FOCM-09-Vorschau
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INNOVATIVES TANDEM:<br />
Sam Altman (l.), CEO von<br />
OpenAI, und Microsoft-<br />
Chef Satya Nadella wollen<br />
die digitale Welt mit KI für<br />
immer verändern<br />
von HANS-PETER SIEBENHAAR<br />
Wie die auf künstliche<br />
Intelligenz basierte<br />
Software zum Gamechanger<br />
nicht nur von<br />
Big Tech, sondern in der<br />
gesamten Wirtschaft<br />
werden kann. Für<br />
Anleger eröffnen sich<br />
große Chancen<br />
Mit aggressiven Worten geht Satya Nadella in der Regel<br />
sehr vorsichtig um. Doch der CEO des Software-<br />
Riesen Microsoft hatte sich seinen jüngsten Auftritt<br />
genauestens überlegt, als er an die Adresse von Alphabet,<br />
dem Mutterkonzern von Google, sagte:<br />
„Heute beginnt das Wettrennen.“ Microsoft integriert<br />
in seine bislang weitgehend erfolglose Suchmaschine Bing unter<br />
Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) mit ChatGPT einen Chatbot,<br />
der über die bisherigen Möglichkeiten weit hinausgehen soll.<br />
„Das ist der Beginn einer neuen Ära“, legte Sam Altman, CEO des<br />
Start-up OpenAI, nach. Die Firma ist der Erfinder von ChatGPT –<br />
ausgeschrieben:„Chat Generative Pre-trained Transformer“.<br />
Die großspurige Ansage kommt nicht von ungefähr. Microsoft,<br />
der Oldie von Big Tech, will mit der KI-basierten Suchmaschine<br />
endlich den Erzrivalen Google vom Thron stoßen und damit am<br />
globalen Werbekuchen viele Milliarden Euro verdienen. Nadella<br />
will nach 32 Jahren im Dienst von Microsoft einen neuen iPhone-<br />
Moment in der Technologiegeschichte schreiben.<br />
Der Aktienkurs spricht bereits Bände. Während das Papier von<br />
Microsoft einen Sprung nach oben erlebte, ging die Aktie von Alphabet<br />
in die Knie. Der Abstand zwischen den beiden Big-Tech-<br />
Giganten hat sich seit dem Auftritt von Nadella weiter vergrößert<br />
– nicht zuletzt wegen des miserablen Auftritts von Alphabet einen<br />
Tag später. CEO Sundar Pichai kündigte die KI-gestützte Software<br />
namens Bard an. Sie basiert auf dem KI-System namens LaMDA<br />
(Language Model for Dialogue Applications). Doch die Präsentation<br />
des Suchmaschinen-Riesen geriet zum Desaster: Die KI-Software<br />
Bard lieferte falsche Antworten. In nur zwei Tagen sank die<br />
Marktkapitalisierung des Google-Mutterkonzerns Alphabet um<br />
über 150 Milliarden Dollar. Im vergangenen Vierteljahr verlor das<br />
Google-Papier mehr als ein Viertel seines Werts. Die Marktkapitalisierung<br />
beträgt mittlerweile weniger als 1,1 Billionen Euro. Zum<br />
Vergleich: Der Börsenwert des Konkurrenten Microsoft beläuft sich<br />
derzeit auf fast 1,9 Billionen Euro. Die Zahlen demonstrieren, wie<br />
sensibel der Markt auf KI-Innovationen reagiert.<br />
Die Motivation von Microsoft-Chef Nadella ist daher gewaltig.<br />
Denn seine Suchmaschine Bing spielt seit Jahren eine bescheidene<br />
Nebenrolle. Nur rund drei Prozent aller Suchanfrage werden für die<br />
Microsoft-Tochter gestellt. Das schmerzt. Deshalb ist es wenig<br />
FOCUS MONEY 9/2023<br />
Foto: Microsoft 13