seit hundert Jahren praktiziert<br />
– ganztägige Wanderungen mitmachen. Stures Kilometerbolzen<br />
auf gut befestigten Wirtschaftswegen ist aus<br />
der Zeit fallend. Maximal fünf oder sechs Stunden werden<br />
von fast allen bevorzugt. Die Befragten suchen durch das<br />
Wandern Entspannung und Erholung. Wenn es dazu noch<br />
auf Trampelpfaden durch einen Wald oder über Wiesen<br />
geht und wenn man unterwegs schöne Ausblicke genießen<br />
kann, dann sind sie dabei.<br />
Dank dieser Erkenntnisse wird es für Rainer Brämer<br />
deutlich, dass Wanderwege den Wünschen der Nutzer<br />
entsprechen müssen. Er wird zum Reformator in puncto<br />
„Wandern“. Mit Thomas Weber hat er einen Gleichgesinnten<br />
kennen gelernt. Der Touristik-Chef im Schmallenberger<br />
Rathaus ist auf der Suche nach Mittel und Wegen, das<br />
Sauerland nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer<br />
für Touristen attraktiv zu machen. Brämer rennt mit seiner<br />
Idee, auf dem Scheitel des Rothaargebirges einen Weitwanderweg<br />
ähnlich dem thüringischen Rennsteig anzulegen,<br />
eine offene Tür ein.<br />
Nach seiner Fertigstellung wird anno 2001 mit dem Rothaarsteig<br />
ein „Neuer Wanderweg“ mit einem hohen Pfadanteil,<br />
vielen Aussichten und einer optimalen Beschilderung<br />
eingeweiht. Bereits während dessen Entstehens bemüht sich<br />
Brämer bei allen am Rothaarsteig liegenden Kommunen,<br />
Mitstreiter zum Anlegen von Rundwanderwegen in der Nähe<br />
dieses Fernwanderwegs zu gewinnen. In Bad Berleburg fallen<br />
Brämers Anregungen auf fruchtbaren Boden. In der schon<br />
genannten Schule lässt sich einer der Pädagogen spontan für<br />
das Projekt begeistern. Und dessen Name ist Rüdiger Grebe.<br />
Der erste Rundwanderweg<br />
Wie der Dotzlarer preis gibt, liegt ihm das Wandern<br />
förmlich im Blut: „Schon von Kindesbeinen an war ich<br />
begeisterter (Querfeldein-) Wanderer und Radfahrer. Anfang<br />
der 90er Jahre fiel mir eine EU-Schrift in die Hand,<br />
die sich mit ,Neuem Wandern‘ in Wales beschäftigte. Die<br />
Rede war von verschlungenen Pfaden und abenteuerlichen<br />
Passagen. Das hat mich seinerzeit förmlich elektrisiert. Als<br />
der Wandersoziologe Rainer Brämer wenige Jahre später<br />
sein Konzept für den Rothaarsteig darlegte, öffnete sich<br />
eine Tür sperrangelweit. Brämer und ich entwickelten mit<br />
dem ‚Wittgensteiner Schieferpfad‘ den ersten Rundweg<br />
für das ‚Neue Wandern‘ in Deutschland. Uns beide einte<br />
eine Vision: Wandern ist ein Zukunftsmarkt.“<br />
Beim Anlegen des Schieferpfads motiviert Grebe neben<br />
den Schülern seiner Klasse Teilnehmer aus den Wahl-<br />
Pflichtfächern. Sie schneiden die Wege frei, holen längst<br />
vergessene Objekte wieder ans Tageslicht, fertigen Begrenzungszäune<br />
und eine Schutzhütte. Dazu legen sie alle<br />
Pfade abseits der Wirtschaftswege neu an.<br />
Als Wegzeichen dient eine stilisierte Fledermaus. Aus<br />
gutem Grund, denn das scheue Säugetier haust in großer<br />
Aus der Region<br />
Wanderreformator Dr. Rainer Brämer.<br />
Anzahl in den alten Stollen des Raumländer Flurstücks<br />
Hörre. Dies ist eines von sage und schreibe vier Naturschutzgebieten,<br />
durch die der knapp 14 Kilometer lange<br />
Rundweg führt. Nicht nur die Einheimischen bezeichnen<br />
wegen des Symbols den Pfad gerne als „Fledermausweg“.<br />
Eine offizielle Einweihung gibt es nach der Fertigstellung<br />
nicht. Stattdessen aber ist das Jahr 2005 als einer der Anfangsschritte<br />
zum „Meilenstein Premium-Wanderort“ zu<br />
nennen, denn seinerzeit wird dem Schieferpfad sein außergewöhnlich<br />
hohes Niveau als erstem „Premium-Wanderweg“<br />
in der gesamten Region bescheinigt.<br />
Als ich im durchblick Nr. 4/2014 über die erste meiner<br />
bisherigen drei Wanderungen auf dem Schieferpfad<br />
berichtet hatte, schrieb mir Dr. Rainer Brämer: „Vielen<br />
Dank für Ihren Beitrag zum Schieferpfad. Er hat mit seiner<br />
informationsreichen, lebendigen Darstellung richtig Appetit<br />
darauf gemacht, den Weg nach Jahren noch einmal zu<br />
begehen. Meine Frau (geboren in Kreuztal) ist ebenfalls<br />
angetan und vielleicht können wir ja auch Herrn Grebe<br />
gewinnen.“ Leider ist es aus diversen Gründen nicht zur<br />
gemeinsamen Wanderung gekommen.<br />
Ein „Siamesischer Zwilling“<br />
Was unter einem Premium-Wanderweg zu verstehen<br />
ist, lässt sich am besten mit der Verleihung einer TÜV-<br />
Plakette vergleichen. Ein Sachkundiger prüft den Weg<br />
und stellt fest, bis zu welchem Grad die 34 (!) für die Auszeichnung<br />
erforderlichen Kriterien erfüllt sind. Es<br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 33<br />
Foto: Archiv Brämer
Aus der Region<br />
Aus der Region<br />
Bad Berleburger Schüler beim Anlegen des Schieferpfads.<br />
würde zu weit führen, diese hier alle aufzuführen. Generell<br />
gilt als Hauptmotto „Natur erleben, Landschaft genießen“.<br />
Ähnlich wie beim TÜV erfolgt die nächste Prüfung für den<br />
Beibehalt des Wandersiegels nach drei Jahren.<br />
Die Auszeichnung „Premiumweg“ verleiht das von Rainer<br />
Brämer und einigen Mitstreitern gegründete Deutsche<br />
Wanderinstitut in Marburg. Und der allererste Weg, der das<br />
Premium-Prädikat erhält, ist – natürlich – der Rothaarsteig.<br />
Inzwischen – Stand Herbst 2021 – sind in Deutschland<br />
alleine 658 Rundwanderwege mit diesem Qualitätssiegel<br />
zertifiziert.<br />
Nach der Eröffnung des Rothaarsteigs häufen sich<br />
die Anfragen beim hiesigen Touristikverband. Wanderer<br />
suchen nach weiteren Wanderwegen in der Region.<br />
Schließlich wird im Kreishaus beschlossen, dass jede der<br />
elf Si-Wi-Kommunen Fördermittel für das Anlegen eines<br />
Wanderwegs beantragen kann. Es verursacht in einigen<br />
Orten Probleme, jemanden zu finden, der das Anlegen eines<br />
Wegs in die Hand nimmt. Nicht so in der Stadt an der<br />
Odeborn. Hier gibt es ja einen Naturliebhaber, der bereits<br />
über die nötige Erfahrung verfügt. Rüdiger Grebe übernimmt<br />
wie selbstverständlich die Aufgabe.<br />
Es entsteht ein 20,8 km langer Pfad rund um die Ederschleifen<br />
zwischen Arfeld und Schwarzenau mit der Bezeichnung<br />
„Via Adrina“ (Ederweg). Er ist als „Siamesischer<br />
Zwillingsweg“ gestaltet. Im Naturschutzgebiet<br />
„Honert“ verbindet ihn und den „Schieferpfad“ nämlich ein<br />
knapp 300 Meter langer gemeinsamer Abschnitt. Die „Verwachsung“<br />
dient dazu, dass man beide Rundwege ohne<br />
Foto: Rüdiger Grebe<br />
Unterbrechung in einem Zug erwandern kann. Dazu gibt<br />
es die Möglichkeit, die Via Adrina auch in zwei „Kurztouren“<br />
– „Arfelder-“ und „Schwarzenauer-Runde“ genannt<br />
– von jeweils etwa 12 Kilometer zu absolvieren. Im Jahr<br />
2009 erhält der Weg nicht nur das Prädikat „Premium-<br />
Wanderweg“, sondern wird dazu noch als drittschönster<br />
Wanderweg Deutschlands ausgezeichnet. In der durchblick-Ausgabe<br />
Nr. 1/2015 steht Näheres zur Via Adrina.<br />
Eine neue Auszeichnung<br />
Es sind einige Jahre vergangen, als vom Wanderinstitut<br />
eine neue Auszeichnung aus der Taufe gehoben wird.<br />
Die im Schwarzwald gelegene Gemeinde Bad Peterstal-<br />
Griesbach darf seit 2017 für sich in Anspruchen nehmen,<br />
der erste „Wanderort“ in Deutschland mit einer entsprechenden<br />
Zertifizierung zu sein. Gleich fünf Premium-<br />
Rundwanderwege verhelfen der Kommune zu dieser Qualitätsgarantie.<br />
Drei Wege hätten hierfür bereits ausgereicht.<br />
Etwa zeitgleich entsteht in der Kurstadt an der Odeborn<br />
die Idee, nach dem Schieferpfad und der Via Adrina in deren<br />
Nähe einen dritten Wanderweg anzulegen. Die Frage,<br />
die in der Nachbarstadt Schmallenberg einst zur Realisierung<br />
des Rothaarsteigs geführt hat, beschäftigt auch die<br />
Touristiker in Bad Berleburg: „Wie schafft man es, eine<br />
durch die schlechte Verkehrsanbindung benachteiligte<br />
Region für Besucher attraktiv zu machen?“ Und die Auszeichnung<br />
„Wanderort“ bietet – nicht zuletzt wegen ihrer<br />
Seltenheit – einen ausschlaggebenden Anreiz für Wanderer,<br />
die einen mehrtägigen Urlaub in einen Gebiet mit ausgezeichneten<br />
Rundwanderwegen planen.<br />
Dass ein Vollblut-Wanderer wie Rüdiger Grebe von all<br />
dem nicht unbeeindruckt bleibt, lässt sich denken. Tatsächlich<br />
beschäftigt ihn das Thema schon länger. Nach dem<br />
Schieferpfad auf der linken Ederseite und der Via Adrina<br />
auf beiden Seiten des jungen Flusses ist der Gedanke naheliegend,<br />
einen vorwiegend auf der rechten Seite verlaufenden<br />
Wanderweg anzulegen.<br />
Das große Ziel wird erreicht<br />
Die Aufgabe des Dotzlarers besteht vor allem darin, detaillierte<br />
Konzepte für die Wege und die Infrastruktur zu<br />
erarbeiten. Für deren Umsetzung ist neben der Stadtverwaltung<br />
die BLB-Tourismus-Gesellschaft verantwortlich. Und<br />
es ist ein wahrer Glücksfall, dass in dieser außergewöhnlich<br />
engagierte und kompetente Personen die „Schalthebel bedienen“.<br />
An der Spitze steht mit dem Geschäftsführer Andreas<br />
Bernshausen ein zielstrebiger und dynamischer „Mann<br />
der Tat“. Er greift die Idee eines „Premium-Wanderorts“<br />
spontan auf und macht sich an die Umsetzung. Dass die<br />
große Aufgabe letztlich gelingt, ist auch ein Verdienst von<br />
Klaus Erber. Er ist beim Wanderinstitut als 1. Vorsitzender<br />
der Nachfolger von Rainer Brämer und half zuverlässig als<br />
ständiger Ansprechpartner. Rüdiger Grebe ist sich sicher:<br />
„Ohne seinen Sachverstand und sein Engagement hätten wir<br />
das Projekt nicht schultern können.“<br />
Und weil auch die Verwaltung mit Bürgermeister Bernd<br />
Fuhrmann an der Spitze vorbildlich „mitzieht“ und vor allem<br />
die zahlreichen amtlichen Aufgaben zeitnah erledigt,<br />
erreicht man das große Ziel. Es entsteht zunächst der Weg<br />
„Via Celtica“ (Zertifizierung 2019) und rasch danach auch<br />
noch „Bei de Hullerkeppe“ (2020). Dass dazu auch noch<br />
mit der „Märchenspur“ der erste Spazier-Wanderweg in<br />
weitem Umkreis zertifiziert wird (2020), setzt als „Sahnehäubchen“<br />
dem Ganzen eine Krone auf. Rüdiger Grebe<br />
resümiert: „Dass alle Routen so gut ‚in Schuss‘ sind, ist<br />
ein Verdienst der Stadt, aber auch der ehrenamtlichen<br />
Wegepaten, die sich permanent um einen optimalen<br />
Zustand der Strecken bemühen.“<br />
Allgemein wird bei der etwa 15 Kilometer langen Via<br />
Celtica der hohe Anteil der Pfade gelobt. Sie sind teilweise<br />
recht anspruchsvoll angelegt. Dazu zählen die beeindruckenden<br />
Felsformationen und die tollen Aussichtspunkte<br />
mit Ausblicken auf Dotzlar und das Edertal zu den Orten,<br />
die das Wandern zu einem Genuss machen. Die „Bezwingung“<br />
der einsam in der Landschaft stehenden Ringwallanlage<br />
– von den Dotzlarern „Keltenburg“ genannt – ist in jeder<br />
Beziehung der unbestrittene Höhepunkt der Wanderung.<br />
Leider sorgt ein Olper Archäologe noch vor der Einweihung<br />
für einen unwillkommenen Dämpfer. Er stellt generell<br />
in Zweifel, dass die Kelten im Wittgensteiner Land<br />
heimisch gewesen sind. Den Wanderweg „Via Celtica“ zu<br />
nennen, sei ein grober Fehler. Die Anfechtung sorgt eine<br />
Zeitlang für gewisse Irritationen. Ob Wittgenstein – wie<br />
die benachbarten Regionen – tatsächlich ein Teil der keltischen<br />
Kultur war oder nur eine Kontaktzone, kann und<br />
soll hier nicht untersucht werden. Rüdiger Grebe jedenfalls<br />
freut sich vor allem darüber, dass der Weg auf Anhieb<br />
den großen Zuspruch der Wandernden findet.<br />
Ein Alleinstellungsmerkmal<br />
Endlich ist sie da, die Wanderort-Urkunde. V.lks.: Rüdiger<br />
Grebe, Andreas Bernshausen und Bernd Fuhrmann.<br />
Probleme mit dem Wegnamen gibt es „Bei de Hullerkeppe“<br />
(Bei den Wacholderköpfen) nicht. Gegen die seit<br />
alters her gepflegte Mundart lässt sich nicht anstinken. Der<br />
rund 19 Kilometer lange Weg führt von Dotzlar aus bis in<br />
die Nähe von Hemschlar. Einen großen Anteil an dessen<br />
Zustandekommen hat der in Bad Berleburg und Umgebung<br />
bekannte Wanderführer Frank Fischer. Im Gedächtnis<br />
bleiben auch hier imposante Felsformationen und urige<br />
Wacholderheiden. Mit der Burgrunde (7,2 km), der Eisensteinrunde<br />
(11,6 km) und der Kellerrunde (6,7 km) lässt<br />
sich der Weg auch in drei Etappen absolvieren.<br />
Weiter oben habe ich von einem „Siamesischen Zwillingsweg“<br />
geschrieben. Weil auch die beiden jüngsten<br />
Wege miteinander und dazu mit den beiden schon länger<br />
vorhandenen verbunden sind, kann man ungezählte Variationen<br />
durchgehend auf Premium-Niveau absolvieren.<br />
Rüdiger Grebe sagt stolz: „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal!“<br />
Er empfiehlt freilich, jeden Weg erst einmal für sich<br />
zu erwandern: „Wegen des jeweiligen Themas.“<br />
Bleibt noch eine kurze Vorstellung des Spazier-Wanderwegs<br />
„Märchenspur“. Laut dem Wanderinstitut sind<br />
Spazierwege kurze Rundwanderwege (zwischen 3 bis 7<br />
km) mit einem besonders hohen Erlebniswert. Diesem Anspruch<br />
wird die knapp sechs Kilometer lange Märchenspur<br />
vollauf gerecht. Die an sechs Stationen erlebbaren Geschichten<br />
der Gebrüder Grimm und vor allem das Schloss<br />
und der Schlosspark stellen alleine für sich schon ein kleines<br />
Wanderparadies – nicht nur für Kinder – dar.<br />
Vegetarisch – Kulinarisch<br />
Um aufzuzeigen, mit welchen „Feinheiten“ sich die Touristiker<br />
befassen müssen, möchte ich abschließend noch einige<br />
interessante Kriterien nennen, die unabdingbar für die<br />
Zertifizierung eines Premium-Wanderorts sind. So muss<br />
monatlich mindestens eine Wanderung zu naturkundlichen<br />
oder kulturhistorischen Themen angeboten werden. Befragungen<br />
der Wandergäste durch das Wanderinstitut müssen<br />
unterstützt werden. Der Wanderort muss über ein flächendeckendes<br />
Angebot von wanderfreundlichen Gastgebern mit<br />
verlässlichen Öffnungszeiten verfügen. Gastronomische<br />
Betriebe müssen Personal beschäftigen, das die Wanderwege<br />
kennt und die Gäste beraten kann. Auf der Speisekarte<br />
müssen mindestens zwei regionaltypische und zwei<br />
vegetarische Gerichte vorhanden sein. Sollten Sie sich<br />
demnächst oder später auf den Weg ins Wanderparadies<br />
machen, dann lassen Sie es sich schmecken – und zwar in<br />
jeder Beziehung.<br />
Ulli Weber<br />
Foto: BLB-Tourismus<br />
34 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 35
Das Portrait<br />
Wolfgang Leipold<br />
Das Portrait<br />
Angelika Kreutter<br />
1945 geboren in Bad Berleburg, aufgewachsen in Kaan-Marienborn,<br />
Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe<br />
in Weidenau, Hauptschullehrer, seit acht Jahren Kulturjournalist;<br />
verheiratet, fünf Kinder, zehn Enkel.<br />
Er ist ein Mann mit vielen Eigenschaften und Facetten:<br />
Familienvater, Opa, Lehrer, Musiker, dem Theater und<br />
der Kunst zugetan. Wolfgang Leipold ist gesellig und<br />
vielseitig engagiert. Im TuS Kaan-Marienborn (seit 2006 im<br />
1.FC Kaan-Marienborn) war er als Schiedsrichter und in verschiedenen<br />
Vorstandsämtern insgesamt 55 Jahre aktiv.<br />
Seine zweite Liebe gilt der Musik und als<br />
Basssänger dem Chorgesang. Das Singen in der<br />
A-cappella-Gruppe „Tonart“, einem kleinen, feinen<br />
Ensemble mit 4 Sängerinnen und 2 Sängern,<br />
machte ihm besonderen Spaß. Bis zur Auflösung<br />
von „Tonart“ im Januar 2015 trat die Gruppe u.a.<br />
etwa 70 mal im Apollo-Theater auf, darunter 40<br />
mal im Martin-Luther-King-Stück „Ich habe einen<br />
Traum“. Weitere Highlights waren zwischen<br />
Weihnachten und Neujahr die stets ausverkauften<br />
Konzerte in der Martinikirche. Zum Ensemble<br />
gehörten auch seine Frau Dorle, die seine Musikleidenschaft<br />
teilt, und Andreas Müller, inzwischen<br />
Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein.<br />
Durch sein Studium war Leipold geprägt<br />
durch die 68er Bewegung und später auch kommunalpolitisch<br />
im Siegener Stadtrat aktiv. Als<br />
Lehrer an der Geschwister-Scholl-Hauptschule<br />
in Geisweid, wo er bis zu seiner Pensionierung<br />
2008 tätig war, hatte Bildung und Erziehung<br />
immer höchste Priorität. Das von ihm mitentwickelte<br />
Projekt „Beruf und Schule“ fand bei Schülern,<br />
bei denen der Abschluss fraglich war, große<br />
Resonanz. Der Unterricht wurde dabei auf drei<br />
Tage und auf die Schwerpunkte Deutsch, Mathematik,<br />
Englisch und Sachkunde konzentriert.<br />
Die restlichen Tage waren für Praktika in Firmen<br />
vorbehalten, damit die Schülerinnen und Schüler<br />
„Berufsluft“ schnuppern konnten.<br />
Im Juli 2013 – da war er 68 Jahre alt – fragte<br />
die Westfalenpost/Westfälische Rundschau an,<br />
ob er nicht Kulturberichte schreiben könnte. Hier<br />
kam ihm sein Wissen als Deutschlehrer und seine<br />
vielfältigen Kontakte in die Welt der Musik,<br />
des Theaters und der Vereine zugute. An seinen<br />
ersten Artikel kann er sich noch genau erinnern:<br />
Einen Auftritt des Bochumer Kabarettisten Frank<br />
Goosen beim Sommerfestival im Spiegelzelt vor<br />
dem Apollo. Seitdem schreibt er monatlich bis<br />
zu 10 Artikel über kulturelle Themen und Veranstaltungen<br />
in der Region. Hinzu kommen Serien,<br />
wie die über Chorleiter im Siegerland („Tonangeber“),<br />
aber auch Themen der Sportwelt, wie<br />
verlassene Fußballplätze und ihre Glanzzeiten,<br />
die Geschichte des Feldhan<strong>db</strong>alls und auch über<br />
hiesige Tennisvereine und ihre Entwicklung.<br />
Die Serien im vergangenen Jahr („Siegen plus eine<br />
Stunde“ und „Aussichtstürme im Siegerland“) waren als<br />
Anregungen für diejenigen Leser gedacht, angesichts<br />
der Pandemie ihre unmittelbare Heimat wieder neu zu<br />
entdecken. •<br />
Rot ist ihre Lieblingsfarbe, der Apfelbaum ihre<br />
Lieblingspflanze. Das passt zu ihrer positiven<br />
Ausstrahlung, die Geli Kreutter umgibt, als<br />
sie uns mit freundlichem Lachen in der Redaktion<br />
besucht. Die selbstbewusste, kommunikative Lady<br />
erzählt von ihrem Leben, vom Suchen und Finden.<br />
Aufgewachsen ist Angelika in einem malerischen<br />
Künstlerhaus mit großem Garten, einem Atelier – der<br />
Vater war der bekannte Bildhauer Wolfgang Kreutter<br />
– mit Mutter und vier Geschwistern. Ihre Lehre<br />
zur Damenschneiderin machte sie in Köln, studierte<br />
Visuelle Kommunikation und arbeitete als Grafikerin<br />
u.a. bei der Frauenzeitschrift „Emma“. Nach zehn<br />
Jahren ging sie als Grafikerin ins Münsterland. Zwei<br />
ihrer Kinder wurden inzwischen geboren. Wieder<br />
nach zehn Jahren ging sie zurück in die alte Heimat<br />
und übernahm ihr Geburtshaus inklusive Künstleratelier<br />
am Dödesberg.<br />
Mit 42 Jahren, als die Kinder schon größer waren,<br />
sortierte sie ihr Berufsleben neu und startete in Siegen<br />
mit dem Studium der Kunsttherapie. Die Initialzündung<br />
zu diesem Entschluss war die Lektüre des Buchs<br />
„Der gemalte Schrei“ von Bettina Egger. Schon ein<br />
paar Wochen vor dem Diplom hatte sie ein Angebot<br />
der Klinik in Fredeburg, als festangestellte Kunsttherapeutin<br />
zu arbeiten. Das wurde ihr Arbeitsplatz für<br />
16 Jahre. Ihr Fachgebiet war Traumatherapie und Blockadelösung<br />
mit Hilfe von Farbe, Pinsel und Papier.<br />
Als Beispiel nennt sie den Fall eines jungen Mannes<br />
Ende 20, der sich 210 kg angefuttert hatte und unglücklich<br />
war. Statt sich gleich operieren zu lassen,<br />
suchte er Hilfe bei der Therapeutin in Fredeburg. In<br />
vielen Sitzungen im Atelierraum der Klinik erarbeiteten<br />
Patient und Angelika Kreutter, die ihn empathisch<br />
begleitete, in sechs Wochen einen Weg aus seiner<br />
Blockade. Spannend ist es, den Fortschritt auf seinen<br />
Bildern zu verfolgen, die mir Angelika Kreutter zeigt:<br />
seine Entwicklung aus der Passivität und Ungewissheit<br />
in eine hellere, aktive Zukunft. Er war Fan der<br />
Piraten-Filmserie rund um Captain Sparrow, gespielt<br />
von Johnny Depp, deshalb die maritimen Motive mit<br />
Meer und Schiff? Das letzte Bild zeigt ein Schiff mit<br />
vollen Segeln, das in See sticht. Der Patient muss nur<br />
noch aufspringen und hoffnungsvoll in eine neue Zukunft<br />
segeln. Der adipöse Mann fand einen Weg, sich<br />
mit eigenem Willen von seiner schweren Last zu befreien.<br />
Danach arbeitete sie noch zwei Jahre an der Rothaarklinik,<br />
bis sie sich, nun im Ruhestand, bis heute mit einer<br />
privaten „Art Praxis“ in Bad Berleburg niederließ. Individuelles<br />
Coaching zur Krisenbewältigung von Ängsten oder<br />
Stress stehen hier im Mittelpunkt. Diverse Therapieweisen<br />
1950 in Bad Berleburg geboren, Ausbildung in Köln zur Damenschneiderin,<br />
später zur Grafik-Designerin, seit 1993 Studium der<br />
Kunsttherapie in Siegen, 16 Jahre in der Klinik Fredeburg tätig,<br />
drei Kinder, drei Enkel.<br />
stehen ihr zur Verfügung. Etwa mit Methoden aus dem NLP<br />
und dem WingWave – Training oder eben Kunsttherapie<br />
(angelika-kreutter@web.de.) Außerdem war sie mit eigenen<br />
Werken an verschiedenen Ausstellungen beteiligt und ist in<br />
vielen Verbänden Mitglied sowohl als Künstlerin als auch als<br />
Therapeutin. <br />
Fotos und Texte: Tessie Reeh<br />
36 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 37
Leserbeitrag<br />
„Mein Mozart“<br />
Meine erste Begegnung mit Wolfgang Amadeus<br />
Mozart fand – wie könnte es anders sein – in<br />
„Eine kleine Nachtmusik“ statt, und zwar auf einer<br />
der ersten Langspielplatten (LP), die wir für die von<br />
meinem Vater 1955 gekaufte neue große Musiktruhe erwarben.<br />
Meiner ersten Jugendliebe schenkte ich, weil sie<br />
eine so liebliche Stimme hatte, 1958 die „Single“ mit der<br />
Motette „Exsultate, jubilate“ (KV 165), in der von mir<br />
heute noch sehr geschätzten Aufnahme mit Maria Stader<br />
und dem RIAS-Symphonie-Orchester unter der Leitung<br />
von Ferenc Fricsay. Die Kenntnis und Wertschätzung weiterer<br />
Mozartscher und anderer klassischer Werke nahm im<br />
Laufe der Jahre naturgemäß zu.<br />
Während meines Studiums war ich unsterblich verliebt<br />
in ein lebensfrohes, wunderhübsches Mädchen. Als ich nach<br />
etwa fünf Jahren von diesem geliebten Wesen völlig unvermittelt<br />
eine Verlobungsanzeige bekam, auf der nicht mein<br />
Name als der Auserwählte stand, stürzte ich in den Abgrund<br />
eines unsagbar schmerzhaften Liebeskummers, der mir über<br />
Wochen und Monate den Glauben an den Sinn des Lebens<br />
zu rauben schien. Meine rasenden und lähmenden Gefühlsnöte<br />
ertrugen zu dieser Zeit keine „Kleine Nachtmusik“<br />
und erst recht kein „Exsultate, jubilate“. Ich sog in meiner<br />
Die Musiktruhe, akustischer Luxus der 50er Jahre<br />
Die Würzburger Residenz.<br />
3 Fotos: Archiv Fries<br />
Verzweiflung (neben den beiden Chopin-Klavierkonzerten<br />
und der „Winterreise“ von Schubert) Trost suchend das Klavierkonzert<br />
d-moll, KV 466, von Mozart in mich auf. Das<br />
unheimlich düster klingende Eröffnungstutti mit seinen eisigen<br />
Synkopen und die sangliche Melodie des einsetzenden<br />
Klaviers gleichsam als kontrastierende ruhige Antwort auf<br />
die unterschwellige Drohung, die von grollenden Tönen des<br />
g-moll-Mittelteils unterbrochene Romance und das furiose<br />
Final-Rondo entsprachen am ehesten meiner Gemütslage.<br />
(Das Mozart-Requiem – ebenfalls in d-moll – mit seinem<br />
dramatischen „dies irae“ kannte ich damals noch nicht.)<br />
Zunächst hörte ich im Südwestfunk eine Aufnahme mit<br />
Walter Gieseking und dem Philharmonia Orchester London<br />
unter Leitung von Hans Rosbaud, bei der mir die impulsiv<br />
drängende Gestaltung des Mittelteils im zweiten Satz besonders<br />
gut gefällt, weshalb ich den Südwestfunk um eine<br />
erneute Sendung als „Hörerwunsch“ bat, die ich auf Tonband<br />
aufzeichnete. Natürlich erwarb ich noch zwei weitere<br />
Interpretationen auf LP, nämlich von der seinerzeitigen Mozart-Interpretin<br />
Clara Haskil (Lamoureux-Orchester, I. Markewitch)<br />
und der vom scharfzüngigen Kritiker Joachim Kaiser<br />
so hochgelobten Monique de la Bruchollerie (Camerata<br />
Academica des Salzburger Mozar teums, B. Paumgartner).<br />
Foto: Wikipmedia Commons<br />
Im Laufe weiterer Jahre – ich durfte eine neue Liebe finden<br />
und heiraten – lernte ich die hohe Spielkunst des „Philosophen<br />
am Klavier“ (Zitat: J. Kaiser) Alfred Brendel (z. B.<br />
vor allem durch seine prämierten Einspielungen der Schubert-Klaviersonaten)<br />
kennen und so sehr schätzen, dass ich<br />
ihn unbedingt im Konzertsaal hören und erleben wollte.<br />
Dieser Traum schien Wirklichkeit werden zu können, als<br />
mich Würzburger Freunde auf das dortige Mozartfest aufmerksam<br />
machten. Als ich im Sommerprogramm 1981 die<br />
Ankündigung las, dass Alfred Brendel mit dem Symphonie-<br />
Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung des<br />
(von mir ebenfalls hoch geschätzten) Rafael Kubelik das<br />
d-moll-Konzert von Mozart an zwei Tagen spielen würde<br />
(von denen allerdings einer für einen „geschlossenen“ Personenkreis,<br />
u.a. Franz-Josef Strauss, reserviert war), habe<br />
ich sofort für mich und meine Frau Karten bestellt. Die<br />
Enttäuschung war groß, als ich eine Absage bekam. Ich gab<br />
nicht auf und richtete an die zuständige Dame – mit dem beziehungsreichen<br />
Namen Musenbychler – einen eindringlichen<br />
Brief, dass das Programm (neben dem Klavierkonzert<br />
die Sinfonien KV 184 und 201) in Verbindung mit diesen<br />
Interpreten „eine traumhafte Wunschkombination“ sei, „die<br />
man in der musikalischen Provinz“ nicht erleben kann, und<br />
dass „noch so brillante Schallplatten nicht die Atmosphäre<br />
eines Konzertes in solch ansprechendem Rahmen ersetzen“<br />
können. Ich setzte dann noch hinzu, dass „meine Frau und<br />
ich in Abendkleid und Smoking auch einen ggf. besonders<br />
festlichen Rahmen mit einem besonderen Personenkreis<br />
nicht sprengen würden“. Das hatte Erfolg, und zwar mit der<br />
Zusendung von zwei Karten für den Kaisersaal der Würzburger<br />
Residenz (Bauzeit 1720 – 1781). Mein Glück war<br />
unbeschreiblich! Der Himmel war voller Geigen und Klavier.<br />
Ich vermag kaum zu sagen, ob das wunderschöne Konzert,<br />
insbesondere natürlich „mein Mozart“ mit „meinem“<br />
Alfred Brendel und Rafael Kubelik, oder das Ambiente des<br />
Kaisersaals (Innenausstattung von Balthasar Neumann) mit<br />
von hunderten echten Kerzen illuminierten Kron leuchtern<br />
Kaisersaal der Würzburger Residenz.<br />
und dem unbeschreiblichen Deckengemälde von Giovanni<br />
Battista Tiepolo sowie den festlich gekleideten Konzertbesuchern<br />
oder die wunderschöne Frau an meiner Seite überwältigender<br />
waren.<br />
Diesem traumhaften Abend wollte ich selbstredend einen<br />
krönenden Abschluss durch ein Festessen im renommierten<br />
Restaurant „Rebstock“ bereiten, nicht ahnend,<br />
dass mir, dem „Hans im Glück“, die Glücksfee noch ein<br />
„Sahnehäubchen“ bereit hielt. Gerade hatten wir aus der<br />
Speisekarte unsere Bestellung aufgegeben, als die Tür<br />
des Lokals aufging und ich meine Frau anstieß mit dem<br />
Ausruf: „Schau mal, wer da kommt!“ Kaum hatte Alfred<br />
Brendel an einem Tisch Platz genommen, als ich mich für<br />
sein begeisterndes Konzert bedankte und ihn bat, auf mein<br />
Konzertprogramm sein Auto gramm zu setzen. Er kam<br />
diesem Wunsch gern nach und fragte mich nach meinem<br />
Wohnort. Siegen kannte er nicht und konnte es erst zuordnen,<br />
als ich ihm erläuterte, dass es etwa im Kreuz zwischen<br />
Köln – Kassel und Frankfurt – Dortmund liegt.<br />
<br />
Hans-Peter Fries<br />
Foto: Wikipmedia Commons<br />
38 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 39
Erinnerungen<br />
Die Zeit mit Molly<br />
von Elisabeth Hanz<br />
Buchbesprechung<br />
Ohne Vollmacht keine Befugnis<br />
Ratgeber hilft, die eigenen Angelegenheiten zu regeln<br />
Leider weiß ich nicht woher sie gekommen, noch wann<br />
sie wieder gegangen ist. Sie stand ganz einfach an einem<br />
Sommerabend in unserer großen Küche. Die Reaktion<br />
meiner Mutter kann ich nicht mehr genau beschreiben,<br />
weiß nur, dass sie sagte: „Aber Joseph, was soll der Unsinn<br />
denn nun wieder?“<br />
Mein Mann hatte sich aus einem Karton alte Photos angesehen.<br />
Er kam zu mir und fragte mich: „Hattet Ihr früher<br />
denn ein Schaf?“ Da sah ich ganz deutlich, wie aus einem<br />
alten Film die Bilder noch einmal an mir vorüberliefen.<br />
Was hatte Vater eigentlich mit dem Schaf vor, sollte es geschlachtet<br />
werden, war es ein Milchschaf oder vielleicht<br />
der Wolle wegen? Er sagte zu uns, wir haben alle keine<br />
warmen, eigentlich überhaupt keine Strümpfe mehr. Außerdem,<br />
was das Schlachten anbetraf, so etwas konnte ich<br />
mir in unserem Hause kaum vorstellen. So sagte mein Vater:<br />
„Maria, du bist so geschickt als Schneiderin, du lernst<br />
das Spinnen und ein Spinnrad ist für dich in Arbeit“. Das<br />
Spinnrad existiert noch heute.<br />
Inzwischen hatten sich Tante Christine und Onkel Hubert,<br />
die bei uns im Hause wohnten, eingefunden. Sie stammten<br />
beide von einem Bauernhof und halfen mit ihrem Rat. Unterkunft<br />
wurde im Keller in einem leer stehenden Raum geschaffen.<br />
Später, als der Krieg zu Ende ging, wurde dieser<br />
Raum genutzt, um Soldaten für eine oder zwei Nächte auf<br />
der Flucht zu helfen. Ob sie mit dem Schaf den Raum teilten,<br />
das entzieht sich heute meinem Erinnerungsvermögen, wie<br />
auch so viele andere Details.<br />
Wie sollte das Schaf ernährt werden? Die kleine Wiese vor<br />
unserem Hause reichte nicht für das Futter. In dem großen Garten<br />
nutzten wir jeden Quadratmeter für Gemüse- und Kartoffelanbau.<br />
Wir brauchten diese Naturalien selbst dringend zum<br />
Lebensunterhalt. „Natürlich Elisabeth, Du hütest das Schaf auf<br />
der Strübecke“. Oh je, ich hatte doch Angst vor den kleinsten<br />
Tierchen! Molly war ein großes stattliches Tier. Sie hatte keine<br />
Angst vor mir und wurde gleich sehr zutraulich. Der nächste<br />
Autorinnenfoto<br />
Tag. Ich nahm mir einen dicken Roman, dachte, jetzt kannst<br />
du lesen ohne immer zu anderen Aufgaben aufgefordert zu<br />
werden. Da ich Angst hatte, ging Nachbarin Regina mit, die<br />
einen besseren Vorschlag wusste. Auf der Strübecke war die<br />
Flak (Flugabwehr) stationiert. Ganz in der Nähe platzierten<br />
wir uns. Wir waren jung und fanden das alles sehr aufregend.<br />
Jeden Morgen kam der Ziegenhirt, um die Ziegen für einen<br />
Tag einzusammeln und zu hüten. Mir kam die Blitzidee<br />
,Molly da auch unterzubringen. Nichts zu machen. Auch der<br />
Ziegenhirt selbst schaffte es nicht. Molly, ansonsten sprichwörtlich<br />
lammfromm, gebärdete sich plötzlich wie eine alte<br />
störrische Eselin. Da dachte ich, mach das Beste daraus. So<br />
konnte ich in aller Ruhe meinem Hobby frönen und lesen<br />
,ohne gestört zu werden. Meine Schulkameradinnen, Freunde<br />
und Nachbarn hatten sich dieses große Plateau erwählt, damit<br />
ich nicht so alleine war. Im November wurde mein kleiner<br />
Bruder geboren. Zuviel wurde es mir dann, wenn ich außer<br />
Molly zu hüten auch noch Babysitterin sein sollte. Oft ist das<br />
gewiss nicht passiert. Und bestimmt nur bis besorgte Nachbarn<br />
beobachteten, wie Kinderwagen oder Molly einfach an<br />
einen Baum oder an der Leine angebunden wurden, wenn sie<br />
uns zu sehr bei dem Spielen störten.<br />
Nun rückte die Schulentlassung näher. Land- oder Pflichtjahr<br />
hieß es nun. Die jungen Mädchen mussten zu Bauern<br />
oder in kinderreiche Familien, wo dringend Hilfe gebraucht<br />
wurde. Väter und Söhne waren ja an der Front.<br />
Meine Mutter kränkelte damals, hatte ein Kleinkind zu versorgen<br />
und meine 6-jährige Schwester Agnes. Mein 17-jähriger<br />
Bruder war mit Kriegsabitur an die Front geschickt. Da<br />
war klar, dass ich in der eigenen Familie bleiben musste. Was<br />
zählte damals eine Ausbildung? Es ging nur um das nackte<br />
Überleben. Molly blieb ich somit weiterhin erhalten. Apropos<br />
Ausbildung. Eine Ursulinen-Schwester gab damals Englisch<br />
und Molly musste sich dann die Vokabeln anhören.<br />
Der Krieg ging zu Ende. Viele Familien hatten Vater, Sohn<br />
oder Bruder verloren. Auch wir hatten lange nichts von meinem<br />
Bruder gehört. An dem Tag, den ich niemals vergesse,<br />
war ich mit Molly auf dem Saal. So hieß das Hochplateau, wo<br />
es einen Fußballplatz gab. Natürlich spielten wir Mädchen<br />
auch Fußball. Rita aus unserer Strasse kommt den Berg hochgehechelt<br />
und ruft: „Euer Willi ist gekommen“. Ich vergesse<br />
Molly und renne den Wald herunter. Rita nimmt sich das Seil<br />
von Molly, aber die gebärdet sich rasend. In hohen Bocksprüngen<br />
eilt das sonst sehr geduldige Schaf hinter mir her. Rita lag<br />
dabei auf dem Boden und war Gott sei Dank unverletzt.<br />
Es war ein unvergessenes Wiedersehen mit Gefühlen, die<br />
man nicht beschreiben kann. Meine Eltern weinten. Molly hatte<br />
instinktiv gespürt, dass etwas besonderes im Gange war.<br />
Erinnerungen an den Tag, als Molly verschwand, habe<br />
ich nicht. Gewiss wollten meine Eltern mir das Schlimmste<br />
ersparen. Erstmals erschienen im durchblick 3-2005<br />
Was passiert eigentlich, wenn<br />
ein Angehöriger nicht mehr<br />
in der Lage ist, Entscheidungen<br />
zu treffen? Wer darf fällige<br />
Rechnungen überweisen, das Paket in<br />
der Postfiliale abholen oder Versicherungsangelegenheiten<br />
regeln?<br />
Die Beispiele zeigen, dass diese<br />
Frage nicht nur im medizinischen Bereich,<br />
sondern auch im Alltag schnell<br />
relevant werden kann. Um festzulegen,<br />
wer rechtliche und finanzielle Angelegenheiten<br />
im Ernstfall übernehmen<br />
soll, ist eine Vorsorgevollmacht empfehlenswert.<br />
Denn automatisch dürfen<br />
Ehepartner, Lebenspartner, Eltern<br />
oder Kinder nicht für Betroffene entscheiden,.<br />
Der Ratgeber der Verbraucherzentrale<br />
„Das Vorsorge-Han<strong>db</strong>uch“ bietet<br />
Unterstützung und hilft dabei, die persönlichen<br />
Wünsche im Vorfeld festzulegen<br />
und somit klare Regelungen für sich<br />
und Angehörige zu treffen.<br />
Der erste Teil des Buchs erläutert,<br />
was welches Dokument genau regelt<br />
und warum man es überhaupt braucht.<br />
Der zweite Teil bietet Musterbeispiele,<br />
rechtssichere Textbausteine und Formulare<br />
zum Ankreuzen und Abheften.<br />
Auch das Wichtigste zum Erbrecht und<br />
wie ein Testament errichtet wird, zeigt<br />
der Ratgeber mitsamt Mustertestamenten.<br />
Die Auswahl an Formulierungsvorschlägen<br />
lässt Spielraum, um individuelle<br />
Wünsche festzuhalten. <strong>db</strong><br />
Nachlass rechtzeitig regeln<br />
Praktische Tipps und Beispiele fürs Testament<br />
Das eigene Testament zu schreiben<br />
– das wartet auf vielen Todo-Listen<br />
noch auf Erledigung.<br />
Nicht einmal jeder fünfte Deutsche hat<br />
eines aufgesetzt. Dabei ist es eigentlich<br />
gar nicht so kompliziert selbst zu<br />
bestimmen, wie das eigene Vermögen<br />
nach dem Tod verteilt werden soll.<br />
Wer ein paar Grundregeln kennt,<br />
kann nicht nur den Nachlass nach eigenem<br />
Willen weitergeben, sondern<br />
auch Auseinandersetzungen unter den<br />
Erben vermeiden. Brauche ich einen<br />
Notar? Wo bewahre ich das Dokument<br />
auf? Welche Angehörigen haben Anspruch<br />
auf den Pflichtteil? Formulierungsbeispiele<br />
helfen, typische Fehler<br />
zu vermeiden und das Dokument korrekt<br />
und rechtssicher zu verfassen.<br />
Die Entscheidung, wem man was<br />
vererben möchte, kann einem niemand<br />
abnehmen. Zudem ist jede Situation<br />
individuell verschieden. Etwa, wenn<br />
Eheleute ein gemeinschaftliches Testament<br />
errichten wollen oder besondere<br />
Lebensumstände berücksichtigt werden<br />
müssen, weil die gesetzlichen Erben<br />
verschuldet sind, pflegebedürftige<br />
Personen oder minderjährige Kinder<br />
versorgt werden müssen. Der Ratgeber<br />
behandelt die wichtigsten Schwerpunktthemen,<br />
bietet Checklisten und Mustertestamente<br />
und erläutert auch was passiert,<br />
wenn kein Testament vorliegt. <strong>db</strong><br />
200 Seiten und kosten 14,90 Euro.<br />
Bestellmöglichkeiten:<br />
Im Buchhandel, Online unter<br />
www.ratgeber-verbraucherzentrale.de<br />
oder telef. unter: 0211 / 38 09-555<br />
224 Seiten und kosten 14,90 Euro.<br />
Bestellmöglichkeiten:<br />
Im Buchhandel, Online unter<br />
www.ratgeber-verbraucherzentrale.de<br />
40 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 41
Buchbesprechung<br />
Buchbesprechung<br />
„Editha“ – Ein Liebesroman – 1867<br />
Neu herausgegeben vom Kulturforum Netphen<br />
Herausgeberin Ingeborg Längsfeld stellt auf Lesungen<br />
die Werke von Katharina Diez vor.<br />
Es liegt ein eigenthümlicher Reiz in dem Gefühl, womit<br />
wir zum ersten Mal in einer fremden Stadt umherwandern,<br />
die für längere Zeit unser Aufenthalt werden soll.-<br />
Die Straßen kommen uns vor wie die schon halb erhellten<br />
Coulissen eines Theaters, in welche wir erwartungsvoll auf<br />
das bald beginnende Spiel hineinblicken ...<br />
Foto: Dr. Gunhild Müller-Zimmermann<br />
So beginnt der erste Band des 600 Seiten umfassenden Romans<br />
von Katharina Diez, der 1867 erschien. Der weitgehend<br />
unveränderte Nachdruck, herausgegeben von Dr. Ingeborg<br />
Längsfeld für das Kulturforum Netphen, behält die damals<br />
übliche Rechtschreibung bei und enthält, neben einer Kurzvita<br />
der Autorin, Erläuterungen von Personen und Begriffen,<br />
die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr oft zu finden sind.<br />
Im Anhang befindet sich eine Betrachtung des Gesamtwerkes,<br />
verfasst von Dr. Ingeborg Längsfeld. Das Titelbild beider<br />
Bände gestaltete Designerin Kathrin Klotzki-Progri.<br />
Katharina Diez wurde 1809 in Netphen am Markt 2 geboren.<br />
Das denkmalgeschützte Geburtshaus ist unverändert<br />
und heute noch bewohnt. Schon als junge Frau verließ Katharina<br />
Diez ihre Heimat, um sich in Düsseldorf und Berlin den<br />
führenden literarischen Strömungen ihrer Zeit anzuschließen.<br />
Als sogenannte“Blaustrümpfe“ gehörten die Diez – Schwestern<br />
der Bewegung zeitkritischer engagierter Schriftstellerinnen<br />
an, welche durch die Autorinnen Fanny Lewald und<br />
Bettina von Arnim repräsentiert werden. Karoline von Günderode<br />
und Anette von Droste Hülshoff, über welche in der<br />
letzten Ausgabe des durchblick berichtet wurde, gehörten zu<br />
den Vorbildern von Katharina Diez und beeinflussten ihre<br />
(post) romantischen Anschauungen, in welchen auch der Liebesroman<br />
„Editha“ wurzelt.<br />
Die erste Schriftstellerin des Siegerlandes zählt zu den stillen,<br />
poetischen Dichterinnen ihrer Zeit. Ihre Werke wurden<br />
als vortrefflich, gedankenreich und zart beschrieben, insgesamt<br />
verfasste sie 38 Bände: Lyrik, Dramen, Jugenderzählungen<br />
und Märchen, einige davon zusammen mit ihrer ebenfalls<br />
schriftstellernden Schwester Elisabeth Grube.<br />
„Editha“ ist ein Liebesroman, vor 150 Jahren geschrieben,<br />
der das dennoch früher wie heute aktuelle Thema Liebe<br />
mit all ihren Irrungen und Wirrungen beschreibt: es geht um<br />
unglückliche Liebe, um glückliche Liebe, um die Ansprüche<br />
der Kunst und den damit verbundenen Verzicht auf das<br />
Leben. So teilt sich das dramatische Geschehen um die talentierte<br />
Pianistin und Sängerin Editha und ihre lebensfrohe<br />
Schwester Hedwiga im ersten Band mit. Denn Edithas Seele<br />
war in eine entstellte Hülle gebannt, und ihr künstlerischer<br />
Idealismus verbietet ihr, um die Gunst des gemeinsamen<br />
Freundes Julius, des neu in die Stadt gezogenen Musikdirektors,<br />
zu wetteifern. Da Editha jedoch mit dem gemeinsamen<br />
Freund regelmäßig musiziert und er von ihrem Talent<br />
fasziniert ist, entstehen seine seelischen Konflikte ebenso<br />
wie die der Titelgebenden Hauptperson Editha, als seine<br />
Liebe zu deren Schwester Hedwiga, das große Thema der<br />
romantischen und postromantischen Literatur des 19. Jahrhunderts,<br />
sich abzuzeichnen beginnt.<br />
Im ersten Band dominiert die Schilderung<br />
des seelischen Konfliktes in Edithas Psyche:<br />
„Ja, ich fühle, es ist jetzt die Zeit des Kampfes, für mich<br />
gekommen, jenes schauerlichen Kampfes ... ich beneide meine<br />
junge Schwester um das Recht der körperlichen Schönheit.<br />
Ich möchte es auch zuweilen anwenden, um es zu verdunkeln<br />
und durch geistige Vorzüge mir verlorene Rechte wieder zu<br />
erringen“... das Geständnis, das sie in all' den öden Tagen und<br />
traurigen Nächten noch immer vor sich selbst zurückgehalten,<br />
sie konnt' es nicht mehr abweisen: sie liebte Julius nicht wie<br />
eine Schwester, sie liebte ihn wie ein junges Mädchen, mit all'<br />
der Eifersucht, all' der Sehnsucht und Zärtlichkeit und all den<br />
Ansprüchen, die eine solche Liebe zu haben pflegt.“ (I, S.220).<br />
Nachdem der erste Band nach den „Kämpfen“ der weiblichen<br />
Psyche um den Musikdirektor Julius zu dessen Abreise<br />
geführt hat, kehrt Julius zu Beginn des zweiten Bandes mit<br />
42 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
guten Vorsätzen in die zu seiner neuen Wirkungsstätte gewordene<br />
Stadt zurück. Er hat in sich den Anspruch seiner „schönen<br />
Seele“ gefestigt, seiner Verantwortung gegenüber Editha,<br />
ihrem geistig-künstlerischen Anspruch gerecht zu werden.<br />
Anflüge eines „Verliebtseins“ in Hedwiga schiebt er als „Verirrungen<br />
ins Unglücklichsein“ jedes Mal weit von sich weg.<br />
Doch wird Julius in dem Zustand der Verdrängung bleiben<br />
und vor 150 Jahren darin sein Glück gefunden haben? Auf<br />
diese Frage eine Antwort zu finden motiviert den Leser zur<br />
Fortsetzung seiner Lektüre: Wird sich die Sehnsucht nach der<br />
glücklichen Liebe, die sich allen damaligen männlich-weiblichen<br />
Rollenfixierungen zum Trotz behauptet, siegen?<br />
„Ob es Verzauberungen giebt? fragte sich Julius, als er,<br />
auf einer einsamen Bergeshöhe stehend, mit sehnsüchtigem<br />
Blick den Rauchwolken eines Dampfwagens unten im Thal<br />
folgte-er zieht nach der Stadt, wo Editha wohnt ...“, so beginnend<br />
scheint das erste Kapitel des zweiten Bandes eine mögliche<br />
Antwort für des Lesers Frage ahnungsvoll anzudeuten!.<br />
Im zweiten Band geschieht zunächst eine<br />
kräftige Drehung der Blickrichtung:<br />
In ihrem Zentrum stehen nun überwiegend die männlichen<br />
Naturen: Musikdirektor Julius, die Hausfreunde, allen voran<br />
der intrigante Ditmar und der alte Musikdirektor Reimar, der<br />
Vater Edithas und Hedwigas, ein Naturwissenschaftler.<br />
Zugleich enthüllt der zweite Band, wie menschliche Natur<br />
durch Kindheit und Jugend geprägt ist: In dem Moment,<br />
in dem Editha nach vielen inneren Kämpfen den Weg einer<br />
neuen Identität beschreitet, sich aus der Dreiecksbeziehung<br />
zurückzieht und offen die Liebesbeziehung von Julius und<br />
Hedwiga unterstützt, wagt der Vater, ihr seine Geschichte der<br />
zerrissenen Ehe mit der Schauspielerin Dolores, Edithas Mutter,<br />
ein bisher streng gehütetes Geheimnis zu erzählen. Damit<br />
bekennt er sich zu einer lebenslangen Schuld, indem Edithas<br />
körperliche Missbildung als Folge seines Zerwürfnisses mit<br />
ihrer Mutter erkennbar wird.<br />
Mit großem erzählerischen Anspruch berührt, ja erschüttert<br />
das Kernstück des zweiten Bandes, die Schilderung des<br />
Vaters von der nie endenden Liebe zu seiner charakterlich gegensätzlichen<br />
Frau. Mit ihrem Vagabundenleben als Schauspielerin<br />
repräsentiert die Mutter Edithas das vom alten Rollenschema<br />
hausfräulicher Tugenden abweichende Frauenbild<br />
und dessen Unversöhnlichkeit mit der Verstandeswelt des<br />
Vaters wie die „Undine“ aus Philipp de la Motte-Fouques<br />
Märchen „Undine“, die ihren Mann und dessen irdisches<br />
Leben verlässt und ins Wasserreich zurückkehrt, als er ihr<br />
Naturell als „Gauklerin“ verrät. Im Märchen ist sie noch einmal<br />
zurückgekommen und es heißt, sie habe ihren Mann „tot<br />
geweint“; ihre leidenschaftliche, aber auch kompromisslose<br />
Gefühlswelt kehrt wieder in Editha, die aufgrund ihres hohen<br />
künstlerischen Anspruches zwar ebenso wie Undine außerhalb<br />
der gewöhnlichen, irdischen Alltagswelt steht, aber<br />
dadurch zugleich die Leiden dieses Lebens als Folgen des<br />
Verrates der Mutter durch den Vater zu ertragen vermag, ohne<br />
ihren edlen Charakter einzubüßen.<br />
<strong>db</strong>
Buchbesprechung<br />
Lob des Geflügels<br />
Lustiges Vogel-ABC von Jörn Heller<br />
Vögel, Insekten<br />
und Säugetiere<br />
Jörn Heller: Der Buchfink ist ein schräger<br />
Typ. ISBN 978-3-86917-915-5,<br />
40 Seiten EUR 9,00<br />
Es ist längst hinreichend bekannt,<br />
dass sich die Artenvielfalt im<br />
Sturzflug befindet. Dank westlicher<br />
Lebensart und ihrer Neigung, den<br />
Konsumentenhals einfach nicht voll zu<br />
kriegen, hat intensive Landwirtschaft<br />
die schonungslose Dezimierung der<br />
Insektenwelt eingeleitet (um nur einen<br />
Sektor des großen Aussterbens zu nennen),<br />
was seit Langem auch die Vögel<br />
zu spüren bekommen.<br />
So kann man es als Hymne auf<br />
die verschwenderische und leider im<br />
Schwinden begriffene Vielfalt der Fauna<br />
verstehen, dass der Verlag am Eschbach<br />
nun Jörn Hellers „Lustiges Vogel-<br />
ABC“ neu herausgegeben hat, das sich<br />
zu Beginn des neuen Jahres unter dem<br />
Titel „Der Buchfink ist ein schräger<br />
Typ“ auf den Flug zum Leser begibt.<br />
Darin flunkert und reimt sich der<br />
Siegener Buchhändler und Autor mit<br />
zwinkerndem Auge durch die Welt der<br />
heimischen Vogelarten und zwar in alphabetischer<br />
Reihenfolge, von A wie<br />
Amsel bis Z wie Zaunkönig. Nicht,<br />
dass es die Tierchen in seinem Büchlein<br />
so nicht gäbe (das militante Jägerhuhn,<br />
das unerträgliche Quietschkehlchen<br />
und der einäugige Xyklopenfalk<br />
ausgenommen), nicht, dass viele der<br />
arttypischen Eigenarten nicht der zoologischen<br />
Wirklichkeit entsprächen.<br />
„Das was ich euch erzählen will,<br />
ist alles ungelogen!<br />
Das meiste stimmt, der Rest jedoch,<br />
der ist mir zugeflogen.“<br />
Zwar stammen die Illustrationen des<br />
farbigen Geschenkbändchens aus solch<br />
renommierten Werken wie „Brehms<br />
Tierleben“ oder John Goulds „Birds of<br />
Great Britain“, was jedoch nicht heißt,<br />
dass auch die dazugehörigen 25 Gedichte<br />
wissenschaftlicher Akribie und biologischer<br />
Ernsthaftigkeit entsprungen wären,<br />
worauf bereits der Prolog hinweist:<br />
„Ein kleines bisschen Fantasie<br />
müsst ihr mir schon erlauben,<br />
und wie im Leben überhaupt<br />
dürft ihr nicht alles glauben!“<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass viele<br />
der im Buch beschriebenen Tiermarotten<br />
und gefiederten Verhaltensauffälligkeiten<br />
denen der Menschen verblüffend<br />
gleichen. Ähnlichkeiten mit lebenden<br />
Personen sind zwar auch in Parabeln<br />
rein zufällig, zeugen aber wie so vieles<br />
von der unerschöpflichen Wiederkehr<br />
desselben, und sei es auch in geflügeltem<br />
Gewand.<br />
Das ein Vogel wie der Rabe zwar<br />
imstande ist, ein Musikstipendium<br />
zu ergattern, ansonsten aber vergeblich<br />
auf sein Publikum wartet, oder<br />
ein Winzling wie der Zaunkönig mit<br />
Abstand die größte Klappe bzw. den<br />
größten Schnabel hat, ist weder im<br />
Kulturleben noch in der Politik noch<br />
im Privaten gänzlich unbekannt. <strong>db</strong><br />
von Gudrun Neuser<br />
Fotoausstellung im Waldinformationszentrum des Vereins Waldland Hohenroth.<br />
Sie hatte fast alle Vögel und Insekten vor ihrer Kameralinse:<br />
Immer wieder verzaubern Tierfotos von Gudrun<br />
Neuser die Besucher nach einer Wanderung im Naturschutzgebiet<br />
um das alte Forsthaus Hohenroth an der Eisenstraße<br />
bei Hilchenbach. Gerade noch in der freien Natur oder<br />
im Gehege von den Wanderern beobachtet, präsentieren sich<br />
hier die schönsten Tiermotive an der Wand. Denn um solche<br />
Bilder zu machen, braucht die Fotografin unendliche Geduld<br />
und die richtige Fotoausrüstung für ihr Hobby. Beides hat die<br />
Naturfotografin. Denn seit 2005 ist sie teilweise gelähmt und<br />
auf einen Rolli angewiesen und kann nur einhändig die Kamera<br />
und ihr Objektive bedienen. Inzwischen ist sie fast ein<br />
Profi und konnte schon viele Ausstellungen im Siegerland<br />
zeigen. Diesmal ist unter ihren Motiven auch der „Star“ unter<br />
den Vögeln: Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres <strong>2022</strong>.<br />
Begeistert sind die Betrachter auch immer von ihrem<br />
Liebling, dem Eichhörnchen. Die wuseln so schnell durch<br />
die Bäume. Ehe man klick machen kann, sind sie schon<br />
wieder weg. Ihr gelingen diese Aufnahmen scheinbar mühelos.<br />
Gudrun Neuser möchte mit ihrer Ausstellung auch<br />
anderen Menschen mit Handicap Mut machen, sich trotz<br />
Einschränkungen ein kreatives Hobby zu suchen. Bei ihr ist<br />
es ein voller Erfolg geworden. Auch mit ihrer Fotogalerie<br />
im Internet erlebt sie große Resonanz und unzählige Likes<br />
(lumixexperience.panasonic.de/gallery/gudrunneuser und<br />
bei Instragram unter gudrunneuser). Durchblick Lesern ist<br />
Gudrun Neuser seit Jahren bekannt. Immer wieder stellt sie<br />
der Redaktion ihre wunderbaren Naturfotos zur Verfügung.<br />
Reiseziele für Gudrun und ihren Mann Wolfgang sind in<br />
Deutschland vor allem Bayern oder auch Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Hier besuchen sie bei dem befreundeten Profi-Fotografen<br />
Roman Vitt Workshops zum Thema Natur und Fotografie,<br />
der sein Wissen und immer neue Tipps und Tricks<br />
zu Technik und Bil<strong>db</strong>earbeitung gern weitergibt. Außerdem<br />
steht schon seit vielen Jahren Kreta als Reiseziel auf ihrem<br />
Programm. Hier kennen sie inzwischen fast jeden versteckten<br />
Winkel an den Küsten oder in den Bergen, wo sie seltene<br />
Tiere aufspüren können. Auch wunderschöne Portraits<br />
von Einheimischen sind hier entstanden, die vor allem als<br />
Schwarz-Weiß-Fotos fast archaisch wirken. Die Ausstellung<br />
ist noch bis Ende März, nur Sa./So. und Feiertags jeweils von<br />
11:30 bis 18:00 Uhr geöffnet. Tessie Reeh<br />
Eichelhäher, der Polizist des Waldes<br />
Heimisches Eichhörnchen<br />
44 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 45
Tiere warten auf neues Glück<br />
Viele von uns haben sich als Kind<br />
bestimmt ein Tier gewünscht, am<br />
liebsten ein knuddeliges Tierbaby.<br />
Kein Gedanke daran, dass es auch größer,<br />
älter oder krank werden könne, und,<br />
ach ja, es muss ja auch versorgt werden.<br />
(Das hat dann relativ schnell die Mutter<br />
machen müssen). Tiere helfen, wenn<br />
man einsam ist.<br />
Gerade in der Coronapandemie wurden<br />
in den Familien Tiere angeschafft,<br />
insbesondere, weil die sozialen Kontakte<br />
beschränkt waren. Tiere sind kein Ersatz<br />
für Menschen, sie sind aber gute Begleiter<br />
und können Seelentröster sein. Vor allem<br />
für Ältere sind Haustiere „gesund“, weil<br />
sie Zuneigung zurückgeben, Struktur in<br />
den Tag bringen, sie müssen gefüttert<br />
und gepflegt werden und Hunde müssen<br />
regelmäßig Gassi geführt werden. Haustiere<br />
geben uns Menschen das Gefühl<br />
gebraucht zu werden. Bei Krankheit motivieren<br />
sie gesund zu werden. Sie sind „tierische<br />
Therapeuten“, was ich aus eigener<br />
Erfahrung nur bestätigen kann! Vor einer<br />
Hüft-OP, als ich nur mit starken Schmerzen<br />
laufen konnte und fast verzweifelt<br />
war, haben mich unsere Katzen Mogli<br />
und Balu getröstet. Durch ihr beruhigendes<br />
Schnurren und liebevolles Köpfchenstoßen<br />
wollten sie mir wohl sagen: „Hey,<br />
Kopf hoch, es wird wieder, wir sind für<br />
Dich da und brauchen Dich.“ Durch den<br />
tollen Operateur und die Behandlung im<br />
Krankenhaus ging es mir sehr schnell wieder<br />
gut und ich habe die Reha zu Hause<br />
mit Unterstützung von Ehemann und Katzen<br />
gemacht!<br />
Es gibt viel zu bedenken, bevor man<br />
ein Tier zu sich holt: Passt es zu mir und<br />
meinen Bedürfnissen? Habe ich genügend<br />
Zeit dafür? Habe ich genügend Platz zur<br />
Verfügung? Ein großer Hund sollte nicht<br />
in einer kleinen Wohnung gehalten werden.<br />
Habe ich genügend Geld für Futter<br />
und Tierarztbehandlung? Tiere haben keine<br />
Krankenkasse! Die größte Überlegung<br />
sollte sein: Ist bei mir zu leben für das<br />
Tier gut, denn das Tier steht bei der Überlegung,<br />
ihm ein neues Zuhause zu geben,<br />
im Vordergrund und nicht der Mensch.<br />
Bello kann es sich ja nicht aussuchen,<br />
wohin er kommt! In jedem Fall sollte es<br />
eine sogenannte Win-win-Situation sein!<br />
Also Mensch und Tier müssen eine bessere<br />
Lebenssituation finden. Ganz wichtig:<br />
Kein Tier im Internet oder irgendwelchen<br />
dubiosen Händlern kaufen! Der erste Weg<br />
sollte ins Tierheim führen.<br />
In Siegen warten viele Tiere sehnsüchtig<br />
auf ein neues Zuhause. Tiere, die aus<br />
verschiedenen Gründen wie. Wohnungswechsel,<br />
Familienzuwachs, Allergien,<br />
Zeitmangel abgegeben wurden oder weil<br />
man ihrer überdrüssig geworden ist.<br />
Die Mitarbeiter in den Tierheimen sehen<br />
ganz genau hin, wenn ein Tier vermittelt<br />
wird, welcher Mensch zu welchem<br />
Tier passt! Jedes Tier hat individuelle<br />
Bedürfnisse und soll artgerecht gehalten<br />
werden. Ziel der Mitarbeiterinnen ist,<br />
dass Tiere nur an geeignete Personen vermittelt<br />
werden!<br />
Bei älteren Menschen, die einen Hund<br />
möchten, wird darauf geachtet, dass sie<br />
einen kleinen, ruhigen Vierbeiner bekommen<br />
und nicht einen großen, temperamentvollen,<br />
den sie nur schwer bändigen<br />
können. Kleine Hunderassen lassen sich<br />
besser artgerecht halten, z.B. Malteser,<br />
Yorkshire Terrier, Dackel, Pudel, Havaneser<br />
usw. Es gibt auch so viele goldige<br />
kleine Mischlingshunde zum Verlieben.<br />
Eine ältere Dame aus meinem Bekann-<br />
tenkreis fühlte sich nach ihrem Umzug<br />
sehr einsam, weil der Freundeskreis weggebrochen<br />
war. Sie kam auf die Idee, sich<br />
im Tierheim umzusehen und ist dort „auf<br />
den Hund“ gekommen. Ein süßer Mischlingshund,<br />
ebenfalls im Seniorenalter,<br />
geht jetzt mit ihr spazieren. Mit ihm hat<br />
sie schnell neue Kontakte knüpfen können.<br />
Tiere helfen dabei, andere Menschen<br />
kennenzulernen!<br />
Im Tierheim auf dem Siegener Heidenberg<br />
werden derzeit bis zu 400 Tiere<br />
täglich betreut, Tendenz steigend. „Bei<br />
uns haben u.a. Hunde, Katzen, Meerschweinchen,<br />
Hamster, Vögel, Schafe,<br />
Ziegen, Frettchen und Schildkröten eine,<br />
(hoffentlich nur vorübergehende) Bleibe<br />
gefunden. Unsere Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter bemühen sich täglich, ihre<br />
Tiere liebevoll zu versorgten. Unser Ziel<br />
ist, es den Tieren so angenehm wie möglich<br />
zu machen“, sagt Tierheimleiter Tobias<br />
Neumann dem durchblick.<br />
Er bittet zugleich um finanzielle Unterstützung<br />
für sein Tierheim. „Wer helfen<br />
möchte, findet auf der Homepage<br />
www.tierheim-siegen.de die erforderlichen<br />
Daten für Spenden“, so Neumann<br />
beim Abschied. Text:Ulla Schreiber<br />
Alle Fotos: Tierheim Siegen<br />
46 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 47
Ferien auf Djerba<br />
Die Wüste lebt<br />
Bild: Sibylle Kreuser<br />
In der Zeitschrift „Die Zeit“ fand ich ein Ferienangebot<br />
über ein von einem deutschen Architekten erbautes<br />
Haus im arabischen Stil auf der Insel Djerba.<br />
Das Haus wurde von der Witwe des Architekten<br />
samt einem arabischen „Diener-Koch“, der ürigens<br />
nur französisch sprach, an Feriengäste vermietet. Die<br />
Aufgaben dieses Kochs waren: Zubereitung der Mahlzeiten,<br />
Sauberhalten des Hauses, Wäsche waschen<br />
(mit Waschmaschine natürlich).<br />
Meine Familie – Vater, Mutter, zwei Töchter im<br />
sogenannten Backfischalter – war begeistert von<br />
diesem originellen Angebot, und wir flogen zusammen<br />
auf die Insel Djerba, wo wir viele interessante<br />
Abenteuer erlebten.<br />
Besonders in Erinnerung ist mir ein später<br />
Nachmittag, an dem die untergehende Sonne die Wüste,<br />
die ja tagsüber mit ihren verschiedenen Abstufungen<br />
von sandfarbenem Beige nicht gerade eine farbliche<br />
Augenweide ist, in ein unfaßbar schönes Farbenspiel<br />
Haus im arabischen Stil auf Djerba<br />
Foto: Wikipmedia Commons<br />
von Gold – Erika – Schwarz und Braun tauchte. Die<br />
ältere Tochter und ihr Vater hatten sich wieder einmal<br />
zum Reiten verabredet. Die jüngere und ich waren<br />
morgens auf Kamelen geritten. Durch den holprigen<br />
Gang der Tiere taten uns Po und Oberschenkel weh.<br />
Wir beschlossen daher, auf einem Spaziergang<br />
durch die Wüste das wunderbare Farbenspiel zu genießen.<br />
Wir stolperten also begeistert und unbekümmert<br />
durch den Sand und vergaßen Ort und Zeit.<br />
Plötzlich stellten wir beide fest, dass wir uns nicht<br />
erinnern konnten, aus welcher Richtung wir gekommen<br />
waren. Wir hatten uns also verlaufen! Hinzu kam<br />
noch, daß wir uns an eine Warnung erinnerten, die<br />
Dunkelheit bricht sehr schnell über die Wüste ein!<br />
Was tun ?<br />
Wir suchten beide den Horizont rundum nach<br />
möglichen Hinweisen ab. Da erblickten wir plötzlich<br />
eine Reitergruppe am Horizont, die auf uns zuritt.<br />
„Oh weia – die werden uns überfallen!“ meinte meine<br />
Tochter. „Hör nur – jetzt reiten sie leiser, pirschen sich<br />
an uns heran!“<br />
Der vordere Reiter ritt nun auf mich zu, senkte<br />
sein Haupt entlang dem Pferdehals und flüsterte mir<br />
ins Ohr: „Wir sind leise angeritten, um schöne junge<br />
Damen nicht zu erschrecken!“ Meine Tochter reagierte<br />
mit prustendem Gelächter, befreit von Furcht und<br />
schlimmen Gedanken. Ich sagte: „Du siehst, immer<br />
positiv denken ist das Beste für Dich.“ Sie: „Nein,<br />
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“<br />
Wie dem auch sei. Die zunächst so gefürchtete Reitergruppe<br />
wußte natürlich, wo das Haus des Architekten<br />
stand und konnte uns die Richtung dahin zeigen,<br />
so daß unser abendlicher Wüstenspaziergang doch<br />
noch ein gutes Ende nahm. <br />
Addy Knabe<br />
Neulich suchte ich auf der Video-Plattform<br />
„You Tube“ nach einem Beitrag über unbebaute<br />
Ländereien. Unter den vorgeschlagenen<br />
Filmen stach mir einer mit dem Titel „Die Wüste<br />
lebt – Skorpionen-Tanz“ besonders ins Auge. Ich<br />
klickte das kurze Filmchen an und sah, wie ein Skorpion<br />
einen zweiten aus dem Sand grub und wie dann<br />
beide gemeinsam hin und her kreisend eine Art Tanz<br />
vorführten. Nicht zuletzt durch die sonore Stimme<br />
des Kommentators, der den Vorgang teilweise sogar<br />
gereimt begleitete, fiel mir längst Vergessenes wieder<br />
ein. Ich hatte ein regelrechtes Déjà-vu-Erlebnis.<br />
Es muss wohl so um das Jahr 1955 gewesen sein.<br />
Unsere Klassenlehrerin kündigte uns gegen Ende<br />
der Deutschstunde an, dass wir anderntags ins Hotel<br />
Nassau – dem örtlichen Lichtspieltheater – zu einer<br />
Filmvorführung gehen würden. Dass es strahlende<br />
Gesichter im Klassenraum gab, lässt sich denken.<br />
Der Film heiße „Die Wüste lebt“ und er sei sehr lehrreich<br />
und außerdem aus Amerika. Damit war alles<br />
gesagt, denn was aus Amerika kam, musste ja ganz<br />
einfach hervorragend sein.<br />
Und tatsächlich war das Werk aus dem Hause<br />
Disney – was ich freilich erst viel später erfuhr<br />
– 1953 mit einem Oskar für den besten Dokumentarfilm<br />
ausgezeichnet worden. Bis dahin hatte sich<br />
Walt Disney ja eher einen Namen mit Zeichentrickfilmen<br />
gemacht. Nun also wollte er seine Kasse mit<br />
einem Stoff jenseits von Mickey und Donald füllen.<br />
Und hierzu hatte er ein Team tatsächlich nicht an<br />
einen Zeichentisch, sondern in eine richtige Wüste<br />
geschickt. Zwar nicht in die Sahara, wie unsereins es<br />
sich gedacht hatte. Stattdessen kamen die spektakulären<br />
Ausnahmen aus den riesigen Wüsten zwischen<br />
Texas und Kalifornien.<br />
Und so wurden wir mit einer malerischen Landschaft<br />
vertraut gemacht, die auf den ersten Blick vor<br />
allem Steine und Sand und nicht zuletzt kolossale<br />
Felsformationen offenbarte. Unglaublich öde und<br />
trostlos! Aber dann lernten wir – getreu dem Filmtitel<br />
– die tierischen Bewohner kennen. Dabei gab es<br />
eine Artenvielfalt, die sich keiner so vorgestellt hatte.<br />
Die Wüste lebte wahrhaftig. Von manchen wunderlichen<br />
Exemplaren hatten wir noch nie etwas gehört.<br />
Auch dank der großartigen Nahaufnahmen erfuhren<br />
wir sehr viel über sie.<br />
Zumeist bestimmte die Nahrungssuche ihren<br />
Tagesablauf. Amüsante Passagen wichen gelegentlich<br />
der harten Wirklichkeit des Überlebenskampfes.<br />
Die Kleinsten wurden von den etwas größeren<br />
Wüstenbewohnern gefressen und diese kurz darauf<br />
von den noch größeren. Vor allem hielt ein tödliches<br />
Duell zwischen einer Vogelspinne und einer Wespe<br />
alle jungen Zuseher minutenlang in Atem. Von dieser<br />
Sequenz abgesehen sorgte das vom Sprecher<br />
enthusiastisch und zumeist humorvoll begleitete<br />
Geschehen im Kinosaal immer wieder einmal für<br />
Gelächter. Wir freuten uns über die tollen Bilder<br />
und konnten beim Aufsatz, den es anderntags natürlich<br />
zu schreiben galt, viele Zeilen über die noch<br />
nie dagewesenen Naturaufnahmen füllen.<br />
Auf den Gedanken, dass Disney – wie bei ihm<br />
üblich – der Tierwelt menschliche Charaktereigenschaften<br />
zuwies, kamen wir damals nicht und – ehrlich<br />
gesagt – es hätte uns auch nicht interessiert.<br />
Aus heutiger Sicht freilich gäbe es vor allem bei den<br />
Kommentaren zu den Geschehnissen so manches zu<br />
kritisieren. Aber auch in puncto Dokumentation sind<br />
wir inzwischen ganz anderes gewohnt. Dennoch: Für<br />
mich ist und bleibt „Die Wüste lebt“ eine liebe Erinnerung<br />
an die Schulzeit.<br />
Ulli Weber
Gesellschaft<br />
Tee oder Kaffee?<br />
Von Lieblingsgetränken und was sie über uns sagen<br />
Unterhaltung<br />
Kleinanzeigen<br />
Lieselotte im digitalen Dschungel<br />
„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragt mich mein Chef besorgt.<br />
„Doch, danke, bestens! Sehe ich denn leidend aus?“<br />
„Na ja, - Sie haben da eine ganze Kanne Tee!“ Die sagt<br />
offenbar mehr als 1000 Worte. Krank an den Bronchien,<br />
der Galle, an Magen oder Darm: Für eine Kaffee-Persönlichkeit<br />
lässt sich (nur) damit eine Teekanne erklären.<br />
Wir Teetrinker sind in Deutschland in der Minderheit.<br />
Kaffee kocht jeder Praktikant, man nimmt ihn „to go“ mit<br />
ins Büro und trinkt ihn gern aus einem Sammelsurium unterschiedlicher,<br />
dickwandiger Pötte.<br />
Foto: Wikipmedia Commons<br />
Tee dagegen schmeckt am besten<br />
zur „Teatime“ aus feinen Tässchen,<br />
mit abgespreiztem kleinem Finger<br />
und ein wenig Teegebäck von der Etagere<br />
– very british.<br />
„Tee hat nicht die Arroganz des Weines,<br />
nicht das Selbstbewusstsein des<br />
Kaffees, nicht die kindliche Unschuld<br />
von Kakao. Im Geschmack des Tees<br />
liegt ein zarter Charme, der ihn unwiderstehlich<br />
macht und dazu verführt<br />
ihn zu idealisieren“, sagt Laotse. „Der<br />
frühe Vogel kann den Wurm gerne haben.<br />
Ich nehme den Kaffee“, sagt der<br />
Volksmund. Wer keinen Kaffee mehr<br />
hat, fühlt sich „depresso“. And how<br />
does a teapot call his sweatheart? Empfohlene<br />
Antwort: „Oh, Darjeeling!“<br />
Kaffeefirmen werben mit „Verwöhnaroma“<br />
und „Genuss“, Teefirmen<br />
mit „aus gutem Hause“ und „gut fühlen schmeckt“.<br />
Eine japanische Teezeremonie ist von Respekt, Demut<br />
und Harmonie bestimmt. Eine Tasse schwarzer Ostfriesentee,<br />
auf Kluntje und mit Sahnewölkchen eingeschenkt, ist<br />
wie eine Allegorie des Lebens: Man trinkt sich durch die<br />
Bitternis, gemildert von cremigen Sahneschlieren, bis zum<br />
Zucker auf dem Grund. Für Kaffee bedarf es keiner rituellen<br />
Zeremonie.<br />
Kaffee- und Teetrinker trennen Welten, kann man meinen.<br />
Kaffee trinken eher die echten Kerle, Tee die Gesunden,<br />
Selbstgestrickten. Hartnäckig sprechen Teetrinker<br />
vom „Teein“, das ihr Lieblingsgetränk enthalte – man kann<br />
es doch nicht Coffein nennen! Tee gilt als heilkräftig, weil<br />
jeder Kräuteraufguss so genannt wird und einige davon<br />
medizinische Wirkung haben. Kaffeegenuss dagegen wird<br />
eher als Laster gesehen, doch zu Unrecht: Nur weil zur Zigarette<br />
besser Kaffee passt, kann man das Schädliche daran<br />
nicht dem Heißgetränk zuschreiben. Kaffee in Maßen<br />
soll sogar das Diabetes- und Leberkrebsrisiko senken.<br />
Auch in Sachen Lifestyle haben Kaffeegenießer mächtig<br />
aufgeholt. In jedem guten Restaurant, fast schon in jedem<br />
guten Haushalt steht ein Kaffee-Vollautomat, der die<br />
gewünschte Spezialität, frisch gemahlen, zubereitet. Auf<br />
Teetrinker wartet in der Regel ein Setzkasten mit verschiedenen<br />
Beuteln und dazu ehemals heißes Wasser, wenn man<br />
unbedingt will.<br />
In neuerer Zeit bekennen sich immer mehr Menschen<br />
dazu, sowohl Kaffee als auch Tee gerne zu trinken. Die<br />
moderne Gesellschaft wird eben immer diverser, toleranter<br />
und beliebiger.<br />
Adele von Bünau<br />
Lieselotte hatte, wie viele andere<br />
Menschen auch, unendlich viele<br />
Dinge, die noch brauchbar waren,<br />
aber nie von ihr benutzt wurden. Das<br />
fing beim Schokofondue an und hörte<br />
beim Heimtrainer aus sportlichen Tagen<br />
längst nicht auf. Da Lieselotte eher nicht<br />
die Flohmarktverkäuferin war und sich<br />
dieses Geschäft in Corona-Zeiten ja auch<br />
eher schwierig gestaltete, entschied sie<br />
sich für Online-Kleinanzeigen.<br />
Als Erstes stellte sie ihren Heimtrainer<br />
ein, der nun schon seit Jahren gut<br />
abgedeckt im Keller stand. Ihre Preisvorstellung<br />
lag bei 50 Euro, VB. Eigentlich<br />
ein Schnäppchen, denn er wurde<br />
schließlich ja nur sehr wenig benutzt.<br />
Nach kurzer Zeit trudelte auch schon<br />
die erste Reaktion von einem „Bernd<br />
G.“ ein, die aus nur zwei Ziffern bestand:<br />
„10“. Keine Anrede, keine Frage,<br />
einfach gar nichts sonst! Nur „10“! Lieselotte<br />
vermutete,“ Bernd G.“ wollte ihr<br />
einen Preisvorschlag von 10 Euro machen. Empört sprach<br />
sie zu sich selber: „Also, geht‘s noch? Nur ein Siebtel meines<br />
Preises! Wir sind doch hier nicht auf einem orientralischen<br />
Basar!“ Wenig später meldete sich Interessent zwei,<br />
„Fit-Man“. Bei ihm hatte es immerhin für ein paar mehr<br />
Buchstaben gereicht: „Mit Musik?“ fragte er an. Lieselotte<br />
blieb fast die Spucke weg. Natürlich ohne, sonst hätte sie<br />
es doch dazu geschrieben! Sie verstand nicht, dass Höflichkeiten,<br />
wie bei einem normalen Briefwechsel üblich,<br />
bei keinem Interessent zu lesen waren. Meistens bestand<br />
die Verständigung aus Zwei-Wort-Sätzen, wie: „Letzter<br />
Preis?“, „Noch da?“ oder „Verschicken geht?“<br />
Bei einem gut erhaltenen Bowle-Service mit Goldrand,<br />
was bestimmt noch 40 Euro wert war, bekam sie von<br />
„Glasi-Girl“ die Kurznotiz: „Kan nur 20“. Darauf wusste<br />
Lieselotte beim besten Willen keine Antwort mehr, außer<br />
dass sie ihr gerne ein „n“ geschenkt hätte. „Keramik-Boy“<br />
redete nicht lange herum: „Ok, DEIN Adres DANN!“ Die<br />
Großbuchstaben in Kombination mit dem Nutzernamen<br />
kamen Lieselotte derart furchtlos vor, dass sie sich schon<br />
geknebelt neben dem Heimtrainer im Keller sah. Doch<br />
dann machte sie auch noch die Erfahrung, dass, selbst<br />
wenn man sich gegen alle Widerstände, mit einem Interessenten<br />
auf einen Abholtermin geeinigt hatte, hieß das<br />
ja noch lange nicht, dass der Verkauf auch reibungslos<br />
verlief. Originell waren besonders die Käufer-Typen, die<br />
zwar tatsächlich auftauchten, aber keinesfalls den vollen<br />
Preis zahlen wollten. Sie gaben Lieselotte suspekte Gründe<br />
fürs Nachverhandeln: „Anreise war sehr aufwendig“<br />
– „Sieht anders aus als auf Foto!“ – „Oh, ich sehe starke<br />
Beanspruchung!“ Spätestens da war Lieselotte klar, dass<br />
sie die Schnauze voll hatte und sie entschied: „Nie wieder<br />
Online-Kleinanzeigen!“ Sie kochte sich zum Abreagieren<br />
eine gute Tasse Tee, setzte sich in ihren Lieblingssessel<br />
und schaute zum Fenster hinaus. In Gedanken sah sie Plakate<br />
an ihrem Gartenzaun hängen, auf denen stand: „Wenig<br />
benutzter Heimtrainer, wertvolles Bowle-Service und<br />
viele andere gut erhaltene Dinge kostenlos abzugeben!“<br />
<br />
Ulla D’Amico<br />
50 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 51
Gedächtnistrai ning<br />
Lösungen<br />
Seite 82<br />
Maßeinheiten<br />
... begleiten uns im Alltag.<br />
Immer wieder müssen wir<br />
entscheiden, ob es die richtigen<br />
Maße oder Gewichte<br />
sind, die vor uns sind,<br />
brauchen wir genau diese?<br />
1. Wie viel Meter sind<br />
sechs Dezimeter, achtzehn<br />
Zentimeter?<br />
A) 0,78 m<br />
B) 7,8 m<br />
C) 0,078 m<br />
D) 0,0078 m<br />
2. Wie viel Kilogramm sind<br />
fünf Tonnen und vier Zentner<br />
und vier Kilogramm<br />
und eintausendeinhundertfünfzig<br />
Gramm?<br />
A) 520, 515 kg<br />
B) 5205,15 kg<br />
C) 52,0515 kg<br />
D) 5205,15 kg<br />
3. Ein Kanister hat folgende<br />
Maße in Zentimeter sechzig<br />
x neunzig x fünfunddreißig.<br />
Wie viel Liter Wasser kann<br />
er fassen?<br />
Trainingsziel:<br />
Urteilsfähigkeit<br />
Quadrate<br />
Wie viele Quadrate<br />
zählen Sie in der Figur?<br />
Mind-Map<br />
In einem Mind-Map kann man Gedanken zu einem<br />
Thema notieren. Kreative Ideen sind gefragt.<br />
Erstellen Sie eine Mind-Map zum Thema „Sparen“.<br />
Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben das Wort<br />
„sparen“ in die Mitte. Ziehen Sie von dort aus Äste<br />
und Unteräste, die sie mit Schlüsselbegriffen versehen.<br />
Trainingsziel: Fantasie und Kreativität<br />
Suchbild<br />
Was ist das?<br />
Mit Blumen um<br />
die Ecke denken<br />
Gesucht werden hier Blumen, die<br />
umschrieben wurden. Um die Lösung<br />
zu finden, muss man ein wenig<br />
um die Ecke denken.<br />
Bsp. Messerscharfe Blume =<br />
Schwertlilie<br />
1. Nähzubehör<br />
2. Zirkusgewächs<br />
3. Himmlisches Musikinstrument<br />
4. Metallene Kopfbedeckung<br />
5. Klappernder Teil eines Vogels<br />
6. Türöffnendes Pflänzchen<br />
7. Abschiedswunsch<br />
8. Adipöses Federvieh<br />
9. Feminines Kleidungsstück<br />
10. Religiöses Dornengewächs<br />
Trainingsziel: Denkflexibilität<br />
Geheimcode<br />
Julius Cäsar verwendete einen einfachen<br />
Geheimcode, um Nachrichten durch<br />
feindliche Gebiete zu schleusen. Er ließ das<br />
Alphabet an einer anderen Stelle beginnen,<br />
wobei die ersten Stellen an das Ende des Alphabets<br />
verschoben wurden. Der folgende<br />
Satz wurde nach dem Schema kodiert. In<br />
diesem Fall beginnt das Alphabet mit dem<br />
C! Können Sie diesen Satz entschlüsseln?<br />
Die Übungen wurden zusammengestellt von:<br />
Gedächtnistrainerin<br />
Bernadette von Plettenberg<br />
Mitglied im Bundesverband Gedächtnistraining e.V.<br />
02732 / 590420 bernadette@plettenberg-struwe.de<br />
Gedächtnistrainingskurse auf Anfrage<br />
Trainingsziel: Konzentration<br />
Trainingsziele:<br />
Konzentration<br />
KP GKPGO UEJCNVLCJT JCV FGT<br />
HGDTWCT PGWPWPFBYCPBKI<br />
VCIG.<br />
Trainingsziel: Konzentration<br />
Hintergrundfoto: Ulrike Zöller<br />
52 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 53
Gesellschaft<br />
Gesellschaft<br />
Özlem Türeci<br />
Biontech – Pfizer<br />
Namen, die heute jeder kennt<br />
Ugur Sahin<br />
Solange wir denken können, ziehen die Menschen auf<br />
dieser Erdkugel umher. Die Ströme gehen von Ost<br />
nach West, von Nord nach Süd. Wir kennen alle die<br />
Flüchtlingsbewegungen unserer Zeit, mit deren Bilder wir<br />
heute konfrontiert werden. Doch es gab zu allen Zeiten Auswanderer.<br />
Ursachen waren Kriege und Hungersnöte, Menschen<br />
die aus Glaubensgründen oder der Arbeit wegen, ihr<br />
Heimatland oder den Kontinent verließen.<br />
So zog es, unter vielen anderen, auch einen Familienvater<br />
aus der Türkei nach Deutschland. In Köln, bei den<br />
Ford-Werken fand er Arbeit und die Möglichkeit, wenige<br />
Jahre später seine Frau und den kleinen vierjährigen Sohn<br />
nachkommen zu lassen. Wie andere Kinder spielte er Fußball,<br />
doch er interessierte sich mehr für wissenschaftliche<br />
Bücher, die er in der Kirchenbücherei auslieh. Zunächst<br />
wurde dem Grundschüler mit Migrationshintergrund ein<br />
weiterführendes Gymnasium verwehrt. Erst die Fürsprache<br />
eines Nachbarn ermöglichte einen Schulwechsel und<br />
1984 machte er, als erstes türkischstämmiges Facharbeiterkind,<br />
am heutigen Erich-Kästner-Gymnasium in Köln-<br />
Niehl das Abitur.<br />
Längst ist aus dem einstigen Einwandererkind ein namhafter<br />
deutscher Mediziner und Forscher geworden, der als<br />
Professor an der III. Medizinischen Klinik der Universität<br />
Mainz für experimentelle Onkologie forschte.<br />
Die Rede ist von Ugur Sahin, der zusammen mit seiner<br />
Frau Özlem Türeci schon 2006 den Grundstein der Biontechnologie<br />
legte. Damals dachte hierzulande noch niemand<br />
an jenen Virus, der uns nun schon so lange belastet.<br />
Als Inhaber verschiedener Patente vereinbarte Mitte März<br />
2020 das Unternehmen Biontech die Zusammenarbeit mit<br />
den beiden Partnern Fosun Pharma (Shanghai) für den chinesischen<br />
Markt und dem amerikanischen Konzern Pfizer<br />
für den Rest der Welt. Schon 2020 hatte Ugur Sahin erkannt,<br />
dass sich die Pandemie weltweit ausbreiten würde<br />
und er entwickelte den Impfstoff BNT162b2 gegen CO-<br />
VID-19. Heute zählt das Ehepaar Sahin/Türeci weltweit<br />
3 Fotos: Wikimedia Commons<br />
Gedenktafel<br />
zu den führenden Entwicklern des Impfstoffes der neuentdeckten<br />
Infektionskrankheit.<br />
Aber wer von unseren Lesern ahnt, dass der Name des<br />
Unternehmens Biontech-Pfizer, speziell des Konzerns Pfizer<br />
ebenfalls auf deutsche, genauer: schwäbische Wurzeln<br />
zurückblicken kann?<br />
Am 22. März 1824, also 140 Jahre vor Ugur Sahin,<br />
wurde im schwäbischen Ludwigsburg ein gewisser Karl<br />
Pfizer geboren. Als einziger Sohn und fünftes Kind eines<br />
Konditormeisters und Kolonialwarenhändlers, entwickelte<br />
er in seiner Zeit einen weitreichenden Unternehmergeist.<br />
Innerhalb der gut situierten bürgerlichen Familie absolvierte<br />
Karl Pfitzer eine kaufmännische Ausbildung, dann<br />
eine zusätzliche Lehre als Apotheker. Außerdem erlernte<br />
er den Beruf eines Feinchemikers. Gerade einmal 24 Jahre<br />
alt, brach er 1848 zusammen mit seinem vier Jahre älteren<br />
Cousin Karl Erhardt, auch der Konditorzunft zugehörig,<br />
zu einer Reise nach Amerika auf.<br />
Im Gegensatz zu anderen Auswanderern verfügte Pfizer<br />
über Sprachkenntnisse, hatte sich über die amerikanische<br />
Geschichte informiert und verfügte über ein stattliches<br />
Startkapital. Als Kredit lieh er sich 5000 Gulden bei<br />
seinem Vater, dazu hatte er sich einen Teil seines Erbes<br />
auszahlen lassen. Beide schwäbischen Cousins wollten<br />
ihre Ideen produktiv umsetzen und kauften zunächst ein<br />
kleines schlichtes Backstein-Gebäude in Brooklyn. In<br />
dem damals noch hauptsächlich von Deutschen bewohnten<br />
„Häusle“ am East River richteten sich beide Schwaben<br />
ein Büro, einen Lagerraum und ein kleines „Fabrikle“<br />
für die Produktion von feinchemischen Erzeugnissen ein.<br />
Zunächst produzierten sie die Chemikalie Santonin, ein<br />
Mittel gegen parasitäre Würmer, von der die amerikanische<br />
Bevölkerung arg befallen war. Dieses Medikament<br />
schmeckte bis dahin unangenehm bitter. Erhardt hatte den<br />
glücklichen Einfall und ersann als ehemaliger Konditor<br />
eine süße Hülle „wie bei nem Pralinle“, die erste Dragee-<br />
Tablette. Santonin wurde zum Verkaufsschlager.<br />
Bereits 1863 wurden Karl Pfizer und Karl Erhardt eingebürgert,<br />
für sie änderten sich beider Vornamen in Charles.<br />
Zeitlebens hielten sie zu ihrer schwäbischen Heimat einen<br />
sehr engen Kontakt. In Ludwigsburg ehelichte Charles Erhardt<br />
eine Schwester von Charles Pfizer. Aus dem Vetter<br />
wurde auch der Schwager. In Ludwigsburg lernte Charles<br />
Pfizer Anna Hausch kennen, auch sie heirateten in der alten<br />
Heimat.<br />
Für die aufwärtsstrebende Firma wurde das Backstein-<br />
Gebäude zu klein. Beide Cousins eröffneten im Stadtzentrum<br />
von Manhattan schon zeitig ein neues Büro. Das kleine<br />
Unternehmen stellte Borax und Borsäure her und wurde<br />
damit der erste wichtige Produzent dieser Chemikalie in<br />
den USA. Durch Schutzzölle begünstigt begannen sie<br />
mit der Herstellung von Weinsäure, mit der die Wunden<br />
der Unions-Soldaten während des amerikanischen Bürgerkrieges<br />
behandelt wurden. Rasch vergrößerten sie die<br />
Produktpalette. Campher, Jod und Jodsalze, Borax, Weinstein,<br />
Ether, Chlorophorm und Quecksilberverbindungen,<br />
usw. kamen aus dem Hause Pfizer. Das Unternehmen expandierte<br />
und beschäftigte 1876 bereits 150 Arbeiter und<br />
vier Chemiker. Limonaden wie Coca-Cola und Pepsi-Cola<br />
wurden durch die Massenherstellung von Zitronensäure<br />
beispielsweise erst möglich.<br />
Auf der Weltausstellung von 1876 in Philadelphia wurde<br />
Pfizer auch internationale Anerkennung zuteil. Eine<br />
Zeitschrift schrieb: „Der Eigenthümer, ein Württemberger,<br />
hat es verstanden, innerhalb von 20 Jahren aus nichts eine<br />
der größten amerikanischen Industrien zu schaffen.»<br />
Beide Vettern hatten schon zu Lebzeiten ihr Unternehmen<br />
in eine Aktiengesellschaft „Charles Pfizer & Co“<br />
umgewandelt. Charles Erhardt starb 1891, Charles Pfizer<br />
1906. Die weitere Geschäftsleitung teilten sich drei Kinder<br />
beider Familien.<br />
Die Pfizer-Forschung entwickelte 1941 ein Verfahren<br />
zur großtechnischen Fermentierung des Penicillins. Pfizers<br />
Antibiotikum war 200-mal ergiebiger als das herkömmliche<br />
Penicillin und belieferte ab 1944 die halbe Welt.<br />
In den 1950er Jahren suchte der amerikanische Pfizer-<br />
Konzern einen Produktionsstandort in Deutschland. Der<br />
Heimatort Ludwigsburg war in der engeren Wahl. Doch<br />
den Zuschlag bekam Karlsruhe, dort bot sich ein günstigeres<br />
Gelände an.<br />
Die deutsche Pfizer-Niederlassung veranlasste1966 am<br />
Geburtshaus von Karl Pfizer eine Gedenktafel anzubringen,<br />
aber schon 1972 wurde das Haus abgerissen.<br />
Weltweit stand der Pharmakonzern 1998 im Rampenlicht.<br />
Eigentlich wollte Pfizer ein Medikament gegen Herzinfarkte<br />
und ähnliche Durchblutungsstörungen entwickeln.<br />
Eine Wirksamkeit konnte nicht bewiesen werden, stattdessen<br />
wirkte das Mittel bei den männlichen Probanden<br />
an völlig unerwarteter Stelle und führte zu Erektionen. Es<br />
wurde unter dem Handelsnamen Viagra bekannt, als das<br />
erste Potenzmittel. Für Pfizer wurde es ein weiterer Riesenerfolg.<br />
Auch in unserer Umgebung wurde innerhalb der schlimmen<br />
Entwicklung der Pandemie nach einer neuen Stätte für<br />
die Entwicklung und Produktion eines BioNTech-Impfstoffs<br />
gesucht. Ins Gespräch kam Marburg. Die Hoffnungen<br />
und Erwartungen waren groß. Mit der Produktion wurde<br />
im Frühjahr/Sommer des letzten Jahres begonnen. Was nun<br />
auch in unserer näheren Umgebung entwickelt wird, ist für<br />
uns Menschen wirklich wichtiger als Gold geworden.<br />
Deshalb: Denken SWie an Karl Pfizer und Ugur Sahin<br />
und lassen Sie sich impfen. Vor allem „bleiben Sie gesund“.<br />
Eva-Maria Herrmann<br />
54 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 55
Neues Instrument der<br />
Bürgerbeteiligung<br />
Am 22. Dezember 2021 beschloss der Rat der Universitätsstadt<br />
Siegen die Einführung von Bürgerräten.<br />
Die Inanspruchnahme dieses anerkannten Instruments<br />
der Bürgerbeteiligung hatte die Gruppe „Transition<br />
Siegen“ vorgeschlagen.<br />
Was ist ein Bürgerrat? 1)<br />
Bürgerräte sind Gremien aus zufällig ausgelosten Bürgerinnen<br />
und Bürgern, welche zu einzelnen kommunalen Themen<br />
Ideen, Vorschläge, Anregungen und Kritik erarbeiten. Dies<br />
erfolgt mit Hilfe von externer professioneller und unabhängiger<br />
Moderation und mündet in einen thematischen Konzeptvorschlag,<br />
welcher der Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit<br />
vorgestellt wird. Das Positionspapier des Bürgerrats kann den<br />
Rat der Stadt Siegen sowie weitere Gremien hinsichtlich der<br />
Beschlusskompetenz durch neue, sachlich fundierte und konstruktive<br />
Vorschläge unterstützen. Bürgerinnen und Bürgern<br />
wird dadurch eine weitere Möglichkeit zur Teilhabe und Partizipation<br />
ermöglicht. Sie können mitwirken und Entscheidungsprozesse<br />
von Verwaltung und Politik begleiten und mitgestalten.<br />
Die Besetzung des Bürgerrates wird ausdrücklich nicht<br />
aufgrund von Vorschlägen durch Fraktionen, Lobbyverbände<br />
und anderen Interessensgruppen besetzt. Diese sind<br />
auch in der Mitarbeit nicht vorgesehen.<br />
Üblicherweise erarbeiten Bürgerräte in mehrtägigen<br />
Werkstätten eine unmittelbare Empfehlung aus der Bürgerschaft<br />
an die Ratspolitik zu ausgewählten großen, gesamtstädtischen<br />
Herausforderungen. Und daran besteht in<br />
Siegen kein Mangel. Die Stadt befindet sich im Wandel: in<br />
der Innenstadtentwicklung, in der Mobilität, beim Wohnen,<br />
bei der Digitalisierung, beim Klima, bei Themen der Teilhabe,<br />
der Bildung und sozialen Gerechtigkeit. Wie wäre<br />
es, wenn bei diesen großen Fragen unserer Zeit die Leute<br />
mitreden? Zum Beispiel „Wie können wir angemessen auf<br />
den Klimawandel reagieren?“ oder „Wie kann das Pflegesystem<br />
verbessert werden?“<br />
Bürgerrat in Siegen<br />
Wie funktioniert ein Bürgerrat? 1)<br />
Zunächst ist ein Thema zu definieren, über das ein Bürgerrat<br />
beraten soll. Das Thema sollte von öffentlichem<br />
Interesse und möglichst konkret sein, um somit zielgenau<br />
arbeiten zu können. Hier bieten sich Themen aus vielfältigen<br />
gesellschaftlichen Bereichen an, wie z. B. Klimaschutz,<br />
nachhaltige Mobilität, ausgewählte Städtebauprojekte,<br />
Digitalisierung oder Stärkung von Freizeit- und Sportangeboten.<br />
Die Auswahl erfolgt durch die Verwaltung.<br />
Sobald ein Thema festgelegt wurde, steht die Auswahl<br />
von Bürgerinnen und Bürger an. Diese werden in einem<br />
mehrstufigen Prozesses zunächst über eine Zufallsstichprobe<br />
aus dem Einwohnermelderegister ausgewählt und zur<br />
Mitarbeit eingeladen. Die ausgewählten Bürgerinnen und<br />
Bürger erhalten daraufhin ein Anschreiben mit Bitte um<br />
Rückmeldung hinsichtlich der Bereitschaft der Teilnahme…<br />
Weiteres Vorgehen 1)<br />
…Wenn sich der Prozess im Ganzen als positiv darstellt,<br />
sollten Bürgerräte langfristig in das Portfolio der Bürgerbeteiligungen<br />
der Stadt Siegen aufgenommen werden. Die<br />
Auswahl der Themen obliegt der Verwaltung. Die Gesamtkosten<br />
der Maßnahme werden mit jährlich 15 Tsd. Euro<br />
veranschlagt.<br />
Das Verfahren ist mit dem Etikett „Bürgerbeteiligung“<br />
ausgestattet. Aber die Auswahl der Themen obliegt der<br />
Verwaltung. Demnach hat diese maßgebenden Einfluss. Es<br />
wird sich zeigen müssen, ob das mit direkter Demokratie<br />
zu tun hat oder mit einer bloßen Konsultation der Bürger.<br />
Damit bleibt den gewählten und demokratisch legitimierten<br />
Ratsmitglieder vorbehalten, ob und welche Konsequenzen<br />
sie daraus ziehen und wann das geschieht.<br />
„Wir werden uns verändern müssen“<br />
Am 04. Juli 2021 gab Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier dem ZDF ein Interview. 2) Der Bundespräsident<br />
56 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
äußerte sich über Folgen des Klimawandels, ohne ahnen<br />
zu können, wie dramatisch sich diese wenige Tage später<br />
mit dem Hochwasser vom 14. Juli zeigen sollten. Dennoch<br />
traf er den richtigen Ton: „Wir werden uns verändern müssen“<br />
lautete seine Kernbotschaft. Auch im Zusammenhang<br />
mit der Corona-Pandemie sowie der ständig wachsenden<br />
Digitalisierung sei Veränderung unvermeidlich: „Das geht<br />
an keinem Bereich der Gesellschaft vorbei, Wohnen Bauen,<br />
Mobilität, Autofahren, Schule, Landwirtschaft, Zukunft<br />
des ländlichen Raumes.“ Als unverzichtbare Grundlage<br />
für Veränderungen bezeichnete der Bundespräsident<br />
ein „strategisches Dreieck“, wie es in Island praktiziert<br />
werde. Die Eckpunkte:<br />
1. effektiver Klimaschutz,<br />
2. funktionierende Wirtschaft,<br />
3. Zusammenhalt der Gesellschaft.<br />
Idealerweise lokal<br />
Island? Der größte Teil der dortigen Bevölkerung<br />
(insgesamt ca. 3,6 Mill. Einwohner) lebt in der Hauptstadt<br />
Reykjavik. Hier, in einer überschaubaren Region,<br />
auf lokaler Ebene, lassen sich Gemeinschaftsaufgaben<br />
am leichtesten erkennen und bearbeiten. Sozusagen als<br />
Lokale Agenda. Damit orientieren sich die Isländer an<br />
Empfehlungen einer bereits 1992 stattgefundenen UN-<br />
Konferenz. Damals stellten die Regierungsvertreter aus<br />
178 Nationen fest, dass ein für die Zukunft der Menschheit<br />
verantwortbares Handeln vorrangig auf lokaler<br />
Ebene eingefordert und durchgesetzt werden kann.<br />
Weltweit sollten Städte jeweils örtliche Erfordernisse benennen<br />
und in einen sogenannten AGENDA 21-Prozeß<br />
einbringen. Als Maßstab für das weitere Vorgehen sollte<br />
gelten, was laut Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier<br />
jetzt beispielhaft in Island geschieht: Lokale Projekte mit<br />
dem Anspruch auf ökologische, ökonomische und soziale<br />
Nachhaltigkeit. Die Forderungen der Konferenz von 1992<br />
wurden in den 90er Jahren von zahlreichen Kommunen<br />
aufgegriffen. Auch in Deutschland.<br />
„Was heißt das auf Deutsch?“<br />
Im April 1998 folgte der Rat der Stadt Siegen einem<br />
Aufruf der Bundesregierung und beschloss, ein Programm<br />
für die zukunftsfähige Entwicklung der Stadt zu konzipieren.<br />
Dies sollte unter Beteiligung aller gesellschaftlichen<br />
Gruppen, öffentlichen Einrichtungen und der Wirtschaft<br />
geschehen. Bereits kurz nach dem Beschluss zeigten<br />
Mitglieder des Stadtrates Reaktionen von staunender Ahnungslosigkeit<br />
(„Hab ich noch nie gehört, was heißt das<br />
auf Deutsch?“) über Misstrauen bis zu strikter Ablehnung<br />
(„Mit Umwelt haben wir uns lange genug befasst. Jetzt<br />
geht es um Arbeitsplätze!“). Erhebliche Vorbehalte äußerte<br />
auch die Industrie- und Handelskammer Siegen und<br />
stellte Bedingungen für eine Beteiligung. Der Prozess startete<br />
mit 13 Arbeitsgruppen. Als die erste Euphorie verpufft<br />
war, gab’s noch sieben.<br />
Gesellschaft<br />
Nach uns die Sintflut?<br />
Der Siegener Seniorenbeirat setzte (ebenfalls kurz nach<br />
dem Ratsbeschluss) den Schwerpunkt „Soziale Nachhaltigkeit“<br />
obenan auf seine Prioritätenliste. Die damit befasste<br />
Arbeitsgruppe (Agenda-AG ALTERaktiv)<br />
• regte die Einrichtung einer Geschäftsstelle für die Agendaarbeit<br />
an einschließlich Engagement für deren Finanzierung<br />
im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
• organisierte und begleitete eine von der UNI Siegen<br />
durchgeführte Befragung älterer Menschen in Siegen<br />
• gründete 2000 das landesweit erste Internetcafé für<br />
Senioren (Senecafé)<br />
• richtete einen Internet-Auftritt ein (senioren-siegen.de)<br />
• setzte sich für die Gründung einer Bürgerstiftung ein,<br />
außerdem für eine Anlaufstelle für ehrenamtliches<br />
Engagement.<br />
Eine beantragte Unterstützung in Höhe von 1 Tsd. DM für<br />
entstandene und absehbare Aufwendungen wurde vom<br />
Haupt- und Finanzausschuss (HFA) des Stadtrats abgelehnt.<br />
Das Engagement der Arbeitsgruppen wurde als<br />
„weitgehend wirkungslos“ bezeichnet und ihnen städtische<br />
Verwaltungsangestellte als „Betreuer“ zugeordnet.<br />
Die Arbeitsgruppe AL-<br />
TERaktiv z.B. verzichtete<br />
auf Betreuung und entwickelte<br />
sich zu einem eingetragenen<br />
Verein, unter<br />
dessen Dach sich zahlreiche<br />
selbstständig handelnde<br />
Arbeitsgruppen bildeten.<br />
Im Hinblick auf die Einrichtung<br />
von Bürgerräten –<br />
aber auch bezogen auf die<br />
Bundespräsident Steinmeier<br />
von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geforderten<br />
Veränderungen – wird sich zeigen, welchen Einfluss die Bedenkenträger<br />
und Bremser im politisch-administrativen und<br />
Medienbereich noch immer haben. Erich Kerkhoff<br />
Quelle: 1) Verwaltungsvorlage Nr. 686/2021 vom 06.12.2021. 2) https://www.zdf.de/<br />
politik/berlin-direkt/berlin-direkt---sommerinterview-vom-4-juli-2021-100.html<br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 57
Zum Teufel mit dem Wetter<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Es gibt viele Wetterregeln, trotzdem lässt sich kein<br />
Wetter regeln! (E. H. Bellermann). Sieht man mal<br />
von der modernen Floskel wie geht es ab, mit der<br />
Mensch im fortgeschrittenen Alter gleich beim Thema<br />
Krankheiten ist, sind Äußerungen zum Wetter wohl ein<br />
ebenso häufig genutzter, nicht seltener Einstieg in zwanglose<br />
Gespräche. Dass das Wetter nicht immer allen gefällt,<br />
ist keine neue Weisheit. Dem Sommerfrischler ist es zu<br />
heiß, dem Landwirt ist es zu trocken, freuen sich Naturliebhaber<br />
über den Regen, ist es dem Wanderer vielleicht<br />
viel zu feucht. Dem Stubenhocker ist es zu kalt, den Wintersportler<br />
nicht kalt genug (usw.). Also: Auf die Einstellung<br />
kommt es an; wie sagte doch schon Wilhelm Busch:<br />
„Dauerhaftem schlechtem Wetter<br />
mußt du mit Geduld begegnen,<br />
mach es wie die Schöppenstedter:<br />
regnet es, so laß es regnen.“<br />
Und John Ruskin findet. Sonnenschein ist köstlich,<br />
Regen erfrischend, Wind fordert heraus, Schnee macht<br />
fröhlich; im Grunde gibt es kein schlechtes Wetter nur<br />
verschiedene Arten von gutem Wetter“ (Wikipedia). Und<br />
doch bestätigt sich das Sprichwort eines unbekannten Verfassers.<br />
Ob Sonnenschein, ob Regen, wir sind dagegen.<br />
Wobei wir bei E. Ellinger sind, der feststellt: Der Teufel<br />
soll sie holen, die Wetterkapriolen. Doch was hat der Teufel<br />
damit zu tun?<br />
Dass schlechtes Wetter eine Teufelsangelegenheit ist,<br />
gehörte zum festen Glauben der Menschen im Mittelalter.<br />
Als der HERR die Geduld mit seinen Geschöpfen verlor,<br />
beschloss er, sie zu ersäufen! `Alles was auff Erden ist sol<br />
untergehen`, so drückte Luther es in seiner Übersetzung<br />
des 1. Buch Mose aus. Wasser und Wetter bringen Not über<br />
die Menschen, seit Kain ein Ackermann geworden ist und<br />
seinen Bruder, den Hirten Abel, erschlagen hat, schreibt<br />
Bruno Preisendörfer. 1<br />
In der Lutherzeit, also zu Beginn des 16. Jahrhunderts,<br />
so berichtet er weiter, stand den Bauern in vielen Jahren<br />
das Wasser bis zum Hals, in anderen Jahren wiederum<br />
verdorrte ihnen die Frucht am Halm, und die Erde zeigte<br />
Risse vor Trockenheit.<br />
Im März 1510 2 herrschten Frost, Schnee und Regen,<br />
dass kaum Sommerfrüchte gewachsen sind und eine große<br />
Teuerung einsetzte. 1514 konnten in vielen deutschen Gegenden<br />
die Mühlen wegen der Vereisung der Flüsse und<br />
im Sommer desselben Jahres wegen ihrer Austrocknung<br />
nicht arbeiten. Im März und April 1517, also im Frühling,<br />
herrschten nach einem strengen Winter in Süd- und Westdeutschland<br />
nahezu sommerliche Temperaturen, Klimaforscher<br />
sprachen von einem der trockensten Monate des Jahrhunderts.<br />
Im Hochsommer des gleichen Jahres wiederum<br />
brachen langandauernde Regenfälle über das ausgedörrte<br />
Land herein, bis im September eine neue Trockenheit einsetzte.<br />
1521 gab es den wärmsten Winter des Jahrhunderts.<br />
Im Februar haben die Kirschen geblüht. Und Ostern war<br />
es kälter als zu Weihnachten und es schneite mehr als im<br />
ganzen Winter. Und im folgenden Jahr war der Winter dagegen<br />
kalt und trocken, der Main fror von Mitte Januar bis<br />
Anfang März zu, im Februar rührte sich der Vater Rhein<br />
bei Köln vor Frost nicht mehr von der Stelle. 1524 hagelte<br />
es bei Schaffhausen so stark, dass Eiskörner, Hühnerei<br />
groß, Korn und Wein vernichtet und Häuser und Fenster<br />
zerschlagen haben. Im folgenden Jahr 1525 lag morgens<br />
Schnee um die Festung Marienberg über Würzburg. Mitte<br />
September 1527 fiel in fränkischen und österreichischen<br />
Gebieten wegen starken Frosteinbruchs die Ernte aus. Im<br />
Sommer des Jahres 1529 war es in ganz Mitteleuropa nass<br />
und kalt, überall traten die Flüsse über die Ufer. Fünf Jahre<br />
später, im Jahr 1534 folgte auf einen kalten Winter, in dem<br />
die Flüsse zufroren, ein extrem heißer Sommer, der z.B.<br />
die Oder in ein Rinnsal verwandelte. Auch 1538 beklagte<br />
man in Wittenberg über eine extreme Dürre. Aus der Reihe<br />
dieser auffälligen Wetterereignisse sticht das Jahr 1540 auf<br />
dramatische Weise hervor. Der Rhein wurde an manchen<br />
Stellen so seicht, dass man ihn durchwaten konnte. Die<br />
Weiden trockneten aus und das Vieh verendete, schreibt<br />
Preisendörfer.<br />
Verhextes Wetter<br />
Für die außergewöhnliche Trockenheit oder Regenzeit<br />
suchten die Menschen seinerzeit – wie schon bei der Pest<br />
– nach einer Erklärung. Die einen sahen darin eine Strafe<br />
Gottes, anderen kam es eher wie Teufelswerk vor. Für<br />
Letzteres musste jemand verantwortlich sein, der mit dem<br />
Teufel buhlt. Die Richter des Amtes Augustusburg/Schellberg<br />
schickten im Jahre 1529 eine ältere Frau wegen Wetterzaubers<br />
auf den Scheiterhaufen. Dass jemand mit dem<br />
Teufel im Bunde steht, glaubte auch der Landvogt von<br />
Wittenberg, ging auf Suche und wurde fündig. Er ließ im<br />
Dürrejahr 1540 die Herumtreiberin, in Wirklichkeit eine<br />
wehr- und schutzlose Außenseiterin, mit Namen Prista<br />
Frühbottin verhaften. Man warf ihr vor, Vieh vergiftet und<br />
Wetter gemacht zu haben und schickte sie zur Hölle, in<br />
dem sie am Pfahl geröstet (also als Hexe verbrannt) wurde.<br />
Dem damaligen Wissensstand und Zeitgeist entsprechend<br />
war für außergewöhnliche Ereignisse oft schnell<br />
eine Lösung gefunden: Schuld waren Hexen (nicht nur<br />
Frauen, auch Männern wurde Hexerei vorgeworfen; und<br />
manchmal wurden Menschen als Hexen verurteilt, weil sie<br />
gute Erblasser waren).<br />
Den Hexen war alles zuzutrauen. Dem Hexenglauben<br />
unterlagen in jener Zeit nicht nur Grafen und Fürsten<br />
sowie Fürstbischöfe und andere bedeutende Persönlichkeiten;<br />
selbst Martin Luther glaubte an Hexen und<br />
Teufel und die protestantische Konkurrenz am Genfer<br />
See (Calvin) blies heftig ins Feuer, ist bei Preisendörfer<br />
zu lesen.<br />
Dass man die Frühbottin zu Unrecht verbrannt hatte,<br />
zeigte sich in den Folgejahren. Trotz ihres Todesopfers<br />
folgten in den Jahren 1572 bis 1573 Dürre und Hungersnot<br />
und vier Jahre später setzte im Sommer Hochwasser ein,<br />
so dass Menschen und Tiere zu Tode kamen.<br />
Schon im Jahre 1571 wurde in Schlesien über Steuererleichterung<br />
beraten, weil diß Land mit „großen Mißwachs/<br />
Wassernöthen und anderen Beschwerungen/Hunger/Armut/Absterbung<br />
der Schaff/Rindt und allerlei Viehes beladen<br />
und dem Lande auch alle Nahrung und Gewerb enfellet,<br />
schreibt Conrads. 3<br />
Im Jahre 1587 mussten in Schlesien die Schnitter bei<br />
der Ernte Pelze anziehen, so dass die kommenden Jahre<br />
Notzeiten wurden. Kürzere Sommer und übermäßige Nässe<br />
beeinträchtigten die Ernteerfolge doppelt. Besonders<br />
hart waren auch die Jahre 1602/1603 und 1607/1608. 2 So<br />
war es die Jahrhunderte hindurch.<br />
Der ungerechtfertigte Tod der Frühbottin hat aber wohl<br />
keinen mehr gerührt. Geschehen ist geschehen!<br />
<br />
58 durchblick 1/<strong>2022</strong>
Umwelt<br />
Umwelt<br />
Kleine Eiszeit<br />
Die Zeit der Hexenjagd ist Vergangenheit, geblieben<br />
sind extreme Witterungsverhältnisse – Witterungsnöte anderer<br />
Art. Bis ins 19. Jahrhundert hinein machten bitterkalte<br />
Winter und feuchte, kühle Sommer den Menschen<br />
zu schaffen. Zwei besonders kalte Abschnitte waren das<br />
„Maunder-Minimum“, das von 1645 bis 1715 anhielt, sowie<br />
das „Dalton-Minimum“ von 1790 bis 1830. Ursächlich<br />
waren dunkle Flecken auf der Sonnenoberfläche, die<br />
meist in größeren Gruppen auftraten und eine verringerte<br />
Energieabstrahlung zur Folge hatten. 4 In den Wintern froren<br />
die Flüsse tief zu. Das Tauwetter setzte erst spät ein.<br />
Wolkenbrüche und hoher Niederschlag im Sommer führten<br />
zu Überschwemmungen.<br />
Und heute? An den heißen Sommer 1947 erinnern sich<br />
nur noch wenige. Dem hingegen ist der tolle Sommer<br />
1959 (mit bedenklicher Wasserknappheit) noch manchem<br />
gegenwärtig. Andererseits sind auch die nassen Sommer<br />
der 70er Jahre nicht zu vergessen, die Rudi Carrell im Jahre<br />
1975 Anlass gaben, das schöne Lied „Wann wird`s mal<br />
wieder richtig Sommer“ vorzutragen (und dabei die SPD<br />
zu entlasten). Das ist lange her. Bald wurde wieder Sommer.<br />
Wer stöhnte nicht über die anhaltende Hitze in den<br />
letzten Jahren, in denen die Sonne ihr Bestes tat und weder<br />
Wald noch Schatten Erfrischung spendeten. Wer erinnert<br />
sich nicht an die Dürre und die ausgetrockneten Felder,<br />
die den Landwirten den Schlaf raubten, weil die ersehnte<br />
Ernte zu verkümmern drohte. Auch der Wald lechzte nach<br />
Wasser (nur der Borkenkäfer freute sich). Selbst den Forellen<br />
in den Bächen bereitete die Hitze Unwohlsein.<br />
Anderseits waren die mäßigen Winter so unnatürlich<br />
mild, dass Märzenbecher und Tulpen schon im Dezember<br />
ihre Köpfe dem Himmel entgegen streckten (wie 2020 in<br />
unserem Garten) und heimische Wintersportler griesgrämig<br />
dreinschauten.<br />
Klimakatastrophe<br />
Der Rückblick auf die Wetterkapriolen mag „Wasser<br />
auf die Mühlen“ der Menschen sein, die den Klimawandel<br />
leugnen. 5 Aber Wetter ist nicht gleich Klima. Unter Klima<br />
wird der Zustand der Atmosphäre über einem bestimmten<br />
Gebiet und der Ablauf der Witterung in diesem Gebiet beschrieben.<br />
Und das war regional immer sehr unterschiedlich.<br />
Während hier und dort ein sogenanntes Reizklima<br />
vorherrscht, ist das Klima andernorts schonend. Während<br />
der Volksmund von der Stadt Münster behauptet, dass es<br />
entweder regnet oder die Glocken läuten, ist es im südlichen<br />
Baden-Württemberg meist schön, mild und trocken.<br />
Schlesien war bekannt für schneereiche kalte Winter und<br />
schöne Sommer mit ausgeglichenem Niederschlag. Innerhalb<br />
dieser Klimazonen spielt sich seit eh und je das Wetter<br />
ab, ohne dass ein Teufel dafür verantwortlich ist. Klima ist<br />
nicht Wetter, sondern vereinfacht gesagt der Durchschnitt<br />
allen Wetters auf der Erde. Und das ändert sich durch die<br />
Erderwärmung. Es ist ja nicht zu übersehen: Gletscher gehen<br />
zurück, die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel<br />
steigt, es gibt Kälteeinbrüche, Hitzeperioden, sintflutartige<br />
Regenfälle schreibt Daniela Vates in ihrem Leitartikel<br />
der Siegener Zeitung vom 15.11.2021. Erinnert sei an<br />
den Orkan Kyrill, der am 18./19 Januar 2007 mit seinen<br />
Böen auch hier bei uns enorme Schäden anrichtete. Die<br />
Intensität der Stürme nimmt zu, der Boden in Sibirien taut<br />
auf, Überschwemmungen infolge heftiger Regengüsse auf<br />
engem Raum und Unwetterkatastrophen wie im Ahrtal<br />
und Umgebung tun ihr übriges. Den deutschen Wäldern<br />
geht es immer schlechter, der Schädlingsbefall – gefördert<br />
durch Hitzewellen und Dürren – vernichtet unsere Fichtenwälder,<br />
Insekten sterben (usw. usw.).<br />
Dass der Mensch seine Hand im Spiel hat, ist wissenschaftlich<br />
belegt und scheint eindeutig. 1990 warnte<br />
der Weltklimarat IPCC der Vereinten Nationen vor<br />
einer massiven globalen Erwärmung. Seitdem sind die<br />
Das SUV „Sport Utility Vehicle“ (Sport- und Nutzfahrzeug) ist eine, auch bei Älteren beliebte Energieschleuder.<br />
Treibhausgas-Emissionen um über 40% gestiegen. „In drei<br />
Jahrzehnten haben die Menschen mehr CO 2<br />
ausgestoßen als<br />
in der gesamten Menschheitsgeschichte, berichten Luisa<br />
Neubauer und Alexander Repenning in ihrem Buch „Vom<br />
Ende der Klimakrise“. Es sind die über viele Jahre angehäuften<br />
Emissionen, die den Treibhauseffekt ausmachen.<br />
Andererseits: Wissenschaftler prognostizieren für die<br />
zweite Hälfte unseres Jahrhunderts Schattenbildung auf<br />
der Sonnenoberfläche, die vor Jahrhunderten Ursache für<br />
eine kleine Eiszeit war. Welche Wirkung ein solches Minimum<br />
haben könnte, legen Wissenschaftler im Internet anschaulich<br />
dar. Ob das eintrifft und wie sich das auswirken<br />
wird, sei dahingestellt – aber so lange können wir nicht<br />
warten. Bis dahin kann viel geschehen.<br />
Weil der Mensch die Hand im Spiel hat (und nicht einzelne<br />
Hexen), muss der Mensch sein Verhalten ändern. Ein<br />
Zuwarten, bis die Politik entscheidende Regelungen trifft,<br />
geht fehl; denn wenn ökonomische Interessen entgegenstehen,<br />
passiert zu wenig. Beispiel: Schon in der 80er Jahren<br />
forderte der Bundesverkehrsminister Volker Hauff (1980-<br />
1982) die Verlagerung des Schwerlastverkehrs auf die<br />
Schiene, passiert ist das Gegenteil. Durch die Privatisierung<br />
der Bahn ist die Nutzung der Schiene eher schlechter geworden.<br />
Viele Nebenstrecken wurden beseitigt oder werden<br />
stillgelegt, wenn die Einnahme die Kosten nicht decken. So<br />
wird der Mensch in sein Auto gezwungen. Auch die bundeseigene<br />
Post hat ihre dem Gemeinwohl zugedachten Aufgaben<br />
und Leistungen bis auf das möglich Machbare aus Kostengründen<br />
zurück gefahren und viele Briefträger eingespart<br />
(Kostenersparnis durch Personalminimierung). Heute lässt<br />
sie hier und da Briefe mit VW-Bullys ausfahren und lässt<br />
Briefkästen durch Subunternehmen mit schrottreifen, stinkenden<br />
Autos leeren. Nacht für Nacht rasen Lastkraftwagen<br />
und Schnelltransporter von DHL, der Deutschen Post, von<br />
DPD uns UPS durch unser Land, um Postdienstleistungen<br />
zu erfüllen. Und die Bahn fährt nebenher.<br />
Auch wenn sich gegenwärtig alle Parteien den Klimawandel<br />
an die Fahne heften, wird nicht viel zu erwarten sein, wenn<br />
dadurch Wohlstand und Bequemlichkeit einzubüßen sind.<br />
Zu der Frage, was denn der einzelne schon tun kann,<br />
sei allein auf den Kraftfahrzeugverkehr verwiesen. Im<br />
Verkehrssektor sind wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
zufolge die Emissionen in den vergangenen 30 Jahren<br />
nicht gesunken, sondern gestiegen. Zudem ist jeder Verbrennungsmotor<br />
ein Heizofen, der Wärme spendet. Folglich<br />
könnte jeder zum Klimaschutz beitragen, wenn er das<br />
Auto auch mal stehen lässt oder auf schadstoffarme Autos<br />
umstellt, zu Fuß geht, Fahrgemeinschaften bildet, Fahrrad<br />
fährt oder öffentliche Verkehrsmittel benutzt.<br />
Weiter so? Dann werden wohl die Wetterkapriolen zunehmen.<br />
Eine Hexe zu suchen ist müßig.<br />
Wolfgang Kay<br />
Textquellen: 1) Bruno Preisendörfer, Als das Deutsch erfunden wurde – Reise in die Lutherzeit,<br />
Köln 2017. 2) Die folgenden Daten sind dem Buch von Preisendörfer entnommen.<br />
3) Conrads, Deutsche Geschichte im Osten Europas – Schlesien – Berlin 1994. 4) Odenwald,<br />
Eiszeit statt Heißzeit – Forschung und Technik, Focus Nr. 20/2009 . 5) wie z. B. Trump<br />
(ehemaliger Präsident der USA) oder Bolsonaro (brasilianischer Präsident)<br />
60 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 61
Von Feen und Fröschen<br />
Wer erklärt uns das Wetter<br />
Froggy, der kleine freche Wetterfrosch, war einige Jahre<br />
mein Liebling, der den Nutzern von Smartphones die<br />
Prognosen „to go“ auf dem kleinen Bildschirm servierte.<br />
Der grüne Frosch war immer dem Wetter entsprechend<br />
draußen unterwegs, er schwitzte unter der Sonne und ging<br />
baden. Bei Schmuddelwetter spazierte er mit Schirm durch<br />
die herbstlichen Wälder. Im Winter bibberte er im Schnee.<br />
Seit Corona trug auch mein Lieblingsfrosch auf seinen Spaziergängen<br />
plötzlich Maske. Doch mit meinem neuen Smartphone<br />
war der goldige Froggy plötzlich weg. Die Wetter-App<br />
war für mich uninteressant geworden. Ich musste also wieder<br />
selbst vor die Tür gehen und das Wetter checken. Oder wieder<br />
im Radio und Fernsehen den Berichten, so wie früher, folgen.<br />
Ihr Lachanfall ist Legende. Seit 1992 moderierte Maxi Biewer<br />
bei RTL das Wetter. Erst als Urlaubsvertretung. Dann wurden<br />
über 15.000 Wettervorhersagen daraus und die Wetterfee<br />
gewann die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Weg<br />
vom oberlehrerhaften Dozieren mit Zeigestock und Tafel hin<br />
zur lockeren Information und zur Muntermacherin am frühen<br />
Morgen. Und bei ihr, der ersten Frau als Wettermoderatorin<br />
im deutschen Fernsehen, war immer gute Laune inklusiv. Als<br />
Schauspielerin arbeitete sie sich in das Thema ein. Denn meist<br />
waren nur studierte Meteorologen oder ausgebildete Nachrichtensprecher<br />
vor der Kamera. Eine Ausnahme war auch der<br />
österreichische Schauspieler und Moderator Elmar Gunsch<br />
in den 80-iger Jahren beim ZDF, der das Wochenendwetter<br />
präsentierte. Vor allem die Zuschauerinnen verzauberte er mit<br />
seiner sonoren, weichen Bassstimme – egal ob er Hundstage<br />
oder Schmuddelwetter ankündigte.<br />
Jörg Kachelmann, geboren im deutsch-schweizer Grenzgebiet<br />
entschied sich noch während seines Studiums der<br />
Meteorologie schnell für den Beruf als Journalist, später als<br />
Radio- und Fernsehmoderator.1989 errichtete er im Kanton<br />
St. Gallen eine eigene Wetterstation und gründete seine eigene<br />
Firma Meteomedia, die den Medien visuell aufbereitete<br />
Wetterdaten und Karten lieferte. Auch mit der ARD arbeitete<br />
er erfolgreich zusammen und seit 1994 präsentierte er<br />
nun selbst das Wetter. Mit seiner lässigen, coolen Art traf er<br />
den Geschmack seiner Zeit. Später moderierte er auch beim<br />
MDR die Talkshow „Riverboat“. Leider geriet der beliebte<br />
Wettermann 2010 in einen Vergewaltigungsskandal, der<br />
in den Medien hohe Wellen schlug und die Klatschspalten<br />
füllte. Er wurde freigesprochen, doch zog er sich erstmal<br />
aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Sein flapsiger<br />
und unkonventioneller Stil ist aber unvergessen.<br />
Sogar Siegen bekam eine eigene Meteomedia Wetterstation,<br />
die 2003 persönlich von Jörg Kachelmann und Bürgermeister<br />
Stötzel eröffnet wurde. Willi Bürger, Lehrer an<br />
der Realschule am Oberen Schloss, ließ nicht locker: Mit<br />
einer Projektgruppe wollte er die Wetterstation an seine<br />
Graphik: Matthias Neuser<br />
Schule holen und betreuen. Er nahm viele Hürden und mit<br />
viel Sponsorengeldern wurde die Station schließlich eingerichtet.<br />
Kachelmann ließ es sich nicht nehmen, selbst eine<br />
Schulstunde zum Thema Wetter zu halten. Seitdem lieferte<br />
die Schule mit ihrem hohen Mast und den genormten Messgeräten<br />
Wetterdaten nach Berlin in die Zentrale und versorgte<br />
auch die Siegener Zeitungen mit den aktuellen Prognosen.<br />
1999 holte Kachelmann Donald Bäcker in sein Team, der<br />
von 1990 bis 97 die Wetterwarte in Neuruppin leitete. Eigentlich<br />
wollte Bäcker gar nicht vor die Kamera, doch bei<br />
Kachelmann lernte er das Handwerk des „Medienmeteorologen“.<br />
Seine Wetterprognosen werden bis heute im Morgenmagazin<br />
bei ARD gesendet. Interessanter als im Studio<br />
ist es natürlich, wenn der Wetterbericht draußen stattfindet:<br />
eine Spezialität von Donald Bäcker. Wenn ihm die Haare<br />
zu Berg stehen und der Sturm ihm fast das Mikro aus der<br />
Hand weht, etwa auf einem Leuchtturm an der Nordsee, ist<br />
er in seinem Element. Ob in den Alpen im tiefen Schnee, in<br />
Badehose im Schwimmbad oder im Elefantenhaus überall<br />
macht der sportliche Medienmeteorologe eine gute Figur.<br />
Seit 1999 hat Claudia Kleinert im 1. Programm und<br />
verschiedenen dritten Programmen viele Fans. Mal sexy in<br />
knallrot oder pink mit langen blonden Haaren, mal seriös im<br />
schwarzen Outfit mit hochgesteckten Haaren. Immer wird<br />
diese gut gelaunte Wetterfee auf dem Bildschirm gern gesehen.<br />
Perfekt sind ihre Gestik und Mimik, ihre positive Ausstrahlung,<br />
ihre angenehme Stimme. „Ein hübsches Gesicht<br />
reicht nicht“ schreibt sie in ihrem Buch „Unschlagbar Positiv“<br />
von 2016. Sie setzt sich mit der „Charisma-Formel“ auseinander<br />
und gibt Tipps, wie man erfolgreich kommuniziert. Und<br />
sie berichtet, wie es ihr geschickt gelungen ist, selbst Karriere<br />
zu machen. Inzwischen ist Kleinert ein viel gebuchter Coach<br />
in Sachen Karriere und Beruf. Gern wird sie auch als Moderatorin<br />
für Galas von Unternehmen gebucht. Doch sie hat auch<br />
eine andere Seite. Sie engagiert sich für Menschen mit Behinderung.<br />
2012 wurde ihr hierfür der Medienpreis BOBBY der<br />
Bundesvereinigung Lebenshilfe verliehen. Nicht mit Mitleid,<br />
sondern voller Respekt und Natürlichkeit sei ihr Umgang mit<br />
Menschen mit Behinderung. Ihr Bruder Stephan lebt mit einem<br />
Handicap und sie bewundert, wie kraftvoll er sein Leben<br />
meistert. Er begleitete sie zur Preisverleihung.<br />
Umwelt<br />
Cover me in Sunshine hieß ein Hit im oft verregneten<br />
Sommer 2021. Die Sehnsucht nach Sommer, Sonne und<br />
Strand bleibt auch in der kalten, nebligen und nassen Jahreszeit.<br />
Es ist die Zeit von Nebelschwaden, kalten Nächten<br />
und Dauerniesel. Macht uns das depressiv, verloren und<br />
melancholisch? Oder ist es für uns die Zeit des fröhlichen<br />
Mausgrau – frei nach Loriot – wo wir auf Weihnachten, den<br />
Jahreswechsel und ein gutes neues Jahr <strong>2022</strong> warten. Benjamin<br />
Stöwe, der Wettermoderator im ZDF, hatte wohl eher<br />
einen positiven, ironischen Blick, als er mit einem T-Shirt<br />
mit dem Caspar David Friedrich Motiv „Der Wanderer über<br />
dem Nebelmeer“ seine Sendung augenzwinkernd moderierte.<br />
Wer hat schon 30 verschiedene kitschige bis scheußliche<br />
Weihnachtspullover auf der Kleiderstange? Benjamin Stöwe.<br />
Im Advent überrascht er seine Zuschauer jeden Tag neu. Der<br />
Hammer war im Dezember ein Modell mit einem eingestickten<br />
Raumschiff. Am Tag vor Silvester zeigte er sich diesmal<br />
aber ganz korrekt im schwarzen Dreiteiler, Oberhemd, und<br />
froschgrüner Fliege. Stöwe, ein ausgebildeter Schauspieler,<br />
begeistert seine Zuschauer mit seiner lässig-coolen Art. Und<br />
bei ihm gibt es immer MOMA-Tassen für besonders gelungene<br />
Wetter-Fotos der Zuschauer zu gewinnen.<br />
Sven Plöger, ein Dipl. Meteorologe, ist ein weiterer Publikumsliebling.<br />
Unermüdlich erklärt er seinen Zuschauern<br />
möglichst anschaulich und mit einer Prise Humor Wetterphänomene.<br />
Er will uns immer wieder die Fachbegriffe<br />
der Meteorologie wie von Isobaren, Orkanen, Tornados,<br />
Zyklonen oder der Stratosphäre vermitteln. Manchmal<br />
sind spezielle Wetterdarstellungen wie etwa Strömungsfilme<br />
einfach nur schön anzusehen in blau grün und türkis<br />
– wie Kunstwerke. Natürlich lässt ihn die Klimakrise nicht<br />
kalt. Mit seinem Bestseller von 2020 „Zieht euch warm<br />
an, es wird heiß“ setzt er sich fundiert mit dem komplexen<br />
Thema Klimawandel auseinander und will einem breiten<br />
Publikum die Augen öffnen, was passiert, wenn wir nicht<br />
handeln. Einen „Vorgeschmack“ hat ja für Deutschland die<br />
Flutkatastrophe im Sommer 2021 an der Ahr oder auch am<br />
Königssee gegeben.<br />
Ob als App, im Radio, Fernsehen oder in der guten alten<br />
Zeitung – ohne Wettervorschau läuft gar nichts. Wir wüssten<br />
ja gar nicht, was wir anziehen sollen. Tessie Reeh<br />
Foto: Rita Petri<br />
Foto: Wikipedia Commons<br />
Foto: Patrice Venne<br />
Foto: Wikipedia Commons<br />
Der Wetterfrosch Willi Bürger schrieb viele Jahre<br />
Wetterberichte für die Siegener Presse.<br />
Claudia Kleinert, stets gut gelaunte Wetterfee im<br />
1. Programm und in verschiedenen 3. Programmen.<br />
Maxi Biewer moderiert seit über 25 Jahren auf symphatische<br />
Weise auch schlechtes Wetter beim RTL.<br />
Sven Plöger, Dipl. Meteorologe, der seinen Zuschauern<br />
Wetterphänomene mit Humor erklären kann.<br />
62 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 63
Sport<br />
Stand-Up-Paddeln<br />
Der ideale Wassersport<br />
auch für Senioren.<br />
Mittlerweile gibt es wohl keinen See, Fluss oder<br />
Strand ohne Stand-Up-Paddler. Gerade das vergangene<br />
Jahr mit den „Corona-Beschränkungen“<br />
hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen die heimischen<br />
Gewässer sozusagen wiederentdeckt haben.<br />
Die „Erfindung“ der aufblasbaren Boards vor einigen<br />
Jahren hat für einen regelrechten Boom auf den Seen<br />
und an den Küsten geführt; die Boards sind Sportgeräte,<br />
schwimmende Sonnenliegen und auch Spielinseln für Kinder;<br />
nach einer kurzen Gewöhnungsphase, vielleicht auch<br />
mit einem kurzen Einführungskurs gelingt das Stand-Up-<br />
Paddeln schon problemlos. Klar, man sollte nicht wasserscheu<br />
sein, schwimmen können und auch die ersten Versuche<br />
nicht unbedingt am Meer machen. Aber wir haben ja<br />
hier mit dem Biggesee, der Listertalsperre, oder z. B. auch<br />
dem Aartalsee Talsperren in der näheren Umgebung, die<br />
ideal für das Stand-Up-Paddeln sind.<br />
Stand-Up-Boards gibt es mittlerweile in preislich sehr<br />
unterschiedlicher Qualität und zu verschiedenen Verwendungszwecken.<br />
Es gibt Allround-Boards, Tourenboards, Raceboards,<br />
aber auch Tandemboards und sogar Yogaboards.<br />
Es gibt Boards für deutlich über 1000 Euro und auch günstige<br />
Angebote, sogar beim Discounter, für etwas mehr als<br />
200 Euro. Zu einem Stand-Up-Paddel Set gehört natürlich<br />
auch das Paddel, eine Pumpe und ein großer Rucksack zum<br />
Transport des Equipments. Während bei den günstigen Angeboten<br />
diese komplette Ausrüstung dazu gehört, kann man<br />
allein für ein hochwertiges Carbon-Paddel schnell noch mal<br />
150 oder auch über 200 Euro ausgeben.<br />
Für den Gelegenheits-Paddler auf unseren heimischen<br />
Talsperren reicht auf jeden Fall eine einfache Standardausrüstung<br />
mit einem Allroun<strong>db</strong>oard mit ca. 320 cm Länge, 82<br />
– 84 cm Breite, 15 Dicke und einer Tragfähigkeit von vielleicht<br />
150 kg. Die Maße der Boards werden in der Regel immer<br />
in Zoll angegeben: 11 – 12´´ Länge, 32 -34´´ Breite, 6<br />
´´ Dicke und ungefähr 300 Liter Volumen sind hier gute Orientierungswerte.<br />
Dazu gehören dann noch ein zusammensteckbares<br />
Standard-Paddel und vielleicht auch noch ein<br />
leichter Neopren-Anzug. Diese leichten Neopren-Anzüge<br />
– knielange Hose plus Oberteil mit kurzem Arm, 1,5 – 2 mm<br />
stark – sind bei Wassertemperaturen von +- 15 Grad ganz<br />
angenehm; je nach Wasseruntergrund und Wassertemperatur<br />
sind Badeschuhe auch hilfreich. Alles in allem bekommt<br />
man so eine Standardausrüstung gut für rund 300 Euro. Für<br />
500 Euro gibt es dann schon ein Board mit höherer Qualität,<br />
stabilerer Bauweise und besseren Gleiteigenschaften.<br />
Die Boards wiegen so ungefähr 10 bis 12 kg, Transport<br />
und Lagerung in dazugehörigem Koffer-Rucksack sind völlig<br />
problemlos. Am Wasser muss dann nur noch das Board<br />
aus dem Rucksack-Koffer genommen und ausgerollt werden;<br />
mit der dazugehörenden Pumpe wird dann noch Luft<br />
eingefüllt, die letzten Liter fallen schon schwer, immerhin<br />
wird hier ein Druck von mindestens 15 PSI aufgebaut. Kurz<br />
noch die Finne an der Unterseite befestigen, das Paddel auf<br />
die richtige Länge einstellen, die Sicherungsleine (Leash)<br />
nicht vergessen – und los geht’s.<br />
Nach dem Paddeln wird an Land das Ventil geöffnet, die<br />
Luft entweicht mit einem lauten Pfeifen, das Board wird zusammengerollt<br />
bzw. zusammengefaltet und einschließlich<br />
Paddel und Pumpe wieder im großen Rucksack verstaut.<br />
Bei den Pumpen handelt es sich normalerweise um sogenannte<br />
Doppelhubpumpen, d.h. Luft wird beim Druck und<br />
Zug in das Board gepumpt.<br />
Gerade für uns Senioren ist dieser Sport ideal, denn<br />
Stand-Up-Paddeln ist ein gutes Gleichgewichts- und Kraft-<br />
Ausdauer Training. Es sieht so leicht aus, wenn die Paddler<br />
auf dem Brett stehen und das Paddel locker durch Wasser<br />
ziehen. Aber „Wasser hat keine Balken“, man muss permanent<br />
das Gleichgewicht halten, eventuell auch die Bugwelle<br />
des Biggeseedampfers ausgleichen. Und wenn man eine<br />
längere Strecke gepaddelt ist, merkt man, dass die Bewegung<br />
nicht nur die Arme beansprucht, sondern der gesamte<br />
Körper wird gefordert. Die Gesamte Rumpfmuskulatur ist<br />
an der Paddelbewegung beteiligt; Bauch- und untere Rückenmuskulatur<br />
sind gefordert, um das Gleichgewicht zu<br />
halten.<br />
64 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
Autorenfoto<br />
Bevor man sich ein Board kauft, sollte man auch überlegen,<br />
wo man überwiegend ans Wasser geht, und was man<br />
damit machen möchte - denn es gibt sehr unterschiedliche<br />
Boards. Mit einem einfachen und preisgünstigen „Discounterbrett“<br />
kann man schon ganz gut auf den Talsperren paddeln,<br />
aber nicht unbedingt lange Strecken und „auf Tempo“. Das<br />
preiswerte Board ist etwas träge/langsam und bei unruhigem<br />
Wasser spürt man doch die Wellen, das qualitativ bessere<br />
Board liegt dagegen ruhiger im Wasser und gleitet besser. Der<br />
wesentliche Unterschied liegt darin, dass die Boards mit unterschiedlichem<br />
Druck aufgepumpt werden können. Der angegebene<br />
Wert wird in „PSI“ angegeben. Ein Brett, das mit<br />
maximal 14/15 PSI aufgepumpt werden kann, ist natürlich<br />
insgesamt erheblich „weicher“ als eins mit 19/20PSI. Man<br />
stellt diesen Unterschied sofort auf dem Wasser fest, denn das<br />
„weichere“ Board biegt sich durch, es kommt an Bug und Heck<br />
nach oben, das Gleitverhalten ist deutlich schlechter. Die teureren<br />
Boards sind nicht nur härter aufgepumpt, sie haben darüber<br />
hinaus noch weitere „Besonderheiten“: Die Außenhaut<br />
besteht aus mehreren Schichten, besonders die Seitenteile sind<br />
verstärkt. Außerdem gibt es oft noch sogenannte „Stringer“,<br />
über die gesamte Länge angeordnete Verstärkungen, die sich<br />
beim Aufpumpen entfalten und das Board stabiler machen.<br />
An der Bigge, in unmittelbarer Nähe zum Olper Freibad,<br />
gibt es eine Verleihstation für Stand-Up-Boards. Dort<br />
kann man verschiedene Bretter ausprobieren, kann auch<br />
eine kurze Einweisung bekommen oder einen mehrstündigen<br />
Kurs absolvieren; ein ähnliches Angebot gibt es auch<br />
in der Waldenburger Bucht bei Attendorn. Gute Startplätze<br />
mit Parkplatz und kurzen Wegen sind z. B. an der Bigge<br />
am Campingplatz „Sonderner Kopf“, am Freibad gegenüber<br />
vom „Schnüttgenhof“ oder am Parkplatz „Kessenhammer“.<br />
An der Lister ist es die Badestelle „Kalberschnacke“ oder<br />
die Badestelle am Campingplatz Windebruch.<br />
Nach den ersten erfolgreichen kurzen Touren auf einem<br />
der Stauseen sind aber auch längere Touren, die Boards<br />
vertragen durchaus die Mitnahme von Gepäck, wasserdicht<br />
verstaut, machbar. Interessant und eine Herausforderung<br />
sind Touren auf dem Fluss, wie z. B. auf der Weser<br />
von Hannoversch-Münden bis Bad Karlshafen. Hier gibt<br />
es die Fließgeschwindigkeit, man kann sich zwischendurch<br />
aufs Brett setzen und trotzdem weiterkommen. Auch andere<br />
Urlaubsgebiete wie Bodensee, die Seen in Mecklenburg-<br />
Vorpommern, Spreewald oder Ostsee sind tolle Stand-Up-<br />
Reviere. Wer einmal damit angefangen hat, hat sein zusammengerolltes<br />
Board immer im Kofferraum dabei.<br />
Neben den diversen Spezialboards für Touren, Rennen<br />
usw. gibt es auch aufblasbare Boards, die sich sogar fürs<br />
Windsurfen eignen; sie verfügen über eine Mittelfinne oder<br />
mehrere Finnen am Heck, um auch gegen den Wind (Höhe<br />
laufen) ansegeln zu können. Ehemalige Windsurfer, die den<br />
Sport vor Jahren aufgegeben haben, weil sie keine Lust mehr<br />
hatten, das schwere Board aufs Autodach zu hieven oder sich<br />
mit dem sperrigen Equipment herumzuplagen, finden mit<br />
dem handlichen Material vielleicht wieder zurück.<br />
. Klaus und Hans-Jürgen Hüner
Sport<br />
Sport<br />
Zum 125. Geburtstag von Sepp Herberger<br />
Philosoph und Psychologe, Pädagoge und Patriarch für die schönste Nebensache der Welt<br />
Sepp Herberger 1957<br />
Nur 25 Jahre nach der am 16. Januar 1997 verausgabten<br />
Sonderbriefmarke zu seinem 100. Geburtstag<br />
(Mi.Nr. 1896) wird Sepp Herberger anlässlich<br />
seines 125. Geburtstags am 1. März <strong>2022</strong> erneut mit einem<br />
deutschen Postwertzeichen geehrt. Auch mehrere<br />
ausländische Postverwaltungen haben bereits Briefmarken<br />
mit seinem Konterfei herausgegeben.<br />
Macher, Magier, Mythos: Wie wurde der auch als Fußballspieler<br />
erfolgreiche Sepp Herberger, den die Zeitschrift<br />
„Der Spiegel“ in der Ausgabe vom 6. Juli 1954 als „den<br />
sanftesten Tyrann“ bezeichnete, als strategischer Taktiker<br />
auf der Trainerbank gleichsam zur Legende und zum Trainer-Guru,<br />
dessen Ruhm auch Generationen später noch<br />
längst nicht zu verblassen droht?<br />
Geboren wurde Josef „Sepp“ Herberger am 28. März 1897<br />
in Mannheim-Waldhof als jüngstes von sechs Geschwistern,<br />
wo er in einer Arbeiterfamilie in ärmlichen Verhältnissen<br />
aufwuchs. Die ersten Erfahrungen in einem Fußballverein<br />
sammelte Sepp Herberger im Alter von 14 Jahren. Später bezeichnete<br />
er den Stürmer des Karlsruher FV und Nationalspieler<br />
Gottfried Fuchs, einen der beiden einzigen jüdischen<br />
Nationalspieler Deutschlands, als das Idol seiner Jugend. Als<br />
Stürmer war Herberger bald für die erste Mannschaft des SV<br />
Waldhof Mannheim (1914 - 1921) aktiv. Der stärkste Teil<br />
der Mannschaft war der sogenannte „Drei-H-Sturm“, bestehend<br />
aus Sepp Herberger, Karl Höger und Willi Hutter. Am<br />
Foto: Wikipedia Commons<br />
18. September 1921 spielten alle drei gemeinsam in der Nationalmannschaft<br />
in Helsinki gegen Finnland. Für Herberger,<br />
der zwei Tore erzielte, war es die erste von drei Berufungen<br />
in die deutsche Auswahl. Er schloss sich dem VfR Mannheim<br />
(1922 - 1926) unter dem frischgebackenen Sportlehrer Otto<br />
Nerz an und gewann mit dem VfR die süddeutsche Meisterschaft<br />
1925. Der „Kicker“ bezeichnete Herberger damals<br />
als „den besten Mittelstürmer Deutschlands“. Anschließend<br />
wechselte Herberger nach Berlin, wo er bei Tennis Borussia<br />
Berlin (1926 - 1930) seine aktive Spielerlaufbahn beendete.<br />
Im Sommer 1930 hatte Herberger sein Studium an der<br />
Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin als „Diplom<br />
Turn- und Sportlehrer“ abgeschlossen und konnte seitdem<br />
als Fußballlehrer arbeiten. Von 1930 - 1932 trainierte<br />
er Tennis Borussia Berlin. Seine Elf wurde 1932 erstmals<br />
Berliner Fußballmeister. Von 1932 – 1933 arbeitete Herberger<br />
als Verbandstrainer beim Westdeutschen Spiel-Verband<br />
in der Sportschule Duisburg-Wedau. Die Machtergreifung<br />
der Nationalsozialisten 1933 führte auch im Sport zu grundlegenden<br />
Änderungen. Alle Landesverbände des Deutschen<br />
Fußball-Bundes (DFB) lösten sich auf, die Vereine wurden<br />
„gleichgeschaltet“ und der Spielbetrieb nunmehr in den<br />
16 Gauen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen<br />
(DRL) organisiert. Nach der Auflösung des westdeutschen<br />
Verbandes wurde Herberger Assistent von Reichstrainer Otto<br />
Nerz. Auf die erfolgreich verlaufene WM 1934 in Italien, die<br />
die deutsche Mannschaft mit Platz drei abschloss, folgten<br />
die Olympischen Spiele 1936 in Berlin mit dem frühzeitigen<br />
Ausscheiden Deutschlands vor den Augen des „Führers“ im<br />
Spiel gegen Norwegen.<br />
Am 2. November 1936 wurde Herberger zwar zum<br />
Reichstrainer ernannt, Nerz blieb aber sein Vorgesetzter.<br />
Hiermit gab sich Herberger aber nicht zufrieden, so dass<br />
sich zwischen den beiden ein Machtkampf entwickelte, der<br />
sich bis zum offiziellen und endgültigen Rücktritt von Otto<br />
Nerz im Mai 1938 hinzog. Nach dem Anschluss Österreichs<br />
am 13. März 1938 machten die Machthaber die auf der erfolgreichen<br />
„Breslau-Elf“ des Jahres 1937 aufbauenden Vorbereitungen<br />
auf die WM in Frankreich zunichte. Denn dort<br />
sollte nunmehr eine großdeutsche Mannschaft auflaufen,<br />
die gleichermaßen Spieler aus dem „Altreich“ und aus der<br />
„Ostmark“ berücksichtigte. Nach nur wenigen Wochen an<br />
Vorbereitungszeit kam es, wie es kommen musste. Das Wiederholungsspiel<br />
des im K.-o.-System ausgetragenen Achtelfinales<br />
gegen die Schweiz ging 2:4 verloren. Auch wenn<br />
er am 1. Mai 1933 als Mitglied Nr. 2208548 der NSDAP<br />
beigetreten war und sich stets mit dem System arrangierte,<br />
konnte Herberger der allgemeinen Kriegsbegeisterung<br />
nichts abgewinnen. Durch die Einberufung vieler seiner<br />
Spieler zur Wehrmacht war zunächst jede Verbindung zu<br />
ihnen abgerissen. Gleichwohl bemühte sich Herberger,<br />
sie von der Front fernzuhalten. Nach dem 5:2-<br />
Sieg im November 1942 in Preßburg gegen die Slowakei<br />
konnten acht Jahre lang keine Länderspiele<br />
mehr ausgetragen werden. Mit Ausnahme von Fritz<br />
Walter und Andreas Kupfer lief nach dem Krieg keiner<br />
der Akteure dieses Spiels mehr für die deutsche<br />
Mannschaft auf. Als Truppenbetreuer im besetzten<br />
Norwegen hielt sich Herberger in Oslo auf, als am<br />
29. Januar 1944 seine Wohnung in Berlin-Schöneberg<br />
ausgebombt wurde.<br />
Im Entnazifizierungsverfahren wurde Herberger<br />
1946 als „Mitläufer“ eingestuft. Buchautor Jürgen<br />
Leinemann resümierte zur Rolle Herbergers in<br />
der NS-Zeit: „Einerseits paktierte er ungeniert mit<br />
den Parteioberen im Reichsamt für Leibeserziehungen,<br />
andererseits ging er in seinem praktischen<br />
Verhalten deutlich zur Partei auf Distanz.“ Herberger<br />
wurde nach der Wiedergründung des DFB im<br />
Februar 1950 offiziell in das Amt eines Bundestrainers<br />
berufen. Am 22. November 1950 fand mit<br />
einem 1:0-Sieg das erste Nachkriegsländerspiel<br />
im mit 115.000 Zuschauern überfüllten Stuttgarter<br />
Neckarstadion gegen die Schweiz statt. Die Eidgenossen<br />
stellten sich – wie schon nach dem Ersten<br />
Weltkrieg – als erster Länderspielpartner für<br />
die deutsche Mannschaft zur Verfügung. Das gute<br />
Abschneiden des 1. FC Kaiserslautern in den Anfangsjahren<br />
der Oberliga-Ära (dabei 1951 und 1953<br />
Deutscher Meister) und die überragende Klasse seines<br />
verlängerten Arms Fritz Walter bestärkten Herberger<br />
darin, am „Lauterer Block“ um seinen Kapitän<br />
und kongenialen Spielmacher im Mittelfeld<br />
festzuhalten. In seinem Buch über Herberger gab<br />
Fritz Walter eine „Ansprache“ seines „Chefs und<br />
Übervaters“ an die Nationalmannschaftskandidaten<br />
mit folgenden Worten wieder: „Männer, wenn die<br />
anderen in eurem Verein dienstags und donnerstags<br />
trainieren, dann nehmt ihr noch den Montag, den<br />
Mittwoch und den Freitag dazu. Wenn die anderen<br />
an ihr Vergnügen denken, denkt ihr an eure Kondition.<br />
Wenn ihr es im Sport zu was bringen wollt,<br />
muss sich eure ganze Lebensweise danach richten.<br />
Es versteht sich wohl von selbst, dass Rauchen,<br />
Trinken und unvernünftiges Essen für einen angehenden<br />
Nationalspieler nicht in Betracht kommen“.<br />
Bekanntermaßen war der als „Wunder von Bern“<br />
in die Fußballgeschichte eingegangene sensationelle<br />
Gewinn des Weltmeister-Titels 1954 durch den<br />
3:2-Endspiel-Sieg gegen die zuvor in 32 Spielen <br />
Wenn er sich im Siegerland aufhielt, traf Herberger in aller Regel<br />
auch auf seinen ehemaligen Schützling Herbert Schäfer. Der vielfache<br />
Nationalspieler (ein A- und 24 Amateur-Länderspiele) verdankte<br />
der Fürsprache seines „Chefs“ unter anderem das Fußball-Lehrer-Diplom.<br />
Wie mehreren verdienten Nationalspielern wurde ihm<br />
dieses nach einigen Kurzlehrgängen – aber ohne Studium an der<br />
Sporthochschule – ausgehändigt.<br />
Bei der Ausbildung zum Sportlehrer lernten sich Sepp Herberger<br />
und der Siegener Leichtathlet Herbert Böcher gegen Ende der 20er<br />
Jahre kennen und schätzen. Beide hatten als „besonders Begabte<br />
ohne Abitur“ dank ihrer sportlichen Erfolge eine Ausnahmegenehmigung<br />
zum Studium erhalten. Die gemeinsamen Erinnerungen des<br />
Fußballers und des vielfachen Deutschen Mittelstreckenmeisters<br />
wurde bei gelegentlichen Treffen stets aufs Neue belebt.<br />
2 Fotos Archiv Hülsmann, Bildtexte Ulli Weber<br />
66 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 67
Sport<br />
ungeschlagenen Ungarn der Höhepunkt der Trainer-Karriere<br />
von Sepp Herberger. In der Vorrunde hatte das Starensemble<br />
der Magyaren um Ferenc Puskás noch mit 8:3 gegen<br />
Deutschland gesiegt. Allerdings hatte der gewiefte Trainer-<br />
Fuchs Herberger an diesem Tag nur eine bessere B-Elf aufgestellt.<br />
Im WM-Finale, das bei Nieselregen am 4. Juli 1954<br />
im Berner Wankdorfstadion ausgetragen wurde, gelang Helmut<br />
Rahn nach einem 0:2-Rückstand bei typischem „Fritz-<br />
Walter-Wetter“ in der 84. Spielminute der 3:2-Siegtreffer.<br />
Der Trainer der Weltmeister-Elf wurde anschließend in<br />
Hohensachsen mit einem Fackelzug als neuer Ehrenbürger<br />
empfangen, wo er in der seitdem nach ihm umbenannten<br />
„Sepp-Herberger-Straße“ wohnte.<br />
Bei der WM 1958 in Schweden wurde der Titelverteidiger<br />
erst im Halbfinale vom Gastgeber Schweden mit 3:1 Toren<br />
gestoppt und belegte den vierten Platz. Dagegen kam bei<br />
der WM 1962 in Chile das Aus bereits im Viertelfinale gegen<br />
Jugoslawien. Herberger teilte 1963 seinen Rücktritt als<br />
Bundestrainer zum Saisonende 1963/64 mit. Vom deutschen<br />
Fußballpublikum verabschiedete er sich am 12. Mai 1964 in<br />
Hannover mit einem 2:2-Unentschieden gegen Schottland.<br />
Auf der Trainerbank hatte bereits sein Nachfolger Helmut<br />
Schön Platz genommen, der im Herbst 1938 unter Herberger<br />
sein erstes Länderspiel bestritten hatte. Herberger verabschiedete<br />
sich endgültig mit dem 4:1-Erfolg am 7. Juni in<br />
Helsinki gegen Finnland. Der Kreis hatte sich geschlossen:<br />
In Finnland hatte Herberger sein erstes Länderspiel als Nationalspieler<br />
absolviert und 43 Jahre später trat er dort nach<br />
162 von ihm betreuten Länderspielen als Bundestrainer ab.<br />
Am 30. April 1921 hatte Herberger Eva „Ev“ Müller geheiratet.<br />
Die Ehe, die kinderlos blieb, hielt bis zu seinem<br />
Tod. Sepp Herberger starb am 28. April 1977 in Mannheim.<br />
Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof des Weinheimer<br />
Stadtteils Hohensachsen. Sein schräg gestelltes Autogramm<br />
„Seppl Herberger“ ziert dort die schwarze Marmorplatte.<br />
Im Beisein des Altbundestrainers war an seinem 80. Geburtstag<br />
in Mannheim die „DFB-Stiftung Sepp Herberger“<br />
gegründet und ihm zu Ehren ein Sonderstempel der Deutschen<br />
Bundespost herausgegeben worden. Mit der Zeit sind<br />
viele von Herbergers Binsenweisheiten („Der Ball ist rund“,<br />
„Das Spiel dauert<br />
90 Minuten“,<br />
„Das nächste<br />
Spiel ist immer<br />
das schwerste“<br />
oder „Nach<br />
dem Spiel ist<br />
vor dem Spiel“)<br />
zu geflügelten<br />
Worten der Fußballersprache<br />
geworden. Im<br />
2003 entstandenen<br />
Spielfilm<br />
„Das Wunder<br />
von Bern“ wird<br />
auch Herbergers<br />
bedeutendste<br />
Lebensleistung<br />
gewürdigt. Viele<br />
betrachten<br />
den 4. Juli 1954<br />
als eigentliches<br />
Gründungsdatum<br />
der 1949<br />
entstandenen<br />
Bundesrepublik<br />
Deutschland und als wichtigen Beitrag zur Entwicklung des<br />
am Boden liegenden nationalen Selbstwertgefühls hin zu einem<br />
neuen „Wir-sind-wieder-wer“. 2018 erfolgte Sepp Herbergers<br />
Aufnahme in die erste Elf der „Hall of Fame“ des<br />
Deutschen Fußballmuseums in Dortmund, wo im Juli 2019<br />
die Sonderausstellung „Post vom Chef – Herbergers Briefe<br />
an die Weltmeister“ eröffnet wurde.<br />
<br />
Sonderstempel zum 80., Sonderbriefmarken<br />
zum 100. und 125. Geburtstag<br />
von Sepp Herberger. (v. oben)<br />
Wilfried Lerchstein<br />
Literaturquellen: Fritz Walter: Der Chef – Sepp Herberger, 1964. Karl H Schwarz-<br />
Pich: Der Ball ist rund: Eine Seppl-Herberger-Biographie, 1996. Jürgen Leinemann:<br />
Sepp Herberger – Ein Leben, eine Legende, 2004. Manuel Neukirchner (Hrsg.): Post<br />
vom Chef – Briefe von Sepp Herberger an seine Spieler, 2019.<br />
URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Sepp_Herberger (aufgerufen am 16.12.2021)<br />
Kommentar<br />
Rente<br />
Die Bundesregierung unter Kanzler Konrad Adenauer<br />
beschloss 1957 eine Rentenreform und Ludwig<br />
Erhard, stellvertretender Kanzler, versprach<br />
„Wohlstand für Alle“. Der durchschnittliche Deutsche war<br />
damals ziemlich arm dran: lange Arbeitszeiten – oft verbunden<br />
mit körperlicher Schwerstarbeit und geringer Entlohnung<br />
– verkürzten die Lebenserwartung.<br />
Obwohl die Altersgrenze bereits erfunden war, schien<br />
mit der Bezeichnung „Generationenvertrag“ eine neue Ära<br />
angebrochen zu sein. Nebenbei traf es sich gut, dass ab<br />
1957, die im Ersten Weltkrieg millionenfach dezimierten<br />
Geburtsjahrgänge 1892/93 in Rente gingen. Außerdem trugen<br />
die in großer Zahl angeworbenen „Gastarbeiter“ zur<br />
Auffüllung der Rentenkassen bei (was zahlreiche Ausnahmeregelungen<br />
ermöglichte, z.B. für Beamte und Selbstständige).<br />
Ergebnis: Im Oktober 1957 erlangten die Unionsparteien<br />
mit 50,2 Prozent der Wählerstimmen das beste<br />
Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik.<br />
In den folgenden Jahrzehnten hatte die Gruppe der berufstätigen<br />
Deutschen immer nur eine sehr überschaubare<br />
Zahl Kinder zu versorgen. Gleichzeitig nahm die Lebenserwartung<br />
zu und im Gleichschritt damit die Gruppe der<br />
Rentenberechtigten. Wer 1957 als 65-Jähriger in Rente<br />
ging, konnte durchschnittlich noch mit neun weiteren Lebensjahren<br />
rechnen. Seine Nachkommen, die <strong>2022</strong> in Rente<br />
gehen, können sich auf 17 bis 18 weitere Lebensjahre<br />
freuen. Obwohl das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67<br />
Jahre erhöht wird, hat der heutige Rentner im Vergleich<br />
mit seinen Großeltern eine um sechs bis sieben Jahre längere<br />
Lebens- und Rentenerwartung.<br />
Frühere Regierungen wurden an ihren Erfolgen gegen<br />
die Arbeitslosigkeit gemessen. Aber im Jahr <strong>2022</strong> fehlen<br />
nicht Jobs, sondern Arbeiter. Von denen hängt die Exportfähigkeit<br />
unseres Landes ab. Es wurde gewissermaßen zu<br />
einem „Exportjunkie“. Dementsprechend bedeuten weniger<br />
Arbeitskräfte weniger Wohlstand, und viele Menschen<br />
befürchten für ihr Alter einen Wohlstandsverlust. Um den<br />
zu vermeiden, muss ein neuer<br />
Generationenvertrag vereinbart<br />
und durchgesetzt werden.<br />
Dabei kann und darf es nicht<br />
(nur) um die Rentenhöhe und<br />
das Eintrittsalter gehen, sondern<br />
um die Entwicklung, die<br />
Ermöglichung eines selbstbestimmten,<br />
mitverantwortlichen<br />
Lebensstils für die nachberuflichenLebenszeit.<br />
Diese Aufgabe<br />
ist Politikern nicht zuzumuten,<br />
denn damit lassen sich keine<br />
Wählerstimmen gewinnen. •<br />
Erich Kerkhoff<br />
68 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 69
Glücksmomente<br />
Das unverhoffte Erbe<br />
Stillleben der Tochter<br />
Es beginnt einsamer um mich herum zu werden,<br />
dachte ich beim Jahreswechsel, als ich wieder Namen<br />
von Freunden und Verwandten wegstreichen<br />
musste. Das Adressbuch einstiger vertrauter Namen wird<br />
langsam dünner.<br />
Nun ja, es gibt aber nicht nur schmerzliche Augenblicke,<br />
ebenso oft erlebte ich auch Momente, die mein Herz<br />
wahrhaftig höher schlagen ließen. Es waren die kleinen<br />
Dinge, an denen ich mich erfreute und die teilweise nostalgische<br />
Erinnerungslücken wach werden ließen. Ein<br />
ebensolcher Glücksmoment war es, als ich vor einigen<br />
Monaten ganz unverhofft etwas „erbte“.<br />
Im gesegneten Alter von 95 Jahren verstarb in den<br />
späten Herbsttagen unsere Tante. Meine Schwester, die<br />
zu ihrer Beisetzung gefahren war, brachte mir eine große<br />
Plastiktüte mit, darin ein Gemälde. Ich erkannte es sofort.<br />
Was ich in Händen hielt, hatte ich vor einem halben<br />
Jahrhundert meinen Großeltern zur Goldenen Hochzeit<br />
geschenkt. Es war mein erstes „Ölgemälde“. Als Vorlage<br />
und Inspiration diente damals ein Kalenderblatt der<br />
drei Zinnen in den Dolomiten. In jener Zeit konnten wir<br />
von solchen Ferienzielen nur träumen. Unsere Reisen be-<br />
Machte das Glück rund: Landschaftsbild der Enkelin<br />
schränkten sich auf eine Woche Aufenthalt in der DDR,<br />
den Besuchen bei Oma und Opa. Die wirkliche Schönheit<br />
der beeindruckenden alpinen Landschaft lernte ich erst<br />
sehr viel später kennen.<br />
Meine Großeltern hatten am 20. Mai 1920 geheiratet.<br />
Ihre Silberne Hochzeit erlebten sie unmittelbar nach dem<br />
Ende des Krieges. Wahrscheinlich ohne freudige Feier<br />
und glücklich, die Schrecken unbeschadet überstanden<br />
zu haben. Als Geschenk malte damals meine Mutti für<br />
ihre Eltern ein Stillleben aus Wasserfarben.<br />
Inzwischen sind meine Großeltern und auch meine Eltern<br />
verstorben. Durch einen Zufall fand ich im Nachlass<br />
meiner Mutti unter alten Briefen ein zusammengefaltetes<br />
Zeichenpapier. Leicht vergilbt, signiert 20. Mai 1945 und<br />
auch schon etwas „mitgenommen“ rahmte ich es. Seitdem<br />
hängt es zu meiner Freude in meinem Wohnzimmer.<br />
Und nun, ein halbes Jahrhundert später, konnte ich ein<br />
weiteres nostalgisches Werk dazu hängen.<br />
Es sind meine eigenen ganz persönlichen, für mich<br />
wahren Glücksmomente, nun beide Bilder betrachten zu<br />
können.<br />
<br />
Eva-Maria Herrmann<br />
Ich schaue auf zum Himmel,<br />
lege alle Masken ab,<br />
bin wieder Kind,<br />
fühl mich geborgen,<br />
sicher und bewacht.<br />
Ich höre zu, den Sternen,<br />
den Geschichten aus uralter Zeit,<br />
die erzählen von der Liebe,<br />
Sternennacht<br />
der Hoffnung und dem Sinn,<br />
und warum auch ich geschaffen bin.<br />
Sie erzählen von den Menschen,<br />
den Blumen und vom Tier,<br />
und je mehr sie erzählen,<br />
je mehr bist Du in mir,<br />
und es wird aus meinem Ich,<br />
ein allumfassend Wir.<br />
Ich freue mich auf morgen,<br />
ein letzter Blick hinauf,<br />
von Herzen liebe Grüße,<br />
wo immer ihr auch steht,<br />
und genau wie ich,<br />
gerade auf zum Himmel seht!<br />
Eva Schumacher<br />
Foto: Freepik.com kjpargeter<br />
70 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 71
Wiederkehrende Termine<br />
montags:<br />
11.00-12.00 Uhr Seniorengymnastik<br />
mit Anne Freudenberger, Dr.<br />
Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />
Heidenberg, 0271/23418872<br />
14.00 Montagscafé des DRK–Siegen<br />
Nord e.V., 57076 Siegen-Weidenau,<br />
Schneppenkauten 1, 0271-76585<br />
18.00 Lese- und Literaturkreis mit<br />
Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V<br />
Siegen, Melanchtonstr. 61, in der<br />
Bibliothek 0271/7411019<br />
20.30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />
Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
Jeden 1. Montag im Monat<br />
19.00 Trauergruppe der Ambulanten<br />
Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028<br />
20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21<br />
Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
Jeden 2. Montag im Monat<br />
10.00 Trauercafé der Ambulanten<br />
ökumenischen Hospizhilfe Siegen<br />
e.V., städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
Marienborner Str. 0271/23602-67<br />
15.15 Montagsgespräch des „Bund<br />
der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle<br />
Siegen, Seilereiweg 6 0271/82838<br />
18.30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />
gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,<br />
städtisches Begegnungszentrum<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
0271/404-2434<br />
Jeden 4. Montag im Monat<br />
14.30 Kaffeekränzchen: AWO-Begegnungsstätte<br />
Siegen, Rosterstr.186<br />
14.30-16.30 Spielenachmittag,<br />
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />
Struthstr. 4, 02753/507740<br />
Letzter Montag im Monat<br />
18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />
Bronchitis „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 02737/3308<br />
dienstags:<br />
Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />
Struthstraße 4, Information: „Aufwind<br />
Jugendhilfe GmbH“, Julia Trettin<br />
0172/4286150<br />
17.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,<br />
Ev. Martini-Kirchengemeinde<br />
Siegen, St. Johann Str. 7<br />
Brigitte Schmelzer 02737/93470<br />
Jeden 2. Dienstag im Monat<br />
19.00 Vorwärts-Chor, „Haus Herbstzeitlos“<br />
Si., Marienborner Str. 151<br />
Jeden 3. Dienstag im Monat<br />
15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />
Information: Aufwind Jugendhilfe<br />
GmbH, Julia Trettin 0172/4286150<br />
15.30 Smartphonecafé, Digitale Themennachmittage.<br />
Stadteilbüro FES &<br />
Mehrgenerationenh. Kreuztal, Danziger<br />
Str. 2 02732/3790<br />
Jeden 4. Dienstag im Monat<br />
9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte<br />
„Rosterberg“ Siegen,<br />
Rosterstr.186 0271/3303-603<br />
Jeden letzten Dienstag im Monat<br />
14.30-16.00 Café Auszeit mit der<br />
Gruppe Lebensfreude, Otto-Reiffenrath-Haus<br />
Neunkirchen, Anmeldung <br />
02735/767-200 oder b.grosshauslutz@neunkirchen-siegerland.de.<br />
mittwochs:<br />
8.30 Ü55-Fitness, MehrGenerationenhaus,<br />
Stadtteilbüro FES & MGH Kreuztal,<br />
Danziger Str. 2 02732/3790<br />
9.00 Wandern, Nordic Walking, ab<br />
Wanderparkplatz Siegen, Rosterstraße,<br />
Günter Dickel 0271/334566<br />
9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-<br />
Fries-Seniorenzentrum der AWO,<br />
Siegen, Rosterstr.186, Klaus Kuhn<br />
0271/3303-603<br />
13.00-17.00 ALTERAktiv<br />
Fahrrad-Reparatur-Treff Selbsthilfe<br />
Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,<br />
Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,<br />
0171-8821420<br />
14.00 Hilfen für zu Hause des Diakonischen<br />
Freundeskreises Siegen-Süd,<br />
Diakonie Si.-Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
14.00-17.00 Taschengel<strong>db</strong>örse<br />
Siegen, MehrGenerationenZentrum,<br />
Martinigemeinde Siegen, St.-Johannstraße<br />
7 0271/2346066<br />
15.30 Geselliger Kaffeenachmittag<br />
Lebendiges Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße<br />
61 0271/2316679<br />
Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
10.00 Trauercafé Regenbogen der<br />
ambulanten Hospizhilfe, Diakonistation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstraße 3<br />
02732/1028<br />
14.30 Museums-Momente, Führung<br />
für Menschen mit Demenz und ihre<br />
Begleitung, „Museum für Gegenwartskunst“<br />
Siegen, Anmeldung<br />
erforderlich 0271-4057710<br />
15.00 Seniorennachmittag des Heimatvereins<br />
Burbach-Niederdresselndorf,<br />
Alte Schule 0273-67726<br />
15.00 Frauenzimmer, Frauencafé des<br />
DRK-Niederschelden, Mudersbach,<br />
Josefstraße 1 0271/354962<br />
17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund<br />
um Handy Laptop und Co. Stadteilbüro<br />
FES & Mehrgenerationenh. Kreuztal,<br />
Danziger Str. 2 02732/3790<br />
19.30 Treffen der Heimatfreunde Trupach,<br />
Kapellenschule Si.-Trupbacher<br />
Str. 34 0271/371022<br />
Jeden 2. Mittwoch im Monat<br />
13.00 Wandern mit der Seniorenhilfe<br />
Siegen e.V., Gruppe Fritz/Harzer<br />
Anmeldung 0271/42616<br />
Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />
14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe<br />
Runde, Christofferhaus Siegen,<br />
Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />
Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />
14.30 Wir tanzen wieder! Für<br />
Menschen mit und ohne Demenz,<br />
Tanzschule „Im Takt“, Netphen-<br />
Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24<br />
Anm. 0271/234178-17<br />
Letzter Mittwoch im Monat<br />
15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale<br />
Demenz im Café Auszeit<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />
donnerstags:<br />
10.00 -12.00 Seniorenwerkstatt,<br />
des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.<br />
Spanischsprachige Gemeinde<br />
e.V., kath. Gemeindehaus Siegen,<br />
St.-Michaelstraße 3 0271/42517<br />
10-12 Uhr Diakonischer Freundeskreis<br />
Siegen-Süd, Hilfen für zu<br />
Hause, Eiserfeld, Mühlenstraße<br />
12.30 Öffentliche Führung: Menschen<br />
des 21. Jahrhunderts Museum für Gegenwartskunst<br />
Siegen<br />
Jeden 2. Donnerstag<br />
15.00-17.00 Selbsthilfegruppe Mitten<br />
im Leben für Menschen mit Gedächtnisproblemen<br />
KSG-Senioren Wohnanlage<br />
Weidenau, Weidenauer Str. 202<br />
Jeden 4. Donnerstag<br />
15.00 Trauercafé der Ambulanten<br />
ökum. Hospizhilfe Siegen e.V., „Haus<br />
Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner<br />
Str. 151 0271/23602-67<br />
freitags:<br />
15.30 Singkreis Lebendiges Haus<br />
e.V Siegen, Melanchtonstraße 61<br />
0271/7032846<br />
17.00 Tanzen ab der Lebensmitte<br />
auch ohne Partner, TanzZentrum Si.-<br />
Geisweid, Birlenbacher Hütte 16<br />
0271/84999<br />
18.00 Wochenschlussandacht in der<br />
Autobahnkirche Anmeldung unter:<br />
Autobahnkirche-Siegerland.de<br />
21.00 Tango Milonga, Café Basico<br />
Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von<br />
Buschhütten kommend vor der<br />
Eisenbahnbrücke links)<br />
Jeden 2. Freitag im Monat<br />
15.00 Wochenausklang der<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
0271/6610335<br />
Jeden 4. Sa. im Monat<br />
13.00 Klimawelten Repaircafé,<br />
Florenburg Hilchenbach, Kirchweg 17<br />
Ingrid Lagemann 02733/2366<br />
sonntags:<br />
16.00 Öffentliche Führung: Gegenwart<br />
trifft Vergangenheit Museum für Gegenwartskunst<br />
Siegen<br />
20.00 Salsa Fiesta, Café Basico Kreuztal,<br />
Hüttenstraße 30 (v. Siegen vor der<br />
Eisenbahnbrücke lks.)<br />
Jeden 1. Sonntag im Monat<br />
14.00 Johannland-<br />
Museum geöffnet,<br />
ab 15 Uhr Kaffee<br />
und Kuchen<br />
Netphen-Irmgarteichen,<br />
Glockenstr.19<br />
15.00 Führungen<br />
im Wodanstollen<br />
Heimatverein<br />
Salchendorf e.V.,<br />
Neunkirchen, Arbachstr.<br />
28 a<br />
0170 4770666<br />
15.00 Trauercafé<br />
der Ambulanten<br />
ökumenischen Hospizhilfe<br />
Siegen e.V.,<br />
Pfarrheim Heilig<br />
Kreuz Siegen, Im<br />
Kalten Born Siegen,<br />
0271/23602-67<br />
15.00 Museums-<br />
Momente, Führung<br />
durch die Ausstellung<br />
nach August<br />
Sander, „Museum<br />
für Gegenwartskunst“<br />
Siegen<br />
15.00 Von Erde<br />
schöner Die Sammlungen<br />
des Museum<br />
für Gegenwartskunst<br />
Siegen, Am<br />
Unteren Schloss 1<br />
Jeden 2. Sonntag<br />
im Monat<br />
10.00-12.00<br />
Tausch und<br />
Plausch, Treffen der Briefmarkenfreunde<br />
Netpherland, Heimatmuseum<br />
Netphen, Lahnstr. 47<br />
02737/209527 (W. Lerchstein)<br />
14.30 Sonntagscafé, Alten Linde<br />
Wilnsdorf-Niederdielfen, Weißtalstr. 2<br />
15.00 Sonntagscafè, Heimatverein im<br />
Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,<br />
Auf der Burg 15 0271/311579<br />
Jeden 3. Sonntag im Monat<br />
14.30 Kaffeeklatsch im Heimatverein<br />
Salchendorf e.V., Haus Henrichs<br />
Neunkirchen-Salchendorf, Hindenburgplatz<br />
1<br />
samstag s:<br />
Jeden 3. Sa. im Monat<br />
9.00-12.00<br />
Repaircafé, Kath. Gemeindehaus<br />
Erndtebrück, Birkenweg<br />
2 Friederike Oldeleer <br />
02759/2149560<br />
13.00 ALTERAktiv Repaircafé,<br />
Mehrgenerationenzentrum im<br />
Haus der Martinigemeinde,<br />
St.-Johannstraße 7<br />
0171-8821420<br />
72 durchblick 4/2021 1/<strong>2022</strong> 4/2021 1/<strong>2022</strong> durchblick 73
durchblick verlost Freikarten<br />
Kreuztalkultur – Werner Schmidtbauer<br />
Nach fast zwei Jahren, freut sich Werner<br />
Schmidtbauer darauf, seine Solo-Pause zu<br />
beenden und seine Bei mir - Tour fortzusetzen<br />
zu können. Er kann es kaum erwarten mit<br />
seinen Liedern endlich mal wieder alleine auf<br />
der Bühne zu stehen, seine Songs total pur,<br />
also nur mit Gitarre und Stimme, erklingen zu<br />
lassen… und dabei alte, neue und lang nicht<br />
mehr gespielte Lieder in einem ganz anderen,<br />
musikalisch sehr intimen, Gewand darzubringen.<br />
Er und will wieder ganz nah bei seinem<br />
Publikum sein, mit ihm hören, grooven, lachen<br />
und unvergessliche Momente sammeln!<br />
Sonntag, den 3. April <strong>2022</strong> ab 19 Uhr<br />
Erlebniswelt Krombacher Brauerei<br />
Kreuztal Krombach<br />
Gewinnen können Sie<br />
3 x 2 Eintrittskarten,<br />
wenn Sie bis 22. März eine<br />
Nachricht mit Namen, Telefonnummer<br />
und dem Vermerk Freikarten senden an:<br />
Redaktion durchblick<br />
Marienborner Str. 151<br />
57074 Siegen<br />
gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />
Die Gewinner werden telefonisch<br />
benachrichtigt.<br />
Die Tickets werden auf Ihren Namen an<br />
der Abendkasse hinterlegt.<br />
Die Gewinner der letzten Verlosung:<br />
Je zwei Karten für „Sascha Korf<br />
„... denn er weiß nicht was er tut“<br />
erhielten: Annette Frei, Christiane Klein<br />
und Manfred Mörstedt<br />
Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />
Seniorenbegegnungszentrum<br />
der Universitätsstadt Siegen<br />
57074 Siegen • Marienborner Straße 151<br />
www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen<br />
Verwaltung:<br />
Seniorenbeauftragter 0271 / 404-24 34<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Lesepaten 02739 / 22 90<br />
Senec@fé 0271 / 2 50 32 39<br />
durchblick - siegen e.V.<br />
Geschäftsstelle 0271 / 6 16 47<br />
Redaktion 0171 / 6 20 64 13<br />
Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02<br />
SeniorenServiceStelle 0271 / 404-22 38<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Geschäftsstelle 0271 / 6 61 03 35<br />
Gruppen<br />
Trauercafé 0271 / 23 602-67<br />
Film- und Video-Club 02732 / 1 24 60<br />
Selbstverteidigung 0160 / 8 30 18 67<br />
Werkstatt 0271 / 6 27 76<br />
Englischkurse 0271 / 404-24 34<br />
montags<br />
mittwochs<br />
09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der 09.00 - 10.30 Englisch für Senioren<br />
Stadt Siegen geöffnet<br />
VHS Kurs Z42000-3 (ab 27.4.)<br />
10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />
09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />
Seniorenhilfe Siegen<br />
Stadt Siegen geöffnet<br />
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé 09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
Computertreff<br />
Computertreff<br />
17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung 10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
dienstags<br />
10.30 - 12.00 Englisch für Senioren<br />
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />
VHS Kurs Z42001-3 (ab 27.4.)<br />
Computertreff<br />
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
Computertreff<br />
durchblick geöffnet 15.00 - 17.00 Singen mit der<br />
16.30 - 18.00 Arbeitskr. MitweltZukunft,<br />
Seniorenhilfe Siegen<br />
0271 / 404-2434 17.00 - 20.00 Regenbogentreff<br />
(Nur in geraden Wochen)<br />
Spielen und Klönen<br />
19.00 - 22.30 Film und Videoclub<br />
Bushaltestelle: Blumenstraße<br />
Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen: B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.<br />
Sie wollen in angenehmer Atmosphäre einfache<br />
und nützliche Sprachkenntnisse erwerben<br />
und dabei vor allem Englisch sprechen?<br />
Dann sind Sie in diesen Kursen richtig.<br />
Wir pauken keine komplizierten Grammatikregeln<br />
und Vokabeln, sondern lernen das<br />
freie Sprechen und Verstehen der englischen<br />
Sprache.<br />
Wir lernen spielerisch, ungezwungen,<br />
ohne Leistungsdruck und mit viel Spaß.<br />
Let’s go!<br />
Anmeldungen bei der VHS Siegen<br />
57072 Siegen Krönchencenter Markt 25<br />
E-Mail: vhs@siegen.de Tel.: 0271/404-3000<br />
donnerstags<br />
09.30 - 10.30 Selbstverteidigung<br />
10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe Siegen<br />
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung<br />
12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl<br />
0271 / 404-2202<br />
freitags<br />
10.00 - 11.30 Englisch für Senioren<br />
VHS Kurs Z42002-3 (ab 29.4.)<br />
samstags<br />
09.00 - 12.00 Wandergruppe der<br />
Seniorenhilfe Siegen Termine<br />
auf Anfrage 0271 / 6 43 00<br />
Kostenlose Parkplätze am Haus<br />
Wieder da!<br />
Englisch für Seniorinnen und Senioren im Haus Herbstzeitlos<br />
74 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 75
Veranstaltungen finden nur statt, wenn die behördlichen Ausgangsbeschränkungen das erlauben.<br />
Museum für<br />
Gegenwartskunst<br />
57072 Siegen Unteres Schloss 1<br />
info@mgksiegen.de<br />
0271/405 77 10 www.mgksiegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di. bis So. 11–18 Uhr, Do. 11–20 Uhr<br />
1. Dienstag<br />
20.00 Drama Statt Siegen: Konfusionen,<br />
frei nach Alan Ayckbourn, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />
3. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, philosophisch<br />
Inspiriert: Der Mensch ist<br />
nichts anderes, als wozu er sich<br />
macht, Stadtbibliothek Kreuztal,<br />
Marburger Str. 10<br />
20.00 Lesung: Aus dem schrecklich<br />
schönen Leben, Konstantin Wecker,<br />
Eichener Hamer Kreuztal, Am Parkplatz<br />
4. Freitag<br />
20.00 Kabarett: Vince Ebert, Make<br />
Science Great Again, Kulturhaus Siegen,<br />
St.-Johann-Straße 18<br />
5. Samstag<br />
10.00 Jonglage-Workshop, mit<br />
„Mo de Bleu“, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
20.00 Maddin Schneider, Denke<br />
macht Koppweh! Siegerlandhalle<br />
20.00 Konzert: Blues Caravan, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20.00 Musical Voyage, Musical-<br />
Highlight-Show, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
Programmvorschau<br />
Florence Jung: MGKWalls bis 26.2.23.<br />
Gemischtes Doppel, Die Sammlung<br />
Lambrecht-Schadeberg, ab 11.3.22.<br />
Führungen<br />
Jeden 1. So. im Monat um 15 Uhr Öffentl.<br />
Führung durch Gemischtes Doppel<br />
– Die Sammlung Lambrecht-<br />
Schadeberg<br />
Jeden So. um 16 Uhr öffentliche Führung<br />
durch „Nach August Sander“ -<br />
Menschen des 21. Jahrhunderts.<br />
(jeden Do. um 12.30 Uhr Kurzführung)<br />
Donnerstag, 24.3. um 18 Uhr Lange<br />
nicht gesehen! Der Blick in die Tiefe<br />
der Sammlung Kuratorinnenführung<br />
mit Nora Memmert.<br />
Gespräch<br />
Do., 17.3. um 19 Uhr: Künstlergespräch<br />
mit Soham Guptka, Thomas<br />
Seelig, Leiter der fotografischen<br />
Sammlung, Museum Folkwang, Essen<br />
und Direktor Thomas Thiel. (In englischer<br />
Sprache)<br />
Donnerstag, 28.4. um 18 Uhr: Werkvortrag<br />
und Gespräch mit Künstler<br />
Tobias Zielony, Prof. Uschi Huber und<br />
Direktor Thomas Thiel. Veranstaltungsort:<br />
Brauhaus, Zum Wildgehege<br />
25,57076 Siegen. Eintritt Frei.<br />
März<br />
Vince Ebert, am 4.3. im Lÿz Siegen.<br />
Vortrag<br />
Samstag, 9.4. um 16 Uhr, August Sander,<br />
Eine Gesellschaft ordnen. Oder<br />
einem Fotografen bei der Arbeit zusehen.<br />
Mit Florian Ebner, Leiter der Abteilung<br />
Fotografie, Musee National d'Art<br />
Moderne, Centre Pompidou, Paris.<br />
Donnerstag, 12.5. um 19 Uhr, Vor August<br />
Sander Ähnlichkeit und Typus im<br />
fotografischen Portrait des 19. Jahrhunderts,<br />
mit Jan von Brevern, Vetretungsprofessor<br />
für Kunstgeschichte.<br />
Donnerstag, 19.5. um 19 Uhr, Bild-<br />
Lektüren August Sanders westerwäldische<br />
Räume Lesung und Vortrag<br />
des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil,<br />
Wissen/Sieg-Köln Stuttgart.<br />
Musik<br />
Donnerstag, 10.3. um 19 Uhr, Soundlabor<br />
– Klangexperimente vom SSW<br />
Trio feat. Giant Sweaters 16 € regular<br />
/13 € Freundeskreis/10 € ermäßigt.<br />
Aktion<br />
Donnerstag, 28.4. um 18 Uhr, Bernd<br />
und Hilla Becher Fachwerkhäuser des<br />
Siegener Industriegebietes, Spaziergang<br />
in Siegen-Eiserfeld mit Nora<br />
Memmert Eintritt frei (mit Anmeldung).<br />
Sonntag, 8.5., Siegener Kunsttag<br />
Führungen, Workshops und Mitmach-<br />
Aktionen für Jung und Alt Eintritt frei<br />
6. Sonntag<br />
10.30 Bücher: Brunch, Crauss trifft<br />
Adrian Kasnitz, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />
St.-Johann-Str. 18<br />
8. Dienstag<br />
19.00 Filmklub Kurbelkiste: Die Unbeugsamen,<br />
Zum Internationalen<br />
Frauentag, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />
St.-Johann-Str. 18<br />
9. Mittwoch<br />
18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Geldanlage<br />
in Null-Zins-Phase, Otto-Reiffenrath-Haus,<br />
Neunkirchen, Bahnhofstr. 1<br />
19.00 VHS-SI-WI-Vortrag, Insektensterben<br />
– was wir darüber bereits<br />
wissen, Rathaus Netphen, Amtstr.<br />
20.00 Drama Statt Siegen: Konfusionen,<br />
frei nach Alan Ayckbourn,<br />
Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />
Johann-Str. 18 (auch am 10<br />
und 11 März)<br />
10. Donnerstag<br />
18.00 Filmpalast: 40 Wagen<br />
westwärts, Heimhof-<br />
Theater Burbach<br />
19.00 Benefizkonzert mit<br />
dem Heeresmusikkorps<br />
Koblenz, Siegerlandhalle<br />
11. Freitag<br />
19.00 Lesung: Margot Käßmann<br />
und Andreas Helm,<br />
Ev. Kirche Erndtebrück<br />
20.00 Jürgen Becker, Die<br />
Ursache liegt in der Zukunft,<br />
Eichener Hamer<br />
Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />
20.00 Kaya Yanar, Fluch<br />
der Familie, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
12. Samstag<br />
20.00 SWAY, Finest country music,<br />
Heimhof-Theater Burbach, Heimhofstr.<br />
20.00 Tango de Concierto, Homage<br />
á Piazolla, Café Basico Kreuztal,<br />
Hüttenstr. 30<br />
20.00 Comedy mit David Kebekus,<br />
überragend, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
Heimhof-Fimpalast „Mitternachtsspitzen“<br />
13.3. Burbach, Heimhofstr. 7a.<br />
Tangokonzert, am 12.3. im Café Basico Kreuztal.<br />
13. Sonntag<br />
18.00 Filmpalast: Mitternachtsspitzen,<br />
Heimhof-Theater Burbach,<br />
Heimhofstr. 7a<br />
19.00 Tanzshow: Magic of the<br />
Dance, Siegerlandhalle Siegen<br />
15. Dienstag<br />
20.00 Musical: Die große Heinz-<br />
Erhardt-Show, Siegerlandhalle<br />
16. Mittwoch<br />
20.00 Viktoria Filmtheater, Kirchen<br />
und Kino, Ich bin Dein Mensch, Hilchenbach,<br />
Bernhard-Weiß- Platz 6<br />
17. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
18.30 VHS-SI-WI-Vortrag: Populistische<br />
Strategien und ihre Netzwerke,<br />
Bibliothek Kreuztal, Marburger Str.<br />
20.00 Urban Priol, Im Fluss, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
18. Freitag<br />
20.00 Lesung mit Filme: 11 FREUN-<br />
DE live, Philipp Köster & Jens Kirschneck,<br />
Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
WDR Big Band „From the Speyside of Jazz“, am 19.3. ab 20 Uhr im Kulturhaus Lÿz.<br />
20.00 Tahnee, VULVARINE, Siegerlandhalle<br />
Siegen<br />
19. Samstag<br />
17.00 Bibi & Tina, Die verhexte<br />
Hitparade, Siegerlandhalle Siegen,<br />
20.00 WDR Big Band, From the<br />
Speyside of Jazz, Kulturhaus Lÿz,<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20. Sonntag<br />
15.00 Mensch, Puppe! Das Bremer<br />
Figurentheater: Der Josa mit der<br />
Zauberfiedel, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />
St.-Johann-Str.<br />
18.00 Lesung: LORIOT – Der ganz<br />
offene Brief, Johann von Bülow,<br />
Krombacher Brauerei Erlebniswelt<br />
Kreuztal, Hagener Str. 26<br />
21. Montag<br />
10.00 Stadtteilfrühstück mit Vortrag,<br />
Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
02732/3790<br />
22. Dienstag<br />
19.00 Filmklub Kurbelkiste: Borga<br />
(Drama) Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
23. Mittwoch<br />
20.00 Die Nacht der Musicals, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str.<br />
24. Donnerstag<br />
20.00 LÿzMixVarieté, Kabarett, Musik,<br />
Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20.00 Paul Panzer, MIDLIFE CRI-<br />
SIS… willkommen auf der dunklen<br />
Seite, Siegerlandhalle Siegen,<br />
20.00 Herr Schröder, Instagrammatik,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
25. Freitag<br />
20.00 Soloprogramm: Frieda Braun,<br />
Sprechpause, Otto-Flick-Halle, Kreuztal,<br />
Moltkestr. 12<br />
20.00 Comedy mit Lioba Albus: Mia–<br />
Weltmacht mit 3 Buchstaben, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St. Johann Str. 18<br />
26. Samstag<br />
14.00 Wochenendkurs: Frühlingsfotos<br />
mit dem Smartphone, Stadteilbüro<br />
FES & Mehrgenerationenhaus<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2 02732/3790<br />
76 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 77
26. Samstag<br />
19.00 Reise-Reportage: Europas<br />
hoher Norden, mit Petra & Gerhard<br />
Zwerger-Schoner, Bismarckhalle, Siegen-Weidenau<br />
20.00 Lesung: Joachim Gauck, „Toleranz<br />
– einfach schwer“ Carl-Kraemer-Realschule<br />
in Hilchenbach<br />
20.00 Jazz-Konzert: Peter Autschbach<br />
& Samira Saygili, Heimhof-<br />
Theater Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
20.00 Anna Depenbusch, Echtzeit<br />
Tour <strong>2022</strong>, Musikalisch zwischen Piaf,<br />
Björk und Knef, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />
20.00 Konzert: STAHLZEIT, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str.<br />
27. Sonntag<br />
17.00 Xpeditionen@kreuztal: Stefan<br />
Erdmann, Island 63° 66° N, Turnund<br />
Festhalle Kreuztal-Buschhütten,<br />
Buschhüttener Str. 91<br />
20.00 Simon Stäblein – LIVE, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str.<br />
1. Fr.<br />
19.00 Anette<br />
Schäfer<br />
liest aus<br />
ihrem Siegerlandkrimi<br />
Entzweit,<br />
HaflingerHütte<br />
Erndtebrück,<br />
Grimbachstraße<br />
55<br />
20.00 Konzert:<br />
Die<br />
Feisten<br />
live erleben!<br />
Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblen<br />
20.00 Konzert: Bigband der Universität<br />
Siegen, Kulturhaus Lÿz,<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20.00 Let's celebrate St. Patrick's day:<br />
Irish Heartbeat Festival, Eichener<br />
Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />
2. Samstag<br />
17.00 Udo-Jürgens-Show, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
März<br />
Luise Kinseher „Mamma Mia Bavaria“ am 30. 3. im Kulturhaus Lÿz, Si., St.-Johann-Str..<br />
28. Montag<br />
20.00 Johann König, Jubel, Trubel,<br />
Heiserkeit, Siegerlandhalle Siegen<br />
30. Mittwoch<br />
14.00 Seniorencafe Aktivitäten bei<br />
Kaffee & Kuchen, Stadteilbüro FES &<br />
Mehrgenerationenhaus Kreuztal, Danziger<br />
Str. 2 02732/3790<br />
16.00 Workshop, Ton spüren und formen,<br />
Atelier „artiton“ Dreis-Tiefenbach,<br />
Untere Industriestr. 57. Anm. Kontaktbüro<br />
Selbsthilfe 0271/67347239<br />
18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Alles,<br />
was wir nicht über das Universum<br />
April<br />
20.00 Siegener Kabarett Night: Nicht<br />
gelacht, haben Sie schon!, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.<br />
3. Sonntag<br />
17.00 VHS-SIWI-Multivisionsvortrag:<br />
Irland, Reisereportage von<br />
Gerhard Braunöhler, Haus des Gastes,<br />
Bad Laasphe, Wilhelmplatz 3<br />
19.00 Werner Schmi<strong>db</strong>auer, Bei mir<br />
– Tournee, Krombacher Brauerei Erlebniswelt<br />
Kreuztal, Hagener Str. 261<br />
wissen: Vom zerbrechlichen Spaghetti<br />
zur Weltform, Rathaus Netphen,<br />
Amtstr. 6<br />
19.00 VHS-SI-WI-Vortrag, Naturnahe<br />
Insektengärten, Bürgerhaus<br />
Burbach , Marktplatz 7<br />
20.00 Kabarett: Luise Kinseher,<br />
Mamma Mia Bavaria, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
31.Donnerstag<br />
18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Philosophisch<br />
Inspiriert: Man kommt nicht<br />
als Frau zur Welt, man wird es!<br />
Stadtbibliothek Kreuztal<br />
5. Dienstag<br />
19.00 Filmklub Kurbelkiste: Die obskuren<br />
Geschichten eines Zugreisenden,<br />
(Tragikomödie) Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />
7. Donnerstag<br />
18.00 Gemeinwohl-Ökonomie-Vortrag:<br />
Umkehr zu einer humanen Wirtschaft.<br />
Was wir aus der Corona-<br />
Krise lernen können!“, Martinikirche<br />
Siegen, Grabenstraße 27<br />
20.00 Tina Turner Story: Simply the<br />
beste, Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />
Straße 151<br />
20.00 Konzert mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen und Seiji Okamoto,<br />
Leonhard-Gläser-Saal der Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Straße 151<br />
8. Freitag<br />
20.00 Kabarett mit Lizzy Aumeier:<br />
Wie Jetzt...'!, Eichener Hamer<br />
Kreuztal, Am Parkplatz 2<br />
20.00 Faisal Kawusi, Politisch In-<br />
Korrekt, Siegerlandhalle Siegen<br />
9. Samstag<br />
20.00 Andreas Kümmert, Harlekin<br />
Dreams Tour, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
10. Sonntag<br />
20.00 Dennis aus Hürth – Vol. 3,<br />
Wenn ich Du wär, wär ich doch<br />
lieber ich!, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Str. 151<br />
14. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151<br />
19. Dienstag<br />
19.00 Filmklub Kurbelkiste: Rosas<br />
Hochzeit, (Komödie) Kulturhaus Lÿz,<br />
Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20. Mittwoch<br />
19.00 ShowOpera, Sankt Petersburger<br />
Abende, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
20.00 Viktoria Filmtheater, Kirchen<br />
und Kino, Der Filmtipp: Das neue<br />
Evangelium, Hilchenbach, Bernhard-<br />
Weiß- Platz 6<br />
21.Donnerstag<br />
12.00 AWO-Reisen: Saisoneröffnungsfahrt<br />
mit Unterhaltungsprogramm<br />
zur Almhütte nach Schanze.<br />
Anmeldung 0271/33 86 167<br />
20.00 Herman van Veen, Mit dem<br />
Wissen von Jetzt, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
22. Freitag<br />
20.00 Live in Koncert: The Magical<br />
Music of Harry Potter, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
23.Samstag<br />
20.00 Konzert mit Rock4: Back to<br />
basic, Heimhof-Theater Burbach,<br />
Heimhofstr. 7a<br />
AWO-Fahrt zur Almhütte nach Schanze<br />
am 21.4. (mit Unterhaltungsprogramm).<br />
25. Montag<br />
10.00 Stadtteilfrühstück mit Vortrag,<br />
Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
02732/3790<br />
26. Dienstag<br />
20.00 The 12 Tenors, Power Of 12,<br />
Siegerlandhalle<br />
27. Mittwoch<br />
16.00 Workshop, Ton spüren und formen,<br />
Atelier „artiton“ Dreis-Tiefenbach,<br />
Untere Industriestr. 57. Anm. Kontaktbüro<br />
Selbsthilfe 0271/67347239<br />
14.00 Seniorencafe Aktivitäten bei<br />
Kaffee & Kuchen, Stadteilbüro FES &<br />
Mehrgenerationenhaus Kreuztal, Danziger<br />
Str. 2 02732/3790<br />
28. Donnerstag<br />
18.30 VHS-SI-WI-Vortrag, Philosophisch<br />
Inspiriert:<br />
Wenn die Kulissen<br />
einstürzen..., Stadtbibliothek,<br />
Kreuztal,<br />
Marburger Str. 10<br />
18.30 VHS-SI-Vortrag,<br />
Solarenergienutzung<br />
– Solarthermie<br />
und Photovoltaik,<br />
Gymnasium Wilnsdorf<br />
, Hoheroth 94<br />
20.00 Komik: Johann<br />
König, Jubel, Trubel,<br />
Heiserkeit, Siegerlandhalle<br />
Siegen<br />
30. Samstag<br />
19.00 Konzert: Hörgerät,<br />
... rocken<br />
ohne Strom..., Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
Herman van Veen „Mit dem Wissen von<br />
Jetzt“, am 21.4. in der Siegerlandhalle.<br />
78 durchblick 1/<strong>2022</strong> 1/<strong>2022</strong> durchblick 79
Mai<br />
Wie einst im Mai<br />
Seniorenveranstaltung<br />
der Stadt Siegen<br />
am 4. Mai<br />
<strong>db</strong> 4-21 Alte – Klimasünder ! Unserem<br />
Leser Stephan Irle aus Siegen ist<br />
in der Winterausgabe des durchblick<br />
ein Fehler aufgefallen. Auf Seite 62<br />
stimmt die Bildunterschrift: Alte Grube<br />
Storch und Schöneberg, ca. 1900 in<br />
Siegen-Gosenbach nicht mit der dort<br />
abgebildeten Hütte überein. Es handelt<br />
sich bei dem Foto seiner Ansicht nach<br />
um die Grube St.-Fernando in Herdorf.<br />
Das richtige Bild der Grube Storch und<br />
Schöneberg sehen Sie hier rechts. Wir<br />
bitten das Versehen zu entschuldigen.<br />
Leserbriefe<br />
4. Mittwoch<br />
14.30 Seniorenveranstaltung der<br />
Stadt Siegen: Wie einst im Mai,<br />
Leonhard Gläsersaal der Siegerlandhalle<br />
Siegen. Anmeldung unter:<br />
0271/404-2434<br />
7.Samstag<br />
20.00 Kartoffelfreuden im Nebelland<br />
XVII: Der Neuanfang, Kulturhaus<br />
Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
20.00 Frühlingsball: Siegen tanzt,<br />
Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />
Str. 151<br />
8. Sonntag<br />
18.00 Filmpalast: Edgar Wallace,<br />
Die seltsame Gräfin, Heimhof-Theater<br />
Burbach, Heimhofstr. 7a<br />
12. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
15. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
19.00 Ingmar Stadelmann, Verschissmus,<br />
Siegerlandhalle Siegen<br />
18. Mittwoch<br />
20.00 Viktoria Filmtheater, Kirchen<br />
und Kino Filmtipp: Nomadland, Hilchenbach,<br />
Bernhard-Weiß- Platz 6<br />
25. Mittwoch<br />
14.00 Seniorencafe Aktivitäten bei<br />
Kaffee & Kuchen, Stadteilbüro FES &<br />
Mehrgenerationenhaus Kreuztal, Danziger<br />
Str. 2 02732/3790<br />
16.00 Workshop, Ton spüren und formen,<br />
Atelier „artiton“ Dreis-Tiefenbach,<br />
Untere Industriestr. 57. Anm. Kontaktbüro<br />
Selbsthilfe 0271/67347239<br />
26. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151<br />
16.00 Figurentheater: Peppa Pig<br />
Live! Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer<br />
Str. 151<br />
27. Freitag<br />
20.00 Musik-Tanzshow mit Cornamusa:<br />
World of Pipe Rock and<br />
Irish Dance, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Str. 151<br />
20.00 Kölner Mundart-Band Cat Ballou:<br />
Heimweh Tour <strong>2022</strong>, Siegerlandhalle<br />
Siegen, Koblenzer Str. 151<br />
28. Samstag<br />
20.00 Christoph Maria Herbst & Moritz<br />
Netenjakob, Das ernsthafte Bemühen<br />
um Albernheit, Heimhof-<br />
Theater Burbach, Heimhofstraße 7a<br />
Christoph Maria Herbst mit „Das ernsthafte<br />
Bemühen um Albernheit“, am 28.5.<br />
im Heimhof-Theater Burb., Heimhofstr..<br />
29. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
30. Montag<br />
10.00 Stadtteilfrühstück mit Vortrag,<br />
Stadteilbüro FES & Mehrgenerationenhaus<br />
Kreuztal, Danziger Str. 2<br />
02732/3790<br />
20.00 Bastian Bielendorfer, Lustig,<br />
aber wahr!, Siegerlandhalle Siegen,<br />
Koblenzer Str. 151<br />
<strong>db</strong> 4-2021 Mundart. Dat Sigrid hatte<br />
jo im letzten Häft e schea Geschechte<br />
va Gressdach ferzealt. Do moss ech sä:<br />
„Sabberloat!“ Manchmol koam ech mr<br />
foar, wi en Bälamm. Do woarn e paar<br />
Woarte dobi, die ech als aler Schdearer<br />
net ferschdo konn. On mer moss jo<br />
och a die Ussmearker denke. Mr wolln<br />
net lang desbediern, awer mer moss<br />
os so Sache wi „Greeweplätzcher“,<br />
„Saidoffeln schdotze“ „Holzgailcher“ on<br />
„Knewelknäbbe“ doch fergleckern.<br />
Michael Kringe, Siegen<br />
Andword ob dr Breef vam Michael<br />
Kringe us Seeje.<br />
Richdich – en Erklärung muss herbei,<br />
dobet mr net wie e „Bälamm“ doschdieht!<br />
Also: Greeweplätzcher: Griebenplätzchen<br />
(süßes Schmalzgebäck<br />
mit Grieben). Saidoffeln schdotze:<br />
Kartoffeln für die Schweine stampfen.<br />
Holzgailcher: von Gaul, also Holzpferdchen.<br />
Knewelknäbbe: Knebelknöpfe.<br />
Ech well mich bessern!<br />
Nodda, Sigrid<br />
Übersetzung Sigrid hatte ja im letzten<br />
Heft eine schöne Geschichte von Weihnachten<br />
erzählt. Da muss ich sagen:<br />
„Donnerwetter!. Manchmal kam ich mir<br />
vor, wie ein einfältiger Mensch. Da waren<br />
ein paar Worte bei, die ich als alter<br />
Städter nicht verstehen konnte. Und<br />
man muss ja auch an die Zugezogenen<br />
(d.h.: Ausmärker) denken. Wir wollen<br />
nicht lange diskutieren, aber man muss<br />
uns so Sachen wie „Greeweplätzcher“,<br />
„Saidoffeln schdotze“, „Holzgailcher“<br />
und „Knewelknäbbe“ doch erklären.<br />
Mit großem Bedauern mussten wir erfahren, dass unser<br />
früheres Redaktionsmitglied Elisabeth Maria Hanz<br />
am 5. Januar im Alter von 93 Jahren verstorben ist.<br />
Elisabeth war eine engagierte und beliebte Kollegin, die<br />
von Anfang 1996 bis zu ihrem Ausscheiden 2006 viele<br />
eindrucksvolle Beiträge veröffentlicht hatte. Auf Seite 40<br />
erinnern wir an sie mit dem Nachdruck eines ihrer Texte.<br />
Wir werden sie in ehrenvoller Erinnerung behalten.<br />
Vorstand und Redaktion des durchblick<br />
20. Freitag<br />
20.00 Konzert: Grobschnitt, Acoustic<br />
Party, Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />
St.-Johann-Str. 18<br />
21. Samstag<br />
11.00 Tag der Begegnung, Siegen<br />
– Unterstadt, zwischen Siegbrücke<br />
und Scheiner Platz<br />
22. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
80 durchblick 1/<strong>2022</strong><br />
1/<strong>2022</strong> durchblick 81
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf, …<br />
…dass Bäume Energie und Glück bringen. Bäume sind<br />
echte Wunderwesen! Sie gelten als Energie-Tankstellen und<br />
Jungbrunnen für den Menschen. Ist man in ihrer Nähe, haben<br />
sie – je nach Art – eine heilende Wirkung auf uns. Zum<br />
Beispiel hilft die Buche bei Gleichgewichtsstörungen, die<br />
Birke bei Depressionen und ihr Saft macht eine schöne Haut.<br />
Eichen sind bekannt dafür, das Selbstbewusstsein zu stärken<br />
und Energie zu geben. Wissenschaftlich ist außerdem erwiesen:<br />
Wer in der Nähe von Bäumen wohnt, ist im Allgemeinen<br />
weniger aggressiv.<br />
…dass es eine optimale Schlafzeit für unser Herz gibt. Das<br />
Einschlafen zwischen 22 und 23 Uhr ist im Vergleich zu früheren<br />
oder späteren Zeiten mit einem geringeren Risiko für<br />
Herzerkrankungen verbunden, ergab eine britische Studie.<br />
Diese Zeit ist optimal für die innere Uhr und damit für die<br />
Gesundheit.<br />
… dass Vollfett-Milch das Herz stärkt. Als goldene Gesundheitsregel<br />
galt seit Jahrzehnten, dass man bloß nicht zu<br />
viel Fett konsumieren und lieber magere als Vollmilch trinken<br />
sollte. Doch eine schwedische Langzeitstudie mit mehr als<br />
4000 Teilnehmern fand heraus: Wer mehr Milchfett zu sich<br />
nahm, hatte ein deutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
<br />
homa<br />
Gedächtnistraining – Lösungen von Seite 52<br />
Maßeinheiten: 1. A; 2. B; 3. 189<br />
Liter. Quadrate: Es sind insgesamt<br />
10 Quadrate: ‐ Das große<br />
Außenquadrat ‐ Das kleine Innenquadrat<br />
- Vier große äußere Quadrate<br />
- Vier kleine innere Quadrate.<br />
Mit Blumen um die Ecke<br />
denken: 1. Fingerhut; 2. Gauklerblume;<br />
3. Engelstrompete; 4.<br />
Eisenhut: 5. Storchenschnabel; 6.<br />
Schlüsselblume; 7. Vergiss mein<br />
nicht; 8. Fette Henne; 9. Frauenmantel,<br />
Frauenschuh; 10. Christrose.<br />
Geheimcode: In einem<br />
Schaltjahr hat der Februar neunundzwanzig<br />
Tage. Suchbild: Radarfalle<br />
(Starenkasten) (rechts.).<br />
Zu guter Letzt:<br />
Benutzungshinweis<br />
Verwechsle Würfel nicht mit Kugeln,<br />
nicht weite Welt mit www,<br />
die Wahrheitssuche nicht mit Googeln,<br />
Erkenntnisquelle mit PC,<br />
Geteiltes nicht mit Facegebooktem,<br />
gesehen nicht mit durchgezappt,<br />
kapiert mit smartvoll Durchgekucktem,<br />
nicht wesentlich mit whatsgeappt !<br />
Jörn Heller aus „Statt Rotwein“<br />
durch<br />
blick<br />
Gemeinnützige Seniorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber:<br />
durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Ulla D'Amico, Ingrid<br />
Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP), Eva-Maria<br />
Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin), Erna Homolla, Erich Kerkhoff,<br />
Adelheid Knabe, Sigrid Kobsch, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),<br />
Tessie Reeh, Helga Siebel-Achenbach, Tilla-Ute Schöllchen, Ulli Weber.<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg<br />
Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die<br />
veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.<br />
Lektorat:<br />
Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,<br />
Dieter Moll.<br />
Internet:<br />
Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Heinz Bensberg, Adele von Bünau, Prof. Dr. Hans-Peter Fries,<br />
Gudrun Fokken, Ernst Göckus, Bettina Großhaus-Lutz, Jörn Heller,<br />
Hans-Jürgen Hüner, Klaus Hüner, Heinz Hermann Katz, Wolfgang<br />
Kay, Wilfried Lerchstein, Dr. Ingeborg Längsfeld, Matthias Neuser,<br />
Bernadette von Plettenberg, Volker Reichmann, Andreas Schmidt,<br />
Ulrich Schöllchen, Ulla Schreiber, Bruno Steuber, Heinz Stötzel,<br />
Dieter Tröps, Ulrike Zöller.<br />
Gestaltung und Herstellung:<br />
Nicole Scherzberg, Friedhelm Eickhoff.<br />
Anzeigenanfrage:<br />
durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47<br />
E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de Es gilt die Preisliste 12/2015<br />
(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)<br />
Druck: rewi-Druck Wissen<br />
Erscheinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Gedruckt auf<br />
PEFC zertifiziertem<br />
Papier<br />
Verteilung:<br />
Hans Amely, Gerd Bombien, Herbert Dielmann, Nadine Gerhard,<br />
Erika Graff, Maximilian Großhaus-Lutz, Arndt Hensel, Wolfgang von<br />
Keutz, Jörgen Meister (Ltg.), Marion Ortmann, Wolfgang Paesler,<br />
Birgit Rabanus, Christel Schmidt-Hufer, Hans-Rüdiger Schmidt,<br />
Renate Titze, Rüdiger Zimmermann und alle Redakteure<br />
Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in Sparkassen,<br />
Apotheken, Arztpraxen, Buchhandlungen und Geschäften des<br />
täglichen Bedarfs, in der City-Galerie, Läden des Siegerlandzentrums,<br />
bei unseren Anzeigenkunden, in öffentlichen Gebäuden, vielen sozialen<br />
Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in Rathäusern<br />
und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein, sowie<br />
eingeheftet in den Zeitschriftenmappen des „Lesezirkel Siegerland“.<br />
Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben<br />
jährlich 10,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe<br />
zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten Beiträgen erfolgt<br />
keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Herausgebers gestattet.<br />
82 durchblick 1/<strong>2022</strong>