09.02.2023 Aufrufe

Seltene Erkrankungen

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6<br />

Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />

Wissen bündeln, Situation<br />

für Betroffene verbessern<br />

Kai Pilgermann, Patientenvertreter<br />

der Deutschen Sarkom-Stiftung,<br />

ist selbst von einem Gastrointestinalen<br />

Stromatumor (GIST) betroffen. Er war<br />

sehr jung, als er die Diagnose bekam.<br />

Im Interview berichtet Kai Pilgermann<br />

über seinen eigenen Weg mit der Erkrankung<br />

und die Stiftung, die Patienten,<br />

Ärzte, Forscher, Angehörige und<br />

Vertreter des Gesundheitswesens<br />

zusammenführt, um die Situation für<br />

Betroffene zu verbessern.<br />

Text Miriam Rauh<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Herr Pilgermann, wann bekamen Sie die Diagnose<br />

„Gastrointestinaler Stromatumor“?<br />

Ich war damals erst 27 Jahre alt. Das ist ungewöhnlich,<br />

Betroffene haben meist ein deutlich höheres<br />

Lebensalter. Es war ein Zufallsbefund, der Tumor<br />

wurde im Rahmen einer Blinddarm-OP entdeckt. Die<br />

Operateure haben allerdings nicht mehr geschafft, eine<br />

Gewebeprobe zu entnehmen oder ihn gleich zu entfernen,<br />

weswegen ich für eine weitere Operation in<br />

die Klinik musste. Im Nachgang wurde bei der pathologischen<br />

Untersuchung des entnommenen Gewebes<br />

festgestellt, dass es sich tatsächlich um GIST handelt.<br />

Warum dauert es bei GIST in vielen Fällen so lange<br />

bis zur Diagnose?<br />

Die meisten Gastrointestinalen Stromatumoren wachsen<br />

außerhalb eines Organs oder am Dünndarm und<br />

machen im Bauchraum nach außen hin in der Regel<br />

zunächst wenig Beschwerden. Wenn Beschwerden auftreten,<br />

sind die Tumore häufig schon relativ groß. Hat<br />

man den Tumor aber entdeckt, geht die Diagnose<br />

an sich recht schnell.<br />

Wenn Sie zurückblicken – gab es bei Ihnen Anzeichen<br />

für die Erkrankung? Was berichten andere<br />

Betroffene?<br />

Im Normalfall gehen Betroffene mit Beschwerden des<br />

Verdauungstrakts zum Arzt, aber diese sind diffus und<br />

weisen nicht sofort auf GIST hin. Beschwerden beim<br />

Stuhlgang beispielsweise, Völlegefühl, eine gewisse<br />

Müdigkeit – das alles kann auch andere Ursachen haben.<br />

Sehr eindeutige Symptome gibt es nicht.<br />

Wie ging es nach der Diagnose für Sie weiter? Wie<br />

wurde GIST bei Ihnen therapiert?<br />

Meine Onkologin kannte sich gut mit dem Thema<br />

aus und wusste bereits von dem neuen Medikament,<br />

das damals erst seit zwei Jahren eingeführt war. Sie<br />

hat mich auch direkt damit behandelt. Das war großes<br />

Glück. Insgesamt rate ich Betroffenen, sich wenn mög-<br />

lich in einem auf Sarkome spezialisierten Zentrum<br />

behandeln zu lassen. Als meine Diagnose gestellt wurde,<br />

gab es solche Zentren noch nicht – heute gibt es<br />

sie an mehreren Orten in Deutschland.<br />

Die Erkrankung hat Sie zur Deutschen Sarkom-<br />

Stiftung gebracht. Was sind Ihre Aufgaben als Patientenvertreter?<br />

Es gab eine Vorläuferorganisation, das Lebenshaus, eine<br />

reine Patientenorganisation, in der ich mich bereits engagierte.<br />

Wir haben mit dem Lebenshaus schon einiges<br />

erreicht, wurden auch von Experten unterstützt, diese<br />

waren aber nie Teil der Organisation. Das wollten wir<br />

ändern und haben beschlossen, gemeinsam mit Experten<br />

die Deutsche Sarkom-Stiftung aufzubauen, um sie<br />

fest zu integrieren. Die Deutsche Sarkom-Stiftung ist ein<br />

Zusammenschluss aus Ärzten, Zentren und Patienten,<br />

um die Diagnose-Situation und die Behandlungsqualität<br />

für GIST und Sarkome in Deutschland zu verbessern. Für<br />

Betroffene bieten wir auch Webinare an, derzeit online,<br />

um neueste Erkenntnisse zu GIST zu präsentieren und<br />

einen Rahmen zum Austausch mit Ärzten zu schaffen.<br />

Was empfehlen Sie anderen Betroffenen im Umgang<br />

mit der Erkrankung?<br />

Grundsätzlich ist es sehr wichtig, sich um die Erkrankung<br />

zu kümmern. Es ist gut, sich zu informieren und<br />

Hintergrundwissen anzueignen. Manchmal kann es helfen,<br />

nicht alleine zu Terminen zu gehen, sondern einen<br />

Angehörigen, einen guten Freund oder eine Freundin<br />

mitzunehmen. Und es schadet nicht, im Zweifelsfall<br />

eine Zweitmeinung einzuholen. Wenn man nicht in der<br />

Nähe eines spezialisierten Sarkom-Zentrums wohnt,<br />

kann man vielleicht den Schwerpunkt der Behandlung<br />

bei einem niedergelassenen Onkologen oder einer Onkologin<br />

durchführen lassen, sich für besondere Fragestellungen<br />

aber an ein Sarkom-Zentrum wenden. Bei der<br />

Deutschen Sarkom-Stiftung erhalten Betroffene viele<br />

wertvolle Tipps, finden neueste Studienergebnisse und<br />

viele Informationen. Sie können dort die Zentren und<br />

auch niedergelassene Onkologen finden, die sich gut mit<br />

der Erkrankung auskennen.<br />

Grundsätzlich ist es<br />

sehr wichtig, sich<br />

um die Erkrankung<br />

zu kümmern. Es<br />

ist gut, sich zu<br />

informieren und<br />

Hintergrundwissen<br />

anzueignen.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Die Deutsche Sarkom-Stiftung ist eine gemeinsame<br />

Organisation von Patienten und Experten. Die Stiftung setzt<br />

sich dafür ein, die Situation für Sarkom-Patienten in<br />

Deutschland zu verbessern. Dafür engagiert sie sich in<br />

verschiedenen Bereichen: Information, Forschung, Fortbildung,<br />

Versorgungsstrukturen inkl. Etablierung von spezialisierten<br />

Sarkom-Zentren, Diagnose- und Behandlungsqualität wie auch<br />

Patienteninformation und Interessenvertretung.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.sarkome.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!