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LUGGER<br />
Ein Traum aus Holz, Licht und Buschwerk – Der Bierhaven<br />
ist einer der schönsten Biergärten der Stadt<br />
Urlaub hinterm Tresen<br />
Das Lugger im Schlachthof<br />
TEXT | CHRISTIAN KLARMANN<br />
FOTOS | CHRISTIAN KLARMANN, LUGGER<br />
Er sei zwar „voll der Reisemuffel“, erzählt Stefan Gräfe im Interview<br />
– aber wenn Menschen von überall auf der Welt an seinen Tresen<br />
kommen und ihm ihre Geschichten erzählen, dann „ist das ja ein<br />
bisschen wie reisen“. Nur ohne Koffer packen und fliegen und so.<br />
Dafür viel billiger und außerdem besser fürs Klima.<br />
Der Tresen, hinter dem der Gastronom, den alle nur „Kimbo“ nennen,<br />
seine Fernreisen verbringt, steht im Schlachthof – in der alten<br />
Schlachthofkneipe genauer gesagt. Die heißt allerdings nicht mehr<br />
so, seit Kimbo und seine Mitstreiter Matthias „Madde“ Mecking und<br />
Björn „Buddle“ Ladehoff den Laden übernommen und im Frühjahr<br />
erst draußen und um September auch den Innenraum geöffnet<br />
haben. Seitdem segelt die Kneipe unter dem Namen Lugger, benannt<br />
nach den alten Torfkähnen, die bekanntlich nicht weit vom Schlachthof<br />
entfernt den Kanal beschipperten.<br />
Drei Freunde<br />
Dass die drei Betreiber mal «einen Laden zusammen machen» wollten,<br />
war eigentlich schon lange klar. Befreundet sind sie schon ewig<br />
– Kimbo und Madde sogar schon seit Jugendzeiten in Bremerhaven<br />
und auch den Dritten im Bunde kennen sie bereits Jahrzehnten.<br />
Über den Fußball, denn Freunde von ihnen haben mit Buddle in der<br />
dritten Liga bei den Sportfreunden Siegen gespielt. Dieser zog bald<br />
darauf nach Bremen und nachdem auch Madde vor einiger Zeit den<br />
Weg aus Süddeutschland zurück in den Norden gefunden hatte, war<br />
die Crew zusammen und aus der Idee konnte Wirklichkeit werden.<br />
Früher vor der Bühne, jetzt (fast) mit dem Schlüssel<br />
In Bremerhaven hätten Madde und er noch die „guten Zeiten“ mitgemacht,<br />
als die dort stationierten Amerikaner die Hip-Hop-Kultur in<br />
die Stadt gebracht haben, in die er in seiner Jugend eingetaucht ist.<br />
Als er im Jahr 2000 nach dem Abitur nach Bremen zog, gab es dann<br />
die ersten Berührungen mit einer anderen Subkultur – dem Punk –<br />
und damit auch mit dem Schlachthof. Die leuchtenden Augen, die<br />
er bekommt, wenn er von den Konzerten spricht, die er im Schlachthof<br />
gesehen hat, von Billy Talent als Vorband der Beatsteaks und vor<br />
allem dem legendär-wilden At The Drive-In-Gig kurz vor deren Auflösung,<br />
ahnt man, welch besonderer Moment es für ihn gewesen<br />
sein muss, als seine Freunde und er im Januar 2021 den Schlüssel bekommen<br />
haben – „wenn auch leider nicht für die Kesselhalle“, wie<br />
er grinsend anfügt.<br />
Ein Sommer unter Lichtern<br />
Auch das pandemiebedingt schwere Wetter konnte die frisch gebackenen<br />
Schlüsselbesitzer nicht davon abhalten, zügig loszulegen.<br />
Dem lockdowntypischen Lukenverkauf folgte im <strong>Mai</strong> letzten Jahres<br />
das erste richtige Ausrufezeichen: Der von FlowinImmO gestaltete<br />
und von Mitgliedern des Irgendwo-Kollektivs illuminierte Bierhaven<br />
an und auf der Böschung zur Bürgerweide.<br />
Wer sich vergangenen Sommer unter den bunten Lichtern mal einen<br />
lauen Abend lang in die Dämmerung hineingetrunken hat, muss si-<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Mai</strong> - <strong>Juni</strong> <strong>2022</strong> 15