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Allergien und Atemwege

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9<br />

Text Benjamin Pank<br />

Was war der Auslöser für die Neurodermitis?<br />

Meine Neurodermitis habe ich bereits<br />

mit einem halben Jahr bekommen.<br />

Einen Auslöser gab es nicht.<br />

Welche Faktoren spielen eine erhebliche<br />

Rolle für einen Schub?<br />

Schübe kommen <strong>und</strong> gehen. Heute<br />

sind sie bei mir anders als früher. Der<br />

schlimmste Trigger ist bei mir Stress.<br />

Aber auch wenig Schlaf, Pollen, zu viel<br />

Zucker, zu viel Alkohol verschlechtern<br />

meine Haut. Wenn von diesen Faktoren<br />

zu viele auf einmal auf mir lasten, wird<br />

meine Haut besonders schlimm. Leider<br />

dauert es dann auch wieder länger, bis<br />

sich die Haut erholt hat, wenn ich dann<br />

diese Trigger wieder verringern konnte.<br />

Auch heute gehe ich sehr<br />

offen mit der Erkrankung<br />

um <strong>und</strong> bekomme viel<br />

Verständnis. Nur einen<br />

Winter lang musste<br />

ich viele abgeneigte<br />

Blicke ertragen. Da habe<br />

ich versucht, ohne<br />

Medikamente den Schub<br />

zu überstehen.<br />

Kinder mit Neurodermitis haben ein<br />

erhöhtes Risiko, später weitere allergische<br />

Erkrankungen zu entwickeln.<br />

War das bei dir auch der Fall?<br />

Meine <strong>Allergien</strong> haben sich im Laufe<br />

der letzten vier bis fünf Jahre gebildet<br />

<strong>und</strong> sind mit der Zeit stärker geworden:<br />

Besonders Katzenhaare, Hausstaub <strong>und</strong><br />

die Frühblüher machen mir zu schaffen.<br />

Meistens habe ich eine laufende Nase,<br />

juckende Augen <strong>und</strong> meine Haut wird<br />

dann meistens auch schlechter.<br />

Nesselsucht hatte ich das erste Mal vor<br />

sechs Jahren, es hielt zwei oder drei<br />

Jahre an. Immer beim Sport kamen nach<br />

zehn bis 15 Minuten die Quaddeln <strong>und</strong><br />

blieben 30 bis 60 Minuten.<br />

Heute kommen die Quaddeln sehr<br />

selten, sind nicht stark ausgeprägt <strong>und</strong><br />

verschwinden schnell, das kann aber<br />

auch am Medikament liegen.<br />

Welche Ratschläge hast du für<br />

„Frischerkrankte“?<br />

Mir hat es geholfen, mir viel Wissen über<br />

die Erkrankung anzueignen <strong>und</strong> die Erkrankung<br />

zu akzeptieren. Ich habe lange<br />

nach einem guten Arzt gesucht. Es ist<br />

wichtig, einen Arzt zu finden, der die Erkrankung<br />

ernst nimmt <strong>und</strong> die individuellen<br />

Symptome betrachtet. Einfach nur<br />

Kortison verschreiben hilft niemandem<br />

mit Neurodermitis weiter. Denn heute<br />

gibt es nicht nur Kortison. Da Neurodermitis<br />

in Schüben verläuft <strong>und</strong> durch<br />

Trigger verstärkt wird, sollte man seine<br />

Trigger herausfinden. Es dauert lange,<br />

aber es lohnt sich. Und jeder Mensch<br />

ist anders. So auch der Umgang mit der<br />

Erkrankung. Nur weil dem einen etwas<br />

hilft, muss es nicht automatisch dem<br />

anderen helfen.<br />

Was musst du bei deiner täglichen<br />

Hautpflege <strong>und</strong> im Bereich Make-up<br />

beachten? pH-Neutralität? Nebenwirkungen?<br />

Ich habe mich schon in meiner Jugend<br />

nicht viel geschminkt. Das lag aber eher<br />

daran, dass ich lieber länger schlafen<br />

wollte. Doch für Treffen mit Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Partys habe ich gerne Make-up<br />

getragen. Ich musste auch auf keine<br />

Inhaltsstoffe achten. Heute ist das leider<br />

anders, denn ich habe mein Make-up<br />

entsorgt. Die Ekzeme treten jetzt auch<br />

im Gesicht auf. Egal welche Inhaltsstoffe<br />

das Make-up hätte, es würde die Haut<br />

zusätzlich massiv reizen. Das ist es mir<br />

nicht mehr wert. Denn mein Umfeld<br />

ist eher verw<strong>und</strong>ert, wenn ich dann<br />

doch mal dezentes Make-up auftrage.<br />

Deshalb fühlt es sich sehr befreiend an,<br />

dass mein Umfeld sich an mein Erscheinungsbild<br />

gewöhnt hat.<br />

Es ist sehr wichtig für meine Haut,<br />

sie mit ausreichend Feuchtigkeit <strong>und</strong><br />

Fett einzucremen. Da meine Haut sich<br />

schnell an Salben gewöhnt <strong>und</strong> so die<br />

Wirkung nachlässt, wechsle ich häufig<br />

die Cremes <strong>und</strong> probiere viel aus.<br />

Welche Reaktionen musstest du in der<br />

Öffentlichkeit einstecken? Hast du<br />

Mobbing erlitten? Wie ist es heute?<br />

Ich hatte eine wirklich tolle Kindheit.<br />

Trotz Ekzem an Hals <strong>und</strong> Ellenbeugen<br />

wurde ich nicht gemobbt. Auch heute<br />

gehe ich sehr offen mit der Erkrankung<br />

um <strong>und</strong> bekomme viel Verständnis.<br />

Nur einen Winter lang musste ich viele<br />

abgeneigte Blicke ertragen. Da habe ich<br />

versucht, ohne Medikamente den Schub<br />

zu überstehen, wodurch meine Haut extrem<br />

schlimm wurde. Zusätzlich kämpfte<br />

mein Körper so sehr mit der Entzündung,<br />

dass ich auch bei Temperaturen<br />

um null Grad mit T-Shirt unterwegs war,<br />

weil mein Körper quasi am Brennen war.<br />

Diese Situation konnten viele Menschen<br />

nicht nachvollziehen.<br />

Welches Mittelmaß eignet sich für<br />

dich am besten, um die Neurodermitis<br />

im Zaum zu halten?<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Schwere meiner Neurodermitis<br />

nehme ich an einer klinischen<br />

Studie für ein neues Medikament teil.<br />

Dieses Medikament hilft mir sehr gut.<br />

Parallel achte ich darauf, mein Stresslevel<br />

niedrig zu halten. Dabei hat es mir<br />

beispielsweise geholfen, meine Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />

zu reduzieren.<br />

5<br />

FAKTEN ZU<br />

NEURODERMITIS<br />

• Neurodermitis gehört zur Gruppe der Atopien. Darunter versteht man die<br />

Neigung zu einer verstärkten allergischen Reaktion auf normalerweise harmlose<br />

Substanzen oder Reize der Umwelt. Neben der Neurodermitis gehören auch allergischer<br />

Heuschnupfen <strong>und</strong> allergisches Asthma zu den möglichen Ausprägungen<br />

einer Atopie.<br />

• Die Neurodermitis ist eine nicht ansteckende Erkrankung.<br />

• Sie betrifft nicht nur die Haut, sondern kann sich auch auf andere Organe<br />

auswirken.<br />

• Die Ursachen sind nicht abschließend geklärt, aber eine Fehlleitung des<br />

Immunsystems <strong>und</strong> genetische Faktoren scheinen eine große Rolle zu spielen.<br />

• Die Erkrankung verläuft schubweise <strong>und</strong> wird häufig durch bestimmte<br />

Trigger ausgelöst.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK

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