2022/12 | FRIZZ Ulm April 2022
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STADT<br />
GESCHICHTEN<br />
Foto: Tamara Saß<br />
Der Tiergarten <strong>Ulm</strong> oder „ein Königreich für drei Lamas.“ | Foto: Tamara Saß<br />
Foto: jmh<br />
auf bis zu 45 Kilometer in der Stunde. „Jeder<br />
Mensch wird von den Tieren anders wahrgenommen“,<br />
weiß Andi, der inzwischen auch<br />
den Nachwuchs des Tiergartenpersonals<br />
ausbildet. „Reptilien wie Geckos, Leguane<br />
und Schlangen haben durchaus auch ihre Bezugsperson.<br />
Sie erkennen den Menschen, der<br />
sie regelmäßig füttert und treten manchmal<br />
sogar in Futterstreik, wenn dieser Mensch im<br />
Urlaub ist. Reptilien sind ziemlich penibel.“<br />
Andi lacht herzhaft. „Ja, sie bevorzugen eine<br />
klare Linie. Unser Leguan zum Beispiel, der<br />
erkennt am Schnitt der Salatgurke, wenn sein<br />
Tierpfleger außer Haus ist. Dann lässt er sein<br />
Futter auch mal zwei Tage aus Protest liegen.“<br />
Die Affen-Schildkröten-WG<br />
Im Tropenhaus geht die Führung weiter zu<br />
den Weißbüscheläffchen. Hier residiert Affenmännchen<br />
Chicco in einer immergrünen<br />
Dschungelatmosphäre mit Waldschildkröte<br />
Waldter. Der Grund? „Chicco ist ebenfalls<br />
über den Tierschutz zu uns gekommen. Da<br />
er eine Handaufzucht ist, verträgt er sich leider<br />
nicht mit seinen Artgenossen. Waldter<br />
hingegen wurde den Schildkrötendamen in<br />
der gegenüberliegenden Großvoliere zu aufdringlich.<br />
Deswegen musste er ausquartiert<br />
werden. Waldter und Chicco leben in einer<br />
Win-win-Situation“, versichert Andi. Und das<br />
funktioniert überaus gut. „Zwar klaut Chicco<br />
Waldter ab und an etwas von seinem Futter<br />
– dafür hat er einen entspannten Platz in der<br />
großen Dschungelvoliere und keiner von beiden<br />
ist ganz allein.“<br />
Erkennungszeichen Schlüssel<br />
Wenn Andi morgens seinen Rundgang fort-<br />
RONJA,<br />
DIE TIGER-<br />
PYTHON<br />
Wenn ich<br />
morgens<br />
meinen Rundgang<br />
mache,<br />
werde ich<br />
meist mit<br />
einem schrillen<br />
Ihhh-Aaaa<br />
von Esel<br />
Gandalf<br />
begrüßt.<br />
WEISS-<br />
BÜSCHEL-<br />
ÄFFCHEN<br />
CHICCO<br />
setzt, wird er meist mit einem schrillen Ihhh-<br />
Aaaahhh von Esel Gandalf begrüßt. „Ein<br />
echter Begeisterungsschrei.“ Die meisten<br />
Tiere erkennen Andi bereits am Klappern<br />
der Schlüssel. In der Tat ist es ein recht großer<br />
Schlüsselbund, der Andi bei seinen Tieren<br />
verrät. Jetzt geht es zu Jala, Jack und Mika,<br />
der Erdmännchenfamilie und den echten<br />
Besucherlieblingen des <strong>Ulm</strong>er Tiergartens.<br />
„Bei den Erdmännchen haben die Weibchen<br />
das Sagen. Durch Rangkämpfe entscheidet<br />
sich, welches Weibchen eine Familie gründen<br />
darf. Alle anderen sind für die Versorgung<br />
des Nachwuchses zuständig und agieren als<br />
Babysitter.“ Vor Corona verzeichnete der<br />
Tiergarten fast 200.000 Besucher jährlich.<br />
„Auch während der Pandemie haben unsere<br />
Besucher alles gegeben“, erklärt Stefanie<br />
stolz. „Sie stellten sich tapfer den Einschränkungen,<br />
Test- und Hygienevorschriften. Aber<br />
natürlich gab es herbe Einnahmeverluste, insbesondere<br />
in den Lockdown-Zeiten.“<br />
Draußen wälzt sich Hängebauchschwein<br />
Franz gemütlich in der Sonne. Von weitem<br />
erkennt Franz seinen Bezugsmenschen und<br />
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