gab August 2022
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KULTUR 33<br />
BUCH<br />
Nichtmillionenstadt<br />
FOTO: SOCIETÄTSVERLAG<br />
FOTO: BOHL<br />
Der Mainzer<br />
Familientherapeut<br />
und jahrzehntelanger<br />
Mitarbeiter der<br />
AIDS-Hilfe Frankfurt<br />
Michael Bohl hat sein intensives<br />
Romandebut gegeben, ein Buch, das<br />
Coming-out und Coming-of-Age elegant<br />
miteinander verwebt.<br />
Marius ist ein ungewöhnlicher Teenager:<br />
reflektiert, stark im Nachdenken, Erkennen<br />
und Sortieren, interessiert am Leben, aber<br />
genauso interessiert am Tod und vor allem<br />
der Frage, wie man Unsterblichkeit erlangt.<br />
Wie alle Teenager ist Marius natürlich der<br />
Ansicht, schon alles zu wissen – zumindest<br />
theoretisch. Als wie kompliziert und wie<br />
anders sich die Theorie dann allerdings in<br />
der Praxis entpuppt, gilt es für Marius zu<br />
entdecken.<br />
Zum Glück gibt’s da seine „Mom“, mit<br />
der ihn eine enge Freundschaft<br />
verbindet: Mit ihr<br />
kann er über alles reden, sie<br />
hat immer den passenden<br />
Ratschlag und die richtige Inspiration<br />
parat. Gibt’s sowas? Hier schon!<br />
Wichtig wird auch Marius neuer Mitschüler<br />
Max, für den der Theoretiker Marius sehr<br />
schnell ein bisher unbekanntes Begehren<br />
entwickelt. Dabei ist nicht der Umstand,<br />
sich in einen Jungen zu verlieben, das Problem,<br />
sondern vielmehr das ungewohnte<br />
Gefühl an sich. Und das beschreibt<br />
Michael Bohl ziemlich ausführlich, genau<br />
und detailliert. Das liest sich angenehm<br />
und der erwachsene Leser ertappt sich<br />
– nicht ohne Schmunzeln – bei eigenen<br />
Gefühls-Deja-Vues.<br />
„Nichtmillionenstadt“ ist ein Roman über<br />
die Bewältigung des jugendlichen Gefühlchaos<br />
und nimmt mit auf eine Berg- und<br />
Talfahrt der Empfindungen. Dabei meidet<br />
Bohl Schubladendenken und zeigt, dass<br />
das Leben immer neue Wendungen, Überraschungen<br />
und Gefühle bereithält, denen<br />
man – wie sie auch immer sein mögen –<br />
am besten offen und unvoreingenommen<br />
begegnen soll. Gleichzeitig ist das Buch<br />
ein starkes Plädoyer für einen entspannten<br />
Umgang mit Sexualität, egal welchen<br />
Begehrens. *bjö<br />
„Nichtmillionenstadt“ von Michael Bohl<br />
ist im Societäts Verlag erschienen<br />
20.8., Lesung mit Michael Bohl, Offenes<br />
Wohnzimmer, Winterstr. 13, Kostheim,<br />
19:30 Uhr, www.offenes-wohnzimmer.de<br />
26.8.. Lesung im Rahmen des Lesefestivals<br />
„QUEER gelesen“ in der Bar<br />
jeder Sicht, Hintere Bleiche 29, Mainz,<br />
19:30 Uhr, www.barjedersicht.de<br />
UGO<br />
RONDINONE<br />
BIS 18.9.22<br />
TIME<br />
FOR YOU<br />
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT RÖMERBERG 60311 FRANKFURT AM MAIN SCHIRN.DE DI, FR–SO 10–19 UHR, MI UND DO 10–22 UHR<br />
UGO RONDINONE, LIFE TIME (RENDERING), 2019, © THE ARTIST AND STUDIO RONDINONE<br />
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