Ärzt*in für Wien 2023/1
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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Neues Jahr – alte Probleme<br />
„Es braucht sofort ein<br />
neues und besser dotiertes<br />
Finanzierungsmodell <strong>für</strong> den<br />
Gesundheitsbereich. Nur das<br />
Verschieben der bestehenden<br />
Mittel von einem Bereich in<br />
den anderen ist zu wenig.“<br />
► Das abgelaufene Jahr war ein schwieriges: Das dritte Pandemiejahr, das die Grenzen<br />
unseres Gesundheitssystems klar aufgezeigt hat, Ärztinnen und Ärzte sowie alle<br />
anderen im Gesundheitsbereich Tätigen, die über die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen<br />
mussten, eine internationale Krise, verbunden mit einer nicht mehr gekannten Inflation und<br />
daraus resultierenden Teuerungen, die alle Lebensbereiche betreffen. Als Ihre Interessensvertretung<br />
kämpften wir <strong>für</strong> entsprechende Teuerungsausgleiche, Gehaltserhöhungen sowie<br />
Anpassungen der Kassenhonorare. Der Wille der Verantwortlichen <strong>für</strong> Verbesserungen war<br />
diesbezüglich nicht erkennbar und hat 2022 noch zu keinen befriedigenden Ergebnissen <strong>für</strong><br />
die Ärzteschaft geführt.<br />
Für mich ist daher eines klar: Wir werden im neuen Jahr dort weitermachen, wo wir im<br />
vergangenen in den Verhandlungen <strong>für</strong> ein besseres Gesundheitssystem mit akzeptablen<br />
Arbeitsbedingungen <strong>für</strong> alle darin Beschäftigten und <strong>für</strong> die beste Versorgung unserer<br />
Patientinnen und Patienten stecken geblieben sind. Denn die Probleme sind die alten<br />
geblieben. Zur Sanierung der vielen Baustellen unseres Gesundheitssystems muss selbstverständlich<br />
Geld in die Hand genommen werden. In anderen Bereichen ist das auch<br />
möglich. So wird etwa in unser Bundesheer zu Recht investiert, weil ein paar hundert<br />
Kilometer von unserer Landesgrenze entfernt ein <strong>für</strong>chterlicher Krieg tobt und unsere<br />
Landesverteidigung ein Sanierungsfall ist.<br />
Sanierungsfall<br />
Auch unser Gesundheitssystem ist ein Sanierungsfall. Nur sind die Verantwortlichen in<br />
Politik und Sozialversicherung offensichtlich zu gesund, um das zu sehen. Bewusst wird<br />
ihnen das wohl erst dann, wenn sie dieses System selbst in Anspruch nehmen müssen<br />
und erkennen, dass stundenlange Wartezeiten in Ambulanzen, um Wochen verschobene<br />
Operationstermine oder überfüllte Wartezimmer beim Kassenarzt ihres Vertrauens keine<br />
Schwarzmalerei der Ärztekammer sind, sondern leider gelebte Praxis, weil dieses System über<br />
die Jahre so unattraktiv geworden ist, dass Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflege personal ihm<br />
den Rücken kehren. Wir wollen aber nicht darauf warten, bis es soweit<br />
kommt, dass die Politik erst aus eigenem Erlebten heraus agiert.<br />
Wir müssen jetzt handeln! Da reichen keine politischen Willenserklärungen und Schlagworte<br />
wie die vor ein paar Jahren großspurig angekündigte Patientenmilliarde, die sich<br />
als potemkinsches Dorf entpuppt hat. Es braucht sofort ein neues und besser dotiertes<br />
Finanzierungsmodell <strong>für</strong> den Gesundheitsbereich. Nur das Verschieben der bestehenden<br />
Mittel von einem Bereich in den anderen ist zu wenig.<br />
Mit besten Grüßen,<br />
Ihr Johannes Steinhart<br />
Foto: AEK <strong>Wien</strong><br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
01_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 3