GESTÜT AMURATHIM WANDELDER ZEITZuchtSeit 30 Jahren züchten Gabiund Bernd Zimmermannarabische Pferde, und wieviele vor ihnen haben auchsie ihre ersten Pferde in Marbachgefunden. Doch in denletzten Jahren zogen mehrund mehr internationaleBlutlinien im Gestüt Amurathein. Wir werfen einenBlick darauf, warum undweshalb sie teilweise ihrenursprünglichen Weg verlassenhaben.6Amurath Moneera (Fadi Al Shaqab / AmurathMofeedah) *2014 verkörpert die M-Linie indritter Generation im Gestüt Amurath.Alle Fotos: G. Waiditschka© ARABISCHE PFERDE - IN THE FOCUS 3/2022
Dass sich ein Schulbub für Pferde interessiert,ist ja eher ungewöhnlich.Aber Bernd Zimmermann hatte Spaßdaran, mit einem befreundeten Warmblutzüchterauf Pferdeveranstaltungen wie dieMarbacher Hengstparaden, Galaabendeoder Körungen zu fahren. Dort schulte erschon früh sein Auge und bald fiel ihm auf,dass die Gharib-Kinder, selbst wenn sie ausWarmblutstuten stammten, einen ganzanderen Bewegungsablauf hatten als dieWarmblüter – arabisch eben, leichtfüßigund elastisch! Von da an ließen ihn die Arabernicht mehr los.LEHR- UND WANDERJAHRENachdem er dann seinen Führerschein inder Tasche hatte, ging es auch bald zusammenmit Gabriele, seiner Kindergartenliebe,auf Arabergestütsreisen – das war Mitte der1980er Jahre. Damals nahm die Araberzuchtin Deutschland gerade so richtig ihren Aufschwung.Eines der Gestüte, das sie sich ansahenwar das Gestüt Mashallah der FamilieDieplinger, über die sie in die Araberszeneeingeführt wurden. Diese züchteten multifunktionalePferde zum Reiten und für Schauen– davon ließen sich die Zimmermanns inspirieren.Andere Gestütsbesuche folgten – esist wichtig, einen Überblick über die Zucht zuerhalten, bevor man seine erste eigene Zuchtstutekauft. „Wichtig ist“, sagt Bernd Zimmermannim Rückblick, „gleich mit einer wirklichguten Zuchtstute anzufangen – das ist auchder wichtigste Tip, den ich einem Jungzüchtergeben kann. Lieber noch ein Jahr warten,bis die richtige Stute den Weg kreuzt, oderman noch etwas mehr Geld angespart hat.Das zahlt sich auf lange Sicht aus!“Eine solche qualitätsvolle Stute fanden dieZimmermanns dann in Mahara (Gharib /Magda) *1980, einem „Scheidungskind“. Erstkam sie nur zur Pacht zu Zimmermanns, aberschon bald nannten sie sie ihr Eigen. Als Gharib-Tochtererinnerte sie Bernd Zimmermannauch an seine ersten Erfahrungen mit dieserRasse und er hat es bis heute nicht bereut, siezu übernehmen. „Mahara erfüllte all unsereErwartungen“, erklärt Bernd Zimmermann.„Die Stute hatte zwar einige Mängel, abersie hatte auch Stärken! Diese Stärken konntenwir bis heute in dieser Linie erhalten,während wir daran gearbeitet haben, ihreSchwächen züchterisch zu „beheben“. Sie waruns ein guter Lehrmeister in vielerlei Hinsicht- züchterisch, aber auch im Umgang. Im Charakterwar sie souverän, und sie war das ReitundLehrpferd von meiner Frau Gabi.“WEIL-MARBACHER LINIENZUCHTZüchterisch wurde versucht, über die HengsteMonrad (Hadban Enzahi / Molawa) *1974und Dahab (Monrad / Dawa) *1984 das Blutvon Maharas Großmutter Molawa auch aufder Vaterseite zu festigen, wodurch sich danndie M-Linie des Gestüts Amurath herausbildete.Zeitweise war diese die stärkste Familieim Gestüt und lieferte gute Zuchtstuten –aber durch den Tod einiger Stuten oder auch3/2022 - www.in-the-focus.comAmurath Mofeedah (El Sid / Amurath Morgana) *2007, die Mutter von Amurath Moneera hat bislangüberwiegend Hengstfohlen gebracht. Ihre vielleicht beste Tochter ist leider jung gestorben,ohne Nachzucht zu hinterlassen.zu frühzeitigen Verkauf ist die Familie heuteauf drei Stuten geschrumpft, wovon die älteste,Amurath Mofeedah (El Sid / Morgana)*2007, noch immer die Beste ist. Bereits mitdem Vater von Amurath Mofeedah habendie Zimmermanns den Genpool der „Marbacher“verlassen. „Weil-Marbacher Hengstesind rar und in der Privatzucht eigentlichkaum mehr vorhanden. Ich glaube, wir habenmit HS Dagash und den Ismer Hengstenalle verfügbaren Hengste mit Weil-Marbachgenutzt. Bis auf Dschehim. Der MarbacherBeschäler Dschehim war für mich keine Option,da er genetisch zu eng verwandt ist undmir persönlich die weißen Augenränder unddie schmale Stirn von vorne betrachtet nichtgefallen haben. Marbach hat es damals leiderversäumt, eine breitere Palette von Weil-MarbacherHengsten aufzustellen, sodass vielePrivatzüchter ohne eigene Hengsthaltungsich von diesen Linien verabschiedet haben.“Daher sind auch die Väter der derzeit im Gestütstehenden Stuten Amurath Moneera (v.Fadi Al Shaqab) *2014 und Amurath Mahara(v. Borsalino K) *2020 Hengste aus internationalenBlutlinien.7Wie es mit der M- Linie im Gestüt weitergeht,ist leider im Moment nicht so ganz klar.Amurath Mofeedah ist noch immer in derZucht aktiv, da kann man noch auf ein gutesStutfohlen hoffen, denn leider hat AmurathMoneera durch Zysten nur eine eingeschränkteFruchtbarkeit, sodass dieses Jahrerstmals Embryotransfer zum Einsatz kam.„Ich bin eigentlich kein Freund dieser modernenReproduktionsmethoden, aber in diesemFall geht es nicht anders. Wir machen dasauch nur, weil wir dies durch die enge Zusammenarbeitmit Marbach relativ stressfrei fürdie Stute arrangieren können. Die Stute fährtan einem Tag nach Marbach, wird gespültund ist am Abend wieder zuhause“, erklärtBernd Zimmermann. „Die Empfängerstute isteine der Marbacher Vollblutaraber-Zuchtstuten– für mich käme nie eine Warmblutstuteoder andere Rasse in Betracht, denn sowohldie Versorgung des Embryos im Mutterleibals auch später die Erziehung des Fohlens istsehr prägend für das Fohlen und sollte unbedingtinnerhalb der Rasse erfolgen. Leider istin diesem Fall der Embryo nicht angewachsen,dafür aber Moneera aktuell doch selbstZucht