Militaer_4_2022
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0 2 8 H E E R & M E H R<br />
„Wir sehen jetzt in der Ukraine, welche<br />
Gefahr von Drohnen ausgeht und wie<br />
rasant in diesem Bereich neue<br />
Entwicklungen passieren. Darauf müssen<br />
wir natürlich reagieren.“<br />
Generalstabschef Rudolf Striedinger<br />
wähnt. Geht es bei den geplanten<br />
Beschaffungen im Mobilitätsbereich<br />
primär um die Aufstockung bereits<br />
eingeführter Systeme oder ist auch<br />
denkbar, dass neue Systeme dazukommen?<br />
Striedinger: Derzeit geht es um eine<br />
Aufstockung der Flotten, die wir haben.<br />
Aber wenn es etwas Neues auf dem<br />
Markt gibt, dann werden wir uns das<br />
anschauen. Wir haben beispielsweise<br />
immer noch keine verbindliche Lösung<br />
für die Pinzgauer-Nachfolge.<br />
Wie sieht es mit dem Luft-Transportbereich<br />
aus? Gerüchteweise soll die<br />
Option auf weitere AW169-Hubschrauber<br />
gezogen werden und ist<br />
sogar die Beschaffung weiterer Black<br />
Hawk-Hubschrauber ein Thema.<br />
Striedinger: Wir haben zuletzt die G2G-<br />
Beschaffung des Leonardo-Hubschraubers<br />
AW169 eingeleitet und der Vertrag<br />
bietet glücklicherweise eine Option für<br />
weitere 18 Hubschrauber, die – wenn wir<br />
sie heuer ziehen – zu denselben finanziellen<br />
Bedingungen geliefert werden. Da<br />
wir mit dem Typ nicht nur die Alouette<br />
III ersetzen wollen, sondern mittelfristig<br />
auch unsere OH-58, werden wir diese<br />
Option ziehen. Auch die AB212 ist bereits<br />
in die Jahre gekommen und muss<br />
noch dieses Jahrzehnt ersetzt werden.<br />
Dabei denken wir an eine entsprechende<br />
Aufstockung der Black Hawk-Flotte …<br />
… über die bereits kommunizierten<br />
drei zusätzlichen Maschinen hinaus?<br />
Striedinger: Genau. Mit den drei Maschinen,<br />
die sich bereits in Beschaffung<br />
befinden, komplettieren wir unsere<br />
neun Stück zur Staffel. Dazu wollen wir<br />
eine weitere Staffel beschaffen, um unter<br />
dem Strich über dieselben Luftkapazitäten<br />
wie jetzt zu verfügen. Wir haben<br />
dann aber deutlich moderneres Gerät,<br />
was eine höhere Einsatzbereitschaft<br />
und einen höheren Klarstand zur Folge<br />
haben sollte.<br />
Das Heer soll abseits der Hubschrauber<br />
auch bei der Hercules-Nachfolge<br />
bereits sehr weit sein.<br />
Tanner: Das ist richtig. Unsere C-130<br />
erreichen noch innerhalb dieses Jahrzehnts<br />
ihr Lebensende, weshalb ich bereits<br />
vor Längerem eine Nachfolgeplanung<br />
beauftragt habe. Da befinden wir<br />
uns mittlerweile in der finalen Phase<br />
der Beurteilung und im Wesentlichen<br />
auch bereits der Entscheidung, welches<br />
Flugzeug nachfolgen soll.<br />
Kommen wir zur aktiven Luftraumüberwachung:<br />
Wie soll es da weitergehen?<br />
Das Heer will ja weiter auf<br />
den Eurofighter setzen, oder?<br />
Striedinger: Wir werden den Eurofighter<br />
definitiv weiterfliegen und gewisse<br />
Nachrüstungserfordernisse realisieren,<br />
um die Luftraumsicherung auch in der<br />
Nacht durchführen zu können.<br />
Ist daneben die Einführung eines<br />
zweiten Kampfjet-Typs denkbar?<br />
Striedinger: Das ist aus meiner Sicht<br />
nicht vorstellbar. Mit den aktuell gesetzten<br />
Schritten können wir den Eurofighter<br />
bis Mitte der 2030er-Jahre betreiben,<br />
wir werden trotzdem schon<br />
bald ausreichend damit beschäftigt sein,<br />
uns über einen Nachfolger Gedanken<br />
zu machen …<br />
Könnte dabei der F-35 zum Thema<br />
werden?<br />
Striedinger: Sehr viele Länder in unserer<br />
Nachbarschaft kaufen momentan dieses<br />
Flugzeug, was nicht bedeutet, dass wir<br />
das auch tun müssen. Unter dem Strich<br />
werden bei der Entscheidung viele Aspekte<br />
eine Rolle spielen – nicht zuletzt<br />
logistische und die Möglichkeit von internationalen<br />
Kooperationen bis hin zur<br />
möglichen gemeinsamen Beschaffung.<br />
Wie steht es um neue Trainingsjets<br />
als Nachfolger für die vor zwei Jahren<br />
abgestellten Saab-105Ö und um die<br />
mögliche Beschaffung von Eurofighter-Zweisitzern,<br />
um die kostspielige<br />
Ausbildung von Piloten wieder<br />
verstärkt selbst abbilden zu können?<br />
Striedinger: Die Entscheidung rund um<br />
die Saab-105Ö waren der damaligen<br />
finanziellen Situation geschuldet. Nachdem<br />
sich diese geändert hat, wäre es<br />
zweckmäßig, einen Nachfolger zu besorgen<br />
und die Ausbildung im Inland zu<br />
forcieren. Dabei schauen wir uns aktuell<br />
einen Advanced Jet Trainer an, mit dem<br />
wir einerseits unsere Ausbildungswünsche<br />
abdecken und andererseits das<br />
Segment im Bereich der Luftraumsicherung<br />
und -überwachung ergänzen<br />
könnten. Wenn wir die Ausbildung<br />
komplett machen wollen, würden wir<br />
zudem auch Doppelsitzer benötigen.<br />
Das ist ein offener Punkt, den wir in<br />
absehbarer Zeit entscheiden werden.<br />
Ein großer Teil der Investitionen soll<br />
auch in die Miliz fließen. Was ist in<br />
diesem Bereich geplant?<br />
Tanner: Mit dem 200-Millionen-Euro-<br />
Sonderinvestitions-Milizpaket wollen<br />
wir auch die Soldaten und Soldatinnen<br />
der Miliz wieder einsatzfähiger machen.<br />
Das Milizpaket bringt viele Verbesse-<br />
FOTO: BUNDESHEER<br />
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