12.04.2022 Aufrufe

Gerhard Wegner: Substanzielles Christentum (Leseprobe)

Die Indifferenz gegenüber Kirche und christlicher Religion wächst ebenso wie die schlichte Unkenntnis christlicher Sprache und Symbolik. Dem ist mit funktionalen Sichtweisen und entsprechenden Abschwächungen normativer Aspekte nicht mehr zu begegnen. Es braucht eine Besinnung auf »substanzielles Christentum« – auf das, was am Glauben begeisternd und nährend ist. Wege dazu, das Christentum neu zu entdecken, bieten vielfältige Überlegungen in der produktiven Begegnung von Soziologie und Theologie. Der Blick geht zurück in die 1960er Jahre und voraus in neue Gestaltungen eines zugleich transformierten und transformierenden christlichen Lebens. Erfahrungen eines Kraftfelds des Geistes kommen ebenso zum Tragen wie Fragen der Armut in der Theologie. Ideen zur »Aufstellung« der Kirche beenden das Buch.

Die Indifferenz gegenüber Kirche und christlicher Religion wächst ebenso wie die schlichte Unkenntnis christlicher Sprache und Symbolik. Dem ist mit funktionalen Sichtweisen und entsprechenden Abschwächungen normativer Aspekte nicht mehr zu begegnen. Es braucht eine Besinnung auf »substanzielles Christentum« – auf das, was am Glauben begeisternd und nährend ist.

Wege dazu, das Christentum neu zu entdecken, bieten vielfältige Überlegungen in der produktiven Begegnung von Soziologie und Theologie. Der Blick geht zurück in die 1960er Jahre und voraus in neue Gestaltungen eines zugleich transformierten und transformierenden christlichen Lebens. Erfahrungen eines Kraftfelds des Geistes kommen ebenso zum Tragen wie Fragen der Armut in der Theologie. Ideen zur »Aufstellung« der Kirche beenden das Buch.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

noch eine solche Vorstellung in den Sozialwissenschaften<br />

auf Anerkennung rechnen könnte.<br />

Sprachspiele<br />

Was das Verhältnis beider Wissenschaften anbetrifft, so wird<br />

man bei den meisten Soziologen 15 Zustimmung dafür finden<br />

können, Theologie (Religion) und Soziologie zunächst einmal<br />

als zwei Sprachspiele i. S. Wittgensteins verstehen und<br />

so auch relativieren zu können. Die Folge: Gott »existiert«<br />

dann in »seinen« Sprachspielen – und in anderen eben nicht.<br />

Das reduziert Deutungskonflikte, aber auch das Interesse<br />

an einem substanziellen Dialog. Tatsächlich werden sich lebendige<br />

religiöse Kommunikationsgemeinschaften so aber<br />

nicht verorten können: »They understand themselves as telling<br />

stories that in some sense and to some degree also express<br />

truths about the wider cosmos that we all commonly<br />

inhabit.« 16 Und es ist die Aufgabe der Theologie, genau dieses<br />

Interesse systematisch umzusetzen und insofern also<br />

Religion »von innen« her ernst zu nehmen, d. h. die spezifische<br />

Weltsicht des Glaubens zu entfalten. Während Soziologie<br />

dazu tendiert, dieses »Innere« durch säkulare, soziale<br />

Faktoren »wegzuerklären«, indem alle erfahrungsmäßige<br />

Teilhabe an etwas Außerweltlichem von vornherein als aus<br />

der Analyse ausgeschlossen erscheint. 17 Es ist folglich nicht<br />

15<br />

Vertreter eines radikalen Atheismus sind unter den deutschsprachigen<br />

Religionssoziologen eher selten.<br />

16<br />

Introduction, in: Archer/Collier/Popora, Transcendence, 9.<br />

17<br />

Archer, On understanding religious experience, zeigt überzeugend,<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!