12.04.2022 Aufrufe

Gerhard Wegner: Substanzielles Christentum (Leseprobe)

Die Indifferenz gegenüber Kirche und christlicher Religion wächst ebenso wie die schlichte Unkenntnis christlicher Sprache und Symbolik. Dem ist mit funktionalen Sichtweisen und entsprechenden Abschwächungen normativer Aspekte nicht mehr zu begegnen. Es braucht eine Besinnung auf »substanzielles Christentum« – auf das, was am Glauben begeisternd und nährend ist. Wege dazu, das Christentum neu zu entdecken, bieten vielfältige Überlegungen in der produktiven Begegnung von Soziologie und Theologie. Der Blick geht zurück in die 1960er Jahre und voraus in neue Gestaltungen eines zugleich transformierten und transformierenden christlichen Lebens. Erfahrungen eines Kraftfelds des Geistes kommen ebenso zum Tragen wie Fragen der Armut in der Theologie. Ideen zur »Aufstellung« der Kirche beenden das Buch.

Die Indifferenz gegenüber Kirche und christlicher Religion wächst ebenso wie die schlichte Unkenntnis christlicher Sprache und Symbolik. Dem ist mit funktionalen Sichtweisen und entsprechenden Abschwächungen normativer Aspekte nicht mehr zu begegnen. Es braucht eine Besinnung auf »substanzielles Christentum« – auf das, was am Glauben begeisternd und nährend ist.

Wege dazu, das Christentum neu zu entdecken, bieten vielfältige Überlegungen in der produktiven Begegnung von Soziologie und Theologie. Der Blick geht zurück in die 1960er Jahre und voraus in neue Gestaltungen eines zugleich transformierten und transformierenden christlichen Lebens. Erfahrungen eines Kraftfelds des Geistes kommen ebenso zum Tragen wie Fragen der Armut in der Theologie. Ideen zur »Aufstellung« der Kirche beenden das Buch.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zur Regeneration von »religiöser Nachfrage«, die die Kirche<br />

nutzen könnte – aber möglicherweise auch nicht genutzt<br />

hat.<br />

Am deutlichsten wird dies in der Art und Weise, wie von<br />

Seiten der Kirche im Lauf der letzten 20 Jahre die Familie<br />

thematisiert worden ist. Zunächst wurde sie als Grundlage<br />

der Reproduktion des Glaubens geschätzt und kirchlich gewürdigt.<br />

Diese Sichtweise geriet jedoch angesichts vielfältiger<br />

Differenzierungen familiärer Strukturen und der Zunahme<br />

der Individualisierung in einen kaum widerlegbaren<br />

Konservativismus-Verdacht – mit dem Ergebnis, dass die Furore<br />

machende Familienstudie der EKD »Zwischen Autonomie<br />

und Angewiesenheit« von 2013 3 der Frage der Glaubensvermittlung<br />

in den Familien kaum noch Aufmerksamkeit<br />

widmete. Die Kirche unternahm mit dieser Studie durch<br />

eine Umstellung ihrer theologischen Argumentation den<br />

Versuch, diejenigen Lebensformen, die sich in der Gesellschaft<br />

herausgebildet haben, zu integrieren, verlor aber darüber<br />

ihr »religionssozialisatorisches Eigeninteresse« aus<br />

dem Blick. Auch hier stellt sich die Frage, ob es einen anderen<br />

Weg gegeben hätte oder sich eine solche Situation<br />

zwangsläufig einstellt, wenn sich die Kirche gemäß ihrer gesellschaftlichen<br />

Einbettung gar nicht anders verhalten kann.<br />

Hochinteressant in diesem Zusammenhang ist die Funktion<br />

theologischer Argumentation: Sie bezieht sich immer we -<br />

niger auf einen eigenständigen Diskurs, der sich auch nor-<br />

3<br />

EKD, Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche<br />

Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der<br />

EKD, Gütersloh 2013.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!