2022_04_24_Janowski-Wagner
Jean Sibelius Sinfonie Nr. 7 C-Dur (1924) Jean Sibelius „Luonnotar“ Tondichtung für Sopran und Orchester op. 70 (1913) Richard Wagner „Siegfried-Idyll“ (1870) Alban Berg Drei Bruchstücke aus „Wozzeck“ (1923) Marek Janowski | Dirigent Camilla Nylund | Sopran Dresdner Philharmonie
Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 7 C-Dur (1924)
Jean Sibelius
„Luonnotar“ Tondichtung für Sopran und Orchester op. 70 (1913)
Richard Wagner
„Siegfried-Idyll“ (1870)
Alban Berg
Drei Bruchstücke aus „Wozzeck“ (1923)
Marek Janowski | Dirigent
Camilla Nylund | Sopran
Dresdner Philharmonie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Franz Liszts Tochter Cosima, die seit 1857<br />
mit Hans von Bülow verheiratet war und<br />
zwei Töchter von ihm hatte, trat 1863 als<br />
Geliebte in Richard <strong>Wagner</strong>s Leben ein.<br />
Auf <strong>Wagner</strong>s Betreiben berief der bayerische<br />
König Ludwig II. Hans von Bülow,<br />
Cosimas Ehemann und <strong>Wagner</strong>s Freund,<br />
1864 nach München. Die Presse spottete<br />
über die Privatsphäre der beiden Musiker<br />
– gemeinsam wehrten sie einen Skandal<br />
ab. Seit 1867 lebte Cosima mit <strong>Wagner</strong> in<br />
der Villa der Patrizierfamilie Am Rhyn in<br />
Tribschen bei Luzern zusammen, 1868<br />
dirigierte Bülow die Münchner Uraufführung<br />
der »Meistersinger« und verhalf<br />
<strong>Wagner</strong> zum bis dahin größten Erfolg.<br />
Nach der Geburt von Siegfried <strong>Wagner</strong>,<br />
des dritten Kindes und einzigen Sohnes<br />
von Cosima und Richard, resümierte Bülow<br />
1869: »Das Gebäude meiner Hörner ist<br />
somit auf die glänzendste Weise gekrönt<br />
worden.« Resigniert gab er der Trennung<br />
statt. Cosima und Richard <strong>Wagner</strong> heirateten<br />
im April 1870.<br />
Vor diesem Hintergrund lässt sich ermessen,<br />
weshalb <strong>Wagner</strong> die lang entbehrte<br />
Idylle gemeinsamen Glückes mit einer<br />
Komposition besingen muss. Cosima hütet<br />
zunächst ihr »süßes Geheimnis« ganz<br />
für sich. Noch 1874 wäre es ihr schrecklich<br />
gewesen, »dieses Werk der Öffentlichkeit<br />
hingeliefert zu sehen«. Doch 1877 zwingen<br />
einmal mehr finanzielle Sorgen <strong>Wagner</strong>,<br />
die von den Kindern respektlos »Treppenmusik«<br />
genannte Komposition einem<br />
Verlag zu übergeben. »Das Idyll geht<br />
heute ab, der geheimnisvolle Schatz wird<br />
zum Gemein-Gut, möge die Freude der<br />
Menschen daran dem Opfer gleichkommen,<br />
das ich bringe«, knirscht <strong>Wagner</strong> am<br />
19. November.<br />
Doch gibt er dem »Siegfried-Idyll« ein<br />
selbstverfasstes Gedicht bei, das den<br />
Stolz auf den Stammhalter der Familie in<br />
die Liebeserklärung an Cosima mit einbezieht.<br />
Das thematische Material geht<br />
zurück auf Skizzen zu einem Streichquartett,<br />
das <strong>Wagner</strong> in den ersten acht<br />
glücklichen Tagen mit Cosima 1864 am<br />
Starnberger See begonnen hat. Vor allem<br />
aber ist es eng verwoben mit dem 3. Aufzug<br />
der Oper »Siegfried«.<br />
11