Militaer_4_2022
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INTERVIEW<br />
„WIR BRAUCHEN PERSONAL“<br />
Auch vor dem Bundesheer macht der in<br />
ganz Europa bestehende Ärztemangel<br />
nicht halt. Wir haben mit Oberstarzt<br />
Andreas Kaltenbacher, dem stellvertretenden<br />
Heeressanitätschef, über<br />
die aktuelle Situation und geplante<br />
Gegenmaßnahmen gesprochen.<br />
Interview: CONNY DERDAK<br />
FOTOS: BUNDESHEER/MINICH, BEIGESTELLT<br />
Herr Kaltenbacher, wie<br />
groß ist der Bedarf<br />
beim Heer im medizinischen<br />
Bereich?<br />
Im Bereich des militärischen<br />
Gesundheitswesens,<br />
das neben der Medizin auch das<br />
militärische Veterinär- und Pharmaziewesen<br />
sowie die klinische Psychologie<br />
umfasst, besteht Nachholbedarf. Der<br />
Krieg in der Ukraine zeigt, dass die medizinische<br />
Versorgung der Soldaten und<br />
der Zivilbevölkerung ein starkes und<br />
leistungsfähiges militärisches Gesundheitswesen<br />
benötigt. Um hier auch in<br />
Österreich wieder leistungsfähig zu werden,<br />
brauchen wir Gerät, Ausstattung,<br />
Infrastruktur und vor allem Personal.<br />
Mit welchen Maßnahmen wird<br />
diesem Bedarf nun begegnet?<br />
Es erfolgen nicht nur Planungen, sondern<br />
auch laufend Beschaffungen. Das<br />
Ressort hat neben Personalwerbungsmaßnahmen<br />
auch mit dem Programm<br />
„Militärmedizinstudent“ reagiert. Wir<br />
wollen auch mit neuen Vertragsmodellen<br />
und flexiblen Lösungen für Militär -<br />
ärzte attraktiver für Interessenten werden.<br />
Aber auch im Bereich der Sanitäter<br />
und der Gesundheits- und Krankenpflege<br />
haben wir ständigen Bedarf. Auch<br />
hier werden neue Laufbahnen ausgeplant,<br />
die zu einer Attraktivitätssteigerung<br />
beitragen sollen. Wir erarbeiten<br />
zudem Lösungen, um auch für den<br />
gehobenen medizinisch-technischen<br />
Dienst, das sind zum Beispiel Radiologietechnologen<br />
und biomedizinische<br />
Analytiker, attraktiver zu werden.<br />
Und wie sieht es beim Bereich Ausrüstung<br />
und Ausstattung aus?<br />
Da muss eine laufende Adaptierung an<br />
die neuesten Entwicklungen erfolgen.<br />
Mit den durch die Frau Bundesminister<br />
erreichten zusätzlichen Mitteln erwarten<br />
wir eine deutliche Verbesserung. So<br />
sind zum Beispiel die Beschaffungen von<br />
zusätzlichen geschützten und gehärteten<br />
Patiententransportmitteln bereits in der<br />
konkreten Planung. In den Militärkrankenanstalten<br />
werden laufend Verbesserungen<br />
durchgeführt und der Neubau<br />
der Krankenanstalt in Innsbruck ist<br />
ebenfalls ein Meilenstein.<br />
Wie lange wird es dauern, bis die<br />
Maßnahmen greifen?<br />
Natürlich können die Ziele nicht innerhalb<br />
weniger Monate erreicht werden.<br />
Es geht neben den Sofortmaßnahmen<br />
daher auch um Mittelfristplanungen, die<br />
das Bundesheer für seine Aufgaben vorbereiten<br />
sollen, um die Ziele schrittweise<br />
zu erreichen.<br />
Was unterscheidet die Ausbildung<br />
zum Militärarzt/-ärztin vom üblichen<br />
Medizinstudium?<br />
Alle im militärischen Gesundheitswesen<br />
tätigen fachdienstlichen Berufsgruppen<br />
besitzen die vollwertigen zivilen Ausbildungen.<br />
Daher unterscheidet sich das<br />
Studium nicht vom üblichen Medizinstudium.<br />
Zusätzlich müssen aber natürlich<br />
auch militärische Ausbildungen absolviert<br />
werden. Im ärztlichen Bereich<br />
können Spezialisierungen angeboten<br />
werden, wie etwa tropenmedizinische<br />
Vertiefungen oder fliegermedizinische<br />
Ausbildungen. Im Rahmen von Auslandseinsätzen<br />
können Erfahrungen im<br />
internationalen Umfeld gewonnen und<br />
die Versorgung von Patienten in einem<br />
ungewohnten Umfeld durchgeführt<br />
werden. Auch individuelle Wünsche für<br />
Spezialisierungen werden zum Teil erfüllt.<br />
Ein Anreiz sind auch die vielfältigen<br />
Möglichkeiten, als Arzt im Ressort<br />
eingesetzt zu werden – etwa in Stellungskommissionen,<br />
in Militärkrankenanstalten,<br />
beim Jagdkommando oder in<br />
Funktionen in Stäben und der Führung.<br />
GESPRÄCHSPARNTER Oberstarzt<br />
Andreas Kaltenbacher: „Wir werden<br />
unsere Ziele schrittweise erreichen.“<br />
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