mobile.schule MAGAZIN 2022
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DIE GRASWURZEL-<br />
BEWEGUNG<br />
Reine Wissensabfrage ist eine veraltete Prüfungsform. Das findet das Institut<br />
für zeitgemäße Prüfungskultur. Was sind bessere Alternativen?<br />
Interview Benigna Daubenmerkl<br />
Herr Tepaße, Sie setzen sich für eine veränderte<br />
Prüfungskultur an Schulen ein. Was<br />
verstehen Sie darunter?<br />
David Tepaße: Zeitgemäße Prüfungskultur<br />
bedeutet, dass die klassische Trennung<br />
zwischen Lernen und der Leistungsabfrage in<br />
der Prüfung verschwimmt. Heute schreiben<br />
Schülerinnen und Schüler am Ende des Lernprozesses<br />
Prüfungen, und die Klasse beginnt<br />
nach der Prüfung sofort mit einem neuen<br />
Lernkapitel. Wenn Prüfungen aber zu einer<br />
lernprozessbegleitenden Beurteilung würden,<br />
dann wären Schwächen der Schülerinnen und<br />
Schüler während des Lernvorgangs sichtbar.<br />
So könnten Lehrkräfte beispielsweise beim<br />
Kapitel Bruchrechnen schon frühzeitig prüfen,<br />
inwieweit das Grundprinzip des Teilens verstanden<br />
wurde. Anschließend könnten Lehrerinnen<br />
und Lehrer den weiteren Lernprozess<br />
<strong>mobile</strong>.<strong>schule</strong> Magazin empfiehlt:<br />
27. April <strong>2022</strong>, 18 Uhr<br />
MOBILE.SCHULE FLATRATE<br />
FERNUNTERRICHT MIT STRUKTUR: AUFGABEN<br />
VERTEILEN, FEEDBACK GEBEN UND LERNSTÄNDE<br />
ERFASSEN MIT TEAMS UND FORMS<br />
10. Mai <strong>2022</strong>, 14.30 Uhr<br />
REGIONALE FORTBILDUNGEN<br />
3D-DRUCK IN DER SCHULE<br />
Mehr Infos und Termine im Fortbildungskalender<br />
ab Seite 20.<br />
individuell anpassen. Das wäre ein zeitgemäßes<br />
Prüfungsverständnis.<br />
Warum zeitgemäß?<br />
Tepaße: Wenn wir Schülerinnen und Schüler<br />
auf das Leben in einer digitalen Welt vorbereiten<br />
wollen, müssen wir Lernen in der Schule<br />
neu denken – es geht nicht mehr um Stoffvermittlung.<br />
Das heißt, wir als Lehrkräfte müssen<br />
Lernen so gestalten, dass Schülerinnen und<br />
Schüler sich selbst das Wissen aneignen, das<br />
sie benötigen, um Probleme zu lösen. Für<br />
diesen grundlegenden Wandel brauchen wir<br />
auch alternative Prüfungsszenarien, denn die<br />
Prüfungskultur bedingt die Lernkultur.<br />
Wie können solche Prüfungsszenarien<br />
aussehen?<br />
Tepaße: Nehmen wir als Beispiel einen Projektkurs<br />
in der Oberstufe, bei dem die Schülerinnen<br />
und Schüler einen Stuhl designen und mit<br />
einem 3D-Drucker anfertigen. Die Note setzt<br />
sich zusammen aus dem Endprodukt, einer<br />
Präsentation und dem Gesamtprozess, anhand<br />
von Feedbackgesprächen, die während der<br />
Entwicklung des Stuhls stattgefunden haben.<br />
Dabei spreche ich mit ihnen über Hindernisse,<br />
die entstehen, und ihre Lösungswege. So<br />
fördern wir nachhaltiges Verstehen, denn sie<br />
müssen die Probleme in ihrem eigenen Projekt<br />
selbst identifizieren und benennen. Dadurch<br />
sind sie höchst motiviert, eigenständig eine Lösung<br />
zu finden und lernen nachhaltig. Zudem<br />
erfahren sie sich so selbstwirksam und können<br />
ihre Persönlichkeit besser entfalten.<br />
Abbildungen: © privat<br />
I SCHULENTWICKLUNG