Militaer_4_2022
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
0 2 6 H E E R & M E H R<br />
„Sicherheit gibt es nicht<br />
zum Nulltarif! Nur ein modernes und<br />
gut ausgestattetes Bundesheer<br />
kann unser Land verteidigen<br />
und all seine Aufgaben erfüllen.“<br />
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner<br />
über die Legislaturperiode hinaus.<br />
Um auf Ihre Frage zurückzukommen:<br />
Natürlich wird das Militär auch nach<br />
2032 Geld brauchen, um alle Aufgaben<br />
wirkungsvoll erfüllen zu können.<br />
Zu den Aufgaben gehört auch die<br />
Abwehr weitreichender Bedrohungen<br />
aus der Luft, wie sie nun mit einer<br />
Beteiligung Österreichs am geplanten<br />
europäischen Schutzschirm „Sky<br />
Shield“ sichergestellt werden könnte.<br />
Für wie sinnvoll und wahrscheinlich<br />
erachten Sie eine Beteiligung Österreichs?<br />
Tanner: Verfassungsrechtlich gibt es<br />
durchaus Möglichkeiten zu einer engeren<br />
Zusammenarbeit, wir haben dazu<br />
einige Gutachten eingeholt. Österreich<br />
hat bereits viele Kooperationen mit<br />
Deutschland, das ja die Initiative für<br />
„Sky Shield“ übernommen hat. Es würde<br />
Sinn machen, auch Investitionen bei<br />
der Luftabwehr gemeinsam zu tätigen.<br />
Was die Finanzierung einer österreichischen<br />
Beteiligung anbelangt, so<br />
wären dafür allerdings zusätzliche<br />
Budgetmittel notwendig und so weit<br />
sind wir noch nicht.<br />
Striedinger: Wir sind derzeit in der<br />
Lage, mit unserer Fliegerabwehr einen<br />
Einsatzflugplatz zu sichern oder eine<br />
Kaserne zu verteidigen. Gegen ballistische<br />
Raketen haben wir überhaupt keine<br />
Abwehrmittel. Das ist natürlich nicht<br />
befriedigend. Wir sind schließlich dazu<br />
da, das ganze Land zu schützen, da sind<br />
eine Kaserne oder ein Flugplatz nur<br />
Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen<br />
im Bereich der Fliegerabwehr also<br />
unbedingt etwas machen und deswegen<br />
ist diese Initiative eine große Chance<br />
und Gelegenheit, uns vor allem im Bereich<br />
weitreichender Systeme deutlich<br />
besser aufzustellen. Das ändert aber<br />
nichts daran, dass wir uns verstärkt<br />
auch um die Abwehr von Bedrohungen<br />
im nahen und mittleren Bereich kümmern<br />
müssen.<br />
Das inkludiert auch die Abwehr von<br />
Drohnen?<br />
Striedinger: Wir sehen jetzt in der<br />
Ukraine einmal mehr, welche Gefahr<br />
von Drohnen ausgeht und wie rasant in<br />
diesem Bereich Entwicklungen passieren.<br />
Dementsprechend breit wollen wir<br />
uns daher aufstellen und dabei ganz genau<br />
analysieren, welche Möglichkeiten<br />
technischer und organisatorischer Natur<br />
hier von anderen Streitkräften wahrgenommen<br />
werden, um gegebenenfalls<br />
auch in Kooperationen zu gehen oder<br />
in der Forschung zusammenzuarbeiten.<br />
Österreich ist von NATO-Ländern<br />
umringt. Könnte man nicht darauf<br />
spekulieren, dass diese Länder bei<br />
anfliegenden Bedrohungen aktiv Gegenmaßnahmen<br />
ergreifen und Österreich<br />
schützen, auch ohne dass sich<br />
Österreich an „Sky Shield“ beteiligt?<br />
Striedinger: Natürlich könnte man darauf<br />
spekulieren, aber eine Garantie hätten<br />
wir nicht. Bei ballistischen Raketen<br />
lässt sich sehr schnell errechnen, wo sie<br />
voraussichtlich einschlagen werden. Sie<br />
kommen aus großer Höhe und wer garantiert<br />
uns, dass ein Land tatsächlich<br />
Abwehrmaßnahmen ergreift, wenn es<br />
vorausberechnen kann, dass die Rakete<br />
das eigene Staatsgebiet nur überfliegen<br />
und in Österreich einschlagen wird?<br />
Frau Minister, Sie haben zuvor das<br />
deutliche Budgetplus für das Heer ab<br />
dem kommenden Jahr angesprochen.<br />
Wie soll dieses Geld konkret investiert<br />
werden?<br />
Tanner: Wir können damit nun viele Investitionen<br />
tätigen, die jahrelang auf der<br />
Strecke geblieben sind. Unsere Mission<br />
lautet daher jetzt „Vorwärts!“, denn wir<br />
wollen unser Bundesheer moderner<br />
und einsatzfähiger gestalten. Wir haben<br />
dazu einen zehnjährigen Aufbauplan<br />
erstellt. Investitionsschwerpunkte darin<br />
sind vor allem die Bereiche „Mobilität<br />
der Einsatzkräfte“, „Schutz der Soldatinnen<br />
und Soldaten“ mit der Beschaffung<br />
von moderner Ausrüstung, Waffen und<br />
Gerät und die „Autarkie zur Stärkung<br />
der Verteidigungsbereitschaft“. Dafür<br />
brauchen wir autarke Kasernen mit einem<br />
hohem Schutzgrad, ausreichenden<br />
Versorgungsgütern und hochwertiger<br />
Sanitätsversorgung. Die Energie für<br />
die Infrastruktur soll zu einem hohen<br />
Anteil selbst erzeugt werden können.<br />
Lassen Sie uns auch noch detaillierter<br />
auf andere Schwerpunktbereiche<br />
blicken. Was soll sich beispielsweise<br />
im Bereich der Mobilität tun?<br />
Striedinger: Da gibt es zwei große Teilbereiche:<br />
Der eine umfasst die gehärtete<br />
Mobilität, da werden wir zusätzlich weitere<br />
geschützte Fahrzeuge vom Husar<br />
über den Pandur bis zum Hägglunds<br />
beschaffen, um die Standfestigkeit unserer<br />
infanteristischen Truppen zu erhöhen<br />
und auf einem Gefechtsfeld einen<br />
gesicherten Transport zu ermöglichen.<br />
Der zweite Bereich betrifft den ungeschützten<br />
Transport, wo schon bald<br />
neue Lkw und Bergefahrzeuge beschafft<br />
werden.<br />
Sie haben Husar und Pandur er-<br />
FOTO: BUNDESHEER<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L