FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 22
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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q SUPERSUSE FINDET VORRATSHALTUNG GUT, ABER NICHT ZUHAUSE<br />
» Schätze im Keller «<br />
E<br />
inmal im Monat gehe ich in den Keller meiner<br />
Freundin. Denn einmal im Monat spielen wir<br />
Doppelkopf und dazu gibt es Wein für die<br />
Damen. Der Wein lagert im Keller und ich darf<br />
ihn aussuchen. »Geh du mal runter, du kennst<br />
dich ja aus !«. Mach ich. Und staune jedes Mal:<br />
Vor meinen Augen breitet sich ein wohlgeordnetes<br />
Lager aus. Zahlreiche Lebensmittel ordentlich<br />
in Regalen gestapelt. Thematisch<br />
sortiert – also Nudelpaketstapel neben Brotaufstrichen,<br />
süß neben salzig, salzig neben Omas<br />
Eingekochtem und so weiter. Alles in der<br />
richtigen Reihenfolge: Die Lebensmittel<br />
mit dem spätesten Ablaufdatum stehen<br />
hinten in der Reihe, das, was zuerst<br />
verbraucht werden muss, steht vorn. Man<br />
muss also nicht lange denken, greift<br />
einfach zu.<br />
Manchmal, wenn ich diesen Weinholauftrag<br />
bekomme, studiere ich die Regalinhalte.<br />
Und denke: Aha, es gibt auch Gewürze. Soso,<br />
dort steht also die Marmelade. Ach, diese Sorte<br />
Mehl wird hier gelagert. Es gibt ganz viel Schokolade<br />
! Getreu nach dem Motto: Kennst du den<br />
Keller, weißt du alles. Souterrain, also unter der<br />
Erde, lagern die wahren Schätze, ein Paradies für<br />
Menschen, denen ständig etwas fehlt. Leuten wie mir.<br />
Mist, kein Mehl mehr für den spontanen Kuchen ! Warum ist<br />
schon wieder der O-Saft alle ? Wer hat die ganze Schokolade<br />
aufgefuttert. All das kann hier nicht passieren. Hier wurde<br />
vorgebeugt, hier gibt es ALLES. Sogar Klopapier.<br />
Ich bin beeindruckt, das will ich auch.<br />
Ein Wochenende später räume ich ein Kellerregal aus. Ich fange<br />
klein an – ein Regal für die Krise muss reichen. Nur: Wohin mit<br />
dem ganzen alten Zeugs ? Ich finde: Eine Nudelmaschine, gerettet<br />
aus dem Fundus unserer Hausvorbesitzer, ein paar Flaschen<br />
Likör, die keiner trinkt. Ach, hier sind also die lang gesuchten<br />
Schienbeinschützer für die Inliner. Weg damit, hier entsteht ein<br />
Vorratskeller ! Stück für Stück rüste ich auf, kaufe Nudeln aller<br />
Art, greife zu Kokosmilch und Sojasoße. Ach ja, und Mehl muss<br />
her. Und Kekse natürlich, die fehlen immer.<br />
Meine Familie bekommt kleine Einkaufsaufträge, nach und<br />
nach wächst meine unterirdische Speisekammer. Nur das mit<br />
dem Sortieren klappt noch nicht so gut, ich müsste mit Lesebrille<br />
ins Souterrain, um die Verfallsdaten abzugleichen, aber<br />
das wird schon. Erst mal einfach stapeln.<br />
Stolz verkünde ich am Familientisch: Wir sind jetzt gut versorgt,<br />
nichts fehlt mehr und fordere auf: schaut doch mal in den Lagerkeller.<br />
Verwunderte Blicke seitens der Teenager, auch der beste<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 38<br />
Ehemann könnte mehr Begeisterung zeigen. In den Keller will<br />
jetzt keiner, der Weg ist zu weit. Wochen später fehlen Nudeln,<br />
ich schicke meinen Jüngsten nach unten. Er schaut verwirrt, was<br />
soll er jetzt im Keller ? Pubertätsdemenz, ich helfe ihm auf die<br />
Sprünge. Unwillig macht er sich auf den Weg, suchend. Und<br />
entdeckt tatsächlich meine kleine Schatzkammer und sieht:<br />
es gibt ein Kekslager. Na ja, zwei Päckchen. Die müssen jetzt<br />
sofort gegessen werden. Ich glaube, er hat den Sinn von<br />
Vorratslagerung nicht verstanden.<br />
SUPERSUSE<br />
Auch ich merke: Da ist noch Verbesserungspotenzial<br />
– mir fehlt der Überblick. Stehe<br />
ich im Supermarkt, erinnere ich mich<br />
nur noch vage an mein Lebensmittellager<br />
und kaufe vorsichtshalber Nudeln<br />
auf Vorrat. Wieder zuhause sehe<br />
ich viele Nudelpakete im Küchenschrank.<br />
Noch mehr befinden sich im<br />
Keller. Die müssten jetzt mal sortiert<br />
werden. Und auch gegessen. Vielleicht<br />
brauche ich eine Excelliste, kategorisiert<br />
mit Foto und Standortbeschreibung. Und<br />
Verfallsdatum. Gibt es eine App ? Hmm, ich<br />
bin leicht gestresst. Wieso klappt das bei<br />
meiner Freundin? Wie machen das die<br />
anderen ? Merken die sich alles, was da<br />
lagert ?<br />
Ich bin ratlos. Vielleicht bin ich einfach nicht so der Vorratslagertyp.<br />
In meiner Familie lagerten im Keller das eingemachte<br />
Gemüse, Gurken, Kürbis und so. Und keimende Kartoffeln und<br />
runzlige Äpfel, die keiner essen wollte. So richtig System hatte<br />
das auch nicht. Am besten war die Speisekammer meiner<br />
Großmutter: direkt in der Küche, alles immer im Zugriff.<br />
Haben wir auch. Vielleicht sollte ich die mal aufräumen und<br />
Platz schaffen für viele Nudeln. Der Lagerkeller könnte ein<br />
Weinlager werden für Doppelkopfrunden und andere Events.<br />
Wein wird ja immer besser, wenn er lange rumliegt. Glaube ich.<br />
q ÜBER SUSE LÜBKER<br />
Suse »Supersuse« Lübker lebt mit Kindern und Ehemann im<br />
schönen Findorff. Die freiberufliche Texterin und Trainerin<br />
konzipiert, schreibt und redigiert Texte für Verlage, Vereine,<br />
Verbände und Soloselbstständige, online und offline. Zudem<br />
veranstaltet sie Kommunikations- und Schreibworkshops. 2015<br />
erschien ihr Buch »Das Bremer Kinderlexikon. Von Achterdiek<br />
bis Ziegenmarkt« – für alle kleinen und großen BremerInnen,<br />
die Lust haben, ihre Stadt (neu) zu entdecken. In ihrem Blog<br />
berichtet sie über Alltagsabenteuer und gibt Tipps zum Thema<br />
Zeitmanagement. Der Blog auf www.suseluebker.de/blog<br />
Text: Suse Lübker, Illustration: Rainer Pleyer ▲<br />
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