Leseprobe: Richard Bisig: Graph versus Graf

Beatrice hat Robert aber nicht nur gut zugehört und ihm viel
Empathie für seine unschöne Kindheit als Verdingbub entgegengebracht.
Sie hat ihm auch erzählt, worüber sie an ihren jeweiligen
Forumstreffen diskutieren. Robert ist sehr angetan von diesen Themen
über ungleiche Vermögensverteilung und Steuergerechtigkeit.
«Weisst du, Beatrice, ich bin nicht wie die meisten von euch akademisch
gebildet. Ich habe auch nie viel verdient und kein Vermögen.
Meinen Lebensunterhalt konnte ich aber immer ohne staatliche
Unterstützung verdienen und in Annelies habe ich eine Partnerin,
mit der ich mich sehr gut verstehe. Ich bin also zufrieden, denn ich
habe auch eure Wertschätzung, was meine Arbeit bei euch anbelangt.
Die von dir …»
Beatrice unterbricht ihn mit der Bemerkung: «Ja, Robert, wir sind
wirklich froh, dass du bei uns bist …»
«Das freut mich, und ich erlaube mir auch, einen Wunsch anzubringen:
Könnte ich nicht auch an euren Veranstaltungen teilnehmen,
denn die Fragen über Arm und Reich, die in den Zeitungen zu
lesenden Berichte über die überrissenen Managerlöhne und die riesigen
Gewinne, die die Superreichen über die Börse erzielen, machen
mich beinahe krank. Ich wäre lediglich Zuhörer und weiss,
dass ich keinen Beitrag zur Meinungsbildung der anderen leisten
kann, bin aber an vertieften Informationen zu diesen Themen sehr
interessiert.»
Roberts Mimik und Gestik zeigen Beatrice, wie ernst es ihrem
Gegenüber mit seinem Anliegen ist. Selbstverständlich würde es
nicht der von den Forumsmitgliedern getroffenen Abmachung entsprechen,
wonach jede teilnehmende Person sich aktiv an der Themenbearbeitung
mit Kurzreferaten beteiligen muss. Bei Robert
kann aber ihrer Meinung nach eine Ausnahme gemacht werden.
«Dies habe ich nicht alleine zu entscheiden, aber komm doch das
nächste Mal einfach vorbei und ich werde alle diejenigen, die an diesen
Diskussionsrunden teilnehmen, vorgängig darüber informieren.
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