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AKTUELL<br />
Frauen<br />
bauen<br />
Zwar studieren heute mehr Frauen Architektur<br />
als Männer, in der Berufspraxis sind<br />
Architektinnen aber unterrepräsentiert.<br />
Woran das liegt? Hört man den Begriff<br />
„Star-Architektur“ denkt man vor allem<br />
an: Männer. Dabei arbeiten<br />
seit Jahrzehnten talentierte<br />
Frauen in der<br />
heimischen wie<br />
internationalen<br />
Branche.<br />
Lange Zeit war die Architektur den<br />
Männern vorbehalten, doch haben<br />
Frauen in der Architekturgeschichte<br />
bis heute bewiesen, dass sie sich nicht<br />
hinter ihren männlichen Kollegen zu<br />
verstecken brauchen. Ein frühes Beispiel<br />
dafür ist die Österreicherin Margarete<br />
Schütte-Lihotzky (1897–2000). Sie<br />
war die erste Frau, die in Österreich<br />
ein Architekturstudium abschloss, und<br />
damit auch eine der ersten Frauen, die<br />
bereits um 1925 als Architektin tätig<br />
war. In der allgemeinen Wahrnehmung<br />
ist die Architektur aber noch immer<br />
eine Männerdomäne. Und je prestigeträchtiger<br />
und größenwahnsinniger<br />
die Projekte, desto männlicher wird<br />
die ganze Geschichte. Frauen, so das<br />
Klischee, haben ein Händchen, wenn<br />
es ums Einrichten geht, um Feinheiten,<br />
Farben, Details. Aber Frauen können<br />
genauso gut Hochhäuser bauen und<br />
Großprojekte umsetzen. Man muss sie<br />
nur lassen. Eine, die das zeitlebens unter<br />
Beweis stellen konnte, war die 2016<br />
verstorbene irakisch-britische Architektin<br />
Zaha Hadid.<br />
Zaha Hadid: Vorbild und<br />
internationaler Durchbruch<br />
Zaha Hadid schaffte 1993 mit dem Feuerwehrhaus<br />
des Vitra-Werks in Weil am<br />
Rhein ihren Durchbruch in der internationalen<br />
Architekturszene. Bis dahin<br />
galten ihre Entwürfe als unmöglich und<br />
bautechnisch unrealistisch. Heute sind<br />
die futuristischen Gebäude aus Zement,<br />
Stahl oder Glas der Architektin international<br />
gefeiert.<br />
Architektinnen unterstützen<br />
Architektinnen<br />
Wie in vielen anderen Branchen, so<br />
brauchen auch Architektinnen die<br />
Unterstützung von Frauen, die es<br />
bereits geschafft haben. Das<br />
betonte auch Zaha Hadid<br />
immer wieder. Zwar gibt<br />
es heute international<br />
mehr etablierte und respektierte<br />
Architektinnen<br />
als jemals zuvor. In der Architektur<br />
geht es oft um das<br />
Netzwerken, hier können sich<br />
Frauen gut gegenseitig unterstützen.<br />
Das bedeutet aber noch lange<br />
nicht, dass es einfach geworden ist.<br />
Frauen als Inhaberinnen von Büros<br />
sind noch immer eine Seltenheit. Und<br />
noch immer dominieren Männer die<br />
Baustellen und Plätze in den Architekturbüros.<br />
Frauen stehen leider<br />
noch zu oft hinter ihren männlichen<br />
Kollegen zurück. Im europäischen<br />
Foto © APA<br />
Zaha Hadid<br />
Durchschnitt gibt es die meisten<br />
praktizierenden Architektinnen in<br />
den skandinavischen Ländern, die<br />
ja generell für eine hohe Frauenerwerbsquote<br />
bekannt sind. Hartnäckig<br />
hält sich bis heute immer noch eine<br />
geschlechtsspezifische Aufgabenverteilung.<br />
Auch bei vielen Bauherren<br />
herrscht die traditio-nelle Annahme<br />
vor, Architektinnen seien am besten<br />
für das Entwerfen von Wohnhäusern<br />
und für die Innengestaltung geeignet.<br />
Gläserne Decke<br />
Der Beruf der Architektin<br />
ist nicht gerade familienfreundlich.<br />
Wer neben<br />
Familie ein eigenes Büro<br />
erfolgreich betreiben<br />
möchte, muss sich gut<br />
organisieren. Allerdings<br />
sollte das für Männer und<br />
Frauen gleichermaßen gelten.<br />
Dabei gibt es auch für Architektinnen<br />
eine gläserne Decke. Noch immer<br />
zählen Größe des œuvres oft mehr<br />
als Qualität. Und Großprojekte sind<br />
es schließlich auch, die den Ruf eines<br />
Architekten bzw. einer Architektin<br />
fördern. Und bei großen Wettbewerben<br />
und Auszeichnungen haben noch<br />
immer Männer die Nase vorn.