Darf‘s ein bisschen mehr Glitzer sein?heitskasse – das sei vielen Patient:innen aber anfangs nichtbewusst.Auch Dr. Zsusanna Szekeres, die seit 30 Jahren in ihrerSoproner Zahnarztpraxis tätig ist, hatte vor der Pandemiemehr Patient:innen aus Österreich. Heute sind es zwarweniger, aber dennoch um die zehn pro Woche. Währendder Hochphasen der Pandemie wurde es aber chaotisch.„Viele waren sehr verwirrt. Wir haben Anrufe bekommen mitimmer denselben Fragen: Darf ich kommen? Muss ich dannin Quarantäne? Viele Informationen waren aber falsch. Miteinem speziellen Bescheid vom Bundeskanzleramt durfteman auch während der Pandemie aus Österreich kommen,das wussten viele aber nicht.“ (Anm.: Es handelt sich hierum die Bestätigung über die unbedingte Notwendigkeit derInanspruchnahme einer medizinischen Leistung)LEO-PRINT UND SOWJET-FLAIRWas allerdings nicht unter eine „unbedingte Notwendigkeit“fällt, aber dennoch genauso oft ein beliebtes Ziel derÖsterreicher:innen ist, sind Maniküre und Pediküre. Werunterschiedliche Angebote vergleichen will, wird an diesembesonderen Ort fündig: Das „Sopron Stadion Center“, einKaufhaus, das architektonisch eindeutig in die Sowjet-Äraeinzuordnen ist, ist etwas schäbig und heruntergekommen –und mehr als gut besucht. Hier reihen sich Beauty-, FriseurundMassagesalons in einer Dichte aneinander, die man nichteinmal in den belebtesten Einkaufsstraßen der europäischenMetropolen findet. Zwischen Friseurumhängen im Leopardenmuster,rosa Plüsch-Bezügen für die Pediküresessel undsehr gephotoshoppten Plakaten von sehr weißen Zähnenweiß man nicht, wohin man seinen Blick richten soll. DasKaufhaus mag äußerlich seine besten Jahre lange hinter sichhaben, aber das scheint die Schönheitswütigen hier nichtabzuschrecken. Die Preise sind in all den Salons ähnlich. EinePediküre kostet von 12-16€, eine Maniküre 9-13 €, langeHaare färben inkl. Föhnen 13-15€. In Wien bezahlt manfür diese Dienstleistungen oft das Doppelte. Michelle ausOberpullendorf sitzt in einem der Nagelstudios im SopronStadion Center gerade bei der Pediküre. Ihre Fußnägelglänzen schwarz. „Ich zahle da 12 € für meine Nägel, dasist nix! Mit dem Auto bin ich schnell hier, natürlich komm ichdann hierher!“, erzählt die sympathische tätowierte Blondine.„Aber während der Pandemie sind die Kosmetikerinnen hiermit der Zeitung dagesessen, da hast du schon gemerkt, dassweniger Kundschaft da war. Aber gut, wer sich nicht impfenwollte, durfte halt nicht rüberfahren“, resümiert sie. Währenddessenwill eine Tochter im Teenager-Alter ihre Mutterüberreden, dass sie unbedingt eine Glitzer-Maniküre braucht.Sie sprechen mit wienerischem Akzent. „Mama, schau, dasist so viel billiger hier!“ Die Mutter studiert den Aushang mitden Preisen und nickt zustimmend. Eine Tür weiter treffenwir Martina und Sandra, beide um die 40, die heute hiersind, um sich eine Massage zu gönnen. Eine halbe StundeMassage wird im Stadion Center schon für 15 € angeboten.„Wir haben von Freunden gehört, dass das empfehlenswertsein soll. Wir wollen es mal ausprobieren!“ Die beiden düsengleich weiter.Wir kommen nicht umhin, uns zu fragen, ob das allesnicht einen gewissen Ausbeute-Faktor mit sich bringt: InÖsterreich verdienen, in Ungarn billig Nägel machen lassen.„Warum? Wir profitieren doch davon, das war immer schonso!“, erzählt László, der zwar nicht hier arbeitet, aber dieganze Zeit über, als wir im Stadion Center sind, mit seinerFriseurin plaudert. Er arbeitet seit 30 Jahren in Österreich.„Meine Tochter ist auch Friseurin. Die erzählt auch davon,dass ihr die österreichischen Kunden abgehen, die habenGeld hergebracht.“ Sogar hier, an diesem nostalgischen Ort,an dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, merkt mandie Auswirkungen der Pandemie. „Nur hoffentlich kommenjetzt wieder mehr Österreicher zu uns. Früher war hier allesvoll!“Jetzt wollen wir es auch selbst wissen. Nach einem langenTag voller Erzsébet Erlebnisse, Zahnklinikgeruch, Preisvergleichen,voll Belauschen von Leuten und Sowjet-Shoppingcenter-Eindrückenunterziehen wir uns dem Selbsttest:eine Pediküre im Stadion Center. Glitzern soll es, befiehltdie Fotografin. Die Saloninhaberin hat viel Kundschaft ausÖsterreich – jetzt eine mehr. Das Endergebnis: eine Pediküremit blauem Glitzer-Shellac. Kostenpunkt: 17 €. Fazit: Kannman machen. ●42 / EMPOWERMENT / RAMBAZAMBA SPECIAL / /
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