07.07.2022 Aufrufe

EKD: Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung (Leseprobe)

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien - eine repräsentative Bevölkerungsumfrage, - eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und - ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden. Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien

- eine repräsentative Bevölkerungsumfrage,
- eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und
- ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden.

Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Einführung<br />

„Kirche <strong>und</strong> Rechtsextremismus/Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“. Ein Mitglied<br />

der Steuerungsgruppe aus dem Sozialwissenschaftlichen Institut der <strong>EKD</strong> führte<br />

zudem 2014 eine Sek<strong>und</strong>äranalyse von Daten der Europäischen Wertestudie (EVS)<br />

2008, des World-Values-Survey (WVS) 2013 <strong>und</strong> der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage<br />

in den Sozialwissenschaften (Allbus) 2012 durch 2 .<br />

2015/16 wurde aufbauend auf den Ergebnissen der Meta-Studie <strong>und</strong> der Sek<strong>und</strong>äranalyse<br />

eine kleine qualitative Studie durch das Institut proVal durchgeführt. Mit ihr<br />

sollte den Fragen nachgegangen werden: Unter welchen Bedingungen kann Religiosität<br />

Ressentiments fördern <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen ist das Gegenteil der Fall? Die<br />

Kernfragen waren: Welche Rolle spielen dabei Theologie, Dogma bzw. konkrete Glaubensinhalte<br />

<strong>und</strong> verschiedene Dimensionen der Religiosität, welche Rolle kommt dem<br />

Umfeld zu <strong>und</strong> wie wirkt beides zusammen. Der Bericht wurde auf der <strong>EKD</strong>-Synode<br />

2016 vorgestellt. Mit einem Beschluss bat die Synode den Rat, eine bevölkerungsrepräsentative<br />

Studie zu dem Themenfeld durchführen zu lassen. Der Umsetzung<br />

dieses Beschlusses ging im August 2017 eine Tagung an der Evangelischen Akademie<br />

zu Berlin voraus, auf der Expert*innen aus Sozialwissenschaft <strong>und</strong> Theologie die qualitative<br />

Studie gemeinsam auswerteten, um konkrete Vorschläge für die thematische<br />

Weiterarbeit zu entwickeln.<br />

Das Ergebnis dieses Beratungsprozesses ist das dieser Veröffentlichung zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Verb<strong>und</strong>projekt, für das der Rat der <strong>EKD</strong> im Februar 2019 die durch Synodenbeschluss<br />

in den <strong>EKD</strong>-Haushalt eingestellten Mittel freigegeben hat. Die Ausschreibung<br />

(siehe Anhang) erfolgte über wissenschaftliche Fachgesellschaften <strong>und</strong> z. T. über die<br />

Ansprache bekannter Expert*innen im Feld. Die Teilprojekte nahmen am 1. September<br />

2019 ihre Arbeit auf, die Laufzeit betrug zwei Jahre.<br />

Worum geht es?<br />

Das Selbstverständnis der evangelischen Kirche ist das einer Volkskirche. Von daher ist<br />

es keine Überraschung, dass unter den gut 20 Millionen Mitgliedern nahezu alle politischen<br />

Ansichten vertreten sind, die sich in der Gesamtbevölkerung finden – wie sollte<br />

es anders sein. Trotzdem irritiert es manche, wenn eine Gruppierung sich „Christen in<br />

der AfD“ nennt <strong>und</strong> nicht nur Kirchenmitglieder, sondern auch Pfarrer*innen bei Demonstrationen<br />

der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“<br />

(PEGIDA) teilnehmen. Werden diese Organisationen doch weithin wahrgenommen als<br />

solche, in denen das christliche Prinzip der Gleichwertigkeit der Menschen nicht ak-<br />

2<br />

Die ausführliche Analyse lag den beratenden Gremien des Kirchenamtes vor, Auszüge hieraus wurden publiziert<br />

in: RebenstoRf, Christliche Religiosität, RebenstoRf, Rechte Christen, <strong>und</strong> RebenstoRf, Zusammenhang von<br />

Religiosität.<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!