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Gerhard Wegner: Substanzielles Christentum (Leseprobe)

Die Indifferenz gegenüber Kirche und christlicher Religion wächst ebenso wie die schlichte Unkenntnis christlicher Sprache und Symbolik. Dem ist mit funktionalen Sichtweisen und entsprechenden Abschwächungen normativer Aspekte nicht mehr zu begegnen. Es braucht eine Besinnung auf »substanzielles Christentum« – auf das, was am Glauben begeisternd und nährend ist. Wege dazu, das Christentum neu zu entdecken, bieten vielfältige Überlegungen in der produktiven Begegnung von Soziologie und Theologie. Der Blick geht zurück in die 1960er Jahre und voraus in neue Gestaltungen eines zugleich transformierten und transformierenden christlichen Lebens. Erfahrungen eines Kraftfelds des Geistes kommen ebenso zum Tragen wie Fragen der Armut in der Theologie. Ideen zur »Aufstellung« der Kirche beenden das Buch.

Die Indifferenz gegenüber Kirche und christlicher Religion wächst ebenso wie die schlichte Unkenntnis christlicher Sprache und Symbolik. Dem ist mit funktionalen Sichtweisen und entsprechenden Abschwächungen normativer Aspekte nicht mehr zu begegnen. Es braucht eine Besinnung auf »substanzielles Christentum« – auf das, was am Glauben begeisternd und nährend ist.

Wege dazu, das Christentum neu zu entdecken, bieten vielfältige Überlegungen in der produktiven Begegnung von Soziologie und Theologie. Der Blick geht zurück in die 1960er Jahre und voraus in neue Gestaltungen eines zugleich transformierten und transformierenden christlichen Lebens. Erfahrungen eines Kraftfelds des Geistes kommen ebenso zum Tragen wie Fragen der Armut in der Theologie. Ideen zur »Aufstellung« der Kirche beenden das Buch.

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Gestaltung des eigenen eingeschränkten Lebens in dieser<br />

Zeit; die Debatten drehten sich um medizinische Fragen und<br />

Probleme der Organisation des Gesundheitswesens bzw. der<br />

Vitalität der Wirtschaft unter Coronabedingungen. Darüber<br />

hinaus das ganze Geschehen weltanschaulich oder eben<br />

christlich religiös einzuordnen, war weitaus weniger von Interesse.<br />

Auch andersgeartete, nicht religiöse oder theologische<br />

Einordnungen der Pandemie, wie zum Beispiel eine<br />

evolutionstheoretische Sortierung, wurden kaum diskutiert.<br />

Im Grunde genommen ist diese Situation erstaunlich,<br />

denn angesichts des Einbruchs massiver Kontingenzerfahrung<br />

auf einer weltweiten Ebene mit Millionen von Toten<br />

und noch mehr leidenden Menschen könnte man eine gesteigerte<br />

religiöse Sensibilität bei den Menschen vermuten.<br />

Aber ein entsprechendes Interesse hat sich schlicht und einfach<br />

nicht entwickelt. Ob die Kirchen durch stärkere Aktivitäten<br />

in dieser Richtung ein solches Interesse hätten wecken<br />

können, muss offenbleiben. Sie selbst hatte jedenfalls viele<br />

Gründe, nicht in diese Richtung wirken zu wollen, sofern<br />

man überhaupt Alternativen in den Blick genommen hat.<br />

Corona bestätigt die soziale Nutzlosigkeit christlichen Glaubens:<br />

»Er liefert keine Antworten mehr auf Fragen aus der<br />

Gesellschaft oder von den Menschen. Es gibt auch solche<br />

Fragen nicht.« 1<br />

Wir haben es in Europa nicht nur mit einem Rückgang von<br />

Kirchlichkeit zu tun, sondern parallel dazu auch mit einer<br />

immer schwächer werdenden religiösen Kommunikation. Ja,<br />

1<br />

<strong>Gerhard</strong> <strong>Wegner</strong>, Transzendentaler Vertrauensvorschuss. Sozialethik<br />

im Entstehen, Leipzig 2019, 220.<br />

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