10.05.2022 Aufrufe

FINDORFF Magazin | Mai - Juni 2022

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

LUGGER<br />

Ein Traum aus Holz, Licht und Buschwerk – Der Bierhaven<br />

ist einer der schönsten Biergärten der Stadt<br />

Urlaub hinterm Tresen<br />

Das Lugger im Schlachthof<br />

TEXT | CHRISTIAN KLARMANN<br />

FOTOS | CHRISTIAN KLARMANN, LUGGER<br />

Er sei zwar „voll der Reisemuffel“, erzählt Stefan Gräfe im Interview<br />

– aber wenn Menschen von überall auf der Welt an seinen Tresen<br />

kommen und ihm ihre Geschichten erzählen, dann „ist das ja ein<br />

bisschen wie reisen“. Nur ohne Koffer packen und fliegen und so.<br />

Dafür viel billiger und außerdem besser fürs Klima.<br />

Der Tresen, hinter dem der Gastronom, den alle nur „Kimbo“ nennen,<br />

seine Fernreisen verbringt, steht im Schlachthof – in der alten<br />

Schlachthofkneipe genauer gesagt. Die heißt allerdings nicht mehr<br />

so, seit Kimbo und seine Mitstreiter Matthias „Madde“ Mecking und<br />

Björn „Buddle“ Ladehoff den Laden übernommen und im Frühjahr<br />

erst draußen und um September auch den Innenraum geöffnet<br />

haben. Seitdem segelt die Kneipe unter dem Namen Lugger, benannt<br />

nach den alten Torfkähnen, die bekanntlich nicht weit vom Schlachthof<br />

entfernt den Kanal beschipperten.<br />

Drei Freunde<br />

Dass die drei Betreiber mal «einen Laden zusammen machen» wollten,<br />

war eigentlich schon lange klar. Befreundet sind sie schon ewig<br />

– Kimbo und Madde sogar schon seit Jugendzeiten in Bremerhaven<br />

und auch den Dritten im Bunde kennen sie bereits Jahrzehnten.<br />

Über den Fußball, denn Freunde von ihnen haben mit Buddle in der<br />

dritten Liga bei den Sportfreunden Siegen gespielt. Dieser zog bald<br />

darauf nach Bremen und nachdem auch Madde vor einiger Zeit den<br />

Weg aus Süddeutschland zurück in den Norden gefunden hatte, war<br />

die Crew zusammen und aus der Idee konnte Wirklichkeit werden.<br />

Früher vor der Bühne, jetzt (fast) mit dem Schlüssel<br />

In Bremerhaven hätten Madde und er noch die „guten Zeiten“ mitgemacht,<br />

als die dort stationierten Amerikaner die Hip-Hop-Kultur in<br />

die Stadt gebracht haben, in die er in seiner Jugend eingetaucht ist.<br />

Als er im Jahr 2000 nach dem Abitur nach Bremen zog, gab es dann<br />

die ersten Berührungen mit einer anderen Subkultur – dem Punk –<br />

und damit auch mit dem Schlachthof. Die leuchtenden Augen, die<br />

er bekommt, wenn er von den Konzerten spricht, die er im Schlachthof<br />

gesehen hat, von Billy Talent als Vorband der Beatsteaks und vor<br />

allem dem legendär-wilden At The Drive-In-Gig kurz vor deren Auflösung,<br />

ahnt man, welch besonderer Moment es für ihn gewesen<br />

sein muss, als seine Freunde und er im Januar 2021 den Schlüssel bekommen<br />

haben – „wenn auch leider nicht für die Kesselhalle“, wie<br />

er grinsend anfügt.<br />

Ein Sommer unter Lichtern<br />

Auch das pandemiebedingt schwere Wetter konnte die frisch gebackenen<br />

Schlüsselbesitzer nicht davon abhalten, zügig loszulegen.<br />

Dem lockdowntypischen Lukenverkauf folgte im <strong>Mai</strong> letzten Jahres<br />

das erste richtige Ausrufezeichen: Der von FlowinImmO gestaltete<br />

und von Mitgliedern des Irgendwo-Kollektivs illuminierte Bierhaven<br />

an und auf der Böschung zur Bürgerweide.<br />

Wer sich vergangenen Sommer unter den bunten Lichtern mal einen<br />

lauen Abend lang in die Dämmerung hineingetrunken hat, muss si-<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Mai</strong> - <strong>Juni</strong> <strong>2022</strong> 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!