Christkatholisch_2022-12
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<strong>Christkatholisch</strong><br />
<strong>12</strong>/<strong>2022</strong><br />
<strong>Christkatholisch</strong> <strong>12</strong>/<strong>2022</strong><br />
Verbindlichkeit und Freiheit<br />
Bibelwort<br />
Bei Gott zur Ruhe finden<br />
«Bei Gott allein kommt meine Seele<br />
zur Ruhe; denn von ihm kommt meine<br />
Hoffnung.» (Psalm 62,6)<br />
Ein Leitsatz aus<br />
dem zweiten Korintherbrief<br />
und das<br />
persönliche Siegelwort<br />
des Bischofs<br />
Eduard Herzog.<br />
Bild: Margherita<br />
Delussu<br />
AZA<br />
2501 Biel<br />
Post CH AG<br />
Die christkatholische Kirche unterstreicht,<br />
dass der Glaube die Menschen<br />
befreien und nicht einengen<br />
soll. Das Pauluswort aus dem zweiten<br />
Korintherbrief, «Wo der Geist des<br />
Herrn ist, da ist Freiheit», das Bischof<br />
Eduard Herzog zum Siegelwort wählte,<br />
spielt bis heute eine wichtige Rolle<br />
für den Christkatholizismus.<br />
Doch Freiheit ist kein grenzenloses<br />
Laissez-faire. Gott nimmt uns Menschen<br />
in die Pflicht, und die Gemeinschaft<br />
der Kirche braucht Regeln.<br />
Aber wie legt die Kirche fest, was verbindlich<br />
gelten soll und wo Freiheit<br />
herrschen soll? Heute steht über der<br />
Verfassung der <strong>Christkatholisch</strong>en<br />
Kirche der Schweiz das Zitat: «Im<br />
Notwendigen Einheit, in Zweifelsfragen<br />
Freiheit, in allem die Liebe.» Früher<br />
wurde das Zitat oft dem Kirchenvater<br />
Augustinus zugeschrieben, das<br />
Zitat stammt aber aus späterer Zeit:<br />
Es steht 1617 in einem Werk des kroatischen<br />
Bischofs und Universalgelehrten<br />
Markantun de Dominis.<br />
Der Satz war seither für viele, die an<br />
der Heilung der Kirchenspaltungen<br />
arbeiteten, wichtig: Für die Ireniker<br />
(übersetzt etwa: die Friedliebenden)<br />
des 17. Jahrhunderts, welche die<br />
Feindseligkeiten zwischen dem Katholizismus<br />
und den Reformationskirchen<br />
überwinden wollten; für die<br />
frühen Christ- und Altkatholiken, die<br />
bereits 1874 und 1875 Unionskonferenzen<br />
durchführten und in der modernen<br />
ökumenischen Bewegung.<br />
Einheit der Kirche soll Einheit im<br />
Wesentlichen sein: Dieser Gedanke<br />
hat sich in der Ökumene weitgehend<br />
durchgesetzt. In nachgeordneten Fragen<br />
kann es auch abweichende Meinungen<br />
und theologischen Dissens<br />
geben. Dies stellt die kirchliche Gemeinschaft<br />
nicht in Frage.<br />
Adrian Suter<br />
«Verbindlichkeit und Freiheit» ist eines<br />
von vier Themenfeldern der Wanderausstellung<br />
«unterwegs». Mehr dazu auf der<br />
Webseite https://www.christkatholischunterwegs.ch/hintergrund/verbindlichkeit-freiheit-grundidee/<br />
Vom 1. Juni - 31. Juli macht die<br />
Wanderausstellung Station in der<br />
Kirchgemeinde Region Olten.<br />
QR-Link zum<br />
vollständigen<br />
Artikel im Internet<br />
Wir alle kennen Zeiten, in denen<br />
wir besonders gefordert sind: Sei es<br />
durch neue Aufgaben oder unerwartete<br />
Lebenswendungen. Gerade<br />
dann wirken die Worte des<br />
Psalmbeters wie Balsam für unsere<br />
gestresste Seele: Es gibt einen Ort,<br />
wo unsere Seele zur Ruhe kommen<br />
kann, wo wir sicher und geborgen<br />
sind: bei Gott. Es gibt Hoffnung für<br />
mich und meine Lebenssituation.<br />
David als Psalmbeter durfte dies<br />
selber in seinem Leben erfahren.<br />
Seine einstigen Freunde entpuppten<br />
sich als seine bittersten Verfolger<br />
und Verleumder. Jedes Mittel<br />
war ihnen recht, um ihn vom Thron<br />
zu stossen. Selbst als er bereits arg<br />
ins Wanken gekommen war, liessen<br />
sie in ihrem Treiben nicht nach. In<br />
dieser so ausweglos scheinenden<br />
Situation resigniert David weder,<br />
noch verstrickt er sich in verzweifelte<br />
Befreiungsschläge. Stattdessen<br />
sucht er in Gottes Gegenwart<br />
Zuflucht und darf dabei erfahren,<br />
wie Gott für ihn zu einem sicheren<br />
Hort der Rettung und des Heils<br />
wird. Geborgen in Gott, können<br />
ihm seine Feinde nichts anhaben<br />
und seine Seele darf zu innerer<br />
Ruhe und Frieden finden. So sehr,<br />
dass er jene, die bei ihm sind, dazu<br />
aufruft, es ihm gleichzutun: Gott<br />
allzeit zu Vertrauen und ihm ihr<br />
Herz auszuschütten.<br />
Unsere Herausforderungen mögen<br />
andere sein wie die von David.<br />
Doch lädt uns sein Beispiel ein, gerade<br />
dann, wenn wir besonders gefordert<br />
sind, den Blick hin zu Gott<br />
nicht zu vergessen. Ein kurzes Innehalten<br />
in Gottes Gegenwart, ein<br />
kurzes Gebet, in dem wir Gott unser<br />
Leben und Handeln anvertrauen,<br />
kann so auch für uns zur entscheidenden<br />
Wende werden. Auf<br />
dass wir gehalten in Gott zur Ruhe<br />
kommen und so neue Kraft und<br />
neue Hoffnung für unser Leben<br />
schöpfen dürfen.<br />
Sarah Böhm-Aebersold<br />
<strong>Christkatholisch</strong>