PROFESSORIN JUTTA GÜNTHER Auf dem Boulevard der Universität Bremen (von links): Rektor Professor Bernd Scholz-Reiter, die zukünftige Rektorin Professorin Jutta Günther und Kanzlerin Frauke Meyer „Forschung verändert sich und zwar mit den realen Problemen in der Welt. Das ist mir sehr wichtig, dass wir hier nicht im Elfenbeinturm losgelöst von den Problemen in der Welt arbeiten. Dies liegt aber auch in der DNA der Uni Bremen, nicht losgelöst von der Praxis und der Gesellschaft zu forschen und zu lehren“, so Jutta Günther. Sie brennt für die Wissenschaft Wird ihr die Wissenschaft und eigene Forschung fehlen, frage ich nach. „Ja, die wird mir fehlen. Das ist das Opfer, das man bringt. Wir sind ja Wissenschaftler geworden, weil wir für Forschung, Lehre und unsere Studierenden und Doktoranden brennen. Das war eine nicht ganz einfache Entscheidung für mich, denn ich bin leidenschaftlich gerne auch Forscherin. Ich hoffe und wünsche mir, dass ich aus der neuen Position heraus der Wissenschaft der gesamten Universität den Weg ebnen kann und kreatives, freies wissenschaftliches Arbeiten in der ganzen Bandbreite befördern kann. Das ist auch eine sehr reizvolle Aufgabe“, freut sie sich. „Ich habe jetzt über 20 Jahre wissenschaftlich gearbeitet und kann diesen ganzen Erfahrungsschatz mitnehmen in das Amt.“ Zweiter Bildungsweg Ihr Werdegang ist ungewöhnlich. Sie hat zwei Berufsausbildungen absolviert, eine kaufmännische und eine technische. Hat als technische Assistentin an der FU Berlin gearbeitet, wo sie mit der verheißungsvollen Welt einer Hochschule in Berührung kam. Sie hat dann im zweiten Bildungsweg ihren Abschluss nachgeholt und in Oldenburg, Osnabrück und in den USA studiert. „Ich hatte nie geplant, Professorin zu werden. Ich war einfach sehr neugierig auf ein sozialwissenschaftlich-ökonomisches Studium. Nach dem Studium waren noch so viele Fragen ungeklärt, dass ich eine Promotion angestrebt habe“, erinnert sie sich. Nach der Promotion ist sie zum Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung gegangen, wo sie später Institutsleiterin wurde. Nachdem sie in Jena habilitiert hat, bekam sie die Möglichkeit, sich auf Professuren zu bewerben. So ist sie 2014 an der Uni Bremen gelandet. Sie wurde im Rahmen des Professorinnenprogramms zur aktiven Gleichstellung an die Bremer Universität berufen. Kein vorgezeichneter Weg Einen festgefügten Karriereplan hatte sie nie. „Ich fand das Universitäre schon immer attraktiv und faszinierend. Da kann man so viel entdecken und lernen. Der Standpunkt meiner Eltern war damals aber, erst mal etwas Solides zu lernen und dann mal weitergucken. Und ich habe weitergeguckt“, erzählt sie lachend. Man brauche auch Mut, um so einen Schritt zu tun, zum Beispiel einen sicheren Beruf als technische Assistentin aufzugeben, in dem sie sich etabliert hatte. Für sie hat das aber immer Sinn gemacht. Sie wollte mehr erfahren, mehr lernen, Dinge aus- 22 <strong>HORNER</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Mai</strong> - <strong>Juni</strong> <strong>2022</strong>
PROFESSORIN JUTTA GÜNTHER Jutta Günther hat die Aufgabe, die Universität Bremen strategisch weiterzuentwickeln <strong>HORNER</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Mai</strong> - <strong>Juni</strong> <strong>2022</strong> 23