Supplement - baunorm.at
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2009<br />
Institute<br />
Setting Standards. Cre<strong>at</strong>ing Value.<br />
SCHWERPUNKTE<br />
TRENDS IN DER<br />
NORMUNG<br />
<strong>Supplement</strong><br />
Jahresbericht 2009<br />
Austrian Standards Institute<br />
Österreichisches Normungsinstitut<br />
&<br />
Member of CEN and ISO | ISO 9001:2008 certified
Inhalt<br />
2 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Vorwort 4<br />
Arbeitsschutz und Sicherheit 21<br />
Bäderwesen 19<br />
Bauphysik 14<br />
Bauprodukte 8<br />
Bautechnik 12<br />
Bauwirtschaft: Vergabe- und Verdingungswesen 6<br />
Brandschutz 15<br />
Dienstleistungen 32<br />
Einheiten 22<br />
Elektrotechnik / OVE 36<br />
Farben 33<br />
Geräte 21<br />
Gesundheitswesen 24<br />
Haushalt und Freizeit 34<br />
Haustechnik — Heizen, Kühlen, Lüften, Energie 18<br />
Holzschutz 35<br />
Immobilien 11<br />
Infrastruktur 16<br />
IT, Büro, Druck, Verpackung 31<br />
Konformität 35<br />
Kulturgut 17<br />
Managementsysteme 30<br />
Maschinenbau 22<br />
Planungsgrundlagen 15<br />
Transport und Verkehr 20<br />
Umweltschutz 27<br />
Waffen 35<br />
Werkstoffe 23<br />
Verbraucherr<strong>at</strong> 42
Themen von A – Z<br />
A Abdichtungsbahnen 8<br />
Abfälle: Behandlung, Verwertung,<br />
Charakterisierung 27<br />
Abwasserbeseitigung 17<br />
Akustik 29<br />
Arbeitsschutz, Ergonomie,<br />
Sicherheitstechnik 21<br />
Aufzüge 20<br />
Autom<strong>at</strong>ische Brandschutzanlagen 15<br />
B Bäderwesen 19<br />
Bauleistungen 6<br />
Bauprojekt- und Objektmanagement 11<br />
Bauteile aus verstärkten Kunststoffen 11<br />
Belastungsannahmen im Bauwesen 13<br />
Beschichtungsstoffe 33<br />
Beton-, Stahlbeton- und<br />
Spannbetonbau 12<br />
Betreutes Wohnen 32<br />
Bitumen 9<br />
Boden als Pflanzen-standort,<br />
Grünraum 29<br />
Brandschutz im Bauwesen 14<br />
Bühnentechnik 22<br />
Bürowesen 31<br />
C Chiropraktiker 32<br />
Corpor<strong>at</strong>e Social Responsibility 31<br />
D Dämmstoffe 14<br />
Dentaltechnik 26<br />
Druckgeräte 21<br />
Drucktechnik und D<strong>at</strong>enaufbereitung 31<br />
E Eisenbahnwesen 16<br />
Eisenwerkstoffe 23<br />
Elastomere und Elastomerprodukte 23<br />
Energie aus fester Biomasse 18<br />
Energiewirtschaft 18<br />
Erdbeben – Bauen im Bestand 12<br />
Erdölprodukte und deren<br />
Substitutionsprodukte 19<br />
Eurocodes 12<br />
F Fenster, Türen, Tore, Beschläge<br />
Vorhangfassaden 9<br />
Feuerwehrtechnik und<br />
Brandschutzwesen 15<br />
Flughafensicherheit 33<br />
G Gasgeräte 21<br />
Gefährliche Stoffe in Bauprodukten 27<br />
Geoinform<strong>at</strong>ion und<br />
Vermessungswesen 16<br />
Geometrische Produktspezifik<strong>at</strong>ion /<br />
Technische Produktdokument<strong>at</strong>ion 22<br />
Geotechnik 13<br />
Gipsprodukte 8<br />
Glas im Bauwesen 8<br />
Größen und Einheiten 22<br />
Gussrohre für die Abwasserentsorgung 17<br />
Güterumschlag 20<br />
H Hafnerarbeiten 18<br />
Halal-Produkte und -Dienstleistungen 33<br />
Handwerkerarbeiten 7<br />
Heimtierbedarf und Heimtierhaltung 34<br />
Heizkessel für feste Brennstoffe 19<br />
Heizungsanlagen 18<br />
Hochbau Allgemeines 15<br />
Holz und Holzbauprodukte 10<br />
Holzbau 13<br />
Holzhaus- und Fertighausbau 15<br />
Holzschutz 35<br />
I Immobilienwirtschaft 32<br />
Inform<strong>at</strong>ionsverarbeitung 31<br />
Innenraumluft 28<br />
K Klim<strong>at</strong>echnik 18<br />
Konformitätsbewertung 35<br />
Konservierung von Kulturgut 17<br />
Kunststoffe 23<br />
L Lager im Bauwesen 10<br />
Lager- und Ladeneinrichtungen 20<br />
Lagerungen, Tribotechnik, Verzahnung,<br />
Werkzeug-(maschinen) 22<br />
Landwirtschaftliche Fahrzeuge und<br />
Maschinen 20<br />
Luftreinhaltung 28<br />
Luft- und Raumfahrt 20<br />
M Marktforschung 32<br />
Mechanische Verbindungselemente 22<br />
Medizinische Inform<strong>at</strong>ik 24<br />
Medizintechnik 25<br />
Möbel 34<br />
Mobilitätsmanagement 16<br />
N N<strong>at</strong>ürliche Gesteine 9<br />
Nichteisenmetalle 23<br />
Q Qualitätsmanagement im<br />
Gesundheitswesen 24<br />
Qualitäts- und Umweltmanagement 30<br />
Institute<br />
Setting Standards. Cre<strong>at</strong>ing Value.<br />
R Rauch- und Abgasfänge 8<br />
Reinigungsleistungen 11<br />
Rettungswesen 25<br />
Risiko und Sicherheit 30<br />
Rohre aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen für Flüssigkeiten und Gase 11<br />
S Schallschutz 14<br />
Schutz gegen ionisierende und<br />
nichtionisierende Strahlen 24<br />
Schweißtechnik 22<br />
Schwingungen 29<br />
Spiel- und Sportgeräte;<br />
Freizeiteinrichtungen 34<br />
Spiel- und Sportstättenbau 15<br />
Spielzeug und andere sicherheitsrelevante<br />
Kinderartikel 34<br />
Stahl-, Verbund- und Aluminiumbau 12<br />
Sterilis<strong>at</strong>ion und Desinfektion 26<br />
Stetigförderer 20<br />
Straßenausst<strong>at</strong>tung 16<br />
Straßenbaustoffe 10<br />
Straßenfahrzeuge 20<br />
T Technische Hilfen für<br />
behinderte Menschen 26<br />
Telem<strong>at</strong>ik 16<br />
Thermische Sonnenenergienutzung 18<br />
Tourismus 32<br />
U Übersetzen und Dolmetschen 32<br />
V Verdingungswesen 6<br />
Vergabewesen 6<br />
Verpackungswesen 31<br />
Von Österreich geprägte Europäische<br />
Normen 11<br />
Vorgefertigte Betonerzeugnisse 9<br />
Vorkehrungen für elektrische<br />
Install<strong>at</strong>ionen 15<br />
WWaffentechnik und Schießwesen 35<br />
Wände - Produkte und Konstruktionen 8<br />
Wärmepumpen und<br />
Luftkonditionierungsgeräte 19<br />
Wärmeschutz 14<br />
Wassergüte und -aufbereitung 28<br />
Wasserversorgung 16<br />
Wertanalyse 33<br />
Wirtschaftlicher Energieeins<strong>at</strong>z<br />
in Gebäuden 18<br />
Z Zement und Baukalk 9<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 3
Vorwort<br />
4 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Sehr geehrte Damen,<br />
sehr geehrte Herren,<br />
2009<br />
h<strong>at</strong> es deutlich gezeigt: Globale<br />
Herausforderungen lassen<br />
sich am besten durch intern<strong>at</strong>ional<br />
akkordierte Maßnahmen, die n<strong>at</strong>ional<br />
umgesetzt werden, lösen. „Think global, act<br />
local“ – global denken, regional/lokal handeln.<br />
Dieser Grunds<strong>at</strong>z h<strong>at</strong> sich in der Normung schon<br />
lange bewährt. Denn Normung ist ja immer die<br />
Lösung eines Problems; eines Problems, das<br />
darin besteht, dass einheitliche Regeln fehlen.<br />
Mit der Änderung seines Namens h<strong>at</strong> Austrian<br />
Standards Institute 2009 ein deutliches Signal in<br />
diese Richtung gesetzt: Europäische und intern<strong>at</strong>ionale<br />
Orientierung sind heute selbstverständlich<br />
und der rote Faden, der sich durch<br />
nahezu alle Tätigkeiten und Aufgaben zieht. Normung<br />
geschieht im europäischen und intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Umfeld, aber sie h<strong>at</strong> immer n<strong>at</strong>ionale Wurzeln,<br />
wird von Experten auf n<strong>at</strong>ionaler Ebene getragen<br />
und umgesetzt. Als n<strong>at</strong>ionales Normungsinstitut<br />
mit europäischer und intern<strong>at</strong>ionaler Ausrichtung<br />
bietet Austrian Standards Institute die<br />
neutrale, unabhängige und kompetente Pl<strong>at</strong>tform<br />
für die Entwicklung n<strong>at</strong>ionaler, Europäischer und<br />
Intern<strong>at</strong>ionaler Normen und Regelwerke.<br />
In den Komitees von Austrian Standards Institute<br />
wirken 5 880 Expertinnen und Experten<br />
aktiv an der Normung mit. Das sind fast 700 Expertinnen<br />
und Experten pro Million Einwohner.<br />
Damit h<strong>at</strong> Österreich im Vergleich zu anderen<br />
Ländern einen der höchsten Anteile an Experten.<br />
Im Spitzenfeld liegt Österreich auch bei der Entwicklung<br />
n<strong>at</strong>ionaler Normen.<br />
Marktzugang. Europäische und Intern<strong>at</strong>ionale<br />
Normen ermöglichen und erleichtern den Zugang<br />
zu neuen und größeren Märkten. Dieser<br />
Aspekt ist gerade für exportorientierte Unternehmen<br />
von substantieller Bedeutung. Ein Vorteil,<br />
der erkannt und genutzt wird. Immerhin ist<br />
Österreich in mehr 80 Prozent aller Europäischen<br />
und Intern<strong>at</strong>ionalen Komitees vertreten. Die dezentrale<br />
Organis<strong>at</strong>ion der Europäischen und Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Normung ermöglicht es allen, die<br />
an einem Thema interessiert oder davon betroffen<br />
sind (Unternehmen, Behörden, Forschungseinrichtungen,<br />
Verbraucher und Organis<strong>at</strong>ionen<br />
der Zivilgesellschaft), an Europäischen und Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Norm-Projekten teilzunehmen und<br />
diese mitzugestalten – und das in ihrer Muttersprache.<br />
Das heißt nicht nur mitgestalten, an<br />
Projekten und Themen mitwirken, das heißt auch<br />
selbst die Initi<strong>at</strong>ive ergreifen: 2009 wurden<br />
beispielsweise mit Unterstützung von Austrian<br />
Standards Institute Europäische Normungskomitees<br />
für Dienstleistungen von Chiropraktikern<br />
oder für Produkte zum Schutz von Kindern<br />
gegründet.
Selbstverwaltung. Normung ist ein vielfach<br />
bewährtes Instrument der Selbstverwaltung der<br />
betroffenen Kreise und Teil der Qualitätsinfrastruktur<br />
eines Landes. Um den Erwartungen und<br />
Aufgaben bestmöglich entsprechen zu können,<br />
sind laufende Veränderungen und Verbesserungen<br />
notwendig. Nur so lassen sich die Bedürfnisse<br />
der Kunden auch in Zukunft erfüllen. Zentrales<br />
Thema in der Entwicklung von Normen ist<br />
die Zusammensetzung der Fachgremien. Sie<br />
wird laufend überprüft, wobei sich eine durchgehend<br />
zufriedenstellende Vertretung der betroffenen<br />
Kreise (Stakeholder) zeigt. So kommen beispielsweise<br />
rund 2 600 der 5 880 Expertinnen<br />
und Experten aus kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen (KMU). Dennoch wird es eine zentrale<br />
Aufgabe von Austrian Standards Institute<br />
sein, im Zusammenwirken mit anderen Akteuren<br />
diese Stärke zu halten und dort, wo möglich,<br />
weiter auszubauen. Neben der Mitwirkung in<br />
laufenden Projekten und bestehenden Komitees<br />
ist es besonders wichtig, bei neuen Projekten<br />
alle interessierten Kreise umfassend einzubinden.<br />
Ebenso wichtig sind Inform<strong>at</strong>ionen über<br />
laufende Projekte und ein verstärktes Engagement<br />
in der Phase der öffentlichen Stellungnahme<br />
zu Norm-Entwürfen. Neben dem direkten<br />
Kontakt bieten besonders die neuen Medien geeignete<br />
Lösungen. Der neugestaltete Internetauftritt<br />
von Austrian Standards Institute wird den<br />
Dialog mit den Stakeholdern vertiefen. Dies zeigt<br />
sich etwa mit dem neuen „Normen-Entwurf-Portal“.<br />
Es bietet erstmals die Möglichkeit, Entwürfe<br />
online kostenlos zu lesen und Stellungnahmen<br />
bzw. Kommentare direkt abzugeben.<br />
Unsere Welt wird komplexer. Neue Technologien,<br />
neue Geschäftsmodelle, neue Wirtschaftsräume<br />
führen zu weiteren Verflechtungen<br />
und erzeugen neue Komplexität. Normen geben<br />
dabei Orientierung, um diese Komplexität bewältigen<br />
zu können. Gleichzeitig erwarten die<br />
Stakeholder raschere Lösungen, das heißt kürzere<br />
Intervalle bei der Entwicklung von Normen<br />
und anerkannten Regelwerken. Der Prozess der<br />
Normentwicklung konnte in den vergangenen<br />
Jahren deutlich verbessert, das heißt verkürzt<br />
werden. Elektronisches Arbeiten über die Pl<strong>at</strong>tform<br />
„myCommittee“ ist heute selbstverständlich<br />
und verkürzt die Arbeitsschritte wesentlich.<br />
Mit dem Eins<strong>at</strong>z neuester Technologie wird sich<br />
die Arbeit und damit die Fertigstellung der<br />
Normen weiter auf das verfahrenstechnisch<br />
notwendige Minimum reduzieren lassen.<br />
Beitrag zur Wissensgesellschaft. Wer an der<br />
Entwicklung von Normen teilnimmt, bringt seine<br />
Erfahrungen und sein Know-how ein. Aus dem<br />
Institute<br />
Setting Standards. Cre<strong>at</strong>ing Value.<br />
Wissen der Einzelnen entsteht in neutraler Gemeinschaftsarbeit<br />
und im strikt auf Konsens<br />
ausgerichteten Dialog ein verdichtetes, kodifiziertes<br />
Wissen aller. Dabei wird definiert, was<br />
Stand der Technik / St<strong>at</strong>e of the art in einem<br />
Fachgebiet ist. Die große Herausforderung ist<br />
es, dieses umfassende Wissen der Allgemeinheit<br />
auf einfache und überschaubare Weise zur<br />
Verfügung zu stellen. Normung positioniert sich<br />
damit als Teil eines umfassenden Wissensmanagements<br />
und unterstützt die Transform<strong>at</strong>ion<br />
der Inform<strong>at</strong>ionsgesellschaft hin zu einer Wissensgesellschaft.<br />
Dieses Wissen, wie es in Normen<br />
dokumentiert ist, ist heute und in Zukunft<br />
ein ganz zentraler imm<strong>at</strong>erieller Vermögenswert<br />
und für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit einer<br />
Wirtschaft und einer Gesellschaft von essentieller<br />
Bedeutung.<br />
Dieser Paradigmenwechsel – die Norm ist<br />
nicht mehr als Dokument („Papier“), sondern als<br />
kodifiziertes Wissen zu betrachten – macht<br />
deutlich, dass das „Normungssystem“, das dieses<br />
Wissen ermöglicht, mit Sorgfalt und Umsicht<br />
gemanagt werden muss: von der Positionierung<br />
des Systems in Wirtschaft und Gesellschaft<br />
über die Initiierung neuer Themen und<br />
Projekte und die Zusammensetzung der Expertenkreise<br />
bis hin zu Strukturierung, Aufbau und<br />
Lesbarkeit jeder Norm sowie der Aktualität der<br />
Norminhalte.<br />
Austrian Standards Institute ist sich dieser Bedeutung<br />
und Verantwortung bewusst und trägt<br />
mit hohem Engagement dazu bei, diese Aufgaben<br />
umfassend zu erfüllen. Ebenso sind die Stakeholder<br />
– jene, die Normen brauchen und sie<br />
daher entwickeln – aufgerufen, ihren Beitrag zu<br />
leisten; zu ihrem eigenen Nutzen und zum Nutzen<br />
der Allgemeinheit.<br />
Dipl.-Ing. Dr. Karl Grün<br />
Director Development<br />
Austrian Standards Institute<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 5
Bauwirtschaft: Vergabe- und Verdingungswesen<br />
Bauvertrag: Bei der vertraglichen Abwicklung<br />
von Bauvorhaben sind die ÖNORMEN des<br />
Vertragswesens einzuhalten oder vereinbart.<br />
ÖNORMEN und standardisierte Leistungs-<br />
be schreibungen sind Standards, die bei der<br />
Abfassung von Ausschreibungen und in der<br />
Folge in Verträgen gelten.<br />
Vergabewesen<br />
Im Bereich Vergabewesen (Komitee<br />
018) konnte 2009 die ON-Regel<br />
ONR 12050 „Elektronische Abwicklung<br />
von Vergabeverfahren – Offenes<br />
und nicht offenes Verfahren, Verhandlungsverfahren,<br />
Direktvergabe und<br />
elektronische Niedrigstpreis-Auktion“<br />
abgeschlossen werden. Sie beschreibt<br />
die elektronische Abwicklung<br />
von „klassischen“ Vergabeprozessen.<br />
Sie erfasst den Prozess vom Zeitpunkt<br />
der Bekanntmachung oder Aufforderung<br />
zur Angebotsabgabe, gegebenenfalls<br />
mit einer elektronischen<br />
Auktion, bis zur Erteilung des Zuschlages.<br />
Der Prozessvorlauf oder -nachlauf<br />
kann sinngemäß abgebildet werden.<br />
Die dynamischen Beschaffungssysteme<br />
sind vom Anwendungsbereich<br />
dieser ON-Regel ausgenommen.<br />
Verdingungswesen<br />
Neue Vertragsbestimmungen:<br />
Die allgemeinen Vertragsbestimmungen<br />
für Bauleistungen sind in der neuen,<br />
mit 1. Jänner 2009 veröffentlichten<br />
ÖNORM B 2110 zusammengefasst.<br />
Die Neuausgabe ersetzt nicht nur die<br />
Ausgabe vom 1. März 2002, sondern<br />
auch die ÖNORM B 2117 (aus 2002)<br />
sowie die ON-Regel ONR 22117 (aus<br />
2003), die sinngemäß eingearbeitet<br />
wurden. Sie bildet gemeinsam mit den<br />
im Vertrag anzuführenden Normen<br />
(z. B. ÖNORMEN technischen Inhalts<br />
und Werkvertragsnormen der Serie<br />
ÖNORM B 22xx und H 22xx) die<br />
gleichbleibenden eindeutigen Festlegungen<br />
von Bauverträgen.<br />
Die umfangreichen Vertragsbestimmungen<br />
sind nun gegliedert in:<br />
• Vertrag<br />
• Leistung, Baudurchführung<br />
6 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
• Leistungsabweichung und ihre Folgen<br />
• Rechnungslegung, Zahlung, Sicherstellungen<br />
• Benutzung von Teilen der Leistung<br />
vor der Übernahme<br />
• Übernahme<br />
• Schlussfeststellung sowie<br />
• Haftungsbestimmungen.<br />
Die dazu herausgegebene „ASI:D<br />
Fachinform<strong>at</strong>ion 07“ stellt die Neuerungen<br />
zusammen. Die Änderungen<br />
im Detail zeigt eine bei Austrian Standards<br />
plus Publishing erschienene<br />
Gegenüberstellung mit der Ausgabe.<br />
Die neue ÖNORM B 2118 regelt die<br />
allgemeinen Vertragsbestimmungen<br />
für Bauleistungen unter Anwendung<br />
des Partnerschaftsmodells, insbesondere<br />
bei Großprojekten. Sie ist eine<br />
auf die gleichzeitig erschienene<br />
ÖNORM B 2110 abgestimmte „Ergänzung“<br />
für Großprojekte und komplexe<br />
Bauvorhaben. Diese Ergänzungen<br />
sind in der „ASI:D Fachinform<strong>at</strong>ion<br />
09“ zusammengefasst. Die Abweichungen<br />
der neuen Vertragsnormen<br />
zeigt eine weitere Gegenüberstellung.<br />
Die ÖNORM A 2060 regelt die allgemeinen<br />
Vertragsbestimmungen für<br />
Leistungen, wie für Lieferleistungen<br />
inkl. allenfalls erforderlicher Montagearbeiten<br />
und für objektbezogene<br />
Dienstleistungen. Die Neuerungen<br />
sind übersichtlich in der „ASI:D Fachinform<strong>at</strong>ion<br />
13“ zusammengestellt.<br />
Eine Gegenüberstellung mit der Ausgabe<br />
2002 zeigt alle Änderungen im<br />
Detail.<br />
Elektronischer Austausch von<br />
Unterlagen bzw. D<strong>at</strong>en: Die<br />
ÖNORM A 2063 „Austausch von Leistungsbeschreibungs-,Ausschreibungs-,<br />
Angebots-, Auftrags- und Ab-<br />
rechnungsd<strong>at</strong>en in elektronischer<br />
Form“ regelt den Aufbau von D<strong>at</strong>enbeständen,<br />
die autom<strong>at</strong>ionsunterstützt<br />
während Ausschreibung, Vergabe und<br />
Abrechnung (AVA) zwischen allen Beteiligten,<br />
wie Herausgeber der Leistungsbeschreibung,<br />
Planer, Auftraggeber,<br />
Bieter oder Auftragnehmer,<br />
ausgetauscht werden. Dabei sind die<br />
Bereiche Leistungsbeschreibung,<br />
Leistungsverzeichnis und Abrechnung<br />
abgedeckt<br />
Bauleistungen<br />
Untertagebauarbeiten: Die<br />
ÖNORM B 2203 „Untertagebauarbeiten;<br />
Teil 1: Zyklischer Vortrieb“ und<br />
Teil 2: „Kontinuierlicher Vortrieb“ liegen<br />
seit 2009 auch in einer englischen<br />
Sprachfassung vor. Die Übersetzung<br />
erfolgte durch einen Arbeitskreis der<br />
Österreichischen Gesellschaft für<br />
Geomechanik (ÖGG) unter der Leitung<br />
von Univ.Prof. Semprich. Ziel der englischen<br />
Ausgabe ist es, den Planungsund<br />
Bauexport des österreichischen<br />
Tunnelbau-Know-hows zu erleichtern<br />
und zu fördern<br />
Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonarbeiten<br />
– ÖNORM B 2211:<br />
Für die Ausführung von Beton-, Stahlbeton-<br />
und Spannbetonarbeiten – darunter<br />
sind sowohl an Ort und Stelle<br />
als auch aus Fertigteilen hergestellte<br />
Konstruktionen zu verstehen – wurde<br />
die ÖNORM B 2211 überarbeitet. Sie<br />
ist nun auf die Neuausgaben der Betonnormen<br />
und auf die detaillierten<br />
Europäischen Normen zu Betonfertigteilen<br />
abgestimmt. Im Abschnitt zu<br />
Sichtbeton sind die Anforderungen an<br />
Betonoberflächen präzisiert.
Putzarbeiten – ÖNORM B 2210:<br />
Die Ausführung von Putz- und Stuck<strong>at</strong>urarbeiten<br />
wurde an die geänderten<br />
Rahmenbedingungen angepasst.<br />
Dies betrifft vor allem die Teile 1 und<br />
2 der ÖNORM EN 13914 „Planung,<br />
Zubereitung und Ausführung von Innen-<br />
und Außenputzen“ sowie die<br />
ÖNORM B 3346, die ergänzende Bestimmungen<br />
dazu enthält.<br />
Herstellung von Außenwand-<br />
Wärmedämmverbundsystemen:<br />
ÖNORM B 2259 für die Herstellung<br />
von Außenwand-Wärmedämmverbundsystemen<br />
wurde überarbeitet.<br />
Sie trägt nun den Festlegungen der<br />
ÖNORMEN B 6400 „Außenwand-<br />
Wärmedämm-Verbundsysteme – Anwendung“<br />
und B 6410 „Außenwand-<br />
Wärmedämm-Verbundsysteme – Verarbeitung“<br />
Rechnung.<br />
Pflasterarbeiten: In einer überarbeiteten<br />
Version ist 2009 die Werkvertragsnorm<br />
für Pflasterarbeiten<br />
(ÖNORM B 2214) erschienen. Sie<br />
wurde dabei auf die Neuausgabe der<br />
RVS 08.18.01 „Technische Vertragsbedingungen<br />
für Straßenbauten – Deckenarbeiten<br />
– Pflasterstein- und<br />
Pflasterpl<strong>at</strong>tendecken, Randeinfassungen“<br />
und auf die entsprechenden<br />
Europäischen Normen abgestimmt.<br />
Umweltgerechte bauspezifische<br />
Leistungsbeschreibungen: Wie umweltrelevante<br />
Aspekte schon im Vorfeld<br />
von Bauarbeiten berücksichtigt<br />
werden sollen, beschreibt seit 2004<br />
die ON-Regel ONR 22251 „Mustertexte<br />
für umweltgerechte bauspezifische<br />
Leistungsbeschreibungen“. Sie wurde<br />
2009 überarbeitet und liefert Textbausteine<br />
in den K<strong>at</strong>egorien Abbruch,<br />
Aushub, Wiedereinbau, Aufbereiten,<br />
Deponieren, Entsorgen, Recycling-<br />
M<strong>at</strong>erial liefern, Zwischenlagern und<br />
Transport.<br />
Handwerkerarbeiten<br />
Verlegung von Bodenbelägen: Für<br />
die Verlegung von Holzfußböden ist<br />
die Neuausgabe der Werkvertragsnorm<br />
ÖNORM B 2218 anzuwenden.<br />
Sie beinhaltet sowohl die Herstellung<br />
von Unterböden (z. B. Polsterhölzer,<br />
Blindboden) als auch die Verlegung<br />
von Oberböden, wie Massivholz-Parkettstäbe,Mehrschicht-Parkettelemente<br />
oder Holzpflasterklötze. Die<br />
ebenfalls 2009 neu erschienene<br />
ÖNORM B 2236 „Verlegung von Bodenbelägen<br />
– Werkvertragsnorm“ ist<br />
für Verlegearbeiten von Bodenbelägen<br />
in Pl<strong>at</strong>ten, Fliesen und Bahnen aus Linoleum,<br />
Kunststoff, Kautschuk, Kork<br />
sowie von textilen Bodenbelägen und<br />
Paneelen heranzuziehen. Darin sind<br />
die Vorbereitung des Untergrunds und<br />
die verschiedenen Verarbeitungstechniken<br />
der einzelnen Produkte geregelt.<br />
Die Neuausgabe der ÖNORM<br />
B 2218 ersetzt sowohl die bisher gültige<br />
Ausgabe aus dem Jahr 2000 wie<br />
auch die ÖNORM B 7218. Die neue<br />
ÖNORM B 2236 ersetzt die ÖNORM<br />
B 2236-1.<br />
Dämmarbeiten an betriebs- und<br />
haustechnischen Anlagen: Verfahrens-<br />
und Vertragsbestimmungen für<br />
die Ausführung von Wärme-, Kälte-,<br />
Schall- und Branddämmarbeiten an<br />
Normbauvertrag kompakt<br />
Mehrwert-Volltext-CD für die bauwirtschaftliche<br />
Ausbildung und Praxis<br />
Wachsender Bedarf der Anwender<br />
und der Aus- und Weiterbildung ist es,<br />
die Zusammenhänge und wesentlichen<br />
Inhalte von wichtigen ÖNOR-<br />
MEN in Normen-Paketen darzustellen<br />
und aufzubereiten. Daher wurden neben<br />
den allgemeinen Vertragsbestimmungen<br />
für Bauleistungen (ÖNORM<br />
B 2110) die meist vereinbarten „prominenten“<br />
Werkvertragsnormen der Serie<br />
B 22xx für Bauleistungen sowie einiger<br />
Fachbereiche der Handwerker in<br />
tabellarischen Checklisten benutzergerecht<br />
aufbereitet. Wichtige Inhalte,<br />
betriebs- und haustechnischen Anlagen<br />
enthält die Neuausgabe der<br />
ÖNORM B 2260. Sie ersetzt sowohl<br />
ÖNORM B 2260-1 als auch ÖNORM<br />
B 7260-1 und wurde an die neuen<br />
Produktnormen angepasst. Weiters<br />
wurden zusätzlich Anforderungen an<br />
den baulichen Brandschutz unter<br />
Berücksichtigung der ÖNORM<br />
EN 13501-1 aufgenommen.<br />
Holzbauarbeiten: Verfahrens- und<br />
Vertragsbestimmungen für die Ausführung<br />
von Holzbauarbeiten mit Hinweisen<br />
auf Spezifik<strong>at</strong>ionen, die dieses<br />
Gewerk betreffen, liefert die Neuausgabe<br />
der ÖNORM B 2215. Sie ersetzt<br />
die Ausgabe 1998 und die nun eingearbeitete<br />
ÖNORM B 7215.<br />
Leistungen der Haustechnik: Zur<br />
ÖNORM H 2201 „Leistungen der<br />
Heizungs-, Warmwasserbereitungs-,<br />
Lüftungs-, Kälte- und Sanitärtechnik –<br />
Werkvertragsnorm“ wurde 2009 ein<br />
zweiter Entwurf erarbeitet. Diese<br />
Norm wird künftig die Ausführung dieser<br />
Leistungen innerhalb und außerhalb<br />
von Bauwerken ab der Übergabestelle<br />
der entsprechenden Versorgungs-<br />
oder Entsorgungsnetze regeln.<br />
In der Neuausgabe werden dann auch<br />
die ÖNORMEN H 2202 und H 2205<br />
enthalten sein.<br />
wie z. B. Rechte und Pflichten der<br />
Vertragspartner, ergänzende Angaben,<br />
Hauptpositionen und Nebenleistungen,<br />
Toleranzen, Abrechnungsbestimmungen,<br />
Fristen, sind darin zusammengefasst<br />
und mit den Originalnormen<br />
verlinkt.<br />
Die 2009 erarbeitete Neuausgabe<br />
enthält die ergänzenden Aufbereitungen<br />
aller entsprechenden Normen des<br />
Berichtsjahrs.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 7
Bauprodukte<br />
Glas im Bauwesen<br />
Der Markt für Flachglas umfasst auch<br />
die Produktion von Glas, das im Flo<strong>at</strong>bzw.<br />
im Maschinenwalz-Verfahren<br />
hergestellt wird und immer mehr im<br />
Bauwesen zum Eins<strong>at</strong>z kommt. Die<br />
Verarbeitung des Produkts zu Spezialgläsern,<br />
wie z. B. ESG (Einscheibensicherheitsglas),<br />
VSG (Verbundsicherheitsglas),<br />
sowie der Einbau in Bauwerke<br />
sind von besonderer wirtschaftlicher<br />
Bedeutung. Bei der Planung ist<br />
die begrenzte Verformung von Glas zu<br />
berücksichtigen, um den Schutz von<br />
Personen sicherzustellen. Die Anforderung<br />
an die Resttragfähigkeit hängt<br />
je nach Eins<strong>at</strong>z der Glaskonstruktion<br />
davon ab, ob durch Versagen einzelner<br />
Teile eine Gefährdung von Personen<br />
weitestgehend ausgeschlossen<br />
werden kann.<br />
Die 2009 erfolgte Überarbeitung der<br />
mehrteiligen ÖNORM B 3716 wurde<br />
gemeinsam mit den Baubehörden<br />
durchgeführt und regelt die Grundlagen<br />
des konstruktiven Glasbaus, u. a.<br />
wie absturzsichernde Verglasungen<br />
auszuführen sind. Eine Akkordierung<br />
mit der OIB-Richtlinie 4 ist im Gange.<br />
Um die einzelnen Anwendungsfälle<br />
bei Mehrscheiben-Isolierverglasungen<br />
besser darzulegen, wird derzeit an einem<br />
Beibl<strong>at</strong>t gearbeitet.<br />
Rauch- und Abgasfänge<br />
Italien h<strong>at</strong> 2009 die Führung des Sekretari<strong>at</strong>s<br />
des Europäischen Komitees<br />
CEN/TC 166 „Abgasanlagen“ zurückgelegt.<br />
Österreich, das auf diesem<br />
Gebiet über wichtige Erfahrungen und<br />
Kompetenzen verfügt, konnte die Leitung<br />
dieses TCs übernehmen. Das<br />
österreichische Spiegelgremium, Komitee<br />
187 „Rauch- und Abgasfänge“,<br />
h<strong>at</strong> die erforderliche Budgetierung<br />
durch die Wirtschaft erstellt, Ing. Mag.<br />
arch. Elgar Zöhrer, Manager für das<br />
Komitee 187, wird das Sekretari<strong>at</strong> des<br />
CEN/TC 166 künftig leiten. Seiner<br />
Meinung nach, eine neue Herausforderung,<br />
um die Umsetzung der Kyoto-<br />
Ziele mit Hilfe von Europäischen Normen<br />
in diesem Bereich mit beeinflussen<br />
zu können. „Kyoto“ verlangt immer<br />
eine wachsende Reduktion des<br />
Schadstoffausstoßes. Eine der Maßnahmen<br />
dazu ist es, die Abgasge-<br />
8 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
schwindigkeit in den Fängen auf das<br />
notwendige Maß zu reduzieren, sodass<br />
der Staubanteil des Brennstoffs<br />
nicht mitgezogen wird.<br />
Gipsprodukte<br />
Der Dachgeschoßausbau erfreut sich<br />
in Österreich wachsender Beliebtheit.<br />
Auf Grund ihrer Eigenschaften sind<br />
„Gipspl<strong>at</strong>ten“ (genauer: Gipskartonpl<strong>at</strong>ten)<br />
besonders zum Eins<strong>at</strong>z bei<br />
Brandschutzmaßnahmen geeignet.<br />
Auch das Konstruktionsgewicht ist im<br />
Vergleich zu Mauersteinen eher gering.<br />
Durch die höheren bauphysikalischen<br />
Anforderungen war es notwendig,<br />
die ÖNORM B 3415 zu überarbeiten,<br />
die die Regeln der Planung und<br />
Verarbeitung sowie die verschiedensten<br />
Anwendungen von Gipskartonsystemen<br />
mit vielen beispielhaften Zeichnungen<br />
regelt.<br />
Wände - Produkte und<br />
Konstruktionen<br />
Die dreiteilige ÖNORM B 3355 „Trockenlegung<br />
von feuchtem Mauerwerk“<br />
ist nun schon viele Jahre am Markt<br />
und war damals die erste Norm in<br />
Europa, die derartige Methoden geregelt<br />
h<strong>at</strong>. Besonderes Augenmerk wird<br />
auf die richtige Bauwerksdiagnostik<br />
gelegt, da falsche Sanierungsmaßnahmen<br />
irreparable Schäden verursachen<br />
können. 2009 galt es nun, die gewonnenen<br />
Erkenntnisse und Erfahrungen<br />
in eine Überarbeitung einzubringen.<br />
Grundsätzlich muss die Probenentnahme<br />
der verwendeten Baum<strong>at</strong>erialien<br />
den Bauzustand und das Schadensbild<br />
repräsent<strong>at</strong>iv erfassen. Dabei<br />
werden unter anderem die hygroskopische<br />
Ausgleichsfeuchte, der hygroskopische<br />
Durchfeuchtungsgrad und<br />
die Konzentr<strong>at</strong>ion der bauschädlichen<br />
Salze ermittelt. Nach Abschluss dieser<br />
Analyse erfolgt die Sanierungsplanung,<br />
die auch Maßnahmen beinhalten<br />
sollte, die die spätere Nutzung des<br />
Objektes betreffen. Wesentlich für den<br />
Erfolg der zu setzenden Trockenlegungsmaßnahmen<br />
ist der instandsetzungsgerechte<br />
Bauzeitplan. Aus diesem<br />
Grund sollte der Ersteller des Sanierungskonzepts<br />
ber<strong>at</strong>end auf den<br />
Bauzeitplan Einfluss nehmen.<br />
Ergänzend zu diesen Normen wurde<br />
die Überarbeitung der ÖNORM<br />
B 3415 fertig gestellt. Sie behandelt<br />
Sanierputzsysteme für feuchtes und/<br />
oder mit Salz belastetes Mauerwerk.<br />
Abdichtungsbahnen<br />
Für die unterschiedlichen Arten von<br />
Abdichtungsbahnen liegen nun n<strong>at</strong>ionale<br />
Umsetzungsnormen in Ergänzung<br />
zu den Europäischen Normen<br />
(EN) vor. In den Umsetzungsnormen<br />
ÖNORMEN B 3660 bis 3669 für Abdichtungsbahnen<br />
sind die Mindestanforderungen<br />
an die harmonisierten Eigenschaften<br />
gemäß den ENs festgelegt<br />
und die in Österreich zur Anwendung<br />
kommenden Sorten definiert.<br />
Die Struktur dieser Normenserie orientiert<br />
sich an den unterschiedlichen<br />
Eins<strong>at</strong>zbereichen der Abdichtungen.<br />
Zu jeder EN ist eindeutig eine dem<br />
Anwendungsbereich der Bahnen zugeordnete<br />
n<strong>at</strong>ionale Umsetzungsnorm<br />
entstanden (siehe nachstehende Tabelle).<br />
Die neuen n<strong>at</strong>ionalen Umsetzungsnormen<br />
ersetzen die bisherigen n<strong>at</strong>ionalen<br />
ÖNORMEN für Abdichtungsbahnen,<br />
die nach den verschiedenen<br />
Bahnentypen gegliedert waren.<br />
Anwendung EN Umsetzungsnorm<br />
Bitumenbahnen mit<br />
Trägereinlage für<br />
Dachabdichtungen<br />
EN 13707 B 3660<br />
Unterdeck- und<br />
Unterspannbahnen für<br />
Dachdeckungen<br />
Unterdeck- und<br />
Unterspannbahnen für<br />
Wände<br />
Kunststoffbahnen für<br />
Dachabdichtungen<br />
Kunststoffbahnen für<br />
die Bauwerksabdichtung<br />
gegen Bodenfeuchte<br />
und Wasser<br />
Bitumenbahnen für die<br />
Bauwerksabdichtung<br />
gegen Bodenfeuchte<br />
und Wasser<br />
Bitumen-Dampfsperrbahnen<br />
Kunststoff-Dampfsperrbahnen<br />
Kunststoff-Mauersperrbahnen<br />
Bitumen-Mauersperrbahnen<br />
EN 13859-1 B 3661<br />
EN 13859-2 B 3662<br />
EN 13956 B 3663<br />
EN 13967 B 3664<br />
EN 13969 B 3665<br />
EN 13970 B 3666<br />
EN 13984 B 3667<br />
EN 14909 B 3668<br />
EN 14967 B 3669
Fenster, Türen, Tore, Beschläge<br />
Vorhangfassaden<br />
Die harmonisierte Europäische Norm<br />
EN 14351-1 über Fenster und Außentüren<br />
enthält eine Vielzahl an Klassen,<br />
um die unterschiedlichen klim<strong>at</strong>ischen<br />
Anforderungen der einzelnen europäischen<br />
Länder abzudecken. Aufgabe<br />
des Komitees 227 war es unter anderem,<br />
den Herstellern von Türen Hilfestellung<br />
bei der richtigen Zuordnung<br />
der Leistungsklassen zu liefern, ohne<br />
dass dafür hochkomplizierte Berechnungen<br />
notwendig werden. Die neu<br />
konzipierte ÖNORM B 5339 für Außentüren<br />
liefert diese Hilfestellung. Sie<br />
gilt für ein- und zweiflügelige Drehflügeltüren<br />
mit und ohne Verglasungen<br />
bzw. Füllungen, wie z. B. Haustüren<br />
oder Türen an offenen Laubengängen,<br />
die in direktem Kontakt zum Außenklima<br />
(Temper<strong>at</strong>ur und Luftfeuchte) stehen<br />
und der direkten Bewitterung<br />
(Winddruck und Schlagregen) ausgesetzt<br />
sind. Im Anhang A finden sich<br />
Hinweise für Ausschreibungen, die die<br />
Verglasungsart, den Flucht- oder Notausgang,<br />
die Korrosionsbeständigkeit<br />
von Schlössern und Baubeschlägen<br />
sowie die Öffnungsrichtung der Tür<br />
(innen oder außen) regeln.<br />
Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses<br />
steht ganz besonders die<br />
ÖNORM B 5338, da durch die öffentlichen<br />
Förderungen vor allem seitens<br />
der Länder für „einbruchhemmende<br />
Türen“ ein regelrechter Umrüstungsboom<br />
zu verzeichnen ist.<br />
In der derzeit laufenden Überarbeitung<br />
werden auch die vom CEN/<br />
TC 33 „Türen, Tore, Fenster, Abschlüsse,<br />
Baubeschläge und Vorhangfassaden“<br />
ausgearbeiteten Europäischen<br />
Normen EN 1627 bis EN 1630<br />
berücksichtigt. Damit ist nun Klarheit<br />
bei der Klassifizierung und Prüfung<br />
von einbruchhemmenden Fenstern,<br />
Türen und zusätzlichen Abschlüssen<br />
gegeben. Ebenso wurde die Zuordnung<br />
der einzelnen Widerstandsklassen<br />
zu Hauptschlössern, Fenstergriffen,<br />
Schließzylindern und Schutzbeschlägen<br />
aktualisiert. In Hinblick auf<br />
den notwendigen Schutz gegen „Zylinderziehen“<br />
wurden die Normbezeichnungen<br />
für Schutzbeschläge und<br />
Schließzylinder abgestimmt.<br />
Zement und Baukalk<br />
Das Komitee 046 „Zement und Baukalk“<br />
h<strong>at</strong> sich 2009 hauptsächlich mit<br />
Themen der Europäischen Normung<br />
befasst, wobei es im Besonderen um<br />
die Auswirkungen Europäischer Normen<br />
auf die n<strong>at</strong>ionalen Normen im<br />
Bereich der Zementindustrie ging.<br />
2010 wird daher die ÖNORM B 3309<br />
„Aufbereitete hydraulisch wirksame<br />
Zus<strong>at</strong>zstoffe für die Betonherstellung<br />
(AHWZ)“ neu herausgegeben. Aus<br />
dieser Norm entstand nun ein dreiteiliges<br />
Dokument. Die wesentlichste<br />
Norm dieses Fachbereichs ist<br />
ÖNORM EN 197 „Zement; Teil 1: Zusammensetzung,<br />
Anforderungen und<br />
Konformitätskriterien von Normalzement“.<br />
Sie wurde neuerlich als Entwurf<br />
aufgelegt. Ebenso konnte das öffentliche<br />
Stellungnahmeverfahren zum<br />
Teil 3 der EN 459 „Baukalk“ durchgeführt<br />
werden. Darin ist die Konformitätsbewertung<br />
geregelt. Diese beiden<br />
Entwürfe wurden europaweit positiv<br />
angenommen und werden daher 2010<br />
als überarbeitete Fassung erscheinen.<br />
Bitumen<br />
2009 wurde die Entwicklung n<strong>at</strong>ionaler<br />
Umsetzungsnormen zu den Europäischen<br />
Produktnormen für Bitumen<br />
fortgesetzt, die nun vollständig verfügbar<br />
sind. Insgesamt stehen fünf n<strong>at</strong>ionale<br />
Umsetzungsnormen für Straßenbaubitumen<br />
zur Verfügung – für oxidiertes<br />
Bitumen und Hartbitumen, für<br />
harte Straßenbaubitumen sowie für<br />
verschnittene und gefluxte Bindemittel.<br />
Die CE-Kennzeichnung von Straßenbaubitumen,<br />
hartem Straßenbaubitumen<br />
und k<strong>at</strong>ionischen Bitumen-<br />
Emulsionen ist seit 1. Jänner 2010<br />
möglich und wird ab 1. Jänner 2011<br />
verpflichtend sein. Für verschnittene<br />
und gefluxte Bindemittel wurden diese<br />
Termine mit 1. Juni 2010 bzw. 1. Juni<br />
2011 festgelegt. Austrian Standards<br />
Institute war es daher schon jetzt ein<br />
Anliegen, dieses Thema durch Seminare<br />
mit Austrian Standards plus Trainings<br />
(im November 2009) einer breiten<br />
Öffentlichkeit zu vermitteln und die<br />
für die Umsetzung der CE-Kennzeichnung<br />
notwendigen Zertifizierungsverfahren<br />
(bei Austrian Standards plus<br />
Certific<strong>at</strong>ion) zu schaffen.<br />
Aktuell laufen Arbeiten zu Europäischen<br />
Normen über kunststoffmodifizierte<br />
Bitumen-Dickbeschichtungen.<br />
Vorgefertigte<br />
Betonerzeugnisse<br />
Die vorrangige Aufgabe des Komitees<br />
075 „Vorgefertigte Betonerzeugnisse“<br />
ist es weiterhin, die Arbeiten der Europäischen<br />
Komitees TC 229 (Vorgefertigte<br />
Betonfertigteile) und TC 178<br />
(Pflastersteine und Bordsteine) auf n<strong>at</strong>ionaler<br />
Ebene zu betreuen. Dazu sind<br />
2009 überarbeitete Ausgaben der<br />
Normen für Gründungspfähle, besondere<br />
Fertigteile für Dächer, Deckenpl<strong>at</strong>ten<br />
mit Ortbetonergänzung, Hohlkastenelemente,<br />
Stützwandelemente,<br />
Kunstharzbeton und Hohlpl<strong>at</strong>ten erschienen.<br />
Auf n<strong>at</strong>ionaler Ebene wurde die<br />
ÖNORM B 3260 „Betonfertiggaragen<br />
– Anforderungen an monolithische<br />
oder aus raumgroßen Einzelteilen bestehende<br />
Stahlbetongaragen (N<strong>at</strong>ionale<br />
Anwendung der ÖNORM<br />
EN 13978)“ neu publiziert, wobei hier<br />
bauartenspezifische Anforderungen,<br />
wie z. B. Verhinderung des Austritts<br />
von Flüssigkeiten, aufgenommen wurden.<br />
N<strong>at</strong>ürliche Gesteine<br />
Schwerpunkt der Arbeiten für n<strong>at</strong>ürliche<br />
Gesteine war auch 2009 die Mitwirkung<br />
an der Überarbeitung Europäischer<br />
Produkt- und Prüfnormen. In<br />
der zuständigen n<strong>at</strong>ionalen Arbeitsgruppe<br />
wurde zudem die Revision von<br />
n<strong>at</strong>ionalen Umsetzungsnormen vorangetrieben.<br />
Konkret ging es dabei um<br />
ÖNORM B 3130 „Gesteinskörnungen<br />
für Asphalte und Oberflächenbehandlungen<br />
für Straßen, Flugplätze und andere<br />
Verkehrsflächen“ und ÖNORM<br />
B 3131 „Gesteinskörnungen für Beton“.<br />
Die ÖNORM B 3132 „Gesteinskörnungen<br />
für ungebundene und hydraulisch<br />
gebundene Gemische für Ingenieur-<br />
und Straßenbau“ – sie enthält<br />
Regeln zur Umsetzung der EN 13242<br />
– wurde hinsichtlich Anforderungen an<br />
Recyclingm<strong>at</strong>erialien überarbeitet und<br />
im Oktober 2009 publiziert.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 9
→Bauprodukte<br />
Straßenbaustoffe<br />
CE-Kennzeichnung von Asphalt:<br />
Für das Bauprodukt Asphalt ist seit<br />
1. März 2008 die CE-Kennzeichnung<br />
verpflichtend. Als Grundlage dafür stehen<br />
die Teile 1 bis 8 sowie 20 und 21<br />
der ÖNORM EN 13108 zur Verfügung.<br />
Die dazu gehörenden n<strong>at</strong>ionalen Umsetzungsnormen<br />
der Reihe ÖNORM<br />
B 3580 wurden überarbeitet und im<br />
Dezember 2009 neu herausgegeben.<br />
Dabei wurden die Tabellen über Gesteinsklassen<br />
angepasst sowie Anforderungen<br />
an Ausbauasphalt und<br />
Brandverhalten präzisiert.<br />
Als Richtlinie für die Durchführung<br />
der Erstprüfung wird im Frühjahr 2010<br />
eine aktualisierte Fassung der ON-Regel<br />
ONR 23580 „Erstprüfung von Asphalt<br />
– N<strong>at</strong>ionale Anwendung der<br />
ÖNORM EN 13108-20“ veröffentlicht.<br />
Derzeit wird an einer Erweiterung<br />
des gebrauchsverhaltensorientierten<br />
Ans<strong>at</strong>zes auf Splittmastix-Asphalt und<br />
offenporigen Asphalt gearbeitet. Ebenso<br />
sind neue Zertifizierungsbereiche im<br />
Rahmen von Erhaltungsbauweisen im<br />
Asphaltstraßenbau in Vorbereitung.<br />
Erhaltungsbauweisen im Asphaltstraßenbau<br />
– N<strong>at</strong>ionale Normungsaktivitäten:<br />
Die ÖNORMEN<br />
B 3596 – sie regelt Oberflächenbehandlungen<br />
(n<strong>at</strong>ionale Umsetzung der<br />
EN 12271) – sowie B 3597 über dünne<br />
Asphaltschichten in Kaltbauweise<br />
(n<strong>at</strong>ionale Umsetzung der EN 12273)<br />
stehen seit Dezember 2009 zur Verfügung.<br />
Die CE-Kennzeichnung gemäß<br />
diesen Normen ist bereits möglich, ab<br />
1. Jänner 2011 dann verpflichtend.<br />
Ausführliche Erläuterungen dazu bietet<br />
die „ASI:D Fachinform<strong>at</strong>ion 05“<br />
(Die CE-Kennzeichnung von bitumenhaltigen<br />
Bindemitteln und Erhaltungsbauweisen<br />
im Asphaltstraßenbau),<br />
kostenlos erhältlich gegen Registrierung<br />
im Austrian Standards Webshop:<br />
www.as-plus.<strong>at</strong>/shop (Suchbegriff:<br />
Fachinform<strong>at</strong>ion 05).<br />
Beton und betonrelevante Produkte,<br />
Betonstahl und Spannstahl:<br />
Die Prüfnormen für Frischbeton<br />
(EN 12350) und Festbeton (EN 12390)<br />
wurden 2009 neu herausgeben. Auf<br />
n<strong>at</strong>ionaler Ebene wurde die Erarbei-<br />
10 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
tung der ON-Regel ONR 23303 „N<strong>at</strong>ionale<br />
Anwendung der Prüfnormen für<br />
Beton und seiner Ausgangsstoffe“<br />
fortgesetzt. Die Arbeiten zu diesem<br />
Dokument, das in ähnlicher Weise wie<br />
die ÖNORM B 4710-1 mit Volltexten<br />
der Europäischen Normen und den<br />
n<strong>at</strong>ionalen Kommentaren versehen ist,<br />
werden im ersten Halbjahr 2010 abgeschlossen.<br />
Auf Antrag von Finnland, Deutschland<br />
und Italien wurde seitens der Europäischen<br />
Kommission das Mand<strong>at</strong><br />
M 104 neu erteilt. Es enthält die<br />
Grundlage für die Europäischen Normen<br />
des ECISS/TC 104 für Betonund<br />
Spannstahl. Ob dies neuen<br />
Schwung in die Europäische Normung<br />
für Betonstahl (EN 10080 ist weiterhin<br />
keine harmonisierte Norm) und<br />
Spannstahl (EN 10138 wurde in der<br />
Schlussabstimmung neuerlich abgelehnt)<br />
bringt, ist nach Ansicht von Experten<br />
zu bezweifeln. Austrian Standards<br />
Institute wird sich als Gastgeber<br />
der nächsten Sitzung ECISS TC 104<br />
(Herbst 2010) bemühen, dieser Entwicklung<br />
gegenzusteuern.<br />
Holz und Holzbauprodukte<br />
Um die Sortierung von Holz entsprechend<br />
seiner Tragfähigkeit praxisgerechter<br />
beurteilen zu können, wurde<br />
die fünfteilige Deutsche Norm<br />
DIN 4074 neu als ÖNORM übernommen,<br />
wobei im n<strong>at</strong>ionalen Vorwort<br />
Klarstellungen für L<strong>at</strong>ten bzw. Bohlen<br />
getroffen wurden. Um Regelungen zu<br />
Bauholz für tragende Zwecke mit<br />
Schutzmittelbehandlung gegen biologischen<br />
Befall zu schaffen, h<strong>at</strong> das<br />
Europäische Komitee CEN/TC 124<br />
„Holzbauwerke“ die EN 15228 entwickelt.<br />
Die europäische Arbeitsgruppe<br />
CEN/TC 124/WG 3 „Glued lamin<strong>at</strong>ed<br />
timber“, deren Sekretari<strong>at</strong> von Österreich<br />
geführt wird (Vorsitz: Deutschland),<br />
ist derzeit mit der Durchsicht<br />
der Kommentare zum Entwurf<br />
EN 14080 „Holzbauwerke – Brettschichtholz<br />
und Balkenschichtholz –<br />
Anforderungen“ vom März 2009 beschäftigt.<br />
Mehr als 1 100 Stellungnahmen<br />
aus 16 CEN-Mitgliedsländern<br />
und der Türkei belegen das große Interesse<br />
sowie die Wichtigkeit dieses<br />
Dokuments für die Holzbauunternehmen.<br />
Mit einer Pionierarbeit im Bereich<br />
Spanpl<strong>at</strong>ten konnte Österreich 2009<br />
aufwarten: ÖNORM B 3035, die Anforderungen<br />
und Klassifizierungen für<br />
Spanpl<strong>at</strong>ten mit definierter geringer<br />
Dichte regelt. Dieses Dokument h<strong>at</strong> in<br />
der europäischen Fachwelt großes Interesse<br />
gefunden, so dass daraus nun<br />
ein europäisches Norm-Projekt entstehen<br />
soll. Das Thema wurde bereits<br />
im Jänner 2010 bei einer zweitägigen<br />
Sitzung des CEN/TC 112 „Holzwerkstoffe“,<br />
die bei Austrian Standards Institute<br />
in Wien st<strong>at</strong>tfand, ausführlich<br />
diskutiert.<br />
Im Bereich Holzfußböden konnte<br />
2009 eine ganze Reihe von europäischen<br />
Dokumenten als ÖNORMEN<br />
übernommen werden: EN 13326 über<br />
Massivholz-Elemente mit Nut und/<br />
oder Feder, EN 13227 zu Massivholz-<br />
Lamparkettprodukte, EN 13696 mit<br />
Prüfverfahren zu Verformbarkeit, Verschleiß<br />
und Stoßbeanspruchung,<br />
EN 13629 für massive Laubholz-Dielen<br />
sowie EN 14342 mit Regeln für die<br />
Bewertung der Konformität und Kennzeichnung.<br />
Diese für die gesamte<br />
Branche sehr wichtigen Normen wurden<br />
mit großem Engagement österreichischer<br />
Experten aktualisiert bzw. erarbeitet.<br />
Änderungen sind 2010 u.a.<br />
im Bereich Sperrholz sowie anderer<br />
Holzwerkstoffe zu erwarten.<br />
Lager im Bauwesen<br />
Die Arbeiten an der ON-Regel<br />
ONR 24023 „Brückenlager – Planungsgrundlagen<br />
und Einwirkungen“<br />
verzögern sich aller Voraussicht nach<br />
bis zum Herbst 2010. Grund dafür<br />
sind Probleme in der Kohärenz des<br />
diesbezüglichen Europäischen Normenwerks,<br />
die vorab behoben werden<br />
müssen. In der derzeit vorliegenden<br />
Entwurfsfassung wird die ONR 24023<br />
in Ausschreibungen von Infrastrukturprojekten<br />
(LB-VI) zitiert und ist ein<br />
wichtiges Bindeglied zwischen dem<br />
Erzeuger von Brückenlagern und dem<br />
Tragwerksplaner der Brücke.
Rohre aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen für<br />
Flüssigkeiten und Gase<br />
Im Bereich der n<strong>at</strong>ionalen Normung<br />
h<strong>at</strong> das Komitee 005 „Rohre aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen für Flüssigkeiten<br />
und Gase“ beschlossen, ein<br />
bisher auf europäischer Ebene nicht<br />
geregeltes Thema aufzugreifen: Da für<br />
Klemmverbindungen von Polyethylen-<br />
Druckrohren zur Wasserversorgung<br />
weder n<strong>at</strong>ionale noch Europäische<br />
Normen existieren, h<strong>at</strong> man beschlossen,<br />
die Intern<strong>at</strong>ionale Norm<br />
ISO 14236 „Mechanische Klemmverbinder<br />
für Polyethylen-Druckrohre in<br />
der Wasserversorgung“ als ÖNORM<br />
zu übernehmen, um für diese Produkte<br />
nicht nur die notwendige Spezifik<strong>at</strong>ion<br />
zur Verfügung zu haben, sondern<br />
auch Möglichkeiten zum Nachweis<br />
der Normkonformität (Zertifizierung) zu<br />
schaffen. Darüber hinaus haben die<br />
Experten des Komitees 005 vornehmlich<br />
daran gearbeitet, zu Europäischen<br />
Normen Vorgaben für den Nachweis<br />
der Normkonformität (System<br />
„ÖNORM …. geprüft“) zu formulieren.<br />
Beispielsweise wurden bei den überarbeiteten<br />
Europäischen Normen für<br />
Abwasserrohre aus PVC (EN 1401-1)<br />
und Polypropylen (EN 1852-1) des<br />
CEN/TC 155 die notwendigen Anpassungen<br />
der N<strong>at</strong>ionalen Anhänge mit<br />
den Zertifizierungsvorgaben vorgenommen.<br />
Weiters wurde beschlossen, auch<br />
für die Europäische Normenserie über<br />
Schächte aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen eine Basis für den Nachweis<br />
der Normkonformität zu bieten.<br />
Die allgemeine Beschreibung des Verfahrens<br />
für den Nachweis der Normkonformität<br />
ist im N<strong>at</strong>ionalen Anhang<br />
zur ÖNORM EN 13598-2 enthalten, in<br />
dem auf die in ÖNORM B 5156-2 enthaltenen<br />
detaillierten Vorgaben Bezug<br />
genommen wird. Die ÖNORM<br />
B 5156-2 wird 2010 veröffentlicht.<br />
Bauteile aus verstärkten<br />
Kunststoffen<br />
Schwerpunkt des Komitees 192 „Bauteile<br />
aus verstärkten Kunststoffen“<br />
war 2009 die Tätigkeit als Spiegelausschuss<br />
zu den zuständigen europäischen<br />
und intern<strong>at</strong>ionalen Gremien,<br />
konkret zu CEN/TC 155 „Kunststoff-<br />
Rohrleitungssysteme und Schutzrohrsysteme“<br />
sowie zu ISO/TC 138/SC6<br />
„Reinforced plastics pipes and fittings<br />
for all applic<strong>at</strong>ions“, dessen Sekretari<strong>at</strong><br />
von Österreich geleitet wird. Dort<br />
konnten 2009 die ISO 8521 (Test<br />
methods for the determin<strong>at</strong>ion of the<br />
apparent initial circumferential tensile<br />
strength) sowie ISO 10928 (Methods<br />
for regression analysis and their use)<br />
veröffentlicht werden. Auf Basis der<br />
neuen ÖNORM B 5163 „Nicht-kreisrunde<br />
Rohre, Rohrverbindungen und<br />
Formstücke aus glasfaserverstärkten<br />
duroplastischen Kunststoffen (GFK)“<br />
ist geplant, dazu ein neues Arbeitsvorhaben<br />
bei ISO einzubringen.<br />
Weiters ist die Übernahme der Europäischen<br />
Normen über Abwasserleitungen<br />
und -schächte aus Polymerbeton<br />
(EN 14636) in Vorbereitung. Der<br />
künftige Teil 1 soll eine Möglichkeit<br />
zum Nachweis der Normkonformität<br />
bieten.<br />
Immobilien<br />
Von Österreich geprägte<br />
Europäische Normen<br />
Europäische Normen des Bereichs<br />
Facility Management orientieren sich<br />
sehr stark an den in Österreich gewonnenen<br />
Erfahrungen auf diesem<br />
Gebiet. Nach den Teilen 1 (Begriffe<br />
und Definitionen) und 2 (Leitfaden zur<br />
Erstellung von Facility Management-<br />
Vereinbarungen) der EN 15221 „Facility<br />
management“ liegen nun weitere<br />
Teile als Entwürfe vor: Leitfaden für<br />
die Erreichung/Sicherung von Qualität<br />
in Facility Management (Teil 3), Taxonomie<br />
– Klassifik<strong>at</strong>ion und Strukturen<br />
(Teil 4), Leitfaden für die Entwicklung<br />
und Verbesserung von Prozessen (Teil<br />
5) sowie Flächenbemessung (Teil 6).<br />
Bauprojekt- und<br />
Objektmanagement<br />
Die 2009 veröffentlichte ÖNORM<br />
B 1801-1 „Bauprojekt- und Objektmanagement;<br />
Teil 1: Objekterrichtung“<br />
ersetzt nicht nur die Ausgabe 1995,<br />
sondern auch die Teile 3 und 4 der<br />
ÖNORM B 1801, die zu einem Dokument<br />
zusammengefasst wurden. Der<br />
Teil 2 regelt die Objektnutzung. Der<br />
neue Teil 1 enthält detaillierte Bestimmungen<br />
und Abgrenzungen der Planung<br />
bzw. die Gliederung von Qualität,<br />
Kosten, Terminen und Dokument<strong>at</strong>ion.<br />
Als standardisierte Basis für die<br />
Gliederung von Inform<strong>at</strong>ionen und D<strong>at</strong>en<br />
bei der Planung und Errichtung<br />
von Bauobjekten stellt diese ÖNORM<br />
die erforderliche Durchgängigkeit der<br />
Inform<strong>at</strong>ionen und D<strong>at</strong>en sicher. Sie<br />
legt Begriffe und Unterscheidungsmerkmale<br />
fest und schafft damit die<br />
Voraussetzungen für die Vergleichbarkeit<br />
der Ergebnisse von Qualität, Kosten<br />
und Terminen.<br />
Reinigungsleistungen<br />
Erstmals liegt eine Werkvertragsnorm<br />
für Reinigungsleistungen von Fußböden<br />
vor. ÖNORM D 2200 enthält allgemeine<br />
Verfahrens- und Vertragsbestimmungen<br />
zur Reinigung von Bodenbelägen<br />
und ist gemeinsam mit<br />
den fachspezifisch zutreffenden<br />
ÖNORMEN D 2201bis D 2203 anzuwenden.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 11
Bautechnik<br />
Eurocodes<br />
Mit Ende Juni 2009 sind nun die n<strong>at</strong>ionalen<br />
Konstruktions- und Bemessungsnormen<br />
für Stahlbeton- und<br />
Spannbetonbau, Stahlbau, Stahlbeton-Stahl-Verbundbau,<br />
Holzbau, Mauerwerksbau<br />
sowie die Normen bzgl.<br />
der Belastungsannahmen im Bauwesen<br />
Geschichte. Was am 15. April<br />
1927 mit der Publik<strong>at</strong>ion der ÖNORM<br />
B 2101 „Belastungen im Hochbau“<br />
begann, endete 83 Jahre später. Und<br />
doch ist das nicht das Ende einer langen<br />
Tradition von bewährtem österreichischem<br />
Ingenieurwissen, sondern<br />
lediglich eine Verschiebung des<br />
Schaupl<strong>at</strong>zes, auf dem die Norminhalte<br />
diskutiert werden. Die Überarbeitung<br />
der Eurocodes im Jahr 2015<br />
werden österreichische Experten wesentlich<br />
mitbestimmen.<br />
Die Voraussetzungen dafür wurden<br />
in den letzten Jahren mit der vergleichsweise<br />
frühzeitigen Einführung<br />
der Eurocodes in Österreich geschaffen.<br />
Die über Europa hinaus bekannte<br />
Inform<strong>at</strong>ionspl<strong>at</strong>tform www.eurocode.<br />
<strong>at</strong> h<strong>at</strong> auch in Ländern wie Weißrussland<br />
oder Georgien Beachtung gefunden.<br />
Österreichische Experten sind<br />
dort als Ber<strong>at</strong>er zum Thema Eurocodes<br />
aktiv.<br />
In Österreich h<strong>at</strong> die stärkere Einbindung<br />
der Ingenieur- und Architektenkammer<br />
und großer Auftragnehmer,<br />
wie z. B. ÖBB Infrastruktur, neuen<br />
Schwung in das nunmehr europäische<br />
Normungsgeschehen gebracht,<br />
das in den nächsten Jahren weiter<br />
forciert wird. So ist z. B. geplant, das<br />
Sekretari<strong>at</strong> und den Vorsitz für „Verkehrslasten<br />
auf Brücken“ nach Österreich<br />
zu bringen.<br />
Im Vergleich zu den anderen Mitgliedsländern<br />
von CEN ist Österreich<br />
bei der Einführung und Umsetzung<br />
der Eurocodes unverändert im Spitzenfeld.<br />
Zusammen mit Slowenien<br />
und Dänemark war Österreich das<br />
erste Land, in dem als gültiges Regelwerk<br />
für die Bemessung und Konstruktion<br />
von Bauwerken nur noch die<br />
Eurocodes herangezogen werden.<br />
Während andere europäische Länder,<br />
wie z. B. Ungarn und Deutschland,<br />
noch an der Entwicklung der n<strong>at</strong>ionalen<br />
Anhänge arbeiten, beginnt Österreich<br />
bereits mit der Überarbeitung<br />
12 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
dieser Dokumente und der Erstellung<br />
der zweiten Gener<strong>at</strong>ion, in die erste<br />
Erfahrungen aus der Praxis mit einfließen<br />
werden.<br />
Dabei beschreitet Austrian Standards<br />
Institute neue Wege: Im Rahmen<br />
einer an 1 000 Personen gerichteten<br />
Umfrage zur Umstellung auf die<br />
Eurocodes bzw. deren Vor- und<br />
Nachteile konnten wichtige Rückschlüsse<br />
für die Überarbeitung der<br />
n<strong>at</strong>ionalen Anhänge sowie neue Experten<br />
für diesen Themenbereich gewonnen<br />
werden.<br />
Durch direkten Kontakt zu den Anwendern,<br />
sei es in Seminaren und<br />
Workshops, aber auch in Inform<strong>at</strong>ionsveranstaltungen<br />
in Kooper<strong>at</strong>ion<br />
mit Austrian Standards plus Trainings,<br />
konnten Vorurteile gegenüber den Eurocodes<br />
abgebaut und neues Interesse<br />
am Europäischen Normungsgeschehen<br />
geweckt werden.<br />
In diesem Sektor konnte Austrian<br />
Standards Institute seinen Anspruch<br />
als intern<strong>at</strong>ional anerkanntes neutrales<br />
und unparteiisches Kompetenzzentrum<br />
für Standards zu sein und zu den<br />
bestorganisierten Normungsorganis<strong>at</strong>ionen<br />
im intern<strong>at</strong>ionalen Vergleich zu<br />
gehören, einmal mehr unter Beweis<br />
stellen. Die rasche Umstellung auf die<br />
neuen Berechnungsmethoden h<strong>at</strong><br />
beste Voraussetzungen für den Export<br />
von Dienstleistungen der Tragwerksplaner<br />
und Ingenieure geschaffen, die<br />
der gesamten Baubranche zugutekommen.<br />
Erdbeben – Bauen im<br />
Bestand<br />
Auf besonders hohes n<strong>at</strong>ionales Interesse<br />
ist die Veröffentlichung der<br />
ÖNORM B 1998-3 gestoßen. Dieses<br />
Dokument enthält die n<strong>at</strong>ionalen Festlegungen<br />
zur Beurteilung und Ertüchtigung<br />
von Gebäuden im Falle eines<br />
Erdbebens (= N<strong>at</strong>ionaler Anhang zum<br />
Eurocode EN 1998-3). Gleichzeitig<br />
war dies auch Startschuss für die Einsetzung<br />
einer Arbeitsgruppe zum Thema<br />
Nachweis der Standsicherheitsund<br />
Gebrauchstauglichkeit in bestehenden<br />
Hochbauten. Insbesondere<br />
durch die Etablierung der Eurocodes<br />
drängte sich die Frage auf, wie Bauten<br />
aus dem „Vor-Eurocode-Zeitalter“<br />
beurteilt und umgebaut werden können.<br />
Die entsprechende ON-Regel<br />
wird für Anfang 2011 erwartet.<br />
Beton-, Stahlbeton- und<br />
Spannbetonbau<br />
Durch intensives Engagement der Arbeitsgruppe<br />
„Eurocode 2“ gelang es,<br />
eine konsolidierte Fassung der<br />
EN 1992-1-1 „Allgemeine Bemessungsregeln<br />
und Regeln für den<br />
Hochbau“ zu erarbeiten. Dies ist insbesondere<br />
erwähnenswert, da es kein<br />
vergleichbares Dokument in englischer<br />
und deutscher Sprache gibt, in<br />
das sämtliche im CEN TC 250/SC 2<br />
erfassten Berichtigungen und die aus<br />
der Praxis gekommenen Stellungnahmen<br />
eingearbeitet sind. Die Arbeitsgruppe<br />
„Eurocode 2“ ist auch der treibende<br />
Motor für die Überarbeitung<br />
des dazugehörenden N<strong>at</strong>ionalen Anhangs<br />
B 1992-1-1. Zield<strong>at</strong>um ist die<br />
zweite Jahreshälfte 2010.<br />
Mit der ON-Regel ONR CEN/<br />
TS 1992-4-1 wurde ein weiterer Teil<br />
der Eurocode-Familie (vier Technische<br />
Spezifik<strong>at</strong>ionen) über die Bemessung<br />
der Verankerung von Befestigungen in<br />
Beton publiziert. Neben allgemeinen<br />
Hinweisen sind spezielle Regelungen<br />
für Kopfbolzen, Ankerschienen sowie<br />
mechanische und chemische Dübel-<br />
Systeme enthalten.<br />
Stahl-, Verbund- und<br />
Aluminiumbau<br />
Die noch ausständigen N<strong>at</strong>ionalen Anhänge<br />
zu Teilen des Eurocode 3 (hier:<br />
zusätzliche Regeln für Stahlsorten bis<br />
S 700 sowie Regelungen für Türme,<br />
Maste und Schornsteine bzw. Rohrleitungen)<br />
wurden im ersten Halbjahr<br />
2009 abgeschlossen. Mit der ÖNORM<br />
B 1993-4-3 wurden nicht nur die n<strong>at</strong>ionalen<br />
Festlegungen zum entsprechenden<br />
Eurocode-Teil veröffentlicht,<br />
sondern auch Regelungen für Konstruktion<br />
und Bemessung von Druckrohrleitungen<br />
aus Stahl aufgenommen,<br />
die als Triebwasserweg von<br />
Kleinkraftwerken dienen oder für den<br />
Wassertransport von Anlagen (z. B.<br />
Beschneiungsanlagen) im öffentlichen<br />
Bereich zum Eins<strong>at</strong>z kommen.
Dem aus hochqualifizierten Ingenieuren,<br />
Wissenschaftern sowie Vertretern<br />
von Stahlbaufirmen zusammengesetzten<br />
Komitee „Stahl-, Verbundund<br />
Aluminiumbau“ gelang es 2009,<br />
durch Herausgabe einer österreichischen<br />
Fassung der EN 1090-2 „Technische<br />
Anforderungen an die Ausführung<br />
von Stahltragwerken“ eine Brücke<br />
zwischen den hierzulande bekannten<br />
Begriffsbestimmungen und<br />
der Einhaltung der CEN-Regeln zu<br />
schlagen. Ebenso wurden konsolidierte<br />
Neuausgaben für die drei Eurocode-Teile<br />
für den Verbundbau fertig<br />
gestellt.<br />
Hingegen h<strong>at</strong> sich die Herausgabe<br />
der fünf Eurocode-Teile für Aluminiumbau<br />
weiter verzögert. Grund dafür<br />
sind neue technische Diskussionen<br />
auf europäischer Ebene, aber auch<br />
fehlerhafte deutschsprachige Übersetzungen.<br />
Mit der Publik<strong>at</strong>ion wird noch<br />
im ersten Halbjahr 2010 gerechnet.<br />
Holzbau<br />
Rechtzeitig mit Ende der so genannten<br />
Koexistenzperiode (hier: Zurückziehung<br />
der ÖNORM B 4100-2) wurde<br />
die Überarbeitung des N<strong>at</strong>ionalen Anhangs<br />
ÖNORM B 1995-1-1 mit 1. Juli<br />
2009 publiziert. Dem war ein zähes<br />
Ringen im Komitee 012 „Holzbau“ vorausgegangen,<br />
in dem schließlich eine<br />
Vielzahl von n<strong>at</strong>ionalen Erläuterungen<br />
und Ergänzungen aufgenommen wurde,<br />
wie z. B. Blockscherversagen von<br />
Verbindungen, nachgiebig verbundene<br />
Biegestäbe, zusammengesetzte<br />
Druckstäbe sowie zimmermannsmäßige<br />
Verbindungen. Komplettiert wird<br />
dieser N<strong>at</strong>ionale Anhang, wie schon<br />
zuvor im Bereich Betonbau und Stahlbau,<br />
durch eine konsolidierte und fehlerbereinigte<br />
Neuausgabe des europäischen<br />
Grundlagendokuments<br />
EN 1995-1-1 „Bemessung und Konstruktion<br />
von Holzbauten“.<br />
Belastungsannahmen im<br />
Bauwesen<br />
Die schon 2008 auf europäischer Ebene<br />
begonnene Erarbeitung von Korrekturen<br />
und Änderungen in den Einwirkungs-<br />
und Erdbeben-Eurocodes<br />
wurde 2009 intensiviert und werden<br />
voraussichtlich 2010 abgeschlossen.<br />
Besonders heftig diskutiert wird eine<br />
Änderung zur EN 1991-1-4 „Windlasten<br />
auf Bauwerke“, die auch von österreichischer<br />
Seite maßgeblich mitgestaltet<br />
wurde.<br />
Geotechnik<br />
Berechnungsverfahren – Eurocode<br />
7: In den Arbeitsgruppen des<br />
Komitees 023 wird weiter an der Anpassung<br />
der n<strong>at</strong>ionalen Berechnungsnormen,<br />
z. B. für Flächengründungen<br />
und Pfahlgründungen, gearbeitet. Als<br />
Grundlage steht seit Mai 2009 die<br />
ÖNORM EN 1997-1 als konsolidierte<br />
Fassung zur Verfügung. Dafür haben<br />
die Experten eine Reihe von Berechnungsbeispielen<br />
entwickelt, die in drei<br />
Bänden bei Austrian Standards plus<br />
Publishing herausgegeben werden.<br />
Der erste Teil wurde 2009 veröffentlicht,<br />
die Teile 2 und 3 folgen 2010.<br />
Die Inhalte der ÖNORM EN 1997-1<br />
wurden im Juni 2009 im Rahmen eines<br />
zweitägigen Seminars von Austrian<br />
Standards plus Trainings vorgestellt.<br />
Zur n<strong>at</strong>ionalen Umsetzung der<br />
ÖNORM EN 1997-2 wird derzeit an<br />
der ÖNORM B 1997-2 gearbeitet, die<br />
die ÖNORM B 4402 über die Baugrunderkundung<br />
für bautechnische<br />
Zwecke ersetzen wird.<br />
Baugrunderkundung und -untersuchung:<br />
Zum Themenbereich Baugrunderkundung<br />
und -untersuchung<br />
wurden die ÖNORMEN B 4410 über<br />
die Bestimmung des Wassergehalts,<br />
B 4411 über die Bestimmung von<br />
Fließ-, Plastizitäts- und Schrumpfgrenzen<br />
sowie die ON-Regel<br />
ONR 24405 für genutete Sondiernadeln<br />
publiziert.<br />
ÖNORM B 4400 Teil 1 mit Benennung,<br />
Beschreibung und Klassifizierung<br />
von Böden und Teil 2 mit Benennung,<br />
Beschreibung und Klassifizie-<br />
rung von Fels wurden als Entwürfe<br />
fertig gestellt und werden im Frühjahr<br />
2010 erscheinen. Seit Herbst 2009<br />
wird außerdem an einer ON-Regel<br />
zum Thema Baugrunderkundung hinsichtlich<br />
Kriegsrelikten gearbeitet – ein<br />
besonders aktuelles Thema bei den<br />
derzeitigen Großbauvorhaben der<br />
Bahn.<br />
Spezialtiefbau: Die Europäischen<br />
Normen über Bohrpfähle, Schlitzwände<br />
und Verankerungen werden derzeit<br />
überarbeitet. Die EN 14490 „Bodenvernagelung“<br />
wird voraussichtlich bis<br />
zum Herbst 2010 fertig gestellt sein.<br />
Erdbau: Im Herbst 2009 fand die erste<br />
Sitzung des CEN/TC 396 „Erdbau“<br />
st<strong>at</strong>t. Dieses Komitee mit fünf Arbeitsgruppen<br />
behandelt die Themen<br />
Grundlagen (Prinzipien des Erdbaus,<br />
Entwurfsregeln, Umweltaspekte, Terminologie,<br />
n<strong>at</strong>ionale Vorgangsweisen),<br />
Klassifizierungssysteme für den Erdbau<br />
und Beschreibung der Lösbarkeit.<br />
Weiters geht es um Bauverfahren,<br />
Qualitätskontrolle und Bauüberwachung<br />
sowie Schüttung durch Spülung.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 13
Bauphysik<br />
Brandschutz im Bauwesen<br />
Die Europäische Norm zur Klassifizierung<br />
von Bauprodukten und Bauteilen<br />
anhand der Ergebnisse von Prüfungen<br />
(EN 13501) gilt mittlerweile als gut eingeführte<br />
Prüfnorm. Sie bietet den<br />
Prüfanstalten die Möglichkeit der Prüfung<br />
– bisher nur für Bauprodukte und<br />
Bauteile, nun auch für die „Flugfeuerbeständigkeit“<br />
– und die Prüfung von<br />
Leitungen und Brandschutzklappen.<br />
Den Herstellern ermöglicht sie den<br />
Nachweis zum Brandverhalten gemäß<br />
der Europäischen Klassifizierung.<br />
Diese ist spätestens ab Mai 2010<br />
den Baubehörden ausschließlich nach<br />
Europäischen Regelwerken nachzuweisen.<br />
Von da an ist die n<strong>at</strong>ionale<br />
Umsetzung der Anforderungen an die<br />
Brennbarkeit von Bauprodukten bzw.<br />
an den Feuerwiderstand durch die<br />
ÖNORMEN B 3806 und B 3807 im<br />
n<strong>at</strong>ionalen Baurecht (Bautechnik- und<br />
Bauordnungen der einzelnen Bundesländer)<br />
verankert. ÖNORM B 3806<br />
wird auf Grund der Erfahrungen aus<br />
der Umsetzung überarbeitet. Der Paradigmenwechsel<br />
in diesem Bereich<br />
der Bautechnik ist somit voll im Gang.<br />
Der Mai 2010 ist insofern ein wichtiger<br />
Einschnitt, als dann die n<strong>at</strong>ionale<br />
ÖNORM B 3800-4 ers<strong>at</strong>zlos zurückgezogen<br />
wird, die bisher eine nachweisfreie<br />
Beurteilung (Klassifizierung)<br />
von Bauteilen in n<strong>at</strong>ionale Brandwiderstandsklassen<br />
erlaubte. Als diese<br />
Norm erstellt wurde, konnte auf Jahrzehnte<br />
an Prüferfahrung zurückgegriffen<br />
und ein leicht anwendbares Werkzeug<br />
zur Umsetzung landesgesetzlicher<br />
Bauvorschriften bereitgestellt<br />
werden. Eine Nachfolge-Norm kann<br />
jedoch erst erstellt werden, wenn seitens<br />
der Wirtschaft gemäß den (zum<br />
Teil seit dem Jahr 2000) vorliegenden<br />
europäischen Prüfmethoden fundierte<br />
Prüf- bzw. Berechnungsergebnisse<br />
vorhanden sind. Derzeit laufen intensive<br />
Bemühungen der zuständigen Komitees,<br />
um eineKlassifizierung nach<br />
den Europäischen Feuerwiderstandklassen<br />
zu erarbeiten. Zusätzlich wird<br />
am Teil 6 der ÖNORM B 3800 gearbeitet,<br />
der sich mit dem Brandverhalten<br />
von Doppelfassaden aus Glas<br />
(Anforderungen, Prüfungen und Beurteilungen)<br />
befasst.<br />
14 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Wärmeschutz<br />
Die Umsetzung der Gesamtenergieeffizienz-Richtlinie<br />
mit ihren 31 Work<br />
Items war auch 2009 ein Arbeitsschwerpunkt<br />
der Europäischen Normung<br />
im Wärmeschutz. Die Möglichkeiten<br />
zur Bewertung des energetischen<br />
Verhaltens bzw. der Energieeffizienz<br />
von Gebäuden wird durch dieses<br />
Normenpaket ermöglicht. Ziele<br />
sind ein effizienter Umgang mit den<br />
Ressourcen, aber auch Energieeinsparung<br />
als eine der wesentlichen Anforderungen<br />
der Bauproduktenrichtlinie.<br />
Neu ist die Möglichkeit einer harmonisierten<br />
europäischen Bewertung<br />
durch Deklar<strong>at</strong>ion des CO 2 -Ausstoßes<br />
sowie des Primärenergieverbrauchs.<br />
Aller Voraussicht nach werden künftig<br />
beide Parameter in den Energieausweisen<br />
auszuweisen sein.<br />
Auf Grund des Energieausweis-Vorlagegesetzes<br />
(EAV-Gesetz) muss der<br />
Energieausweis schon zum Zeitpunkt<br />
der Einreichung von Bauprojekten<br />
vorgelegt werden. Dies gilt seit 1. Jänner<br />
2008 für Wohngebäude und für<br />
Nicht-Wohngebäude sowie seit dem<br />
1. Jänner 2009 beim Verkauf von Gebäuden.<br />
Auf Basis des neuen Vorschlags der<br />
europäischen Gesamtenergieeffizienz-<br />
Richtline (GEEG II) und ihrer Ziele –<br />
u. a., dass ab 2020 nur mehr „Fast-<br />
Null-Energie-Gebäude“ („nearly zero<br />
energy buildings“) als Neubauten in<br />
Frage kommen – wird es seitens der<br />
Länder Bestrebungen geben, diese<br />
Ziele durch Anpassung landesgesetzlicher<br />
Bestimmungen und durch Anpassung<br />
der Wohnbauförderniveaus<br />
erreichbar zu machen. Die methodische<br />
Grundlage der technischen Bestimmungen<br />
wird dabei durch die<br />
ÖNORM B 8110 festgelegt und entsprechend<br />
der Entwicklung auf gesetzlicher<br />
Ebene schrittweise angepasst<br />
werden müssen. Dies erfolgt in<br />
Abstimmung mit dem Österreichischen<br />
Institut für Bautechnik (OIB).<br />
Besonderes Augenmerk legt das<br />
Komitee 175 „Wärmeschutz von Gebäuden<br />
und Bauteilen“ 2010 auf Validierungsgrundlagen<br />
für die EDV-unterstützte<br />
Umsetzung der Anforderungen<br />
der Bundesländer und der betreffenden<br />
ÖNORMEN.<br />
Dämmstoffe<br />
Die steigenden Anforderungen an die<br />
thermische Qualität der Gebäudehülle<br />
und die damit verbundenen steigenden<br />
Dämmstoffdicken des Wärmedämm-Verbundsystems<br />
(WDVS)<br />
machten es notwendig, die zugrunde<br />
liegenden Normen (Anwendungs-,<br />
Produkt- sowie Anforderungs- und<br />
Verarbeitungsnorm) einer Überarbeitung<br />
zu unterziehen. Die Arbeiten werden<br />
2010 abgeschlossen werden.<br />
Ein Erfolg österreichischer Experten<br />
war es, dass eine n<strong>at</strong>ionale Produktnorm<br />
für EPS-Schüttdämmstoffe als<br />
Grundlage für ein europäisches Normvorhaben<br />
herangezogen wurde. Die<br />
Erarbeitung der Europäischen Norm<br />
erfolgte mit t<strong>at</strong>kräftiger Unterstützung<br />
Österreichs, das den Convenor der<br />
Task Group stellte. Die derzeit vorliegenden<br />
Entwürfe der zweiteiligen<br />
Norm entsprechen überwiegend dem<br />
österreichischen Grunddokument.<br />
Schallschutz<br />
Das Thema Schallschutz im Bauwesen<br />
stand in den letzten Jahren auf<br />
Grund einer nicht nur medial intensiv<br />
geführten Energie- und Umwelt-Diskussion<br />
ein wenig im Sch<strong>at</strong>ten des<br />
Wärmeschutzes. Ganz zu Unrecht,<br />
denn in letzter Konsequenz geht es<br />
um Lärmbelästigung, die zu neg<strong>at</strong>iven<br />
gesundheitlichen Auswirkungen führen<br />
kann. Österreichs schallschutztechnische<br />
Vorschriften weisen im europäischen<br />
Vergleich ein sehr hohes<br />
Niveau auf. Um die Einhaltung dieser<br />
gesetzlichen Vorgaben messtechnisch<br />
nachprüfen zu können, wird ein norm<strong>at</strong>ives<br />
Regelwerk erstellt, das 2010<br />
fertig gestellt werden soll.<br />
Der Idee – ähnlich wie im Wärmeschutz<br />
der Energieausweis –, eine<br />
Klassifizierung und Bewertung der<br />
schallschutztechnischen Qualität eines<br />
Gebäudes vornehmen zu können,<br />
widmet sich das zuständige Normengremium<br />
mit der Entwicklung eines<br />
entsprechenden Regelwerks. Nutzern<br />
oder künftigen Nutzern eines Gebäudes<br />
soll somit ein Instrument zur Verfügung<br />
gestellt werden, das die Vergleichbarkeit<br />
der schallschutztechnischen<br />
Qualität ermöglicht.
Planungsgrundlagen<br />
Hochbau Allgemeines<br />
Im Bereich des barrierefreien Bauens<br />
und Planens wurde auf Grund diverser<br />
Stellungnahmen der Länder und Präzisierungen<br />
zur Umsetzung im Landesrecht<br />
(OIB-Richtlinie 4 – Bautechnikverordnungen,<br />
Bauordnungen) eine<br />
Revision der vorhandenen Normenreihe<br />
(ÖNORMEN B 1600 bis B 1603) in<br />
Angriff genommen. Das zuständige<br />
Arbeitsgremium konzentrierte sich<br />
2009 auf die Entwicklung entsprechend<br />
überarbeiteter Norm-Vorschläge.<br />
Die Arbeiten werden 2010 fortgeführt.<br />
Die Arbeiten zum Thema Technisches<br />
Zeichnen im Bauwesen konnten<br />
2009 abgeschlossen werden.<br />
Gleichzeitig wurde mit der Erarbeitung<br />
eines Regelwerks mit Grundlagen und<br />
Anforderungen für die digitale Dokument<strong>at</strong>ion<br />
und den notwendigen D<strong>at</strong>enaustausch<br />
begonnen. Diese dafür<br />
geplanten Dokumente werden der Arbeitsschwerpunkt<br />
für die zuständigen<br />
Experten 2010 sein, um eine Harmonisierung<br />
der CAD-Richtlinien für das<br />
Bauwesen (Hochbau) zu erreichen.<br />
Die Arbeiten an einer Planungs- und<br />
Anforderungsnorm für Treppen konnten<br />
2009 so weit vorangetrieben werden,<br />
dass mit einer Veröffentlichung<br />
2010 zu rechnen ist.<br />
Vorkehrungen für<br />
elektrische Install<strong>at</strong>ionen<br />
Um rechtzeitig, schon in der Planungsphase<br />
von Gebäuden, ausreichend<br />
Pl<strong>at</strong>z für unterschiedlichste Arten<br />
von Elektroinstall<strong>at</strong>ionen vorzusehen,<br />
wurden 2009 mehrere Normen<br />
veröffentlicht: ÖNORM B 5431 „Elektroinstall<strong>at</strong>ionen<br />
– Koordinierung und<br />
Bauablaufplanung“ enthält Angaben<br />
über die Koordinierung der Elektroinstall<strong>at</strong>ionsarbeiten<br />
mit den Bauhauptund<br />
dem Baunebenarbeiten, um unnötige<br />
Verzögerungen des Baufortschritts<br />
zu verhindern. Die Normenserie<br />
ÖNORM B 5432 bis ÖNORM<br />
B 5436 befasst sich mit der Planung<br />
und Ausführung von baulichen Vorkehrungen<br />
für Elektroinstall<strong>at</strong>ionen:<br />
ÖNORM B 5432 für den Einbau von<br />
Fundamenterdern, ÖNORM B 5433<br />
für Hausanschlüsse, Hauptleitungen<br />
und Messeinrichtungen und ÖNORM<br />
B 5434 mit energietechnischen Anlagen<br />
im Wohnbau mit klassischen<br />
Baustoffen wie Ziegeln, Hohlblocksteinen,<br />
Ortbeton sowie mit Fertigteilen.<br />
Für inform<strong>at</strong>ionstechnische Anlagen<br />
im Wohnbau – von Fernmeldeeinrichtungen<br />
über Antennen bis zu Alarmund<br />
Brandmeldeanlagen – finden sich<br />
Bestimmungen in der ÖNORM<br />
B 5435. Die Planung und Ausführung<br />
von Vorkehrungen für Blitzschutzsysteme<br />
an Gebäuden und Anlagen ist in<br />
ÖNORM B 5436 geregelt.<br />
Holzhaus- und<br />
Fertighausbau<br />
Die Grundnorm für Fertighäuser –<br />
ÖNORM B 2310 „Benennungen und<br />
Definitionen sowie Mindestleistungsumfang“<br />
– wurde 2009 überarbeitet.<br />
Damit gibt es nun einheitliche Grundlagen<br />
dafür, was unter den von Herstellern<br />
angebotenen unterschiedlichen<br />
Ausbaustufen konkret zu verstehen<br />
ist. Derzeit werden die norm<strong>at</strong>iven<br />
Anforderungen an Wohnhäuser aus<br />
Holz einer Revision unterzogen, um<br />
den Anwendern in Kürze wieder ein<br />
aktualisiertes Gesamtnormenwerk zur<br />
Verfügung stellen zu können.<br />
Spiel- und Sportstättenbau<br />
Mitte 2009 erschien die ÖNORM<br />
B 2606-1 über N<strong>at</strong>urrasenbeläge auf<br />
Sportplätzen. Sie enthält außer den<br />
Angaben für Aufbau und Herstellung<br />
der Rasenbeläge auch Anforderungen<br />
und Prüfbestimmungen. Lange Diskussionen<br />
gab es über die richtige<br />
und rasche Abführung von Regenwasser<br />
– ein wichtiges Kriterium, das einen<br />
guten von einem schlechten<br />
Sportpl<strong>at</strong>z unterscheidet.<br />
Die ÖNORM B 2608 „Sporthallen –<br />
Richtlinien für Planung und Bau“ wird<br />
derzeit überarbeitet. Sie enthält Anforderungen<br />
an Hallen für den Schulund<br />
Leistungssport. Insbesondere die<br />
Abmessungen der einzelnen Sporthallen<br />
bzw. -bereiche mit den jeweiligen<br />
Sicherheitsabständen sind darin festgelegt.<br />
Zahlreiche Zeichnungen bringen<br />
nun auch Klarheit über die Ausführung<br />
der Bodenmarkierungen.<br />
Brandschutz<br />
Feuerwehrtechnik und<br />
Brandschutzwesen<br />
Das Komitee 041 „Feuerwehrtechnik<br />
und Brandschutzwesen“ konnte 2009<br />
die Überarbeitung der ÖNORMEN<br />
F 2106 „Drahteinbindungen von<br />
Kupplungen in Feuerwehr-Druckschläuchen“<br />
sowie F 4000 „Feuerwehrtechnik<br />
und Brandschutzwesen –<br />
Einreißhaken (geschmiedet)“ abschließen.<br />
Auf Grund der neuen europäischen<br />
Maschinenrichtlinie wurden<br />
einige Dokumente aus dem Bereich<br />
des CEN/TC 192 „Ausrüstung für die<br />
Feuerwehr“ (z.wB. Fahrzeuge, Feuerlöschpumpe)<br />
aktualisiert. 2010 wird<br />
die Überarbeitungen weiterer „Ausrüstungsnormen“<br />
fortgesetzt.<br />
Autom<strong>at</strong>ische<br />
Brandschutzanlagen<br />
Das Komitee 172 „Autom<strong>at</strong>ische<br />
Brandschutzanlagen“ konnte 2009 die<br />
Überarbeitung bzw. Entwicklung der<br />
ÖNORMEN F 3001 „Brandfallsteuersysteme“,<br />
F 3007 „Sauerstoff-Reduziersysteme“<br />
sowie F 3010 „Gaslöschsysteme“<br />
abschließen.<br />
Um größtmöglichen Schutz aller<br />
Menschen zu erreichen, ist es zusätzlich<br />
notwendig geworden, die Tätigkeiten<br />
des CEN/TC 72 „Brandmeldeund<br />
Feueralarmanlagen“ und des<br />
CEN/TC 191 „Ortsfeste Brandbekämpfungsanlagen“<br />
aktiv mitzugestalten.<br />
Dies ist vor allem deshalb wichtig,<br />
da einige Europäische Normen aus<br />
diesen Bereichen zugleich harmonisierte<br />
Europäische Normen zur Bauproduktenrichtlinie<br />
sind.<br />
2010 ist die Erarbeitung weiterer n<strong>at</strong>ionaler<br />
ÖNORMEN geplant.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 15
Infrastruktur<br />
Geoinform<strong>at</strong>ion und<br />
Vermessungswesen<br />
Der Bereich Geoinform<strong>at</strong>ion und Vermessungswesen<br />
stand 2009, wie<br />
schon in den Jahren davor, im Zeichen<br />
der Übernahme von Normen der<br />
Reihe ISO 19100 als ÖNORMEN EN.<br />
Es sind nun acht weitere bzw. überarbeitete<br />
Teile dieser Reihe verfügbar.<br />
Auf n<strong>at</strong>ionaler Ebene wird die erste<br />
n<strong>at</strong>ionale Umsetzungsnorm zur Reihe<br />
ISO 19100 überarbeitet: ÖNORM<br />
A 2270 „Geoinform<strong>at</strong>ion – profil.AT –<br />
Metad<strong>at</strong>enprofil für Geoinform<strong>at</strong>ion –<br />
Regeln zur Umsetzung der ÖNORM<br />
EN ISO 19115“. Sie wird noch im<br />
Frühjahr 2010 publiziert.<br />
Nähere Inform<strong>at</strong>ionen zu den Normen<br />
dieses Fachbereichs und zum<br />
Zusammenhang mit EU-Rechtsakten,<br />
z. B. Infrastructure for Sp<strong>at</strong>ial Inform<strong>at</strong>ion<br />
in the European Community<br />
(INSPIRE), bietet die „AS:D Fachinform<strong>at</strong>ion<br />
10“ (Neue Normen für Geoinform<strong>at</strong>ion<br />
– Die Reihe ÖNORM EN<br />
ISO 19100). Kostenloser Download im<br />
Austrian Standards Webshop:<br />
www.as-plus.<strong>at</strong>/shop (Suchbegriff:<br />
Fachinform<strong>at</strong>ion 10).<br />
Straßenausst<strong>at</strong>tung<br />
Das Europäische Komitee CEN/<br />
TC 226 „Verkehrsausst<strong>at</strong>tung“ h<strong>at</strong> die<br />
Working Group 11 „Wechselverkehrszeichen“<br />
eingerichtet, die unter österreichischem<br />
Vorsitz die Überarbeitung<br />
der dreiteiligen EN 12966 „Vertikale<br />
Verkehrszeichen – Wechselverkehrszeichen“<br />
durchführt.<br />
Mit der neuen ÖNORM V 2022 steht<br />
seit Juli 2009 erstmals eine Norm für<br />
Signal-Auslegermaste aus Stahl zur<br />
Verfügung. Die ÖNORM V 2023 über<br />
Abspannmaste aus Stahl wurde im<br />
Herbst 2009 als Entwurf fertig gestellt<br />
und wird im Frühjahr 2010 erscheinen.<br />
Bis Ende 2010 soll auch die ÖNORM<br />
V 2012 „Anlagen zur Verkehrssteuerung<br />
– Signalleuchten – Regeln zur<br />
Umsetzung der ÖNORM EN 12368“<br />
fertig gestellt sein.<br />
Fragen zur CE-Kennzeichnung von<br />
Straßenausst<strong>at</strong>tungen beantwortet die<br />
„ASI:D Fachinform<strong>at</strong>ion 03“. Kostenloser<br />
Download im Austrian Standards<br />
Webshop: www.as-plus.<strong>at</strong>/shop (Suchbegriff:<br />
Fachinform<strong>at</strong>ion 03).<br />
16 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Eisenbahnwesen<br />
Im Lauf des Jahres 2009 konnten insgesamt<br />
56 Europäische Normen und<br />
Entwürfe, die das Eisenbahnwesen<br />
betreffen, publiziert werden. Sie behandeln<br />
vielfältige Themen in den Bereichen<br />
Trassierung (z. B. Qualität der<br />
Gleisgeometrie), Oberbau (z. B. Schienenbefestigungssysteme,<br />
Bau- und<br />
Instandhaltungsmaschinen) und Fahrzeugbau<br />
(z. B. Bremstechnik, Radsätze<br />
und Drehgestelle, Kesselwagen).<br />
Die Aktivitäten dieses Fachbereichs<br />
basieren im Wesentlichen auf EU-<br />
Richtlinien, den technischen Spezifik<strong>at</strong>ionen<br />
für die Interoperabilität (TSI)<br />
und den Arbeiten der European Railway<br />
Agency (ERA).<br />
Das CEN/TC 256 „Eisenbahnwesen“<br />
h<strong>at</strong> 2009 die WG 44 „Persons<br />
with reduced mobility“ neu eingerichtet,<br />
die Festlegungen für Fahrzeuge<br />
und Infrastruktur behandelt. Die Arbeitsgruppe<br />
WG 2 „Structural requirements“<br />
wird nun von Österreich geleitet.<br />
Telem<strong>at</strong>ik<br />
Fragen der elektronischen Gebührenerfassung<br />
waren 2009 eines der<br />
Kernthemen des Komitees 220 „Telem<strong>at</strong>ik<br />
für Straßenverkehr und -transport“.<br />
Ein ständiger Diskussionspunkt<br />
war dabei der D<strong>at</strong>enschutz. Die Arbeiten<br />
werden 2010 fortgesetzt. Die Experten<br />
bringen die österreichischen<br />
Meinungen und Standpunkte äußerst<br />
engagiert in die für sie relevanten<br />
Europäischen und Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Normen ein.<br />
Mobilitätsmanagement<br />
Im November 2009 wurde das CEN<br />
Workshop Agreement (CWA) „Leitfaden<br />
für die Einführung eines qualitätsorientierten<br />
Mobilitätsmanagements in<br />
kleinen und mittelgroßen Städten“ publiziert.<br />
Dieses Dokument ist in einem<br />
Forschungsprojekt im 6. EU-Rahmenprogramm<br />
entstanden. Austrian Standards<br />
Institute h<strong>at</strong> das Sekretari<strong>at</strong> geführt.<br />
Nähere Inform<strong>at</strong>ionen: „ASI:D<br />
Fachinform<strong>at</strong>ion 14“ (QMSMM Qualitätsmanagement-Schema<br />
für Mobilitätsmanagement).<br />
Kostenloser Download:<br />
www.as-plus.<strong>at</strong>/shop.<br />
Wasserversorgung<br />
Die technischen Regeln für Trinkwasserinstall<strong>at</strong>ion<br />
in Gebäuden werden in<br />
der insgesamt fünf Teile umfassenden<br />
Europäischen Norm EN 806 geregelt.<br />
Da die Arbeiten dafür bereits weit fortgeschritten<br />
sind, h<strong>at</strong> das Komitee 122<br />
„Wasserversorgung“ beschlossen, die<br />
(n<strong>at</strong>ionale) ÖNORM B 2531-1 „Trinkwasser-Versorgungseinrichtungen<br />
in<br />
Grundstücken - Teil 1: Richtlinien für<br />
Planung, Bau und Betrieb“ zu überarbeiten<br />
und an die EN 806 anzupassen.<br />
Durch ein Normvorhaben des CEN/<br />
TC 164 „Wasserversorgung“ ist die<br />
Normung von Trinkwassersystemen in<br />
eine neue Phase eingetreten: Die neue<br />
ÖNORM EN 15975 enthält erstmals<br />
Leitlinien für das Risiko- und Krisenmanagement<br />
der Trinkwasserversorgung.<br />
Teil 1 „Krisenmanagement“ liegt<br />
bereits als Entwurf vor, Teil 2 „Risikomanagement“<br />
ist in Vorbereitung.<br />
Großes Thema auf intern<strong>at</strong>ionaler<br />
Ebene sind Dienstleistungen der Wasserversorgung<br />
und -entsorgung. Hier<br />
ist das Komitee 122 „Wasserversorgung“<br />
gemeinsam mit dem Komitee<br />
120 „Abwassertechnik“ Spiegelgremium<br />
gegenüber ISO/TC 224 „Service<br />
activities rel<strong>at</strong>ing to drinking w<strong>at</strong>er<br />
supply systems and wastew<strong>at</strong>er systems“.<br />
Derzeit sind die drei Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Normen ISO 24510, ISO 24511<br />
und ISO 24512 in Arbeit. Sie behandeln<br />
Dienstleistungen in der Wasserversorgung<br />
und Abwassertechnik sowie<br />
Empfehlungen für das Management<br />
von Wasserversorgungsanlagen<br />
und abwassertechnischen Anlagen.<br />
Österreichische Experten arbeiten<br />
derzeit mit Kollegen aus Deutschland<br />
und der Schweiz an den deutschsprachigen<br />
Fassungen dieser Normen.
Abwasserbeseitigung<br />
Zentrales Thema im Bereich Abwassertechnik<br />
(Komitee 120) war die<br />
Überarbeitung der ÖNORMEN B 2501<br />
und B 2503 mit ergänzenden Richtlinien<br />
zu den jeweiligen Europäischen<br />
Normen für Entwässerungsanlagen für<br />
Gebäude bzw. für Kanalanlagen. Im<br />
Rahmen einer Inform<strong>at</strong>ionsveranstaltung<br />
konnten zu beiden Normen mit<br />
der Fachwelt spezielle Fragen und<br />
Erfahrungen erörtert werden.<br />
Besondere Aufmerksamkeit – auch<br />
aus Deutschland – finden die in<br />
ÖNORM B 2503 enthaltenen Festlegungen<br />
zur Prüfung der Dichtheit von<br />
Kanälen, Schächten und Behältern.<br />
Diese Vorgaben sind besonders wichtig<br />
im Hinblick auf Funktionalität und<br />
Lebensdauer der Bauwerke sowie<br />
auch im Sinne des Umweltschutzes.<br />
Überarbeitet wurden 2009 die<br />
ÖNORMEN über das Abwasserverhalten<br />
von Reinigungsmitteln für die Reinigung<br />
von Fahrzeugen und Motoren<br />
(ÖNORMEN B 5104 bis B 5106), wie<br />
sie in Kfz-Werkstätten, Garagen,<br />
Tankstellen und einschlägigen Nebenbetrieben<br />
zum Eins<strong>at</strong>z kommen. Dabei<br />
ging es vor allem um die Prüfung<br />
von Reinigungsmitteln sowie die<br />
Eigen- und Fremdüberwachung bei<br />
der Herstellung.<br />
Weiterer Schwerpunkt war die<br />
Überarbeitung der ÖNORM B 5101<br />
„Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten<br />
(z. B. Öl und Benzin)“, die ergänzende<br />
Anforderungen zu den<br />
ÖNORMEN EN 858-1 und -2 enthält<br />
und die Kennzeichnung der Normkonformität“<br />
regelt. Der heute oblig<strong>at</strong>e<br />
Zus<strong>at</strong>z von biogenen Stoffen zu herkömmlichen<br />
fossilen Treibstoffen kann<br />
dazu führen, dass sich ab einem bestimmten<br />
Anteil die Abscheidewirkung<br />
ändert, wenn mit Mineralölabscheider<br />
der herkömmlichen Bauweise gereinigt<br />
wird. Daher waren die Festlegungen<br />
der ÖNORM B 5101 an diese Situ<strong>at</strong>ion<br />
anzupassen. Dazu kommt<br />
noch die Überarbeitung der ÖNORM<br />
B 5010 „Gütesicherung von Rohrleitungssystemen<br />
für Hausinstall<strong>at</strong>ion,<br />
Siedlungs- und Industriewasserbau –<br />
Allgemeine Grundsätze“. Darin sind<br />
die allgemein gültigen Vorgaben für<br />
die Gütesicherung bei Produkten festgelegt,<br />
die – in Serie erzeugt – im<br />
Siedlungswasserbau eingesetzt werden.<br />
Die Überarbeitung dieser<br />
ÖNORM erfolgte gemeinsam mit dem<br />
Komitee 122 „Wasserversorgung“ sowie<br />
Experten aus den Komitees 005<br />
(Rohre aus thermoplastischen Kunststoffen),<br />
090 (Gussrohre) und 192<br />
(Bauteile aus verstärk<br />
Gussrohre für die<br />
Abwasserentsorgung<br />
In Anpassung an das vom CEN/<br />
TC 203 „Gusseiserne Rohre, Formstücke<br />
und ihre Verbindungen“ überarbeitete<br />
Normenwerk wurde 2009 die<br />
ÖNORM B 2595 „Formstücke, Zubehörteile<br />
und ihre Verbindungen für<br />
Rohrleitungen aus duktilem Gusseisen<br />
für die Abwasserentsorgung – Formen<br />
und Abmessungen“ adaptiert.<br />
Die Tätigkeit des Komitees 090<br />
„Gussrohre“ war weitgehend auf die<br />
Übernahme der Europäischen Normen<br />
für Gussrohre ausgerichtet. Wichtige<br />
Produktnormen sind EN 545 für die<br />
Wasserversorgung, EN 598 für die<br />
Abwasser-Entsorgung und EN 969 für<br />
Gasleitungen. Die für den Konformitätsnachweis<br />
dieser Produkte relevante<br />
mehrteilige ÖNORM B 2599 wird im<br />
Lauf des Jahres 2010 aktualisiert und<br />
an die vom CEN/TC 203 neu herausgegebenen<br />
Normen angepasst.<br />
Kulturgut<br />
Konservierung von<br />
Kulturgut<br />
Das Komitee 255 „Konservierung von<br />
beweglichem und unbeweglichem<br />
Kulturgut“ befasste sich 2009 mit weiteren<br />
neuen Entwürfen, die im europäischen<br />
Spiegelgremium CEN/TC 346<br />
„Conserv<strong>at</strong>ion of cultural property“ erarbeitet<br />
wurden. Besonders hervorzuheben<br />
sind die Entwürfe zu den künftigen<br />
Europäischen Normen EN 15898<br />
(Terminologie) und EN 15946 (Verpackungsverfahren).<br />
Wichtigstes Kriterium<br />
bei der Auswahl der Verpackung<br />
ist der bestmögliche Schutz für das<br />
jeweilige Kulturgut. Entsprechend<br />
wurde eine Liste mit möglichen Risiken<br />
und den jeweils am besten geeigneten<br />
Methoden zusammengestellt.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 17
Haustechnik — Heizen, Kühlen, Lüften, Energie<br />
Thermische<br />
Sonnenenergienutzung<br />
Um die technische Sicherheit von<br />
Sonnenkollektoren zu erhöhen und<br />
um Unfälle nach der Montage zu vermeiden,<br />
arbeiten die Experten des<br />
Komitees 173 „Thermische Sonnenenergienutzung“<br />
derzeit an der<br />
ÖNORM M 7778. Sie regelt die Montageplanung<br />
und Montage von Solaranlagen<br />
und soll Ende 2010 fertig gestellt<br />
sein. Ebenso wird derzeit an einem<br />
Planungsschema für eine effiziente<br />
Install<strong>at</strong>ion zur Nutzung der Sonnenenergie<br />
(ÖNORM M 7777) gearbeitet.<br />
Dabei geht es um hydraulische<br />
Schaltungen und das Stagn<strong>at</strong>ionsverhalten.<br />
Energie aus fester<br />
Biomasse<br />
Die Fertigstellung einer Europäischen<br />
Norm zur Klassifizierung von festen<br />
Biobrennstoffen wird derzeit intensiv<br />
im Komitee 241 „Energie aus fester<br />
Biomasse“ vorangetrieben. Auf Basis<br />
der ÖNORMEN EN 14961-1 und<br />
EN 15210-1 wird 2010 eine aktualisierte<br />
Fassung der Zertifizierungsnorm<br />
M 7135 für Pellets und Briketts erarbeitet.<br />
Grund für die Aktualisierung ist<br />
die Anpassung der n<strong>at</strong>ionalen Prüfnormen<br />
an die Anforderungen auf europäischer<br />
Ebene, um einen EU-weiten<br />
Handel mit diesen Brennstoffen zu<br />
erleichtern. Mit der Veröffentlichung<br />
der ÖNORM C 4002 Anfang 2010<br />
konnte man dieses Ziel für Strohpresslinge<br />
bereits erreichen.<br />
Hafnerarbeiten<br />
2009 konnte sich der österreichische<br />
Markt für Kachelöfen wesentlich erweitern.<br />
Grund dafür ist die Veröffentlichung<br />
und Übernahme der EN 15544<br />
„Ortsfest gesetzte Kachelgrundöfen/<br />
Putzgrundöfen – Auslegung“. Österreichische<br />
Experten haben daran intensiv<br />
mitgewirkt. Die bisher gültige<br />
n<strong>at</strong>ionale Norm ÖNORM B 8302 wurde<br />
zurückgezogen. Außerdem wird<br />
derzeit intensiv an einer technischen<br />
Regel für die Install<strong>at</strong>ion von häuslichen<br />
Feuerstätten (ÖNORM B 8311)<br />
gearbeitet. Sie soll Ende 2010 fertig<br />
gestellt sein.<br />
18 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Energiewirtschaft<br />
Gemeinsam mit Vertretern anderer europäischer<br />
Länder konnte Österreich<br />
2009 die wichtige ÖNORM EN 16001<br />
fertig stellen. Diese Norm beschreibt<br />
die Anforderungen an die Einführung,<br />
Verwirklichung, Aufrechterhaltung und<br />
Verbesserung eines Energiemanagementsystems.<br />
Ein solches System berücksichtigt<br />
gesetzliche Anforderungen,<br />
die erfüllt werden müssen, sowie<br />
anderweitige Verpflichtungen für die<br />
Organis<strong>at</strong>ion. Damit ist eine Organis<strong>at</strong>ion<br />
bzw. ein Unternehmen in der<br />
Lage, seine Energieeffizienz mit Hilfe<br />
eines system<strong>at</strong>ischen Ans<strong>at</strong>zes kontinuierlich<br />
zu verbessern. Diese<br />
ÖNORM dient als Basis zur Zertifizierung<br />
in ganz Europa.<br />
Parallel dazu wurde auf n<strong>at</strong>ionaler<br />
Ebene mit der Überarbeitung der<br />
ÖNORMEN M 7102 und M 7103 begonnen,<br />
in denen die Grundbegriffe<br />
der Energiewirtschaft definiert sind.<br />
Wirtschaftlicher Energieeins<strong>at</strong>z<br />
in Gebäuden<br />
Mit 1. Jänner 2010 konnten die<br />
ÖNORMEN H 5056 bis H 5059 zur<br />
Energieoptimierung von Gebäuden<br />
sowie zur Berechnung des Energieausweises<br />
veröffentlicht werden. Sie<br />
betreffen den Energiebedarf für Heizung,<br />
Kühlung, Raumlufttechnik und<br />
Beleuchtung. Mit dieser Überarbeitung<br />
wurde ein wichtiger Schritt zur<br />
Erreichung der Kyoto-Ziele durch Österreich<br />
bis 2012 gesetzt. Parallel zu<br />
den Beiblättern dieser Normen – essentiell<br />
für die Entwicklung von Software<br />
zur Berechnung des Energieausweises<br />
– arbeiten die Experten auch<br />
an der Überarbeitung der ÖNORM<br />
H 5055 „Energieausweis für Gebäude“,<br />
um die Bedürfnisse von Behörden,<br />
Wohnbauförderung und Konsumenten<br />
besser zu berücksichtigen.<br />
Damit soll vor allem die Überprüfbarkeit<br />
von Energieausweisen verbessert<br />
werden.<br />
Heizungsanlagen<br />
Im Zuge der Harmonisierung der<br />
Richtlinien der Bundesländer für die<br />
Überprüfung von Heizungsanlagen<br />
wurden 2009 die Arbeiten an der<br />
mehrteiligen ÖNORM M 7510 fortgesetzt.<br />
Die Teile 2 „Einfache Überprüfung<br />
von Feuerungsanlagen für flüssige<br />
und gasförmige Brennstoffe“ und 4<br />
„Einfache Überprüfung von Feuerungsanlagen<br />
für feste Brennstoffe“<br />
konnten veröffentlicht werden. Die<br />
Fertigstellung der Teile 3 (Feuerstätten<br />
mit einer Nenn-Wärmeleistung von 2<br />
bis 10 MW in Heizungsanlagen mit<br />
Wärmeträgern jeder Art) und 5 (Feuerungsanlagen<br />
für feste Brennstoffe) ist<br />
für 2010 geplant.<br />
Die ÖNORM M 7510 hilft bei der Ermittlung<br />
der ordnungsgemäßen Funktion,<br />
der Abgasverluste sowie der<br />
Emissionen und ist zur Beurteilung der<br />
energiewirtschaftlichen Zweckmäßigkeit<br />
und der Umweltfreundlichkeit anzuwenden.<br />
Ein weiterer Meilenstein 2010 waren<br />
die Arbeiten am Teil 1 der ÖNORM<br />
H 5151 für die Planung von Heizungsanlagen<br />
sowie am Teil 1 der ÖNORM<br />
H 5195 zur Verhütung von Schäden<br />
durch Korrosion und Steinbildung in<br />
geschlossenen Warmwasser-Heizungsanlagen.<br />
Beide Normen werden<br />
2010 als Entwürfe vorliegen.<br />
Klim<strong>at</strong>echnik<br />
Mit der 2009 fertig gestellten Ausarbeitung<br />
der ÖNORM H 6029 „Lüftungstechnische<br />
Anlagen – Brandrauchverdünnungs-Anlagen(BRV-Anlagen)“<br />
ist es gelungen, die Sicherheit<br />
beim Brandschutz in Häusern zu erhöhen.<br />
Diese ÖNORM legt Mindestanforderungen<br />
an die Dimensionierung<br />
und die Ausführung von lüftungstechnischen<br />
Anlagen bei der Verwendung<br />
als Brandrauchverdünnungs-Anlagen<br />
fest.<br />
Außerdem wurde mit der Überarbeitung<br />
von ÖNORM H 6025 „Lüftungstechnische<br />
Anlagen – Brandschutzklappen<br />
– Anforderungen und Prüfung“<br />
ein weiterer Schritt in Richtung<br />
Sicherheit beim Brandschutz gesetzt.<br />
Diese ÖNORM enthält Anforderungen<br />
an Brandschutzklappen sowie die Bestimmungen<br />
für die Prüfung und<br />
Normkennzeichnung und ist für Klappen<br />
anzuwenden, die in lüftungstechnischen<br />
Anlagen die Ausbreitung von<br />
Feuer und Rauch über die Luftleitung<br />
verhindern.
Derzeit wird an Aktualisierungen der<br />
ÖNORMEN H 6035 als Grundlage für<br />
die Planung und Ausführung von lüftungstechnischen<br />
Anlagen in Hallenbädern<br />
hinsichtlich der hygienischen<br />
und physiologischen Anforderungen<br />
sowie H 6024 gearbeitet, die grundsätzliche<br />
brandschutztechnische Anforderungen<br />
für lüftungstechnische<br />
Anlagen umfasst und die n<strong>at</strong>ionale<br />
Anwendung der Europäischen Norm<br />
EN 15423 ermöglichen wird.<br />
Wärmepumpen und<br />
Luftkonditionierungsgeräte<br />
Im Bereich der Wärmepumpen wurde<br />
2009 intensiv an der Aktualisierung aller<br />
Teile der ÖNORM M 7755 gearbeitet.<br />
Die Überarbeitung erfolgt auf Basis<br />
der Europäischen EN 15450 unter<br />
Berücksichtigung des österreichischen<br />
Markts. Alle bisherigen Teile<br />
werden zu einem Dokument zusammengefasst<br />
und als Ergänzungsnorm<br />
zu ÖNORM EN 15450 konzipiert. Die<br />
Veröffentlichung ist für Anfang 2011<br />
vorgesehen.<br />
Heizkessel für<br />
feste Brennstoffe<br />
Austrian Standards Institute wurde<br />
2009 mit der Leitung der Überarbeitung<br />
der Europäischen Norm EN 303-<br />
5 „Heizkessel für feste Brennstoffe“<br />
beauftragt, um die Bauanforderungen<br />
und die sicherheitstechnischen Festlegungen<br />
den modernen Umweltauflagen<br />
anzupassen. Durch die Verwendung<br />
von Heizkesseln – vorwiegend<br />
im ländlichen Raum – h<strong>at</strong>te man früher<br />
nur „Stückholz und Hackgut“ berücksichtigt.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
h<strong>at</strong> sich jedoch die Verwendung<br />
von Holzpresslingen und Pellets<br />
durchgesetzt. Eine Anpassung war<br />
daher dringend erforderlich und soll<br />
rasch realisiert werden. Der Entwurf<br />
wird bereits 2010 vorliegen. In Zeiten<br />
von Problemen mit Gaslieferungen<br />
und stark steigenden Heizölkosten h<strong>at</strong><br />
diese Europäische Norm einen besonderen<br />
Stellenwert. Dazu kommt, dass<br />
Österreich hervorragende Experten<br />
und umfassende Erfahrung auf diesem<br />
Gebiet vorweisen kann.<br />
Erdölprodukte und deren<br />
Substitutionsprodukte<br />
Zu den Schwerpunkten des Komitees<br />
024 „Erdölprodukte und deren<br />
synthetische und pflanzliche Substitutionsprodukte“<br />
zählte 2009 die Erstellung<br />
der ON-Regel ONR 31115. Festgelegt<br />
sind darin Mindestanforderungen<br />
sowie Prüfungen für den Brennstoff<br />
„Heizöl extra leicht“ mit biogenen<br />
Anteilen, die für den Eins<strong>at</strong>z in Ölgeräten<br />
erforderlich sind. Ziel ist, dass diese<br />
Brennstoffqualität in den am Markt<br />
befindlichen Anlagen und Geräten,<br />
gegebenenfalls mit entsprechenden<br />
technischen Modifik<strong>at</strong>ionen, eingesetzt<br />
werden kann. In Abgrenzung zur<br />
ÖNORM C 1109 sind in dieser ONR<br />
Brennstoffe spezifiziert, die neben mineralölstämmigen<br />
Komponenten auch<br />
Komponenten biogener Herkunft enthalten.<br />
Die Entwicklung auf diesem<br />
Fachgebiet ist noch nicht abgeschlossen,<br />
und weitere praktische Erfahrungen<br />
sollen abgewartet werden.<br />
Neu erschienen sind außerdem die<br />
ÖNORMEN EN 228, EN 589, EN 590<br />
und EN 14214, die Anforderungen<br />
und Prüfverfahren für die Kfz-Kraftstoffe<br />
beinhalten – konkret für unverbleite<br />
Ottokraftstoffe, Flüssiggas, Dieselkraftstoff<br />
und Fettsäure-Methylester<br />
(FAME) für Dieselmotoren – und<br />
Eingang in die Kraftstoffverordnung<br />
gefunden haben. Eine der wesentlichen<br />
Änderungen der ÖNORM<br />
EN 590 ist, dass diese Norm nun die<br />
Zugabe von Fettsäure-Methylestern<br />
bis zu einem maximalen Gehalt von<br />
sieben Prozent vorsieht. In EN 228<br />
wurden beispielsweise Anforderungen<br />
an Ethanol für den Eins<strong>at</strong>z als Blendkomponente<br />
aufgenommen. Bei<br />
ÖNORM EN 14214 wurde der Phosphor-Grenzwert<br />
von 10 ppm auf<br />
4 ppm abgesenkt.<br />
Bäderwesen<br />
Bäderwesen<br />
Im Komitee 245 „Bäderwesen“ wurde<br />
die ÖNORM M 6216 „Schwimm- und<br />
Badebecken – Anforderungen an die<br />
Beckenhydraulik und die Wasseraufbereitung“<br />
abgeschlossen. Sie enthält<br />
Bestimmungen für Wasseraufbereitungsanlagen,<br />
die unter die Bestimmungen<br />
von Bäderhygienegesetz<br />
bzw. -verordnung (BHygG, BHygV)<br />
fallen. Durch die Einhaltung der darin<br />
definierten Anforderungen an Beckenhydraulik<br />
und Wasseraufbereitung<br />
wird die in ÖNORM M 6215 geforderte<br />
Beschaffenheit des Wassers sichergestellt.<br />
In der neuen ÖNORM sind<br />
auch Vorgaben an Warmsprudelbecken<br />
(bisher ÖNORM M 6220-1),<br />
Tauchbecken (bisher ÖNORM<br />
M 6219-1) sowie für Warmbecken und<br />
künstliche Bachläufe aufgenommen.<br />
Zur „Bademeisterausbildung“<br />
(ÖNORM S 1150 „Anforderungen an<br />
die Ausbildung von geprüften Bäderbetreuern“)<br />
gab es 2009 Inform<strong>at</strong>ionsveranstaltungen.<br />
Inzwischen sind die<br />
ersten nach dieser ÖNORM ausgebildeten<br />
und geprüften Bademeister im<br />
Eins<strong>at</strong>z - ein wesentlicher Schritt zur<br />
Erhöhung der Sicherheit.<br />
Neue Regelungen gibt es für Planung<br />
und Betrieb der unterschiedlichsten<br />
Arten von Saunaanlagen,<br />
Wärmekammern und Infrarotkabinen.<br />
Dazu wurde die zweiteilige ÖNORM<br />
M 6219 fertig gestellt. Teil 1 regelt<br />
Planung und Betrieb von Saunas und<br />
Saunas in Kombin<strong>at</strong>ion mit Infrarot-<br />
Wärmequellen und Teil 2 Planung und<br />
Betrieb von Infrarotkabinen. Der typische<br />
Werkstoff für Saunaanlagen ist<br />
Holz. Ein dritter Teil – mit Vorgaben<br />
für Wärmekammern und/oder Dampfkammern,<br />
die nicht überwiegend in<br />
Holzbauweise errichtet sind – ist in<br />
Vorbereitung. Diese Norm wird für<br />
Kammern mit einem Temper<strong>at</strong>urbereich<br />
von 30 °C bis 60 °C und bis<br />
nahe 100 % rel<strong>at</strong>iver Luftfeuchte gelten.<br />
Darunter fallen auch Wellnessanwendungen,<br />
wie z. B. Caldarium, Laconium,<br />
Tepidarium.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 19
Transport und Verkehr<br />
Straßenfahrzeuge<br />
Das Komitee 038 „Straßenfahrzeuge“<br />
beschäftigte sich 2009 hauptsächlich<br />
mit der Überarbeitung der Prüfmethoden<br />
für Bremsanlagen in ÖNORM<br />
V 5046. Die Experten der Arbeitsgruppe<br />
038.06 „Bremsen“ haben dabei<br />
insbesondere die Schaltpläne an den<br />
Stand der Technik angepasst und<br />
weiters die einzelnen Abschnitte für<br />
die Prüfungen nach den Kriterien Anordnung<br />
der Messpunkte, Prüfbedingungen<br />
und Prüfvorgang neu strukturiert.<br />
Die neue ÖNORM V 5046 wurde<br />
am 15. November 2009 veröffentlicht.<br />
Den immer beliebter werdenden<br />
Fahrrädern mit Elektro-Zus<strong>at</strong>zmotor<br />
trägt die neue ÖNORM EN 15194<br />
Rechnung, die mit 1. Juni 2009 veröffentlicht<br />
wurde. Sie enthält sicherheitstechnische<br />
Anforderungen für<br />
elektromotorisch unterstützte Räder.<br />
2010 wird neue Grundlagen für die<br />
Zustandsbewertung von gebrauchten<br />
Kraftfahrzeugen bringen. Vorgesehen<br />
ist die Überarbeitung der Beurteilung<br />
von Gebrauchtwagen der Klassen M1<br />
und N1 (ÖNORM V 5080) sowie der<br />
Begriffe und Kriterien für die Bewertung<br />
(ÖNORM V 5051).<br />
Güterumschlag<br />
Das Komitee 163 „Güterumschlag“<br />
beschäftigte sich vordringlich mit der<br />
Überarbeitung der Planungsgrundlagen<br />
von Anschlussbahnen, die in<br />
ÖNORM B 4920-3 festgelegt sind. Im<br />
Jahr 2010 soll diese Aktualisierung<br />
abgeschlossen und die Neuausgabe<br />
veröffentlicht werden.<br />
Auf europäischer Ebene wird derzeit<br />
die formelle Abstimmung zum Teil 1<br />
der EN 12195-1 durchgeführt. Sie befasst<br />
sich mit der Berechnung von<br />
Zurrkräften von Ladungssicherungseinrichtungen<br />
auf Straßenfahrzeugen.<br />
Sollte die Abstimmung positiv verlaufen,<br />
ist mit einer Veröffentlichung im<br />
Jahre 2010 zu rechen.<br />
Aufzüge<br />
Das Komitee 017 „Aufzüge“ beschäftigte<br />
sich 2009 hauptsächlich mit der<br />
Überarbeitung der Sicherheitsregeln<br />
für Änderungen an bestehenden Aufzügen,<br />
die in der zweiteiligen ÖNORM<br />
20 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
B 2454 festgelegt sind. Wesentlichen<br />
Einfluss auf die weitere Überarbeitung<br />
dieser Dokumente wird Teil 21 der Europäischen<br />
Norm EN 81 haben, der<br />
sich mit neuen Personen- und Lastenaufzügen<br />
in bestehenden Gebäuden<br />
befasst und mit 1. November 2009<br />
veröffentlicht wurde.<br />
Weiters konnte EN 81-40 als<br />
ÖNORM veröffentlicht werden. Darin<br />
sind die Sicherheitsanforderungen für<br />
Treppenschrägaufzüge für Personen<br />
mit Behinderung festgelegt.<br />
Luft- und Raumfahrt<br />
Die Dokumente aus dem Bereich des<br />
Komitees 237 „Luft- und Raumfahrt“<br />
werden zur Gänze im CEN/TC 274<br />
„Aircraft ground support equipment“<br />
sowie bei ASD-STAN „European standards<br />
for aerospace applic<strong>at</strong>ion“ entwickelt.<br />
2009 wurden aus diesen Bereichen<br />
insgesamt 198 Normen veröffentlicht.<br />
Die beteiligten Experten arbeiten intensiv<br />
daran, Luftfahrt-Bodengeräte,<br />
Flughafeneinrichtungen sowie Luftund<br />
Raumfahrzeuge so weit wie möglich<br />
zu standardisieren, um ein<br />
Höchstmaß an Sicherheit und Komp<strong>at</strong>ibilität<br />
zu erreichen.<br />
Landwirtschaftliche<br />
Fahrzeuge und Maschinen<br />
Das Komitee 181 „Landwirtschaftliche<br />
Fahrzeuge und Maschinen“ erstellt<br />
derzeit deutsche Sprachfassungen zu<br />
den Intern<strong>at</strong>ionalen Normen ISO 730<br />
und ISO 2332. ISO 730 beschreibt die<br />
Abmessungen und Anforderungen<br />
des Dreipunktgestänges für den Anbau<br />
von Geräten oder Ausrüstungen<br />
an das Heck von Traktoren. ISO 2332<br />
legt den Freiraum um ein Anbaugerät<br />
für die Anbringung am Dreipunktgestänge<br />
einer landwirtschaftlichen Zugmaschine<br />
fest. Die Veröffentlichung<br />
beider Normen als ÖNORM ISO wird<br />
für Herbst 2010 erwartet.<br />
Auf europäischer Ebene wurden<br />
und werden derzeit alle harmonisierten<br />
Normen für Land- und Forstmaschinen<br />
sowie für Gartengeräte an die<br />
neue Maschinenrichtlinie (2006/42/EG)<br />
angepasst.<br />
Lager- und<br />
Ladeneinrichtungen<br />
Im Bereich Lager- und Ladeneinrichtungen<br />
(Komitee 130) konnten auf europäischer<br />
Ebene die norm<strong>at</strong>iven<br />
Grundlagen der st<strong>at</strong>ischen Bemessung,<br />
der Grenzabweichungen sowie<br />
der Verformungen und Freiräume für<br />
verstellbare Palettenregale fertig gestellt<br />
werden. Dazu wurden die<br />
ÖNORMEN EN 15512 (st<strong>at</strong>ische Berechnung)<br />
und EN 15620 (Grenzabweichungen)<br />
publiziert. Weiters wurde<br />
ÖNORM EN 15629, die die Spezifik<strong>at</strong>ion<br />
von Lagereinrichtungen beschreibt,<br />
mit veröffentlicht. Die Wartung<br />
von Lagereinrichtungen ist in<br />
ÖNORM EN 15635 festgelegt.<br />
Stetigförderer<br />
Das Komitee 126 „Stetigförderer“ aktualisiert<br />
derzeit eine Übersicht der<br />
rechtlichen Grundlagen und Normen,<br />
die zur Erfüllung der grundlegenden<br />
Sicherheitsanforderungen von Stetigförderern<br />
angewendet werden können<br />
(ONR 139740). Auf europäischer Ebene<br />
werden alle harmonisierten Normen<br />
für Stetigförderer an die neue<br />
Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) angepasst.
Arbeitsschutz und Sicherheit<br />
Arbeitsschutz, Ergonomie,<br />
Sicherheitstechnik<br />
Der 29. Dezember 2009 war ein für<br />
den europäischen Maschinenbau einschneidendes<br />
D<strong>at</strong>um. An diesem Tag<br />
ist die neue Europäische Richtlinie<br />
2006/42/EG für die Sicherheit von<br />
Maschinen (Maschinenrichtlinie) in<br />
Kraft getreten – ohne Übergangsfristen<br />
und lückenlos. Zwar wusste seit<br />
der offiziellen Kundmachung am 9.<br />
Juni 2006 die gesamte Branche, dass<br />
dieser Tag kommen würde, die Zeit<br />
verging aber schneller, als vielen bewusst<br />
war.<br />
Grundsätzlich brachte die neue Maschinenrichtlinie<br />
keine großen Überraschungen<br />
oder wesentlichen Änderungen.<br />
Bei einigen Themen erfolgten<br />
aber Klarstellungen, um die Anwendung<br />
zu erleichtern. So wurde z. B.<br />
der Begriff „unvollständige Maschine“<br />
besser erklärt. Erfasst werden von der<br />
Maschinenrichtlinie folgende Erzeugnisse:<br />
Maschinen, auswechselbare<br />
Ausrüstungen, Sicherheitsbauteile,<br />
Lastaufnahmemittel, wie Ketten, Seile<br />
und Gurte, abnehmbare Gelenkwellen<br />
und auch unvollständige Maschinen.<br />
Eine klare Trennung wurde nun auch<br />
zu den Aufzügen durchgeführt, die<br />
nicht mehr enthalten sind.<br />
Im Vorfeld der neuen Maschinenrichtlinie<br />
war es notwendig, ca. 600<br />
Europäische Normen an die neuen<br />
Gegebenheiten anzupassen. Diese so<br />
genannten harmonisierten Europäischen<br />
Normen (hEN) werden im EG-<br />
Amtsbl<strong>at</strong>t angeführt und geben dem<br />
Hersteller von Maschinen die Möglichkeit,<br />
die wesentlichen Anforderungen<br />
der Richtlinie leichter umzusetzen. Die<br />
Forderung, alle harmonisierten Normen<br />
rechtzeitig in aktualisierter Fassung<br />
zur Verfügung zu haben, war ein<br />
äußerst ambitioniertes Projekt. Das<br />
Europäische Komitee für Normung<br />
CEN h<strong>at</strong> entsprechende Vorschläge<br />
entwickelt, die von den einzelnen<br />
Technischen Komitees (TCs) umzusetzen<br />
waren. Trotzdem konnten nicht<br />
alle TCs das volle Programm rechtzeitig<br />
fertig stellen. So fehlte mit der ersten<br />
Amtsbl<strong>at</strong>tveröffentlichung vom 8.<br />
September 2009 noch etwa die Hälfte<br />
der notwendigen Normen. Und davon<br />
war etwa ein Drittel nur in englischer<br />
Sprachfassung verfügbar. Mit der<br />
zweiten Amtsbl<strong>at</strong>tveröffentlichung<br />
vom 18. Dezember 2009 waren dann<br />
immerhin schon 440 Dokumente fertig,<br />
allerdings oft nur in Englisch.<br />
Um den Anwendern einen möglichst<br />
reibungslosen Umstieg auf die neue<br />
Maschinenrichtlinie mit Hilfe der entsprechenden<br />
Europäischen Normen<br />
zu ermöglichen, h<strong>at</strong> Austrian Standards<br />
Institute beschlossen, vorab nur<br />
die englischen Sprachfassungen zu<br />
publizieren (üblicherweise werden<br />
deutsche und englische Fassungen<br />
von Europäischen Normen immer parallel<br />
veröffentlicht). Austrian Standards<br />
plus Publishing h<strong>at</strong> deshalb einen besonderen<br />
Service eingerichtet: Bezieher<br />
der englischen Version erhalten –<br />
sobald die deutsche Fassung vorliegt<br />
– diese umgehend und kostenlos<br />
nachgeliefert.<br />
Eine weitere Besonderheit brachte<br />
die 3. Amtsbl<strong>at</strong>tveröffentlichung vom<br />
29. Dezember 2009. Auf vielfachen<br />
Wunsch der Wirtschaft h<strong>at</strong> die Europäische<br />
Kommission am 8. Dezember<br />
2009 beschlossen, die bereits zurückgezogene<br />
EN 954-1 „Sicherheit von<br />
Maschinen – Sicherheitsbezogene<br />
Teile von Steuerungen; Teil 1: Allgemeine<br />
Gestaltungsleitsätze“ wieder<br />
zum Leben zu „aktivieren“. Damit wurde<br />
die Möglichkeit geschaffen, neben<br />
der EN 954-1 auch die (sie ersetzende)<br />
EN ISO 13849-1 aus 2006 sowie<br />
die derzeit gültige EN ISO 13849-1<br />
aus 2008 parallel anzuwenden. Die<br />
Frist für die gleichzeitige Anwendbarkeit<br />
endet mit 31. Dezember 2011.<br />
Spätestens Ende 2010 werden voraussichtlich<br />
alle notwendigen Normen<br />
vorhanden sein, damit die neue Maschinenrichtlinie<br />
vollständig umgesetzt<br />
werden kann.<br />
Geräte<br />
Druckgeräte<br />
Im Bereich Druckgeräte (Komitee 007)<br />
konnten die Probleme bei der Konsolidierung<br />
der mehrteiligen EN 13445<br />
„Unbefeuerte Druckbehälter“ geklärt<br />
werden. Das Europäische Komitee<br />
CEN/TC 54 „Unbefeuerte Druckbehälter“<br />
h<strong>at</strong> beschlossen, 2010 eine völlig<br />
überarbeitete Version zu veröffentlichen,<br />
in die alle derzeit geplanten Änderungen<br />
eingearbeitet werden. Zur<br />
Europäischen Druckgeräterichtlinie<br />
97/23/EG gibt es bisher bereits an die<br />
200 Leitlinien, um den Text der Richtlinie<br />
zu interpretieren. Dass sich hier<br />
nur wenige Spezialisten auskennen,<br />
liegt auf der Hand.<br />
Die beiden Arbeitsgruppen des Komitees<br />
007 „Druckgeräte“ arbeiten<br />
derzeit intensiv an der Entwicklung<br />
von Richtlinien zur Aufstellung von<br />
Druckbehältern (Überarbeitung der<br />
ÖNORM M 7323) und Dampfkesseln<br />
(Neuausgabe). Probleme bereitet beiden<br />
Arbeitsgruppen die T<strong>at</strong>sache,<br />
dass in den Normen keine Aussagen<br />
über die Ausrüstung enthalten sein<br />
dürfen, da dies in der Druckgeräterichtlinie<br />
selbst geregelt ist. Hier sind<br />
die Experten gefordert, die notwendige<br />
Formulierung zu finden, um eine sichere<br />
Aufstellung von Druckbehältern<br />
und/oder Dampfkesseln zu erzielen.<br />
Gasgeräte<br />
Das Komitee 043 „Gasgeräte und<br />
Gastechnik“ h<strong>at</strong> 2005 die Arbeitsgruppe<br />
043.18 „Hydrogen Technologies“<br />
als Spiegelgremium zum ISO/TC 197<br />
gegründet, um von Anfang an am<br />
Thema Wasserstofftechnologie mitarbeiten<br />
zu können. Die ursprünglichen<br />
ehrgeizigen Pläne haben sich aber<br />
nicht erfüllt. Mit dem Ausstieg eines<br />
großen österreichischen Zulieferers für<br />
die Autoindustrie und vor dem Hintergrund<br />
der Wirtschaftskrise haben sich<br />
auch die Tätigkeiten stark reduziert.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 21
Maschinenbau<br />
Mechanische<br />
Verbindungselemente<br />
Das Komitee 029 „Mechanische Verbindungselemente“<br />
konnte im Jahr<br />
2009 die Erarbeitung der ÖNORM<br />
M 5020 „Senkschrauben mit Innensechsrund“<br />
abschließen. Zusätzlich<br />
wurde mit der Überarbeitung der<br />
ÖNORM M 1620-1 und -2 „Schraubenverbindungen<br />
– Berechnungsansätze,<br />
Vorspannkräfte und Anziehdrehmomente“<br />
begonnen.<br />
Da die Anforderungen an verschiedene<br />
Arten von Schrauben, Muttern,<br />
Scheiben, Nieten und Stifte zum Teil<br />
die Berechnungsverfahren im Bauwesen,<br />
wie sie in den Eurocodes geregelt<br />
sind, betreffen, wird sich das Komitee<br />
029 in Zukunft verstärkt mit diesen<br />
Europäischen Normen befassen.<br />
Geometrische Produktspezifik<strong>at</strong>ion<br />
/ Technische<br />
Produktdokument<strong>at</strong>ion<br />
Das Komitee 031 „Anforderungen und<br />
Prüfung der Geometrischen Produktspezifik<strong>at</strong>ion<br />
– Technische Produktdokument<strong>at</strong>ion“<br />
konnte 2009 insgesamt<br />
sieben Teile der Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Norm ISO 129 „Technische Zeichnungen<br />
– Allgemeine Grundlagen der<br />
Darstellung“ abschließen.<br />
Die aktive Mitarbeit österreichischer<br />
Experten macht es möglich, an den<br />
Tätigkeiten des ISO/TC 213 „GPS –<br />
Dimensional and geometrical product<br />
specific<strong>at</strong>ions and verific<strong>at</strong>ion“ sowie<br />
des ISO/TC 10 „TPD – Technical product<br />
document<strong>at</strong>ion“ mitzuwirken.<br />
Dies wird in Zukunft für die davon berührte<br />
österreichische Wirtschaft von<br />
besonderer Bedeutung sein.<br />
Bühnentechnik<br />
Das Komitee 217 „Bühnentechnik“<br />
aktualisiert derzeit die ON-Regel<br />
ONR 139633. Darin ist die Benutzung<br />
und Prüfung von Traversensystemen<br />
festlegt. Die überarbeitete Version soll<br />
noch im Jahr 2010 als ÖNORM<br />
M 9633 veröffentlicht werden. Weiters<br />
konnte die Überarbeitung der ÖNORM<br />
M 9630-1 „Maschinelle bühnentechnische<br />
Einrichtungen; Teil 1: Allgemeines“<br />
abgeschlossen und mit 1. Jänner<br />
2010 veröffentlicht werden.<br />
22 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Lagerungen, Tribotechnik,<br />
Verzahnung, Werkzeug-<br />
(maschinen)<br />
Das Arbeitsjahr 2009 des Komitees<br />
028 „Lagerungen / Tribotechnik /<br />
Verzahnung / Werkzeugmaschinen /<br />
Werkzeuge – LTVW“ stand ganz im<br />
Zeichen der neuen EU-Maschinenrichtlinie<br />
2006/42/EG und der damit<br />
verbundenen Aktualisierung und<br />
Überarbeitung von Europäischen<br />
Normen.<br />
Auf n<strong>at</strong>ionaler Ebene konnten die<br />
Übernahme der dreiteiligen Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Norm ISO 7388 als ÖNORM<br />
ISO 7388 „Werkzeugschäfte mit Kegel<br />
7/24 für autom<strong>at</strong>ischen Werkzeugwechsel“<br />
sowie die Entwicklung der<br />
ÖNORM M 8124 „Tribotechnik – Prüfung<br />
von Reibung und Verschleiß –<br />
SLPG-Einrichtung zur Prüfung von<br />
(feinwerktechnischen) Gleitlagern“ abgeschlossen<br />
werden.<br />
Schweißtechnik<br />
Das Komitee 037 „Schweißtechnik“<br />
konnte 2009 die Überarbeitung der<br />
ÖNORM M 7861-6 „Prüfung von<br />
Schweißverbindungen aus thermoplastischen<br />
Kunststoffen; Teil 6: Prüfung<br />
des Innendruck-Zeitstandverhaltens<br />
mit anschließendem Bersten geschweißter<br />
Rohrsysteme aus Polyethylen“<br />
abschließen.<br />
Die geplante Übernahme der<br />
ISO 9606-1 „Stahlschweißerprüfung“<br />
als Europäische Norm (EN ISO) fand<br />
auch 2009 trotz intensiver Bemühungen<br />
nicht die erforderliche Mehrheit.<br />
Deshalb wurde auf europäischer Ebene<br />
beschlossen, die EN 287-1 weiterhin<br />
bestehen zu lassen. Die ÖNORM<br />
EN 287-1 (inkl. n<strong>at</strong>ionales Vorwort)<br />
wird Anfang 2010 neu herausgegeben.<br />
Einheiten<br />
Größen und Einheiten<br />
Das Komitee 025 „Größen und Einheiten<br />
– Grundlagen und Anwendungen“<br />
konnte 2009 die Überarbeitung der<br />
ÖNORM A 6405 „Prozent, Promille,<br />
Parts per Million, Punkt, Prozentpunkt“<br />
abschließen sowie mit der<br />
Überarbeitung weiterer „Grundlagennormen“<br />
beginnen. Auf intern<strong>at</strong>ionaler<br />
Ebene wurde die Überarbeitung der<br />
ISO 31-Serie als ISO 80000-Serie<br />
„Quantities and units“ weitestgehend<br />
abgeschlossen.
Werkstoffe<br />
Eisenwerkstoffe<br />
Im Bereich des Komitees 021 „Stahl<br />
und Eisen“ erschienen auch 2009 wieder<br />
zahlreiche neue Normen und<br />
Norm-Entwürfe, wobei die sechsteilige<br />
ÖNORM EN 10028, die Festlegungen<br />
für Flacherzeugnisse aus Druckbehälterstählen<br />
enthält, besonders hervorzuheben<br />
ist. Diese Europäischen Normen<br />
wurden unter einem Mand<strong>at</strong> der<br />
Europäischen Kommission und der<br />
Europäischen Freihandelszone erarbeitet<br />
und unterstützen grundlegende<br />
Anforderungen der EG-Druckgeräterichtlinie<br />
97/23/EG. Die Annahme ihrer<br />
Konformität mit den grundlegenden<br />
Anforderungen der Richtlinie ist allerdings<br />
auf die technischen D<strong>at</strong>en von<br />
Werkstoffen in dieser Normenreihe<br />
beschränkt. Es kann nicht autom<strong>at</strong>isch<br />
angenommen werden, dass damit<br />
die Eignung des Werkstoffs für einen<br />
bestimmten Ausrüstungsteil autom<strong>at</strong>isch<br />
festgestellt ist. Das bedeutet,<br />
dass die in diesen Werkstoffnormen<br />
angegebenen technischen Parameter<br />
im Hinblick auf die konstruktiven Anforderungen<br />
jedes Ausrüstungsteils<br />
ermittelt werden müssen, um damit zu<br />
verifizieren, dass den grundlegenden<br />
Anforderungen der Richtlinie 97/23/<br />
EG entsprochen wird.<br />
Weitere wichtige, 2009 fertig gestellte<br />
Normen des Komitees 021 sind<br />
die ÖNORMEN EN 10343 „Vergütungsstähle<br />
für das Bauwesen – Technische<br />
Lieferbedingungen“ und<br />
EN 10346 „Kontinuierlich schmelztauchveredelte<br />
Flacherzeugnisse aus<br />
Stahl – Technische Lieferbedingungen“,<br />
die beide mit 1. Mai 2009 veröffentlicht<br />
wurden.<br />
Im Bereich des Gießereiwesens erschien<br />
mit 1. März 2009 ÖNORM EN<br />
ISO 945-1 „Mikrostruktur von Gusseisen;<br />
Teil 1: Graphitklassifizierung<br />
durch visuelle Auswertung“.<br />
Im Bereich der zerstörungsfreien<br />
Prüfung (Komitee 147) wurden Normen<br />
und Norm-Entwürfe publiziert,<br />
die Anforderungen für die Eindring-,<br />
Ultraschall-, Wirbelstrom- und die<br />
Schallemissionsprüfung festlegen. Besonders<br />
hervorzuheben sind die Arbeiten<br />
am Entwurf zur ÖNORM<br />
EN 13554 „Zerstörungsfreie Prüfung –<br />
Schallemission – Allgemeine Grundsätze“.<br />
Das Sekretari<strong>at</strong> der europäi-<br />
schen Arbeitsgruppe (WG 7 „Non-destructive<br />
testing – Acoustic emission“)<br />
des CEN/TC 138 wird von Österreich<br />
geleitet. Eines der wichtigsten Dokumente<br />
zum Thema zerstörungsfreie<br />
Prüfung ist die neu erschienene<br />
ÖNORM EN 473 mit allgemeinen<br />
Grundlagen für die Qualifizierung und<br />
Zertifizierung von Personal, das zerstörungsfreie<br />
Prüfungen durchführt.<br />
Hand in Hand damit gingen die Arbeiten<br />
an zwei n<strong>at</strong>ionalen Normen, die im<br />
Zuge der Veröffentlichung der<br />
ÖNORM EN 473 überarbeitet werden<br />
mussten. Mit 1. September 2009<br />
konnten die ÖNORMEN M 3041 „Ausbildung<br />
von Personal der zerstörungsfreien<br />
Prüfung“ und M 3042 „Qualifizierung,<br />
Zertifizierung, Autorisierung<br />
und Zulassung von Personal der zerstörungsfreien<br />
Prüfung“ publiziert<br />
werden.<br />
Nichteisenmetalle<br />
Das Komitee 086 „Nichteisenmetalle“<br />
konnte 2009 rund 50 Normen und<br />
Norm-Entwürfe neu veröffentlichen –<br />
von der Festlegung von Abmessungen<br />
und Güteeigenschaften für Werkstoffe<br />
bis hin zu Prüfverfahren. Bei den<br />
Schwermetallen ist ÖNORM EN 723<br />
„Kupfer und Kupferlegierungen – Verfahren<br />
zur Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes<br />
auf der Innenoberfläche<br />
von Kupferrohren oder Fittings durch<br />
Verbrennen“ besonders hervorzuheben.<br />
Wichtige Dokumente im Leichtmetallbereich<br />
waren die ÖNORMEN<br />
EN 486 und EN 487, die Spezifik<strong>at</strong>ionen<br />
für Pressbarren bzw. für Walzbarren<br />
für Aluminium und Aluminiumlegierungen<br />
festlegen, ebenso der Teil 3<br />
der ÖNORM EN 573 mit Grenzwerten<br />
für die chemische Zusammensetzung<br />
von Aluminium und Aluminium-Knetlegierungen.<br />
Kunststoffe<br />
Das Komitee 074 „Kunststoffe“ war<br />
2009 hauptsächlich mit der Bearbeitung<br />
der Entwürfe des Komitees CEN/<br />
TC 249 „Plastics“ beschäftigt. Eine<br />
Reihe Europäischer Normen konnte<br />
fertig gestellt werden, z. B. zu den<br />
Themen Bioabbaubarkeit von Kunststoff-M<strong>at</strong>erialien<br />
bei kontrollierter<br />
Kompostierung sowie Epoxidharze<br />
und Schaumstoffe.<br />
Besonders wichtig waren dabei:<br />
ÖNORM EN 438-8 „Dekor<strong>at</strong>ive Hochdruck-Schichtpressstoffpl<strong>at</strong>ten<br />
(HPL)<br />
– Pl<strong>at</strong>ten auf Basis härtbarer Harze<br />
(Schichtpressstoffe); Teil 8: Klassifizierung<br />
und Spezifik<strong>at</strong>ion für Design-<br />
Schichtpressstoffe“ und ÖNORM EN<br />
ISO 4892-2 „Kunststoffe – Künstliches<br />
Bestrahlen oder Bewittern in Geräten;<br />
Teil 2: Xenonbogenlampen“.<br />
Elastomere und<br />
Elastomerprodukte<br />
Schwerpunkt im Rahmen der n<strong>at</strong>ionalen<br />
Arbeiten im Komitee 035 „Elastomere<br />
und Elastomerprodukte“ war die<br />
Überarbeitung der Teile 1 und 3 von<br />
ÖNORM C 9435 „Prüfung von Elastomeren<br />
– Bestimmung der Beständigkeit<br />
gegen Ozonrissbildung“. Teil 1<br />
beschreibt drei Verfahren zur Ermittlung<br />
des Einflusses von Ozon auf die<br />
Rissbildung von Elastomeren in gedehntem<br />
Zustand. Bei der st<strong>at</strong>ischen<br />
Prüfung wird auf die Beurteilung aller<br />
sekundären Bewitterungseinflüsse<br />
verzichtet und nur mit jeweils konstanten<br />
Dehnungen sowie mit konstanter<br />
Ozonkonzentr<strong>at</strong>ion, Temper<strong>at</strong>ur<br />
und Luftfeuchtigkeit gearbeitet. Teil 3<br />
behandelt ein Analyseverfahren (Referenzverfahren)<br />
zur Ermittlung der<br />
Ozonkonzentr<strong>at</strong>ion in Prüfkammern<br />
für die Bestimmung der Beständigkeit<br />
von Elastomeren unter der Einwirkung<br />
von Ozon.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt war die<br />
Übernahme der ISO 48 „Elastomere<br />
und thermoplastische Elastomere –<br />
Bestimmung der Härte (Härte zwischen<br />
10 IRHD und 100 IRHD)“ und<br />
der ISO 3384 „Elastomere oder thermoplastische<br />
Elastomere – Bestimmung<br />
der Spannungsrelax<strong>at</strong>ion unter<br />
Druck bei Umgebungs- und erhöhten<br />
Temper<strong>at</strong>uren“.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 23
Gesundheitswesen<br />
Medizinische Inform<strong>at</strong>ik<br />
Neben der Teilnahme österreichischer<br />
Delegierter an der Europäischen und<br />
Intern<strong>at</strong>ionalen Normung im Bereich<br />
der medizinischen Inform<strong>at</strong>ik – vor allem<br />
auf den Gebieten der Gerätekommunik<strong>at</strong>ion<br />
und der Medik<strong>at</strong>ion (z. B.<br />
Pharmakovigilanz) – liegt der Arbeitsschwerpunkt<br />
des Komitees 238 „Medizinische<br />
Inform<strong>at</strong>ik“ 2009 und in den<br />
kommenden Jahren auf der Umsetzung<br />
der semantischen Interoperabilität.<br />
Interoperabilität wird als die Fähigkeit<br />
unabhängiger, heterogener Systeme<br />
verstanden, möglichst nahtlos zusammenzuarbeiten,<br />
ohne dass dazu<br />
gesonderte Absprachen zwischen den<br />
Systemen notwendig sind. „Semantische“<br />
Interoperabilität bedeutet, dass<br />
D<strong>at</strong>en empfängerseitig unverändert<br />
und autom<strong>at</strong>isiert weiterverarbeitet<br />
werden können. Im medizinischen Bereich<br />
bedeutet das zum Beispiel die<br />
vollautom<strong>at</strong>ische Erstellung von Zeitverläufen<br />
aus einzelnen Laborbefunden<br />
oder die Übernahme einzelner Inform<strong>at</strong>ionen<br />
in Folgedokumente ohne<br />
Medienbruch. Weiters kann die Suche<br />
nach Inform<strong>at</strong>ionen durch semantische<br />
Interoperabilität stark verbessert<br />
werden.<br />
Zur Umsetzung semantischer Interoperabilität<br />
sind organis<strong>at</strong>orische,<br />
rechtliche, vertragliche und technische<br />
Vereinbarungen und Bestimmungen<br />
zu treffen und von den Kommunik<strong>at</strong>ionspartnern<br />
einzuhalten. Dabei sind<br />
„Inform<strong>at</strong>ionsmodelle“ notwendig, die<br />
Möglichkeiten für die Strukturierung<br />
der Inform<strong>at</strong>ion bieten. Darin kennzeichnen<br />
Terminologien, Nomenkl<strong>at</strong>uren,<br />
Codelisten usw. klar und maschinenlesbar,<br />
was die einzelnen Inhalte<br />
bedeuten. Dazu werden Europäische<br />
und Intern<strong>at</strong>ionale Normen auf ihre<br />
Umsetzung geprüft.<br />
Weitere n<strong>at</strong>ionale Arbeitsschwerpunkte<br />
sind die Telemedizin, die Unterstützung<br />
bei der Fortführung der<br />
österreichischen eHealth-Initi<strong>at</strong>ive sowie<br />
die Bearbeitung der CDA-Dokumenttypen<br />
zu den Kernanwendungen<br />
von ELGA (Elektronische Gesundheitsakte).<br />
Dabei sind neben dem Komitee<br />
238 „Medizinische Inform<strong>at</strong>ik“<br />
als das n<strong>at</strong>ionale Spiegelgremium zu<br />
CEN und ISO auch die anderen Unterzeichner<br />
des Ende 2008 zustande ge-<br />
24 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
kommenen Memorandum of Understanding<br />
(HL7 Austria, IHE Austria,<br />
GS1 Austria und ProRec Austria) eingebunden.<br />
Schutz gegen ionisierende<br />
und nichtionisierende<br />
Strahlen<br />
Auch wenn in Österreich keine Atomkraftwerke<br />
betrieben werden, fallen<br />
dennoch radioaktive Abfälle an – vor<br />
allem aus medizinischen Anwendungen<br />
(Nuklearmedizin). Diese radioaktiven<br />
Abfälle sind temporär im Betrieb<br />
zu lagern, d.h. zeitlich befristet aufzubewahren,<br />
entweder bis zur Abgabe<br />
an eine behördlich bewilligte Einrichtung,<br />
bis zur Rückgabe an den Lieferanten<br />
oder bis zum Abklingen unter<br />
ein von der zuständigen Behörde für<br />
die Ableitung oder Freigabe festgesetztes<br />
Ausmaß der Aktivität. Zum<br />
Schutz der Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer, der Gesellschaft und<br />
der Umwelt sind Anforderungen an<br />
eine sichere temporäre Lagerung notwendig.<br />
Hierfür enthält die im November<br />
2009 überarbeitete ÖNORM<br />
S 2601-1 „Planungsgrundlagen und<br />
Richtlinien für die temporäre Lagerung<br />
von radioaktiven Abfällen“. Ausgenommen<br />
davon sind Abklinganlagen<br />
für flüssigen radioaktiven Abfall, die in<br />
Teil 2 dieser ÖNORM geregelt sind.<br />
„Strahlentherapie“ ist der Sammelbegriff<br />
für die Anwendung ionisierender<br />
Strahlung zur Therapie gutartiger<br />
und vorzugsweise bösartiger Neoplasmen.<br />
Ziel einer optimalen Therapie ist<br />
es, eine ausreichend hohe Dosis im<br />
Krankheitsherd bei weitestgehender<br />
Schonung des gesunden Gewebes zu<br />
erreichen. Bei der Teletherapie – von<br />
griech.: tele (fern) – wirkt die ionisierende<br />
Strahlung von außen auf den<br />
Körper des P<strong>at</strong>ienten ein. Anforderungen<br />
an die Ionis<strong>at</strong>ionskammer-Dosimetrie<br />
in der Teletherapie sind in der<br />
ÖNORM S 5234-3 enthalten, die im<br />
November 2009 vollständig überarbeitet<br />
erschienen ist. In dieser ÖNORM<br />
wird die Ermittlung der Wasser-Energiedosis<br />
in Wasser und der Wasser-<br />
Energiedosisleistung in Wasser mit offenen<br />
luftgefüllten Ionis<strong>at</strong>ionskammern<br />
nach dem Sondenverfahren bei Dosismessungen<br />
in der Teletherapie mit<br />
Co-60-Gammastrahlung und mit<br />
Bremsstrahlung bei Erzeugungsspannungen<br />
im Bereich von 0,1 bis 50 MV<br />
sowie mit Elektronenstrahlung bei nominellen<br />
Energien von 3 bis 50 MeV<br />
geregelt.<br />
Ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt<br />
des Komitees 088 „Strahlenschutz“<br />
ist die Entwicklung von<br />
ÖNORMEN zur Sicherung der<br />
Bildqualität in röntgendiagnostischen<br />
Betrieben, die auch zur Unterstützung<br />
der in der Medizinischen Strahlenschutzverordnung<br />
geforderten Qualitätssicherung<br />
dienen. Hierbei ist zwischen<br />
Abnahme- und Konstanzprüfung<br />
zu unterscheiden. Für die Konstanzprüfung<br />
an analogen und digitalen<br />
Durchleuchtungseinrichtungen einschließlich<br />
digitaler Subtraktionsangiographie<br />
(DSA) wurde die ÖNORM<br />
S 5240-4 überarbeitet. Sie ist zusammen<br />
mit den ÖNORMEN S 5240-1<br />
und -2 sowie S 5241 für die Konstanzprüfung<br />
an Durchleuchtungseinrichtungen<br />
mit Röntgenbildverstärker<br />
und Fernsehkette (mit analoger oder<br />
digitaler Bildverarbeitung), digitalem<br />
Röntgenbildempfänger/Fl<strong>at</strong>-Panel-Detektor,<br />
Indirektaufnahmetechnik mittels<br />
Film oder digitaler Bildverarbeitung<br />
vom Ausgangsschirm des Röntgenbildverstärkers,<br />
digitaler Subtraktions-Angiographie<br />
anzuwenden.<br />
Die ÖNORM regelt Verfahren, wie die<br />
Konstanz maßgebender Kenngrößen<br />
zu prüfen ist. Aus den Ergebnissen<br />
kann geschlossen werden, ob das<br />
bilderzeugende System hinreichend<br />
konstant ist. Prüfkriterien sind ausschließlich<br />
die Abweichungen von den<br />
anschließend an die Abnahmeprüfung<br />
ermittelten Bezugswerten.<br />
Qualitätsmanagement im<br />
Gesundheitswesen<br />
Der Bedarf an spezifisch für das Gesundheitswesen<br />
ausgelegten Normen<br />
wächst weiter. Neben ökonomischen<br />
und strukturellen Fragen war 2009<br />
das Qualitätsmanagement einer der<br />
str<strong>at</strong>egischen Entwicklungsbereiche<br />
im Gesundheitswesen. Das Komitee<br />
250 „Qualitätsmanagement in Einrichtungen<br />
des Gesundheitswesens“ erarbeitet<br />
deshalb laufend Normen, die<br />
Führungskräfte und Mitarbeiter im Ge-
sundheitswesen bei der Standardisierung<br />
wesentlicher Aspekte ihrer Prozesse<br />
und Tätigkeiten unterstützen.<br />
Auch in der Intern<strong>at</strong>ionalen Normung<br />
rückt das Gesundheitswesen<br />
verstärkt in den Blickpunkt des Interesses.<br />
Auf Basis der erfolgreichen<br />
Normenreihe ISO 9000 werden Managementprozesse<br />
speziell für das<br />
Gesundheitswesens erarbeitet.<br />
Ebenso ist die system<strong>at</strong>ische Harmonisierung<br />
der Begriffe im Gesundheitswesen<br />
ein wichtiges Thema, weshalb<br />
die ÖNORM K 1910, die eine<br />
ständig wachsende Zusammenstellung<br />
relevanter Begriffe für das Qualitätsmanagement<br />
im Gesundheitswesen<br />
enthält, laufend erweitert wird. Im<br />
Unterschied zu anderen Normen wird<br />
dieses Dokument jedes Jahr aktualisiert,<br />
um auf laufende Entwicklungen<br />
reagieren zu können.<br />
In Ergänzung zu ÖNORM K 1920,<br />
die sich mit der Erstellung von Leitlinien<br />
befasst, wurde die ÖNORM K 1930<br />
„Erstellung klinischer Pfade“ fertig gestellt.<br />
Sie gibt den im Gesundheitswesen<br />
tätigen Personen konkrete Anforderungen<br />
an die Ableitung von Behandlungspfaden<br />
aus bestehenden<br />
Leitlinien und unterstützt damit eine<br />
system<strong>at</strong>ische Anwendung des gesicherten<br />
medizinischen Wissens in der<br />
konkreten Behandlungssitu<strong>at</strong>ion.<br />
Die Arbeitsgruppe „Qualitätsmanagement<br />
in der Pflege“ des Komitees<br />
250 arbeitet intensiv, um sicherzustellen,<br />
dass dieser für das Gesundheitswesen<br />
wichtige Bereich norm<strong>at</strong>iv geregelt<br />
werden kann. Zahlreiche ON-<br />
Regeln wurden dazu bereits erstellt.<br />
Fünf davon wurden 2009 überarbeitet<br />
und als Entwürfe zu ÖNORMEN veröffentlicht.<br />
Die Themen reichen von der<br />
Erhebung der Pflegeanamnese, der<br />
Pflegediagnostik und der Pflegeplanung<br />
bis zur Durchführung der Pflegeaktivitäten<br />
und ihrer Evaluierung.<br />
Zu den derzeit in Überarbeitung befindlichen<br />
ON-Regeln zählen etwa<br />
ONR 116090 „OP-Lagerungsstandards“<br />
oder ONR 116005 „Einführung<br />
und Begleitung neuer Mitarbeiter“.<br />
Außerdem sind weitere ON-Regeln zu<br />
sensiblen Themen geplant, wie etwa<br />
„Umgang mit freiheitsbeschränkenden<br />
Maßnahmen unter Berücksichtigung<br />
des Heimaufenthaltsgesetzes“.<br />
2010 wird sich das Komitee 250 im<br />
Rahmen des Projekts „Einführung<br />
neuer klinischer Methoden und Verfahren“<br />
der Entwicklung von Anforderungen<br />
an Dokument<strong>at</strong>ion und Validierung<br />
von neuen klinischen Methoden<br />
widmen. Damit wollen sie den Anwendern<br />
Instrumente bereitstellen, um mit<br />
einer ständig wachsenden Anzahl an<br />
neuen medizinischen Verfahren strukturiert<br />
umgehen zu können und diese<br />
unter Anwendung von Methoden auf<br />
aktuellem Stand in die tägliche klinische<br />
Praxis einzuführen.<br />
Ein besonders wichtiges Thema im<br />
Gesundheitswesen ist die Interdisziplinarität,<br />
oft gekennzeichnet durch Konkurrenz<br />
zwischen einzelnen Berufsgruppen,<br />
die jedoch eng verzahnt in<br />
einem konsistenten Behandlungsprozess<br />
arbeiten, der P<strong>at</strong>ienten in ihrer<br />
„Ganzheitlichkeit“ betrifft. Die Sicherstellung<br />
dieser Konsistenz im Sinne<br />
der P<strong>at</strong>ientinnen und P<strong>at</strong>ienten soll<br />
durch die Erarbeitung einer neuen<br />
ÖNORM zum Thema „Interdisziplinäres<br />
Schnittstellenmanagement“ unterstützt<br />
werden.<br />
Ein weiteres wichtiges Projekt ist<br />
die Betreuung von P<strong>at</strong>ienten im<br />
Wachkoma. Das Norm-Vorhaben „Betreuung<br />
von P<strong>at</strong>ientInnen im Wachkoma<br />
/ Apallischen Syndrom / Veget<strong>at</strong>ive<br />
St<strong>at</strong>e“, befasst sich speziell mit Infrastruktur-,<br />
Personal- und Kapazitätsanforderungen<br />
bei Behandlung<br />
und Pflege. Unter Einbeziehung verschiedener<br />
Stakeholder konnte die<br />
zuständige Arbeitsgruppe das Projekt<br />
erfolgreich vorantreiben, so dass 2010<br />
mit einem ersten konkreten Textentwurf<br />
zu rechnen ist.<br />
Mit dem Komitee 238 „Medizinische<br />
Inform<strong>at</strong>ik“ wird laufend bei der Erstellung<br />
von Regeln für die IT-Unterstützung<br />
von Prozessen im Gesundheitswesen<br />
kooperiert.<br />
Rettungswesen<br />
Auf europäischer Ebene ist die Arbeitsgruppe<br />
CEN/TC 239 WG 1 „Rettungstransportmittel<br />
und deren Ausst<strong>at</strong>tung“<br />
zuständig für die Normung<br />
und Standardisierung von Transportmitteln<br />
und deren Ausrüstung für die<br />
Rettung von Personen. WG 1 h<strong>at</strong><br />
2009 die Arbeiten an der mehrteiligen<br />
EN 13976 fortgesetzt und konnte die<br />
Entwürfe zu Teil 1 „Anforderungen an<br />
Schnittstellen“ und zu Teil 2 „Anforderungen<br />
an Transportsysteme“ zur öffentlichen<br />
Stellungnahme auflegen.<br />
Damit Abmessungen, Anforderungen,<br />
Prüfung von Erste-Hilfe-Scheren<br />
und Dreiecktüchern für Erste-Hilfe-<br />
Leistungen auf dem aktuellen Stand<br />
der Technik sind, wurden im Komitee<br />
194 „Rettungswesen“ die ÖNORMEN<br />
K 2121 und die K 2122 überarbeitet.<br />
Weiters wird die ÖNORM V 5101<br />
„Erste-Hilfe-Ausst<strong>at</strong>tung für mehrspurige<br />
Kraftfahrzeuge – Anforderungen,<br />
Prüfungen“ inhaltlich überprüft und<br />
bei Bedarf aktualisiert.<br />
Medizintechnik<br />
Die Änderungen der europäischen<br />
Medizinprodukte-Richtlinie brachten<br />
für die Experten des Komitees 179<br />
viel Arbeit: Rund hundert Europäische<br />
Normen wurden 2009 überarbeitet.<br />
Mehr als 400 000 Produkte fallen unter<br />
diese Europäische Richtlinie. Vom<br />
Röntgengerät über den Sterilis<strong>at</strong>or bis<br />
hin zur kleinsten Kanüle bei einer<br />
Herzoper<strong>at</strong>ion. Die Änderungen der<br />
Medizinprodukte-Richtlinie bringen<br />
insgesamt mehr Klarheit und bessere<br />
Anforderungen an die Eignung von<br />
Medizinprodukten. Angefangen von<br />
der Definition, was ein Medizinprodukt<br />
ist, bis hin zu neuen Klassifizierungen<br />
ändern sich zahlreiche Details. Bis<br />
April 2010 müssen alle Normen und<br />
das Medizinprodukte-Gesetz (als n<strong>at</strong>ionale<br />
Umsetzung der EU-Richtlinie)<br />
rundum aktualisiert sein.<br />
In Ergänzung zur ÖNORM K 2030<br />
(aus 2007), die Anforderungen an<br />
Kühlschränke zur Aufbewahrung von<br />
Blutkonserven regelt, gibt es seit 2009<br />
die ÖNORM K 2040 für die Herstellung<br />
und Temper<strong>at</strong>urprüfung von Medikamenten-Kühlschränken.<br />
Die fachgerechte<br />
Lagerung von Medikamenten<br />
ist entscheidend für ihre Haltbarkeit,<br />
wobei besonders die richtige<br />
Temper<strong>at</strong>ur wichtig ist. Größere Mengen<br />
– in Spitälern, Apotheken oder<br />
Arztpraxen – werden deshalb in speziellen<br />
Kühlschränken gelagert.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 25
→Gesundheitswesen<br />
Sterilis<strong>at</strong>ion und<br />
Desinfektion<br />
Die im Juli 2009 neu erschienenen<br />
ON-Regeln zum Thema „Validierung<br />
und Routineüberwachung von<br />
Dampfsterilis<strong>at</strong>ionsprozessen für Medizinprodukte“<br />
wurden im zuständigen<br />
Komitee 215 überarbeitet und an die<br />
ÖNORM EN ISO 17665-1 angepasst.<br />
Inhalt dieser Norm ist die Sterilis<strong>at</strong>ion<br />
von Produkten für die Gesundheitsfürsorge<br />
durch feuchte Hitze. Darin sind<br />
Anforderungen an die Entwicklung,<br />
Validierung und Lenkung des Sterilis<strong>at</strong>ionsverfahrens<br />
festgelegt.<br />
Auf europäischer Ebene wurden im<br />
CEN/TC 102 „Sterilis<strong>at</strong>oren für medizinische<br />
Zwecke“ die Teile 2 bis 10<br />
der EN 868 überarbeitet. Hier geht es<br />
um die Verpackungen für Medizinprodukte,<br />
die in der Endverpackung sterilisiert<br />
werden. Die einzelnen Teile regeln<br />
u. a. Papier zur Herstellung von<br />
Beuteln, siegelfähige Klarsichtbeutel<br />
und -schläuche, klebemittelbeschichtetes<br />
Papier für Niedertemper<strong>at</strong>ur-Sterilis<strong>at</strong>ion<br />
sowie klebemittelbeschichtete<br />
und umgeschichtete Faservliesm<strong>at</strong>erialien<br />
aus Polyolefinen.<br />
Aktualisiert wurden außerdem die<br />
Teile 1 bis 4 der EN ISO 15883 für<br />
Reinigungs-Desinfektionsgeräte. Sie<br />
regeln die Leistungsanforderungen für<br />
die Reinigung und Desinfektion von<br />
wiederverwendbaren Medizinprodukten<br />
und anderen in Medizin, Zahnmedizin,<br />
Pharmazie und Veterinärmedizin<br />
verwendeten Artikel. Beispiele sind<br />
chirurgische Instrumente, Anästhesiezubehör<br />
bzw. -m<strong>at</strong>erialien, Schüsseln,<br />
Schalen, Utensilien, Glaswaren und<br />
thermolabile Endoskope.<br />
Die Medizinprodukte-Richtlinie wurde<br />
2009 mit der europäischen Maschinenrichtlinie<br />
– einer anderen normenrelevanten<br />
Rechtsm<strong>at</strong>erie – verknüpft.<br />
Das bedeutet, dass die Medizinprodukte-Richtlinie<br />
künftig die Anforderungen<br />
an Maschinen mitberücksichtigen<br />
muss, im Besonderen dann,<br />
wenn sie in der Maschinenrichtlinie<br />
genauer ausformuliert sind. Die Verantwortung<br />
teilen sich dabei die Hersteller<br />
mit den Ärzten in der Klinik, die<br />
letztendlich die Entscheidung treffen,<br />
welches Produkt verwendet wird.<br />
Medizinprodukte, die für eine mehrmalige<br />
Verwendung vorgesehen sind,<br />
26 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
müssen vor einem neuerlichen Eins<strong>at</strong>z<br />
wiederaufbereitet werden. Dabei ist<br />
nun auch darauf zu achten, dass es<br />
zu keinen Beeinträchtigungen der M<strong>at</strong>erialeigenschaften<br />
kommt. Der Instrumentenhersteller<br />
muss jetzt für seine<br />
Produkte geeignete Reinigungs- und<br />
Desinfektionsverfahren sowie Sterilis<strong>at</strong>ionsverfahren<br />
angeben (gemäß<br />
ÖNORM EN ISO 17664).<br />
Dentaltechnik<br />
Wichtige Normen für den Bereich<br />
Zahnmedizin konnten 2009 im Komitee<br />
185 „Dentaltechnik“ fertig gestellt<br />
werden. So u. a. über graphische<br />
Symbole für Dentalinstrumente, geregelt<br />
in der ÖNORM EN ISO 21531.<br />
Vom Intern<strong>at</strong>ionalen ISO/TC 106<br />
„Dentistry“ in Zusammenarbeit mit<br />
dem Europäischen CEN/TC 55 „Zahnheilkunde“<br />
wurde die ÖNORM EN<br />
ISO 4073 überarbeitet. Sie regelt ein<br />
Inform<strong>at</strong>ionssystem zur Positionsbestimmung<br />
der zahnärztlichen Ausrüstungsgegenstände<br />
unmittelbar am Behandlungspl<strong>at</strong>z.<br />
Keramische Werkstoffe stehen im<br />
Mittelpunkt der im Jänner 2009 neu<br />
aufgelegten ÖNORM EN ISO 6872.<br />
Darin sind Anforderungen und Prüfverfahren<br />
für dentale keramische<br />
Werkstoffe festgelegt, die zur Herstellung<br />
von festsitzenden vollkeramischen<br />
und metallkeramischen Restaur<strong>at</strong>ionen<br />
(z. B. Plomben) sowie Zahners<strong>at</strong>z<br />
verwendet werden.<br />
Technische Hilfen für<br />
behinderte Menschen<br />
Die Aufgaben des Komitees 196<br />
„Technische Hilfen für behinderte<br />
Menschen“, dessen Aktivitäten bis in<br />
die 1980er Jahren zurück reichen, ist<br />
seit damals unverändert: durch Qualität<br />
von Hilfsmitteln und durch technische<br />
Maßnahmen die Lebenssitu<strong>at</strong>ion<br />
behinderter Menschen entscheidend<br />
zu verbessern. Ursprünglich beschränkte<br />
sich diese Tätigkeit auf n<strong>at</strong>ionale<br />
Normen, mittlerweile liegt – der<br />
kontinuierlichen Entwicklung im Normenwesen<br />
entsprechend – der Arbeitsschwerpunkt<br />
weitgehend in der<br />
Beteiligung an Europäischen und Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Projekten.<br />
2009 konnte die Neuausgabe der<br />
ÖNORM EN ISO 9999 „Hilfsmittel für<br />
Menschen mit Behinderung - Klassifik<strong>at</strong>ion<br />
und Terminologie“, deren letzte<br />
Fassung aus 1999 d<strong>at</strong>ierte, fertig gestellt<br />
werden. Damit wurde ein Grundlagenwerk<br />
– schließlich ist klare Begrifflichkeit<br />
die Basis jeglicher Normung<br />
– auf den neuesten Stand gebracht.<br />
Ebenfalls abgeschlossen wurden<br />
die Arbeiten an der ÖNORM EN<br />
ISO 24415-1 „Puffer für technische<br />
Gehhilfen – Anforderungen und Prüfungen<br />
- Teil 1: Reibung der Puffer“.<br />
Mit der Arbeit an der ÖNORM<br />
EN 12182 mit allgemeinen Anforderungen<br />
und Prüfverfahren für technische<br />
Hilfen für behinderte Menschen<br />
wurde 2009 dem Bedürfnis des<br />
Markts Rechnung getragen, die angebotenen<br />
Produkte unmissverständlich<br />
beschreiben und ihre Qualität und<br />
Funktionssicherheit auch prüfen zu<br />
können.<br />
Laufende Verbesserungen im Rollstuhlbau<br />
und der verstärkte Eins<strong>at</strong>z<br />
neuer M<strong>at</strong>erialien und Technologien<br />
haben vergleichbare Prüfverfahren<br />
notwendig gemacht, um hohe und<br />
gleichbleibende Produktsicherheit zu<br />
gewährleisten. Dazu wurden die beiden<br />
ÖNORMEN EN 12183 (Rollstühle<br />
mit Muskelkraftantrieb) und EN 12184<br />
(Elektrorollstühle und -mobile) überarbeitet<br />
und aktualisiert.<br />
Das Arbeitsprogramm des Komitees<br />
196 für 2010 wird neben der konsequenten<br />
Mitarbeit an laufenden europäischen<br />
und intern<strong>at</strong>ionalen Projekten<br />
auch von der Fertigstellung des<br />
Teils 4 der ON-Regel ONR 111107<br />
„Qualitätsmanagement bei der Versorgung<br />
mit reh<strong>at</strong>echnischen Medizinprodukten“<br />
bestimmt sein. Der Teil 4 behandelt<br />
die Auswahl und Anpassung<br />
von muskelkraftbetriebenen Rollstühlen.<br />
Die Bedeutung dieses Dokuments<br />
liegt vor allem darin, dass sich eine<br />
gute Rollstuhlversorgung von einer<br />
schlechten nicht nur in der Qualität<br />
und der eingesetzten Technik unterscheidet,<br />
sondern dass vor allem die<br />
kenntnisreiche – quasi maßgeschneiderte<br />
– Anpassung an Körpermaße<br />
und Funktionen des Benutzers entscheidend<br />
ist. Besondere Aufgaben<br />
kommen auf die Arbeitsgruppe 06 zu,<br />
die sich mit alltagstauglichen Lösun-
gen für Sehbehinderte und Blinde beschäftigt.<br />
Sie wird sich mit der Entwicklung<br />
von tastbaren Symbolen für<br />
Gebäudepläne (ÖNORM V 2108) befassen.<br />
Im Zusammenhang mit der Überarbeitung<br />
der Normen für barrierefreies<br />
Bauen (ÖNORM B 1600 ff) durch das<br />
Komitee 011 „Hochbau Allgemeines“<br />
wird mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
auch eine Revision verschiedener Dokumente<br />
des Komitees 196 erforderlich<br />
werden; so etwa ÖNORM V 2100<br />
(Taktile Markierungen an Anmeldetableaus<br />
für Fußgänger), ÖNORM<br />
V 2102-1 (Taktile Bodeninform<strong>at</strong>ionen)<br />
und ÖNORM V 2105 (Tastbare Beschriftungen<br />
und Inform<strong>at</strong>ionssysteme).<br />
Die geplante Angleichung an die<br />
künftigen Ausgaben der Reihe B 1600<br />
wird zu Verbesserungen der Wahrnehmung<br />
und Nutzung des öffentlichen<br />
Raumes durch sehbehinderte und<br />
blinde Menschen führen.<br />
Umweltschutz<br />
Abfälle: Behandlung, Verwertung,<br />
Charakterisierung<br />
Die Entwicklung des Stands der Technik<br />
und Änderungen in Rechtsnormen<br />
erfordern klare Vorgaben technischer<br />
N<strong>at</strong>ur hinsichtlich Terminologie, Probenahme,<br />
Untersuchungsverfahren<br />
und Qualitätskriterien sowie deren Dokument<strong>at</strong>ion.<br />
Auf Grund der Notwendigkeit,<br />
Abfallströme länderübergreifend<br />
zu betrachten, wurden zu deren<br />
Erfassung und Charakterisierung sowie<br />
der weiteren Behandlung und Entsorgung<br />
europäische Richtlinien und<br />
Normen erarbeitet.<br />
Die Aufgabe des Komitees 224<br />
„Charakterisierung von Abfällen“ wird<br />
daher zusehends von der Europäischen<br />
Normung und Europäischen<br />
Richtlinien bestimmt, wobei dem Komitee<br />
zunehmende Bedeutung durch<br />
die Aktivitäten der Experten auf europäischer<br />
Ebene und in seiner Funktion<br />
als Spiegelgremium bei der n<strong>at</strong>ionalen<br />
Umsetzung Europäischer Richtlinien<br />
mittels Normen zukommt.<br />
Abfallentsorgung und Straßenpflege<br />
sind Dienstleistungen, die in besonderem<br />
Maße der Bevölkerung, der Wirtschaft<br />
und der öffentlichen Hand zugutekommen.<br />
Diese Einrichtungen<br />
zählen zu den wichtigsten Infrastrukturangeboten<br />
und betreffen alle Teile<br />
der Gesellschaft. Die Organis<strong>at</strong>ion<br />
dieser Einrichtungen kann sowohl öffentlich<br />
als auch priv<strong>at</strong> erfolgen. Im<br />
Komitee 157 „Abfallwirtschaft“ wurden<br />
in Europäischen Normen Anforderungen<br />
an Abfallsammelfahrzeuge sowie<br />
an Maschinen und Ausrüstungen<br />
im Bereich Straßenreinigung und Winterdienst<br />
festgelegt.<br />
Die Herstellung von Sekundärbrennstoffen<br />
aus Abfällen gewinnt zunehmend<br />
an Bedeutung. Die Festlegung<br />
der Qualität dieser Brennstoffe ist aus<br />
Gründen des Umweltschutzes besonders<br />
wichtig. Die Herstellung, die<br />
Qualitätsanforderungen und die Untersuchungsmethoden<br />
für diese<br />
Brennstoffe wurden in Europäischen<br />
Normen festgelegt.<br />
Die Normenpakete für die Bereiche<br />
Deponie und Altlasten sowie für eine<br />
sichere Akten- und D<strong>at</strong>envernichtung<br />
wurden 2009 überarbeitet und an den<br />
Stand der Technik angepasst.<br />
Neuland h<strong>at</strong> man mit der Veröffentlichung<br />
der ÖNORM S 2093 „Erfassung<br />
und Beurteilung des Umweltzustands<br />
von vorgenutzten Flächen bei<br />
der Liegenschaftsbewertung“ betreten.<br />
Ziel dieser ÖNORM ist es, die<br />
Grundlagen für die Beurteilung des<br />
Umweltzustands in Bezug auf die<br />
Wieder- bzw. Neunutzung von Liegenschaften<br />
festzulegen. Diese können<br />
als Basis für eine Kostenabschätzung<br />
bei der Liegenschaftsbewertung oder<br />
bei der Planung der Nachnutzung von<br />
Brachflächen dienen. Die Beurteilung<br />
des Umweltzustands umfasst die system<strong>at</strong>ische<br />
Darstellung der Ergebnisse<br />
der Vorerhebung sowie der Result<strong>at</strong>e<br />
der Erkundung von Kontamin<strong>at</strong>ionen<br />
in einem Standortmodell.<br />
Neben der Verwertung von Abfällen<br />
zur Energiegewinnung – als Sekundärbrennstoff<br />
oder in Biogasanlagen –<br />
kann der biogene Anteil der Abfälle<br />
auch zur Schließung biologischer<br />
Kreisläufe durch die Rückführung von<br />
Nährstoffen und organischen Substanzen<br />
auf Böden genutzt werden. Die<br />
Definition der dafür notwendigen Qualitäten<br />
sowohl der Eingangsm<strong>at</strong>erialien<br />
als auch der Endprodukte und deren<br />
Anwendung erfolgt im Komitee 199<br />
„Biologische Abfallbehandlung und<br />
-verwertung“. Hier wurden 2009 insbesondere<br />
die Qualitätsanforderungen<br />
an biogene Abfälle (ÖNORM S 2201)<br />
aktualisiert und die Qualitätssicherung<br />
auf Kompostierungsanlagen und die<br />
Anwendung von Kompost diskutiert.<br />
Gefährliche Stoffe in<br />
Bauprodukten<br />
Die Vielzahl von Baustoffen führte<br />
auch zur Entwicklung unterschiedlicher<br />
Untersuchungsverfahren, um die<br />
Unbedenklichkeit ihrer Auswirkungen<br />
auf Mensch und Umwelt zu beurteilen.<br />
Derzeit gibt es ungefähr 500 Europäische<br />
Normen, die von europäischen<br />
Experten in 35 Technischen Komitees<br />
bei CEN erarbeitet wurden.<br />
Um eine Vergleichbarkeit der einzelnen<br />
Untersuchungsmethoden zu ermöglichen,<br />
wurde die Entwicklung von<br />
horizontal abgestimmten Bewertungsverfahren<br />
für die Freisetzung und den<br />
Gehalt von geregelten gefährlichen<br />
Stoffen gemäß Bauproduktenrichtlinie<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 27
→Umweltschutz<br />
unter Berücksichtigung der vorgesehenen<br />
Verwendung des Produkts beschlossen.<br />
Das betrifft Emissionen in<br />
die Innenraumluft sowie die Freisetzung<br />
von Schadstoffen in Böden,<br />
Oberflächenwasser und Grundwasser.<br />
Das CEN/TC 351 „Construction products:<br />
Assessment of release of dangerous<br />
substances“ wurde mit der<br />
Harmonisierung der Untersuchungsverfahren<br />
beauftragt. Als n<strong>at</strong>ionales<br />
Spiegelgremium wurde das Komitee<br />
254 „Bewertung der Freisetzung<br />
gefährlicher Stoffe aus Bauprodukten“<br />
gegründet, wobei die umfassenden<br />
Erfahrungen österreichischer Experten<br />
in diesen Bereichen aktiv eingebracht<br />
werden. Gleichzeitig erfolgt die Abstimmung<br />
mit einer Expertenkommission<br />
zur Überarbeitung der Bauproduktenrichtlinie.<br />
Luftreinhaltung<br />
Das Komitee 139 „Luftreinhaltung“ h<strong>at</strong><br />
2009 die ÖNORM M 9490 „Meteorologische<br />
Messungen für Fragen der<br />
Luftreinhaltung“ (Teile 1 bis 7) neu herausgegeben.<br />
Teil 1 beschreibt die allgemeinen<br />
Grundsätze für Durchführung<br />
und Auswertung von meteorologischen<br />
Messungen. Dies betrifft u.a.<br />
die richtige Standortwahl, die Dauer<br />
der Messung und die Auswertung der<br />
Messd<strong>at</strong>en. Ausgehend von den<br />
Grundlagen des Teils 1 behandeln die<br />
weiteren Teile die Messung des Niederschlags<br />
(Teil 3), der Lufttemper<strong>at</strong>ur<br />
(Teil 4), der Luftfeuchte (Teil 5), des<br />
Windes (Teil 6) sowie der Strahlung<br />
und Sonnenscheindauer (Teil 7).<br />
Mit ÖNORM M 9412-3 „Anforderungen<br />
an Auswerteeinrichtungen für<br />
kontinuierliche Emissionsmessungen<br />
luftverunreinigender Stoffe; Teil 3: Abnahmeprüfung<br />
mit Kontrolle der Parametrierung<br />
vor Ort und wiederkehrende<br />
Prüfung“ ist die Reihe M 9412 abgeschlossen.<br />
Der Unterschied zwischen<br />
den n<strong>at</strong>ionalen Normen M 9412<br />
und der Europäischen Norm ist wie<br />
folgt: In ÖNORM EN 14181 „Emissionen<br />
aus st<strong>at</strong>ionären Quellen – Qualitätssicherung<br />
für autom<strong>at</strong>ische Messeinrichtungen“<br />
sowie der 2009 herausgegebenen<br />
ÖNORM EN 15267<br />
„Luftbeschaffenheit – Zertifizierung<br />
von autom<strong>at</strong>ischen Messeinrichtun-<br />
28 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
gen“ werden die Mindestanforderungen<br />
an autom<strong>at</strong>ische Einrichtungen<br />
(von der Probenahme bis zum Messgerät)<br />
sowie die Vorgangsweise zu ihrer<br />
Prüfung und Kalibrierung behandelt.<br />
Dagegen werden in den ÖNOR-<br />
MEN M 9412 (alle Teile) die Anforderungen<br />
an autom<strong>at</strong>ische Auswerteeinrichtungen<br />
behandelt. Diese Vorgaben<br />
sollen im Rahmen des CEN/TC 264<br />
WG 9 „Quality assurance of autom<strong>at</strong>ed<br />
measurement systems“ Eingang<br />
in Europäische Normen finden.<br />
Innenraumluft<br />
Im Bereich des Komitees 236 „Innenraumluft“<br />
wurde mit Herausgabe der<br />
ONR 195702 „Sensorische Bestimmung<br />
der Intensität und Art von Gerüchen<br />
von Bauprodukten und Luftproben<br />
aus dem Innenraum - Anforderungen<br />
für Prüfungen im Labor“ die bereits<br />
erschienene ÖNORM S 5701 um<br />
Probenahme vor Ort und Auswertung<br />
im Labor erweitert. Gemeinsam mit<br />
einem externen Partner wird zur<br />
ÖNORM M 5701 und zu ONR 195702<br />
demnächst auch eine Personen-Zertifizierung<br />
für Geruchsprüfer angeboten.<br />
Mit der ÖNORM S 5730 werden die<br />
Anforderungen an die Erkundung von<br />
Bauwerken hinsichtlich des Vorhandenseins<br />
von Schadstoffen oder anderen<br />
schädlichen Faktoren, die anschließende<br />
„Beprobung“ von Verdachtsbereichen<br />
sowie die Bestimmung<br />
der Menge und Art der Schadstoffe<br />
beschrieben. Die Ergebnisse<br />
der Erkundung bilden die Basis für<br />
eine Bewertung in Hinblick auf Nutzung,<br />
Sanierung oder Abbruch des<br />
Bauwerks. Wird diese Bewertung als<br />
Grundlage für die Erstellung von Konzepten<br />
für allfällige Abbrucharbeiten<br />
herangezogen, so sind die vertiefenden<br />
Vorgaben der ONR 192130, die<br />
derzeit vom Komitee 157 überarbeitet<br />
wird, anzuwenden.<br />
Wassergüte und<br />
-aufbereitung<br />
Im Komitee 140 „Wasserqualität“ wurde<br />
die Normenreihe „Produkte zur<br />
Aufbereitung von Wasser für den<br />
menschlichen Gebrauch“ überarbeitet<br />
und ausgebaut. Diese derzeit 57<br />
ÖNORMEN umfassende Reihe enthält<br />
Vorgaben für Chemikalien von A, wie<br />
Aluminium, bis W, wie Wasserstoffperoxid.<br />
Allerdings dürfen in Österreich<br />
nicht alle der in dieser Normenreihe<br />
definierten Chemikalien angewendet<br />
werden, sondern nur jene, die<br />
im Österreichischen Lebensmittelbuch<br />
Codex Kapitel B 1 „Trinkwasser“ genannt<br />
sind.<br />
Im Bereich der Wasseraufbereitung<br />
gibt es eine Vielzahl von n<strong>at</strong>ionalen<br />
und Intern<strong>at</strong>ionalen Normen, die Vorgaben<br />
zur Bestimmung der Hemmwirkung<br />
von Wasserproben haben. Für<br />
diese Normen wurde jetzt vom Komitee<br />
140 der Report ISO/TR 15462<br />
„Wasserbeschaffenheit – Auswahl von<br />
Prüfverfahren für die biologische Abbaubarkeit“<br />
als ON-Regel übernommen.<br />
Diese Zusammenstellung bietet<br />
einen guten Überblick über die Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Normen für biologische<br />
Abbaubarkeitstests für die aqu<strong>at</strong>ische<br />
Umwelt sowie im Anhang einen Vergleich<br />
zu OECD-Richtlinien.<br />
Mit aktiver Unterstützung des Komitees<br />
122 „Wasserversorgung“ wurde<br />
2009 die ÖNORM M 5874 „Wasser für<br />
den menschlichen Gebrauch – Anleitung<br />
für die Tätigkeit von Inspektionsstellen“<br />
fertig gestellt. Dieses Dokument<br />
regelt sowohl die für die Akkreditierung<br />
als Überwachungsstelle<br />
(Inspektionsstelle) notwendigen Vorgaben<br />
als auch die Vorgangsweise bei<br />
Planung, Vorbereitung und Durchführung<br />
der Inspektionen selbst. Gemeinsam<br />
mit dieser ÖNORM wurden auch<br />
Checklisten erarbeitet, die eine rasche<br />
Aufnahme der gemäß ÖNORM erforderlichen<br />
D<strong>at</strong>en ermöglichen. Diese<br />
Checklisten helfen dem Gutachter bei<br />
der ersten Inspektion, einen Überblick<br />
über die Anlage bzw. Anlagenteile und<br />
deren Betriebsweise zu erlangen und<br />
zu dokumentieren. Außerdem unterstützen<br />
sie bei den laufenden Inspektionen,<br />
um die Gegebenheiten vor Ort<br />
(Lokalaugenschein) festzuhalten.
Im Herbst 2009 war Wien Zentrum<br />
der weltweiten Normungsaktivitäten<br />
zur Wasserqualität. Das zuständige Intern<strong>at</strong>ionale<br />
Komitee ISO/TC 147<br />
„W<strong>at</strong>er quality“ hielt seine Vollversammlung<br />
bei Austrian Standards<br />
Institute ab. Rund 140 Experten aus<br />
aller Welt nahmen daran teil.<br />
Akustik<br />
Das Komitee 138 „Akustik“ h<strong>at</strong> 2009<br />
die ÖNORM S 5021 „Schalltechnische<br />
Grundlagen für die örtliche und überörtliche<br />
Raumplanung und -ordnung“<br />
überarbeitet. Diese Aktualisierung war<br />
notwendig, um die Norm an die Umgebungslärm-Richtlinie<br />
(2002/49/EG)<br />
und die str<strong>at</strong>egischen Lärmkarten anzupassen.<br />
Die in der vorherigen Ausgabe<br />
angegebenen Grenzwerte (Planungsrichtwert,<br />
Immissionsgrenzwert)<br />
sowohl für den Dauerschallpegel als<br />
auch für den Grundgeräuschpegel<br />
wurden gestrichen und durch Grenzwerte<br />
für „Tag“, „Abend“ und „Nacht“<br />
ersetzt. Außerdem beziehen sich die<br />
Grenzwerte nicht mehr auf den energieäquivalenten<br />
Dauerschallpegel,<br />
sondern wurden durch einen Beurteilungspegel<br />
ersetzt. Damit wurden sowohl<br />
Anpassungswerte als auch eine<br />
Pegelkorrektur über die Bezugszeiträume<br />
eingeführt.<br />
Des Weiteren wurden zahlreiche<br />
Normen aus dem Bereich Akustik an<br />
die neue Europäische Maschinenrichtlinie<br />
(2006/42/EG) angepasst und neu<br />
herausgegeben.<br />
Mit ÖNORM EN 15927 „Dienstleistungen<br />
in der Hörakustik“ wurde unter<br />
aktiver österreichischer Beteiligung<br />
eine Norm für Dienstleistungen des<br />
Hörakustikers entwickelt. Diese Norm<br />
beschreibt den Ablauf der Hörsystemanpassung<br />
vom ersten Kundenkontakt<br />
bis zur Nachsorge. Außerdem<br />
beschreibt diese Norm Anforderungen<br />
an die Ausbildung, die Betriebsausst<strong>at</strong>tung<br />
und an Verhaltensregeln. Ein<br />
Qualitätsmanagement-System sichert<br />
umfassend die Zufriedenheit der Kunden<br />
und deckt alle Elemente der<br />
Dienstleistung ab.<br />
Boden als Pflanzen-<br />
standort, Grünraum<br />
Böden sind lebende Systeme, die ihre<br />
Funktion in Ökosystemen und für den<br />
Menschen nur dann erfüllen können,<br />
wenn sie weitgehend intakt sind. Neg<strong>at</strong>ive<br />
Einflüsse durch menschliche<br />
Tätigkeiten, wie Stoffeinträge aus der<br />
Luft, Bewirtschaftung oder Bodennutzung,<br />
die die standortbedingte Leistungsfähigkeit<br />
übersteigt, gefährden<br />
die ökologische Funktionsfähigkeit der<br />
Böden. Schäden sind oft irreversibel.<br />
Das macht einen besonders sorgsamen<br />
Umgang mit dem „Schutzgut<br />
Boden“ notwendig.<br />
Der Bodenschutz ist als Teilbereich<br />
des Umweltschutzes im Bundesverfassungsgesetz<br />
über den umfassenden<br />
Umweltschutz (BGBl. Nr. 491/<br />
1984) verankert, womit der Boden<br />
verfassungsrechtlich ein Umwelt-<br />
(Schutz)gut ist.<br />
Im Komitee 202 „Boden als Pflanzenstandort“<br />
werden Normen erarbeitet,<br />
die Rahmenbedingungen festlegen,<br />
um die getroffenen Maßnahmen<br />
bewerten, umsetzen und evaluieren zu<br />
können. Dies erfolgt immer stärker<br />
auch auf europäischer und intern<strong>at</strong>ionaler<br />
Ebene, da die Bedeutung dieses<br />
sensiblen Schutzguts zunehmend erkannt<br />
wird. Eine der Grundlagen für<br />
die Zielerreichung sind ÖNORMEN für<br />
physikalische und chemische Bodenuntersuchungen,<br />
die mit der Weiterentwicklung<br />
der Methoden laufend an<br />
den Stand der Technik angepasst<br />
werden.<br />
Der sorgsame Umgang mit dem<br />
Schutzgut Boden erfordert auch, die<br />
Ausbringung von Stoffen auf Böden<br />
zu regeln. Dies geschieht einerseits<br />
durch gesetzliche Vorgaben und andererseits<br />
durch Europäische und n<strong>at</strong>ionale<br />
Normen, die die Anforderungen<br />
an Düngemittel – hier wurde das<br />
Europäische Normenwerk umfassend<br />
aktualisiert – sowie an Bodenverbesserungsmittel<br />
und Kultursubstr<strong>at</strong>e<br />
festlegen.<br />
Grünräume und vor allem Gehölze<br />
sind von hohem Wert für das Ortsund<br />
Landschaftsbild, für das Kleinklima<br />
und für die Erholung der Bevölkerung.<br />
Der Wert des Grünraums und<br />
dabei ganz besonders der eines Gehölzes<br />
entsteht aus den Funktionen<br />
(z. B. Nutz-, Ertrags-, Wohlfahrtsfunktion),<br />
die es erfüllt. Die Erarbeitung<br />
von Festlegungen zur Erhaltung, Nutzung<br />
und Sicherung von Grünräumen<br />
ist Aufgabe des Komitees 229 „Grünraum“.<br />
Neu erarbeitet wurde die ÖNORM<br />
L 1126 „Kleinbadeteiche – Anforderungen<br />
an Planung, Bau, Betrieb, Sanierung<br />
und Überwachung“ gemeinsam<br />
mit dem Komitee 245 „Bäderwesen“.<br />
Die ÖNORM L 1126 regelt die<br />
Anforderungen an künstlich angelegte,<br />
gegen den Untergrund abgedichtete<br />
und mit Wasser beschickte Teiche,<br />
von denen ein Teil zum Baden bestimmt<br />
ist, während der andere Teil<br />
der Regener<strong>at</strong>ion des Wassers auf<br />
biologischer Basis dient. Weiters wurde<br />
intensiv an den Themen Bewässerung<br />
von Grünflächen, Begrünung von<br />
Dächern und Decken auf Bauwerken<br />
sowie der Befestigung von Bauminstall<strong>at</strong>ionen<br />
(wie z. B. von Baumhäusern,<br />
Baumwipfelwegen, Klettergärten)<br />
an lebenden Bäumen gearbeitet.<br />
Schwingungen<br />
Das Komitee 170 „Schwingungen“ h<strong>at</strong><br />
die Überarbeitung der ÖNORM<br />
S 9012 „Beurteilung der Einwirkung<br />
von Schwingungsimmissionen des<br />
landgebundenen Verkehrs auf den<br />
Menschen in Gebäuden – Schwingungen<br />
und sekundärer Luftschall“ abgeschlossen.<br />
In dieser Norm sind Beurteilungsverfahren<br />
und -kriterien angegeben,<br />
damit Menschen in Gebäuden<br />
und insbesondere in Wohnungen so<br />
wenig wie möglich Schwingungsimmissionen<br />
des landgebundenen Verkehrs<br />
ausgesetzt sind. Diese Schwingungsimmissionen<br />
werden von Menschen<br />
als Erschütterungen oder sekundärer<br />
Luftschall wahrgenommen,<br />
sind aber technisch nicht immer zu<br />
vermeiden. Bei Einhaltung der Vorgaben<br />
dieser Norm können in der Regel<br />
Belästigungen für Menschen vermieden<br />
oder auf ein zumutbares Maß reduziert<br />
werden.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 29
Managementsysteme<br />
Qualität und Umwelt<br />
Mit 1. Jänner 2010 erschien die<br />
ÖNORM EN ISO 9004. Bislang wurde<br />
diese Intern<strong>at</strong>ionale Norm gemeinsam<br />
mit ISO 9001 als „konsistentes Normen-Paar“<br />
gehandhabt: ISO 9001<br />
enthält Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme.<br />
Weltweit haben<br />
983 000 Organis<strong>at</strong>ionen und Unternehmen<br />
ein nach ISO 9001:2008 zertifiziertes<br />
Qualitätsmanagementsystem,<br />
in Österreich sind es an die 4 300<br />
(Stand Dezember 2008). Im Gegens<strong>at</strong>z<br />
zur ISO 9001 ist die ISO 9004<br />
nicht für Zertifizierungszwecke oder<br />
behördliche oder vertragliche Verwendung<br />
vorgesehen. Diese Intern<strong>at</strong>ionale<br />
Norm gibt eine Anleitung, um das Erreichen<br />
eines nachhaltigen Erfolgs<br />
durch Qualitätsmanagement zu unterstützen.<br />
Sie ist auf alle Organis<strong>at</strong>ionen<br />
anwendbar, unabhängig von deren<br />
Größe, Art und Tätigkeit. Der nachhaltige<br />
Erfolg einer Organis<strong>at</strong>ion wird gemäß<br />
ISO 9004 als das Ergebnis der<br />
Fähigkeit definiert, Ziele zu erreichen<br />
und langfristig aufrechtzuerhalten. Dabei<br />
werden Aspekte und Themen behandelt,<br />
die sich teilweise mit Inhalten<br />
der in Ausarbeitung befindlichen<br />
ISO 26000 „Leitfaden gesellschaftlicher<br />
Verantwortung“ überschneiden.<br />
Managementsystem-Normen gibt<br />
es für die unterschiedlichsten Bereiche,<br />
neben Qualitäts- und Umweltmanagement<br />
auch für Inform<strong>at</strong>ionssicherheitsmanagement,<br />
Sicherheit in<br />
der Liefer- und Lebensmittelkette usw.<br />
Um die Anwender bei der Umsetzung<br />
dieser Normen zu unterstützen, wurde<br />
eine intern<strong>at</strong>ionale Gruppe (ISO/TMB/<br />
TAG13-JTCG/Task Force 1) gegründet,<br />
an der Vertreter der zuständigen<br />
Technischen Komitees von ISO teilnehmen.<br />
Diese Gruppe h<strong>at</strong> die Aufgabe,<br />
für die integrierte Anwendung<br />
mehrerer Managementsystem-Normen<br />
in einer Organis<strong>at</strong>ion gemeinsame<br />
Strukturen und Elemente für alle<br />
Managementsystem-Normen zu entwerfen.<br />
Diese Empfehlungen sollen in<br />
Folge bei der Überarbeitung bestehender<br />
und bei Entwicklung neuer<br />
Managementsystem-Normen berücksichtigt<br />
werden. 2009 h<strong>at</strong> die Task<br />
Force die „High Level Structure“ und<br />
die gemeinsame Struktur für Unterabschnitte<br />
erarbeitet, die vom Technical<br />
30 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Management Board der ISO im Februar<br />
2010 zu beschließen sind. Im<br />
Jahr 2010 wird die Task Force gemeinsame<br />
Texte zu den einzelnen Unterabschnitten<br />
erarbeiten. Auf Basis<br />
dieser neuen Struktur werden in Zukunft<br />
ISO 9001 (Qualitätsmanagementsysteme)<br />
und ISO 14001 (Umweltmanagementsysteme)<br />
zu überarbeiten<br />
sein.<br />
Risiko und Sicherheit<br />
Risikomanagement h<strong>at</strong> zum Ziel, die<br />
Unsicherheit von Entscheidungen zu<br />
vermindern, die Zielerreichung von<br />
Organis<strong>at</strong>ionen zu verbessern und die<br />
Sicherheit von Systemen zu erhöhen.<br />
Die ON-Regeln der Reihe ONR 49000<br />
„Risikomanagement für Organis<strong>at</strong>ionen<br />
und Systeme“ beschreibt einen<br />
einheitlichen methodischen Rahmen,<br />
um Risiken zu beurteilen, zu bewältigen<br />
und zu überwachen. Außerdem<br />
legt sie dar, wie Risikomanagement in<br />
ein Managementsystem integriert wird<br />
oder selbst die Aufgabe eines Managementsystems<br />
übernimmt.<br />
Auf intern<strong>at</strong>ionaler Ebene wurde das<br />
Thema mit der Erarbeitung der<br />
ISO 31000 abgeschlossen. Wesentliche<br />
Grundlage war dabei die Serie<br />
ONR 49000. Mit der Überarbeitung<br />
und Neuausgabe ONR 49000 wurde<br />
unter Einbeziehung der Ziele und<br />
Grundsätze des Risikomanagements<br />
nach ISO 31000 ein Rahmen für die<br />
Anwendung und Umsetzung in der<br />
Praxis geschaffen.<br />
Themen wie Wirtschaftskriminalität,<br />
Unternehmensstrafrecht, Schutz m<strong>at</strong>erieller<br />
und imm<strong>at</strong>erieller Unternehmenswerte<br />
und massive Schäden<br />
(z. B. N<strong>at</strong>urk<strong>at</strong>astrophen und technische<br />
Zwischenfälle) machen „Corpor<strong>at</strong>e<br />
Security“ für Unternehmen immer<br />
wichtiger. Sicherheitsrisiken, verstärkter<br />
intern<strong>at</strong>ionaler Wettbewerb und<br />
ihre Auswirkungen sind komplexe<br />
Herausforderungen. Corpor<strong>at</strong>e Security<br />
ist die strukturierte und fundierte<br />
Erhebung und Bewertung aller möglichen<br />
Risken. Der Fokus liegt nicht nur<br />
auf den finanziellen, sondern vor allem<br />
auf den technischen und organis<strong>at</strong>orischen<br />
Risken. Das heißt: Essentiell<br />
sind die Analyse von Produktionsund<br />
Logistikprozessen, der Aufbau<br />
von Notfall- und Krisenmanagementplänen<br />
sowie die Beurteilungen der<br />
Risken im Bereich Mensch – Infrastruktur<br />
– System. Um diesen Herausforderungen<br />
gerecht zu werden, wurde<br />
das Komitee 252 „Corpor<strong>at</strong>e Security“<br />
eingerichtet. Es h<strong>at</strong> die Aufgabe,<br />
Normen für die Hauptbereiche Risk<br />
Management, Security und Safety<br />
Management sowie Corpor<strong>at</strong>e Intelligence<br />
zu erarbeiten, um Organis<strong>at</strong>ionen<br />
Hilfe bei der Umsetzung str<strong>at</strong>egischer<br />
und oper<strong>at</strong>iver Vorkehrungen<br />
und Maßnahmen zu geben, die für<br />
das (Fort-)Bestehen des Unternehmens<br />
bei intentionalen (vorsätzlich<br />
oder fahrlässig) und sonstigen Bedrohungen<br />
(z. B. N<strong>at</strong>urk<strong>at</strong>astrophen) erforderlich<br />
sind. Die ÖNORMEN<br />
S 2400 bis S 2403 beschreiben die<br />
Vorgangsweise bei der Umsetzung eines<br />
Systems zur Erhöhung der Unternehmenssicherheit.<br />
Die neue ÖNORM<br />
S 2410 ergänzt Risikomanagement<br />
um den Schwerpunkt Chancenmanagement,<br />
um die Ziele von Unternehmen<br />
nachhaltig abzusichern.<br />
Neben den Herausforderungen der<br />
Unternehmen, für die eigene Sicherheit<br />
zu sorgen, h<strong>at</strong> auch die öffentliche<br />
Hand umfassende Aufgaben bei<br />
der Bewältigung von Notfällen und<br />
K<strong>at</strong>astrophen. Nach den geltenden<br />
gesetzlichen Bestimmungen haben<br />
Behörden, Eins<strong>at</strong>z-, Hilfs- und Rettungsorganis<strong>at</strong>ionen<br />
und öffentliche<br />
Einrichtungen bei der Bewältigung<br />
von Notfällen, K<strong>at</strong>astrophen und ähnlichen<br />
Ereignissen außergewöhnlichen<br />
Ausmaßes eine führende Funktion.<br />
Um die Zusammenarbeit aller Akteure<br />
zu optimieren, wurde im Rahmen des<br />
sta<strong>at</strong>lichen Krisen- und K<strong>at</strong>astrophenschutzmanagements<br />
für eine inhaltliche<br />
und organis<strong>at</strong>orische Harmonisierung<br />
gesorgt.<br />
Mit der Neuausrichtung des Aufgabenbereichs<br />
h<strong>at</strong> das Komitee 246 seinen<br />
Titel in „Integriertes Notfall- und<br />
K<strong>at</strong>astrophenmanagement“ geändert.<br />
Damit wird auf die Notwendigkeit einer<br />
organis<strong>at</strong>ionsübergreifenden Koordinierung<br />
aller Maßnahmen mit dem<br />
Ziel der Notfall- bzw. K<strong>at</strong>astrophenbewältigung<br />
hingewiesen.<br />
Der Schwerpunkt der norm<strong>at</strong>iven<br />
Aktivitäten liegt im Bereich des integrierten<br />
Notfall- und K<strong>at</strong>astrophenma-
nagements, wobei besonders die<br />
Funktion als Spiegelgremium auf<br />
CEN- und ISO-Ebene im Vordergrund<br />
steht, um Vorteile und Erfordernisse<br />
des österreichischen Systems aktiv<br />
einbringen zu können.<br />
Corpor<strong>at</strong>e Social<br />
Responsibility<br />
Bei der sechsten Plenarsitzung der<br />
ISO/TMB Working Group „Social Responsibility“<br />
in Quebec, Kanada, wurde<br />
entschieden, das Projekt ISO 26000<br />
„Guidance on Social Responsibility“<br />
(Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung)<br />
als ISO/DIS 26000 zur<br />
Stellungnahme durch die Öffentlichkeit<br />
zu verabschieden. Die von Österreich<br />
geleitete German speaking Task<br />
Force h<strong>at</strong> ISO/DIS 26000 ins Deutsche<br />
übersetzt. Das Komitee 251<br />
„Corpor<strong>at</strong>e Social Responsibility“, österreichisches<br />
Spiegelgremium zur<br />
ISO-Arbeitsgruppe, h<strong>at</strong> beschlossen,<br />
diese Übersetzung als Entwurf<br />
ÖNORM ISO 26000 zur Stellungnahme<br />
vorzulegen. Mitte Februar 2010<br />
wird das Abstimmungsergebnis zur<br />
ISO/DIS 26000 vorliegen. Bei der<br />
nächsten Plenarsitzung in Kopenhagen<br />
im Mai 2010 wird dann entschieden,<br />
ob das Dokument nochmals zur<br />
Stellungnahme aufgelegt werden<br />
muss oder als Schlussentwurf zur Abstimmung<br />
gebracht werden kann.<br />
Wie in der ISO/DIS 26000 nachzulesen,<br />
soll diese Intern<strong>at</strong>ionale Norm<br />
nicht die Entwicklung n<strong>at</strong>ionaler Normen<br />
verhindern, die präziser, anspruchsvoller<br />
oder anderer Art sind.<br />
So wurden n<strong>at</strong>ionale Normen in Portugal<br />
und Dänemark entwickelt, die<br />
einen ähnlichen Aufbau wie<br />
ISO 14001 (Umweltmanagement) haben.<br />
IDas österreichische Komitee<br />
251 „Corpor<strong>at</strong>e Social Responsibility“<br />
h<strong>at</strong> beschlossen, ein n<strong>at</strong>ionales norm<strong>at</strong>ives<br />
Dokument (ÖNORM S 2500)<br />
zu erarbeiten. Die Struktur entspricht<br />
dem Vorschlag zur Harmonisierung<br />
des Aufbaus von Intern<strong>at</strong>ionalen Managementsystem-Normen,<br />
wobei die<br />
Charakteristika gesellschaftlicher Verantwortung<br />
im Sinne der ISO 26000<br />
noch zu berücksichtigen sind. Mit einem<br />
Ergebnis ist im Sommer 2010 zu<br />
rechnen.<br />
IT, Büro, Druck, Verpackung<br />
Inform<strong>at</strong>ionsverarbeitung<br />
Das Komitee 001 „Inform<strong>at</strong>ionsverarbeitung“<br />
h<strong>at</strong> 2009 die ÖNORM<br />
EN 1332-1 „Identifik<strong>at</strong>ionskartensysteme<br />
– Mensch-Maschine-Schnittstelle;<br />
Teil 1: Gestaltungsgrundsätze für die<br />
Benutzerschnittstelle“ veröffentlicht.<br />
Sie regelt die Gestaltung und Ausführung<br />
von „Plastikkarten“, z. B. Kreditkarte,<br />
Personal- oder Dienstausweis.<br />
Erklärtes Ziel dieser Norm ist es, die<br />
Zugänglichkeit von Dienstleistungen<br />
im Zusammenhang mit maschinenlesbaren<br />
Karten zum Vorteil aller Nutzer<br />
zu erweitern. Dazu wurden die Bedürfnisse<br />
aller Benutzer – einschließlich älterer<br />
Personen oder Menschen mit<br />
Behinderungen, Erstbenutzer, Minderjähriger<br />
und jener, die mit der örtlichen<br />
Sprache nicht vertraut sind – besonders<br />
berücksichtigt.<br />
Weiters wurde die ÖNORM<br />
EN 14890 „Anwendungsschnittstelle<br />
für Chipkarten, die zur Erzeugung<br />
qualifizierter elektronischer Sign<strong>at</strong>uren<br />
verwendet werden“ neu herausgegeben.<br />
Teil 1 „Allgemeine Dienste“ beschreibt<br />
die oblig<strong>at</strong>orischen Festlegungen<br />
für eine Sichere Sign<strong>at</strong>urerstellungseinheit<br />
(Secure Sign<strong>at</strong>ure<br />
Cre<strong>at</strong>ion Device – SSCD) als Teil von<br />
generischen IAS-Diensten, die entsprechend<br />
den Anforderungen von<br />
Artikel 5.1 der Sign<strong>at</strong>urrichtlinie zu<br />
verwenden sind; Teil 2 „Zusätzliche<br />
Dienste“ beschreibt die übrigen IAS-<br />
Dienste.<br />
Verpackungswesen<br />
Das Komitee 068 „Verpackungswesen“<br />
konzentrierte sich 2009 auf die<br />
Ausarbeitung von Begriffen im Verpackungswesen.<br />
Dazu wurde die<br />
ÖNORM A 5405 veröffentlicht.<br />
Auf europäischer Ebene wurden<br />
und werden derzeit alle harmonisierten<br />
Europäischen Normen für Verpackungsmaschinen<br />
an die neue Maschinenrichtlinie<br />
(2006/42/EG) angepasst.<br />
Für das Jahr 2010 ist die Aktualisierung<br />
der allgemeinen und der speziellen<br />
technischen Liefer- und Bezugsbedingungen<br />
im Verpackungswesen<br />
(ÖNORM A 5470 bzw. ÖNORM<br />
A 5471) vorgesehen.<br />
Drucktechnik und<br />
D<strong>at</strong>enaufbereitung<br />
Der Bereich Drucktechnik und Druckd<strong>at</strong>enaufbereitung,<br />
das Arbeitsgebiet<br />
des Komitees 085, h<strong>at</strong> sich in den<br />
letzten Jahren dynamisch entwickelt.<br />
Druckunterlagen werden heute zum<br />
überwiegenden Teil elektronisch geliefert,<br />
vorzugsweise im Form<strong>at</strong> PDF.<br />
Eine wichtige Grundlage dabei wird<br />
künftig die ÖNORM A 1505 „Aufbereitung<br />
der D<strong>at</strong>en und Qualitätskriterien<br />
im Offsetdruck“ spielen, an der derzeit<br />
intensiv gearbeitet wird. Zweck dieser<br />
Norm ist es, qualit<strong>at</strong>ive Anforderungen<br />
für die Aufbereitung von PDF-D<strong>at</strong>eien<br />
zu definieren, um – unabhängig von<br />
den eingesetzten Offsetdruckanlagen<br />
– gleichbleibend hohe Druckqualitäten<br />
erzielen zu können.<br />
Weitere Arbeiten des Komitees 085<br />
waren die ÖNORMEN A 1200-2 „Prüfung<br />
von Drucken und Druckfarben –<br />
Herstellung genormter Druckproben<br />
für nicht-konventionelle Druckverfahren“<br />
sowie die Überarbeitung der<br />
ÖNORM A 1205 „Prüfung von Drucken<br />
und Druckfarben – Seifenechtheit“.<br />
Der Entwurf sowie die fertige<br />
Norm werden 2010 erscheinen.<br />
Bürowesen<br />
Das Komitee 045 „Bürowesen“ h<strong>at</strong><br />
2009 seine Umbenennung in „Büroorganis<strong>at</strong>ion<br />
und schriftliche Kommunik<strong>at</strong>ion“<br />
beschlossen, um den vollen<br />
Umfang seines Tätigkeitsbereichs<br />
besser zum Ausdruck zu bringen.<br />
Mit 1. Februar 2009 wurde ÖNORM<br />
A 1005 „Kuverts und Versandtaschen“<br />
neu herausgegeben. Ziel der Überarbeitung<br />
war, eine Konzentr<strong>at</strong>ion auf in<br />
der Praxis am häufigsten verwendete<br />
Form<strong>at</strong>e zu erreichen. Sonderform<strong>at</strong>e<br />
und selten verwendete Kuverts sind<br />
nicht mehr enthalten. Ebenso wurde<br />
die ÖNORM A 1081 „Richtlinien für<br />
die Diktiersprache“ überarbeitet und<br />
dabei inhaltlich und textlich der aktuellen<br />
Praxis angepasst. Entwurf und<br />
anschließend die fertige Norm werden<br />
2010 erscheinen.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 31
Dienstleistungen<br />
Marktforschung<br />
Im Jahr 2009 wurde das Komitee 260<br />
„Markt-, Meinungs- und Sozialforschungsdienstleistung“<br />
gegründet. In<br />
diesem Komitee sind neben österreichischen<br />
auch deutsche Markt-, Meinungs-<br />
und Sozialforscher vertreten.<br />
Gemeinsam erarbeiten diese Experten<br />
Positionen zu Fragen der Standardisierung<br />
von wissenschaftlichen<br />
Dienstleistungen dieses Sektors und<br />
vertreten sie in der WG 1 „Market Research<br />
Services“ des ISO/TC 225<br />
„Market, opinion and social research“.<br />
Möglich wird dies durch die große<br />
Übereinstimmung der Fachverbände<br />
beider Länder hinsichtlich ihres professionellen<br />
Selbstverständnisses sowie<br />
der Berufsgrundsätze und Standesregeln<br />
der Markt-, Meinungs- und<br />
Sozialforschung.<br />
2010 steht die Fortführung der Mitarbeit<br />
an der Revision der intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Norm ISO 20252 „Markt-, Meinungs-<br />
und Sozialforschung – Begriffe<br />
und Dienstleistungsanforderungen“ im<br />
Vordergrund. Dabei wird es besonders<br />
darauf ankommen, die intern<strong>at</strong>ionale<br />
Akzeptanz der hohen berufsethischen<br />
und forschungsmethodischen<br />
Standards der Markt-, Meinungs- und<br />
Sozialforschung in Deutschland und<br />
Österreich zu erhalten und zu stärken.<br />
Chiropraktiker<br />
Das Berufsbild des Chiropraktikers ist<br />
in Österreich nicht zuletzt auf Grund<br />
strenger gesetzlicher Zugangsbestimmungen<br />
zu medizinischen Berufen<br />
beinahe unbekannt. Auch im übrigen<br />
Europa gibt es kein einheitliches Berufsbild<br />
und keine gemeinsamen<br />
Standards für die zu erbringenden<br />
Leistungen. Die Qualifizierung zum<br />
Chiropraktiker ist in den einzelnen<br />
Ländern unterschiedlich geregelt, was<br />
eine grenzüberschreitende Anerkennung<br />
bisher erschwert h<strong>at</strong>.<br />
Auf europäischer Ebene wurde das<br />
Berufsbild wesentlich von der European<br />
Chiropractors Union (ECU) geprägt<br />
und geregelt. Deren Standards<br />
für Ausbildung und ethische Grundsätze<br />
werden nun in einer Europäischen<br />
Norm weiterentwickelt. Dazu<br />
fand im April 2009 in Wien die erste<br />
Sitzung des Projekt-Komitees CEN/<br />
32 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
TC 394 „Project Committee – Services<br />
of Chiropractors“ st<strong>at</strong>t. Austrian<br />
Standards Institute führt das Sekretari<strong>at</strong><br />
dieses Komitees. Die endgültige<br />
Norm soll 2012 noch vor dem jährlichen<br />
Kongress der ECU veröffentlicht<br />
werden.<br />
Ein einheitliches europäisches Berufsbild<br />
mit standardisiertem Kompetenzprofil<br />
soll helfen, künftig Qualitätsunterschiede<br />
zu verringern und damit<br />
die Sicherheit für P<strong>at</strong>ienten erhöhen.<br />
Immobilienwirtschaft<br />
Die europäische Immobilienwirtschaft<br />
ist weitgehend n<strong>at</strong>ionalen Regelungen<br />
unterworfen. Ende 2009 wurde die<br />
Europäische Norm EN 15733 „Dienstleistungen<br />
von Immobilienmaklern -<br />
Anforderungen an die Dienstleistungen<br />
von Immobilienmaklern” publiziert,<br />
die unter österreichischer Leitung<br />
erstellt wurde. Mit diesem Dokument<br />
sind die unterschiedlichen n<strong>at</strong>ionalen<br />
Ansätze in einem Set allgemeiner<br />
Anforderungen an die Dienstleistungen<br />
dieses Gewerbes sowie an die<br />
beruflichen Kompetenzen der Makler<br />
zusammengefasst. Das Augenmerk<br />
gilt besonders der Bereitstellung von<br />
Inform<strong>at</strong>ion seitens des Maklers an<br />
Käufer und Verkäufer von Immobilien,<br />
womit künftig mehr Transparenz gewährleistet<br />
werden soll.<br />
Betreutes Wohnen<br />
In einer alternden Gesellschaft gewinnen<br />
spezifische Ansprüche von Senioren<br />
an das Wohnen zunehmend an<br />
Bedeutung. Spezielle Angebote ermöglichen<br />
oder unterstützen die<br />
selbstständige Lebensführung in fortgeschrittenem<br />
Alter. Um die Angebote<br />
transparent und vergleichbar zu machen,<br />
wurde das europäische Projekt-<br />
Komitee CEN/TC 385 „Services for<br />
sheltered housing for the elderly“ eingerichtet.<br />
Die Gründungssitzung fand<br />
im Oktober 2008 in Wien st<strong>at</strong>t. 2009<br />
wurde in drei Sitzungen in Stuttgart,<br />
Stockholm und London der Entwurf<br />
weiter entwickelt, sodass er 2010 in<br />
Begutachtung (enquiry) gehen kann.<br />
Die künftige Europäische Norm wird<br />
die Anforderungen an die Vertragsgestaltung,<br />
die Inform<strong>at</strong>ionspflichten der<br />
Betreiber sowie der Bereitsteller von<br />
Dienstleistungen, aber auch grundlegende<br />
Ansprüche an die Ausst<strong>at</strong>tung<br />
der Einrichtungen und an die Qualifik<strong>at</strong>ion<br />
der Dienstleister festlegen. Die<br />
Veröffentlichung der Norm ist für Anfang<br />
2012 projektiert.<br />
Übersetzen und<br />
Dolmetschen<br />
Im Bereich Übersetzungsdienstleistungen<br />
h<strong>at</strong> Österreich bereits in der<br />
Vergangenheit wichtige Pionierarbeit<br />
geleistet. Die dabei gewonnenen Erfahrungen<br />
finden nun Eingang in die<br />
Intern<strong>at</strong>ionale Normung: 2009 konnte<br />
das Komitee 239 „Dienstleistungen –<br />
Übersetzen und Dolmetschen“ mit<br />
dem Vorschlag „Assessment of transl<strong>at</strong>ions“<br />
reüssieren. Einerseits fand der<br />
Projektantrag weltweites Interesse,<br />
zum anderen wurde Österreich mit<br />
der Leitung des Sekretari<strong>at</strong>s der zuständigen<br />
Projektgruppe betraut. Bereits<br />
an der ersten Sitzung im August<br />
2009 (im Zuge der Tagung des ISO/<br />
TC 37 „Terminology and other language<br />
and content resources“) in Bogotá,<br />
Kolumbien, nahmen neben der österreichischen<br />
Deleg<strong>at</strong>ion mehr als 30<br />
Personen teil; unter anderem aus China,<br />
Frankreich, dem Vereinigten Königreich,<br />
Irland, Japan, Kanada, Spanien,<br />
Südafrika und den USA.<br />
Tourismus<br />
Mit Intern<strong>at</strong>ionalen Standards reagiert<br />
der Tourismus auf das gestiegene<br />
Qualitätsbewusstsein der Kunden.<br />
Das bei ISO dafür zuständige Komitee<br />
ISO/TC 228 „Tourism and rel<strong>at</strong>ed services“<br />
h<strong>at</strong> mittlerweile zehn Arbeitsgruppen<br />
(WG) eingerichtet. Neben den<br />
bereits in der Zertifizierungsphase befindlichen<br />
Freizeittauchern (WG 1 „Recre<strong>at</strong>ional<br />
diving services“), dessen<br />
Sekretari<strong>at</strong> von Austrian Standards Institute<br />
geleitet wird, engagieren sich<br />
österreichische Experten auch in<br />
WG 2 „Health tourism services“ und in<br />
WG 4 „Golf services“.
Flughafensicherheit<br />
Security Checks am Flughafen sind<br />
heute weltweit Standard. Ohne genaue<br />
Durchleuchtung des Handgepäcks,<br />
ohne Durchschreiten von Detektoren,<br />
die nach verbotenen Gegenständen<br />
scannen, gibt es keinen<br />
Check-in. Die Sicherheitskontrollen<br />
sind im Lauf der Jahre vielfältiger und<br />
aufwändiger geworden. Was früher<br />
die Polizei erledigt h<strong>at</strong>, wurde nach<br />
und nach priv<strong>at</strong>en Sicherheitsfirmen<br />
übertragen. Die Angebote der Sicherheitsdienstleister<br />
sind allerdings sehr<br />
heterogen und für Fluggesellschaften<br />
und Flughafenbetreiber nicht immer<br />
durchschaubar bzw. vergleichbar.<br />
Wird ein neuer Auftrag ausgeschrieben,<br />
so entscheidet über den Zuschlag<br />
zumeist der Preis.<br />
Denn was bisher fehlt, sind Qualitätskriterien,<br />
anhand derer die Unternehmen<br />
ihren Leistungsumfang und<br />
die Qualifik<strong>at</strong>ion ihrer Mitarbeiter, also<br />
ihre Kompetenz, unter Beweis stellen<br />
können. An solchen Kriterien wird nun<br />
auf europäischer Ebene gearbeitet.<br />
Beim Europäischen Komitee für Normung<br />
CEN wurde dazu das CEN/PC<br />
384 „Airport and avi<strong>at</strong>ion security services“<br />
eingerichtet, das von Austrian<br />
Standards Institute betreut wird.<br />
Angesichts der wachsenden Bedeutung<br />
priv<strong>at</strong>er Sicherheitsdienstleistungen<br />
für die Gesamtsicherheit in der zivilen<br />
Luftfahrt wird es für die Anbieter<br />
immer wichtiger, einheitliche Qualitätsstandards<br />
einzuhalten. Damit soll<br />
sich einerseits die Professionalität der<br />
Anbieter erhöhen und den Kunden –<br />
öffentlichen und priv<strong>at</strong>en Auftraggebern<br />
– garantiert werden, dass sie t<strong>at</strong>sächlich<br />
die geforderten Leistungen<br />
erhalten. Die künftige Europäische<br />
Norm – sie wird voraussichtlich 2011<br />
vorliegen – wird somit eine wichtige<br />
Grundlage für die Auswahl der passenden<br />
Sicherheitsdienstleistungen<br />
und für die Beurteilung der Anbieter<br />
sein und damit den Markt transparenter<br />
machen.<br />
Halal-Produkte und<br />
-Dienstleistungen<br />
In Österreich leben ungefähr 340 000<br />
Personen muslimischen Glaubens.<br />
Weltweit sind es ungefähr 1,4 Milliarden<br />
Muslime. Im Jahr 2009 konnte im<br />
Workshop 1143 „Halal-Produkte und<br />
-Dienstleistungen“ die ON-Regel<br />
ONR 142000 über Halal-Lebensmittel<br />
und Anforderungen an die Lebensmittelkette<br />
erfolgreich abgeschlossen<br />
und bei einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt werden. Die<br />
ONR 142000 erschien sowohl in<br />
Deutsch als auch in Englisch und wurde<br />
Ende 2009 als Vorschlag für eine<br />
Europäische Norm in eine europaweite<br />
Diskussion bei CEN eingebracht.<br />
Das nächste Projekt im Workshop<br />
1143 „Halal-Produkte und -Dienstleistungen“<br />
war die Entwicklung einer<br />
ONR zum Thema Islamic Banking,<br />
d.h. die Festlegung von Anforderungen<br />
an Finanzdienstleistungen, die mit<br />
den Regeln des Islam konform sind.<br />
Von besonderer Bedeutung sind dabei<br />
das allgemeine Zinsverbot (Riba)<br />
und das Verbot von Spekul<strong>at</strong>ionen<br />
(Gharar). Dieses Projekt konnte Ende<br />
des Jahres abgeschlossen und ausgewählten<br />
Institutionen als Entwurf<br />
zur Stellungnahme vorgelegt werden.<br />
Mit einer Publik<strong>at</strong>ion ist noch vor dem<br />
Sommer 2010 zu rechnen.<br />
Wertanalyse<br />
Die zentrale Norm des Komitees 156<br />
„Wertanalyse“ ist ÖNORM EN 12973<br />
„Value Management“. Die Überarbeitung<br />
der bestehenden n<strong>at</strong>ionalen Normen<br />
dieses Fachgebiets wurde mit<br />
der ÖNORM A 6760 „Wertanalyse –<br />
Management von Wertanalyse- (WA-)<br />
Projekten“ abgeschlossen. Im September<br />
2009 konnte außerdem<br />
ÖNORM A 6764 „Wertanalyse-Module;<br />
Grundsätze, Begriffe, Vorgangsweisen<br />
der Wertanalyse-Inform<strong>at</strong>ionsverarbeitung“<br />
veröffentlicht werden.<br />
Farben<br />
Beschichtungsstoffe<br />
Parkettböden erfreuen sich nach wie<br />
vor bzw. zunehmend wieder hoher<br />
Beliebtheit. Anforderungen und Prüfverfahren<br />
für die unterschiedlichsten<br />
Arten moderner Parketten sind in einer<br />
ganzen Reihe von Normen geregelt.<br />
Perfekt ist der Parkettboden aber<br />
erst, wenn er fachgerecht versiegelt<br />
ist. Mindestanforderungen und Prüfungen<br />
für transparente Beschichtungsstoffe<br />
und die daraus hergestellten<br />
Versiegelungen regelt ÖNORM<br />
C 2354, die seit 1. März 2009 in einer<br />
Neuausgabe vorliegt. Diese Norm gilt<br />
für alle Arten von Holzfußböden. Geprüft<br />
werden u.a. Verformbarkeit,<br />
Haftfestigkeit, Verhalten bei chemischen<br />
Einwirkungen und – jetzt neu –<br />
die Kr<strong>at</strong>zfestigkeit.<br />
Um vorhandene Synergien in Zukunft<br />
besser zu nutzen, wurde das<br />
Komitee 089 „Galvanische und andere<br />
anorganische Überzüge“ mit der Arbeitsgruppe<br />
050.03 „Korrosionsschutz“<br />
zusammengelegt und wird<br />
seine Tätigkeit als Arbeitsgruppe<br />
050.03 „Korrosionsschutz durch Beschichtung<br />
und Überzüge“ fortsetzen.<br />
Schwerpunkt dieser Arbeitsgruppe<br />
war 2009 die Herausgabe der<br />
ÖNORM ISO 19840 „Beschichtungsstoffe<br />
– Korrosionsschutz von Stahlbauten<br />
durch Beschichtungssysteme<br />
– Messung der Trockenschichtdicke<br />
auf rauen Substr<strong>at</strong>en und Kriterien für<br />
deren Akzeptanz“. Sie legt ein Verfahren<br />
fest, um zu ermitteln, ob die gemessenen<br />
Trockenschichtdicken den<br />
festgelegten Sollschichtdicken auf<br />
rauen Oberflächen entsprechen. Geregelt<br />
sind darin außerdem die Einstellung<br />
der Geräte, die Festlegung von<br />
Inspektionsflächen und Messplänen,<br />
die Messung selbst sowie Kriterien für<br />
die Akzeptanz bzw. Ablehnung.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 33
Haushalt und Freizeit<br />
Spielzeug und andere<br />
sicherheitsrelevante<br />
Kinderartikel<br />
2009 brachte wichtige gesetzliche Änderungen<br />
rund um die Sicherheit von<br />
Spielzeug: Am 18. Juni 2009 wurde<br />
die neue Spielzeugrichtlinie (2009/48/<br />
EC) im Amtsbl<strong>at</strong>t der Europäischen<br />
Union veröffentlicht. Das Kernstück<br />
sind höhere Sicherheitsanforderungen<br />
für Spielzeug im Hinblick auf die Verwendung<br />
von Chemikalien. Spielzeug<br />
muss den allgemeinen Chemikalienvorschriften<br />
der Gemeinschaft einschließlich<br />
der Verordnung (EG) Nr.<br />
1907/2006 (REACH) entsprechen.<br />
Eine Schädigung der menschlichen<br />
Gesundheit im Falle der Exposition<br />
gegenüber chemischen Stoffen oder<br />
Zubereitungen muss ausgeschlossen<br />
sein. Weitere Neuerungen betreffen<br />
u.a. deutlichere Gefahrenhinweise, geänderte<br />
Anforderung zur Begegnung<br />
der Gefahr der Atemnot/Erstickung<br />
sowie besondere Anforderungen an<br />
Spielzeug in Lebensmitteln und die<br />
Definition der Kriterien für die wesentlichen<br />
Sicherheitsanforderungen.<br />
Im zuständigen Europäischen Komitee<br />
CEN/TC 52 „Sicherheit von Spielzeug“<br />
wird deshalb derzeit intensiv die<br />
Überarbeitung der harmonisierten Europäischen<br />
Norm EN 71 (mit ihren Teilen)<br />
vorangetrieben, um sie an die<br />
neue Spielzeugrichtlinie anzupassen.<br />
Die Arbeitsgruppe WG 5 „Feeding,<br />
drinking, sucking and similar functions“<br />
ist unter österreichischem Vorsitz<br />
derzeit mit der Aktualisierung der<br />
dreiteiligen EN 1400 „Artikel für Säuglinge<br />
und Kleinkinder – Schnuller für<br />
Säuglinge und Kleinkinder“ befasst.<br />
34 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Spiel- und Sportgeräte;<br />
Freizeiteinrichtungen<br />
Im Rahmen der n<strong>at</strong>ionalen Arbeiten<br />
des Komitees 184 „Spiel- und Sportgeräte;<br />
Freizeiteinrichtungen“ wurden<br />
2009 drei Normen für Turngeräte fertig<br />
gestellt, konkret die ÖNORMEN<br />
S 4636 (Deckenlongen mit Saltogürtel),<br />
S 4707 (Barren und kombinierte<br />
Stufenbarren/Barren mit ergänzenden<br />
Bestimmungen zu EN 914) sowie<br />
S 4710 (Turnm<strong>at</strong>ten mit ergänzenden<br />
Bestimmungen zu EN 12503-1).<br />
Derzeit arbeitet man an einem Vorschlag<br />
für Normen zu Spielgeräten im<br />
Wasserbereich von Badeanlagen.<br />
Heimtierbedarf und<br />
Heimtierhaltung<br />
Was mit K<strong>at</strong>zenstreu begann, h<strong>at</strong> sich<br />
im Lauf der Jahre zu einem umfassenden<br />
Regelwerk für die tiergerechte<br />
Haltung entwickelt. Nach Meerschwein,<br />
Hamster und Co. h<strong>at</strong> das<br />
zuständige Komitee 247 „Heimtierbedarf<br />
und Heimtierhaltung“ 2009 den<br />
Entwurf zur ÖNORM S 1007 „Haltung<br />
von R<strong>at</strong>ten in priv<strong>at</strong>er Obhut“ fertig<br />
gestellt. Die fertige Norm – ihr Ziel ist<br />
die Verbesserung der Haltungsbedingungen<br />
unter dem Aspekt der „Tiergerechtheit“<br />
– liegt seit April 2010 vor.<br />
Besonderes Augenmerk wird darin auf<br />
die Beschaffenheit und Ausst<strong>at</strong>tung<br />
der Unterkünfte und Haltungssysteme<br />
gelegt.<br />
Nächstes Projekt des Komitees 247,<br />
die Haltung von Farbmäusen in priv<strong>at</strong>er<br />
Obhut. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
des Komitees 247 war die Erarbeitung<br />
der ON-Regel ONR 191040, mit der<br />
die Wirksamkeit von Vogelschutzglas<br />
überprüft werden kann. Vogelschutzglas<br />
umfasst durchsichtiges Glas und<br />
andere durchsichtige M<strong>at</strong>erialien, die<br />
durch bestimmte Verfahren (z. B. Markierungen)<br />
für Vögel erkennbar gemacht<br />
werden, um Kollisionen auf ein<br />
Minimum zu reduzieren. Diese ONR<br />
gilt für freistehende Glasscheiben<br />
(z. B. durchsichtige Lärmschutzwände)<br />
und durchsichtige Glasbauwerke<br />
(z. B. Verbindungsgänge). Diese ON-<br />
Regel wird 2010 als Entwurf vorliegen.<br />
Um eine fachgerechte Ausbildung<br />
von Therapiehunden zu gewährleisten,<br />
wird derzeit eine ÖNORM entwickelt,<br />
die Anforderungen an die Qualifik<strong>at</strong>ion<br />
bzw. Ausbildung von Personen definiert,<br />
die Therapiehunde ausbilden,<br />
sowie an die Ausbildung von Therapieteams<br />
(Hund und Hundeführer).<br />
Möbel<br />
Das Komitee 072 „Möbel“ befasste<br />
sich 2009 u.a. intensiv mit der Überarbeitung<br />
von Normen für Tische<br />
(ÖNORMEN A 1605-4 und A 1610-4),<br />
für Abmessungen und Massen<br />
(ÖNORM A 1605-2) sowie mit der Aktualisierung<br />
der ÖNORM A 1600-2 zur<br />
allgemeinen Bezeichnung und Kennzeichnung<br />
von Möbeln.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt war die<br />
Überarbeitung der Teile 5 der ÖNOR-<br />
MEN A 1605 und ÖNORM A 1610, die<br />
sich mit den Anforderungen und Prüfungen<br />
von ungepolsterten und leicht<br />
gepolsterten Sitzmöbeln befasst.<br />
ÖNORM A 1610-5 enthält Anforderungen<br />
an diese Sitzmöbel, um eine dem<br />
Verwendungszweck entsprechende<br />
Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen.<br />
Auf europäischer Ebene (CEN/<br />
TC 207 „Furniture“) wurde 2009 die<br />
Normenreihe über die Bewertung der<br />
Beständigkeit von Möbeloberflächen<br />
(EN 12720 bis 12721) fertig gestellt.<br />
Darin geht es um die Beständigkeit<br />
von Oberflächen gegen kalte Flüssigkeiten<br />
sowie gegen feuchte und trockene<br />
Hitze.<br />
2010 werden die überabeiteten<br />
Ausgaben der Anforderungen und<br />
Prüfbestimmungen für Polstermöbel<br />
und M<strong>at</strong>r<strong>at</strong>zen (ÖNORM A 1610-6 –<br />
Anforderungen und ÖNORM A 1605-6<br />
– Prüfbestimmungen) erscheinen.
Waffen Holzschutz Konformität<br />
Waffentechnik und<br />
Schießwesen<br />
Schwerpunkt im Rahmen der n<strong>at</strong>ionalen<br />
Arbeiten im Komitee 076 „Waffentechnik<br />
und Schießwesen“ war 2009<br />
die Überarbeitung der ÖNORM<br />
S 1240 „Schießstätten – Planung, Bau<br />
und Betrieb“. Ebenfalls überarbeitet<br />
wurde ÖNORM S 1310. Sie beschreibt<br />
die allgemeinen Grundlagen<br />
für Prüfverfahren, Anforderungen und<br />
Klassifizierungen von ballistischen<br />
M<strong>at</strong>erialien und Konstruktionen, wie<br />
z. B. Stahlpl<strong>at</strong>ten, gepanzerte Sonderschutz-Fahrzeuge<br />
und Mauerwerk, die<br />
Schutz gegen Angriffe mit Schusswaffen<br />
bieten. Beide Überarbeitungen<br />
sollen 2010 veröffentlicht werden.<br />
Ebenfalls aktiv ist die Arbeitsgruppe<br />
076.09 „Zivile Sprengmittel und Pyrotechnik“,<br />
da derzeit im Europäischen<br />
Komitee CEN/TC 212 „Feuerwerkskörper“<br />
eine Reihe Europäischer Normen<br />
überarbeitet wird.<br />
Holzschutz<br />
Holz ist ein organischer Rohstoff n<strong>at</strong>ürlichen<br />
Ursprungs. Die Eigenschaften<br />
des Holzes hängen von der Holzart<br />
und den Wuchsbedingungen ab.<br />
Deshalb können wesentliche Eigenschaften,<br />
wie Härte, Festigkeit, Verarbeitbarkeit,<br />
Dichte, Farbton, n<strong>at</strong>ürliche<br />
Dauerhaftigkeit gegen holzzerstörende<br />
Organismen und Tränkbarkeit, großen<br />
Schwankungen unterliegen. Außerdem<br />
unterliegen Holz und Holzbauteile<br />
dem n<strong>at</strong>ürlichen Kreislauf des<br />
mikrobiellen Abbaus. Holzzerstörende<br />
Pilze, Insekten und/oder deren Larven<br />
nutzen die Holzbestandteile, wie z. B.<br />
Cellulose, als Nahrung bzw. das Holz<br />
als Lebensraum. Außerdem führt Sonnenlicht<br />
zu photochemischem Abbau<br />
von Holzbestandteilen, wie z. B. Lignin,<br />
und Holz ist brennbar.<br />
Bauteile aus Holz müssen daher –<br />
um ihre Eigenschaften zu erhalten –<br />
vor schädigenden Umwelteinflüssen<br />
ausreichend und nachhaltig geschützt<br />
werden.<br />
Das Komitee 081 „Holzschutz“ h<strong>at</strong><br />
deshalb die ÖNORM B 3801 „Holzschutz<br />
im Hochbau – Benennungen<br />
und Definitionen sowie Grundlagen“<br />
mit 1. Jänner 2009 neu herausgegeben.<br />
Nächstes Projekt ist die Überarbeitung<br />
der ÖNORM B 3804, die Voraussetzungen<br />
für die Reduktion von chemischen<br />
Holzschutzmaßnahmen regeln<br />
wird. Dazu wurde eine eigene Arbeitsgruppe<br />
eingerichtet.<br />
Konformitätsbewertung<br />
Konformitätsbewertungen sind relevant<br />
bei der Produkt- und Personenzertifizierung,<br />
bei der Bewertung von<br />
Managementsystemen sowie bei der<br />
Bewertung und Akkreditierung von<br />
Konformitätsbewertungsstellen. Besonderes<br />
Interesse an diesem Thema<br />
haben alle Akkreditierungs-, Zertifizierungs-,<br />
Inspektions-, Prüf- und Überwachungsstellen.<br />
Das dafür zuständige<br />
Komitee 253 bei Austrian Standards<br />
Institute ist im Wesentlichen als<br />
Spiegelgremium zu ISO/CASCO und<br />
CEN/CENELEC/TC 1 aktiv und beschäftigt<br />
sich mit Intern<strong>at</strong>ionalen und<br />
Europäischen Normen, die für die Beurteilung<br />
der Konformität zur Anwendung<br />
kommen. Entsprechend seiner<br />
intern<strong>at</strong>ionalen Ausrichtung des Themas<br />
orientieren sich die Aktivitäten<br />
am Arbeitsprogramm der Intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Normungsorganis<strong>at</strong>ion ISO. Die<br />
spezielle Zielsetzung des Gremiums<br />
liegt daher darin, durch aktive Mitarbeit<br />
in intern<strong>at</strong>ionalen Arbeitsgruppen<br />
von ISO/CASCO rechtzeitig Beiträge<br />
in die Erarbeitung der intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Dokumente einzubringen.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 35
Elektrotechnik<br />
36 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Neben den multisektorellen Normungsorganis<strong>at</strong>ionen CEN<br />
(Europäisches Komitee für Normung) und ISO (Intern<strong>at</strong>ionale<br />
Organis<strong>at</strong>ion für Normung) gibt es für die Elektrotechnik in<br />
Europa CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische<br />
Normung) und weltweit IEC (Intern<strong>at</strong>ionale Elektrotechnische<br />
Kommission). N<strong>at</strong>ionales Mitglied bei CEN und ISO ist Austrian<br />
Standards Institute, bei CENELEC und IEC der Österreichische<br />
Verband für Elektrotechnik OVE.<br />
Immer mehr verschmelzen heute die einzelnen Technikbereiche,<br />
und eine strenge Trennung ist schwierig, mitunter sogar<br />
unmöglich bzw. für Normenanwender oft nur schwer nachvollziehbar.<br />
Bestrebungen, (scheinbare) Grenzen zu überwinden<br />
und zum Verschwinden zu bringen, gibt es in letzter Zeit in verstärktem<br />
Ausmaß. CEN und CENELEC beispielsweise haben<br />
ihr Management Center in Brüssel zusammengelegt, um<br />
Synergien in der Europäischen Normung besser zu nutzen.<br />
In Österreich haben Austrian Standards Institute und der<br />
OVE bereits 1998 ein Kooper<strong>at</strong>ionsabkommen geschlossen,<br />
um die n<strong>at</strong>ionale Diversifizierung bei der Entwicklung von<br />
Normen und Regelwerken zu überwinden und gleichzeitig den<br />
Anwendern den Zugang zu den Dokumenten zu erleichtern. In<br />
Österreich werden die zuständigen Komitees vom Österreichischen<br />
Verband für Elektrotechnik OVE betreut.<br />
Auf der Basis dieses Abkommens werden alle elektrotechnischen<br />
Dokumente als so genannte „Doppelst<strong>at</strong>us-Dokumente“<br />
veröffentlicht. Das heißt: Sie haben sowohl den St<strong>at</strong>us von<br />
Österreichischen Bestimmungen für Elektrotechnik<br />
(gemäß Elektrotechnikgesetz 1992) als auch den einer ÖNORM<br />
gemäß Normengesetz 1971 – zu erkennen an der Bezeichnung<br />
„ÖVE/ÖNORM“. Um Kontinuität und Kohärenz bei der Entwicklung<br />
von Normen sicherzustellen, sind die Komitees des<br />
OVE zugleich Komitees von Austrian Standards Institute. Das<br />
schafft Rechtssicherheit und hilft Doppelarbeiten zu vermeiden.<br />
Unter Wahrung ihrer individuellen Sichtbarkeit sind Austrian<br />
Standards Institute und OVE bestrebt, zum Nutzen ihrer<br />
Kunden Antworten auf gemeinsame Herausforderungen zu<br />
entwickeln und Lösungen gemeinsam umzusetzen.<br />
Dipl.-Ing. Dr. Karl Grün<br />
Director Development<br />
Austrian Standards Institute
Elektrotechnische Normung 2009<br />
2009 war rückblickend<br />
ein sehr turbulentes<br />
Jahr für die elektrotechnische<br />
Normung. Viele<br />
Neuerungen und besondere<br />
Ereignisse prägten<br />
den Normenalltag.<br />
Als Meilenstein in den<br />
normungspolitischen Akti-<br />
vitäten des Österreichischen<br />
Elektrotechnischen Komitees OEK ist die<br />
Erarbeitung der OVE-Normungsstr<strong>at</strong>egie unter den<br />
vielen Projekten des vergangenen Jahres hervorzuheben.<br />
Weitere Highlights, die eng im Zusammenhang<br />
mit der Dienstleistungsverbesserung stehen, waren<br />
die Online-Schaltung des OVE-Webshops und die<br />
erstmalige Zertifizierung des OEK nach ISO 9001.<br />
Die in Kooper<strong>at</strong>ion mit dem Bund durchgeführte<br />
Marktüberwachung und das Projekt Laborsicherheit<br />
wurden 2009 fortgesetzt, und die Schulungsseminare<br />
für den Einstieg in die Normenwelt fanden weiterhin<br />
regen Zuspruch. Übersch<strong>at</strong>tet wurde die sehr positive<br />
Bilanz des Jahres 2009 durch den plötzlichen Tod<br />
unseres langjährigen Mitarbeiters Ing. Wolfgang<br />
Friessnegg, mit dem wir einen kompetenten und<br />
verlässlichen Mitarbeiter verloren haben.<br />
Die europäische und intern<strong>at</strong>ionale Normung<br />
stand im Zeichen von Veränderung: Einem<br />
Mehrheitsbeschluss der Generalversammlungen folgend,<br />
wurden die Funktionen der Generaldirektoren<br />
von CEN und CENELEC in der Person von Elena<br />
Santiago (ehemals CENELEC-Generaldirektorin)<br />
vereint. Nach dem überraschenden Rücktritt<br />
des CENELEC-Präsidenten Dietmar Harting<br />
OEK Österreichisches Elektrotechnisches Komitee<br />
Eschenbachgasse 9 | 1010 Wien<br />
T +43 1 587 63 73-0 | F +43 1 586 74 08<br />
E oek@ove.<strong>at</strong> | I www.ove.<strong>at</strong><br />
(Deutschland) wurde David Dosset (Großbritannien)<br />
zum neuen Präsidenten bestellt, und auf IEC-Ebene<br />
wurde Klaus Wucherer (Deutschland) zum kommenden<br />
IEC-Präsidenten gewählt. Mit Irak, Bahrain,<br />
Montenegro und Albanien ist die IEC-Familie mittlerweile<br />
auf 79 Mitglieder angewachsen. Die bisher<br />
in der Länderanzahl überwiegende europäische<br />
Mehrheit ist somit Vergangenheit.<br />
Die Technologie- und somit auch Normungstrends<br />
Smart Grid, Smart Metering und Electrical Vehicel<br />
werfen immer stärkere Sch<strong>at</strong>ten voraus und verlangen<br />
nach einer koordinierten Vernetzung der beteiligten<br />
Interessenspartner.<br />
Viel ist in der Normenwelt geschehen und viele<br />
Herausforderungen stehen noch bevor. Der OVE<br />
wird als Mitglied von IEC und CENELEC und als n<strong>at</strong>ionale<br />
Koordinierungsstelle für die elektrotechnische<br />
Normung im Rahmen seiner Str<strong>at</strong>egie und in<br />
Zusammenarbeit mit seinen Kooper<strong>at</strong>ionspartnern<br />
die österreichischen Experten weiterhin mit R<strong>at</strong> und<br />
T<strong>at</strong> zur Seite stehen.<br />
Dipl.-Ing. Christian Gabriel<br />
Leitung Normung & Standardisierung
OVE-Normungsstr<strong>at</strong>egie 2010<br />
Die elektrotechnische Normung h<strong>at</strong> sich in den letzten<br />
Jahren mehr und mehr auf die europäische bzw. intern<strong>at</strong>ionale<br />
Ebene verlagert. Als n<strong>at</strong>ionales Komitee ist<br />
es die Aufgabe des OVE, die österreichischen Experten<br />
mit seinen Dienstleistungen bestmöglich bei den<br />
globalen Normungsaktivitäten zu unterstützen. Das<br />
Österreichische Elektrotechnische Komitee im OVE h<strong>at</strong><br />
daher 2009 eine Str<strong>at</strong>egie zur gestärkten Positionierung<br />
Österreichs in der elektrotechnischen Normung erarbeitet.<br />
Das OEK-Aktionskomitee setzte dazu eine<br />
Arbeitsgruppe ein, in der alle Interessensgruppen<br />
– Industrie, Behörde, Energieversorger, Wissenschaft,<br />
Gewerbe, Prüfinstitute und Konsumenten – vertreten<br />
waren.<br />
Die Arbeitsgruppe formulierte als wesentliche Ziele den<br />
einfachen Zugang zur Normungsarbeit und den Normen<br />
sowie die Eigenständigkeit und die Sichtbarkeit der<br />
österreichischen elektrotechnischen Normung. Offiziell<br />
präsentiert wurde die „Normungsstr<strong>at</strong>egie 2010“ im<br />
Rahmen des OVE-Normentages am 13. November 2009<br />
im Technischen Museum in Wien.<br />
2<br />
Das Technische Museum Wien bot den feierlichen<br />
Rahmen für den OVE-Normentag<br />
Dipl.-Ing. Ch. Gabriel präsentierte die<br />
OVE-Normungsstr<strong>at</strong>egie 2010<br />
Dienstleistung und Sichtbarkeit<br />
Um allen an aktiver Mitarbeit in der elektrotechnischen<br />
Normung Interessierten den Einstieg in dieses komplexe<br />
Gebiet zu erleichtern, veranstaltete der OVE 2009 mehrere<br />
Workshops, in denen Mitarbeiter des OEK grundlegende<br />
Einblicke in die n<strong>at</strong>ionale und intern<strong>at</strong>ionale<br />
Normungsarbeit gaben.<br />
Dem stark gestiegenen Normenverkauf im elektronischen<br />
Form<strong>at</strong> Rechnung tragend, richtete der OVE 2009<br />
einen eigenen Webshop ein. Unter der Webadresse<br />
http://www.ove.<strong>at</strong>/webshop können Kunden nunmehr<br />
aus dem umfangreichen Sortiment an Normen,<br />
Publik<strong>at</strong>ionen und anderen Artikeln aus dem Bereich<br />
Elektrotechnik wählen und direkt beim OVE bestellen.<br />
Neben dem Gesamtk<strong>at</strong>alog der ÖVE/ÖNORMEN und<br />
dem vollständigen Bestand an IEC-Publik<strong>at</strong>ionen finden<br />
sich im OVE-Webshop auch Publik<strong>at</strong>ionen aus der<br />
VDE-Schriftenreihe.<br />
Das OEK präsentierte sich und sein breites Angebot an<br />
Normen und Dienstleistungen auf der neuen Fachmesse<br />
für Elektrotechnik, den „Power Days“, die Ende März in<br />
Salzburg sowie Anfang April 2009 in Wien st<strong>at</strong>tfand.<br />
Mit der Teilnahme an dieser Messe und an anderen<br />
Veranstaltungen, wie dem Frühlingsempfang der Wiener<br />
Landesinnung sowie am traditionellen OVE-Normentag,<br />
konnte das OEK einige Akzente in Hinblick einer erhöhten<br />
Sichtbarkeit setzen.<br />
Die erfolgreichen Kooper<strong>at</strong>ionen mit dem Bundesministerium<br />
für Wirtschaft, Familie und Jugend im Zusam-<br />
menhang mit der Marktüberwachung elektrischer<br />
Betriebsmittel und dem Bundesministerium<br />
für Unterricht, Kunst und Kultur mit dem Projekt<br />
Laborsicherheit konnten 2009 weitergeführt werden.<br />
www.ove.<strong>at</strong>
Zertifiziertes<br />
Qualitätsmanagementsystem<br />
nach ISO 9001<br />
Seit Mai 2009 ist die Normungsabteilung des OVE<br />
– nach erfolgreicher Absolvierung eines umfassenden<br />
Audits – nach ISO 9001 zertifiziert. Die komplexen<br />
Abläufe in der Normung und Standardisierung fordern<br />
streng disziplinierte und fehlerfreie Dienstleistungen.<br />
Auch die kosteneffiziente Verwaltung der Ressourcen<br />
zwingt zu klar strukturierten Arbeitsabläufen und<br />
laufenden Verbesserungsmaßnahmen.<br />
Die 73. Generalversammlung von IEC fand im<br />
Oktober 2009 in Tel Aviv st<strong>at</strong>t<br />
Mag. R. Weissenhorn (2.v.l.), Abteilungsleiterin<br />
Standardisierung, GD Unternehmen der Europäischen<br />
Kommission, besuchte österreichische<br />
Betriebe und Interessensvertretungen<br />
Die CENELEC-Komitees SC 31-8 und TC 204 tagten<br />
Ende Jänner in Graz<br />
www.ove.<strong>at</strong><br />
Ing. W. Hauer, OEK-Qualitätsmanager, Dipl.-Ing.<br />
P. Reichel, OVE-Generalsekretär, und Dipl.-Ing. Ch.<br />
Gabriel, OEK-Geschäftsführer (v.l.) nahmen das ISO<br />
9001-Zertifik<strong>at</strong> für das OEK entgegen<br />
Koordinierung mit CENELEC<br />
und IEC<br />
Die von CEN- und CENELEC-Mitgliedsländern begründete<br />
Initi<strong>at</strong>ive FLES „Future Landscape of European<br />
Standardiz<strong>at</strong>ion“ war 2009 von intensiven Diskussionen<br />
geprägt. Die Gründe dafür lagen in den divergierenden<br />
Ansichten der Mitgliedssta<strong>at</strong>en zur Zukunft der<br />
europäischen Normung und Standardisierung. Vor allem<br />
der Vorschlag von CEN für eine neue Struktur von<br />
CEN und CENELEC mit gemeinsamen Generaldirektor<br />
und Management-Center führte zu hitzigen Deb<strong>at</strong>ten.<br />
Wie schon in den letzten Jahren, setzte sich der OVE<br />
für eine kosteneffiziente und weitgehend von der<br />
Wirtschaft getragene europäische Normung ein. Die<br />
Frage bezüglich der finanziellen, rechtlichen und qualit<strong>at</strong>iven<br />
Auswirkungen der Zusammenlegung der<br />
Managementfunktionen und der Infrastruktur von CEN<br />
und CENELEC wurde vom OVE daher wiederholt gestellt<br />
– unter anderem wird ein Verlust der etablierten<br />
Eigenständigkeit und des notwendigen direkten Zugriffs<br />
für CENELEC-Stakeholder befürchtet. Neben CENELEC-<br />
internen Besprechungen wurde vom OVE 2009 ein Treffen<br />
der Europäischen Kommission mit Industrievertretern<br />
aus verschiedenen Mitgliedsländern organisiert, um<br />
die Bedenken der Branche über die Entwicklungen<br />
der europäischen elektrotechnischen Normung zu erörtern.<br />
Ein weiteres Treffen in Wien zum Thema KMU<br />
und der Gastvortrag von Mag. Ren<strong>at</strong>e Weissenhorn,<br />
DG ENTR Abteilungsleiterin Standardisierung, am<br />
Normentag festigten die gute Gesprächsbasis des<br />
OVE mit der Europäischen Kommission. Als Erfolg im<br />
Hinblick auf den str<strong>at</strong>egischen Einfluss des OVE ist die<br />
Wiederwahl Dipl.-Ing. Günter Idingers in den CENELEC-<br />
Verwaltungsr<strong>at</strong> zu werten.<br />
3
Ausbau des<br />
intern<strong>at</strong>ionalen Netzwerks<br />
Zur Abstimmung der intern<strong>at</strong>ionalen wirtschaftlichen<br />
und politischen Interessen in der elektrotechnischen<br />
Normung und zum weiteren Ausbau des<br />
Netzwerks zwischen den N<strong>at</strong>ionalkomitees nahm die<br />
Geschäftsstelle im Oktober 2009 an der jährlichen<br />
Generalversammlung von IEC teil. Die partnerschaftliche<br />
Beziehung des OVE zum VDE wurde weiters durch<br />
die Teilnahme des OEK am DKE-Normentag gefestigt.<br />
Bei einem ersten Kontakt mit dem Slowenischen<br />
Verband für Elektrotechnik wurde unter anderem über<br />
mögliche ber<strong>at</strong>ende Kooper<strong>at</strong>ionen im Bereich der<br />
elektrotechnischen Regelsetzung diskutiert. Als gewählte<br />
Vertretung der kleineren IEC-Mitgliedsländer<br />
in der IEC Sales Advisory Group brachte sich der<br />
OVE aktiv in die Erlösteilungsdiskussion und in die<br />
Erarbeitung des IEC Business Modells ein, wodurch<br />
die Interessen der kleinen Mitgliedsländer gegenüber<br />
den „Normungs-Großmächten“ erfolgreich gesichert<br />
werden konnten.<br />
Die Vielzahl der Mitgliedsländer in CENELEC führt<br />
zwangsläufig zu verschiedenen Interessen auf technischer<br />
Ebene. Eine wesentliche Aufgabe kommt dem<br />
OVE daher bei der Koordinierung der technischen<br />
Arbeit zu. Dipl.-Ing. Christian Gabriel als Ständiger<br />
Delegierter im BT (Technischer Lenkungsausschuss)<br />
konnte in vielen Fällen die n<strong>at</strong>ional abgestimmte<br />
Position erfolgreich vertreten.<br />
Mit Dipl.-Ing. Richard Valenta, der auch die n<strong>at</strong>ionalen<br />
ETSI-Agenden und das CENELEC Sekretari<strong>at</strong> TC 206<br />
koordiniert, stellt der OVE den Vorsitz der CENELEC<br />
BTWG 80-3 „D<strong>at</strong>abases and electronic communic<strong>at</strong>ions“<br />
und ist dadurch maßgeblich an der Gestaltung<br />
der gemeinsamen Dokumenten-Server-Pl<strong>at</strong>tform<br />
„IEC/CENELEC Collabor<strong>at</strong>ion Tool“ beteiligt.<br />
4<br />
OEK auf einen Blick<br />
Das OEK betreut insgesamt 123 Fachgremien mit 760 Expertinnen und Experten.<br />
Anzahl der Technischen Komitees 15<br />
Anzahl der Technischen Subkomitees 58<br />
Anzahl der Arbeitsgruppen 50<br />
Die OVE-Fachgremien spiegeln IEC-Komitees 174<br />
und CENELEC-Komitees 72<br />
CENELEC Past-Präsident Dipl.-Kfm. D. Harting,<br />
Präsident von DIN und Vorsitzender des DKE,<br />
referierte am OVE-Normentag über das erfolgreiche<br />
europäische Normungsmodell<br />
Dipl.-Ing. M. Altenhuber, Dipl.-Ing. A. Kriz, Dr. G.<br />
Nentwich und Ing. P. Skala wurden für ihr Engagement<br />
in der intern<strong>at</strong>ionalen Normung mit dem IEC<br />
1906 Award ausgezeichnet<br />
Der OVE präsentierte sein Leistungsportfolio auf<br />
den Power Days, der Fachmesse für Elektrotechnik,<br />
in Salzburg und Wien<br />
Anzahl der aufgelegten Entwürfe 2009 472<br />
Anzahl der publizierten Österreichischen<br />
Bestimmungen für die Elektrotechnik 2009 405<br />
Gesamtzahl der Österreichischen<br />
Bestimmungen für die Elektrotechnik ca. 5.000<br />
www.ove.<strong>at</strong>
Austrian Standards im Überblick<br />
Normen, Standards, Regelwerke...<br />
Impressum<br />
Das moderne Wirtschaftsleben braucht klare Regeln.<br />
Normen – n<strong>at</strong>ionale, Europäische und Intern<strong>at</strong>ionale – legen<br />
Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen fest, sorgen<br />
für geordnete Abläufe und vereinfachen Geschäftsbeziehungen.<br />
Sie geben Sicherheit in Beruf und Alltag.<br />
Austrian Standards Institute ist die neutrale<br />
und weltweit anerkannte österreichische Pl<strong>at</strong>tform<br />
für n<strong>at</strong>ionale, Europäische und Intern<strong>at</strong>ionale<br />
Normung. Austrian Standards Institute koordiniert<br />
und managt die Normungsarbeit von mehr als<br />
5 880 Experten. Diese kommen aus Unternehmen,<br />
Behörden, Prüfstellen, Forschung und Interessensvertretungen.<br />
www.as-institute.<strong>at</strong><br />
Austrian Standards plus GmbH ist die erste<br />
Adresse für den Zugang zu Normen, Standards<br />
und Regelwerken aus aller Welt. Zudem unterstützt<br />
Austrian Standards plus bei der Anwendung von<br />
Normen mit Inform<strong>at</strong>ionen, Software und Fachliter<strong>at</strong>ur,<br />
beim Online-Management von Normen<br />
(Publishing), bei Aus- und Weiterbildung<br />
(Trainings), beim Nachweis der Konformität<br />
mit Normen (Certific<strong>at</strong>ion).<br />
www.as-plus.<strong>at</strong><br />
Schwerpunkte und Trends der Normungsarbeit | Ergänzungsheft zum Jahresbericht 2009<br />
Herausgeber: Austrian Standards Institute / Österreichisches Normungsinstitut<br />
Heinestraße 38, 1020 Wien • www.as-institute.<strong>at</strong><br />
Konzeption, Redaktion, Layout: Dr.Johannes Stern, Director Public Rel<strong>at</strong>ions & Media<br />
Fotos: T. M. Laimgruber, Peter Tuma, J. Stern, AS Archiv<br />
Produktion: LPE Tötterström & Partner KEG<br />
Druck: Druckerei Piacek Gmbh<br />
Kontakt: Tel.: +43 1 213 00-317, E-Mail: media@as-institute.<strong>at</strong><br />
© Austrian StandardsInstitute – 2010 • ID 05A 2010<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 41
Verbraucherr<strong>at</strong><br />
Weitere Inform<strong>at</strong>ionen zu Aufgaben, Zielen und<br />
Projekten des Verbraucherr<strong>at</strong>s: www.verbraucherr<strong>at</strong>.<strong>at</strong><br />
42 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009<br />
Der Verbraucherr<strong>at</strong> ist ein Sonder ausschuss von<br />
Austrian Standards Institute / Österreichi sches<br />
Normungs institut. Er wurde 1991 gegründet, um<br />
die Interessen der Konsumenten besser in den<br />
n<strong>at</strong>ionalen, euro päischen und intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Normungs gremien vertreten zu können.<br />
2009 h<strong>at</strong> der Verbraucherr<strong>at</strong> wieder eine Reihe<br />
von Projekten durchgeführt und daran mitgewirkt,<br />
um mit Hilfe von Normen einen höheren<br />
Schutz der Kon sumenten zu erreichen.<br />
Produktsicherheit<br />
Wasserrutschen: Die Arbeiten zur Revision der<br />
zweiteiligen Europäischen Norm für Wasserrutschen<br />
ÖNORM EN 1069 wurden im April 2009<br />
abgeschlossen. Der Verbraucherr<strong>at</strong> h<strong>at</strong>te dazu<br />
mehrere Projekte in Auftrag gegeben und gemeinsam<br />
mit dem TÜV Österreich umfangreiche<br />
Textvorschläge zur Änderung der Normen erstellt.<br />
Diese bildeten auch die Grundlage für die<br />
Überarbeitung, die insgesamt vier Jahre dauerte.<br />
Das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend und<br />
bedeutet eine gewaltige Verbesserung gegenüber<br />
den bisherigen Dokumenten. Somit h<strong>at</strong><br />
sich die nicht unbeträchtliche Investition gelohnt.<br />
Kinderschutzprodukte – CEN/PC 398 „Child<br />
protective products“: Unter der Führung des<br />
Verbraucherr<strong>at</strong>s wurde 2008 im Rahmen einer<br />
Arbeitsgruppe des Technischen Büros des CEN<br />
(CEN/BT) eine Machbarkeitsstudie zur Normung<br />
von Kinderschutzprodukten erstellt. Wichtige<br />
Basis dafür war ein von ANEC (europäische Verbrauchervertretung<br />
in der Normung) finanziertes<br />
Projekt, in dem Anforderungen und Prüfverfahren<br />
für Kinderschutzprodukte, wie Fenster- und<br />
Türsicherungen, Schrank- und Schubladensicherungen,<br />
Herdschutzgitter und Steckdosensicherungen,<br />
ausgearbeitet wurden.<br />
Die Spezifik<strong>at</strong>ion für Fenstersicherungen wurde<br />
in weiterer Folge in einem EU-Marktüberwachungsprogramm<br />
verwendet und diente als<br />
Grundlage für den Beschluss der Kommission<br />
„über Sicherheitsanforderungen, denen Europäische<br />
Normen für von Verbrauchern anzubringende<br />
kindergesicherte Feststeller für Fenster<br />
und Balkontüren gemäß der Richtlinie 2001/95/<br />
EG des Europäischen Parlaments und des R<strong>at</strong>es<br />
genügen müssen“ (2010/11/EU). Auf dieser<br />
Basis ist für 2010 mit einem Mand<strong>at</strong> der Kommission<br />
an CEN zu rechnen.<br />
Der Abschlussbericht der CEN/BT-Arbeitsgruppe<br />
empfiehlt die Gründung eines Projektkomitees<br />
zur Erstellung entsprechender Normen.<br />
Erstes Projekt ist die Entwicklung einer Norm für
Fenstersicherungen. Die erste Sitzung<br />
fand im September 2009 st<strong>at</strong>t.<br />
Alterung von Plastikm<strong>at</strong>erialien in<br />
Kinderprodukten: Plastikteile in Produkten<br />
(für Kinder) verändern ihre Eigenschaften<br />
durch thermische Einflüsse,<br />
Licht und mechanische Belastungen.<br />
Handelt es sich um sicherheitskritische<br />
Teile, kann ein Versagen zu Unfällen<br />
führen. Es ist verwunderlich, dass<br />
Normen in diesem Bereich selten die<br />
Alterung der M<strong>at</strong>erialien in Betracht ziehen.<br />
Daher h<strong>at</strong> der Verbraucherr<strong>at</strong> eine<br />
Studie beim Prüfinstitut SP Schweden<br />
in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse<br />
wurden bei der Sitzung des CEN/TC<br />
252 „Artikel für Säuglinge und Kleinkinder“<br />
im April 2009 vorgestellt. Entsprechende<br />
Bestimmungen sollen nach<br />
Auffassung des Verbraucherr<strong>at</strong>s zunächst<br />
in die allgemeinen Sicherheitsrichtlinien<br />
für diese Produktgruppe<br />
(CEN TR 13387 „Artikel für Säuglinge<br />
und Kleinkinder – Sicherheitsleitfaden“)<br />
einfließen und in weiterer Folge Bestandteil<br />
der Normen werden.<br />
Kinderartikel: Der Technische Bericht<br />
CEN/TR 13387:2004 „Artikel für Säuglinge<br />
und Kleinkinder – Sicherheitsleitfaden“<br />
spielt eine wichtige Rolle bei der<br />
Ausarbeitung von Normen des CEN/<br />
TC 252. Darüber hinaus soll er auch<br />
andere Kreise unterstützen, die sich mit<br />
dem Thema Kindersicherheit befassen<br />
(insbesondere Hersteller). Der Leitfaden<br />
enthält grundlegende Sicherheitskonzepte<br />
für diese Produktgruppe (ausgenommen<br />
Spielzeug) in den Bereichen<br />
chemische, mechanische und thermische<br />
Gefahren sowie Produktinform<strong>at</strong>ion.<br />
Daneben gibt es noch Anhänge mit<br />
anthropometrischen D<strong>at</strong>en, sicherheitsrelevantem<br />
Verhalten von Kindern (bezogen<br />
auf ihre Entwicklungsstufe), Risikobewertung<br />
sowie eine Liter<strong>at</strong>urreferenzliste.<br />
Dieser Leitfaden soll nun überarbeitet<br />
werden. Dr. Franz Fiala (Sekretari<strong>at</strong> des<br />
Verbraucherr<strong>at</strong>s) wurde zum Projektleiter<br />
für den chemischen Abschnitt bestimmt.<br />
Dieser muss grundlegend überarbeitet<br />
werden, da sich die gesetzliche<br />
Situ<strong>at</strong>ion stark verändert h<strong>at</strong>, weitere<br />
chemische Substanzen in den Mittelpunkt<br />
der öffentlichen Diskussion gerückt<br />
sind und der vorhandene Text<br />
veraltet ist.<br />
Brandschutz: Der Verbraucherr<strong>at</strong> h<strong>at</strong><br />
eine Studie über Brandgefahren in priv<strong>at</strong>en<br />
Haushalten – durchgeführt vom<br />
Niederländischen Institut für Sicherheit<br />
(NIBRA) – in Auftrag gegeben. St<strong>at</strong>istiken<br />
zeigen, dass es in Europa pro Jahr<br />
zu 2 bis 2,5 Millionen Bränden mit<br />
250 000 bis 500 000 Verletzten und<br />
20 000 bis 25 000 Toten kommt. Etwa<br />
80 Prozent der Todesfälle finden sich<br />
im Priv<strong>at</strong>bereich. Der Report zeigt<br />
Wege auf, wie sich diese Opferzahlen<br />
reduzieren lassen, bleibt allerdings bei<br />
den Maßnahmen eher allgemein<br />
(Sprinkler, brandhemmende Ausrüstung<br />
von Einrichtungsgegenständen etc.).<br />
Detaillierte Spezifik<strong>at</strong>ionen für die Entflammbarkeit<br />
von Teppichen, Vorhängen,<br />
Polstermöbeln etc. sind in der Studie<br />
nicht enthalten. Der Verbraucherr<strong>at</strong><br />
plant, dafür zusätzliche Arbeiten in Auftrag<br />
zu geben.<br />
Chemie und Umwelt<br />
Nanotechnologie: Die Nanotechnologie<br />
wurde in den letzten Jahren zu einem<br />
zentralen Thema des Umwelt- und<br />
Verbraucherschutzes. Die mikroskopisch<br />
kleinen Teilchen zeigen eine Reihe<br />
neuartiger Eigenschaften – auch in<br />
toxikologischer Hinsicht. Die Risiken<br />
sind derzeit nur ans<strong>at</strong>zweise bekannt,<br />
zahlreiche Fakten geben aber Hinweise,<br />
dass Vorsicht geboten ist. Dennoch<br />
enthalten immer mehr Produkte Nanom<strong>at</strong>erialien.<br />
Umwelt- und Verbraucherschützer<br />
fordern daher vehement gesetzliche<br />
Regelungen. Die Industrie ist<br />
dagegen. Letzteres war bislang auch<br />
Standpunkt der Europäischen Kommission.<br />
Seit 2007 findet jährlich eine von der<br />
Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
organisierte Veranstaltung<br />
unter dem Titel „Safety for success<br />
dialogue“ st<strong>at</strong>t. Dabei werden die<br />
unterschiedlichen Standpunkte und<br />
möglichen Vorgangsweisen diskutiert.<br />
Bei der Veranstaltung 2009 h<strong>at</strong> Dr.<br />
Franz Fiala vom Verbraucherr<strong>at</strong> für<br />
ANEC (die europäische Verbrauchervertretung<br />
in der Normung) an der Abschlussdiskussion<br />
mit Generaldirektor<br />
Madelin teilgenommen. Dabei h<strong>at</strong> er<br />
eine ausführliche Deb<strong>at</strong>te über die Angemessenheit<br />
bestehender Gesetze<br />
und insbesondere eine gesetzliche Meldepflicht<br />
für die Verwendung von Nanom<strong>at</strong>erialien<br />
verlangt. Eine solche Meldepflicht<br />
wird in Frankreich eingeführt,<br />
auch das deutsche Umweltbundesamt<br />
h<strong>at</strong> sich dafür ausgesprochen. Heftig<br />
kritisiert h<strong>at</strong> Fiala das Kommissionspapier<br />
„Regul<strong>at</strong>ory aspects of nanom<strong>at</strong>erials“<br />
– COM(2008) 366 final) –, das auf<br />
Basis einer sehr oberflächlichen Analyse<br />
einen Anpassungsbedarf gesetzlicher<br />
Regelungen in Abrede stellt und<br />
Handlungsbedarf nur im Bereich der<br />
Implementierung sieht (z. B. durch Konkretisierung<br />
bestimmter Aspekte in Leitlinien).<br />
Diesen Ans<strong>at</strong>z h<strong>at</strong>te auch das<br />
Europäische Parlament zurückgewiesen<br />
und die Kommission aufgefordert, innerhalb<br />
von zwei Jahren eine umfassende<br />
Analyse aller relevanten Gesetze<br />
durchzuführen, um sicherzustellen,<br />
dass die spezifischen Merkmale von<br />
Nanom<strong>at</strong>erialien berücksichtigt werden.<br />
Immerhin h<strong>at</strong> die Kommission ein gewisses<br />
Umdenken erkennen lassen. Die<br />
Generaldirektion Umwelt h<strong>at</strong> Studien in<br />
Auftrag gegeben, die sehr wohl Defizite<br />
in den existierenden Gesetzen festgestellt<br />
haben und sich für erweiterte Meldepflichten<br />
aussprechen. Der Verbraucherr<strong>at</strong><br />
beteiligt sich auch an einem europäischen<br />
Norm-Projekt zum Thema<br />
Kennzeichnung von Nanom<strong>at</strong>erialien<br />
(CEN/TC 352 „Nanotechnologies“).<br />
Design for all<br />
2009 wurde der Sonderausschuss<br />
„Handicap“ des Vorstands von Austrian<br />
Standards Institute, der sich mit Fragen<br />
der Barrierefreiheit befasst h<strong>at</strong>, aufgelöst.<br />
Es war zu inhaltlichen Überschneidungen<br />
mit den Aktivitäten des Verbraucherr<strong>at</strong>s<br />
gekommen. Außerdem<br />
konnte dieser Ausschuss – im Gegens<strong>at</strong>z<br />
zum Verbraucherr<strong>at</strong> – mangels eigenem<br />
Budget keine Projekte finanzieren<br />
bzw. Reisekosten von Delegierten<br />
zu Sitzungen Europäischer und/oder Intern<strong>at</strong>ionaler<br />
Komitees übernehmen.<br />
Die zentralen Arbeitsbereiche im Bereich<br />
Design for all – Barrierefreiheit<br />
sind: auf intern<strong>at</strong>ionaler Ebene die Erarbeitung<br />
der Norm „Accessibility of the<br />
built environment“, auf europäischer<br />
Ebene die Integr<strong>at</strong>ion von Barrierefreiheit<br />
in Produktnormen sowie die Revision<br />
der Norm über Hausbriefkästen. In<br />
Österreich konzentriert sich das Engagement<br />
auf die Überarbeitung der<br />
ÖNORM B 1600 (Planungsgrundlagen<br />
für barrierefreies Bauen) und die dazu<br />
geplanten Zertifizierungsnormen.<br />
Europäische Verbrauchervertretung<br />
ANEC: Bei der ANEC-Generalversammlung<br />
2009 wurde Dr. Franz Fiala<br />
zum Vizepräsidenten der Organis<strong>at</strong>ion<br />
gewählt. ANEC ist der europäische<br />
Dachverband zur Vertretung von Verbraucherinteressen<br />
in der Normung. Fiala<br />
h<strong>at</strong>te diese Position bereits in den<br />
Jahren 2001 – 2007 inne. Er wurde<br />
auch als Vorsitzender der ANEC-Umweltgruppe<br />
bestätigt.<br />
Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 43
Institute<br />
Setting Standards. Cre<strong>at</strong>ing Value.<br />
www.as-institute.<strong>at</strong>