recycling aktiv 03/22
Die Fachzeitschrift für Recycling-Industrien recycling aktiv berichtet praxisnah über aktuelle Programme und Entwicklungen aus dem Maschinen- und Anlagenbereich - von Metallen, Kunststoffen, Papier, Baustoffen über andere Recycling-Bereiche.
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RECHT UND POLITIK<br />
§<br />
AUS DEN<br />
VERBÄNDEN<br />
BDSV<br />
Freier Stahlschrott-Handel: Existenziell für<br />
Stahl<strong>recycling</strong>branche<br />
Im Zusammenhang mit den Beratungen<br />
der Änderungsvorschläge zur Verordnung<br />
über die grenzüberschreitende Verbringung<br />
von Abfällen (VVA) im Umweltausschuss<br />
des EU-Parlaments (ENVI-Kommission)<br />
warnt die Bundesvereinigung<br />
Deutscher Stahl<strong>recycling</strong> und Entsorgungsunternehmen<br />
e. V. (BDSV) nochmals<br />
eindringlich davor, den freien und<br />
fairen Handel mit Rohstoffen aus dem<br />
Recycling, insbesondere Stahlschrott, zu<br />
behindern. Forderungen des europäischen<br />
Stahlverbands EUROFER, jüngst<br />
veröffentlicht in einer Pressemitteilung,<br />
für noch weitergehende Exporthemmnisse<br />
des Klimaschutzprodukts Stahlschrott<br />
weist sie mit aller Entschiedenheit zurück.<br />
Klimaschutz bedeutet freier<br />
Handel mit Stahlschrott<br />
Die EU ist eine der wenigen Wirtschaftsräume<br />
weltweit, in der Rohstoffe aus dem<br />
Recycling, die anstelle von Primärrohstoffen<br />
eingesetzt werden können und damit<br />
einen positiven Umwelteffekt, als Abfall<br />
eingestuft werden. Die Beibehaltung dieser<br />
systemischen Einordnung stellt per se<br />
eine massive Benachteiligung der europäischen<br />
Stahl<strong>recycling</strong>branche gegenüber<br />
weltweiten Marktteilnehmern dar<br />
und behindert den Übergang zu einer<br />
kreislauforientierten und klimaneutralen<br />
Wirtschaft in Europa und darüber hinaus.<br />
Derzeit übersteigt das Schrottaufkommen<br />
in der EU die Nachfrage der europäischen<br />
Stahlwerke. Die in das außereuropäische<br />
Ausland exportierten Stahlschrottmengen<br />
von 19 Mio. Tonnen im<br />
Jahr 2021 tragen dazu bei, dass auch in<br />
diesen Ländern durch die Substitution<br />
von Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffe<br />
Ressourcen, Energie und CO 2<br />
eingespart werden. Klimaschutz ist eine<br />
weltweite Herausforderung und macht<br />
nicht an den Grenzen der EU halt. Während<br />
die europäische Stahlindustrie weiterhin<br />
auch Rohstoffe aus dem Recycling<br />
aus Drittländern importiert, stellen die<br />
geplanten – und von der EUROFER darüber<br />
hinaus vorgeschlagenen – Exportrestriktionen<br />
eine nicht zu rechtfertigende<br />
Benachteiligung der europäischen Stahl<strong>recycling</strong>branche<br />
mit negativen Folgen<br />
für die gesamte europäische Stahlindustrie<br />
dar. Durch eine weitergehende Einschränkung<br />
würde der internationale<br />
Wettbewerb stark verzerrt und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der EU-Recyclingwirtschaft<br />
nachhaltig geschwächt. Im Recyclingkreislauf<br />
der EU befindliche Stoffmengen<br />
würden dann wegen der eintretenden<br />
Unwirtschaftlichkeit reduziert<br />
und die etwa 300.000 lokalen Arbeitsplätze<br />
innerhalb der EU konkret in ihrem<br />
Bestand gefährdet. Daher lehnt die BDSV<br />
diesen jüngsten, erkennbar protektionistisch<br />
motivierten Vorschlag der europäischen<br />
Stahlhersteller entschieden ab.<br />
Rohstoffe aus dem Recycling –<br />
und nicht behandelten Abfällen<br />
Die BDSV bekräftigt eindringlich ihre Forderung<br />
gegenüber der EU-Kommission<br />
und der ENVI-Kommission, endlich eine<br />
Unterscheidung zwischen direkt einsetzbaren,<br />
qualitätsgesicherten Rohstoffen<br />
aus dem Recycling und nicht behandelten<br />
Abfällen einzuführen. Die Verbringung<br />
solcher Recyclingrohstoffe, die<br />
keine Gefahr für die Umwelt darstellen<br />
und damit internationalen Qualitätsstandards<br />
entsprechen, muss daher in OECDund<br />
Nicht-OECD-Länder weiterhin möglich<br />
bleiben. Als Kriterien schlägt die<br />
BDSV das Durchlaufen einer abfallspezifischen<br />
Behandlung und die Einhaltung<br />
von Qualitätsspezifikationen der Industrie<br />
oder von Normen vor.<br />
www.bdsv.org<br />
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