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atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli

Did you know?

Zusammenfassung einer PNAS-Studie zur Analyse der radioaktiven

Abfallströme von SMR

Am 30. Mai 2022 wurde in den Proceedings of the National

Academy of Science (PNAS) die Studie “Nuclear waste

from small modular reactors” der Lead-Autorin Lindsey

M. Krall von der schwedischen Endlagergesellschaft SKB

in Zusammenarbeit mit der Stanford University und der

University of British Columbia veröffentlicht. Die Studie

hat große Aufmerksamkeit in der Fachöffentlichkeit

erfahren und lebhafte Diskussionen in den sozialen

Medien ausgelöst.

Ausgangspunkt der Bewertung zu erwartender radioaktiver

Abfallströme aus kleinen, modularen Reaktoren im

Vergleich zu großen Leichtwasserreaktoren ist die Tatsache,

dass bei kleineren Reaktoren der Neutronenverlust

größer und damit die Menge der aktivierten Bauteile pro

erzeugter Einheit thermischer Energie größer ist als bei

großen Reaktoren. Die Autoren haben aus zahlreichen

SMR-Designs drei ausgewählt, zu denen vergleichsweise

umfangreiche Daten hinsichtlich des Reaktordesigns und

des Brennstoffkreislaufs vorlagen. Dabei handelt es sich

um den integrierten Druckwasserreaktor von NuScale

Power, den IMSR (Integrated Molten Salt Reactor) von

Terrestrial Energy sowie den natriumgekühlten schnellen

Reaktor 4S von Toshiba.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass teils deutlich

größere Abfallmengen bei mittelradioaktiven Abfällen

im Vergleich zu konventionellen großen Leichtwasserreaktoren

anfallen würden. Dies hängt damit zusammen,

dass etwa beim iDWR von NuScale zusätzlich ein Neutronenreflektor

erforderlich ist und der Reaktordruckbehälter

möglicherweise so stark aktiviert würde, dass er in

eine Abfallkategorie für geologische Tiefenlagerung

fiele. Für den Salzschmelzereaktor und den natriumgekühlten

Reaktor kommt die Studie u. a. ebenfalls wegen

der Notwendigkeit von Reflektoren, wegen des Grafitmoderators

im ersteren sowie dem hohen Neutronenfluss

bei letzterem sowie den beiden chemisch reaktiven

Wärmetransportmedien zu noch erheblich schlechteren

Ergebnissen.

Auch hinsichtlich des verbrauchten Kernbrennstoffs wird

ein höherer Anfall von abgebranntem Brennstoff pro

erzeugter Wärmeenergie sowie teils auch für die Konditionierung

oder Endlagerung problematischere Abfallzusammensetzungen

ermittelt, die Aufwand und Kosten

der Entsorgung erhöhen würden. Beim iDWR spielt der

kleinere Abbrand eine Rolle, da dadurch die Menge

abgebrannter Brennelemente im Vergleich zu großen

LWR um rund 70 Prozent erhöht wird. Für den

Wärmeeintrag in ein Endlager ist das von geringer

Bedeutung, die Radiotoxizität auf längere Sicht wird aber

erhöht. Beim schnellen Reaktor wird vor allem der deutlich

höhere Gehalt an spaltbaren Nukliden im frischen

Brennstoff im Hinblick auf die Sicherstellung von Unterkritikalität

im Endlager kritisch bewertet. Beim iDWR

kommt die Studie zum Ergebnis, dass dessen abgebrannte

Brennelemente existierende Anforderungen an

die Endlagerung wegen des zu niedrigen Abbrands nicht

erfüllen würden. Das Unternehmen NuScale hat die

Studie deswegen scharf kritisiert: Anstelle des in der

Studie betrachteten überholten Designs werde ein modifizierter

Typ entwickelt, der einen Abbrand ähnlich heutiger

LWR erreichen und dessen abgebrannte Brennelemente

den Endlageranforderungen gerecht würden.

In der Studie lassen sich auch andere Schwächen feststellen.

Besonders schwer wiegt, dass die Studie keine

alternativen Brennstoffkreisläufe betrachtet. Dies ist

aber verfehlt, denn viele Nicht-Leichtwasserreaktoren,

gerade schnelle Reaktoren und Salzschmelzereaktoren,

werden explizit im Zusammenhang mit und für fortgeschrittene

Brennstoffkreisläufe entwickelt, die hochradioaktive

und langlebige Abfälle deutlich reduzieren

sollen. Auch wird im Vergleichsmaßstab Abfallmenge

pro thermischer Energieerzeugung nicht berücksichtigt,

dass neue Technologien höhere Temperaturen nutzen

und deshalb einen höheren thermischen Wirkungsgrad

bei der Stromerzeugung erreichen. Damit fällt das

Verhältnis von Abfallaufkommen pro erzeugter Strommenge

besser aus, als beim angelegten Vergleichsmaßstab.

Trotz dieser Schwächen sollte man die Studie nicht ganz

beiseiteschieben, da sie einige relevante Punkte enthält.

So ist es unter abfallwirtschaftlichen Aspekten nicht so

günstig, wenn das Konzept des IMSR wegen der hohen

betrieblichen Belastung vorsieht, den 170 Tonnen

schweren RDB samt Grafitmoderator und Kerneinbauten

alle sieben Jahre auszutauschen. Bei einer überschlägigen

Berechnung ergibt sich, dass für die Gesamtstromerzeugung

des Kernkraftwerks Grohnde rund 40 solcher

Sätze von IMSR-RDB-Paketen erforderlich wären. Hier

könnte es schon sinnvoll sein, das Design noch einmal zu

überdenken. Gänzlich irreführend in der Studie ist der

Verweis auf den experimentellen Flüssigsalzreaktor

MSRE in den Vereinigten Staaten. Beim IMSR werden

Brennstoffkreisläufe mitentwickelt und das aus dem

Reaktor abgelassene Brennstoffsalz soll im nächsten

Reaktorbehältersatz weiter verwendet werden.

Die Studie ist unter

folgendem Link

verfügbar:

www.pnas.org/doi/

pdf/10.1073/

pnas.2111833119

Für weitere

Informationen

kontaktieren Sie bitte:

Nicolas Wendler

KernD

Berliner Straße 88A

13467 Berlin

Germany

E-mail: presse@

KernD.de

www.KernD.de

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