faktor Frühjahr 2022
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18. Jahrgang Frühjahr 2022 8 Euro
› MEHR ALS EIN MAGAZIN
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN
erfolgsgeschichte Chef Christian Meyre baut die globale Spitzenposition von Refratechnik in der Zementindustrie aus 14
Digitale Finanz- und
Lohnbuchführung
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Dario Sauermann
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editorial
NEU
BEI
STRUCKMEIER
»Wir sind heute in einer
anderen Welt aufgewacht.«
FOTO COVER: MARCO BÜHL / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP
Diese erste Reaktion unserer Außen ministerin Annalena Baerbock auf Putins Angriff traf
den Nagel auf den Kopf. Dabei waren doch gerade mit dem Frühling so viele Hoffnungen
verbunden. Zwei Jahre Ausnahmezustand – nun folgt die nächste Krise. Das Leid und die
Zerstörung in der Ukraine gehen auch hierzulande vielen Menschen sehr nahe, dazu kommt
die Sorge vor weiterer Eskalation. Unsere Gedanken kreisen um Angst, Wut, Hilflosigkeit und
die Frage: Was soll, was kann ich tun?
Aus diesem Grund hat faktor erneut seine Mutmacher-Initiative zum Leben erweckt,
die wir bereits wenige Tage nach dem ersten Lockdown vor zwei Jahren gestartet hatten.
Wir berichteten auf unseren Kanälen von den bewegenden Akteuren und Aktionen in
Südniedersachen, die Optimismus in der neuen Situation verbreiteten. Heute soll diese
Initiative jedoch nicht nur Mut machen, sondern vor allem denen in unserer Region eine
würdige Plattform bieten, die derzeit so viel Gutes tun – von kleinen Gesten bis hin zu
überwältigenden Hilfsaktionen für die Ukraine. Mehr dazu auf Seite 17.
Leider treibt uns dieser Tage noch eine weitere Thematik um und verlangt uns einen
enormen Kraft akt ab: Die globale Erwärmung führt schon heute zu Katastrophen
welt weit. Doch auch dem Klimawandel hat Südnieder sachsen längst den Kampf
angesagt: Menschen, Unternehmen, Gründer und Hochschulen – sie alle leisten bereits
ihren Beitrag, um am Ende auch diese Herausforderung zu meistern. Wie genau die
Beiträge aussehen und wie auch Sie Ihren Betrieb, Ihr Haus und Ihr Leben klimaneutraler
gestalten können, das erfahren Sie im Schwerpunktthema dieser Ausgabe ab Seite 50.
Außerdem lernen Sie neue Persönlichkeiten kennen, die seit Kurzem unsere Region
bereichern – wie Ines Dietze, die erste deutsche Sparkassen-Chefin überhaupt, oder das
neue Führungsduo, das den Göttinger Händel- Festspielen eine frische Note verleiht.
Wir stellen Ihnen vielver sprechende Start-ups vor und sind zu Gast bei einem Hidden
Champion, der zwar Weltmarktführer in seiner Nische ist, hier vor Ort jedoch noch
vielen unbekannt. Refratechnik-Geschäftsführer Christian Meyre (Cover) bringt Licht
in dieses Dunkel und gewährt exklusive Einblicke in die Welt der Feuerfesttechnik.
Für dieses Mal wünsche ich Ihnen nicht nur eine erkenntnisreiche Lektüre,
sondern uns allen Frieden und den dazugehörigen Optimismus!
Ihre Elena Schrader
Chefredakteurin
schrader@faktor-magazin.de
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Live erleben – in
unserer Ausstellung
Wir denken Büro neu.
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1 |2022 3
inhalt
Schwerpunkt im Magazin:
Südniedersachsen auf dem Weg
zur Klimaneutralität
ab Seite 50
108 Märchenhafte Zeiten
Eine Bilderreise. Prunkvolle Schlösser und
mächtige Burgen – sie erzählen von der
reichhaltigen Kulturgeschichte Südniedersachsens
und machen Geschichten der
vergangenen Jahrhunderte erlebbar.
unternehmen
14 Unternehmen mit Gewicht
Hidden Champion Refratechnik
gewährt exklusive Einblicke in die
Welt der Feuerfesttechnik
26 Zum Nachmachen empfohlen
Neues Netzwerk geht an den Start:
Verein Beveraner Unternehmen
28 Medikamente nach Maß
Die außergewöhnliche
Erfolgsgeschichte von Evotec
40 Mehr Detail geht nicht
Erfunden, erforscht und gebaut
in Göttingen: Mikroskope
von Abberior
48 Gut verdrahtet
Das Start-up Enwired aus
Bad Gandersheim will mit dem
autarken Haus das Klima retten
wissen
50 Kleine Schritte, großer Wandel
Südniedersachsen rüstet sich für
den nachhaltigen Kraftakt
52 Wie gelingt der Wandel?
Mit den richtigen Fragen die
Klimabilanz im Betrieb verbessern
54 Kleine Stellschrauben
Mit den richtigen Schritten
Energie im Unternehmen sparen
58 200 Ansätze
Mit dem Klimaplan 2030 hat sich
Göttingen ein ehrgeiziges Ziel gesetzt
64 Nachhaltig forschen
Zukunftsträchtige Projekte der
regionalen Hochschulen
72 Das effiziente Haus
Intelligente Gebäudetechnik –
was ist heute wirklich sinnvoll?
mensch
76 Die Überzeugungstäterin
Im persönlichen Porträt:
die neue Vorstandsvorsitzende
der Sparkasse Göttingen
82 Der Entschlüsseler
Molekularbiologe Patrick Cramer
bringt unsere Gene zum Sprechen
90 Der Volltreffer
Der neue Intendant der Händel-
Festspiele Jochen Schäfsmeier
und seine Pläne für Göttingen
96 Verliebt in Händel
Dirigent George Petrou verleiht den
Festspielen seine persönliche Note
leben
102 Die Null muss stehen
Rico Hausmann produziert
nachhaltige Sportbekleidung
108 Geschichte erleben
Eine Bildereise durch die märchenhafte
Welt der Burgen und Schlösser in
Südniedersachsen
120 Ein Hauch von Schicksal
Burg Scharfenstein – das neue
Schmuckstück im Eichsfeld
130 Ausstellungstipp
Zu Gast im Kunsthaus Göttingen
service
3 Editorial
9 Aktuelles
Neues aus der faktor-Redaktion
129 Impressum
4 1 |2022
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA & MARCO BÜHL
96 Ganz neue Töne
76 Die neue Sparkassen-Chefin Ines Dietze ist angekommen
» Ich würde mich auch als Optimistin beschreiben. Das Wort
,Niederlage‘ gibt es für mich weder im beruflichen noch im privaten
Kontext. Es geht vielmehr um Lernfähigkeit und die Stärke, Fehler
oder Irrtümer zu korrigieren.«
Hört, hört. Der renommierte Regisseur
George Petrou will als künstlerischer
Leiter nun auch den Händel-Festspielen in
Göttingen seine persönliche Note verleihen.
28 Evotec auf dem Erfolgsweg
82 Verborgenes sichtbar machen
Elementare Entdeckungen. Der vielfach ausgezeichnete Molekularbiologe Patrick Cramer
bringt unsere Gene zum Sprechen und damit unter anderem die Corona-Forschung
wesentlich voran.
Auf Kurs. Standortleiter Uwe Andag führt
das Unternehmen, dessen Grundstein einst
Nobelpreisträger Manfred Eigen legte,
weiter in die Zukunft und ermöglicht
Medikamente nach Maß.
1 |2022 5
designinhannover
INTERIOR NETWORK
EINLADUNG ZUM GUTEN LEBEN – DIE DESIGN-EINRICHTER IN HANNOVER
i
„In der Küche geht es nicht allein
ums Kochen, sondern mehr noch
ums „Zuhause sein“: Das war die Philosophie
von Gerd Bulthaup, Sohn des Firmengründers
der gleichnamigen Marke mit internationalem
Renommee – die wohl wie keine andere
für innovative Küchenarchitektur steht. Seit
mehr als 20 Jahren steht in Hannover auch
das Team von bulthaup rund um das Innenarchitekten-Ehepaar
Andrea und Ralph Meyer
für diese Philosophie– zu erleben im Showroom
am Aegidientorplatz im Herzen der niedersächsischen
Landeshauptstadt Hannover.
„Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die
Menschen und das Leben, das in der Küche
stattfindet“, sagt Andrea Meyer. „Wir denken
und planen ganzheitlich“, ergänzt Ralph
Meyer. „Daher planen wir den ganzen Raum.“
Im Fokus der individuellen Planung stehen
Form, Funktion und Material. Daher sind alle
formalen Elemente klar und einfach und alle
Funktionen bis ins Detail durchdacht. Und
alle verwendeten Materialien perfekt in der
Verarbeitung und von höchster Qualität.
Wir denken und planen
ganzheitlich – daher gestalten wir
den ganzen Raum.
DIE KÜCHE ALS BÜHNE DES LEBENS
bulthaup Hannover steht für innovative Konzepte und echte Maßarbeit
Das Innenarchitektenpaar Andrea
und Ralph Meyer steht in Hannover
seit mehr als 20 Jahren für die
Philosophie von bulthaup.
Lebensraum Küche.
bulthaup am Aegi
Aegidientorplatz 1, 30159 Hannover
Tel. 0511 6909170
„Mit intelligenter Minimierung lassen sich viele Dinge des Lebens einfacher und
besser herstellen und erledigen“, meinte bereits Otto „Otl“ Aicher, einer der prägendsten
deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts. „bulthaup Küchen ermöglichen
die Konzentration auf das Wesentliche – auf den Menschen“, ist Innenarchitektin
Andrea Meyer überzeugt. „Gleichzeitig ist unser Anspruch höchste
Individualität.“ So wie bei der von ihr geplanten Küche einer Familie in der Nähe
von Hannover, bei der puristisches Aluminium auf warmes Fachwerk trifft: Die
Küche b3 fasziniert mit einem Mix aus vollkommener planerischer Freiheit, großer
Ästhetik – und einer ganz persönlichen Atmosphäre. „Die Liebe zum
Detail spielt in unserer Arbeit eine ebenso wichtige Rolle wie das architektonische
Gesamtkonzept. Das macht jede bulthaup Küche einzigartig,
zu einer echten Maßarbeit, auf den Raum zugeschnitten und auf alle, die
darin leben“, sagt Ralph Meyer.
Bei aller Funktionalität fügen sich selbst die Elektrogeräte harmonisch ein
in Architektur und Atmosphäre. Wie bei den neuen Backöfen und Steamern
der Hochwert-Marke V-Zug: Das klare Design und die Glasfronten in
Schwarz und Platinum integrieren sich nahtlos im Zusammenspiel mit den
Möbeln. Die Bedienung der Geräte wird mit einem Circle Slider ermöglicht,
der in der Mitte des hochauflösenden Touch-Displays ins Glas geschliffen
ist. Es zeigt alle Einstellungen in einer App-Ansicht an – und bietet ein
Höchstmaß an Komfort.
Zuhause ist der Ort, der einem Sicherheit, Geborgenheit und Wohlbefinden
gibt. Um ihn zu erschaffen braucht es aber auch besondere Einrichtungsideen
und Möbel, die sich an individuelle Bedürfnisse anpassen und die
besten Produkte mit der schönsten Gestaltung in Einklang bringen. Hinter
design in hannover stehen Experten, die „die Kunst des guten Lebens“
als Planer, Gestalter und Einrichter täglich in die Praxis umsetzen.
Hier werden Lebensräume geschaffen, die Menschen ein inspirierendes
und positives Umfeld bieten. Ob für Wohnräume oder Büros, Praxen oder
Kanzleien – eine klare Formensprache, Liebe zum Detail sowie Perfektion
in der Umsetzung sind dabei der Antrieb von design in hannover.
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aktuelles
Optimistisch bleiben
Die Initiative #faktormutmacher geht wieder an den Start
Bereits wenige Tage nach dem ersten Corona-Lockdown im März vor zwei Jahren hat
faktor die Initiative #faktormutmacher gestartet. Hier sammelten wir Geschichten aus unserer
Region, die – allen Unsicherheiten und einschneidenden Veränderungen zum Trotz –
Mut machen sollten, den Optimismus nicht zu verlieren.
Die Resonanz damals hat uns überrascht. Unsere Webseite füllte sich von Tag zu Tag und
brachte so zahlreiche Mutmacher ins Scheinwerferlicht. Wir waren stolz, was die Menschen
in Südniedersachsen an Kreativität mitbringen, um andere zu unterstützen oder sich einfach
selbst neu erfinden.
Und heute? Stehen wir bereits mitten in der nächsten Krise! Erst Corona, dann Krieg in
der Ukraine. Der Wunsch nach Normalität ist so groß wie nie. Doch auch in diesen neuen
bewegenden Zeiten sind Zuversicht, Tatkraft und Hilfsbereitschaft der Menschen und
Unternehmen in unserer Region wieder ungebrochen!
Großzügige Geldspenden bis in die Hunderttausende, Hilfsgüter, die mit unternehmenseigenen
LKW von Göttingen in die ukrainisch-polnische Grenzregion gefahren werden,
offene Haustüren für Geflüchtete – all diesen ermutigenden Aktionen möchte faktor nun
erneut eine Plattform bieten.
Darum ist unsere Initiative #faktormutmacher ab sofort wieder aktiv und sammelt und
präsentiert die großen und kleinen Gesten der Menschen und Betriebe aus Südniedersachsen,
die allesamt dazu beitragen, dass wir gemeinsam nicht die Hoffnung verlieren!
Haben auch Sie eine Mutmacher-Geschichte zu erzählen?
Dann melden Sie sich bei uns unter:
www.faktor-magazin.de/mutmacher-mitmachen
1 |2022 9
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PROFIL
Basketball im Homeoffice
Ein Profi-Basketballer im Homeoffice?
Geht nicht? Doch!
Für unseren Bürobedarf-Katalog haben wir nach Persönlichkeiten
aus der Region gesucht und wollten
wissen, wie sie mit dem Thema Homeoffice umgehen.
Für unsere aktuelle Ausgabe haben wir Mathis
Mönninghoff von unseren BG Bundesliga-Veilchen gewinnen
können. Er hat uns gezeigt, dass man auch im
Homeoffice gut trainieren kann.
Papierbögen wurden zu Bällen geknüllt, Papier -
kübel zu Basketballkörben umfunktioniert.
Und natürlich wurde aus allen möglichen
und scheinbar unmöglichen Sitz- und
Steh positionen heraus geworfen und
(erstaunlich oft!) getroffen.
Dabei haben wir gelernt, wozu Papier
alles gut sein kann und zu welchen
Fremdanwendungen Büro-Accessoires dienen können.
Arbeitsplätze bequem buchen
... unkompliziert mit einer App auf dem Mobiltelefon
Zusätzlich haben wir mit Mathis auch aktuelle
Technik ausprobiert. Da viele Unternehmen
einen Wechsel zwischen Home office- und
Prä senzarbeitsplätzen organisieren mussten,
wollten wir im Struckmeier-Team wissen, was
er von unserer neuen Raumbuchungs-App hält.
Hier sieht man ganz einfach auf einem Grundriss,
welche freien Arbeitsplätze im Unternehmen
buchbar sind und mit welchen Kollegen
man sich vor Ort verabreden kann. Sind einige
Teammitglieder unterwegs oder im Homeoffice,
zeigt mir die App an, wie man sich mit
ihnen vernetzen kann. „Wirklich einfach zu
bedienen und selbsterklärend“ war Mathisʼ
Urteil, was uns sehr gefreut hat.
Das Wichtigste bei der Arbeit zu Hause sei für
ihn aber eine gemütliche Atmosphäre, meinte
er. Gott sei Dank ist dieser Gedanke inzwischen
auch bei vielen Herstellern angekommen.
Inzwischen gibt es immer mehr neue
Möbel fürs Office, die in der Ergonomie top
sind, aber von den Farben und Oberflächen
für eine heimelige Atmosphäre sorgen – egal,
ob im Homeoffice oder in den Unternehmen.
Wir von Struckmeier möchten uns noch einmal
herzlich für den tollen Austausch und den
Spaß beim Shooting bedanken. Falls Mathis
Mönninghoff in den nächsten Spielen noch
besser trifft, liegt das natürlich an seinem
,Spezialtraining‘ bei uns.
KONTAKT
System-Büro Struckmeier GmbH
Karl-Arnold-Straße 4
37079 Göttingen
Tel. 0551 506690
info@struckmeier.de
www.struckmeier.de
aktuelles
Brunnen für Papier
faktor unterstützt die Instandsetzung von Brunnensystemen in Malawi
Um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die
entstandenen Co 2 -Emissionen auszugleichen, die mit der Produktion
von Papier entstehen, unterstützt faktor – passend zu dieser
Ausgabe mit dem Themenschwerpunkt Klimaneutralität – das
Projekt der AQ Green TeC GmbH zur Instandsetzung von Brunnensystemen
in Ostafrika.
Die Brunnen in ländlichen Regionen Malawis sind veraltet, wodurch
für viele Teile der Bevölkerung der Zugang zu sauberem
Trinkwasser fehlt. Das Projekt will dabei unterstützen, die beschädigten
Brunnenanlagen wieder instand zu setzen und damit
das aufwendige Abkochen von verschmutztem Wasser zu reduzieren.
Neben der reinen Klimaschutzwirkung trägt das Projekt zur
Erreichung der ,17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten
Nationen‘ bei, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen
Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer
Ebene dienen sollen. So wird im Rahmen dieses Projekts
FOTO: STOCK.ADOBE.COM
unter anderem die Gesundheit der lokalen Bevölkerung verbessert,
der Zugang zu sauberem Trinkwasser gewährt und durch
den Erhalt des Waldes die lokale Umwelt als wichtiger Lebensraum
für Tiere und Pflanzen geschützt.
Weitere Infos unter: www.aq-greentec.com
Individuelle
Gebäudetechnik.
Zukunft in Sicht
Der neue faktorAzubi ist da!
Der neue faktorAzubi ist erschienen und direkt
bei den Schülern der Region gelandet!
Auch dieses Mal ist er wieder randvoll mit vielen spannenden
Beiträgen rund um die Ausbildung in Südniedersachsen
und mit hilfreichen Tipps für die Bewerbung.
Möchten auch Sie sich als Arbeitgeber in diesem
Umfeld präsentieren? Dann melden Sie sich gern bei
unserer Kundenberaterin Nicole Benseler unter:
Tel. 0551 309839-22 oder benseler@faktor-magazin.de
Unsere Leistungen –
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unserer Kunden.
Bereits in der vierten Generation bieten wir
unseren gewerblichen, öffentlichen und
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Gebäudetechnik.
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Versorgungstechnik GmbH
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1 |2022 11
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Unternehmen
mit Gewicht
Göttingen hat einen Hidden Champion zu bieten, den in der internationalen
Zementindustrie sämtliche Akteure kennen – vor Ort jedoch wissen
nur wenige, was Refratechnik eigentlich macht. faktor war zu Gast
beim Weltmarktführer und erhielt exklusive Einblicke in die heißen Phasen
der Feuerfesttechnik.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
14 1 |2022
unternehmen
1|2022 15
unternehmen
16 1 |2022
unternehmen
LESEZEIT: 7 MINUTEN
In der Produktionshalle von Refratechnik in
Göttingen stehen Unmengen ockerfarbener Steine,
in Reih und Glied aufgestapelt auf Schienenwagen,
mit denen sie in der großen Halle
bewegt und aus dem riesigen Ofen gefahren
werden. Über den Steinen flimmert die Hitze. Sie
werden bei mehr als 1.000 Grad gebrannt,
brauchen nach dem Brennvorgang mehrere Tage, um abzukühlen.
Mit ihnen werden Hochtemperatur-Öfen zur
Herstellung von Zement ausgekleidet. „Die Qualität
dieser Steine hat dafür gesorgt, dass Refratechnik heute
kein kleines Unternehmen mehr ist, sondern in der Branche
Gewicht hat“, erklärt Christian Meyre, der seit 2016
gemeinsam mit Stefan Puntke die Geschäfte der Refratechnik
Cement GmbH führt, sichtlich stolz.
Zur Person
Christian Meyre kam 1969 in Basel (Schweiz) zur
Welt. Nach dem Studium der Geowissenschaften
begann er seine Karriere bei dem global aktiven
Zementhersteller Holcim. Nach rund sieben Jahren
als Inhouse-Berater für Qualitäts sicherung und
Feuerfesttechnik mit Projekten in Südostasien
und Lateinamerika übernahm er Führungspositionen
in Zementwerken in Nordamerika.
Nach einer eineinhalbjährigen Station in Toronto
(Kanada) ging es für acht Jahre in den US-
Bundes staat Utah. Im Jahr 2016 wurde er dann
Geschäftsführer der Refratechnik in Göttingen.
Meyre ist verheiratet und lebt mit seiner Frau
und seinen Töchtern in Göttingen.
IM VERLAUF DES PRODUKTIONSPROZESSES von Zement
werden die zu Mehl gemahlenen Rohstoffe auf
etwa 1.450 Grad Celsius erhitzt, bis sie teilweise miteinander
verschmelzen. Diese Temperaturen zu erreichen,
ist nicht nur energieintensiv, sondern auch eine Gefahr
für die Öfen: Sie könnten durch die Hitze beschädigt
werden. An dieser Stelle kommen die Produkte von Refratechnik
ins Spiel. Das 1950 von dem Ingenieur Karl
Albert in Vogelbeck, einem südlichen Ortsteil der Stadt
Einbeck, gegründete Unternehmen entwickelt, produziert
und vertreibt innovative Feuerfesttechnik für die Auskleidung
der Hochtemperatur-Öfen der Zementindustrie.
Auch das Recycling verbrauchter Materialien gehört
zum Service. Refratechnik liefert die Schlüsseltechnologie,
wenn es um die Produktqualität und möglichst lange
Laufzeiten von Feuerungsanlagen sowie die Reduzierung
der Energiekosten und niedrige Emissionen geht.
„In den vergangenen 70 Jahren haben wir uns zu einem
der Weltmarktführer entwickelt“, erzählt Christian
Meyre. Bereits zwei Jahre nach der Gründung wurde das
Unternehmen an den Standort in der Rudolf-Winkel-
Straße verlegt, an dem heute rund 350 Mitarbeiter beschäftigt
sind. Rund um den Globus statten insgesamt
über 2.000 Mitarbeiter der Refratechnik-Gruppe die
Zement-, Stahl-, Keramik- und weitere Hochtemperaturindustrien
in mehr als 100 Ländern mit ihren Produkten
aus. „Wir sind dennoch in einer kleinen Nische unterwegs,
die Zahl der Zementhersteller weltweit ist überschaubar“,
sagt Meyre. Daher wüssten auch die wenigsten
Menschen außerhalb der Branche, was Refratechnik
eigentlich so macht. Auch die Mehrheit der Göttinger
nicht. „In der Zementindustrie selbst hingegen kennen
uns sämtliche Akteure.“
1 |2022 17
unternehmen
Höchste Genauigkeit Aus den Hartmetallplatten (u.) werden präzise Formen für den Produktionsprozess der Steine hergestellt.
Beim Zusammenbau dieser Pressformen ist höchste Genauigkeit gefordert (o.).
18 1 |2022
DER STUDIERTE GEOLOGE UND MINERALOGE muss
es wissen: Schon bevor er die Verantwortung für die Produktion
in der Geschäftsführung in Göttingen übernahm,
waren dem gebürtigen Schweizer das Unternehmen
Refratechnik und seine Produkte ein Begriff: „Ich
habe sehr lange auf der Kundenseite bei dem Zementhersteller
Holcim gearbeitet, bei einem der größten Baustoffproduzenten
der Welt. Auch wir haben dort Refratechnik-Produkte
eingesetzt.“ Insgesamt 18 Jahre war
Meyre für den Zementhersteller weltweit unterwegs, zunächst
als Inhouse-Berater für Qualitätssicherung und
Feuerfesttechnik in Südostasien und Lateinamerika.
„Zur Geburt meiner Töchter habe ich dann nach einer
Position gesucht, die es mir erlaubt, abends zu Hause zu
sein“, erzählt er rückblickend. So landete er in Führungspositionen
in Zementwerken in Nordamerika.
Nach einer Station in Toronto, Ontario, ging es nach
Morgan im US-Bundesstaat Utah. „Das war für zwei
Jahre angedacht, am Ende sind wir zehn geblieben.“
Von den gemachten Erfahrungen profitiere der 53-Jährige
noch heute. „Es war zum einen superspannend, andere
Kulturen und ihre Problemlösungsansätze kennenzulernen“,
erzählt Meyre. „Zum anderen habe ich sehr
tiefe Einblicke in die Prozesse und Themen der Branche
bekommen, die wir mit Refratechnik beliefern.“
unternehmen
Das Wie und Woher Regelmäßige Kontrolle der Maße (o.) und ein Lager voller hochwertiger Rohstoffe aus ganz Europa gehören zu
den Erfolgsfaktoren von Refratechnik. Die mineralischen Komponenten – wie beispielsweise Magnesia und Spinelle – werden gebrochen,
gemahlen, gesiebt und nach Korngrösse klassifiziert, um danach zu Steinen in den verschiedensten Formaten gepresst zu werden.
1 |2022 19
unternehmen
Heiße Sache Die fertigen Steine, die aus dem mehr als 1.000 Grad Celsius heißen Ofen kommen, brauchen mehrere Tage zum Abkühlen.
20 1 |2022
unternehmen
1|2022 21
unternehmen
»Wir produzieren mit europäischen
Rohstoffen, pflegen langjährige Beziehungen
zu unseren Lieferanten und unseren
Dienstleistern auf Augenhöhe.«
Diesen tiefen Einblick in die Prozesse, Probleme und
Nöte der Kunden hält der Geschäftsführer für eine der
Stärken von Refratechnik. „Wir sprechen hier die Sprache
der Zementindustrie, wir wissen, was unsere Kunden
bewegt. Das gilt für alle, die hier arbeiten“, sagt er
mit Nachdruck. „Obwohl ich die Qualität der Produkte
ja schon vorher kannte, war ich, als ich vor sechs Jahren
zu Refratechnik wechselte, von der Fachkompetenz und
Motivation schwer beeindruckt.“
Dies seien aus Sicht des Geschäftsführers auch zwei
der entscheidenden Faktoren, warum die Göttinger nicht
so hart von der Pandemie getroffen wurden wie die Konkurrenz.
Der dritte ist der Standort Göttingen selbst.
„Das ist erklärungsbedürftig“, sagt Meyre mit einem entwaffnenden
Lächeln. „Nicht gerade wenige Ökonomen
sagen ‚Sind die nicht bei Trost? Warum produzieren die
in Göttingen?‘“ Und dann erklärt er, warum es nicht rein
romantische Gefühle sind, die das Familienunternehmen
mittlerweile 70 Jahre mit diesem Standort verbinden,
sondern eine klare Strategie.
„Wir sind nicht die günstigsten Anbieter. Wenn wir
zum Zug kommen wollen, müssen wir mehr bieten als
den einfachen Stein zum Auskleiden der Öfen“, sagt
Meyre. Man habe sich den Ruf als agilster, zuverlässigster
und flexibelster Anbieter erarbeitet. „In Zeiten, in
denen nahezu alle global nach den günstigsten Einkaufsmöglichkeiten
suchen, sind wir dabei gewissermaßen
anachronistisch: Wir produzieren mit europäischen
Rohstoffen, pflegen langjährige Beziehungen zu unseren
Lieferanten und unseren Dienstleistern auf Augenhöhe.“
In diesem über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerk aus
‚alten‘ Lieferanten und Logistikpartnern liegt Göttingen
strategisch optimal. Dass die Kombination aus vergleichsweise
kurzen Beschaffungswegen und langjährigen
Beziehungen eine nicht zu unterschätzende Stärke
ist, hätten die vergangenen Monate noch einmal besonders
gezeigt. „Wir konnten im Gegensatz zu vielen Konkurrenten
auch in der Pandemie weiter liefern“, erklärt
Christian Meyre zufrieden. „Damit sind wir unserem
Ruf gerecht geworden, eine sehr hohe Liefertreue zu haben.
Egal wann, egal wo: Wir stellen die Ware pünktlich
auf den Hof unserer Kunden.“ Das liege auch daran,
dass Mitarbeiter ihre Ansprechpartner bei Lieferanten
und Logistikpartnern seit Jahren kennen würden und
bereit seien, auch mal die viel zitierte Extra-Meile zu gehen.
„So haben wir auch in Pandemiezeiten erfolgreich
am Markt agiert.“
BEIGETRAGEN ZU DIESEM ERFOLG hätten dazu aber
auch die flache Hierarchie und die ideale Größe der Refratechnik:
Kurze Wege und eine engmaschige Abstimmung
mit den Eigentümern des größten Unternehmens für
Feuer festmaterialien in Familienhand sorgen für schnelle
Entscheidungen. „Wenn es morgens einer für eine gute
Idee hält, sein Containerschiff im Suezkanal zu wenden,
haben wir nachmittags bereits entschieden, wie wir damit
umgehen“, erläutert Meyre. Hinzu käme, dass sein Geschäftsführungskollege
Stefan Puntke, der den Vertrieb
verantwortet, und er viele Freiheiten und einen großen
Entscheidungsspielraum genießen. „Wir verpassen deshalb
nur sehr wenige Chancen, die der Markt bietet.“
Ein Selbstläufer ist das Geschäft aber bei Weitem nicht.
In einer Branche wie dem Zementmarkt in dem ein
Konsolidierungsprozess immer weniger, immer größere
Kunden hervorbringe, gäbe es kein Platz für Sentimentalitäten.
„Nur weil wir einem Kunden in den vergangenen
zwei Jahren geholfen haben, bedeutet das nicht, dass er
2022 automatisch bei uns bestellt“, sagt Meyre und
stellt unmissverständlich klar: „Wir müssen die Einkäufer
immer wieder neu davon überzeugen, dass unsere
Produkte die beste Entscheidung sind, trotz des höheren
Preises.“ Uns da es am Ende die Mitarbeiter seien, die
den Erfolg ausmachten, sei es sehr wichtig, als attraktiver
Arbeit geber wahrgenommen zu werden – in der
Region und darüber hinaus.
Das scheint Refratechnik sehr gut zu gelingen, sowohl
bei bestehenden als auch bei potenziellen Arbeitnehmern.
Denn zum einen verzeichnet das Unternehmen laut
Geschäftsführer Meyre nahezu keine Fluktuation: „Wer
einmal bei uns ist, bleibt in der Regel. Ich darf fast jede
Woche zu einem 25-, 30- oder 40-jährigen Jubiläum gratulieren.“
Zum anderen deuten rund 30 Auszubildende
in verschiedenen Berufsbildern darauf hin, dass sich auch
immer wieder neue Mitarbeiter finden lassen. „Beides ist
wichtig für uns. Wir wollen die Erfahrung und das
Know-how im Unternehmen halten und neue Mitarbeiter
mit neuen Ideen und Impulsen für uns gewinnen.“
22 1 |2022
Damit Sie nicht schwach werden
Netzwerke in Echtzeit überwachen
Das ist zu leisten: Status von IT, Sicherheit und Compliance analysieren • Risiken erkennen, priorisieren
und beheben • Auswertungen und Berichte erzeugen • gesetzliche Vorgaben erfüllen
Schwachstellen sind spätestens seit log4j allen IT-Fachleuten ein Begriff. Für Unternehmen sind sie – oft
unbewusst – alltäglicher Begleiter. Sie aufzuspüren und zu bewerten ist wichtig, um die eigene IT-Sicherheit
einzuschätzen und Risiken sinnvoll reduzieren zu können. Dazu braucht es eine kontinuierliche
Überprüfung des eigenen Netzwerkes.
Was ist zu tun?
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Das Eckige ins Runde Am nachgebauten Zementofenteil trainieren Kunden und Mitarbeiter die richtige Anwendung der Refratechnik-Produkte.
AUS DIESEM GRUND INVESTIEREN die Göttinger Spezialisten
für Feuerfesttechnik auch kontinuierlich in die
Aus- und Weiterbildung. So hat Refratechnik in den letzten
Jahren nicht nur eine vollausgestattete Ausbildungswerkstatt
aufgebaut, sondern auch viel Zeit und Energie
in ein Weiterbildungsprogramm für Führungskräfte gesteckt.
„Wir haben gemeinsam Führungsgrundsätze formuliert
und ein darauf einzahlendes Programm aus
Lernmodulen entwickelt“, erläutert Meyre. „Wir wollen
unseren Führungskräften vermitteln, was sie können
müssen, aber auch nachhaltig eine Lernkultur verankern,
an der alle Mitarbeiter teilhaben.“ Und auch hier zeigt
sich die Agilität des Göttinger Unternehmens. Sofort mit
dem Beginn der Pandemie wurde auf die sich ändernden
Führungsaufgaben reagiert. „Wir haben umgehend ein
Modul entwickelt, das Führen auf Distanz thematisiert,
aber auch aufzeigt, wie man in der Produktion vor Ort
sein Team gesund durch den Tag bringt.“
Refratechnik tut also einiges dafür, sich den Ruf als
agilster, flexibelster und zuverlässigster Partner der Zementindustrie
– und damit das Gewicht in der Branche
– zu erhalten. Da gerade auch der Standort ein wichtiger
Baustein in der Unternehmensstrategie ist, werden wohl
noch viele Jahre zur Firmengeschichte in Göttingen hinzukommen.
ƒ
Zum Unternehmen
Die Refratechnik Cement GmbH ist eine Tochtergesellschaft
der Refratechnik Holding, deren Geschichte 1950 in
Vogelbeck, einem Ortsteil der Stadt Einbeck, begann. Seit
1952 entwickelt, produziert und vertreibt Refratechnik vom
Standort Göttingen aus innovative Feuerfesttechnik für
die Auskleidung der Hochtemperatur-Öfen der Zementindustrie
und zählt heute zu den Weltmarktführern.
Rund um den Globus statten insgesamt mehr als 550
Mitarbeiter der Refratechnik Cement GmbH die rund 2.000
Zementdrehöfen der Zementindustrie in mehr als 100
Ländern mit Refratechnik-Produkten aus. Am Standort
Göttingen sind 350 Mitarbeiter beschäftigt. Die gesamte
Refratechnik Holding hat rund 2.000 Mitarbeitende.
24 1 |2022
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Zum Nachmachen
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Mit dem Verein Beveraner Unternehmen hat sich im Landkreis Holzminden ein neues
Wirtschaftsnetzwerk etabliert, das mehr sein will als nur ein Forum für gegenseitigen Austausch:
ein Sprachrohr gegenüber der Politik, das gemeinnützige Projekte fördert.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Der Flecken Bevern liegt nördlich von Holzminden
und hat knapp 4.000 Einwohner.
Klein, überschaubar, ländlich, typisch – möchte
man sagen. Und doch hat Carsten Stock,
Geschäftsführer der Bau & Renovierungszentrum Stock
GmbH, hier etwas Neues auf den Weg gebracht: ein Unternehmernetzwerk,
das deutlich mehr sein will.
„Ich bin hier im Ort in verschiedenen Vereinen aktiv
und hatte 2017 für eine Kulturveranstaltung das Sponsoring
übernommen“, erzählt Stock. Durch seine Unternehmenskontakte
war es ihm gelungen, mehrere Tausend
Euro einzuwerben. „Aber Vereinen, die solche
Kontakte nicht haben, fehlen diese Möglichkeiten, gute
Veranstaltungen zu organisieren.“ Wie erreicht man jedoch
die lokalen Unternehmen? Ein entsprechendes
Netzwerk wäre eine Idee, die damals aber wieder eingeschlafen
ist.
Später ist Stock noch etwas anderes bewusst geworden:
„Wir kennen uns vor Ort einfach zu wenig.“ Deswegen
begann er, andere Unternehmer zu kontaktieren
und für die Idee Werbung zu machen, ein Netzwerk zu
gründen, um sich kennenzulernen, auszutauschen und
voneinander zu profitieren.
BEI OLIVER BLUME, der sich 2021 in der alten Heimat
Bevern als Unternehmens berater selbstständig gemacht
hat, nachdem er vorher bei mehreren internationalen
Firmen tätig gewesen war, rannte Stock mit der Idee offene
Türen ein. „Mein gesamtes Berufsleben war vom
Netzwerkgedanken geprägt, deswegen war ich von der
Idee begeistert“, sagt Blume. Für sich selbst sieht dieser
ganz klare Vorteile, über das Netzwerk neue Kontakte
zu generieren. Aber es geht ihm auch um das Geben, also
den Erfahrungsaustausch: „Ich war Teil vieler Arbeitskreise,
in denen auch Wettbewerber zusammensaßen,
die sich dennoch über vieles offen ausgetauscht haben.
Bei ähnlichen Problemen, die alle haben, ist das sehr hilfreich.“
Deswegen engagiert sich Blume auch im Vorstand
des neuen Vereins.
DER VEREIN WURDE OFFIZIELL Ende 2021 gegründet,
inzwischen sind rund 35 Unternehmen beigetreten: vom
Ein-Mann-Unternehmensberater über Grafik agen turen
und Ärzte bis hin zu den großen Arbeitgebern vor Ort wie
dem Egger Beschichtungswerk oder dem Pflegedienst
DeBoer. So weit, so typisch Unternehmensnetzwerk.
Doch da will Carsten Stock nicht stehen bleiben, daher
gibt es noch zwei weitere Ziele, die sich der Verein auf
die Fahne geschrieben hat: „Wir wollen auch gemeinnützige
Projekte vor Ort fördern und uns als Sprachrohr
der Wirtschaft gegenüber der Politik etablieren.“ Der
Dialog mit der Politik sei bislang vor allem dadurch geprägt,
dass es immer nur zu den Wahlen die obligatorischen
Pressetermine und ein offenes Ohr für die Unter-
26 1 | 2022
unternehmen
Vor Ort aktiv Netzwerk-Initiator Carsten Stock und seine Vorstandsmitglieder Oliver Blume und Oliver Böhle (v. l.)
nehmen gibt, aber darüber hinaus wenig. Diesen Dialog
will der Verein verstetigen und damit verbessern. Dabei
hilft, dass zwei Vorstandsmitglieder – Oliver Blume und
Oliver Böhle, Geschäftsführer des Pflegedienstes DeBoer,
– derzeit im Rat der Samtgemeinde sitzen.
„Aber es geht uns auch um den Dialog mit dem Landkreis“,
sagt Böhle. Ein wichtiges Thema sei etwa der
Breitbandausbau, bei dem es nur schleppend vorangehe.
„In der Pflege zum Beispiel funktioniert alles digital. Das
heißt, wir brauchen eine gute Internetverbindung. Aber
es gibt immer noch Orte im Landkreis oder in unserer
Gemeinde, wo es keine gute Mobilfunkanbindung gibt.“
Dafür wollen sich die Unternehmer stärker einsetzen.
DER LEITGEDANKE DES VEREINS ist jedoch, nicht nur
die Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsaktivitäten
positiv zu beeinflussen, sondern insgesamt etwas für
Bevern zu tun und zur Lebensqualität vor Ort aktiv beizutragen.
Deswegen auch die starke Säule, gemeinnützige
Projekte zu fördern.
Dies können Vorhaben aus allen Richtungen sein –
von anderen Vereinen, privaten Initiativen oder auch
Ideen seitens der Verwaltung, für deren Realisierung
aber keine Mittel zur Verfügung stehen. Beispiele für den
Handlungsbedarf gibt es einige. „In der Grundschule
spielen die Kinder Fußball im Matsch auf der Wiese“,
erzählt Stock. Ein echter Bolzplatz wäre da schon hilfreich.
Auch das Freibad ist ein Thema, für dessen Betrieb
kein Geld mehr da war und das deswegen geschlossen
wurde. „Da können wir vielleicht dazu beitragen, dass
wir wieder einen gewissen Betrieb haben.“ Oder der
Tennisverein, der geschlossen werden sollte. Hier könnte
man sich vorstellen, ein wöchentliches Training zu finanzieren.
Auch Dorfverschönerungsaktionen, Beetpflege,
die Baumpflanzaktion der Grundschule ebenso wie
Kulturveranstaltungen vom Konzert bis zum Schützenplatz
sind Möglichkeiten.
IDEEN GIBT ES VIELE. „Offiziell haben wir noch keine
Förderung verabschiedet, aber wir diskutieren derzeit
über verschiedene Anträge, die bei uns eingegangen
sind“, erklärt Stock. Im Frühling 2022 sollen die ersten
Projekte vorgestellt werden, die der Verein unterstützt.
Die Förderung wird jeweils individuell ausfallen, also
nicht aus den niedrigen Mitgliedsbeiträgen stammen,
sondern aus projektbezogenen Zuwendungen an den
Verein. Für jedes Projekt soll es dann Unternehmens-
Paten geben. „So wollen wir Bevern attraktiver
machen“, sagt der Initiator. „Ich will aus einer starken
Gemeinschaft heraus Projekte finanzieren, die den Ort
nach vorne bringen.“ Mit diesem breiten, auch gemeinschaftsförderlichen
Ansatz steht das Unternehmernetzwerk
dann vielleicht auch für vergleichbare
Netzwerke andernorts Pate. ƒ
1 |2022 27
unternehmen
28 1 |2022
unternehmen
Medikamente
nach Maß
Evotec in Göttingen schreibt eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte:
In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt.
Durch umfassende Datenanalyse erfasst das Forschungsunternehmen
Krankheiten, um so direkt an ihren Ursachen anzusetzen und
präziser wirkende Arzneimittel zu ermöglichen.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
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unternehmen
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unternehmen
» Unser Ansatz geht auf den Göttinger Nobelpreisträger
Manfred Eigen und dessen Leitmotiv zurück: In der Biologie
ist die reine Theorie – ohne experimentelle Ergebnisse –
eine schlechte Theorie. «
LESEZEIT: 7 MINUTEN
Im Göttinger Science Park im Nordwesten der
Stadt wird kontinuierlich gebaut. Insbesondere
der ,Manfred Eigen Campus‘ – das Evotec-
Areal – hat sich sehr gut entwickelt. Inzwischen
ist das Forschungsunternehmen im Pharmabereich
auf drei Gebäude verteilt, offene Stellen
gibt es immer. Von den über 4.000 Mitarbeitern
weltweit sitzen etwa 330 in Göttingen
– vor zwei Jahren waren es noch die Hälfte,
Ende 2010 gerade einmal 25. In dem global
rasant wachsenden Evotec-Konzern entwickelt
sich der Standort überdurchschnittlich gut,
und mit der Wirtschaftsförderung der Stadt
laufen bereits Gespräche über ein weiteres neues Areal.
Derweil mussten sogar schon zusätzliche Flächen angemietet
werden, um das Mitarbeiterwachstum auffangen
zu können. „Bei uns arbeiten viele junge Leute – unser
Altersdurchschnitt liegt bei 35 – und damit haben wir
eine sehr hohe interne Dynamik“, sagt Standortleiter
Uwe Andag. „Die wollen alle etwas erreichen.“
DAS GEHEIMREZEPT FÜR DAS STARKE WACHSTUM ist
die Kombination aus bioinformatischer Datenanalyse
und Medikamentenforschung, mit der Evotec dazu beitragen
will, präziser wirkende Medikamente zu entwickeln.
„Etwa 90 Prozent aller Therapien wirken nur
bei etwa der Hälfte der Patienten“, erklärt Andag. „Ein
Grund hierfür ist, dass Krankheitsbilder in der Vergangenheit
symptomatisch beschrieben wurden und daher
auch Medikamente entwickelt wurden, die in erster
Linie zur Linderung der Symptome beitragen. Einen
I
wichtigen Schritt vorwärts sieht Evotec hier in
der Datenanalyse. Mehrere Milliarden anonymisierte
Datenpunkte von gegenwärtig rund
15.000 Patienten werden dafür genutzt. Gewebe-,
Blut- und Urinproben wurden analysiert
und in die unternehmenseigene Datenbank
aufgenommen, die ständig weiterwächst.
Zur Analyse dieser Daten entwickelt Evotec
unter anderem eigene Softwaretools, die
künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen
einsetzen. Die Patientenproben stammen
von verschiedenen klinischen Partnern aus
Großbritannien und Deutschland. Die klinischen
Partner erhalten ihrerseits wiederum die Rohdaten
aus der Analyse der von ihnen zur Verfügung gestellten
Proben von Evotec zurückgespielt, um damit eigene
Grundlagenforschung zu betreiben.
„Unser Ansatz geht auf den Göttinger Nobelpreisträger
Manfred Eigen und dessen Leitmotiv zurück: In der
Biologie ist die reine Theorie – ohne experimentelle Ergebnisse
– eine schlechte Theorie“, erzählt Andag. Durch
die Datenanalyse versucht Evotec, Krankheitsbilder auf
der Grundlage biologischer Prozesse anstelle von Symptomen
zu erfassen, um so direkt an ihren Ursachen ansetzen
zu können. Kennt man die Rahmenbedingungen,
die dazu führen, dass ein Patient erkrankt oder dass eine
Therapie nicht anschlägt, lassen sich viel gezieltere Behandlungsansätze
entwickeln.
Ein gutes Praxisbeispiel kommt aus der Nierenforschung.
Bereits die Auswertung der ersten Patientenkohorte
auf Evotecs Plattform ergab bei 4.000 Patienten
1 |2022 31
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Große Namen Heute führt Standortleiter Uwe Andag das Unternehmen, dessen Grundstein einst Nobelpreisträger Manfred Eigen legte.
32 1 |2022
unternehmen
Zum Unternehmen des Nobelpreisträgers
Manfred Eigen (1927 – 2019) war Biochemiker und zuletzt
Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in
Göttingen. 1967 wurde er für seine Arbeiten zur Geschwindigkeitsmessung
von schnellen chemischen Reaktionen mit
dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Aus dem Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie,
das 1971 auf Eigens Initiative entstand, wurde 1993 nicht nur
Evotec, sondern 1997 auch die DeveloGen ausgegründet, die
sich schon damals mit der Entwicklung von Softwareplatt -
formen für die Verarbeitung großer Datenmengen im
Biotechnologie bereich sowie mit der Entwicklung neuer
Therapien für Stoffwechsel erkrankungen befasste. Infolge
einer selbst finanzierten klinischen Testphase und ihres
Scheiterns geriet das Unternehmen jedoch in Schwierigkeiten.
Kurzerhand wurde DeveloGen 2010 von Evotec akquiriert
und so der Standort Göttingen erhalten.
1 |2022 33
unternehmen
mehr als 100 verschiedene Einzeldiagnosen, also viele
verschiedene Gründe für Nierenerkrankungen und damit
auch mögliche Gründe dafür, warum die eine oder andere
Therapie nicht wirkt. „Wir müssen viele Krankheiten
vollkommen neu definieren“, erklärt der Standortleiter.
„Die technische Möglichkeit, große Mengen Patientenmaterial
sowohl in der Breite als auch in der Tiefe zu
analysieren und für datengetriebene Forschung zu öffnen,
ermöglicht uns einen grundlegend neuen Zugang zu
vielen Erkrankungen.“ Das sei eine große Herausforderung,
aber man habe inzwischen sehr gute Ergebnisse
und könne bei bestimmten Nieren erkran kungen allein
durch die Blutanalyse bestimmen, welches Krankheitsbild
bei einem Patienten von welcher Grunderkrankung
abhängt, und Patienten so zu einheitlichen Behandlungsgruppen
zusammenfassen.
Die Möglichkeiten der Analyse hören allerdings nicht
bei der Unterscheidung von krank und gesund auf. Gerade
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2 haben
häufig einen jahrzehntelangen Vorlauf. Es mag mit
Müdigkeit, Durstgefühl, Gewichtsveränderungen anfangen,
irgendwann kommt vielleicht Bluthochdruck dazu
und dann erst wird Diabetes diagnostiziert. Organe wie
Augen oder Nieren sind zu diesem Zeitpunkt aber bereits
geschädigt. „Wir gucken uns auch dieses Entwicklungskontinuum
an, um so früh wie möglich mit dem
richtigen therapeutischen Ansatz intervenieren zu können“,
so Andag. Letztendlich werde damit nicht nur die
Therapie personalisierter, sondern auch bereits die Diagnose,
die auf einem differenzierteren Verständnis der individuellen
Krankheit basiert.
IM EVOTEC-KONZERN sind auf einer ,multimodalen
Plattform‘ alle aktuell verfügbaren Technologien zur Erforschung
und Entwicklung neuer Medikamente vereint
– dennoch gibt es eine klare Spezialisierung der Standorte:
In Göttingen konzentriert man sich vor allem auf
Stoffwechselerkrankungen und ihre medikamentöse Behandlung,
es wird aber auch an Zelltherapie-Ansätzen
gearbeitet. So ist eines der Ziele, für Typ-1-Diabetiker,
die unter anderem genetisch bedingt keine eigenen insulinproduzierenden
Zellen mehr haben, genau diese Zellen
zu züchten und sie den Diabetikern einzusetzen, um
künftig mehrfach tägliche Insulininjektionen zu ersetzen.
DEN GÖTTINGER STANDORT zeichnet vor allem der
bioinformatische Ansatz aus, der mittels künstlicher Intelligenz
und maschinellem Lernen neue Behandlungsstrategien
sowie diagnostische Ansätze identifiziert. Die
hier entwickelten Softwareplattformen lassen sich auch
für viele andere Krankheiten einsetzen.
Der Standort im Evotec-Konzern ist zudem ein großes
Innovationszentrum. Etwa die Hälfte der Aktivitäten vor
Ort finden in der unternehmenseigenen Forschung und
Entwicklung statt, während die andere Hälfte gemeinsame
Projekte mit Pharma- und Biotechpartnern sind.
Das Ziel sind integrierte, langfristige Partnerschaften
von der Idee bis zum kommerziellen Medikament.
Gemeinsam mit Partnern wird zum Beispiel mit induzierten
pluripotenten Stammzellen geforscht, es werden
Screenings durchgeführt, Daten ermittelt und abgeglichen.
Ist ein vielversprechender Ansatz gefunden, wird an der
Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung gearbeitet.
Diese kann – in der Regel nach einigen Jahren – in die
Phase der klinischen Studien übergehen. Bei diesen übernimmt
oft der Partner die Regie – und die Finanzierung.
So reduziert Evotec einerseits ihr Risiko, denn die klinischen
Phasen sind teuer und für das Einzelprojekt mit
einem hohen Risiko behaftet. Wird ein Medikament tatsächlich
zugelassen, winkt für Evotec eine Umsatzbeteiligung.
Andererseits erhöht das Unternehmen so seine
Erfolgschancen, da so mit vielen Partnern zeitgleich an
zahlreichen Projekten geforscht werden kann. Im Bereich
der Nierenerkrankungen wird derzeit beispielsweise mit
vier verschiedenen Pharmaunternehmen strategisch zusammengearbeitet
– konzernweit ist Evotec direkt am
Erfolg von über 130 Wirkstoffforschungs- und entwicklungsprojekten
beteiligt. Weiteres Potenzial schlummert
in Beteiligungen an inzwischen mehr als 20 Biotechnologie-
Start-ups.
EVOTEC PROFITIERT AUCH DAVON, dass es sich für
viele Pharmaunternehmen nicht lohnt, umfangreiche eigene
Datenbanken und Softwarelösungen aufzubauen –
auch der Bereich der internen Forschung insgesamt wird
dort zurückgefahren, sodass es mehr und mehr Auftragsentwicklungen
gibt. Die Branche verzeichnet seit Jahrzehnten
steigende Entwicklungskosten bei abnehmenden
Gewinnspitzen. Das Unternehmen selbst hat sich
inzwischen zu einer Art pharmazeutischem Full-Service-
Unternehmen entwickelt, das sowohl in der ganz frühen
Forschung und Entwicklung tätig ist als auch innovative
neue Herstellungstechnologien entwickelt. Damit ist ein
einzigartiges Portfolio entstanden.
Die Erfolgsquoten in der Medikamentenentwicklung
liegen allerdings bei nur zwei bis drei Prozent, die Entwicklungszeiten
sind mit bis zu 15 Jahren sehr lang. Entsprechend
verfolgt Evotec zwar einen sehr spannenden
Ansatz, einen marktzugelassenen Entwicklungserfolg
gibt es jedoch noch nicht. „Viele Medikamente, an
34 1 |2022
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denen wir beteiligt sind, sind noch in der späten präklinischen
und klinischen Entwicklung“, sagt Uwe Andag.
„Aber mit unserem datenbasierten Ansatz wollen wir
auch dazu beitragen, die Ausfallrate klinischer Studien
erheblich zu reduzieren. Wir haben über 130 Programme
auf den Weg gebracht und sind sehr zuversichtlich,
dass mehr als eines davon am Markt landen wird.“
AN SEINER ARBEIT BEGEISTERT ANDAG VIELES. „Am
meisten Spaß macht mir, diesen ganzen Prozess von der
anfänglichen Idee bis zur klinischen Testphase mit unserem
Team gestalten und erleben zu können. Hier hat jeder
innovative Ideen und will sich einbringen.“ Zudem
hat Evotec durch das Wachstum sowie den innovativen
Datenanalyseansatz heute eine ganz andere Sichtbarkeit.
Vor zehn Jahren musste sich der Göttinger Standort sehr
stark um Kunden bemühen. Es gab fast nur interne Forschung.
„Inzwischen hat Evotec einen Namen, und wir
können uns vor Aufträgen fast nicht retten. Wir spielen
mittlerweile in der Champions League.“ ƒ
Ehre, wem Ehre gebührt
Die Wurzeln der heutigen Evotec sind noch immer
überall sichtbar: Sei es in der Ausrichtung des
Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkts, sei es
im Namen – denn sowohl das Hauptquartier in
Hamburg als auch der Standort Göttingen (Foto)
heißen jeweils ,Manfred Eigen Campus‘. So wird
dem Mann Tribut gezollt, der die Grundlagen für
einen der heutigen innovativen Ansätze gelegt hat,
präzise wirkende Therapien zu entwickeln.
Heute zählt die Evotec SE mit über 4.000 Mitarbeitern
weltweit zu den international führenden Wirkstoffforschungs-
und -entwicklungs unternehmen.
36 1 |2022
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Simone Klare, Laureen Albers,
Dr. Marco Scheuchzer (v.l.)
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HSP STEUER Göttingen erweitert
Führungsteam
Die Steuerberaterinnen Laureen Albers und Simone Klare sind neue Prokuristinnen der
HSP STEUER Göttingen GmbH Steuerberatungsgesellschaft.
Als Steuerberatungsgesellschaft verspricht
HSP STEUER Göttingen seinen
Mandanten höchste Leistungsbereitschaft
und partnerschaftliche Zusammen arbeit.
Um dieses Versprechen zu erfüllen, verfügt die
Kanzlei über ein leistungsfähiges und hoch
motiviertes Team, von dem es maximalen Einsatz
verlangt – ihm im Gegenzug aber auch
eine Menge bietet.
QUALIFIKATION, FREUDE AN DER ARBEIT
UND MOTIVATION – davon träumen alle
Arbeitgeber. Um dies zu verwirklichen, setzt
HSP STEUER Göttingen auf eine mitarbeiterfokussierte
Struktur, in der allen Teammitgliedern
Perspektiven geboten werden, die auf
die persönlichen Lebens- und Karriereziele
abgestimmt sind. Dazu gehören sowohl die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch
berufliche Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.
Dass dies gelebte Unternehmenskultur und
nicht nur leere Versprechen sind, zeigt die
Bestellung der Steuerberaterinnen Laureen
Albers und Simone Klare zu Prokuristinnen
der Kanzlei. Beide sind seit Jahren engagierte
Leistungsträgerinnen der Kanzlei und wurden
nun für ihren Einsatz entsprechend belohnt.
SIMONE KLARE ist bereits seit 2013 als
Steuer beraterin bei HSP STEUER Göttingen
beschäftigt. Ihr Einstieg in die steuerberatenden
Berufe erfolgte 2004 mit ihrer Ausbildung
als Steuerfachangestellte. Nach der Weiterqualifikation
zur Bilanzbuchhalterin 2008 erfolgte
2012 die Bestellung zur Steuerberaterin.
LAUREEN ALBERS ist den Weg zur Steuerberaterin
bei HSP STEUER Göttingen gegangen.
Die studierte BWLerin hat hier 2016 als Steuerund
Prüfungsassistentin begonnen und 2019
ihren Titel als Steuerberaterin erlangt.
Beide Steuerberaterinnen freuen sich, dass
ihr Einsatz für die Kanzlei gesehen und belohnt
wird, und sehen ihrer weiteren Karriere
gespannt entgegen.
KONTAKT
HSP STEUER Göttingen GmbH
Steuerberatungsgesellschaft
Stresemannstraße 28c
37079 Göttingen
Tel. 0551 820807-0
goettingen@hsp-steuer.de
www.hsp-steuer.de/goettingen
unternehmen
Mehr Detail geht nicht
40 1 |2022
unternehmen
Erfunden, erforscht und gebaut in Göttingen: Dank der Entdeckung von Nobelpreisträger Stefan Hell
sehen Wissenschaftler auf der ganzen Welt durch die Mikroskope von Abberior Dinge, die sie niemals
zuvor gesehen haben – und können entscheidende Durchbrüche in der Forschung erzielen.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE PETER HELLER
1 |2022 41
unternehmen
Gründer mit Durchblick
Zusammen mit Nobelpreisträger Stefan Hell
und einer Gruppe mutiger Forscher startete
Gerald Donnert (Foto) vor rund zehn Jahren
die Erfolgsgeschichte von Abberior.
LESEZEIT: 8 MINUTEN
Fragt man Gerald Donnert, Mitgründer
und heutiger Geschäftsführer
von Abberior Instruments, nach der
Grundlage des Erfolgs des Göttinger
Unternehmens, sagt er nach kurzem
Überdenken mit einem Lächeln im
Gesicht: „Die Voraussetzungen waren
schon sehr speziell ...“ Und erzählt
alsdann eine beeindruckende
Geschichte, die von Überzeugung und unternehmerischem
Mut handelt – und von einem technologischen
Riesen vorsprung. Denn vor rund 20 Jahren gelang dem
Göttinger Professor und Physiker Stefan Hell – zusammen
mit Donnert die treibende Kraft hinter Abberior –
der Beweis, dass sich die Auflösungsgrenze im Fluoreszenzmikroskop
tatsächlich durchbrechen lässt. Dabei
handelt es sich um die am weitesten verbreitete Form der
Licht mikroskopie, für die 250 lange Jahre die Maxime
galt, dass nur Objekte im Bereich von etwa 250 Nanometern
auflösbar waren. Mit ihrer bahnbrechenden Entdeckung
machten Hell und seine Mitstreiter in der ersten
Dekade dieses Jahrhunderts Auflösungen im 20- bis 30-
Nanometerbereich möglich – und legten somit die Basis
für den Erfolg von Abberior.
KENNENGELERNT HATTEN SICH DIE BEIDEN Physiker,
als Donnert einst bei Professor Hell promovierte. Nach
seinem Studium in Bayreuth war Donnert bei Recherchen
auf die Arbeit der Abteilung von Hell am Max-Planck-
Institut für biophysikalische Chemie aufmerksam geworden.
„Ich wollte Teil dieser Forschungsgruppe werden,
die an den Grenzen der Physik rüttelte“, erzählt
Donnert heute mit einem amüsierten Blick und schaut
dabei versonnen in die Ferne. Nach der Promotion arbeitete
er zunächst bei dem Beratungsunternehmen
McKinsey und trieb dort strategische Projekte im Bereich
der damals disruptiven LED-Technologie voran.
Der Kontakt mit Stefan Hell riss nie ab.
„Als dann vor etwa zehn Jahren auch in der Lasertechnologie
bedeutende Durchbrüche erzielt wurden, war das
ein Trigger für uns beide: Die Zeit war reif, die Technologie
zu kommerzialisieren“, sagt Donnert rückblickend.
Und so hätte man gemeinsam entschieden: „Komm, wir
machen das jetzt!“
Sie trommelten in Göttingen ein Team zusammen und
gründeten im Jahr 2012 die Abberior Instruments GmbH
– zwei Jahre, bevor Hell gemeinsam mit Eric Betzig und
William E. Moerner den Nobelpreis für die Entwicklung
superauflösender Fluoreszenzmikroskopie erhielt.
42 1 |2022
unternehmen
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unternehmen
Flaggschiff aus Göttingen Das 400 Kilogramm schwere STED-Mikroskop nimmt mit seinem luftgefederten Tisch reichlich Platz ein.
Dieses Gründerteam sei bis heute, so Donnert, einer der
Erfolgsfaktoren des Unternehmens: Alle Beteiligten seien
vom Fach, jeder ein herausragender Wissenschaftler. In
den Kernfunktionen Leitung, Forschung und Entwicklung
sowie Marketing und Sales säßen von Beginn an
Menschen, die die Technologie komplett verstanden hätten.
„Und wir hatten ab dem ersten Tag die gemeinsame Vision,
ein Gerät herzustellen, das besser ist, als alle sonst
am Markt verfügbaren.“
DIE WISSENSCHAFTLER nahmen für diese Gründung
nicht nur allen Mut zusammen, sondern auch ihr eigenes
Geld: Sie finanzierten Abberior Instruments ohne fremdes
Kapital. „Wir waren überzeugt, dass wir das hinbekommen
und wollten unabhängig in unseren Entscheidungen
sein“, erklärt der Geschäftsführer bestimmt. Ein
Teil des Geldes floss in den Erwerb der für die Umsetzung
ihrer Idee notwendigen Lizenzen und Patente. Sie
mussten nicht nur die finanziellen Forderungen der Patentinhaber
erfüllen, sondern diese auch davon überzeugen,
dass ihr Vorhaben zu einem Erfolg führen könnte.
„Das ist uns offenbar ganz gut gelungen“, sagt Donnert
zufrieden. Hilfreich dabei sei gewesen, dass Hell aufgrund
seiner langjährigen Beratertätigkeit in der optischen
Industrie ein ausgeprägtes Marktverständnis mitbrachte
und auch Donnert selbst während seiner Tätigkeit
bei McKinsey zuvor Einblicke in die Zusammenhänge
disruptiver Märkte erhalten hatte. Zweifel am
technischen und wissenschaftlichen Know-how des
Teams habe es nie gegeben.
Den Rest des Geldes steckten die Gründer in Teile und
Zubehör für das erste Mikroskop. „Unser gesamtes
Kapital stand bei der Auslieferung unseres ersten
STED-Mikroskops auf der Ladefläche des gemieteten
Sprinters. Uns war allen klar: Das muss jetzt einfach
klappen!“, beschreibt Gerald Donnert die Anspannung
auf der Fahrt zum ersten Kunden. „Wir brauchten den
Erlös, um das nächste Mikroskop bauen zu können.“
Das Gerät löste Begeisterung aus.
„FORSCHER SEHEN MITHILFE UNSERER GERÄTE DINGE,
die sie niemals zuvor gesehen haben. Diese Auflösung
erreichen zwar auch Elektronenmikroskope – wir sind
allerdings die Einzigen weltweit, die das bei lebenden
Zellen können oder die Verteilung von Proteinen in der
Zelle nanometergenau aufschlüsseln“, erklärt Donnert
nicht ohne Stolz und zeigt damit das Alleinstellungsmerkmal
von Abberior Instruments auf. Vorgänge in
Zellen ließen sich so sehr genau beobachten, molekulare
Zusammenhänge würden sichtbar. Eben diese völlig
44 1 |2022
unternehmen
Komplettes Paket Neben Mikroskopen entwickelt Abberior auch die chemischen Farbstoffe, die zur Präparation der Proben notwendig sind.
neuen Einblicke führten im Übrigen oft dazu, dass sich
Kunden noch während des ersten Tests für den Kauf eines
Mikroskops entscheiden würden.
DIE GÖTTINGER LIEFERN ABER NICHT NUR die Mikroskope,
sondern auch die chemischen Stoffe – genauer gesagt
Fluoreszenzfarbstoffe –, die zur Präparation der Proben
notwendig sind. „Wir bewegen uns in einer so hohen
Auflösung, dass die Farbstoffe zur Markierung des zu
untersuchenden Objektes keine Massenware mehr sein
können. Sie müssen perfekt auf die Mikroskope abgestimmt
sein“, erklärt der Geschäftsführer. In der eigens
dafür gegründeten Schwesterfirma Abberior GmbH, deren
Geschäfte ebenfalls Donnert führt, gelingt das in so
überzeugender Qualität, dass konkurrierende Mikroskophersteller
die Farbstoffe mitunter auch für deren Mikroskope
empfehlen.
Die herausragende Innovationskraft des Teams war
allerdings nach den STED-Mikroskopen und den dazu
passenden chemischen Markerstoffen noch immer nicht
erschöpft. Da die ersten Geräte mit den dazugehörigen
luftgefederten Tischen viel Platz benötigen und mit einem
Gewicht zwischen 300 und 400 Kilogramm nach
dem Aufbau nur schwer zu bewegen waren, entwickelte
Abberior Instruments ein deutlich kleineres Einstiegsmodell:
das Stedycon. „Das ist möglich gewesen, weil
wir von Anfang an viele Laser und andere Teile mit einer
hohen Fertigungstiefe selbst produzieren“, erläutert
Donnert. Das Ergebnis ist ein kompaktes Mikroskop,
das an nahezu jedes Stativ passt, einen geringen Platzbedarf
hat und mit 40 Kilogramm relativ leicht ist. „Unsere
Mitarbeiter können das Stedycon innerhalb von drei
Minuten aus der Transportbox nehmen, es anschließen
und erste Bilder liefern. Kunden können es in etwa einer
Stunde startklar machen.“ So werden superauflösende
Mikroskope transportfähig und flexibel einsetzbar. Während
das große STED-Mikroskop durchaus eine Million
Euro kosten kann, ist das Einstiegsmodell schon ab rund
200.000 Euro erhältlich.
DOCH AUCH MIT DER STED-MIKROSKOPIE war noch
immer kein Ende der Erfolgsgeschichte in Sicht. Nach der
Auszeichnung mit dem Nobelpreis haben Stefan Hell und
Kollegen am Max-Planck-Institut für biophysikalische
Chemie die Auflösung noch einmal um das Zehn fache verbessert
– bis hinunter auf die molekulare Skala: Die Minflux-Mikroskopie
erlaubt die Darstellung fluoreszenzgefärbter
Strukturen auf ein bis drei Nano meter genau – das
ist nicht nur weltweit einmalig, sondern auch das maximal
in der Fluoreszenzmikroskopie Erreichbare!
1 |2022 45
unternehmen
DONNERT UND SEINE KOLLEGEN bei Abberior Instruments
haben die Bedeutung dieser Entdeckung sofort erkannt
und die Patentrechte für Minflux von der
Max-Planck-Gesellschaft in Lizenz genommen. In einem
dreijährigen Kraftakt haben die Entwickler der Firma ein
Mikroskop entwickelt, das für die biologische und medizinische
Grundlagenforschung mit einmaligen Leistungsdaten
aufwartet. Forscher können mit diesem Verfahren
beispielsweis die Bewegung eines einzelnen Moleküls in
einer lebenden Zelle räumlich und zeitlich nanometergenau
verfolgen. Mehr Detail geht nicht. „Wenn Forscher
zum ersten Mal eines unserer Mikroskope nutzen, ist
ihnen schnell klar, dass wir ihnen die Tür zu wissenschaftlichen
Durchbrüchen weit aufmachen“, sagt Donnert.
Diese Durchbrüche, zum Beispiel beim Verständnis
molekularer Mechanismen bei Krankheiten, sind längst
keine Theorie mehr: Auf der Webseite des Unternehmens
findet sich eine lange Liste wissenschaftlicher Veröffentlichungen,
die durch die Geräte aus Göttingen möglich
gemacht wurden.
Man habe jedoch im Laufe der Jahre nicht nur die
physikalisch-technische Produktpalette erweitert, sondern
außerdem die Softwareabteilung deutlich ausgebaut.
So wurde ebenfalls in die Weiterentwicklung
der ‚User Experience‘ investiert. „Die Bedienung soll so
einfach wie möglich sein, damit Forscher sich ganz auf
ihr Forschungsobjekt konzentrieren können“, erklärt
Donnert den eigenen Anspruch. Dass Abberior Instruments
mit dieser Einstellung richtig liegt, zeigt zum
einen der zweite Platz im diesjährigen Innovationswettbewerb
,Top 100‘ in der Größenklasse 50 bis 200 Mitarbeiter,
der die innovativsten Unternehmen des deutschen
Mittelstands auszeichnet. Zum anderen macht
sich das auch in einem beeindruckenden Wachstum
bemerkbar: Mit zehn Mitarbeitern im Jahr 2012 gestartet,
sind die Spezialisten für superauflösende Lichtmikroskope
auf heute rund 100 Mitarbeiter an den
Standorten Göttingen, Heidelberg, in den USA und
China gewachsen.
AUF DIE FRAGE, wohin sich das alles noch entwickeln
kann, folgt erneut ein zufriedenes Schmunzeln. „Wir sehen
sehr großes Potenzial“, sagt Donnert. „Unsere geografische
Ausdehnung steht wirklich noch am Anfang.
In China starten wir gerade erst durch.“ Neben dem
technologischen Vorsprung sorgen vor allem zwei Faktoren
dafür, dass der Geschäftsführer von weiterem
Wachstum ausgeht. Noch immer ist das Unternehmen
vollkommen unabhängig von Investoren – man könne
also sehr schnell Entscheidungen treffen. „Außerdem
laufen unsere Produkte und internen Projekte so wunderbar,
weil in unserem Team einfach sehr gute Leute
sind.“ Hervorragend ausgebildete Fachkräfte kämen
aus dem Umfeld der Labore von Stefan Hell aus Göttingen
und Heidelberg. Nicht nur die weltweit einzigartige
Technologie wirke anziehend. „Wir geben – nicht zuletzt
aufgrund des Wachstums – sehr schnell viel persönliche
Verantwortung und Freiraum. Viele Ideen und Projekte
werden aus dem Team heraus angeschoben, nicht von
oben. Es ist schön zu sehen, wie leidenschaftlich alle dabei
sind und was dabei herauskommt“, sagt Donnert erfreut.
Und auch Göttingen kann sich freuen: Im November
des vergangenen Jahres erfolgte die Grundsteinlegung für
ein neues Labor- und Bürogebäude auf dem Nordcampus
der Uni. Als Bauherr investiert die GWG Gesellschaft für
Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen
14 Millionen Euro. Das Gebäude bietet nicht nur Platz
für 200 Mitarbeiter, sondern sorgt auch dafür, dass die
Erfolgsgeschichte der Abberior-Gruppe auch in Zukunft
in der Leine-Stadt geschrieben wird. ƒ
Die Wurzel des Erfolgs von Abberior
Gegründet wurde Abberior 2011 in Göttingen von
Gerald Donnert, Lars Kastrup und Vladimir Belov sowie
Professor Stefan Hell, der für seinen Trick, die Beugungsgrenze
des Lichts im optischen Mikroskopierverfahren zu
überwinden, 2014 den Nobelpreis für Chemie erhielt.
Daraus wurde das revolutionäre hochauflösende
STED-Mikroskop entwickelt, das mittels leuchtender
Stoffe Moleküle darstellen kann – auch in der lebenden
Zelle. Zuvor waren Mikroorganismen nur bis zu einer
Größe von 0,2 Mikrometern oder 200 Nanometern
sichtbar. Mit STED und dem Einsatz von Lasern sowie
ein gefärbtem Gewebe gelang Hell die Auflösung von bis zu
15 Nanometern. Die Folge: Nervenzellen, E-Coli-Bakterien
und andere Winzlinge wurden sichtbar – die optische Welt
für den Menschen hat sich erweitert.
Der Name Abberior erinnert übrigens an den
Forscher Ernst Abbe. Der Titel beinhaltet auch das
Wort ,superior‘ im Sinne von ,überlegen‘.
46 1 |2022
Audi Business
Ein attraktives Leasingangebot für Businesskunden 1 :
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unternehmen
Gut verdrahtet
Die Gründer von Enwired aus Bad Gandersheim hat ein gemeinsames Ziel zu ihrem
Start-up motiviert: mit dem autarken Haus das Klima retten.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Was kann man selbst tun, um klimapolitisch
etwas zu bewirken? Mit dieser aktuellen
Fragestellung setzten sich 2019 auch drei
frischgebackene Abiturienten aus Bad Gandersheim
auseinander: Niklas Ostendörfer, Paul Lehne
und Phil Leuci. „Mit dem Abi in der Tasche habe ich
zunächst ein Auslandsjahr in Indien absolviert“, erzählt
Leuci. „Die beiden anderen kamen mich dort besuchen,
und gemeinsam sind wir viel gereist, unter anderem durch
Australien. Motiviert durch unsere Reiseeindrücke,
haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir uns für den
Klimaschutz einsetzen können.“ Zurück in Deutschland
reifte dann die Idee, dass erneuerbare Energien in der
Haustechnik ein lohnenswertes Projekt sein könnten.
SO WURDE IM JULI 2021 ENWIRED GEGRÜNDET: mit
der Idee, das energetisch autarke Haus zu schaffen (siehe
auch Seite 72). Enwired liefert dafür das energetischtechnische
Konzept und baut die Anlagen ein. Es beginnt
bei der Energie erzeugung, vor allem durch Photovoltaik-Anlagen,
aber auch durch kleine Windkraftanlagen,
und geht über die Speichertechnik bis zur Heizung und
Ladestation für Elek troautos. „Ein autarker Haushalt
hat viele Facetten, deswegen betrachten wir das Gesamtsystem
und wollen auch alle dafür notwendigen Komponenten
mit einbinden“, erklärt Leuci. Mit aktueller Technik
lasse sich zurzeit etwa ein Autarkiegrad von 75 bis 80
Prozent erreichen.
Ihr Start-up treiben die Gründer neben Ausbildung und
Studium in ihrer Freizeit voran. Mit ihren Ausbildungen
ergänzen sie sich zudem gut: Niklas Ostendörfer, derzeit
im dualen BWL-Studium, organisiert den Vertrieb und
kümmert sich für die Kunden um die Fördermodalitäten.
Phil Leuci, Student der Wirtschafts psychologie, verantwortet
die Finanzen und das Marketing. Paul Lehne, der
kurz vor dem Ende seiner Dachdeckerausbildung steht,
und sein Kollege Alex Stahlmann, in Kürze Dachdeckermeister
und als Vierter zu dem Start-up-Team dazugestoßen,
sorgen für die konkrete Umsetzung der Projekte.
Und noch ein Seniorpartner gehört zum Team: Axel Lehne,
der Onkel von Paul, der als selbstständiger Bauleiter
Projekte in ganz Deutschland betreut. „Anfang 2021 kamen
die vier Jungs hoch motiviert mit der Frage auf
mich zu, ob ich sie bei der Gründung einer Firma unterstützen
kann“, erzählt Axel Lehne.
SEITDEM GEHT ES KONSEQUENT VORAN. Als einen
der Schlüssel für ihren Erfolg sehen die Gründer den Service.
„Der übliche Ablauf für jemanden, der beispielsweise
in eine PV-Anlage investieren will, sieht so aus,
dass er sich zunächst selbst einen Anbieter suchen muss,
dann einen Dachdecker und einen Elektriker, die die Anlage
installieren“, erzählt Paul Lehne. Zudem gebe es
eine Menge Papierkram, wenn es um Anträge für staatliche
Förderprogramme geht. „All das übernehmen wir
für den Kunden.“
48 1 | 2022
unternehmen
Auf der Überholspur Das fünfköpfige Team aus Bad Gandersheim steckt jede freie Minute in seine zukunftsträchtige
Idee von einem energetisch autarken Leben.
Gleichzeitig will Enwired als langfristiger und verlässlicher
Partner für Probleme bereitstehen, denn der Kunde
investiere schließlich einige Tausend Euro. „Dann soll er
auch sicher sein, dass seine Energieproduktion verlässlich
funktioniert“, sagt Bauleiter Axel Lehne bestimmt.
„Vertrauen ist daher das ganz große Thema.“ Dazu gehöre
aber auch Verlässlichkeit. „Wir befinden uns in einer
Situation mit sehr hoher Nachfrage am Markt, weshalb
viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, angesichts
begrenzter Kapazitäten die vielen Anfragen zu
bewältigen.“ Die Folge seien teils monatelange Wartezeiten,
bis die Fachbetriebe ein Angebot für die Installation
einer PV-Anlage herausschickten.
TROTZ ALL DIESER HERAUSFORDERUNGEN sind die
vier Gründer bereit, die Kundenanfragen, Angebote und
vieles mehr zügig abzuarbeiten. „Nächtlicher E-Mail-
Verkehr, etwa um ein Projekt zu komplettieren, ist keine
Seltenheit“, erzählt Axel Lehne. Das Ziel sei, innerhalb
von zwei bis drei Wochen ein differenziertes Angebot unterbreiten
zu können.
Mit diesem Ansatz hat das Enwired-Team innerhalb
kurzer Zeit bereits sichtbare Erfolge erzielt. Hauptsächlich
sind es private Anfragen für PV-Anlagen bis zehn
Kilowatt, oft motiviert durch gestiegene Strompreise
oder einen höheren Stromverbrauch, etwa aufgrund des
Umstiegs auf Wärmepumpen. Aber auch zwei größere
Anlagen um 300 Kilowatt sind bereits in der Projektierung.
Rund 50 Projekte hat das Start-up aus Bad Gandersheim
bereits in der Planung – viele sind das Ergebnis
von Mundpropaganda.
Das alles hat nicht nur dazu geführt, dass die Firma
inzwischen auf ein verlässliches und weiter wachsendes
Netzwerk zurückgreifen kann, um den Allroundservice
anbieten zu können, sondern es sind auch schon Lieferanten
auf das junge Team aufmerksam geworden –
so etwa die Firma Solarwatt, ein deutscher Hersteller
von PV-Anlagen. Mit Solarwatt konnte vereinbart
werden, dass Anfragen von Interessenten rund um Gandersheim
zur Bearbeitung an Enwired weitergeleitet
werden. „Das ist erstaunlich, weil wir eine noch junge
Firma sind, die sich erst in der Entwicklung befindet“,
sagt Axel Lehne.
DIE MOTIVATION IM TEAM ist trotz der doppelten Arbeitsbelastung
aus Ausbildung oder Studium und Wochenend-
und Nachtarbeit für das Start-up hoch. „Wir
kommen so auf 60 oder 70 Stunden in der Woche“, sagt
Phil Leuci. „Aber wir hatten noch nie den Fall, dass es
uns keinen Spaß mehr gemacht hat.“ Im Gegenteil, die
Euphorie, mit der die Gründer gestartet sind, sei eher
noch gewachsen. „Wir haben die Firma mit dem Ziel gegründet,
dass es sie über Jahrzehnte geben soll“, ergänzt
Niklas Ostendörfer. „Wir sehen die Resultate. Wir sehen,
es ist zukunftsträchtig. Insofern kann ich mir auch vorstellen,
dass Enwired mal unser Vollzeitjob wird.“ƒ
1 |2022 49
wissen
Kleine Schritte,
großer Wandel
Die Welt rüstet sich für die Energiewende. Sie fordert von Politik, Wirtschaft sowie
Wissenschaft gleichermaßen ein hohes Maß an Initiative – Know-how, Mut und
Investitionen sind gefragt. Wie gut, dass es in Südniedersachsen dies alles gibt!
Mit der neuesten Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die
Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045
verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um 65 Prozent
sinken. Der Druck von Gesellschaft, Regierung und Investoren steigt. Daher ist es
längst keine Frage mehr, ob Unternehmen ressourcenschonend handeln müssen,
sondern wie. Neue Energieträger wie Wasserstoff und Strom aus regenerativen
Quellen spielen hierbei eine ebenso große Rolle wie Forschung und Entwicklung.
Doch die Energiewende ist nicht nur eine Herausforderung – sie bietet durchaus
auch Chancen zur Entfaltung neuer Geschäftsfelder und Märkte sowie
die Möglichkeit, sich in diesem Feld mit seinem Unternehmen ganz
vorne zu positionieren.
Mehr zu alldem auf den folgenden Seiten.
50 1 | 2022
wissen
FOTO: STOCK.ADOBE.COM
1 |2022 51
wissen
Wie gelingt der Wandel?
Wer die Energieeffizienz oder Klimabilanz verbessern will, steht vor großen Fragen:
Wie sehen die Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit in Unternehmen aus? Was kann ich umsetzen?
Was ist überhaupt sinnvoll? Und wo bekomme ich gegebenenfalls Förderungen?
TEXT JAN FRAGEL ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM
Der Klimawandel mit seinen Auswirkungen
spielt auch für viele Unternehmen eine Rolle
und stellt sie vor neue Herausforderungen.
Doch selbst, wenn drastische Emissionsminderungen
vorgenommen werden,
wird es eine Veränderung des Klimas geben. In den
nächsten Jahrzehnten werden Klimaschutzmaßnahmen
durch Klimaanpassungsmaßnahmen ergänzt werden
müssen. Das bedeutet auch, dass die heute geltenden
Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sich stetig weiter
ändern werden. Je früher sich Unternehmer auf den Weg
in Richtung ,grüne Zukunft‘ machen, desto besser sind
sie aufgestellt.
FÜR GROSSUNTERNEHMEN UND KONZERNE ist es
längst eine Pflicht: Sie müssen sogenannte Energieaudits
durchführen. Das heißt, sie durchleuchten ihre Unternehmen
in Sachen Energie. Wie viel Strom wird in Büros,
Werkstätten und Fabrikhallen benötigt? Woher kommt
die Prozesswärme und wie hoch ist der Verbrauch? Wie
viel Sprit braucht die Fahrzeugflotte? Unternehmen, die
verpflichtet sind, ein Energieaudit zu erstellen, müssen
das alle vier Jahre wiederholen. Grundlage dafür ist das
Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen
(EDL-G). Das wiederum beruht auf
einer europaweiten Richtlinie, der EU-Energieeffizienzrichtlinie,
nach der alle großen Unternehmen ein Energieaudit
durchführen müssen. Ziel ist es, die Verbräuche im
Blick zu haben, Energiefresser zu identifizieren und Einsparmöglichkeiten
auszuloten. Unternehmen, die ein sogenanntes
Energie- oder Umweltmanagementsystem betreiben,
sind von der Pflicht zu einem Energieaudit befreit.
Auch kleine und mittlere Unternehmen, die KMU, mit
höchstens 250 Vollzeitstellen und bis zu 50 Millionen
Euro Umsatz sind von der Energieaudit-Pflicht befreit.
Theoretisch könnten sie ohne einen Blick auf den Energieverbrauch
wirtschaften und Handel betreiben.
ABER IST DAS SINNVOLL? Aaron Fraeter, Projektleiter bei
der Energieagentur Region Göttingen, beantwortet diese
Frage klar mit einem Nein. „Mit mehr Nachhaltigkeit
können KMU und auch Kleinstunternehmen ihre Position
am Markt verbessern: einerseits als Marketing-Argument
und andererseits durch Sparen von Energiekosten.“
Und die würden in Zukunft sicher noch weiter steigen.
Im alltäglichen Geschäft und bei vollen Auftragsbüchern
bleibt jedoch oft keine Zeit, sich dem Thema
Nachhaltigkeit, Energieverbrauch und Ressourcenschutz
im eigenen Unternehmen zu widmen. Mögliche
Veränderungen betreffen alle Bereiche, in denen Energien
und Ressourcen eingesetzt und fossile durch erneuerbare
Energieträger ersetzt werden können. Die Potenziale
sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich
groß. Darum ist eine qualifizierte und unabhängige Beratung
zur Identifizierung dieser Potenziale und zum
Aufzeigen der Lösungswege sinnvoll.
Aus diesem Grund vermittelt die Energieagentur auch
unabhängige Experten in die KMU, die als Lotsen im
Beratungs- und Förderdschungel zu unterschiedlichen
Themen beraten: Klimaneutralität, Solar, Energie- & Materialeffizienz
und betriebliches Mobilitätsmanagement.
DIESE ERSTEN BERATUNGEN sind für die Unternehmen
kostenlos – und vielfach auch Grundlage dafür, später
Fördermittel zu bekommen. „Die Unternehmer sollen
für erhöhte energetische Standards, die über die gesetzlichen
Vorgaben hinausgehen, sensibilisiert werden“, erklärt
Fraeter. „Wer erhöhte Standards umsetzt, wird mit
Fördergeldern belohnt.“ Darum gilt: Erst beraten lassen,
dann Fördergelder beantragen, dann investieren. ƒ
52 1 | 2022
wissen
KLIMANEUTRALITÄT
ZIELE der Beratung:
• Was sind die größten Verbraucher?
• Wie viele Treibhausgase pusten sie in die
Atmosphäre?
• Wie könnte der Fahrplan Richtung Klimaneutralität
aussehen? Wie fängt das Unternehmen an?
• Wie können Voraussetzungen geschaffen werden,
damit das Unternehmen ein förderfähiges Transformationskonzept
im Rahmen der ,Bundesförderung für
Energie- und Ressourcen effizienz in der Wirtschaft‘
erstellen kann?
BETRIEBLICHES MOBILITÄTSMANAGEMENT
Staus, hohe Kosten, Stress. Vom Arbeitsweg bis zur
Auslieferung von Produkten – nachhaltig gestaltete
Mobilität senkt die Kosten und fördert die Gesundheit
der Mitarbeiter.
ZIELE der Beratung:
• Wie kann das Unternehmen für nachhaltiges
Mobilitätsmanagement sensibilisiert werden?
• Wie kommen die Beschäftigten zur Arbeit?
• Dienstreisen, Fuhrpark und Parkplätze – wie ist das
Unternehmen aufgestellt?
• Wie kann die betriebliche Mobilität nachhaltig und
kostengünstig gestaltet werden?
SOLAR
Die Sonne schickt keine Rechnung – auch nicht an
Unternehmen. Große Hallen mit unverschatteten
Dächern sind ideale Standorte, um Solaranlagen zu
nutzen. Photovoltaikanlagen zur Stromproduktion oder
Solarthermieanlagen zur Wärmenutzung können oftmals
unkompliziert installiert werden.
ZIELE der Beratung:
• Welche Potenziale gibt es, Solarenergie im eigenen
Unternehmen zu nutzen?
• Wie könnte der Eigenverbrauch optimiert werden,
um Solaranlagen effizient zu betreiben?
• Kann es sinnvoll sein, die eigene Dachfläche zu
vermieten, damit zum Beispiel Energieversorger
PV-Anlagen installieren?
ENERGIE- & MATERIALEFFIZIENZ
Wer kennt das nicht: Wenn man sich ständig mit
den gleichen Abläufen beschäftigt, kann man leicht
,betriebsblind‘ werden. Man kommt dann gar
nicht auf Ideen, etwas zu verändern.
ZIELE der Beratung:
• Wie steht es konkret um die einzelnen Abläufe,
Prozesse und Verbräuche im Unternehmen?
• Wo im Unternehmen kann der Energie- und
Materialverbrauch optimiert werden?
• Wie sehen konkrete Maßnahmen aus und welche
Fördermöglichkeiten gibt es?
Das rät die Energieagentur:
„Photovoltaik ist eigentlich immer sinnvoll,
die Größe ist individuell. Die Wirtschaftlichkeit
tritt bei vielen dann ein, wenn zugekaufter
Netzstrom durch eigenen PV-Strom
ersetzt wird.“
Tipp: Wer schon mal nachsehen will, ob sein eigenes
Dach gut oder weniger gut für eine Solaranlage geeignet
ist, kann sich beim Solardachkataster Südniedersachsen
informieren: solardachkataster-suedniedersachsen.de
KONTAKT
Energieagentur Region Göttingen
Berliner Str. 4, 37073 Göttingen
Tel. 0551 38421310
energieagentur-goettingen.de
Für die Betriebe sind die Beratungen kostenlos,
finanziert werden sie vom Land Niedersachsen.
Weitere Infos:
klimaschutz-niedersachsen.de/energieberatung/unternehmen
1 |2022 53
wissen
Kleine Stellschrauben
Den eigenen Betrieb auf den Weg zur Klimaneutralität bringen – das klingt wie eine Mammutaufgabe,
die im Arbeitsalltag gerade in kleinen und mittleren Unternehmen schwer umsetzbar erscheint. Dabei sind
es oft schon kleine Schritte, die helfen können, Energie effizienter zu nutzen und alternative Energien
einzubinden. Schritte, die oft nicht viel kosten, aber die Kosten deutlich senken können.
TEXT JAN FRAGEL ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM
STROM
Eine Kilowattstunde Strom ist etwa
viermal so teuer wie eine Kilowattstunde Gas.
Daher sollte wohlüberlegt sein, an welcher
Stelle Strom beispielsweise zum Heizen
eingesetzt wird. Wer den Stromverbrauch
senkt, senkt auch die Kosten.
LEITUNGEN
Sind sie zu groß oder zu klein? Beides hat
entscheidenden Einfluss auf die Effizienz der Heizung.
Oder sind die Leitungen bestens isoliert?
Daumenwert: Dämmdicke = Rohrnennweite.
Mit einer guten Isolierung kann der Wärmeverlust
auf 10 Prozent reduziert werden.
KLIMATISIERUNG
Kühlen Kopf bewahren und ordentlich Energie
sparen: Im Bereich Kühltechnik können teilweise
bis zu 30 Prozent Energie gespart werden.
• Verdampfungs- und Kondensationstemperatur
optimieren
• auf das für die Umgebung passende
Kältemittel achten
• die Abwärme der Kälteanlage für andere
Zwecke nutzen
WÄRME
Ob Prozess- oder Heizwärme: Irgendwoher muss sie kommen.
Brennwerttechnik, die Nutzung nachwachsender Rohstoffe
oder Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaik und
Solarthermie sollten betrachtet werden. Eventuell kann auch ein
Blockheizkraftwerk (BHKW) interessant sein, eventuell auch
gemeinsam mit benachbarten Betrieben. In einem BHKW
werden Strom und Wärme gleichzeitig hergestellt – meist ist
der Energie träger Gas. Es gibt aber auch BHKW, die mit Pellets
befeuert werden und ebenfalls Strom und Wärme herstellen.
QUELLE: WWW.KLIMASCHUTZ-NIEDERSACHSEN.DE/ENERGIEBERATUNG/UNTERNEHMEN/INDEX.PHP
54 1 | 2022
wissen
LÜFTUNG
Kleines Detail große Wirkung: Wenn Gebläse mit
einem Keilriemen angetrieben werden, brauchen
sie mehr Strom als beispielsweise Zahnriemen.
Außerdem halten Zahnriemen länger und
müssen nicht so oft nachgespannt werden.
Einsparpotenzial: 5 Prozent.
PUMPEN & ANTRIEBE
Faustformel Hocheffizienzpumpen: Wird die
Förderleistung halbiert, sinkt der Energiebedarf
auf ein Achtel. Veraltete Pumpen verpulvern also
bares Geld.
Asynchronmotoren sind die Arbeitstiere in der
Industrie. Bei einer Neuanschaffung sollten
Geräte mit mindestens der Energieeffizienzklasse
IE3 oder IE4 gekauft werden.
DRUCKLUFT
Viele Maschinen arbeiten mit Druckluft.
Ein Kompressor sorgt für Pressluft – über Röhren
und Schläuche gelangt die Luft dann zu den
Geräten, die sie in Bewegung setzen. Eine winzige
Leckage von etwa einem Quadratmillimeter Größe
verursacht Kosten von durchschnittlich 500 Euro
pro Jahr. Darum auf dichte Leitungen achten.
Druckluftanlagen funktionieren mit kalter Luft
effizienter. Wer sie um zehn Grad abkühlt,
spart zwei bis vier Prozent Energiekosten.
Mehr als Dreiviertel der Kosten, die ein
Druckluftkompressor im Laufe seines Lebens
verursacht, entfallen auf die Energiekosten.
Reicht vielleicht auch weniger Druck?
Wer die Druckluft um ein Bar senkt, spart
sechs bis zehn Prozent Energie.
STROMSPEICHER
Auch Unternehmen können ihren
Eigenstrom verbrauch deutlich erhöhen,
wenn sie Stromspeicher einsetzen.
Das macht zudem die eigene
Stromversorgung sicherer.
PHOTOVOLTAIKANLAGE
Die Sonneneinstrahlung liegt in Deutschland jährlich
zwischen 850 und 1120 Kilowattstunden pro Quadratmeter.
Und die Sonne schickt keine Rechnung. Gerade Betriebsgebäude
haben oft viel Platz und drumherum keine Bäume.
Wer betrieblich eine PV-Anlage nutzt, macht sich unabhängiger
von schwankenden Strompreisen. Zudem lässt sich damit
wunderbar werben.
KRAFT-WÄRME-KÄLTE-KOPPLUNG
Es gibt Anlagen, die Wärme in Kälte verwandeln.
In Unternehmen mit hohem Kühlbedarf sind
Blockheizkraftwerke, kurz BHKW, mit sogenannten
Absorptionskälte maschinen im Einsatz.
WÄRMEPUMPEN
HYDRAULISCHER ABGLEICH
Noch nie gehört? Hat aber enorme Auswirkungen.
Alle Heizkörper werden so eingestellt, dass die
Rücklauftemperatur an jedem Heizkörper gleich
ist – egal, ob er nah an der Heizung installiert ist
oder weiter entfernt.
Auch mit diesen Maschinen lässt sich gleichzeitig
Wärme und Kälte erzeugen. Was im Neubau von
Wohnhäusern längst normal ist, kann sich auch
für Betriebe lohnen.
1 |2022 55
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Allianz mit 1KOMMA5°
Das Göttinger Elektrotechnikunternehmen bode & Stephan hat einen neuen Partner:
die 1KOMMA5° GmbH. Der Hamburger Dienstleister für Solarenergieversorgung verstärkt
die Neuausrichtung des traditionellen Göttinger Unternehmens.
„Nach innen verfolgt
1KOMMA5° das Ziel –
wenn man so will –,
das Handwerk in die digitale
Neuzeit zu bringen
und Prozesse zu optimieren.
Das sind Gründe, warum
wir die Partnerschaft
eingegangen sind.
ALEXANDER PAPE
Bode & Stephan ist als Elektrotechnikunternehmen
in Göttingen eine feste
Größe. Doch etwas hat sich beinahe
schleichend geändert: die Ausrichtung des
Unternehmens. „Wir waren immer im Elektrohandwerk
unterwegs und haben im Zuge
dessen auch Photovoltaik-Anlagen mit installiert“,
sagt Alexander Pape, neben Ingo Stephan
Geschäftsführer des Unternehmens. „In Zukunft
werden wir uns nur noch mit Photovoltaik,
Stromspeicher und Ladetechnik für
E-Autos beschäftigen.“
DIE NÄHE ZUM THEMA gibt es schon lange.
„Ingo Stephan und ich begeistern uns schon
seit über 20 Jahren für das Thema Elektromobilität
und Photovoltaik“, so Pape. „Doch
inzwischen sehen wir eine enorm gestiegene
Nachfrage. Deswegen haben wir uns 2021
für den Schwenk in unserer Ausrichtung entschieden.“
Ein wichtiger Faktor für die Nachfrage
ist die Strompreisentwicklung: Zum
einen steigt der Stromverbrauch zu Hause generell
– durch Wärmepumpen, Klimaanlagen,
das E-Auto. Zum anderen sind die Kosten pro
Kilowattstunde deutlich gestiegen. „Deswegen
geht man davon aus, dass in den nächsten
zehn Jahren rund eine Billion Euro in die
erneuerbaren Energien gesteckt werden.“ Die
Nachfrage kommt dabei zu 80 bis 90 Prozent
aus dem privaten Bereich, schätzt Pape.
Deswegen ist auch 1KOMMA5° bei bode &
Stephan eingestiegen. Das Unternehmen, zu
dessen Investoren unter anderem die Porsche
AG gehört, besteht aus ehemaligen Gründern
und Mitarbeitern verschiedenster, heute
großer Firmen wie Tesla, sonnen oder Solarwatt.
1KOMMA5° ist Mitte 2021 mit dem Ziel
angetreten, die Solartechnik nun auf breiter
Front günstig und effizient an den Kunden zu
bringen. Dazu kauft das Unternehmen derzeit
europaweit Unternehmen wie bode & Stephan
auf, die die Expertise rund um PV-Anlagen und
nachgelagerte Technik mitbringen. So soll ein
großer Rundum-Solarenergie-Anbieter entstehen,
der bundesweit nach einheitlichem Qualitätsstandard
Solarprojekte abwickeln kann.
„NACH INNEN VERFOLGT 1KOMMA5° das
Ziel – wenn man so will –, das Handwerk in die
digitale Neuzeit zu bringen und Prozesse zu
optimieren“, sagt Pape. „Das sind Gründe, warum
wir die Partnerschaft eingegangen sind. Wir
können uns so weiter um unser Kerngeschäft
und den unternehmerischen Alltag kümmern –
aber die Weiterentwicklung des Unternehmens
in Richtung Digitalisierung, Abläufe, das, was
uns eher schwerfällt oder viel Geld kostet, da
profitieren wir von 1KOMMA5°.“ Der Einstieg
von 1KOMMA5° hat die Entscheidung für
die Schwerpunktverlagerung allein auf Solar -
energie noch einmal beschleunigt, und durch
den wachsenden Unternehmensverbund
sieht Alexander Pape auch den Vorteil, dass
das eigene Professionalitätsniveau in diesem
Bereich weiter steigen wird. Im Rahmen des
1KOMMA5°-Unternehmensverbundes ist bode
& Stephan nun für Mitteldeutschland im Be-
PROFIL
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Voller Energie Gemeinsam leiten die Geschäftsführer Alexander Pape (l.) und Ingo Stephan ihr Unternehmen in eine neue Zukunft.
reich zwischen Kassel und Hamburg für die
Abwicklung von Projekten verantwortlich.
IM MARKT FÜR DIE INSTALLATION von
Solaranlagen, Stromspeicher und E-Ladetechnik/Wallboxen
dominieren momentan noch
die vielen kleinen Elektrotechnikunternehmen.
„Vor zwei Jahren wurden in dem Bereich nur
rund zehn Prozent des Auftragsvolumens von
überregionalen Unternehmen bedient“, erklärt
Pape. „In zwei Jahren wird sich das Verhältnis
umgekehrt haben und es werden nur noch
zehn Prozent durch lokale Unternehmen abgedeckt
werden.“ Es vollziehe sich derzeit ein
massiver Strukturwandel von Einzelbetrieben
hin zu Großkonzernen wie 1KOMMA5°, die
kleine Betriebe aufkaufen.
Teils bringt das aber auch die Nachfrage
mit sich. Wenn beispielsweise ein bundesweit
agierender Einzelhandelskonzern vor jedem
seiner Supermärkte zehn Wallboxen für
das Laden von Elektroautos haben möchte,
dann soll das nach Möglichkeit ein Anbieter
aus einer Hand erledigen und nicht die Verhandlung
mit Hunderten lokaler Anbieter mit
sich bringen. „Solche Dienstleistungen können
Sie daher nur anbieten, wenn Sie auch
überall Partner haben und einheitliche Qualitätsstandards
garantieren können“, sagt Pape
überzeugt.
Zudem hätten es Einzelkämpfer schwer.
„Mit Photovoltaik und Wallboxen ist ein hoher
Verwaltungsaufwand verbunden. Wenn wir
das alles selbst machen, verbrauchen wir sehr
viel Zeit pro Kunde – das ist teuer.“ Bei bode
& Stephan gehen manchmal pro Tag bis zu
50 Anfragen ein, illustriert Alexander Pape die
Herausforderung. „Die müssen wir aber bedienen“,
so der Geschäftsführer. „Ein Kunde,
der nach ein oder zwei Wochen immer noch
keine Antwort bekommen hat, wandert ab,
und das wirkt sich auf das Image aus.“ Doch
Alexander Pape sieht das Unternehmen hervorragend
aufgestellt.
ZURZEIT HAT bode & Stephan 46 Mitarbeiter,
davon acht im Vertrieb. Mitte 2021 waren
es nur drei Vertriebler. „Insgesamt haben wir
im vergangenen Jahr zwölf neue Mitarbeiter
eingestellt, beim Umsatz lagen wir letztes
Jahr bei sechs Millionen Euro, dieses Jahr
rechnen wir mit einer Verdopplung“, so Pape.
„Für 2023 gehen wir von 18 bis 20 Millionen
Euro Umsatz aus, bei einer Mitarbeiterzahl
zwischen 70 und 80.“ 2022 wird eine Niederlassung
in Salzgitter dazukommen, 2023 eine
weitere in Lüneburg. Die neue Geschäftsstrategie
und die Partnerschaft mit 1KOMMA5°
machen sich bemerkbar.
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
KONTAKT
bode & Stephan GmbH
Herbert-Quandt-Straße 6
37081 Göttingen
Tel. 0551 50885-0
bode-stephan.de
info@bode-stephan.de
wissen
200 Ansätze
für mehr Klimaschutz
Mit ihrem Klimaplan 2030 hat sich die Stadt Göttingen das ehrgeizige Ziel gesetzt, durch eine deutliche
Reduktion des Energieverbrauchs und starke Einsparungen bei den Treibhausgasen, klimaneutral zu werden.
Alle gesellschaftlichen Gruppen sind gefordert – auch die Wirtschaft.
TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM
Die sieben Handlungsfelder des Klimaplans Göttingen 2030
Bauen und Sanieren Arbeiten und Wirtschaft Energieerzeugung Mobilität
Nachhaltig leben
Kommunale und zivilgesellschaftliche
Transformation vorantreiben
Anpassung an den Klimawandel
58 1 |2022
wissen
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Die Stadt Göttingen will Ernst machen: Mit ihrem im Dezember
gefassten Beschluss will sie bis zum Ende des
Jahrzehnts das Ziel der Klimaneutralität erreichen.
Grundlage hierfür ist der Klimaplan Göttingen 2030.
In einem offenen Prozess hatte die Stadt im Jahr 2020 ihre Bürger
dazu aufgerufen, Klima-Ideen einzureichen. Aus den 745, die dabei
herausgekommen sind und die für den Klimaplan 2030 gesichtet
wurden, wurden rund 200 Projekte und Maßnahmen entwickelt, die
nun in verschiedenen Etappen umgesetzt werden sollen.
DIE PROJEKTE SIND BUNT GEMISCHT und auf sieben Handlungsfelder
verteilt. Dabei ist ein Schwerpunkt klar zu erkennen. „Wir
haben festgestellt, dass bei Gebäuden ein sehr hohes Potenzial für
eine CO 2 -Minderung vorhanden ist – vorranging bei der Heizung,
aber auch beim Stromverbrauch“, erzählt Dinah Epperlein, Leiterin
des Referats für nachhaltige Stadtentwicklung in Göttingen.
„Deswegen sind diese Maßnahmen für uns am wichtigsten.“
Das heißt: Gebäudesanierung hat Top-Priorität. Zwar lässt sich
auch im Neubau bereich mit dem Stand der Technik noch einiges
mehr herausholen, aber Neubau spielt in Göttingen mangels Platz
kaum eine Rolle. Der Baubereich ist allerdings auch der Bereich, der
einen langen Atem braucht – weil die Vorlaufzeit länger ist und mit
Blick auf die Gesamtstadt nicht alles auf einmal gemacht werden
kann. Und noch etwas ist eine Herausforderung: Die Entscheidung
zur Sanierung und dementsprechend zu nicht unbeträchtlichen Investitionen
ist Sache der Privatbesitzer – die Handlungsmöglichkeiten
der Stadt sind begrenzt.
Der Plan sieht deshalb vor, über ein Quartierskonzept Wohngebiete
zu identifizieren und diese unter verschiedenen Gesichtspunkten –
energetische Sanierung, Lebensqualität, notwendige Anpassungen an
den Klimawandel – zu betrachten, um anschließend Angebote zu entwickeln,
die Eigentümer zur Investition motivieren sollen.
Im Blick hat die Stadt hier zunächst Wohngebiete, die vor 40 oder
50 Jahren entstanden. Liegen Gewerbeflächen in dem jeweiligen
Quartier, so werden dafür ebenfalls Angebote entwickelt.
Projekte, die Klimaschutz in Unternehmen fördern sollen
Umweltpartnerschaft mit Unternehmen
Die Stadt Göttingen will eine Plattform ,Die Umweltpartnerschaft
der Göttinger Unternehmen‘ aufbauen,
auf der Unternehmen und ihre Klimaschutzprojekte
hervorgehoben werden und so öffentliche Resonanz
erzeugt werden soll.
Unterstützungsangebote klimaneutrale Unternehmen
Unternehmen sollen durch kompetente Beratung auf
ihrem Weg zur betrieblichen Klimaneutralität unterstützt
werden. Das umfasst eine fachliche Beratung für
Klimamaßnahmen, ihre Umsetzung und finanzielle
Unterstützung für die Einbeziehung externer Dienstleister
in diesen Prozess.
Ansiedlungsförderung klimafreundlicher Unternehmen
Es soll eine Strategie entwickelt werden, wie gezielt
klimafreundliche Unternehmen für eine Ansiedlung am
Standort Göttingen gewonnen werden können. Angedacht
sind unter anderem subventionierte Grundstückspreise
oder besondere Förderprogramme für nachhaltige
Maßnahmen.
Inkubator Energieeffizienz und Klimaschutz
Start-ups im Energiebereich, Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbereich
sollen durch eine gezielte Gründerförderung
unterstützt werden. Das kann unter anderem die
Bereitstellung von Infrastruktur, Coaching oder
Finanzierungshilfe sein.
1 |2022 59
wissen
EIN FOKUS GEZIELT AUF Industrie- und Gewerbegebiete
wird anfangs jedoch noch nicht verfolgt. „Für Gewerbegebiete
gibt es noch kein Förderangebot der KfW, zudem
liegt das große Einsparpotenzial zunächst in den
Wohngebieten“, erklärt Epperlein. Dennoch laufen mit
der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und
Stadtentwicklung Göttingen und der Energieagentur
vor Ort bereits Gespräche, um Beratungsangebote für
Unternehmen zu entwickeln und diese über die bestehenden
Netzwerke zu verbreiten. Adressiert werden sollen
vor allem kleine und mittlere Unternehmen.
Man will keine Zeit verlieren – deswegen sollen bereits
in diesem Jahr alle 14 beschlossenen Sofortmaßnahmen
begonnen werden. Die Leitprojekte sollen in
den kommenden fünf Jahren starten und umgesetzt
werden. Priorität haben die Maßnahmen, die schnelle
und große Einsparungen bringen oder eine hohe Multiplikatorwirkung
entfalten und zum Mit- bzw. Nachmachen
anregen.
Der Klimaplan ist dabei keine starre Agenda, die wie
eine Checkliste abgearbeitet wird. Im Gegenteil: Das
Ziel stehe zwar fest, aber seine Maßnahmen seien dynamisch,
so die Verantwortliche. „Wir werden immer wieder
schauen, ob es neue Ansätze gibt, die wir aufgreifen
können“, sagt Dinah Epperlein. „Etwa, wenn sich die
Rahmenbedingungen für Förderungen verändern –
dann lassen sich wieder neue Maßnahmen entwickeln.
Das heißt, wir werden uns jedes Jahr aufs Neue mit der
Politik über den weiteren Kurs abstimmen.“
EBENSO INTENSIV werden alle Maßnahmen durch ein
Monitoring des Erfolgs insgesamt sowie auf der jeweiligen
Einzelprojektebene begleitet. „Wir messen uns an
den selbst gesteckten Zielen“, sagt Epperlein. „Wie sich
also die Energiebilanz der Stadt und die Höhe der Treibhausgasemissionen
entwickelt haben.“ Für die Stadt sei
das eine richtige Herausforderung. „Denn der Erfolg unserer
Vorhaben hängt von Entscheidungen Einzelner zu
Investitionen ab, die wiederum von den Rahmenbedingungen
des Landes und des Bundes beeinflusst werden.“
Ein Negativbeispiel zu Jahresbeginn war der plötzliche
Stopp des Bundesprogramms für die Förderung effizienter
Gebäude (BEG), weil die Mittel all zu schnell
ausgeschöpft waren. „Dadurch ist bei privaten und professionellen
Investoren eine ganz große Unsicherheit
entstanden“, erläutert Epperlein. „Das Programm hat
viel Gutes bewirkt – aber die aktuelle Entwicklung zeigt,
wie rasant sich solche Rahmenbedingungen auch einmal
negativ entwickeln können.“ Im Falle des BEG hat die
Bundesregierung jedoch kurzfristig gegengesteuert und
das Programm mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet.
Das heißt, jenseits des eigenen Wirkungskreises der
Stadt – was also kommunale Betriebe, Schulen, Materialbeschaffung,
öffentlichen Nahverkehr betrifft – sind die
Handlungsmöglichkeiten begrenzt, und es ist viel Überzeugungs
arbeit nötig. Eine Stärkung des öffentlichen
Nahverkehrs und eine Zurückdrängung des privaten Verkehrs
beispielsweise setzt nicht nur die entsprechenden
Angebote voraus, sondern schafft auch Konfliktkonstellationen,
etwa wenn es um eine Verknappung von Parkplätzen
in der Innenstadt geht. Das macht das Erreichen der
städtischen Klimaziele zu einer echten Herausforderung.
„Ich will deswegen auch keine Euphorie verbreiten“, sagt
Epperlein, „aber wir merken auch, dass sich gesellschaftlich
in den letzten Jahren sehr viel geändert hat. An vielen
Stellen rennen wir inzwischen offene Türen ein.“
FÜR EIN SEHR FUNDAMENTALES PROBLEM, das mit
der Energiewende verbunden ist, bietet aber auch der
Klimaplan keine Lösungen. Zwar werden bei jeder
Maßnahme auch soziale Auswirkungen betrachtet, doch
das Kostenproblem für sozial schwache Menschen löst
sich dadurch nicht. Die Energiepreise für Privathaushalte
in Deutschland sind die höchsten in der EU und liegen
etwa 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt. In den letzten
zehn Jahren sind diese Stromkosten um rund 20 Prozent
gestiegen. Das verteuert nicht nur die Stromrechnung,
sondern etwa auch Warenpreise. Gleichzeitig ist die
deutsche Armutsquote bei rund 16 Prozent verfestigt.
Zugegeben, die grundsätzlichen Lösungen dafür können
nur in Berlin diskutiert werden, auswirken tun sie sich
dennoch vor Ort. Das ist kein Argument gegen Klimamaßnahmen,
aber ein Argument dafür, die zunehmenden
sozialen Verwerfungen rund um die Energiefrage nicht
unter ,ferner liefen‘ zu betrachten. ƒ
60 1 |2022
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Christine Kroß, Wirtschaftsförderin und
Clustermanagerin
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sowie die Anmeldung finden Sie unter:
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Klimawandel: Was Sie jetzt für Ihre
Geldanlage wissen müssen
Der Bericht des Weltklimarats IPCC ist eindeutig: Der Klimawandel schreitet schneller voran als
gedacht. Die Auswirkungen auf die Erde und die auf ihr lebenden Menschen könnten verheerend
sein. Expertinnen und Experten mahnen – der Handlungsbedarf sei dringend und enorm.
Doch was bedeutet das zukünftig für Anlegerinnen und Anleger? Und wie können sich
Unternehmen in Zukunft sinnvoll aufstellen? Antworten hierauf liefert uns Michael Birlin,
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Göttingen.
Herr Birlin, laut des Klimaberichts wird
Deutschland den Klimawandel stärker zu
spüren bekommen als der Durchschnitt der
Erde. Mehr Hitze, mehr Starkregen und ein
steigender Meeresspiegel – das alles kommt
auf uns zu. Welche Konsequenzen kann das
hierzulande für Anlegerinnen und Anleger
haben?
Die ökologischen Herausforderungen sind
noch nie so dominant gewesen wie heute.
Wir gehen von einer weiteren deutlichen Verschärfung
des Klimawandels aus. Der Gesetzgeber
wird darauf in den nächsten Jahren
reagieren müssen, da die Zeit drängt und
marktwirtschaftlich die Veränderung hin zu
einer CO 2 -ärmeren Gesellschaft zu langsam
vorangeht. Bewertungen von Unternehmen
verändern sich strukturell. Unternehmen, die
besser für den Klimawandel gerüstet sind,
erfahren eine Aufwertung, die Klimasünder
werden abgestraft. Dadurch wird sich die
Wertschöpfung bei den Unternehmen verändern
– und die Risiken müssen neu bewertet
werden. Das schlägt sich bereits heute am
Kapitalmarkt nieder. Daher müssen die Anlegerinnen
und Anleger ihr Portfolio ,wetterfest‘
machen und frühzeitig ökologische Aspekte in
ihre Anlage integrieren, um Verluste im Portfolio
zu vermeiden.
Werden die Veränderungen ausschließlich
von der Politik getrieben sein oder haben
auch Anlegerinnen und Anleger einen
Einfluss?
Wir bemerken schon seit einiger Zeit, dass das
eigene nachhaltige Handeln für unsere Kundinnen
und Kunden immer mehr an Bedeutung
gewinnt – sowohl im Alltag als auch in
ihren Anlageentscheidungen. Vor allem Umwelt-
und Klimaschutz, aber auch die Förderung
sozialer oder gesellschaftlicher Produkte
oder Unternehmen spielen dabei eine immer
größere Rolle. Aus diesem Grund erfragen unsere
Kundenberaterinnen und Kundenberater
in den Beratungsgesprächen strukturiert auch
die Nachhaltigkeitspräferenzen der Anlegerinnen
und Anleger, um diese in der Anlageempfehlung
zu berücksichtigen.
Was sollten Anlegerinnen und Anleger in
Zukunft bei der Geldanlage beachten, bevor
sie sich für ein Anlageprodukt entscheiden?
Ein Weg, um den Klimawandel sinnvoll in seiner
Portfoliostruktur zu berücksichtigen, ist
eine nachhaltige Kapitalanlage. Damit werden
in besonderem Maße ökologische und sozia le
Aspekte berücksichtigt. Ebenso wird die gute
Unternehmensführung dabei betont und belohnt.
Nachhaltige Anlagelösungen gibt es in
nahezu jedem Anlagesegment. Ähnlich wie
die individuelle Risiko- und Renditepräferenz
sollten jede Anlegerin und jeder Anleger auch
bei der Nachhaltigkeit einen für sich passenden
Ansatz finden. Wichtig werden auch weiterhin
Rendite und Risiko bleiben. Auf die eine
oder andere Weise zahlt sich ein nachhaltiges
Investment für die Anlegerinnen und Anleger
aus – entweder über einen besseren Ertrag
oder durch ein niedrigeres Risiko.
Die Kundinnen und Kunden der Sparkasse
Göttingen können hierbei zum Beispiel nachhaltige
Investitionen in Fondskonzepte der
DekaBank, wie beispielsweise in den Deka-
Nachhaltigkeit Renten CF, den Deka-Nachhaltigkeit
EinkommensStrategie oder den offenen
Immobilienfonds WestInvest InterSelect
tätigen. Selbstverständlich bietet es sich auch
an, regelmäßig und langfristig zu sparen. Als
besonders gefragte Investments für Sparpläne
haben sich bei unseren Kundinnen und
Kunden der Deka-Nachhaltigkeit Aktien CF,
der Deka-BasisAnlage Dynamisch sowie der
Deka-Nachhaltigkeit Impact Aktien CF herauskristallisiert.
Diese erfüllen die ESG-Standards.
Ein einheitliches Gütesiegel für nachhaltige
Geldanlage gibt es jedoch noch nicht. Aus
diesem Grund stellt die Deka nachhaltige
Aktien und Fonds aus ihrem Portfolio im
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Michael Birlin, stellvertretender Vorstandsvorsitzender
der Sparkasse Göttingen.
PROFIL
FOTO: SPARKASSE GÖTTINGEN
Europäischen SRI Transparenz Kodex (socially
responsible investing) vor und informiert im
Hinblick auf die Erfüllung der ESG-Kriterien
(environment social governance) transparent
zum Beispiel darüber, welche ESG-Kriterien
angewendet werden.
Dies sind allerdings nur einige Beispiele. Gerade
in dynamischen Märkten bieten sich zurzeit
gute Chancen für einen strukturierten und
stetigen – nachhaltigen – Vermögensaufbau.
In einem ausführlichen Beratungsgespräch
finden wir für alle Anlegerinnen und Anleger
das nachhaltige Anlageprodukt, das zu ihren
Vorstellungen und Risikopräferenzen passt.
Was werden Unternehmen künftig anders
machen müssen, um den Klimawandel zu
stoppen?
Unternehmen müssen den Klimawandel
– und nicht nur wegen der EU-Taxonomie-
Verordnung – zwingend bei ihrer geschäftspolitischen
Ausrichtung berücksichtigen. Ansonsten
wird ihre Wertschöpfung unter Druck
geraten. Zudem müssen die CO 2 -Emissionen
jedes Unternehmens deutlich reduziert werden.
Dazu müssen kurzfristige, mittelfristige
und langfristige Ziele definiert werden. Diese
Meilensteine müssen in der Strategie des
Unternehmens verankert und in die internen
Steuerungssysteme integriert werden. Letztlich
müssen die Unternehmensverantwortlichen
die Notwendigkeit der Beachtung von
Klimazielen aber auch im Portemonnaie spüren.
Denn nur durch langfristige Verhaltensänderungen
lässt sich auch die Senkung der
CO 2 -Emissionen umsetzen. Zudem sind eine
transparente Berichterstattung und eine klare
Kommunikation gegenüber dem Kapitalmarkt
und den Stakeholdern von großer Bedeutung.
Die meisten Unternehmen haben noch einen
langen Weg vor sich. Wichtig ist allerdings,
dass sie sich zügig auf einen nachhaltigen
Weg begeben und diesen konsequent verfolgen
– denn der Klimawandel ist eine große
Herausforderung für die kommenden Generationen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Deka Investmentfonds
sind die jeweiligen Wesentlichen Anlegerinformationen,
Verkaufsprospekte und Berichte, die in deutscher Sprache
bei der Sparkasse oder der DekaBank Deutsche Girozentrale,
60625 Frankfurt, und unter www.deka.de erhältlich sind.
KONTAKT
Sparkasse Göttingen
Groner Landstraße 2
37073 Göttingen
Tel. 0551 405-0
info@spk-goettingen.de
www.spk-goettingen.de
wissen
Nachhaltig forschen
Heutzutage einen umfassenden Überblick über wissenschaftliche
Projekte zu geben, die sich in Südniedersachsen mit Fragen zum
Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz beschäftigen, ist fast
unmöglich: Sie sind fast überall präsent und sei es nur am Rande.
Die Technische Universität Clausthal beispielsweise hat sich als Ganzes
das Leitthema ,Circular Economy‘, Kreislaufwirtschaft, gegeben –
so tragen allein hier fast sämtliche Forschungsschwerpunkte den
Nachhaltigkeitsansatz in sich.
Insofern stellen die nachfolgenden Projekte aus den Hochschulen der
Region – TU Clausthal, Georg-August-Universität, PFH Private Hochschule
Göttingen sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaft und
Kunst HAWK – notgedrungen eine Auswahl dar, die versucht, die
Vielfalt abzubilden und gleichzeitig besonders spannende Ansätze
zu würdigen. Auch wenn diese Projekte einer Institution zugeordnet
sind, ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die allermeisten
keine Einzelleistung einer Arbeitsgruppe sind, sondern oftmals
Verbundprojekte mit Praxispartnern oder anderen – nationalen wie
internationalen – Hochschulen.
TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM
64 1 | 2022
wissen
FOTO: PFH
HAWK
Besseres Nadelnutzholz: FutureWood
PFH
Circular Entrepreneurship Education
Das ZE Zentrum für Entrepreneurship der PFH hat 2021 ein
Nachhaltigkeitsprojekt für Schüler ins Leben gerufen – die Pilotphase
zur Erprobung des Konzepts mit ausgewählten regionalen
Schulen läuft bis Mitte dieses Jahres. Das Projekt soll Schülern
Einblicke und auch erste praktische Erfahrungen in die Themen
Unternehmensgründung sowie Innovation bieten und diese explizit
mit den Aspekten Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
ver binden. Es versteht sich als Teil der Berufsorientierung für
Schüler in den Jahrgangsstufen 9 bis 12. Junge Start-ups und
etablierte Unternehmen wie Ottobock, KWS SAAT, Novelis und
die Göttinger Life Science Factory unterstützen das Projekt als
Experten und Ideengeber.
Nadelhölzer wie Fichte oder Douglasie sind zentrale Bestandteile
der Bauindustrie, sie sind jedoch anfällig für längere Trockenperioden
und Sturmwurf sowie Schädlinge, die von fehlendem
Frost und Wärmeperioden profitieren. Die Veränderung weg
vom monokulturellen Anbau hin zum Mischwald soll dem
entgegenwirken, verringert jedoch gleichzeitig die Festigkeit des
Holzes.
Das Projekt der HAWK verfolgt zwei Ansätze, um die Versorgung
mit hochwertigen Nadelhölzern zu sichern: Einerseits
werden an die veränderten Umweltbedingungen angepasste
Waldbaukonzepte für Nadelbäume entwickelt, andererseits
sollen die Sortierverfahren so optimiert werden, dass auch geringerwertiges
Rohholz für anspruchsvolle Holzwerkstoff produkte
genutzt werden kann.
HAWK
Methan-Emissionen kennen: GAEREMISSION
FOTO: STOCK.ADOBE.COM
Das Projekt ,Gaeremission‘ der HAWK untersucht die Ent stehung
von treibhausrelevanten Gasen wie Methan durch die unterschiedliche
Lagerung von Wirtschaftsdüngern und Gärresten. Betrachtet
werden beispielsweise Temperatur, Verweildauer und Behältersysteme
von Lagern in der Rinder- und Schweinehaltung sowie
von Biogasanlagen.
Die Ergebnisse sollen helfen, die Lagerung zu optimieren, so
die Emissionen zu minimieren und den Gasertrag von Wirtschaftsdüngern
in Biogasanlagen zu optimieren.
1 |2022 65
wissen
TU
Energie- und Wasserspeicher Harz (EWAZ)
Das Projekt der TU Clausthal untersucht, inwiefern die
Infrastruktur im Harz besser auf extreme Wetterereignisse
wie Hochwasser oder Trockenperioden ausgelegt werden
kann. Da der Harz eine wichtige Aufgabe im regionalen
Hochwasser- und Niedrigwasserschutz sowie zur Trinkwasser-
und regenerativen Energiebereitstellung wahrnimmt, ist
deren zuverlässige Erfüllung ein zentrales zukünftiges Anliegen.
Durch den jahrhundertelangen Bergbau existiert im
Harz eine Vielzahl von unterirdischen Stollen und Schächten,
die zum Beispiel mit Talsperren verbunden werden können,
um Wasser noch besser zu verteilen. Auch Neubauten und
Erweiterungen von Talsperren werden diskutiert. Erste
Ergebnisse zeigen, dass es sichtbare Optimierungspotenziale
gibt, um mehr Trinkwasser sowie eine bessere Hochwasserspeicherung
und Wasserenergiegewinnung zu erreichen.
HAWK
Sauberes Melken: Plasmadip
Ziel von ,Plasmadip‘ ist die Nutzung von technischen Plasmen,
um eine neuartige Desinfektionstechnik zu entwickeln, die bei
Zitzen- und Melkgeräten angewendet werden kann. Diese Technik
dient der Prävention von Mastitiden (Brustdrüsenentzündung)
sowie von Irritationen und Schädigungen der Zitzenhaut von
Milchkühen, wie sie durch chemische Desinfektionsmittel entstehen
kann. Damit sollen chemische Rückstände im Lebensmittel Milch
vermieden werden; gleichzeitig wird eine Arbeitserleichterung für
Landwirte angestrebt. Zudem dient das Projekt der Weiterentwicklung
wettbewerbsfähiger ressourcenschonender und tierartgerechter
Produktionssysteme in der konventionellen und
ökologischen Tierhaltung.
FOTOS: STOCK.ADOBE.COM
66 1 | 2022
wissen
HAWK
Ökosystem Buchenwald: KLIMNEM
Das Projekt soll mitteleuropäische Buchenwälder
und mittelpatagonische Südbuchenwälder – die
weltweit größten zusammenhängenden Laubwälder
der gemäßigten Zone – vergleichen. Da diese
Wälder unglaublich vielfältig sind, kann ihre Anpassung
an klimatischen Wandel, Extremereignisse
wie Waldbrände oder Erholung des Ökosystems
ideal beobachtet werden.
Aus den Erkenntnissen sollen Schlussfolgerungen
für einen funktionsfähigen Naturhaushalt, die Erhaltung
und Wiederherstellung der biologischen
Vielfalt, eine risikominimierte Forstwirtschaft und
die Wiederherstellung der Ökosystemleistungen
durch funktionsgerechte Waldrenaturierung in hiesigen
Buchenwäldern gezogen werden.
FOTO: HELGE WALENTOWSKI
TU
Grüner Wasserstoff mit StaR
Das Verbundprojekt StaR hat das Ziel, neue Konzepte zu entwickeln wie die
Herstellung von sogenannten Elektrolyse-Stacks (Brennstoffzellen-Stapel)
kostengünstiger gelingen kann – es zielt auf einen Wert deutlich unter den
aktuellen Marktprognosen für 2030 ab. Elektrolyse-Stacks bilden das Herzstück
jeder Wasserelektrolyseanlage, da in ihnen die Umwandlung elektrischer
Energie in den Energieträger Wasserstoff stattfindet. Grüner Wasserstoff
kann als Energieträger eine bedeutende Rolle bei der Energiewende
einnehmen. Ende April soll eine erste Elektrolyseanlage mit einer Leistung
von bis zu 150 kW in Betrieb gehen und Wasserstoff produzieren.
TU
Precycling
FOTO: TU CLAUSTHAL
Kampf dem Müllproblem: Precycling zielt darauf
ab, Müll aus Verpackungsmaterialien im Vorhinein
zu vermeiden, beispielsweise durch den Kauf von
verpackungsfreien Produkten oder dem Nutzen eigener
Gefäße und Behälter. Das Forschungsprojekt
beschäftigt sich mit Konsum- und Lebensstilen von
Verbrauchern unter dem Gesichtspunkt, wie es gelingen
kann, keinen Müll zu produzieren – etwa
durch den Kauf in Unverpacktläden.
Die Ergebnisse sollen dabei helfen, die Effektivität
von Maßnahmen zur Reduktion des Verpackungsmülls
zu bewerten.
1 |2022 67
wissen
Uni
Regionale Qualitätstomaten: PETRAq+n
Ziel dieses Uni-Projektes war es, Tomatensorten, welche für den nachhaltigen,
regionalen und städtischen Anbau optimal geeignet sind, zu entwickeln. Ein
Kernanliegen dabei war es, den Geschmack zu verbessern, ein Nebenaspekt
kam hinzu, die Verbraucheransprüche an Tomaten zu identifizieren.
Die Ergebnisse sind derzeit nur teilweise beziehungsweise noch nicht essbar.
Aber es wurden qualitativ ansprechende Sorten und Kreuzungen hinsichtlich
ihrer Eignung für den geschützten Freilandanbau und den Anbau unter Glas
charakterisiert. Ebenso wurden Zuchtlinien aus Elternsorten erzeugt, die zur
weiteren Züchtung von Qualitätssorten dienen können. Darüber hinaus
wurden Erkenntnisse zur Lagerung von Tomaten unter Haushaltsbedingungen
präzisiert und Marketinghilfen für regionale Tomatenanbieter entwickelt.
Uni
Nachhaltige Forellenzucht: SusTAIn
Wird die Ernährung von Fischen verändert,
hat das genetische Auswirkungen.
Dieser Umstand ist für die Aquakultur
wichtig. Bislang wurden Aquakulturen überwiegend
und nicht nachhaltig mit Fischmehl gefüttert. Futtermittel
mit hohen Anteilen auf pflanzlicher Basis führen
bei Raubfischen wie der Forelle aber zu schlechterem
Wachstum, Auswirkungen auf die Fischgesundheit und
das Tierwohl sowie zu einer schlechteren Umwelteffizienz.
Das Projekt SusTAIn betrachtet die Anpassungsfähigkeit
der Forelle an eine andere Ernährung. In dem Rahmen
wurde eine Fütterung mit der Mikroalge Spirulina
untersucht, deren ergänzender Einsatz vielversprechend
erscheint, aber auch zu einer ungewöhnlichen Färbung
des Fischfleischs führt, deren Akzeptanz noch unklar ist.
HAWK
Pflanzroboter PRo-MAPPER
Der ,Plant Robot for Multidimensional Artificial Phenotyping for
Plasma Enhanced Research‘ oder kurz PRo-MAPPER ist ein in der
Entwicklung befindlicher autonomer Pflanzroboter, der in der
Land- und der Forstwirtschaft eingesetzt werden soll.
Die Entwicklung besteht aus der eigentlichen Robotik sowie
dem Zusammenbringen verschiedener Sensordaten in einem lernenden
System. Der Roboter wird nicht nur Aussaat, Bewässerung,
Düngung und Unkrautkontrolle übernehmen – durch eine kontinuierliche
Überwachung der Pflanzen wird dieses System auch
selbstständig Pflanzenkrankheiten erkennen und frühzeitig und
umweltschonend bekämpfen können. Das reduziert unter anderem
den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Technisch ist das Projekt
weit gediehen, so funktioniert bereits etwa die Unterscheidung
mittels künstlicher Intelligenz zwischen Nutz- und Schadpflanze.
Der Pflanzroboter ist nicht das einzige System, das am Autonomous
Mobile Robotics Lab der HAWK entwickelt wird.
FOTO:HAWK FORSTROBOTIK AMRL
FOTO:STOCK.ADOBE.COM
FOTO: ABTEILUNG QUALITÄT PFLANZLICHER ERZEUGNISSE
68 1 | 2022
wissen
Uni
Wälder in 3D
Uni
Geothermie: MEET
MEET untersucht das Potenzial von
Geothermie im großflächigeren Maßstab
und das europaweit in verschiedenen
geologischen Umfeldern. Außer der Bestimmung
des quantitativen Geothermiepotenzials
wurde eine Wirtschaftlichkeitsanalyse
durchgeführt, die gezeigt
hat, welche Mindestkennwerte das jeweilige
Geothermie-Reservoir haben muss,
um es wirtschaftlich entwickeln zu können.
Einer der Testorte dafür ist der
Göttinger Campus.
Das theoretische Potenzial der Geothermie
ist groß, da sie die Abhängigkeit von
Importen und der Unzuverlässigkeit
anderer Energieträger verringern kann.
In Göttingen sind die wissenschaftlichen
Vorerkundungen abgeschlossen. Der
nächste Schritt ist die Durchführung einer
Erkundungsbohrung.
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde die Waldstruktur
von Urwäldern auf mehreren Kontinenten über
einen Zeitraum von zwei Jahren in teils entlegenen Urwaldgebieten
in unterschiedlichen Klimazonen untersucht.
Vor Ort wurden die Wälder mithilfe von 3D- Laserscannern
erfasst. Urwälder sind für die Artenvielfalt und globale
Stoffkreisläufe von großer Bedeutung. Die dreidimensionale
Struktur der Wälder spielt dabei eine wichtige Rolle.
Auf Grundlage der 3D-Vermessungen konnte ein Atlas zur
Waldstruktur von Urwäldern über alle Klimazonen hinweg
erstellt werden, der als Referenz für die Naturnähe
von bewirtschafteten Wäldern dienen kann. Weiterhin lassen
sich aus den Ergebnissen Rückschlüsse darauf ziehen,
wie sich der Klimawandel langfristig auf die Struktur von
Wäldern auswirken kann.
FOTO: DOMINIK SEIDEL
FOTO: BERND LEISS
1 |2022 69
wissen
Uni
Rebhühner in Diemarden: PARTRIDGE
FOTO: FLORENTIN WÖRGÖTTER
PARTRIDGE hat das Ziel, europaweit in zehn Testregionen zu
zeigen, wie regionale Ökosysteme und Biodiversität verbessert
werden können. In Diemarden wurde ein rund 500 Hektar
großes Gebiet für verschiedene Naturschutzmaßnahmen genutzt
– für Blühflächen, Heckenreihen und eine rebhuhnfreundliche
Mahd von Brachen. Ungefähr acht Prozent des Projektgebiets sind
durch diese neuen Maßnahmen abgedeckt. An der Durchführung
dieser Maßnahmen beteiligen sich sechs Landwirte.
Der Erfolg ist unter anderem eine Zunahme von Feldhasenund
Rebhuhn- Populationen. Ebenso wurde auf einem Testgebiet
bei Nessel röden vorgegangen.
Uni
Selbstlernende Robotik für Elektroschrott: ReconCycle
FOTO: ALIREZA KHARAZIPOUR
Das bisherige Recycling von Elektroschrott ist relativ grob: Bevor
die Teile zertrümmert und anschließend manuell und chemisch
in wiederverwendbare Bestandteile zerlegt werden, müssen
oft durch manuelle Arbeit zunächst gefährliche Komponenten
entfernt werden oder Bestandteile, die nicht in die Zertrümmerung
gehen können. Diese Form der Vor-Bearbeitung ist mit einem
sehr hohen Aufwand verbunden. Deswegen wird Elektroschrott
oft in Entwicklungsländer verschifft.
ReconCycle will Roboter darauf trainieren, mit dem teils sehr
ähnlichen, im Detail aber unterschiedlichen Material maschinell
umzugehen und so den Aufwand zum Elektroschrottrecycling zu
verringern. Der erste Prototyp besteht aus zwei ,Roboterhänden‘
für das Entfernen von Batterien.
Uni
Torfersatz aus Bäumen
Torf hat in der Pflanzenzucht als Substrat eine große
Bedeutung, der Torfabbau ist jedoch aufgrund ökologischer
Gründe der Moorerhaltung zunehmend
eingeschränkt. Um einen Ersatz zu finden, wurde in
diesem Projekt das verhäckselte Holz von schnellwachsenden
Laubhölzern als Torfersatz verwendet.
Das Holz wurde – um nach Torf auszusehen –
eingefärbt, mit Dünger angereichert und dann im
Freilandversuch getestet.
Dabei eigte sich, dass es dieselben Wachstumsbedingungen
wie Torf bietet. Diese torffreien Substrate
sind inzwischen auch im Handel erhältlich. Weiterhin
wird an Grow-Blocks gearbeitet, die bisher aus
in der Entsorgung kostenintensiver Steinwolle hergestellt
und in Gewächshäusern etwa für Tomaten
eingesetzt werden. Hier konnten bereits mit Holzfasern
Erfolge erzielt werden, die im Ergebnis mit
Steinwolle vergleichbar sind.
FOTO:STOCK.ADOBE.COM
70 1 | 2022
ALS TEIL DIESER ERDE:
UNSERE VERANTWORTUNG
FÜR DIE NATUR!
Wir sind beckers bester, über 160 Saftnasen
aus Lütgenrode. Wir produzieren
Säfte und Nektare! Und somit greifen
wir mit deren Produktion in die Natur
ein. Daher ist es umso wichtiger, dass wir
natürliche Ressourcen schonen, unnötige
Belastungen vermeiden und negative
Effekte so klein wie möglich halten.
Ökologische Auswirkungen, die wir allein
nicht verhindern können, versuchen wir
nach unseren Möglichkeiten auszugleichen
– und zwar mit Klimaneutralität
durch Kompensation. „Klimaneutral“
bedeutet, dass man mit dem was man
tut, kein CO2 freisetzt oder aber dieses
kompensiert. Ersteres ist natürlich
schwierig…Aber wie funktioniert das
eigentlich? Als erstes wird der CO2Ausstoß
berechnet, danach erfolgt die
Kompen sation über Emissionszertifikate.
Wir möchten uns damit aber in keiner
Weise „freikaufen“. Denn an erster Stelle
steht immer die Emissionsvermeidung!
Danach kommt die Reduzierung und erst
der letzte Schritt sollte die freiwillige
Kompensation sein. Wir als Firma sind
schon seit 2015 klimaneutral und unsere
Produkte sind es seit Anfang 2020
damit sind wir, nach unserem Kenntnisstand,
übrigens der erste klimaneutrale
Fruchtsaft hersteller in Deutschland
gewesen.
DURCH KOMPENSATION
Unser Beitrag
für grünen Wasserstoff:
Bipolarplatten &
Dichtungen für Brennstoffzellen und Elektrolyse
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wissen
Das effiziente Haus
Die Entwicklung der Gebäudetechnik schreitet kontinuierlich voran. Doch was ist bei einem
privaten Neubau oder der Sanierung heutzutage möglich – und auch wirklich sinnvoll?
TEXT SVEN GRÜNEWALD ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM
Obwohl in aller Munde, hat das Thema Energie im Neubau
oder Sanierungsbereich bei Bauherren häufig keine
hohe Priorität – tauchen entsprechende Fragen auf, sind
die Planungen in der Regel schon weit fortgeschritten.
Daher sollte das Thema als integraler Bestandteil des jeweiligen Vorhabens
von Anfang an mitbetrachtet werden, um Fehlplanungen
vorzubeugen. Gerade bei einem Neubau ist es entscheidend, dass
bereits in der Entwurfsplanung berücksichtigt wird, welchen energetischen
Standard man erreichen will und welches Heizsystem verwendet
werden soll. Beides hat Auswirkungen auf Raumaufteilung,
Grundriss und Ausrichtung des Gebäudes. Eine Pelletheizung hat
beispielsweise einen anderen Platzbedarf als eine Wärmepumpe, und
sehr energieeffiziente Gebäude profitieren von einer kompakten
Bauweise mit möglichst wenigen Vor- und Rücksprüngen, da der
Wärmeverlust vor allem über die Außenflächen erfolgt. Zudem kann
es bei zahlreichen Maßnahmen eine öffentliche Förderung geben –
ein wichtiger Aspekt, auch wenn dies ein sehr breites Feld ist, das
kontinuierlich Veränderungen unterliegt:
` Die beiden wesentlichen Fördermittelgeber sind die Kredit anstalt
für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle (BAFA). Die KfW fördert Neubauten oder
Sanierungen, die ein bestimmtes Energie effizienzniveau erreichen:
Im Neubau sind dies Effizienz- Häuser-40 – der Primärenergiebedarf
liegt hier bei 40 Prozent eines Neubaus. In der Sanierung
sind dies Effizienz-Häuser- 100. Das BAFA fördert Einzelmaßnahmen
– etwa Gebäudedämmungen, den Wechsel von einer Ölheizung
etwa zu einer Wärmepumpe oder den Austausch von Fenstern.
` Von Landesseite kann es möglicherweise eine Förderung von
Maßnahmen über die NBank geben.
` Die Stadt Göttingen hat ein Förderprogramm Photovoltaik aufgelegt,
das die Anschaffung von PV-Anlagen unterstützt. Allerdings
sind diese jährlich bereitgestellten Mittel schnell ausgeschöpft und
stehen nur im Stadtgebiet zur Verfügung.
` Der Landkreis hat ein Förderprogramm Altbausanierung, jedoch
nur für das Kreisgebiet ohne die Stadt Göttingen. Die Antragsstellung
erfolgt über die Energieagentur Göttingen.
Gute Adressen für die Erstinformation:
energieagentur-goettingen.de/ratgeber
verbraucherzentrale-energieberatung.de/sanieren-bauen
LÜFTUNG
Ein Aspekt, der bislang zu selten berücksichtigt wird: Sind
Gebäude stark gedämmt und haben einen Effizienzstandard nahe
einem Passivhaus, sollte man sich über eine Lüftungsanlage
Gedanken machen. So lässt sich nicht nur Feuchtigkeit
abtransportieren, sondern auch Energie zurückgewinnen.
MINI-WINDANLAGEN
Diese Anlagen zur Anbringung auf dem Dach
oder an der Fassade sind eine neue Alternative,
spielen aber zurzeit im Vergleich zur
Photovoltaik noch kaum eine Rolle.
ENERGIESPEICHER
Ein Speicher für die selbst hergestellte Energie aus erneuerbaren
Quellen kann sich lohnen – es kommt allerdings auf das Nutzungsprofil
an. Nur, wenn die Energie auch zu Zeiten verbraucht wird, in denen die
Sonne nicht (mehr) scheint, ist diese Investition auch wirklich sinnvoll.
WALLBOX
Zum modernen Haus gehört heute oft auch eine Wallbox für das Laden
von E-Autos. Die Modellvielfalt ist groß, sie reicht von der Einzelladestation
bis zu Vielfachanschlüssen für Parkplätze oder Garagen. Ebenso vielfältig
sind die Softwarelösungen, die detaillierte Abrechnungen oder die Austarierung
der abgegebenen Leistung an die Pkws mit der Stromnetzstabilität
im Gebäude ermöglichen. Die Kosten variieren nicht nur stark je nach
Modell, sondern sind auch davon abhängig, inwiefern die Infrastruktur
vorhanden ist und welche Umbaumaßnahmen nötig werden. Unter
bestimmten Bedingungen ist eine öffentliche Förderung möglich.
72 1 |2022
wissen
PHOTOVOLTAIK (PV)
Es gibt im Bereich der PV-Anlagen sogenannte Balkon-Kraftwerke –
Mini-PV-Anlagen, die sich Mieter nach Absprache mit dem Vermieter anschaffen
können. Hier wird Sonnenenergie in Gleichstrom umgewandelt,
der wiederum durch einen Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt
wird. Im privaten Bereich sollte die Größe einer PV-Anlage auf den eigenen
Verbrauch ausgelegt sein, da die Wirtschaftlichkeit nicht durch die
Einspeisevergütung für den erzeugten Strom erreicht wird, sondern durch
die Deckung des eigenen Verbrauchs angesichts steigender Strompreise.
So kann sich eine Anlage in 10 bis 15 Jahren amortisieren.
HEIZUNG
Für die Erneuerung einer Heizungsanlage gibt es zurzeit
besonders attraktive Zuschüsse – wenn eine Ölheizung gegen
eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung anstatt gegen eine
günstigere Gasheizung ausgetauscht wird, kann dies mit bis zu
45 Prozent der Kosten gefördert werden. Dabei ist es sinnvoll,
gleichzeitig auch die Frage einer besseren Dämmung zu betrachten.
Sie ermöglicht es, die Heizungsanlage kleiner auszulegen.
Ein Gesamtpaket beider Maßnahmen kann sich lohnen.
WÄRMEPUMPE
Die Wärmepumpe, die ihre Energie entweder aus der Umgebungsluft
oder als etwas teurere, aber effizientere Erdsonde aus
dem Boden gewinnt, ist inzwischen die führende Technik, vor
allem im Neubaubereich. Bei einer Sanierung muss individuell
geprüft werden, ob sie Sinn ergibt. Wärmepumpen machen zwar
von Holz, Gas oder Öl unabhängig, verbrauchen für den Betrieb
jedoch Strom und lassen den Energiebedarf steigen.
HOLZPELLETHEIZUNG
Eine Pelletheizung kann bei Sanierungen sinnvoll sein, wenn
das Gebäude einen höheren Energiebedarf hat und es keine
Möglichkeit gibt, eine Flächenheizung für die Energieverteilung
einzubauen, wie sie für eine Wärmepumpe nötig ist.
Die Pelletheizung hat jedoch einen anderen Platzbedarf. Sie bietet
sich als Ersatz für eine Ölheizung an, weil das Öllager ganz
einfach zum Pelletlager werden kann.
SOLARTHERMIE
Für die Umwandlung der Sonneneinstrahlung werden solarthermische Kollektoren auf
dem Hausdach angebracht. Eine Pumpe befördert die Wärme in den Pufferspeicher,
von wo aus sie im Haus verteilt wird. Solarthermie kann zwar für einen großen Teil der
Warmwasserbereitung eingesetzt werden, deckt aber – abhängig von der Gebäudeart –
meist nur einen kleinen Anteil des Heizungsbedarfs. Deswegen wird sie meist nur in
Kombination mit anderen Heizungsarten eingesetzt. Zudem stehen Solar thermie und
Photovoltaik meist in Konkurrenz zueinander, weil beide den Platz an der Sonne
benötigen. PV-Anlagen sind jedoch häuftig wirtschaftlicher einsetzbar.
DÄMMUNG
Eine Dämmung im Nachhinein anzubringen, ist eine größere Investition, die sich aber im Laufe mehrerer Jahre amortisieren kann.
Sie ist stark vom Ausgangsstandard des Gebäudes abhängig: Ein Altbau mit schlechterer Dämmung bringt größeres Einsparpotenzial
mit. Zudem erhöht diese Investition außer der rein energetischen Bilanz auch den Wohnkomfort und den Wert der Immobilie.
Ein ökologischer Aspekt, den es hierbei zu bedenken gilt: die Wahl zwischen günstigerer Styropor-Dämmung, die jedoch erdölbasiert ist,
oder nachhaltigen Dämmstoffen.
1 |2022 73
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Firmengelände Symrise Holzminden
FOTO: SYMRISE
Klimapositiv ab 2030
Der Holmindener Hersteller von Duft, Geschmack sowie Inhaltsstoffen für Ernährung und Pflege, Symrise, übernimmt Verantwortung
und stellt in seiner gesamten Wertschöpfungskette Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seiner Geschäftsaktivitäten.
Besonders engagiert sich das Holzmindener
Unternehmen für den Schutz
von Klima, Wasser und Wald und gehört
in diesen Bereichen zu den weltweit führenden
Unternehmen. Dafür hat es 2021 zum
zweiten Mal in Folge die Bestnote Triple A des
CDP erhalten – als einziges Unternehmen in
Deutschland.
Damit wollen die Holzmindener beim Schutz
von Klima, Wasser und Wald Maßstäbe setzen
und sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt
engagieren. Weil sie eine Vielzahl von
Rohstoffen aus der Natur nutzen, gehört
dieses Bestreben zu den Grundpfeilern der
fortgesetz ten Rohstoffverfügbarkeit für die
Produkte.
Mit einem klar definierten Aktionsplan will
Symrise ab dem Jahr 2030 klimapositiv wirtschaften.
Die unternehmerischen Aktivitäten
sollen dann dazu beitragen, mehr Treibhausgasemissionen
zu vermeiden oder aus der Atmosphäre
zu binden als das Unternehmen durch
seine betriebliche Tätigkeit ausstößt. Um das
zu erreichen, will Symrise die Energieeffizienz
an seinen Produktionsstandorten steigern,
indem es seine eigenen Emissionen verringert.
Bereits 2020 hat das Holzmindener Unternehmen
so mehr als 68.000 Tonnen CO 2
eingespart.
Seit 2020 bezieht der Konzern nachweislich
seinen gesamten externen Strom aus erneuerba
ren Quellen. Darüber hinaus will er als
Zwischenziel bis 2025 die Öko- Effizienz der
Treibhausgasemissionen gegenüber 2016 um
63 Prozent steigern.
Und Symrise bindet seine wichtigsten Zulieferer
über das CDP Supply Chain Programm
in seine Klimastrategie ein. Mittlerweile haben
sich auf die Initiative des Unternehmens hin
87 Prozent der Hauptlieferanten zu eigenen
Klimazielen und Reduktionsmaßnahmen bekannt.
Transparenz auf allen Ebenen
Symrise berichtet transparent über seine Maßnahmen
zum Klimaschutz und über deren Zwischenstand.
Zugleich behält es im Auge, welche
Risiken und Chancen sich für das Unternehmen
aus dem Klimawandel ergeben. Symrise folgt
den Empfehlungen der Task Force on Climate-
related Financial Disclosures (TCFD), erfasst
systematisch die möglichen Effekte in seinem
Risikomanagement und bezieht sie in
seine strategischen Überlegungen und in die
Finanzplanung ein – damit Verbraucher weltweit
auch morgen die alltäglichsten Dinge mit
besonderer Freude genießen können.
KONTAKT
Symrise AG
Mühlenfeldstraße 1
30763 Holzminden
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mensch
Die Überzeugungstäterin
Ines Dietze ist seit Januar Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Göttingen und damit die erste Frau an
der Spitze der ältesten öffentlich-rechtlichen Sparkasse Deutschlands. Mit faktor sprach die 55-Jährige
darüber, was sie in ihrem täglichen Leben antreibt, wie Fehler zum Erfolg führen und warum ein Schritt
zurück ihrer Karriere erst den richtigen Schwung gegeben hat.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
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mensch
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mensch
» Ich bin mir meiner Rolle durchaus bewusst. Sie erfordert
klare persönliche Positionen und Vorstellungen und am
Ende natürlich Entscheidungsstärke. Aber ich bin keine
Einzelkämpferin.«
LESEZEIT: 8 MINUTEN
Der Terminkalender von Ines Dietze
ist randvoll. Die neue Vorstandsvorsitzende
der Sparkasse Göttingen
kommt etwas gehetzt zum Interview,
die vorhergehende Sitzung
hat sich etwas in die Länge gezogen.
Allerdings braucht sie keine
Anlaufzeit: Nach ein paar freundlichen Begrüßungsworten
ist sie sofort präsent im Gespräch – offen, direkt und
ihrem Gesprächspartner interessiert zugewandt.
Auf die Frage, ob sie sich nach ihrer Zeit im baden-württembergischen
Waiblingen schon etwas im Norden eingelebt
habe, antwortet Dietze schmunzelnd: „Ich war ja
nur für sechseinhalb Jahre in den Süden ausgeliehen.“
Dort führte sie die örtliche Kreissparkasse. Eigentlich
stammt Ines Dietze aus dem Norden, genauer gesagt aus
Mecklenburg-Vorpommern, und wohnt seit mittlerweile
16 Jahren in Hannover. „Göttingen ist eine glückliche
Fügung für mich. Ich bin wieder näher bei meiner Familie
und muss auf Dauer nicht mehr pendeln.“
Dennoch gibt sie unumwunden zu, dass sie eine Sekunde
länger überlegt habe, bevor sie sich dazu entscheiden
konnte, den Posten an der Spitze der Sparkasse Göttingen
zum Jahreswechsel anzutreten. „Ich hatte eigentlich nicht
auf dem Radar, mit 55 Jahren noch etwas Neues zu beginnen.
Im Prozess ist mir klar geworden, dass ich damit
alles aufgebe, was ich mir in der aktuellen Position erarbeitet
habe“, sagt Dietze. „Und dass es Mut erfordert,
sich ein anderes Haus, andere Menschen und eine andere
Region noch einmal von Grund auf zu erschließen.“
SIE HAT DEN MUT GEFUNDEN und die Zügel von Rainer
Hald übernommen, der 18 Jahre an der Spitze der
südniedersächsischen Sparkasse stand. Heute ist die neue
Sparkassen-Chefin schon engagiert dabei, Göttingen und
seine Menschen kennenzulernen. In ihren ersten Wochen
hat Dietze bereits zahlreiche Gespräche geführt – mit
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Filialen, mit
Kunden vor Ort und mit anderen Akteuren in Südniedersachsen.
Gerade erst hat sie alle amtierenden Bürgermeister
in der Region getroffen. „Leider bremsen uns die Rahmenbedingungen,
die die Pandemie vorgibt, etwas aus.
Ich würde gerne viel mehr Gespräche führen“, sagt Dietze,
nicht ganz zufrieden mit den Fortschritten. Die Aufgaben,
intern zu kommunizieren und die Sparkasse extern zu
repräsentieren, stehen für sie dabei gleichberechtigt
nebeneinander. „Unsere Mitarbeiter bringen uns voran,
halten alles am Laufen. Der Kontakt mit Kunden und anderen
Menschen in der Region ist unerlässlich. Wir müssen
wissen, was um uns herum passiert, was die Menschen
bewegt und was sie brauchen.“ – „,Wir müssen‘ ...“,
sagt Ines Dietze. Schon nach kurzer Zeit im Gespräch fällt
auf, dass die 55-Jährige in ihren mit Bedacht formulierten
Antworten das ,Wir‘, den Teamgedanken, stark in den
Vordergrund stellt. Darauf angesprochen, lächelt sie in
sich hinein. Dieser kurze Augenblick des Innehaltens stellt
sich schnell als Schwung holen heraus, um im Anschluss
ihr Erfolgsgeheimnis guter Führung zu erklären.
„Ich bin mir meiner Rolle durchaus bewusst“, erklärt
Dietze entschlossen. „Sie erfordert klare persönliche Positionen
und Vorstellungen und am Ende natürlich Ent-
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mensch
Trotz vollen Terminkalenders Für faktor nahm sich die neue Sparkassen-Chefin ausgiebig Zeit und gewährte einen
sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und ihre Art, die Dinge in die Hand zu nehmen.
scheidungsstärke. Aber ich bin keine Einzelkämpferin.“
Sie sei davon überzeugt, dass komplexe Themen ergebnisoffen
diskutiert werden müssten, dass ein Abwägen
der Argumente wichtig sei. „Ich möchte gern alle mitnehmen.
Denn wenn viele ihre Köpfe zusammenstecken,
entstehen die besten Lösungen“, sagt sie und fasst damit
ihre Erkenntnis aus vielen Jahren in Führungspositionen
zusammen. „Außerdem wachsen Mitarbeiter, wenn sie
sich einbringen können und ihre Ideen gehört werden.“
Selbstverständlich gäbe es aber auch täglich Themen, die
schnell und ohne lange Erklärungsprozesse entschieden
werden müssen. „Mit zunehmender Erfahrung findet
man dafür die richtige Balance.“
SCHON KURZ NACH DER AUSBILDUNG zur Bankkauffrau
und dem anschließenden Studium an der Fachschule
für Finanzwirtschaft in Gotha, das sie 1989 beendete,
sammelte sie erste Führungserfahrung. Sie leitete mehrere
Marktbereiche und Beratungszentren der Ostseesparkasse
in Rostock. „Mit meiner stark ausgeprägten Bereitschaft,
neue Herausforderungen anzunehmen, habe
ich zu Beginn meiner Karriere schnell meinen Handlungsund
Entscheidungsspielraum ausgebaut. Mit Anfang 30
war ich schon in einer recht exponierten Stellung“, erzählt
Dietze reflektiert. Und das, obwohl der Bankbereich
nicht ihre erste Wahl gewesen ist: Eigentlich wollte
sie Chemie studieren und in die Forschung gehen. Auf
Anraten ihrer Eltern jedoch habe sie die Ausbildung in
der Bank begonnen. „Eine Entscheidung, die ich bis heute
keinen Tag bereue.“
Und obwohl sie bereits früh mit einer Vorstandsposition
geliebäugelt hatte, kam nach dem anfänglich zielstrebigen
Aufstieg ein bewusst gewählter Schritt zurück: Auf
eine Position ohne Führungsverantwortung in der Firmenkundenberatung.
Denn damals bekam ihr Mann ein
verlockendes Angebot in München. „Wir haben gemeinsam
besprochen, dass er es annehmen sollte. Ich habe
mich selbst etwas zurückgenommen, um Familie und
Karriere vereinen zu können“, erzählt Dietze. „Viele haben
mir damals prophezeit, dass dieser Schritt der größte
Fehler meines Lebens werden würde.“
Er wurde es nicht – weder privat, noch beruflich. Vielmehr
arbeiteten sie und ihr Mann damals gleichberechtigt
daran, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen.
„Wir haben uns die Aufgaben geteilt“, erklärt die zweifache
Mutter. „Zudem haben wir gelernt, dass man die
Aufgaben als Paar auch nicht alleine schultern muss,
sondern bei Freunden und Familie um Hilfe bitten
kann.“ Seit dieser Zeit hat sich die Familie für Dietze
immer wieder als unverzichtbarer Anker und Kraftquelle
erwiesen. „Wir sind begeisterte Italienurlauber, fahren
gerne an den Gardasee oder in die Toskana. Gemeinsame
Radtouren mit meinem Mann, die Natur genießen –
all das lädt meinen Akku auf.“
IN DER AUSFÜLLUNG IHRER Führungsposition profitiere
sie von dem scheinbaren Karriererückschritt noch
heute – davon ist sie felsenfest überzeugt: „Als Angestellte
in der Firmenkundenberatung habe ich mich wieder
integrieren und unterordnen müssen, habe Führung
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mensch
noch einmal aus der Perspektive der Geführten erfahren.
Das hat mich anpassungsfähiger und sensibler für die
Bedürfnisse von Teammitgliedern werden lassen“, sagt
Dietze und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Und
natürlich wollte ich auch, dass der neue Job, den Unkenrufen
zum Trotz, ein Erfolg wird!“ Kein Wunder also,
dass sie sich relativ schnell wieder eine führende Position
erarbeitete. Sie habe zu diesem Zeitpunkt auch erkannt,
wie wichtig ihr ein möglichst großer Gestaltungs- und
Entscheidungsfreiraum ist. „Nicht zuletzt deshalb habe
ich mich, als die Kinder älter waren, mit 48 Jahren auf
die Vorstandsposition in Waiblingen beworben.“
EINE HOHE INTRINSISCHE MOTIVATION, Mut und
Entscheidungsfähigkeit – welche Eigenschaften darüber
hinaus sind ausschlaggebend für ihren beruflichen Erfolg?
Ines Dietze schweigt zunächst auf diese Frage. Sich
in den Mittelpunkt zu stellen, ist offenbar nicht ihre Sache.
„Mir bedeuten die Werte Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit
sehr viel“, sagt die Vorstandsvorsitzende dann. „Ich
würde mich auch als Optimistin beschreiben“, denn stets
sei sie auf der Suche nach den positiven Ansätzen. „Das
Wort ,Niederlage‘ gibt es für mich weder im beruflichen
noch im privaten Kontext. Es geht vielmehr um Lernfähigkeit
und die Stärke, Fehler oder Irrtümer zu korrigieren“,
so die Sparkassen-Chefin. „Das ist eine Eigenschaft,
die ich auch an anderen sehr schätze.“ Nach Erfüllung zu
suchen, Schritte bewusst zu gehen und mit den Konsequenzen
umzugehen – auch dies seien für sie wesentliche
Faktoren auf dem Weg zum beruflichen Erfolg.
AN DIESER STELLE DRÄNGT SICH DIE FRAGE auf, wie
es mit der Sparkasse Göttingen und den fast 700 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern unter ihrer Führung weitergehen
wird. „Noch bin ich mitten in der Kennenlern- und
Orientierungsphase. Klar ist, dass wir gemeinsam die Stärken
des Hauses bewahren und ausbauen werden. Dazu
gehören ein exzellenter Vertrieb und ein hohes Niveau im
Bereich der Mitarbeiterqualifikation.“ Auch den eingeschlagenen
Weg der Digitalisierung will Dietze weiter fortsetzen.
„Wir sind da bereits gut aufgestellt, bieten schon
heute einfach und schnell verfügbare Serviceleistungen
online an.“ Angst müsse man auch vor rein digitalen Anbietern
nicht haben. Gerade auch im Zeitalter leicht im
Internet zugänglicher Informationen habe persönliche Beratung
einen Platz in der Finanzplanung der Menschen.
„Wir werden unseren Kunden weiterhin hoch qualifizierte
Mitarbeiter als Navigator in der Informationsflut an die
Seite stellen“, erklärt Dietze nachdrücklich. „Am Ende
des Tages werden wir unseren Platz behaupten!“
Motivation zur Erreichung der gesteckten Ziele und
Energie für ihre anspruchsvollen Aufgaben zieht Ines
Dietze aus ganz alltäglichen Dingen: „Ich überzeuge
Menschen sehr gern mit guten Argumenten von Ideen,
die sie nicht auf den ersten Blick begeistern. Zu erfahren,
was Kunden erfolgreich macht, welche Geschäftsmodelle
dahinterstecken, das ist unheimlich interessant und
bereichernd.“ Für sie sei es ein guter und erfolgreicher
Tag, wenn Mitarbeiter zufrieden aus einem Gespräch
mit ihr gingen oder mit der Erkenntnis, gemeinsam etwas
bewegt oder verändert zu haben. Natürlich sei es
auch ein beruhigendes Gefühl, wenn Entscheidungen
getroffen wurden, die alle gemeinsam zu 100 Prozent
tragen können.
Und bei der Verabschiedung an der Tür wird noch einmal
klar, dass sich Ines Dietze auch an ihren Ergebnissen
messen lassen will: „Wenn ich ein Jahr im Amt bin, können
wir gemeinsam schauen, welche meiner Entscheidungen
zu welchen Entwicklungen geführt haben.“ Wir
kommen darauf zurück. ƒ
Sie möchten die neue Frau an der Spitze der
Göttinger Sparkasse noch besser kennenlernen?
Einen persönlichen Eindruck von Ines Dietze
gewinnen Sie in unserem Interview unter:
www.faktor-magazin.de/faktor-video
Zur Person
Ines Dietze begann ihre berufliche Laufbahn mit einer
Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse
Bad Doberan. Das anschließende Studium an der Fachschule
für Finanzwirtschaft in Gotha schloss sie 1989 als
Diplom-Betriebswirtin ab. Nach verschiedenen Leitungsfunktionen
bei der Ostseesparkasse Rostock arbeitete sie
von 2006 bis 2013 als Regionsleiterin bei der Norddeutschen
Landesbank, danach in gleicher Position bei der
Braunschweigischen Landessparkasse. Ende 2015 wechselte
sie zur Kreissparkasse Waiblingen in den Vorstand,
dessen Vorsitzende sie ab Juli 2017 war. Am 1. Januar 2022
übernahm sie den Vorstandsvorsitz der Sparkasse Göttingen
von Rainer Hald. Ines Dietze hat zwei Kinder und wohnt
mit ihrem Mann in Hannover.
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mensch
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mensch
Der Entschlüsseler
Der Molekularbiologe Patrick Cramer nennt eine schier endlose Reihe an Auszeichnungen sein
Eigen – der Grund dafür liegt auf der Hand. Der Direktor des neuen Max- Planck-Instituts für
multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen bringt unsere Gene zum Sprechen und
damit unter anderem die Corona-Forschung wesentlich voran.
TEXT HEIDI NIEMANN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 8 MINUTEN
Was treibt Forscher an? Woran arbeiten sie?
Was fasziniert sie an ihrem Fachgebiet? Solche
Fragen bekommen Wissenschaftler öfter
gestellt. Als die bekannte Fotografin
Herlinde Koelbl den Göttinger Molekularbiologen Professor
Patrick Cramer für eine Porträtserie darum bat,
sich die Essenz seiner Forschung auf die eigene Hand zu
zeichnen, musste er eine Weile überlegen. Wie kann man
eine jahrzehntelange und vielfach preisgekrönte Forschungsarbeit,
aus der jede Menge Publikationen hervorgegangen
sind, auf einen Punkt bringen? Der Max-
Planck-Wissenschaftler fand auch für dieses Problem
eine Lösung: ,Pol II & friends‘ schrieb er auf die Innenfläche
seiner linken Hand.
CRAMER IST EINER VON 60 FORSCHENDEN, die Herlinde
Koelbl für ihren Bildband ,Faszination Wissenschaft‘
porträtiert hat. Auch Nobelpreisträger Stefan
Hell ist darin vertreten. Die Fotos waren 2020 beim
Göttinger Literaturherbst in einer Ausstellung in der
Paulinerkirche zu sehen. Cramer ist von ihren Bildern
tief beeindruckt. Koelbl schaffe es, etwas vom Inneren
der fotografierten Person zu transportieren, sagt er. „Sie
sucht nach dem Kern der Dinge.“
Auch Patrick Cramer sucht nach dem Kern der Dinge:
Der 53-jährige Forscher will Verborgenes sichtbar machen,
will Strukturen, Mechanismen und Prozesse entschlüsseln,
die für unser Leben elementar sind. Dabei
spielt ein Enzym eine zentrale Rolle: Die RNA-Polymerase
II, abgekürzt ,Pol II‘, ist eine hochkomplexe biologische
Kopiermaschine, die einen Schlüsselprozess des Lebens
steuert. Pol II sorgt dafür, dass unsere Gene „zum
Sprechen gebracht“ werden, indem sie die in unseren Genen
festgelegten Informationen kopiert. Diese Arbeitskopie,
die sogenannte Boten-RNA, dient dann als Bauanleitung
für die Produktion von Proteinen, die im Gewebe
des Körpers unterschiedlichste Aufgaben erfüllen.
CRAMER HAT SICH VIELE JAHRE mit Pol II und deren
Zusammenspiel mit anderen Proteinen – den ,friends‘ –
beschäftigt. Ein großer Forschungserfolg gelang ihm, als
er zwischen 1999 und 2001 als Postdoktorand im
1 |2022 83
mensch
» Für Grundlagenforscher ist die Max-Planck-Gesellschaft das
Nonplusultra. Hinzu kommt, dass unser Institut in Göttingen
eine tolle unterstützende Infrastruktur hat – hier kann man
wirklich unter großartigen Bedingungen forschen.«
Labor des US-amerikanischen Biochemikers Roger D.
Kornberg im kalifornischen Stanford arbeitete. Kornberg
erhielt 2006 den Nobelpreis für Chemie für seine
Forschungsergebnisse zur Gentranskription. Cramer
hatte hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet: Als weltweit
erstem Wissenschaftler war es ihm gelungen, die
dreidimensionale Struktur der Polymerase II aufzuklären.
In der Folge konnte der Transkriptionsmechanismus
entschlüsselt werden.
INZWISCHEN WIRD IMMER DEUTLICHER, wie relevant
die Ergebnisse solcher Grundlagenforschung für die Medizin
sind: Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie in
Europa filmte Cramers Team, wie das Virus sein Erbgut
verdoppelt und welche dreidimensionale Struktur die
Polymerase des Erregers während des Kopierens einnimmt.
Später fanden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen
heraus, warum das Medikament Remdesivir
nur begrenzt gegen das Coronavirus wirksam ist,
während Molnupiravir mehr Potenzial besitzt. Inzwischen
arbeiten sie an der Entwicklung von ganz neuen
Wirkstoffen. In Kooperation mit dem Max-Planck-Institut
für molekulare Physiologie in Dortmund durchforsten
sie mithilfe eines Roboters eine riesige molekularbiologische
,Bibliothek‘. Das Screening soll klären, welche
dieser vielen Hunderttausend Substanzen in der Lage sein
könnte, den Prozess der Virusvermehrung im Erbgut zu
blockieren. Ist ein solcher Kandidat gefunden, wollen sie
gemeinsam mit Partnern versuchen, besser wirkende
Medikamente gegen Coronaviren zu entwickeln.
Die entscheidenden Impulse für seine Forschungen bekam
Cramer bei verschiedenen Studien- und Forschungsaufenthalten
im Ausland. Während seines Chemiestudiums
in Stuttgart und Heidelberg hatte er zunächst kaum
etwas mit Struktur- und Molekularbiologie zu tun gehabt.
Dies änderte sich, als er Anfang der 1990er-Jahre
als Erasmus-Stipendiat an die Universität Bristol in England
kam. „Dort habe ich erstmals dreidimensionale Molekülstrukturen
gesehen“, erzählt Cramer schwärmend.
Später lernte er in Cambridge einige der Gründer väter
der Molekularbiologie kennen, darunter den Chemie-
Nobelpreisträger Max Perutz, der mithilfe der Röntgenkristallografie
erstmals die dreidimensionale Struktur
eines Proteins aufgeklärt hatte.
Cramer war von der Komplexität und Schönheit molekularer
Strukturen so fasziniert, dass er sich dazu entschloss,
zu promovieren. Eigentlich wollte er am Hauptsitz
des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie
(EMBL) in Heidelberg forschen, weil seine damalige
Freundin – und heutige Ehefrau – zu der Zeit in Kassel
studierte. Stattdessen bekam er eine Stelle am französischen
EMBL-Standort in Grenoble. Dies entpuppte
sich indes als Glücksfall: Kurz zuvor war dort das europaweit
stärkste Elektronensynchrotron in Betrieb gegangen,
und Cramer konnte an dem Teilchenbeschleuniger
das Geheimnis der Gentranskription erforschen. „Dort
habe ich die Röntgenkristallografie im Detail gelernt“,
erzählt er.
Ausgerüstet mit diesem umfangreichen methodischen
Rüstzeug zog er nach seiner Promotion 1998 gemeinsam
mit seiner Frau und der in Grenoble geborenen Tochter
in die USA, um an der Elite-Uni Stanford im Labor von
Roger D. Kornberg zu arbeiten. Zwei Jahre später hatte
das Forscherteam eines der großen Rätsel der Molekular-
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mensch
Verborgenes wird sichtbar Patrick Cramer entschlüsselt mit seiner Forschung die hochkomplexen Strukturen, Mechanismen und Prozesse
unserer Gene, die für unser Leben elementar sind.
biologie gelöst. „Die Wissenschaftler in Kalifornien waren
führend auf dem Gebiet der Biochemie, und ich hatte
aus Grenoble das neueste strukturbiologische Wissen
und die neueste kristallografische Technik mitgebracht.
Diese Kombination brachte den Erfolg“, sagt Cramer.
ALS ERSTAUTOR DER VIEL BEACHTETEN Arbeit standen
ihm nun viele Wege offen. Cramer schlug eine Einladung
der renommierten Yale University aus, weil ihm die
Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München ein
attraktives Angebot machte. Bis dahin hatte er Deutschland
wegen des damals noch starren Wissenschaftssystems
gar nicht in Betracht gezogen. „Ich wollte unabhängig
forschen und eine eigene Gruppe aufbauen.“ Die
LMU bot ihm eine damals neuartige Tenure- Track-
Professur an, eine ,Professur auf Bewährung‘: Hat man
innerhalb einer festgelegten Frist entsprechende wissenschaftliche
Leistungen erbracht, bekommt man auch
ohne Habilitation eine Professur auf Lebenszeit. 2001
verließ die inzwischen vierköpfige Familie – ein Sohn
war noch hinzugekommen – die USA und zog nach
Deutschland. „Meine Frau und ich dachten auch, dass
man hier gut die Kinder großziehen und leben kann“,
sagt Cramer.
Danach ging es weiter steil bergauf: 2004 wurde seine
Tenure-Track-Stelle in eine Professur für Biochemie umgewandelt,
im gleichen Jahr wurde er Direktor des Genzentrums
München, 2010 Leiter des Departments Biochemie
an der LMU München.
Vier Jahre später dann der nächste Umzug: Das
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in
Göttingen berief Cramer 2014 als Direktor. Cramer hat
den Wechsel nach Göttingen nie bereut – im Gegenteil:
„Für Grundlagenforscher ist die Max-Planck-Gesellschaft
das Nonplusultra“, sagt der 53-Jährige. „Hinzu kommt,
dass unser Institut in Göttingen eine tolle unterstützende
Infrastruktur hat – hier kann man wirklich unter großartigen
Bedingungen forschen. Unsere Gruppe hat sich
dann auch sehr schnell entwickelt und viele interessante
Ergebnisse erzielt – das hätte ich in dem Tempo sonst
1 |2022 85
mensch
nicht geschafft.“ Besonders freut ihn, dass sein Labor
auch eine Talentschmiede für wissenschaftliche Karrieren
ist: „Inzwischen haben 15 frühere Angehörige unseres
Labors anderswo eigene Forschungsgruppen aufgebaut.“
Inzwischen ist er vor allem damit beschäftigt, Forschungsstrategien
zu entwickeln: „Welche Ansätze verfolgen
wir, damit wir in fünf Jahren immer noch zur
Weltspitze gehören? Welche Methoden brauchen wir dafür?
Welche Geräte?“ Weil neue Fragen auch neue Lösungswege
nötig machen, hat Cramers Team das Methodenspektrum
ständig erweitert. Manche Methoden habe
man komplett aufgegeben, so Cramer. Darunter auch
jene, die damals den Durchbruch in Stanford ermöglichte:
„Die Röntgenkristallografie war lange Zeit die bestimmende
Methode für unsere Arbeitsgruppe, inzwischen
sind wir auf die Elektronenmikroskopie umgestiegen.“
Nicht nur die Methoden werden immer vielfältiger,
auch die Forschergruppe selbst ist sehr divers zusammengesetzt.
Zu ihr gehören nicht nur Chemiker und Biologen,
sondern auch Mathematiker, Statistiker und Mediziner.
„Erst diese Kombination an Expertise ermöglicht
es uns, Dinge zu tun, die für andere Gruppen schwer
machbar sind.“
Für Cramer ist Interdisziplinarität eine Grundvoraussetzung,
um erfolgreich Forschung betreiben zu können.
Auch deshalb war er gern bereit, Anfang des Jahres erster
geschäftsführender Direktor des neu gebildeten Max-
Planck-Instituts für interdisziplinäre Naturwissenschaften
in Göttingen zu werden. Der Zusammenschluss der
bisherigen Institute für biophysikalische Chemie und für
experimentelle Medizin biete große Chancen. „Zum ersten
Mal sind in einem Max-Planck-Institut Natur- und
Medizinwissenschaften unter einem Dach vereint“, so
der Wissenschaftler. Damit werde es auch möglich, Ergebnisse
aus der Grundlagenforschung schneller in die
Anwendung zu bringen.
BLIEBE ZUM SCHLUSS NOCH EINE FRAGE: Was ist eigentlich
die zutreffende Berufsbezeichnung für den vielseitigen
Wissenschaftler? „Ich bin Chemiker, der physikalische
Methoden anwendet, um biologische Probleme
so zu adressieren, dass man neue Ansätze für die Medizin
finden kann.“ Gut, dass Herlinde Koelbl anders gefragt
hat – diese Antwort hätte wohl kaum auf eine
Handfläche gepasst. ƒ
Zur Person
Patrick Cramer studierte Chemie in Stuttgart und Heidelberg.
Nach Abschluss seiner Doktorarbeit in Frankreich
forschte er ab 1999 an der Stanford University (USA) im
Labor des späteren Nobelpreisträgers Roger S. Kornberg.
2001 wechselte er als Professor für Biochemie an die
Ludwig-Maximilians-Universität in München und wurde
dort von 2004 bis 2013 Direktor.
2014 wurde er Leiter der Abteilung Molekularbiologie
am Max-Planck- Institut für biophysikalische Chemie in
Göttingen, das zum Jahresbeginn 2022 mit dem Institut
für experimentelle Medizin fusionierte. Cramer ist der erste
geschäftsführende Direktor des daraus entstandenen
Max-Planck-Instituts für multidisziplinäre Naturwissenschaften.
Zudem ist er Mitglied der Nationalen Akademie
der Wissenschaften Leopoldina und der National Academy
of Sciences (USA).
Für seine Forschungsarbeiten erhielt der 53-Jährige
zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Gottfried-Wilhelm-
Leibniz-Preis, den Ernst-Jung-Preis für Medizin, den
Centenary Award der British Biochemical Society und
den Louis-Jeantet-Preis für Medizin. 2012 erhielt er das
Bundes verdienstkreuz. In seiner Freizeit unternimmt der
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Neues Dreierteam im Pädagogium Bad Sachsa
(v. l.) Oana Lehmköster, Mark Bischoff und
Schulleiter Torsten Schwark
Neues Team für die voll digitalisierte Schule
Das Pädagogium Bad Sachsa hat eine neue Leitung. Ihr erstes großes Ziel: in Sachen Digitalisierung einen ganz
großen Schritt nach vorne zu gehen und zur Leuchtturmschule in der Region zu werden.
Mit dem Ruhestand von Sido Kruse,
dem langjährigen Schulleiter des
Internatsgymnasiums Pädagogium
Bad Sachsa, ist eine personelle Zäsur verbunden:
Ein neues Dreierteam unter der Leitung
von Torsten Schwark, dessen Stellvertreter
Mark Bischoff und der Wirtschaftsleiterin
Oana Lehmköster lenkt seit dem Sommer
2021 die Geschicke der Schule und des angeschlossenen
Internats.
„Wir sind angetreten, um die Digitalisierung
der Schule weiter nach vorne zu bringen“,
sagt Torsten Schwark. „Unser Ziel ist es, im
Südharz so etwas wie eine digitale Leuchtturmschule
zu werden.“ Ab dem kommenden
Schuljahr 22/23 etwa wird das Gymnasium zur
,iPad-Schule‘: Alle Schüler*innen ab dem 5.
Jahrgang werden dann mit iPads ausgestattet,
die konsequent im Unterricht eingesetzt werden
sollen. Auf ihnen lässt sich mit einem Stift
handschriftlich, aber auch über eine externe
Tastatur schreiben – und Lehrmaterial kann in
digitaler Form genutzt werden.
DIE UNTERRICHTSRAUMTECHNIK wurde
entsprechend darauf ausgelegt: Aktuell werden
große Monitore, die die Tafel ersetzen,
zentral platziert. Darauf lassen sich nach Bedarf
die iPads der Lehrkräfte und Schüler darstellen.
„Ich habe eine der ersten niedersächsischen
Schulen 2003/04 mit digitalisiert“,
sagt Mark Bischoff. Damals ging es um die
Ausstattung der Kinder mit Notebooks. Doch
die nötige Infrastruktur – Steckdosen, Netzverbindung
– und fehlende Konzepte für den
Technikeinsatz stellten auf dem Weg zum digitalen
Unterricht oft ein Hindernis dar. „Inzwischen
sind wir didaktisch und technisch aber
bedeutend weiter und haben die Kinderkrankheiten
überwunden“, so Bischoff.
DAS PÄDAGOGIUM hat in den vergangenen
Jahren seine technische Infrastruktur ausgebaut
und ein Konzept entwickelt, wie der
Unterrichtseinsatz ablaufen soll – und vor
allem auch, wie man die Jüngsten aus dem
5. Jahrgang behutsam an die Technik heranführt.
„Wirtschaftlich ist der Digitalisierungsfortschritt
das maßgebliche Vorhaben“, sagt
Oana Lehmköster und betont die Bedeutung
der Initiative. Da das Pädagogium wirtschaftlich
eigenständig agieren muss, ist das keine
zu unterschätzende Leistung: Das Pädagogium
Bad Sachsa ist ein staatlich anerkanntes
Gymnasium in freier Trägerschaft, das seit fast
einem Jahrhundert als Ersatzschule im staatlichen
Auftrag die Funktion des örtlichen Gymnasiums
wahrnimmt. An ihr lernen rund 400
Schüler*innen, im angeschlossenen Internat
leben knapp 40 Schüler*innen aus aller Welt.
„Ich beobachte im Kollegium wie auch bei den
Eltern eine ganz große Aufbruchstimmung “,
so Schwark. Dies gelte nicht nur für die Digitalisierung:
In den kommenden Jahren geht etwa
ein Drittel des Kollegiums in den Ruhestand.
Nachwuchs an die Schule zu holen, wird eine
Herausforderung. Und: Durch die Spende
eines ehemaligen Schülers wird das Pädagogium
zukünftig auch Stipendien vergeben
können. In der Ehemaligenvereinigung K. V.
Absolvia e. V. sind rund 700 ehemalige Schüler
des Pädagogiums, die immer noch rege an
der Schulentwicklung teilnehmen, Mitglied.
KONTAKT
Persönliche Beratung durch die
Schulleitung:
Torsten Schwark
Tel. 05523 3001-15
kontakt@internats-gymnasium.de
mensch
Jochen Schäfsmeier ist der neue geschäftsführende Intendant der
Händel-Festspiele Göttingen. Der umtriebige Orchester-Manager
verrät, wie er dem Zuschauer die zweite Karte aufschwatzen will und
was ihn seit Kindertagen mit seiner neuen zweiten Heimat verbindet.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
90 1 |2022
mensch
Der Volltreffer
1 |2022 91
mensch
» Ich würde mich freuen, wenn Leute
nach dem Besuch eines Konzerts sagen:
,So habe ich das noch nicht gehört‘. «
LESEZEIT: 6 MINUTEN
Die Stadt Göttingen und ihre Menschen
haben mich mit offenen Armen aufgenommen“,
erzählt Jochen Schäfsmeier
dankbar, der seit Mai vergangenen
Jahres offiziell Geschäftsführender Intendant
der Händel-Festspiele in der
Leinestadt ist. Im gleichen Atemzug hebt er seinen Vorgänger
Tobias Wolff hervor, der aus seiner Sicht über
zehn Jahre eine fantastische Arbeit geleistet hat. „Ich
habe mit ihm in meinen ersten drei Monaten zusammengearbeitet
– und wir haben das beide als überraschend
wohltuend empfunden“, sagt er und schmunzelt bei dem
Gedanken an seine ersten Tage im Amt. „Während der
eine seine liebgewonnene Aufgabe aufgeben musste,
wollte sich der andere profilieren. Letztlich haben wir
uns gegenseitig den Übergang erleichtern können.“
Wolff, der als Intendant an die Oper Leipzig gewechselt
ist, habe ihm zudem vor dem Abschied noch einige
Türen geöffnet. „Schnell habe ich gemerkt, dass hier
viele Leute einfach große Lust auf Händel haben und
wissen, was wir machen“, sagt Schäfsmeier. „Ich musste
und muss das in Gesprächen so gut wie nie erklären.“
Es gäbe außerdem immer hilfsbereite Menschen, die ihm
Fragen beantworteten oder Kontakte vermittelten. Im
Laufe des Gesprächs wird klar, dass Göttingen und die
Händel-Festspiele für den gebürtigen Hannoveraner
aus noch viel mehr Gründen ein Volltreffer zu sein
scheinen.
BEVOR ER DIE AUFGABEN als Intendant übernahm, war
der studierte Klarinettist in der Welt viel herumgekommen.
„Ich habe mit verschiedenen Orchestern bei Konzertreisen
rund 50 Länder rund um den Globus besucht“,
sagt er bei einer Tasse Kaffee auf seine bisherigen Stationen
zurückblickend. So war er von 1995 bis 2001 als
Orchester-Manager mit dem Jeunesses Musicales Weltorchester
unterwegs und verantwortete im Anschluss als
Geschäftsführer die Geschicke der Hamburger Camerata.
Bevor er in Göttingen startete, war er mehr als 15 Jahre
Geschäftsführer des Concerto Köln gewesen, eines auf
historische Aufführungen der Musik des 18. und frühen
19. Jahrhunderts spezialisierten Orchesters.
„Ich habe jede dieser vielen Reisen genossen, fand dabei
das gemeinsame Erleben der Musik immer aufregend
und habe mir einen großen Freundeskreis in der Musikerwelt
aufbauen dürfen“, betont Schäfsmeier. Nach 25 Jahren
des Umherreisens habe er jedoch schließlich einen
Platz zum Ankommen gesucht. „Ich wollte einen Ort
finden, an dem ich langfristig wirken und die Gemeinschaft
aktiv mitgestalten kann.“ Dass es Göttingen geworden
ist, freut ihn gleich doppelt. Zum einen kann er
hier – gemeinsam mit dem neuen künstlerischen Leiter
George Petrou – eine der renommiertesten Händel-Veranstaltungen
weltweit weiterentwickeln und ihr mit seinen
Ideen neue Impulse verleihen. Zum anderen ist es
eine Rückkehr an den Ort, mit dem er viele Kindheitserinnerungen
verbindet. „Meine Großeltern haben in
der Nähe der Stadthalle gelebt – meine Eltern haben sich
hier kennen und lieben gelernt“, sagt er und gewährt damit
einen sehr persönlichen Einblick. „Als ich zu den
ersten Gesprächen hier angekommen bin, war das ein
Déjà-vu. Obwohl ich zuvor 30 Jahre nicht in Göttingen
war, habe ich mich sofort an viele Plätze, Orte und Erlebnisse
erinnert.“ Göttingen sei zwar eine kleine, aber sehr
lebendige, junge Stadt, die im Vergleich zu anderen Orten
auf der Welt voller Buchhandlungen sei.
AUF DIE FRAGE, wie es mit den Händel-Festspielen unter
seiner Leitung weitergehen wird, kommt die erste Antwort
von Schäfsmeier sehr spontan: „Zusammen mit George
Petrou will ich dem Publikum weiterhin ein Festival
bieten, das begeistert. Als die Neuen dürfen und werden
wir dabei Dinge einfach ausprobieren. Das reizt mich an
dieser Aufgabe sehr.“ Auch das Motto des diesjährigen
Festivals – des ersten, das er mit Petrou zusammengestellt
hat –, deutet in diese Richtung: ,Neue Horizonte‘.
Wichtig sei ihm zukünftig, nicht immer das Erwartbare
zu bedienen und nichts Langweiliges anzubieten. „Ich
würde mich freuen, wenn Leute nach dem Besuch eines
Konzerts sagen: ‚So habe ich das noch nicht gehört‘“,
erklärt der Intendant und macht damit den eigenen Anspruch
an sich und die Festspiele klar.
Gelingen soll das mit einer ausbalancierten Mischung
aus neuen Ideen und Perspektiven sowie bereits erfolgreich
etablierten Formaten und Ansätzen. „Schon in
meiner Tätigkeit als Orchester-Manager ging es darum,
bestehende Dinge auszubauen, weiterzuentwickeln und
immer auch dafür zu sorgen, neue Richtungen einzuschlagen.“
Für das diesjährige Programm hat Schäfsmeier zum
Beispiel Musiker aus seinem persönlichen Netzwerk,
etwa Concerto Köln oder Julia Lezhneva, eingeladen,
aber auch bekannte Gesichter wiederholt engagiert, die
bereits Teil der Händel-Familie sind. Dazu gehören das
NDR Vokalensemble und Ensembles aus dem ,EEEEemerging+
Programm‘ wie Cembaless oder L‘Apothéose.
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12.–22. Mai 2022
NACH DEM JUBILÄUMSPROGRAMM zum 100-jährigen
Bestehen des Festivals, das 2021 aufgrund der Pandemie
ein Jahr später als das tatsächliche Jubiläum stattfand,
sei nun auch ein guter Zeitpunkt, neu zu denken. Es
könne nicht jedes Jahr eine Steigerung mit immer neuen
Superlativen geben. „Wir wollen die Händel- Festspiele
jetzt für die Zukunft gut aufstellen“, erklärt Jochen
Schäfsmeier die Zielsetzung. „Hier beschleunigt die Pandemie,
die wie ein Vergrößerungsglas gewirkt hat, auch
bei uns die Auseinandersetzung mit wichtigen Fragen,
denen wir uns stellen müssen: Wie sieht das Publikum
der Zukunft aus? Für wen machen wir das? Machen wir
das für alle?“
Heute müsste man Besucher gewissermaßen neu überzeugen,
Konzerte zu besuchen. Für viele Menschen ginge
es durch Corona nicht mehr nur darum, ob sie Lust auf
klassische Live-Musik hätten. „Besucher müssen sich sicher
genug fühlen, in die Oper zu gehen. Ohne überzeugendes
Hygienekonzept ist das nicht möglich. Durch die
letzte Spielzeit sind wir ohne Infektion gekommen. Das
können wir also“, sagt Intendant Schäfsmeier und geht
auf einen weiteren Effekt der Pandemie ein, mit dem er
sich auseinandersetzen muss. „Für einige Menschen hat
sich das kulturelle Erleben mit Netflix und anderen
Streamingdiensten verändert. Auch dieser Entwicklung
müssen wir Rechnung tragen.“
Und das hat er gemeinsam mit dem Team getan: Die
neue Streaming-Plattform www.haendel-channel.de bot
bereits zu Beginn des Jahres viele Inhalte ohne Bezahlschranke,
also kostenlos, an. Zu finden sind Highlights
der Jubiläumsfestspiele 2021 wie das letzte Solokonzert
Laurence Cummings‘ als Künstlerischer Leiter der Internationalen
Händel-Festspiele oder die große Jubiläumsgala
unter anderem unter der Leitung von Nicholas
McGegan, der von 1991 bis 2011 künstlerischer Leiter
der Festspiele war. In Zukunft werden Inhalte auch kostenpflichtig
bereitgestellt. Was nicht nur an den neuen
Gewohnheiten des Publikums liegt: „So dankbar wir
auch für alle Förderprogramme sind – wir wollen trotzdem
unser Geld gern selber verdienen, den Eigenanteil
wieder ausbauen“, so Schäfsmeier. „Dazu brauchen wir
natürlich nicht nur neue Erlösquellen, sondern weiterhin
das Publikum, das live in unsere Veranstaltungen gehen
will und die gewisse Exklusivität auch unterstützt.“
JOCHEN SCHÄFSMEIER IST, wie es scheint, nicht nur in
Göttingen angekommen, sondern bereits intensiv in seiner
Arbeit vertieft – und das mit einem konkreten Ziel:
Er will dafür sorgen, dass das Händel-Publikum nach
der ersten auch die zweite Karte kauft. „Die erste könnte
man den fachkundigen Händel-Freunden vielleicht noch
aufschwatzen, die zweite ist die wichtigste: Sie wird aus
Überzeugung gekauft.“ ƒ
Persönlicher Tipp:
„Herr Schäfsmeier, worauf freuen Sie sich bei den
diesjährigen Händel-Festspielen am meisten?“
Wenn man so viele Programme gleichermaßen mit
Herzblut und Vorfreude zusammengestellt hat, ist
es schwierig, einzelne hervorzuheben: Ich persönlich
freue mich über die Festspieloper, die herausragende
Sänger und Sängerinnen in einer aufwendigen
Produktion nach Göttingen bringt. Aber ich freue
mich ebenso auf das Wiedersehen mit Concerto Köln
und dem NDR Vokalensemble beim Belshazzar
sowie auf Julia Lezhneva beim Gala-Konzert.
Eine Handvoll Geheimtipps mit Konzerten an besonderen
Orten oder besonderen Zusammenstellungen
haben wir auch – aber da sollte sich jeder und jede
selbst auf die persönliche Schatzsuche machen.
haendel-festspiele.de
Zur Person
Jochen Schäfsmeier wird 1968 in Lehrte bei Hannover
geboren. Seine musikalische Laufbahn beginnt mit einem
Musikstudium an der Hochschule für Musik in Saarbrücken,
währenddessen er als Klarinettist im Trio d'Anches der
Musikhochschule des Saarlandes spielt.
Seine Karriere startet 1995 als Orchester-Manager des
Jeunesses Musicales Weltorchesters (Berlin). Danach führt
er von 2002 bis 2005 die Geschäfte der Hamburger Camerata
und im Anschluss des Orchesters Concerto Köln bis 2020.
Von 2014 bis 2021 ist er zudem Lehrbeauftragter für
Ensemblemanagement und Orchestergeschichte an der
Hochschule Macromedia, University of Applied Sciences.
Im Mai 2021 tritt Jochen Schäfsmeier schließlich sein
Amt als Geschäftsführender Intendant der Internationalen
Händel-Festspiele Göttingen an. Er ist verheiratet, Vater
eines Sohnes und wohnt in Göttingen und Köln.
94 1 |2022
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Der griechische Dirigent und Regisseur
George Petrou gilt als einer der weltweit
führenden Barock- und Händelspezialisten.
In diesem Jahr will er als künstlerischer Leiter
auch den Händel-Festspielen in Göttingen
seine persönliche Note verleihen.
Verliebt
in Händel
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
LESEZEIT: 5 MINUTEN
In die Händel-Festspiele in Göttingen involviert zu
sein, ist eine große Freude und Ehre“, sagt der
Pianist, Dirigent und Regisseur George Petrou, der
seit diesem Jahr die musikalische Leitung vor Ort
übernommen hat. „Es ist eines der ältesten Barock-Festivals
der Welt und hat beim Revival dieser Musik
eine große Rolle gespielt. Es hat dazu beigetragen,
dass Menschen diese Klänge wieder neu für sich entdecken.“
Wenn man sich mit der bisherigen musikalischen Reise
von George Petrou beschäftigt, deuten alle Vorzeichen
darauf hin, dass er es kann. Ähnlich rastlos wie der
sagenumwobene Held Odysseus auf dem zehnjährigen
Rückweg von Troja ins heimatliche Ithaka ist Petrou seit
Jahren als Botschafter der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts
in der Welt unterwegs. Dabei hat er in vielen
Städten Europas und im Rest der Welt bereits musikalische
Spuren hinterlassen – zum Beispiel als musikalischer
Leiter und Dirigent des Orchesters Armonia Atenea
von 2012 bis 2021 oder als Gast dirigent auf Einladung
zahlreicher bedeutender Orchester und Opernhäuser.
So auch in Göttingen. Gemeinsam mit Nicholas
McGegan und Laurence Cummings lieferte er im September
2021 eine unvergessene Jubiläumsgala ab, in der
inzwischen hundertjährigen Festspielgeschichte die erste
mit drei Dirigenten. Und jetzt ist er als Nachfolger von
Cummings angetreten, um den Händel-Festspielen seinen
Stempel aufzudrücken.
96 1 |2022
mensch
1 |2022 97
mensch
„Ich habe mich früh für die Musik von Händel begeistert
– sie ist eine meiner großen Lieben“, erzählt Petrou
schwärmerisch, um im Anschluss auf charmante Weise
tiefzustapeln. „Mittlerweile gibt es viele Menschen, die
glauben, dass ich ein Händel-Spezialist bin.“ Es spricht
einiges dafür: zum einen die unzähligen Auftritte bei
Händel-Festspielen in Halle und Karlsruhe oder 2014
der Auftritt mit dem ersten griechischen Orchester bei
der BBC Night of the Proms, zum anderen die vielen
CD- Einspielungen wie beispielsweise die Gesamtaufnahmen
von Händels Alessandro für das Musiklabel Decca.
Vor allem sind es die begeisterten Besprechungen und
Kritiken, die das musikalische Wirken von George Petrou
begleiten: Immer wieder ist die Rede von „furiosen“
oder „aufsehenerregenden“ Aufführungen, „musikalischen
Höhepunkten“ und „maßstabsetzenden“ Aufnahmen.
DABEI HÄTTE ES AUCH GANZ ANDERS KOMMEN können,
denn der Musiker stammt nicht aus einer künstlerisch
orientierten Familie, wie er selber sagt. „Aber
Kunst war immer ein Teil meines Lebens. Meine Eltern
haben mich in meinem Interesse für Theater, Musik und
Museen immer unterstützt“, sagt er heute dankbar zurückblickend.
„Das ist auch so geblieben, als ich mein
Jurastudium abgebrochen habe, um mich auf Musik und
das Klavierspielen zu konzentrieren.“ Nach dem Studium
am Athener Konservatorium sowie am Royal College
und an der Royal Academy of Music in London
machte der Musiker sich dann auch zunächst als Konzertpianist
einen Namen. Doch sein Interesse an Musik
habe sich mit der Zeit verändert, „weil Klavierspielen
manchmal einsam sein kann“.
Er schlug, gemeinsam mit dem Orchester Armonia
Atena und auch als Solokünstler, eine Karriere als Dirigent
ein, die schnell internationale Engagements und
Auftritte mit sich brachte. Sein musikalisches Interesse
erstreckte sich dabei von Händel und Verdi bis zur
zeitgenössischen Oper. Die intensive Beschäftigung mit
Opern habe einen weiteren großen Effekt auf seine
Weiterentwicklung als Musiker und Künstler gehabt. „Je
mehr ich mich mit Opern auseinandergesetzt habe, desto
mehr wollte ich meine eigenen Vorstellungen in die Inszenierung
einbringen“, erklärt Petrou. „Mich hat die
Idee fasziniert, sowohl die Interpretation der Musik als
auch die Gestaltung der Bilderwelt und Dramaturgie in
meiner Hand zu vereinen.“
AUCH HIER HABEN ES IHM DIE WERKE HÄNDELS besonders
angetan. „Händel war nicht nur ein begnadeter
Komponist, sondern einer der größten Dramatiker in der
Opern-Geschichte“, sagt Petrou beinahe euphorisch. „Er
hatte einen ausgeprägten Instinkt für Theater, für Geschichten.
Er hat aus meiner Sicht unübertroffene Meisterstücke
geschrieben, die sich auch heute noch modern
anfühlen und die Zuschauer ansprechen.“
ER SEI ÜBERZEUGT, DASS HÄNDELS MUSIK von jedem
verstanden werden könnte, nicht nur von Experten.
„Verstehen Sie das nicht falsch, natürlich sind die Interpretation
und die Inszenierung seiner Musik enorm
wichtig, um sie für möglichst jeden zugänglich zu machen“,
sagt er ergänzend. Eine Oper sei dabei ein Gesamtkunstwerk,
in das viele Menschen ihr Herzblut, ihre
ganze Energie steckten und etwas Wunderbares erschaffen
würden. Wie das aussieht, könne das Göttinger Publikum
in diesem Jahr besonders gut an der Oper ,Giulio
Cesare‘ sehen, die Petrou als Dirigent und Regisseur
während der diesjährigen Festspiele im Mai mit der Nederlandse
Reisopera aufführen wird. In den Niederlanden
wurden die ersten Aufführungen, unter anderem in
Amsterdam und Groningen, begeistert aufgenommen.
Ihm sei es vor allem darum gegangen, die intensive Geschichte
mit Abenteuer, großen Gefühlen und Humor als
Ohren- und Augenschmaus mit großen Bildern zu inszenieren.
„Mit dem wundervollen Ensemble ist das eine
reine Freude, da alle tolle Sängerinnen und Sänger zugleich
Schauspieler sind“, sagt Petrou begeistert.
ER KÖNNE ES KAUM ERWARTEN, die Reaktion des Göttinger
Publikums zu sehen und zu hören. Sein Ziel sei, so
betont Petrou, den Menschen in jeder der zahlreichen
Vorstellungen einen guten Grund zu geben, immer wieder
zu kommen. „Ich lebe für den Applaus. Ich bin
glücklich, wenn ich ihn zusammen mit den Musikern
bekomme. Das motiviert mich, treibt mich an“, sagt der
künstlerische Leiter unumwunden. „Kritiken lese ich
auch – und bin traurig, wenn es schlechte sind.“ Aber er
höre gern, wenn Menschen über eine Inszenierung diskutierten.
„Wenn es uns gelingt, dass wenigstens ein
paar Menschen im Publikum sagen, dass sie diese Oper
lieben, dann haben wir einen guten Job gemacht.“ ƒ
Zur Person
Der in Griechenland geborene George Petrou macht nach
seinem Musikstudium in Athen und London zunächst als
Konzertpianist Karriere. Während seiner anschließenden
Laufbahn als Dirigent ist er von 2012 bis 2021 künstlerischer
Leiter des renommierten Orchesters Armonia
Atenea, vormals Camerata Athen, und tritt zudem als
Gastdirigent bei diversen europäischen Orchestern und
Opernhäusern auf. Seit Mai 2020 ist Petrou Chefdirigent
des Griechischen Nationalradioorchesters. Ab der Spielzeit
2021/22 übernimmt er die künstlerische Leitung der
Händel- Festspiele Göttingen. Darüber hinaus hat er
bereits zahlreiche hochgelobte Alben veröffentlicht, für die
er Auszeichnungen wie den Gramophone Editor’s Choice,
Diapason d’Or und den Echo Klassik 2008 erhielt.
98 1 |2022
Marken
kommuni
kation
* das virtuose Zusammensetzen von Punkten und/oder Strichen (PoS) zu einer guten Gestaltung und erfolgreichen Kampagnen
pos-marken.de
PROFIL
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Goethe Institut am alten Güterbahnhof
in Göttingen
Dipl.-Ing. Kai-Oliver Becker
ist neuer Niederlassungsleiter
Personalwechsel in der Goldbeck-Niederlassung Kassel
Neues Geschäftsjahr, neue Niederlassungsleitung: Zum 1. April 2022 übernimmt Kai-Oliver Becker die Leitung der
Goldbeck-Niederlassung in Kassel. In seiner neuen Position ist er künftig für ein Team von über 65 Mitarbeiter:innen und
zahlreiche Bauprojekte verantwortlich – und der Nordhesse hat große Pläne: Perspektivisch möchte er die Niederlassung
zum Lebenszykluspartner für kommunale und gewerbliche Immobilien in der Region Kassel weiter ausbauen.
Bereits seit 20 Jahren ist das europaweit
tätige Bau- und Dienstleistungsunternehmen
mit einer Niederlassung in
der Region vertreten und hat seither zahlreiche
namhafte Projekte umgesetzt – darunter
sind Projekte wie die Sparkassen-Arena oder
das neue Goethe-Institut am alten Güterbahnhof.
Zum 01. April 2022 übernimmt Kai-Oliver
Becker die Leitung der Niederlassung – für
den Nordhessen aus verschiedenen Gründen
eine ganz besondere Aufgabe: „Im Jahr
2007 begann hier in der Niederlassung Kassel
meine Karriere als Projektleiter bei Goldbeck.
Das war eine spannende Zeit, in der ich die
Region, unsere Wirtschaft und unsere Unternehmerinnen
und Unternehmer noch näher
kennenlernen konnte,“ erklärt Becker. Anschließend
übernahm er die Leitung der Goldbeck
Niederlassung Bremen und später der
Niederlassung Schul- und Bestandsgebäude
in Bielefeld.
HESSEN IST DER BAUINGENIEUR dabei
dennoch immer treu geblieben: „Ich lebe mit
meiner Familie in Baunatal und bin in den
vergangenen Jahren gependelt. Jetzt freue
ich mich auf die zusätzliche Zeit mit meiner
Familie und zugleich auf die neuen Herausforderungen
und spannenden Projekte gemeinsam
mit Herrn Bengt Wilken, welcher für die
Region Südniedersachen für Sie weiterhin vor
Ort ist.“
ZULETZT LEITETE BECKER IN BIELEFELD
eine auf Bestands- und Schulgebäude spezialisierte
Niederlassung. Die Kasseler Niederlassung
hat in den vergangenen Jahren hingegen
vor allem Neubauten in der Region realisiert
– darunter Logistik- und Produktionshallen,
Bürogebäude sowie Parkhäuser. Beckers Ziel:
Die Produktpalette nach und nach um Goldbeck-Kompetenz
erweitern. „Bisher haben
wir in der Region nur vereinzelt Projekte für
die öffentliche Hand umgesetzt. Dabei kommen
die Vorteile unserer systematisierten
Planungs- und Bauweise hier besonders
zum Tragen, denn wir können Schulgebäude,
Wohngebäude und Verwaltungsgebäude
nicht nur besonders schnell, wirtschaftlich
und nachhaltig realisieren, sondern auch die
Schnittstellendichte reduzieren. Auch die
Teil- und Kernsanierung oder Erweiterung
von Bestandgebäuden wird, gerade mit Blick
auf die Nachhaltigkeit von Gebäuden, immer
wichtiger. Mein großes Ziel ist es deshalb, die
Produktpalette der Niederlassung zu erweitern
und künftig sowohl gewerbliche als auch
öffentliche Kunden in der Region Südniedersachsen
entlang des gesamten Lebenszyklus
ihrer Immobilien professionell zu begleiten –
vom Design über den Neu- und Umbau bis
hin zu Services in der Betriebsphase.“
KONTAKT
GOLDBECK Nord GmbH
Kai-Oliver Becker
Niederlassungsleiter
Heinrich-Hertz-Straße 3a
34123 Kassel
Tel. 0561 589020
kai.becker@goldbeck.de
www.goldbeck.de
leben
102 1 |2022
leben
Die Null muss stehen
Rico Hausmann gründet aus seinem einstigen Kinderzimmer in Osterode heraus ein
Unternehmen für nachhaltig produzierte Sportbekleidung und ist damit auf dem besten Weg
den weltweiten Markt zu revolutionieren.
TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE LUKA GORJUP
LESEZEIT: 5 MINUTEN
Es muss für Rico Hausmann ein abstruses Gefühl
gewesen sein: Den Master-Abschluss in Marketing
und Vertriebsmanagement in der Tasche,
das Hannoveraner Studentenleben hinter sich
lassen, alle Kumpels starten in die gut bezahlte Karriere.
Und er? Geht zurück ins alte Kinderzimmer nach
Osterode am Harz. „Ich musste mich komplett zurück
auf null reduzieren“, erzählt der heute 30-Jährige rückblickend.
Das lag nicht an ,null Plan‘, sondern an ,null
Bock‘, und zwar auf konventionelle Sportbekleidung.
Doch unsere Geschichte beginnt ein halbes Hausmann-
Leben früher.
1 |2022 103
leben
Erfolgreiches Umdenken
Die Funktionskleidung von
Gymbassador soll – wenn es nach
dem Gründer geht – in zehn Jahren
,der faire Partner an der Seite eines
jeden Sportlers sein‘.
SPORT WAR SCHON IMMER seine große Leidenschaft.
In der Jugend als ambitionierter Fußballer unter anderem
beim VfR Osterode, inzwischen als leidenschaftlicher
Läufer und fleißiger Fitnessstudiobesucher. Alles
war und ist auf diese Passion ausgerichtet. Das zweite
Hobby ist das Interesse an der Mode branche, speziell an
Sportbekleidung. „Mit 14, 15 Jahren haben ich angefangen,
mich intensiv damit zu befassen, wie die Sachen von
all den großen Sportmarken entstehen, und habe mir dadurch
autodidaktisch ein tiefes Know-how angeeignet“,
sagt Hausmann. Die Geschäftsidee lag also auf der Hand,
seine Hobbys zum Beruf zu machen. Ein Vertreter des
Sports und all den Werten, die er damit verbindet, wollte
der sympathische Harzer sein. Daran orientiert sich
auch der Name der Marke, die er schon während des
Studiums in der niedersächsischen Landeshauptstadt
gründet: Gymbassador – eine Kombination aus dem englischen
,gym‘, also etwa Sporthalle oder Fitnessstudio,
und ,ambassador‘ für Botschafter oder Repräsentant.
Gymbassador sollte kein weiterer Sportausstatter auf
dem riesigen Markt sein, sondern ein besonderer. Ein
komplett nachhaltiger, der rundum verantwortungsvoll
produziert. Diese Vision in Teilzeit umzusetzen ist undenkbar.
Aber ohne jegliches Startkapital steht Hausmann
vor der Frage: es wie seine Kommilitonen machen
und ab in die freie Wirtschaft – oder seinem Traum
nachjagen? Die Antwort war denkbar einfach, der Weg
dazu alles andere.
Das alte Kinderzimmer in Osterode war dann praktisch
das einzig bezahlbare Büro, Lager und Logistikzentrum
in einem. Ganz allein startet Hausmann vor vier
Jahren seine Mission, nimmt einen Kredit auf, erstellt
einen Online-Store, platziert die Marke ohne nennenswertes
Werbebudget in den sozialen Medien, lässt die
ersten 500 T-Shirts produzieren – und dann? „Es hat ein
wenig gedauert, ehe ich über die ersten Bestellungen gejubelt
habe“, erzählt der Gründer. Dabei erwies es sich
als Stärke, dass der digitale Marktplatz derart professionell
daherkam, dass damals niemand erahnte, dass das
Paket mit der schicken Ware im Kinderzimmer verpackt
wurde. So fingen zunehmend Menschen quer durch
Deutschland an, sich für die nachhaltige Sportbekleidung
zu interessieren
GYMBASSADOR IST ANFANGS ein reines Familienbollwerk.
Als es für Geschäftsführer und Produktentwickler
und Marketingmanager und Lagerlogistiker und Buchhalter
Rico Hausmann allein zu viel wird, hilft ihm seine
Mutter beim Packen der Pakete, Bruder Marco beim
Vermarkten der Ware. Die beiden ziehen gemeinsam
durch Südniedersachsen, präsentieren die Produkte in
regionalen Fitnessstudios und bei Sportveranstaltungen.
Hausmann identifiziert sich mit seiner Heimat. „Wir
sind stolz, als Start-up aus Osterode erfolgreich zu sein
– sonst verbindet man solche Geschichten meist nur mit
Berlin, Hamburg und München“, sagt er zufrieden.
Und Grund, stolz zu sein, hat der junge Gründer allemal.
Der immense Kraftakt, mindestens 60 Arbeitsstunden
in der Woche, wenige bis keine freien Tage und sein
kooperativ-diplomatischer Führungsstil zahlten sich aus.
Er kann zwei weitere Mitarbeiter anstellen, denen er viel
Eigenverantwortung zugesteht. Seine Funktionskleidung
verkauft sich von Jahr zu Jahr besser, vor allem die
Damenleggins und der Sport-BH sind fast permanent
104 1 | 2022
leben
»Wir sind stolz, als Start-up aus
Osterode erfolgreich zu sein – sonst
verbindet man solche Geschichten
meist nur mit Berlin, Hamburg
und München. «
vergriffen. Generell ist die Mehrheit der Kunden weiblich,
aber die Herren ziehen gerade ordentlich nach.
15 Produkte je Geschlecht bietet Gymbassador inzwischen
an.
2020 VERLEGT HAUSMANN seinen Lebensmittelpunkt
dann wieder zurück an seinen einstigen Studienort
Hannover. Mit seinem Unternehmen residiert er regelmäßig
in der schicken ,Hafven Innovation Community‘,
einem modernen Co-Working-Space in der Hannoveraner
Nordstadt.
Darum, profitabel zu sein, gehe es erstmal nicht, meint
Hausmann und strahlt dabei eine ruhige und entspannte
Gelassenheit aus. Die Grundlage ist gelegt, das Erwirtschaftete
reinvestiert Hausmann direkt wieder, um die
Produkte noch nachhaltiger zu gestalten und Marketing
zu betreiben. Für strategische Partnerschaften und Investoren
sei er jedoch offen.
Was verdient wird, soll in neue Innovationen umgesetzt
werden. „Es geht mir nicht darum, den Finger in
die Wunde zu legen und zu zeigen, was hinter den Kulissen
in der Bekleidungsindustrie möglicherweise alles
schiefläuft“, sagt er voller Überzeugung. „Ich konzentriere
mich lieber darauf, was wir richtig gut können.“
Beispiel gefällig? Um seine Proto typen unter fairen Arbeits-
und Umweltbedingungen in Serie fertigen zu lassen,
lokalisierte Hausmann Fabrikpartner in Portugal.
Dort wird nach EU-Standards gearbeitet, und per dreidimensionaler
Webetechnik werden bis zu 60 Prozent an
Schnittabfällen gespart. „Bei herkömm lichen Schnittund
Nähverfahren fällt nicht selten ein Großteil des
Stoffs als Müll weg“, erklärt der Gründer. „Unsere Maschinen
dort fertigen hingegen unsere Sportbekleidung
aus beinahe einem Stück.“ Als Material werden aufgrund
der benötigten Funktionalität beim Sport zumeist
noch Kunstfasern verwendet, da beispielsweise Baumwolle
den Schweiß aufsaugt und riechen würde. Allerdings
arbeitet Gymbassador fortan mit recycelten Funktionsgarnen.
„Weltweit wird nur weniger als ein Prozent
an gebrauchter Kleidung zu neuer Kleidung recycelt.
Unsere neue Vision-Kollektion besteht zu 53 Prozent aus
recycelten Textilien und Herstellungsverschnitten“, so
Hausmann. „Meine Zukunftsvision ist es, den Kreislauf
zu schließen, indem unsere Kunden ihre getragene Kleidung
an uns zurückgeben können, sodass wir sie recyceln
und daraus neue Ware produzieren können“, erklärt er
weiter. Derzeit landen weltweit noch 87 Prozent an Altkleidung
auf Mülldeponien oder werden verbrannt.
Brennen wiederum ist das Stichwort für den jungen
Unternehmer. Feuer und Flamme war er in den vergangenen
Monaten, um an einem Relaunch der Website –
Gymbassador ist bislang nur online verfügbar – zu arbeiten.
Dabei herausgekommen ist der Claim ,Your gym
is everywhere‘, übersetzt: Dein Sportstudio ist überall.
„Es soll zum Ausdruck bringen, dass man überall alles
machen kann, um fit und gesund zu bleiben. Egal ob allein,
in der Gruppe, im Studio oder in der Natur. Es geht
um die Leidenschaft für den Sport und die pure Lust an
der Bewegung“, sagt der selbst noch recht fitte Chef,
dessen Start-up sich primär auf Individualsportarten wie
Fitness, Laufen, Yoga & Co. fokussiert. Nächster Schritt
in der Evolution soll nachhaltige Kleidung für den Freizeitbereich
werden, unter anderem mit Shirts aus 100
Prozent Bio-Baumwolle.
WENN HAUSMANN an sein Kinderzimmer zurückdenkt,
weiß er, den richtigen Weg gewählt zu haben und sich
nach wie vor darauf zu befinden. Er steht hinter seiner
Marke. „Es geht mir nicht darum, von heute auf morgen
der perfekte Mensch zu sein, sondern einfach ins Umdenken
zu kommen. Das möchte ich mit Gymbassador
ausdrücken.“ Sein Wunsch sei es, dass seine Firma als
die Marke angesehen wird, bei der jeder weiß, dass sie
für nachhaltig produzierte Performance-Sportswear steht.
„Der faire Partner an der Seite eines jeden Sportlers.“ In
zehn Jahren soll das so weit sein. Die Null spielt dennoch
weiterhin die größte Rolle auf dem Weg dorthin.
Null Emissionen, null Abfall, null Konvention. ƒ
KONTAKT
Gymbassador
gymbassador.com
instagram.com/gymbassador
facebook.com/gymbassador
1 |2022 105
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Gegen Langeweile an den Wänden
Mit dem Online-Shop meinewand.com treiben Sebastian Stahl und sein Team den Trend
zu hochwertigen, designorientierten Tapeten und mutigeren Farben maßgeblich voran – und
locken immer mehr Kunden auf der Suche nach Inspiration nach Rüdershausen.
Kai Bergen (l.) und Sebastian Stahl
„Wenn ich den Wow-Effekt
bei den Kunden sehe,
ihre Begeisterung für Tapeten,
macht das schon richtig Spaß.“
KAI BERGEN
Noch ist Deutschland das Land der
Raufaser und der Glattvliestapete“,
sagt Sebastian Stahl, Geschäftsführer
der VICTOR STAHL Malermeister GmbH in
Rüdershausen und Inhaber des Online-Shops
meinewand.com. „Aber die Menschen wagen
langsam mehr. Das Interesse an spannenden,
ausgefallenen Mustern bei Tapeten
und mutigen, dazu passenden Farben nimmt
stetig zu.“ Er ist sich sicher, dass auch opulent
ausgestattete Fernsehserien wie ‚Babylon
Berlin‘ oder ‚Das Damengambit‘ zu diesem
Trend beitragen. Und Stahl weiß, wovon er redet:
Seit 2005 betreibt er den Shop, der heute
mit über 25.000 Produkten einer der umfangreichsten
für hochwertige Wandgestaltung in
Europa ist. „Wir haben nicht nur das größte
Angebot an hochwertigen, design orientierten
Tapeten. Meines Wissens sind wir der einzige
Shop, der auch dazu passende edle Putze und
Qualitätsfarben anbietet“, sagt Sebas tian Stahl
und beschreibt so das einzigartige Konzept.
NICHT NUR DIE AUFWENDIG produzierten
Fotos der Hersteller im Shop geben Anregungen
für die perfekte Gestaltung von Innenräumen.
In Blogbeiträgen zeigen Stahl und sein
Team, wie Wänden und Decken mit der beeindruckenden
Designvielfalt von Tapeten und
Wandbildern sowie geschickt eingesetzten
Farben eine ganz neue Wirkung gegeben werden
kann. „Mit der Wahl des richtigen Musters,
der richtigen Farbe, werden alle Räume
Teil eines schlüssigen Interior-Design-Konzepts“,
erklärt Sebastian Stahl. „Das gilt nicht
nur für Wohn-, Ess- oder Schlafzimmer, sondern
auch für Bäder, Toiletten oder das Gäste-
WC.“ Dieser Ansatz ist so erfolgreich, dass der
Online-Shop in den vergangenen Jahren im
deutschsprachigen Raum stark gewachsen ist
und nun weitere Märkte in Europa erschlossen
werden sollen. In einer englischen Version
ist er bereits verfügbar, für Italien wird an
einem Shop in der Landessprache gearbeitet.
Mittlerweile arbeiten 15 Mitarbeiter für meinewand.com
und den Victor-Stahl-Shop. Über
diesen zweiten Shop werden deutschlandweit
Profi-Malerfarben der Marken Brillux sowie
Materialien für Fußbodentechnik von Thomsit
vertrieben.
Auch in der realen Welt sorgt der Online-
Shop meinewand.com für einen unerwarteten
Trend: Immer mehr Kunden aus ganz
Deutschland reisen auf der Suche nach der
besonderen Tapete in die 600 Quadratmeter
große Ausstellung nach Rüdershausen. Und
hier kommt Kai Bergen ins Spiel: Der erfahrene
Raumausstattermeister zeigt den Kunden
die Tapetenvielfalt und die passenden Farben
live. „Viele Kunden können sich nur schwer
vorstellen, wie eine Tapete in der Fläche wirkt“,
sagt Bergen und benennt damit den aus seiner
Sicht wichtigsten Grund für die steigenden
Besucherzahlen. „Viele unserer designorientierten
Tapeten muss man im Original
sehen, um sie richtig zu erfassen.“ Dafür kämen
Kunden aus Leipzig, Berlin oder Hamburg
nach Rüdershausen.
WENN MAN EINIGE der Tapeten und Wandbilder
aus dem unglaublich umfangreichen
Angebot sieht, wird schnell klar, was Bergen
meint. Erst wenn man vor ihnen steht, kann
man beispielweise die Proportionen und Größen
der wundersamen Flugapparate, geometrischen
Architekturdetails, fantastischen
Wolkenlandschaften oder geheimnisvollen
Tiermotive der Fornasetti-II-Kollektion von
PROFIL
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FOTOS: MARCO BÜHL
Einzigartiges Konzept In der Ausstellung in Rüdershausen können über 6.000 Tapetenmuster im Original betrachtet werden.
Cole & Son richtig einschätzen. Nur wenn
man sie tatsächlich in der Hand hat, versteht
man, dass sich das florale Muster der Tapete
Trailing Orchid von Osborne & Little von der
Raumdecke nach unten entfaltet. „Auch die Wirkung
der Muster und grafischen Elemente von
Jugendstil-, Art-déco- oder englischen Arts- and-
Crafts-Tapeten entfaltet sich aus der Nähe
betrachtet besonders gut“, erläutert Kai Bergen,
der mit seiner Beratungskompetenz die
Online-Welt des Shops mit der realen im Ausstellungsraum
verbindet. „Wenn ich den Wow-
Effekt bei den Kunden sehe, ihre Begeisterung
für Tapeten, macht das schon richtig Spaß.“
Gesteigert wird der Effekt durch das haptische
Erlebnis, die Vliestapeten, Tapeten auf
Papierträger und Vinyltapeten anzufassen.
Und natürlich kann der erfahrene Raumausstatter
den Kunden auch in Rüderhausen –
genau wie im Online-Shop – eine große Bandbreite
passender, hochwertiger Farben von
Herstellern wie Sanderson, Zoffany, Farrow
& Ball oder Little Greene zeigen. „Wir haben
auch die entsprechenden Maschinen der Anbieter
vor Ort, um alle denkbaren Farbtöne zu
mischen“, ergänzt Sebastian Stahl.
NOCH EINE WEITERE STÄRKE der Victor-
Stahl-Unternehmensgruppe darf nicht vergessen
werden: Sie verfügt über die Fachleute,
um die Farben und Tapeten fachgerecht an
die Wände und Decken der Kunden zu bekommen.
Denn der 1970 gegründete Malerbetrieb
Victor Stahl bildet den Ursprung und
den Kern der Victor-Stahl-Unternehmensgruppe,
die durch die beiden erfolgreichen
Online-Shops komplettiert wird. Rund 70
qualifizierte Mitarbeiter an drei Standorten
führen nicht nur sämtliche Maler- und Tapezierarbeiten,
sondern auch Parkett-, Fliesen-,
Trockenbauarbeiten sowie die Trocknung und
Sanierung von Wasserschäden aus. Das Team
steht für Renovierungs-, Neubau- oder Umbaubauprojekte
in Südniedersachsen, dem
angrenzenden Thüringen und Nordhessen
zur Verfügung.
„So können wir stimmige Interior-Kon zepte
für Wände, Decken und Fußböden ent wickeln
und umsetzen“, erklärt Kai Bergen. „Wir
möchten so gegen die Langeweile an den
Wänden antreten und das Zuhause unserer
Kunden und Kundinnen noch ein bisschen
schöner machen.“
TEXT: TOBIAS KINTZEL
KONTAKT
VICTOR STAHL Malermeister GmbH
Hopfenhof 7, 37434 Rüdershausen
Tel. 05529 91997-0
info@victor-stahl.de
www.victor-stahl.de
www.meinewand.com
leben
Geschichte erleben
Mächtige Burgen, prunkvolle Schlösser und repräsentative Herrenhäuser zeugen von der reichhaltigen
Kulturgeschichte Südniedersachsens. Ihre überdurchschnittlich hohe Dichte eingebettet in eine
einmalig schöne Natur- und Flusslandschaft – das macht unsere faszinierende Region aus.
Tauchen Sie mit den märchenhaften Aufnahmen unseres Fotografen Alciro Theodoro da Silva
in die vergangenen Jahrhunderte ein und entdecken Sie altehrwürdige Gemäuer,
in denen Geschichte erlebbar wird.
TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
108 1 |2022
leben
BURG HANSTEIN
Die Burg Hanstein im Eichsfeld, deren Geschichte mehr als 1.000 Jahre zurückreicht,
gilt als die schönste Burgruine Mitteldeutschlands. Sie liegt auf einem Felsen aus
Bunt sandstein, dessen Gestein die Erbauer nutzten, und ist über einen steilen Weg von
Bornhagen aus zu erreichen. Die freie Lage gewährt einen weiten Ausblick über das
breite Tal der Leine, von wo aus in früheren Zeiten die meiste Gefahr drohte.
Mit diesem einzigartigen Panoramablick über das Dreiländereck Hessen-Niedersachsen-
Thüringen ist sie ein gefragtes Ausflugsziel – nicht nur unter Südniedersachsen. So wurden
hier 2013 sogar einige Szenen des preisgekrönten Spielfilms ‚Der Medicus‘ gedreht.
Heute finden in der Burg alljährlich am ersten Augustwochenende Ritterspiele statt.
Tipp: Spitzengastronomie
Unterhalb der Burg liegt der Klausenhof, der in mittelalterlichem Flair mit einer
herausragenden Küche besticht und nach dem Ausflug zur Stärkung einlädt.
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Zurück zu den Wurzeln‘ (faktor 4|21) unter:
www.faktor-magazin.de/zurueck-zu-den-wurzeln-zum-klausenhof-in-bornhagen
Burgruine Hanstein, 37318 Bornhagen, www.burgruine-hanstein.de
1 |2022 109
leben
BURG PLESSE
Die Burg Plesse im Göttinger Wald, reizvoll am Pleßforst
gelegen, entstand bereits um das Jahr 1015 und ermöglicht
einen großartigen Blick über das Leinetal. Schon seit
dem 18. Jahrhundert bietet die Burg ein beliebtes Ausflugsziel,
vor allem unter Göttinger Studierenden. Heute lädt
die Burgschänke ihre Besucher auf eine Auszeit auf den
Burghof mit Kiosk, in den Rittersaal oder in den Gewölbekeller
ein, wo neben regionaler und saisonaler Küche auch
ein traditionelles Rittermahl serviert wird. Die historischen
Mauern bieten zudem die Kulisse für Hochzeiten sowie
diverse sommerliche Kulturveranstaltungen.
Ritterstieg 99
37120 Bovenden
www.burg-plesse.de
110 1 |2022
leben
1 |2022 111
leben
BURG LUDWIGSTEIN
Im Jahr 1920, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, haben ,Wandervögel‘ den Grundstein für
den Wiederaufbau der mittelalterlichen Burg Ludwigstein gelegt: Als Herberge und Archiv
sollte sie ein Erinnerungsmal und ein Begegnungsort dieser wandernden Jugendbewegung
werden. Und auch nach über einem Jahrhundert weht dieser Geist durch die Gemäuer bei
Werleshausen und macht das Leben auf dem Ludwigstein so bunt und vielfältig.
Die Burg beherbergt Gäste aller Art – von Einzelpersonen bis Schulklassen – und bietet
ein großes Angebot an Freizeitaktivtäten. Zudem ist sie von zahlreichen Rad- und
Mountain bike-Strecken sowie Wanderwegen umgeben.
Burg Ludwigstein
37214 Witzenhausen
www.burgludwigstein.de
BURG BODENSTEIN
Die Burg Bodenstein, 1098 erstmals urkundlich erwähnt, ist die am
besten erhaltene Burg im Eichsfeld und lädt heute als Familienbildungs-
und Erholungsstätte der Evangelischen Kirche zu Meditation,
Fasten und stillen Tagen ein. Ganzheitliche, erlebnisorientierte und
spielerische Programme für Kinder und Erwachsene bieten neben der
inhaltlichen Gestaltung Raum für Besinnung, geistliche Impulse und
Begegnungen. Die besondere Atmosphäre der Burg trägt zur Stärkung
von Leib und Seele bei.
Burgstraße 1
37339 Leinefelde-Worbis
www.burg-bodenstein.de
112 1 |2022
leben
1 |2022 113
leben
SCHLOSS JÜHNDE
Das Areal der ehemaligen Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert liegt zwischen Göttingen
und Hann. Münden und ist seit 1664 im Besitz der Freiherren Grote, die Schloss und
Gut bis heute bewohnen und bewirtschaften. Der gut erhaltene Schlossturm ist
das Wahrzeichen des Dorfbildes Jühnde. In der Zeit der Romantik legten Grotes zudem
einen bemerkenswerten Landschaftspark an, der im Sommer hin und wieder öffnet
und Gäste zum Verweilen einlädt.
Tipp: Shoppingvergnügen
Liebhaber ausgefallener Schmuckstücke und Dekoartikel werden im Geschäft ,Deja Vue
Lebensart‘ fündig, der von der Freifrau Anna Grote im Kaminzimmer und im Renaissance-Raum
des Schlosses persönlich geführt wird.
Schloss Gutshof 1
37127 Jühnde
www.dejavue-lebensart.de
114 1 |2022
SCHLOSS SABABURG
Das im Volksmund als Dornröschenschloss bekannte Anwesen liegt an der
Deutschen Märchenstraße mitten im Naturpark Reinhardswald und galt der
Sage nach den Gebrüder Grimm als Schauplatz für ihr Märchen –
rund um den Urwald der Sababurg ranken sich bis heute zahlreiche Legenden.
Auf der Außenanlage können freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr kostenlos
das Brüder-Grimm-Denkmal sowie der Dornröschenturm besichtigt werden.
Von hier hat man auch einen märchenhaften Blick in den darunter liegenden
Tierpark. Innerhalb der Anlage, die aktuell wegen Sanierung die meiste Zeit
geschlossen ist, befindet sich ein Hotel mit Restaurant, Standesamt und dem
Sababurg-Theater.
Tipp: Audienz mit Dornröschen
Jeden Sonntag um 14 Uhr kommen Dornröschen und ihr Prinz zu einer
Audienz in den ehemaligen Rittersaal und erzählen ihr wunderschönes
Märchen. Gegen Hunger und Durst steht im Innenhof ein Food-Truck bereit.
Sababurger Str. 1, 34369 Hofgeismar-Sababurg, www.erlebnis-sababurg.de
leben
1 |2022 115
leben
SCHLOSS CORVEY
Das ehemalige Benediktinerkloster Corvey bei Höxter wurde 2014 von der
UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Hier befinden sich das älteste und
einzige fast vollständig erhaltene Karolingische Westwerk der Welt sowie
einzigartige archäologische Relikte der Karolingerzeit. Das Museum mit
seinen Ausstellungen informiert über die geistliche und weltliche Vergangenheit
Corveys. Veranstaltungen wie klassische Konzerte, das Schlossrestaurant
und das Corveyer Weinhaus begeistern Besucher aus aller Welt.
Tipps:
15. Mai, 19. Juni, 2. Juli und 17. Juli Corveyer Sommerkonzerte 2022
Zum 1.200-jährigen Jubiläum werden in vier Konzerten die historischen
Fixpunkte vorgetragen – von etablierten, weltberühmten Spitzenensembles
sowie jungen Talenten.
5. bis 7. August Corvey Gartenfest 2022
26. August bis 25. September via Nova Kunstfest
Schloss Corvey, Corvey, 37671 Höxter, www.corvey.de
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Die Geheimnisse der Mönche‘
(faktor 3|14) unter: faktor-magazin.de/die-geheimnisse-der-moenche
SCHLOSS BERLEPSCH
Auf einem Bergsporn bei Witzenhausen erhebt sich Schloss
Berlepsch über die Wälder des Werratals. Erbaut im 14. Jahrhundert
erlebte es eine wechselvolle Geschichte, wurde mehrfach zerstört,
auf- und umgebaut – zuletzt im Stile der Neugotik. Die Nachfahren
der Grafen von Berlepsch unterhalten und bewirtschaften es inzwischen
in der 19. Generation. Gäste auf Schloss Berlepsch können
hinter historischen Mauern übernachten, bei Führungen wahre
Geschichten aus der Vergangenheit erfahren oder im Restaurant
,Tafelrunde‘ gehobene Küche genießen. Im weitläufigen Schlosspark
kann die Kapelle besichtigt werden, des Weiteren lassen sich
die Künste an der Armbrust erproben. Das Schloss ist
außerdem regelmäßig Kulisse für Ritterkämpfe, Gruselveranstaltungen,
Konzerte und andere Events. Vor den Toren lädt das Baumhaushotel
,Robins Nest‘ zum Übernachtungsabenteuer ein.
Tipp: 18. November – Wein im Schloss
Erlesene Weinverkostung begleitet von einem 4-Gänge-Menü
Schloss Berlepsch, 37218 Witzenhausen, www.schlossberlepsch.de
Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag ,Frischer Wind
in alten Gemäuern‘ (faktor 1|20) unter:
www.faktor-magazin.de/frischer-wind-in-alten-gemaeuern
116 1 |2022
leben
1 |2022 117
leben
Weitere Schlösser und Burgen der Region
Burgen
BURG ADELEBSEN
Was sich hier lohnt:
• Außenbesichtigung des Terrassengartens,
der Parkanlage und des Burghofs
Offenser Str. 1A, 37139 Adelebsen
BURG HARDENBERG
Was sich hier lohnt:
• Hardenberg SchlossPark mit seinem Schlossteich
• gehobene Gastronomie und Hotellerie
• Jeden ersten Sonntag im Monat öffentliche Touren:
14:30 Uhr Hardenberg Burg Tour
16:00 Uhr Hardenberg Distillery Tour
Vorderhaus 2, 37176 Nörten-Hardenberg
BURG POLLE
Was sich hier lohnt:
• Blick von der Burgruine auf das Wesertal
• Von Juni bis August: drei Bühnen mit Märchen-,
Theater- und Komödienaufführungen
• An jedem 3. Sonntag von Mai bis September:
Burgfestspiele ,Aschenputtelspiel‘
Amtsstraße 4, 37647 Polle
Schlösser
SCHLOSS BEVERN
Was sich hier lohnt:
• Museum Erlebniswelt Renaissance
Schloss 1, 37639 Bevern
BURG GREENE
Was sich hier lohnt:
• Ausblick ins Leinetal vom begehbaren Burgturm
• gepflegte Parkanlage mit Mauerresten
Burgweg, 37574 Einbeck
BURG HARDEGSEN
Was sich hier lohnt:
• Restaurant Burg-Schenke & Kurpark für Kurgäste
• kulturelles Programm in historischen Räumen
Burgstraße 2, 37181 Hardegsen
BURGRUINE SCHARZFELS
Was sich hier lohnt:
• Ausblick in das Harzvorland
• Gaststätte drinnen und draußen
Schlossbergweg, 37431 Bad Lauterberg im Harz
HELDENBURG SALZDERHELDEN
Was sich hier lohnt:
• öffentliche Führungen an jedem ersten Sonntag
von Mai bis September
• Burggottesdienste
• Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder
Sommer-Open-Air-Konzerte
Burgplatz 2, 37574 Einbeck
SCHLOSS FÜRSTENBERG
Was sich hier lohnt:
• Schloss-Ensemble aus Porzellanmuseum,
Werksverkauf und Café & Restaurant
Meinbrexener Straße 2, 37699 Fürstenberg
WELFENSCHLOSS HANN. MÜNDEN
Was sich hier lohnt:
• Besichtigung der Renaissancegemächer
• Museum mit Exponaten zur Stadtgeschichte und
zur Geschichte des Land- und Schiffverkehrs
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SCHLOSS HERZBERG
Was sich hier lohnt:
• Museum zur Schloss- und Herrschaftsgeschichte der
Welfen in Herzberg
• Ausstellungen zu ,1.000 Jahre Harzer Geschichte‘
Schloss 2, 37412 Herzberg am Harz
Eine Übersicht über diese und alle weiteren Burgen
und Schlösser in der Region mit ausführlicher
Beschreibung finden Sie hier:
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leben
120 1 |2022
leben
Ein Hauch
von Schicksal
Binnen vier Jahren ist die Burg Scharfenstein zu einem der attraktivsten
Anziehungspunkte der Region geworden: mit hochklassiger Gastronomie
und professioneller Hotellerie – als Mekka für Whiskey-Fans und
Entspannungsquelle für Naturliebhaber.
TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE LUKA GORJUP
LESEZEIT: 7 MINUTEN
Martin Henning war stinksauer. Wie, bitte schön,
kann es denn sein, dass sich jemand erdreistet,
direkt vor seinem Hotel – dem altehrwürdigen
,Löwen‘ in Duderstadt – Fremdbier aus dem Wagen zu
verkaufen? Auf gute 25 Jahre Erfahrung in der Hotellerie
und Gastronomie kann der gebürtige Perleberger zurückblicken,
arbeitete an den besten Häusern Europas. Im
,The Omnia‘ im schweizerischen Zermatt sogar in dem
besten. Und nun das.
Dreieinhalb Jahre ist dieser Vorfall inzwischen her und
ihn als schicksalhaft zu beschreiben, ist keine Übertreibung.
Heute kann Henning darüber schmunzeln. „Das
Ganze hatte der Bernd von langer Hand so geplant“, erzählt
der 39-Jährige und lacht.
,DER BERND‘, DAS IST BERND EHBRECHT, Geschäftsführer
der Neunspringer Brauerei aus Worbis, deren Bier
bei einem Volksfest einst vor dem ,Löwen‘ ausgeschenkt
wurde. Dieser ist jedoch nicht nur Brauer, sondern seit
einigen Jahren auch Pächter der Burg Scharfenstein –
einer mittelalterlichen Spornburg oberhalb des kleinen
Dörfchens Beuren im thüringischen Eichsfeld. Er hat diesem
Ort, der lange Zeit im Dornröschenschlaf weilte,
neues Leben eingehaucht: Scharfenstein wurde dank
ihm zur Whiskey-Burg – mit Museum, Shop, eigener
Brennerei sowie regelmäßigen Whiskey-Seminaren und
-Wanderungen ein gut besuchtes Ausflugsziel.
UND DIE LEGENDE SEINES ,LANG GEHEGTEN PLANS‘
geht, frei erzählt, in etwa so: Den Bierwagen seinerzeit
bewirtet die ebenso charmante wie kecke Lisa Bonda, die
für Ehbrecht regelmäßig solche Gelegenheitsjobs übernimmt.
Sie und Henning kommen durch den die Gemüter
erregenden Schank-Vorfall ins Gespräch – und sich
anschließend näher. Über den privaten Kontakt lernt
Henning schließlich auch Ehbrecht kennen, der zu diesem
Zeitpunkt wiederum zwar weitere große Pläne für
den Ausbau seiner Burg als Herberge hat, jedoch keinen
fähigen Hotelier ... Na, noch Zweifel an der Schicksalhaftigkeit?
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leben
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leben
Seite an Seite Mit Herzblut und großem Einsatz führen Lisa Bonda und Martin Henning das Hotel auf der mittelalterlichen Burg Scharfenstein.
Aber ein Hotelbetrieb in solch abgelegener Lage? Eine
Herausforderung, die Martin Henning, dessen gastronomische
Laufbahn einst als Restaurantleiter des historischen
Schweriner Weinhauses Wöhler begann, durchaus
reizte. „Ich habe mich mit befreundeten Hoteliers ausgetauscht,
die mir alle gut zugesprochen haben“, erzählt
dieser rückblickend. „Letztlich kommt die Chance, dass
man eine Burg komplett eigenständig nach eigenen Vorstellungen
sanieren und planen kann, kein zweites Mal.“
Und damit hatte Scharfenstein wieder einen Burg herren.
DREI JAHRE SPÄTER. HENNING UND BONDA stehen
noch immer Seite an Seite – und das buchstäblich. Denn
die gelernte Automobilkauffrau sattelte kurzerhand
vollständig in die Gastronomie um und kümmert sich
heute im Hotel vor allem um den Service und den
Empfang. „Dort gibt es dann erstmal einen Prosecco –
damit die Gäste in Ruhe ankommen können und geerdet
werden“, erzählt Henning. „Getreu unseres Mottos
,Willkommen bei Freunden‘.“
Das herzliche Willkommen beginnt allerdings meist
schon vor den gewaltigen Mauern, auf dem Parkplatz,
wo die Gäste vom Chef persönlich abgeholt werden.
Länger draußen zu verweilen, lohnt sich dennoch nicht.
Denn schon unmittelbar hinter den Toren offenbart sich
im Vorhof des von Bonda geführten Ausflugsbistros
,Ringmauer‘ der erste Clou: Fondue-Gondeln.
Was sich erklärungsbedürftig anhört, sind: Fondue-
Gondeln. Ganz simpel. Drei ausrangierte Skigondeln
vom Nebelhorn in Oberstdorf, in denen je maximal sechs
Gäste zum Schweizer Klassiker einen grandiosen Ausblick
über das Eichsfeld genießen können. „Eine Corona-Idee,
die sehr gut ankommt“, erklärt Bonda zufrieden
– und überhaupt könne man sich über die Auslastung
im Burghotel in den vergangenen Monaten nicht
beklagen. Eher im Gegenteil.
Doch was sind das eigentlich für Gäste, die so zahlreich
anreisen und es beinahe unmöglich machen, kurzfristig
eines der 36 Betten und schon gar nicht einen der
40 Plätze im dazugehörigen Restaurant 12HUNDERT9
zu buchen? „Zum einen sind es Teilnehmer an den hiesigen
Whiskey-Seminaren“, erzählt Henning, der zuvor
auch schon als Restaurantleiter und Sommelier im Zermatter
,Baarcity‘ tätig war. „Die haben Ausmaße erreicht,
die wir uns nie hätten vorstellen können.“ Aus
einem anfänglichen Turnus von allen zwei Monaten ist
inzwischen einer von zweimal im Monat geworden – mit
Potenzial für wesentlich mehr.
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leben
Auszeit in alten Gemäuern Die baulichen Gegebenheiten der Burg verleihen den Zimmern ihren speziellen mittelalterlichen Charme –
besonderer Höhepunkt: die Suite mit frei stehender Badewanne.
„Zum anderen finden bei uns viele Tagungen statt. Der
Rest sind Ausflugsgäste. Selbst Einheimische übernachten
mitunter hier“, erzählt der Gastronom, der sowohl
die Erfahrung als General Supervisor des ,Gourmet Restaurant
No 6‘ im irischen Enniskillen mitbringt als auch
als Chef de Rang auf der Insel Juist.
DAS ERFOLGSREZEPT SEINES BOUTIQUEHOTELS liegt
in seiner Mischung aus familiärer Vertraulichkeit, Tradition,
Genussmomenten, Überraschungen und Nachhaltigkeit.
Besonders Letztgenannte zieht sich wie ein roter Faden
durch das Konzept. Dass der ausgeschenkte Whiskey
aus dem eigenen Haus kommt, steht außer Frage. Auch
fair angebauter Kaffee ist mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal
mehr. Doch selbst im Restaurant 12HUN-
DERT9 – benannt nach dem Jahr der ersten urkundlichen
Erwähnung des Scharfensteins – lässt sich kaum
eine Zutat finden, die nicht nach ökologisch höchsten
Werten produziert wurde.
Kredenzt wird in erster Linie regionale, moderne
Hausmannskost: Trüffel bäume wurden im Garten gepflanzt,
die Forellen entstammen der nahe gelegenen
Wipper. Geschmacklich besticht insbesondere das Wild
aus dem eigenen Revier direkt vor der Burg. Böswillig
ausgedrückt: Man könnte die Rehe und Wildschweine,
die später als Filet, Braten, Schinken oder Salami – natürlich
hausgemacht – auf dem eigenen Teller landen,
aus dem Fenster direkt beobachten und dann zum Abschuss
freigeben. Das Etageren- Frühstück sucht im
Eichsfeld seinesgleichen. Von der umfassenden Qualität
ist im Landkreis lediglich Werner Freunds mehrfach ausgezeichnetes
St. Georg in Dieterode höher einzuordnen.
Doch aller Nachfrage zum Trotz möchten Bonda und
Henning das Restaurant nicht vergrößern. „Darunter
würde der Service leiden“, erklärt Henning. „Wir verbiegen
uns nicht und bewirten lieber 40 glückliche Gäste
als 100 unzufriedene.“
DEN SPEZIELLEN MITTELALTERLICHEN CHARME erhalten
die Zimmer des Burghotels dadurch, dass jedes
von ihnen einzigartig ist, angepasst an die baulichen
Gegebenheiten der Burg. „Man soll ja auch nicht vergessen,
wo man ist“, sagt Bonda, die selbst aus dem
nahen Kirchohmfeld stammt. Keine Sorge, dieses Risiko
besteht nicht. Denn die Räumlichkeiten bieten Ausblicke
in den Burghof und aufs Eichsfeld sowie Einblicke
in die stilistischen Vorlieben der Gastgeber. Die haben
die Zimmer übrigens selbst eingerichtet, dekoriert und
im burgtypischen Grün-Blau gehalten. Die Bilder an den
Wänden stammen von einer befreundeten Künstlerin –
auch regional.
Noch beherbergt das Burghotel nur an fünf Wochentagen
Besucher, von Mittwoch bis Sonntag. Bei nur zehn
Festangestellten eine Personalfrage. Langfristig sind
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leben
Attraktion im Eichsfeld Dank Pächter Bernd Ehbrecht und seinem Whiskey-Erlebniszentrum gibt es auf der Burg viel zu erleben und genießen.
aber 365 Tage im Jahr das Ziel. Jeder ihrer Mitarbeiter
müsse sich dabei extrem flexibel zeigen. „Marketing,
Rezeption, Restaurant – Generalismus sei Trumpf“, sagt
Bonda und lacht. Sie selbst sei das beste Beispiel. Sie sei
quasi rund um die Uhr und überall im Einsatz, „nachdem
ich die ,harte Schule‘ meines Partners durchlaufen
habe“.
UM SICH IM BESCHAULICHEN und entschleunigenden
Ambiente wohlzufühlen, bedarf es eigentlich nicht zwingend
weiterer Schritte. Und dennoch: Geplant sind
Außensaunen für den Wellnessfaktor. Pächter Bernd
Ehbrecht, Typ Macher, drückt vor allem bei der Entwicklung
der gut besuchten Whiskeywelt aufs Gas. Konzerte
wie das der Thüringer Mittelalter-Band ,In Extremo‘
haben sich auf der benachbarten Veranstaltungsfläche
mittlerweile ebenso etabliert wie After-Work- Partys an
der Ringmauer im Sommer. Unter Motorrad- und Radfahrern
– E-Bike-Ladestation ist natürlich vorhanden –
hat sich das Burg hotel längst als Ort der Einkehr herumgesprochen.
Wie sich die Burg innerhalb einer halben Dekade zu einem
echten Schmuckstück und Leuchtturmprojekt in der
Region verwandelt hat, ist mehr als eindrucksvoll. Selbst
Einheimische verbringen mitunter ihre Wochenenden
dort. Sollte Ehbrecht den Bier-Zwist in seiner Heimat
Duderstadt einst tatsächlich von langer Hand geplant
haben – dieser Plan ist aufgegangen. ƒ
KONTAKT
Burghotel Scharfenstein
Scharfenstein 1
37327 Beuren
Tel. 03605 546060
willkommen@burghotel-scharfenstein.de
www.burghotel-scharfenstein.de
Ausflugstipp:
Am 29. und 30. April wird auf der Burg Scharfenstein
das erste rein deutsche Whiskey-Festival ausgerichtet.
Über 30 Hersteller präsentieren ihre Brände bei
der Publikumsmesse.
AUF DEN GESCHMACK GEKOMMEN?
Mehr über Bernd Ehbrecht und seine Whiskywelt
lesen Sie in unserem Artikel ,Wo der Whisky wohnt‘
(faktor 4/2018) unter:
www.faktor-magazin.de/wo-der-whisky-wohnt
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Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe
ist der 15. Mai 2022.
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