2022_04_24_Janowski-Wagner
Jean Sibelius Sinfonie Nr. 7 C-Dur (1924) Jean Sibelius „Luonnotar“ Tondichtung für Sopran und Orchester op. 70 (1913) Richard Wagner „Siegfried-Idyll“ (1870) Alban Berg Drei Bruchstücke aus „Wozzeck“ (1923) Marek Janowski | Dirigent Camilla Nylund | Sopran Dresdner Philharmonie
Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 7 C-Dur (1924)
Jean Sibelius
„Luonnotar“ Tondichtung für Sopran und Orchester op. 70 (1913)
Richard Wagner
„Siegfried-Idyll“ (1870)
Alban Berg
Drei Bruchstücke aus „Wozzeck“ (1923)
Marek Janowski | Dirigent
Camilla Nylund | Sopran
Dresdner Philharmonie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Von Woyzeck zu Wozzeck<br />
Mit der formalen Bündelung der »vielen<br />
losen, ja fragmentarischen Szenen« (Berg)<br />
von Georg Büchner zu einem Opernlibretto<br />
und mit dessen mehrschichtiger<br />
musikalischer Ausdeutung im Sinne einer<br />
psychologischen Durchleuchtung der Figuren<br />
gelang Alban Berg das erste Opern-<br />
Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts.<br />
Erstmals in Kontakt mit dem Stoff kam<br />
er im Jahre 1914. Bereits während seiner<br />
Militärzeit als Soldat der österreichischen<br />
Armee von 1915 bis 1918 arbeitete er am<br />
Libretto, in dem er sich zugleich immer<br />
weiter von Büchners Vorlage entfernte,<br />
gar den Namen des Helden von Woyzeck<br />
in Wozzeck änderte. Weitere drei Jahre<br />
dauerte es, die Partitur zu vollenden.<br />
Anschließend bedurfte es noch mehrerer<br />
Anläufe, die Uraufführung im Dezember<br />
1925 an der Berliner Staatsoper durchzusetzen.<br />
Zu neu, zu schwierig war das Werk<br />
für alle Beteiligten. Erich Kleiber, der<br />
leidenschaftliche junge Dirigent, benötigte<br />
sagenhafte 34 Orchesterproben, um die<br />
Uraufführung vorzubereiten.<br />
Die heute im Konzert erklingenden Bruchstücke<br />
extrahierte Berg 1923 aus der fertig<br />
komponierten Oper zum Zweck der breiteren<br />
Bekanntmachung. Sie erzielten bei<br />
ihrer ersten Aufführung unter Hermann<br />
Scherchen 19<strong>24</strong> in Frankfurt am Main<br />
großen Erfolg.<br />
Verführt und betrogen<br />
Die konzertanten »Bruchstücke« sind<br />
keine Bruchstücke im Sinne von Büchners<br />
diskontinuierlichen Fragmenten, sondern<br />
von Berg sorgfältig ausgewählte Szenen,<br />
die ihrerseits einer musikalisch schlüssigen<br />
Logik folgen. Berg beschränkt sich<br />
in den Bruchstücken auf die Darstellung<br />
der Marie, trotz verfügbarem Kindesvater<br />
alleinerziehende Mutter, unglückliche<br />
Gefährtin des manipulierten Soldaten<br />
Wozzeck, schließlich sein Opfer. »Ja, die<br />
ganze Tragödie dieser Frau ist damit gegeben.<br />
Und wiewohl die zwei Männer gar<br />
nicht darin vorkommen, weiß man alles«,<br />
schreibt Berg an Webern.<br />
Der zweite Mann neben Wozzeck ist der<br />
Tambourmajor: ein Eindruck schindender<br />
Gockel. In seinem musikalischen Auftritt<br />
eingangs der dritten Szene des ersten<br />
Aktes ist alles etwas zu groß und zu laut<br />
geraten: die großspurig-schrille Orches-<br />
16