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EKD: Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung (Leseprobe)

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien - eine repräsentative Bevölkerungsumfrage, - eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und - ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden. Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien

- eine repräsentative Bevölkerungsumfrage,
- eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und
- ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden.

Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

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2. Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, Vorurteile<br />

<strong>und</strong> politische Kultur in der quantitativen<br />

Analyse 33 (Teilprojekt 1, TP 1)<br />

(Gert Pickel, Stefan Huber, Antonius Liedhegener, Susanne Pickel, Alexander Yendell,<br />

Oliver Decker)<br />

2.1 Fragestellung, Theoriebezüge, Methode<br />

(Gert Pickel, Antonius Liedhegener, Stefan Huber, Susanne Pickel, Alexander Yendell)<br />

Bei der quantitativ-empirischen Untersuchung des Verhältnisses zwischen Kirchenmitgliedschaft,<br />

Religiosität, Vorurteilen <strong>und</strong> politischer Kultur liegt der Schwerpunkt<br />

auf der Beschreibung von Vorurteilsstrukturen entlang von Kirchenzugehörigkeit <strong>und</strong><br />

Religiosität. Zudem überprüfen wir anhand multivariater Verfahren die Effekte der Religiosität<br />

auf gruppenbezogene Vorurteile <strong>und</strong> verschiedene Aspekte der politischen<br />

Kultur. Die Untersuchungsfrage lautet: In welcher Beziehung stehen Kirchenmitgliedschaft<br />

<strong>und</strong> Religiosität zu gruppenbezogenen Vorurteilen <strong>und</strong> einer demokratischen<br />

politischen Kultur? Mit dieser Frage wird an unterschiedliche theoretische Überlegungen<br />

hinsichtlich der Wirkung von Religion auf Vorurteile <strong>und</strong> politische Kultur angeschlossen.<br />

34 Ohne diese im Detail auszuführen, sei gesagt, dass bereits Theodor<br />

Adorno in seinen Studien zum autoritären Charakter auf die teils ambivalenten, unterschiedlichen<br />

Wirkungen hingewiesen hat, die Religion <strong>und</strong> Religiosität für Vorurteile<br />

<strong>und</strong> antidemokratische Haltungen besitzen können. 35 Sein zentraler Fokus richtete<br />

sich auf antisemitische Ressentiments, denen er aufgr<strong>und</strong> der Erfahrungen aus dem<br />

Nationalsozialismus eine besondere Bedeutung zuerkannte. 36 Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />

einer ambivalenten Wirkung von Religion auf Vorurteile kam der amerikanische<br />

Sozialpsychologe Gordon Allport. 37 „Religion bears no univocal relationship to prejudice.<br />

Its influence is important, but it works in contradictory directions.” 38 Er identifizierte<br />

bestimmte Verständnisse der eigenen Religion als entweder Vorurteile hemmend oder<br />

diese bestärkend. 39<br />

Diese theoretischen Überlegungen aufnehmend <strong>und</strong> mit neuen Debatten der empirischen<br />

Vorurteilsforschung verbindend, prüfen wir in unserem Teilbericht die Wirkung<br />

33<br />

Der vorliegende Berichtsteil ist Resultat der Zusammenarbeit von Gert Pickel, Stefan Huber, Antonius Liedhegener,<br />

Susanne Pickel, Alexander Yendell <strong>und</strong> Oliver Decker. Aufgr<strong>und</strong> der Verantwortlichkeit für einzelne<br />

Kapitel werden die Autor*innen jeweils dort benannt.<br />

34<br />

Siehe herfür auch die Ausführungen zu den entsprechenden Theoriesträngen in der Einleitung <strong>und</strong> Kapitel 1.<br />

35<br />

adoRno, Autoritärer Charakter, 280 – 302.<br />

36<br />

A. a. O., 105 – 173.<br />

37<br />

allpoRt, Prejudice, 444 – 457.<br />

38<br />

A. a. O., 455.<br />

39<br />

allpoRt/Ross, Religious Orientation, 432 – 443.<br />

24

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