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EKD: Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung (Leseprobe)

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien - eine repräsentative Bevölkerungsumfrage, - eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und - ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden. Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien

- eine repräsentative Bevölkerungsumfrage,
- eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und
- ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden.

Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

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Dimensionen des Religiösen<br />

fachgerecht durchgeführt werden konnte. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die<br />

deutschsprachige Wohnbevölkerung in Deutschland ab dem Alter von 14 Jahren. 55 Insgesamt<br />

205 geschulte, erfahrene Interviewer*innen führten die Erhebung durch <strong>und</strong> unterstützten<br />

die Proband*innen bei einem sonst unbeaufsichtigten Selbstausfüllprozess.<br />

Auf der Seite der Vorurteile <strong>und</strong> Ressentiments wurden Fragen zu Antisemitismus (in<br />

unterschiedlichen Formen), Antiziganismus, Muslimfeindlichkeit, Vorurteile gegenüber<br />

Geflüchteten, Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen, Sexismus, Antifeminismus,<br />

Homophobie, Transphobie <strong>und</strong> Klassismus, d. h. Vorurteile <strong>und</strong> Abwertung<br />

aufgr<strong>und</strong> der sozialen Lage erhoben. Die eingesetzten Befragungsinstrumente werden<br />

im Detail auf einer Webseite ausgewiesen. 56 Durch die Breite der eingesetzten Instrumente<br />

wollten wir einen differenzierten Blick auf gruppenbezogene Vorurteile werfen<br />

können. 57 Für die vorgelegten Analysen greifen wir auf die selbsterklärten Mitglieder<br />

der evangelischen Kirche (n = 641), der katholischen Kirche (n = 742) <strong>und</strong> Menschen<br />

ohne Religionszugehörigkeit (n = 877) zu. 58<br />

2.2 Dimensionen des Religiösen<br />

(Stefan Huber)<br />

2.2.1 Modell der Religiosität – Zentralität <strong>und</strong> Inhalt<br />

Das Modell der Religiosität, das der Studie zugr<strong>und</strong>e liegt, unterscheidet zwischen Zentralität<br />

<strong>und</strong> Inhalt des Religiösen in einer Person. 59 Dabei steht „Zentralität“ für die persönliche<br />

Handlungsrelevanz des Religiösen. Demgegenüber steht „Inhalt“ für Richtung,<br />

in die eine Person durch ihr Religiöses gelenkt wird. Eine gewissen Analogie ist zu der<br />

(alt-)kirchlichen Unterscheidung zwischen dem Glaubensakt als solchem fides qua <strong>und</strong><br />

dem Inhalt des Glaubens fides quae vorhanden. Im konkreten religiösen Erleben <strong>und</strong><br />

55<br />

Besonderes Merkmal der Leipziger Autoritarismus-Studie ist die Erhebung auf Selbstausfüllerbasis. Diese<br />

verspricht eine exakte Abbildung der Einstellungen der Bevölkerung, da selektive Ausfälle von Personen<br />

mit kritischen Positionen (soziale Erwünschtheit) geringer ausfallen als bei Telefonumfragen. Im ersten Teil<br />

erfragte der/die Interviewer*in soziodemografische Angaben zur Zielperson sowie zu deren Haushalt. Im<br />

Anschluss erhielt die befragte Person den Selbstausfüllerteil des Fragebogens, um diesen eigenständig<br />

auszufüllen. Dies geschah in Anwesenheit des Interviewers/der Interviewerin, der/die hierbei lediglich für<br />

mögliche Rückfragen zur Verfügung stand. Die Auswahl der Zielpersonen erfolgte über ein ADM-Stichprobensystem<br />

<strong>und</strong> eine Flächenstichprobe. Die Ermittlung der Zielpersonen innerhalb der Flächen erfolgte durch<br />

das Random-Route-Verfahren. Die Zielperson innerhalb der Haushalte wurde schließlich anhand des Schwedenschlüssels<br />

ausgewählt.<br />

56<br />

Siehe: https://www.ekd.de/politische-kultur.<br />

57<br />

Die Erhebung von Vorurteilen erfolgt über Statements. Selbst wenn so eine direkte Vergleichbarkeit schwierig<br />

ist, kann nur auf diesem Umweg eine gesicherte Information über latente Einstellungsmuster erhoben<br />

werden.<br />

58<br />

Mitglieder muslimischer Gemeinden der orthodoxen Kirche, von Freikirchen <strong>und</strong> anderen Religionsgemeinschaften<br />

wurden aus Frage- <strong>und</strong> Fallzahlengründen in der vorliegenden Analyse ausgespart.<br />

59<br />

Vgl. HubeR, Zentralität <strong>und</strong> Inhalt; HubeR, Kerndimensionen.<br />

27

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