möbel kultur 9/22
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ca. 109 %<br />
01. August 20<strong>22</strong><br />
Preisentwicklung (gesamt) von<br />
acht Kategorien anhand der<br />
100 klickstärksten Produkte<br />
pro Kategorie<br />
Die moebel.de Einordnung: Das war tatsächlich ein sprunghafter Anstieg zum<br />
1. August über die acht wichtigsten Kategorien hinweg. Die Vermutung<br />
steht recht sattelfest, dass zum Monatsstart die neuen Hersteller-Preislisten<br />
gegriffen haben und zu knapp fünf Prozent höheren Preisen geführt haben.<br />
Die Verbraucher haben in der Haupturlaubsphase davon wohl nur wenig<br />
mitbekommen.<br />
Unserer Recherche nach gibt<br />
der Handel bisher nicht die Preissteigerungen<br />
in gleicher Höhe<br />
weiter, wie es in den vorherigen<br />
Wertschöpfungs stufen erzeugt<br />
wird, um das Abwürgen des<br />
Konsums zu verhindern. Alexander Wessels<br />
dem Frühjahr bemerkbar macht. Bis<br />
dahin verlief der Preisanstieg über<br />
alle Kategorien hinweg kontinuierlich<br />
und noch relativ milde.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Bei Wohnwänden sind<br />
die Preise seit Januar um 15 Prozent<br />
gestiegen, was vor allem an den enormen<br />
Sprüngen bei Holzwerkstoffen liegt.<br />
Welche Auswirkungen könnte das auf die<br />
Nachfrage haben?<br />
Alexander Wessels: Natürlich ist zu<br />
befürchten, dass sich der Preisanstieg<br />
negativ auf das Konsumverhalten<br />
auswirkt. Andererseits<br />
bleiben 15 Prozent seit Januar im<br />
Vergleich mit anderen Gütern wie<br />
beispielsweise Lebensmitteln noch<br />
im Rahmen und die Verbraucher<br />
können eins und eins zusammenzählen:<br />
Man muss kein Ingenieur<br />
sein, um zu erahnen, dass bei der<br />
Möbelproduktion bzw. bei der Spanplatten-Produktion<br />
viele Rohstoffe<br />
und viel Energie benötigt werden.<br />
Bei dem jetzigen Preisniveau würden<br />
wir aber noch nicht auf ein<br />
Abwürgen des Einrichtungskonsums<br />
schließen, zumal wir sehr<br />
gespannt sind, wie sich die Preise<br />
im Herbst entwickeln, wenn der<br />
ein oder andere Händler eventuell<br />
doch wieder auf Lockangebote setzt,<br />
um Impulse zu schaffen. Erst recht,<br />
wenn die Lager freigeräumt werden<br />
müssen, weil im Winter die neuen<br />
Kollektionen ausgeliefert werden,<br />
die auf den Herbstmessen gezeigt<br />
werden.<br />
Aber um Ihren Aspekt der Spanplatte<br />
noch einmal aufzugreifen:<br />
Insgesamt wird sich aufgrund der<br />
hohen Kosten in der Produktion,<br />
die Frage nach der Marktfähigkeit<br />
der Spanplatte stellen. Wenn das Gap<br />
zwischen Spanplatte und Massivholz<br />
immer kleiner wird, werden sich<br />
viele Verbraucher wahrscheinlich für<br />
die nur noch unwesentlich teureren<br />
Massivholz<strong>möbel</strong> entscheiden<br />
wollen. Das hätte Auswirkungen auf<br />
das gesamte Zerlegt<strong>möbel</strong>-Segment.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Bei Ihrer ersten Auswertung<br />
zeigen sich durchaus ambivalente Entwicklungen.<br />
Kommt es also beim Möbelkauf<br />
der Endverbraucher künftig noch<br />
mehr auf das richtige Timing an, um von<br />
günstigen Preisen zu profitieren?<br />
Alexander Wessels: In erster Linie<br />
sehen wir die ambivalenten Entwicklungen<br />
saisonal begründet<br />
und dieses Phänomen hat es schon<br />
immer gegeben. Schauen Sie sich<br />
dazu einmal die Gartensortimente<br />
an, deren saisonale Preisentwicklungen<br />
absolut logisch nachvollziehbar<br />
sind.<br />
Andererseits sind die Verbraucher<br />
aktuell wegen der Preiserhöhungen<br />
in allen Bereichen sehr<br />
sensibel. Und bei Möbeln haben<br />
die Verbraucher:innen am Ende<br />
nur ein „Gefühl für den richtigen<br />
Preis“, denn wenn Sie einhundert<br />
Menschen auf der Straße fragen,<br />
wie viel eine Schrankwand kostet,<br />
bekommen Sie sehr wahrscheinlich<br />
einhundert verschiedene Antworten.<br />
Das ist bei einem Stück Butter<br />
anders. Insofern wäre die Branche<br />
jetzt gut beraten, werthaltig zu vermarkten<br />
und die höheren Preise<br />
an entsprechende Qualitätsmerkmale<br />
zu knüpfen. Das ist auch eine<br />
Chance, solange das neue Preisgefüge<br />
noch nicht steht.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Warum werden Küchen bei<br />
dem Gesamt-Preisindex nicht erfasst?<br />
Alexander Wessels: Wir können bei<br />
dem Gesamt-Preisindex nur die Sortimente<br />
berücksichtigen, die auch<br />
mit einem entsprechenden Verbraucherpreis<br />
auf dem Portal gelistet sind.<br />
Zum Hintergrund: Wir betreiben mit<br />
unserem Küchen-Portal sehr erfolgreich<br />
Lead-Generierung für unsere<br />
Küchenpartner. Dabei werden bei<br />
Interesse an einem Beratungsgespräch<br />
alle dafür relevanten Informationen<br />
vom Kunden gesammelt. Daraufhin<br />
spricht unser Customer Service<br />
mit dem Nutzer direkt einen Termin<br />
ab und reicht diesen an das<br />
Küchenstudio weiter. Ab dann ist<br />
der Kunde aber in der Betreuung<br />
des Händlers, was auch bedeutet,<br />
dass der finale Preis zwischen dem<br />
Küchenfachberater und dem Kunden<br />
verhandelt wird. An diese Daten kommen<br />
bzw. wollen wir gar nicht ran.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wie sind die Frequenzen<br />
bei moebel.de aktuell? Merken Sie auf<br />
der Plattform ein abflauendes Interesse<br />
an Möbeln?<br />
Alexander Wessels: Moebel.de ist ein<br />
Abbild des Marktes und natürlich<br />
registrieren wir, dass die Menschen<br />
sich gerade mit Urlaub und<br />
anderen Dingen beschäftigen. Wir<br />
möchten hier vorerst aber nur auf<br />
eine saisonale Phase schließen und<br />
gehen davon aus, dass das Interesse<br />
zum Herbst wieder zunehmen wird<br />
und dass die Kunden wissen, wo sie<br />
das vielfältigste und größte Möbel-<br />
Angebot sichten und filtern können.<br />
RITA BREER<br />
Preisentwicklung Sofas & Couches<br />
der 100 klickstärksten Produkte<br />
120 %<br />
115 %<br />
110 %<br />
105 %<br />
100 %<br />
95 %<br />
90 %<br />
01. JAN <strong>22</strong> 01. FEB <strong>22</strong> 01. MÄRZ <strong>22</strong> 01. APRIL <strong>22</strong> 01. MAI <strong>22</strong> 01. JUNI <strong>22</strong> 01. JULI <strong>22</strong> 01. AUG <strong>22</strong><br />
Die moebel.de Einordnung: Während Polster<strong>möbel</strong> bisher noch mit verhaltenen Preissteigerungen<br />
vermarktet wurden, kam es im August nun zu einer regelrechten Preisexplosion.<br />
Seit Ende Juli sind die Preise um über zehn Prozent gestiegen. Es sieht aber so aus, als sei ein<br />
Plateau zur Monatsmitte vorerst erreicht.<br />
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