mobile.schule MAGAZIN 2022
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INSTITUT FÜR ZEITGEMÄSSE<br />
PRÜFUNGSKULTUR<br />
Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrkräfte und<br />
Bildungsverantwortliche gründeten im Dezember<br />
2020 das Institut für zeitgemäße Prüfungskultur.<br />
Als wichtigste Merkmale einer zeitgemäßen Prüfungskultur<br />
verstehen sie:<br />
PROZESSORIENTIERTE PRÜFUNGEN:<br />
Anstelle einer einzigen Inhaltsabfrage am Ende<br />
eines Lernkapitels entsteht die Leistungsbewertung<br />
durch kontinuierliche und lernbegleitende Kommunikation<br />
und Feedback der Lehrkraft während des<br />
Lernprozesses.<br />
SINNHAFTIGKEIT UND MOTIVATION:<br />
Das stärkere Einbeziehen der Lernenden in ihren<br />
eigenen Lernprozess ermöglicht mehr Selbstbestimmung<br />
und macht Prüfungen zur konstruktiven<br />
Lernbegleitung. Lernen wird zum sinnvollen,<br />
persönlichen Projekt.<br />
TRANSPARENZ DER BEWERTUNG:<br />
Die Lehrkräfte legen gemeinsam mit den Schülerinnen<br />
und Schülern die Lernziele und Bewertungskriterien<br />
fest. Dadurch werden Bewertungen leichter<br />
nachvollziehbar, die Lernmotivation steigt.<br />
NACHHALTIGES LERNEN:<br />
Da der Bewertungsfokus nicht mehr auf der Prüfung<br />
am Ende eines Lernkapitels liegt, erkennen<br />
Schülerinnen und Schüler ihre Lücken frühzeitig<br />
und können ihre Lernwege individuell anpassen.<br />
Sie verstehen die Lerninhalte besser und lernen<br />
nachhaltiger.<br />
Weitere Infos zu den Merkmalen auf:<br />
www.pruefungskultur.de<br />
Wie prägt das die Arbeit der Lehrkräfte?<br />
Tepaße: Für die Lehrenden bedeutet das, dass<br />
sie den Lernprozess moderierend steuern und<br />
individuell gestalten. Ihr Ziel ist nicht, Schülerinnen<br />
und Schülern eine möglichst große<br />
Menge Lernstoff zu vermitteln, sondern aktive<br />
Problemlösungskompetenzen.<br />
Welche Änderungen sind dafür am bestehenden<br />
Schulsystem notwendig?<br />
Tepaße: Im Wesentlichen brauchen wir flexiblere<br />
Strukturen: zum Beispiel Schulstunden, die<br />
nicht an eine 45-minütige Taktung gebunden<br />
sind, damit wir genügend Zeit haben, Schülerinnen<br />
und Schülern im Dialog ausführlich Rückmeldung<br />
zu ihren Lernprozessen zu geben. Und<br />
wir sollten ihnen vertrauen, dass sie mit digitalen<br />
Hilfsmitteln verantwortungsvoll umgehen – auch<br />
bei Prüfungen auf Distanz. Nur durch Vertrauen<br />
können sich die neuen Strukturen bilden, die am<br />
Ende zu mehr Selbstwirksamkeit und besseren<br />
Problemlösungskompetenzen führen.<br />
Wie bereiten Sie sich auf<br />
diese Prüfungsszenarien vor?<br />
Tepaße: Wir sammeln Ideen, indem wir mit<br />
Kolleginnen und Kollegen beispielsweise nach<br />
Vorträgen, auf unserer Community-Seite<br />
oder bei digitalen Barcamps, also Workshops<br />
mit einer offenen Agenda, diskutieren. Diese<br />
Beispiele stellen wir auf unsere Website und<br />
besprechen sie. Mit diesen praktischen Ideen<br />
wollen wir eine Graswurzelbewegung, also<br />
eine Basisbewegung, für eine zeitgemäße<br />
Prüfungskultur einleiten.<br />
David Tepaße<br />
ist stellvertretender Schulleiter des<br />
Gymnasiums Harsewinkel in Nordrhein-<br />
Westfalen und unterrichtet Informatik,<br />
Sozialwissenschaften und Mathematik.