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Praximagazin Oktober 2022

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Dies ermöglicht einerseits das Gelenk<br />

zu stabilisieren und andererseits die<br />

Bewegung unter Umständen auch nur<br />

temporär zu begrenzen. Das macht Sinn<br />

um z.B. nach einer Operation eine rekonstruierte<br />

Struktur zu schützen und<br />

gleichzeitig ein Einsteifen des Gelenks<br />

zu verhindern. Manche diese Orthesen<br />

haben auch eine C-förmige Pelotte die<br />

die Kniescheibe stabilisiert und z.B. ein<br />

Ausrenken der Kniescheibe (sog. Patellaluxation)<br />

verhindert.<br />

Hartrahmenorthesen kommen klassischerweise<br />

nach einer Vorderen<br />

Kreuzbandverletzung zum Einsatz. Das<br />

ersetzte Band wird durch diese Nachbehandlung<br />

zwar nicht direkt geschützt,<br />

neuerliche Verdrehungen sind aber unwahrscheinlicher.<br />

Die überwiegende Anzahl<br />

der Kniechirurgen verwendet diese<br />

Orthesen nach der Operation, allerdings<br />

gibt es keine klaren Daten, dass dieses<br />

Vorgehen die Funktion verbessert oder<br />

eine erneute Verletzung verhindert.<br />

Die allerneuesten Orthesen sind mit<br />

digitalen Sensoren versehen, die die<br />

Beweglichkeit messen und eine digitale<br />

Reha Steuerung ermöglichen. Denn<br />

auch Geschwindigkeit und Funktionalität<br />

lassen sich so erfassen. Häufig wird<br />

das Ganze mit einer App verbunden, die<br />

auch die jeweiligen Behandlungsfortschritte<br />

aufzeigt.<br />

Auch spielt ein für den individuellen<br />

Skifahrer adäquater Skischuh-Skibindung-Ski<br />

Komplex eine wichtige Rolle<br />

und fahrtechnische Aspekte (Vermeiden<br />

von unkontrollierter Rücklage bzw. Stürzen,<br />

Tempokontrolle) erscheinen sinnvoll.<br />

Eine Schiene um häufig gefürchtete<br />

Bandverletzungen zu vermeiden, findet<br />

derzeit im alpinen Leistungssport im<br />

Rahmen von Studien Anwendung.<br />

Bewegliche Orthesen mit einem sog.<br />

Lock-Mechanismus lassen sich durch ein<br />

seitlich angebrachtes Arretier-System<br />

von einer Beuge- in eine Streckorthese<br />

verwandeln. Dies ermöglicht gerade in<br />

der Nachbehandlung von Meniskusoder<br />

Knorpelverletzungen, dass die lastfreie<br />

Beweglichkeit erhalten bleibt und<br />

andererseits unter Belastung eine reine<br />

Streckstellenbelastung durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Insbesondere Meniskusrisse werden<br />

nämlich in höheren Beugegraden belastet,<br />

was nach einer Naht unbedingt vermieden<br />

werden sollte. Bei Kniegelenksarthrosen<br />

ist häufig nicht das gesamte<br />

Gelenk betroffen.<br />

Oftmals finden sich Knorpelschäden im<br />

äußeren und inneren Gelenkbereich und<br />

nicht selten sind Achsfehlstellungen ursächlich<br />

für deren Entstehung und ein<br />

Risikofaktor für deren Fortschreiten.<br />

In diesen Situationen kommen korrigierende<br />

und führende Hartrahmenorthesen<br />

(OA-Orthesen) zum Einsatz.<br />

Diese arbeiten in der Regel über ein Dreipunkt-Druckprinzip<br />

und können eine ins<br />

X- oder O-Bein ausübende Kraft aufbauen.<br />

Damit kann der Schmerz durch die<br />

erfolgte Entlastung gelindert werden<br />

und Lebensqualität sowie Sportfähigkeit<br />

werden verbessert.<br />

Diese Schienen kommen auch zur Austestung<br />

des sog. „unloading-Effekt“ zum<br />

Einsatz und dienen als Test vor einer<br />

geplanten oder erwogenen Achsenkorrektur<br />

(Umstellungsosteotomie) die hervorragend<br />

geeignet ist Früharthrosen zu<br />

behandeln und die Notwendigkeit eines<br />

künstlichen Gelenks um Jahre hinauszögern<br />

kann.<br />

Grundsätzlich ist der Tragekomfort dieser<br />

Orthesen nicht sehr hoch, viele Patienten<br />

brechen in der Regel spätestens<br />

nach einigen Monaten deshalb diese Art<br />

der Schienenversorgung ab.<br />

Abb.4: belastete Ganzbeinaufnahme (rote<br />

Linie zeigt Belastungsache) und Röntgenbild<br />

nach Korrekturosteotomie<br />

Literatur:<br />

Abb. 2: Hartrahmenorthese<br />

Eine Orthese zum Schutz vor Folgeverletzungen<br />

gibt es bislang nicht für die breite<br />

Masse. Wer sich also für den alpinen<br />

Skisport wappnen möchte, kann durch<br />

spezifische Kräftigung der Streck- und<br />

Beugeschlinge der unteren Extremität,<br />

der Verbesserung der Rumpfstabilität<br />

und der sportartspezifischen Kraftausdauer<br />

die Gelenkstabilität erhöhen und<br />

damit das Verletzungsrisiko senken.<br />

Minzlaff P, Saier T, Brucker PU, Haller B, Imhoff AB, Hinterwimmer S. Valgus<br />

bracing in symptomatic varus malalignment for testing the expectable<br />

„unloading effect“ following valgus high tibial osteotomy. Knee Surg Sports<br />

Traumatol Arthrosc. 2015 Jul;23(7):1964-70. doi: 10.1007/s00167-013-2832-1.<br />

Epub 2014 Jan 17. PMID: 24435221.<br />

Dennis DA, Komistek RD, Nadaud MC, Mahfouz M. Evaluation of off-loading<br />

braces for treatment of unicompartmental knee arthrosis. J Arthroplasty. 2006<br />

Jun;21(4 Suppl 1):2-8. doi: 10.1016/j.arth.2006.02.099. PMID: 16781418.<br />

Bottoni G, Herten A, Kofler P, Hasler M, Nachbauer W. The effect of knee<br />

brace and knee sleeve on the proprioception of the knee in young non-professional<br />

healthy sportsmen. Knee. 2013 Dec;20(6):490-2. doi: 10.1016/j.<br />

knee.2013.05.001. Epub 2013 May 28. PMID: 23726648.<br />

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