UNSERE ATEMWEGE
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />
<strong>UNSERE</strong><br />
<strong>ATEMWEGE</strong><br />
Leben mit Lungenerkrankungen<br />
Lesen Sie mehr auf www.gesunder-koerper.info<br />
Moderne Asthmatherapie<br />
Dauerhafte Beschwerdefreiheit ist<br />
möglich, sagt Prof. Dr. Lommatzsch<br />
NICHT VERPASSEN:<br />
Chronische Rhinosinusitis<br />
Prof. Dr. Haxel zu Symptomen, Diagnoseund<br />
Therapiemöglichkeiten der Volkskrankheit<br />
Seite 04<br />
Seite 06<br />
Leben mit COPD<br />
Jens Lingemann wünscht sich als Betroffener<br />
mehr Aufklärung über die Erkrankung<br />
Seite 08<br />
ATMEN SIE DURCH ...<br />
MIT ZERTIFIZIERTEN<br />
ATEMTHERAPEUT*INNEN<br />
ATEM – Der Berufsverband e. V. | Möckernstraße 67 | 10965 Berlin | www.bvatem.de
2<br />
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VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />
INHALT IN DIESER AUSGABE<br />
Gulaim<br />
Steinrötter<br />
Das Leben beginnt<br />
und endet mit<br />
einem Atemzug.<br />
Dazwischen<br />
beachten wir die<br />
Lunge kaum.<br />
Zeit für mehr<br />
Aufmerksamkeit!<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
Industry Development Manager Health: Gulaim<br />
Steinrötter, Geschäftsführung: Richard Båge (CEO),<br />
Philipp Colaço (Managing Director), Alexandra Lassas<br />
(Content and Production Manager), Henriette Schröder<br />
(Sales Director), Designer: Lea Hartmann Mediaplanet-<br />
Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com Coverbild:<br />
Studio LH<br />
Alle Artikel, die mit “in Zusammenarbeit mit“<br />
gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der<br />
Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH.<br />
facebook.com/MediaplanetStories<br />
@Mediaplanet_germany<br />
Please recycle<br />
07<br />
Nasenpolypen und Asthma<br />
Warum diese zwei Krankheitsbilder<br />
oft zusammen auftreten, erklärt<br />
Prof. Dr. Klimek im Interview.<br />
10<br />
Alpha-1 oder COPD?<br />
Ein einfacher Test gibt Klarheit, so Marion<br />
Wilkens von der Gesellschaft für Alpha-1-<br />
Antitrypsinmangel-Erkrankte e.V.<br />
“Neustart für die Lunge“<br />
Der Deutsche Lungentag, der in diesem Jahr zum 25. Mal stattfindet, ist eine wichtige<br />
Institution, um die Öffentlichkeit auf die Bedeutung der Lunge und ihrer Erkrankungen<br />
hinzuweisen und zu sensibilisieren. Dies ist aktuell wichtiger denn je, da die Lunge und<br />
die Lungengesundheit für den modernen Menschen zentrale Relevanz hat.<br />
Dr. Martin Ehlers<br />
ist Facharzt für<br />
Lungen- und<br />
Bronchialheilkunde<br />
sowie für Allergologie<br />
in seiner Praxis<br />
in Hamburg. Neben<br />
seiner eigenen<br />
Praxis leitet er das<br />
Studienzentrum<br />
Clinical Respiratory<br />
Research in Hamburg,<br />
das neue Behandlungsmethoden<br />
für Menschen mit<br />
Lungenerkrankungen<br />
erforscht und<br />
entwickelt.<br />
So gehören das Asthma und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung<br />
(COPD) mit einer Häufigkeit von jeweils<br />
fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung zu den Volkskrankheiten.<br />
Zudem befinden wir uns weiterhin mitten in der<br />
Corona-Pandemie. SARS-CoV-2 wird über die Lunge aufgenommen,<br />
vermehrt sich dort explosionsartig und unsere Lungen sind<br />
der Ort der gefährlichen Komplikationen. Ferner sind unsere<br />
Lungen tagtäglich einer Vielzahl von weiteren Angriffen ausgesetzt<br />
wie Allergenen, aber auch durch die Luftverschmutzung,<br />
also Stickstoffdioxid, bodennahes Ozon und Feinstaubpartikel.<br />
Diesbezüglich veröffentlichte die EU-Umweltagentur im Frühjahr<br />
2022, dass in Europa jährlich über 300.000 vorzeitige Todesfälle<br />
durch Luftverschmutzung verursacht werden. Die Bedrohung<br />
durch Luftverschmutzung für unsere Lungen wird durch den Klimawandel<br />
mit Extremwetterlagen weiter verschärft.<br />
Daten der Weltgesundheitsorganisation zu krankheitsbedingten<br />
Todesfällen unterstreichen ebenso die Bedeutung der Lungengesundheit.<br />
So waren 2019 die COPD die dritthäufigste, die Infektionen<br />
der Lunge die vierthäufigste und Krebserkrankungen<br />
der Atemwege die sechsthäufigste Todesursache weltweit. Angesichts<br />
dieser Faktenlage wird offenkundig, dass sich jeder Mensch<br />
intensiv(er) mit seiner Lungengesundheit beschäftigen sollte.<br />
Ich möchte daher für einen „Neustart für die Lunge“ plädieren.<br />
Wir sollten unsere Lungen in unseren gesundheitlichen Fokus<br />
nehmen, sowohl jeder Einzelne mit individuellen Maßnahmen<br />
als auch in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung und<br />
Bewertung.<br />
Jeder von uns kann durch einfache Maßnahmen seine Lungengesundheit<br />
stärken, vor der schädigenden Umweltverschmutzung<br />
schützen, sogar Lungenkrebs vorbeugen und seine Lungen widerstandsfähiger<br />
gegen jegliche Angriffe machen. Dies gelingt unter<br />
anderem durch eine gezielte (obst- und gemüsebasierte)<br />
Ernährung, spezielle Gymnastik- und Atemübungen für Lunge,<br />
Zwerchfell und Brustkorb sowie bewusste Aufenthalte an Naturorten<br />
wie Wald und Meer oder die altbekannte Nasenatmung.<br />
Hoffnungsvoll stimmt, dass deutliche Fortschritte in der schulmedizinischen<br />
Behandlung von verschiedenen Lungenerkrankungen<br />
erzielt werden, wie etwa die Anwendung der Immuntherapie<br />
bei bestimmten Formen des Lungenkrebses oder die immunmodulatorische<br />
Therapie beim (eosinophilen) Asthma. Es lohnt<br />
sich daher, sich intensiv mit bestimmten Themen wie der Asthmakontrolle,<br />
Betreuung und Behandlung der COPD-Patienten,<br />
der allergischen Patienten mit ihren vielfältigen Problemen und<br />
auch den seltenen Lungenerkrankungen auseinanderzusetzen.<br />
Die folgenden Beiträge zum Lungentag geben hierzu eine aktuelle<br />
Orientierung.<br />
In Europa<br />
werden jährlich<br />
über 300.000<br />
vorzeitige<br />
Todesfälle<br />
durch Luftverschmutzung<br />
verursacht.<br />
BUCHTIPP<br />
Neustart für die Lunge –<br />
Dr. Martin Ehlers (riva Verlag)<br />
Wie Sie das lebenswichtige Organ<br />
reinigen, stärken und verjüngen. Mit den<br />
besten Methoden für eine gesunde und<br />
widerstandsfähige Lunge.<br />
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9783742319067<br />
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neustart-fuerdie-lunge/<br />
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S<br />
tändiger Husten kann für den Betroffenen sehr unangenehm und für Mitmenschen störend sein.<br />
Eine überschießende Schleimproduktion in den Bronchien verursacht Atembeschwerden, sowohl<br />
beim Ein- als auch beim Ausatmen. Der Arzt bezeichnet dies als katarrhalische Erkrankung der<br />
Atemwege. Die gereizte Bronchialschleimhaut und die entzündete Rachenschleimhaut versuchen durch<br />
den Hustenreflex den oftmals zähen Schleim aus den Atemwegen heraus zu befördern. Je zäher der<br />
Bronchialschleim ist, umso unangenehmer ist der Hustenreiz, da sich der Schleim nur schlecht von der<br />
Bronchialschleimhaut lösen kann.<br />
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Viele pflanzliche Erkältungsarzneimittel enthalten Thymiankraut-Fluidextrakte<br />
oder -Trockenextrakte. Diese pflanzliche Wirksubstanz hat zwei Eigenschaften<br />
auf die Schleimhäute der Atemwege:<br />
Eine schleimlösende und hustenreizstillende Wirkung.<br />
Von der Bronchialschleimhaut abgelöster Schleim kann problemlos abgehustet<br />
werden und der andauernde Hustenreiz kommt zum Stillstand. Die akute<br />
Bronchitis bessert sich durch Lösen des Schleims aus den Bronchien und<br />
des daraus resultierenden geringeren Hustenreizes.<br />
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Zu Risiken und Nebenwirkungen<br />
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Wunderwerk Lunge<br />
Text Paul Howe<br />
Wir können mehrere Wochen ohne Essen, einige Tage ohne Trinken, aber nur wenige<br />
Minuten ohne Sauerstoff überleben. Die Lunge ist unser zentrales Atmungsorgan und<br />
sorgt für den lebenswichtigen Gasaustausch zwischen Körper und Umwelt.<br />
300 Millionen Lungenbläschen<br />
(Alveolen)<br />
sorgen für die<br />
Sauerstoffzufuhr.<br />
Im Zigarettenrauch<br />
finden sich neben<br />
Nikotin rund<br />
4.800 chemische<br />
Substanzen, von<br />
denen mehr als 70<br />
krebserregend<br />
sind oder im Verdacht<br />
stehen, es zu sein.<br />
Um den Sauerstoffbedarf<br />
zu decken,<br />
atmet der Mensch<br />
fünf bis acht Liter pro<br />
Minute durch seine<br />
Bronchien,<br />
bei Belastung sogar<br />
120 Liter.<br />
100 bis 140 Quadratmeter,<br />
so groß wie ein Tennisplatz,<br />
ist die von Lungenbläschen<br />
und Kapillaren gemeinsam<br />
gebildete Fläche.<br />
Pro Minute<br />
atmet ein Erwachsener<br />
0,25 Liter<br />
reines<br />
Kohlendioxid<br />
aus.<br />
0,6 Liter Luft<br />
atmen Erwachsene<br />
pro Atemzug ein, diese<br />
enthält rund 21 Prozent<br />
Sauerstoff.<br />
10.000<br />
Liter Luft<br />
werden pro Tag<br />
eingeatmet.<br />
Fünf bis sechs<br />
Liter Blut<br />
durchfließen pro<br />
Minute die Lunge.
4<br />
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Chronische Rhinosinusitis:<br />
Eine Volkskrankheit?<br />
Herr Prof. Dr. Haxel, was ist<br />
der Unterschied zwischen<br />
einer Sinusitis und einer<br />
Rhinosinusitis?<br />
Eine Sinusitis ist eine Entzündung der<br />
Nasennebenhöhlen. Bei einer Rhinosinusitis<br />
sind dabei nicht nur die Nasennebenhöhlen<br />
betroffen, sondern meist auch die<br />
Nasenschleimhaut. Sie macht sich durch<br />
Schmerzen der Nasennebenhöhlen, Kopfschmerzen<br />
und Druck auf den Augenoder<br />
Kieferhöhlen bemerkbar.<br />
Etwa jede:r Zehnte ist von chronischer Rhinosinusitis betroffen.<br />
Über Symptome, Diagnose und Therapiemöglichkeiten<br />
sprachen wir mit Prof. Dr. Boris Haxel, Direktor der Klinik<br />
für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am<br />
Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen.<br />
Text Miriam Rauh<br />
Halten die Beschwerden drei Monate<br />
und länger an, spricht man von einem<br />
chronischen Verlauf. Man unterscheidet<br />
zwischen chronischer Rhinosinusitis<br />
ohne und mit Nasenpolypen. Etwa drei<br />
bis fünf Prozent der Bevölkerung sind<br />
von der schweren Form mit Polypen betroffen.<br />
Was genau sind Nasenpolypen?<br />
Nasenpolypen sind Schleimhaut-Aussackungen,<br />
die aus Wasser und entzündlichem<br />
Gewebe bestehen. Sie verbreiten<br />
sich meist von den Nasennebenhöhlen<br />
aus bis in den unteren Nasengang, was<br />
die Nasenatmung behindert. Patienten<br />
haben eine verstopfte Nase, auch das<br />
Riechen ist eingeschränkt.<br />
Wie stark beeinträchtigen Polypen die<br />
Lebensqualität?<br />
Das Riechvermögen von Patienten mit Polypen<br />
ist häufig im Vergleich deutlich stärker<br />
eingeschränkt oder sogar aufgehoben.<br />
Das beeinträchtigt sehr, denn auch der<br />
Geschmackssinn leidet.<br />
Einen Schnupfen kuriert man in der<br />
Regel zu Hause aus – wann sollte man<br />
zum Arzt?<br />
Man kann zunächst versuchen, ob Nasenspülungen<br />
eine Verbesserung bringen.<br />
Auch abschwellendes Nasenspray<br />
kann – wenige Tage angewendet – bei<br />
akuten Beschwerden helfen. Halten<br />
die Beschwerden länger als drei oder<br />
vier Wochen an, sollte man zur weiteren<br />
Abklärung zum HNO-Arzt gehen.<br />
Kann man einen allergischen<br />
Schnupfen von einer Rhinosinusitis<br />
unterscheiden?<br />
Bei Allergikern wird die Symptomatik<br />
häufig durch Pollen ausgelöst. Der Pollenflug<br />
findet zu bestimmten Zeiten<br />
statt. Bei einer allergischen Rhinitis sind<br />
Peaks zu beobachten, der Verlauf einer<br />
chronischen Rhinosinusitis ist gleichförmiger.<br />
Auch fehlen hier in der Regel<br />
typische Begleitsymptome eines allergischen<br />
Schnupfens wie tränende oder<br />
juckende Augen. Weiteren Aufschluss<br />
kann eine endoskopische Untersuchung<br />
der Nasenschleimhaut geben.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Ist jede Altersgruppe von chronischer<br />
Rhinosinusitis betroffen?<br />
Im Prinzip ja, wobei wir selten<br />
Kinder mit chronischer Rhinosinusitis<br />
sehen. Patienten sind meist zwischen 30<br />
und 60 Jahre alt, wenn erste Symptome<br />
auftreten.<br />
Welche Therapien sind möglich?<br />
Basistherapie sind pflegende Spülungen<br />
der Nase, auch cortisonhaltige Nasensprays<br />
kommen bei der chronischen<br />
Form zum Einsatz. Etwas seltener sind<br />
Cortison-Tabletten das Mittel der Wahl.<br />
Polypen müssen z. T. operativ entfernt<br />
und die Öffnungen zu den Nasennebenhöhlen<br />
geweitet werden.<br />
Es ist möglich, dass die Polypen wiederkommen<br />
und die OP nach einiger Zeit<br />
wiederholt werden muss. Für Patienten,<br />
die von häufigen Rezidiven betroffen<br />
sind, gibt es neue Therapieansätze mit<br />
einer medikamentösen Antikörpertherapie,<br />
um das Riechvermögen wieder<br />
herzustellen und die Neubildung von<br />
Polypen zu verhindern bzw. Polypengewebe<br />
wieder zurückzudrängen.<br />
Gibt es etwas, das man selbst als<br />
Betroffener tun kann?<br />
Basistherapie<br />
sind<br />
pflegende<br />
Spülungen<br />
der Nase.<br />
Die beste Möglichkeit zu helfen haben<br />
HNO-Ärzte. Wir sind sehr froh,<br />
Patienten, die seit vielen Jahren von chronischer<br />
Rhinosinusitis mit Nasenpolypen<br />
betroffen sind, nicht nur Operationen,<br />
sondern auch neue medikamentöse<br />
Therapieansätze anbieten zu können.<br />
Die neue medikamentöse Therapie<br />
kann für geeignete Patienten eine<br />
Alternative zu Operationen sein.<br />
Prof. Dr. med.<br />
Boris Haxel<br />
Direktor der Klinik für<br />
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,<br />
Kopf- und<br />
Halschirurgie am<br />
Schwarzwald-Baar<br />
Klinikum in Villingen-<br />
Schwenningen
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit SANOFI entstanden.<br />
Fühlt sich an wie eine Erkältung,<br />
geht aber weiter<br />
Wenn der Geruchssinn<br />
fehlt: „Es ist, als ob das<br />
Leben nicht vollständig ist.“<br />
Wer kennt ihn nicht, den Geruch nach einem<br />
Sommerregen, den Duft vom frisch gemähten<br />
Rasen oder den der Lieblingsblumen? Gerüche<br />
umgeben uns täglich und beeinflussen unser<br />
Leben – oft mehr, als wir denken. Stimmung,<br />
Gefühle, Genuss, Erinnerungen – das alles ist<br />
eng mit Gerüchen verbunden. „Der Geruch von<br />
Sonnencreme auf der Haut, da bin ich sofort<br />
zurückversetzt ans Meer, an den Badeurlaub<br />
mit der Familie“, erzählt der Profifußballer Georg.<br />
Riechen zu können, ist für ihn aber keine Selbstverständlichkeit.<br />
Zeitweise hatte er den<br />
Geruchssinn verloren, denn Georg leidet unter<br />
chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen.<br />
MAT-DE-2203710-1.0-08/2022<br />
In Europa sind bei etwa elf Prozent der<br />
Bevölkerung die Nasen- und Nasennebenhöhlen<br />
dauerhaft entzündet,<br />
bei rund einem Fünftel von ihnen<br />
bilden sich zusätzlich Nasenpolypen. 1,2<br />
Man spricht dann von einer chronischen<br />
Rhinosinusitis mit Nasenpolypen<br />
(CRSwNP). Eine ständig verstopfte Nase,<br />
anhaltender Schnupfen, Gesichtsschmerzen,<br />
Störungen des Riechvermögens oder sogar<br />
ein vollständiger Verlust des Geruchssinns<br />
sind für viele Patient*innen<br />
Alltag. 3 Dabei wird der Verlust des<br />
Geruchssinns meist als belastendes<br />
Symptom wahrgenommen. „Nicht<br />
riechen zu können, ist für mich,<br />
als ob das Leben nicht vollständig<br />
oder nicht mit allen Sinnen wahrgenommen<br />
werden kann“, berichtet Georg.<br />
Initiative für Betroffene<br />
Über 1 Million Menschen in Deutschland<br />
leiden an einer CRSwNP – trotzdem ist<br />
die Erkrankung kaum jemandem ein Begriff.<br />
Auch einige Betroffene können ihre<br />
Symptome nicht einordnen. Angehörige<br />
fühlen sich hilflos. Die deutschlandweite<br />
Initiative „Neustart für die Nase“ möchte<br />
dies ändern und mehr Aufmerksamkeit<br />
und Verständnis für die Erkrankung<br />
schaffen. Das Herzstück ist die „Duft des<br />
Lebens“-Kampagne. Zusammen mit einer<br />
Duft-Expertin von Frau Tonis Parfum<br />
haben drei Patient*innen ihren persönlichen<br />
Duft des Lebens kreiert. Das<br />
Besondere: Alle litten zumindest zeitweise<br />
am Verlust ihres Geruchssinns. Sie<br />
haben ihren „Duft des Lebens“ aus Erinnerungen<br />
an Düfte, die sie in dieser Zeit<br />
besonders vermisst haben, erstellt. Sie<br />
möchten von ihrem Leben mit CRSwNP<br />
berichten und so auf die Erkrankung und<br />
die Folgen für die Betroffenen aufmerksam<br />
machen. „Ich konnte fast 40 Jahre nichts<br />
riechen und habe dem Riechen weniger<br />
Bedeutung zugemessen. Ich hatte mich<br />
arrangiert damit, nichts riechen zu<br />
können“, erzählt Silvia, CRSwNP-Betroffene<br />
aus Berlin, und ergänzt: „Seitdem<br />
ich wieder etwas riechen kann, ist<br />
es sensationell, es ist ganz fantastisch,<br />
wie ein neues Leben. Ich merke erst, was<br />
mir gefehlt hat. Das war mir gar nicht so<br />
bewusst.“<br />
FOTO: ADOBE STOCK<br />
Die Symptome einer CRSwNP ähneln<br />
denen einer Erkältung. Allerdings werden<br />
sie nicht nach einigen Tagen wieder verschwinden,<br />
CRSwNP ist eine chronische<br />
Erkrankung. Mit ihr geht zudem oftmals<br />
langfristig ein großer Verlust der Lebensqualität<br />
einher. Der über Wochen, Monate<br />
oder sogar Jahre andauernde Schnupfen<br />
strengt die Erkrankten an und erschwert<br />
oftmals den sozialen Austausch – die<br />
Angst vor Außenwahrnehmung führt bei<br />
manchen Betroffenen dazu, dass sie sich<br />
zurückziehen. „Schlafstörungen führen zu<br />
Konzentrationsproblemen, einer verminderten<br />
Leistungsfähigkeit und lassen den<br />
Alltag zu einer Herausforderung werden.<br />
Der Geruchsverlust schmälert wiederum<br />
Freude und Genuss am Essen, oft auch an<br />
Geselligkeit“, erklärt Prof. Dr. Boris Haxel,<br />
Direktor der Klinik für Hals-Nasen-<br />
Ohrenheilkunde des Schwarzwald-Baar<br />
Klinikums in Villingen-Schwenningen.<br />
Die Ursache einer CRSwNP ist noch nicht<br />
vollständig geklärt. Im Gegensatz zu einer<br />
Erkältung spielt aber in den meisten Fällen<br />
eine Fehlregulation des Immunsystems<br />
eine wichtige Rolle. Dies führt zu<br />
der chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut<br />
und der Nebenhöhlen.<br />
Diagnose CRSwNP – Was nun?<br />
In den letzten Jahren hat sich bei den<br />
Behandlungsmöglichkeiten einer<br />
CRSwNP viel getan. Lange Zeit kamen bei<br />
schweren unkontrollierten Formen nur<br />
Kortisontabletten und Operationen zum<br />
Einsatz. „Es gibt nun auch die Möglichkeit,<br />
dass Patient*innen mit sogenannten<br />
Biologika – also spezifischen Antikörpern<br />
– behandelt werden können. Das war<br />
ein Riesenschritt für die Behandler, aber<br />
auch für die Patient*innen, die teilweise<br />
auch schon mehrere Operationen durchgemacht<br />
haben“, erzählt Prof. Haxel und<br />
rät, beim Verdacht, an einer CRSwNP<br />
erkrankt zu sein, unbedingt das Gespräch<br />
mit einem HNO-Arzt oder einer HNO-<br />
Ärztin zu suchen. Denn ohne eine Therapie<br />
werden die Beschwerden nicht einfach<br />
wieder verschwinden.<br />
REFERENZEN<br />
1<br />
Hastan D et al. Allergy 2011; 66(9): 1216-1223<br />
2<br />
Stuck BA, et al. HNO 2012; 60(2): 141-162<br />
3<br />
Fokkens WJ, et al. Rhinology 2012; 50: 1-12<br />
Auf aktiv-gegen-nasenpolypen.de gibt<br />
es den Film zur "Duft des Lebens"-<br />
Kampagne zu sehen. Außerdem finden<br />
sich viele weitere Informationen über<br />
die Erkrankung und Angebote wie Tipps<br />
vom Experten, eine Arztsuche oder<br />
ein Selbsttest.<br />
Der neue Instagram-Kanal @Neustart_<br />
Nase informiert über CRSwNP und was es<br />
für die Betroffenen bedeutet, und lädt die<br />
User ein, sich zu vernetzen und auszutauschen<br />
– denn sie sind nicht allein.<br />
@Neustart_Nase<br />
informiert über CRSwNP
6<br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
Beschwerdefrei trotz<br />
schwerem Asthma:<br />
Geht das heutzutage?<br />
Text Prof. Dr. Marek Lommatzsch<br />
Eosinophiles Asthma -<br />
Wenn einem plötzlich die Luft wegbleibt.<br />
Arnaud Paciel hat eine schwere Form von Asthma.<br />
Wie er damit lebt und was er Betroffenen rät,<br />
lesen Sie im Interview.<br />
Text Franziska Manske<br />
Es gibt verschiedene Formen von<br />
Asthma. An welcher leiden Sie?<br />
Prof. Dr. Marek Lommatzsch<br />
Sprecher des Deutschen Lungentages und stellvertretender Klinikdirektor,<br />
Abteilung für Pneumologie im Zentrum für Innere Medizin,<br />
Universitätsmedizin Rostock<br />
Ich habe eosinophiles Asthma. Eosinophile<br />
sind eine Untergruppe von weißen Blutzellen<br />
und somit Teil des Immunsystems.<br />
Bei Asthmatikern, die eine erhöhte Anzahl<br />
von eosinophilen Granulozyten im Blut aufweisen,<br />
können sie schwere Entzündungen<br />
im Lungengewebe auslösen.<br />
Asthma ist eine der häufigsten<br />
Atemwegs- und Lungenkrankheiten<br />
weltweit, in<br />
Deutschland leiden über<br />
fünf Millionen Menschen an dieser<br />
Erkrankung. Etwa vier Prozent dieser<br />
Patientinnen und Patienten leiden<br />
an einem schweren Asthma: Hier kommt<br />
es trotz intensiver Behandlung oft zu<br />
starken Beschwerden, wiederholten<br />
Krankenhausaufenthalten und in einigen<br />
Fällen sogar zur Berufsunfähigkeit.<br />
Zu den häufigsten Asthmasymptomen<br />
gehören Luftnot, das Gefühl der Brustenge<br />
und Husten (oft nachts), meist begleitet von<br />
einem charakteristischen Atemgeräusch<br />
(„Giemen“). Typisch für die Erkrankung<br />
ist, dass die Intensität und Häufigkeit der<br />
Beschwerden sehr wechselhaft sind und<br />
von äußeren Faktoren (u.a. Wetterlagen,<br />
Reizstoffe, Stress, Allergene) stark beeinflusst<br />
wird. Die beiden häufigsten Asthmaformen<br />
sind das allergische Asthma,<br />
welches typischerweise in der Kindheit<br />
und Jugend erstmals auftritt und oft mit<br />
Allergien vergesellschaftet ist, und das<br />
nicht allergische („intrinsische“) Asthma,<br />
welches oft erst im Erwachsenenalter<br />
(relativ abrupt) auftritt und häufiger<br />
zu schweren Verläufen neigt: hierzu<br />
gehört auch das sogenannte „eosinophile<br />
Asthma". Beiden Asthmaformen<br />
liegt eine chronische Entzündung der<br />
Atemwege ursächlich zugrunde, welche<br />
zu einer Überempfindlichkeit der Atemwege<br />
und zu immer wiederkehrenden<br />
(und potenziell lebensbedrohlichen)<br />
Verengungen der Atemwege führt.<br />
Bis weit in das 20. Jahrhundert bestand<br />
die Asthmadauertherapie aus Medikamenten,<br />
welche nur kurzfristig<br />
Beschwerden lindern konnten oder<br />
sehr nebenwirkungsreich waren. Bis<br />
heute hält sich daher die Mär, dass<br />
das immer wiederkehrende Auftreten<br />
von Symptomen bei Asthma (insbesondere<br />
bei schwerem Asthma) schicksalhaft<br />
zu akzeptieren sei und dass die einzige<br />
Alternative zur häufigen Nutzung<br />
des „Asthmasprays“ nebenwirkungsreiche<br />
Kortisontabletten seien.<br />
Die Therapiemöglichkeiten von Asthma<br />
haben sich in den letzten 50 Jahren aber<br />
grundlegend gewandelt. Es gibt heute<br />
hochwirksame Medikamente, welche<br />
gezielt und nebenwirkungsarm (teils<br />
sogar nebenwirkungsfrei) in die zugrunde<br />
liegende Entzündung nachhaltig eingreifen,<br />
und somit das Auftreten von Symptomen<br />
verhindern können. Daher sind<br />
Symptomprävention und langfristige Beschwerdefreiheit<br />
heutzutage sogar bei<br />
schwerem Asthma ein realistisches Ziel<br />
geworden. Zu den antientzündlichen,<br />
symptompräventiven Medikamenten<br />
zählen insbesondere drei Gruppen:<br />
(1) Die sogenannten inhalativen Steroide,<br />
welche oft gepaart mit atemwegserweiternden<br />
Substanzen inhaliert werden<br />
und zu einer effektiven Kontrolle der<br />
Asthmaerkrankung führen.<br />
(2) Die Allergenimmuntherapie („Hyposensibilisierung“:<br />
entweder als Spritze<br />
oder Sublingualtablette), welche bei<br />
Patienten mit allergischem Asthma die<br />
zugrunde liegenden Allergien langfristig<br />
reduzieren kann.<br />
(3) Die sogenannten Biologika (meist<br />
als Pen oder Spritze zur Selbstgabe alle<br />
zwei bis acht Wochen zu Hause), welche<br />
gezielt und hocheffektiv in die Entzündung<br />
eingreifen und insbesondere bei<br />
schwerem Asthma zu einer erheblichen<br />
Symptomreduktion (teils bis zur Beschwerdefreiheit)<br />
führen können.<br />
Bis Ende des Jahres 2022 werden in<br />
Deutschland schon sechs verschiedene<br />
Biologika für die Behandlung von schwerem<br />
Asthma zugelassen sein. Diese Biologika<br />
können nicht nur Asthmasymptome verhindern<br />
(häufiger Satz der Betroffenen:<br />
„Ich habe ein neues Leben bekommen!“),<br />
sondern haben oft auch einen positiven<br />
Effekt auf typische Begleiterkrankungen<br />
wie z. B. eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung<br />
mit Nasenpolypen.<br />
Voraussetzung für den Einsatz dieser<br />
modernen Therapien sind jedoch das<br />
Erkennen der genauen Asthmaform des<br />
Patienten und die Auswahl einer für den<br />
Patienten maßgeschneiderten Therapie:<br />
Eine Einheitsmedizin für Asthma gibt es<br />
nicht mehr.<br />
Fazit: Moderne Asthmatherapie kann<br />
mit nebenwirkungsarmen Medikamenten<br />
Symptome dauerhaft verhindern und<br />
ein angstfreies und normales Leben ermöglichen.<br />
Dauerhafte Beschwerdefreiheit<br />
trotz schwerem Asthma: Das ist<br />
heutzutage möglich.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und<br />
Beatmungsmedizin (DGP) bietet Fortbildungsformate für<br />
Ärztinnen und Ärzte und Gesundheitsfachberufe an. Es ist aber<br />
wesentlich, dass auch Patientinnen und Patienten mit Asthma<br />
die Symptome ihrer Erkrankung erkennen und über die<br />
modernen Behandlungsmöglichkeiten informiert sind.<br />
Der 25. Deutsche Lungentag findet<br />
online am 24. September 2022 (11-13 Uhr) statt<br />
und wird hier auch über die moderne Diagnostik und Therapie<br />
von Asthma bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen<br />
informieren. Eine Anmeldung ist kostenlos möglich unter<br />
www.lungentag.de.<br />
Umfangreiches und kostenfreies Infomaterial finden Patient:innen<br />
und Interessierte unter<br />
www.pneumologie.de und www.atemwegsliga.de.<br />
Der Grund, weshalb Menschen Asthma<br />
entwickeln, ist noch nicht vollständig<br />
geklärt, obwohl man weiß, dass<br />
sowohl Gene als auch Umgebungsfaktoren<br />
eine Rolle spielen. Können Sie<br />
sagen, was bei Ihnen der Auslöser war?<br />
Das weiß ich leider nicht. Bei mir ist das<br />
Asthma erst sehr spät ausgebrochen. Ich<br />
war schon 35 Jahre alt. Vorher hatte ich<br />
keinerlei Probleme – weder Allergien noch<br />
Probleme mit der Lunge oder der Atmung.<br />
Ich habe sehr viel Sport gemacht,<br />
bin Halbmarathon gelaufen.<br />
Wann und wie hat sich Ihr Gesundheitszustand<br />
verschlechtert?<br />
Das war 2015. Plötzlich konnte ich nachts nur noch sehr schwer<br />
atmen, ich habe kaum Luft bekommen. Es wurde immer<br />
schlimmer, ich hatte große Angst und bin zum Arzt gegangen.<br />
Der hat mich untersucht und mir Blut abgenommen. Anhand<br />
des Blutbildes, eines Lungenfunktionstests und einer<br />
Bronchoskopie wurde es dann diagnostiziert. Meine Lungenleistung<br />
war damals bei gerade noch 50 Prozent. Zum Glück<br />
war die Diagnose dann aber schnell da und mir konnte geholfen<br />
werden.<br />
Wie beeinflusst die Krankheit Ihren Alltag?<br />
Arnaud Paciel<br />
Patient mit Asthma<br />
Ich trage immer ein<br />
Notfallspray bei mir,<br />
aber ich musste es<br />
noch nie benutzen.<br />
Heute zum Glück kaum noch. Ich kann ein normales Leben<br />
führen. Natürlich trage ich immer mein Notfallspray bei mir,<br />
aber ich musste es noch nie benutzen. Ich kann sogar wieder<br />
Sport machen und eigentlich ein ganz normales Leben führen.<br />
Es gibt eine Vielzahl an therapeutischen Hilfen, um Asthma<br />
zu behandeln. Wie sieht Ihr Therapieplan aus und was hilft<br />
Ihnen am besten, um so gut wie möglich mit der Krankheit<br />
leben zu können?<br />
Da ich eine schwere Form von Asthma habe, spritze ich mir,<br />
zusätzlich zur täglichen inhalativen Therapie, alle zwei Wochen<br />
Medikamente. Das ist eine Antikörpertherapie. Das hilft mir<br />
sehr gut und ich bin sehr dankbar, dass es diese Therapien gibt.<br />
Es heißt, dass jeder dritte Asthmapatient die Therapie<br />
vernachlässigt. Wie ist das bei Ihnen und was raten Sie<br />
anderen Betroffenen?<br />
Es kommt vor, dass ich vergesse zu inhalieren, aber sehr selten<br />
(lacht). Ich rate jedem, glücklich zu sein – auch mit Asthma.<br />
Das Leben darf sich nicht um die Krankheit drehen, denn dafür<br />
ist es viel zu schön!
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 7<br />
Nasenpolypen und Asthma –<br />
in diesem Bereich wird viel geforscht<br />
Nasenpolypen und schweres, eosinophiles<br />
Asthma – diese beiden Krankheitsbilder<br />
treten oft zusammen auf. Prof. Dr.<br />
med. Ludger Klimek, Leiter des Zentrums<br />
für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden,<br />
erläutert Zusammenhänge und<br />
Therapiemöglichkeiten.<br />
Text Miriam Rauh<br />
Prof. Dr. Klimek<br />
Leiter des Zentrums<br />
für Rhinologie und<br />
Allergologie in<br />
Wiesbaden<br />
Bei Biologika, auch als<br />
monoklonale Antikörper<br />
bezeichnet, handelt es sich um<br />
biotechnologisch hergestellte<br />
Eiweißstoffe, die gegen bestimmte<br />
entzündungsfördernde<br />
Botenstoffe des<br />
Körpers oder direkt<br />
gegen Immunzellen<br />
gerichtet sind.<br />
Prof. Dr. Klimek, warum leidet<br />
rund die Hälfte der Asthma-<br />
Patient:innen – die Mehrheit<br />
sogar mit schwerem, eosinophilem<br />
Asthma – auch unter einer chronischen<br />
Rhinosinusitis mit Nasenpolypen?<br />
Zu den häufigsten Gründen, die zu<br />
Asthma führen, gehören Störungen<br />
von Immunreaktionen, die zu einer<br />
sogenannten Typ-2-Entzündung führen.<br />
Auch im Bereich von Nasen- und<br />
Nasennebenhöhlen kommen diese<br />
Arten von dauerhaften Entzündungen<br />
und Störungen des Immunsystems<br />
besonders oft vor.<br />
In den Atemwegsschleimhäuten ist das<br />
Immunsystem besonders stark ausgeprägt,<br />
weil wir in diesem Bereich sehr intensiven<br />
Kontakt zu unserer Umwelt haben.<br />
Hier kann es zu Fehlreaktionen kommen<br />
und das Immunsystem von Lunge, Nase<br />
und Nasennebenhöhlen ist hierfür<br />
besonders anfällig. Grundsätzlich kann<br />
eine Erkrankung wie Asthma oder<br />
chronische Sinusitis einzeln auftreten,<br />
aber da die Störungsmechanismen im<br />
Immunsystem der Atemwegsschleimhäute<br />
ähnlich sind, besteht eine relativ<br />
hohe Wahrscheinlichkeit, dass beide<br />
Bereiche betroffen sind.<br />
Wenn es Überschneidungen in den<br />
Mechanismen der Erkrankung gibt,<br />
gibt es dann auch Überschneidungen<br />
in den Therapiemöglichkeiten? Und wo<br />
liegen hier die Herausforderungen?<br />
Gerade die schwer betroffenen Patienten<br />
benötigen eine Betreuung sowohl vom<br />
HNO-Arzt als auch vom Pneumologen,<br />
teilweise sogar von spezialisierten Zentren.<br />
Wenn die behandelnden Ärzte anhand<br />
von Beschwerden und Ausprägungsgrad<br />
sehen, dass eine ergänzende Behandlung<br />
notwendig ist, werden sie diese einleiten –<br />
der HNO-Arzt wird den Patienten zum<br />
Pneumologen schicken und umgekehrt.<br />
Man muss sich in der Regel als Patient<br />
nicht selbst darum kümmern.<br />
Biologika sind in der HNO-Praxis<br />
noch relatives Neuland. Welche<br />
Möglichkeiten bringt das mit sich<br />
und wie ist der aktuelle Stand<br />
der Forschung?<br />
Der aktuelle Forschungsstand ist<br />
glücklicherweise sehr erfreulich. Insbesondere<br />
in Bezug auf eine Verbesserung<br />
der Immunsituation ist<br />
im letzten Jahr viel passiert, zum<br />
Beispiel mit der Entwicklung der<br />
Biologika, aber auch mit anderen<br />
Medikamenten. Patienten dürfen die<br />
Hoffnung auf weitere Verbesserung<br />
der Behandlungsmöglichkeiten haben.<br />
In diesem Bereich wird sehr viel<br />
und sehr erfolgreich geforscht.<br />
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Unser Anspruch ist es Wissenschaft, Technologie und<br />
Talent zu vereinen, um gemeinsam Krankheiten voraus<br />
zu sein. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in den nächsten<br />
10 Jahren die Gesundheit von 2,5 Milliarden<br />
Menschen zu verbessern.<br />
Unsere Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten<br />
konzentrieren sich auf das Immunsystem, die Humangenetik<br />
und Zukunftstechnologien. Wir behandeln und<br />
schützen vor Krankheiten mit Impfstoffen und Medikamenten<br />
für die Spezial- und Allgemeinmedizin.<br />
Von der Grundlagenforschung, der klinischen Entwicklung<br />
über die Produktion bis hin zur Vermarktung<br />
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8<br />
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit<br />
air-be-c Medizintechnik GmbH entstanden.<br />
Leben mit<br />
COPD<br />
Für den weiteren Verlauf der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind zumeist mehrere Faktoren<br />
entscheidend, die man als Betroffener zum Teil beeinflussen kann.<br />
Text Jens Lingemann, COPD - Deutschland e.V.<br />
1. Unbedingter und ausnahmsloser<br />
Verzicht auf Noxen (Giftstoffe), insbesondere<br />
Nikotin.<br />
2. Wahrnehmung der regelmäßigen<br />
Kontrolluntersuchungen.<br />
3. Die Bereitschaft bei diagnostischen,<br />
therapeutischen und medikamentösen<br />
Maßnahmen mitzuwirken<br />
sowie Therapietreue und konsequente<br />
Einhaltung der Verordnungsvorschriften.<br />
Dies gilt insbesondere auch in<br />
Bezug auf eine durchzuführende<br />
Langzeit-Sauerstofftherapie sowie auf<br />
die nichtinvasive Beatmung.<br />
4. Krankengymnastik, Atemtherapie,<br />
Lungensport in Abhängigkeit vom<br />
persönlichen Leistungsstatus, der<br />
maßgeblich auch durch die Art der<br />
Erkrankung, das Stadium derselben<br />
und durch den IST-Zustand des<br />
Patienten bestimmt wird.<br />
5. Prophylaxe: Grippeschutz, Pneumokokken-Impfung<br />
und Vermeidung<br />
von Infektionsquellen.<br />
6. Unbedingte Akzeptanz der<br />
Erkrankung und das Lernen mit ihr<br />
zu leben. Ab einem gewissen Stadium<br />
der Erkrankung wird die Atemnot ein<br />
permanenter Begleiter sein, wer dies<br />
erkennt und annimmt, wird mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit ein zufriedeneres<br />
Leben führen können. Das wirkt sich<br />
positiv auf die Psyche aus, was wiederum<br />
den Verlauf der Erkrankung günstig<br />
beeinflusst. Es ist nicht erstrebenswert,<br />
durch eine möglichst große Menge von<br />
Medikamenten wieder ohne Luftnot<br />
leben zu können. Nach heutigem Stand<br />
ist das nicht erreichbar.<br />
Die Zeit möglichst<br />
sinnvoll, positiv und<br />
effizient nutzen.<br />
Erstrebenswert ist hingegen mit einer<br />
geringen Menge von Medikamenten eine<br />
möglichst effiziente Wirkung herbeizuführen.<br />
Was man hingegen sicherlich nicht<br />
beeinflussen kann, ist das Schicksal. Wir<br />
bedürfen, wie im Übrigen jeder, also auch<br />
gesunde Menschen, eines Anteils von<br />
Glück, um möglichst gut und lange zu<br />
leben. Es kann also unter konsequenter<br />
Einhaltung der zuvor genannten Punkte<br />
und einer entsprechenden Portion<br />
Glück durchaus gelingen, das weitere<br />
Voranschreiten der Erkrankung deutlich<br />
zu verlangsamen! Im Optimalfall sogar<br />
für einen nicht zu kalkulierbaren<br />
Zeitraum einzufrieren. Langfristig und in<br />
letzter Instanz wird die Erkrankung bei<br />
dem Einen schneller, bei dem Anderen<br />
langsamer weiter voranschreiten.<br />
Fazit: Entscheidend ist meiner persönlichen<br />
Meinung nach bei einer schweren,<br />
irreversiblen Erkrankung, sich nicht<br />
ständig darüber Gedanken zu machen,<br />
wie viel Zeit möglicherweise noch<br />
verbleibt, sondern die verbleibende<br />
Zeit möglichst sinnvoll, positiv und<br />
effizient zu nutzen.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
Unterwegs<br />
mit Sauerstoff<br />
Teilnahme am täglichen Leben –<br />
eine Sauerstofflangzeittherapie<br />
ist kein Hindernis.<br />
Text Anja Spaja<br />
Für die Versorgung von Sauerstoffpatienten<br />
gibt es mehrere Möglichkeiten.<br />
Lungenerkrankte mit hohem Bewegungsanspruch<br />
sollten alle unterschiedlichen<br />
Optionen bzw. Hilfsmittel<br />
kennen. Familienbesuche, Arzttermine,<br />
spontane Ausflüge, Schiffs- und Flugreisen,<br />
Teilhabe am Arbeitsleben – alles ist möglich.<br />
Mobile Sauerstoffkonzentratoren bieten<br />
hierbei besondere Flexibilität. Sie nutzen<br />
den Sauerstoff der Umgebungsluft und<br />
geben ihn konzentriert ab. Im Gegensatz zu<br />
Tanks oder Flaschen entfällt das Nachfüllen.<br />
Betrieben werden die Konzentratoren mittels<br />
Akkus oder (Bord-)Steckdose. Sogar<br />
der Einsatz während des Ladevorgangs<br />
ist möglich. Ersatzakkus bieten maximale<br />
Unabhängigkeit. Tragetaschen, Rucksäcke<br />
oder Caddys sorgen für einen komfortablen<br />
Transport. Insgesamt stehen über zehn<br />
unterschiedliche Modelle zur Auswahl –<br />
das leichteste wiegt lediglich 1,3 kg.<br />
Gut zu wissen: Eine Kostenübernahme<br />
durch die Krankenkasse ist möglich.<br />
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Jens Lingemann<br />
COPD - Deutschland e.V.<br />
Diagnose: COPD<br />
mit Lungenemphysem<br />
Interview mit<br />
Jens Lingemann<br />
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z.B. mit Mucosolvan (Ambroxol)<br />
1 x Kontaktloses Fieberthermometer<br />
NEU<br />
Text Charlie Schröder<br />
W<br />
ann wurde bei<br />
Ihnen COPD diagnostiziert?<br />
Die Diagnose COPD<br />
mit Lungenemphysem<br />
im Stadium III Grenze<br />
IV erhielt ich während meines langen<br />
Krankenhausaufenthaltes im Sommer<br />
2000 mit schwerer Exazerbation (Atemnot,<br />
Beatmung, Koma). Im weiteren<br />
Verlauf wiederholt auftretende Pneumothoraxe.<br />
War es eine klare Diagnose?<br />
Anhand sämtlicher durchgeführten<br />
Untersuchungen konnte Asthma ausgeschlossen<br />
werden. Auf den Röntgenbildern<br />
und einer CT waren zudem<br />
deutlich emphysematische Veränderungen<br />
zu sehen, also ja.<br />
Bis dato habe<br />
ich sicherlich<br />
einige Tausend<br />
Veröffentlichungen<br />
in Form von<br />
Ratgebern,<br />
Berichten und<br />
Fachbüchern im<br />
Internet gelesen.<br />
Hatten Sie schon lange Beschwerden?<br />
Retrospektiv betrachtet verspürte ich vor<br />
meiner Diagnose mindestens fünf Jahre<br />
sehr langsam zunehmende Atemnot.<br />
Zudem erhöhte sich die Anzahl der auftretenden<br />
akuten Exazerbationen bei<br />
einer konstant fortschreitenden Gewichtsabnahme.<br />
Mehr Informationen unter:<br />
www.copd-deutschland.de<br />
Viele erhalten „versehentlich“ die<br />
Diagnose Asthma. Woran liegt das?<br />
Diese Frage allgemeingültig zu beantworten,<br />
ist nach meinem Dafürhalten<br />
nicht möglich. In jedem Fall sind<br />
von Atemnot, Husten und Auswurf<br />
(AHA) Betroffene gut beraten, einen<br />
Pneumologen oder eine Lungenfachklinik<br />
aufzusuchen, um dort die notwendigen<br />
Untersuchungen durchführen<br />
zu lassen. Das sollte die<br />
Wahrscheinlichkeit einer korrekten<br />
Diagnose deutlich erhöhen. Darüber<br />
hinaus gibt es auch Betroffene, die eine<br />
Mischform von Asthma und COPD haben,<br />
welche als ACOS bezeichnet wird.<br />
Wie sind Sie mit der Diagnose<br />
umgegangen?<br />
Anfänglich waren mir die Begriffe<br />
COPD und Lungenemphysem gänzlich<br />
unbekannt. Während meines Krankenhausaufenthaltes<br />
hatte ich begonnen,<br />
patientenverständliche Fachbücher zu<br />
lesen, um mir ein Basiswissen über<br />
meine Erkrankungen zu verschaffen.<br />
Bis dato habe ich sicherlich einige<br />
Tausend Veröffentlichungen in<br />
Form von Ratgebern, Berichten und<br />
Fachbüchern im Internet gelesen.<br />
Und was würden Sie anderen Betroffenen<br />
raten?<br />
Grundsätzlich vermeide ich es,<br />
Betroffenen Ratschläge zu erteilen<br />
oder von etwas abzuraten. Die Verhaltensweise,<br />
die für mich gut<br />
war bzw. ist, könnte eventuell bei<br />
anderen zu negativen Ergebnissen<br />
führen.<br />
Man geht bei der COPD von einer<br />
hohen Dunkelziffer aus. Woher<br />
kommt das Ihrer Meinung nach?<br />
Hierzu kann ich nur Vermutungen<br />
anstellen:<br />
a) Weil viele Betroffene erst dann<br />
den Arzt aufsuchen, wenn die<br />
Erkrankung weit fortgeschritten ist.<br />
b) Weil Betroffene, wenn die Einschränkungen<br />
sie dazu zwingen, zwar ihren<br />
Hausarzt aufsuchen, aber die wichtige<br />
Behandlung des Pneumologen vermeiden.<br />
Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft?<br />
Mehr Aufklärung über die möglichen<br />
auslösenden Faktoren der<br />
COPD und des Lungenemphysems.<br />
Dass die Pneumologie in der Wahrnehmung<br />
der politischen Entscheidungsträger<br />
und in der Öffentlichkeit<br />
einen ähnlichen Stellenwert einnimmt<br />
wie z. B. Diabetes oder koronare<br />
Erkrankungen. Dass Maßnahmen zum<br />
Schutz Dritter, z. B. Nichtraucher,<br />
schneller beschlossen und konsequent<br />
umgesetzt werden.<br />
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10<br />
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Alpha-1: Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur COPD<br />
Die Krankheit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, kurz Alpha-1, hat in der Medizin diverse Bezeichnungen: „die<br />
genetisch bedingte COPD“, „eine Form der COPD“ oder auch „vergleichbar mit einer COPD“. Aber stimmt<br />
das so? Wird es den an Alpha-1 erkrankten Patienten gerecht und werden sie dann richtig therapiert?<br />
Text Marion Wilkens<br />
Marion Wilkens<br />
Vorsitzende der Gesellschaft<br />
für Alpha-1-<br />
Antitrypsinmangel-<br />
Erkrankte e.V.<br />
Mehr Informationen<br />
www.alpha1-<br />
deutschland.org<br />
W<br />
ir, die Patientenorganisation<br />
Alpha1 Deutschland e.V., setzen<br />
uns seit Jahren dafür ein, dass<br />
Alpha-1 als eigenständige Erkrankung<br />
bekannter wird. So gibt es z. B. in Deutschland<br />
noch immer keine eigene Leitlinie, an der<br />
sich Ärzte orientieren könnten. Wir haben keine<br />
COPD, unsere Lungenprobleme sind ähnlich,<br />
aber sie ähneln auch denen der Asthmatiker.<br />
Was wenige wissen: Einige unserer Symptome<br />
stimmen auch mit denen der Fettleber überein,<br />
wie kann das sein?<br />
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel – Was ist das?<br />
Bei der erblichen Stoffwechselkrankheit<br />
Alpha-1 fehlt Betroffenen ein Eiweiß, das<br />
sogenannte Alpha-1-Antitrypsin (AAT).<br />
Dieses wird in den Leberzellen gebildet,<br />
von dort gelangt es in den Blutkreislauf und<br />
auch, wenn sich das Schutzeiweiß in allen<br />
Körpergeweben finden lässt, spielt es vor<br />
allem in der Lunge eine entscheidende<br />
Rolle. Durch den fehlenden Schutz kann das<br />
Lungengewebe im Laufe der Jahre zersetzt<br />
werden. Die Stoffwechselkrankheit zeigt sich<br />
daher vor allem durch<br />
· Atemnot, zuerst nur bei Belastung – später<br />
auch in Ruhe<br />
· Husten, häufig zunächst in den frühen<br />
Morgenstunden<br />
· Auswurf, in vielen Variationen<br />
Was in der Lunge zu wenig ist, ist in der Leber zu<br />
viel. Bei Betroffenen polymerisiert (verklumpt)<br />
AAT in der Leber und wird nicht mehr oder nur<br />
teilweise ausgeschleust. Besonders auffällig<br />
kann sich dies auch bei Säuglingen und kleinen<br />
Kindern durch hohe Leberwerte und vergrößerte<br />
Organe zeigen. Es besteht die Gefahr<br />
einer Leberzirrhose, sowohl für Kinder als auch<br />
für erwachsene Alphas. Das erklärt, warum<br />
die Symptome (u. a. erhöhte Leberwerte) auch<br />
denen der Fettleber ähneln können. Obgleich<br />
Alpha-1 zu den seltenen Erkrankungen zählt,<br />
schätzen Experten, dass allein in Deutschland<br />
bis zu 20.000 vom schweren Mangel betroffen<br />
sind.<br />
Da die Hauptsymptome des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels<br />
auch auf andere Krankheiten wie<br />
COPD oder Asthma zutreffen, wird bei vielen<br />
Betroffenen die genetisch bedingte Ursache<br />
lange Zeit nicht erkannt. Ja, es gibt also viele<br />
Gemeinsamkeiten zur COPD, wenn bei Alpha-1-<br />
Patienten die Lunge betroffen ist.<br />
An das Testen auf Alpha-1 zu denken, scheint<br />
schwierig zu sein. Das Testen selbst ist heute<br />
sehr einfach und die Erkrankung kann recht<br />
schnell mittels einfacher Testmethoden nachgewiesen<br />
bzw. ausgeschlossen werden.<br />
Als Gendefekt ist die Erkrankung nicht heilbar,<br />
es stehen aber verschiedene Therapiemöglichkeiten<br />
zur Verfügung, um den Verlauf<br />
des Lungenabbaus zu verlangsamen. Neben<br />
bronchienerweiternden Mitteln kann auch<br />
eine Substitutionstherapie helfen, bei der die<br />
Patienten das fehlende Alpha-1-Antitrypsin<br />
per Infusion erhalten. Für die Behandlung der<br />
Leber stehen seit Kurzem erste experimentelle<br />
Medikamente zur Verfügung. 2<br />
„Fünf bis sieben Jahre durchschnittlich<br />
bis zur Diagnose ist einfach zu lang,<br />
wir hoffen, dass sich das ändert. Ein<br />
einfacher Test gibt Klarheit, ob Sie<br />
COPD oder vielleicht doch Alpha-1<br />
haben.“<br />
Unterschiede zur COPD und Gemeinsamkeiten<br />
Die Gemeinsamkeiten mit der COPD haben<br />
Vor- und Nachteile. Da die Medikamente zur Inhalation<br />
dieselben sind wie zur Behandlung der<br />
COPD, können wir Alpha-1-Patienten von neuen<br />
Entwicklungen aus der Forschung profitieren.<br />
Auch Behandlungen wie Lungensport, Atemphysiotherapie<br />
und psychologische Begleitung<br />
nutzen uns Alphas genau wie COPD-Patienten,<br />
hier muss das Rad also nicht neu erfunden<br />
werden. Der große Nachteil ist, dass viele<br />
Alpha-1-Patienten noch immer unerkannt<br />
unter den COPD-Betroffenen und Asthmatikern<br />
stecken, denen dann nicht die optimale<br />
Therapie zur Verfügung steht. Trauriger Fakt<br />
ist, dass es im Schnitt fünf bis sieben Jahre<br />
dauert, bis es zur richtigen Diagnose kommt,<br />
eine lange Zeit für uns Alpha-1-Patienten.<br />
Die wichtigsten Unterschiede im Überblick<br />
Alpha-1<br />
· Genetisch/ Vererbbar<br />
· Lungen- und Leberbeteiligung<br />
· Im Kindes- und Erwachsenenalter<br />
möglich<br />
COPD<br />
· Überwiegend durch Zigarettenrauch<br />
· Lungenerkrankung<br />
· Im späteren Erwachsenenalter<br />
REFERENZEN: 1 INTERNATIONAL JOURNAL OF COPD 2017:12 561FF, 2 N ENGL J MED 2022; 387:514-524<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Grifols entstanden.<br />
Was haben COPD und<br />
eine seltene Erkrankung<br />
miteinander zu tun?<br />
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Auch in der Medizin ist nicht immer<br />
alles so, wie es auf den ersten Blick<br />
scheint. In Deutschland leiden<br />
ca. 6,8 Millionen Menschen unter<br />
Luftnot bei körperlicher Belastung, Husten<br />
und Auswurf, den Symptomen, die bei einer<br />
chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung<br />
(COPD) auftreten. Jede*r Achte über 40 Jahre ist<br />
davon betroffen. 1,2<br />
Die häufigste Ursache für eine COPD ist<br />
das Zigarettenrauchen. Heutzutage muss aber<br />
auch das Rauchen von Shishas und E-<br />
Zigaretten als Ursache einer COPD in Betracht<br />
gezogen werden. Es gibt viele Schadstoffe,<br />
die die Lunge schädigen und eine<br />
COPD hervorrufen können.<br />
Häufiges kommt häufig vor, und Seltenes<br />
ist selten. Mit dieser Weisheit im Hinter-<br />
kopf sollte auch bei einer häufigen<br />
Erkrankung wie der COPD an seltene Ursachen<br />
gedacht werden. Es gibt eine Veränderung<br />
im Erbgut, einen Gendefekt,<br />
der Ursache für die Entwicklung einer<br />
schweren COPD sein kann, den Alpha-<br />
1-Antitrypsin-Mangel (AATM). Die Symptome<br />
eines AATM ähneln denen einer COPD 3 ,<br />
die Ursache für AATM ist aber angeboren und<br />
betrifft bis zu 3 % aller Menschen mit einer COPD.<br />
Im Verhältnis zur sog. Raucher-COPD ist<br />
das selten, aber wenn man das Vorkommen<br />
der Genveränderung in der Bevölkerung<br />
betrachtet, dann trägt jede*r Fünfzigste<br />
diese Genveränderung mit sich herum. 4<br />
Für rauchende Patienten mit dieser Genveränderung<br />
kann es aber sehr viel<br />
schneller zu den Symptomen einer COPD<br />
FOTO: GRIFOLS<br />
kommen. In Deutschland haben schätzungsweise<br />
20.000 Menschen einen schweren<br />
AAT-Mangel 5 , aber nur ungefähr 12,5 % 5,6<br />
dieser Menschen sind diagnostiziert<br />
und wissen von ihrer Erkrankung. Kommt<br />
ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel also wirklich<br />
so selten vor (bis zu 3 von 100 Menschen mit<br />
COPD) oder wird zu wenig an diese<br />
seltene Erkrankung gedacht und darauf<br />
getestet?<br />
Alle Patienten mit einer COPD oder mit einem<br />
Asthma, das sich kontinuierlich verschlechtert,<br />
sollten einmal im Leben auf<br />
AATM getestet werden. Sprechen Sie mit<br />
Ihrem Arzt. 7 Auch die beste Therapie<br />
kann nur wirken, wenn die Krankheit<br />
so früh wie möglich diagnostiziert wird.<br />
Daran denken<br />
– Testen –<br />
Therapieren<br />
Referenzen: 1 Pritzkuleit R et al., Erkrankungszahlen in der Pneumologie – eine Projektion bis 2060. Pneumologie 2010 | 2 https://www.copd-aktuell.de/wie-haeufig-ist-die-copd-eigentlich. | 3 Sandhaus Ra et al., The diagnosis and management of alpha-1 antitrypsin deficiency in the adult. Journal of Chronic<br />
Obstructive Pulmonary Disease 2016; 3: 668–82. | 4 Blanco et al., Estimated numbers and prevalence of PI*S and PI*Z alleles of a1-antitrypsin deficiency in European countries. European Respiratory Journal 2006 | 5 Blanco et al., Alpha-1 antitrypsin Pi*Z gene frequency and Pi*ZZ genotype numbers worldwide:<br />
an update. International Journal of COPD 2017 | 6 Schroth S et al. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Diagnose und Therapie der pulmonalen Erkrankung. Pneumologie 2009; 63: 335–345 | 7 Greulich, T. et al.: Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) – Ein Expertenstatement. Positionspapier der DGP, 03.06.2020
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />
Dr. Brit Häcker<br />
Pneumologin und<br />
ärztliche Mitarbeiterin,<br />
DZK Geschäftsstelle<br />
Tuberkulose: Eine Infektionskrankheit<br />
für die Geschichtsbücher?<br />
Weltweit erkranken circa 10 Millionen Menschen jährlich neu an Tuberkulose. Die Erkrankung ist auch<br />
heute noch eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Fünf grundlegende Fragen zu der<br />
Infektionskrankheit werden hier beantwortet.<br />
Text Webseite des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK), FAQ-Bereich; hier vertreten durch Dr. Brit Häcker<br />
1. Was ist Tuberkulose?<br />
Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit und wird durch<br />
langsam wachsende Bakterien verursacht, die Mycobacterium<br />
tuberculosis heißen. Die Bakterien können durch Husten, Niesen,<br />
Singen oder Sprechen von Mensch zu Mensch übertragen werden.<br />
Man schätzt, dass nach einer Infektion nur etwa fünf bis zehn Prozent<br />
der Menschen krank werden. Zwischen Infektion und Erkrankung<br />
können dabei Monate, manchmal sogar Jahre vergehen.<br />
Ein Erkrankter entwickelt in der Regel erst einige Zeit nach der<br />
Infektion Beschwerden.<br />
2. Was sind die typischen Beschwerden?<br />
4. Ist Tuberkulose lebensgefährlich?<br />
Tuberkulose ist fast immer heilbar, wenn sie wirksam behandelt wird und alle<br />
Medikamente nach Vorschrift eingenommen werden. Selten gibt es allerdings Erreger,<br />
die nicht mehr auf alle Medikamente ansprechen oder andere Begleitumstände,<br />
die eine Therapie schwierig machen. In Deutschland sind die Voraussetzungen gut,<br />
Tuberkulose und auch resistente Tuberkulose erfolgreich zu behandeln. In anderen<br />
Teilen der Welt sind die Voraussetzungen dafür oft nicht gegeben: Die Diagnose<br />
Tuberkulose wird nicht oder viel zu spät gestellt, die richtigen Medikamente sind nicht<br />
vorhanden oder die Betroffenen können sich eine effektive Therapie nicht leisten.<br />
Eine Behandlung und Heilung einer Tuberkulose ist dann nicht möglich. Daher ist<br />
Tuberkulose weltweit immer noch eine der häufigsten Todesursachen.<br />
Menschen, die an Lungentuberkulose erkrankt sind, haben oft länger bestehenden<br />
Husten und leichtes Fieber. Diese Beschwerden sind jedoch nicht spezifisch und<br />
treten z. B. auch bei Erkältungen auf. Halten die Symptome jedoch über mehrere<br />
Wochen an oder treten weitere Beschwerden wie starkes nächtliches Schwitzen,<br />
ungewollter Gewichtsverlust oder Müdigkeit auf, sollte auch an Tuberkulose<br />
gedacht werden. Dann ist es erforderlich, eine Röntgenaufnahme der Lunge zu<br />
veranlassen. In selteneren Fällen kann Tuberkulose auch andere Organe befallen,<br />
dann sind weitere Untersuchungen notwendig.<br />
3. Kann Tuberkulose geheilt werden?<br />
5. Gibt es Tuberkulose noch in Deutschland?<br />
Tuberkulose war in der Nachkriegszeit, als es noch keine wirksamen Medikamente<br />
gab, ein großes Problem in Deutschland. Durch verbesserte Lebensbedingungen und<br />
eine wirksame medikamentöse Therapie ist Tuberkulose in Deutschland heute<br />
selten geworden. Im Jahr 2020 sind knapp 4.000 Neuerkrankungen in Deutschland<br />
aufgetreten. Durch Zuwanderung kann diese Zahl etwas schwanken, da Tuberkulose<br />
in anderen Ländern viel häufiger vorkommt. Dennoch bleibt die Tuberkulose in<br />
Deutschland weiterhin eine seltene Erkrankung.<br />
Die Heilungschancen für Menschen mit Tuberkulose sind sehr gut, wenn die Diagnose<br />
rechtzeitig gestellt wird und alle Medikamente konsequent und in ausreichender Dosierung für<br />
die gesamte Behandlungsdauer eingenommen werden. Ist dies nicht der Fall, kann es zu einem<br />
Therapieversagen kommen. Auch wenn man sich nach einigen Wochen gesund fühlt, ist die Therapie<br />
über die gesamte Behandlungszeit notwendig. Nur so können alle Bakterien wirksam beseitigt werden.<br />
Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeitende des<br />
öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
wie auch Erkrankte und Betroffene finden<br />
weitere Informationen zu Tuberkulose unter<br />
www.dzk-tuberkulose.de<br />
weltweit ist mit<br />
Tuberkulose (TB) infiziert.<br />
JEDES JAHR<br />
erkranken neu an TB<br />
10<br />
Etwa jeder vierte<br />
Mensch<br />
Millionen<br />
Menschen<br />
Darunter sind circa<br />
Millionen<br />
1,1 Kinder &<br />
800.000<br />
HIV-Infizierte<br />
Menschen.<br />
2,9<br />
Millionen<br />
Menschen<br />
mit einer TB haben keinen<br />
Zugang zu medizinischer Hilfe.<br />
Jedes Jahr entwickeln fast<br />
465.000<br />
Menschen eine<br />
medikamentenresistente TB.<br />
Aber nur<br />
1 von 3 erhält die<br />
richge Diagnose & Therapie.<br />
TB-Forschung &<br />
TB-Entwicklung<br />
sind weiterhin<br />
STARK<br />
UNTERFINANZIERT<br />
TB<br />
gehört<br />
zu den<br />
INVESTIEREN.<br />
Leben reen!<br />
Tuberkulose<br />
ist eine<br />
Tröpfcheninfekon<br />
Tuberkulose<br />
ist mit einer<br />
Kombinaon<br />
aus<br />
verschiedenen<br />
Anbioka<br />
heilbar<br />
13<br />
TOP<br />
Todesursachen<br />
der<br />
weltweiten<br />
Über 95 %<br />
der TB-Fälle und Todesfälle<br />
treten in Ländern des<br />
Globalen Südens auf.<br />
ARMUT<br />
begünsgt eine<br />
TB-Erkrankung durch<br />
• Mangelernährung<br />
• schlechte Hygienebedingungen<br />
• enge Wohnverhältnisse<br />
• fehlenden Zugang zu<br />
medizinischer Versorgung<br />
Weltweit<br />
gibt es<br />
1,9 Millionen<br />
neue TB-Fälle, die auf<br />
Unterernährung<br />
zurückzuführen sind.<br />
Die<br />
DAHW<br />
hil<br />
durch<br />
ANZEIGE<br />
Aulärung<br />
Akve Fallsuche<br />
Zugang zu Diagnose<br />
Therapie und Begleitung<br />
Unterstützung von<br />
TB-Naonalprogrammen<br />
TB-Naonalprogrammen<br />
DAHW Deutsche Lepra-<br />
und Tuberkulosehilfe e.V.<br />
dahw.de/spende<br />
Spendenkonto Sparkasse<br />
Mainfranken Würzburg<br />
IBAN:<br />
DE35 7905 0000 0000 0096 96<br />
Grafik Dunkelblau: Global Tuberculosis<br />
Programme, WHO, World TB Day 2022<br />
Alle Daten WHO-TB-Report 2020 und 2021
Mehr zur<br />
Lungenklinik unter:<br />
asklepios.com/<br />
gauting<br />
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KLINIK<br />
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Pneumologie Thorakale Onkologie Thoraxchirurgie Intensiv-, Schlafund<br />
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Das Oberärzte-Team der Pneumologie um den Ärztlichen Direktor Dr. Gesierich auf dem Bild ist ein<br />
Teil der Asklepios Lungenklinik Gauting.<br />
Sie stehen für rund 600 hochqualifizierte und engagierte Mitarbeiter*innen, die täglich ihr Bestes<br />
für das Wohlergehen unserer Patient*innen geben: Mediziner*innen, Pflegefachkräfte, Atmungs-,<br />
Physio- und Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Service-, Technik- und Verwaltungskräfte ziehen<br />
zusammen an einem Strang.<br />
Bayerns größte Lungenfachklinik ist ein vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und<br />
Pflege offiziell anerkanntes Lungenzentrum.<br />
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Schlaf- und Beatmungsmedizin diagnostizieren und behandeln sämtliche Erkrankungen der Lunge<br />
und der Atemwege.