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Getränke! Technologie & Marketing 3/2022

Getränke! Technologie & Marketing, Fachzeitschrift für die Getränkeindustrie, ist die Fachpublikation für Führungskräfte der industriellen Getränkeherstellung im deutschsprachigen Raum. Wir berichten mit praxisorientierten Fachbeiträgen, Kurzartikeln und Meldungen über Roh­ und Zusatzstoffe, ihre Anwendungen, Herstellungstechnologie, Verfahrensund Prozesstechnik, Automatisierung, Verpackungstechnologie und material, Lagertechnik, Logistik und über Marketing und Märkte.

Getränke! Technologie & Marketing, Fachzeitschrift für die Getränkeindustrie, ist die Fachpublikation für Führungskräfte der industriellen Getränkeherstellung im deutschsprachigen Raum. Wir berichten mit praxisorientierten Fachbeiträgen, Kurzartikeln und Meldungen über Roh­ und Zusatzstoffe, ihre Anwendungen, Herstellungstechnologie, Verfahrensund Prozesstechnik, Automatisierung, Verpackungstechnologie und material, Lagertechnik, Logistik und über Marketing und Märkte.

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ROH- UND INHALTSSTOFFE | Forschung und Entwicklung<br />

antioxidativ wirken. Der Gehalt<br />

dieser variiert stark zwischen den<br />

Säften, sodass der inhibitorische<br />

Effekt individuell für jeden eingesetzten<br />

Saft evaluiert werden muss.<br />

Der beschriebene Ansatz ist daher<br />

Gegenstand des laufenden Forschungsprojektes<br />

„Nutzbarmachung<br />

osmotole ranter Starterkulturen aus<br />

Bienenhonig zur Entwicklung von<br />

Getränkezutaten auf Basis von<br />

Fruchtsaftkonzentraten“ (IGF-Vorhaben<br />

21311 N), welches durch eine<br />

Kooperation aus Wissenschaftler/<br />

Innen des Lehrstuhls für Brauund<br />

Getränketechnologie (Prof. Dr.<br />

Becker), sowie des Lehrstuhls für<br />

Mikrobiologie (Prof. Dr. Liebl) an der<br />

Technischen Universität München<br />

untersucht wird.<br />

Honigbienen-assoziierte<br />

Bakterien<br />

Die in dem Forschungsprojekt zum<br />

Einsatz kommenden Bakterien gehören<br />

zu der Familie der Essigsäurebakterien,<br />

im spezielleren zu der<br />

Gattung Bombella. Das besondere<br />

an diesen Bakterien ist, dass diese<br />

natürlicherweise in Bienenstöcken<br />

vorkommen und somit hypothetisch<br />

dazu in der Lage sind, bei erhöhten<br />

Zuckerkonzentra tionen, wie<br />

sie in Fruchtsäften vorkommen, zu<br />

wachsen und zu fermentieren. Es ist<br />

bereits bekannt, dass Bombella spp.<br />

bei Zuckerkonzentration von bis zu<br />

30 g/l (w/v) wachsen können [4] . Zudem<br />

ist interessant, dass diese Gattung<br />

mittels Oxidation von Glucose<br />

Gluconsäure produziert. Hierbei<br />

handelt es sich um eine milde,<br />

nicht-flüchtige und geruchlose Genusssäure<br />

mit einem leicht sauren,<br />

erfrischenden Geschmack. Nicht<br />

nur die Gluconsäure beeinflusst das<br />

Aromaprofil der fermentierten Saftproben,<br />

sondern auch weitere Aromastoffe,<br />

welche durch die Fermentation<br />

entstehen. Mit einem<br />

rosigen bis honigartigen Aromaeindruck<br />

ist hierbei 2-Phenylethanol<br />

besonders erwähnenswert. Es<br />

ist bekannt, dass 2-Phenylethanol<br />

über drei verschiedene Synthesewege<br />

produziert werden kann, immer<br />

mit der Aminosäure Phenylalanin<br />

als Basis, noch ist aber nicht genauer<br />

beschrieben, welcher der drei<br />

Synthesewege von Bombella spp.<br />

genutzt wird.<br />

Daneben spielt auch die Problematik<br />

der Produktion von Fehlaromen<br />

bei Bombella spp. eine Rolle.<br />

Der Aroma stoff Diacetyl wird von<br />

Bombella spp. produziert und ist ein<br />

bekanntes Fehlaroma aus fermentierten<br />

Getränken wie Wein und<br />

Bier; es erzeugt einen buttrigen Geschmack.<br />

Dadurch, dass Diacetyl ein<br />

Intermediat ist und somit weiter verstoffwechselt<br />

werden kann zu Aromastoffen<br />

mit einer geringeren Geschmacksintensität<br />

(Acetoin und<br />

2,3-Butandiol), ist es prozesstechnisch<br />

lösbar, den Gehalt an Diacetyl<br />

zu reduzieren. Die Fermentationsstrategie<br />

dahingehend anzupassen,<br />

dass ein möglichst ansprechendes<br />

und neuartiges Aromaprofil gegeben<br />

ist, ohne Fehlgeschmack, und<br />

gleichzeitig der Zuckergehalt reduziert<br />

wird, ist einer der Kernpunkte<br />

des Forschungsprojektes.<br />

Ergebnisse der Fermentation<br />

von weißem Traubensaft<br />

Die in Abbildung 2 dargestellten<br />

Werte zum Zuckergehalt (g/l) und<br />

des bakteriellen Wachstums (λ 600<br />

)<br />

stammen aus Fermentationen mit<br />

Bombella spp. in weißem Traubensaft.<br />

Die Daten weisen darauf hin,<br />

dass Bombella spp. gutes Wachstum<br />

in weißem Traubensaft aufzeigt<br />

und dabei eine hohe Stoffumsatzrate<br />

besitzt, aber die Zunahme<br />

der Zellzahl und die Abnahme<br />

des Zuckergehaltes nicht proportional<br />

sind, wie es zu erwarten gewesen<br />

wäre. Dies hat Einfluss auf<br />

die Prozesstechnologie und -entwicklung.<br />

Zu Beginn der Fermentation<br />

zeigt Bombella spp. ein langsameres<br />

Wachstum, wobei hier die<br />

höchste Stoffwechselrate von circa<br />

15 g Zucker pro Stunde beobachtet<br />

wurde. Während der anschließenden<br />

exponentiellen Wachstumsphase<br />

(ca. 4 - 12 h) wurden zwar<br />

15 % Zucker umgesetzt, hier lag die<br />

Umsatzrate nur noch bei 3 g Zucker<br />

pro Stunde. In den letzten 12 Stunden<br />

ist bis zum Ende der Fermentation<br />

(t = 24) kaum noch Wachstum<br />

Abb. 2 | Weniger Zucker, mehr Geschmack –<br />

Die Ergebnisse der Fermentation von weißem Traubensaft<br />

ZZuckergehalt (g/l)<br />

Zeit (h)<br />

Grafik: TUM<br />

Mittelwerte und Standardabweichungen (n = 3) der Wachstumskurve (λ 600<br />

) und des Zuckergehaltes (g/l)<br />

während der Fermentation von Bombella spp. in weißem Traubensaft über einen Zeitraum von 24 h bei 30 °C<br />

und 150 RPM.<br />

messbar, während dieser stationären<br />

Phase kommt der Stoffwechsel<br />

langsam zum Erliegen.<br />

Das Vorhandensein von Restkohlenstoffquellen<br />

(gemessen anhand<br />

des Zuckergehaltes) indiziert, dass<br />

Inhaltsstoffe des Mediums weiteres<br />

Wachstum bremsen. So könnte hier<br />

die Produktion von Säuren durch die<br />

Bakterien, wie beispielsweise Gluconsäure,<br />

verstärkend inhibitorisch<br />

auf die Mikroorganismen wirken<br />

(Produkt inhibition). Derzeit laufen<br />

diesbezüglich Experimente zur Untersuchung<br />

des Wachstumsverhaltens<br />

von Bombella spp. in verschiedenen<br />

Fruchtsäften und unter Regelung<br />

der Prozessparameter, um so<br />

unter anderem den Einfluss der Säureproduktion<br />

zu untersuchen und<br />

deren Inhibierung prozesstechnisch<br />

zu vermindern.<br />

Weiter auf der nächsten Seite.<br />

Getränke! 03 | <strong>2022</strong> | 29

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