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BS 11-2021

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SCHIFFSTECHNIK<br />

ZEM nimmt Kurs auf die Schweiz<br />

Das norwegische Unternehmen ZEM ist ein Pionier auf dem Gebiet der Batterie-Technologie.<br />

Schon 2016 lieferte es Batterien für eine der ersten Fähren mit Hybrid-Antrieb, die »Vision of<br />

the Fjords«. Mit der »Heimat« haben die Norweger jetzt ein erstes Projekt in dem Alpenland<br />

Die historische Passagierfähre »Heimat«, die auf dem Greifensee<br />

verkehrt, wird das erste Schiff in der Deutschschweiz<br />

sein, das mit ZEM-Batterien ausgestattet wird, teilt der norwegische<br />

Batteriespezialist mit. Die Elektrifizierung der »Heimat«<br />

wird in Zusammenarbeit mit der Shiptec AG erfolgen. Zuvor haben<br />

die beiden Unternehmen an einer Ausschreibung erfolgreich<br />

teilgenommen. Die Elektrifizierung der »Heimat«, die auf dem<br />

Greifensee verkehrt, wird in Zusammenarbeit mit der Shiptec AG<br />

erfolgen.<br />

Die »Heimat«, die seit ihrem Bau im Jahr 1933 bereits zum<br />

dritten Mal mit einem Dieselmotor ausgestattet wurde, ist ganzjährig<br />

im Einsatz und befördert jährlich bis zu 55.000 Passagiere<br />

zwischen Maur und Uster, unweit von Zürich. Die Greifensee<br />

Schifffahrtsgenossenschaft (SGG) – Eigentümerin der »Heimat«<br />

– entschied sich, das historische Schiff mit moderner Batterietechnologie<br />

ausstatten. Sie beauftragte die Shiptec in Luzern mit<br />

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einer Machbarkeitsstudie für die Elektrifizierung und prüfte dabei<br />

verschiedene Systeme, die von unterschiedlichen Anbietern<br />

vorgeschlagen wurden. Die Shiptec führte Schlepptests sowie<br />

hochdynamische Leistungsmessungen für den Antrieb und die<br />

Hotellast durch, um Informationen über die am besten geeigneten<br />

Abmessungen und die Platzierung von Motor und Batterien,<br />

die voraussichtliche Lebensdauer sowie eine Schätzung der<br />

voraussichtlichen Investitions- und Betriebskosten zu erhalten.<br />

Den Angaben zufolge bestätigten die Ergebnisse die Durchführbarkeit<br />

einer solchen Umrüstung, für die ZEM ausgewählt<br />

wurde. Die SGG stimmte der Umstellung der Motorbarkasse auf<br />

einen vollständig elektrischen Antrieb zu, wodurch die<br />

CO 2 -Emissionen um etwa 10 t pro Jahr reduziert werden sollen.<br />

Um die tägliche Fahrtstrecke von etwa 20 km zu bewältigen,<br />

werden ZEM und Shiptec die »Heimat« mit einem 99 kWh-<br />

Lithium-Ionen-Batteriesystem von Akazem nachrüsten. Dieses<br />

System, das sich laut den Projektpartnern bereits in einer Vielzahl<br />

kleinerer Schiffe und Fähren bewährt hat, darunter elektrische<br />

Rettungsboote für die Offshore-Industrie und mehr als<br />

30 Hybridschiffe für die Fischzucht, soll genug Energie für einen<br />

normalen Tagesbetrieb liefern.<br />

Es sei zwar geplant, die Batterien zu 100 % aus nachhaltigen<br />

Quellen aufzuladen, einschließlich der Aufrüstung durch Photovoltaikanlagen,<br />

aber auf dem Pier von Maur ist nicht genügend<br />

Platz für eine solche Anlage, und die Anbringung von Solarpaneelen<br />

auf dem Dach des Schiffes ist aus Gründen der Stabilität<br />

und der Wahrung seiner äußeren historischen Authentizität<br />

nicht möglich, berichten ZEM und Shiptec.<br />

Wie die beiden Unternehmen weiter mitteilen, benötigte man<br />

für dieses Vorhaben robuste Komponenten mit einem hohen Sicherheitsniveau.<br />

»Dies passt perfekt zu den Werten von ZEM und<br />

unserem Systemdesign«, sagte Sebastian Wang-Hansen, ZEM-<br />

Projektleiter. »Gemeinsam mit Shiptec schlugen wir daher vor,<br />

die Heimat mit einem 99-kWh-Lithium-Ionen-Batteriesystem<br />

von Akazem und einem 40-kW-Elektroantriebsmotor von Danfoss<br />

Editron nachzurüsten. Der Permanentmagnetmotor von<br />

Danfoss liefert ein hohes Drehmoment und ist daher in der Lage,<br />

die Propellerwelle ohne Untersetzungsgetriebe anzutreiben. Das<br />

Ergebnis ist ein leichterer, effizienterer und weniger wartungsintensiver<br />

Antriebsstrang.«<br />

Das Motorschiff hat ein Leergewicht von 10,2 t und eine Transportkapazität<br />

von 60 Personen, davon 20 Passagiere in der Kabine.<br />

Die geforderte Geschwindigkeit muss weiterhin 15 km/h<br />

betragen, und die Notbremsung darf dreieinhalb Schiffslängen<br />

von 14,9 m nicht überschreiten. Das System benötigt pro Tag<br />

84 kWh Energie, einschließlich einer 10 kWh-Reserve, dies beinhaltet<br />

14 Rundfahrten über den See und zurück, zwei Transferfahrten<br />

von Maur nach Greifensee und zurück sowie eine zusätzliche<br />

Fahrt am Abend mit geringerer Geschwindigkeit. Für einen<br />

Kilometer benötigt das Schiff 1,6 kWh.<br />

Es wurden drei Batterien mit je 33 kWh ausgewählt, was eine<br />

Gesamtkapazität von 99 kWh ergibt. Dies erfordert eine Auf-<br />

20 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2021</strong>

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